Menschen, denen es sehr gut geht, wollen keinen Fortschritt

F: Herr Haferburg, Sie leben in Paris. Wenn Sie auf einer Party erzählen, welchen Beruf sei ausüben, wie reagieren die Leute?

A: In Frankreich interessiert, in Deutschland entsetzt. Während man in Frankreich stolz auf die nationale Energiewirtschaft ist, sprechen deutsche Minister ganz offen davon, sie zerschlagen zu wollen. Die unterschiedliche Einstellung, wird besonders deutlich, wenn ein Castor-Zug von einem Land ins andere rollt. In Frankreich tuckert ein Polizist auf dem Motorrad nebenher. In Deutschland sind 16000 Polizisten nötig, um die Container zu sichern. Das deutsche Verhältnis zur Atomkraft trägt hysterische Züge. Der kleine Sohn eines Freundes musste die Schule wechseln, weil herauskam, dass sein Vater bei der „Atommafia“ arbeitet.

F: Wieso halten Sie die Abkehr von der Kernkraft für falsch?

A: Weil keine andere Form der Stromerzeugung so umweltfreundlich für die Grundlast sorgen kann. Energie ist das Rückgrat der Wirtschaft. Wir leben heute in Europa auf dem Wohlstandsniveau der römischen Cäsaren. Rund um die Uhr arbeiten 100 energetische Sklaven für uns. Billige Energie ist die Grundlage unseres Wohlstan-des, denn die Energiekosten preisen sich in alle Produkte ein. Wir sollten mit dieser Errungenschaft sorgsam umgehen und nicht leichtfertig eine bestimmte Form der Stromerzeugung zum Feind erklären. Deutschland tut derzeit alles, um Energie zu verteuern. Das wird nicht ohne Folgen bleiben.

F: Warum so pessimistisch?

A: Wir erleben gerade eine energetische Revolution. Durch die Möglichkeiten zur För-derung unkonventioneller Gas- und Ölvorkommen, wird Energie weltweit billiger – außer in Deutschland. Energetische Revolutionen haben in der Geschichte immer umwälzende Folgen gehabt. In Kanada zahlt man als Endverbraucher acht Euro-Cent pro Kilowattstunde, in Deutschland sind wir bei 27 Cent. Das wird sich auf die Industrieproduktion auswirken. Deshalb ist es nicht sehr weise, sich bei der Energie-versorgung von irrationalen Ängsten leiten zu lassen.

F: Atomenergie kann aber nur billig sein, weil sie jahrzehntelang subventioniert wurde.

A: Das ist schon ziemlich lange her. Heute ist das Gegenteil der Fall: die Brennelemen-te-Steuer. Kernkraftwerke produzieren derzeit für drei bis vier Cent pro Kilowattstun-de. Windenergie liegt – ohne Subventionen – bei zehn bis zwölf Cent, beim Solar-strom ist es doppelt so viel. Diese Formen der Stromerzeugung können nur durch Subventionen existieren.

F: Sind Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima nicht Argumente genug für einen Ausstieg?

A: Nüchtern betrachtet, waren die Folgen der drei Unfälle wesentlich geringer als die deutsche Öffentlichkeit bis heute glaubt. Die Gewinnung von Kohle, Öl, Gas kostet dagegen jährlich Tausende Menschenleben, über die kaum gesprochen wird. Auch durch berstende Staumauern von Wasserkraftwerken kamen weitaus mehr Men-schen um als durch Atom-Unfälle. 
Harrisburg hat gezeigt, dass die Sicherheitssysteme funktionieren: Kernschmelze ohne ein einziges Strahlenopfer. In Tschernobyl kam es zu einer massiven radioakti-ven Freisetzung. Über 50 Menschen starben. Außerdem wird es laut Prognosen zu einem leichten Anstieg der Krebsrate in der Region kommen, der jedoch unterhalb des statistisch Messbaren liegt. Das ist furchtbar, aber weit entfernt von den vermeintlichen Hunderttausenden Toten, von denen in Deutschland bis heute immer wieder die Rede ist. In Fukushima gab es mehrere Kernschmelzen. Kein einziger Mensch kam durch Ra-dioaktivität zu Schaden. Die Japaner haben geschafft unter den Bedingungen einer Naturkatastrophe von biblischen Dimensionen sowohl die benachbarte Bevölkerung als auch Helfer vor Strahlenschäden zu schützen.

F: Sie waren vor kurzem auf einer Inspektionsreise in Japan. Wird das Land aus der Atomkraft aussteigen?

A: Nein. Die japanischen Kernkraftwerke rüsten gerade massive nach, um noch heftige-re Erdbeben und Tsunamis überstehen zu können. Sobald diese Baumaßnahmen abgeschlossen sind, werden sie wieder angefahren. Zwei laufen schon.

F: Was genau wird da sicherheitstechnisch verbessert?

A: Zum Beispiel 15 Meter hohe und kilometerlange Betondämme gegen Flutwellen. Die unterirdischen Pfeiler gehen 50 Meter tief in die Erde. Alle Kraftwerke kriegen zusätz-lichen Notkühltechniken, die auch dann anspringen, wenn kein Mensch mehr einen Schalter bedienen kann. Und es gibt weitere Systeme, die Strom liefern, auch wenn das Netzt zusammenbricht und die Dieselaggregate ausfallen.

F: In der DDR arbeiteten Sie in leitender Funktion in einer der damals größten Kernkraftanlagen der Welt: Lubmin bei Greifwald. Hat Sie die Sicherheit dort überzeugt?

A: Ja, aber gleichzeitig waren mir die Mängel im Sicherheitsdesign bewusst. Wir haben versucht, durch besondere Umsicht diese Mängel zu kompensieren, manchmal auf Kosten der Produktivität. Das war nicht immer leicht, weil die Vertreter der Partei uns Weisungen geben konnten.

F: Was waren das für Mängel?

A: Es gab kein Containment und keine passiven Sicherheitssysteme, die auch ohne Strom und ohne menschlichen Eingriff funktionieren.

F: Sie waren dort auch im berüchtigten Winter 1978 als Schneestürme und extre-mer Frost fast die gesamte Infrastruktur im Norden der DDR lahm legten. Wie nah waren die Deutschen damals einer nuklearen Katastrophe?

A: Lubmin war das einzige Kraftwerk der DDR, das noch in Betrieb war. Alle Kohlkraft-werke waren ausgefallen. Wir konnten die Anlage auch unter diesen Bedingungen sicher betreiben. Allerdings musste meine Schicht einmal 75 Stunden durcharbeiten, weil wir eingeschneit waren. Aber auch das haben wir mit einem strikten Schlafregiment in den Griff gekriegt.

F: Nach dem Mauerfall waren Sie das erste Mal in westlichen Atomkraftwerken. Was ist Ihnen da aufgefallen?

A: Die Anordnung der einzelnen Bauelemente war durchdachter und effizienter als die Konstruktionen, die ich aus dem Osten kannte. Es gab Dreifach- und Vierfachsyste-me für die Sicherheit.

F: Sie waren einer der letzten politischen Gefangene, die aus dem Untersu-chungsgefängnis Hohenschönhausen entlassen wurde. Warum gerieten Sie in die Fänge der Stasi?

A: In Leitungspositionen gehörte es dazu, dass man SED-Mitglied wurde. Ich wollte nicht, das machte mich verdächtig. Dann kam die Feuerprobe: Ein Stasi-Offizier trat an mich heran und forderte mich auf, Inoffizieller Mitarbeiter zu werden. Das lehnte ich ab. Ab da machten sie mir das Leben schwer. Wie ich später aus den Akten er-fahren habe, war ich das Objekt einer so genannten Zersetzungsmaßnahme. Das heißt, am Arbeitsplatz und im Privatleben wurde ein Netz um mich gesponnen, um mir in jeder Hinsicht Misserfolge zu bereiten. An dieser Zersetzungsmaßnahme ar-beiteten zeitweise 30 Leute. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, versuchte über die damalige Tschechoslowakei in den Westen zu flüchten, wurde erwischt und kam ins Gefängnis.

F: Und nach dem Mauerfall waren sie wieder in der Minderheit, diesmal als Kernkraftbefürworter…

A: Wobei es einen wichtigen Unterschied gibt: In der DDR war Kritik an der Kernkraft verboten. Im heutigen Deutschland ist es nicht verboten für Kernkraft zu sein. Aber es ist verpönt. Man wird in gewisser Weise sozial ausgegrenzt. Besonders bizarr fin-de ich, dass die SED, die damals Atomkraftgegner ins Gefängnis stecken ließ, heute als „Die Linke“ im Bundestag sitzt und für den Ausstieg stimmt.

F: Wie erklären Sie sich, dass in einer freien, offenen und pluralistischen Gesell-schaft Einheitsmeinungen entstehen und oftmals intolerant vertreten werden?

A: Die Anti-Kernkraft-Überzeugung trägt in Deutschland pseudo-religiöse Züge. Angst spielt dabei eine große Rolle. Die Atomkraftgegner schüren Angst. Das gibt ihnen Macht. Dazu kommt die katastrophale Kommunikation der Energieversorgungsunternehmen. Die haben sich über Jahrzehnte so ungeschickt angestellt, dass sie heute unglaubwürdig erscheinen, egal was sie sagen.

F: Es ist ja nicht nur die Kernenergie, die von vielen so vehement abgelehnt wird. Auch andere Technologien sind verpönt. Warum ist das so?

A: Weil wir eine reiche Gesellschaft sind. Wir können uns das leisten. Menschen, denen es sehr gut geht, wollen keinen Fortschritt. Sie möchten, dass alles bleibt, wie es ist.

Manfred Haferburg arbeitete in leitender Funktion im Kernkraftwerk Greifswald. Als er sich weigerte, Spitzel zu werden, erklärte ihn die Partei zum Staatsfeind. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch wurde er zunächst in der damaligen CSSR inhaf-tiert, später im Stasigefängnis Hohenschönhausen. Hier gehörte er zu den letzten Gefangenen, die frei kamen. Haferburg lebt heute mit seiner Frau in Paris.
Sein gerade erschienener Roman „Wohn-Haft“ trägt autobiographische Züge und basiert auf wahren Begebenheiten. Die Hauptfigur entwickelt sich vom Mitläufer zum Regimegegner, wird verraten, zersetzt, gefangen und eingekerkert. Eine Lehrstunde über totalitäre Systeme mit genauer Beschreibung einzelner Rädchen. Wolf Bier-mann verfasste das Vorwort zu Wohn-Haft. KUUUK-Verlag, 524 Seiten, 29 Euro.




„Hart aber Fair“ Teil 2: Zuschauerredaktion gibt Antwort

Mail von mir an die Redaktion vom 11.11.13 um 16:58 Uhr

Sehr geehrte anonyme "Hart aber Fair Redaktion",

danke für Ihre Antwort auf meine Beschwerdemail vom 4.11.13 über die stereotype Auswahl Ihrer Gäste. Allerdings war die illustre Runde weder "abwechslungsreich" gem. Ihren eigenen Vorgaben, noch haben die sich mit "unterschiedlichen Aspekten" (mit gelegentlicher Ausnahme von Herrn Fuchs) – wie sie es sich gewünscht haben- zu Wort gemeldet. Konnten sie auch nicht, einerseits wegen vollständiger Ahnungslosigkeit in der Sache und zum zweiten wegen ihrer Befangenheit, besser Voreingenommenheit. Bis auf Herrn Merksteiner waren alle anderen Gäste entweder Täter oder Lobbyisten mit eigener Agenda und damit Nutznießer der Energiewende.

Es muss Ihnen leider entgangen sein, aber es ging mir wirklich nicht um irgendwelche kleineren  und unwichtigen "Details", sondern um die naturgesetzlichen und ökonomischen Grundlagen der sog. "Energiewende". Darüber hätte nach Maßgabe des Titels der Sendung umfänglich und kompetent gesprochen werden müssen. 

Stattdessen kam -wie fast auf jedem Kanal- die unsägliche "Erneuerbare" Lobbyisten Claudia Kemfert zu Wort, die einem zwar vorlaut das Wort im Munde umdrehen kann, aber von den wirtschaftlichen Zusammenhängen nachweislich keinen blassen Schimmer hat, sowie die in der Sache ebenso ahnungslose Solarlobbyistin(1) und grüne Politaktivistin Simone Peter zu Wort. Deren Vergangenheit wurde – ohne jeden Widerspruch der Öffentlichkeit- aber auch ohne jeden Hinweis durch Herrn Plasberg auf ihre frühere Tätigkeit und damit Befangenheit, nirgendwo erwähnt.

Beide wurden tatkräftig unterstützt von der Bankkauffrau und ehemaligen Staatssekretärin im Kanzleramt und Vertraute der Energiewende Kanzlerin Merkel, Frau Hildegard Müller.  

Urteilen Sie selbst: Befangener und ahnungsloser geht nicht.

Wir haben deshalb das Thema auch bei uns gebracht: http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/hart-aber-ahnungslos-die-energiewende-bei-frank-plasberg/

Ihre Antwort und meine dazu werden wir morgen bei uns veröffentlichen.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

Ihr 

Michael Limburg

Vizepräsident EIKE (Europäisches Institut für Klima und Energie)

Nachtrag:

Nur zwei Meldungen vom heutigen Tag zur Energiewende: http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/energiewende-wirkt-weltweit-groesster-chemiekonzern-basf-droht-mit-werkschliessung/

Die Energiewende ist von Anfang an gescheitert, weil sie gegen die Naturgesetze und/oder der Ökonomie durchgezogen wird. Die kann auch kein noch so gewiefter Politiker oder Medienschaffender außer Kraft setzen. Ingenieure können Umgehungen der naturgesetzlichen Grenzen schaffen, aber nur zu Lasten der Ökonomie. Vulgo Preise! Das Ergebnis dieser Hybris haben Sie in der Sendung beklagt, aber nicht die Ursachen. 

(1) Auszug aus obigem Beitrag;

Schon jetzt war die Sendung auf die schiefe Ebene billiger Schlagworte und grüner Parteipropaganda abgeglitten. Das ist bei Simone Peter auch nicht anders zu erwarten gewesen. Die Stationen ihrer Karriere, die das erklären, blieben dem Publikum vorenthalten. Simone Peter ist eine klassische Lobbyistin. Sie arbeitete für die europäische Vereinigung für erneuerbare Energie, besser bekannt als Eurosolar. Das ist die am besten vernetzte Organisation zur Vertretung der Solarindustrie. Mitgründer war der mittlerweile verstorbene SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer der enge Kontakte zum Solarunternehmen Solarworld unterhielt und von diesem Geldbeträge erhielt. Seinen Gründer Frank Asbeck wurde dank üppiger Subventionen zum Multimillionär. Wie fast alle deutschen Firmen der Fotovoltaikbranche schrammt er zurzeit an der Insolvenz entlang, weil chinesische Produzenten von dem staatlich gelenkten deutschen Markt mehr profitierten als die Deutschen.

Als Solarlobbyisten war es nur ein konsequenter Weg als Umweltministerin in die saarländische Dreierkoalition von CDU/FDP und Grünen berufen zu werden. In diesem hoch verschuldeten Bundesland, kleiner als der Landkreis Uckermark und weniger Einwohner als der Landkreis Hannover half sie mit die Energiewende hin zu Planwirtschaft umzusetzen. Als Vertreterin des linken Flügels wurde sie jetzt eine der Parteivorsitzenden der Grünen und trat damit die Nachfolge von Jürgen Trittin an.

Am 11.11.2013 um 16:19 schrieb "Redaktion Hartaberfair_online" <Hartaberfair_online@WDR.DE>:

Sehr geehrter Herr Limburg,

vielen Dank für Ihre Mail.

Sie kritisieren die Zusammensetzung der Gäste in der „hart aber fair“ – Ausgabe vom 04.11.2013.

Woche für Woche ist es das Ziel der Redaktion eine abwechslungsreiche Gästerunde zusammenzustellen, innerhalb derer eine anregende Diskussion zum Thema entsteht. Der Zuschauer soll so die Möglichkeit haben, sich zu unterschiedlichen Aspekten eine Meinung zu bilden.

Da wir aber bei max. 6 Gästen und einer begrenzten Sendezeit nicht zu jedem möglichen Detail einen Spezialisten einladen können, müssen wir uns redaktionell für eine gewisse Schwerpunktsetzung entscheiden oder einen Experten einladen, der mehrere fachliche Details zu einem Thema erklären kann.  So auch in der Sendung vom 04.11.2013, in der wir uns für Herrn Marksteiner als Wirtschaftsexperten entschieden haben.

Wir hoffen, Sie können die redaktionellen Hintergründe unserer Entscheidung nun besser nachvollziehen. Es wäre schön, wenn Sie auch weiterhin bei „hart aber fair“ einschalten.

Beste Grüße 

Ihre "hart aber fair"-Zuschauerredaktion

Westdeutscher Rundfunk

Redaktion "hart aber fair"

50600 Köln

Tel. 0221-220-9163

hart-aber-fair@wdr.de

>>> Michael Limburg <m.limburg@eike-klima-energie.eu> 11/4/2013 10:38 >>>

Lieber Herr Plasberg,

warum wundere ich mich immer wieder, wie es Journalisten wie Sie, aber auch fast alle Ihre Kolleginnen und Kollegen schaffen, zu existentiellen technisch komplizierten Fragen  wie zur Energiewende, auf jeden Sachverstand von Fachleuten aus dem Energiesektor zu verzichten?

In Deutschland leben und arbeiten hunderttausende von sachkundigen Ingenieuren, keinen davon haben Sie eingeladen. Lieber Experten wie Frau Kemfert, die Markt von Planwirtschaft nicht zu unterscheiden vermag, von Ihnen aber als Energiexpertin vorgestellt wird. Die anderen Teilnehmer waren auch nicht viel besser. Ist das Absicht, oder nur Unwissenheit? Das wüsste ich zu gerne.

mit freundlichen Grüßen

Ihr Michael Limburg (Dipl. Ing)

Vizepräsident Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE)

http://www.eike-klima-energie.eu/

Nachricht von Michael Limburg




Nehmen Wirbelstürme an Zahl und/oder Intensität zu?

Extremwetter

Klimaerwärmung lässt vordergründig einen Verstärkungstrend für heftige Wetterereignisse erwarten, wenn man davon ausgeht, dass chemische Reaktionen bei höherer Temperatur schneller ablaufen. Diese irrtümliche Sicht beruht auf meteorologischer Unkenntnis. Unwetter und Stürme hängen vorwiegend nicht von der absoluten Temperatur sondern vielmehr von Temperaturdifferenzen ab (hier). Nur wenn sich die Temperaturdifferenzen zwischen Polar- und Äquatorialgegenden erhöhen, muss mit heftigeren Extremwetterereignissen gerechnet werden. Betrachtet man die jüngeren Klimaänderungen, wird sichtbar, dass Temperaturerhöhungen in polnahen Zonen stets größer als in den Äquatorialzonen waren. Die Polarregionen, nicht die Äquatorialgegenden wurden wärmer, so dass sich die angesprochenen Temperaturdifferenzen verringerten. Infolgedessen sollten Extremwetterheftigkeiten und -häufigkeiten auf der Nordhemisphäre, im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, ab- und nicht zugenommen haben [1]. Dies entspricht den Messungen (s. Bild 1). Die starken kurzfristigen Schwankungen im Bereich weniger Jahre, die in Bild 1 sichtbar sind, verdeutlichen, woher die in den Medien oft zu vernehmenden “Nachweise“ von Extremwetterzunahmen stammen. Die Zeiträume für klimarelevante Aussagen sind hier stets zu kurz. Bis Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ist eine zunehmende Heftigkeit von Stürmen zumindest für den Bereich des Atlantischen Ozeans nicht existent und darf daher als Mythos gelten. Das Gegenteil ist der Fall, was sich sogar in einer über Jahre leicht abnehmenden Off Shore “Windradstromernte“ bemerkbar macht.

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Landsea.jpg

Bild 1: Maximale Windgeschwindigkeiten im Atlantischen Ozean. Zwischen 1940 und 1993 hat die mittlere maximale Windgeschwindigkeit um 5 km/h (ca. 12%) abgenommen. Die gestrichelte Linie zeigt den linearen Trend, der die Abnahme deutlich macht (hier). Grafik aus dem Originalpaper von Landsea entnommen und mit deutschen Beschriftungen versehen.

Ob wärmeres Wetter die Häufigkeit oder Heftigkeit von Hurrikanen (hier) vergrößert, ist dagegen umstritten. Es gibt hierzu Veröffentlichungen, die keinen Einfluss erkennen können, aber auch solche, die mit theoretischen Argumenten das Gegenteil herleiten [2]. Entscheidend sind aber stets die Messungen. Eine höhere Häufigkeit oder Heftigkeit von Hurrikanen in klimarelevanten Erwärmungsphasen konnte bislang nicht belegt werden. Erwartungsgemäß wurde wieder einmal in 2012 Klima-Alarm anlässlich des katastrophalen Hurrikans “Sandy“ gegeben und rief – ebenfalls erwartungsgemäß – die entsprechenden Gegenbelege auf den Plan. Ähnliches wird auch mit dem aktuellen Taifun (hier) Haiyan erfolgen. An der bisherigen Grunderkenntnis einer nicht vorhandenen Zunahme von Wirbelstürmen hat sich nichts geändert (hier, hier, hier, hier, hier, hier). Natürlich gibt es immer wieder Jahre ungewöhnlich starker Hurrikan-Ereignisse (z.B. Katrina-Hurrikan in New Orleans), aber ebenso immer wieder auch solche, in denen es sehr ruhig ist. Über ausreichend lange Zeit gemittelt, kann gemäß Messlage bis zum heutigen Tage von zunehmenden Extremwetterereignissen auf der ganzen Welt keine Rede sein.

Im Global Temperatur Report 1978-2003 der Autoren John Christy und Roy Spencer lesen wir dazu (hier) “An analysis of hurricane and tropical cyclone data found those storms are not becoming either more frequent or more violent“. Weitere Quellen (hier, hier). Die Autoren des letztgenannten Link drücken es unmissverständlich wie folgt aus "Contrary to the common perception that tropical cyclones are on the increase, due perhaps to global warming, studies all over the world show that, although there are decadal variations, there is no definite long-term trend in the frequency or intensity of tropical cyclones over the period of about a century for which data are available. There is, nevertheless, a sharp increase in the socio-economic impact of tropical cyclones in the form of increasing property damage."

Das IPCC selber sagt im Bericht von 2001 (Climate Change 2001, the scientific basis, Chapter 02, Abschnitt 2.7, S. 155) sowie im jüngsten Extremwetterbericht von 2012 (hier) gleiches aus. Diese Fakten können verwirren, weil sie den meist entgegengesetzten Aussagen der Medien widersprechen. Tatsächlich sind Meldungen über zunehmende Extremwetter und Hurrikane entweder frei erfunden oder fiktiven Zukunftsprojektionen von Computer-Klimamodellen entnommen, von wo sie dann vom nicht so genau hinhörende Medienkonsument irrtümlich der Gegenwart zuordnet werden. Für den Zustand mancher deutschen Klimainstitute (glücklicherweise nicht aller) ist es bezeichnend, dass sich ihre Vertreter – hier Stefan Rahmstorf vom PIK – nicht zu schade sind, vor laufender TV-Kamera der Öffentlichkeit einen nicht existierenden Sachzusammenhang von einer (ebenso nicht existierenden) anthropogenen Klimaerwärmung mit dem realen jüngsten Wirbelsturm Haiyan anzudienen. Und wenn beispielsweise Klaus Töpfer als ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der UN am 12.11.2013 im DLF behauptet „Es ist eine Tatsache, dass tropische Stürme infolge der Erderwärmung zunehmen…“, so ist dieses Statement doppelt falsch: Erstens nehmen Stürme nicht zu und zweitens gibt es seit 15 Jahren keine Erderwärmung mehr.  

Die Stärke von Wirbelstürmen und Schadensvergleiche

Die Stärke von tropischen Wirbelstürmen kann nur extrem ungenau gemessen werden. Diese Stürme entstehen in der Regel weit ab von bewohnten Küsten auf dem Meer, wo sie ihre volle Kraft entfalten. An Land, wo ihnen der Energienachschub vom Meer fehlt, lösen sie sich früher oder später auf. Auf dem Meer gibt es kaum Messtationen und an Land sind sie in den hier betroffenen Gebieten in aller Regel nicht zahlreich. Insbesondere sind solche Stürme mit Kurzböen extremer Stärke verbunden. Die gemeldeten Zahlenwerte (beim Haiyna über 300 km/h Spitzenwerte) können daher nur ausgesprochen unzuverlässige Schätzungen sein.

Einen interessanten Ansatz, um die Frage nach der Zerstörungskraft von Wirbelstürmen genauer zu beantworten, liefert eine begutachtete Veröffentlichung von Pielke et al. aus dem Jahre 2008 (hier). In ihr werden nur die vom Wirbelsturm angerichteten Zerstörungen (Schäden) erfasst. Mit dieser Methode kann die Zerstörungskraft von unterschiedlichen Wirbelstürmen hinreichend zuverlässig verglichen werden. Freilich bedarf es bei dieser Methode eines zweiten Schritts. Trägt man nämlich (inflationsbereinigt) die von den Versicherungen getragenen Gesamtschäden von Wirbelstürmen über die Zeit auf, erhält man eine extrem ansteigende Kurve (Bild 2).

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Pileke1.jpg

Bild 2: Inflationsbereinigte Schäden von Wirbelstürmen

Ohne weiteres könnte dies als Beleg für Schadenszunahmen genommen werden. Dies ist falsch, denn die versicherten Werte, die Bevölkerungsdichte etc. haben ebenfalls zugenommen. Im zweiten Schritt muss daher auch noch "bestandsbereinigt" werden. Erst dann ergibt sich das zutreffende Bild (Bild 3).

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Pileke2.jpg

Bild 3: Schäden wie in Bild 2, aber "bestandsbereinigt". Es ist jetzt keine Zunahme mehr erkennbar.

Aus ihm geht keine Zunahme der Heftigkeit von Wirbelstürmen hervor. Der stärkste war offensichtlich der "Great Miami" in 1929. Haiyan wird sicher in der obersten Kategorie mitspielen. Unabhängig davon wie stark sich Haiyan herausstellt, am Gesamtbild wird dieser Sturm nichts ändern.

Die großen Versicherungen kennen die hier geschilderten Zusammenhänge natürlich bestens. Da diese Unternehmen kein Interesse daran haben, dass sie dem Medienkonsumenten und Versicherungsnehmer bekannt werden, gelangen sie natürlich auch nicht in die Zeitungen oder ins Fernsehen.

[1] FAZ vom 21.5.2008, "Weniger Wirbelstürme nach Klimawandel? (hier)"

[2] Wegen der kaum noch überschaubaren Literatur hierzu: In Google scholar "hurricane frequency" im Suchfenster eingeben und selber entsprechende Publikationen aussuchen.

Zum Autor:

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke (Physiker) lehrte nach Forschungs- und Industrietätigkeit an der HTW des Saarlandes. Fachveröffentlichungen in Kernphysik, Strömungsmechanik, Chemietechnik und Klimaphysik sowie 1 Fachbuch und 2 Klimasachbücher (hier). Er ist Pressesprecher von EIKE.

Ergänzung der Redaktion 1:

Lesen Sie auch hier einen interessanten Artikel mit ganz anderen Fakten als in den Medien behauptet von Kewil in PI. Titel 

Taifun “Haiyan” ein Fest für Klima-Schwindler

Ergänzung  der Redaktion 2

Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimaforschungsfolgen kann sich garnicht genug freuen über den Wirbelsturm und schiebt ihn natürlich dem anthropgenen Klimawandel in die Schuhe (Details hier -in Englisch)

Auch Jeffrey Sachs, seines Zeichens US Wirtschaftswissenschaftler meldet sich zu Wort.

Capital Autor Christian Schütte hat dessen Einlassungen hier kommentiert

SACHS, LÜGEN UND AGITPROP

12. Nov 2013, Christian Schütte

Nach dem Taifun „Haiyan“ schalten manche Klimaaktivisten wieder in den wilden Angriffsmodus. Sie diskreditieren sich selbst. Von Christian SchütteDen Vogel hat diesmal Jeffrey Sachs abgeschossen. Der weltberühmte Wirtschaftsprofessor leitet das „Earth Institute“ an der New Yorker Columbia Universität, arbeitet als Sonderberater des Uno-Generalsekretärs für die Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen und ist für viele so etwas wie das ehrenwerte Gesicht der eigentlich eher suspekten Wirtschaftswissenschaft. Sachs gilt als kluger Kopf mit höchsten moralischen Ansprüchen, er ist ein Vorbild und einflussreicher Meinungsmacher.

Zum Taifun „Haiyan“ hat Sachs an diesem Sonntag das Folgende getwittert:

Auf Deutsch: „Klimalügner wie Rupert Murdoch und die Koch-Brüder haben mehr und mehr Blut an ihren Händen während Klimakatastrophen auf der ganzen Welt Menschenleben fordern."

Mit anderen Worten: Wer sich der klimapolitischen Agenda des Jeffrey Sachs prominent widersetzt, der macht sich der Beihilfe zum Massenmord schuldig. Das Publikum kann ja selbst überlegen, wie man mit solchen Mitmenschen verfährt. Neben dem Medien-Tycoon Murdoch und der US-Unternehmerfamilie Koch lassen sich bestimmt noch andere Hilfskiller ausmachen.

Geht´s eigentlich noch?

Ergänzungen der Redaktion 3

Aufschlussreich die FAZ vom 12.11.2013. In der Presseschau (Stimmen der Anderen) auf S. 2 wird ein kleiner Querschnitt der Klima-Quislinge gegeben, so vom Mannheimer Morgen und der Stuttgarter Zeitung. Wie hirnrissig müssen diese Redaktionen eigentlich sein, um immer noch "Klimaschutz" zu predigen. Es kann sich eigentlich nur um kühl rechnende, grüne Ideologen handeln, denn so wenig Recherchen und so wenig Sachverstand sind fast undenkbar.

Dagegen redet die FAZ Tachles. Im Leitkommentar auf S. 1 "Spiel mit Katastropen" nimmt Jasper von Altenbockum kein Blatt mehr vor den Mund, wenn er schreibt "Ehrlich und verantwortungsvoll wäre es, wenn gerade jetzt und gerade in Warschau (Anm.: Ort der aktuellenKlimakonferenz) darauf hingewiesen würde, dass es einen simplen Zusammenhang zwischen "Monsterstürmen" und dem Klimawandel nicht gibt; dass auch die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass deren Zahl zunehmen wird. Warum sollte es derzeit auch eine "Klimawandel-Pause" geben, gleichzeitig aber immer mehr Klima-Katastrophen? Dass die Menschheit als der Schuldige für Naturkatastrophen gebrandmarkt werden kann, ist die größte Verwirrung, die eine ideologisch aufgeladene, Ursache und Wirkung willkürlich verknüpfende Energie- und Klimapolitik bislang angerichtet hat".

SPIEGEL-Online (SPON) titelt "Lehren aus dem Sturm" (hier). Dieser Beitrag des Redakteurs Axel Bojanowski zeichnet sich durch sehr gute Recherche und eingehen auf nähere Details aus. Bojanowski schreibt u.a. "Der Uno-Klimarat hat die Erkenntnisse in seinem jüngsten Bericht vom September zusammengefasst: Es gebe keine erkennbaren Langzeittrends bei tropischen Zyklonen, also bei Hurrikanen und Taifunen. Allerdings: Die stärksten Wirbelstürme, so eine Vermutung, könnten in Zukunft noch zerstörerischer werden. Tropische Stürme ziehen ihre Energie aus warmem Wasser. Doch die Gleichung "wärmere Ozeane gleich mehr Stürme" geht nicht auf. Scherwinde können sie schwächen. Lindernd wirken sich auch Staubpartikel aus. Entsprechend scheint die Verringerung der Luftverschmutzung in der westlichen Welt seit Ende der siebziger Jahre dazu beigertragen zu haben, dass seither wieder mehr Hurrikane über dem Atlantik kreisen."

Inzwischen ist auch die WELT nachgezogen (hier). Der Redakteur Ulli Kulke schreibt u.a. "Die Klimaforschung hat sich seit Längerem von der These verabschiedet, dass Hurrikane oder Taifune in den letzten Jahrzehnten stärker oder häufiger auftreten." und ferner "Auch wenn es sich um namhafte deutsche Klimaforscher und das öffentlich-rechtliche Fernsehen handelt: Wer über den Bildschirm verkündet, der Taifun "Haiyan" sei gewiss menschengemacht, handelt wider besseres Wissen und verantwortungslos."

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Eine Religion ist genug

Tony Abbott hat jetzt die große Ehre und Verantwortung, Australiens Premierminister zu sein, weil er vor etwas unter vier Jahren in Frage gestellt hat, was ein politischer Konsens zur globalen Erwärmung zu sein schien; er wurde mit einer Stimme Vorsprung zum Vorsitzenden seiner Partei gewählt, die er anschließend dazu brachte, ihre Politik in dieser Angelegenheit grundlegend zu ändern. Dann konfrontierte er die amtierende Regierung mit den ziemlich dramatischen Folgen ihrer diesbezüglichen Politik, auf die ich gleich noch näher eingehen werde.

Den Titel zu diesem Aufsatz habe ich mit Bedacht gewählt, und zwar als Reaktion auf den frömmelnden Tonfall, der von so Vielen angeschlagen worden ist, die substantiell und kostspielig Antworten auf etwas vorangetrieben haben, das sie als unwiderlegbaren Beweis dafür ansahen, dass das Weltklima einer Katastrophe entgegen geht. Gerichtet war das gegen Menschen, die ihre Ansichten nicht teilten. Für sie ist die Ursache zu einer Ersatzreligion geworden.

Es wird eine zunehmend offensive Sprache benutzt. Das ungeheuerlichste Beispiel hierfür ist der Ausdruck „Leugner“. Wir alle wissen um die besondere Bedeutung dieses Wortes im gegenwärtigen Sprachgebrauch. Es wurde in dieser Debatte mit böswilliger Absicht verwendet.

Das überragende Phänomen dieser Debatte ist der ständige Versuch der Beeinflussung von Politikern, in manchen Fällen erfolgreich, doch bitteschön dem Mantra „folge der Wissenschaft“ und „die Wissenschaft ist sich wirklich einig“ zu folgen. Ziel ist es, den Eindruck zu erwecken, dass es nicht wirklich Spielräume gibt, dies zu hinterfragen; das ist nicht wirklich eine öffentliche Angelegenheit, sondern eine, zu der sich die Experten geäußert haben, und wir alle wären schlecht beraten, etwas anderes zu unternehmen als sie vorschlagen; und diese Vorschläge sind direkte Folge der wissenschaftlichen Ergebnisse.

Dr. Richard S. Lindzen hat kürzlich im Journal of American Physicians and Surgeons etwas über jene geschrieben, die es sinnvoll finden, die Wissenschaft als Begründer ihrer politischen Agenda heranzuziehen: „Dies involviert sofort eine Verzerrung der Wissenschaft auf sehr grundlegende Weise: die Wissenschaft wird so nämlich zu einer Quelle der Autorität und nicht einer Vorgabe, etwas zu untersuchen. Der wirkliche Nutzen der Wissenschaft stammt aus Letzterem; der politische Nutzen aus Ersterem“.

Es ist eine bewährte Methode. Ich meine die Bezeichnungen, die Sie sicher schon gehört haben, dass nämlich etwas „über der Politik steht“ oder „zu wichtig ist, um es den Politikern zu überlassen“, wobei die Politiker selbst manchmal die schlimmsten Schuldigen von allen sind, wenn sie Entscheidungen treffen, die in Wirklichkeit von Anderen stammen. Politiker, die ihren Ansehensverlust beklagen, sollten sich daran erinnern, dass sie jedes Mal, wenn sie durch die vermeintlichen Ansichten der Experten eingeschüchtert werden, diesem Ansehensverlust weiteren Vorschub leisten.

Wissenschaftler sind Experten der Wissenschaft. Richter sind Experten bei der Interpretation der Gesetze, und Ärzte sind spezialisiert darauf, uns gesund zu halten – unter der Voraussetzung, dass wir ihren Ratschlägen folgen. Aber Parlamente, bestehend aus gewählten Politikern, sind die Experten öffentlicher Politik, und niemals sollten sie diese Rolle betont oder unbewusst Anderen zukommen lassen.

Diese meine Ansicht ist Teil meiner seit Langem gehaltenen Beurteilung, dass die drei großen Säulen einer demokratischen Gesellschaft ein starkes parlamentarisches System, eine unbestechliche Justiz und freie, skeptische Medien sind. Ich war immer gegen Bills of Rights*, nicht zuletzt weil sie Entscheidungen auf nicht gewählte Richter übertragen; Entscheidungen, die nur von gewählten Vertretern der Bevölkerung getroffen werden sollten.

Die globale Erwärmung ist eine überaus bedeutsame öffentliche politische Angelegenheit. Die Wissenschaft zu verstehen ist unabdingbar; ebenso wie das Verstehen der Ökonomie. Genauso wichtig ist das Verstehen, dass nach Rendite Trachtende sehr hartnäckig sind, sowie öffentliche Gelder ins Spiel kommen.

Dem McKinsey-Bericht zur globalen Bevölkerung zufolge, im Jahre 2012 für die UN geschrieben, wird es im Jahr 2030, also in etwas über 16 Jahren, 2,2 Milliarden mehr Verbraucher der Mittelklasse in der Welt geben als jetzt, davon 1,7 Milliarden allein in Asien. Wir sprechen hier davon, nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung aus der Tyrannei der Armut durch wirtschaftliches Wachstum zu befreien, und das nur in einer so kurzen Zeit wie weniger als 20 Jahre.

Es ist schwer, sich begeisterndere Aussichten vorzustellen; eine Aussicht, die Politiker dazu bringen sollte sicherzustellen, dass sie in Erfüllung geht. Einige Enthusiasten bzgl. der globalen Erwärmung führen die Debatte in moralischer Hinsicht. Sollte nicht die Befreiung von hunderten Millionen aus der Armut unser aller moralisches Anliegen sein? Falls ja, dann fällt es schwer, die gegen die globale Erwärmung gerichtete Politik zu rechtfertigen, die in jeder Hinsicht der wirtschaftlichen Entwicklung in Entwicklungsländern entgegen steht.

Während der letzten fünf Jahre hat sich die Dynamik der Diskussion um die globale Erwärmung verlagert, und zwar weg von einem übertriebenen Nachlaufen der schlimmstmöglichen Implikationen dessen, was die Mehrheit der Klimawissenschaft uns erzählt, hin  zu einer ausgewogeneren und nachfragenden Annäherung. Dafür gab es eine Reihe von Gründen.

Die globale Finanzkrise spielte eine entscheidende Rolle. Wenn ich die berühmte Phrase von Irving Kristol etwas verändern darf, sie reicherte die Debatte mit einer starken Dosis Realität an. Nicht nur, weil sie einige Regierungen gezwungen hat, die Kosten alternativer Energie-Schemata neu zu berechnen, sondern vor allem wegen deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Sie hat die Wachstumsrate der Treibhausgas-Emissionen verringert und so Anlass gegeben, genauer über die Klugheit mancher Entscheidungen nachzudenken, die im Namen der Rettung des Planeten getroffen worden waren.

Der Kollaps des Gipfels in Kopenhagen im Jahre 2009 stellte einen schweren Schlag gegen eine weltweite Übereinstimmung bzgl. der globalen Erwärmung dar, die wiederum eine wesentliche Vorbedingung für das effektive Betreiben von Emissions-Handelssystemen ist. Ohne Verständnis für die gegensätzlichen Positionen der Amerikaner einerseits und der größten Emittenten der sich entwickelnden Ökonomien andererseits war das Scheitern jenes Gipfels unvermeidlich. Es sieht so aus, als ob man seitens Washingtons wenig für ein solches Verständnis getan hat.

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Übereinkunft dieser Art jemals erreicht wird. Trotz der starken Überzeugung von Präsident Obama hinsichtlich eines Zertifikatehandels, ausgedrückt in der Rede an die Nation im Februar dieses Jahres, verbleibt in den USA ein gewisser Widerstand in beiden Parteien, Übereinkommen dieser Art zu übernehmen. Die Republikaner stehen hier an vorderster Stelle, aber man erinnere sich, dass es der US-Senat während der Präsidentschaft von Bill Clinton mit 95 zu 0 Stimmen abgelehnt hat, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren, solange nicht alle großen Emittenten mit im Boot sind. Und das wird niemals geschehen.

Länder wie China haben genau verfolgt, wie die westlichen industrialisierten Nationen das hohe BIP erreichen, das sie jetzt anstreben, während der Energieverbrauch gleichzeitig als umweltschädlich verdammt wird. Sie haben nicht die Absicht, sich selbst diesen Energieverbrauch zu versagen, der für den Westen so offensichtlich vorteilhaft war. Ihr größtes Einzelziel ist die wirtschaftliche Entwicklung. Wer sollte das in Frage stellen, wenn dadurch weiterhin Millionen Menschen aus der Armut befreit werden können? Welches Recht hat der schon jetzt im Überfluss lebende Westen, den Entwicklungsländern das zu verwehren?

Die Flut von E-Mails von der University of East Anglia, der eingestandene Irrtum hinsichtlich der Gletscher des Himalayas ebenso wie die rein politischen Agenden jener, die den vermeintlich unparteiischen wissenschaftlichen Ratschlägen gefolgt sind, haben den Ruf des IPCC als die ultimative Institution wissenschaftlicher Experten zur globalen Erwärmung nachhaltig beschädigt.

Zum Beispiel hat Ottmar Edenhofer, Vizevorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe III und Leitautor des 4. IPCC-Zustandsberichtes 2007 seine Überzeugung der unparteiischen wissenschaftlichen Vorgehensweise des IPCC mit seinem bemerkenswerten Statement demonstriert: „Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltvermögen um. Man muss sich von der Illusion freimachen, dass internationale Klimapolitik Umweltpolitik ist. Das hat mit Umweltpolitik, mit Problemen wie Waldsterben oder Ozonloch, fast nichts mehr zu tun” [1].

Und im jüngsten IPCC-Bericht wurde widerwillig eingeräumt, dass die Erwärmung während der letzten 15 Jahre zum Stillstand gekommen ist. Aber man versichert uns, dass dies lediglich vorübergehend sei.

Wichtig ist, dass die Technologie wie immer die Parameter der Debatte verändert hat. Die Extrahierung von Öl und Gas aus Schiefer hatte gewaltige Auswirkungen auf die Energieszene in den USA. Gas ist billiger als Kohle, und Erdgas emittiert 45% weniger Kohlendioxid als Kohle und kostet erheblich weniger als die gegenwärtig verfügbare Wind- und Solarenergie. Im Jahre 2012 sanken die Kohlendioxid-Emissionen der USA auf das niedrigste Niveau seit 20 Jahren, 14% unter das Niveau des höchsten Ausstoßes im Jahr 2007. Ich bin sicher, dass ich ein britisches Auditorium nicht an die potentiellen Vorteile der Schiefer-Ausbeutung in diesem Land erinnern muss.

Ich war immer ein Agnostiker hinsichtlich der globalen Erwärmung. Ich habe niemals als Ganzes die multiplen Besorgnisse von vielen wichtigen Wissenschaftlern zurückgewiesen, aber die Geschichte der Menschheit hat mich auch auf die unbegrenzte Kapazität der Menschen hingewiesen, sich an ändernde Bedingungen der Umwelt anzupassen, in der sie leben.

Die meisten in diesem Saal werden sich an die apokalyptischen Warnungen des Club of Rome vor über 40 Jahren erinnern. Das waren Experten; sie haben vorhergesagt, dass der Welt die Ressourcen ausgehen, sich selbst zu erhalten. Sie lagen falsch. Tragischerweise kommt es noch immer zu Hungersnöten, aber viele wenn nicht alle sind Folgen von Tyrannen, die Hunger als eine politische Waffe missbrauchen.

Im Jahre 2004 hat die damals von mir geführte Regierung in Australien ein Weißbuch zu Energie zusammengestellt, in dem ein Emissions-Handelssystem abgelehnt worden war, ebenso wie eine verpflichtende Bindung, dass bis zum Jahr 2020 20% der Energie aus Erneuerbaren stammen müssen (was von einem von der Regierung eingesetzten Komitee verlangt worden war). Außerdem wurde unser Widerstand gegen die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls noch einmal bekräftigt. Die wichtigste Feststellung war aber, dass Investitionen in die Technologie höhere Priorität haben sollten als andere Maßnahmen hinsichtlich der globalen Erwärmung.

Zwei Jahre später, nämlich Ende 2006 hat meine Regierung einen „perfekten Sturm“ in dieser Hinsicht ausgelöst. In vielen Gebieten in Westaustralien war es zu einer anhaltenden Dürre gekommen, was zu ernsten Beschränkungen des täglichen Wasserverbrauchs geführt hatte. Nicht zum ersten oder zum letzten Mal begann die Brandsaison früh; der Bericht von Sir Nicholas Stern stürmte die Bücherregale, wobei der Autor selbst Australien besuchte; und schließlich hat Al Gore seinen Film „eine unbequeme Wahrheit“ veröffentlicht. Kurz gesagt, „etwas gegen die globale Erwärmung zu tun“ erhielt einen starken politischen Impuls in Australien.

Die Atmosphäre – die politische, meine ich – war diesem Impuls sicherlich förderlich. Die australische Wirtschaft blühte, die Arbeitslosigkeit sank auf ein 30-Jahres-Tief, der Haushalt war solide, und die internen Forschungen der Liberal Party enthüllten, dass der Optimismus der Menschen so groß war, dass sie glaubten, die Wirtschaft liefe praktisch von allein. Es war nicht schwierig, die Wähler zu überreden, dass man im Kampf gegen die globale Erwärmung mehr tun müsse. Schließlich konnten wir uns das leisten.

Unsere politischen Gegner drängten uns, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren, eine bedeutungslose Geste in diesem Stadium, aber eine, die als ein schmerzloser Weg präsentiert wurde zu zeigen, etwas „gegen die globale Erwärmung zu tun“. Meine Regierung hat ursprünglich aus wichtigen politischen Gründen die Ratifizierung abgelehnt, da das Protokoll nicht auch Entwicklungsländer wie China und Indonesien verpflichtet hatte. Bei einer Ratifizierung hätte das Verletzen der Vorgaben Strafen für bestimmte Industriezweige in Australien nach sich gezogen, nicht jedoch in jenen Entwicklungsländern.

Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Industrie und Regierung forderte ein Emissions-Handelssystem, aber eines, dass unseren Exportbereich schützte einschließlich der Bergbau-Industrie. Auch hat die Regierung darauf hingewiesen, dass Australien ein neues Abkommen unterstützen würde, die Treibhausgas-Emissionen zu begrenzen unter der Voraussetzung, dass dies für alle Emittenten gilt. Wir sind weiterhin gegen die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls in seiner jetzigen Form.

Die Regierung übernahm die Forderung der Arbeitsgruppe mit der Prämisse, dass wir nur dann die volle Einführung vornehmen würden, wenn andere Länder das Gleiche tun. In diesem Stadium gab es noch einigen Optimismus, dass dies geschehen würde. Politisch hat unsere Antwort nicht die Ansicht der australischen Gemeinschaft verändert, wobei unsere Gegner von Labor, die weiterhin die Ratifizierung von Kyoto verlangten, sich stärker Aktionen gegen die globale Erwärmung verpflichtet fühlten als meine Regierung.

Der Rest ist, wie sie sagen, Geschichte. Die ALP unter Kevin Rudd hat meine Regierung nach fast zwölf Jahren im Amt geschlagen. Das Thema globale Erwärmung hat Labor geholfen, da deren Ansichten zu jener Zeit moderner waren als unsere. Die Zeit für eine Änderung war jedoch der Hauptgrund, warum wir verloren haben.

Ursprünglich hatte die Liberal Party auch in der Opposition provisorisch die Anstrengungen der neuen Labor-Regierung unterstützt, stärkere Maßnahmen hinsichtlich der globalen Erwärmung zu ergreifen. Ende 2009 jedoch begann sich die Stimmung zu ändern, wobei Tony Abbott und Andere gegen Verhandlungen mit der damaligen Regierung über die Ausgestaltung eines Emissions-Handelssystems waren. Dies führte zur Änderung in der Parteiführung, von der ich weiter oben gesprochen habe. Abbott kehrte die Politik der Liberal Party zu diesem Thema von unten nach oben. Er hat jedwede überparteiliche Unterstützung für ein Emissions-Handelssystem zurückgezogen und konfrontierte die immer noch ziemlich neue Regierung mit einem starken Vorsprung bei den Wahlen.

Die globale Finanzkrise war in vollem Gange, obwohl Australien davon nicht besonders stark betroffen war. Nachdem er die globale Erwärmung als „die größte moralische Herausforderung unserer Zeit“ bezeichnet hatte, vollführte Kevin Rudd eine politische Kehrtwende und verschob die Einführung seines geschätzten Emissions-Handelssystems um mindestens zwei Jahre. Während dieses Prozesses ließ er eine Gelegenheit verstreichen, eine Wahl für beide Häuser unseres Parlamentes zu diesem Thema abzuhalten, die er damals wahrscheinlich gewonnen hätte, weil es immer noch eine starke gefühlsmäßige Stimmung gab, gegen die globale Erwärmung „etwas zu tun“.

Diese Kehrtwende hat die Öffentlichkeit verwirrt, wie es bei politischer Inkonsistenz immer der Fall ist, und die persönlichen Umfragewerte von Kevin Rudd fielen stark, aber nicht katastrophal. Die Labor Party behielt ihre führende Rolle unter den Parteien. Viele seiner Kollegen mochten seinen Regierungsstil nicht und benutzten den Rückgang seiner Umfragewerte, ihn als Premierminister abzusetzen. Für ihn kam Julia Gillard. Rudds Rücktritt als Premierminister im Juni 2010 war ein kolossaler Fehler und war das grundlegende Element, das zu der schweren Niederlage der ALP-Regierung vor etwas über zwei Monaten geführt hat.

Die neu eingeführte Premierministerin Julia Gillard konnte die Wahlen 2010 nicht gewinnen. Es war ein effektiv totes Rennen, das ihre Regierung unpassenderweise überstand, und zwar mit Unterstützung von zwei Unabhängigen aus sehr konservativen Einrichtungen. Sie gab das spezifische Versprechen ab, keine Kohlenstoffsteuer einzuführen, hat dann aber genau das getan, weil dies der Preis war, den die Grünen für eine garantierte weitere Unterstützung verlangt hatten, hielten sie doch das Gleichgewicht der Kräfte im Senat.

Es war keine Überraschung, dass Tony Abbott sie unaufhörlich mit diesem Bruch ihres Versprechens konfrontierte. Er selbst hat einen direkten Aktionsplan vorgelegt, der direkte finanzielle Zuwendungen für Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen enthielt. Rudd wollte immer zurück an die Macht und war, gelinde gesagt, nie eine Hilfe der Frau, die ihn ersetzt hat. Verzweifelt, aber nicht als Affekthandlung, hat die ALP Rudd im Juni dieses Jahres erneut auf den Schild gehoben, aber es war zu spät. Die Australier hatten genug von einer inkompetenten Regierung und haben diese abgewählt.

Australien ist ein an Ressourcen reiches Land. Vor gerade zwei Jahren haben die Kanadier den Konservativen von Stephen Harper zur Mehrheit verholfen. Diese plädierten für eine vernünftige Verwendung seiner Ressourcen. Genauso haben die Australier jetzt eine Regierung mit einer pragmatischen Haltung zur globalen Erwärmung gewählt. Sie bestimmte auch, unsere große Bergbauindustrie als einen wertvollen Schatz zu behandeln. Die hohe Zeit für öffentliche Unterstützung für über-zelotische Maßnahmen gegen die globale Erwärmung war vorbei.

Mein Verdacht ist, dass sich die meisten Menschen in Ländern wie dem Unseren in einer gewissen nachhaltigen Agnostik zu diesem Thema befinden. Natürlich ändert sich das Klima. Das hat es schon immer getan. Es gibt unterschiedliche Meinungen nicht nur darüber, wie nachhaltig diese Erwärmung ist – anscheinend hat es sich während der letzten 15 Jahre überhaupt nicht erwärmt – sondern auch über die relativen Beiträge der Menschheit und von natürlichen Ursachen. Die Ansichten sind jedoch alles andere als unterschiedlich hinsichtlich der rasant steigenden Stromkosten und dem zunehmenden Bewusstsein, dass umfangreiche Subventionen für die Erzeugung erneuerbarer Energie gezahlt werden, die eine immer schwerere Belastung für Geringverdiener sind.

Angesichts der sich ändernden öffentlichen Meinung haben zelotischere Befürworter von Maßnahmen gegen die globale Erwärmung versucht, eine automatische Verbindung herzustellen zwischen dieser und bestimmten Wetterereignissen. Wie viele von Ihnen wissen, gab es in NSW [New South Wales] vor zwei Wochen schwere Buschbrände, die über 200 Häuser in den unteren Blue Mountains westlich von Sydney zerstört haben. Diese Brände wurden schließlich durch die hervorragenden Bemühungen unserer Feuerwehrleute unter Kontrolle gebracht. Unter diesen war auch unser neuer Premier Tony Abbott, der unauffällig seiner lokalen Feuerwehr hierbei geholfen hat. Er ist seit Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.

Unter Federführung von Christiana Figueres, Generalsekretärin des UNFCCC, wurde durch Leute, die man nur als Alarmisten bezeichnen kann, ein Versuch unternommen, diese Brände für ihre Ziele in der Debatte um die globale Erwärmung auszuschlachten. Sie sagte, die Brände seien ein Beispiel für „doom and gloom“ [etwa: Schicksal und Untergang], die der Welt bevorstehen könnten ohne starke Maßnahmen gegen die Klimaänderung. Die Brände bewiesen ihren Worten zufolge, dass die Welt schon jetzt „den Preis für Kohlenstoff zahle“. Und das, obwohl sie sich nach allen Richtungen mit der Bemerkung abgesichert hatte, dass eine Verbindung zwischen der globalen Erwärmung und den Buschbränden in NSW „noch“ nicht bewiesen sei.

Der Premier wies diese Verbindung zurück. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore wurde auf dem Flaggschiff aller Nachrichtenmagazine des Senders ABC interviewt. Er sagte, dass es hinsichtlich einer direkten Verbindung keine Zweifel gebe. Ihm zufolge hatte Abbott unrecht.

Mit einem exquisiten Timing, von dem ich sicher bin, dass es Zufall war, hat ABC in der folgenden Nacht eine dreiteilige Serie zur Kunst in Australien gesendet. Eines der gezeigten Gemälde war der ikonische „Black Thursday“ von William Strutt. Mit eindrucksvollen Details ist dort ein gewaltiger Buschbrand in Victoria dargestellt, der ein Viertel der Landmasse der Provinz vernichtete, eine Million Schafe tötete und 12 Todesopfer forderte. Dem Moderator des Programms zufolge sprachen Presseberichte jener Zeit davon, dass das Feuer so intensiv war, dass brennende Ascheteilchen noch auf einem Schiff bemerkt worden waren, das 20 Meilen entfernt auf See fuhr. Dieses Feuer ereignete sich im Jahr 1851, also vor 163 Jahren während einer Zeit, wie man uns sagte, in der der Planet keinerlei globale Erwärmung aufwies. Man kann all dies sehr gut auch als eine unbequeme Wahrheit bezeichnen [2].

Wo bleiben wir in dieser Debatte? Aus Sicht eines Agnostikers können folgende grobe Schlussfolgerungen gezogen werden:

1. Erstes Prinzip: Man sage uns niemals, dass wir akzeptieren sollen, dass die Wissenschaft in einer Hinsicht ewig gilt; man bleibe immer offen für die Bedeutung der Ergebnisse neuer Forschungen.

2. Man erhalte sich einen Sinn für die Verhältnismäßigkeit, vor allem, wenn es um die Lastverteilung zwischen den Generationen geht. Der überzeugende Punkt im Buch An Appeal to Reason [etwa: Appell an die Vernunft] von Nigel Lawson lautet, dass die gegenwärtige Generation keine zu schwere Last tragen soll, nur damit zukünftige Generationen 8,4 mal besser dran sind und 9,4 mal wohlhabender. Alle Politiker sollten sich das hinter die Ohren schreiben. Selbst das IPCC schätzt, dass das globale BIP in diesem Jahrhundert um das 14-fache zunehmen wird, und um das 24-fache in den Entwicklungsländern.

3. Erneuerbare Energiequellen sollten immer dann genutzt werden, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist. Je weniger die Regierungen intervenieren, umso eher wird das der Fall sein.

4. Kernenergie muss langfristig eine Antwort sein. Es ist eine saubere Energiequelle, hat das Potential, grundlastfähigen Strom zu erzeugen als Alternative zu fossilen Treibstoffen, und moderne Kernkraftwerke haben ein extrem hohes Sicherheitsniveau.

5. Man vergesse nie, dass die Technologie weitere Überraschungen bereit halten wird. Ich bezweifle, dass der Ausdruck „Fracking“ weithin bekannt ist, geschweige denn vor fünf Jahren überhaupt existent war.

Darf ich mit einer geopolitischen Anmerkung schließen? Was Einige die „Schiefer-Revolution“ nennen, die in den USA im Gange ist, hat das Potential, zu einem „Game Changer“ im ureigenen Sinn dieses Ausdrucks zu werden. Sie steckt noch in den Kinderschuhen, aber wenn die Optimisten recht behalten, wird es die Energie-Abhängigkeit der USA von Einfuhren aus dem Nahen Osten reduzieren wenn nicht sogar ganz beseitigen. Das hätte gigantische strategische und außenpolitische Konsequenzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Demokrat oder ein Republikaner im Weißen Haus regiert.

[1] Ottmar Edenhofer interview with German news outlet NZZ Online, 14th November 2010. Published in English by the GWPI: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/klimapolitik-verteilt-das-weltvermoegen-neu-1.8373227 http://newsbusters.org/blogs/noel-sheppard/2010/11/18/un-ipcc-official-we-redistribute-worlds-wealth-climate-policy

http://www.thegwpf.org/energy-and-poverty-what-is-really-at-stake-in-cancun/

[2] Edmund Capon, The Art of Australia, ABC Television, 2013 http://www.abc.net.au/arts/artofaustralia/default.htm

Press reporting of the Black Thursday fires in The Argus, 1851, http://trove.nla.gov.au/ndp/del/article/4300936; http://trove.nla.gov.au/ndp/del/article/4776100

Link: http://www.thegwpf.org/john-howard-religion/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Weltklimarat begeht schleichenden Selbstmord – auf Raten!

Deren „Konsensmeinung“ wurde in den Rang allgemeingültiger Wahrheit erhoben, die zu kritisieren keinem Sterblichen erlaubt war. Dies galt insbesondere für die langfristigen Klimaprognosen, die in Wahrheit bestenfalls Projektionen waren auf der Basis vorgegebener Treibhausszenarien.

Das Urteil war politisch gefällt, bevor der Weltklimarat installiert wurde. Er hatte nur noch die Aufgabe, über ein internationales Expertengremium „wissenschaftlich“ die Alleinschuld der Treibhausgase per Mehrheit an der drohenden globalen Klimakatastrophe, d. h. demokratisch, feststellen zu lassen. Unter gigantischem Pressejubel publizierte 1990 der Weltklimarat seinen ersten globalen Klimazustandsbericht. Er operierte mit Angst- und Horrorszenarien, um in der Welt eine Art Untergangsstimmung zu erzeugen. Rettung bestehe dann und nur dann, wenn möglichst rasch und drastisch die Emissionen an Treibhausgasen gesenkt und die fossilen Energieträger geächtet würden. Nur so könne der Klimakollaps verhindert werden. Um den Ernst der Lage fühlbar werden zu lassen, wurde das ganze Spektrum an möglichen Unwettern aufgeboten. Alle nur möglichen Wetterszenarien wurden bemüht, um den Eindruck eines nahenden Weltuntergangs zu erwecken. Der menschengemachte CO2-Treibhauseffekt werde die Erde zur „Hölle“ machen. Die Zahl und Intensität von Hitze- und Dürreperioden, aber auch an Orkanen, Wirbelstürmen, Sturmfluten wie Überschwemmungen werde dramatisch ansteigen. Aber auch Bilder von „Land unter“ wie bei der „Sintflut“ wurden als reales Zukunftsszenarium prognostiziert. War es eine allgemeine Angststarre, die kaum Kritik und Zweifel aufkommen ließ?

Noch hatte der Weltklimarat das alleinige Meinungsmonopol. Die Kritik aus der Fachwelt war sehr verhalten und die wenigen Mutigen, die an der Existenz des Treibhauseffektes Zweifel zu äußern wagten und die statistischen Trendanalysen infrage stellten, wurden pauschal als „Klimaskeptiker“ oder gar „Klimaleugner“ auf polemisch rüde Art abgebügelt und öffentlich an den Pranger gestellt. Doch diese unsinnigen Begriffsprägungen sollen ablenken und die eigene argumentative Hilflosigkeit kaschieren. „Klima“ ist ein statistisches Konstrukt, das anhand langjährig erhobener Wetterdaten berechnet wird. An Klimadaten zu zweifeln oder sie gar zu leugnen, käme keinem Kritiker in den Sinn. Doch da die Kritik substantieller Natur und physikalisch nicht zu widerlegen ist, greift man zum Mittel der Diffamierung, der sich die Masse leicht anschließen kann.

Aber die „Masse“ hat kein eigenes Denk- und Urteilsvermögen. Sie orientiert sich am Wind des Zeitgeistes und dreht sich mit ihm. Sie kennt nicht die Forderung des Sozialphilosophen Herbert Marcuse (1898-1979), dass „jeder, der gelernt hat, rational und autonom zu denken“ geradezu verpflichtet ist, sich zu Wort zu melden, Kritik zu üben und Missstände offen zu legen. Dies ist sozusagen eine staatsbürgerliche demokratische Pflicht. Die „Masse“ begehrte auch nicht auf, als sie in Kollektivhaftung genommen und pauschal zum „Klimakiller“ entwürdigt wurde. Was soll sie Töten, das „Klima“. Dieses ist ein totes Abstraktum, das es im Gegensatz zum lebendigen Wetter gar nicht gibt. Dies bestätigt die WELT am 29. September 2013 mit der simplen Aussage des Meteorologen Sven Plöger: „Das Klima kann niemand spüren“. Was man nicht spüren kann, kann man nicht fühlen, kann man nicht messen und auch nicht töten bzw. „killen“. Dies gelänge nicht einmal beim Wetter! Und dieses fühlt man, wenn ein Herbststurm einem um die Ohren pfeift und Bäume umwirft!

IPCC – Kometenhafter Aufstieg bis zum „Friedensnobelpreis 2007“

Schnell hatte das erlauchte Gremium von Klimaexperten die absolute Deutungshoheit gewonnen und damit die Interpretationsmacht über ein „Ding an sich“ (Immanuel Kant), das Globalklima. Dieses war in höchster Lebensgefahr und musste unbedingt zum Wohle der Menschheit gerettet werden. Dieses war aber auch gefährlich und konnte sich, so sagt man, an dem ihm Gewalt antuenden Menschen rächen, indem es dem Wetter den Befehl erteilte, etwas „verrückter“ zu spielen und „extremer“ zu werden. Diese Warnung der Klimaexperten „zog“ und breitete sich wie eine Gezeitenwelle als „Welle der Angst“ rund um die Welt aus.

Da diese Warnung im Diffusen verharrte und kein Mensch, ebenso wie kein Staat, wusste, wo das nächste Wetterextrem einschlug und Schneisen der Verwüstung schlug, bemühten sich alle, Musterschüler im Klimaschutz zu sein. Insbesondere Deutschland wollte Klassenprimus und Vorreiter sein und der Welt den Weg weisen. Hier wurde das Kohlenstoffdioxid CO2 als besonders gefährliches Klimagas in Acht und Bann geworfen. Es wurde zu einem „Umweltgift“ deklariert, und wenn es nach besonders gläubigen Klimaschutz-Aktivisten gegangen wäre, dann hätte man längst die Atmosphäre von diesem klimaschädlichen „Giftgas“ befreit, um das Klima auf den Pfad der Tugend zurückzuführen und es zu besänftigen.

Deswegen kam auch das Friedensnobelpreis-Komitee in Oslo auch auf die grandiose Idee, den Weltklimarat mit dem Friedensnobelpreis auszustatten. Doch was hatte dieser konkret gemacht, um das Globalklima auf einen Anti-Konfrontationskurs zu bringen? Sollte es die ewigen Sünden des Menschen und seine unaufhörlichen CO2-Attacken einfach negieren und sich still verhalten? Doch so zu fragen ist politisch nicht korrekt! Wie man sich in solch einer prekären Lage verhält, das hatte der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore gezeigt mit seinem Film „Eine unbequeme Wahrheit“. Seine Premiere war auf dem Sundance Film Festival 2006. Dieser erwies sich als Science-Fiction-Film nicht nur als Kassenschlager, sondern brachte Al Gore auch einige „Oskars“ ein. Für Deutsche Schulen wurde dieser Film massenweise gekauft, um den Kindern die Gefährlichkeit und Heimtücke des Klimas vor Augen zu führen. Ganz anders war dies in Großbritannien. Dort entdeckte das oberste Gericht neun eklatante Fehler in dem Film, so dass er nicht ohne Hinweis auf diese Lügen in Schulen gezeigt werden darf.

Jedenfalls wurden Al Gore ebenso wie der Weltklimarat unter seinem Vorsitzenden Rajendra Pachauri für würdig befunden und mit dem Friedensnobelpreis 2007 ausgezeichnet. Welches ihre besondere Leistung war, das bleibt im Unklaren und Ungewissen. Wer zwischen zwei befeindeten Parteien, hier der „Globalmensch“ und dort das „Globalklima“, Frieden stiften will und soll, der muss mit beiden Kontrahenten reden, die verfeindeten Parteien an einen Tisch bringen. Denn wozu sonst soll ein Friedensnobelpreis dienen? Doch wie verhandelt man mit beiden Parteien, wenn diese nur als Abstraktionen, als Fiktionen existieren, als statistische Größen? Darüber schweigen die Geehrten beharrlich und lassen es sich mit dem Preisgeld gut gehen. Wer kann schon zwischen „Gespenstern“ vermitteln?

Doch war da nicht doch eine Leistung des IPCC? In seinem „Fourth Assessment Report“ (AR4) 2007 hatte sich nach langen Recherchen und im Konsens der Weltklimarat darauf geeinigt, dass man sich zu 90 Prozent sicher sei, dass menschlicher Einfluss auf das Klima mehr als die Hälfte des Anstiegs der mittleren globalen Bodentemperatur seit Ende der „Kleinen Eiszeit“ ab 1850 verursacht habe. Nach einem Beweis wurde das Experten-Gremium nicht gefragt, so dass Spielraum „nach oben“ blieb.

Das Wetter spielt nicht mit und demaskiert den Weltklimarat

Kaum waren die Nobel-Feierlichkeiten in Oslo vorbei, da wurde im November 2009 kurz vor der UN-Weltklimakonferenz in Kopenhagen der Weltklimarat von einem Datenskandal im Klimaforschungszentrum der Universität von East Anglia überrascht, auch „Climategate“ genannt. In allen Prognose-Modellen war der Anstieg der „Globaltemperatur“ kausal an den Anstieg des CO2-Gehalts geknüpft. Stieg der CO2-Gehalt, so stieg auch automatisch die „Globaltemperatur“. Doch diese hatte bereits 1998 ihren Höhepunkt erreicht und fiel seitdem langsam aber merklich ab. Dies konnte der IPCC lange Zeit kaschieren und als bloße Propaganda abtun, bis über eine Indiskretion ein E-Post-Schriftverkehr publik wurde, der nach Datenmanipulation roch. Alle staatlichen Untersuchungskommissionen wollten jedoch keine Manipulation sehen und plädierten für „Freispruch“.

Sehr aufschlussreich ist allerdings die Reaktion vieler renommierter Klimaexperten, darunter auch die Deutschen Jochem Marotzke, Hans Joachim Schellnhuber und Hans von Storch. Sie alle vertraten die Meinung: Der anthropogene Klimawandel sei Realität und werde künftig noch stärker in Erscheinung treten! Solche Äußerungen sind gefährlich, denn die Realität ist schnell und legt Fehlprognosen schonungslos offen. Dies haben insbesondere die Forstexperten gespürt. Alle ihre Waldsterbens-Prognosen erwiesen sich als pure Spekulation. In der FAZ vom 18. Oktober 2013 schreibt Marcus Jauer in einem Artikel „Die Natur der Hysterie“: „Heute, dreißig Jahre später, ist keine der Voraussagen eingetroffen. … Aber keine Baumart, kein Wald ist verschwunden, im Gegenteil, es gibt in Deutschland mehr Wald als vorher. … Wie konnte etwas, das unabwendbar schien und von dem deshalb jeder ausging, am Ende doch nicht eintreten? War alles nur Hysterie?“

Ja, das war Hysterie, die künstlich geschürt wurde, weil man einige Wissenschaftler mit einer Art „Heiligenschein“ umgab und sachliche Kritik einfach vom Tisch wischte. Hans von Storch erklärt das in dem Artikel so: „Es ist damals von wissenschaftlicher Seite eine Angststrategie gefahren worden, um mit Prognosen bestimmte Lösungen zu erzwingen.“ Von Storch weiter: „Danach sei die Forstwissenschaft kaputt gewesen und als öffentlicher Berater verbraucht.“ Auch der Weltklimarat ist als Berater längst verbraucht, doch als Institution hat er ein zähes Leben und wird um sein Überleben kämpfen.

Sein „Kampf ums Dasein“ geht weiter. IPCC geht keinen Schritt zurück, sondern verkündet in seinem jüngsten „Fifth Assessment Report“ (AR5), dass er sich nun zu 95 Prozent sicher sei, dass für die Periode 1951 bis 2010 der Mensch mehrheitlich an der Erderwärmung beteiligt sei. Irgendeine Erläuterung gibt es nicht, auch nicht bezüglich des Widerspruchs, dass das IPCC sich der Meinung des Britischen Wetterdienstes angeschlossen habe, dass in der Tat die anhand einer unbekannten Zahl von Wetterstationen berechnete „Globaltemperatur“ seit 1998, also seit nunmehr 15 Jahren, zurückgehe, trotz des enorm gestiegenen CO2-Gehalts der Luft. Was den Wert von 95 Prozent Sicherheit angeht, so wurde dieser bereits 1995 in Berlin vor der 2. UN-Klimakonferenz propagiert. Ihn lieferte das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg unter Leitung von Klaus Hasselmann.

In einem Interview mit „faz.net“ am 21. September 2013 antwortet Hans von Storch auf die Frage, warum seit 15 Jahren die „Globaltemperatur“ nicht mehr steige: „Das passt schon. Die Klimaerwärmung kann eine Pause einlegen, um sich später wiedereinzustellen.“ Was ist das für ein Phänomen „Klimaerwärmung“, das beschließt, eine Pause einzulegen, um irgendwann den Gipfelsturm wiederaufzunehmen? Was die Unsicherheit der Klimamodell betrifft, so offenbart von Storch lapidar: „Wir können die Rolle der Sonne etwas verstärken und gleichzeitig den Einfluss der Treibhausgase etwas zurücknehmen. Und schon liegen wir wieder ziemlich richtig.“ Für diesen tiefen Einblick in die Arbeitsphilosophie der Klimaexperten gehört Hans von Storch unser aufrichtiger Dank. Und solche Modelle verlangen Unfehlbarkeit? Und zum schlechten Image des Weltklimarates sagt von Storch: „Das verdanken wir schlampig argumentierenden Wissenschaftlern und der elendigen Politisierung der Klimaforschung.“ Warum nimmt er sich da persönlich aus? Warum verschweigt er, dass die gesamte Klimaforschung am staatlichen Fördertropf hängt? Da hilft auch nicht der politische Seitenhieb: „Noch schlimmer ist das Bundesumweltamt, das qua Amt unleugbare Wahrheiten vorgeben will.“

Die Erklärungsnot wird größer, die Rechtfertigungsversuche schwächer

Trotz aller forschen Selbstsicherheit bei der Präsentation der Zusammenfassung des fünften Weltklimaberichts ist er doch von einer tiefen Unsicherheit geprägt. Viele Journalisten schauen inzwischen auf „Das Kleingedruckte“ wie Joachim Müller-Jung in der FAZ vom 2. Oktober 2013. Und da fallen plötzlich Ungereimtheiten auf, die vorher überlesen wurden. Dies betrifft die ominöse und experimentell niemals nachgewiesene „Klimasensitivität“. Diese erweist sich zunehmend als Spielwert, um heimlich im Nachhinein die Modellberechnungen an die Realität anzupassen. Manche plädieren für eine Herabsetzung manche für eine Heraufsetzung der Sensitivität, rein aus dem Bauchgefühl ohne physikalische Begründung. Das willkürliche Drehen an Stellschrauben, um ins Chaos abdriftende Computervorhersagen mehr an die Wirklichkeit zu adaptieren, nannte man früher verklausuliert „Flusskorrekturen“.

Obgleich die Vorhersageunsicherheiten gestiegen sind, verkündet Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut: „Aussagen über mögliche künftige Entwicklungen des Klimas sind auf der Grundlage von erweiterten und verbesserten Modellen belastbarer und sicherer geworden.“ Auch Christiane Textor, die die Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle in Bonn leitet, vertritt die Meinung (VDI nachrichten vom 4. Oktober 2013), „dass die Sicherheit zugenommen, habe, dass die Veränderungen im Klimasystem menschlichen Aktivitäten zuzuordnen sind“.

Doch wo ist bei dem Rückgang der „Globaltemperatur“ die zusätzlich von der Atmosphäre aufgenommene Wärme im Klimasystem der Erde geblieben? Hier waren die Klimaexperten bei der Suche nach dem „Wärmeversteck“ besonders kreativ. Michael Schulz, Direktor des Zentrums für maritime Umweltwissenschaften der Universität Bremen, weiß es ganz genau, „nämlich zu 93 % in den Weltmeeren“. Hurra, hier hat man endlich die „Wärmesenke“ gefunden. Wer ist in seiner Verzweiflung auf diese Idee gekommen? Nun, das bleibt sicher anonym, wenn auch laut IPCC an dem AR5 nur noch 830 Autoren gearbeitet haben, statt der ehemals 3000 weltweit führenden Klimaexperten.

Obgleich die Zahl von „93 %“ bekannt scheint, hätten die Forscher gerne genauere Messdaten aus den Ozeanen, um gerade kurzfristige Klimareaktionen genauer bestimmen zu können. So komme man nicht mehr in Verlegenheit, wenn man die 15jährige Erwärmungspause erklären soll. Der Nebeneffekt sind zahlreiche Forschungsreisen in die Weiten des Pazifischen Ozeans. Ausgerechnet hier soll das vom Treibhauseffekt erwärmte Oberflächenwasser ähnlich einem „Bermuda-Dreieck-Effekt“ plötzlich abgetaucht und in den Tiefen verschwunden sein. Hier habe es sich in „Meeresschichten unterhalb von 700 Meter Tiefe“ versteckt, um nach völlig unbekannter Dauer wieder an die Oberfläche aufzusteigen, um die Erwärmungspause bei der Globaltemperatur zu beenden. Die eigentlich jedem auf der Zunge liegende Frage, wie warmes und damit leichtes Oberflächenwasser freiwillig abtauchen kann, um sich in 700 Meter Tiefe vor den Augen der Welt zu verstecken, hat bisher niemand gestellt, weder ein Journalist, noch ein Wissenschaftler, geschweige denn ein Politiker. Erst wenn Wasser auf vier Grad abgekühlt ist und dort seine größte Dichte hat, sinkt es ab.

In dem weltweiten Unterhaltungsspiel „Klimakatastrophe“ durch „Klimaerwärmung“ durch „Treibhauseffekt“ scheint es immer kurioser zuzugehen. Hier werden Forschungsgelder verprasst, wird gesungen und gelacht. Zum Lachen waren auch die „Lehren aus der Treibhaus-Welt der Urzeit“, die das Museum für Naturkunde Berlin am 8. Oktober 2013 verbreitete. Da hat man die Zeit zwischen Perm und Trias vor 251 Millionen Jahren untersucht und kam zu der Erkenntnis: „Die globale Erwärmung am Ende des Perms wird auf anhaltende massive Vulkanausbrüche in Sibirien zurückgeführt, bei welchen durch die Verbrennung von kohlenstoffreichen Sedimenten große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre befördert wurden.“ Weiter heißt es: „Die Ergebnisse des Berliner Forscherteams zeigen, dass die Meerwasser-Temperaturen in der äquatorialen Zone (in welcher sich der heutige Iran vor 251 Millionen Jahren befand) innerhalb recht kurzer geologischer Zeit um 5 bis 8 Grad auf über 35 Grad angestiegen sind.“

Ob der Weltklimarat ob dieser Erkenntnisse erfreut sein wird? Immerhin hat er bisher die These vertreten, dass Vulkanausbrücke kühlend auf die Atmosphäre wirken. Und nun plötzlich genau das Gegenteil? Doch genau dies scheint plausibel, denn Vulkanologen wissen, dass von den vulkanischen Exhalationen im Schnitt 80 % Wasserdampf, 16 % Kohlenstoffdioxid und nur 4 % Staub und sonstige Aerosole sind. Einen Klimaexperten muss ich noch zitieren. In der Allgemeinen Zeitung Mainz vom 28. September 2013 sagte er: „Jetzt muss gehandelt werden. UN-Bericht lässt keine Zweifel am Temperaturanstieg mehr zu.“ So ignorant können nur Ideologen sein!

Und es gibt weitere Kuriositäten. So meldete die französische Nachrichtenagentur AFP am 12. Oktober 2013: „Komet löste Eiszeit vor 13.000 Jahren aus: Neue Erkenntnisse.“ Man höre und staune: „Vor rund 13.000 Jahren erlebte die Erde einen dramatischen Klimawandel, der weitreichende Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt hatte. Wissenschaftler sind jetzt zu der Erkenntnis gelangt, dass der damalige plötzliche Übergang zu einem kühleren und trockeneren Klima mutmaßlich auf den Einschlag eines Asteroiden oder Kometen ausgelöst worden sei, wie das US-Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichtet.“ Der Himmelskörper soll im Gebiet der kanadischen Provinz Quebec eingeschlagen sein, aber der Krater sei noch nicht gefunden.

Nach meinem Informationsstand begann vor 115.000 Jahren die Weichsel-Eiszeit und endete vor 12.000 Jahren. In Nordamerika hat sie den Namen Wisconsin-Eiszeit. Beide haben etwa  denselben Verlauf. Beider Maximalausdehnung war vor rund 25.000 Jahren. Danach ging die Eisausdehnung in Etappen zurück. Dass ein Komet vor 13.000 eine Eiszeit ausgelöst haben soll, das scheint doch mehr als nur fraglich. Eine ähnliche „Ente“ hatte schon das Pentagon in Washington in die Welt gesetzt. Danach soll vor 8.200 Jahren unvermittelt der Golfstrom gestoppt haben mit der Folge, dass Nordeuropa unter einer dicken Eisschicht verschwand und im Osten der USA Temperaturen wie in Sibirien herrschten. Diese „richtige Eiszeit“ dauerte dann mehr als 100 Jahre. Auch hierfür gibt es keinerlei Belege. Es war die Zeit, als die über 2000 Meter dicke Eisschicht über Skandinavien abschmolz und das Schmelzwasser die Ostsee zurückließ. Skandinavien ging nicht unter, sondern erhob sich „vom Eise befreit“ aus dem Meer. Allerdings versank der südliche Teil der Nordsee mit der Doggerbank. Der Ärmelkanal entstand. England wurde eine Insel und konnte trockenen Fußes nicht mehr erreicht werden.

Klima heißt Neigung und es scheint, dass jeder Klimaexperte seinen Neigungen freien Lauf lässt. Wissenschaft kann erheiternd sein. Wer weiß, was noch an Überraschungen auf uns zukommt.

Auch William Shakespeare (1564-16161) rätselte in der Komödie „Ein Sommernachtstraum“ 1595 über die Launen von Wetter, Witterung und Klima: „Durch eben die Zerrüttung wandeln sich die Jahreszeiten: … Der Lenz, der Sommer, der zeitigende Herbst, der zornige Winter, sie alle tauschen ihre gewohnte Tracht.“ Wetterkapriolen hat es schon immer gegeben.

Dipl.-Met. Dr. phil. Wolfgang Thüne