AfD-Klimapolitik „Auch hier bitte klare Kante“

Interview mit Michael Limburg

Herr Limburg ist Brandenburger Delegierter beim AfD Europawahl-Parteitag in Aschaffenburg, stv. Vorsitzender des AfD Bundesfachausschusses Energiepolitik, zudem Vizepräsident des Europäischen Instituts für Klima und Energie (EIKE). Ef führte mit ihm dieses Interview während seiner Anreise nach Aschaffenburg.

Ef: Herr Limburg, Sie sind bekannt als ein engagierter Kämpfer gegen den Klimawahn und gegen die Energiewende. Warum sind Sie der AfD beigetreten?

Limburg: Von Anfang war ich gegen den Euro, weil nicht nur meiner Meinung nach, für eine gemeinsame europäische Währung jedwede Voraussetzung fehlte und fehlt. Die Ereignisse haben uns Kritikern ja leider mehr als Recht gegeben. Ich unterstützte Frank Scheffler, den “Eurorebellen” in der FDP, und als sich die Wahlalternative 13 gründet, gehörte ich zu ihren frühen Unterstützern.  Als sich dann die AfD gründete bin ich im Mai eingetreten.

Nicht nur wegen der Europolitik, sondern  auch wegen des wertkonservativen Familienbildes, dass diese Partei verteidigt.

Aber auch, weil ich darauf baute in einer noch jungen Partei, für unsere Überzeugung genügend Mitstreiter zu finden, die diese Überzeugung teilen.  Es gibt kein Klimaproblem, das Klima ändert sich wie eh und je, mal wird es wärmer, mal wird es kälter und deswegen ist jedwede CO2 Vermeidungsstrategie von Übel.

Damit war erstmalig in Deutschland die Gelegenheit gegeben in einer Partei, die gute Aussichten hatte in den Bundestag zu kommen, die Meinung der Klima- und Energierealisten dort zu vertreten.  Ihren Einzug in  den Bundestag hat die Partei nun knapp verpasst. Deswegen muss die kommende Europawahl genutzt werden die Partei zu etablieren. 

Ef: Herr Limburg, Sie bewerben sich in Aschaffenburg für einen aussichtsreichen Listenplatz beim Europawahl-Parteitag der AfD. Mit welchen Zielen? Und haben Sie denn innerhalb der AfD genügend Unterstützer für Ihre Ideen und Überzeugungen gefunden?

Limburg: Die Resonanz auf unsere Darstellung der Themen Klima und Energie war und ist sehr groß. Fast immer sehr positiv, gelegentlich auch ablehnend, aber oft auch nur unsicher, was denn nun richtig sei. Viele AfD Mitglieder waren nach Vorträgen, die ich hielt oder als Reaktion auf Artikel auf der EIKE Website unsicher und fragten sich und uns, warum wir denn so völlig anderer Meinung seien, als die “überwiegende Mehrheit” der Wissenschaftler. Da bedurfte es fast immer einer längeren Diskussion, mit Darstellung der Faktenlage, die heute jeder im Internet abrufen kann, um zu überzeugen. Zumal – und dieses Argument wurde am schnellsten eingesehen- es in der Wissenschaft, anders als in der Politik, nicht nach Mehrheiten gehen kann, sondern um Wahrheiten, belegt durch Beweise.

Ef: Wenn das so ist, warum ist dann das Programm der AfD so unscharf, bzw. fast völlig auf der Mainstream Linie, und, wenn man die Vorschläge der Parteiführung zur Europawahl anschaut, nur geringfügig deutlicher was Ihre Ideen angeht.

Limburg: Da muss man glaube ich trennen. Das derzeit gültige Programm war im April 13 mit heißer Nadel vom Vorstand gestrickt, und wurde auf dem Gründungsparteitag wegen anderer Prioritäten so gut wie nicht diskutiert, sondern in toto, so wie es tlw. falsch war, verabschiedet. 

Heute ist es anders. Der jetzige Programmvorschlag wurde von einer Großen Europa Kommission (GEK) deren Mitglieder aus den Landesvorständen und dem Bundesvorstand kamen, nach Umfragen unter den Mitgliedern erarbeitet und in diesem kleinen Kreis verabschiedet.

Wegen der enormen Bedeutung der Energiepolitik hatten wir vom Bundesfachausschuss Energiepolitik dem Vorstand und fast allen Landesverbänden ein Positionspapier mit Thesen und sehr gut begründeten Argumenten  für die zukünftige Haltung der Partei in der Klima- und Energiepolitik zugesandt.

Wenn man sich jedoch. die vom GEK als “Konsens” bezeichneten Thesen, die in Aschaffenburg diskutiert und verabschiedet werden sollen, ansieht, dann muss man feststellen, dass wohl kaum einer der Teilnehmer der GEK unsere Argumente gelesen, oder verstanden hat. Jedenfalls finden unsere Vorschläge, nur einen zu geringen Widerhall und wurden letztendlich in stark verwässerten Form auch noch abgeschwächt. Damit kann die Partei keinen Blumentopf gewinnen und damit die vielen Wähler, die sich nicht vom Mainstream vertreten sehen, gewinnen. 

Ef. Welche Vorschläge haben Sie denn gemacht?

Limburg: In toto hatten wir bei der Klimafrage vorgeschlagen darzulegen, dass die Behauptung: Mehr CO2 führt zu mehr Temperatur, die ja die Basis aller Klimaschutzgesetzgebung in Deutschland wie der EU ist, z.B. einfach falsch ist. Sie wurde u.a. eindeutig durch den Stillstand der globalen Erwärmung über die letzten 17 Jahre widerlegt. Obwohl die CO2 Konzentration weiter ungebremst ansteigt.

Doch schon diese nüchterne Feststellung war wohl den Mitgliedern der GEK zu forsch und man entschloss sich als Programmaussage nur festzustellen, dass die Klimafrage in der Wissenschaft umstritten ist. Das ist ja auch richtig. 

Doch folgerichtig, aus Sicht der GEK, war dann unsere Forderung abzulehnen, jeglicher – weil erwiesenermaßen unnütz, wenn auch extrem teuer- CO2 Vermeidungspolitik den Kampf anzusagen. Stattdessen formulierte man, dass man die CO2 Vermeidung nur bis zur Belastungsgrenze der Betriebe und Haushalte aufrecht erhalten wolle, anstatt sie schnellstmöglich zu stoppen.

Und um das zu erreichen wolle man statt weiter zunehmender Regulierung, auf die “Marktkräfte des Emissionshandels” vertrauen.

Das übersieht unserer Meinung nach, dass der Emissionshandel  ein künstlich geschaffener und hoch regulierter Markt ist,  dessen Kräfte alles andere als die von Angebot und Nachfrage sind. Wir schlugen deshalb vor, den Emissionshandel ebenfalls abzuschaffen. Wenn CO2 keine Wirkung hat, dann entstehen dadurch auch keine externen Kosten, die es zu internalisieren gilt. 

Ef: Das klingt ja nicht sehr mutig! War man wenigstens bei der Energiewende mutiger?

Limburg: Etwas, aber leider auch nur zu wenig. Man will das EEG nur reformieren! Denn auch da wurde u.E.n. zu sehr auf vermutete evtl. Empfindlichkeiten von Mitgliedern, Unterstützern und potentiellen Wählern Rücksicht genommen. Wir hatten vorgeschlagen die Energiewende rück abzuwickeln, d.h. zu stoppen, natürlich unter Wahrung rechtstaatlicher Prinzipien. Denn sie ist in ihrer Wirkung, finanziell wie gesellschaftlich, noch viel verheerender als die Eurokrise.

EF: Wie das?

Limburg: Die Kosten der Energiewende werden sich auf viele Billionen Euro belaufen, von denen jetzt schon durch z.B. das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) ca. 125 Mrd € und die noch teurere Energieeinsparverordnung (EnEV) und ca. 550 Mrd € von uns – den Verbrauchern- bezahlt wurden. Und dies ohne einen erkennbaren Gegenwert. Doch das ist noch nicht alles. Mit dem EEG wurden wir Verbraucher verpflichtet in den nächsten 20 Jahren insgesamt nochmals 330 Mrd € zu zahlen, denn dies garantiert das EEG den Betreibern.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass parallel zur Energieverteuerung und dadurch ausgelöst, dass die Unternehmen massenhaft wertschöpfende Arbeitsplatze abbauen. Dh. bei der größten Umverteilung von unten nach oben, die es seit dem Ende des zweiten Weltkrieges in diesem Lande gegeben hat – 80 Millionen Deutsche- zahlen per EEG Umlage in die Taschen weniger (< 1%) ein, und dies auf 20 Jahre garantiert- werden, auch noch Arbeitsplätze in großer Zahl auf Nimmerwiedersehen hierzulande verschwinden.

Ef: Wie kommen Sie darauf, wo doch alle Welt, besonders unsere Regierung möglichst viel und möglichst noch mehr davon fordert?

Limburg: Nun, das liegt nicht an den guten Absichten der Befürworter und Manager der Energiewende, sondern einfach an den naturgesetzlich vorgegebenen Notwendigkeiten. Die „Erneuerbaren“ haben einfach eine viel zu geringe Energiedichte, die erst mit hohem Aufwand an Material Fläche und Kosten verdichtet werden muss, um nutzbar zu werden. Zudem ist die hohe Volatilität mit Schwankungen von 0 bis 100 % innerhalb von Sekunden, bis hin zu wochenlangem Ausfall wg. mangelndem Sonnenschein oder Windstille technisch nur durch Speicherung von Strom in riesigen Mengen zu beherrschen. Und auch da gibt es naturgesetzliche Grenzen, die nur unter riesigen Kosten ein wenig nach oben verschoben werden können. Speicherung wird es also für uns und alle anderen für unabsehbare Zeit nicht geben. Damit auch keine Versorgung durch Wind und Sonne.

Sie führt daher auch nicht ins Nichts, wie der eurokritische Ökonom Hans Werner Sinn jüngst in einem vielbeachteten Vortrag  klar ausführte, sondern direkt ins Elend.

Ef: Das klingt ja alles schlimm. Doch Gabriel will ja mit seiner Reform des EEG den Strompreisanstieg bremsen.

Limburg: Das ist alles Augenwischererei und ein Kurieren an Symptomen. Bis jetzt hat noch niemand in der Regierung den Mut gehabt den Menschen die Wahrheit zu sagen, weil alle hoffen, dass der Kelch an ihnen vorübergeht.

ef: Sind Sie neidisch auf die Einkünfte der Wenigen, die sich die „Erneuerbaren Anlagen“ leisten können?

Nein, doch diese Leute müssen erkennen, dass sie ihre Einkünfte allein zu Lasten ihrer Nachbarn erzielen – und deswegen nicht von Dauer sein können. Zumal kein erkennbarer Nutzen durch den Ersatz herkömmlicher sicherer, umweltschonender und billiger Energiequellen durch „Erneuerbare“ gegeben ist.

Deswegen ist zu hoffen, dass die Delegierten auf dem Parteitag den zu zahnlosen Programm-Versuch der GEK doch noch verbessern wird, d.h. wie auch Herr Petr Bystron auch gefordert hat: mehr Kante zeigen.   Dies wollen die Wähler von uns, auch wenn wir unseren Anspruch aufrechterhalten als Alternative für Deutschland angetreten sind.

Ef. Nun bewerben Sie sich ja für einen Listenplatz zur Wahl in das Europaparlament. Wie stark ist denn die EU in unsere Energiewende involviert?

Limburg: Das ist korrekt. Nur dürfen wir nicht vergessen, dass die EU schon jetzt für rd 80 % der Gesetze verantwortlich ist, die im Bundestag beschlossen werden. Und bei der Klima und Energiepolitik ist es mindestens eben so viel.

Die EU hat mit Ihrer Klimagesetzgebung und den darin enthaltenen diversen Richtlinien (z.B. Ökodesignrichtlinie, 20-20-20 Regel, Glühlampen verbot, Emissionshandel, Flugverkehrsabgabe etc. etc.) einen gehörigen Anteil an unserer Politik, ohne dass sie damit irgendetwas am Welt-Klima, genauer gesagt an der Welt-Erwärmung, noch an den CO2 Emissionen ändern könnte. Zumal die Erwärmung seit nunmehr 17 Jahren, entgegen allen Prognosen, stagniert. Denn was die EU in einem Jahr an CO2 Emission einsparen würde – wenn sie es denn täte – pusten die anderen Staaten dieser Welt in ein bis zwei Wochen zusätzlich aus. 

ef: Sie möchten all diese Richtlinien ebenso wie die Energiewende ersatzlos abschaffen?

Limburg: Richtig, genau dafür will ich mich mit aller Kraft, Kompetenz und Aktivität einsetzen. Die Energiewende wird das beherrschende Thema zur Europawahl und darüber hinaus werden, da bin ich mir ganz sicher.

Das Interview wurde vor dem Parteitag geführt.

Nachtrag der Redaktion 28.1.14:

Herr Limburg trat als Kandidat für die Listenplätze 5 oder 6 an. Auf Listenplatz 5 wurde Prof. Starbatty mit Riesenmehrheit gewählt, auf Listenplatz 6 Frau Trebesius, (Sprecherin des LV Schleswig Holstein) unter ca. 20 Bewerbern gewählt. Limburg kam auf Rang 4.




Ex- IPCC-Leit-Autor Trenberth räumt jetzt ein: Pazifischer PDO-Ozeanzyklus hat zur Erwärmungsphase 1976-1998 beigetragen

Auch Trenberths Kumpel Rahmstorf hält dies nun plötzlich für eine gute Möglichkeit, wie er in seinem Klimalounge-Blog am 16. Dezember 2013 schrieb:

Der führende US-Klimatologe Kevin Trenberth forscht seit zwanzig Jahren zu diesem Thema und hat gerade einen ausführlichenerklärenden Artikel dazu publiziert. Trenberth betont die Rolle der längerfristigen Schwankungen der Klimaschaukel ENSO, genannt pazifisch-dekadische Oszillation (PDO). Etwas vereinfacht gesagt: es geht darum, dass Phasen mit häufigern El Niño und Phasen mit häufigeren La Niña Bedingungen (wie derzeit) im tropischen Pazifik bis zu zwei Jahrzehnte anhalten können. Letzteres bringt eine anhaltend etwas langsamere Erwärmung an der Oberfläche unseres Planeten, weil dafür mehr Wärme tiefer im Ozean gespeichert wird. Ein zentraler Punkt dabei: selbst wenn die Oberflächentemperatur stagniert nimmt unser Planet weiter netto Wärme auf.

Der andere “zentrale Punkt”, den Rahmstorf an dieser Stelle leider verschweigt, ist sogar noch wichtiger. Trenberth räumt nämlich in seinem neuen Paper explizit ein, dass die Erwärmungsphase 1976-1998 zu einem Teil auf die positive Phase der PDO zurückzuführen sei:

The picture emerging is one where the positive phase of the PDO from 1976 to 1998 enhanced the surface warmingsomewhat by reducing the amount of heat sequestered by the deep ocean, while the negative phase of the PDO is one where more heat gets deposited at greater depths, contributing to the overall warming of the oceans but cooling the surface somewhat. The Pacific Ocean appears to account for the majority of the decadal variability… Nevertheless, the events in the Pacific undoubtedly also affect the Atlantic, Indian, and Southern Oceans as the system acts collectively to equilibrate to these changes in the flow of energy.

Als wir das PDO-Modell Anfang 2012 in unserem Buch “Die kalte Sonne” als Mitauslöser der Erwärmung 1976-1998 ins Spiel brachten und die Ozeanzyklik als Pulsgeber für die Temperaturzyklen im Maßstab von mehreren Jahrzehnten, erlebten wir heftigen Widerstand beim deutschen Klimaestablishment. Knapp zwei Jahre später ist die kalte Sonne im Mainstream angekommen, bzw. vielmehr der klimatische Mainstream bei der kalten Sonne.

Eine ausführliche Besprechung des Trenberth & Fasullo 2013 Papers erschien von Leon Clifford auf reporting climate science.com.

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Im Schulfernsehen der Dritten Programme läuft derzeit der 15-Minuten-Film “Grönland: Erdbeeren am Polarkreis”, der sich mit dem Klimawandel in dieser Region beschäftigt. Den Clip kann man sich hier anschauen. Thema sind die verbesserten landwirtschaftlichen Ernteerträge in Grönland aufgrund der Erwärmung der letzten Jahrzehnte. Hierdurch wurde u.a. ein ehemaliger Junkie zum Kartoffelbauern. Es ist begrüßenswert, dass auch endlich einmal Vorteile der Erwärmung dargestellt werden. Allerdings fehlt der historische Kontext. Zwar wird kurz auf Grönland=Grünland angspielt, aber die Tatsache, dass es zur Wikingerzeit bereits einmal genauso warm wie heute war, wird verschwiegen. Wer weiß, vielleicht haben die Wikinger damals sogar schon Erdbeeren angebaut.

Neben dieser fragwürdigen Auslassung, werden einige andere Dinge behauptet, die nicht den Tatsachen entsprechen. Es wird gesagt, das Grönlandeis wäre viele Millionen Jahre stabil gewesen und würde erst jetzt abschmelzen. Falsch. In der letzten Zwischeneiszeit war es wärmer als heute und das Eis musste kräftig Federn lassen (siehe unseren Blogartikel “Wo ist der ominöse Kipppunkt? Vor 120.000 Jahren war es 4 Grad wärmer und das grönländische Eis hielt stand“). Auch zur Zeit des holozänen Klimaoptimums war es deutlich wärmer als heute, worunter das Eis sehr zu leiden hatte (“Ein Thema das die Medien meiden wie der Teufel das Weihwasser: Vor 5000 Jahren war es in Grönland zwei bis drei Grad wärmer als heute“). Und vor 1000 Jahren, zur Zeit der Wikinger, als es so warm wie heute war, herrschte wieder Schmelzalarm (“Grönländische Istorvet-Eiskappe war während der Mittelalterlichen Wärmeperiode kleiner als heute“). Von Millionen-Jahre-stabilem-Grönlandeis kann nicht die Rede sein. An anderer Stelle wird im Film behauptet, dass die grönländische Eiskappe heute schneller schmilzt als zuvor. Falsch. Siehe “Universität Utrecht: Grönländische Gletscher hatten ihre intensivste Abschmelzphase bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts” und “Kehrtwende bei der grönländischen Eisprognose: Eine weitere Studie bestätigt ein langsameres Abschmelzen“. Wenn Sie Lehrer sind und den Film Ihren Schülern zeigen wollen, sollten Sie diese Defizite separat aufarbeiten. Falls Sie Material benötigen, können Sie sich gerne an uns wenden.




Die gesammelten Märchen der Gebrüder Grün!

In den letzten Monaten hat sich in journalistischen Kreisen der Begriff der „Generation G“ etabliert, wobei G hier für Greenpeace, Gender und Gerechtigkeit steht. Etwas ironischer ist schon der Begriff des Bionade-Biedermeier, der von Henning Sussebach 2007 für die urbane Szene des Prenzlauer Bergs geprägt wurde.  Für das Massenphänomen der Vergrünung des Zeitgeistes sind das zwei passende Beschreibungen. Für den einzelnen Menschen erlaube ich mir jedoch, den Begriff der „grünen Seele“ zu prägen.

Man muss weder Mitglied bei Greenpeace sein, noch im Prenzlauer Berg wohnen, um sich selbst als grün und fortschrittlich zu halten. Ein ausgeprägter deutscher Ordnungssinn und die Überzeugung, die Welt vor der Klimakatastrophe retten zu müssen, reichen schon völlig aus, um das rechtschaffene grüne Gewissen unabhängig von Partei- und Milieuzugehörigkeit zu besitzen. Die grünen Seelen sind unter uns, einkommens- und schichtenübergreifend. Was alle grünen Seelen verbindet, ist der elitäre Standesdünkel zu den Gerechten, Engagierten und Wissenden zu gehören.

Es gibt einige Begriffe, die sind so deutsch, dass sie auch in andere Sprachen Einlass gefunden haben. Das Waldsterben gehört ebenso dazu wie der Begriff des Spießers. Nun verbindet man gemeinhin mit dem Spießer einen Menschen, meistens männlich, mit hässlichen Socken und fleischfarbenen Sandalen, der sich mit Inbrunst Regelwerken unterwirft und aus dieser Unterwerfung das Gefühl der eigenen Rechtschaffenheit zieht. Der Spießer ist ausgestattet mit dem Wohlgefühl des guten Gewissens, fühlt sich von den nachlässigen Menschen jedoch ständig bedroht und in Frage gestellt, weswegen sein gutes Gewissen sehr schnell in Aggressivität umschlagen kann, sollte er eines Regelverstoßes ansichtig werden.

Dieser deutsche Spießer wurde von den grünen Seelen perfekt internalisiert, verjüngt und modernisiert. Er trägt jetzt markenbewusst Treckingschuhe von Jack Wolfskin und das Regelwerk, dem er sich mit Inbrunst unterworfen hat, dient der Rettung der Welt: Mülltrennung, Energieersparnis, CO2-Vermeidung. Und eine weitere Veränderung ist eingetreten: der grüne Spießer ist mindestens so weiblich, wie er auch männlich ist. Das gute Gewissen, das sich ständig bedroht fühlt, und die jederzeit abrufbare Aggressivität sind geblieben.

Wie bei allen Seelenfragen, die das Innere des Menschen berühren, sind die Übergänge vom Wahn zum sozialen Konsens fließend. Erst der gesellschaftliche und parteiübergreifende Konsens des grünen Gewissens bereitet den Rahmen, in dem Wahnvorstellungen schleichend immer mehr Raum zugestanden wird, bis schließlich der Wahn als Konsens gilt. Die Vergrünung aller gesellschaftlichen Schichten und fast aller Parteien hin zum grünen Wahn ist die viel interessantere Geschichte, als die Grüne Partei als Singulärphänomen zu begreifen.

Der grünen Seele ist das Wahnmoment bereits eingepflanzt, lange noch bevor es gesellschaftlich konsensfähig ist. Es ist eine Mischung aus Verschwörungstheorie und Verfolgungswahn. Denn die grüne Seele wähnt sich zwar moralisch überlegen, mit ihrem durch und durch basisdemokratischen und moralisch- integrem Instrumentarium aber lebt sie in ständiger Angst vor den Mächtigen, die ja vermeintlich keine Moral haben, dafür aber – wie der Begriff schon vermuten lässt – die Macht. Denn eines der entscheidenden Merkmale der grünen Seele ist das der Rolle des verfolgten Opfers, das sich zu wehren beginnt. Erst dieses Merkmal gibt Greenpeace, Gender und Gerechtigkeit den „Drive“, den sie inzwischen gesellschaftlich erhalten haben. Es ist der Kampf Davids gegen Goliath, der vor allem in unseren postheroischen Zeiten noch den einzigen Anlass bietet, sich als Held fühlen zu können.

Anlässlich des schlechten Wahlergebnisses bei der Bundestagswahl 2013 meinte der Spitzenkandidat Jürgen Trittin erklären zu müssen, dass „in diesem Wahlkampf wir Grünen nicht nur von Seiten der politischen Konkurrenz, sondern auch und gerade von mächtigen Interessengruppen in diesem Lande einem massiven Gegenwind ausgesetzt“ waren. Dabei ignoriert er beflissentlich, dass nicht nur die deutsche Journaille überproportional grünenfreundlich eingestellt ist, sondern auch mit der Energiewende ein ständig wachsender ökologisch- industrieller Komplex entstanden ist, der durchaus gegen die im Verschwinden begriffene „Atom-Lobby“ anstinken kann.

Es ist nicht der reale Opferstatus, der die Grünen auszeichnet, sondern der gefühlte. So entsteht in der grünen Seele die merkwürdige Mischung, zum einen den Pazifismus als glücksbringendes Ideal ausgerufen zu haben, zum anderen aber – sozusagen als Triebabfuhr – sich in einem permanenten Kriegszustand mit den bösen Mächten aus Industrie und Politik zu befinden. Unter Zuhilfenahme der dem imaginierten Opfer spezifischen Angst vor Unterlegenheit wird ein schreckliches Zukunftsszenario an die Wand gemalt, das jeden Kampf in die religiöse Sphäre des „Gut oder Böse“ erhebt. Die emotionale Inbrunst, mit der selbst läppische Probleme angegangen werden – von der Mülltrennung bis hin zur Gendergerechtigkeit -, erinnert an die pubertär geführten Taschengeldauseinandersetzungen der Adoleszenz. Dieser leicht infantile Schrecken über die vermeintlichen Ungerechtigkeiten des Lebens lebt in der grünen Seele fort.

Dabei ist die grüne Seele nicht notwendigerweise jung. Definiert man Jungsein als Dynamik, unbändige Kraft und Bejahung aller Lebensprozesse, ist die grüne Seele eher sogar eine alte und verschlissene Seele, die dem Fortschritt und der Moderne kritisch gegenüber steht und in der Lebenslust etwas Gefährliches, Unmoralisches und Verschwenderisches sieht. Kein Wunder also, dass es die Partei der Grünen geschafft hat, vor allem in bürgerlichen Kreisen stark zuzulegen und die überwiegende Zahl ihrer Anhänger aus der Beamtenschaft rekrutiert.

Über den Autor

Markus Vahlefeld

geboren 1966 in Hong Kong – aufgewachsen in Hamburg – Abitur in Washington, D.C. – Studium der Philosophie in Bonn, Barcelona und Berlin – tätig als Fotograf, Texter und Autor vornehmlich in der Genussbranche – wohnhaft in Köln und einem beschaulichen Weindorf im Rheinhessischen

Mehr dazu auf: http://www.der-gruene-wahn.de




Roland Berger Studie sagt: Erdöl wird nicht knapp

Die Frage nach möglichen Engpässen bei der Ölversorgung wird weltweit im Energiesektor diskutiert. Das Thema bestimmt Grundsatzentscheidungen nicht nur in der Ölindustrie, sondern in der globalen Wirtschaft insgesamt. Roland Berger Strategy Consultants hat daher in der Studie "Are we running out of oil?" die aktuelle Lage auf dem weltweiten Erdölmarkt analysiert….

München – Die Kernbotschaft der Untersuchung zum Thema Ölversorgung: Versorgungsengpässe sind aufgrund zunehmender Ölreserven nicht zu erwarten. Gleichzeitig bleibt Öl als Energieträger für die EU-Staaten von entscheidender Bedeutung, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten – vor allem in Ländern wie Deutschland, deren Wirtschaft zu einem hohen Maß von Industriebetrieben geprägt ist. Doch der Ölpreis wird in den kommenden Jahren voraussichtlich die Marke von 70 US-Dollar pro Barrel allenfalls kurzfristig unterschreiten….

…  "Weil immer mehr Ölvorkommen durch immer bessere Fördertechnologien erschlossen werden können, erhöhen sich jedes Jahr die zugänglichen Gesamtreserven", begründet der Experte seine Einschätzung…

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Mit Dank an Spürnase Dr. U. Wlecke




Fachzeitschrift ‘Climate of the Past’ lehnt Rahmstorfs Meeresspiegel-Manuskript von Rahmstorf-Gruppe ab: Gutachter finden fundamentale Fehler in der Methodik

Auch die politische Führung North Carolinas reagierte prompt und entschied, dass die von Rahmstorf vermutete enorme Steigerung des Meeresspiegels selbst für North Carolina nicht plausibel ist und daher in Planungen nicht zu berücksichtigen sei (siehe unseren Blogartikel „Senat von North Carolina erteilt Rahmstorfs beschleunigtem Meeresspiegel eine Absage“). Bereits in den Vorjahren hatte es in Fachkreisen Kritik an den überzogenen Prognosen des Potsdamers gegeben, so zum Beispiel anlässlich einer Analyse einer Arbeit von Vermeer und Rahmstorf aus dem Jahr 2009 auf Climate Sanity.

Die Rahmstorf-Truppe stellte auf stur. Sie blieben bei ihrer fragwürdigen Darstellung und hoffte offenbar, das eine oder andere Paper bei IPCC-freundlichen Journalen unterzubringen. Im Juli 2012 schickten Rahmstorf und Kollegen ein weiteres Manuskript zu den Salzwiesen in North Carolina auf die Reise durch die wissenschaftliche Begutachtung. Als Leitautor fungierte Martin Vermeer von der finnischen Aalto University.

Diesmal wollte man der Welt nicht nur neue klimatische Superlative bieten, nein, man wollte auch noch die Arbeit anderer Kollegen, die auf deutlich weniger dramatische Szenarien kamen, ausbremsen. Eingereicht wurde das Manuskript „On the differences between two semi-empirical sea-level models for the last two millennia“ beim Fachjournal Climate of the Past, wo es zunächst in der Diskussionssparte gebracht wurde. Im Diskussionstadium werden die Arbeit von Fachgutachtern bewertet. Zudem steht es auch jedem anderen Wissenschaftler oder Interessierten frei, Kritik zu äußern und Kommentare online zu hinterlassen, zu denen sich die Autoren dann wieder äußern können.

Im Manuskript schießen Stefan Rahmstorf und seine Mitstreiter scharf gegen die Studie einer Forschergruppe um Aslak Grinsted vom Niels Bohr Institut der Universität Kopenhagen. Der Däne hätte mit seinen Kollegen einen über hunderte von Jahren wirkenden, globalen Langzeitanstieg des Meeresspiegels nicht berücksichtigt. Daher wären die Grinsted-Prognosen für die kommenden 500 Jahre alle zu lasch und falsch. Als angeblichen Beweis führt die Rahmstorf-Gruppe drei einzelne Meeresspiegelrekonstruktionen an. Und wie könnte es anders sein: Eine dieser drei Referenzdatensätze stammt aus North Carolina.

War es Naivität oder realitätsferne Selbstüberschätzung? Dies ist schwer zu sagen. Die Gutachter hatten in diesem Fall leichtes Spiel. Da der überdurchschnittlich steigende Meeresspiegel in North Carolinas ganz offensichtlich nicht die weltweit gemittelte Situation widerspiegelt, taugt der Datensatz auch nicht als Kalibrierung für Modelle. Und da dies eine wichtige Stütze des Modells der Rahmtorf-Gruppe darstellt, stürzte sogleich die gesamte Argumentation zusammen.

Der Herausgeber der Zeitschrift hatte dies frühzeitig erkannt und Aslak Grinsted als Gutachter gewinnen können. Am 4. September 2012 veröffentlichte Grinsted sein öffentliches Gutachten, das fast länger ausfällt, als das zu begutachtende Manuskript. Gleich im zweiten Absatz fällt Grinsted ein vernichtendes Urteil über die Arbeit der Rahmstorfgruppe. Wörtlich heißt es im Gutachten:

Eines der größten Probleme der Arbeit ist, dass sowohl die Analyse als auch die Darstellung entschieden voreingenommen sind.

Während sich Rahmstorf in der deutschen Presse als Vertreter des Konsens und wissenschaftlichen Vernunft darstellt, machen internationale Fachkollegen keinen Hehl aus ihrem Ärger über Rahmstorfs fragwürdige Arbeitsweise. Im weiteren Verlauf des Reviews äußert sich Aslak nicht nur zur lediglich lokalen Relevanz der North Carolina-Meeresspiegelkurve, sondern gibt auch zu bedenken, dass die Rekonstruktion gar nicht zu den real an Küstenpegeln gemessenen Daten passt. Die Rahmstorf-Gruppe hätte zudem im Gegensatz zur Grinsted-Gruppe lediglich ein paar weitere Variablen in ihr Modell eingebaut, die jedoch kaum mit harten Daten zu rechtfertigen sind. Mit einer solchen Vielzahl von Parametern könne man schließlich auch einen Elefanten mit dem Rüssel wackeln lassen. Auch wundert sich Grinsted, dass das Rahmstorf-Meeresspiegelmodell die Hälfte der Kalibrierungsperiode, nämlich die Zeit von Christi Geburt bis 1000 n. Chr. überhaupt nicht in den Griff bekommt, obwohl es doch gerade für diese langen Zeiträume mit seiner starken Langfristanstiegskomponente geeignet sein soll. Lesen Sie hier einige Auszüge aus Grinsteds Gutachtenim englischen Original:

One of the major problems with this work is the decidedly biased analysis and presentation. […] One very problematic aspect of this work is that all the tests are against proxies of local records of sea level whereas the models are of global sea level. For example, the Kemp et al. North Carolina record has a very high 20th century rate of rise compared to tide gauge based estimates. […] Finally, the K11 model [der Rahmstorf-Gruppe] is the same as the G10 model [der Grinsted-Gruppe] with a few additional terms. It is therefore no surprise that it can mimic a wider range of behaviors and fit a greater range of curves. I do not need a study to show me that. However, I remain unconvinced that the additionally parameters can be meaningfully constrained by the proxy data. […] One philosophical issue I have with the comparisons in this manuscript is that the K11 model was formulated with prior knowledge of the Kemp et al. proxy record [Meeresspiegelrekonstruktion aus North Carolina] in mind, whereas the G10 model was not. I.e. we would expect K11 to fit this dataset better regardless of whether it really improves the model. […]The K11 hind-cast deviates strongly pre-1000 AD […]That is remarkable considering that the K11 model was formulated with the specific goal of fitting this record.

Auch Grinsteds Coautorin, Svetlana Jevrejeva äußert sich am 9. Oktober 2012 auf der Begutachtungswebseite des Artikels zur eingereichten Rahmstorf-Studie. Auch sie führt die fehlende globale Signifikanz der North Carolina-Daten an. Sie schreibt, dass die Daten von der US-Ostküste den Meeresspiegelanstieg des 20. Jahrhunderts um nicht unerhebliche 12 cm überschätzen und damit um 70% gegenüber dem globalen Durchschnitt zu hoch liegen. Die falsche Einschätzung des Anstiegs im 20. Jahrhundert pflanzt sich dann als laufender Fehler durch die im Modell berechneten 2000 Jahre fort. Lesen Sie hier einige Auszüge aus Jevrejevas Gutachten im englischen Original:

My question: is the local North Caroline proxy sea level the same as global sea level? It seems to me that NC proxy sea level is a local sea level. There is no evidence to suggest that NC sea level is the same as global sea level […] It seems that NC sea level curve (original curve, not K11 simulation) is overestimating the 20th century sea level rise by 12 cm […] During the 20th century NC proxy sea level shows 70% higher sea level rise than observed global sea level. This systematic bias could propagate back in time and there is no evidence that past sea level from NC is the same as the global.

Bereits am 21 August 2012 wunderte sich der zweite bestellte Gutachter, Robert Kopp vom Rutgers Climate Institute, über eine seltsame Passage im Manuskript der Rahmstorf-Gruppe (Punkt 1 auf S. 3562):

Model parameter values were tuned manually.

Was könnten die Modellierer mit diesem ‘manuellen Tuning’ bloß gemeint haben, fragt sich Kopp in seinem Gutachten.

Am 10. Oktober 2012 fiel dann die Entscheidung der Fachzeitschrift. Herausgeber Mark Siddall vom Institut für Erdwissenschaften der Bristol University teilte dem Leitautor der Rahmstorf-Gruppe, Martin Vermeer, mit, dass das Paper durchgefallen sei. Wörtlich heißt es in der Herausgeberentscheidung:

Da beide Begutachtungen und eine weitere Kommentierung negativ ausfielen und dabei auf fundamentale Fehler in der Methodik hinwiesen, die eine Wiederholung der Analyse erfordert, muss ich leider mitteilen, dass das Manuskript abgelehnt wurde. I empfehle dringend, dass die Autoren davon absehen, [zu diesem Manuskript] weitere Antworten [zu Kommentaren] zu erstellen oder etwa eine veränderte Fassung einzureichen.

Im Folgenden die Herausgeberentscheidung im englischen Original:

Dear Martin [Vermeer],

thank you for submitting to [Climate of the Past Discussions]. As you will note, the two reviewers have submitted their comments. One of the reviewers recommends major changes, the other recommends reject. In addition there are two comments, both of which are substantive and bring into question the validity of the method. I am aware of previous comments and responses on the subject of uplift effects on the extended sea-level record of Kemp et al in PNAS and so feel that the second comment could be dealt with satisfactorily with some added discussion about this uncertainty. However, in the light of the two negative reviews and one comment which all require new analyses and point to fundamental flaws in the methodology of the current paper, I regret to inform you that my conclusion is to support rejection. I strongly dissuade the authors from submitting responses and a revised version.

Although the outcome here has been negative, I hope that you will consider submitting other work in future.

Best regards,
Mark

Auf der Webseite der Diskussionsfassung des Manuskripts prangt seitdem eine interessante Notiz:

Review Status: This discussion paper has been under review for the journal Climate of the Past (CP). A final paper in CP is not foreseen.

Mit Dank übernommen von Die kalte Sonne