Das Rätsel der Eiszeiten: Teil XVI – Roe vs. Huybers II

Im vorigen Artikel betrachteten wir die Studie von Gerard Roe aus dem Jahr 2006 mit dem Titel In defense of Milankovitch. Wir verglichen die Rate der Änderung des Eisvolumens – wie im Huybers-Datensatz 2007 gemessen – mit der sommerlichen Einstrahlung bei 65°N. Die Ergebnisse waren interessant, korrelierten sie doch sehr gut während der ersten 200.000 Jahre, bevor sie außer Phase liefen. Als Folge davon war die (Pearson-)Korrelation über 500.000 Jahre sehr klein, aber ziemlich gut über die ersten 200.000 Jahre.

Ohne weitere Daten könnten wir vermuten, dass die Ergebnisse zeigen, dass sich der Datensatz ohne „orbitales Tuning“ – und dem Fehlen objektiver radiometrischer Datierungen – mit der Zeit immer mehr von der Realität entfernt und ein „orbital getunter“ Datensatz die beste Annäherung wäre. Wir würden definitiv erwarten, dass ältere Daten mehr Unsicherheiten aufweisen, da sich Fehler akkumulieren, wenn man irgendeine Art Modell benutzt. Allerdings haben wir in einem früheren Artikel objektivere Datierungen für Termination II betrachtet (und auch in den Kommentaren bei einigen früheren Terminationen). Diese Daten erhielten wir via radiometrischer Datierung an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Methoden. Also fragte ich mich:

Was passiert, falls wir einen Datensatz wie Huybers 2007 nehmen und diesen mittels Altersmarkierungen erneut kartieren?

Auf diese Weise wurden alle Eisbohrkern-Datensätze grundlegend konstruiert, obwohl die Verfahren ausgereifter sind (siehe Anmerkung 1).

Für meine erste grobe Annäherung zog ich einfach einen Satz mit Terminations-Zeitpunkten heran (etwa aus der Mitte des Zeitraumes zwischen maximaler Vereisung und Höhepunkt der Zwischeneiszeit), und zwar sowohl von Huybers als auch von Winograd et al. 1992. Dann habe ich die Zeitbasis der bestehenden Proxydaten von Huybers zwischen jedem Satz von Altersmarkierungen erneut geplottet. Möglicherweise ist es einfacher, einen Vergleich davor ↔ danach zu zeigen als das Verfahren noch weiter zu erklären. Man beachte den Tiefpunkt zwischen von 100.000 und 150.000 Jahren. Dieser korrespondiert mit weniger Eis, es handelt sich um das Interglazial:

 

Figure 1

Das Verfahren ist im Grunde eine lineare Neukartierung. Ich bin sicher, dass es bessere Wege gibt, aber ich erwarte nicht, dass diese das Ergebnis wesentlich verändern würden. Ein wichtiger Punkt (mit meiner sehr einfachen Methode) ist, dass der älteste Datenzeitpunkt, den wir betrachten, eine Inkonsistenz verursachen kann (da es nichts gibt, um die Daten zwischen der letzten Altersmarkierung und dem Enddatum zu belegen). Darum geht der erste Datensatz unten über 270.000 Jahre.

T-III wird von Winograd 1992 datiert als vor 253.000 Jahren eingetreten. Also habe ich einen Zeitpunkt kurz danach gewählt. Hier folgt der Vergleich der Änderungsrate des Eisvolumens mit der Einstrahlung mit den gleichen Rahmenbedingungen wie im letzten Artikel. Man erkennt, dass alles sehr gut anti-korreliert ist:

 

Figure 2 – Click to Expand (nur in der englischen Originalversion)

Zum Vergleich: Das Ergebnis im vorigen Artikel von 0-200.000 Jahren ohne Neukartierung des Proxy-Datensatzes. Man erkennt, dass alles sehr gut korreliert ist:

 

Figure 3 – Click to Expand (nur in der englischen Originalversion)

Für die neu kartierten Daten: Korrelation = -0,30. Dies ist genauso negativ korreliert mit dem Einstrahlungswert wie LR04 (eon orbital getunter Datensatz) positiv korreliert ist. Interessehalber machte ich das Gleiche mit einer Zeitbasis von vor 0 bis 200.000 Jahren. Dies bedeutet: alles von vor 140.000 bis 200.000 Jahren wurde nicht durch einen überarbeiteten T-III-Zeitpunkt belegt. Ergebnis: Korrelation = 0. Die Interpretation ist einfach – die älteren Daten wurden infolge einer späteren objektiven T-III-Datierung nicht verschoben, daher gibt es hier ein besseres Zusammenspiel zwischen Einstrahlung und der Änderungsrate des Eisvolumens für diese älteren Daten.

Schlussfolgerung

Gibt es eine Schlussfolgerung? Sie starrt uns sicher ins Gesicht, bleibt also als Übung für interessierte Studenten im Raum stehen.

Ich habe Kopfschmerzen.

Articles in the Series

References

In defense of Milankovitch, Gerard Roe, Geophysical Research Letters (2006) – free paper

Glacial variability over the last two million years: an extended depth-derived agemodel, continuous obliquity pacing, and the Pleistocene progression, Peter Huybers, Quaternary Science Reviews (2007) – free paper

Datasets for Huybers 2007 are here:
ftp://ftp.ncdc.noaa.gov/pub/data/paleo/contributions_by_author/huybers2006/
and
http://www.people.fas.harvard.edu/~phuybers/Progression/

Continuous 500,000-Year Climate Record from Vein Calcite in Devils Hole, Nevada, Winograd, Coplen, Landwehr, Riggs, Ludwig, Szabo, Kolesar & Revesz, Science (1992) – paywall, but might be available with a free Science registration

Insolation data calculated from Jonathan Levine’s MATLAB program

Anmerkungen

Anmerkung 1

Hier folgt ein Auszug aus der Studie von Parennin et al. 2007: The EDC3 chronology for the EPICA Dome C ice core:

In diesem Artikel präsentieren wir EDC3, den neuen Altersmaßstab von 800.000 Jahren aus dem Eisbohrkern EPICA Dome C. Er wird gebildet aus einer Kombination verschiedener Altersmarkierungen und einem glaziologischen Modell. Er wird in drei Schritten erzeugt.

Erstens, eine Altersskala wird erzeugt durch die Anwendung eines Eisfluss-Modells am Dome C. Unabhängige Altersmarkierungen werden verwendet, um viele kaum verstandene Parameter in diesem Modell zu kontrollieren (wie z. B. die Bedingungen an der Gletschersohle) durch ein inverses Verfahren.

Zweitens, die Altersskala wird synchronisiert mit der neuen grönländischen GICC05-Altersskala über drei Zeiträume: die letzten 6000 Jahre, die letzte Deglaziation und das Laschamp-Ereignis (vor etwa 41.000 Jahren).

Drittens, die Altersskala wird in den unteren rund 500 m korrigiert (korrespondierend mit dem Zeitraum von vor 400.000 bis 800.000 Jahren), bei dem das Modell nicht in der Lage ist, die komplexe Verteilung der Eisflüsse zu erfassen.

From Parennin et al 2007

Link: http://scienceofdoom.com/2014/02/03/ghosts-of-climates-past-sixteen-roe-vs-huybers-ii/

Link: http://scienceofdoom.com/2014/02/02/ghosts-of-climates-past-fifteen-roe-vs-huybers/

Teil I und II: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-i-und-ii/

Teil III: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-iii-hays-imbrie-shackleton/

Teil IV: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-iv-umlaufbahnen-jahreszeiten-und-mehr/

Teil V: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-v-aenderungen-der-ekliptik-und-der-praezession/

Teil VI: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-vi-hypothesen-im-ueberfluss/

Teil VII: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-7-global-circulation-models-i/

Teil VIII: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-8-global-circulation-models-ii/

Teil IX: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-9-global-circulation-models-iii/

Teil X: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-10-global-circulation-models-iv/

Teil XI: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-xi-das-ende-der-letzten-eiszeit/

Teil XII: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-xii-gcm-v-wie-enden-eiszeiten/

Teil XIII: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-xiii-terminator-ii/

Teil XIV: www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-xiv-konzepte-und-daten/

Teil XV: http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/das-raetsel-der-eiszeiten-teil-xv-roe-vs-huybers/




Vom Sturmwind verweht – Orkan Niklas stellt Energiewendelügen bloß!

Bild rechts:Ein Orkan wie Niklas knickt selbst kräftige Bäume wie Streichhölzer

Im Zusammenhang mit dem ständigen Zubau von Wind- und Solarkapazitäten in Deutschland hatte der Verfasser vor kurzem im Rahmen eines Leserkommentars bei EIKE darauf hingewiesen, dass damit Zeiten näher rücken, in denen die Netze an Tagen mit entsprechenden Wetterlagen so mit „erneuerbarem“ Strom verstopft werden, dass auch das Dumping der Überproduktion im Ausland nicht mehr ausreicht, um ökologisch eigentlich sinnvolle Stromerzeuger wie Wasserkraftwerke oder Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerke vor erheblichem wirtschaftlichem Schaden zu bewahren. Dieser Hinweis erboste einen der besonders aktiven Trolle mit dem Pseudonym Holger B. dermaßen, dass es ihm augenscheinlich den Schlaf raubte und er am 29.3. morgens um 0.16 Uhr die spöttisch gemeinte Frage stellte, „welche Konstellation von Hoch- und Tiefdruckgebieten sich einstellen muss, das gleichzeitig über ganz Deutschland Sturm weht und Sonne von blauen Himmel scheint“ [BUROW].

Wenn Wind und Sonne gleichzeitig verrückt spielen

Nun, zur Kenntnis des verehrtesten Herrn Holger B. und seiner Spießgesellen, er hätte in dieser Nacht besser daran getan, auf die bereits deutlich erkennbaren und auch schon hörbaren Vorzeichen des heraufziehenden Orkans Niklas zu achten. Bereits am gleichen Tag wurde diese Frage eindeutig, aber ganz und gar nicht in seinem Sinne beantwortet: Es gab mit dem Sturm jede Menge Windstromproduktion, aber zugleich dank streckenweise blauen Himmels auch einen kräftigen Schub an Solarstrom.

Dazu meldete die FAZ am 3.4. unter der Schlagzeile „Stromnetz Orkan kostet Stromkunden mehrere Millionen“ [FAZ], dass die Orkan-Tage die Netzbetreiber einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet hätten, der zu Lasten der Verbraucher gehe. Die Lage sei so brenzlig gewesen, dass Hunderte Windräder einfach abgeschaltet werden mussten.

In der gleichen Meldung wird hervorgehoben, dass wegen des starken Windes und einer parallel hohen Solareinspeisung auch ein neuer „Ökostromrekord“ erzielt worden sei. Nach Auswertung aller Daten habe Agora Energiewende für 14.15 Uhr eine Wind- und Solareinspeisung von rund 44.000 Megawatt ermittelt, was der Leistung von 31 Atomkraftwerken entspreche.

Nach den Statistiken, die EIKE-Autor Rolf Schuster in bewundernswerter Fleißarbeit regelmäßig auswertet und der Öffentlichkeit zugänglich macht, waren Ende Februar 2015 in Deutschland insgesamt 78.000 MW Wind- und Solarstromkapazität installiert, davon 40.000 MW Wind und 38.000 Solar. Verrechnet man dies mit den Angaben im FAZ-Artikel, so haben die Windenergieanlagen mit bis zu 75 % ihrer Kapazität eingespeist, während die Solaranlagen immerhin noch auf bis zu 37 % ihrer Nennkapazität kamen. Letzteres ist angesichts des Ende März noch recht niedrigen Sonnenstandes eine beachtliche Zahl. Hätte uns Niklas im Hochsommer erwischt, so hätten wir mit vermutlich mehr als 10.000 MW zusätzlicher Solareinspeisung zu kämpfen gehabt. Die Folgen von Niklas für die Börsenstrompreise verdeutlicht die von R. Schuster ermittelte Tabelle 1.

Tabelle 1: Nominelle Börsenverluste durch Negativstrompreise am 29.und 30.3. Hinweis: Jede Zahl unter 50 €/ MWh bedeutet in Wirklichkeit, dass die meisten konventionellen Kraftwerke bereits Verluste einfahren (Zahlen EEX: Tabelle Rolf Schuster)

zahlt der Stromverbraucher nochmal obendrauf

Nach diesen Daten musste aufgrund der Wetterlage allein am 29.3. und 30.3. Strom im Wert von fast 3 Mio. € zu Negativpreisen ins Ausland d.h. unter Zuzahlung „verschenkt“ werden. Doch das war nur ein kleiner Teil der tatsächlich anfallenden Verluste, die von den Netzbetreibern auf einen „unteren bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ (also irgendwo zwischen 10 und 60 Mio. € für gerade einmal 3 Tage) geschätzt wurden. Den Angaben im FAZ-Artikel zufolge mussten insgesamt 20.300 Megawatt an Netzreserven (6.700 MW) und zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten (13.600 MW) zur Stabilisierung der Stromversorgung in Süddeutschland eingesetzt werden. Zudem seien Hunderte Windräder mit 2.300 Megawatt Leistung zwangsweise abgeschaltet worden. Dies bedeutet, dass die Windbarone noch Geld dafür bekamen, dass sie keinen Strom produzierten, weil sonst das Netz zusammengebrochen wäre. Die den Netzbetreibern durch den unsinnigen „EE-Strom“ insgesamt entstandenen Kosten, die eigentlich der Energiewende zugeordnet werden müssten, finden sich jedoch nur zum geringsten Teil auf dem EEG-Konto wieder, sondern werden zum größten Teil über die Netzkosten versteckt auf die Strompreise umgelegt.

Et hätt noch emmer joot jejange – wirklich?

Diesmal haben die Netze der Belastung noch standgehalten. Doch wer jetzt glaubt, man könne sich trotz des weiter anhaltenden Zubaus von Wind- und Solarkapazitäten im Rahmen der „Energiewende“ aufatmend zurücklehnen und darauf vertrauen, dass sie auch künftig solch außergewöhnliche Belastungen unbeschadet überstehen werden, dem sei gesagt, dass dem beileibe nicht so ist. Das „Rheinische Grundgesetz – Et hätt noch emmer joot jejange" mag in der Kölner Politik Geltung haben, doch für die Physik der Stromversorgung gilt dies mitnichten. In Deutschland sollen im Rahmen der „Energiewende“ bis 2050 rund 330.000 MW Windenergiekapazität und möglicherweise bis zu 100.000 MW Solarkapazität installiert werden. Das Resultat wird sein, dass unsere Netze schon an mäßig windigen Schönwettertagen völlig mit „Ökostrom“ überflutet werden, für den es mangels geeigneter Speichertechnologien keine Verwendung gibt. Das wird zwangsläufig zum Zusammenbruch der Stromversorgung führen. Da würde uns auch keine der „Stromautobahnen“ helfen, die uns die gewissenlosen Profiteure der Energiewende und ihre Speichellecker als angebliche Wunderwaffe gegen die Folgen ihrer eigenen Politik andrehen wollen.

Fred F. Mueller

Quellen

[BUROW] http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/sonnenfinsternis-was-haben-mister-spock-und-agora-energiewende-gemeinsam/

[FAZ] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/orkan-kostet-stromkunden-mehrere-millionen-13520933.html




Energiewende: Die Kostenspirale dreht sich weiter

Die miserable Wirtschaftslage der deutschen Energieriesen sei selbstverschuldet, sagt Greenpeace und stützt sich auf eine Analyse  von Heinz-Josef Bontrup und Ralf-Michael Marquardt von der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. Auslöser der prekären Lage sei nicht die Energiewende, sondern vielmehr gravierende und anhaltende Managementfehler der Stromriesen.

Was haben die schlechten Manager der bösen Konzerne falsch gemacht? Kurz gesagt: Statt auf Erneuerbare Energie zu setzen, damit die Strompreise noch weiter in die Höhe zu treiben und satte Profite zu machen, haben die Konzerne versucht, ihre bestehenden Kraftwerke weiter zu nutzen, um bedarfsgerecht preiswerten Strom zu liefern. Schön doof. Und selbst schuld, sagt Greenpeace.

Was tun? Greenpeace nennt in der Zusammenfassung der Studie zwei „Auswege“. Der erste bestehe in „Desinvestition und Rationalisierung, um die dringend benötigten finanziellen Mittel für einen Neuanfang zu mobilisieren.“ Mit anderen Worten: Kraftwerke verkaufen, um an Geld für Investitionen in Erneuerbare zu kommen. Bleibt die Frage, an wen RWE oder EnBW ihre Kohlekraftwerke verkaufen sollen. Welche andere Firma sollte sie in Deutschland wirtschaftlich betreiben können?

Der zweite Ausweg bestehe darin, für das Wegbrechen des Kerngeschäftes der konventionellen Stromerzeugung einen adäquaten Ersatz zu finden. Hier bestätigt Greenpeace den Konzernen, es richtig zu machen: „Alle Big 4 setzen in diesem Kontext auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien inklusive der dazugehörigen Infrastruktur und auf das Geschäftsfeld der Energiedienstleistungen.“

Für diese Schlussfolgerung hätte es keiner 300-seitigen Studie bedurft. Da es aufgrund der politischen Vorgaben keine andere Wahl gibt, müssen alle das Spiel mitspielen. Die Konzerne werden tun, wofür es im staatlich regulierten System Profite gibt. Und die Verbraucher werden bezahlen.

Die Kosten der Energiewende

Wie entwickeln sich die Stromkosten in Deutschland und was treibt die Verteuerung? Im Jahr 2000 betrug der durchschnittliche Strompreis für deutsche Haushalte knapp 14 Cent pro Kilowattstunde, heute sind es rund 29 Cent. Der Strompreis für die Industrie lag bei etwa 6 Cent, heute sind es 15. Die Gesamtbelastung durch Steuern und Abgaben lag im Jahr 2000 bei knapp sieben Milliarden Euro, heute sind es über 35 Milliarden.

Die Behauptung, der private Verbraucher müsse bluten, weil Teile der bösen Wirtschaft entlastet werden, ist aus zwei Gründen haltlos. Erstens zahlen die privaten Haushalte nur rund 35% der EEG-Umlage in Höhe von 23,6 Mrd. Euro, 53% kommen von der Wirtschaft, der Rest von öffentlichen Einrichtungen (Zahlen für 2014).] Zweitens ist es für den Verbraucher egal, ob er die Kosten direkt über die Stromrechnung zahlt oder indirekt über verteuerte Brötchen und U-Bahn-Fahrscheine oder Steuern, aus denen öffentliche Einrichtungen finanziert werden. Entscheidend ist die Gesamthöhe der Belastung, die der Volkswirtschaft entsteht. Und diese Belastung beschränkt sich keineswegs auf die EEG-Umlage.

Eine weitere Behauptung besagt, durch das hohe Angebot von Erneuerbaren werde der Preis an der Strombörse gedrückt und somit würden die Erneuerbaren nicht zu einer Preissteigerung, sondern zu einer Kostensenkung beitragen. „Verbraucher würden ohne Wende gleich viel bezahlen wie mit, aber die Industrie wesentlich mehr. Das liegt an den billigen Börsenstrompreisen und diese sind preiswertem Solar- und Windstrom geschuldet. Sonne und Wind schicken keine Rechnung“,erfahren wir von Ökostromguru Franz Alt. Mit der Realität hat diese Vorstellung sehr wenig zu tun. Wahr ist, dass in Zeiten mit hoher Wind- oder Solarstromeinspeisung der Preis am sogenannten Spotmarkt tatsächlich sinkt. Denn auch hier gilt grundsätzlich, dass Preise sinken, wenn das Angebot höher ist als die Nachfrage. Konkret passiert dann Folgendes: Der Bedarf wird so gedeckt, dass zunächst der gesamte Ökostrom gekauft werden muss, dann die billigsten konventionellen Anbieter liefern, dann die etwas teureren, usw.. Alle konventionellen Erzeuger erhalten am Ende den Preis, der den Grenzkosten des bis dahin teuersten Anbieters entspricht. Wenn so viel Strom aus Erneuerbaren da ist, dass der ganze Rest durch billigen Atom- bzw. Kohlestrom gedeckt werden kann, bleibt der Börsenpreis auf dem niedrigen Niveau des Kohlestroms. Alle Kraftwerke, die nicht zum Zug kommen, müssen abschalten bzw. außer Betrieb bleiben. Das trifft insbesondere moderne, saubere Gaskraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke.

Der Verbraucher merkt von diesen gedrückten Preisen leider aus zwei Gründen kaum etwas. Erstens macht die Stromerzeugung weniger als ein Viertel des Strompreises aus, da ja über 50 Prozent aus Steuern und Abgaben bestehen und der Rest aus den Netzkosten resultiert, die unabhängig davon sind, woher der Strom ursprünglich kommt. Zweitens machen die Beschaffungskosten am Spotmarkt einen relativ geringen Anteil aus, da dieser von den Stromanbietern hauptsächlich für den Ausgleich kurzfristiger Bedarfsschwankungen oder kurzfristige Anpassungen im Beschaffungsportfolio genutzt wird. Der überwiegende Teil des Stroms wird bereits im Voraus am Terminmarkt beschafft.

Der Preisverfall am Spotmarkt führt vor allem dazu, dass konventionelle Kraftwerke immer unrentabler werden, weil sie mit sinkender Auslastung und somit ineffizienter arbeiten müssen. So entstehen weitere volkswirtschaftliche Kosten. Es trifft über schwindende Dividenden und drastische Kursverluste zunächst einmal die Aktionäre. Letztlich werden aber wir alle darunter zu leiden haben. Schadenfreude, weil sich die Stromkonzerne nun keine goldene Nase mehr verdienen, hilft hier nichts. Fehlende Gewinne bedeuten auch fehlende Investitionsmöglichkeiten.

Aus unternehmerischer Sicht müssten die Stromerzeuger ihre nicht mehr ausgelasteten Gas- und Kohlekraftwerke, die Verluste schreiben, stilllegen. Das wird jedoch in der Regel nicht gestattet. Die Kraftwerke müssen als so genannte Netzreserve in Betrieb bleiben, die Betreiber erhalten eine Kostenerstattung.

Kosten der Versorgungssicherheit

Wie kann trotz immer größerem Anteil an stark fluktuierendem Ökostrom die Versorgungssicherheit gewährleistet werden? Grundsätzlich werden verschiedene Optionen diskutiert, die letztlich alle auf erhebliche Überkapazitäten angewiesen sind. Eine Möglichkeit wäre ein Kapazitätsmarkt. Wir zahlen einen Marktpreis dafür, dass die Kraftwerke in Bereitschaft bleiben und bei Bedarf hochgefahren werden. Das Produkt, das gehandelt wird, ist also nicht Strom, sondern Lieferbereitschaft. Diesen Ansatz hat Sigmar Gabriel mit der Bemerkung abgelehnt, es dürfe nicht auf „Hartz-IV für Kraftwerke“ hinauslaufen: „Nicht arbeiten, aber Geld verdienen.“ Die andere Option wäre ein reiner Marktmechanismus. Das bedeutet, dass der Strompreis bei entsprechender Nachfrage beliebig steigen darf. Ein Gaskraftwerk könnte dann die meisten Ziel des Jahres ungenutzt herumstehen und nur liefern, wenn es wolkig und windstill ist. Dann dürfte die Gigawattstunde statt 50 Euro auch 5000 Euro kosten, letztlich eben so viel, dass das Kraftwerk auch rentabel betrieben werden kann, wenn es 98 Prozent des Jahres stillsteht. Das ist der Politik auch nicht geheuer, würde aber nur funktionieren, wenn eine freie Preisbildung wirklich garantiert würde.

Eine weitere Möglichkeit, Versorgungssicherheit zu verbessern, ist der Stromtransport über lange Strecken. In Deutschland geht es bekanntlich darum, den Windstrom aus den Norden in den Süden zu bringen, wo die Industrie einen großen Bedarf hat. Das kann man machen. Es hat aber ebenfalls seinen Preis. Wenn Strom von Nord- nach Süddeutschland transportiert wird, gehen rund 10 Prozent verloren. Es müssen also nicht nur die Milliarden für den Bau und Unterhalt der Hochspannungsleitungen bezahlt werden, sondern auch Milliarden für die Transportverluste. Nochmal
teurer wird es, wenn die Leitungen, die sich ja bei den betroffenen Anwohnern keiner großen Beliebtheit erfreuen, unterirdisch verlegt werden.

Die vierte Option ist der Austausch mit den Nachbarländern. Das setzt aber voraus, dass dort keine Windräder stehen, sondern konventionelle Kraftwerke, die bedarfsgerecht liefern können. Damit die deutsche Energiewende gelingt, darf sie in den Nachbarländern nicht stattfinden. Fünftens gibt es noch Energiespeicher, die aber insgesamt im Vergleich zur Vernetzung als noch teurer gelten.

Die aktuellen Pläne von Sigmar Gabriel sehen eine Kombination verschiedener Maßnahmen vor. Neben dem Netzausbau soll die Netzreserve bestehen bleiben. Zusätzlich soll eine Kapazitätsreserve geschaffen werden. Hierfür „mietet“ der Staat alte Kraftwerke und hält diese für den Notfall in Bereitschaft. Was die Kosten anbetrifft, die am Ende der Stromkunde bezahlt, nimmt sich das alles nicht viel. Egal wie man es macht: Bei fortschreitender Energiewende wachsen die volkswirtschaftlichen Kosten der ganzen Angelegenheit. Mit den Kosten aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die alle früheren Prognosen längst gewaltig überschreiten, ist es nicht getan.

Energiewende als Selbstzweck

Nun könnten wir sagen: Die gute Sache ist es uns wert. Wäre da nicht jener Makel, der selbst die größten Befürworter der Energiewende etwas in Verlegenheit bringt. Es sollte ja eigentlich darum gehen, das Klima zu retten, indem der Ausstoß von CO2 verringert wird. Das hat bisher leider nicht hingehauen. Erstens, weil durch den europäischen Emissionshandel jede in Deutschland eingesparte Tonne Kohlendioxid eben anderswo in die Luft geblasen werden darf. Zweitens, weil die emissionsfreien Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Und drittens, weil durch den Preismechanismus die Gaskraftwerke zugunsten der auch gerne „Dreckschleuder“ genannten Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden.
Für dieses letzte Problem hat Gabriel jetzt eine kosmetische Lösung vorgeschlagen. Er möchte den Braunkohlestrom künstlich verteuern. Ab 2017 sollen die Betreiber älterer Kohlekraftwerke einen „Klimabeitrag“ bezahlen, damit letztlich unrentabel werden und verschwinden. Das kostet zwar wieder Geld und Arbeitsplätze, hat aber den Vorteil, dass wir dann stolz den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung verkünden könnten. Der Nachteil: Fürs Klima macht es keinen Unterschied. Auf europäischer Ebene wird dadurch nicht weniger CO2 emittiert, denn am Emissionshandel ändert sich ja nichts. Global gesehen liegen die Emissionen der deutschen Stromerzeugung ohnehin unter einem Prozent.
Aus Sicht der Politik scheint es in Hinblick auf die zum Selbstzweck gewordene Energiewende nur eine Devise zu geben: Augen zu und schönreden!

Thilo Spahl ist Ressortleiter Wissenschaft bei NovoArgumente. Dort erschien dieser Beitrag zuerst.




Energie 4.0

Kein einziges dieser Argumente zeigt bei der Bundesregierung eine Wirkung. Es gibt kein Innehalten, keine Phase gemeinsamen Nachdenkens, keinen Ausbaustopp für Windkraftanlagen, trotz der über 700 Bürgerinitiativen einiger Politiker und Wissenschaftler, die hervorragende Aufklärungsarbeiten auch in Kommunen oder überregional leisten.

Sind die Politiker verrückt geworden? – “Germany — Insane Or Just Plain Stupid?

Die Regierung folgt einem Leitbild, das sich aus den Ansichten ihrer Berater zusammensetzt. Welchem Leitbild folgt die Bundesregierung? Sie will Deutschland selbstverständlich nicht deindustrialisieren. Das wollen nicht einmal die Grünen. Die Bundesregierung will, wie das BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) hervorhebt, “die deutsche Industrie in die Lage … versetzen, für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein.” Das Schlagwort für dieses Leitbild heißt Industrie 4.0.

Industrie 4.0

Industrie 4.0 ist der Name eines Zukunftsprojekts in der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Das Ziel der Bundesregierung ist, die Industrieführerschaft Deutschlands zu sichern, und sie macht, aus Furcht, dass andere schneller sind, viel Tempo.

Das Gelingen von Industrie 4.0 hat nach Auffassung der Bundesregierung aber nur dann Erfolg, wenn in der Industrie der Zukunft Produktion und Energiemanagement eine Einheit bilden und sich deutlich von dem unterscheiden, was wir heute kennen. “Statt einer Ansammlung isoliert wirtschaftender Betriebe wird dann ein vernetztes, hocheffizientes und flexibles System mit intelligentem Energiemanagement Waren energie- und rohstoffoptimiert herstellen”, heißt es auf der Homepage “Energieforschung für die Praxis”, herausgegeben vom FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, gefördert vom BMWF.

Aber es geht der Bundesregierung nicht schnell genug. Viele Unternehmen seien noch weit davon entfernt, den Schritt ins digitale Zeitalter zu vollziehen, die Mentalität in Unternehmen müsse sich ändern, meint Martin Hofer, Vorstand beim Münchener Berater Wassermann: “Der Mensch ist das größte Hindernis auf dem Weg zur Industrie 4.0″, sagt er, oder :”Wir glauben an Industrie 4.0″.

Jeder zweite Entscheidungsträger in der Industrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz habe noch nichts von dem Begriff „Industrie 4.0“ gehört, berichtete die FAZ Anfang 2015. Und will es möglicherweise auch nicht wissen. Er riskiert allerdings den Todesstoß durch die auf grün geschwenkte Industrie und Politik. Großkonzerne wie Siemens und BMW haben sich schon längst auf Industrie 4.0 eingestellt. Und ein Lehrstuhl für Produktionssystematik ist bereits seit einigen Jahren an der RWTH Aachen etabliert. Der Lehrstuhlinhaber, Günter Schuh, ist zugleich Direktor des FIR – Forschungsinstitut für Rationalisierung e. V., Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen und des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT). Schuh gehört zur Geschäftsführung der RWTH Aachen Campus GmbH. Er vertritt das Konzept Industrie 4.0 auf vielen Ebenen.

Der Begriff Industrie 4.0 wurde erstmals zur Hannovermesse 2011 geprägt und steht für eine vierte industrielle Revolution, die auf der Digitalisierung der Industrie beruht. Die Realisierung dieser Fiktion würde unvermeidbar und tief in gesellschaftliche Prozesse eingreifen.

Smart City

Die Pläne der Bundesregierung im Zusammenhang mit Industrie 4.0 zielen nicht nur auf die Industrie, das wäre viel zu kurz gegriffen, sondern auf “alle Energieverbraucher, es schließt Haushalte, Verkehr, Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung sowie städtische Liegenschaften ein.”

In einzelnen Quartieren und Stadtgebieten, wie die Welheimer Mark in Bottrop, oder am Beispiel zweier Gewerbegebiete in Bochum wird derzeit experimentiert und demonstriert, wie ein Mischgebiet mit Industrie, Gewerbe und Wohnungen energetisch, ökonomisch und ökologisch optimiert werden, wie Abwärme in Gewerbegebieten mit unterschiedlichen Branchen und Betriebsgrößen über kleinteilige Wärmeverbünde genutzt werden kann und wie ein verlässlicher Wärmeverbund aufzubauen ist, “der dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben und auf andere Gebiete übertragbar ist.” Dafür werde die geeignete Software zur Simulation, Analyse sowie Optimierung entwickelt, die auch für andere Städte einsetzbar sein soll, berichtet BINE.

Eine Stadt wurde zum Experimentieren bereits ausgewählt: Für Stuttgart entsteht im Forschungsprojekt „Stadt mit Energieeffizienz“ ein Langfrist-Energiekonzept, das in sogenannte Smart-City-Strategien eingebunden werden kann. Smart-City-Strategien werden diese Projekte genannt, die es nach Vorstellung der Bundesregierung ermöglichen, “mit vernetzten Technologien bei Energie, Wasserwirtschaft, Mobilität, Logistik und Gebäuden große Modernisierungspotenziale zu erschließen” und dabei Haushalte, Verkehr, Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung als Einheit bewirtschaftet und optimiert.

Dafür müssen massenhaft gesammelte Daten genau ausgewertet werden, was wiederum die Digitalisierung des gesamten Alltagslebens, vom Wäschewaschen über das Einkaufen bis zur Gesundheitskontrolle beinhalten wird. Es geht um mehr als nur um die Steuerung des privaten Stromverbrauchs durch “intelligente” Smart Grids, sondern um die Kontrolle des privaten Konsums und die totale Kontroll sämtlicher Aktivitäten der Bürger, die bei Kritikern zur Bezeichnung Ökofaschismus geführt hat.

Welche Belohnung verspricht dieses totalitäre System? Gar keine. Es gibt nur ein imaginäres Ziel. Es bezieht sich auf den angeblich geringeren Energieverbrauch, der als gesellschaftlicher Konsens unterstellt wird. “Das Ziel für 2020 ist, 20 % weniger Energie zu verbrauchen als 1990″, heißt es bei BINE. Auf den weltweiten Energieverbrauch wird der geringere Energieverbrauch in Deutschland keinen messbaren Effekt haben. Und dafür sollten die Menschen ihrer Totalüberwachung zustimmen?

Mit der Einbindung der Erneuerbaren Energien in die Digitalisierung der Industrie ist die Idee des Klimaschutzes ad absurdum geführt. Die Industrie 4.0 beinhaltet die Digitalisierung der Industrie, mehr nicht. Sie braucht die digitalisierte Energiewirtschaft, nicht den Klimaschutz.

Energie 4.0 – Die Digitalisierung der Energiewirtschaft

Bis zum 1. März 2015 konnten im Rahmen einer Konsultation Bürger, Unternehmen und Verbände zu einzelnen Kapiteln des Grünbuches “Ein Strommarkt für die Energiewende” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) Stellungnahmen abgeben. Etwa 700 Verbände und Unternehmen nutzten die Gelegenheit, darunter auch BITKOM, Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationswirtschaft. Die Digitalisierung der Energiewirtschaft sei unabdingbar, erklärt BITKOM in seiner Stellungnahme, sie müsse zügig vorangetrieben werden.

Es lohnt sich ein Blick in Richtung grünen Denkens: Für den Wandel im Energiebereich spieltJeremy Rifkin, ein US-amerikanischer Soziologe, Ökonom, Publizist, Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends, eine wichtige Rolle. Rifkin, ein grüner Prophet, den dasHandelsblatt als “Rosamunde Pilcher unter den Ökonomen” und als “der Gute-Laune-Bär unter den Top-Beratern von Politikern und wichtigen Vorstandschefs”, die taz als “das grüne Gewissen des Planeten” bezeichnet, zählt zu den Beratern der Bundeskanzlerin Angela Merkel und ist bei großen Konzernen häufiger Gast.

Im Juni 2013 hielt Rifkin eine Rede auf dem Dresdner Zukunftsforum. Er sagte: “Große Energieunternehmen von heute müssen sich in eine neue Rolle einfinden, die IT-Unternehmen schon in den 1990er Jahren gefunden haben: weg von der Produktion und hin zu Management und Networking.” Energieunternehmen sollen keinen Strom mehr produzieren, sondern das Gesamtmanagement der dezentral handelnden Produzenten übernehmen. In einem Interview mit der Zeit sagte Rifkin, dass deutsche Energieriesen einsähen, dass die wirklichen Wachstumsmöglichkeiten in einem “neuen Geschäftsmodell” für die Energiekonzerne liege. Das alte Geschäftsmodell sei viel zu teuer und die  Stromnetze seien ineffizient, der Emissionshandel werde fossile Energien noch unerschwinglicher machen: “Das ist ein Spiel für Verlierer.”

Nun hatte ausgerechnet Deutschland bis zur Energiewende 2011 eines der besten und sichersten Stromversorgungssysteme der Welt und den geringsten Grund, dessen Zuverlässigkeit durch Energie-Experimente aufs Spiel zu setzen. Außerdem war Deutschland bisher eine der stärksten Wirtschaftsnationen. Und dennoch wurde in Deutschland eine Energiewende beschlossen. International ließen sich die Politiker durch Schmeicheleien anfeuern: “Wenn das einer schafft, dann ihr”. Die Politiker sehen sich selbst als Vorreiter, denen das deutsche Volk viel zu zögerlich erscheint. Der Erfolg hängt nach Meinung von Greenpeace ausschließlich vom Willen ab (Greenpeace, “Der Plan“).

Bill Gates lächelte bei seinem Besuch 2011 in Berlin über den Ausstiegsbeschluss aus der Kernenergie. Er deutete ihn als “Zeichen von Wohlstand”. Der Mehrheit der Bevölkerung dürfte das Lächeln jedoch vergangen sein. Es war von Anfang an klar, dass die Umstellung auf die Digitalisierung der Energiewirtschaft nicht für eine Kugel Eis zu haben sein würde, wie Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) behautpet hatte, es war aber auch klar, dass die Bevölkerung trotz des Atomunglücks in Fukushima nicht gewillt war, aus der Kernkraft auszusteigen, wenn sich dadurch der Strompreis erhöhen würde, wie eine Sonntagsfrage 2012 ergab.

Die Sonntagsfrage

Dem Willen der Bevölkerung, den katastrophalen Folgen des Windwahns für die Natur und allen Warnungen von Fachleuten zum Trotz: Die Energiewende gilt als eine beschlossene Sache und als Teil des Zukunftsprojekts Industrie 4.0, ist somit ein Kernelement der Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung – und offensichtlich nicht verhandelbar. Sie dürfte bis zum bitteren Ende weiter vorangetrieben werden, selbst gegen den Willen eines großen Teils der Industrie, auch angesichts eines drohenden Ruins Deutschlands. Die Bundesregierung glaubt an die vierte industrielle Revolution, hält sie für alternativlos und ist überzeugt ist, dass die deutsche Industrie nur die von ihr gebotene Chance nutzen müsse, die vierte industrielle Revolution aktiv mitzugestalten. Nach der Devise: Wer nicht mitzieht ist wert, dass er zugrunde geht.

Der Klimaschutz

Es geht bei der Energiewende um die Digitalisierung der Energieversorgung im Verbund mit der Digitalisierung der Industrie, Industrie 4.0, “das Internet der Dinge”. Damit zerschlagen sich alle Wunschträume einer nachhaltigen Produktion und eines schonenden Umgangs mit den Ressourcen. Der Traum von weniger Konsum, geringerem Energieverbrauch und Klimaschutz, mit dem Umweltschutzorganisationen und Parteien ihre Mitglieder für das Energiesparen motivieren, wird durch die Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung zunichte gemacht. Es soll nämlich nicht weniger, sondern mehr produziert werden, indem mit Hilfe der Digitalisierung die Produktion beschleunigt und stark individualisiert wird.

Der Informationstechnologie-Dienstleister CSC, mit Sitz in Falls Church, Virginia, zählt zu den weltweit führenden Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Informationstechnologie (IT).  CSC geht davon aus, dass immer kleinere und preiswertere IT-Komponenten dazu führen, dass diese in immer mehr Alltagsgegenstände eingebaut werden. Auf diesem Weg entstünde tatsächlich Schritt für Schritt ein Internet der Dinge: Von per Smartphone fernsteuerbaren Heizungen über intelligente Textilien bis hin zu immer weiter automatisierten Fahrzeugen reicht nach einer Aufzählung von CSC die Palette „smarter“ (intelligenter) Produkte. Sei die elektronische Intelligenz grundsätzlich eingebaut, lasse sie sich durch einen ständigen Strom neuer Funktionalitäten anreichern und individualisieren. “Die Folge ist, dass fast alle Unternehmen in der Art ihres Wirtschaftens und im Produktportfolio erheblich flexibler werden können – und müssen.”

Die zweite Phase der Energiewende – Alle sind ratlos

BITCOM sieht die erste Phase der “Liberalisierung des Strommarktes” als abgeschlossen: Sie habe den “effizienten Kraftwerkseinsatz” anreizen sollen. Das hat funktioniert. Rekordjäger kommen auf ihre Kosten: Die meisten Windkraftindustrieanlagen der Welt, die meisten Biogasanlagen, die höchste installierte Leistung bei Photovoltaikanlagen befinden sich in Deutschland. Aber zum Vorbild für andere Länder hat diese Anstrengung nicht gereicht, denn der Ausstieg aus der Kernenergie kommt für kaum ein anderes Land in Frage, im Gegenteil, weitere Länder haben sich für die Kernenergie entschieden, und China baut den Export von Kernkraftwerken aus.

Wie soll es mit der deutschen, kernkraftfreien Energiewende weiter gehen? BITCOM fragt: “Wieviel berechenbarer können die Erneuerbaren für die anderen Akteure des Energiesystems werden? Wie flexibel können Verbraucher auf die Grenzkostenlose, aber leider volatile Erzeugung aus Wind und Sonne reagieren? Wie können Netze optimal ausgestaltet werden? Welche Rolle können Speicher spielen? Welche fossilen Kraftwerke braucht es noch als Backup und welche nicht mehr?” – und antwortet: “Die politischen Entscheidungsträger sollten deutlich sagen, dass niemand die Antworten auf diese Fragen kennt.” Einen Stopp für die Energiewende, der in dieser Situation offensichtlich notwendig wäre, fordert Bitcom dennoch nicht.

Die Energiewende ist ein Experiment, Deutschland ist ein Labor und die Bevölkerung sind die Laborratten. Das sagt BITCOM natürlich nicht, auch andere nicht, aber jeder weiß es. Für die Entwicklung der Infrastruktur der Netze brauche es zwar einen Masterplan, meint der Verband, damit sich auf ihr der neue Energiemarkt abspielen könne, aber die “Komplexität der Energiewende” mache eine abstrakte Beantwortung der Frage, “welchen Mix aus volatiler Erzeugung, Flexibilität, Speichern und gesicherter Leistung der Strommarkt der Zukunft hervorbringen soll” unmöglich. “Auch die Technologien und Geschäftsmodelle für ein Energiesystem mit 80% Erneuerbaren dürften noch weitgehend unbekannt sein.” Eindeutig sei allein, dass “erhebliche Innovationen bei Technologien und Geschäftsmodellen notwendig sind, wenn Energie auch in Zukunft nachhaltig, sicher und bezahlbar sein soll.” Das bisher praktizierte Nebeneinander der neuen Welt der Erneuerbaren und der alten Welt der fossilen Erzeugung stoße an seine Grenzen. “Zugleich ist noch kein technologisch oder wirtschaftlich schlüssiges neues Gesamtsystem erkennbar.”

Dies ist im Grunde ein vernichtendes Urteil über die Energiepolitik Deutschlands, das sich stets seines technologischen Wissens, seiner Gründlichkeit und seiner wissenschaftlichen Reputation rühmte.

Der Branchenverband BITCOM vertritt das Ziel seiner Mitglieder und sagt, was er als Lobbygruppe sagen muss: “Die Digitalisierung der Energiewirtschaft ist unabdingbar. Sie muss zügig vorangetrieben werden, da sie den Grundstein legt, um auch zukünftig das Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Energiewirtschaft erfüllen zu können.”

Aber wen vertritt die Bundesregierung?

Marktkonforme Demokratie

BITCOM verfolgt das Ziel Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Energiewirtschaft. Ist das auch das Ziel der Bundesregierung? Welche Ziele haben die Parteien, die die Bundesregierung unterstützen? Sie haben gemeinsam und ohne Konzept die Energiewende beschlossen. Aber niemand kennt die Antworten auf wichtige Fragen. Unter diesen Voraussetzungen läuft die Konzeptionslosigkeit der Politik unkontrolliert auf die Anpassung der Gesellschaft und der Demokratie an die Erfordernisse der Industrie hinaus.

Die Maktkonforme Demokratie der Angela Merkel

Ein Stopp der Energiewende und des Versuchs, durch staatliche Eingriffe die Wirtschaft in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist nicht in Sicht. Nachdem die Konsultation durch das BMWi beendet ist, soll bis Anfang Juni 2015 ein Weißbuch mit konkreten Maßnahmen vorgelegt werden. Das Weißbuch soll ebenfalls öffentlich konsultiert werden (bis September 2015). Daran soll sich die notwendige Gesetzgebung anschließen. Das BMWi werde parallel dazu Gespräche mit den Nachbarstaaten und der Europäischen Kommission führen, “da gemeinsame Lösungen im Rahmen des europäischen Binnenmarktes Kostenvorteile aufweisen”, sagt das BMWi, das an Kostenvorteile denkt, ohne zu wissen, ob es überhaupt Lösungen für ein “Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Energiewirtschaft” gibt.

Die Bundesregierung hat keine Lösungen für die aufgetürmten Probleme, im Vergleich zu denen der Berliner Flughafen wie der Bausatz eines Experimentierkastens für Kinder ist. Aber noch weiß sich das politische Establishment über die Zeit zu retten. Barbara Hendricks (wegen ihrer Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit “Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein” von Wikipedia als “Historikerin” bezeichnet), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, erklärt:

“Das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 muss in konkretes, praktisches Handeln umgesetzt werden. Wir werden nur dann unser Klimaziel erreichen, wenn alle Maßnahmen ambitioniert angegangen werden. Dafür brauchen wir die breite Mitwirkung der Gesellschaft.”

Der Klimawandel kommt als Argument bei fehlender fachlicher Kompetenz zur Beurteilung der Lage stets wirkungsvoll zum Einsatz. Wenn gar nichts klappt, bleibt immer noch der Rückzug auf die Warnung vor dem Klimawandel.

Die Warnung vor dem Klimawandel für das gemeine Volk

Ohne die Doktrin vom anthropogenen Klimawandel wäre der massive Ausbau Erneuerbarer Energien nicht möglich gewesen. Mit Hilfe dieses Glaubensgrundsatzes und der notwendigen propagandistischen Unterstützung, an der sich Nicht-Regierungsorganisationen (NGO), die Kirchen und nahezu sämtliche Medien beteiligen, wurde und wird die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung hergestellt. Gleichzeitig wird die Gesellschaft in Gute und Böse (“Klimaleugner”, “Klimaskeptiker”) geteilt, so dass die Bindung der Befürworter an die Regierung um so enger wird.

Die Klimawandel-Debatte spielte bereits Anfang der 70-er Jahre beim Club of Rome eine Rolle und wurde mit der Gründung des IPCC (Weltklimarat) 1988 zu einer Doktrin weiter entwickelt. Viele ehemalige Unterstützer der Klimawandel-Hypothese, wie James Lovelock, distanzieren sich inzwischen von der Politik, die im Namen des Klimawandels betrieben wird. Äußerungen wie die des früheren US-amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore, der kürzlich sogar die Bestrafung von “Klimawandelleugnern” forderte, lösen vielfach Entsetzen aus. Politiker sollten nach Ansicht Al Gores einen Preis dafür bezahlen, dass sie die “anerkannte Wissenschaft” ablehnen.

In Deutschland fand die Doktrin vom Klimawandel einen hervorragenden Nährboden. Dabei kam der Energiewende ein Zufall zu Hilfe: Das Reaktorunglück 2011 in Fukushima. Zusätzlich zur Sorge um das Klima wurde in den Medien die Angst vor der Kernenergie geschürt. In keinem anderen Land der Welt zeigten sich im Zusammenhang mit Kernkraftwerken ähnlich hysterische Symptome wie in Deutschland, die über Jahrzehnte durch die Grünen antrainiert und durch ein undurchdringliches Netzwerk aus Regierungsparteien, Umweltschutzorganisationen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Medien gepflegt worden waren. Die Grünen, siegesgewiss, scheuten sich nicht einmal, die Kernenergie als Hindernis für den massiven Ausbau der neu entstehenden ökologischen Industrie zu bezichtigen, der sie zum Durchbruch verhelfen wollten. Sie befürchteten, die riesigen Subventionen, derzeit über 20 Milliarden Euro pro Jahr, nicht für sich und ihre eigenen Industriepartner vereinnahmen zu können und sprachen dies auch relativ offen aus.

Die horrenden Kosten für die Energie-Experimente werden über Steuern und Gebühren auf die Verbraucher umgelegt, während sich einige wenige an Subventionen bereichern. Die Erfinder der globalen Vernetzung, Steuerung und Kontrolle haben indes weit vorausblickend vorgesorgt: Den Protesten der Bevölkerung gegen die wachsenden Strompreise wird durch die permanente Warnung vor einer angeblich großen Gefahr infolge des Klimawandel die Spitze genommen. Der Klimawandel werde schließlich durch Menschen verursacht, heißt es, und damit durch jeden einzelnen. Und nur durch jeden einzelnen sei diese Schuld zu sühnen und der Klimawandel zu stoppen.

Und Du?

Das erzeugte Schuldbewusstsein kann die Bevölkerung für eine Weile in Schach halten, aber nur so lange, wie die Klimalüge, die Instrumentalisierung von Teilergebnissen wissenschaftlicher Forschung, aufrecht erhalten werden und die Regierung sich auf eine “breite Mitwirkung der Gesellschaft” stützen kann.

Sowohl mit ihrem Zukunftsprojekt Industrie 4.0 als auch mit der Energiewende hat sich die Bundesregierung nach Meinung von Fachleuten aus allen Bereichen der Wirtschaft übernommen. Sie ringt um Lösungen.

Das wird von der Energiewende übrig bleiben: Die Digitalisierung aller Lebensbereiche

Es sollte jedem klar sein, dass es bei der Energiewende nicht um den Klimaschutz, sondern um die Digitalisierung der Energieversorgung und die Eingliederung in die Wertschöpfungskette der digitalisierten Industrie geht, Industrie 4.0. Es geht um die totale Vernetzung und um die Digitalisierung des gesamten Alltagslebens, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, vom Wäschewaschen über das Einkaufen bis zur Gesundheitskontrolle. Und dazu gehört, auf den Energiesektor bezogen, auch die Kontrolle und Möglichkeit zur Steuerung des privaten Stromverbrauchs durch “intelligente” Smart Grids, die es unter anderem auch ermöglicht, Privathaushalten je nach Belieben den Strom zu kontingentieren.

Ein Konzept für die Energiewende hat auch BITCOM nicht anzubieten, statt dessen aber seinen Glauben, und zwar den an neue Technologien und Geschäftsmodelle. Der Verband glaubt nämlich, dass durch die “Wahl des richtigen Marktdesigns eine … Innovationsdynamik auch für die Energiewende nutzbar gemacht werden kann.” Einen Haken hat die Total-Digitalisierung: Fallen die Stromsysteme aus, dann fällt die Intelligenz in ein großes schwarzes Loch.

Im Allgemeinen hat man von der Alchemie nur die Vorstellung, dass Blei in Gold verwandelt werden kann, die moderne Alchemie geht darüber hinaus. Sie glaubt, dass sich allein aus Marktdesign und Innovationsdynamik nachhaltige Werte schaffen lassen.

Wer jetzt noch nicht genug in seinem Glauben bestärkt wurde, kann zum Schluss noch einmal die Worte der  Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit auf sich wirken lassen.

Das Aktionsprogramm #Klimaschutz 2020 muss in konkretes, praktisches Handeln umgesetzt werden. Wir werden nur dann unser…

Posted by Barbara Hendricks on Mittwoch, 25. März 2015

Quellen und Zeitungsartikel:

·       BMBF: Zukunftsprojekt Industrie 4.0, http://www.bmbf.de/de/9072.php

·       BMWi: http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Strommarkt-der-Zukunft/gruenbuch.html

·       BINE: http://www.bine.info/themen/industrie-gewerbe/publikation/energie-sparen-in-gewerbe-und-industrieparks/industrie-40-und-smart-city-sparen-energie/

·       BITCOM: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Stellungnahmen-Gruenbuch/150301-bitkom,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

·       http://www.welt.de/wirtschaft/article135151615/Deutschland-droht-die-Zukunft-zu-verschlafen.html

·       http://www.csc.com/de

·       http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/internet-in-der-industrie/industrie-4-0-das-unbekannte-internet-der-dinge-13350442.html

·       http://www.computerwoche.de/a/die-vierte-industrielle-revolution-kommt-in-der-wirklichkeit-an,3096002

·       Forbes: Germany — Insane Or Just Plain Stupid?

Faina Faruz erschienen zuerst bei Ruhrkultour hier




Wirtschafts- und Umweltministerium machen gegen CO2 mobil- ca. 100.000 Arbeitsplätze sollen fürs Klima geopfert werden.

Während bisher vor allem das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) dafür sorgte, dass die Strompreise und Energie-Einsparverordnung (EnEV) dafür sorgten, dass die Mieten in den Himmels schossen, geht es jetzt mit den neuesten Gesetzentwürfen und Vorschlägen des Wirtschafts (1)- und Umwelt-Ministeriums (2) vielen weiteren Jobs an den Kragen. 

"Saurierindustrien" hat sie der ehemalige Bundesumweltminister bei der Einführung des „Energiekonzeptes“ genannt, auf die man keine Rücksicht nehmen müsse. Das wird nun Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt.

Auf ACHGUT finden wir eine Bewertung der Konsequenzen dieses Vorhabens für die rheinische Braunkohleverstromung, die Märkische Allgemeine berichtet über den Protestmarsch von 4000 des Lausitzer Kohlereviers. Erst jetzt merken die Gewerkschaftler der Energiewende-treuen  Bergbau Gewerkschaft (IGBCE) und einige Landespolitiker, dass ihre Klientel davon betroffen ist und machen gegen diesen Kahlschlag des wichtigsten Brandenburger/Sächsischen  Industriezweiges auf ihre Weise mobil. Der Beitrag von Tim Tressel analysiert die Folgen für NRW  

Gabriels Klimabeitrag macht NRW den Garaus. Ist das noch Sozialdemokratie?

Von Tim Tressel

Der Vorschlag des Bundeswirtschaftsministers könnte 100.000 Arbeitsplätze im rheinischen Braunkohlerevier bedrohen. Die Stromkonzerne sollen zusätzlich zum Emissionshandel mit einem nationalen Klimabeitrag in dreistelliger Millionenhöhe belastet werden, was den Industriestandort NRW und die Existenzgrundlage vieler Bürger in beispiellosem Ausmaß gefährdet.

Die Energiewende

Deutschland hat bekanntermaßen ambitionierte Klimaziele. Der Kohlendioxidausstoß in der Bundesrepublik soll bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 sinken. Die Tatsache, dass Deutschland im Zuge einer Panikreaktion nach Fukushima, beschlossen hat, vollständig aus der Kernkraft auszusteigen, hat das Erreichen dieser Ziele erheblich erschwert.

Der Strom, den die abgeschalteten Atomkraftwerke produziert haben, muss nun irgendwie ersetzt werden. Aber selbst die optimistischsten Vertreter der erneuerbaren Energien müssen zugeben, dass diese neuen Technologien noch nicht soweit sind, die abgeschalteten Kraftwerke jetzt oder in näherer Zukunft zu ersetzen. Das hat dazu geführt, dass wieder mehr fossile Energie produziert wurde, wie beispielsweise Braunkohlestrom, der oft von sehr alten Kraftwerken produziert wird und natürlich sehr viel CO2 ausstößt, was wiederum dem Klimaziel schadet. Objektiv gesehen hat das irrationale Abschalten der Atomkraftwerke zu mehr CO2-Ausstoß geführt.

Der Strompreis

Anscheinend findet der Bundeswirtschaftsminister, dass der durchschnittliche Verbraucher durch die Energiewende und vor allem das Erneuerbare-Energien-Gesetz bei der Stromrechnung aktuell noch nicht genug zur Kasse gebeten wird, denn sonst würde er ja nicht so hart daran arbeiten, den Strompreis noch weiter in die Höhe zu treiben. Der SPD-Politiker spricht jedoch lediglich von einer Erhöhung um 0,2 Cent pro Kilowattstunde. RWE nimmt hingegen an, dass der Großhandelspreis um mindestens 5 Euro pro Megawattstunde ansteigen würde, was für den Verbraucher langfristig eine Erhöhung des Strompreises um 30 Prozent bedeuten könnte.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz übrigens die einzige Umverteilung durch den Staat ist, die tatsächlich von Arm nach Reich umverteilt, denn selbst die Ärmsten der Armen müssen ja über ihre Stromkosten die EEG-Umlage bezahlen, während die Betreiber von Solaranlagen, also die Empfänger der Umlage, gemeinhin nicht dem Prekariat angehören.

Der nationale Klimabeitrag

Der SPD-Vorsitzende plant jetzt den Katalog der Maßnahmen der deutschen Umweltpolitik noch um eine neue Strafabgabe für Energieerzeuger, den so genannten nationalen Klimabeitrag, zu erweitern. Bekanntermaßen funktioniert der Emissionshandel innerhalb der Europäischen Union kaum, und aus Sicht des Wirtschaftsministers liegt dies unter anderem an den zu geringen Preisen für die Zertifikate. Dieses Problem möchte Sigmar Gabriel jetzt beheben, indem das neue Gesetz Kraftwerken, die älter als 20 Jahre sind, eine feste Menge von CO2-Ausstoß gestattet und darüber hinaus Strafzahlungen von 18 bis 20 Euro für jede Tonne, die den festgelegten Betrag übersteigt, vorsieht. Mit diesem Geld möchte der SPD-Vorsitzende CO2-Zertifikate am Markt einkaufen und somit die Preise erhöhen.

Abb 1: CO2 Wirkung mit (nicht vorhandener) Rückkoplung, die das IPCC aber voraussetzt. Diese Berechnung setzt außerdem voraus, dass der gesamte Zuwachs an Konzentration  1. anthropogen ist 2. der deutsche Anteil daran 3 % beträgt. Anders ausgedrückt: Was Deutschland bis 2050 einparen will emitiert China in einem Jahr zusätzlich (Quelle ). Daten Statista Grafik Michael Limburg 

Es könnte dadurch zu einer Situation kommen, dass ein 40 Jahre altes Braunkohlekraftwerk nur drei Millionen Tonnen CO2 ausstoßen darf, obwohl es in der Realität jährlich mindestens acht Millionen Tonnen ausstoßen muss. Die zusätzlichen Belastungen können dann schnell einen dreistelligen Millionenbetrag erreichen und sollen das Betreiben älterer Kraftwerke auf Dauer unattraktiv machen. Einige Umweltschützer begrüßen diesen Vorschlag, während andere, wie beispielsweise Greenpeace, sogar anmahnen, dass die Strafen noch viel zu milde ausfallen würden.

Dramatische Konsequenzen für NRW

Es ist seltsam, dass dieses Thema so wenig in den Medien vorgekommen ist,  obwohl der Vorschlag noch diese Woche im Kabinett verabschiedet werden könnte. Denn, was dort beschlossen werden soll, ist nicht viel weniger als das faktische Ende des rheinischen Braunkohlereviers.

Diese hohen Belastungen kann ein Konzern wie RWE, der finanziell erstens schon sehr stark unter Druck steht, zweitens viele alte Kohlekraftwerke betreibt und drittens noch unter dem Einspeisevorrang für erneuerbare Energien leidet, nicht verkraften. Die Konsequenz wird sein, dass binnen weniger Jahre sehr viele Kraftwerke ganz abgeschaltet werden müssen. Braunkohlekraftwerke wie Frimmersdorf, Weißweiler, Neurath und Niederaußem werden wohl erheblich von der neuen Abgabe betroffen sein und wahrscheinlich abgeschaltet werden müssen. Das wird nicht nur schwere Folgen für die Region, sondern für ganz Deutschland haben.

RWE selber spricht von 100.000 Stellen, die in Gefahr seien, davon 30.000 direkt in der Braunkohleindustrie und 70.000 Stellen bei Zulieferern in der Wertschöpfungskette. Es gibt viele Städte im rheinischen Braunkohlerevier, die quasi komplett von den Ausgaben, Investitionen, Steuern und Arbeitsplätzen des großen Energieversorgers abhängig sind. Diesen Menschen würde die Große Koalition einfach mal eben so die Existenzgrundlage entziehen. Man muss sich vorstellen, was das für die Betroffenen bedeutet. In dieser Region steht durch ein Abschalten der Kohlekraftwerke zusätzlich auch der Verbleib der Aluminiumindustrie plötzlich zur Disposition. Von deren Verbleib in Deutschland ist angesichts der aktuellen Energiepolitik nicht auszugehen. Schlagartig könnte Gabriels Klimabeitrag so manche Stadt ein Drittel ihrer Arbeitsplätze kosten.

Das Allerschlimmste an diesem Vorhaben ist, dass es reine Kosmetik ist, um die deutschen Klimaschutzziele im Alleingang zu erreichen. Denn, wenn die Kraftwerke abgeschaltet werden, dann zahlen sie auch keine Strafen und der Minister nimmt kein zusätzliches Geld ein, um neue CO2-Zertifikate einzukaufen. Dann stehen sowohl die Zertifikate aus dem gestatteten Betrieb des Kraftwerks als auch die, die der Minister kaufen wollte dem europäischen Emissionshandel weiterhin zur Verfügung. Der CO2-Austoß wandert ins europäische Ausland, ohne dass die CO2-Menge auf europäischer Ebene sinkt. Der CO2 Ausstoß verlagert sich lediglich innerhalb Europas, verringert sich aber insgesamt nicht.

Es ist erschreckend, wie leichtfertig die Sozialdemokraten und auch die Landesregierung in NRW unter Ministerpräsidentin Kraft bereit sind, die Existenz von Hunderttausenden von Menschen für solch eine kosmetische Maßnahme einfach aufs Spiel zu setzen.

Tim Tressel (26) gehört zu den Initiatoren der Internet Plattform „Guns an Burgers“

Weiterführende Links:

(1) BMWI Energie der Zukunft; Eine Gesamtstrategie für die Energiewende (Hier)

(2) BMU Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 (Hier)