E.ON – Ein Stromkonzern zerlegt sich selbst

Wenn ein solches Unternehmen "freiwillig" – und mit voller Unterstützung des Aufsichtsrats – beschließt, seine Geschäftstätigkeit und Kernkompetenz drastisch zu verringern, dann muss etwas Einschneidendes passiert sein. In der Tat: E.ON glaubt mit den Randbedingungen der politisch verordneten "Energiewende" nicht zurecht zu kommen und hat deshalb die "Notbremse" gezogen. Ab 2016 möchte das Unternehmen risikoreiche Geschäftsfelder auslagern und in einer neuen, von E.ON unabhängigen Firma, an die Börse bringen.

Die Risiken der Energiewende

Seit die Bundeskanzlerin vor dreieinhalb Jahren, fast im Alleingang, den Atomausstieg und die Energiewende durchboxte, hat sich die Welt für die deutschen Stromkonzerne radikal verändert. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) verschaffte den regenerativen Energieträgern einen steilen Aufschwung. Durch eine üppige Subventionierung sind inzwischen 82.000 Megawatt (MW) Erzeugungskapazität am Netz: Solar 38.750 MW, Wind 35.600 MW und Biomasse 8.100 MW. Daneben fordert das EEG die unbedingte und vorrangige Einspeisung dieser zumeist volatilen Elektrizität, was bei entsprechender Wetterlage die Strompreise an der Börse kontinuierlich fallen lässt. Derzeit beträgt die sog. EEG-Umlage ca. 25 Milliarden Euro jährlich; dem steht für den erzeugten Strom ein Börsenwert von lediglich 2 Milliarden gegenüber. Ein Großteil des Stroms wird exportiert und verramscht, gelegentlich sogar unter hohen Geldzuzahlungen.
E.ON hat die Politik frühzeitig darüber informiert, dass unter diesen Umständen die konventionellen Kraftwerke (Steinkohle, Braunkohle, Gas, zum Teil auch Atom) nicht mehr rentabel betrieben werden können. Das Unternehmen forderte, zusammen mit RWE, einen sogenannten Kapazitätsmarkt. Dies ist, in praxi, eine staatliche Unterstützung für konventionelle Kraftwerke, wenn sie nicht am Netz sind, aber in Bereitschaft stehen müssen. Als Beispiel wurde immer wieder die Feuerwehr herangezogen, die auch bezahlt werden muss, wenn keine Löscharbeiten anstehen. Die Politik hat diese Hilferufe überhört, ja sogar via Bundesnetzagentur verboten, unrentable Kraftwerke stillzulegen. Darüber hinaus hat sie von den EVU verlangt, die CO2-Emissionen bis 2020 um rd. 22 Millionen Tonnen zurückzufahren. 
Bei der vieldiskutierten Entsorgung der Kernkraftwerke werden E.ON und die drei anderen großen Energieversorgungsunternehmen RWE, EnBW und Vattenfall zu Unrecht publizistisch in die Ecke gestellt. Die bisher zurückgelegten Finanzmittel von ca. 2 Milliarden pro Kernkraftwerk sind voll ausreichend, wie auch aus Rückbauerfahrungen beim früheren Kernforschungszentrums Karlsruhe hervor geht. Nicht bekannt sind allerdings die Kosten für die Endlagerung. Dafür zuständig ist per Atomgesetz die Bundesregierung. Seit das Salzlager Gorleben vor einigen Jahren, auf rot-grünem Zwang hin, leichtfertig aufgegeben wurde, fängt man mit der Suche nach einem Endlager wieder bei Null an. Dabei war nach allen vorliegenden Gutachten Gorleben sehr wohl als Endlager geeignet.  Die Bereitstellung eines neuen Endlagers kann bis zum Ende dieses Jahrhunderts dauern, denn "Gorleben ist überall". Dieser bedauernswerte Umstand ist allerdings nicht von den EVU zu vertreten. Da die staatlichen Spezifikationen zur Verpackung des Atommülls logischerweise erst nach genauer technischer Kenntnis des Endlagers bekannt gegeben werden können, ist es nicht ratsam, mit dem Abriss der Kernkraftwerke vorher zu beginnen. Die hoch strahlenden Teile, wie der Reaktortank, sind am besten geschützt durch die umgebenden Betonstrukturen des Kernkraftwerks und keinesfalls durch provisorische Zwischenläger, wie derzeit inmitten des KIT.

Die zentrale Frage:  Versorgungssicherheit

E.ON hat jetzt den Bettel hingeworfen. Unter den genannten Bedingungen (und vielen weiteren) sah sich das Unternehmen nicht mehr in der Lage, kostengerecht und rentabel Strom zu produzieren. Die Einschränkungen des EEG nahmen immer mehr planwirtschaftlichen Charakter an und benachteiligten den Konzern im europäischen Verbund der Wettbewerber. Trotz umfangreicher Stilllegungen von Kohlekraftwerken und (fast neuen) Gaskraftwerken waren die Kosten nicht mehr hereinzuholen. Schwindende Gewinne aber gefährden die künftig notwendigen Investitionen und drücken den Börsenwert des Unternehmens, sodass "feindliche" Übernahmen nicht auszuschließen sind. Sinnigerweise behält die zukünftige E.ON die hochsubventionierten Erneuerbaren Energien sowie die üppig geförderten Stromnetze im Portefeuille. Alle Kraftwerke müssen sich jedoch eine neue Firma suchen. 
Was in der öffentlichen Diskussion darüber fast gänzlich untergeht, ist das ThemaVersorgungssicherheit. Jedem EVU, insbesondere aber den Großen, ist die allzeit sichere Versorgung der Bevölkerung mit Strom vom Gesetzgeber auferlegt. Die deutschen Stromkonzerne haben in dieser Beziehung eine hervorragende Bilanz vorzuweisen: international stehen sie auf diesem Feld an der Spitze! Sogenannte Blackouts gab es bisher allenfalls kurzzeitig regional, nie aber über die ganze Republik hinweg. Künftig, ab 2016, wenn die neue Gesellschaft in den Markt entlassen wird, muss man sich in dieser Hinsicht Sorgen machen. Die wirtschaftlichen Randbedingungen werden sich bis dahin nicht verbessert haben – im Gegenteil. Es ist anzunehmen, dass die Börsenstrompreise weiterhin sinken werden und der Gesellschaft keine nennenswerten Finanzmittel für Neuinvestitionen zur Verfügung stehen werden. Das wird die neue Gesellschaft veranlassen, ihre ältesten Kohlekraftwerke bis zum Anschlag auszulasten. Abgesehen von der dann miesen CO2-Bilanz, könnte dies in absehbarer Zeit zum technischen Zusammenbruch des Kraftwerksparks führen. Das würde die Netzstabilität aus Äußerste gefährden, die nur von großen Dynamomaschinen gesichert werden kann. Größere Blackouts sind unter diesen Umständen nicht mehr auszuschließen, mit weitreichenden Folgen für das Industrieland Deutschland.
Auch um die Mittel für den oben genannten Rückbau der Atomkraftwerke muss man sich Sorgen machen. Sie sind ja – so vermute ich mal – nicht auf einem Sonderkonto in Festgeld geparkt, sondern werthaltig in Vermögensteilen, wie dem Kraftwerkspark. Wenn dieser aber aus technischen und marktwirtschaftlichen Gründen an Wert verliert, so vermindert sich ganz schnell auch die darin angesammelte atomare Rückbaureserve. Die Bundesregierung hat dieses Problem erkannt und will den Sachverhalt noch vor Weihnachten überprüfen lassen.

Vor einem Jahr

 In Zukunft werden also zwei Firmen den Strom ins E.ON-Verbreitungsgebiet einspeisen: die (abgemagerte) E.ON liefert Sonnen- und Windstrom, die neue (noch namenlose) Gesellschaft den konventionellen Strom aus Kohle- , Gas- und Kernkraftwerken etc. Wie dies in der Summe aussehen könnte, ist aus dem untenstehenden Diagramm entnehmen, welches die Situation vor ziemlich genau einem Jahr, nämlich in der 51. Kalenderwoche 2013 wiedergibt. (Daten von Leipziger Strombörse EEX und B. Burger, Fraunhofer ISE).
 
Abb. 1 Deutsche Stromproduktion: 51. Woche,  16. bis 22. Dezember 2013,

Abb. 2 Stromeinspeisung vom  19.11.14; Hier wird der Ertrag von Sonne und Wind als „Spitzenprodukt“ dargestellt – es müsste eigentlich als Basis dargestellt werden, da diese Energie ja nach dem EEG zuerst eingespeist werden muss. Normalerweise ergibt die dortige Darstellung ein überaus „erfreuliches“ Bild. Bild Deutsche Dachbörse; mit Dank an J. Michele
Wie man aus der Tabelle erkennen kann, benötigte Deutschland in dieser Vorweihnachtswoche im Schnitt 60.000 Megawatt an Stromleistung und knapp 10 Terawattstunden an elektrischer Energie. Zu ca. 80 Prozent wurden diese von den konventionellen Kraftwerken geliefert. Die ca. 20 Prozent an Sonnen- und Windstrom wurden nur fluktuierend dazu geliefert, mussten aber, wegen des EEG, bevorzugt eingespeist werden. Betrachtet man den grau angefärbten konventionellen Strom als "Grundwellen" in einem See, so erscheinen die gelben und roten Beiträge von Sonne und Wind nur als stochastische "Schaumkronen" auf diesen Wellen. Hinzu kommt – ganz wichtig – dass die Lieferanten des konventionellen Stroms auch für die Netzstabilität zu sorgen haben. Wie beispielsweise gestern (am 12. 12. 2014) angesichts der Sturmfront "Billie"!
Es stellt sich die Frage, ob die neue E.ON nach 2016 in der Lage sein wird, diesen energiewirtschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Und wer die Chefs dieser Gesellschaft sein werden. Möglicherweise Hedgefonds-Manager, die ihren Sitz auf den Cayman-Inseln haben und für die deutschen Behörden kaum greifbar wären? Finanzjongleure, die das neue E.ON-Unternehmen nur nach schnellem Profit steuern: ein Horrorgedanke. 
Immer mehr drängt sich die Befürchtung auf, dass politische Zauberlehrlinge vor dreieinhalb Jahren mit klobiger Hand in das deutsche Stromsystem eingegriffen haben, das vorher mehr als hundert Jahre perfekt funktioniert hat. Inzwischen spürt diese Laienschar immer mehr, welchen energiewirtschaftlichen Schaden sie angerichtet hat und versucht hektisch gegenzusteuern. Hoffen wir, dass ihr dies gelingt. Andernfalls könnte die konventionelle Stromerzeugung in Deutschland in wenigen Jahren zusammenbrechen.
Übernommen vom Blog des Autors hier
Über den Autor:
Willy Marth, geboren 1933 im Fichtelgebirge, promovierte in Physik an der Technischen Hochschule in München und erhielt anschliessend ein Diplom in Betriebswirtschaft der Universität München. Ein Post-Doc-Aufenthalt in den USA vervollständigte seine Ausbildung. Am „Atomei“ FRM in Garching war er für den Aufbau der Bestrahlungseinrichtungen verantwortlich, am FR 2 in Karlsruhe für die Durchführung der Reaktorexperimente. Als Projektleiter wirkte er bei den beiden natriumgekühlten Kernkraftwerken KNK I und II, sowie bei der Entwicklung des Schnellen Brüter SNR 300 in Kalkar. Beim europäischen Brüter EFR war er als Executive Director zuständig für die gesamte Forschung an 12 Forschungszentren in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien. Im Jahr 1994 wurde er als Finanzchef für verschiedene Stilllegungsprojekte berufen. Dabei handelte es sich um vier Reaktoren und Kernkraftwerke sowie um die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe, wo er für ein Jahresbudget von 300 Millionen Euro verantwortlich war.




Wissenschafts-Blog des Jahres wird gewählt

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich an der Wahl aktiv beteiligen.
Gern können Sie auch in Ihrem Blog auf die Wahl hinweisen. Dazu der Link: http://wp.me/1XAlm
Mit besten Grüßen 
Ihr Reiner Korbmann
Science&Media, Büro für Wissenschafts- und Technikkommunikation
Hochleite 4
81545 München
Tel. +49 89 642 17 50; Fax +49 89 642 65 99
Mail reiner.korbmann@scienceundmedia.de

Unser Kommentar: 

Nachdem die letzte Wahl ohne EIKE, dem seit langem mit weitem Abstand führenden deutschsprachigen wissenschaftlichen Blog für Klima & Energiethemen stattfand, werden wir dieses Jahr zur Wahl gestellt. Jedoch merkwürdigerweise nicht unter

„Wissenschaftsblog“,

sondern unter der neu geschaffenen Rubrik

„Wissenschaftskritik-Blog“.

Das ist natürlich völliger Nonsense, denn..so schreibt der Autor von Kalte Sonne.de Sebastian Lüning, denen das auch passierte:

Noch im Vorjahr gehörten klimaskeptische Seiten in die Wissenschafts-Hauptkategorie. Da aber das damals Viertplatzierte Science Skeptical Blog damals um Haaresbreite Rahmstorfs Klimalounge überholt hätte, – so fand es der ebenfalls auf den Wissenschaftskritikblog verschobene Kalte Sonne Blog heraus, wollte man es wohl nicht wieder drauf ankommen lassen und hat den Wettbewerb kurzerhand geteilt. Auch eine Methode, um sich unbequeme Kritik vom Hals zu halten. Das ist ein bisschen so, als wenn man die schnellsten Sprinter in den 120 m-Lauf strafversetzt und nur genehme Kandidaten im traditionellen Hundermeterlauf an den Start lässt.

Dieser Bewertung schließen wir uns an, doch trotzdem machen wir gute Miene zum durchsichtigen bösen Spiel und fordern unsere Leser zur Abstimmung auf, denn immer noch besser als überhaupt nicht zur Wahl gestellt zu werden.
Zur Abstimmung geht es hier




Klimakrise in Lima – Klima gesund – Klimaretter krank vor Enttäuschung

Nein, keine Angst, dem Klima geht es , entgegen allen Katastrophenmeldungen, gut wie eh und je, denn es ändert sich, wenn auch wie immer sehr langsam, wie eh und je. Es gibt aber eine winzige Einschränkung, denn diese Einschätzung gilt nur für die Menschen, die unbedingt glauben wollen, dass ein statistischer Mittelwert – wie es das Klima nun mal ist- ein Schicksal haben kann. Allen anderen dürfte das Schicksal des Klimas, über das bei der 20. Klimakonferenz in Lima vordergründig verhandelt wurde, ziemlich egal sein.  So gesehen, war das, was jetzt mal wieder in (K)Lima stattfand, nichts weiter als eine riesige Scharade. Denn es ging um nichts anderes als um Geld und Macht. Und auch in dieser Reihenfolge.

Zum 20. Male (COP 20) versammelte sich diesmal im warmen Lima ein Riesentross mit geschätzt 15.000 gut bezahlten Spesenmachern aus allen Völker und Fraktionen bzw. deren Klimabesorgten, oder – beauftragten, oder –kümmerern oder –administratoren, oder –bankern, kurz alle, die sich am zukünftigen Riesentopf, genannt Climate Fund, laben wollten.  Und wurden wieder mal kräftig enttäuscht. Denn, das weiß jeder, wenn´s ums Geld geht, da hört die Freundschaft auf.  So auch hier. 
Wie immer wurde auch diesmal im Vorfeld versucht, die „richtige“ Stimmung zugunsten der selbst ernannten Klimaretter zu erzeugen. Das IPCC veröffentlichte aufs Neue die Ergebnisse seines 5. Sachstandberichtes, die bereits ein Jahr zuvor erschienen waren, – nur jetzt unter dem Namen Synthese-Report , doch diesmal aufgehübscht mit noch schrillerer Begleitmusik  über steigende Meeresspiegel, extreme Hitzen, Dürren, Regenfällen und Überflutungen, eben alles was sich das Klimakatastophenherz so wünscht. Doch trotz kräftiger medialer Verstärkung durch die voreingenommenen und daher unkritischen, aber umso lenkfreudigeren Medien, war die Resonanz sehr verhalten.
Auch wenn die neue deutsche Klimaschutzministerin Barbara Hendricks fand, dass der Klimawandel „täglich stattfindet“ und sich des Öfteren zu der einen oder anderen  Äußerung bequemte, die aber nur von ihrer völligen Ahnungslosigkeit zeugte, und trotz der Tatsache, dass dieselben Medien die Erwartungen vom nun bald reichlich fließendem Geld kräftig schürten, und trotz Verlängerung des Mammuttreffens auf 12 Tage  kam nicht mehr als ein fauler Kompromiss zustande.
Nur professionelle Schönredner, wie der jetzige Staatssekretär und frühere Chef des Bundesumweltamtes und noch früher Chef des NABU (welch Karriere, der Marsch durch die Institutionen hat funktioniert) Jochen Flasbarth[1] fand das Ergebnis gut:

«Ich bin erschöpft, aber froh, dass wir ein Ergebnis gefunden haben», so Flasbarth: «Das waren sehr zähe Verhandlungen. Wir haben nun ein Ergebnis, das alle Möglichkeiten eröffnet, zu einem ambitionierten Klimavertrag zu kommen.»

Fast alle anderen waren mal wieder bitter enttäuscht und fassten ihre Enttäuschung in Worte wie der Kommentator der Süddeutschen Michael Bauchmüller: 

„Klimaschutz, so einfach wie nutzlos… Der Gipfel in Lima war eine Enttäuschung. Klimaschutz wird immer mehr zu einem Projekt der Freiwilligkeit: ohne Kontrolle, ohne Ehrgeiz, ohne Gewähr.

Und Andreas Mihm von der immer grüner werdenden FAZ titelte:

Nach der Weltklimakonferenz: „Hohler Lima-Klima-Appell“

Und Axel Bojanowski vom Spiegel untertitelte gar:

Am Ende herrscht Entsetzen: Die Uno-Klimatagung in Peru hat sich nicht auf konkrete Schritte zur Minderung der Treibhausgase einigen können. Und doch hat sie die Welt entscheidend verändert.“

Doch DER SPIEGEL wäre nicht DER SPIEGEL, wenn er nicht seine Leser glauben machen wollte, dass er etwas entdeckt hätte, was so geheim war, dass es allen anderen nicht auffiel. Bojanowski behauptet nämlich allen Ernstes:
Lima hätte eine „(Die) heimliche Veränderung der Welt“ der Welt gebracht.
Nun ja, aus dem „Sturmgeschütz der Demokratie“ (R. Augstein) wurde eben über die Jahre der Heißluftbläser chronisch ahnungsloser grün roter Rechthaber. Ob das dem sonst so wohltuend kritischen Bojanowski in die Feder diktiert wurde? Wer weiß? Jedenfalls kann diese fatale Entwicklung wohl auch kein noch so häufiger Wechsel auf dem Stuhl des Chefredakteurs mehr richten.
Doch auch die vielen angereisten NGO´s konnten ihre Enttäuschung  -obwohl nun erwiesenermaßen sogar nachhaltig (s.o.) wiederkehrend- nicht verbergen.

Zitat "Die Lima Konferenz war eine Verschwendung von Zeit und Energie", sagt Regine Günther vom WWF.
"Mit solchen Beschlüssen werden wir den Klimawandel nicht eindämmen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Kaum ein Staat befände sich auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft.


Und behauptet weiter:

"Lima setzt ein falsches Signal: Alle können die Atmosphäre ungestört weiter aufheizen"

Und Bojanowski fasst dann die dürren Ergebnisse wie folgt zusammen (Hervorhebungen vom Autor)
Die wichtigsten Ergebnisse von Lima sind:
♦  Die Staaten werden aufgefordert, in den kommenden Monaten darzulegen, wie viel Treibhausgase sie ab 2020 einsparen wollen.
  Sie werden ermuntert, Maßnahmen vorzustellen, die bereits ab 2015 zum Klimaschutz beitragen können.
  Klimaschutzmaßnahmen sollen transparent werden, damit geprüft werden kann, ob die CO2-Einsparungen gerecht verteilt sind.
  Die entwickelten Staaten werden gedrängt zu erklären, wie ihre Finanzhilfen beim Klimaschutz für arme Länder anwachsen sollen.
  Alle Staaten werden ermuntert, Beiträge zum Klimaschutz zu leisten.
Folgerichtig, in seinem Sinne, schreibt daher Bojanowski:

Damit hat die Lima-Konferenz ihr entscheidendes Ziel verfehlt: Eigentlich sollten präzise Umrisse eines Weltklimavertrags für Paris entstehen. Deutlich werden sollte, mit welchen Maßnahmen der Treibhausgasausstoß bis 2030 seinen Höhepunkt erreichen kann.“

Und jammert gleich darauf, wenn auch als Frage formuliert:

„(Der) Kampf gegen die Klimaerwärmung verloren?“

Vielleicht hätte er doch mal, statt sogleich die Löschtaste zu betätigen, die vielen News lesen sollen, die ihm u.a. von EIKE wöchentlich zugestellt werden. Da hätte er bunt auf weiß gesehen, dass das Klima seit nunmehr über 18 Jahren gar nicht daran denkt, sich weiter zu erwärmen.
Denn der Trend der globalen Mitteltemperatur – nach IPCC das Maß aller Dinge- ist Null, Niente, Nada, Zero. Über achtzehn lange Jahre nun schon. Keine, noch so klitzekleine Erwärmung, eher eine kleine , wenn auch winzige, Abkühlung.

Abb. 1 Verlauf (dunkelblau) und Trend (hellblau) der globalen Mitteltemperatur aufgezeichnet vom Satellitenauswerter RSS, mit hinterlegtem Verlauf (hellgrauund Trend (dunkelgrau) der globalen CO2 Konzentation
Also weit länger, als es brauchte die Klimakatastrophe zu erfinden.  So wurde doch schon 6 kurze Jahre nach Beginn der Minierwärmung der späten 70er des vorigen Jhh. im österreichischen Laxenburg beim Club of Rome Ableger, dem Instituts für angewandte Systemanalyse ILASA, der Auftrag formuliert die Klimaerwärmung als Katastrophe darzustellen.
Und nur vier Jahre später, nämlich im Januar 1986 erfand die Deutsche Physikalische Gesellschaft dazu den passenden Begriff von der „Klimakatastrophe“,  worauf folgerichtig bereits 1988, also nur 2 Jahre nach der DPG Wortschöpfung "Klimakatastrophe" und nur 12 Jahre nach dem Beginn der geringen Erwärmung, das IPCC gegründet wurde.
Das wurde dann in voller Absicht zum dominierenden Zentralkomitee für Desinformation und Propaganda ausgebaut, jedenfalls dann, wenn man nur die Zusammenfassung für Politiker liest, oder den Verlautbarungen seiner Offiziellen folgt. Was wohl 99,9999 % aller Leser tun. Und dazu noch darüber hinweg sieht, dass die wichtigsten Stellen in dieser Organisation bald von den großen grünen und reichen Medienkonzernen wie WWF, Friends of Earth oder Greenpeace gekapert wurden. Darüber hat bisher als Einzige weltweit nur die Journalistin Donna Laframboise (Details hier) recherchiert und berichtet. Soviel zum Thema kritischer Qualitätsjournalismus. (Eine treffende Analyse der Zustände in diesem Metier findet sich hier).
Und jetzt haben wir schon seit 18 Jahren diese Pause(!) und die verzweifelten Versuche der IPCC "KLimawissenschaftler" werden immer zahlreicher, dieses von ihnen völlig unerwartete Verhalten des Klimas wegzuerklären. Inzwischen ist man schon bei der 66. "Erklärung" angelangt, beim Versuch diese Macht, Geld und Einfluss bringende Idee von der anthropogen erzeugten (und daher vermeidbaren) Klimakatastrophe am Leben zu erhalten.
Doch nun dämmert es immer mehr Menschen, dass es natürlich überhaupt nicht um das Klima und seine Rettung geht. Denn wie es IPPC Vizechef Edenhofer schon für Cancun 2011 formuierte:

"Wir ver­tei­len durch die Kli­ma­po­li­tik de­fac­to das Welt­ver­mö­gen um"

so teil­te er es dem ver­blüff­ten In­ter­vie­wer der Neu­en Zür­cher Zei­tung (NZZ) Bernd Pöt­ter[2] im Vor­feld des IPCC Kli­ma­kon­gres­ses in Cancun am 14.11.2010 mit.  Und er stell­te im sel­ben In­ter­view auch klar, dass die in­ter­na­ti­o­na­le Kli­ma­po­li­tik nichts mit Um­welt­po­li­tik zu tun hat. Das war und ist al­len Teil­neh­mern am Bil­li­o­nen­spiel -"Kli­ma­schutz" ge­nannt- von An­fang an eben­so klar ge­we­sen wie Eden­ho­fer. Nur hat der das erst­e Mal öf­fent­lich aus­ge­spro­chen.

Abbildung 2 IPCC Vizechef Prof. Otmar Edenhofer mit Zitaten aus seinem Interview mit der NZZ vom 14.11.2010
Und so wächst denn zusammen, was zusammen gehört. Die Klimabewegten alle Nationen, die zu gern tief in die Taschen der Verbraucher in den Industrieländern gegriffen hätten, sind enttäuscht, dass diese – weitgehend jedenfalls-  diesen kaum kaschierten Diebstahl bemerkten und sich verweigerten. Doch weniger deshalb, weil die Regierungen ihren Bürgern diese schweren Lasten nicht aufbürden wollten, sondern weil sie fürchteten, ihnen diesen frechen Raubzug durch ihr Portemonaie nicht vermitteln zu können, weil sich die Schwellen- und Entwickungsländer stoisch weigerten, eben diesen Griff auch in ihre Börsen zuzulassen. Kyoto hatte doch alles so schön geregelt, nur die Industrieländern mussten zahlen. Sie hätten es zu gern so belassen.
Und so bleibt alles beim alten, lediglich die Deutschen haben nach wie vor die Spendierhosen an und wollen den Klimarettern viel Geld zustecken. Schließlich hat ja die Klimakanzlerin einen Ruf bei ihnen zu verlieren.
Wer jedoch nun glaubt, dass jetzt, nach der zwanzigsten erfolglosen Mammutkonferenz, ein kritisches Nachdenken über Sinn und Zweck der zukünftigen Konferenzen zum Klimawandel einsetzen wird, evtl.sogar  ein sofortiger Stop wegen erwiesener Nutzlosigkeit gefordert würde, der hat seinen Parkinson nicht studiert. Denn er weiß nicht, welches zähe Leben internationale, wie nationale Bürokratien entwickeln, die über Geld,  Macht und Einfluss verfügen, und diese für sie so schönen Verhältnisse möglichst auf immer beibehalten wollen. Das Parade-Beispiel von Parkinson ist die Größe und Struktur der britischen Admiralität, die auch nach dem fast völligen Untergang des britischen Empire noch sehr lange über die volle Ausstattung und Mannschaftsstärke verfügte.
Umso mehr wird dies hier so sein, sehen doch die UN, ihre Stichwortgeber und Mandatsträger und Nutznießer hierin die Möglichkeit zur Kernzelle einer Weltregierung zu werden, Leider erst nach der „großen Transformation“ wie sie von einem der  Haupttreiber dieser Entwicklung, dem deutschen WBGU Chef und dazu Chef des „Potsdam Instituts für Klimaforschungsfolgen“ PIK Hans –Joachim („John“ für seine Freunde) Schellnhuber  gefordert wird.
Doch eine kleine Hoffnung bleibt: Die pragmatischen US-Amerikaner werden sich nach dem Abgang Obamas und einem evtl. Sieg der Republikaner dreimal überlegen, ob sie diesem Wanderzirkus noch weiter angehören möchten.  Scheiden sie aus, wie jetzt schon Australien, Kanada und Japan[3] ist es wohl vorbei, Die Zeit wird es zeigen.


[1] Aus dem Lebenslauf des J.B. Studium der Volkwirtschaft, Politikwissenschaft und Philosophie in Münster und Bonn; Abschluss als Diplom-Volkswirt
[2] http://www.nzz.ch/ak­tu­ell/startsei­te/kli­ma­po­li­tik-ver­teilt-das-welt­ver­moe­gen-neu-1.8373227
[3] Die sind zumindest schon aus dem Kyotoprotokoll ausgestiegen




Die Energiewende und der energetische Erntefaktor

Auf dem US-amerikanischen Politblog "Daily Kos" wurde diese Publikation sehr positiv rezensiert und mit über 300 Kommentaren diskutiert. Dieser Artikel erschien bereits am 14.9.2013 auf ScienceSkeptical Der Hauptautor Daniel Weißbach hatte das Paper für ScienceSkeptical aufgearbeitet. Eine weitergehende, detaillierte Zahlenbasis kann der Google-Tabelle, welche auch für das Paper benutzt wurde, entnommen werden.

Die Energiewende und der energetische Erntefaktor

"Photovoltaik – Alles nur eine Frage des Wirkungsgrades" meldete die FAZ im März dieses Jahres. Kurz vorher steigerte Sharp den Wirkungsgrad von Solarzellen auf rund 38%. Auch Fortschritte in der Speichertechnik werden stets auf Messen präsentiert. Immer größer werdende Windkraftanlagen und neuerdings auch Drachen zur Stromerzeugung sollen einen höheren Nutzungsgrad haben. Aber wieso gibt es dann ebenso viele Insolvenzmeldungen bei Solarfirmen und wieso verzeichnet die Windbranche immer mehr Absatzprobleme?
Mit derartigen Erfolgsmeldungen soll zwar suggeriert werden, dass es voran geht mit der Energiewende, dass man den neuen Stromerzeugungstechniken nur einen anfänglichen finanziellen "Klaps" (der inzwischen 15 Jahre andauert und bislang mindestens 100 Mrd. Euro kostete) zu geben bräuchte, um auch dort beliebig Fortschritte zu generieren. Wie jedoch soll man diesen Fortschritt in greifbare Zahlen fassen? Da kommen Begriffe wie "Wirkungsgrad" gerade recht, denn kein Techniker oder Physiker wird widersprechen, dass ein höherer Wirkungsgrad eine gute Sache ist, und für Otto Normalbürger klingt es auch erstmal plausibel.
Tatsächlich sagen diese Begriffe wenig. Was, wenn ein höherer Wirkungsgrad durch einen noch höheren Produktionsaufwand erkauft werden muss? Zur Bewertung muss der gesamte Lebenszyklus der Anlage, einschließlich Bau, Betrieb, Wartung und Rückbau eingeschlossen werden. Hier bedeutet Wirkungsgrad nicht unbedingt Energieeffizienz. Gerade für Stromerzeugungstechniken gibt es zur Bewertung der Energieeffizienz eine wunderbar passende und leicht zu verstehende Größe, den energetischen Erntefaktor, im angelsächsischen Raum eher bekannt unter EROI (Energy returned on invested). Es ist nichts anderes als das Verhältnis zweier Energien, nämlich der elektrischen Energie, die eine Anlage während ihrer gesamten Lebensdauer produziert hat, zu derjenigen Energie, die für Bau, Betrieb/Wartung und Rückbau aufgewendet werden muss. Letztere nennt man auch die graue Energie oder den kumulierten Energieaufwand (KEA).
Natürlich wird Energie nicht "erzeugt", sondern nur umgewandelt. Der genaue Terminus ist Exergie (mit x), d.h. der Anteil einer Energie, die als Arbeit nutzbar ist, im Gegensatz zur Anergie, dem Anteil, der beim Umwandlungsprozess unwiederbringlich verloren geht. Im Gegensatz zu Energie kann Exergie erzeugt und vernichtet werden. Sollte also im folgenden von Energie- oder Stromerzeugung oder -verbrauch die Rede sein, so ist damit letztendlich Exergie gemeint.
Figure 1. Schematische Darstellung des Erntefaktors.
 

"Graue Energie", das hört man manchmal von Verbraucherschützern, wenn sie über den tatsächlichen Energiegehalt z.B. einer Tafel Schokolade oder eines Smartphones informieren wollen. Es ist diejenige Energie, die in der gesamten Produktionskette zur Herstellung eines Produkts aufgewendet werden muss. Diese bezieht man dann auf irgendeine Produkteinheit und erhält die sogenannte Energieintensität, mit merkwürdigen Angaben wie 2,5 kWh pro kg Schokolade oder 8 kWh pro Paar Schuhe. Für das Produkt "Strom" z.B. aus einem Kohlekraftwerk kürzen sich die Einheiten dann weg, und man erhält eine dimensionslose Zahl, die Energieintensität von Kohlestrom, und schon ist man beim Erntefaktor, genauer bei dessen Kehrwert.
Um es nochmals in einer simplen Formel auszudrücken: EROI = W / KEA, wobei EROI der Erntefaktor ist, W die während der Lebensdauer eines Kraftwerks produzierte Strommenge und KEA der kumulierte Energieaufwand. KEA umschließt alles, auch die Förderung des Brennstoffs, falls nötig (s. Abb. 1). Die Energieintensität ist dann 1/EROI. Sie besagt, welcher Anteil der erzeugten Energie zur dessen Erzeugung notwendig ist.
Nicht unerwähnt bleiben sollte neben der Energieintensität auch die energetische Amortisationszeit (energy payback time), d.h. die Zeit, nach der ein Kraftwerk die aufgewendete Energie wieder eingespielt hat. Vernachlässigt man den Wartungs- und Förderaufwand, was für die meisten Techniken eine gute Näherung ist, so ist dies einfach die Lebensdauer des Kraftwerks geteilt durch den Erntefaktor, ansonsten wird sie natürlich länger. Die Aussagekraft der Amortisationszeit ist jedoch gering, eben weil die Lebensdauer aus der Rechnung hinausdividiert wird. Eine kleine Amortisationszeit (die für Solar- und Windanlagen oft noch zu kleineren Werten geschönt wird, siehe Trick 1 unten) klingt zwar toll, führt aber trotzdem nur zu einem EROI=1, wenn die Anlage nach der Amortisationszeit auseinander fällt.

Was ist Energie?

Natürlich soll diese Frage hier nicht grundlegend behandelt werden, aber bei der Ermittlung des Erntefaktors treten ein paar technische Schwierigkeiten auf. Die während der gesamten Lebensdauer eines Kraftwerks produzierte Strommenge zu ermitteln ist einfach – dazu muss man nur auf den Stromzähler schauen. Schwierig ist jedoch die Berechnung der hineingesteckten Energie, denn für die graue Energie muss man jeden Schritt der Produktionskette evaluieren. Hinzu kommt noch das Problem, dass man Energien oft gar nicht genau zuordnen kann. Wie verhält es sich z.B. bei der Roheisenproduktion in Hochöfen, soll hier der gesamte Wärmegehalt des eingesetzten Kokses mit berücksichtigt werden, oder nur der Teil, der tatsächlich zur Reduktion beigetragen hat? Sollen Reibungsverluste bei der Bearbeitung eines Werkstücks berücksichtigt werden? Hier weicht der ideale Prozess stark von der Praxis ab. Da der Erntefaktor aber eine praktisch verwendbare Vergleichsgröße darstellen soll, sollen diese Verluste hier eingeschlossen werden.
Aber selbst dann stellen sich weitere Fragen. Eine moderne Methode der Stahlproduktion ist das Elektrostahlverfahren, bei dem die zum Schmelzen erforderliche Wärme durch einen Lichtbogen oder durch Induktion erzeugt wird. Hierfür wird elektrische Energie benötigt, aber zu deren Produktion muss irgendein Kraftwerk die etwa dreifache Menge an Heizenergie ("Primärenergie") aufwenden. Welche der beiden Energie soll hier eingesetzt werden?
Hier ist es sinnvoll, die Grenzen an der Fabrik zu ziehen, die von außen mit Strom beliefert wird. Dabei ist es unerheblich, ob der Strom aus einem Solarkraftwerk oder einem Verbrennungskraftwerk kommt, die Fabrik ist nicht für die Herkunft des Stroms verantwortlich. Allerdings ist Strom verglichen mit Wärme in der heutigen Wirtschaft eine höherwertige Form von Energie. Dies muss jedoch separat berücksichtigt werden, wie im folgenden weiter erläutert wird.

Der Wert der Energie und der irreführende Begriff "Primärenergie"

Dass Strom einen höheren Wert als Wärme hat, liegt daran, dass er überwiegend in Verbrennungskraftwerken aus Wärme mit einem Wirkungsgrad von durchschnittlich 35% erzeugt wird – der Wert ist demnach 3 mal so hoch anzusetzen. In einigen Bereichen wurde deshalb der Begriff "Primärenergie" geschaffen, der immer den Brennwert eines meist fossilen Rohstoffs beschreibt. Strommengen werden dann mit 3 multipliziert, um z.B. zusammen mit Kraftstoffen den gesamten Energieverbrauch eines Landes ermitteln zu können. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine marktwertgewichtete Addition verschiedener Energieformen. In einem zukünftigen Kraftwerkspark kann die Gewichtung völlig anders aussehen. Man stelle sich z.B. eine vollständig nukleare Energieversorgung vor, die die Förderung fossiler Verbrennungsrohstoffe preislich weit unterbietet, und bei der auch Kraftstoffe synthetisch hergestellt werden. Hier wäre der Wert der chemisch verbrennbaren Kraftstoffe gemessen am Energiegehalt höher als der von Strom, da diese aus der nuklearen Wärme mit geringerer Effizienz synthetisiert werden.
Bereits bei der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken gerät man mit dem Begriff "Primärenergie" in Schwierigkeiten, denn für die bei der Kernspaltung entstehende Wärme gibt es momentan überhaupt keinen anderen Verwendungszweck. Man heizt seine Wohnung ja nicht mit einem gemütlichen Nuklear-Kamin, und der Otto-Motor frisst auch keine Uranstäbe. Welchen Marktwert sollte also nukleare Wärme außer dem für das Elektrizitätsäquivalent haben?
Noch interessanter wird es, wenn man nach der Primärenergie eines Wasserkraftwerks fragt. Verantwortlich für den Antrieb der Turbinen ist hier der Höhenunterschied des Wassers, welcher aber letztendlich durch Sonneneinstrahlung zustande kam. Die primäre Energiequelle wäre demnach die Sonne, und richtig, dort findet ja tatsächlich ein (nuklearer) "Verbrennungsprozess" statt. Sollte nun die gesamte Leistung der Sonne in Bezug zur Leistung des Wasserkraftwerks gesetzt werden? Es ist klar, dass diese Überlegung nicht zielführend ist. Bei den sich mit Energiestatistiken befassenden Organisationen hat man diesen Widerspruch leider nicht oder nur schlecht erkannt, und versucht nun, das Problem eher politisch zu lösen. So wichtet BP Strom aus Wasserkraft mit 2,65, IEA/Eurostat hingegen mit 1.
Richtig bizarr wird es, wenn man den Begriff der Primärenergie konsequent anwendet, denn alle Energieträger sind schließlich auch irgendwann aus anderen Energiequellen erzeugt worden. So könnte man wiederum nach dem Ursprung der im Uran enthaltenen Spaltungsenergie oder nach der für fossile Energie sowie Wasser, Wind- und Solarenergie verantwortlichen Sonnenenergie fragen. Das Uran entstand in einer Supernova, die um Größenordnungen höhere Energiemengen bei dessen Aufbau freigesetzt hat. Dies wäre dann die Primärenergie der Primärenergie. Aber auch die Supernova-Energie hat wieder einen Ursprung, und man endet ohnehin beim Urknall als Ursprung jedweder Energie, auch des für die Sonnenenergie genutzten Wasserstoffs. Vom Urknall bis zum zum Strom aus der Steckdose ist Energie in vielen Schritten und jedes mal mit großen Verlusten umgewandelt worden, die "Primärenergie" ist hier nur der vorletzte Schritt.
Aber zurück zur Erde und zu den Energiebilanzen. Für die "Gewichtung" bleibt am Ende nichts als die Berücksichtigung des Marktwertes, der für Strom ca. 3 mal so hoch ist wie der für Heiz- und Kraftstoffe. Im Erntefaktor sollte dies keine Berücksichtigung finden, denn eine gewichtete Energie ist nicht die tatsächlich umgesetzte Energie. Man kann allerdings eine neue, unabhängige Kennzahl einführen, die den Geldwert der unterschiedlichen Energieformen berücksichtigt.
Dies führte uns zur Einführung des EMROI, dem "Energy money returned on invested". Er unterscheidet sich vom EROI darin, dass Elektrizität stets mit eben dem oben genannten marktabhängigem Faktor gewichtet wird[2], der nun allerdings vom momentanen Kraftwerkspark abhängt und auch grob das Verhältnis der Endenergie- zu den reinen Elektrizitätsflüssen abbildet. In den meisten OECD-Staaten ist dieser Faktor knapp 3, in einigen anderen Wirtschaften kann er aber deutlich abweichen (etwa die Ausnahme Frankreich mit etwa 2, wo aufgrund günstiger Strom- und normaler Brennstoffpreise die Nutzung auf die Elektrizität verlagert ist). In zukünftigen Gesellschaften, wie z.B. der oben beschriebenen rein nuklearen, kann er sogar kleiner als 1 werden. Der EMROI ist deshalb keine ausschließlich vom Kraftwerkstyp abhängige Kennzahl, im Gegensatz zum EROI. Letztere bleibt die maßgebliche Größe, die nur von den Produktions- und Kraftwerkstechniken, nicht aber vom gesellschaftlichen Umfeld abhängt.

Die Evaluierung: Lebenszyklus-Analysen

Wie oben erläutert ist das eigentliche Problem der Evaluierung des Erntefaktors nicht der Zähler, die produzierte Strommenge, sondern der Nenner – die graue Energie. Dazu muss die gesamte Produktionskette von der Wiege bis zur Bahre analysiert werden, zum Bau, zum Betrieb und zum Abriss der Anlage bzw. Entsorgungen. Für Verbrennungskraftwerke/Kernkraftwerke beinhaltet dies auch die Förderung und Aufbereitung der Brennstoffe. Diesen Prozess nennt man Lebenszyklus-Analyse (Life cycle assessment/analysis, LCA). In unserer Studie wurden keine eigenen LCAs durchgeführt, sondern vorhandene LCA-Studien auf Plausibilität und Vollständigkeit (Transparenz) geprüft. Gerade am letzten Kriterium scheiterten viele Evaluierungen. Sie konnten in unserer Studie nicht berücksichtigt werden, da die Produktionsflüsse nicht nachvollziehbar waren.
Viele LCA-Studien basieren auf Datenbanken (Ecoinvent, GaBi), die jedoch kostenpflichtig und wenig transparent sind. Überdies sind die Material- und Produktionsflüsse, so wie bei einigen anderen Datenbanken, oft auf die Ermittlung von Emissionen, insbesondere von CO2, fokussiert. Dies ist wohl im Lichte des Zertifikatehandels eine lukrative Einnahmequelle, hilft jedoch wenig bei der Ermittlung der grauen Energie. Es hat sich ohnehin gezeigt, dass diese stets von ganz wenigen Faktoren, insbesondere dem Stahl- und Betoneinsatz dominiert wird, daher erschien es uns sinnvoller, die wichtigsten Material- und Produktionsdaten genau zu prüfen, anstatt sich auf möglicherweise veraltete Datenbanken zu verlassen, entsprechend dem altbekannten Motto "Qualität statt Quantität".
Ein auffälliges Merkmal vieler Evaluierungen war eine stark voreingenommene ökologistische Prägung, die in der Produktionskette, aber oft auch in der Berechnung des Erntefaktors Wind- und Solarenergie stark bevorzugte, bzw. fossile und Kernenergie benachteiligte. Uns begegneten dabei derartig viele Manipulationen und Irreführungen, dass wir es für notwendig erachten, dem hier ein eigenes Kapitel zu widmen. Siehe unten "Beliebte Schummeltechniken".

Welcher Erntefaktor ist gut?

Es versteht sich von selbst, dass eine Technik mit einem Erntefaktor kleiner als 1 bestenfalls batterieartig (z.B. zur Stromversorgung von Satelliten), nicht aber zur primären Stromerzeugung brauchbar ist. Dabei ist positiv anzumerken, dass sämtliche untersuchten Techniken einen Erntefaktor größer als 1 haben.
Dies ist jedoch nicht alles. Auch ein Erntefaktor größer als 1 ist noch nicht unbedingt wirtschaftlich brauchbar, schließlich muss ja auch z.B. Personalaufwand berücksichtigt werden. Gerade in Ländern mit hohem Wohlstand ist der entsprechende Geldwert hoch – ein Arbeiter hat einen hohen Wert. Natürlich kann der Personalaufwand für die verschiedenen Techniken sehr unterschiedlich sein, aber man kann zumindest eine Schwelle ermitteln, ab der eine Stromerzeugungstechnik wirtschaftlich lohnend wird. Diese kann folgendermaßen bestimmt werden.
Setzt man das Bruttoinlandsprodukt eines Landes ins Verhältnis zum gesamten Stromverbrauch, so erhält man einen "Stromwert". Dies ist nicht der Strompreis, sondern der durch die Stromerzeugungstechniken (genauer Exergieerzeugungstechniken) erwirtschaftete Mehrwert pro erzeugter Elektrizitätsmenge. Setzt man dies wiederum ins Verhältnis zum Erzeugungspreis des Stroms, so erhält man ein Maß für Wertvervielfachung der Wirtschaft durch Stromerzeugung. Dieses Verhältnis muss übertroffen werden, um wirtschaftlich zu sein, ansonsten müssen Abstriche am Wohlstand gemacht werden. In Staaten mit OECD-ähnlichen Lebensstandards beträgt dieses Verhältnis 7:1.
Stromerzeugungstechniken mit einem Erntefaktor unterhalb dieser Schwelle können zwar noch energetisch sinnvoll sein, nicht aber mehr wirtschaftlich. Ausgenommen sind Inselanwendungen, bei denen Stromversorgungstechniken mit höherem Erntefaktor nicht möglich sind. In Staaten mit niedrigeren Lebensstandards ist die Schwelle niedriger, so dass sich dort auch weniger effiziente Energietechniken lohnen, den niedrigeren Lebensstandard zu halten.

Speicherung und Überkapazitäten

Figure 2. Funktionsskizze des Raccoon Mountain Pumpspeicherkraftwerk als Beispiel. Pumpspeicherkraftwerke sind die momentan wirtschaftlichste Form der Speicherung mit einem der höchsten Gesamtwirkungsgrade (etwa 80%). Benmore (s. Text, etwa so groß wie Atdorf) wurde stellvertretend für die Energieaufwendungen herangezogen. Um Flauten von 12 Tagen für das deutsche Netz zu überbrücken, braucht man mehr als 1000 Atdorf-Anlagen.

Eine Besonderheit unserer Studie ist die Berücksichtigung von "Stromspeicherung" (besser Exergiespeicherung in Form von Enthalpiezuwachs des Speichers) und Reservekapazitäten (Überkapazitäten) und deren Einfluss auf den Erntefaktor. Beides, zusammen Pufferung genannt, ist für volatile Stromerzeugungstechniken unabdingbar, allerdings gibt es eine wirtschaftlich optimale Mischung von Überkapazitäten und Speicherung, die von dem australischen Geologen Peter Lang bestimmt wurde (begutachtete Publikationen waren dazu nicht zu finden, Langs Überlegungen sind jedoch plausibel und nachvollziehbar). Der so ermittelte Überkapazitätsfaktor fließt direkt proportional in den Erntefaktor ein, während die Berücksichtigung der Speicherung komplizierter ist.
Der Energieaufwand für die Speicherung wurde dabei nach einer Art Mietmodell berechnet. Abhängig von der gewünschten Überbrückungszeit und von der Leistungsabgabe des Kraftwerks ergibt sich eine ständig bereitzustellende Kapazität, für welche Damm-Anlagen und Turbinen gebaut werden müssen – diese muss permanent für das betrachtete Kraftwerk "gemietet" werden. Verrechnet mit der Lebensdauer des Pumpspeicherwerks führt dies zu einem anteiligen kumulierten Energieaufwand, der in den Nenner des Erntefaktors einfließt ihn damit reduziert.
Dabei wurde als Referenz ein großes Pumpspeicherwerk (Australian Benmore station) angenommen – die heute effizienteste und preiswerteste Form der Speicherung (siehe Funktionsweise in Abb. 2). In der Realität wäre dies allerdings zumindest für Deutschland kaum durchführbar, da schon zur Überbrückung von nur 12 Tagen Flaute und Bewölkung, wie es hierzulande gelegentlich passiert, Gesamtkapazitäten von 20 TWh vorgehalten werden müssten. Dies entspricht dem Anheben des gesamten Bodensees um 150 Meter, oder aber des Baus von 1000 Exemplaren des neuen Atdorf Pumpspeicherwerks. Weder die geologischen noch hydrologischen Voraussetzungen sind dafür in Deutschland gegeben, so dass man auf teurere Speichervarianten ausweichen müsste, wie das von den Energiewendeprotagonisten nun favorisierte "Windgas"
Verbrennungskraftwerke haben hier den großen Vorteil, dass sie für eine bedarfsgerechte Stromversorgung keine externen Speicheranlagen benötigen – der Brennstoff selbst ist hier bereits der Speicher. Bei Wasserkraftwerken wird eine geringe Überkapazität benötigt, sonst gibt es Situationen, in der der Wasserstand nicht mehr ausreicht. Der Einfluss auf den Erntefaktor ist zwar merklich, aber nicht dominant. Anders sieht dies bei Solarenergie aus, wo die Pufferung den Erntefaktor um einen Faktor 3 verringert, bei Windenergie sogar um einen Faktor 4. Puffert man Windstrom über Wasserstoff-Elektrolyse und anschließender Methansynthese ("Windgas"), so würden der deutlich geringere Gesamtwirkungsgrad und die höheren Bereitstellungskosten den Abschlagsfaktor schätzungsweise auf 10 erhöhen (hinreichende LCA-Werte für die Elektrolyse-Einheiten stehen nicht zur Verfügung).

Ergebnisse und Vergleich der Techniken

Figure 3. Erntefaktoren (EROIs) der untersuchten Stromtechniken mit ökonomischer Schwelle [1]. Grundlagen: Photovoltaik in Süddeutschland (1000 Jahresvolllaststunden), Windturbine in Nord-Schleswig-Holstein (2000 Jahresvolllaststunden), Biomasse mit 55 t (nass) Mais je ha und Jahr. Kernenergie 83% Zentrifuge, Rest Diffusion, 8000 Jahresvolllaststunden. CSP (Solarthermie) ohne Netzanbindung.

Das Diagramm in Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Studie im Vergleich, zusammen mit der Wirtschaftlichkeitsschwelle (s.o.). Es fällt sofort auf, dass unter den Vorzeigetechniken der "Energiewende" nur Windkraft einen wirtschaftlichen Erntefaktor hat, und dies nur, wenn der Strom ohne Speicherung in das Netz eingespeist wird. Wind hat jedoch die höchste Volatilität, so dass bei massivem Ausbau eine Pufferung unumgänglich wird und der Erntefaktor auf ein Viertel fällt. Photovoltaik, die ähnlich stark schwankt und entsprechend Pufferung braucht, hat bereits ohne Speicher schon so hohe Bereitstellungsaufwendungen (KEA), dass der Abschlag für Speicherung weniger drastisch ausfällt.
Die meisten Szenarien in unserer Studie sind deutschlandbezogen. Bei Solarthermie ist eine Aufstellung in Deutschland wegen des nicht-linearen Zusammenhangs zwischen Sonneneinstrahlung und Stromausbeute jedoch ausgeschlossen. Die Solarthermie ist nur deswegen energetisch effizienter, weil sie an einem sehr sonnigen Standort in Afrika steht, zudem sind Leitungen nach Europa in der Bilanz nicht enthalten. Der gut vorhersagbare Sonnengang reduziert die Speicheraufwendungen verglichen mit Wind oder Photovoltaik. In südlichen Ländern mit geringem Lebensstandard kann Solarthermie aber eine sinnvolle Option sein.
Wasserkraft stellt eine Ausnahme dar, weil hier die natürliche Quelle in räumlich konzentrierter Form (potentielle Höhenenergie von Wasser an Engstellen freigesetzt) vorliegt. Dies trifft aber nur für Talsperren zu, deren Flüsse an dieser Stelle hohe Flussgeschwindigkeiten und auf ein entsprechend großes Wassereinzugsgebiet zurückgreifen. Das oben liegende Wasserreservoir ist als gegebener Puffer nutzbar und reduziert die Volatilität deutlich. Man ist allerdings immer auf die gegebenen geologischen Verhältnisse angewiesen, und diese sind in Europa praktisch ausgeschöpft.
Biomasse (Biogas) benötigt hingegen keinerlei Speicherung, dafür sind die Aufwendungen für konventionelle Intensivlandwirtschaft (d.h. Monokulturen mit Kunstdünger- und Pestizid-Einsatz — bio?) und insbesondere Vergärung aber so extrem hoch, dass der Erntefaktor sogar in den Bereich der ungepufferten Photovoltaik fällt. Stellt man die Landwirtschaft hierfür nach den Kriterien des Biolandbaus um, so erhöht sich der Aufwand zur Bereitstellung der Energiepflanzen beträchtlich. Bei Annahme einer Erhöhung um den Faktor 3 bis 5 hierfür sinkt der Erntefaktor auf Werte um 1,5 bis 2. Dafür hätte man dann "Bio-Bio-Gas" auf der 3-5-fachen Fläche.
Alle fossilen Energietechniken haben relativ hohe Förderaufwendungen und liegen daher hinter der Kernenergie. Dabei dominiert bei Erdgas besonders stark die Gasgewinnung, und bei der Kernenergie spielt die Anreicherung sowie – vor allem zukünftig bei effizienter Anreicherungstechnik – die Uran- bzw. Thoriumgewinnung eine bedeutende Rolle. Während die Laser-Anreicherungstechnik den Erntefaktor auf über 110 treiben kann, können Schnellspaltreaktoren auch energieintensiv zu fördernde Vorkommen nutzen, ohne nennenswerte Effizienzverluste zu erleiden, da sie nur 1% der Menge verbrauchen. Bei Braunkohle sind wegen des sehr niedrigen Energiegehalts nur am Kraftwerk nahegelegene Vorkommen effizient (hohe Transportaufwendungen), während bei der Steinkohle auch lange Transportwege lohnend sein können.
Insgesamt ist mit dieser Studie erstmals ein sinnvoller Vergleich der Energieeffizienzen zwischen "regenerativen" und Verbrennungstechniken möglich. Bisherige Studien konzentrierten sich in der Vergangenheit meist auf fossil-nukleare und in der Gegenwart meist auf "Erneuerbare" Quellen, wobei unterschiedliche Definitionen und Richtlinien verwendet wurden. Ein Vergleich der Erntefaktoren war so nicht möglich, wie im folgenden Kapitel noch ausführlicher erläutert wird.

Beliebte Schummeltechniken und Tricks zur Schönrechnung

Leider bietet der Erntefaktor auch viele Möglichkeiten für Verfälschungen, die – so hat es unsere Erfahrung gezeigt – fast ausschließlich für Solar- und Windenergie regelmäßig zur Anwendung gebracht wurden. Dabei wird oft eine oberflächlich plausibel erscheinende Erklärung vorgeschoben, den gesamten Erntefaktor mit gefälligen Multiplikatoren zu versehen. Nicht selten werden aber auch frisierte Zahlen in der grauen Energie versteckt, wofür die lange Produktionskette ja zahlreiche Möglichkeiten bietet. Es war deshalb für unsere Studie wichtig, neben den Definitionen auch die Produktionsketten und Materialdaten sehr genau zu überprüfen.

Trick 1: Primärenergetische Gewichtung

Figure 4. Die primärenergetische Gewichtung führt auf den EMROI. Allerdings ist die Gewichtung auf sämtliche Techniken, nicht nur auf Wind- und Solarenergie anzuwenden[1]. "Sonnenfreundliche" Quellen bezeichnen den EMROI gerne als "Erntefaktor" und vergleichen diesen für Wind- und Photovoltaik dann mit den tatsächlichen Erntefaktoren für fossil-nukleare Kraftwerke (s. vorheriges Diagramm).

Die "primärenergetische Gewichtung" ist einer der ältesten Tricks, der bevorzugt im deutschen Studien Anwendung findet. Schon 1988 wurde er vom Öko-Institut Darmstadt propagiert, heute wird er sogar standardisierend von der IEA empfohlen. Dabei wird die erzeugte Strommenge und damit der Erntefaktor einer Windkraft- oder Solaranlange kurzerhand mit 3 multipliziert, mit der Begründung, sie würde ja die 3-fache Menge an Primärenergie einsparen. Dies beschreibt dann jedoch nicht mehr den Erntefaktor, sondern eine schwer zu veranschaulichende Größe, so etwas wie den "primärenergetischen Ersetzungsfaktor".
Während diese neue Definition an sich noch keine Fälschung darstellt, wird es jedoch kritisch, sobald man diese wiederum als "Erntefaktor" bezeichnet. Dies suggeriert, man könne diesen nun mit anderen Erntefaktoren vergleichen und stiftet damit zumindest ordentlich Verwirrung, insbesondere, wenn nur Zahlen für Solar- und Windkraftanlagen als Ergebnisse angegeben werden. Starke Verfechter der Solar- und Windenergie, etwa Volker Quaschning (man beachte die abstrusen Begründungsversuche in der Mitte der Seite, "Die energetische Amortisationszeit…", der Mann ist Professor an der HTW Berlin), gehen aber noch einen Schritt weiter und führen diese Gewichtung nur für diese Techniken, nicht aber für Verbrennungskraftwerke durch, womit die Schwelle zur Fälschung endgültig überschritten wird. Dies führt zu Photovoltaik-Pseudo-Erntefaktoren von 9-15, natürlich ohne Pufferung, die auf zahlreichen sonnenfreundlichen Webseiten dann stolz und natürlich ohne Angabe des Rechenweges präsentiert werden (etwa bei Planungsunternehmen, Auftragsagenturen und Vergleichsseiten).
Führt man diese Gewichtung nicht nur beim Zähler des Erntefaktors, sondern auch bei den elektrischen Anteilen des Nenners, der grauen Energie, durch, so landet man übrigens wieder beim EMROI, der bereits oben eingeführt wurde. Auch hier gilt natürlich, dass die Gewichtung bei allen Techniken anzuwenden ist, um die Ergebnisse vergleichen zu können, nicht nur bei den "Erneuerbaren". Dies führt zu dem Diagramm in Abbildung 4. Häufig findet man gewichtete und nicht gewichtete Angaben in Form von Erntefaktor-Spannen, die genau die Anwendung dieser Gewichtung verschleiern und einen objektiven Vergleich behindern, denn es handelt sich ja nicht um Spannen, sondern um ungleiche Berechnungsmethoden.

Trick 2: Lebensdauer frisieren

Die Lebensdauer geht stark in den Erntefaktor ein, bei vernachlässigbarem Betriebsaufwand sogar proportional. Deshalb ist ein beliebter Trick das Einflechten falscher Lebensdauern von Anlagen. Wiederum fallen hier einige Befürworter der "Erneuerbaren" unangenehm auf, vor allem, indem sie fossilen und nuklearen Anlagen absurd niedrige Werte unterstellen. Beispielsweise setzt die Forschungsstelle für Energiewirtschaft für Kernkraftwerke 40 Jahre an. Dies ist jedoch nicht die Lebensdauer, sondern die übliche Lizenzdauer. Viele KKWs in den USA überschreiten diese gerade, Lizenzverlängerungen wurden beantragt und auch genehmigt. Die tatsächliche Lebensdauer liegt bei mindestens 60 Jahren, bei modernen Kraftwerken geht man sogar von 80-100 Jahren aus.
Umgekehrt hat sich bei Wind- und Solaranlagen gezeigt, dass die Lebensdauer erheblich geringer ist, als vom Hersteller garantiert. Dem Hersteller ist das egal, wenn es ihn nach 10 Jahren nicht mehr gibt. Dennoch operieren diejenigen, die Erntefaktoren für solche Anlagen präsentieren, gerne mit Lebensdauern von 25-30 Jahren, jedoch gelten diese offensichtlich nur für Laborbedingungen. Unter Belastung kann die Lebensdauer schon mal nur halb so groß sein. Wir haben in unsere Evaluierung dennoch 25 Jahre für Photovoltaik- und 20 Jahre für Windkraftanlagen angenommen – ein Zugeständnis an die noch geringe Erfahrung im Großeinsatz.

Trick 3: Veraltete Förder- und Anreicherungstechniken

Ebenfalls gegen die Nukleartechnik richtet sich die Verwendung jahrzehntealter Techniken, die heute fast bis gar nicht mehr in Verwendung sind. In der Vergangenheit wurde die graue Energie eines Kernkraftwerks von der Diffusionstechnik zur Anreicherung des Urans dominiert, und der Erntefaktor war entsprechend klein. Die 10 mal effektivere Zentrifugentechnik hat dies erheblich geändert. Heute arbeiten über 80% aller Anlagen so, und die letzten Diffusionsanlagen (Besse, Portsmouth) stehen kurz vor der Abschaltung.
Nahezu systematisch wird die Datenfälschung von Jan Willem Storm van Leeuwen betrieben, der einen Faktor 10 und mehr zu hohe Förderkosten ansetzt, indem er ohnehin schon veraltete Fördertechniken auf viel zu geringe Uran-Konzentrationen extrapoliert. Weiterhin wird dort, wie schon erwähnt, 100% Diffusionsanreicherung angenommen sowie der Energieaufwand für den Bau überwiegend aus den monetären Kosten ermittelt. Alles zusammen führt dann zu absurd niedrigen Erntefaktoren. Immerhin ist diese (wissenschaftlich nicht begutachtete) Arbeit transparent genug, diese "Aussetzer" durch aktuelle Werte korrigieren und die ansonsten gute Datenbasis doch noch verwenden zu können, was etwa vom Schweizer Paul-Scherrer-Institut getan wurde. Dennoch wird sie immer wieder ungeprüft und unkorrigiert als "Beleg" für die Ineffizienz von Kernenergie angeführt.

Trick 4: Brennstoffumsatz einbeziehen

Der wohl kurioseste und auffälligste Trick ist die immer mal wieder auftauchende Methode, den Wärmegehalt (Brennwert) des Brennstoffes selbst mit einzubeziehen. Sie ist deshalb so auffällig, weil Erntefaktoren dadurch nicht nur verfälscht, sondern sogar gänzlich unkenntlich gemacht werden, aber auch, weil diese Methodik kaum noch Berührungspunkte mit einer wissenschaftlichen Vorgehensweise erkennen lässt. Mehr noch, sie wird von deren Vertretern (z.B. Quaschning, s. Trick 1) oft noch zu einer ideologischen Maxime ausgebaut, in der das Werbewort "regenerativ" zum Prinzip einer grundsätzlich neuen Form von Energie erhoben wird.
Es versteht sich von selbst, dass die Verfechter dieser absurden Methodik natürlich nur den Verbrennungskraftwerken den Wärmeumsatz anlasten, nicht aber den "regenerativen", ungeachtet der Tatsache, dass auch letztere vom großen Verbrenner "Sonne" abhängen. Die Folge ist natürlich, dass nur die "regenerativen" einen "Erntefaktor" größer als 1 haben können, was dann mit "unendlichen Ressourcen" und "unerschöpflichen Quellen" weiter begründet wird. Dabei ist dies nur eine Folge der asymmetrischen Definition. In der deutschen Wikipedia liest man dazu wahrhaft esoterische Ergüsse: "Erneuerbare Energien können als einzige Kraftwerkstypen Erntefaktoren größer Eins haben, da deren Energiequellen wie etwa Wind, Wasser oder Sonne nach menschlichem Ermessen nicht endlich sind bzw. sich bei nachhaltiger Nutzung (etwa von Waldbeständen) regenerieren". Der Sonnengott lässt grüßen.
Mal davon abgesehen, dass an keinem Punkt der Produktionskette die Energie in den Brennstoff hineingesteckt wird (der Brennstoff wird ja nicht vom Menschen hergestellt, sondern nur gefördert), zeigt folgende Rechnung, dass der Erntefaktor zur Beschreibung einer derartigen Eigenschaft gar nicht missbraucht werden muss. Der Wärmeumsatz z.B. eines typischen Kohlekraftwerks beträgt über die gesamte Lebensdauer 4000 Petajoule, der kumulierte Energieaufwand (der Nenner bei der Berechnung des EROI) hingegen nur 40 Petajoule, also nur 1% davon. Würde man also den Wärmegehalt des Brennstoffs zum restlichen kumulierten Energieaufwand noch hinzuaddieren, so wäre letzterer völlig bedeutungslos, und der Erntefaktor wäre einfach nur das Verhältnis vom Stromumsatz zum Wärmeumsatz. Dies ist aber nichts anderes als der aus der Physik wohlbekannte thermische Wirkungsgrad, und man endet folgerichtig immer bei Zahlen zwischen 0,3 und 0,4. Wozu wurden dann aber die LCA-Studien überhaupt durchgeführt?
Es gibt sogar Personen im Wissenschaftsbereich, die diese Auffassung allen ernstes vertreten. Selbst in begutachteten Fachmagazinen taucht diese kuriose Methodik, die keinen Bezug mehr zum Erntefaktor hat, gelegentlich auf. So passierte es uns selbst vor wenigen Wochen, dass das renommierte Journal "Energy" zu unserer Publikation einen Kommentar von Raugei (angeblich Experte in LCA-Studien) veröffentlichte, in dem dieser ernsthaft vorzurechnen suchte, dass der Erntefaktor eines Kernkraftwerks nicht 80, sondern nur 0,4 sei. Der Begriff des Wirkungsgrades scheint dem studierten Chemiker nicht bekannt gewesen zu sein.

Trick 5: Recycling

Häufig wird nach der Ermittlung der Bau-Energiekosten jener Teil davon beim Rückbau wieder abgezogen, der recyclebar ist. Dabei wird angenommen, dass diese Materialanteile vollständig ohne Zusatzaufwand für neue Bauvorhaben verwertet werden können. Genau da wird aber verschleiert, dass diese Stoffe bearbeitet und erneuert sowie mit einem frischen Anteil versetzt werden müssen. Eine eventuell vorhandene Ersparnis an Energie kommt dann aber erst der nächsten Generation der Energietechnik zugute. Da oft nicht nach den recycelten Anteilen aufgeschlüsselt wird, kann diese Gutschrift eben nicht einmal ermittelt und herausgerechnet werden. Manchmal, insbesondere bei den "Erneuerbaren" Energien, wird dabei so optimistisch vorgegangen, dass der größte Teil des Baumaterials recycelt wird, was dann den Erntefaktor enorm in die Höhe treibt.
Um diesem Dilemma zu entgehen, ist es stattdessen erforderlich, zeitnah die Energieaufwendungen für Baumaterialien zu aktualisieren und dabei den recycelten Anteil zu erfassen. Nur so werden alle energieverbrauchenden Prozesse vollständig an der richtigen Stelle berücksichtigt.

Charles Hall: Ein Extrembeispiel

Figure 5. Charles Halls berühmt-berüchtiger "Balloon graph". Die EROI-Werte sind das Ergebnis einer bunten Mischung aus verschiedensten Berechnungsmethoden, haben mir der Realität aber nichts mehr zu tun.

In den USA wird der Biologe und Zoologe Charles Hall als "Father of the EROI" gepriesen, sogar das angesehene Magazin "Scientific American" feierte ihn kürzlich in der April-Ausgabe dieses Jahres (hier, hier und hier). Hall hat den Erntefaktor jedoch weder erfunden noch wesentlich zu seiner Ermittlung beigetragen. Im Gegenteil, er ist, zusammen mit Cutler Cleveland, hauptverantwortlich für die ständige Vermischung von Definitionen und sollte deshalb besser den Titel "Father of the EROI confusion" erhalten.
In einer Serie, die in dem bekannten Blog The Oil Drum veröffentlicht wurde, lässt er fast ausschließlich seine eigenen Fakultätsmitarbeiter zu Wort kommen, nachvollziehbare Rechnungen gibt es jedoch keine (siehe dort die Kapitel Einführung, Öl und Gas, Schieferöl und Teersande, Kernenergie, Sonne, Wind und Wasser sowie Wellenwasser und Geothermie). Seine Ergebnisse stellen entsprechend ein Sammelsurium von "Hausnummern" dar, für die man genauso gut einen Würfel hätte bemühen können. Als besondere Leistung ist Hall anzurechnen, dass er es geschafft hat, den Erntefaktor für Kernenergie um einen Faktor 20 zu drücken. Seine antinukleare Haltung wird auch in diesem Blog-Kommentar von Charles Barton sehr deutlich. Auch findet man dort weiter oben einen Text-Kasten "Charles Hall inserts", wo dieser eine völlig korrekte Studie zum schwedischen KKW Forsmark unsachlich verwirft.
Halls Ergebnisse gipfeln in dem "Balloon Graph" (Abb. 5), der in einschlägigen Blogs oft zitiert wird. Der Graph enthält jedoch keine brauchbaren Aussagen, wie wir in unserem Paper[1] detailliert erläutert haben. Scientific American jedenfalls dürfte mit diesen Beiträgen kaum den Kreis der wissenschaftlich interessierten Leser erweitert haben.

Ökonomische Konsequenzen

Alle erwirtschafteten Güter einer Industriegesellschaft basieren letztendlich auf der Vervielfachung von Arbeit und damit auf der Effizienz, Energie (genauer: Exergie) zu erzeugen. Der Wohlstand hängt damit in direkter Weise vom Energiepreis ab, der – ausgedrückt in Energieeinheiten – nichts anderes als der Erntefaktor ist. Der Erntefaktor gibt aber nicht exakt die ökonomischen Verhältnisse wieder. Personalintensive Techniken haben sicher einen schlechteren ökonomischen Erntefaktor, auch aufwändige Sicherheits- und Lizenzverfahren wie bei Kernenergie verschieben das ökonomische Bild gegenüber dem energetischen. Da diese Einflüsse jedoch schwer zu ermitteln sind, ist der energetische Erntefaktor momentan das beste Maß. Er hat dafür den Vorteil, unabhängig von Marktschwankungen oder politischen Auflagen zu sein. Setzt man gleiche Marktbedingungen für alle Kraftwerkstypen voraus, so ist zumindest ein Vergleich zwischen ihnen möglich.
Figure 6. Stromgestehungskosten in Abhängigkeit von der Energieintensität (Kehrwert des Erntefaktors), doppelt logarithmische Darstellung. Referenz ist der durchschnittliche Erntefaktor bzw. mittlere Stromgestehungskosten (aus den Quellenwerten der einzelnen Techniken berechnet) für Deutschland. Für die gepufferten Werte von Windkraft und Photovoltaik (grüne Dreiecke) liegen keine Gestehungskosten vor, sie wurden deshalb aus dem heutigen Mix extrapoliert.

Man betrachte nun für die folgende Diskussion das Diagramm in Abbildung 6. Für den deutschen Strommix (2011) beträgt der gewichtete mittlere Erntefaktor 23, für Frankreich 56. In einem ähnlichen Verhältnis stehen die Strompreise. Stellt man weiter auf "Erneuerbare Energien" um, so kann sich der Strompreis nochmals vervielfachen. Ersetzt man schließlich alle konventionellen Schattenkraftwerke durch Pumpspeicherwerke, so würde sich der Strompreis verzehnfachen. Dies ist jedoch immer noch optimistisch gerechnet, weil man aufgrund der Topologie Deutschlands auch auf teurere Speichertechniken zurückgreifen müsste.
Der umgekehrte Weg in Richtung 100% nukleare Stromversorgung könnte mit dem heutigen Anreicherungsmix den Strompreis um einen Faktor von 2, bei moderner Zentrifugen- oder gar Laseranreicherung sogar um einen Faktor 3-4 senken.

Versteckte Quersubventionierungen

Gemäß dem Erntefaktorverhältnis wäre Solarstrom selbst ungepuffert fast 6 mal so teuer wie der Durchschnittspreis, der etwas über dem Erdgasstrompreis liegt. Tatsächlich sind die Gestehungskosten nur knapp 3,5 mal so hoch. Dies liegt vor allem an folgendem Effekt. Für die Berechnung des Erntefaktors werden gleiche Bedingungen für den Input wie für den Output angenommen. Solarzellen werden mit Solarenergie hergestellt, Kohlekraftwerke mit Kohleenergie, usw. Die Realität sieht aber so aus, dass Solaranlagen mit dem heutigen Energiemix, der überwiegend aus Kohleenergie besteht, hergestellt werden. Da dieser erheblich günstiger ist, findet hier also eine Art Quersubventionierung statt. Würde man Solaranlagen aus Solarenergie herstellen, so würde das Erntefaktorverhältnis voll durchschlagen, und der Strompreis würde sich versechsfachen (ohne die notwendige Pufferung!).
Diese versteckte Subventionierung ist ein bisher unberücksichtigter Faktor, der zur direkten EEG-Subventionierung noch hinzukommt. Eine weitere Subventionierung zugunsten von Wind- und Solarstrom besteht im Abfangen der Volatilität durch fossile und nukleare Kraftwerke. Dies macht einen weiteren Faktor 2-3 aus. Dann würde Solarstrom etwa 60 Cent/kWh kosten und damit etwa 15% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wenn man Deutschland komplett damit versorgen würde. Hinzu kämen hier noch drastische Reduktionen der Wirtschaftskraft, weil sich die Energiekosteneffekte durch die ganze Ökonomiekette fortpflanzen würden. Man kann durchaus eine deutliche Reduzierung des BIP annehmen, wenn alle von Elektrizität abhängig hergestellten Produkte verteuert sind. Dann erhöht sich der Kostenanteil der Stromproduktion auf etwa einen noch höheren Teil des BIP. Der Erntefaktor (1,6) ist zwar niedriger als der dann zu erwartende Erntefaktor (der Kehrwert ist ja höher), wenn die Wirtschaft zu 100% von Elektrizität abhinge, was eben daran liegt, dass noch nicht die ganze Wirtschaftsleistung vom Energiepreis abhängt. Andererseits würde eine Erhöhung des Erntefaktors (man vergleiche den französischen mit dem deutschen Mix) durch Umstellung auf einen effizienteren Kraftwerkspark die Kosten reduzieren und damit die Wirtschaftskraft wegen preiswerterer Technologieprodukte entsprechend erhöhen können. Diese Sensitivität der Energie auf die Ökonomie wird sich wohl mit höherem Automatisierungs- und Technologiegrad weiter erhöhen.
Oft wird dann argumentiert, dass im Rahmen der Umstellung auf "Erneuerbare" Energien auch eine höhere (Verwertungs-)Effizienz Einzug hält, sodass die geringer angenommenen Kostensteigerungen mehr als ausgeglichen werden würden. Verschwiegen wird aber, dass diese Verbesserungen auch mit einem effizientem Elektrizitätssystem genauso durchgeführt werden können – mit entsprechend viel höherer Wirtschaftskraft. Hier soll der direkte Vergleich verschiedener Energieerzeugungstechniken verwässert werden.

Berücksichtigung der Ressourcenreichweite

Oft wird argumentiert, dass die primärenergetische Gewichtung (Diskussion siehe oben) wichtig sei, um die Einsparmenge an endlichen fossilen Energieträgern durch die Stromproduktion der "Erneuerbaren" darzustellen. Dies ist aber irreführend, da auch die "regenerativen" Energietechniken eben nicht aus dem Nichts Elektrizität generieren, sondern streng genommen ja auch Primärenergie, nämlich Fusionsbrennstoff der Sonne anzapfen. Sogleich wird man dann den Einwand hören, dass dies aber viel länger reiche als die fossilen Brennstoffe. Da stellt man sich nun die Frage, inwiefern diese Betrachtung zielführend in Bezug auf die Frage, wie energieeffizient eine Energietechnik arbeitet, ist. Dies ist schließlich die Kernaussage des Erntefaktors.
Die Reichweite an sich von Brennstoffvorräten beeinflusst aber nicht die Aufwendungen einer Gesellschaft für die Bereitstellung der entsprechenden Energietechnik, sie darf also beim Erntefaktor keine Rolle spielen. Es ist doch etwa völlig egal, ob die Kohle für 100 oder 1000 Jahre reicht, solange der Förderaufwand der Gesellschaft derselbe bleibt (wobei natürlich der Vorrat mindestens so lang reichen muss wie das Kraftwerk betrieben wird). Erst eine erschwerte Förderung durch Verdünnung infolge Versiegen der Quelle beeinflusst die Aufwendungen und damit den Erntefaktor. Damit ist dieser auch unabhängig von der Frage ermittelbar, ab welcher Reichweite man von "Erneuerbaren" spricht. Da Kernenergie oder Kernfusion für mehrere 100 Millionen bis Milliarden Jahre nutzbar ist, müsste sie ja als "erneuerbar" gelten, denn die Sonne erlaubt uns auch nicht, länger auf der Erde zu verweilen. Eine andere Argumentation wäre, generell einfach so die Nutzung von Brennstoffen, unabhängig von deren Reichweite, als "nicht regenerativ" zu bezeichnen. Hier beträte man aber den Bereich der Esoterik. Für den Erntefaktor sind aber eben alle Reichweitenbetrachtungen uninteressant, solange dies nicht den Aufwand der Energieproduktion beeinflusst. Damit sind alle Techniken untereinander objektiv vergleichbar.

Anhang A: Stromgestehungskosten

Die in der nachfolgenden Tabelle geklammerten Werte wurden dahingehend modifiziert, dass die Diskontrate durch eine lineare Abschreibung der Overnight-Kosten über die Laufzeit ersetzt und die Laufzeiten selbst an die bei der EROI-Berechnung genutzten Werte angepasst wurden. Diese bilden die physikalisch-ökonomische Effizienz wesentlich besser ab, da rein (finanz-)politische Faktoren hierbei kaum eine Rolle spielen. Dies beeinflusst nur die Kapitalkosten, da Wartungs- und Brennstoffkosten (entgegen der Quelle) nicht diskontiert wurden und weiterhin mit der Laufzeit linear zunehmen, also die anteiligen Kosten je ausgestoßene Energieeinheit konstant bleibt. Bei der Braunkohle wurden aber die Brennstoffkosten zu niedrig angesetzt (vgl. Tabelle 2-3 aus [4] mit etwa 1,70 Euro/GJ aus [3]), so dass hier etwa 0,7 Cent/kWh hinzukommen, bei Steinkohle etwa 0,3 Cent/kWh (2,40 statt 1,90 Euro/GJ).
Table 1. 

Typ Anteil [%] Kosten[cent/kWh]
Kernenergie 16 3,3 (1,5)[4]
Braunkohle 26 2,7 (2,2)[4]
Steinkohle 18,5 3,3 (2,5)[4]
Erdgas 12 4,2 (3,8)[4]
Wasserkraft 3,5 3,0 (2,5)[5]
Wind 8,1 7,0[6]
PV 4,2 14[7]
Biomasse 6,2 19[8]

Anhang B: Wirtschaftliche Zahlen

2012:

  • 41.500 US$ pro Kopf = 32.300 € pro Kopf.

  • 2,65 Bio. € gesamt.

Stromverbrauch 2013

  • 595 TWh

Strommix für Deutschland 2012

  • Braunkohle: 26%, Steinkohle 18,5%, Kernenergie: 16%, Erdgas: 12%, Wind: 8,1%, Biomasse: 6,2%, PV: 4,2%, Wasser: 3,5%, Öl 1,3%, Sonstige: 4,9%

Quellen

[1] D. Weißbach, G. Ruprecht, A. Huke, K. Czerski, S. Gottlieb, A. Hussein. Energy intensities, EROIs (energy returned on invested), and energy payback times of electricity generating power plants. Volume 52 (Energy), 1 April 2013, Pages 210–221.
[2] Mathematisch lehnt sich der EMROI direkt an den EROI an, wobei Elektrizität mit dem Wichtungsfaktor f multipliziert wird: EMROI = f W / (KEAth + f KEAel), wobei die Indizierung th und el den thermischen bzw. elektrischen Aufwandsanteil kennzeichnet.
[3] "Analysis: Poland to get dirtier as it leans towards lignite coal", Artikel von "NewsDaily" vom 31.07.2013)
[4] Uni Stuttgart (Abb. 3-4)
[5] BMU (S. 46). Dort findet man 5 cent/kWh für 50 MW. Wir hatten 90 MW untersucht, außerdem 100 Jahre statt 60 Jahre Lebensdauer.
[6] Fraunhofer IWES
[7] Fraunhofer ISE
[8] WBGU. Aufpassen mit KWK. Nur "Hauptabnahme Strom" für Mais ist interessant.




Energiewende Hauptakteur Graichen gesteht: Wir haben uns geirrt!

Der Artikel titelt mit „Schmutziger Irrtum”: “Wir haben uns geirrt bei der Energiewende“, um dann weiter in Auslegung der Äußerungen von Patrick Graichen [1] – wenn auch nur indirekt und nach Frank Drieschners Erinnerung oder Einschätzung [2] daraus zu folgern:

Graichen sagt kurz gefasst: Nicht in ein paar Details, sondern in einem zentralen Punkt. Die vielen Windräder und Solaranlagen, die Deutschland baut, leisten nicht das, was wir uns von ihnen versprochen haben. Wir hatten gehofft, dass sie die schmutzigen Kohlekraftwerke ersetzen würden, die schlimmste Quelle von Treibhausgasen. Doch das tun sie nicht…


Abb. 1 Entwicklung der der EE-Stromerzeugung in TWh vs strombedingter Erzeugung von CO2 Emissionen in (Mio t) in Deutschland von 2000 bis 2013 (Grafik Limburg EIKE, Daten siehe Grafik)
und weiter schreibt Drieschner…

Um den Irrtum zu verstehen, muss man sich noch einmal den Grundgedanken der Energiewende vor Augen führen. Der ging ungefähr so: Deutschland steigt aus der Nuklearenergie aus und setzt stattdessen auf er­neuerbare Energien, auf Sonne und Wind vor allem. Wenn es mal nicht genug Ökostrom gibt, dann springen Emissionsarme Gaskraftwerke ein, bis irgendwann auch diese überflüssig werden. Der böse Atomstrom verschwindet zuerst, als Nächstes der schmutzige Kohlestrom, die Luft wird sauberer, und Deutschland wird zum Vorbild und Vorreiter beim Klimaschutz.

So haben sich das alle gedacht. Nur leider wird daraus nichts. Das ist der Irrtum, den Patrick Graichen beklagt.

………...»Im Nachhinein ist das alles logisch«, sagt Graichen. »Trotzdem hat hier vor drei, vier Jahren keiner diese Logik so durchschaut. «

Nur zur Erinnerung, es ist derselbe Graichen dessen AGORA Institut noch im September des Jahres in einer Studie die seltsame aber „wissenschaftliche“ Logik verkündete, dass… „der Ausbau der „Erneuerbaren“ auf Stromspeicher nicht warten muss“ [3].
…und weiter unten schreibt Drieschner dann…

…Die Energiewende würde nicht funktionieren: Wer es wissen wollte, der konnte es wissen, auch damals schon. Aber wer wollte es wissen? Rund um die Erneuerbaren ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter politisch-industrieller Komplex herangewachsen. Sein Einfluss ist wahrscheinlich nur dem Geflecht zwischen Staat und Atomwirtschaft im vergangenen Jahrhundert vergleichbar. Alle Akteure in diesem Komplex verbindet ein Interesse: Probleme der Energiewende müssen lösbar erscheinen, damit die Wind- und Sonnenbranche weiter subventioniert werden.”

Diese Erkenntnisse sind aber weder neu, noch wurden sie geheim gehalten, noch hätte sie den Akteuren unbekannt bleiben dürfen. Denn nicht nur bei EIKE wurden sie seit Jahren öffentlich thematisiert, sondern auch durch  Legionen von Fachleuten, die sich auf allen öffentlichen Foren und Kanälen dazu äußerten. Deswegen kann man sie getrost als typisch frechen Akt eines im Politikbetrieb erfahrenen Akteurs und Nutznießers einordnen: nämlich dann, wenn man ertappt wurde, nur das zuzugeben, was sich vor aller Welt auf keinen Fall mehr leugnen lässt und es Folge höherer Gewalt darzustellen. So auch Graichen, aber nicht nur der.

Abb. 2: "Klimawirkung" der in D hypothetisch eingesparten CO2 Emissionen bis 2050 lt. Klimaplanung der Regierung auf den ebenso hypothetischen modellierten Temperaturanstieg nach IPCC Vorgaben (Klimasensitivität von ~3,5 °C). Der simulierte Anstieg würde um 0,004 K geringer ausfallen. Die CO2 Wirkung ist dabei mit nicht vorhandener Rückkoppelpung angenommen, die das IPCC aber voraussetzt. Diese Berechnung setzt auch voraus, dass der gesamte Zuwachs an Konzentration  1. anthropogen ist 2. der deutsche Anteil daran 2,5 % beträgt. Anders ausgedrückt: Was Deutschland bis 2050 im Laufe von rd. 35 Jahren einsparen will, kompensieren die BRIC-Länder (insbesondere dabei China) in weniger als einem Jahr (Quelle http://wattsupwiththat.com/2012/11/23/a-graphical-look-at-worldwide-co2-numbers/)

Denn gerade in der ZEIT, der Hauspostille für beamtenrechtlich gut versorgte Lehrer, Träger von Bio-Sandalen sowie für anderweitige, staatsnahe grüne Profiteure von der harten Arbeit anderer Leute, war die Forderung nach mehr „Klimaschutz“ und mehr „Erneuerbare“ wider alle Fakten das tägliche Brot und wurde mit grün-ideologischer Inbrunst unter die Leute gebracht. Sachkenntnis hingegen über die technisch/naturwissenschaftlichen Grundlagen der Energiewende und deren Hauptbegründung (dem angeblich anthropogen verursachten Klimawandel) waren nicht nur  Fremdwörter sondern Unwörter.  Die Belege für diese fragwürdige Berichterstattung sind im ZEIT Archiv aufzufinden, stellvertretend insbesondere die Verleumdungskampagnen gegen EIKE (hier, hier) – unsere Kommentierung dieser für eine hochwertige Zeitung peinlichen Machwerke (hier).
Deshalb weiß DIE ZEIT zwar auch jetzt nur, dass etwas mächtig schief läuft, aber vielleicht dämmert es ihr wenigstens, dass auch ihre eigene Berichterstattung dazu kräftig beitrug.
Was aber ist da schiefgelaufen? Am guten Willen aller Propagandisten und Profiteure der Energiewende lag es wohl kaum, denn wer von ihr profitiert – und das sind nicht wenige – hatte diesen Willen. Auch ideologische Defizite können es nicht gewesen sein, schließlich kam eine Frau Claudia Kemfert häufig und ausführlich in der ZEIT zu Wort: als höchst gehandelte „Expertin“ der Energiewende, von der sich viele Leute inzwischen freilich fragen, wie diese Dame zu ihrer Professur gelangte. Nein, guter Wille zur Weltrettung und Vorbildfunktion Deutschlands in Energiewende und Klimaschutz waren vorhanden, das war es sicher nicht. Es waren noch nicht einmal politische Management-Fehler. Politiker können nämlich bekanntermaßen noch ganz anderen Unsinn zusammenmanagen, ohne dass gleich eine Katastrophe eintritt.
Nein, es waren ganz einfach das Ausblenden oder gar das komplette Fehlen elementarer Kenntnisse der Grundlagen und Regeln von Technik, Naturwissenschaft und elementarer Kostenrechnung, die zum sich inzwischen deutlich abzeichnenden Energiewende-Desaster führten. Es hat sich in der Politik und in fast allen deutschen Medien (welcher Redakteur hat schon einen naturwissenschaftlich/technischen Ausbildungshintergrund) immer noch nicht ausreichend herumgesprochen, dass man zwar fast straflos alle wirtschaftlichen und finanztechnischen Regeln über Bord werfen darf und sich an gegebene Zusagen nicht zu halten braucht (Soli, Maastricht-Vertrag etc.), sich dagegen das gleiche Vorgehen in technischen Umsetzungen unvermeidbar und brutal rächt. Wasser kocht auf Meereshöhe eben bei 100 °C, es denkt gar nicht daran bei 60 °C zu kochen, bloß weil es irgendwelche unkundigen Politiker und die diese Leuten unterstützenden Journalisten und Redakteure so wünschen.
Die Stichworte "zu geringe Leistungsdichte" der grünen Energieträger (Sonne und Wind) und "Volatilität des grünen Stromangebots" (letzteres auch noch zufällig), müssten eigentlich schon ausreichen. EIKE hat über diese beiden Themen in bereits kaum noch zählbaren Artikeln sachlich korrekt und zutreffend berichtet. Insbesondere DIE ZEIT, aber auch alle anderen deutschen Medien geruhten, noch nie davon Notiz zu nehmen. Diese ideologische Arroganz holt sie nun ein. Aus den beiden Grundnachteilen folgt keineswegs, dass die Energiewende nicht prinzipiell machbar wäre (Frau Barbara Handricks benötigt zu dieser Erkenntnis keinen Nobelpreis, s. hier). Sie ist aber nicht mit auch nur ansatzweise vertretbaren Kosten machbar. Ferner geht es mit Windrädern, deren Höhe heute schon das Ulmer Münster überschreiten, ohne massive Naturschädigung nicht ab. Und die Vermaisung unserer Äcker schädigt dann noch einmal unsere Natur. So verbohrt kann eigentlich niemand sein, dies zu übersehen. Anscheinend aber doch, denn anders ist die bisherige Entwicklung der Energiewende nicht zu erklären. Doch halt, wir haben die Profiteure der Energiewende und von Klimaschutz übersehen. Wenn wir ihren Druck auf die Politik mit ins Kalkül ziehen, hellt sich das Erscheinungsbild etwas auf.
Folgerichtig und erwartungsgemäß musste mit Fortschreiten der Energiewende und seiner gesetzlichen Basis (EEG) die Vernichtung der deutschen Stromerzeuger einhergehen. Diese können unter den Voraussetzungen des EEG nicht überleben. Die betroffenen Vorstände und Aufsichtsräte haben viel zu spät die volle Wucht der kommenden Entwicklung erkannt und es in der Vergangenheit vorgezogen, sich der Politik mit Öko-Observanz anzudienen. Solche Fehleinschätzungen sind aus der deutschen Vergangenheit zwar bestens bekannt, aber aus tödlichen Fehlern kann man hierzulande anscheinend nicht lernen. Insofern sollte sich das Mitleid mit den betroffenen Unternehmensführungen, nicht aber mit den unschuldigen Mitarbeitern, die ihren Arbeitsplatz verlieren, in Grenzen halten
Nachdem nun E.ON aufgegeben und der Politik den Bettel vor die Füße geworfen hat, braucht man kein Hellseher zu sein, um vorherzusagen, dass weitere Versorger folgen werden. Und es werden (hoffentlich) auch endlich die Gewerkschaften begreifen, was hier abläuft und auf die Straßen gehen. Die Gewerkschaften scheinen nach Einschätzung der beiden Autoren dieses Beitrags die einzig verbleibende Kraft zu sein, die es vermögen, die Politik endlich zur Raison zu bringen. Doch auch da scheint bisher der reine Opportunismus zu dominieren, denn anders ist nicht zu erklären, warum VERDI nur die Überführung der Versorger in Staatsbesitz fordert, statt den vollen Ausstieg aus der Energiewende. Denn damit würde die Katastrophe nur verschleiert, ihre Kosten auf den Steuerzahler direkt verlagert und die Agonie durch eine völlig ungeeignete Krücke, beschönigend „Kapazitätsmarkt“ genannt, nur verlängert.
Die Kosten einer so total verqueren Politik, verantwortet von einer Naturwissenschaftlerin, die es wissen müsste, werden wir alle unter keinen mehr zu behebenden Umständen tragen müssen. Zudem wird, wenn sich bald nichts Grundlegendes ändert, unsere industrielle Basis untergehen. "Kleinigkeiten" wie das Scheitern der South-Stream Pipeline geraten beim Mega-Desaster "Energiewende" fast schon aus dem Blickfeld. Noch törichter ist wohl das sture Festhalten der Kanzlerin am tödlich kostspieligen Klimaschutz. Die Tatsache, dass selbst NULL-Emissionen von deutschem CO2 durch wenige Wochen CO2-Emissionen der BRIC-Länder (China, Indien, Brasilien) kompensiert werden, sollte einer rechnenden Physikerin eigentlich geläufig sein.
Es ist infolgedessen unerfindlich, was unsere Kanzlerin zu diesen Fehleinschätzungen treibt. Trotz der massiven Schädigung unserer Industriestruktur infolge ihrer Politik ist sie immer noch die beliebteste Politikerin – laut Umfragen. Sie nimmt billigend den Exodus der deutschen Grundstoffindustrie und den Verlust deutscher Arbeitsplätze in Kauf. Ist einmal die Grundstoffindustrie weg, wird es auch mit dem Maschinenbau und der Autoindustrie bergab gehen. Auch hier haben wir freilich wieder etwas übersehen – einen Machterhaltungswillen, der anscheinend vor nichts zurückschreckt. Damit ist das Erscheinungsbild nicht mehr ganz so unverständlich.  
Braunkohle ist der einzige fossile Energielieferant über den Deutschland in großen Mengen und zu günstigen Preisen abbaubar, verfügt. Es ist ein Schatz auf dem wir sitzen. Und wir werden die klassischen fossilen Braunkohlekraftwerke weiterhin dringend brauchen, da wir ja die weltweit sichersten Kerkraftwerke wegen zu hoher "Gefährlichkeit" in den Mülleimer warfen und dabei Hunderte von Milliarden Euro einfach so in Luft auflösten. Die für die Stabilität der Stromnetze zutreffend als "Gift" zu bezeichnende Fluktuation der "Erneuerbaren" wird nach wie vor auch Gaskraftwerke erfordern, deren Kosten aber nun der Steuerzahler übernehmen muss. Letztlich läuft dies alles auf eine unvermeidbare Verstaatlichung der Stromerzeugung hinaus, deren Kosten ins Unermessliche ansteigen werden (siehe Beispiel DDR).
Die einzigen sachgerechte Optionen, nämlich das EEG samt Energiewende in die Tonne zu treten, sowie die Restlaufzeiten unserer sicheren Kernkraftwerke wieder zu nutzen und die Forschung von modernen Kernkraftwerken (schnelle Brüter) wieder aufzunehmen, wagt derzeit keine politische Partei auch nur zu denken. Noch nicht einmal die FDP oder die AfD, und doch ist diese Option für das wirtschaftliche Wohlergehen und die Naturschonung unseres (noch) schönen Deutschlands die einzig sachlich richtige. Jedes Jahr sterben auf Deutschlands Straßen mehr als 3000 Menschen, durch vermeidbare Bakterienverseuchung und schlechte Hygiene in unseren Krankenhäusern mehr als 30.000, so die Schätzungen. Seit Nutzung der Kernenergie kam hierzulande noch niemand ums Leben. Und weltweit sind es weniger als 150, Tschernobyl eingeschlossen (hier). Warum schalten wir dann die Kernkraftwerke ab und geben nicht besser den Straßenverkehr oder die Krankenhäuser auf?
Mit der “Energiewende“ und dem noch unsinnigeren “Klimaschutz“ werden ohne Sachverstand und mit deutscher Gründlichkeit nur unsere Wirtschaft, unsere Landschaften und unsere Natur ruiniert. Vorteile gibt es keine. Der Laie kann dies infolge unserer Medien, die sich fast alle zu freiwilliger Selbstgleichschaltung mit dem Klima- und Energiewendewahn entschlossen haben, nur schwer durchschauen; zumindest solange nicht, ehe Windräder vor seinem Haus, ein längerer Black-Out oder seine Stromrechnung ihm die Augen öffnen. Dann wird es zu spät sein. Freilich sollte wenigstens jeder nicht ganz auf den Kopf gefallene Naturschützer erkennen, dass Windturbinen für Flugtiere tödlich sind. Zumindest die Natur- und Tierschützer unter uns müssten daher die moralische Verpflichtung verspüren laut zu protestieren. 
Nach historisch bekanntem Muster sieht die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht nur zu, sondern begrüßt die schädliche Entwicklung auch noch. Infolgedessen werden nicht einmal mehr politische Mehrheiten benötig. Freiwillig und vorauseilend öffnen Behörden und Bürgermeisterämter ihre Türen der Ökobewegung. Man will nicht bei den Letzten sein und vom Subventionskuchen möglichst viel abbekommen. Und man möchte natürlich wiedergewählt werden. Der Konformitätsdruck ist inzwischen so groß, dass sich eine ehemals wertkonservative große Volks- und Regierungsparteien das Zerstörungswerk ihrer schärfsten politischen Gegner zu Eigen machen. Der ursprünglich als emotionales Zugpferd eingesetzte Natur- und Umweltschutz ist für die Ökoideologie längst lästig und überflüssig geworden. Die Zerstörungen unserer Wälder, um Platz für riesige Windradungetüme zu schaffen, zeigen es. Man hat den Umweltschutz sang- und klanglos aufgegeben. 
Die deutsche Intelligenz in Medienredaktionen, Hochschulen und Führungsetagen von Unternehmen, die diese Entwicklungen, die entstehenden Ökostrukturen und deren mafiose Seilschaften nicht billigt, schweigt, duckt sich weg und versucht sogar zu profitieren. Man fürchtet, gegen die übermächtige Ökobewegung keine Chancen zu haben. Man erkennt, wie die Ökobewegung sich die Unterstützung der Mehrheit der deutschen Medien und der Politik gesichert hat. Zum wiederholten Male in der deutschen Geschichte verweigert sich die deutsche Intelligenz dem entschiedenen Widerstand gegen Entwicklungen, deren Unheilspotential nicht zu übersehen ist. Die Gründe für das Gewährenlassen von Bewegungen mit undemokratischen Zielen waren und sind hierzulande immer die gleichen: Unterschätzung der Gefahr, Bequemlichkeit, Karriere-, Konsens- und Profitstreben. Zivilcourage ist kein deutsches Wort.


[1] Dr. Patrick Graichen hat Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert und am Interdisziplinären Institut für Umweltökonomie der Universität Heidelberg über kommunale Energiepolitik promoviert. Von 2001 bis 2012 hat er im Bundesumweltministerium gearbeitet – zunächst im Bereich der internationalen Klimapolitik, von 2004 bis 2006 als Persönlicher Referent des Staatssekretärs und ab 2007 als Referatsleiter für Energie- und Klimapolitik. Quelle hier: http://www.agora-energiewende.de/ueber-uns/team/
[2] Von Herrn Christoph Podewils; Leiter Kommunikation / Director of Communications; Agora Energiewende wurden wir soeben (11.12.14 um 11:49) darauf hingewiesen, dass F. Drieschners Zitat ein indirektes ist, und Herr Graichen das so nicht gesagt hätte. Wir haben Herrn Drieschner angefragt und um Aufklärung gebeten. Er hat das jetzt bestätigt, die Darlegungen unter "Graichen sagt kurz gefasst:" sind F. Drieschners Schlussfolgerungen.
[3] „Stromspeicher in der Energiewende“  Studie von FENES, IAEW, ISEA, ef.Ruhr im Auftrag von Agora Energiewende BERLIN, 15.09.2014