Die lächerlichen mathematischen Verirrungen von Lord Stern

Der erstaunliche Teil des Stern-Reports war seine Festlegung des zukünftigen Wertes von Geld. Hier folgt der Deal mit dem Geldwert der Zukunft, den Sie schon kennen, vielleicht ohne zu wissen, dass sie ihn schon kennen. Wenn ich Ihnen gesagt hätte: „Was würden Sie bevorzugen, eintausend Dollar jetzt gleich oder eintausend Dollar im nächsten Jahr?” Ich bezweifle, dass es Ihnen schwer fallen wird zu erwarten, dass Geld im nächsten Jahr nicht so viel Wert ist wie in diesem Jahr. Und wie ist es mit eintausend Dollar entweder in diesem Jahr oder in zehn Jahren? Sie würden stark das nächste Jahr bevorzugen. Das ist der zukünftige Wert des Geldes. Es ist immer weniger wert als heute. Es wird ein wenig entwertet, einige Prozent, und zwar in jedem Jahr in der Zukunft. Eine felsenfeste Garantie auf 1000 Dollar in hundert Jahren ist heute fast gar nichts wert.
Der brillante Beitrag von Lord Stern zum rapide wachsenden Feld der paläo-kohlenstoff-phobischen Ökonomie [Paleocarbophobic economics] bestand darin, so zu tun, als sei die gesamte Studie zur CO2-Reduktion so, als ob die Vorteile einer reduzierten Temperatur in fünfzig Jahren den gleichen Wert haben, als wenn wir die vermeintlichen Vorteile in der Zukunft bereits heute hätten. Seine Entwertungsrate zukünftiger Gelder lag bei Null, was gleichbedeutend ist mit der Aussage, dass Geld, dass Ihnen in fünfzig Jahren ausgezahlt wird, genau das gleiche wert ist als wenn Sie es heute bekommen würden … Sie müssen kein Bankfachmann sein um zu wissen, dass das Unsinn ist, Sie wissen, dass 1000 Dollar in fünfzig Jahren sehr viel weniger wert sein werden als 1000 Dollar heute, aber genau das war Sterns Behauptung. Verblüffend.

Abbildung: Gesamte akkumulierte Kohlenstoff-Emissionen (blau), akkumulierter abgeschiedener Kohlenstoff (absorbiert) durch den Planeten (grün) und der akkumulierte, in der Atmosphäre verbleibende Kohlenstoff (rot). Die violette Linie zeigt den „Luftanteil“, also die in der Atmosphäre als Prozentsatz der emittierten Menge verbleibende Menge Kohlenstoff. Man beachte die zugrunde liegende Beziehung, dass nämlich die Gesamtemission die Summe der abgeschiedenen Menge plus die in der Atmosphäre verbliebene Menge ist, oder: Emittiert = verblieben + abgeschieden. Datenquellen: Fossil fuel CO2 emissions – Land use CO2 emissions –  Airborne CO2 levels. Der Konversionsfaktor von 2,13 Gigatonnen Kohlenstoff gleich 1 ppmv atmosphärischen CO2 wurde zur Umrechnung zwischen den Einheiten benutzt.
Natürlich musste Lord Stern seine lächerliche Behauptung aufstellen, dass zukünftige Vorteile schon heute einen gewaltigen Wert haben, um den Betrug um die CO2-Reduktion als ökonomisch sinnvoll erscheinen zu lassen. Als ein Bankmann hätte ich verlangt, seinen noblen Hintern zu ent-lordisieren [un-Lording his noble keister] für diese ungeheuerliche ökonomische Sünde [transgression], aber unglücklicherweise hat mir die Königin von England nicht sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich weiß das, weil ich Ihrer Majestät einmal geschrieben habe. Ihr Privatsekretär hat geantwortet.
Er sandte mir einen netten Brief auf einem Blatt Papier, das so dick war, dass es so aussah, als würde es brechen, wenn man es faltet; ein prachtvolles, cremefarbenes Stück königlicher Schreibutensilien, versandt an mich in einem Umschlag von der Größe einer kleinen Reisetasche… falls man die Antwort des Sekretärs Ihrer Majestät in den Dialekt der Indianer von Neu-Amsterdam [= die ursprüngliche Bezeichnung von New York, als man sie den Indianern abkaufte, A. d. Übers.] übersetzen würde, würde es der Wortlaut „Ihre Majestät hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, stecken Sie es sich in den…“ am besten treffen, aber ich schweife ab.
Wie lautet nun die jüngste Behauptung Lord Sterns? Ich bin sicher, dass Sie überrascht und geschockt sind, wenn Sie herausfinden, dass er jetzt sagt, es ist schlimmer, als wir gedacht haben!
Die Zeitung Guardian in UK, jene oberste Bastion himmelschreiender [bloviation]* schreibt darüber hier [*Dieses Wort war in keiner Übersetzungshilfe zu finden. Man kann sich denken, was gemeint ist, daher habe ich hier den Originalausdruck stehen gelassen. Oder handelt es sich um einen Schreibfehler des Autors? A. d. Übers.]. Am meisten interessierten mich die Gründe, warum Lord Stern denkt, es ist schlimmer, als wir gedacht haben. Sterns eigenen Worten zufolge stellten sie sich als die Folgenden heraus:
„In der Rückschau habe ich die Risiken unterschätzt. Der Planet und die Atmosphäre scheinen weniger Kohlenstoff zu absorbieren, als wir erwartet haben, und die Emissionen steigen ziemlich stark. Einige Auswirkungen zeigen sich viel schneller, als wir damals gedacht hatten“.
Man kann sicher sagen, dass er ein Profi ist, und zwar wegen des Kunststücks, eine solche Anzahl von Fehlern in nur drei kurzen Sätzen unterzubringen. Es bedarf wirklichen Adels, um das zu tun. Ein gewöhnlicher Mann wie ich könnte den Druck nicht aushalten. Ich möchte mit der lächerlichsten aller Feststellungen anfangen, nämlich dass „die Atmosphäre weniger Kohlenstoff zu absorbieren scheint als wir erwartet haben“. Wirklich? Wie viel CO2 haben wir erwartet, von der Atmosphäre absorbiert zu werden? Und was bedeutet es für die Atmosphäre, CO2 zu „absorbieren“? Dieses Statement ist bedeutungslos.
Aber nehmen wir einmal an, dass „die Atmosphäre absorbiert“ heißt, dass die Atmosphäre weniger Kohlenstoff aufgenommen hat als erwartet. Ich weiß nicht, wie viel Aufnahme er erwartet hatte, so dass es also keine Möglichkeit gibt, das zu beurteilen … aber das spielt auch keine Rolle, weil es ein anderes, größeres Problem gibt. Wenn emittiert = in der Luft verblieben + abgeschieden ist, kann der (seiner Behauptung nach) in der Luft verbliebene Anteil nur deswegen geringer als erwartet sein, weil die abgeschiedene Menge größer als erwartet ist. Das Problem dabei ist, dass er gesagt hat, der Planet scheide weniger CO2 ab, nicht mehr.
Aber das sind nur die inhärenten inneren Widersprüche in Lord Sterns seltsamem Statement. Wichtiger sind die tatsächlichen Falschdarstellungen der Fakten. Er behauptet, dass ein Grund seiner Unterschätzung der Risiken darin besteht, dass „die Emissionen ziemlich stark steigen“. Aber in Wirklichkeit gibt es kaum eine Änderung des Emissionstrends gegenüber dem Jahr 2006, als er diesen infamen Bericht geschrieben hat.
Und seine Behauptung, dass weniger und immer weniger durch den Planeten abgeschieden wird? Absolute Phantasie. Der Luftanteil ist das in der Atmosphäre verbleibende CO2. Wie die Abbildung oben rechts zeigt, hat er sich während der letzten 50 Jahre nicht signifikant verändert, auch die Abscheidungsrate nicht. Was stellt er sich vor, das seit 2006 neu ist? Bevor Sie jetzt denken, dass ich meine Behauptung, die Kohlenstoff-Senken würden sich nicht verändern, einfach so erhebe – hier nimmt die NOAA zu dieser Frage Stellung:
Natürliche Senken nehmen immer noch Kohlenstoff auf
Ökosysteme sind noch nicht an der maximalen Aufnahmekapazität von Emissionen fossiler Treibstoffe angekommen.
15. Mai 2012
BOULDER, Colo. — Neuen Messungen zufolge nehmen die Ökosysteme der Erde weiterhin Kohlenstoff auf, wenn sich Treibhausgase in der Atmosphäre akkumulieren.
Die Forschung widerspricht zahlreichen Studien aus jüngerer Zeit, denen zufolge die „Kohlenstoff-Senken“ ihre maximale Kapazität erreicht oder überschritten haben. Schaut man auf die globalen Messungen des atmosphärischen Kohlendioxids, ergeben die Berechnungen, dass sich die Senken insgesamt etwa in gleicher Weise erhöhen wie die steigenden Emissionen.
„Die Senken waren mehr als in der Lage, mit den Emissionen mitzuhalten”, sagte Pieter Tans, ein Atmosphärenwissenschaftler am Earth System Research Laboratory der NOAA in Boulder, Colorado. Tans zeigte seine Ergebnisse am 15. Mai auf einer jährlichen, durch das Lab durchgeführte Konferenz zum Monitoring der Erde.
(Im Vorübergehen, ich habe gerade bemerkt, dass die NOAA die gleiche Methode benutzt zu haben scheint wie ich, um den Luftanteil des CO2 zu berechnen, nämlich durch Ansehen der globalen Messungen des atmosphärischen CO2. Komisch, wenn das stimmen würde, aber ich schweife schon wieder ab. Weiter zum Finale…)
Zusammenfassung von Sterns Behauptungen:
Jede einzelne Behauptung von Lord Stern, dass alles immer schlimmer wird, ist unwahr.
• Es gab keine Überraschungen an der Emissionsfront. Die mittlere jährliche Zunahme der CO2-Emissionen hat sich seit der Abfassung seines Berichtes im Jahr 2006 kaum verändert. Tatsächlich sind die Emissionen sogar geringer als 2006 erwartet, trotz seiner Behauptung über steigende Emissionen, und zwar infolge des Emissionsrückgangs im Zuge der globalen Finanzkrise.
• Die Menge des vom Planeten abgeschiedenen CO2 ist ziemlich konstant bei 55% der Gesamtemissionen geblieben. Es hat entgegen seiner Behauptung keine Abnahme der Abscheidung gegeben, und es gibt keine Beweise, dass die Kohlenstoffsenken ihr Abscheidungsvermögen verlieren.
• Und schließlich, obwohl er sagt, „die Auswirkungen zeigen sich viel schneller als wir gedacht haben“, zeigt sich auf der Erde während der letzten 15 Jahr keine signifikante Erwärmung oder Abkühlung, und es gibt auch keine Anzeichen für eine Zunahme von Extremereignissen … also welche Auswirkungen genau des CO2 „zeigen sich“, schnell oder nicht?
Nicht eine einzige wahre Feststellung in dem ganzen Packen … oh je, mein guter Lord!
[Hier folgt noch ein letzter Abschnitt, der zum Thema keinen Bezug hat, den ich aber empfehle im Original zu lesen! A. d. Übers.]:
Three seventeen a.m., I guess that’s bedtime for me. Starlight and high night cirrus to y’all, with the full moon steaming majestically through the clouds in the middle of a ring of light, remember that the loup garou needs your prayers, I’m off to sleep …
Willis Eschenbach
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/01/27/lord-sterns-mathematical-malapropisms/#more-78272
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Finanzielle Bewertung der Auswirkungen von Kohlenstoff

In jedem Falle ging es im ‘grünen Blog’ der NYT vor einigen Monaten um die „finanzielle Bewertung“ [monetizing] der „sozialen Kosten“ von Kohlenstoff. Im Artikel heißt es:
Im Jahr 2010 haben 12 Regierungsagenturen in Zusammenarbeit mit Ökonomen, Rechtsanwälten und Wissenschaftlern beschlossen auszuarbeiten, was sie als einen kohärenten Standard betrachten, die sozialen Kosten von Kohlenstoff zu etablieren. Der Gedanke war, dass bei der Berechnung der Kosten und Vorteile von schwebenden politischen Maßnahmen und Regulationen das Department of Transportation nicht vermuten konnte, dass eine Tonne emittierten Kohlendioxids der Gesellschaft Kosten von 2 Dollar auferlegt, während die Environmental Protection Agency (EPA) einen zehnmal höheren Wert in ihren Gleichungen veranschlagt hat.
Wie „bewertet” man etwas, und was sind „soziale Kosten“, wenn es sich um ein natürliches Habitat handelt?
Zuerst das Einfache. Ein „sozialer Kostenfaktor” ist allgemein ein geschätzter oder abgeleiteter Kostenfaktor von etwas, besonders wenn es um einen Kostenfaktor geht, der im Preis des Produktes selbst gar nicht reflektiert wird. Zum Beispiel hat Alkohol einen Kostenfaktor in Gestalt einer Vielzahl von sozialen Problemen. Diese Kosten sind im Rohpreis alkoholischer Getränke ab Fabrik nicht enthalten.
Weiter! Einen sozialen Kostenfaktor finanziell zu „bewerten“ heißt 1) diesem sozialen Kostenfaktor einen bestimmten Geldwert zuzuordnen und dann 2) diesen monetären Wert dem Handelspreis des Produktes in Form eines höheren Preises zuzuschlagen. Im Falle des Alkohols sind das im Allgemeinen die an die Regierung zu zahlenden Steuern. Manchmal werden die Erlöse eingesetzt, um diesen sozialen Kostenfaktor abzuschwächen. Im Falle des Alkohols können das Programme zur Alkohol-Abstinenz oder Kliniken sein. Ein andermal geht der Erlös in den allgemeinen Topf.
Dies ist in der Regel so lange kein Problem, solange es eine weit verbreitete Zustimmung gibt, dass diese Kostenfaktoren überhaupt existieren. Im Falle der Kohlenstoffemissionen jedoch gibt es eine solche Übereinstimmung nicht. Es gibt keine Beweise für gegenwärtige Kostenfaktoren oder Schäden, lediglich Modellaussagen bzgl. möglicher vorstellbarer Schäden in der Zukunft. Außerdem gibt es selbst bei denen, die zustimmen, dass Kohlenstoff-Emissionen soziale Kosten verursachen, erhebliche Differenzen über die Höhe dieser Kosten.
Trotz der Differenzen und trotz fehlender Beweise irgendwelcher vorzeigbarer Kosten geht jedoch der Versuch, die imaginären Zukunftsschäden durch Kohlenstoff-Emissionen zu “bewerten”, ungebremst weiter. Wie man sich vorstellen kann, lehne ich diesen ganzen Prozess ab. Komischerweise hören sie nicht auf mich, und der Artikel in der NYT sagt, dass man sich auf einen Wert von 21 Dollar pro Tonne Kohlenstoff geeinigt habe. Im Artikel hieß es, dass eine Regierungsagentur einen Preis von 2 Dollar pro Tonne angesetzt hat und eine andere zehn mal diesen Preis oder 20 Dollar pro Tonne. Also denke ich, dass sie den Mittelwert dieser beiden Schätzungen genommen haben und diesen Wert von 21 Dollar pro Tonne in alle Berechnungen der Regierung eingeführt haben… Aber wieder schweife ich ab.
Alles in dieser Frage wird überragt von der nicht bedachten und nicht anerkannten Zerstörung durch die kräftige Steigerung der Energiepreise. Dies trifft die Ärmsten immer am härtesten, wie ich anderswo beschrieben habe. Energiesteuern, einschließlich Kohlenstoffsteuern und „Monetisierung“ sind die rückschrittlichsten Steuern von allen. Aber ich schweife ab… ich war bei der Bewertung von Kohlenstoff.
Lassen Sie mich meine zwei wesentlichen Bedenken hinsichtlich der Kohlenstoff-Bewertung rekapitulieren. Erstens gibt es für viele Dinge einschließlich des Kohlenstoffs keine übereinstimmende monetäre Evaluierung. Im Falle des CO2 ist es fraglich, ob es hierzu überhaupt Kosten gibt, geschweige denn wie hoch diese sind. Wie der NYT-Artikel schreibt, gibt es große Differenzen über die Zahl 21 Dollar selbst unter jenen, die darin übereinstimmen, dass es einige soziale Kostenfaktoren durch das CO2 gibt. Da es keine tatsächlichen Beweise irgendwelcher tatsächlichen Kosten gibt, sind das alles Behauptungen und Gegenbehauptungen. Es gibt keinen objektiven Weg, diese Differenzen beizulegen.
Mein zweiter Einwand lautet, dass zwar die Leute sehr schnell dabei sind, die sozialen Kosten zu bewerten, den anderen Schritt dagegen nur sehr selten gehen. Sie sind selten schnell dabei, den sozialen Nutzen von etwas zu bewerten. Aber wenn man den einen Schritt macht, muss man den anderen auch machen. Schließlich handelt es sich um eine „Kosten/Nutzen“-Analyse…
Mir ist sogar jemand begegnet, der ernsthaft argumentiert hat, dass es nicht notwendig ist, den sozialen Nutzen zu bewerten, weil dieser bereits im Marktpreis enthalten sei. Schließlich kaufen wir etwas, so meinte er, wegen des Nutzens, den wir davon haben. Also ist dieser bereits im Preis enthalten.
Ich finde dieses Argument außerordentlich wenig überzeugend. Einige Vorteile sind bereits im Preis enthalten und einige nicht. Da ein einziges Gegenbeispiel ausreicht, das allgemeine Theorem zu widerlegen, lassen Sie mich einen sozialen Nutzen von CO2 als Beispiel nehmen. Und zwar die bekannte Auswirkung des atmosphärischen CO2-Niveaus auf Pflanzen, die mit zunehmendem CO2-Gehalt der Luft immer besser gedeihen. Offensichtlich kauft niemand Benzin für sein Auto, um den Pflanzen zu helfen, also ist das nicht im Marktpreis enthalten. Allerdings ist verbessertes Pflanzenwachstum unbezweifelbar ein sozialer Nutzen, und zwar ein gewaltiger, der die ganze Welt betrifft. Also handelt es sich dabei um einen nicht bewerteten sozialen Nutzen, der nicht in den Preis einfließt.
Wir wollen einfach mal einen Blick auf die monetäre Bewertung dieses nicht in Betracht gezogenen sozialen Vorteils werfen. Seltsamerweise ist die Berechnung des Wertes verstärkten Pflanzenwachstums sowohl einfacher als auch weniger umstritten als die behaupteten sozialen Kosten des CO2. Warum?
Nun, weil die behaupteten CO2-Kosten die Zukunft betreffen und weil imaginäre Kosten nicht gemessen werden können, während verstärktes Pflanzenwachstum sowohl real als auch messbar ist. Aber ich schweife ab.
Die Leute bei CO2 Science haben sich das experimentell gemessene verstärkte Pflanzenwachstum, genauer deren Biomasse bei einer Zunahme des atmosphärischen CO2-Gehaltes um 300 ppmv angesehen. Ihre Zahlen stehen hier, in Tabelle 2. Die Änderungen sind für jede Pflanze unterschiedlich und rangieren zwischen 30% und 60%. Wollen wir also konservativ sein und die unterste Schätzung betrachten, ein um 30% verstärktes Pflanzenwachstum durch eine Zunahme von 300 ppmv. Das CO2-Niveau ist seit vorindustriellen Zeiten um 115 ppmv gestiegen. Das heißt, es gab eine Zunahme von 10% des jährlichen Wachstums infolge des CO2.
Wie viel ist das um 10% verstärkte weltweite Pflanzenwachstum nun wert? Nun, die hervorragende Datenbasis der FAO mit der Bezeichnung FAOSTAT beziffert diesen Wert auf 3,3 Billionen [trillions] Dollar. Nimmt man an, dass eine Zunahme um 10% von geringeren Werten durch zunehmendes CO2 stammt, ergibt das einen jährlichen Wert dieses einen sozialen Kostenfaktors von etwa 300 Milliarden Dollar.
Wie verhält sich das zu den behaupteten 21 Dollar pro Tonne? Nun, gegenwärtig emittieren wir jährlich etwa 9,5 Gigatonnen Kohlenstoff. Dies würde bedeuten, dass die sozialen Gesamtkosten 21 mal höher liegen als die Anzahl der emittierten Tonnen, was etwa 200 Milliarden Dollar pro Jahr ausmacht.
Das also ist unsere Bilanz – wir haben einen verifizierten, messbaren sozialen Nutzen für den Planeten von jährlich 300 Milliarden Dollar und eine nicht verifizierten, unmessbaren und geschätzten Nachteil von etwa 200 Milliarden Tonnen jährlich. Was mich mit nur einer brennenden Frage zurück lässt…
Wann bekomme ich meinen Scheck für den sozialen Nutzen, den ich zur Verfügung stelle? Die USA haben irgendetwas um ein Drittel des für diesen sozialen Vorteil verantwortlichen CO2 zur Verfügung gestellt, das sind 100 Milliarden Dollar pro Tag an Nutzen… dreihundert Millionen Amerikaner, das heißt 333 Dollar pro Amerikaner pro Jahr…
P. S. Was höre ich Sie da sagen? Sie glauben, dass ich den Nutzen falsch berechnet habe?
Nun, gewiss, vielleicht habe ich das. Schließlich war es lediglich eine grobe Abschätzung. Aber all das führt uns zurück zu meinem ersten Bedenken, das CO2 „finanziell zu bewerten“… es ist sehr schwierig, hinsichtlich der aktuellen Werte Übereinstimmung zu erzielen.
P. P. S. – Man beachte, dass ich lediglich einen einzigen sozialen Nutzenfaktor betrachtet habe, die Verstärkung des Pflanzenwachstums. Da ihre behaupteten Kosten sich auf zukünftige Temperaturanstiege beziehen, wie steht es um die Vorteile einer zusätzlichen Zahl von eisfreien Tagen in den Häfen des Nordens, wenn die Temperaturen wirklich steigen? Wie viel sind sie weltweit wert? Wahrscheinlich haben sie die Extrakosten durch Air-Conditioning einbezogen, um die sagenhafte zukünftige Hitze zu bekämpfen, aber haben sie das reduzierte Heizen im Winter berücksichtigt? Ich könnte so weiter machen, aber ich bin sicher, dass Sie meinen Punkt verstanden haben. Das Ganze ist eine Übung in Fantasy, Sand verschieben ohne klare Antworten.
Willis Eschenbach
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/01/11/monetizing-the-effects-of-carbon/#more-77360
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Die Kosten menschlicher Energie

Bild rechts: Vom Menschen angetriebener Schredder von Aluminium-Dosen, Burning Man 2012.
Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Energiekosten wurde ich zum Nachdenken über diese Zahl angeregt, eine Kilowattstunde Strom nach einem langen Zehn-Stunden-Arbeitstag. Einige Leute glauben, dass steigende Energiekosten zur Verringerung des CO2-Ausstoßes eine gute Sache seien. Ich sage, dass steigende Energiekosten, um den CO2-Ausstoß zu verringern oder aus irgendwelchen anderen Gründen einen gewissen Verlust in der Gegenwart bedeutet für einen sehr zweifelhaften zukünftigen Gewinn. Als solches ist das ein extrem schlechter Gedanke, weil:
Die Existenz elektrischen Stromes ist vielleicht die Sache, die als Symbol für die menschliche Entwicklung steht. Mit Strom erreichen wir Kühlung, um Arzneien und Nahrungsmittel haltbar zu machen, Licht zur Verlängerung des Tages, elektrische Wärme, Strom um Betreiben von Maschinen – die Liste geht weiter und immer weiter. Nun können wir, wie ich oben erwähnt habe, jemanden anheuern, um Strom für uns zu erzeugen, und zwar mit einer Rate von einer Kilowattstunde für jeden Zehn-Stunden-Arbeitstag. Dort, wo ich lebe, besteht der Wert dieses Tages aus Sklavenarbeit, diese tausend Watt-Stunden Energie kosten mich die fürstliche Summe von dreizehn US-Cent. Ich kann mir einen elektrischen Sklaventag Arbeit für dreizehn Cent kaufen.
Darum geht es mir gut. Anstatt Sklaven zu halten wie im alten Rom kann ich mir einen Tag konstanter Sklavenarbeit für dreizehn lumpige Cent kaufen. Das ist es, woraus Entwicklung besteht, der Verbrauch von Strom und anderen Formen billiger Energie zusätzlich zu und stellvertretend für menschliche Energie.
Jetzt folgt das nächste Teil dieses Puzzles. An den äußeren Rändern der Gesellschaft, wo Menschen von einem Dollar pro Tag oder weniger leben, ist Strom viel teurer als da, wo ich lebe. Auf den Solomon-Inseln, wo ich vor meiner Rückkehr in die USA im Jahre 2009 gelebt habe, kostet Strom in der Hauptstadt 52 Cent pro Kilowattstunde, und noch mehr auf den äußeren Inseln.
Jetzt wollen wir uns einmal die menschlichen Kosten von der Art von „Cap and Trade“ oder „Kohlenstoff-Steuer“ oder Übereinkommen im Kyoto-Protokoll Gedanken machen. Alle diese Versuche, das CO2 zu verringern, haben die gleiche Auswirkung. Aber die Schwere dieser Änderung müssen nicht Leute wie ich ausbaden. Oh, merken tue ich das schon. Aber jemand, der z. B. 26,00 Dollar pro Stunde verdient, kann sich 200 Sklavenarbeitstage mit einem Stundenlohn kaufen. (26 Dollar pro Stunde geteilt durch 13 Cent pro kWh). Zweihundert Tage, die jemand zehn Stunden pro Tag arbeitet, erzeugen Energie für mehr als sechs Monate jemandes konstanter Arbeit … und ich kann mir das mit dem Lohn einer Stunde kaufen.
Am anderen Ende der Skala stelle man sich jemanden vor, der einen Dollar pro Tag verdient, gewöhnlich ein Zehn-Stunden-Tag. Das sind etwa zehn Cent pro Stunde an einem Ort, an dem Strom gut und gern 52 Cent pro Kilowattstunde kostet. Energiekosten sind für sie auch heute noch eine gewaltige Bedrohung. Ich kann mir sechs Monate Sklavenarbeit für eine Stunde meiner Arbeit kaufen. Sie können sich dafür ein paar Sklavenstunden kaufen, nicht Tage oder Monate, sondern Stunden, Sklavenarbeit für jede Stunde, die sie arbeiten.
Und als Ergebnis ist eine Zunahme der Energiekosten, die für mich ziemlich gering ist, für die Armen riesengroß. Jede Art von Steuer auf Energie, oder allgemein jede Politik, die zu einer Erhöhung der Energiekosten führt, ist eine der rückschrittlichsten Steuern für die Menschen. Sie erdrückt jene am niedrigsten Ende der Skala, und das Schlimmste ist, es gibt am Grund keine Erleichterung. Sie wissen, wie das mit der Einkommenssteuer ist – wenn Sie unter einer bestimmten Grenze liegen, zahlen sie überhaupt keine Steuern. Wenn Sie unter der Schwelle liegen, sind Sie von der Einkommenssteuer ausgenommen.
Aber Erhöhungen der Energiepreise wie Kohlenstoffsteuern haben nicht einmal diesen Effekt. Sie treffen umso härter, je weiter man die ökonomische Leiter hinabsteigt, bis zum bitteren Ende. Am härtesten trifft es die Ärmsten der Armen.
Wenn also James Hansen darüber lamentiert, welche Welt seine armen Enkelkinder in fünfzig Jahren vorfinden werden, boo-boo, schüttele ich erstaunt den Kopf. Seine Politik hat doch schon jetzt zu etwas geführt, von dem ich in meiner Kindheit noch nie etwas gehört habe: „Energiearmut“. Sie entsteht, weil die unmenschliche pseudo-grüne Energiepolitik, befürwortet von Hansen und anderen, die Energiepreise derart in die Höhe getrieben hat, dass Leute, die zuvor nicht arm waren, jetzt ihre Wohnungen im Winter nicht mehr heizen können … in UK beispielsweise ist das bereits erschreckend weit verbreitet.
Mit anderen Worten, wenn Hansen mit verweinten Augen darauf kommt, was eventuell seinen armen Enkelkindern in 50 Jahren passieren könnte, konzentriert er sich so sehr auf die Zukunft, dass er die hässlichen heutigen Ergebnisse seiner Politik übersieht, darunter die Großeltern, die in ihren Häusern zittern, weil sie sich die Heizung nicht länger leisten können…
Vielleicht gibt es einige Menschen, die mit gewissen, aktuell präsenten und messbaren Nachteilen für ihre Großeltern handeln wollen, um eine Chance zu haben, einen möglichen, weit von Sicherheit entfernten Nachteil in ferner Zukunft für ihre Enkelkinder zu vermeiden.
Ich nicht.
Ich sage, sorgen wir dafür, dass es die alten Knacker hier und jetzt warm haben, denn was soll’s, sie waren gut zu uns, meistens jedenfalls; und lassen Sie uns der Welt billige Energie zur Verfügung stellen, um so Industrie und Landwirtschaft in die Lage zu versetzen, die Menschen zu kleiden und zu ernähren, und lassen Sie unsere Enkelkinder sich mit der verdammten Zukunft befassen. Das haben unsere Großeltern jedenfalls getan. Sie sind nicht herumgewuselt, um zu versuchen, die Probleme herauszufinden, denen wir heute gegenüber stehen. Sie kümmerten sich um die Probleme ihrer Tage.
Im Übrigen, dem IPCC zufolge werden jene Kerle in 50 Jahren viele Male reicher sein als wir heute. Warum also sollte ich mir um Hansens und meine wahrscheinlich wohlhabenden Enkelkinder Sorgen machen, wenn es doch schon heute wirklich so viele arme Kinder gibt? Meinen Enkelkindern wird es einfach gut gehen. Vielleicht haben sie sogar dann die fliegenden Autos, die mir versprochen worden waren, also sollen sie sich darum kümmern. Wir haben viele Probleme der heutigen Armen, um die wir uns kümmern müssen. Wollen wir uns darauf konzentrieren und es der Zukunft überlassen, sich um die Armen der Zukunft zu kümmern.
Die wirkliche Ironie ist, dass Leute wie Hansen von sich behaupten, im Namen der Armen zu agieren, wenn sie behaupten, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung die Ärmsten am härtesten treffen werden. Ich habe niemals herausgefunden, wie das geschehen soll. Ich sage das, weil die Auswirkungen der globalen Erwärmung vermeintlich am stärksten in außertropischen Gebieten zu spüren sein sollen, im Winter, des nachts. Ich habe große Schwierigkeiten zu glauben, dass manche obdachlosen Menschen, die im Dezember auf dem Bürgersteig in New York übernachten, die Tatsache verfluchen werden, dass die eisigen Winternächte einen Grad wärmer werden … also welche Armen wollen sie retten, und von was?
Willis Eschenbach
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/01/02/the-cost-in-human-energy/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Ein zwischenzeitlicher Blick auf die Sensitivität

Ich habe mich entschlossen, über meine immer wieder unterbrochenen Untersuchungen zur Beziehung zwischen Änderungen der Temperatur am Boden und korrespondierenden Änderungen der Strahlungsbilanz an der Obergrenze der Atmosphäre (TOA). Ich habe darüber schon mal etwas geschrieben, und zwar in dem Beitrag A Demonstration of Negative Climate Sensitivity. Dies ist ein Zwischenbericht, unverschlüsselt, mit wenigen Analysen, sondern einfach nur einigen Gedanken und einigen Graphiken, denn ich befinde mich in dem (unendlich) langsamen Prozess, Daten und Ergebnisse zu sammeln, um sie in einem Journal zu veröffentlichen. Anders als in meinen früheren Beiträgen mit Daten 5°x5° verwende ich in diesem Beitrag 1°x1°-Daten.

Ich möchte mit einer interessanten Frage beginnen. Unter dem gegenwärtigen Paradigma wird die Hypothese aufgestellt, dass die Temperatur am Boden eine lineare Funktion des Ungleichgewichts (bzgl. Antrieb) an der TOA ist. Aber stimmt das auch? Vor allem, stimmt das in der ganzen Welt? Um dies zu beantworten, habe ich mir das monatliche Strahlungsungleichgewicht an der TOA (die gesamte eingehende minus die gesamte ausgehende Strahlung) im Verhältnis zur Temperaturänderung angesehen.

Abbildung 1 oben rechts: Maximum des R²-Wertes, Temperatur gegen TOA-Ungleichgewicht. Dies ist das Maximum des individuellen R² für jeden 1°x1°-Gitterpunkt, berechnet mit Verzögerungen von 0, 1, 2 und 3 Monaten. Ein R² = 0 bedeutet, dass es keine Relation zwischen den beiden Datensätzen gibt, und ein R² = 1 bedeutet, dass sie ineinander verzahnt sind. In den roten Gebieten, wenn sich die TOA-Strahlungsbilanz ändert, ändert sich die Temperatur auf die gleiche Weise. In den blauen Gebieten stehen Temperaturänderungen und TOA-Ungleichgewicht nicht in Beziehung zueinander.

Abbildung 1 enthält einige interessante Aspekte.

Die Abbildung 1 wurde erstellt, um für jeden Gitterpunkt den größten der vier R² zu zeigen, je einen während der vier Verzögerungsperioden (0, 1, 2 und 3 Monate). Ein interessantes Ergebnis für mich war Folgendes: Während die Temperatur in einem großen Teil der Welt sklavisch den Variationen des lokalen TOA-Gleichgewichts folgt (rote Gebiete), stimmt es für die innertropische Konvergenzzone (ITC, blaue, grüne und gelbe Gebiete) überhaupt nicht, und zwar in keiner der Verzögerungsperioden. Dies ist ein Beweis, der meine Thermostathypothese bzgl. tropischer Gewitter stützt. Darüber habe ich hier und hier geschrieben. Damit diese Hypothese korrekt ist, muss die Bodentemperatur in der ITC vom TOA-Antrieb abgekoppelt werden… und aus Abbildung 1 wird offensichtlich, dass die ITC-Temperatur mit dem Antrieb wenig zu tun hat.

Als nächstes wollte ich mir die Klimasensitivität anschauen. Allgemein ist dies die Größe der Temperaturänderung pro 1 Einheit Änderung des TOA-Strahlungsungleichgewichtes. Es gibt verschiedene Sensitivitäten, und zwar von unmittelbar bis zum Gleichgewicht. Weil ich über monatliche Daten verfüge, schaue ich auf eine Zwischen-Sensitivität.

Abbildung 2 zeigt die Temperaturänderung infolge eines [Ungleichgewichtes von?] 3,7 W/m² mit verschiedenen Zeitverzögerungen. Wenn sich die TOA-Strahlung ändert, reagiert die Oberfläche (Land oder Meer) nicht sofort. Bei der Untersuchung der Reaktion bei verschiedenen Zeitverzögerungen können wir die charakteristischen Zeitverzögerungen von Land und Meer sehen.

Abbildung 2: Klimasensitivität (Temperaturänderung durch ein TOA-Ungleichgewicht von 3,7 W/m²) der Erde. Die Sensitivität wird berechnet aus der Neigung der linearen Regressionslinie hinsichtlich der TOA-Variationen und der Bodentemperatur für jeden Gitterpunkt während der Aufzeichnungsperiode.

Betrachten wir zuerst das Festland. In den meisten Landgebieten erfolgt die stärkste Reaktion (orange und rot) nach einer Verzögerung von 1 Monat. Die maximale Sensitivität liegt in Sibirien und der Sahara bei etwa 0,8°C pro Verdoppelung von CO2. Außertropische Landgebiete reagieren empfindlicher auf TOA-Variationen als tropische Landgebiete. Die höchste Sensitivität auf der Südhalbkugel beträgt etwa 0,3°C pro Verdoppelung von CO2.

Komischerweise zeigt sich im tropischen Afrika eine verzögerte negative Sensitivität. Dies wird deutlich bei einer Verzögerung von 2 Monaten und verstärkt sich bei einer Verzögerung von 3 Monaten.

Der Ozean reagiert erwartungsgemäß nicht einmal annähernd so sensitiv auf TOA-Variationen wie das Festland, mit einer maximalen Sensitivität von etwa 0,4°C pro Verdoppelung. Die Sensitivität der meisten Meeresgebiete liegt bei der Größenordnung von 0,1°C pro Verdoppelung.

Abbildung 3 schließlich zeigt die Beziehung zwischen der Klimasensitivität und der Temperatur. Wegen des großen Unterschieds zwischen Festland und Ozean zeige ich sie getrennt.

Abbildung 3: Die Beziehung zwischen Klimasensitivität und Temperatur. Jeder Punkt repräsentiert einen Gitterpunkt auf der Erdoberfläche. Für jeden Gitterpunkt habe ich die Zeitverzögerung verwendet, nach der sich die größte Reaktion zeigt. Die Farben zeigen die [geographische] Breite der Gitterpunkte.

Hier möchte ich darauf hinweisen, dass ich schon lange der Ansicht bin, dass die Klimasensitivität invers zur Temperatur in Beziehung steht. Ganz bestimmt gilt das für das Festland.

Wie ich sagte, nicht viel Analyse, sondern lediglich ein paar Gedanken und Graphiken.

Willis Eschenbach

DATA

Sea Temps: NOAA ERSST

Surface Temps: CRU 3.1 1°x1° KNMI

TOA Radiation: CERES data

Link: http://wattsupwiththat.com/2012/12/10/an-interim-look-at-intermediate-sensitivity/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Das Rätsel um klimabestimmende Strahlungs-Antriebe (forcings)

Was also ist Strahlungsantrieb im ursprünglichen Sinne? Nun, das wird etwas kompliziert. Im Vorgeschichte Kapitel des 4. Sachstandsbericht (AR4) spricht das IPCC vom Ursprung des Konzeptes (Hervorhebung von mir):

Das Konzept des Strahlungsantriebs (RF) als das Strahlungs-Ungleichgewicht (W/m²) im Klimasystem an der Obergrenze der Atmosphäre infolge Addition eines Treibhausgases (oder andere Änderungen) wurde zu der Zeit etabliert und in Kapitel 2 des 1. Zustandsberichtes zusammengefasst.

Bild rechts: Eine Graphik von Temperatur und Höhe, die zeigt, dass die Tropopause in den Tropen höher liegt als an den Polen. Die Tropopause markiert die Grenze zwischen der Troposphäre (der untersten atmosphärischen Schicht) und der Stratosphäre. Quelle

Das Konzept des Strahlungsantriebs wurde klar im 3. Sachstandsbericht (TAR) dargelegt, in dem der Strahlungsantrieb folgendermaßen definiert worden ist:

Der Strahlungsantrieb des Systems Oberfläche-Troposphäre infolge des Eindringens in oder der Einbringung eines Faktors (sagen wir mal, eine Änderung der Treibhausgaskonzentrationen) ist die Änderung der gesamten (nach unten minus nach oben) Strahlung (Solar- plus Langwellenstrahlung in W/m²) an der Tropopause, NACHDEM die Temperatur der Stratosphäre genügend Zeit hatte, sich an das Strahlungsgleichgewicht anzupassen, jedoch mit den Temperaturen in der Troposphäre und an der Oberfläche, die gegenüber dem unbeeinflussten Zustand stabil gehalten werden.

Im Zusammenhang mit Klimaänderung ist der Term Antrieb begrenzt auf Änderungen der Strahlungsbilanz des Systems Oberfläche-Troposphäre, die durch externe Faktoren erzwungen werden, ohne Änderungen der Dynamik in der Stratosphäre, ohne irgendwelche aktiven Oberflächen- und Troposphäre-Rückkopplungen (d. h. keine Sekundäreffekte der troposphärischen Bewegungen oder ihrem thermodynamischen Zustand) und ohne dynamisch induzierte Änderungen der Menge und Verteilung atmosphärischen Wassers (Wasserdampf, flüssig und fest).

Was also stört an dieser Definition von Antrieb?

Nun, am meisten stört mich, dass es nicht die Definition einer messbaren physikalischen Quantität ist.

Wir können die mittlere Temperatur an der Oberfläche messen oder sie zumindest in konsistenter Weise durch eine Anzahl von Messungen abschätzen. Aber wir können niemals die Änderung der Strahlungsbilanz messen, NACHDEM sich die Stratosphäre neu angepasst hat, aber mit festgeschriebenen Werten der Oberflächen- und Troposphären-Temperatur. Man kann keinen Teil des Klimas fest halten. Das geht einfach nicht. Dies bedeutet, dass die Sicht des IPCC des Strahlungsantriebs ein rein imaginärer Wert ist, der für immer hinsichtlich experimenteller Bestätigung oder Messungen unzugänglich ist.

Das Problem besteht darin, dass die Oberflächen- und Troposphären-Temperaturen auf Änderungen der Strahlung in einem Zeitskala in der Größenordnung von Sekunden reagieren. Sowie die Sonne auf die Oberfläche trifft, beginnt sie, die Temperatur an der Oberfläche zu beeinflussen. Selbst stündliche Messungen des Strahlungsungleichgewichtes reflektieren die sich ändernden Temperaturen an der Oberfläche und in der Troposphäre in dieser Stunde. Es gibt keine Möglichkeit, „Oberflächen- und Troposphären-Temperaturen gegenüber den unbeeinflussten Werten stabil zu halten, wie es der IPCC-Formulierung zufolge verlangt wird.

Es gibt eine zweite Schwierigkeit der IPCC-Definition des Strahlungsantriebs, ein praktisches Problem. Dies besteht darin, dass der Antrieb als an der Tropopause gemessen definiert wird. Die Tropopause ist die Grenzschicht zwischen der Troposphäre (der untersten atmosphärischen Schicht, in der sich die Wettervorgänge abspielen) und der Stratosphäre darüber. Unglücklicherweise variiert die Tropopause mit der Höhe von den Tropen zu den Polen, von Tag zu Nacht und von Sommer zu Winter. Die Tropopause ist eine höchst vage zu lokalisierende, unstete und ungehorsame Kreatur, die weder Troposphäre noch Stratosphäre ist. Eine offizielle Definition lautet:

[Die Tropopause ist] die Grenze zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre, an der es normalerweise zu einer abrupten Änderung des vertikalen Temperaturgradienten [lapse rate] kommt. Sie ist definiert als die unterste Schicht, in der die Lapse Rate auf 2°C/km oder weniger abnimmt unter der Voraussetzung, dass die mittlere Lapse Rate zwischen diesem Niveau und allen höheren Niveaus innerhalb von 2 km nicht größer ist als 2°C/km.

Das ist eine interessante Definition. Sie bedeutet, dass es zwei oder mehr Schichten geben kann, die wie die Tropopause aussehen (geringe Temperaturänderung mit der Höhe), und wenn es mehr als eine gibt, gilt diese Definition immer für diejenige in größerer Höhe.

In jedem Falle ergibt sich dieses Problem, weil nach IPCC-Definition die Strahlungsbilanz in der Tropopause gemessen wird. Aber es ist sehr schwierig, die Strahlung an der Tropopause zu messen, sowohl die einfallende als auch die ausgehende Strahlung. Man kann es nicht vom Boden aus und auch nicht von einem Satelliten aus. Man muss es mittels eines Wetterballons oder von einem Flugzeug aus machen, während man kontinuierlich Temperaturmessungen vornimmt, so dass man die Höhe der Tropopause an dieser Stelle und zu dieser Zeit identifizieren kann. Wir werden daher niemals in der Lage sein, dies auf globaler Basis zu messen.

Selbst wenn wir also nicht schon jetzt über eine nicht messbare Größe reden (Strahlungsänderung mit Reaktion der Stratosphäre bei gleichzeitigem stabil halten der Oberflächen- und Troposphären-Temperatur) werden wir wegen praktischer Probleme immer noch nicht in der Lage sein, die Strahlung in der Tropopause in irgendeinem globalen, regionalen oder sogar lokalen Maßstab zu messen. Alles, was wir haben, sind verstreute punktuelle Messungen, weit davon entfernt, mit ihnen ein globales Mittel bilden zu können.

Das ist sehr unangenehm. Es bedeutet, dass der „Strahlungsantrieb“, wie er vom IPCC definiert wird, aus zwei voneinander unabhängigen Gründen nicht messbar ist, einem praktischen Grund und weil die Definition eine imaginäre und physikalisch unmögliche Situation enthält.

Nach meiner Erfahrung ist dies in den Theorien physikalischer Phänomene ungewöhnlich. Ich weiß von keinem anderen Bereichen der Wissenschaft, die fundamentale Konzepte auf die Grundlage unmessbarer imaginärer Variablen stellen, und nicht auf eine messbare physikalische Variable. Die Klimawissenschaft ist schon seltsam genug, weil mit ihr Mittelwerte studiert werden und nicht Beobachtungen. Aber diese Definition des Antriebs schiebt dieses Fachgebiet in die Unwirklichkeit.

Hier liegt das Hauptproblem. Der IPCC-Definition zufolge kann der Strahlungsantrieb niemals gemessen werden. Das macht es unmöglich, den zentralen Gedanken zu falsifizieren, dass die Änderung der Oberflächentemperatur eine lineare Funktion der Änderung des Antriebs ist. Da wir den Antrieb nicht messen können, wie kann er falsifiziert (oder bewiesen) werden?

Aus diesem Grunde benutze ich eine etwas andere Definition für den Antrieb. Dies ist die Gesamt-Strahlungsänderung, nicht in der Troposphäre, sondern an der Obergrenze der Atmosphäre (top of atmosphere) TOA, oftmals aus praktischen Gründen in einer Höhe von 20 km.

Und anstelle einiger imaginärer Messungen, nachdem einige, aber nicht alle Teile des Klimasystems auf Änderungen reagiert haben, nutze ich den Antrieb, NACHDEM sich alle Teile des Klimas an die Änderung angepasst haben. Jede Messung, die wir jetzt schon durchführen können, müssen alle Anpassungen der Oberflächen- und Troposphären-Temperaturen welcher Art auch immer einschließen, die sich seit der letzten Messung ereignet haben. Es ist diese Definition von „Strahlungsantrieb“, die ich in meinem jüngsten Beitrag An Interim Look at Intermediate Sensitivity [demnächst ebenfalls auf Deutsch bei EIKE] verwendet habe

Ich habe in diesem Beitrag keine speziellen Schlussfolgerungen gezogen außer, dass das hier beschriebene Vorgehen des IPCC abwegig ist, wenn man imaginäre Werte verwendet, die niemals gemessen oder verifiziert werden können.

Willis Eschenbach

Link: http://wattsupwiththat.com/2012/12/12/the-forcing-conundrum/

Übersetzt von Chris Frey EIKE