Eine Professorin klärt den VDI auf, wie das EEG „wirklich“ funktioniert

Bild rechts: Professorin C. Kemfert Quelle: Roland Horn / DrUrban / CC-BY-SA-3.0 (DE)

Bildbeschreibung vom Autor: Frau Kemfert lässt sich gerne mit alter Elektrik im Hintergrund abbilden, um zu demonstrieren, dass solche Art der Energiegewinnung und Verteilung bei ihr ausgedient hat.

Update der Redaktion 6.6.16

Inzwischen hat sich der diplomierte Kaufmann Boris Schucht Vorsitzender der Geschäftsführung des Netzbetreibers 50 Hz in einem Interview der überzeugten Grünen und Journalistin Dagmar Dehmer im Berliner Tagessspiegel geäußert. (Hier). Er begreift sein Unternehmen als "Labor der Energiewende" und behauptet fröhlich, dass 80 % Erneuerbare kein Problem seien. Damit stösst er ins selbe Horn wie seine Schwester im Geiste Claudia Kemfert. Die irrsinnigen Kosten für die Schadensvermeidung (wenn sie denn gelingt, woran alle ehrlichen Experten zweifeln) die durch die Erneuerbare nötig wird,  erwähnt er vorsichtshalber nicht. Kunststück: Sein Unternehmen profitiert mit jedem Cent davon. Frau Dehmer ist begeistert. Dazu gelernt hat sie hingegen nichts. (Siehe Faktencheck Bundeszentrale hier Teil 1)

Die Professorin für Ökonomie rechnet zwar manchmal recht ungenau oder schlampig und Ihre immer wiederholten Thesen fallen sogar (einem Teil) unseren Medien als höchst abstrus auf.

Zum Beispiel ist ihre „Berechnung“ der Kosten für eine Klimaneutralität Deutschlands so absurd (sie erinnert frappierend an die Genauigkeit, mit der ein Herr Tritti(h)n die EEG Kosten mit denen einer Kugel Eis im Monat vorhersagen konnte), dass es verwundert wie man damit Professorin werden kann. Doch im Gegenteil – oder eher genau deshalb – wird man damit zur Professorin ernannt und eine berühmte Klima- und EEG-Fachberaterin.

ZEIT ONLINE, Buchrezension

Innovation statt Depression – Die andere Klima-Zukunft[2] von Claudia Kemfert (Hervorhebungen durch den Autor)

… Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten. Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden. Der Handel mit CO2-Emissionsrechten an der Amsterdamer European Climate Exchange wird mit absurden "bis zu 34 Milliarden Tonnen pro Tag" angegeben. Das wäre mehr als der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr. Ein kurzer Blick auf die Börsen-Website zeigt, dass 2008 höchstens 15 Millionen Tonnen und im Durchschnitt unter sieben Millionen Tonnen Emissionsrechte am Tag gehandelt wurden.

"Wir können klimaneutral leben. Wenn wir wollen, sofort! Und das für etwa 70 Cent pro Tag und Person."

Sie hat einfach den durchschnittlichen CO2-Ausstoß jedes Deutschen (10,4 Tonnen pro Jahr) mit dem derzeitigen Börsenpreis für CO2-Emissionsrechte (23 Euro pro Tonne) multipliziert und durch 365 Tage geteilt. 

Doch gründliche Recherche bietet das eilig verfasste Buch nicht. Dafür erfährt der Leser, dass die Autorin regelmäßig mit den Chefs der großen Energiekonzerne am Tisch sitzt, vom EU-Präsidenten, dem Bundeswirtschaftsminister und der Weltbank um Rat gefragt wird, Steve Jobs auf dem Hollandrad und der Queen "nicht in Grün, sondern im blauen Kostüm" begegnet ist und praktisch auch schon den Friedensnobelpreis bekommen hat – als "offizielle Gutachterin" des Weltklimarats IPCC.

Ende der ZEIT ONLINE-Rezension

Der VDI und die Energiewende

Vom VDI gibt es einen Statusreport regenerative Energien[3]. Auf 92 Seiten wird darin beschrieben, wie toll die deutsche Industrie und Forschungsinstitute die Energiewende meistern helfen und dazu fast unendlich viele denkbare Lösungen anbieten – sofern die Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen, sprich Subventionen, für genügend lange Zeit sicherstellt.

Dabei zeigt sich der VDI als ein kritiklos und wie ein Sprachrohr pflichtbewusst alle Vorgaben der Politik bejahender und erfüllender Verein wobei er sich zur Legitimierung auch noch als Vertreter eines Großteils der deutschen Verbraucher versteht.

VDI Statusreport 2015

VDI Statusreport – Regenerative Energien in Deutschland 2015 [3]

Die Energieversorgung in Deutschland … muss ökologisch nachhaltiger werden, um den Temperaturanstieg infolge des anthropogenen Treibhauseffekts zu mindern

Dies spiegelt sich auch in einem parteiübergreifenden Konsens in Bezug auf den Ausstieg aus Kernenergie und den parallelen Ausbau der Nutzung des regenerativen Energieangebots wider

Im Rahmen einer zukunftsfähigen Energieversorgung kommt den erneuerbaren Energien zwingend eine Schlüsselposition zu. …wenn die von der EU-Kommission und der Bundesregierung formulierten energie-, umwelt- und klimapolitischen Ziele – und damit die viel zitierte „Energiewende“ – erfolgreich erreicht werden sollen; diese ambitionierten Ziele wurden jüngst von der Bundesregierung bestätigt und fortgeschrieben.

Ein Großteil der bundesdeutschen Verbraucher ist nach wie vor gerne bereit, für eine Energieversorgung auf der Basis nachhaltig genutzter regenerativer Energien mehr zu bezahlen

Außerdem ist mit der Nutzung fossiler Energieträger der Ausstoß an Treibhausgasen verbunden; deshalb dürfen sie auch aus ökologischen Gründen nur mit immer geringer werdenden Anteilen genutzt werden.

Man kann sicher sein. Wenn die Politik die Kernkraft einmal wieder unterstützen sollte, verschwinden diese Texte sofort und werden gegen aktuellere ausgetauscht.

Ansonsten bietet der Report Behauptungen wie:

[3] Offshorewindenergie bietet ein großes Potenzial für eine sichere Stromversorgung. Hohe Volllaststundenzahl und stetige Einspeisung führen zu einer hohen Stabilität im Versorgungssystem.

Die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung von 25,8 % Ende 2014 auf 80 % und mehr im Jahr 2050 wird aus Sicht der in Deutschland vorhandenen und potenziell erschließbaren Stromerzeugungspotenziale zum größeren Teil von Windkraft und Fotovoltaik getragen werden müssen. Beide Stromerzeugungsoptionen ergänzen sich in ihren charakteristischen Eigenschaften sehr gut, sodass zusätzliche Maßnahmen zur Dämpfung der fluktuierenden Erzeugung und die Installation von zusätzlichen Speicherkapazitäten in Grenzen gehalten werden können.

Zwar widerspricht dies allen Tatsachen (Bild2 aus [6]), aber wenn es die Politik doch so erwartet wird es schon so sein. Und wie gesagt, Belege und belastbare Angaben fehlen völlig.

Bild 2 [6] Ganglinien Windkraft offshore im Jahr 2015, Ausschnitt Juli – Oktober

Damit bleibt dem VDI ein Problem: Er hat kein gesamtheitliches Lösungskonzept, bzw. weiß, dass ein solches niemand bieten kann. Deshalb textet er ununterbrochen darum herum:

[3] Regenerative Energien können kurz- bis mittelfristig die gesamte Energienachfrage in Deutschland nicht decken; sie werden auch in den kommenden Jahrzehnten nur einen – jedoch potenziell laufend steigenden – Beitrag im Energiesystem leisten.

Das Zählen von Begriffen im Report zeigt es noch deutlicher. In den 92 Seiten tauchen auf:

Begriff „Markt“: 352-mal

Begriff „Kosten: 140-mal, ohne jedoch auch nur einmal eine konkrete Zahl zu nennen

Begriff „Speicher“: 156-mal

Für ein technisches Statuspapier mitten im angeblich so erfolgreichen Energiewende-Umbruch ist das ein beredtes Zeugnis vieler nicht ausreichend gelöster Problemstellungen.

Und damit kommt das in der Überschrift angesprochene zum Tragen: Wenn auf 92 Seiten keine wirklichen Lösungen dargestellt werden können, ist es doch viel einfacher Fachfrau Kemfert zu fragen. Die löst jedes Problem mit wenigen Sätzen.

Das Interview des VDI mit Prof. C. Kemfert (Auszüge)

VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“[5]

(A) Prof. C. Kemfert: Der Erfolg der Energiewende hängt nicht am Netzausbau. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann uneingeschränkt fortgeführt werden. Wir können anhand unserer Studien und Modellsimulationen belegen, dass ein Netzausbau zwar nicht schädlich, aber auch nicht zwingend notwendig ist.

VDI Redakteur: Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?

(B) Prof. C. Kemfert: Derzeit haben wir einen Stromangebotsüberschuss und verkaufen diesen in unsere Nachbarländer. Der Strompreis an der Börse ist so niedrig wie nie. Wir könnten problemlos die ineffizienten Kohlekraftwerke abschalten. In Folge würde sich nicht nur das vorherrschende Überangebot vermindern, sondern es wären auch die Stromnetze weniger belastet.

VDI Redakteur: Also ist der Netzausbau kein Erfordernis der Energiewende?

(C) Prof. C. Kemfert: Nicht die erneuerbare Energie von morgen braucht zusätzliche Netze, sondern der hohe Überschuss des Kohlestroms von gestern. Die erneuerbaren Energien sollen hier nur als Sündenbock herhalten, um einen überdimensionierten Stromnetzausbau zu rechtfertigen. Dabei wären dezentrale, intelligente Netze samt Lastmanagement und mittelfristig mehr Speicher viel wichtiger.

VDI Redakteur: Die Speichertechnologien kommen heute aus Korea oder dem Silicon Valley. Verpassen wir als Vorreiter der Energiewende da etwa gerade den Anschluss?

(D) Prof. C. Kemfert: Ja, und das ist mehr als bedauerlich! In Deutschland gibt es sehr gute Forscher und eine starke Wirtschaft, also beste Voraussetzungen, weltweit Vorreiter für Speichertechnologien zu sein. Stattdessen überlassen wir die erfolgreichen Märkte anderen. Dabei sind die wirtschaftlichen Chancen riesig.

VDI Redakteur: Der Strompreis hat im Zuge der Energiewende für den Privatverbraucher stark zugelegt. Das liegt aber nicht nur an der EEG-Umlage, sondern auch an den Steuern. Sollte der Staat auf diese verzichten, um die Akzeptanz für die Energiewende zu stärken?

(E) Prof. C. Kemfert: Der Preis für Privatpersonen hängt vor allem daran, dass der niedrige Börsenstrompreis nicht bei ihnen ankommt. Nur energieintensive Unternehmen, die von Steuern und Umlagen befreit sind, profitieren davon. Sobald Kohle- und Kernenergie verschwinden, steigt zwar der Börsenstrompreis, aber die EEG-Umlage sinkt. Dann würden voraussichtlich auch Privatpersonen weniger bezahlen müssen.

Kritik des Autors an wesentlichen Aussagen von Frau Kemfert im Interview

Thema Netzausbau

Aussage (A)

C. Kemfert: Der Erfolg der Energiewende hängt nicht am Netzausbau. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann uneingeschränkt fortgeführt werden.

Kritik an der Aussage (A)

Als Gegenargumentation anbei zwei aktuelle Zeitungsartikel zum Thema Netzausbau sowie eine entsprechende Passage aus dem VDI-Bericht. Die windreicheren Bundesländer haben massiv investiert und trotz des noch relativ geringen Ausbaus (der Planausbau liegt 3 … 5-mal höher) sind die Netze bereits hoffnungslos überlastet. Natürlich kann man die EEG-Energie problemlos beliebig weiter ausbauen – und dann einfach noch öfter leer laufen lassen. Das nicht-Einspeisen des erzeugten Stromes überlastet kein Netz – nur den Gelbeutel des Stromkunden, der den nicht eingespeisten Strom trotzdem bezahlen muss.

Wirtschaftswoche 28. April 2016 [1]

Energiewende : Windräder stehen still – und kosten Hunderte Millionen Euro

Weil das Stromnetzes überlastet ist, müssen immer mehr Windräder abgeregelt werden. Das kostet die Netzbetreiber Hunderte Millionen Euro.

Wegen des Booms der erneuerbaren Energien müssen immer mehr Windräder abgeregelt werden. Grund dafür ist die Überlastung des Stromnetzes. Die Netzbetreiber müssen Windräder abregeln, wenn ihr Strom das Netz zu verstopfen droht. Ursprünglich war dies als Notmaßnahme gedacht. Die Wind- und Solarparkparkbetreiber werden jedoch für den nicht produzierten Strom vergütet.

Allein beim Netzbetreiber Tennet summierten sich die Kosten dafür im Jahr 2015 auf 329 Millionen Euro – zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr. Die anderen Netzbetreiber 50Hertz, TransnetBW und Amprion kamen zusammen auf weitere 150 Millionen Euro, ergab eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter den vier Netzbetreibern in Deutschland.

FinanzNachrichten.de 30.04.2016

Energiewende kostet 2016 laut IW rund 31 Milliarden Euro

[4] … Das sind rund drei Milliarden oder elf Prozent mehr als 2015. Ein Grund seien die immer größeren Kosten zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, forderte angesichts der Zahlen einen Ausbaustopp für Windenergie, wenn zur Abnahme des Stroms Leitungen fehlten. "Kein Geld mehr für Windstrom, der nicht transportiert werden kann."

Thilo Schaefer vom IW Köln erklärt, dass Verbraucher für immer mehr Strom zahlen müssten, den sie gar nicht nutzen können. "Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, desto mehr wird auch ungenutzt abgeleitet", sagte er im "Bild"-Bericht.

VDI [3]

Die Nutzung großer Anteile von volatil erzeugtem erneuerbaren Strom macht den Einsatz von elektrischen Energiespeichern und den Ausbau des elektrischen Netzes (einschließlich der transeuropäischen Overlay-Netze) erforderlich.

Der weitere Zuwachs von Strom aus überwiegend fluktuierend einspeisenden regenerativen Energien
sowie die räumliche Disparität speziell von Windstrom aus Norddeutschland und die – im bundesdeutschen Durchschnitt – überproportional hohe Stromnachfrage in West- und Süddeutschland verstärkt die Notwendigkeit des Aus- und Umbaus des deutschen und europäischen Stromnetzes.

DIE WELT 29.05.2016: [11] EU will Deutschland in zwei Strompreiszonen teilen

Deutschland baut nach Ansicht der EU zu wenig Leitungen, wichtige Stromautobahnen werden nicht rechtzeitig fertig. Deshalb droht die Kommission damit, das Land in zwei Strompreiszonen zu zerschlagen.

Die Aussage von Frau Kemfert „ … kann uneingeschränkt fortgeführt werden“ mag man in Modellen simulieren, in der rauen Wirklichkeit zeigt es sich aber als ein Desaster sowohl in technischer, wie auch monetärer Hinsicht. Die kommerzielle Bewertung hängt natürlich von der Sichtweise ab: Aufgrund des gesetzlichen Einspeisevorrangs ist es einem EEG-Stromlieferanten vollkommen egal, ob seine Energie benötigt oder abgeregelt wird. Das Geld bekommt er immer. Diese Kreise plädieren – nein fordern – den weiteren ungehemmten Ausbau. Und allein diese werden von Frau Kemfert vertreten.

Thema intelligente Netze und Lastmanagement

Aussagen (C)

C. Kemfert: Nicht die erneuerbare Energie von morgen braucht zusätzliche Netze, sondern der hohe Überschuss des Kohlestroms von gestern. Die erneuerbaren Energien sollen hier nur als Sündenbock herhalten, um einen überdimensionierten Stromnetzausbau zu rechtfertigen. Dabei wären dezentrale, intelligente Netze samt Lastmanagement und mittelfristig mehr Speicher viel wichtiger.

Kritik an der Aussage zu (C), „intelligente Netzen und -Lastmanagement

Frau Kemfert argumentiert hier auf dem Niveau von Greenpeace und BUND, als hätte sie noch nie eine Ganglinienkurve gesehen oder etwas von der Vorrangeinspeisung gehört. Der Kohlestrom ist kein Überschuss sondern die einzige Rettung (neben dem noch vorhandenen Atomstrom-Rest) um das Versorgungssystem am Laufen zu halten und vor dem Blackout zu verschonen. Bild 3 mit der simulierten Darstellung des Jahres 2050 aus [8] zeigt wo die Probleme ganz ohne Atom- und Kohlekraftwerke wirklich liegen. Entweder fliegt dem Netz alles um die Ohren oder es herrscht tiefe Mangelflaute.

Intelligente Netze nutzen genau so wenig wie intelligente Straßen, wenn Überschuss eingespeist wird oder der Greenstrom fast vollkommen fehlt – außer man betrachtet Rationierung (Zwangsabschaltungen unerwünschter Verbraucher) als eine Lösung. Gut, es gab und gibt Länder da sieht man es so, z.B. aktuell in Venezuela.

Bild 3 [8] Jahr 2050. Simulierte Ganglinien der Residuallast mit Anzeige von positiver Ökostrombereitstellung (negative Residuallast) und negativer Ökostrombereitstellung (positive Residuallast) bei 100 % netto-Bedarfsdeckung

Wie sorgfältig bei Werbeaussagen zur „Netzintelligenz“ aufgepasst werden muss zeigt Siemens.

Siemens Anzeige in der SZ (Textauszug):

Ingenuity for life braucht Power. Und ein Stromnetz, das nichts erschüttert. Das ist Ingenuity for life."

"… Sonne und Wind richten sich nun mal nicht nach dem aktuellen Strombedarf. Software von Siemens vernetzt viele kleine Erzeuger, so dass unser Stromnetz stabil bleibt – auch wenn erneuerbare Energien Schwankungen unterliegen … "

Diese ganze „Ingenuity for life“ dient jedoch ausschließlich dazu, das Abzockmodell kurzzeitige Netzstabilisierung wie es unter „Schlaraffenland im EEG-Paradies“ beschrieben wurde zu realisieren. Von einer allgemeinen Lösung der Netzproblematik oder gar einer Energie-Zwischenspeicherung kann dabei keine Rede sein. Was ein „intelligenter Umspanntrafo“ Banales macht, dafür aber horrentes Geld kostet, ist in [8] beschrieben. Für die Industrie natürlich eine Goldgrube die sich einfach persiflieren lässt: Als wenn Ökoterroristen das deutsche Versorgungssystem in Schutt und Asche gebombt hätten und die Industrie es neu aufbauen darf.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Ein Leitungsdraht und ein Umspanntrafo werden auch mit noch so viel Aufwand nie intelligent. Intelligent werden nur die Mangelverwalter im Erfinden von Verteilmechanismen und Mangelverwaltungs-Strafgebühren beim Verbrauch von Energie. Veröffentlichungen dazu (neben vielen anderen):

[8] Die neuen Energien für Dummies Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

[6] Offshore-Windkraft sei grundlastfähig

[7] EEG-Zeitreise ins Jahr 2050

Sogar ein Minister Gabriel musste das zumindest im Ansatz einsehen.

Frankfurter Allgemeine, 29.05.2016: Schreckenstage für die Freunde der Windkraft

… Denn der Bundesregierung geht die Energiewende inzwischen zu schnell, sie fürchtet immer weiter steigende Kosten. Und so hat das von Gabriel geführte Haus vorgeschlagen, den Neubau von Windrädern zu beschränken. Dabei im Visier: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und weite Teile Hessens.

In diesen Regionen soll der Ausbau um die Hälfte gekürzt werden. Das Argument: Es fehle an Leitungen, um zusätzlichen Strom, den neue Windräder erzeugen würden, in den Süden zu transportieren. So bestehe die Gefahr, dass die zusätzlichen Windräder zeitweise gar keinen Strom produzieren könnten.

Nur, warum benötigt dann die Umweltministerin der gleichen Partei eine Beraterin welche unbelehrbar das Gegenteil verkündet?

Thema Speicher

Aussage (D)

C. Kemfert: Ja, und das ist mehr als bedauerlich! In Deutschland gibt es sehr gute Forscher und eine starke Wirtschaft, also beste Voraussetzungen, weltweit Vorreiter für Speichertechnologien zu sein

Kritik an der Aussage (D)

Das Gerücht, man bräuchte bei Speichern „nur noch ein bisschen Forschen“ und schon bekommt man sie geliefert betont Frau Kemfert immer und überall. Das muss Sie, denn ohne die Lösung des Speicherproblems bricht ihre schöngeredete EEG-Welt hoffnungslos in sich zusammen. Nur gibt es bisher keine Physik welche eine (bezahlbare) Lösung in Aussicht stellt – allerdings aufgrund der immensen Fördermittel eine horrente Zahl an Glücksrittern welche es versprechen, so wie im Mittelalter das Umwandeln billiger Stoffe in Gold.

Anhand der umfassenden Speicherstudie „Niedersachsen-Studie 2014“ wurde auch dies bereits in einer Artikelreihe dargestellt:[9] “Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)“. In dieser Studie sind der aktuelle Forschungsstand, mittelfristige Erwartungsmöglichkeiten und vor allem auch die Kosten gelistet. Die Ergebnisse:

– Bisher verwendete und bewährte Speicher – wozu alleine Wasserkraft gehört – sind in Deutschland nicht ausbaubar

– Die hochgelobten Akkuspeicher sind als Langzeitspeicher selbst nach noch zu erwartenden Innovationen so teuer, dass sie in Kosten-Vergleichsbildern durch „die Decke gehen“ und deshalb vergleichend nicht mehr angezeigt werden können (in der Studie wirklich so ausgeführt)

– Power to Gas befindet sich in den Kinderschuhen, ist aber selbst mit den zu erwartenden Verbesserungen ebenfalls so teuer, dass Wegwerfen überflüssigen Stromes und wenn man ihn benötigt neu herstellen immer noch die weit billigste Lösung ist

Wer dazu mehr wissen will, lese in [9] „Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3“ nach. Um ein Gefühl für die Speicherkosten zu bekommen anbei Auszüge daraus:

[9] Schnurbein 2012. Das „System SNG“ als Langzeitspeicher für überschüssigen EE-Strom würde bei einer Kapazität von 44 GW und einem Stromoutput zwischen 12,3 und 31,7 TWh – das wären 2-5 % des deutschen Strombedarfs – jährliche Mehrkosten zwischen 25,1 und 28,1 Mrd. € verursachen. Auf die Kilowattstunde SNG-Strom gerechnet ergäben sich für den Verbraucher Mehrkosten zwischen 79 und 228 ct/kWh – zuzüglich Steuern. Somit wäre SNG-Strom um den Faktor 10-20 teurer als Strom aus Erdgas.

In Pettinger 2013 werden für einen 7 kWh Lithium-Ionen Speicher (passend zu privaten 10 kW PV-Anlagen) reine Speicherkosten ohne Stromkosten von 25 ct / kWh angegeben.

Es scheint realistisch, bei Akkusystemen von Kosten im Bereich 0,3 bis 1 EUR / kWh für den zurückgespeisten Strom auszugehen.

Aber Jemandem der eine einfache Lösung verspricht hört auch der VDE gerne zu. Seine Darstellung dieser für das EEG- Energiesystem essentiellen – ungelösten – Problematik ist geradezu kindisch (Bild 4), aber symptomatisch.

Bild 4 (Quelle VDE) Darstellung zur Energiespeicherung

Natürlich kommt das EEG auch ohne Speicher zurecht. Mit der Konsequenz, dass es wie aktuell einfach weiter gegen die Wand fährt. Den immer höher werdenden Überschussstrom abregeln oder verschenken und in den Flautezeiten den fehlenden vom Ausland zukaufen oder extra teuer mit Gaskraftwerken erzeugen: Funktioniert alles – nur darf man nicht auf die Kosten sehen.

Thema ein niedriger Börsenstrompreis nutzt dem privaten Stromkunden

Aussagen (E)

Der Preis für Privatpersonen hängt vor allem daran, dass der niedrige Börsenstrompreis nicht bei ihnen ankommt. ,, … Sobald Kohle- und Kernenergie verschwinden, steigt zwar der Börsenstrompreis, aber die EEG-Umlage sinkt“.

Kritik an der Aussage (E)

Diese These, dass der Privatkunde vom billigen Börsenstrompreis profitiert liest man immer und überall. Einem Redakteur „seiner“ Tageszeitung der sie ebenfalls vertrat fragte der Autor, wie dieses EEG-Niedrigpreis-Perpetum Mobile funktionieren soll. Die Antwort war: Das wisse er auch nicht, aber es ist wahr weil es alle Energieexperten sagen.

Ganz langsam wird jedoch erkannt, dass irgend etwas an dem Märchen der vom Ökohimmel fallenden Goldtalern nicht stimmt.

Lübecker Nachrichten vom 19. Mai 2016

… Sie gehen offensichtlich davon aus, mit dem Bau von weiteren Windstrom-, Solarstrom- und Biogasstromanlagen gäbe es in 15 Jahren Ökostrom im Überfluss …. Dahinter steckt die irrige Ansicht, Überschussstrom koste nichts. Natürlich ist das eine Milchmädchenrechnung. Die Kosten für den Überschussstrom muss der Stromkunde bezahlen, oder die Erzeuger von Ökostrom gehen pleite.“

[11] DIE WELT

… Nach Berechnungen des Büros von Michael Fuchs, Vzefraktionsvorsitzeder von CDU/CSU im Bendestag, könnte die Umlage von heute 6,35 bis 2020 auf 9,22 Cent pro Klilowattstunde steigen.

Bild 5 zeigt anschaulich, dass Industrieländer mit einem hohen Atomstromanteil niedrige Stromkosten haben. Nach Frau Kemfert muss es aber genau umgekehrt sein. Leider zeigt die Grafik die Wahrheit und Frau Kemfert argumentiert mit den Ergebnissen von Gedankenspielen und grünen Lehrbüchern.

Bild 5 Haushalts Strompreis Europa. Die zugefügten Pfeile zeigen auf Frankreich, Finnland, Deutischland © Bild Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

Frau Kemfert weiß es sicherlich auch. Wäre sie ehrlich, bräche aber ihre Reputation in sich zusammen. Also „vergisst“ sie zu erwähnen, dass:

-Kein Privatkunde direkt an der Börse Strom kaufen kann

– Der „billige“ Strom dem Lieferanten über die Einspeisevergütung bereits vorher voll mit dem EEG-Satz vergütet wurde, obwohl dieser beim Zahlmeister Stromkunde eventuell gar nicht ankommt

– Der Strom nur deshalb gerade billig oder sogar zu verschenken ist, weil er wegen einem Überangebot nicht verwendet werden kann. Eventuell könnte er mangels Leitungskapazitäten nicht einmal beliebig weitergeleitet werden.

– Je billiger der überflüssige EEG-Strom an der Börse ist, umso mehr Verlustdifferenz zur Einspeisevergütung besteht. Diese Differenz (Einspeisevergütung – Börsenstrompreis) muss der private Stromkunde bezahlen.

– Die EEG-Umlage nur einen geringen Teil der EEG-Mehrkosten beinhaltet und der wesentliche Teil über andere Gebühren und Steuern im Hintergrund abgeschöpft wird.

In einem Artikel auf ACHGUT Warum ich ein Wutbürger bin wurde es auf den Punkt gebracht:

ACHGUT: Dass man ein teuer erzeugtes Produkt nicht nur verschenkt, sondern viel Geld dafür bezahlt, es verschenken zu dürfen, wird auch noch als „Steigerung der Ökostromexporte“ bejubelt.

Frau Kemfert ficht so eine spießbürgerliche Sichtweise nicht an. Man braucht doch nur (wie sie) auf der Gewinnerseite zu sein. Auf ihrem Blog KLIMARETTER durfte deshalb ein ausgewiesener Lobbyist stolz die folgende EEG-Superstory verkünden:

Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick.

Geschenkte Kilowatt: Wer hätte nicht gerne am Sonntag, dem 8. Mai, ein Elektroauto gehabt und damit für jede getankte Kilowattstunde noch bis zu 13 Cent geschenkt bekommen*? Denn an diesem Sonntag hätte man Geld dafür erhalten, dass man gezielt und zusätzlich Strom den Netzen entnommen hätte. Um sich aber so systemdienlich für die Energiewende verhalten zu können, sind Smart Meter und intelligente Messsysteme eine Grundvoraussetzung. Sie sollten – wie auch für alle Haushalte ohne E-Fahrzeuge – verpflichtend eingeführt werden.

*Frage in den Kommentarblog: Welcher Elektroautobesitzer hat am 28. Mai diese 13 Cent / kWh geschenkt bekommen?

Nach Klimaretter ist „systemdienliches Verhalten für die Energiewende“ also, den normalen Stromkunden gesetzlich verordnet beliebig viel Einspeisevergütung und EEG-Infrastruktur-Ausbaukosten bezahlen zu lassen und denen Geld und den Strom zu schenken welche die Möglichkeit haben, Überschussstrom zu beziehen und auszunutzen. Besser als es Klimaretter darstellt, kann man das Unsoziale des EEG gar nicht mehr plausibilisieren.

Ein Beispiel

Jemand holt von einer Tafel seine Lebensmittel immer umsonst. Darauf behauptet er, dies sei der Beleg, dass Essen nichts mehr kostet und die bösen Lebensmitteldiscounter abgeschafft werden können weil sie als Versorger überflüssig geworden sind. Beweis: Es kann doch jeder an der Tafel Essen umsonst abholen. Wenn es anstelle der Discounter nur noch Tafeln mit Zugang für jeden gäbe, bekämen es alle umsonst.

Man tausche „Essen“ mit „Strom“ aus und der „Jemand“ ist C. Kemfert.

Auch beim EEG gibt es die „Tafel“. Viele Versorger sind stolz darauf, an ihren Stromtankstellen (auf Kosten ihrer anderen Kunden) für Elektroautos den Ladestrom kostenlos zur Verfügung zu stellen, schließlich schickt die Sonne keine Rechnung. Der dümmere – weil nicht E-Auto fahrende – EVU-Kunde bezahlt dann jede kWh des E-Autobesitzers vielleicht mit 50 ct/kWh (EEG-Vergütung für eine ältere Solaranlage). Bei einer 3-Stunden-Ladung mit 20 kWh sind das schlappe 30 EUR die „sein“ Versorger auf seine Rechnung verschenkt. Und dafür soll er sich noch bedanken. Denn der E-Auto Besitzer rettet ja die Welt, während er als „normaler Bürger“ angeblich einen negativen Footprint hinterlässt.

Mit welchen sozialistisch angehauchten Überlebensmechanismen bereits heute dem immer höher werdenden Strompreis begegnet werden muss zeigt eine Aussage im aktuellen Umweltgutachten 2016 des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung, dem Frau Kemfert ab dem Juni ebenfalls angehört.

Arme bekommen ein Stromkontingent zum Überleben, denn der Strompreis selbst soll hoch bleiben

[10] Sorgen bereiten dem SRU offenbar auch die steigenden Strompreise. Zwar habe die Politik, heißt es im Gutachten, nur begrenzt Einfluss auf die Stromtarife – es sei aber möglich, die Zahlung des Grundpreises unmittelbar mit der Bereitstellung einer geringen Strommenge, eines "Inklusivkontingents", zu verbinden.

Mit einem "Inklusivkontingent" kann nach Ansicht des Sachverständigenrats die Situation einkommensschwacher Haushalte verbessert werden, ohne die ökologische Lenkungswirkung des Strompreises zu vermindern.

Fazit

Es ist interessant aber höchst traurig, dass in einem hoch-industrialisierten Land die Glücksritter-Wissenschaftserzähler weiterhin unwidersprochen vor einem Ingenieursverband und als Berater unserer Regierung solche Thesen verbreiten können. Unserer Umweltministerin Frau Hendricks gefällt es aber. Denn auch die Koalition ist inzwischen wie die Grünen der Meinung: Energie muss so teuer werden, dass die Bürger froh sind überhaupt etwas zu erhalten. Dass auch die Kirche dieser Meinung ist und lehrt, es wäre sogar Gottes Wille, wurde in „Kirche und Klimawandel“ durch Zitate von kirchlichen „Armuts-Vordenkern“ die überzeugt sind dass alleine „Armut für Alle“ die richtige Lösung ist gezeigt.

Ausgenommen davon ist nur die „Intelligenz“. Der kann man nicht zumuten, für ihr Wissen und die Umsetzung solcher Zwänge Nachteile zu erhalten. Wer dazu gehört und ausreichend privilegiert ist, bekommt deshalb durch hohe Subventionen Vorteile.

Parteien welche meinen, diese Politik und Berater würden ihrem „Stimmvieh“ auf Dauer gefallen, brauchen sich – je mehr es diesen klar wird – über ihren stetigen Abstieg in der Wählergunst nicht zu wundern.

Quellen

[1] Wirtschaftswoche 28. April 2016: Energiewende : Windräder stehen still – und kosten Hunderte Millionen Euro

http://www.wiwo.de/politik/deutschland/energiewende-windraeder-stehen-still-und-kosten-hunderte-millionen-euro/13515276.html

[2] ZEIT ONLINE 9. September 2008: Energie: Klimaneutral für 70 Cent am Tag

http://www.zeit.de/online/2008/37/klima-co2-kemfert-diw/komplettansicht

[3] VD I Statusreport – Regenerative Energien in Deutschland 2015

https://www.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur_dateien/geu_dateien/Statusreport_Regenerative_Energien_-_WEB.pdf

[4] FinanzNachrichten.de 30.04.2016: Energiewende kostet 2016 laut IW rund 31 Milliarden Euro

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2016-04/37236239-energiewende-kostet-2016-laut-iw-rund-31-milliarden-euro-003.htm

[5] VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Gesellschaft/Energiewende-gefaehrdet

[6] EIKE 28.01.2016: Ein EEG-Märchen wird zum Öko-Dogma – Offshore Windkraft sei grundlastfähig

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/ein-eeg-maerchen-wird-zum-oeko-dogma-offshore-windkraft-sei-grundlastfaehig/

[7] EIKE 24.01.2016: Die neuen Energien erklärt für Dummies Teil 3: Zeitreise ins Jahr 2050 des EEG Eine Energiewende ist nicht planbar

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-erklaert-fuer-dummies-teil-3-zeitreise-ins-jahr-2050-des-eeg-eine-energiewende-ist-nicht-planbar/

[8] EIKE 01.01.2016: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 für Dummies

Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-fuer-dummies/

EIKE 8.12.2015: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 nochmals erklärt für Dummies Teil 1 Einspeise-Rückschau und Vorschau http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-nochmals-erklaert-fuer-dummies/

[9] EIKE 18.06.2015: Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)

http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/elektro-energiespeicherung-notwendigkeit-status-und-kosten-teil-3-abschluss/

[10] EIKE 14.05.2016: Umweltgutachten 2016 des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/umweltgutachten-2016-des-sachverstaendigenrates-fuer-umweltfragen-sru-der-bundesregierung/

[11] DIE WELT 29.05.2016: EU will Deutschland in zwei Strompreiszonen teilen




Der unglaubliche Unsinn der FAZ zu Extremwettern und Meteorologen, verzapft vom FAZ-Redakteur Joachim Müller-Jung

Der oben zitierte Satz von Müller-Jung in seinem FAZ-Beitrag (hier) enthält nämlich bereits, sage und schreibe, 3 Kapitalfehler. Dazu kommt eine zwar korrekte Aussage, die dem Sinne nach auch noch falsch ist. Somit zählen wir insgesamt 4 kapitale "Böcke" in 2 Sätzen – selbst für Redakteure der "fachlichen Qualität" eines Müller-Jung kein schlechter Score. Schaun wir nun mal nach, was so alles sachlich falsch ist.

1) "ungeheuerlich" ist falsch, denn das in Rede stehende Unwetter war wie alle Unwetter sicher für die Betroffenen ungeheuerlich, nicht aber im statistisch-wissenschaftlichen Rahmen von Meteorologie und Klimaforschung. Es war statistisch noch nicht einmal ein Jahrhundert-Ereignis. Müller-Jung könnte sich ja vielleicht einmal die historischen europäischen Hochwassermarken ansehen (hier) – falls noch lernfähig. Diese Hochwasserpegel verorten die stärksten Hochwasserereignisse, zuverlässig in Stein gemeißelt, weit vor die Zeit der Industrialisierung. Zusätzlich ist dabei zu berücksichtigen, dass in früheren Zeiten Bäche und Flüsse nicht versiegelt waren, so dass Hochwassern mehr Ausweichvolumina zur Verfügung standen. Die Aussage von Müller-Jung im weiteren FAZ-Text "Denn dass es sich bei den Folgen der Sturzfluten in den letzten Tagen ebenso wie bei der historischen Trockenheit im östlichen Mittelmeer um fast beispiellose Naturkatastrophen handelt, ist auch unter Meteorologen unumstritten" ist dann nicht nur falsch sondern bereits absurd. Uns ist kein seriöser Meteorologe bekannt, der solch einen Unsinn von sich gibt oder ihn gar ausreichend belegen kann. "Beispiellose" meteorologische Naturkatastrophen sind etwas ganz anderes. 

2) Falsch ist, Unwetter seien ein "Beweis", dass der "Klimawandel" stattfinde. Sancta Simplicitas, gleich 2 volle Punkte für den Unsinns-Score von Müller-Jung. Lieber Herr Müller-Jung, es gibt kein konstantes Klima! Noch nie seit Bestehen unseres Planeten. Und es wird auch nie konstantes Klima geben. Klimawandel findet immer statt. Von konstantem Klima faseln allenfalls Leute, die nie einen ordentlichen Naturkundeunterricht erfahren haben. Eines "Beweises" für "Klimawandel" bedarf es daher nicht. Es geht im hier behandelten Zusammenhang allein um die Frage, ob Extremwetterereignisse in Klimazeiträumen (mindestens 30 Jahre) ab- oder zugenommen haben. Dazu unten gleich mehr. Mit Wetterextremen schlechthin hat diese Frage gar nichts zu tun, denn für Wetter gilt bekanntlich: Die gewöhnliche Eigenschaft von Wetter ist, dass es ungewöhnlich ist. Extreme sind unvermeidbare Vorkommnisse und gehören zum Wetter nun einmal wie die Butter aufs Brot. Solche Ereignisse, auch tatsächlich "ungeheuerliche" sind historisch ausreichend belegt. 

3) Falsch ist, dass Meteorologen den Klimawandel ständig klein reden würden. Uns ist hier niemand bekannt. Eher ist doch das Umgekehrte zu sehen/hören – so zum Beispiel der sachliche Unsinn der Meteorologin Katja Horneffer im ZDF, 19-00 Uhr am 30.5.2016, die die gegenwärtige Extremwetterlage auf den "Klimawandel" zurückführte. Müller-Jung sollte uns doch einmal einen seriösen Meteorologen nennen, der den Klimawandel kleinredet oder sogar der Auffassung ist, die naturgesetzliche Normalität sei konstantes Klima.

Gehen wir jetzt ein wenig in die Details zu Müller-Jung’s "Eben deshalb wirkt jede Rede über die empirische Unmöglichkeit, beim jetzigen Stand des Wissens dieses oder jenes Hagelgewitter, diese oder jene Hitzewelle tatsächlich dem Klimawandel zuzuschreiben, wie ein wohlfeiles, ja hochnotpeinliches Rückzugsgefecht der Überkorrekten. Gleichsam als eine wissenschaftliche Bankrotterklärung, aus der man sich praktisch nicht befreien kann. Und zwar schon deshalb, weil der statistische Nachweis, der zu führen wäre, um jedes einzelne Wetterextrem nicht nur als meteorologische Anomalie, sondern auch als quasi menschengemachte Anomalie zu überführen, mit dem historisch lückenhaften Wissen auf lange Sicht gar nicht zu erbringen ist." Diese in ihrer sachlichen Dummheit nicht zu überbietende Aussage belegt, dass

(a) Müller-Jung anscheinend mit Statistik nichts am Hut hat. Statistik kümmert sich nicht um Einzelereignisse, nur um Gesamtheiten.

(b) Müller-Jung der Stellenwert der Statistik in Meteorologie und Klimawissenschaft unbekannt ist. Ohne Statistik läuft in diesen Fächern kaum etwas.

(c) Müller-Jung in seinem fachunkundig-blinden Eifer nicht bemerkt, dass die "Unmöglichkeit meteorologische Anomalien als menschgemachte Anomalien zu überführen" nach dem geltenden wissenschaftlichen Paradigma schlicht und einfach besagt: Jede Behauptung über einen solchen Zusammenhang (ohne Überführung) ist eine sinnlose Vermutung. So arbeitet nun einmal die Wissenschaft, alles andere ist Mittelalter oder Aussage aus fiktiven Klimamodellen. Jedem ordentlichen Studenten der Naturwissenschaften, der nicht geschlafen hat, ist das naturwissenschaftliche Wissenschafts-Paradigma bekannt.

(d) Müller-Jung noch nicht einmal die wissenschaftlichen Berichte des Weltklimarats IPCC zum Thema Extremwetterstatistiken kennt. Das IPCC hat die gesamten einschlägigen Messungen und Statistiken weltweit zusammengetragen und führt dies vermutlich auch zukünftig weiter fort. Wir helfen daher Müller-Jung freundlicherweise auf die Sprünge. Zunächst die Quellen:

IPCC Climate Change 2001, the sientific basis, Chapter 02, Abschnitt 2.7, S. 155

http://www.grida.no/publications/other/ipcc_tar/

IPCC Extremwetterbericht (2012)  http://www.ipcc-wg2.gov/SREX/

IPCC, AR5, Climate Change 2013: The Physical Basis, http://www.ipcc.ch/report/ar5/wg1/

Und nun, wie schon mehrfach in den EIKE-News erfolgt, stellvertretende Auszüge aus dem Bericht AR5 (die IPCC-Berichte gibt es nicht in Deutsch), die das von Müller-Jung behandelte Thema "Extremwetter" betreffen:

Tropische Stürme und Hurrikane [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216]:

No robust trends in annual numbers of tropical storms, hurricanes and major hurricanes counts have been identified over the past 100 years in the North Atlantic basin.”

TropischeZyklone [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216]: “Current datasets indicate no significant observed trends in global tropical cyclone frequency over the past century and it remains uncertain whether any reported long-term increases in tropical cyclone frequency are robust, after accounting for past changes in observing capabilities.”

Außer-tropischeZyklone [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 220]: “In summary, confidence in large scale changes in the intensity of extreme extratropical cyclones since 1900 is low. There is also low confidence for a clear trend in storminess proxies over the last century due to inconsistencies between studies or lack of long-term data in some parts of the world (particularly in the SH). Likewise, confidence in trends in extreme winds is low, owing to quality and consistency issues with analysed data.”

Dürren [IPCC 2013, AR5, WGI, Technical Summery, Seite 50]: ”There is low confidence in a global-scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall), owing to lack of direct observations, dependencies of inferred trends on the index choice and geographical inconsistencies in the trends.”

sowie in [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 215]:In summary, the current assessment concludes that there is not enough evidence at present to suggest more than low confidence in a global scale observed trend in drought ordryness (lack of rainfall) since the middle of the 20th century, owing to lack of direct observations, geographical inconsistencies in the trends, and dependencies of inferred trends on the index choice. Based on updated studies, AR4 conclusions regarding global increasing trends in drought since the 1970s were probably overstated. However, it is likely that the frequency and intensity of drought has increased in the Mediterranean and West Africa and decreased in central North America and north-west Australia since 1950.”

Überflutungen IPCC 2013, AR5, WGI, Technical Summery, Seite 112: ”There continues to be a lack of evidence and thus low confidence regarding the sign of trend in the magnitude and/or frequency of floods on a global scale over the instrumental record.”

Hagel und Gewitter [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216]: “In summary, there is low confidence in observed trends in small-scale severe weather phenomena such as hail and thunderstorms because of historical data inhomogeneities and inadequacies in monitoring systems.”

Und schließlich fasst IPCC zusammen [IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 219]: “There is limited evidence of changes in extremes associated with other climate variables since the mid-20th century.”

Im Klartext belegen diese Aussagen des IPCC, dass selbstverständlich laufend geringe Verschiebungen in Niederschlagshäufigkeiten, Temperaturentwicklungen in allen Klimazonen der Erde stattfinden. Das ist die natürlichste Sache der Welt. Von maßgebenden Verschiebungen oder gar einem anthropogenen Einfluss dagegen keine Spur. Insbesondere die Alarmisten, Musterbeispiel Stefan Rahmstorf, versuchen sich ja immer wieder daran, solch einen Zusammenhang zu finden, was eine absolut interessante und löbliche wisenschaftliche Initiative ist. Bis jetzt ist nichts Substantielles dabei herausgekommen.

Es ist im Übrigen bemerkenswert, dass alle die oben gebrachten Zitate und Aussagen der wissenchaftlichen IPCC-Berichte in der 28-seitigen deutschen Fassung des Summary for policymakers fehlen! Diese Berichte für Politiker werden nämlich von den betreffenden Landesregierungen mitverfasst. Damit sind sie politisch und nicht mehr wissenschaftlich. Alle wissenschaftlichen und damit allein maßgebenden IPCC-Aussagen sind dagegen absolut klar: Extremwetterzunahmen im jüngsten Klimazeitraum sind nicht auffindbar von den Wetterdiensten.

Der Vollständigkeit halber ist hinzuzufügen, dass sich die entwarnenden IPCC-Aussagen natürlich mit denen der Fachwissenschaft decken, stammen sie doch daher. Hier ist insbesondere das Buch von Krauss und Ebel: Risiko Wetter zu nennen. Professor H. Kraus war weltweit anerkannter Ordinarius für Meteorologie an der Universität Bonn.

Eine Unverschämtheit von Müller-Jung, die geradezu sprachlos macht

Die Aufforderung von Müller-Jung "Die meteorologische Expertise steckt selbst in einem Tiefdrucksumpf. Sie täte auch deshalb gut daran, ihre verquasten klimatologischen Sprachregularien aufzugeben, weil sie mit zweideutigen Ausflüchten die antiwissenschaftlichen Ressentiments nur mehr schürt" ist dann  eine erschreckende und völlig inakzeptable Unverschämtheit. Sie ist De Facto nichts anderes als die Aufforderung an Fachleute (Meteorologen, Klimaforscher) zum wissenschaftlichen Betrug an der Bevölkerung. So etwas gehört nicht in eine seriöse Tageszeitung!

Bleibt noch der Schlußsatz von Müller-Jung "Dass die AfD im Gleichklang mit dem amerikanischen Präsidentschaftsbewerber Trump ausgerechnet nach dem historischen Triumph des Pariser Weltklimavertrags selbst die seriösesten Aussagen zum globalen Wandel attackieren, ist mehr als ein Wink, dass die Menschen zwar viel übers Wetter, aber wenig genug über den Klimawandel wissen." Man fragt sich angesichts der oben zitierten, eindeutigen Aussagen des IPCC zu Extremwettern, was dieses Abgleiten in politisch unappetitliche Andeutungen noch mit dem Thema Extremwetterereignisse zu tun hat. Und Paris ein historischer Triumph, ein Vertragswerk ohne jegliche Verpflichtung als reine Absichtserklärungen der Unterzeichner und ausdrücklich sogar jederzeit kündbar? Hier versucht sich Müller-Jung auch noch als Märchenerzähler um das Maß endgültig vollzumachen.

Was bleibt ist unverständliches Kopfschütteln über einen Journalisten, der solch einen sachlichen Schwachsinn verzapft und über seinen Arbeitgeber (FAZ), der ihn dabei auch noch gewähren lässt. Hat die FAZ denn keine Redaktionskonferenzen mehr?

Fazit: Der Begriff LÜGENPRESSE erhält nach dem Artikel von Müller-Jung einen ganz neuen Stellenwert.

 

 

 

 

 




5. IPCC-Bericht: “Aufgrund fehlender Übereinstimmung … kann kein bester Schätzwert für die Klimasensitivität angegeben werden”

 Judith Curry hat die Aussagen der diversen IPCC-Berichte hier zusammengefasst. Im 5. Klimazustandsbericht tat man sich jedoch mit einem besten Schätzwert schwer. Die Computermodellierungsresultate wurden in den letzten Jahren durch eine Neubewertung wichtiger Paramater rechts überholt. Auf Seite 14 der deutschen Berichts-Zusammenfassung räumt der IPCC daher im Kleingedruckten ein:

Aufgrund fehlender Übereinstimmung der Werte aus den beurteilten Anhaltspunkten und Studien kann kein bester Schätzwert für die Gleichgewichts-Klimasensitivität angegeben werden.

Es ist Bewegung in die Diskussion gekommen, ein Umstand, den man bei der Berichtspräsentation der Öffentlichkeit jedoch nicht zumuten wollte. Lieber schwieg man zum sensitiven Thema der Klimasensitivität. Nicht auszudenken, dass man den Wert vielleicht offiziell erniedrigen müsste. Eine Gruppe um Yoichi Kaya nahm im Mai 2016 seinen ganzen Mut zusammen und fragte sich in einer in Sustainability Scienceerschienenen Publikation, inwieweit eine verringerte Klimasensitivität die internationalen Klimaverhandlungen beeinflussen würde. Das Ergebnis: Es macht einen großen Unterschied, ob der Wert 3,0°C oder 2,5°C beträgt:

Die Unsicherheit der Klimasensitivität und seine Auswirkungen für die Pariser Verhandlungen

Die Unsicherheit über die Klimasensitivität ist eine der wichtigsten Fragen, die die Reaktionsstrategien beeinflussen können. Während das Gleichgewicht der Klimasensitivität (ECS) [equilibrium climate sensitivity] mit 2-4,5 ° C mit der bestmöglichen Schätzung von 3 °C im 4. Sachstandsbericht des IPCC angegeben wurde, wurde es im 5. Bewertungsbericht zu 1,5-4,5 ° C überarbeitet. Die Autoren untersuchten die Auswirkungen einer Differenz mit der Annahme einer besten Schätzung von 2,5 °C im ECS, anstelle von 3 °C. Die aktuellen Zusagen von mehreren Ländern, darunter die Staaten, EU und China über Emissionsminderungen nach 2020 sind nicht auf dem richtigen Weg für das 2 °C-Ziel mit einem ECS von 3 °C, sind jedoch kompatibel mit dem Ziel bei einem ECS von 2,5 °C. Es ist von entscheidender Bedeutung für die Politik in Paris zu wissen, dass sie in der Lage sind, Entscheidungen unter großer Unsicherheit von ECS zu machen.

Auch eine Gruppe um Kevin Dayaratna hat sich 2016 Gedanken über die sozialen CO2-Kosten gemacht und Szenarien mit geringeren Klimasensitivitäten gerechnet. Wenig erstaunlich kamen dabei viel erträglichere Zahlen heraus als vom IPCC verbreitet.

Im Folgenden wollen wir uns den wissenschaftlichen Fortschritt auf dem Gebiet im letzten Jahr näher anschauen. Unsere letzte Übersicht stammt aus dem Januar 2015 („2</sub> wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor">Studien aus 2014 geben Hoffnung: Erwärmungswirkung des CO2 wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor“). Eine weitere Übersicht erschien im April 2015 auf Climate Audit („Pitfalls in climate sensitivity estimation“; Teil 1Teil 2,Teil 3Teil 4).

Es gibt zwei verschiedene Typen der Klimasensitivität, die nicht verwechselt werden dürfen, die ECS und die TCR. Hier sollte man peinlichst darauf achten, um welchen Wert es in der entsprechenden Arbeit geht, ansonsten vergleicht man Äpfel mit Birnen. Wikipedia erklärt uns den Unterschied:

ECS und TCR
Aufgrund der thermischen Trägheit der Weltmeere reagiert das globale Klimasystem grundsätzlich nur langsam auf Veränderungen des Strahlungsantriebs. Man unterscheidet daher zwischen der Equilibrium Climate Sensitivity, (ECS) und der Transient Climate Response (TCR). Die ECS beschreibt den Temperaturanstieg, der zu beobachten ist, nachdem das Klimasystem nach einer Veränderung des Strahlungsantriebs den neuen Gleichgewichtszustand erreicht hat, wofür Jahrtausende nötig sind. Um den Einfluss des Menschen auf das Klima zu quantifizieren, ist die Transient Climate Response besser geeignet. Diese ist definiert als der Temperaturanstieg, der zum Zeitpunkt einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in einem Szenario beobachtet wird, bei dem diese pro Jahr um 1% anwächst.

TCR (Transient Climate Response)

1,19-1,39°C
Bosse 2016
WUWT

1,31-1,34°C
Lewis 2016
Judithcurry.com

1,2°C
Loehle 2015
Universal Journal of Geoscience
Siehe auch Beitrag auf judithcurry.com

ECS (Equilibrium Climate Sensitivity)

2,21°C
Mauritsen & Stevens 2015
Nature Geoscience
Siehe auch Beitrag auf kaltesonne.de

1,69-1,87°C
Lewis 2016
Judithcurry.com

1,5°C
Loehle 2015
Universal Journal of Geoscience
Siehe auch Beitrag auf judithcurry.com

1°C
Bates 2016
Earth and Space Science
Siehe auch Beiträge auf reportingclimatescience.com und EIKE

0,4°C
Specht et al. 2016
International Journal of Thermal Sciences

0,25°C
Evans 2015
joannenova.com.au
Siehe auch Beitrag auf perthnow.com.au

0,14-0,17°C
Kimoto 2015
Energy & Environment
Siehe auch Beitrag auf notrickszone

Zur Erinnerung: In unserem Buch ‘Die kalte Sonne’ haben wir Szenarien mit 1,5°C und 1,0°C (ECS) vorgestellt und wurden dafür vom Establishment heftig gerügt.

Der Trend ist klar: Die CO2-Klimasensitivitäten sinken immer weiter. Dies zeigt auch die folgende Graphik aus dem Landshape Blog vom Juni 2015:

Natürlich gibt es noch immer Unbelehrbare, die eisern die alten Parolen brüllen. Das Blog bits of science veranstaltete im Mai 2016 etwas ganz Ulkiges. Rolf Schuttenheim schrieb IPCC-Autoren und andere IPCC-nahe Wissenschaftler an und fragte sie nach Ihrem besten Schätzwert zur Klimasensitivität (ECS). Das Resultat: Fast alle zitierten den alten IPCC-Uraltwert von 3°C. Die Statistik ist in etwa so sinnvoll wie eine Umfrage unter Grünen-Mitgliedern, welche Partei sie wohl am meisten schätzen würden. Toll gemacht, Herr Schuttenheim.

Dann gibt es noch jene, die sich mit Über-Alarm für höhere Posten empfehlen wollen. Elliot Jagniecki und drei Kollegen verkündeten im November 2015 stolz, die Klimasensitivität wäre noch viel höher als gedacht. Verrückte Burschen. Auch Martinez-Boti et al. versuchten 2015 inNature zu punkten und behaupteten, die IPCC-Klimasensitivität wäre ziemlich prima. Das wirkt natürlich wie Schmierbutter beim nächsten Projektantrag:

Wir schließen daraus, dass auf globaler Ebene, keine unerwarteten Feedbacks des Klima während des warmen Pliozän aufgetreten waren, und dass die Prognosen des ECS (ohne langfristiges Eis-Albedo-Feedback ) für unsere Pliozän-ähnliche Zukunft (mit CO2-Konzentrationen von bis zu einem maximal Pliozän Niveaus von 450 parts per million) gut mit dem derzeit akzeptierten Bereich einer Steigerung von 1,5 K bis 4,5 K pro Verdoppelung von CO2 beschrieben ist.

Der Focus fiel glatt drauf rein.

Zum Glück halten seriöse Kollegen dagegen, zum Beispiel eine Gruppe um H. Douville, die sich im Februar 2015 in den Geophysical Research Letters mit dem Erwärmungshiatus beschäftigten. Als Ursache der Erwärmungspause identifizierten die Forscher die Pazifische Dekadische Oszillation (PDO), genau wie wir es bereits 2012 in unserem Buch ‘Die kalte Sonne’ geschrieben hatten. Die Autoren schlussfolgern, dass die vom IPCC verwendeten Klimamodelle vermutlich eine zu hohe CO2-Klimasensitivität (TCR) verwenden:

Die jüngste globale Erwärmungspause: Was ist die Rolle der Pazifischen Variabilität?

[…], bei Nutzung der früheren Technik, erfasst unser Modell mehrere Aspekte der jüngsten Klimaentwicklung, einschließlich der schwachen Verlangsamung der globalen Erwärmung über Land und den Übergang zu einer negativen Phase der Pazifischen Dekaden-Oszillation. Doch die beobachtete globale Erwärmung ist immer noch nicht nur über die letzte 1998-2012 der Hiatus Periode zu hoch eingeschätzt, sondern auch über frühere Jahrzehnte, was darauf hindeutet, dass das Modell im Hinblick auf die festgesetzten Strahlungsantriebe zu empfindlich sein könnte.

In den Highlights zum Paper heißt es:

· Viele Modelle überschätzen der Pazifischen Einfluss auf die globale Temperatur

· Die aktuelle Erwärmungspause [Hiatus] beruht nur teilweise auf der Pazifischen Variabilität

· Der TCR des CNRM-CM5 könnte überschätzt sein

******

CNRM-CM5 – Klimamodell Nr. 5 des National Centre for Meteorological Research

http://www.cnrm-game-meteo.fr/spip.php?article126&lang=en

*********

In diese Richtung scheint auch eine Arbeit von Feldman et al. 2015 in Nature zu deuten (Pressemitteilung hier), über die Spiegel Onlineschreibt:

Die neuen Messungen aus den USA scheinen auf den ersten Blick zu zeigen, dass die Folgen eines verstärkten Treibhauseffekts sich in Grenzen halten, die Klimasensitivität mithin erfreulich niedrig liegen könnte.

Siehe auch unseren Beitrag „2</sub>-Klimasensitivität schließen lässt">Der Teufel steckt im Detail: Studie findet verstärkten Treibhauseffekt, der jedoch auf niedrige CO2-Klimasensitivität schließen lässt

Mit Dank an R.H. für Materialzuarbeit

Erschienen auf kaltesonne am 02.06.2016

Englische Passagen des Originals übersetzt durch Andreas Demmig

http://www.kaltesonne.de/5-ipcc-bericht-aufgrund-fehlender-ubereinstimmung-der-werte-aus-den-beurteilten-anhaltspunkten-und-studien-kann-kein-bester-schatzwert-fur-die-gleichgewichts-klimasensitivitat-angegeben-werden/




Die politisch korrekte Wissenschaft

Auftritt Wissenschaftler: “Ich ziehe es vor, meine Kenntnisse aus den autorisierten Informationen unserer Regierung zu beziehen.”

Das schreibt ein gestandener Wissenschaftler in einer Email. Es geht um eine Diskussion in Sachen Klimafragen. Man sieht: Auf unsere Wissenschaftler ist Verlass. Sie lassen sich nicht auf wacklige Aussagen ein, sondern auf das, worauf der Stempel des Amtlichen, des von oben Verordneten prankt. Zitiert und benutzt wird, was die Regierung autorisiert hat. Endlich herrschen wieder geregelte Verhältnisse in deutschen Universitäten.

Dieser Wissenschaftler soll später eine Promotionsarbeit prüfen – ausgerechnet von jenem Doktoranden, dem er früher diese Aussage geschickt hat.

Ort der Handlung: Universität Leipzig. Hierhin zieht es den hoffnungsvollen Doktoranden, an die Fakultät für Physik und Geowissenschaften. Sämtliche Vorbedingungen sind erfüllt. Doktorvater: der damalige Inhaber des Lehrstuhls für physische Geographie, Prof. Dr. Werner Kirstein.

Das Thema verrät zunächst nichts Problematisches, zumindest nicht so, daß die Professoren in helle Aufregung geraten mussten.

“Analyse zur Bewertung und Fehlerabschätzung der globalen Daten für Temperatur und Meeresspiegel und deren Bestimmungsprobleme” – so lautete der etwas sperrige Titel. Geschrieben und eingereicht hat sie Michael Limburg, der bis dahin als Ingenieur im Bereich der Meßtechnik und Fehlerstatistik gearbeitet hat.

Er geht in seiner Dissertation der Frage nach, ob die meteorologischen Daten der vergangenen 150 Jahre genau genug sind, um den Verlauf der “Globalen Mitteltemperatur” auf 1/10 Grad Celsius genau zu berechnen.

Dieser Verlauf spielt in der aktuellen Klimadebatte eine wichtige Rolle; belegen die einen damit doch, dass es wärmer, die anderen, dass es kälter wird.

Die wichtige Frage: Läßt sich eine solche Aussage überhaupt treffen?Satelliten vermögen heute sehr genau alle möglichen Wetterdaten wie Temperaturen der verschiedenen Oberflächen zu messen. Sie gibt es allerdings erst seit etwa 35 Jahren.

Davor beruhen die Temperaturangaben auf Messungen unterschiedlicher Mess-Stationen. Bei denen hängt es sehr davon ab, wo und wie die Thermometer angebracht sind. Über einer Wiesenfläche ergeben sich andere Temperaturen als über Asphaltflächen. Ziemlich schwierig, wenn man sehr unterschiedlich zustande gekommene Temperaturaufzeichnungen miteinander vergleichen und Trends herauslesen will.

Das Ergebnis der Dissertation von Limburg: “Dabei kam ich zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die verwendeten historischen Wetter-Messdaten dies nicht erlauben. Ich fand heraus, dass die bei der Berechnung der globalen Mitteltemperatur unvermeidliche verbleibende Unsicherheit mindestens genau so groß ist wie die ganze offiziell angegebenen Änderung über 150 Jahre, wahrscheinlich aber sogar ein Vielfaches beträgt. Dies ergibt sich zwangsläufig bei Anwendung aller gängigen und vielfach erprobten Regeln der Messtechnik und der statistischen Fehlerrechnung.”

Das Ergebnis war jetzt allerdings geeignet, die prüfenden Professoren erheblich aufzuschrecken. Es birgt erhebliche Sprengkraft.

Limburg weiter: “Die Arbeit stellte ja indirekt wesentliche Aussagen zur angeblichen ‘menschengemachten Klimaerwärmung’ und damit einen der Hauptgründe für die Förderung der sogenannten ‘Erneuerbaren Energien’ infrage. Für beide Themenkomplexe gibt es jedoch höchst umfangreiche Fördergelder. Vermutlich befürchteten die Verantwortlichen diesbezügliche Nachteile, falls sie einer Arbeit Platz und dem Autor einen akademischen Grad zugestanden, der dem bisherigem Dogma – und sei es auch nur indirekt – widersprach.”

Man kann sich vorstellen, wie der Blutdruck der Herren Professoren hochschnellt.Die erste Kommission, die die Promotionsarbeit prüfen sollte, tritt geschlossen zurück. Begründung: “Weitgehende politische Motivation der Arbeit”.

Folgt Auftritt der Rechtsabteilung der Universität: “Dieser Rücktritt ist illegal”. Denn er verstoße gegen die Promotionsordnung und gegen das Grundrecht des Doktoranden auf Meinungsfreiheit und das allgemeine Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit.

Abgang der Universitätsjuristen, die immerhin so etwas wie den Rechtsstaat im Kopf haben.

Auftritt Dekan der Fakultät, Prof. Dr. J Haase. Er beruft eine zweite Promotionskommission ein. Besetzung: ein bereits zurückgetretenes Mitglied der früheren Kommission sowie vollkommen neue Professoren.

Dann lässt Dekan Prof. Haase den Betreuer der Arbeit, Prof. Werner Kirstein, nicht als Gutachter zu.

Auftritt Prorektor Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs. Er schreibt in einem internen Vermerk: “Probleme um den Arbeitskreis Kirstein und die widersprüchliche Antizipation in der Wissenschaftsgemeinschaft haben in der letzten Zeit eine starke Eskalation erfahren.”

Dekan Prof. Haase beruft einen neuen Gutachter aus der Fakultät sowie einen weiteren Externen. Sie werden dem Lager des IPCC zugerechnet.

Einer der beiden Gutachter bezeichnet sich schon mal gleich von vornhereinals nicht ausreichend kompetent für dieses Gebiet: “Leider sehe ich – als Meteorologe mit dem Fachgebiet atmosphärische Strahlung – nicht, wie ich den Aufgaben eines Kommissionsmitgliedes in diesem Fall voll gerecht werden kann…”

Abtritt neuer Gutachter. Von ihm kommt zufällig sein Dissertationsexemplar an die Öffentlichkeit mit wissenschaftlich präzisen handschriftlichen Randbemerkungen wie “Scheiße”, “Bullshit”, “lächerlich” und “Blödsinn”.

Auftritt nächster Gutachter, Prof. Dr. Martin Visbeck, Meereswissenschaftler am GEOMAR in Kiel. Das wiederum ist jener unabhängige Geist, der sich sicherheitshalber an die “autorisierten Informationen unserer Regierung hält”.

Sein Gutachten der Promotionsarbeit fällt entsprechend aus: “Ich bewerte die Dissertation insgesamt aufgrund der Quantität an neuen Erkenntnissen und Qualität der Bearbeitung mit nicht genügend.” Er schließt: “Von mir unbewertet bleibt der Schreibstiel der Arbeit.” (Text unkorrigiert)

Der Doktorand bemerkt anhand der handschriftlichen Anmerkungen, dass der Professor bereits nach wenigen Seiten aufhört, seine Anmerkungen hinzuzufügen.

Ein anderer Professor meint, dass der Doktorand den Treibhauseffekt nicht verstanden habe. Der allerdings spielt in der Arbeit keine Rolle. In der geht es “nur” um die Frage, wie genau denn die Temperaturen der vergangenen 150 Jahre mit den vorhandenen Meßmethoden gemessen worden sein konnten. Die Antwort überzeugt Klimaapostel nicht: “Die große Unsicherheit der Daten läßt keine Zuordnung von Ursachen zu.”

Also: Die Daten sind zu ungenau und haben zu große Meßungenauigkeiten, als daß aus ihnen Schlüsse gezogen werden dürften wie den vom Menschen verursachten Klimawandel.

Eine gefährliche Aussage, hängt davon doch Wohl und Wehe der Universität ab. Gibt es weitere Forschungsgelder oder nicht?

Auftritt Fakultätsrat: Die Dissertation wird abgelehnt!

Doktorand Michael Limburg widerspricht mit Hilfe seines Anwaltes: Zu viele formale Fehler in der Ablehnung!

Zehn Monate dauert es, bis die Fakultät auch diesen Widerspruch als unbegründet ablehnt. Laut Verwaltungsrecht darf sie selbst auch über den Widerspruch ihrer Ablehnung entscheiden, nicht ein externes Gericht.

Auftritt Verwaltungsgericht Leipzig. Der Doktorand hat Klage eingereicht, die Richter luden auch die Gutachter ein.

Doch zum Showdown im Gerichtssaal kommt es nicht mehr. Die Fakultät legt einen Vergleichsvorschlag vor: Die Universität zieht die Ablehnung der Arbeit zurück und entschuldigt sich beim Doktoranden für die Art und Weise der Durchführung des Promotionsverfahrens. Doch die Arbeit gilt damit als nicht eingereicht.

Nächster Ort der Handlung: nächste Universität, diesmal Technische Universität Clausthal. Die Professoren verweigern gar die Annahme der Arbeit. Sie lassen die gerichtliche Rücknahme der Ablehnung seitens der Universität Leipzig für sich nicht gelten.

Abgang entnervter Doktorand. Er stellt die Arbeit zur Diskussion ins Internet. Über die Arbeit und ihre Ergebnisse muss man diskutieren. Das ist Wissenschaft. Aber nicht ablehnen, weil sie nicht in das politische Konzept passt.

“Die Regierung hat doch abgesegnet!” Abgesang hochbezahlter Kader-Wissenschaftler, die einen skandalösen Umgang mit wissenschaftlicher Auseinandersetzung pflegen.

.. Szenenwechsel: Universität Marburg. Früher in ihrer großen Zeit wirkten hier Größen wie der Mediziner und Nobelpreisträger Emil von Bering (“Retter der Kinder”) oder der Chemiker und Nobelpreisträger Adolf Butenandt, der die Basis für die Anti-Baby-Pille legte.

Viele Professoren unterzeichneten seinerzeit übrigens die “Bekenntnisse der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat”.

Heute haben Gender-Dogmatiker das Ruder übernommen. Der Biologe Prof. Ulrich Kutschera von der Uni Kassel sollte in diesem Jahr den Eröffnungsvortrag zum Studium Generale halten. Er sagt in erfrischender Deutlichkeit, was er von dem Gender-Humbug hält: Die Gender-Ideologie “ist eine quasi-religiöse Weltanschauung” und eine “geistige Vergewaltigung des Menschen”….

Weiterlesen bei Tichys Einblick hier

Viele Dokumente zur Dissertationsvereitelung Limburg können Sie hier herunterladen. Bis ganz nach unten scrollen  

Update 4.6.16 zur heutigen und damaligen Lage der Potsdamer Säkularstation:

Wegen der Versuche einiger Kommentatoren dem Autor M. Limburg, wenn auch an einem völligen Nebenkriegsschauplatz, schlampige Recherche zu unterstellen und damit ihn und seine Arbeit insgesamt abzuwerten, finden Sie eine Gegenüberstellung der Säkularstation Potsdam mit ihrer Umgebung bei Gründung und heute. 

Abb 1: Bilder der Säkularstation Postdam und ihrer Umgebung von links nach rechts. Der Pfeil zeigt jeweils die Station.  Links oben: Google Earth Aufnahme der Gegenwart. Rechts oben. Lageansicht der Station aus einer Zeichnung des gesamten Gebietes auf dem Telegrafenberg, zum Zeitpunkt ihrer Gründung (Quelle: Hier). Unten: Ausschnitt aus der Website des PIK für die Station. Deutlich erkennbar: es handelt sich um einen Ausschnitt aus der Zeichnung rechts oben. Ebenso deutlich, während die Gegend der Säkularstation unterhalb bis weit nach links   gut bewaldet war, war dies bei und um die Station nicht so. Es wäre für den Zeichner sicher ein leichtes gewesen den Wald dort auch einzuzeichnen, wenn es ihn gegeben hätte.

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Technikfehler mit Technik bekämpfen,

….unter dieser Überschrift brachte die „Junge Freiheit“ vor kurzem  (6. Mai 2016) einen aktuellen Bericht über die jetzt laufenden Arbeiten in Tschernobyl. Wer Interesse an dem ganzen Artikel hat, kann sich melden, ich kann dann einen Scan schicken. Hier will ich jetzt mal die Stichpunkte zitieren.

 

Untertitel: „Trotz bedrückender Geschichten verbreitet der Betreiber Optimismus“.

„Das Resümee nach dem SuperGAU fällt trotz allem positiv aus: der Preis war hoch, doch es war Lehrgeld für die Welt“. Igor Gramotkin (der die Arbeiten dort leitet), sagt: „Wir wissen jetzt, dass am Ende selbst die Folgen einer solchen Katastrophe wie in Tschernobyl beherrschbar sind“.

 

Es wird die neue, zweite Schutzhülle beschrieben, 40.000 Tonnen scher, es ist das größte, jemals von Menschen gebaute bewegliche Konstrukt (beweglich, weil es dann über die Reaktor-Ruine geschoben wird). Die Kosten tragen die EU und Russland zum größten Teil(ca. 2 Milliarden so weit ich weiß, im Vergleich dazu, was uns die Energiewende jedes Jahr kostet geradezu Peanuts). Die neue Schutzhülle  wird im November 2017 über den Reaktor geschoben und ist für 100 Jahre ausgelegt, in diesem Zeitraum kann man dann im Innern einiges aufräumen, so ist die Einschätzung.

 

Wer zum ersten Mal nach Tschernobyl kommt wundert sich, wie nahe man herangehen kann, ohne jede Schutzausrüstung (ich hatte auch keine). Die radioaktive Belastung des Kraftwerkareals liegt nur unbedeutend höher als normal, man hat dort auch reichlich Boden ausgetauscht. In übrigen weiteren Bereich soll es aber noch vereinzelt Stellen geben, die eine  hohe Intensität haben (und andere fast keine), also sehr unregelmäßig. Der kontaminierte Niederschlag sinkt pro Jahr etwa 1 cm weiter tiefer in den Boden.Während auf dem Kraftwerksgelände kein Vogelschrei zu hören ist (Vögel sammeln sich lieber da, wo Menschen hausen, da gibt es was zu fressen), gedeiht das Wild in der Sperrzone wie sonst kaum in Europa (naja, da wird auch nicht bejagt, außerdem haben die Tiere das Glück, dass sie nicht lesen können. Es gibt viele interessante Untersuchungen und auch Filmberichte über die dort eingelebte Fauna, alle ehemaligen Zäune haben die Tiere längst entsorgt, die braucht man nicht. Die Fauna dort ist überraschend gesund. Naturschützer sorgen sich eher, weil Teile allmählich wieder von der Landwirtschaft übernommen werden sollen, dann ist das ganz freie Leben für die Tiere vorbei.).

 

Einen weltweiten Ausstieg aus der Kernenergie hält Gramotkin für ausgeschlossen (ich auch). Sein eigentliches Argument ist, dass der technische Fortschritt zu allen Zeiten stärker war als jeder Widerstand (nur in Deutschland hinken wir da deutlich hinterher). Der steigende Energiebedarf der Menschheit wird anders nicht zu decken sein. Nach dem Untergang der Titanic hat man auch nicht beschlossen, die Seefahrt endgültig aufzugeben, natürlich nicht, aus Unfällen muss die Menschheit eben lernen, und das kann sie auch, ein Argument, das ich in meinen Vorträgen auch so bringe.

 

Das zu dem Artikel, und dabei kann ich dann berichten, dass ich mir im Sommer vor zwei Jahren auch so einen Ausflug gegönnt habe, wird von Touristik-Unternehmen so angeboten. Wir waren eine Gruppe von etwa 12 Leuten (ein Japaner wie immer auch dabei) und starteten in einem Kleinbus in Kiew. Es gibt zwei Sperrzonen jeweils mit einem Schlagbaum, eine äu0ere von 30 km und eine innere von 10 km, da ging es aber recht unverkrampft zu. Die äußere Zone ist seit einigen Jahren wieder bewohnt (eine Führerin wohnte auch dort), man sieht die verkommenen Ruinen (Hütten der Bauern) und dazwischen schmucke neue Häuschen, die Ruinen machen einen düsteren Eindruck, aber eben weil die Gebäude über Jahrzehnte verlassen sind und weil, eine russische Sitte, die Leute beim Umziehen Fenster und Türen mitgenommen haben (die waren Mangelartikel im Sozialismus, diese Sitte hat sich so erhalten), da bleibt dann nur das Mauerwerk stehen..

 

In der inneren Zone hat die Führerin (in einem ehemaligen Kindergarten) Messungen gemacht, direkt über dem Boden ist die Strahlung etwa doppelt so stark wie bei einem Interkontinentalflug, in der Luft selbst gibt es keine erhöhte Radioaktivität, deshalb gibt es auch keinerlei Schutzkleidung. Wir wanderten auch durch die Gebäude der verlassenen Stadt (Pripjat), ein merkwürdig unaufgeräumter Eindruck, teilweise wachsen die Bäume vom Wald in die Gebäude hinein, die Natur holt sich ihren Teil zurück. Manche Zerstörungen im Innern, weil man beim Auszug ziemlich rabiat abgebaut hat, mitnehmen konnte man, da die Aktivität ja nur außerhalb der Gebäude war. Ich hatte einen einfachen Geigerzähler mit und dann auch Messungen gemacht, auf einer Straße war einfach nichts mehr zu messen, das war schon richtig enttäuschend (da hatte man neu asphaltiert), aber der Führer war so nett und tröstete mich und führte mich durch ein Waldstück zu einem alten Sportgelände (betonierter Boden), da konnte ich dann endlich mal noch einen Ausschlag beobachten.

 

Man kann bis etwa 200 m an den Reaktor 4 heran (da bin ich auf dem Bild), und wir wanderten auch durch den berühmten Spielpark, ich gönnte mir den Jux, mich mal in einen Autoscooter zu setzen, die fahren allerdings nicht mehr, und einige von uns sind dann auch auf dem Riesenrad herumgeklettert, immerhin, der Eintritt ist jetzt frei, das wollte ich aber nicht auch noch.

 

Die riesige neue Hülle überragt vieles und ist weit zu sehen, eigenartig nur, es waren keine Arbeiter zu sehen, vermutlich weil Urlaubszeit war, die wird dort sehr ausgedehnt genossen. Am späten Nachmittag ging es dann zurück, wir hatten noch einen Imbiss in einem Restaurant in der äußeren Sperrzone, und man fährt an dem unvermeidlichen Lenin-Denkmal vorbei, das steht da immer noch, da müsste man gründlicher dekontaminieren, vor allem ideologisch. Bei jeder der beiden Kontrollposten gibt es zum Ausgang eine Messstelle, durch die man durch muss, aber die Ergebnisse waren bei allen unserer Teilnehmer im normalen Bereich. Gut, gründlich messen, das schadet ja nicht.

 

Alles zusammen für einen Physiker ein interessanter Ausflug, und an diesem Spätsommertag hatten wir schönes Wetter, das einzige, was richtig strahlte, war die Sonne, und das haben wir dankbar genossen.