Überraschung zum Winterauftakt: Die Schneebedeckung Eurasiens trotzt dem „Klimawandel“- eine Ursachenforschung

Bild rechts: Riesen-Kontinent: Weite Teile des nördlichen und östlichen Eurasiens von Skandinavien über Russland, die Ukraine und Zentralasien bis hin nach Nordchina und Nordjapan sind im Winter schneebedeckt. Bildquelle: images.google.de

Seit vielen Jahren verhält sich die von Schnee bedeckte Fläche Eurasiens widersprüchlich. Im Spätherbst jagt ein Rekord den nächsten; auch 2016 war die Schneebedeckung sehr ausgedehnt und hatte mit 13,48 Millionen Km² im Oktober einen der höchsten Werte seit Aufzeichnungsbeginn erreicht. Die folgende Abbildung veranschaulicht die schon sehr massive Ausdehnung der Schneeflächen am 1. November:

Abbildung 1: Schneebedeckung (weiß) der Nordhalbkugel am 1. November 2016. Gelb ist das Meereis dargestellt. Quelle: USA- Wetterdienst (NOAA)

Dieser Trend zeigt sich schon seit dem Erfassungsbeginn der Schneebedeckung im Winter 1966/67; ebenso der zur deutlichen Abnahme der Schneebedeckung im Frühjahr. Die folgende Ursachenforschung beginnt aber erst mit dem Jahr 1978, weil fast alle hierfür benötigten Datensätze erst seit dieser Zeit einigermaßen lückenlos verfügbar sind. Zunächst soll daher die Entwicklung seit dem Winter 1977/78 gezeigt werden (Abbildung 2):

Abbildung 2: Seit 1978 wuchs die Schneefläche Eurasiens im Spätherbst (braun) tendenziell um etwa 3,25 Millionen Km², das entspricht der gut 9- fachen Fläche Deutschlands. Im Winter vergrößerte sie sich um gut 1 Million Km², während sie im März/April (hellgrün) um mehr als 2 Millionen Km² abnahm (im gesamten Frühling um knapp 2,5 Mio. Km²).

Doch welche Faktoren lösten dieses unterschiedliche jahreszeitliche Verhalten aus?

Der jahreszeitliche Trend der Lufttemperaturen im nördlichen Eurasien

Der Einfachheit halber wurde auf die aerologischen Daten des NOAA zurückgegriffen und das Flächenmittel der Lufttemperatur für die 1000 hPa- Fläche berechnet, welches grob nur etwa 100 Meter über dem Meeresspiegelniveau liegt und gute Rückschlüsse auf die in 2 Metern Höhe herrschenden Temperaturverhältnisse erlaubt. Die Berechnung erfolgte für den Sektor 40°N 0°E bis 70°N 180°E, welcher bis auf wenige Ausnahmen die im Spätherbst und Frühling vom Schnee bedeckten Gebiete erfasst (im Winter kann die Schneebedeckung durchaus zeitweise auch viel weiter südwärts reichen, und im hohen Norden setzt sie schon Ende September ein und verschwindet erst Ende Mai/Anfang Juni, während die höheren Berge Zentralasiens ganzjährig schneebedeckt bleiben). Die folgende Kartenskizze zeigt den Sektor:

Abbildung 3: Sektor für die Temperaturmittelberechnung des nördlichen Eurasiens.

Einem leichten, nahezu gleich verlaufenden Temperaturanstieg im Spätherbst und zeitigen Frühling von je etwa 1,8 K steht ein kaum merklicher, nicht signifikanter Anstieg der Wintertemperaturen von 0,4 K gegenüber:

Abbildung 4: Kaum winterliche Erwärmung des nördlichen Eurasiens, aber leichte Erwärmung im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst.

Bei monatsweiser Betrachtung ergeben sich enorme Unterschiede zwischen September, Oktober sowie April einerseits (+1,9 und je + 1,8 K) und Dezember sowie Februar andererseits (+0,5 und +0,3 K). Warum es diese sehr unterschiedlichen Erwärmungsraten gab, ist unklar; allerdings könnten sie ein weiterer Hinweis auf die fehlende oder unbedeutende Erwärmungswirkung des CO2 sein, zumal dessen Konzentration auf der Nordhalbkugel gerade im September/Oktober ja am geringsten ist. Die leicht steigenden Temperaturen des Frühlings können die Abnahme der Schneebedeckung im Lenz nicht vollständig erklären, denn in dieser Zeit, speziell im März/April, ist es etwas kälter als im Spätherbst, und da nahm ja die Schneebedeckung trotz ebenso steigender Temperaturen massiv zu.

Die Niederschlagsverhältnisse

Leider war für die Niederschläge kein Flächenmittel verfügbar. Es wurde daher ein Mittel aus 22 halbwegs vollständigen Datensätzen berechnet, das natürlich für einen derartigen Riesenkontinent nicht repräsentativ sein kann, aber zumindest grobe Anhaltspunkte darüber vermittelt, wie sich die Niederschlagsverhältnisse entwickelt haben könnten. Die Liste der verwendeten Stations- Datensätze ist dem Anhang zu entnehmen. In 17 Fällen zeigte sich eine mehr oder weniger deutliche spätherbstliche Niederschlagszunahme, nur in 4 Fällen eine geringe Abnahme, in einem Fall Stagnation. Und im Vorfrühling (Februar/März), in welchem die Niederschläge in den meisten Gebieten noch ganz oder zumindest überwiegend als Schnee fallen, ergab sich bei 15 Fällen eine Zunahme. Die 4 Stationen mit geringer spätherbstlicher Niederschlagsabnahme lagen allesamt nördlich des 59. Breitengrades in Russland und damit in sehr kalten Regionen, in denen ab Ende September meist schon überwiegend bis ins Flachland Schnee fällt und sich nahezu immer schon im Oktober eine geschlossene Schneedecke bildet, selbst bei etwas weniger Niederschlag. Weiter südwärts, wohin sich ja die Schneebedeckung im fortschreitenden Spätherbst ausdehnt, zeigten alle Stationen eine spätherbstliche Zunahme der Niederschlagsmengen. Diese Zunahme kann also eine wesentliche Ursache der ausgedehnteren Schneebedeckung sein; während sich die Abnahme der Schneebedeckung im Frühjahr wohl nicht aus den Niederschlagsverhältnissen erklären lässt. Die Niederschlagstrends des Stationsmittels sind der folgenden Grafik zu entnehmen:

Abbildung 5: Die nicht repräsentative Mittelung aus 22 Stationen deutet auf eine überwiegende Niederschlagszunahme im Spätherbst, Winter und Vorfrühling hin.

Die Sonnenscheindauer

Daten der Sonnenscheindauer sind noch viel rarer und noch weniger zuverlässig, als die für den Niederschlag. Trotz intensiver Suche fanden sich nur 9 brauchbare Datensätze (Liste im Anhang). Deren Mittelung ergab eine geringe Abnahme der Sonnenscheindauer im Spätherbst; im Winter blieb sie nahezu unverändert, während sie in allen Frühlingsmonaten merklich zunahm. Von den 9 Datensätzen zeigten 7 eine meist deutliche Zunahme im Frühling, lediglich in Bor/Russland und in Sapporo/Japan gab es eine merkliche Abnahme, die nur in Sapporo auch in allen übrigen Jahreszeiten zu beobachten war. Und 5 Datensätze zeigten eine spätherbstliche Abnahme der Sonnenscheindauer; nur in Deutschland sowie in Busan/Korea nahm sie um je 16 Stunden zu; in Omsk und in Bor blieb sie mit +/- 1 Stunde nahezu unverändert. Auch hier gilt also: Keine Repräsentanz, keine Signifikanz, aber immerhin ein erster Hinweis, dass weniger Besonnung im Spätherbst und vor allem mehr Besonnung im Frühling die Schneeverhältnisse beeinflusst haben könnte:

Abbildung 6: Die nicht repräsentative Mittelung aus 9 Stationen weist auf eine geringe Abnahme der Sonnenscheindauer im Spätherbst um etwa 10 Stunden, aber auf eine merkliche Zunahme im Frühling um etwa 37 Stunden, hin. Alle 3 Frühlingsmonate wurden sonniger, besonders der März und der Mai.

Die hier gefundenen Hinweise werden durch andere wissenschaftliche Studien erhärtet. Folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der gemittelten jährlichen Sonnenscheindauer mehrerer eurasischer Stationen in Stunden pro Tag:

Abbildung 7: Mittel der täglichen Sonnenscheindauer (Stunden) pro Jahr mit Beobachtungswerten aus Odessa, Moskau, Tartu (Estland), der Schweiz und Tateno/Japan. (Quelle http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2008JD011290/full#footer-citing ).

Weltweit nahm außerdem die kurzwellige solare Einstrahlung, welche ein wesentlich genaueres Maß als die Sonnenscheindauer ist, seit den frühen 1980er Jahren merklich zu:

Abbildung 8: Weltweit mehr Sonneneinstrahlung. Das erklärt, warum es insgesamt- auch in Eurasien- etwas wärmer wurde. Quelle http://static.skepticalscience.com/pics/Surface_Solar_Radiation.gif

Es versteht sich von selbst, dass zunehmende Sonnenscheindauer und Globalstrahlung im Frühling mit seinen langen Tagen einen viel größeren Einfluss auf die Temperaturverhältnisse und die Schneebedeckung ausüben als im Spätherbst mit seinen kurzen Tagen und der nur noch tief stehenden Sonne.

Ein Blick über den großen Teich

In Nordamerika zeigt die Schneebedeckung ein dem eurasischen Kontinent ähnelndes Verhalten. Stellvertretend und ohne näher darauf einzugehen, seien hier nur die Trends für November und April seit 1966 gezeigt:

Abbildungen 9a und 9b: Wie in Eurasien, so nahm auch in Nordamerika die von Schnee bedeckte Fläche im Spätherbst (November, oben) zu und im Frühling ab (April, unten). Quelle: NOAA

Beeinflusst die spätherbstliche Schneebedeckung Eurasiens die Wintertemperaturen in Deutschland?

Anlässlich des Winterbeginns soll abschließend noch diese Grafik gezeigt werden:

Abbildung 10: Trotz der wachsenden eurasischen Schneebedeckung im Spätherbst (rotbraun) stiegen die Temperaturen (DWD- Mittel) der Folgemonate Dezember (dunkelblau) und Januar (hellblau) seit 1972 geringfügig an; zum Dezember besteht keinerlei Zusammenhang; während zum folgenden Januar gar ein (nicht signifikanter) positiver Zusammenhang ermittelt wurde; eine umfangreiche spätherbstliche Schneebedeckung deutet sehr vage auf einen eher milden Januar hin- doch für eine brauchbare Prognose ist der Zusammenhang viel zu schwach.

Zusammenfassung

Der angebliche „Klimawandel“ führte bislang nicht zu einer generellen Abnahme der von Schnee bedeckten Flächen in Eurasien und Nordamerika. Einer merklichen Zunahme besonders im Spätherbst, doch auch im Winter, steht eine Abnahme im Frühling gegenüber. Als Hauptursachen deuten sich Kombinationswirkungen aus steigenden Niederschlagsmengen bei geringerer Sonnenscheindauer im Spätherbst sowie eine stark zunehmende Sonnenscheindauer in allen Frühlingsmonaten an; wobei diese Zusammenhänge noch intensiver erforscht werden müssen. Möglicherweise unterliegt die Ausdehnung der Schneebedeckung periodischen, natürlichen Schwankungen; welche sich aber nicht ermitteln lassen, weil erst seit den späten 1960er Jahren Daten vorliegen.

Anhang

Stationsliste (Niederschlag)

DWD- Flächenmittel für Deutschland

Vardo/Norwegen WMO- ID-Nr. 01098

Sodankyla/Finnland WMO- ID-Nr. 02836

Vytegra/Russland WMO- ID-Nr. 22837

Nar’Jan-Mar/Russland WMO- ID-Nr. 23205

Bor/Russland WMO- ID-Nr. 23884

Viljujsk/Russland WMO- ID-Nr. 24641

Ojmjakon/Russland WMO- ID-Nr. 24688

Jakutsk/Russland WMO- ID-Nr. 24959

Leningrad-St. Petersburg/Russland WMO- ID-Nr. 26063

Omsk/Russland WMO- ID-Nr. 28698

Chita/Russland WMO- ID-Nr. 30758

Kiev/Ukraine WMO- ID-Nr. 33345

Semipalatinsk/Kasachstan WMO- ID-Nr. 36177

Tashkent/Usbekistan WMO- ID-Nr. 38457

Busan/Korea WMO- ID-Nr. 47159

Sapporo/Japan WMO- ID-Nr. 47412

Hailar/China WMO- ID-Nr. 50527

Qiqihar/China WMO- ID- Nr. 50745

Kashi/China WMO- ID- Nr. 51709

Shenyang/China WMO- ID- Nr. 54342

Beijing/China WMO- ID- Nr. 54511

Stationsliste (Sonnenscheindauer)

DWD- Flächenmittel für Deutschland

Vytegra/Russland WMO- ID-Nr. 22837

Nar’Jan-Mar/Russland WMO- ID-Nr. 23205

Bor/Russland WMO- ID-Nr. 23884

Leningrad-St. Petersburg/Russland WMO- ID-Nr. 26063

Omsk/Russland WMO- ID-Nr. 28698

Tashkent/Usbekistan WMO- ID-Nr. 38457

Busan/Korea WMO- ID-Nr. 47159

Sapporo/Japan WMO- ID-Nr. 47412

Stefan Kämpfe, Diplom- Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Ausdehnung des Antarktischen Meereseises ähnlich wie vor 100 Jahren

Antarktische Meereisbedingungen im Shackleton Tagebuch spiegelten die Bedingungen von heute wieder, entsprechend einer neuen Studie unter Verwendung der Logbücher, die durch Shackleton zusammengestellt wurden, zusätzlich zu den Daten von anderen bemerkenswerten Antarktikausflügen während des frühen 20. Jahrhunderts.

Der Forschungsleiter Dr. Jonathan Day und sein Team waren die ersten, die die Antarktis Meereis Bedingungen für die 1930er Jahre berechneten. Dr. Days Schätzungen der Meereis Ausdehnung reicht von 8,5 bis 11,1 Millionen Quadratkilometer und das Eis wuchs weiter bis die 1950er Jahre.

Wissenschaftler haben das antarktischen Meereisniveau erst ab den 1950er Jahren betrachtet, was [in den folgenden Jahren] einen relativen Rückgang des Meereises zeigt. Aber Dr. Days Studie zeigt, dass das aktuelle antarktische Meereis " nur 14 Prozent geringer ist als bei der größten Ausdehnung in den 1900er und 12 Prozent größer ist als die geringste Ausdehnung."

Warum ist das bedeutsam? Es bedeutet, dass das Antarktische Meereis während des 20. Jahrhunderts aufgrund von natürlichen klimatischen Verschiebungen und nicht aufgrund von Menschen verursachter Erwärmung fluktuiert hat.

"Wir wissen, dass das Meereis in der Antarktis in den vergangenen 30 Jahren leicht zugenommen hat, als die Satellitenbeobachtungen begonnen haben" sagt Dr. Day gemäß The Telegraph. "Wissenschaftler haben gerungen, um diesen Trend im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zu verstehen, aber diese neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es vielleicht nichts Neues ist."

Die MV Akademik Shokalskiy ist im Eis der Antarktis gestrandet, 29. Dezember 2013. Ein antarktischer Blizzard hat einen australischen Eisbrecher gestoppt, der das russische Schiff, das für eine Woche mit 74 Personen an Bord im Eis eingeschlossen war, zu erreichen. Die Aurora Australis musste wegen der schlechten Sichtbarkeit, etwa 18 Seemeilen von der gestrandeten Akademik Shokalskiy ins offene Wasser zurückkehren, so die koordinierende australische Seefahrtsbehörde (AMSA) gegenüber Reuters. Bild vom 29.12.2013, REUTERS/Andrew Peacock

[Eike berichtete darüber]

Es sollte nicht passieren: Ein Schiff voller Wissenschaftler und Umweltaktivisten, mitten im dortigen Hochsommer wurden in die Antarktis gesandt, um das Abschmelzen des Eises infolge der globalen Erwärmung zu dokumentieren, ist im Eis stecken geblieben – bei fürchterlicher Kälte.

Und dann ist das zur Rettung herbei eilende Schiff ebenfalls stecken geblieben!

"Wenn das Eisniveau vor einem Jahrhundert so gering war, wie in dieser Studie geschätzt, dann kann eine ähnliche Zunahme möglicherweise zwischen damals und der Mitte des Jahrhunderts aufgetreten sein, als frühere Studien suggerierten, das die Eisniveaus weit höher waren," fügte er hinzu.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Antarktische Meereis weit weniger durch menschengemachte Erwärmung beeinflusst wird als das Meereseis der Arktis.

Die Ausdehnung des arktischen Meereises ist seit 1979 um mehr als 7 Prozent pro Jahrzehnt geschrumpft, während das Antarktis-Meereis tatsächlich etwa ein Prozent pro Jahrzehnt gewachsen ist – trotz gegenteiliger Prognosen der meisten Klimamodelle.

Eine NASA-Studie von 2015 fand, dass sich die Masse der Eisdecke der Antarktis im Zeitraum von 1992 bis 2008 vergrößert hat. Die Studie fand, dass die Zugewinne an Eis in der Ost-Antarktis den Eisverlust von schmelzenden Gletschern im Westen überwiegen.

Dr. Days-Studie kommt kurz nachdem die British Antarctic Survey (BAS) [Polarforschungsprogramm von Großbritannien] herausfand, dass die Schmelze am Südpol von einem El Nino während der 1940er Jahre verursacht wurde und nicht durch vom Menschen verursachten Klimawandel.

Der Pine Island Gletscher begann etwa 30 Jahre vor dem modernen Erwärmungstrend zu schmelzen, der in den späten 1970er Jahren begann.

"Eine signifikante Bedeutung unserer Ergebnisse ist, dass, sobald ein Rückzug von Eisschollen in Bewegung gesetzt wird, es für Jahrzehnte so weitergehen kann, auch wenn das, warum es anfing, nicht schlimmer wird", sagte NASAs Bob Bindschadler, ein Mitverfasser des Berichts, in einer Erklärung.

Gefunden auf The Daily Caller

Übersetzt durch Andreas Demmig

http://dailycaller.com/2016/11/25/antarctic-sea-ice-extent-similar-to-what-it-was-100-years-ago




Wählt bekennende Energiewende-Gegner in die Parlamente!

Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin – Worte zur Eröffnung der VIII. Wahlperiode 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bezirksverordnete, liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, liebe Gäste und Vertreter der Medien, 

als Alterspräsident habe ich die Ehre, gemeinsam mit den beiden jüngsten Stadtverordneten,  die Konstituierende Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin in der VIII. Wahlperiode zu eröffnen und bis zum Tagesordnungspunkt 4.1  – Wahl eines neuen Bezirksverordnetenvorstehers – zu leiten. 

Nun gibt es in deutschen Volksvertretungen den guten Brauch, dass der Alterspräsident zu Beginn einer Legislatur das Wort erhält. Ich will hier keine Grundsatzrede halten, aber doch auf einige Entwicklungen der letzten Jahre eingehen, die nicht nur die Menschen in unserem Stadtbezirk, in unserer Heimatstadt Berlin, sondern in ganz Deutschland bewegen, und warum unter anderem ich als Ältester der Bezirksverordneten heute hier stehe und meine Fraktion gleich mir 12 Vertretern in die BVV von Treptow-Köpenick eingezogen ist . 

Zunächst möchte ich ein paar Worte über meinen Lebensweg im Ostteil des lange Jahre geteilten Berlins verlieren.

Ich bin seit über 50 Jahren verheiratet, habe  mit meiner Frau 3 Kinder großgezogen, und mit 6 Enkelkindern und 2 Urenkeln noch eine halbwegs  glückliche Familie und ein weites Betätigungsfeld. Nach dem Abitur 1958 habe ich 2 Jahre „freiwillig“ in der Nationalen Volksarmee gedient, um einen Studienplatz zu bekommen. Ich habe Chemie und später noch Elektrotechnik studiert und konnte mich dann im Kombinat NARVA Berliner Glühlampenwerk an der Warschauer Straße 24 Jahre in der Forschung und Entwicklung, zum Schluss als Leiter der Abteilung „Entwicklung Werkstoffe und Verfahren“, mehr oder weniger erfolgreich auf die fachliche Arbeit konzentrieren. Ganz bewusst habe ich eine kritische Distanz zum realen Sozialismus a la DDR gehalten. Ich bin weder in die SED noch in eine der Blockparteien eingetreten. Meine Frau und ich sind nicht aus der Kirche ausgetreten, die Kinder sind getauft und wurden konfirmiert, verbunden mit Nachteilen in ihrer Ausbildung und in meinem beruflichen Fortkommen. 

1989 ging dann alles sehr schnell. Die friedliche Revolution fegte praktisch über Nacht das Unrechtsregime der DDR hinweg. Groß war die Freude über die endlich errungene Freiheit und voller Optimismus habe ich mich  entschieden, eine Firma zum Lampenrecycling in Strausberg aufzubauen, nachdem klar war, dass NARVA Berlin keine Überlebenschance hatte. Etwa 5 Millionen DM haben wir in moderne umweltverträgliche Gebäude und Anlagen investiert und neue Arbeitsplätze in dem von hoher Arbeitslosigkeit geprägten  Kreis Strausberg (später Märkisch-Oderland)  geschaffen. Der damalige Umweltminister-Minister im Land Brandenburg Matthias Platzeck hat die Firma WEREC GmbH Berlin 1993 eingeweiht. 1993 erhielt ich den Berliner Umweltpreis, übereicht durch den Umweltsenator für Stadtentwicklung und Umweltschutz Volker Hassemer, und 1994 den Umweltschutzpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, den ich aus den Händen des Präsidenten Tyll Necker (verstorben 2001) und dem Bundesumweltminister Klaus Töpfer erhielt. Dann habe ich die Arbeitsgemeinschaft „Lampen-Verwertung im Fachverband Elektrische Lampen“ im ZVEI e.V. mit gegründet und bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand 2003 geleitet. In dieser Zeit ist in Deutschland das flächendeckende Sammel- und Recycling-System für die quecksilberhaltigen Entladungslampen aufgebaut worden. Ich lernte also noch die Welt aber auch die Höhen und Tiefen der kapitalistischen Produktionsweise (Marktwirtschaft) von der Pike auf kennen, war also nicht mehr nur gelernter Ossi, sondern kann mich seither auch erfolgreich auf der gesamtdeutschen Ebene bewegen. 

Als Rentner hatte ich nun Zeit mich mit den Dingen näher zu beschäftigen, die in mir zunehmend Zweifel an der Politik der Bundesregierungen und der Berlinern Senate hat aufkommen lassen. Beispielhaft will ich hier näher auf ein Themenfeld eingehen, das mich persönlich als Naturwissenschaftler, Ingenieur und Lichttechniker beschäftigt und zunehmend meinen Unmut ausgelöst hat. Es geht um die deutsche Energie- und Klimapolitik, die gerade in diesem Jahr sowohl im Bund als auch in Berlin in eine neue Phase eingetreten ist. Diese  wird die ganze Republik und auch Berlin bis hinein in unseren Bezirk Treptow-Köpenick in der kommenden Legislaturperiode  bis 2021 belasten und, wenn sie denn wie geplant umgesetzt wird, in dem Zeitraum bis 2050 völlig umgestalten. Gegen diese geplante Große Transformation der gesamten deutschen Wirtschaft und Gesellschaft werden die gegenwärtigen Probleme verblassen.   

·      Im Jahr 2000 wurde das s.g. Erneuerbare Energien-Gesetz  (EEG) verkündet, das in der Zwischenzeit eines der sichersten und kostengünstigsten Energieversorgungssysteme der Welt in große technische und wirtschaftliche Schwierigkeiten  geführt hat. Die EEG-Umlage steigt 2017 auf 6,880 ct/kWh mit Mehrwertsteuer sind das 8,187 ct/kWh. Das sind fast 1/3 des Strompreises. 2017 werden die Stromverbraucher 24 Mrd. € nur an EEG-Umlage an die Profiteure der Energiewende bezahlen müssen. Die größte Umverteilung von unten nach oben aller Zeiten in Deutschland, die gerade die Geringverdiener, die Sozialhilfeempfänger und Mindestrentner immer stärker belastet.

·      Während des letzten Berliner Wahlkampfs 2011 wurde von der Bundeskanzlerin die Energiewende ausgerufen, um einen grünen Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg zu verhindern. Heute ist die CDU dort der Juniorpartner der Grünen. Die gegenüber der rot-grünen Vorgängerregierung weiter verkürzten Laufzeiten der Kernkraftwerke führten seitdem wieder zu einem Anstieg der CO2-Emissionen in Deutschland. Die Kohlekraftwerke müssen nun den fehlenden Strom ersetzen, da trotz des großen Zubaus von Windkraft- und  Photovoltaikanlagen die ständig schwankenden und nicht planbaren erneuerbaren Energien die Lücke nicht schließen können.

·      Kurz vor den Wahlen hat das Berliner Abgeordnetenhaus, weitgehend in der Öffentlichkeit verschwiegen, das Berlinern Energiewendegesetz (EWG Bln) verabschiedet, das gesetzlich das Erreichen der  Klimaneutralität für Berlin bis 2050 vorschreibt. Diese Klimaneutralität kann nur durch die so genannte Dekarbonisierung durchgesetzt werden. Die einzige „Opposition“ kam von den Grünen, die die Absenkung der CO2-Emissionen nicht nur auf größer 85% festschreiben wollten sondern auf mehr als 95%. Da ein Mensch im Jahr etwa 400 kg an CO2 ausatmet, jeder Person aber nur 1000 kg als so genannten CO2-Fussabdruck 2050 zugestanden wird, bleibt also kein Freiraum für jegliche Aktivitäten, die mit der Verbrennung fossiler Energieträger in Zusammenhang stehen.

·      Hecktisch wurden von der Bundesregierung die Weichen für das Klimaneutrale Deutschland 2050 ebenfalls gestellt.  Am 22. September 2016 beschloss der Bundestag die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens vom Dezember 2015 einstimmig, was stark an die Abstimmungen in der Volkskammer der DDR erinnert. Damit hat sich nun ganz Deutschland dazu verpflichtet 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Das soll mit Hilfe des Klimaschutzplans 2050 umgesetzt werden, der bereits als Entwurf des BMUB vorliegt  und  nach Abstimmung in den Ministerien als Verordnung der Bundesregierung in Kraft gesetzt werden soll. Dem Bundestag wurde der Entwurf „großzügig“ zur Kenntnis gegeben. Das Vorhaben der Dekarbonisierung ist auch unter dem Begriff „Große Transformation“ bekannt. Da gibt es das 446-seitige Hauptgutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung  Globale Umweltveränderungen“ (WBGU), in dem detailliert die erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung beschrieben sind. Wichtig ist noch zu wissen, dass in dem Hauptgutachten behauptet wird, dass die materiellen Ressourcen der Erde nicht dafür ausreichen, die gesamte Erdbevölkerung auf das hohe Lebensniveau der westlichen Staaten anzuheben. Deswegen muss eine Umverteilung von den reichen zu den armen Völkern erfolgen, was natürlich eine Absenkung des Lebensstandards in den wohlhabenden Ländern erfordert. Da die Autoren wissen, dass die völlige Umgestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft nicht mit einem vom Volk gewählten Parlament und schon gar nicht über eine Volksbefragung zu machen ist, wird immer wieder nebulös vom „Gestaltenden Staat“, von Pionieren des Wandels und den gesellschaftlichen Akteuren, die den Wandel wagen, gesprochen. Solche autokratischen und diktatorischen Strukturen kennen speziell wir als gelernte Ossis noch sehr gut. 

Es gibt eine Reihe weiterer Problemfelder in der Politik, die in den vergangenen Jahren die Bürger zunehmend beunruhigen, und von denen ich hier einige aufzähle:

·      Die Einführung des Euro als Bargeld 2002 über die Köpfe der Menschen hinweg

·      Die Bildung eines Euroraumes aus wirtschaftlich starken und wirtschaftlich schwachen Ländern ohne gemeinsame Finanzverwaltung. Der Euro wurde zum Spaltpilz in Europa

·      Das Brechen der Defizitquote von 3% bei den Staatsausgaben zuerst von Deutschland, dann in großem Maßstab von andern Ländern nachgemacht. Die No-Bailout-Klausel, die besagt, dass kein Staat die Schulden eines anderen Landes übernehmen darf, steht nur noch auf dem Papier. Die  Sparguthaben der Bürger, Pensions- und Rentenfonds werden entwertet.

·      Die Entwicklung der EU zu einem undemokratischen Konstrukt mit einem großen Wasserkopf. Die Mitgliedsstaaten werden oft mit sinnlosen bürokratischen Verordnungen überzogen.  Die zunehmenden Zerfallstendenzen der EU sind scheinbar nicht mehr aufzuhalten.

·      Die Gefährdung der inneren Sicherheit einschließlich die zunehmende Bedrohung durch islamistischen Terror

·      Die Vernachlässigung der traditionellen Familie

·      Schließlich die Migrantenkrise, das Ausrufen eines bedingungslosen Willkommens durch die Bundeskanzlerin ohne die Verteilung der Flüchtlinge mit den EU-Staaten zu vereinbaren und weitgehend ohne Grenzkontrollen. Die ganze Bürde muss nun von Deutschland über Jahre hinweg getragen werden. 

Das alles führte zunehmend zu Verdruss in der Bevölkerung. Insbesondere seitdem die große Koalition im Bund und auch in Berlin regiert gibt es praktisch keine Opposition in den Parlamenten. Die CDU hat mit ihrer Besetzung  links-grüner Politikfelder auf der rechten Seite eine große Lücke aufgemacht, und  damit einem großen  Teil der Gesellschaft keine Heimat mehr geboten. Der Politikverdrossenheit nahm  immer mehr zu. Die Wahlbeteiligung erreichte Tiefststände. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Kräfte im Volk, die sich von keiner der etablierten Parteien mehr vertreten fühlten und praktisch keine Wahl mehr hatten, zusammengefunden haben und eine neue demokratische und auf dem Grundgesetz stehende Partei, die Alternative für Deutschland, gründeten. Das sind die Gründe, warum ich vor gut 3 Jahre im Alter von 73 Jahren das erste Mal in eine politische Partei eingetreten bin und heute hier 12 neue Bezirksverordnete eingezogen sind.  Überall da, wo Wahlen in Deutschland stattgefunden haben, hat uns ein zunehmend großer Anteil der Wähler das Vertrauen gegeben. Aus allen großen Parteien sind die Wähler zu uns gekommen, und wir sind stolz, das wir schon einen bedeutenden Teil der Nichtwähler wieder an die Wahlurnen zurückgeholt haben. Schon alleine unsere Existenz und unser Grundsatzprogramm, das für fast alle Politikfelder solide Lösungsvorschläge anbietet, wirken. Selbst die Bundeskanzlerin hat bis auf die Obergrenze die von uns geforderten Maßnahmen zur Lösung der Migrantenkrise angenommen. Wir sind nicht das Volk aber wir sind aus der Mitte des Volkes. Wir haben das Recht und die Pflicht, die Sorgen und Nöte unserer Wähler öffentlich zu machen im demokratischen Wettstreit auf eine Veränderung zu dringen. 

Ich denke, ich kann hier für die Bezirksverordneten der AfD in Treptow-Köpenick sprechen und ihnen versichern, dass wir angetreten sind, mit den Mitgliedern der anderen Fraktionen fair und sachlich an einer Lösung der vielen praktischen Aufgaben und Probleme in unserem Stadtbezirk mitzuarbeiten.  Wir wollen für die Bürger da sein.

Wir werden uns da, wo es notwendig ist, auch politisch um den richtigen Weg streiten, aber auch das wollen wir mit Anstand und Respekt vor dem politischen Kontrahenten tun.  Wir bitten auch um Verständnis, dass die meisten von uns noch in keiner Volksvertretung mitgearbeitet haben. Wir bemühen uns aber, schnell den Anschluss an die Routine der parlamentarischen Arbeit zu finden.  Wir wollen unseren Sachverstand und die Erfahrungen aus dem täglichen Leben einbringen. 

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Start in die VIII. Wahlperiode und dass wir durch unsere Arbeit dazu beitragen, dass unsere Bürger gerne in Treptow-Köpenick leben, dass sie erfolgreich ihrer Arbeit nachgehen und die Freizeit genießen können, dass wir ein kinderfreundlicher Bezirk für die Familien und alle Alleinerziehenden  bleiben und dass unsere  ältere Generation in Zufriedenheit ihren Ruhestand gestalten kann. 

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit 

Burkard Reimer

Alterspräsident 

Berlin, 27. Oktober 2016




Wählt bekennende Klimaskeptiker in die Parlamente!

Die politischen Parteien werden bei der Aufstellung ihrer Kandidaten von Amts wegen bevorzugt behandelt. Ihre Kandidaten brauchen nur ausreichend Stimmen ihrer Parteifreunde und kein Quorum mit Unterstützungsunterschriften aus der Bevölkerung. So etwas benötigt nur ein parteiloser Einzelkandidat. Dieses Quorum auf einem restriktiv behandelten amtlichen Formular ist schwer zu erreichen. Viele scheuen den amtlichen Schritt, auch wenn dieser vertraulich zu erfolgen hat. Außerdem muss das unterschriebene Formular per Post, also mit Briefporto, an die Wohnadresse des Einzelbewerbers gesandt werden. Faxe, Mails, pdf Dokumente etc. sind unzulässig. Es ist auch unzulässig, wenn Eheleute oder Partnerschaften gemeinsam unterschrieben. Jede Unterschrift muss auf ein separates Formular. Jede fehlende Angabe macht es ungültig. 
Wer die Einzelkandidatur von Dr. Gerhard Stehlik in Hessen bei der Landratswahl im Main-Kinzig-Kreis unterstützen möchte, muss für diese Landratswahl wahlberechtigt sein, das Formular herunterladen, farbig ausdrucken, möglichst farbig unterzeichnen, keine Angabe vergessen und es dann per Post senden an: Dr. Gerhard Stehlik, Theodor-Heuss-Str. 32, 63457 Hanau. Die zweite Seite des hier angebotenen Formulars kann als adressierter Brief in einem Sichtfensterumschlag verwendet werden. Leser unserer Homepage außerhalb des Main-Kinzig-Kreises können ihn dadurch unterstützen, dass sie Bekannte im Main-Kinzig-Kreis über die hier angebotene Möglichkeit informieren.

Related Files




Was ist eigentlich Atommüll?

 Alles entsteht im Reaktor

Im Reaktor eines Kernkraftwerks werden Atomkerne gespalten. Dies ist sein Sinn. Um Wärme-Leistungen von mehreren Gigawatt (GWth) in einem so kleinen Behälter zu erzeugen, sind gewaltige Flüsse von Neutronen notwendig. Die Neutronen entstehen überwiegend bei den Spaltungen und lösen weitere Spaltungen aus. Eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion. Sie läuft solange weiter, bis zu viel “Spaltstoff” verbraucht wurde. Der Brennstoff muß erneuert werden, d. h. die “abgebrannten Brennelemente” (spent fuel) müssen durch frische ersetzt werden. 

Auf ihrem Weg von einer Spaltung zu einem weiteren spaltbaren Kern, treffen die meisten Neutronen auch auf andere Atomkerne. Das sind all die anderen Materialien, aus denen der Reaktor besteht: Brennstabhüllen, Wasser, Regelstäbe, Einbauten im Reaktor, das Reaktorgefäß selbst etc. Nun kann es passieren, daß sie nicht nur mit einem Atomkern zusammenstoßen und wieder abprallen – gestreut werden – sondern von diesem dauerhaft eingefangen werden. Es entsteht ein neues chemischen Element oder ein Isotop. Man nennt das Aktivierung, da diese neu erschaffene Elemente radioaktiv sind. 

Bewegen sich solche radioaktiven Stoffe durch das Kernkraftwerk, können sie Bauteile, Werkzeuge etc. kontaminieren. Kontaminierung und Aktivierung werden oft miteinander verwechselt: Kontaminierte Gegenstände bleiben unverändert, sie werden nur mit radioaktiven Stoffen verunreinigt. Sie können auch wieder gereinigt werde. Die Reinigung kann aber so aufwendig und damit kostenintensiv sein, daß es billiger ist, das Teil als “Atommüll” zu deklarieren und einfach komplett wegzuwerfen.

Unterschiedliche Formen der Strahlung

Man unterscheidet γ-Strahlung, β-Strahlung (Elektronen) und α-Strahlung (Helium-Kern). Die beiden letzten können kaum Materie durchdringen. Für γ-Strahlung gilt: Eine Abschirmung aus möglichst dichtem Material (z. B. Blei) und schlichtweg Abstand einhalten. Jedenfalls reicht in einem Brennelemente-Lagerbecken die Wassertiefe als Abschirmung vollkommen aus. Es wäre gefahrlos möglich, in einem solchen Becken zu schwimmen.

Aus vorgenannten Gründen reicht meist ganz normale Schutzkleidung – bestehend aus Atemschutz, Schutzanzug, Handschuhen und Brille – beim Umgang mit Atommüll aus. Solange man radioaktive Stoffe nicht in seinen Körper aufnimmt, ist Atommüll relativ harmlos. Umgekehrt gilt, wenn man Atommüll sicher einschließt, ist der Umgang ohne Schutzkleidung möglich. Typisches Beispiel ist der Castor-Behälter: Seine dicken Stahlwände, spezielle Neutronenabsorber und sein gasdichter Verschluß machen auch die Handhabung stark strahlender Brennelemente gefahrlos möglich.

Die Dosis macht das Gift

Wie bei allen anderen Stoffen auch, ist die biologische Wirkung von Strahlung immer von der Dosis abhängig. Schon die Erfahrung mit dem Sonnenlicht macht diesen Zusammenhang deutlich: Ein wenig Sonne ist belebend (z. B. Bildung von Vitamin D), zu viel davon, erzeugt einen Sonnenbrand mit der Zerstörung von Hautschichten. Zuviel und häufige Strahlung kann sogar Hautkrebs erzeugen. 

Der menschliche Körper verfügt über zahlreiche Reparaturmechanismen. Wäre das nicht so, hätte es überhaupt kein Leben auf der Erde geben können, denn die Strahlung war vor Millionen von Jahren noch wesentlich höher als heute. Jedenfalls ist die Vorstellung, schon ein einziges Plutonium-Atom könnte Krebs auslösen oder gar vererbbare Genveränderungen, ein Hirngespinst, das nur zur Erzeugung von Angst dienen soll. Wäre Radioaktivität tatsächlich so gefährlich, dürften wir nichts essen und trinken. Es gibt Mineralwässer, die enthalten mehr radioaktive Stoffe, als das Wasser in einem Brennelemente-Lagerbecken oder gar das Kondensat in einem Kernkraftwerk. Wir dürften keine Bananen oder Tomatenmark essen, denn die enthalten radioaktives Kalium. Unsere Bauern dürften vor allem keinen mineralischen Dünger aufs Land streuen, denn der enthält beträchtliche Mengen Uran, der ihre Felder im Laufe der Zeit zu “Atommüll-Deponien” macht. 

Es gibt heute umfangreiche Tabellen, die angeben, wieviel man von einem Stoff ohne Krankheitsrisiko zu sich nehmen kann. In diesen Tabellen ist noch ein weiterer Zusammenhang berücksichtigt, die sog. biologische Halbwertszeit. Es ist z. B. ein Unterschied, ob man radioaktives Wasser trinkt, welches ständig aus dem Körper ausgeschieden wird und durch frisches Wasser ersetzt wird oder radioaktives Strontium, welches gern in Knochen eingelagert wird und dort für Jahrzehnte verbleiben kann.

Konzentration oder Verdünnung

Beim Umgang mit “Atommüll” spielen die Begriffe Verdünnung und Konzentration eine große Rolle. Im Sinne einer biologischen Wirksamkeit ist eine Verdünnung – wie bei jedem anderen Gift auch – eine bedeutende Schutzmaßnahme. Im Prinzip kann man jeden Stoff soweit verdünnen und damit unschädlich machen, daß er Trinkwasser oder Nahrungsmittelqualität besitzt. Deshalb besitzt z. B. jedes Kernkraftwerk einen hohen Abluftkamin. Radioaktive Abgase werden ordentlich verdünnt, bevor sie aus großer Höhe wieder auf den Boden gelangen oder von Menschen eingeatmet werden können. 

Das Prinzip der Verdünnung, war bis in die 1960er Jahre der bestimmende Gedanke bei der Abgabe radioaktiver Stoffe ins Meer. Allerdings war von Anfang an klar, daß man durch die beständige Abgabe ins Meer, die Konzentration radioaktiver Stoffe dort erhöhen würde. Man vollzog deshalb eine 180-Grad-Wende: Von nun an war die Aufkonzentrierung das Mittel der Wahl. Bis aktuell in Fukushima. Dort dampft man radioaktives Wasser ein, welches nahezu Trinkwasserqualität hat, um auch geringste Mengen radioaktiver Stoffe vom Meer fern zu halten. Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, schlicht Irrsinn. Aber zugegeben ein Irrsinn, mit dem sich trefflich Geld verdienen läßt und man am Ende auch noch behaupten kann, Kernenergie sei schlicht zu teuer. 

Allerdings muß man an dieser Stelle festhalten, daß die Kerntechnik der erste Industriezweig ist, der versucht, Schadstoffe konsequent aus der Umwelt fern zu halten. Gleiches, kann man von der Chemie oder den fossilen Energieverwendern (international) noch lange nicht behaupten.

Spent fuel

Nach einiger Zeit im Reaktor, ist jedes Brennelement “abgebrannt”. Es muß deshalb entfernt werden und durch ein neues ersetzt werden. Die frisch entnommenen Brennelemente strahlen so stark, daß man sie nur unter Wasser handhaben kann. Würde man sie nicht kühlen, könnten sie sogar schmelzen oder zumindest glühen. Dies hat zwei Ursachen:

•   Alle Spaltprodukte sind radioaktiv. Die Strahlung wandelt sich beim Kontakt mit Materie in Wärmeenergie um. Letztendlich wandeln sich die Spaltprodukte in stabile (nicht radioaktive) Kerne um. Dies geschieht jedoch meist nicht in einem Schritt, sondern in mehreren Schritten. Dabei können sogar chemisch unterschiedliche Elemente entstehen. Jede Stufe sendet die ihr eigene Strahlung mit ihrer charakteristischen Energie aus.

•   Der radioaktive Zerfall ist im Einzelfall rein zufällig und durch nichts zu beeinflussen. Betrachtet man aber eine sehr große Anzahl von Atomen eines bestimmten Stoffes, kann man sehr wohl eine sog. Zerfallskonstante ermitteln. Für den praktischen Gebrauch hat sich die sog. Halbwertszeit eingebürgert: Das ist die Zeitdauer, nach der genau die Hälfte der ursprünglichen Menge zerfallen ist. Für den Umgang mit Atommüll ergibt das eine wichtige Konsequenz: Stoffe, die eine geringe Halbwertszeit haben, sind schnell zerfallen. Wegen ihrer hohen Zerfallsrate senden sie aber auch sehr viel Strahlung pro Zeiteinheit aus.

Für abgebrannte Brennelemente ergibt sich daraus der übliche Zyklus: Erst werden sie in ein tiefes Becken mit Wasser gestellt. Das Wasser dient dabei zur Abschirmung der Strahlung und als Kühlmittel. Nach ein paar Jahren ist bereits so viel radioaktives Material zerfallen, daß man die Brennelemente in trockene Behälter (z. B. Castoren) umlagern kann. Es beginnt die beliebig ausdehnbare Phase der “Zwischenlagerung”.

Wiederaufbereitung

Ein abgebranntes – und damit nicht mehr nutzbares – Brennelement eines Leichtwasserreaktors, besteht nur zu rund 4% aus Spaltprodukten – quasi der nuklearen Asche – aber immer noch aus dem Uran und einigem neu gebildeten Plutonium. Uran und Plutonium können weiterhin zur Energieerzeugung genutzt werden. 

Vom Standpunkt der Abfallbehandlung ergibt eine Wiederaufbereitung deshalb eine Verringerung des hochaktiven Abfalls (gemeint ist damit das abgebrannte Brennelement) um den Faktor Zwanzig, wenn man die Spaltprodukte abtrennt. 

Man dreht aber damit auch gleichzeitig an der Stellschraube “Zeitdauer der Gefahr”. Der radioaktive Zerfall verläuft nach einer e-Funktion. D. h. zu Anfang nimmt die Menge stark ab, schleicht sich aber nur sehr langsam dem Grenzwert “alles-ist-weg” an. In diesem Sinne tritt die Halbwertszeit wieder hervor. Plutonium–239 z. B., hat eine Halbwertszeit von über 24.000 Jahren. Man muß also mehr als 250.000 Jahre warten, bis nur noch ein Tausendstel der ursprünglichen Menge vorhanden wäre. Geht man von einem Anfangsgehalt von 1% Plutonium in den Brennstäben aus, sind das immer noch 10 Gramm pro Tonne. Nach den berühmten eine Million Jahren, beträgt die Konzentration etwa zwei Nanogramm pro Tonne. Auch nicht die Welt. Gleichwohl senkt das Abscheiden von Uran und Plutonium den Gefährdungszeitraum ganz beträchtlich. 

Die Spaltprodukte sind im Wesentlichen nach maximal 300 Jahren zerfallen. Das “radioaktive Glas” für die Endlagerung strahlt dann nur wenig mehr als ein gehaltvolles Uranerz wie z. B. Pechblende, aus dem Madame Curie einst das Radium chemisch extrahiert hat. 

Eine Wiederaufbereitung erzeugt keinen zusätzlichen Atommüll, sondern ist ein rein chemisches Verfahren. Atommüll wird nur in Reaktoren “erzeugt”. Richtig ist allerdings, daß die Anlage und alle verwendeten Hilfsstoffe mit Spaltprodukten etc. verschmutzt werden. Heute wirft man solche kontaminierten Teile nicht mehr einfach weg, sondern reinigt bzw. verbrennt sie.

Die minoren Aktinoide

Heute werden die minoren Aktinoide (Neptunium, Americium, Curium, Berkelium, Californium) ebenfalls noch als Abfall betrachtet und in der Spaltproduktlösung belassen. Sie sind für die Strahlung nach 300 Jahren wesentlich verantwortlich. Dies ist eine Kostenfrage, da sie sich nur sehr aufwendig aus einer Spaltproduktlösung abtrennen lassen. 

Sie bilden sich im Reaktor, weil nicht jedes eingefangene Neutron auch zu einer Spaltung führt. Je länger der Brennstoff im Reaktor verbleibt, um so weiter kann der Aufbau fortschreiten: aus Uran–235 wird Uran–236 und daraus Uran–237 gebildet bzw. aus Plutonium–239, Plutonium–240 usw. 

Setzt man Uran und Plutonium aus der Wiederaufbereitung erneut in Leichtwasserreaktoren ein, verlängert sich quasi die Verweilzeit und die Menge der minoren Aktinoide im Abfall nimmt entsprechend zu. So geht man heute davon aus, Mischoxide aus Uran und Plutonium nur einmal in Leichtwasserreaktoren zu verwenden. 

Grundlegend Abhilfe können hier nur Reaktoren mit schnellem Neutronenspektrum leisten. Will man ganz bewußt Plutonium “verbrennen”, um den ständig wachsenden Bestand auf der Welt zu verringern, bleibt nur der Einsatz solcher Reaktoren (z. B. der Typ PRISM) übrig. Reaktoren mit Wasser als Moderator sind viel zu gute “Brüter”. Handelsübliche Leichtwasserreaktoren haben eine sog. Konversionsrate von 0,6. Mit anderen Worten: Wenn man zehn Kerne spaltet, erzeugt man dabei automatisch sechs neue spaltbare Kerne – hauptsächlich durch Umwandlung von Uran–238 in Plutonium–239. Wenn man also reines Mischoxid einsetzt, hat man immer noch 0,6 x 0,6 = 36% der ursprünglichen Plutonium-Menge. Zum Überdruss auch noch in einer unangenehmeren Isotopenzusammensetzung. Keine besonders wirksame Methode, wenn man die Plutoniumvorräte auf der Welt drastisch verringern will. Völlig absurd in diesem Sinne, ist die Endlagerung kompletter Brennelemente, wie das in Deutschland geschehen soll. Bei dieser Methode sind die Anforderungen an ein Endlager am höchsten. 

An dieser Stelle soll Thorium nicht unerwähnt bleiben. Thorium erzeugt den kurzlebigsten Abfall, da der Weg ausgehend von Uran–233 sehr viel länger als von Uran–238 ist und über das gut spaltbare Uran–235 führt. Ein Thorium-Reaktor erzeugt kaum minore Aktinoide, sondern hauptsächlich kurzlebige Spaltprodukte.

Der deutsche Sonderweg

Ursprünglich sind wir in Deutschland auch von einer Wiederaufbereitung der Brennelemente ausgegangen. Wir haben sogar rund 7.000. to in Frankreich und England aufbereiten lassen. Der hochaktive Müll – bestehend aus in Glas gelösten Spaltprodukten und minoren Aktinoiden – wird und wurde bereits nach Deutschland zurückgeliefert. Es werden etwa 3.600 solcher Kokillen in Deutschland in ungefähr 130 Castoren (28 Kokillen pro Castor ) “zwischengelagert”. Bis zum geplanten Ausstieg im Jahre 2022 werden noch etwa 10.000 to Brennelemente hinzugekommen sein. 

Die Umstellung von Wiederaufbereitung zu direkter Endlagerung ist ein politischer Geniestreich Rot/Grüner-Ideologen gewesen: Deutschland hat nun das künstlich erschaffene Problem, ein – oder gar zwei – Endlager für zwei verschiedene hochaktive Abfallsorten zu erfinden. Beide von (wirtschaftlich) geringer Menge. Die verglasten Abfälle aus der Wiederaufbereitung, sind ziemlich unempfindlich gegenüber Wasser (lediglich Auslaugung) und erfordern einen sicheren Einschluß für lediglich ca. 10.000 Jahre. Direkt eingelagerte Brennelemente müssen wegen ihres Gehalts an Spaltstoff (Uran und Plutonium) sicher vor Wassereinbrüchen geschützt sein, um einen Kritikalitätsunfall zu verhindern. Die schwedische Methode der Kupferbehälter mag ein Hinweis in diese Richtung sein. Teuerer geht nimmer, aber das ist ja auch Programm, damit die Behauptung der “teueren Kernenergie” erfüllt werden kann. Zu allem Überdruss muß der sichere Einschluß auf diesem Weg für mindestens 200.000 Jahre erfolgen (Faktor 20!), um auf eine gleiche Gefährdung zu kommen. Aber auch das ist ja ausdrücklich gewollt, um die Angstindustrie kräftig anzuheizen.

Zuerst erschienen auf der Website des Autors hier