Deutschlands Experiment mit grüner Energie: eine vollkommene Katastrophe

Die Höhen und Tiefen der Energieerzeugung mit erneuerbaren Quellen in Deutschland führen zu großen Problemen für das deutsche Stromnetz. Um diese Volatilität auszugleichen, zahlt der selbsternannte grüne Führer der Welt seinen Einrichtungen Rekordsummen, um deren Beiträge in Echtzeit dem Bedarf des Landes anzupassen. Bloomberg berichtet:
Zwanzig Energieunternehmen, darunter die größten Versorger in Deutschland EON SE und RWE AG, bekommen inzwischen Ausgleichszahlungen, um innerhalb von Sekunden Elektrizität hinzuzufügen oder zu kappen, um das Energiesystem stabil zu halten, wobei sich die Summe im September verdoppelt hat. Dies geht aus Daten der vier Netzbetreiber des Landes hervor. Die Daten zeigen, dass Einrichtungen, die sich dem 800 Millionen Euro schweren Ausgleichsmarkt anschließen, bis zu 400 mal den Strom-Einkaufspreis gezahlt bekommen können.
Deutschlands Bestreben, die Energieerzeugung durch Erneuerbare bis zum Jahr 2035 zu verdoppeln, hat einem Betreiber zufolge dazu geführt, dass fünfmal so oft wie vor vier Jahren Störungen ausgeglichen werden mussten, was das Risiko von Stromausfällen in Europas größtem Strommarkt steigen lässt, während die Strom-Einkaufspreise auf ein Neun-Jahres-Tief fallen. Mehr Dienstleister treten dem Ausgleichsmarkt bei, da niedrige Preise die Umsatzrenditen im Mittel auf 5% haben sinken lassen; im Jahre 2004 waren es noch 15%. RWE hat zum ersten Mal in seiner Firmengeschichte seit 1949 einen Jahresverlust einräumen müssen.
Deutschlands Experiment mit grüner Energie war eine Katastrophe. Um die Entwicklung von Wind- und Solarenergie voranzutreiben, musste das Land den Erzeugern über dem Marktniveau liegende Preise garantieren, und die Kosten dieser Garantien – Einspeisetarife genannt – mussten weitergereicht werden an die Verbraucher in Gestalt von grünen Aufschlägen zu ihren Stromrechnungen. Das ist schlecht für Deutschlands Industrie, so dass viele Geschäftsbereiche bereits nach Produktionsstätten zu billigeren Preisen anderswo Ausschau halten (z. B. in das schiefergasreiche Amerika).
Aber noch sind wir nicht fertig mit der Litanei der Fehler im Namen von Berlins Energiewende*. Gleichlaufend mit der Stärkung erneuerbarer Energiequellen will Deutschland auch seine Kernreaktoren aus dem Energiemix entfernen, das heißt, man will eine Null-Kohlenstoff- und zuverlässige Quelle grundlastfähigen Stromes beseitigen, nur aus emotional geschürter Angst vor einer Kernschmelze in der Folge des Fukushima-Unfalls. Um die Kernkraft zu ersetzen, verbrennt Deutschland heute mehr Kohle als je zuvor während der letzten beiden Jahrzehnte, was kaum eine stolze Errungenschaft der so genannten grünen Energierevolution ist.
[*Auch in diesem Beitrag steht das Wort energiewende so kursiv gesetzt im Original]
Und wie uns die heutigen Verhältnisse zeigen, gibt es ein weiteres Hindernis, dass die deutsche grüne Energiepolitik unfähig zu überwinden scheint: Unberechenbarkeit. Solarpaneele und Windturbinen können nur Strom erzeugen, wenn die Sonne scheint und der Wind weht [und das muss er auch noch in der richtigen Stärke. Anm. d. Übers.]. Und ohne kosteneffektive Speichermöglichkeiten in großem Stil bedeutet das, dass man sich nur bei geeigneten Bedingungen auf Erneuerbare verlassen kann. Für die Versorgung mit grundlastfähigem Strom ist Berlin immer noch abhängig von fossilen Treibstoffen. Aber die fortwährenden abwechselnd fallenden und stark steigenden Beiträge der erneuerbaren Energie in das nationale Energienetz in Deutschland verlangt seinen Zoll, und die Versorger werden erheblich belohnt für ihr „Ausbalancieren“ des Energienetzwerkes.
Die Grünen lieben es, effiziente und nachhaltige Lösungen zu befürworten, besonders wenn es um Energie geht. Und doch scheinen sie blind und taub gegenüber der Ironie zu sein, wenn sie Deutschlands Energiewende als eine grüne Erfolgsstory hochhalten, obwohl sie das in Wirklichkeit ganz und gar nicht ist.
Die ganze Geschichte, in der aber lediglich noch zwei Sätze am Ende zusätzlich stehen, findet man hier.
Link: http://www.thegwpf.org/germanys-green-energy-experiment-an-unmitigated-catastrophe/
Übersetzt und mit einer Einführung versehen von Chris Frey EIKE




Russland wacht auf und schnuppert am Schiefer

Moskau ist sehr spät auf den Schiefer-Zug aufgesprungen. Weil Russland schon über reichliche Vorräte an konventionellem Öl und Gas verfügt, sah man dort bislang keine Notwendigkeit, in unkonventionelle Reserven zu investieren. Aber die Vorräte an Kohlenwasserstoffen beginnen zu stagnieren, und Moskau erkennt, dass es die Schiefer-Option zumindest wert ist, einmal genauer betrachtet zu werden. Kein Wunder: Russland verfügt über die größten Reserven von Schieferöl weltweit und liegt hinsichtlich von Schiefergas an neunter Stelle. Kürzlich hat ein Joint Venture zwischen Royal Dutch Shell und Gazprom Neft die erste Fracking-Bohrstelle im Bazhenov-Feld erschlossen, unmittelbar bei Salym. Bloomberg berichtet:

Das Bazhenov-Feld liegt unter den bestehenden Ölfeldern in Sibirien und hat Shell sowie die Exxon Mobil Corp. (XOM) angelockt, weil die Verhältnisse denen im Bakken-Feld in den USA ähneln. Dort gab es durch Fortschritte in der Bohrtechnik einen Erzeugungs-Boom. Exxon wird auch noch in diesem Jahr mit einem 300 Millionen Dollar teuren Pilotprojekt beginnen und in einem anderen Bereich von Bazhenov zusammen mit OAO Rosneft (ROSN) bohren.

Falls Russland erfolgreich in die Tiefen Sibiriens nach Schieferöl und –gas vordringen kann, könnte es seinen Ambitionen, wieder zur Großmacht zu werden, mit seinen Energievorräten erneut nahe kommen. Aber eine lange Reihe von Hindernissen muss erst noch beseitigt werden, und bislang ist es niemandem, nicht UK,  nicht Polen, ja nicht einmal China gelungen, in die Fußstapfen der USA zu treten. Russland bohrt gerade mal sein erstes Loch zur Erkundung, so dass es noch viel zu früh ist um zu sagen, ob es wohin kommen kann und wie lange es dauert. Am wichtigsten: Russland hat die Erfahrung, die Industrie und Infrastruktur, die die Stellung eines der weltgrößten Erzeuger von Kohlenwasserstoffen mit sich bringt.

Link: http://www.the-american-interest.com/blog/2014/01/19/russia-wakes-up-and-smells-the-shale/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Vertrauensverlust in die Wissenschaft

Die Öffentlichkeit verliert das Vertrauen in die Wissenschaft

Walter Russell Mead
Wir bei Via Meadia sind uns nicht so sicher, ob das nur in rechten Kreisen gilt. Als wir uns kürzlich damit beschäftigten, ging es darum, dass Umweltschützer weltweit Jahrzehnte sorgsamer wissenschaftlicher Forschung über die Sicherheit genetisch veränderter Organismen anprangerten. mit trüben Aussichten für die Entwicklung in Afrika. Auch haben wir eine ausgesprochene Rechenschwäche bei demokratischen Politikern feststellen müssen, die glauben, dass das Versprechen auf hohe Renten für gewerkschaftlich organisierte Arbeiter ohne dafür Geld zurückzustellen, eine Vorgehensweise ist, die schon irgendwie gut ausgehen wird.
Es gibt für die intellektuellen Eliten nichts Schöneres, als die Narrheiten und Irrtümer der tumben Amerikaner draußen auf dem platten weiten Land aufzuzählen und zu beklagen, dergestalt dass im akademischen Leben und auch anderswo das Gerede vom sinkenden Vertrauen in die Wissenschaft als ein sinkendes Vertrauen in den Verstand überhaupt begriffen wird – als Signal für die ansteigende Flut der Dummheit, gegen die wir aufgeklärte Geister unaufhörlich ankämpfen müssten.
Sind die Dinge aber wirklich so einfach?
Ein Teil des Skeptizismus ist die Skepsis gegen den Journalismus, nicht die Skepsis in die Wissenschaft, das hat sich der Journalismus selbst zuzuschreiben.
Und da gibt es auch das Problem der Schwarmgeisterei: Menschen, die sich einer großen Aufgabe verpflichtet fühlen (oft im Umweltschutz) verdrehen und überzeichnen wissenschaftliche Schlussfolgerungen bis zum Geht-nicht-Mehr. In diesen Zusammenhang gehört der unsägliche Rajendra Pachauri, Leiter des UNO-Klimarats, der bekanntlich Leute als „Voodoo-Wissenschaftler“ bezeichnete, die nicht seine falsche Meinung wegen des Schrumpfens der Himalaja-Gletscher teilten.
Unglücklicherweise ist da noch mehr am Werk.
Im vergangenen Mai 2011 wurde die Harvard University vom Skandal um den Professor Marc Hauser heimgesucht. Hauser war ein hochverdienter Forscher, ständig von den Studenten zu einem der beliebtesten Professoren gewählt, noch dazu Direktor des ‚Herz-Kopf-und-Verstand-Programms‘ der Universität und Vorreiter auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie. Er war aber auch ein Betrüger, der Daten bei Experimenten manipulierte und schließlich von seinen eigenen Doktoranden ertappt und angeschwärzt wurde. Als die Wahrheit ans Licht kam, erhielt er Lehrverbot und wurde unehrenhaft von Harvard entlassen.
Der Fall Hauser ist überhaupt kein Einzelfall. Sieben Monate später hat die New York Times von den Schwindeleien des bekannten holländischen Psychologen Diederik Stapel berichtet, der es schaffte, die führenden Fachjournale und die besten Wissenschaftsjournalisten an der Nase herumzuführen (auch die von der Times), in dem er Artikel auf Artikel mit gefälschten Ergebnissen schrieb:

Der Psychologe Diederik Stapel von der Tilburg University beging akademischen Betrug in “einigen Dutzend” veröffentlichten Papieren, viele davon waren von respektablen Journalen angenommen worden, Journalisten berichteten darüber.

So berichteten am Montag die drei holländischen Institutionen, wo er arbeitete: die Universitäten von Groningen, Amsterdam, Tilburg…
Über ein Dutzend der von ihm betreuten Dissertationen sind also fragwürdig, wie die Untersuchungkomission mitteilte. Sie hatte ehemalige Studenten, Ko-Autoren und Kollegen befragt. Dr. Stapel hat etwa 150 Papiere veröffentlicht, viele davon nur zu dem Zweck, Aufsehen bei den Medien zu erregen.
Die Times hat diesen Vorfall in einen weiteren, verstörenden Kontext gestellt.
Der Skandal betrifft ein ganzes Jahrzehnt von Forschungsarbeit, er ist das letzte Glied in einer Kette von unangenehmen Überraschungen auf einem Gebiet, von dem Kritiker und Statistiker sagen, es bedürfe dringend einer Veränderung bei der Art, wie Forschungsergebnisse behandelt würden. In den vergangenen Jahren haben Psychologen Unmengen von Forschungsergebnissen über Rassenvorurteile, Intelligenz und sogar übersinnliche Wahrnehmungen veröffentlicht, die keiner Überprüfung standhielten. Offener Betrug mag ja selten sein, sagen die Experten, aber sie geben zu, dass Dr. Stapel von einem System profitierte, das den Forschern gestattet, nahezu im Geheimen zu arbeiten und Daten so zu verdrehen, dass sie das hergeben, was gefunden werden soll. Und das alles ohne besonders fürchten zu müssen, das es herauskommt.

“Das große Problem ist, dass es gang und gäbe ist, dass die Forscher ihre Arbeit aufpeppen, um aus dem, was sie wirklich herausfanden, eine interessantere Geschichte zu machen,“ sagte Jonathan Schooler, Psychologe an der University of California, Santa Barbara. “Es ist fast schon so, dass jeder ’doped’. Um dranzubleiben, muss man ’dopen’.”

Korrupte, inkompetente Wissenschaftler? Laxe Forschungsstandards? Systematisch mangelhafte Fachbegutachung? Derartige Problem sind leider alles andere als selten. Vorfälle wie der mit Stapel, die Berichte von Forschungsergebnissen von der evidenz-basierten Medizienbewegung über die Unzuverlässigkeit eines Großteils der medizinischen Wissenschaft, dazu Studien wie die von Leslie John in Psychological Science (Sie enthüllte, das die überwiegende Mehrheit der Psychologen in fragwürdige Forschungspraktiken verwickelt ist, und dass je einer aus zehn die Daten fälscht) – ganz zu schweigen von den vielen alarmistischen Übertreibungen von vielen Klimaforschern – das alles zeigt, dass in vielen Fällen die Wissenschaftler ganz allein selbst dafür verantwortlich sind, wenn das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Arbeit schwindet. Trägheit, Politisierung der Ergebnisse, glatte Fälschungen: Die in vielen unserer wichtigsten Disziplinen tätigen Wissenschaftler haben ihre eigenen Fächer diskreditiert. Jeder weitere Stapel oder Hauser stärkt die Stimmen der Wissenschaftsskeptiker – zu Recht.
Ach ja, da gibt es ja noch ein kleines weiteres Problem: die Wirtschaftswissenschaften. Von allen Sozialwissenschaften erfreuen sie sich des höchsten Ansehens in der akademischen Welt, wie auch draußen. Doch schon seit 2008 zeigt sich ein fühlbarer Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit, dass die ökonomische Disziplin nützliche Erkenntnisse hervorbringen könnte. Zu jeder gegebenen Zeit kann man qualifizierte, berühmte und verdiente Wirtschaftswissenschaftler finden für jede nur denkbare wirtschaftspolitische Empfehlung: Ist Skeptizismus angesichts der großspurigen Behauptungen der Ökonomen wirklich ein Zeichen von geistiger Unbedarftheit?

Ein schlimmer Sachstand, fürwahr. Die Fragestellungen in den sogenannten “weichen” Wissenschaften zielen in die Mitte unserer Selbstfindung als menschliche Wesen – in das Wesen unserer moralischen Urteile – auf die unbewussten, unseren bewussten Handlungen zugrunde liegenden Vorurteile, darauf, wie unsere Weltsicht unsere Umweltwahrnehmungen beeinflusst. Das sind die entscheidenden Fragen für die Wissenschaft.
Wenn aber wissenschaftliche Daten zu Knete werden in den Händen von skrupellosen Forschern, die nicht Erkenntnis sondern persönliches oder politisches Fortkommen suchen, dann wird das Fundament und der Grund unterspült. Und da befinden wir uns heute allzuoft.
Ernsthafte Selbsterkenntnis und Aufräumarbeit sind nötig, wenn die akademische Welt ihr Ansehen wiederherstellen will. Die Standards müssen verschärft werden, die Veröffentlichung der Forschungsdaten muss Pflicht werden, die Fachbegutachtung in den „weichen“ Wissenschaften muss anspruchsvoll sein.
Wir hoffen, dass der offenkundige Verlust des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Wissenschaft wie ein herbeigesehntes Fanal für eine Reform wirkt. Eine Lösung ist nur möglich, wenn die Eliten selbst einsehen, dass es ihr eigenes Problem ist. Die Einsicht beginnt mit der Anerkennung der simplen aber tief beunruhigenden Wahrheit:
Marc Hauser war nicht der ganz seltene Einzelfall. Ihn aber hat’s erwischt.
(Original hier)
Zum Autor auszugsweise aus WIKEPEDIA:
Walter Russell Mead ist James Clarke Chace Professor of Foreign Affairs and Humanities am Bard College und externer redaktioneller Mitarbeiter am The American Interest Magazin. Er gilt in der amerikanischen politischen Optik als Demokrat.
Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE