Wissenschaft im Dienst der Ideologie

Die Karriere des Trofim Lyssenko

Trofim Denissowitsch Lyssenko (russisch Трофим Денисович Лысенко, wiss. Transliteration Trofim Denisovič Lysenko; * 17. Septemberjul./ 29. September 1898greg. in Karlowka, Russisches Kaiserreich; † 20. November 1976 in Moskau) war ein sowjetischer Biologe und Agronom, der unter Josef Stalin großen politischen Einfluss erlangte. Seine Theorie des Lyssenkoismus, nach der Erbeigenschaften durch Umweltbedingungen bestimmt werden, war wissenschaftlich unhaltbar und widersprach den bereits zu Lyssenkos Zeiten bekannten Grundlagen der Genetik. Einige seiner Forschungsergebnisse wurden als Fälschung entlarvt.
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Lyssenko wäre unter anderen Umständen ein unbekannter Agronom geblieben, der allenfalls in Fachkreisen eine gewisse Reputation für die züchterische Verbesserung von Feldfrüchten und Nutztieren erlangt hätte.
Doch die Sowjetunion war im Würgegriff einer totalitären Ideologie, die in alle Lebensbereiche eingriff, auch in die Landwirtschaft. Die politisch motivierte Kollektivierung führte nicht zum erhofften und versprochenem Resultat einer Leistungssteigerung, sondern geradewegs in den Niedergang und damit verbunden zu Hungersnöten.
Da Ideologen niemals zugeben, dass sie etwa selbst an Problemen schuld sein könnten, war die Kollektivierungsmaßnahme jedoch trotz ihres offensichtlichen Mißerfolgs unantastbar. Der Hunger erforderte jedoch schnelle und durchgreifende Maßnahmen.
Im Jahr 1931 beschloß daher das Zentralkomitee der KPdSU, dass das Getreide an den Mißernten schuld sei: Schnellstens sollten neue Sorten gezüchtet werden, die besser angepasst höhere und zuverlässigere Ernten erbringen sollten. Doch bahnbrechende Fortschritte in der Pflanzenzucht brauchten damals, vor der Entdeckung der Hybridisierung und der Gentechnik, viel Zeit. Zeit stand aber nicht zur Verfügung. Die Ideologie war an eine unüberwindliche Grenze gestoßen. Besser gesagt: Das Zentralkomitee verlangte nichts weniger als ein Wunder.
Und genau hier kam der ehrgeizige Lyssenko ins Spiel.
Schon vorher war er einer unkritischen und sensationslüsternen Presse aufgefallen:
1927 erzählte er einem Reporter der ‘Pravda’, er könne Felder ohne Düngemittel und Mineralien fruchtbar machen. Das ist natürlich unwissenschaftlicher Unfug; seit Liebig ab dem Jahr 1840 die Agrochemie begründete, wissen wir unzweifelhaft, dass Pflanzen sich von Mineralsalzen, CO2, Licht und Wasser ernähren und dass keine dieser Komponenten ersetzbar ist und dass keine weiteren Komponenten gebraucht werden oder einen tatsächlichen physiologischen Nutzen hätten.
Doch Lyssenko passte ins Schema, er war ‘barfüssig’ (bäuerlicher Herkunft im Gegensatz zu den etablierten Wissenschaftlern die damals noch aus dem ‘bourgeoisen’ Milieu stammten), er versprach eine ‘Revolution’ im revolutionären Rußland und er fand offenbar den richtigen ‘sozialistischen’ Ton.
 
Lyssenko, der Liebling der Medien.
Biologen, die ihm widersprachen, waren „Fliegen-Liebhaber und Menschenhasser“
Und so wurde ein ‘Experte’ geboren, dem die Presse gierig an den Lippen hing.
Mit diesem Ruf trat er nun auf und versprach, das vom Zentralkomitee geforderte Wunder zu vollbringen. Er selbst glaubte natürlich an sich und ein Liebling der Presse war er ohnehin. Die Funktionäre glaubten ihm, weil sie glauben wollten und als selbst Stalin an ihn glaubte, war sein Aufstieg sicher. Für alle Beteiligten war es eine Win-Situation und ein selbstverstärkender Prozess nahm seinen Lauf, der Trofim Lyssenko ganz an die Spitze spülte: Er wurde zum führenden Biologen der Sowjetunion, Präsident der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Leninpreisträger, Stalinpreisträger, Mitglied des Obersten Sowjet etc. etc.
Gegen diese politisch-propagandistische Karriere und Machtübernahme hatten die konventionellen Wissenschaftler, obwohl international angesehen, keine Chance. Ihnen fehle ganz einfach das Talent und der Wille, sich auf diese Art Gehör zu verschaffen. Es ist ja bekannt: Ein Scharlatan kann in einer Stunde mehr Postulate aufstellen als ein Wissenschaftler in einem ganze Leben widerlegen kann. Die wissenschaftliche Diskussion versagt regelmässig wenn der Scharlatan sich nicht an die Spielregeln hält, in der öffentlichen Meinung gewinnt der geschicktere Demagoge.
Natürlich blieben die praktischen Mißerfolge der unsinnigen Thesen nicht aus; sobald Lyssenko die Macht hatte, seine Ideen auch real anzuwenden, stand er vor einem Richter, der sich durch Demagogie nicht beirren lässt: Den nackten Produktionszahlen.
Doch die landwirtschaftlichen Erträge sind von vielen Faktoren abhängig, sie sind so zufällig wie das Wetter, von dem sie in erster Linie abhängen. Entsprechend breit sind die Möglichkeiten zur selektiven Wahrnehmung und zur Manipulation. So lange die Stimmung positiv ist, ist die Presse nur zu gerne bereit, zufällig günstige Ereignisse aufzublähen und schlechte zu ignorieren und das Publikum ist nur zu gerne bereit, sich in seinem einmal geweckten Glauben bestätigen zu lassen und auch die Regierenden sind dann zufrieden, da für sie die Stimmung, von der ihre Macht ja ausschliesslich abhängt, weitaus wichtiger ist als materielle Ergebnisse. Das gilt sogar für intelligente und kritische Politiker, ihre Währung ist nun einmal nicht, wie bei einem Manager, der buchhalterische Ertrag, sondern die Gunst der Öffentlichkeit.
Von dieser Woge getragen steigerte sich Lyssenkos Wahn, im Stakkato verkündete er immer neue Erfolge: Frostresistenter Weizen, dürreresistente Kartoffeln, Verdreifachung der Ernten, Wunderkühe mit beispielloser Milchleistung. Das atemlose Publikum wurde durch diese immer neuen Meldungen nicht nur in seinem Glauben bedient, sondern es fand vor allem keine Zeit, danach zu fragen, was denn nun wirklich an handfesten praktischen Ergebnissen vorliegt.
Da sah es nämlich gar nicht gut aus. Es kam immer wieder zu schlechten bis katastrophalen Ernteausfällen, großangelegte Experimente scheiterten völlig. Aber es war so gut wie unmöglich geworden, den Kurs zu wechseln, alle saßen in einem Boot, Lyssenko, die Presse und Stalin selbst. Ein Scheitern zuzugeben, wäre einfach zu blamabel gewesen. Deshalb war niemals Lyssenko schuld an den Misserfolgen, sondern, falls sie überhaupt zur Sprache kamen, ‘Saboteure’.
Widerstand aus den Reihen der etablierten Wissenschaft machte Lyssenko mit politischen Mitteln mundtot: Er forderte in der Akademie der Wissenschaften eine ‘Einheitsfront’ und wer sich dem Lyssenkoismus nicht anschloß, geriet ins Visier des NKWD und notfalls ins Straflager.
Erst eine Veränderung der politischen Landschaft – Stalins Tod und Chrustschows Machtübernahme – beendete diese bemerkenswerte Karriere, allerdings zu sehr auskömmlichen Bedingungen; Lyssenko wurde nicht erschossen, sondern ins zweite Glied zurückversetzt und durfte sich weiter Pflanzenzüchtungen widmen.
Sein Werk aber hatte nicht nur die Biologie als Wissenschaft in der Sowjetunion und den WP-Blockstaaten auf Jahrzehnte vergiftet. sondern Millionen Menschen das Leben gekostet, nicht zuletzt in Maos China, wo seine Ideen noch fanatischer zur Staatsdoktrin erhoben wurden und mit dazu beitrugen, die verheerendsten Hungersnöte in der Geschichte der Menschheit auszulösen.
Der Lyssenkoismus
 
Wissenschaft im Dienst der Politik: Lyssenko und sein Schutzherr Stalin
Der Lyssenkoismus war ein Auswuchs des Umstandes, dass ein pseudowissenschaftlicher Ansatz aus ideologischen Gründen in einer totalitären Diktatur mit allen Mitteln gefördert wurde. (Wiki)
Diese Definition greift zu kurz! Sie ist zu bequem und zu selbstsicher. Lyssenkoismus ist nicht auf Lyssenko und nicht auf stalinistische Diktaturen als Nährboden beschränkt. Es handelt sich vielmehr um ein geradezu universelles Phänomen, das sowohl zeitlos wie unabhängig von der Gesellschaftsform ist.
Die Definition des englischen Wiki kommt dem näher:
Lysenkoism is used metaphorically to describe the manipulation or distortion of the scientific process as a way to reach a predetermined conclusion as dictated by an ideological bias, often related to social or political objectives
Lyssenkoismus ist eine Methapher für die Manipulation oder Entstellung/Verzerrung des wissenschaftlichen Findungsprozesses um zu einem vordefinierten Ergebnis zu kommen welches durch ideologische Voreingenommenheit diktiert wird und oft soziale oder politische Ziele verfolgt.
Ein frühes, eklatantes Beispiel war die Temperenzbewegung, die in die grosse Alkoholprohibition mündete:
Dabei wurden bereits alle Register gezogen, die uns heute so gut bekannt sind; das Publikum wurde mit ‘wissenschaftlichen’ Beweisen und Prognosen geradezu überschüttet, eigens gegründete Fachzeitschriften sorgten für die notwendige Seriosität der maßlosen ‘Studien’ und der Konsens für die faktische Alleinschuld des Alkohols an sozialen Problemen, Kriminalität und Krankheit war scheinbar überwältigend.
Überflüssig zu erwähnen, dass die Prohibition in einer Katastrophe endete, deren Nachwehen (z.B. in Form der dadurch ausgelösten Nutzung von Heroin als Rauschmittel) bis heute nachwirken.
Vor einigen Jahren wurde dann nach dem gleichen Muster der Tabak als die Wurzel allen Übels propagiert und wer diese Kampagne interessiert verfolgte, konnte nur den Kopf schütteln über all den peudowissenschaftlichen Unfug der da über den ‘Passivrauch’ verbreitet wurde und der von Dummheit bis zur offenen, bewussten Fälschung im Namen der ‘guten Sache’ reichte.
Dabei machte vor allem eine Frau Pötschke-Langer von sich reden, die bewusst zu einer in der Presse allgegenwärtigen ‘wissenschaftlichen’ Galionsfigur aufgebaut wurde, obwohl sie ausser einem gewöhnlichen Medizinstudium und etwas Journalistik eigentlich nichts vorzuweisen hatte und die heute wieder in völlige Bedeutungslosigkeit versunken ist – eine typische Lyssenko-Karriere.
Doch das wohl bemerkenswerteste Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist
Das Waldsterben
 
“Erst stirbt der Wald, dann der Mensch!” Tatsächlich – und glücklicherweise! – ist nur die Hysterie gestorben.
Heute wissen wir: Es war eine Massenhysterie die praktisch jeglicher Grundlage entbehrte, aber dennoch scharenweise ‘Wissenschaftler’ hervorbrachte, die sich in Schreckensmeldungen und fürchterlichen Prognosen überboten, um auf der Woge mitzuschwimmen und sie zu verstärken.
Eine kurze Rekapitulation:
In den 1970er Jahren war das Klima ungünstig für den Wald: Strenge Fröste und Trockenheit setzten ihm zu.
Der Wald sah nicht so gut wie gewohnt aus, aber das war ein völlig natürlicher Vorgang. Zusätzlich gab es an einigen wenigen Extremstandorten Waldschäden durch Industrieabgase, insbesonders an der Grenze zu Tschechien verstärkte ‘saurer Regen’ das Schadbild und es wirkten auch waldbauliche Fehler mit, insbesonders durch den Anbau von Nadelholz-Monokulturen.
Der Lyssenko des Waldsterbens war Bernhard Ulrich. Für ihn waren industrielle Luftverschmutzungen die Ursache und er propagierte, dass “die ersten Wälder schon in fünf Jahren sterben”. Wie so viele einfache Erklärungen fand das dankbare Resonanz beim Publikum.
Es war ein gefundenes Fressen für die Medien (‘Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten’) und noch mehr bei diversen Politikern; die These bediente nämlich geradezu ideal deren Bedürfnisse und wurde daher nur zu gern zur Wahrheit erklärt:

  • Es gab einen Sündenbock, die Industrie bzw. ‘das Kapital’, das ja bei vielen sowieso für alles böse auf der Welt verantwortlich ist.
  • Es schien, als sei das einfache Problem auch mit einfachen und leicht erklärbaren Maßnahmen bekämpfbar, nämlich schärferen Emissionsbestimmungen. Damit hatte es erhebliches Erfolgspotential und gleichzeitig konnte man sich als ‘Macher’ profilieren, als Feldherr im Kampf gegen das Böse und damit in der Traumrolle jedes Politikers.
  • Zudem schuf es Angriffsmöglichkeiten zur Verunglimpfung politischer Gegner, da es hervorragende Voraussetzungen zur Polarisierung und Radikalisierung bot. Maßvolle Stimmen hatten angesichts der schrecklichen Gefahren keine Chance, sich Gehör zu verschaffen. Schon allein das Wort ‘Waldsterben’ war von höchster Dramatik, ideal geeignet zur Emotionalisierung: “Erst stirbt der Wald, dann der Mensch!”.

Wohlgemerkt: Es gab keinen Plan, keine Verschwörung, sondern nur einen selbstverstärkenden Effekt unter günstigen allgemeinen Bedingungen.

  • Herr Ulrich glaubte an seine Forschungsergebnisse, weil er glauben wollte.
  • Die Medien glaubten Herrn Ulrich, weil sie glauben wollten.
  • Die Politiker glaubten den Medien, weil sie den Trend der öffentlichen Meinung erkannten und eine Möglichkeit zur Popularität sahen.
  • Das Volk glaubte den Medien und Politikern, weil die Erklärung so wunderbar einfach war und vor allem weil klar erkennbare Sündenböcke die Schuld trugen.

Und so nahm die Hysterie ihren Lauf, eine Massenpsychose griff um sich, die sich immer mehr steigerte und geradezu religiöse Züge annahm. Durch die von der Politik großzügig verteilten Forschungsmittel fehlte es vor allem nicht an ‘wissenschaftlichen’ Hypothesen, Erkenntnissen und Beweisen, die allesamt in die gleiche Kerbe hieben, denn allesamt lebten sie von Geld, das explizit für den Zweck der ‘Waldschadensforschung’ bewilligt worden war.
Wie hätte einer der Forscher es dann wagen können, das Waldsterben anzuzweifeln? Welche Glaubwürdigkeit hätte er denn erlangt? Er wäre geächtet worden, von den Kollegen, von den Geldgebern und vom gläubigen Volk.
Nur der Wald weigerte sich leider zu sterben. Diese Tatsache brauchte sehr lange, bis sie das Bewusstsein allmählich immer mehr durchdrang. Einzelne, von den Medien boykottierte und daher öffentlich nicht wahrgenommene Fachleute zweifelten schon 1987 an der These, da sich einfach keine handfesten Beweise finden liessen.
Doch Stimmen aus der echten Wissenschaft, die Entwarnung gaben wurden mit Entrüstung abgeschmettert:
Besseres Wachstum der europäischen Wälder?
Das ist erstens gelogen, der Wissenschaftler, der das behauptet, ist ein Lobbyist der Holzindustrie und wenn überhaupt, dann ich dieses bessere Wachstum ‘krankhaft’ und sonst nichts! So tönten Medien, Naturschutzverbände und grüne Politiker im Chor. ‘Vorwärts immer, Rückwärts nimmer’ ist ein parteiübergreifender Wahlspruch aller Ideologen, nicht nur der SED.
1996, als selbst Ulrich zugab, dass er mit seinen Prognosen wohl falsch gelegen habe (Rund zehn Jahre nach dem Termin, ab dem die Wälder seiner ersten Aussage zufolge verschwinden würden), spaltete sich dann die politische und öffentliche Meinung. Die konservativen rückten langsam und vorsichtig ab, doch die Grünen und sonstigen politischen Nutzniesser verteidigten die liebgewonnen Hysterie noch lange, unterstützt von den Medien, die nur sehr langsam und mehr auf den Druck der Öffentlichkeit hin als aus eigener Einsicht heraus umschwenkten, da die Waldschadensberichte vom Volk immer zynischer kommentiert wurden.
Doch erst im Jahr 2003 war es der grünen Umweltministerin Renate Künast vorbehalten, das Waldsterben offiziell zu beenden:
Das Waldsterben in Deutschland ist nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) gestoppt. “Wir haben den Trend umgekehrt”, sagte Künast der Zeitung “Welt am Sonntag”. “Der Wald wächst wieder gesünder, die Flächen nehmen zu, die Holzwirtschaft hat in Deutschland eine gute Zukunft. Unsere Wälder sind schöner geworden. Ich kann nur dringend empfehlen, am Sonntag einen Waldspaziergang zu unternehmen.” Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz ist in Deutschland “eine neue Waldpolitik sichtbar”. (Welt, 14.03.2003)

Der Wald ist nie gestorben und er ist nie gesundet. Waldschäden sind so normal wie Schnupfen.
Der letzte Satz ist besonders bemerkenswert. Eine neue Wald-POLITIK! Kein neuer Wald. Der war und blieb stets völlig unverändert und er ‘stirbt’ bis heute:
Besonders lustig ist dabei, dass Frau Künast das ausgerechnet zu Beginn des Dürrejahrs 2003 sagte, denn zwangsläufig war der Waldzustandsbericht des Jahre 2004 der katastrophalste aller Zeiten. Doch was noch wenige Jahre vorher zu einem panischen Aufheulen geführt hätte – ganz besonders bei Frau Künast! – wurde nun trocken so kommentiert:
Die Hauptursache für das beschleunigte Waldsterben sei der extreme Sommer 2003, sagte Künast bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes in Berlin.
Womit sie zum ersten mal etwas Wahres über das Waldsterben gesagt hat.
Das ‘Waldsterben’ ist ein Lehrstück über den Lyssenkoismus, der Vorteil des Beispiels ist, dass die Massenpsychose abgeklungen ist und nun ein objektiver und weitgehend emotionsloser Blick zurück möglich ist.
In einer anderen Psychose sind wir aber noch mitten drin:
Der Klimawandel
Ist dieser Klimawandel Wissenschaft oder Lyssenkoismus?
Ganz zweifellos steht die Theorie des anthropogen verursachten Klimawandels in einer Symbiose mit politischen Gruppen und Ideologien.
Dazu muss man nur einmal das Positionspapier des WGU betrachten:
“Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation” http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/
Die darin propagierten 10 ‘Maßnahmebündel’

  1. Den gestaltenden Staat mit erweiterten Partizipationsmöglichkeiten ausbauen
  2. CO2-Bepreisung global voranbringen
  3. Europäisierung der Energiepolitik ausweiten und vertiefen
  4. Ausbau erneuerbarer Energien durch Einspeisevergütungen international beschleunigen
  5. Nachhaltige Energiedienstleistungen in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern
  6. Rasante Urbanisierung nachhaltig gestalten
  7. Klimaverträgliche Landnutzung voranbringen
  8. Investitionen in eine klimaverträgliche Zukunft unterstützen und beschleunigen
  9. Internationale Klima- und Energiepolitik
  10. Internationale Kooperationsrevolution anstreben

haben mit Wissenschaft schlicht und einfach nichts zu tun, sie sind rein politisch und sie können aus der Theorie des anthropogenen Klimawandels keineswegs abgeleitet werden, das sie rein auf Vermeidung abgestimmt sind und eine Strategie der Anpassung überhaupt nicht in Erwägung ziehen. Sie sind daher unwissenschaftlich, selbst dann, wenn man davon absieht, dass ein Klimaforscher ganz bestimmt keine Kompetenz in solchen Fragen der Politik, Wirtschaft und Energieproduktion hat.
Auch die einseitige Empfehlung der Vermeidung von CO2 durch ‘Erneuerbare Energien’ hat mit dem Klimawandel nichts zu tun und lässt sich nicht daraus ableiten, da z. B. Kernenergie mindestens ein gleichwertiges Potential hat.
Genau so wenig ist zu erkennen, warum eine ‘Urbanisierung’ gelenkt und wie man sie ‘nachhaltig’ gestalten könnte.
Höchst gefährlich erscheint es sogar, wenn ein ‘gestaltender Staat’ gefordert wird, was zumindest als ein Euphemismus für den bestimmenden, sich überall einmischenden, planwirtschaftlich und totalitär herrschenden oder kurz ‘undemokratischen’ Staat verstanden werden kann. Auch das ist keinesfalls in einem strukturellen Zusammenhang mit der Klimawandel-Theorie und ganz grundsätzlich eine Frage, die ausschliesslich politisch beantwortet werden kann und darf.
Noch deutlicher wird dies im Einleitungs-Statement:
“Damit die Transformation tatsächlich gelingen kann, muss ein Gesellschaftsvertrag zur Innovation durch einen neuartigen Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern innerhalb und außerhalb der Grenzen des Nationalstaats geschlossen werden.”
Der Euphemismus ‘neuartiger Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern’ ist ein kaum verhüllter Angriff auf die demokratische Rechtsordnung und legt den dringenden Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen nahe. Auf jeden Fall ist so eine Formulierung ganz bestimmt nicht ‘wissenschaftlich’.
Die Prämissen der Klimaprognostik sind unwissenschaftlich, sie widersprechen etablierten und gesicherten Erkenntnissen:
Lyssenko leugnete die Genetik, er behauptete, Vererbung habe nichts mit Genen zu tun, sondern würde durch Umwelteinflüsse imprägniert. Ein ‘Beweis’ dafür war, dass er Weizen in einem ungünstigen Gebiet aussäte und im nächsten Jahr Roggenpflanzen vorfand. Dass sein Weizen schlicht verkümmert war und Roggen aus benachbarten Feldern und älteren Aussaaten keimte, kam ihm nicht in den Sinn.
Die Klimamodelle, auf denen die ganzen Prognosen und darauf wieder die geforderten politischen ‘Maßnahmen’ beruhen, sind ganz einfach unwissenschaftlich, denn sie verleugnen grundlegende physikalische und mathematische Prinzipien. Das Wetter und das Klima der Erde sind ein hochkomplexes, rückgekoppeltes und daher chaotisches System. Es ist aber erwiesen und allgemeiner wissenschaftlicher Konsens, dass das zukünftige Verhalten eines chaotischen Systems mittel- und langfristig grundsätzlich unvorhersehbar ist, selbst wenn alle Einzelmechanismen bekannt sind. Wir sind jedoch noch sehr weit davon entfernt, auch nur annähernd genau zu wissen, wie ‘Klima’ überhaupt funktioniert, so dass Prognosen für das Jahr 2100 und sogar weiter ganz einfach Kaffeesatzleserei und unwissenschaftliche Scharlatanerie sind.
Ironischerweise beweist gerade die Klimaforschung selbst durch immer neue Erkenntnisse, die eifrig publiziert werden, wie mangelhaft unser Wissen um grundlegende Mechanismen noch ist.
Und da seit den ersten Prognosen inzwischen einige Jahre verstrichen sind, wissen wir inzwischen auch, dass die Globaltemperatur schon jetzt ausserhalb des Prognosefensters liegt. Dass aber eine Prognose, die nicht einmal die unmittelbare Zukunft auch nur annähernd richtig vorhersagen kann, schon gar keinen Wert für die fernere Zukunft haben kann, ist offensichtlich: Wer nicht mal das Wetter für morgen vorhersagen konnte, aber dennoch behauptet, er wüsste ganz genau wie das Wetter in 14 Tagen sein wird, ist ein Scharlatan – das zu wissen benötigt nicht einmal Wissenschaft, sondern nur praktischen, gesunden Menschenverstand.
Die ‘Klimaforschung’ interpretiert Daten mit deutlichem Bias und da ihre Aussagen in einer fernen Zukunft liegen ist eine wissenschaftlich-experimentelle Prüfung nicht möglich
Dass alle Wetterereignisse, die nicht in das Schema des Klimalarmismus passen, ignoriert oder als ‘nur Wetter’ abgetan werden, während jedes Wetterereignis, das scheinbar die Prognosen zu stützen vermag, als ‘Beweis für den Klimawandel’ hinausposaunt wird, ist schon zum Dauerwitz verkommen, darauf braucht man nicht weiter einzugehen, der Vorwurf des Bias (Voreingenommenheit bzw. selektive Wahrnehmung) ist nur zu offensichtlich gerechtfertigt.
Noch schwerer wiegt aber die grundsätzliche Unmöglichkeit, Prognosen, die weit in er Zukunft liegen, irgendwie zu verifizieren. Damit begibt sich die Theorie der anthropogenen Klimaerwärmung auf das Niveau einer Prophezeiung, und verlangt unreflektierten Glauben, wie eine Religion. Mit Wissenschaft hat so etwas nichts zu tun, sondern eher mit Glaskugeln auf Jahrmärkten oder Weltuntergangsterminen diverser Sekten.
Gibt es für diese Einschätzung ein klareres Beispiel als den Klimawahrsager Mojib Latif, unsterblich geworden durch seine Prophezeiung “Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben”? Ein Einzelfall? Nein, denn wer hat ihm denn damals im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt der Hysterie, widersprochen? Niemand. Die anderen Klimaalarmisten haben sich nur klugerweise nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, aber keiner wies Latif zurecht und sagte dass so etwas unseriös sei; es war ganz in ihrem Sinn.
Abgesehen von diesen grundsätzlichen Überlegungen zur Verquickung von Politik und Pseudowissenschaft ist es gut, sich einige konkrete Phänomene anzusehen:
Ist DAS Wissenschaft?
Al Gore ist den Klimaalarmisten längst peinlich, viel zu offensichtlich vermischte er Pseudowissenschaft mit dem Gehabe eines Staubsaugervertreters zu seinem persönlichen Vorteil. Besonders beschämend war sein letzter Versuch eines Comebacks mit einer 24-stündigen weltweiten Fernsehshow.
Aber er nutzte nur die vorhandene Munition! Doch was davon ist glaubwürdig? Einige Beispiele:

Naturkatastrophen nehmen zu?
“Hier sehen wir die Folgen der Klimaerwärmung auf die Entstehung von Hurricans. Es gab…KEINE VERÄNDERUNG!! Waaas?”
Stürme, Dürren, Fluten, jedes nur denkbare Unglück soll angeblich über uns hereinbrechen, wenn wir nicht tun, was die Propheten uns befehlen. Aber ihre Vorhersagen bewahrheiten sich nicht!
Es klang sehr plausibel: Hurricans entstehen über warmem Wasser. Je wärmer, desto mehr Stürme. Doch in einem chaotischen System sind solche simplen Ursache-Wirkungs-Vorhersagen einfach nur dumm. Unvorhergesehene Effekte (‘Scherwinde’) neutralisierten die Wirkung.
Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen…

Aus Mücken werden Elefanten
Und was ist mit dem arktischen Seeeis? JAAAA! Ein Rekordtief! Aber warum sieht diese Grafik so harmlos aus?
Viele ‘Beweise’ werden künstlich aufgebläht, Daten, die sich innerhalb des Grundrauschens der natürlichen Variabilität verändern, werden groß herausgestellt, WENN sie die These stützen. Dabei hat so etwas gar nichts zu bedeuten, es gibt hunderte von Variablen und wer sucht, findet leicht auch zufällige Beweise für das Gegenteil: Das Antarktische Eis hat beispielsweise zugenommen. Droht also eine neue Eiszeit?
Natürlich nicht. Das ist nur Voreingenommenheit; man sieht, was man sehen will. Aber das ist keine Wissenschaft!

Kommt die Sintflut?
OK, vergessen wir mal dieses Meereis. Schauen wir lieber nach dem Meeresanstieg! Oh, SUPER! meine Strandvilla ist ja gar nicht in Gefahr.
Die Prophezeiung einer Sintflut als Strafe Gottes für die, die nicht den Befehlen der Propheten gehorchen, ist uns allen kulturell eingeimpft und wird von den neuen Propheten schamlos ausgenutzt. Nur das Meer macht nicht mit. Das weigert sich nämlich, besonders schnell zu steigen und nicht einmal das kleinste Inselchen ist in Gefahr. Wie denn auch: das Meer steigt schon immer seit der letzten Eiszeit, davon können die Holländer ein Lied singen. Doch es steigt so langsam, dass es für die Menschen keine Rolle spielt, nicht einmal für die Malediven, denn Koralleninseln wachsen nach oben, manche seit ihrer Entstehung schon mehrere hundert Meter und das werden sie auch weiterhin tun.
Die Angst vor der Sintflut ist also besonders primitive Bauernfängerei.

Ein Druck auf die Tränendrüse oder: Sind Teddies nicht süß?
Jetzt eine traurige Geschichte! Ich rettete Theo, den Eisbären, vor dem Ertrinken. Er ist der letzte seiner Art!
Nein, du hast mich nicht gerettet! Ich habe auch noch 25.000 Freunde auf Facebook und das sind alles Verwandte von mir!

Das Märchen von den angeblich aussterbenden Eisbären die durch den menschengemachten Klimawandel zum Tod verurteilt werden, ist besonders verlogen und besonders primitiv.
Tatsächlich wächst die Eisbärpopulation nämlich im Rekordtempo!
Na schön, mag man sagen, aber für solche übertriebene Propaganda können doch die Wissenschaftler nichts!
Wirklich nicht? Sie müssen das doch bemerken, klug und engagiert wie sie sind. Warum hat noch kein einziger der IPCC-hörigen Klima-Päpste dagegen protestiert, dass mit ihrer Arbeit so ein Schindluder betrieben wird und dass sie für so primitive Propaganda missbraucht werden? Die Antwort kann sich jeder selbst denken: Sie sind nicht Opfer, sondern Komplizen.

Aber es WIRD doch wärmer!?
NEEEIIIIN! Es wird wärmer! ich will das nicht sehen…
Trotz aller Ausreden und Ausflüchte ist es einfach eine Tatsache, dass es nun schon über ein Jahrzehnt nicht wärmer wird und dass die Klimaalarmisten deshalb selbst schon intern heftig zweifeln; nicht erst seit heute, sondern schon seit Climategate im Jahr 2009, denn da fragte bereits der Klimatologe Kevin Trenberth: “The fact is that we can’t account for the lack of warming at the moment and it is a travesty that we can’t” – “Es ist einfach eine Tatsache dass wir keine Ahnung haben, warum es im Moment nicht wärmer wird und es ist ein Hohn dass wir nicht wissen warum” und keiner widersprach ihm.
Eine klare, unmissverständliche Bankrotterklärung von einem Insider, vertraulich im inneren Zirkel geäussert und ganz einfach wahr, da gibt es nichts zu deuteln: Die Scharlatane WUSSTEN, dass sie Scharlatane sind – Keine mildernden Umstände, keine Ausrede, kein Leugnen kann das vertuschen.

Der Hockeystick: Eine plumpe Fälschung
Jeder weiss, wie man in der Klimawissenschaft eine Kurve malt: ‘Irgendwelches Zeug’ wird mit der Zeit stets zu einem Hockeystick, der den Klimaalarmismus beweist.
Michael Manns berüchtigter ‘Hockeystick’ ist eine so offensichtliche Fälschung, dass jeder, der das abstreiten oder relativieren will, sich selbst als Komplize entlarvt.
Und so ging Michael Mann vor: Aus den vielen möglichen indirekten Temperaturzeigern (‘Proxies’) wird ein einziger ausgewählt, nämlich Baumringe aus einem ganz bestimmtem Gebiet, die das bestätigen, was Mann ‘beweisen’ will und aus dieser völlig absurden, nicht repräsentativen, voreingenommenen und – man kann das ohne weiteres sagen – vorsätzlich zum Zweck der Fälschung ausgewählten – Daten wird dann rotzfrech eine globale(!) Temperaturkurve abgeleitet.
So simpel das Rezept klingt, war Manns Fälschungsmethode jedoch alles andere als primitiv, sondern im Gegenteil recht raffiniert. Es bedurfte langer detektivischer Arbeit, bis Steven McIntyre und Ross McKitrick der Nachweis der Fälschung gelang:
Offiziell benutzte Michael Mann sehr viele verschiedene Proxies aus der ganzen Welt, die ‘gemittelt’ eine tatsächliche globale Durchschnittstemperatur ergeben sollten. Die von ihm benutzten, höchst ungewöhnlichen und selbst entwickelten Algorithmen bevorzugten jedoch durch Gewichtungsfaktoren Datensätze, die ‘hockeystickartig’ verliefen. Ein ‘Hockeystick’-Datensatz konnte so mehrere hundert mal mehr Gewicht haben als ein Datensatz, der nicht zur Vorgabe passte. Das hatte zur Folge, dass seine ‘globale’ Temperatur praktisch ausschliesslich auf einem einzigen Datensatz beruhte, der den gewünschten Verlauf hatte.
Doch es kommt noch schlimmer: Bei ihrer Arbeit stiessen McIntyre und McKitrick auf einen Ordner auf Manns Datenserver, dessen Inhalt bewies, dass Mann ganz genau den selben Versuch, mit dem sie beweisen konnten, dass sein Hockeystick falsch ist, ebenfalls gemacht hatte und WUSSTE, dass seine Hockeystick-Kurve nur Artefakt der mathematischen Algorithmen und daher falsch war: Der klassische ‘rauchende Colt’ war gefunden, der beweist, dass Michael Mann kein Dummkopf war, dem ein Fehler unterlief, sondern dass er vorsätzlich gehandelt hat.

Der Hockeystick des Michael Mann beruhte auf einem einzigen Datensatz, der Dicke von Baumringen einiger Borstenkiefern an einem Berg in Colorado. Nimmt man ihn weg, zeigen die anderen Proxies, dass der derzeitige Temperaturanstieg etwas historisch ganz normales ist.
Das ist einer der wirklich klassischen Fälle von Wissenschaftsbetrug. Doch noch schwerer wiegt, dass Michael Mann bis heute gedeckt wird, denn damit beweist die Kamarilla der Klimaalarmisten, dass innerhalb ihrer Ränge alle Regeln der wissenschaftlichen Selbstkontrolle ausser Kraft sind und dass folgerichtig Michael Mann nicht nur ein schwarzes Schaf in einer ansonsten makellosen Herde ist, sondern dass Betrug und Fälschung innerhalb dieser Community zu den anerkannten Mitteln der Propaganda gehören. Mit Wissenschaft hat dies allerdings nichts mehr zu tun.
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Exemplarisch genügt das für ein Fazit: Es ist unbenommen, dass auch sehr viel echte Wissenschaft in den Bemühungen steckt, aber es ist zweifellos richtig, dass die Wissenschaften im Dienst des Klimaalarmismus ideologisch missbraucht und politisch gesteuert werden und dass sich in den Reihen der Wissenschaftler nur allzuleicht willige Lyssenkos finden, die genau das abliefern, was von ihnen erwartet wird.
Der Lohn besteht aus Medienaufmerksamkeit, Fördergeldern und, wie weiland in der Sowjetunion, aus imposanten Titeln und Orden.
Die Strafen sind Missachtung, Verbannung, Zerstörung von Karrieren und Rufmord.
Eines der gewöhnlichsten Mittel, den Gegner zu diskreditieren, ist der Vorwurf, ein ‘Lobbyist’ zu sein, für irgendwelche obskuren, auf jeden Hall aber feindlichen und volksschädlichen Organisationen zu handeln und von diesen bezahlt zu werden. ‘Lobbyist’ hat also die gleiche Bedeutung und den gleichen Grad der Verächtlichmachung wie der Vorwurf der Sabotage unter Stalin: Es werden kriminelle Machenschaften unterstellt.
Diese finstere Seite des Lyssenkoismus ist also heute auch so lebendig wie je.
Moderner und historischer Lyssenkoismus
Lyssenkos sind überall anzutreffen und sie finden überall einen Nährboden, im Stalinismus wie im Kapitalismus und im Ökologismus.
Sie sind sowohl Auslöser als auch Marionetten im dynamischen Verlauf einer Massenpyschose.
Es gibt keinen Schutz vor ihnen ausser dem kritischen Verstand.
Klingende Titel, ehrwürdige Institutionen, eine wohlwollende Presse, selbst ein Konsens der Wissenschaftsgemeinde und Peer Reviews sind keine hinreichenden Qualitätsmerkmale für ‘echte’ Wissenschaft, denn alle wurden bereits nachweislich manipuliert, infiltriert und sogar bewusst zu Hilfsmitteln umfunktioniert, um Scharlatanen den Schein der Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Lyssenkoismus hat eine sehr, sehr lange Geschichte, die noch älter ist als der mittelalterliche Hexenwahn, der seinen Lyssenko in Gestalt von Heinrich Institoris hatte, dem Autor des ‘Hexenhammers’, dem ‘wissenschaftlichen’ Beweis für die reale Existenz von Hexen und Teufelswerk.
Und jetzt glaube keiner, wir wären andere Menschen als die des Mittelalters, wie wären ‘erwachsener’ als sie und immun gegen dergleichen. Die Gesellschaftskatastrophen der Moderne beweisen das Gegenteil und die Aufklärung hat nie wirklich die Gesellschaft durchdrungen, sondern die Masse ist vom Glauben, aber nicht vom Wissen beseelt. Sie glaubte einst den Theologen als wissenschaftlichen Welterklärern genau so wie heute den pseudowissenschaftlichen Lyssenkos.
Im Grund sind auch scheinbar ganz andere Phänomene eng damit verknüpft, Rassenwahn beispielsweise, oder Spekulationsblasen an der Börse.
Allen gemeinsam ist der feste Glaube an propagierte ‘Wahrheiten’, die sich jedoch dem wirklich objektiven Beweis entziehen. Doch obwohl die Gesellschaften immer wieder von einer Massenpsychose in die nächste taumeln und obwohl ganz sicherlich jeder von uns auch irgendwann und irgendwie schon Opfer war oder immer noch ist, kann man sich zumindest individuell weitestgehend geistig gesund erhalten.
Und manchmal kann man sogar viel mehr bewirken: Friedrich Spee stellte sich allein mit kluger Kritik und objektiver Logik gegen den gesellschaftlich fest verankerten und scheinbar wissenschaftlich erwiesenen Hexenwahn und besiegte ihn mit den Worten der ‘Cautio Criminalis’.
Dieser Glaube an eine Unmenge von Hexen in unserem Lande wird aus zwei wichtigen Quellen genährt:
Deren erste heißt Unwissenheit und Aberglauben des Volkes.
Die zweite Quelle des Glaubens an die unzähligen Hexen heißt Neid und Mißgunst des Volkes.
(Friedrich Spee)
Tritium
Anhänge und Quellen:
Lyssenko:
Wiki: Trofim Denissowitsch Lyssenko
Wiki: Lyssenkoismus
Trofim Lysenko: Ideology, Power, and the Destruction of Science
Historischer Rückblick: die gen-freie Landwirtschaft in der UdSSR
Nachträge zum Lyssenkoismus
LYSSENKO – Wie der Herrgott
»Von der Sowjetunion lernen …« — Lyssenko und Schellnhuber
Reality Check – Über Politik und Wissenschaft
Climategate:
NY Times, 2009-11-21: Hacked E-Mail Is New Fodder for Climate Dispute
Hockeystick:
The rise and fall of the Hockey Stick
Stephen McIntyre, Ross McKitrick: CORRECTIONS TO THE MANN et. al. (1998) PROXY DATA BASE AND NORTHERN HEMISPHERIC AVERAGE TEMPERATURE SERIES
Junk Science:
Wiki: Betrug und Fälschung in der Wissenschaft
Steve Milloy: Science Without Sense: The Risky Business of Public Health Research
Waldsterben:
Die Zeit 51/2004: Chronik einer Panik, von Günter Keil – Ein ganz hervorragender Artikel, so gut, umfassend, informiert und klar, dass mir gar nichts anderes übrig blieb als zu plagiieren – Herr Keil hat damit das Standardwerk zum Waldsterben geschaffen. Es ist ein Muß, ihn im Original zu lesen!
Sonstiges:
Friedrich Spee: Cautio criminalis oder rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse
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Energieversorgung: Ist dezentral ideal? Vom falschen Glück der Autarkie.

…Nun ja, wenn dieses Ziel erreicht ist, dann könnte, ja dann müsste die EEG-Förderung ja sofort eingestellt werden, aber das wollen die Solarfreunde dann auch wieder nicht. Ist da etwa ein Pferdefuß?

Ja.

Er betrifft sowohl das große Ziel der Energiewende als auch das kleine Ziel der Selbstversorgung. Es sind die fehlenden Stromspeicher und dieses Dilemma lässt sich exemplarisch sehr gut am einfachen Beispiel einer kleinen, privaten Energiewende betrachten.

Der Selbstversorger

Da hat also jemand ein Häuschen und möchte seinen Strom selber machen. Unabhängigkeit von den bösen, raffgierigen Versorgern hat er sich aufs Panier geschrieben, ökologisch und dezentral will er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und als Vorreiter den Nachbarn zeigen, wie so was geht, so eine Energiewende ohne Atom und Dreck und Klimaschock. Also müssen Photovoltaik-Paneele aufs Dach!
Doch er lebt in einer Welt ohne EEG-Subventionen, seine Nachbarn denken gar nicht daran, seinen maßlos überteuerten PV-Strom freiwillig zu kaufen und bleiben lieber beim schmutzigen, aber billigen Strom aus dem großen Kraftwerk unten am Fluss, der ihnen wie eh und je vom Elektrizitätsversorger geliefert wird.
Unser Selbstversorger muss und kann also nur seinen Eigenbedarf planen. Nun hat er eine große Familie und braucht 10.000 kWh pro Jahr. Eine schöne glatte Zahl, mit der sich gut rechnen lässt.

Bisher zahlte er an den Energieversorger für seinen Strom 15 Cent/kWh, also 1500 € pro Jahr, denn das Land in dem er lebte, wollte keine Steuern und Sonderabgaben für den Strom, weil der ein Grundbedarfsmittel ist, das so billig wie möglich sein soll, damit es sozial gerecht zugeht.

Er macht sich nun auf, zu erkunden, was er einkaufen muss. Dass nachts die Sonne nicht scheint, weiss er. Aber er ist doch einigermassen überrascht, als er erfährt, dass die Module, die er im Sinn hat, nur 10% der Nennleistung erbringen*

 Er sieht, dass er Module kaufen muss, die eine Nennproduktion von 100.000 kWh/Jahr erbringen müssen. Da das Jahr 8760 Stunden hat, beträgt die Nennleistung 11,4 kW.

Solche Module, mit einer Lebensdauer von 20 Jahren, bekommt er für 1000 € pro kW Nennleistung angeboten. Flugs rechnet er:

In 20 Jahren erzeugen die bei Kosten von 11.400 € Strom im Wert von 30.000 €! Ein Gewinn von sage und schreibe 18.600 €!  

Nun rannte er zur Bank, um sich das Geld zu holen. Der Bankangestellte dämpfte allerdings seine Euphorie etwas, denn er fragte ihn, ob er denn wirklich auf die schönen Zinsen verzichten will, die ihm sein Geld auf der Bank doch so regelmässig bringt: Immerhin 5% pro Jahr. Das seien doch, einschliesslich Zinseszinsen…rasch ist das Ergebnis da:

 ”Würden Sie die 11.400 € auf ihrem Konto liegen lassen, hätten Sie in 20 Jahren 28.800 € Bargeld. So viel kosten Sie die PV-Module wirklich. Ihr Gewinn beträgt also nur 1.200 €!”

Das ist keine gute Nachricht. Doch bald gewann unser Selbstversorger die Fassung wieder. Immerhin: 1.200 € sind ja auch noch ein Gewinn und überdies muss man ja auch die ideellen Werte sehen, die Umwelt und das Klima und die bösen Atome. Sein Lächeln kehrte zurück.
Schon am nächsten Tag schraubten die Handwerker die PV-Paneele aufs Dach und da gerade die Sonne schien, schraubte er die Sicherung zum Versorger heraus und schaltete stolz das erste Mal SEIN Licht, erzeugt mit SEINEM Strom, an. Es leuchtete prächtig! “In der Nacht wird es bestimmt noch viel schöner leuchten!”, dachte er sich – Aber halt! Nachts scheint ja keine Sonne!

“Na macht nichts, da schraube ich eben die Sicherung wieder hinein, der Versorger wird ja froh sein, wenn er mir wenigstens einen Teil des bisherigen Stroms weiter liefern darf!”

Doch als es dunkel wurde, wartete eine böse Überraschung auf ihn! Handwerker des Versorgers kamen und klemmten seine Leitung ab. Gleichzeitig gaben Sie ihm einen Brief. Als er ihn öffnete, stand da:

 Lieber Herr Selbstversorger!
Offenbar ist Ihnen nicht bewusst, wie wir unseren Strompreis kalkulieren. Sie zahlen keineswegs für ‘den Strom’ allein, sondern vor allem für die Baukosten unseres Kraftwerks und die Kosten der Leitungen, die wir unterhalten müssen. Von den 15 Cent, die Sie uns pro kWh bezahlen, verbrauchen wir nur 2 Cent für die tatsächliche Herstellung des Stroms, also für den Einkauf der Kohle, die wir im Kraftwerk verbrennen. Der Rest von 13 Cent geht in die Instandhaltung, die Abschreibung und die Verzinsung und ein bisschen Gewinn wollen wir auch haben, sonst können wir ja gleich aufhören.
Sie zahlten uns bisher 1500 € im Jahr. Dafür bekamen Sie 10.000 kWh. Nun sieht es so aus, als würden Sie nur noch die Hälfte beziehen wollen, aber trotzdem jederzeit die volle Leitung wie früher verlangen. Wir müssen also unser Kraftwerk und die Leitungen genau so bereit halten wie bisher. Deshalb haben wir auch weiterhin fixe Kosten von 1300 €, die von Ihnen verursacht werden..
Wir sparen zwar Brennstoff, wenn Sie nur die Hälfte abnehmen, aber das sind nur 100 €. Wenn Sie also nur noch 5000 kWh beziehen wollen, sehen wir uns gezwungen, den Preis pro kWh auf 28 Cent zu erhöhen – sonst müssten wir unseren Preis für alle Kunden erhöhen, um unsere Kosten zu decken und das können wir Ihren Nachbarn nicht zumuten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Versorger.

Herr Selbstversorger wurde zornrot. Diese raffgierigen Ausbeuter! Kapitalistenschweine! Er klagte so laut, das seine Nachbarn aufmerksam wurden und herbei kamen. Empört zeigte er ihnen den Brief und wartete auf tröstende Worte und Solidarität. Wie erstaunt war er aber, als die Nachbarn den Brief lasen und ihn dann kaltherzig verspotteten!

“Das hätte dir so gepasst, was? Wir sollen für dich die Infrastrukur bezahlen, damit du Geld sparen kannst! Ein schöner Nachbar bist du, willst auf unsere Kosten schmarotzen! Recht geschieht dir!”

Er war wie betäubt und wollte ihnen den Irrtum zeigen, die Tricks der Kapitalisten entlarven. Doch als er selbst rechnete, musst er kleinlaut zugeben, dass die Zahlen zu stimmen schienen. So ging er in dieser Nacht bei Kerzenlicht ins Bett und lange fand er keinen Schlaf. Am nächsten Morgen, mit steigender Sonne, hatte er jedoch seinen Mut wieder gefunden. Er würde es ihnen zeigen! Allen! Ein ECHTER Selbstversorger würde er werden!
Denn wozu gibt es denn Batterien? Zum Stromspeichern! Und hatte er nicht seine Anlage so dimensioniert, dass sie ihn voll versorgen könnte? Im Keller war noch Platz, also ans Werk! Zuerst nahm er ein Blatt Papier und rechnete:

Etwa 1/3 des Tags habe ich Überfluss, 2/3 der Zeit aber Mangel. Am Tag brauche ich 27 Komma… Na, allerhöchstens 30 kWh. 20 kWh muss ich auf Vorrat speichern.

“Das sind Peanuts. Ich verstehe gar nicht, wieso ich dem Versorger überhaupt noch was gönnen wollte!”

Im Baumarkt fand er, was er suchte. Große Batterien, die 1 kWh aufnehmen und speichern konnten. 100 € stand auf dem Preisschild. Schwitzend, aber glücklich wuchtete er die 20 Bleiakkus in den Kofferraum und bald in den Keller. Im Nu waren sie auch angeschlossen. Den störenden Gedanken, dass er nun leider kein Geld sparen würde, weil die Akkus ihm bei zehnjähriger Lebensdauer insgesamt 4000 € kosten würden, wischte er beiseite. Soll der Strom eben etwas mehr kosten, dafür ist er sauber und öko- und atomfrei und klimaneutral! Obwohl…Blei soll ja nicht gerade gesund sein…? Ach was! Man muss das Ganze und Grosse im Blick haben und keine Erbsen zählen; wird ja recycled!
Schon an diesem Abend genoss er es, im eigenen Licht den Fernseher mit eigenem Strom zu betreiben, gespeist aus den Akkus im Keller. Doch die Freude währte kurz, denn ein Satz ließ in erbleichen: In einer Sendung wurde auf die Dunkelheit hingewiesen, die der nahende Winter bald bringen würde und vor seinem Auge zogen bald Bilder von finsteren Tagen, Nebelschwaden und verschneiten PV-Paneelen vorbei, ohne Sonne am Himmel.


Speicher müssen Tages- und Jahreszeiten ausgleichen

Darauf hatte er ja gar nicht geachtet! Nicht nur die Nacht, auch der Winter musste bedacht werden bei der Speicherung! Voll böser Vorahnungen suchte er am nächsten Morgen Rat. Ein Ingenieur aus der Nachbarschaft klärte ihn nach kurzer Recherche auf und zeigte ihm eine Tabelle.

“Siehst du, so sieht dein Jahresgang aus, der dir im Durchschnitt eine effektive Leistung von 10% und einen summierten Ertrag von 10.000 kWh beschert (Tabelle links).

“Von März bis September hast du mehr Strom als du brauchst, den musst du speichern, damit du von Oktober bis Februar auch genug hast.”** Rasch rechnete er weiter:

“Weil du pro Monat 833 kWh brauchst, musst du von März bis September 2279 kWh speichern – Ohne dass du Reserven hättest! “

“Ich empfehle dir dringend, auch noch ein Notstromaggregat anzuschaffen! Und du musst noch die Speicherverluste kompensieren, deine Anlage ist eigentlich zu klein und der Speicherbedarf ist eigentlich noch ein ganzes Stück größer!” Herr Selbstversorger fühlte, wie er er erst erbleichte und dann schwanden ihm die Sinne – noch war ihm der Preis für die Batterien frisch im Gedächtnis! Als er wieder zu sich kam, murmelte er abwesend “227.900 €! 227.900 €!” Wieder bei Kräften, rechnete er noch einmal alles zusammen:

Bei 20 Jahren Abschreibungszeit habe ich einen Verbrauch von 20 x 10.000 kWh = 200.000 kWh = 30.000 € Stromkosten wenn ich einen Netzanschluss an konventionelle Kraftwerke wähle.

“Wenn ich mich selbst mit Erneuerbarem Solarstrom versorgen will, habe ich folgende Investitionskosten … Oh verflixt, die Akkukosten muss ich ja zwei mal bezahlen, weil die nur 10 Jahre halten…”

Das gibt’s ja nicht! da kostet mich die kWh ja 3,81 €!

Und die Moral von der Geschichte (Wie immer am Schluß)? Als Staat im internationalen Leben haben wir keine Möglichkeit, Kosten zu verschieben oder abzuwälzen. Da geht es uns wie Herrn Selbstversorger.
Da zählt nur die nackte Bilanz.
Da zahlen keine Nachbarn mit für die Erhaltung der Infrastruktur.
Da zahlt auch keiner freiwillig irgendwelche Umlagen für unseren Traum.
Da nimmt der Notversorger knallhart was er kriegen kann.
Da gilt nur das Geschäft und der Markt.

Und da stehen wir dann auch da wie Herr Selbstversorger – wie begossene Pudel.

Das hier war nur ein einfaches Beispiel für den Solarstrom. Die wichtigste Lektion daraus ist, dass die Speicherkosten die Produktionskosten um ein vielfaches übertreffen und dass die Nennung reiner Produktionskosten für Wind- und Solarstrom, möglichst noch verbunden mit der Behauptung, bald würde sich die Selbstversorgung lohnen und die NIE hätten doch schon ‘Grid-Parity’, blanker Schwindel sind.
Natürlich sind Akkus eine sehr teure Speicherart, es geht billiger. Aber niemals so billig, dass die NIE eine brauchbare oder auch nur akzeptable Alternative für konventionellen Strom werden könnten.
Wie war das noch mal genau? Mancher wird wohl etwas genauer hinter die Zahlen leuchten wollen, deshalb noch einige Daten und Musterrechnungen.

Die Zusammensetzung des Strompreises

Zitat: http://www.energie-fakten.de/pdf/strompreise-2006.pdf

Insgesamt … liegen die Kosten für die Erzeugung aus planmäßig eingesetzten Energien in bestehenden Anlagen zwischen etwa 1,5 Cent je kWh (ältere größere Wasserkraftwerke, Kernkraftwerke)und bis zu 10 Cent je kWh für Spitzenlast-Kraftwerke.
Als Durchschnittswert ergeben sich etwa 3,5 bis 4 Cent je kWh, solange, wie zurzeit, noch etwa 90 Prozent des Strombedarfs durch kostengünstige Kraftwerke bereitgestellt werden kann.

Netznutzungskosten
Für die Kosten, die in diesen Verteilungsstufen entstehen, sind die nachstehenden Entgelte für die Netznutzung ein guter Indikator (Mittelwerte innerhalb größerer Bandbreiten, Stand 2005):
…für Bezug aus dem Niederspannungs-Netz einschließlich Nutzung vorgelagerter Netze und der Transformatoren etwa 5,5 Cent je kWh.

Die Erzeugungskosten teilen sich weiter auf in :

(http://www.energie-fakten.de/html/kosten-struktur.html)

Strom ist eigentlich ein typisches Flatrate-Produkt

Zu beachten ist nun, dass alle Kosten ausser den Brennstoffkosten Fixkosten sind. Wenn ein Abnehmer nichts abnimmt, aber sich das Recht vorbehält, jederzeit Strom bis zur vertraglichen Grenze seines Anschlusses zu beziehen, muss der Versorger die volle Kraftwerks- und Netzkapazität jederzeit vorhalten und natürlich die entstehenden Kosten tragen.

Nimmt man das Kohlekraftwerk als typischen Mittelwert, ‘spart’ der Versorger bei der Nichtabnahme einer kWh nur 41% der Erzeugungskosten von 3,75 Cent, das sind etwa 1,5 Cent oder 17% der Gesamtkosten.  Damit ist Strom eigentlich ein typisches Flatrate-Produkt. Der Kunde zahlt einen Fixpreis und kann dann bis zum Anschlussgrenzwert so viel verbrauchen wie er will.
Warum? Weil wie beim Telefon die eigentliche Leistung gegenüber den Fixkosten kaum ins Gewicht fällt. Zumindest wäre es aber aufgrund der Kostenstruktur richtig, eine sehr hohe Grundgebühr und einen sehr niedrigen kWh-Preis zu verlangen. Das würde für den typischen Haushalt mit 3500 kWh Verbrauch/Jahr ohne Steuern und Abgaben so aussehen wie in folgender Tabelle dargestellt.

 Diese Kostenstruktur hat dann aber auch enorme Auswirkungen auf den kWh Preis, den der Versorger verlangen muss, um bei einer verringerten Abnahme des Kunden bei einer reinen kWh-Abrechnung auf seine (Fix-) Kosten zu kommen:

Jahresgang von PV-Erzeugung und Verbrauch
Die Tabelle zum Jahresgang im Artikel vereinfacht sehr. Tatsächlich müssen noch einige andere Faktoren berücksichtigt werden

Man sieht, dass ausgerechnet im Winter, wenn am wenigsten produziert wird, auch der Bedarf am höchsten ist. Tatsächlich ergibt sich ein Speicherbedarf von 21,5%. Dazu muss aber unbedingt noch eine Sicherheitsreserve, die mit 20% sicher nur sehr knapp bemessen wäre. Das erhöht den Speicherbedarf auf 25,8%. Zusätzlich gibt es auch Verluste beim Laden und Entladen der Batterien. Beim Bleiakku liegen die tpischerweise bei 30% Das erhöht den Speicherbedarf auf 33,6%.

Außerdem dürfen Akkus nicht tiefentladen werden, da sie dadurch stark beschädigt werden. Dadurch können nur 80% des gespeicherten Stroms tatsächlich genutzt werden. Das erhöht den Speicherbedarf auf 40%. Die Lebensdauer ist mit 10 Jahren zwar sehr optimistisch geschätzt, aber durchaus möglich.
Für den Durchschnittshaushalt bedeutet dies, dass Akkus für 1400 kWh angeschafft werden müssen, die 140.000 € kosten. Mit Zinskosten von nur 3% bei zehnjähriger Lebensdauer sind das 188.000 € was zu Speicherkosten von 5,37 € / kWh führt.

…und wenn man Strom einfach wegwirft?

Es ist natürlich angesichts der horrenden Speicherkosten verführerisch, Strom NICHT zu speichern, sondern einfach die Produktionskapazitäten zu steigern, um auch in buchstäblich dunklen Zeiten noch genug zu ernten. In guten Zeiten hat man dann Überschüsse, aber die wirft man einfach weg. Letztendlich konkurrieren da zwei Produkte, Frischstrom und Speicherstrom und das billigere gewinnt.
Auf der Grafik des Lastgangs kann man leicht sehen, dass etwa vier mal mehr Kapazität auch im lichtschwachen Winter noch genügend Strom erzeugt würde.
Der Durchschnittshaushalt würde bei 3500 kWh Jahresverbrauch im Januar, dem Monat, in dem 9,32% des Jahresverbrauchs anfallen, 326 kWh benötigen. Die PV-Anlage würde aber nur eine effektive Leistung von 2,5% erbringen. Welche Nennleistung benötigt dann eine PV-Anlage, um diesen Strom in den 730 Stunden des Monats zu erzeugen?
Eine Anlage mit 1 kW Nennleistung würde 730 x 0,025 = 18,25 kWh erzeugen, also muss die Nennleistung 326 / 18,25 = 17,9 kW betragen. Diese 17,9 kW kosten 17.900 €. Mit einer 3%igen Verzinsung in 20 Jahren wären das Kosten von rund 32.000 €.  Da diese Anlage 20 Jahre hält, würde sie in dieser Zeit 70.000 kWh produzieren die auch tatsächlich verbraucht werden.

Die kWh würde also 0.46 € kosten.

Das ist zwar viel zu teuer, aber doch sehr viel billiger als die 5,37 €, die der selbe Strom in der Speichervariante kostet. Aber halt! Die angenommene effektive Leistung von 2,5% im Januar ist ja ein Durchschnittswert! Der kann aber von Jahr zu Jahr stark schwanken. Wie sehr, kann man hier sehen: http://www.wetterkontor.de/de/deutschland_monatswerte.asp?y=2012&m=2&p=2
Schon der Blick auf den aktuellen Monat Januar 2013 zeigt, dass es Orte in Deutschland gibt, die in der ersten Monatshälfte Null(!) Sonnenschein bekamen. Im Jahr 2010 war der Januar auch schwach, er hatte nur rund 50% des durchschnittlichen Sonnenscheins und der folgende Februar war nicht besser.
Das bedeutet, dass es wohl notwendig ist, die Anlage mindestens doppelt so leistungsfähig auszulegen um auch in solchen Monaten noch genügend zu ernten UND zusätzlich einen Batteriespeicher zu haben, der zumindest mehrere völlig sonnenlose Tage überbrücken kann, mit denen man in solchen Wetterlagen ja auch rechnen muss.
Eine Verdoppelung der PV-Leistung würde die Kosten pro kWh natürlich auch verdoppeln, auf 0,92 € kWh. Hat man dann noch eine Speichernotreserve von 14 Tagen eingeplant, ist das sicher nicht zu vorsichtig. Aus der bereits durchgeführten Berechnung der Speicherkosten ergibt sich, dass so ein Speicher 33.500 € kosten würde, was zu einer weiteren Verteuerung der kWh um 0,96 € führen würde. In dieser Mischvariante (eine reine Überproduktionsvariante ist aufgrund der zufälligen Wetterschwankungen nicht möglich) würde also Kosten von

1,88 €/kWh

entstehen. Das ist zwar nun der günstigste denkbare Preis, aber er ist von der ‘Grid Parity’ so weit entfernt wie der Mond.

Weitere Kosten

Dabei ist aber auch noch zu berücksichtigen, dass nicht nur die reinen Batteriekosten anfallen. Batterien sind gefährlich. Die kann man nicht einfach in den Keller stellen, schon deshalb nicht, weil sich hochexplosives Knallgas bilden kann. Zudem ist der Inhalt ätzend und hochgiftig.
Um hunderte von Bleibatterien zu lagern, empfiehlt sich ein eigenes ‘Batteriehaus’ von der Größe einer Garage ausserhalb des Wohnhauses und mit einer Zufahrt für die Feuerwehr, einer säuredichten Bodenwanne, Zwangsbelüftung, Explosionsschutzmelder und natürlich einer eigenen Heizung, denn Akkus mögen keine Kälte. Zusätzlich ist der Wartungsaufwand in die Kalkulation aufzunehmen und eine Versicherung.
Außerdem ist zu bedenken, dass momentan die Selbstherstellung von Strom noch steuerfrei ist. Sobald das aber Mode würde, wäre eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Staat würde die Hand aufhalten und die Steuereinnahmen kompensieren, die ihm entgehen, weil weniger Strom verkauft wird, an dem das Finanzamt ja kräftig mitverdient.
Selbstgebrannter Schnaps mag als Beispiel dienen: Auch wenn der nur für den Eigenbedarf destilliert wird, ist trotzdem die volle Alkoholsteuer zu entrichten.
*Die Zahlen-und Prozentangaben dienen lediglich als vereinfachtes Beispiel, sie können von tatsächlichen Werten abweichen, was jedoch an den grundsätzlichen Überlegungen nichts ändert.
** Diese Zahlen sind real! So groß ist die Schwankung des Jahresgangs an einem typischen deutschen Standort!
Titelbild: Die belgische Antarktis-Forschungsstation Prinzessin Elisabeth ist komplett energieautark. Dafür sorgen Windräder und Photovoltaikanlagen und ein Speicher aus Bleibatterien, sowie ein ausgefeiltes System zur Stromrationierung (“Smart Grid”) und, für die Sicherheit der Versorgung unerlässlich, zwei Diesel-Generatoren.
Autor: Tritium; mit Dank an Science Sceptical wo der Beitrag zuerst erschien.