Zum Beispiel Wien: Was die Temperaturentwicklung beeinflusst- und was sie nicht beeinflusst!

Bild rechts: Schloss Belvedere (Wien) im erwärmenden Sonnenschein. Bildquelle: Hiero/Pixelio.de

Als erstes wollen wir einmal die kurzfristige Temperaturentwicklung seit 1998 betrachten (Quelle aller Daten ZMAG und Stadt Wien). Zunächst einmal im Vergleich zur CO2- Entwicklung im selben Zeitraum:

Und da erkennt man Erstaunliches- trotz der stetig steigenden CO2- Werte sind die Jahresmitteltemperaturen in Wien- Hohe Warte leicht (nicht signifikant) gesunken- keine Erwärmung! Eine wesentliche Ursache dafür zeigt die nächste Abbildung:

Man erkennt deutlich die oft fast spiegelbildliche Anordnung- Jahre mit viel Nordströmungen waren meist kälter. Es gab im Betrachtungszeitraum auch deutlich mehr Großwetterlagen (GWL) mit nördlichem Strömungsanteil- doch hätte es sich da nicht viel stärker abkühlen müssen? Im Prinzip ja, aber etwas wirkte einer wesentlichen Abkühlung entgegen:

Die zunehmende Sonnenscheindauer minderte die Abkühlung. Hier sieht man außerdem, dass sonnenscheinreiche Jahre meist „Warmjahre“ waren. Der Betrachtungszeitraum ist für endgültige Schlussfolgerungen zu kurz. Laut Definition bezieht sich „Klima“ stets auf einen Zeitraum von 30 Jahren, wobei in der Regel immer mit dem Jahr „1“ begonnen und mit dem Jahr „Null“ geendet wird, so dass also der Zeitraum von 1981 bis 2010 der letzte, klimatisch relevante, ist:

Hier zeigt sich ein leicht steigendes Temperaturniveau, allerdings derart unregelmäßig, dass CO2 als Verursacher ausscheidet. Und wie haben sich die Wetterlagenhäufigkeit und Sonnenscheindauer in diesem 30ig- jährigen Zeitraum entwickelt?

Während die nördlichen Wetterlagen nur geringfügig zunahmen (hier nicht gezeigt), wuchs die Anzahl der Tage mit erwärmenden südlichen Strömungen auch seit 1981, und außerdem stieg die erwärmend wirkende Sonnenscheindauer, vermutlich begünstigt durch Luftreinhaltemaßnahmen, stark an; sie ist (neben Wetterlagen und möglichen geringen WI- Effekten) die Hauptverursacherin der Erwärmung. Schließlich habe ich den Betrachtungszeitraum noch bis zur Datenverfügbarkeitsgrenze (1951) ausgedehnt (drei letzten Grafiken). Während die Häufigkeit der nördlichen GWL unverändert blieb, stiegen die Häufigkeit südlicher Lagen sowie die erwärmende Sonnenscheindauer deutlich an (letzte 3 Abbildungen):

Fazit: Nur mit Hilfe der Sonnenscheindauer und der Häufigkeitsverhältnisse bestimmter Großwetterlagen lässt sich der kurz-, mittel- und langfristige Temperaturverlauf zufriedenstellend erklären- mit CO2 hingegen nicht.

Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Ein Blick zurück: Erwärmung vor 300 Jahren stärker als heute!


Abbildung 1

Abbildung 2 

 Abbildung 3
Um nicht missverstanden zu werden- diese Temperaturentwicklung in Zentralengland kann nicht auf die globalen Verhältnisse übertragen werden. Sehr wohl aber auf die in West- und Mitteleuropa. Für Deutschland liegen keine derart langfristigen, lückenlosen Temperaturaufzeichnungen vor. Es zeigt sich jedoch, dass die CET- und Deutschlandmittel in den vergangenen gut 160 Jahren nahezu im Gleichklang schwankten:

Die erkennbare Erwärmung hatte 3 Ursachen:
1. Längere und intensivere Sonneneinstrahlung
2. Häufigkeitszunahme von Großwetterlagen mit südlichem Strömungsanteil
3. Geänderte Landnutzung durch Trockenlegung, Intensivierung der Landwirtschaft und Versiegelung des Bodens, Verstädterung, Wärmeeintrag durch Heizungen, Industrie und Verbrennungsmotoren (WI- Effekte im weitesten Sinne).
Die erkennbar stärkere Erwärmung des kühleren Deutschlands resultiert aus den Strahlungsgesetzen nach PLANCK; seit gut eineinhalb Jahrzehnten sinken die Temperaturen wieder leicht.
Fazit: Im Vergleich zum historischen Zeitraum fiel die aktuellste Erwärmung in Zentralengland um 0,66K geringer aus. Wählt man als Anfangspunkt aber die kühlen „Endsechziger“ und als Endpunkt das wärmste Jahr der CET- Reihe (2006, mehr Erwärmung geht nicht!), so schneidet die neuzeitliche Erwärmung zwar deutlich besser ab, sie bleibt aber trotzdem noch um 0,22K hinter dem „early baroque warming“ zurück- es wäre schön, wenn unsere „Qualitätsmedien“ einmal darüber berichten würden.
Stefan Kämpfe, Weimar




Im Takt der AMO und der NAO (3): Das Häufigkeitsverhalten der Großwetterlagen und dessen Auswirkungen auf die Deutschland- Temperaturen

Bild rechts: Mehr Dürren und mehr Hochwasser- stimmen diese Behauptungen? Fotos: Stefan Kämpfe

Die Analyse der langzeitlichen Häufigkeitsentwicklung der Großwetterlagen ersetzt zwar kein exakt erhobenes Datenmaterial wie Niederschlags-, Wind- und Temperaturmessungen, liefert aber wichtige Hinweise, ob sich durch eine Zu- oder Abnahme einzelner Großwetterlagen und deren Cluster bestimmte Wetterereignisse häufen könnten. Um den Umfang dieser Arbeit überschaubar zu halten, sollen einmal die beliebtesten, gern auch von den Medien und der Allgemeinheit geäußerten Thesen überprüft werden. Hierzu ist es zeitweise erforderlich, die Jahresebene zu verlassen und sich auf die Ebene der Jahreszeiten zu  begeben, so auch gleich bei der ersten Behauptung.

„Die Sommer werden in Deutschland immer heißer und trockener.“

Ob ein Sommer (der Meteorologische, also Juni bis August) trocken- warm oder eher feucht- kühl ausfällt, entscheiden die vorherrschenden Großwetterlagen. Trocken- warmes Hochdruckwetter beinhaltet das Cluster „Kontinentale Hochs“, das sind Großwetterlagen, bei denen überwiegend Luftmassen kontinentaler Prägung nach Deutschland gelangen. Feucht- kühles Wetter umfasst das Cluster „Sommermonsun“, das sind wolkenreiche West- bis Nordwest- oder Nordlagen mit überwiegend Meeresluftmassen, die den Temperaturausgleich zwischen dem sommerwarmen Festland und dem kühleren Meer herstellen (siehe Teil 1, Tabelle der Wetterlagen). Der Begriff „Sommermonsun“ wurde unter anderem von KOCH (1953) geprägt. Natürlich hat der mitteleuropäische Sommermonsun keinesfalls die Intensität, Bedeutung und die Beständigkeit der asiatischen Monsune, außerdem ist sein Wirkeffekt auf die erweiterte Grenzschicht bis maximal 2500 Meter Höhe beschränkt,  aber er bewirkt doch, dass die in Mitteleuropa meist westliche Strömung im Hochsommer etwas auf Nordwest dreht. Wir sehen, wie sich die Häufigkeit dieser sehr gegensätzlichen Cluster im Meteorologischen Sommer verändert hat (Zur Orientierung wird auch stets wieder die AMO bei diesen Gleitmitteln gezeigt):

Abb. 1: Bis in die 1970er Jahre nahm die Häufigkeit der kühlende Sommermonsunlagen (Blau) zwar deutlich ab; wärmende Kontinentalhochlagen (Dunkelgelb) nahmen hingegen bis Ende der 1990er Jahre nur leicht  zu; danach jedoch wieder ab.

Und noch klarer wird das bisherige Ausbleiben der gehäuft trocken- warmen Sommer nach Betrachtung der folgenden Abbildung:

Abb. 2: Bei dem deutlichen Anstieg der oft Niederschläge bringenden Z- Lagen und dem (folgerichtigen) Rückgang der A- Lagen ist bislang keine eindeutige Änderung des Klimas in Deutschland hin zu trockeneren, heißeren Sommern zu erkennen. Die stärksten Zunahmen (lineare Regression) waren bei SWZ (leicht erwärmend, +7 Tage/Sommer), TRM (kühlend, + 6 Tage) und TRW (leicht erwärmend, +6 Tage) zu beobachten.

Der angekündigte Klimawandel hin zu immer trockeneren, heißeren Sommern lässt sich am Verhalten der meisten dafür in Frage kommenden Wetterlagen bislang nicht eindeutig erkennen. Allenfalls die Lagen mit südwestlicher bis südlicher Strömungskomponente, die im Sommer, wie auch im Frühling, Herbst sowie im Jahresmittel (siehe Teil 2, Abb. 5), häufiger wurden, können einen gewissen Beitrag zur sommerlichen Erwärmung geleistet haben; doch diese bringen oft Niederschläge. Zumindest an der Station Erfurt- Bindersleben haben außerdem die Sommerniederschläge seit 1979 nach eigenen Untersuchungen zu- und nicht abgenommen; besonders im Juli und August. Untersuchungen von SCHÖNWIESE/TRÖMEL zeigen, dass die Sommerniederschläge in Deutschland zwischen 1901 und 2000 zwar um 2,7% geringfügig abnahmen; bei Betrachtung des Zeitraumes 1981 bis 2010 zeigte sich jedoch eine Zunahme um gut 12%. Außerdem ist zu beachten, dass die Südwestlagen, welche im Sommer den Hauptanteil bei der Zunahme aller Wetterlagen mit Südkomponente ausmachten, in dieser Jahreszeit am wenigsten erwärmend wirken. Dass die Sommer im Verlauf der vergangenen 130 Jahre etwas wärmer wurden, hat zwei wesentliche andere Ursachen, den zunehmenden, oftmals auch flächenhaften Wärmeinseleffekt und eine erhöhte Sonnenscheindauer, welche besonders in den vergangenen 30 Jahren zu beobachten war und von der am Ende des 20. Jahrhunderts hohen Sonnenaktivität sowie durch Luftreinhaltemaßnahmen verursacht wurde (KÄMPFE, LEISTENSCHNEIDER, KOWATSCH, 2012, 2013; MALBERG, 2009; WEHRY, 2009; WEHRY, MYRCIK, 2006). Die folgende Abbildung belegt eindrucksvoll, wie stark der Einfluss der Sonnenscheindauer auf die sommerlichen Lufttemperaturen zumindest während der vergangenen 120 Jahre war:

Abb. 3: Die sommerliche Sonnenscheindauer beeinflusste die Variabilität der Sommertemperaturen in Potsdam mit 62% sehr stark. Dieses Ergebnis ist nicht auf ganz Deutschland übertragbar- dennoch zeigt es, dass es wohl nicht die geänderten Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen waren, welche den leichten Anstieg der sommerlichen Lufttemperaturen vorrangig verursachten. Quelle des Datenmaterials: PIK

Außerdem nahm die Sonnenscheindauer im Sommer in Potsdam insgesamt leicht zu:


Abb. 4: Man erkennt eine leichte Zunahme der Sonnenscheindauer um insgesamt etwa eine halbe Stunde pro Sommertag; außerdem gab es leichte periodische Schwankungen. Quelle des Datenmaterials: PIK

Und auch die Intensität der Globalstrahlung, welche leider in Potsdam erst seit 1937 gemessen wird, zeigt eine leichte sommerliche Zunahme:

Abb. 5: Auch die erwärmend wirkende Globalstrahlung (gesamte Einstrahlung) nahm im Sommer leicht zu- sicher auch durch Luftreinhaltemaßnahmen begünstigt. Quelle des Datenmaterials: PIK

Zahlreiche Untersuchungen, Arbeiten und Indizien belegen die Zusammenhänge zwischen saubererer Luft, aktiverer Sonne, weniger Nebel, weniger (tiefer) Bewölkung, mehr Sonnenschein und höheren Temperaturen auch in den übrigen Jahreszeiten in Deutschland sowie teilweise global (CALDER/SVENSMARK (2007); CLIMATE4YOU; HOFFMANN/MÜLLER, 1994; KÄMPFE, 1997, 1999, KÄMPFE/LEISTENSCHNEIDER/KOWATSCH, 2012, 2013; LEISTENSCHNEIDER, 2011; NABEL; PELZ, 1993, 1994; WEHRY, 2009; WEHRY/MYRCIK, 2006). Der Juli 2013, in diesen Untersuchungen noch gar nicht enthalten, bestätigte den dominanten Einfluss der Sonnenscheindauer erneut eindrucksvoll, denn trotz vorherrschender Nordwest-, Nord- und Nordostströmung heizte die in vielen Regionen mit weit über 250 Monatsstunden deutlich übernormal scheinende Sonne die Luftmassen subpolarer Herkunft stark auf; nur die kurzen Sommernächte fielen mit Minima teilweise um die 10°C empfindlich kühl aus. Erst im letzten Monatsfünftel bescherten uns dann feucht- heiße, wolkenreichere Luftmassen aus dem Süden auch sehr warme Nächte. Die leichte Zunahme der sommerlichen (und auch der jährlichen) Temperaturen hatte bislang auch keine wesentlichen Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. Ein zeitweise häufigeres Auftreten Wärme ertragender Arten oder von solchen mit später Blüte und Fruchtreife beziehungsweise langer Vegetationszeit (Kleines Liebesgras, Hirse- Arten, Ranken-Platterbse, Runder Lauch, Wermut, Beifuß- Ambrosie, verwilderte Astern, Weißer Stechapfel, Einjährige Sonnenblume, Gefleckter Schierling, aber auch manche Orchideen und Frühblüher) war um Weimar zu beobachten, aber nicht von Dauer (KÄMPFE, 2009). Besonders die sehr wärmebedürftige Ranken- Platterbse, aber auch der Runde Lauch und der Wermut, sind in den letzten 5 Jahren um Weimar wieder seltener geworden.

„Die Winter werden immer milder. Schon bald ist Wintersport nur noch in den höheren Lagen der Alpen möglich, und Schnee kennen die meisten Kinder nur noch von Fotos oder den Erzählungen der Großeltern. Außerdem gibt es immer häufiger schwere Winterstürme.“

Dieser weit verbreitete Mythos entstammt den späten 1980er und den frühen 1990er Jahren, als es eine Serie ungewöhnlich milder und schneearmer Winter zwischen 1987/88 und 1994/95 in Deutschland gab. Warum das so war, sehen wir in der folgenden Darstellung (bei allen Grafiken, die den Winter, also Dez bis Feb., betreffen, ist als schwarze Kurve der saisonale NAO- Index mit abgebildet, welcher im Winter einen gewissen Einfluss auf die Wintermitteltemperaturen in Deutschland mit r = 0,48 im Untersuchungszeitraum hatte):

Abb. 6: Lagen mit Westanteil (Rotviolett), das sind solche, die im Winter meist sehr deutlich erwärmend wirken, wurden bis etwa 1990 häufiger; danach aber wieder seltener. Deutlich ist ein gewisser Gleichklang mit der Nordatlantischen Oszillation (NAO- Index, Schwarz) und ein inverser Verlauf zur AMO erkennbar.

Betrachtet man nur den GWT West (Zonale Lagen), und „zerlegt“ diesen in seine zwei Bestandteile, die deutlich erwärmend wirkenden WA- und WZ- Lagen sowie die kaum erwärmend wirkenden („gestörten“) Lagen WS und WW,  so ergibt sich folgendes Bild:

Abb. 7: „Westlagen im engeren Sinne“, die überwiegend deutlich erwärmend wirken (WA + WZ, Dunkelviolett) schwankten im Winter bezüglich ihrer Häufigkeit in einem etwa 30- bis 40- jährigen Rhythmus; am Beginn der 1990er hatten sie ein auffälliges Häufigkeitsmaximum und nahmen seitdem auf das Niveau der 1890er Jahre ab. Man achte wiederum auf die Ähnlichkeit zum Verlauf des NAO- Index und den inversen Verlauf zur AMO. Die „gestörten“ Westlagen (WS und WW, hell blauviolett) sind insgesamt seltener, sie verhalten sich außerdem invers zu den Westlagen im engeren Sinne.  Bei gesamtjährlicher Betrachtung zeigt sich ein ähnliches Verhalten der Westlagen- siehe Teil 2, Abb. 6.

Die vorhergesagte Häufung „immer milderer Winter“ ist ausgeblieben, denn die dafür verantwortlichen Wetterlagen sind in den ersten 13 Wintern des 21. Jahrhunderts deutlich seltener geworden, was sich auch schon in den dämpfend wirkenden Gleitmitteln zeigt. Vielmehr unterliegt die Häufigkeit der „Westwetterlagen“ im Winter periodischen Schwankungen, die unter anderem von der NAO und der AMO beeinflusst werden. Und genau diese Tatsache ist auch dem Deutschen Wetterdienst (DWD) seit mehr als 10 Jahren bekannt. Der DWD- Autor P. BISSOLLI schrieb in seiner Arbeit „Kommen Westlagen häufiger vor als früher?“, veröffentlicht im Klimastatusbericht 1999, folgendes: „… . Dies bedeutet, dass eine Häufung von Westwetterlagen, die zweifellos während der letzten Jahre stattgefunden hat, zwar deutliche Auswirkungen auf die Wintermitteltemperaturen haben kann, aber eine einfache Kausalkette anthropogener Treibhauseffekt- mehr Westlagen- mildere Winter lässt sich dennoch nicht ohne weiteres aufstellen. …“ Wie sich nun zeigt, eine weise Formulierung, vermutlich hat er mit dem Rückgang der Westlagenhäufigkeit bereits gerechnet. Schade, dass solcherlei Erkenntnisse nie den Weg über die Medien in die breite Öffentlichkeit finden. Und wie sieht es mit der „katastrophalen Häufung der Winterstürme“ aus? Eine Voruntersuchung im Rahmen dieser Arbeit ergab, dass, bis auf ganz wenige Ausnahmen, schwere Winterstürme von 3 Großwetterlagen (WZ, NWZ, mitunter auch SWZ) verursacht werden, die im Cluster „Atlantische Tiefs“ zusammengefasst sind:

Abb. 8: Die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts währende starke Häufigkeitszunahme Atlantischer Tiefs (Grauviolett, unterste Kurve) erklärt, warum es in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, besonders aber in den 1990er Jahren, gehäuft schwere Winterstürme in Deutschland gab, doch auch hier zeigt sich die Abnahme im frühen 21. Jahrhundert.

Anhand langjähriger Sturmstatistiken, darunter der Anzahl nordatlantischer Sturmtiefs zwischen November und März und der Häufigkeit der Sturmfluten in Hamburg, wies PULS (2009) nach, dass die prognostizierte Zunahme von Stürmen ausgeblieben ist. Mit der Abnahme der Westwetterlagen wurden Meridional- Lagen seit Beginn des 21. Jahrhunderts wieder deutlich häufiger. Betrachtet man den Gesamtzeitraum 1881/82 bis 2012/13 unter Einbeziehung des Wintermittels der Lufttemperaturen in Deutschland, so ergibt sich folgendes Bild:

Abb. 9: Das Deutschland- Wintermittel der Lufttemperaturen (°C Deutschland, hellblau) ähnelt in seinem Verlauf dem NAO- Index und der Häufigkeit der am stärksten erwärmend wirkenden Westlagen im engeren Sinne (WA + WZ), während zur AMO ein eher inverser Verlauf besteht.

Man beachte den starken Rückgang der Westlagen während der vergangenen knapp 2 Jahrzehnte; außerdem ist das Wintermittel der Lufttemperaturen- trotz eines (wie lange noch?) positiven Lineartrends-  wieder genau auf dem Niveau der 1880er Jahre angekommen- die vorhergesagten immer milderen, stürmischeren Winter finden in der Realität nicht statt. Und weil sich diese unumstößliche Tatsache nicht verheimlichen lässt- die Auswirkungen von Schnee und Kälte bekam in den letzten „Horror- Wintern“ nahezu jeder auf die ein oder andere Art und Weise zu spüren- wurde gleich die nächste Behauptung in die Welt gesetzt:

„Die Winter werden in Deutschland trotz der Klimaerwärmung kälter, weil das Arktische Meereis schmilzt. Dadurch bilden sich im Norden mehr winterliche Hochs, die eisige Nord- bis Ostluft nach Deutschland lenken.“

Zur Beurteilung dieses Mythos ist es wichtig zu wissen, dass

1. Eine exakte, kontinuierliche Beobachtung und Quantifizierung der flächen- und mengenmäßigen Ausdehnung des Meereises erst seit den späten 1970er Jahren (Aufkommen und stetige Verbesserung der Satellitentechnik) möglich ist, so dass langfristige, über deutlich mehr als 4 Jahrzehnte reichende, für diese Arbeit verwendbare Datensätze fehlen.

2. Beobachtungen aus früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten zeigen, dass es immer wieder rhythmische Phasen mit Vorrücken und Zurückweichen der Eisfelder gab (Quelle: KALTESONNE.DE, 2012). Mitunter konnten Nordost- und Nordwestpassage problemlos befahren werden, dann gab es wieder Jahre oder gar Jahrzehnte, in denen diese völlig unpassierbar waren.

3. Letztmalig wurde ein den heutigen Dimensionen möglicherweise ähnelnder Rückgang der Eisfelder und Arktis- Gletscher in den 1930er bis 1940er Jahren beobachtet (Quelle: FOTOS AUS DEN 30er JAHREN…, 2012). Dieser fällt (ähnlich wie das heutige Eisminimum) in die Positiv- Phase der AMO, weil die AMO über den Golfstrom Wärme und Salz in die arktischen Gewässer einträgt, so dass ein Zusammenhang zwischen der AMO und der Eisausdehnung besteht (Quelle: WIKIPEDIA). Ein mögliches Indiz ist (die hier schon dargestellte) tendenzielle Häufigkeitsabnahme der Westlagen in AMO- Positivphasen, weil dann der vermehrte Wärmeeintrag in die Arktis das Temperaturgefälle zwischen Süd und Nord verringert.  Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der jüngste Eisrückgang auch noch andere Ursachen haben kann.

Nach diesen Vorbetrachtungen wollen wir uns nun das Verhalten des Clusters „Wintermonsun“ (quasi das Gegenteil des Sommermonsuns, der Wind weht jetzt vom kalten Festland auf die wärmere See), ansehen:

Abb. 10: Die beiden bläulichen Kurven zeigen den Häufigkeitsverlauf aller meist sehr kalten Großwetterlagen mit vorwiegend nördlichem bis östlichem Wind in der untersten Troposphäre im Winter über Mitteleuropa. Da strittig ist, ob die Nordlagen im engsten Sinne (NA + NZ) hinzugehören, weil sie erstens häufig eine bodennahe nordwestliche Strömung aufweisen und sie zweitens durch den Weg der Luftmassen über die relativ warme Ost- und Nordsee meist nur wenig kühlen, sind sie in der untersten (Blauen) Kurve nicht enthalten- aber im Häufigkeitsverhalten zeigen sich kaum Unterschiede. Alle diese kalten Wetterlagen werden positiv von der AMO beeinflusst (in deren Warmphasen sind sie häufiger), und sie verhalten sich konträr zum NAO- Index. Aber trotz der synchronen Schwingung mit der AMO und der momentan geringen Arktiseisausdehnung, sind diese Wetterlagen heute deutlich seltener, als in den 1880er Jahren oder zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Es zeigt sich also, dass auch dieser Mythos auf tönernen Füßen steht- trotz der heute etwas höheren Wassertemperaturen und der geringeren Eisausdehnung in der Arktis sind zu Kälte neigende winterliche Großwetterlagen heute seltener, als zu den beiden letzten AMO- Positivphasen des späten 19. Jahrhunderts und der 1930er bis zu den frühen 1960er Jahren. Und um jeden Zweifel auszuräumen, das Wetterlagen- Cluster sei so geschickt gewählt, dass die wirklich zu extremster Winterkälte neigenden Lagen, die berühmt- berüchtigten Skandinavien- Hochs, nicht mehr zur Geltung kämen, hier zur Entkräftung aller Zweifel deren Cluster „Skandinavien- Hochs“ (Ostlagen im engeren Sinne):


Abb. 11: Auch wenn man nur die Skandinavien- Hochs (olivgrün) als „Ostlagen im engeren Sinne“ betrachtet- sie unterscheiden sich vom „Wintermonsun“ nur durch ihre markante Häufung in den 1940er Jahren (strenge Kriegs- und Nachkriegswinter).

Nun muss aber noch die Frage geklärt werden, warum die Winter im frühen 21. Jahrhundert bislang wieder etwas kälter wurden, obwohl in den Abb. 10 und 11 bisher kein wesentlicher Häufigkeitsanstieg der sehr winterkalten Lagen am Ende des Untersuchungszeitraums erkennbar wird. Die folgende Abbildung zeigt die Ursachen dafür:

Abb. 12: Ab etwa der Mitte der 1990er Jahre häuften sich Lagen mit Nordanteil (Blau), etwas später auch Meridionale Lagen (Dunkelgrau); Zonale Lagen (Großwettertyp West, Grauviolett) hingegen nahmen ab. Zwecks Übersichtlichkeit musste hier auf die Darstellung des winterlichen NAO- Index verzichtet werden.

Im Cluster „Meridionale Lagen“ sind auch alle Südlagen enthalten, die im Winter aber kaum häufiger wurden und meist auch nicht erwärmend wirken, dazu sämtliche Ost- und Nordlagen. Das Cluster „Nordanteil“ beinhaltet alle Nord- und Nordostlagen (insgesamt 8) sowie zusätzlich die beiden Nordwestlagen. Eine genauere Prüfung ergab, dass die Großwetterlagen TRM und NWZ deutlich, NZ, HNZ und HB etwas häufiger wurden, während die beiden Nordostlagen sowie NWA deutlich seltener wurden und sich die Häufigkeiten bei NA und HNA kaum änderten. Die häufiger gewordenen Lagen zeichnen sich im Langjährigen Temperaturmittel meist durch normale bis leicht unternormale Wintertemperaturen mit Tagesmitteln zwischen minus 2 und +2°C aus; in einzelnen Fällen oder an einzelnen Tagen können sie deutlich zu mild, mitunter auch deutlich zu kalt, sein. Und weil die Westlagen insgesamt seltener wurden, und das auch noch ausschließlich auf Kosten der deutlich wärmenden WA- und WZ- Lagen (Abb. 7 und 9), mussten die Wintertemperaturen in den letzten Jahren wieder etwas fallen.

Als letzter Mythos soll noch ein Blick auf die angeblich „immer häufiger auftretenden Hochwasserlagen“ geworfen werden. Im Rahmen der Winterbetrachtung hatten wir gerade schon gesehen, dass Westwetterlagen, welche besonders in Westdeutschland (Rhein und Nebenflüsse) die berüchtigten Winterhochwasser verursachen, einer Rhythmik unterliegen und keinen dauerhaften Trend zur Häufigkeitszunahme zeigen. Bleiben die Wetterlagen mit Potential zu 5b- Charakter, das sind meist Lagen mit kalter bodennaher Nordwest-, Nord- bis Ostströmung, während in der Höhe feucht- warme Luftmassen mitunter aus Ost, meist aber Südost, Süd oder Südwest, aufgleiten. Diese können ganzjährig Hochwasser besonders in Ost- und Süddeutschland verursachen, wobei aber die gesamte Variationsbreite von nur ein paar Regentropfen oder Schneeflocken bis hin zu (glücklicherweise seltenen) schwersten Unwettern möglich ist, was ihre Beurteilung erschwert. Dass es nur ein gutes Jahrzehnt nach dem August- Hochwasser von 2002 erneut zu schwersten Überflutungen in Ostdeutschland kam (Mai/Juni 2013), löste natürlich Befürchtungen aus, die betreffenden Wetterlagen mit 5b- Charakter könnten sich massiv häufen; was aber sagen uns die Daten?

 

Abb. 13: Mehr Lagen mit Potential für Starkniederschläge in Ost- und Süddeutschland- Mitnichten! Zwar nahmen 5b- artige Lagen (Dunkelblau) seit ihrem Minimum um 1990 wieder leicht zu- doch auch ihr Häufigkeitsverhalten unterliegt einer gewissen Rhythmik- ein eindeutiger Trend zur dauerhaften Häufung fehlt; und in den 1880er und 1970er Jahren waren sie häufiger als heute.

Auch hier muss angemerkt werden, dass sich die Häufigkeitsverhältnisse innerhalb des Clusters zugunsten der TRM- Lagen verschoben haben. Etwas öfter traten in jüngster Vergangenheit auch HFZ, HNFZ und HNZ auf, während NZ, NEZ und TM deutlich seltener und SEZ in fast unveränderter Häufigkeit zu beobachten waren. Wesentliche Rückschlüsse auf ein erhöhtes Unwetterpotential lassen sich daraus aber schon deshalb nicht ableiten, weil die meisten dieser Lagen erstens relativ selten vorkommen und sie zweitens in ihren räumlichen Auswirkungen (es können nur sehr kleine Areale, mitunter jedoch ganze Landstriche von den Überschwemmungen betroffen sein) stark variieren. Ob Hochwasser oder andere witterungsbedingte Katastrophen überhaupt als solche empfunden und wahrgenommen werden, hängt auch sehr stark von den sozial- ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Im Amazonasbecken kommen die Ureinwohner mit jährlich wiederkehrenden Überflutungen von 10 bis 15 Metern Höhe problemlos zurecht. Für hunderte Millionen Menschen in Südasien sind die von den jährlich wiederkehrenden Monsunregenfällen verursachten Hochwasser ebenfalls Alltag. Der Umwelt- und Hochwasserschutz in Deutschland ist jedoch in sich widersprüchlich. Einerseits wird dem Naturschutz große Aufmerksamkeit gewidmet. Auch deshalb wurden- trotz der Beteuerungen nach der Flutkatastrophe von 2002- viele Dammbauprojekte verzögert oder verhindert, obwohl sich begrünte Dämme aus Erde meist problemlos in die Landschaft einfügen beziehungsweise der Pflanzen- und Tierwelt kaum schaden. Andererseits werden selbst in einem Kleinstaat wie Thüringen pro Tag etwa 3 Hektar Fläche versiegelt, so dass die Pufferwirkung der natürlich gewachsenen Böden als Wasserspeicher weiter geschwächt wird.

Zusammenfassung und Ausblick

Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass…

1. …die Deutschland- Temperaturen von der AMO und der Häufigkeit bestimmter Wetterlagen mit beeinflusst werden, wobei die Zusammenhänge im Jahresmittel nur gering bis mäßig sind. Im Winter üben jedoch die meisten Wetterlagen mit westlicher Strömung und solche mit östlicher Strömung einen sogar dominanten Einfluss auf die Deutschland- Temperaturen aus. Dies gilt außerdem für die einzelnen Wintermonate sowie für einzelne Sommermonate, jedoch nur für das Cluster „Kontinentale Hochdrucklagen“. Ansonsten vermag die Länge und Intensität der Sonnenscheindauer in der strahlungsreicheren Jahreszeit luftmassenbedingte Unterschiede, welche von den verschiedenen Großwetterlagen und deren Häufigkeitsverteilung verursacht werden, teilweise auszugleichen, so dass zwischen Ende März und Anfang Oktober insgesamt nur mäßige Zusammenhänge zwischen Wetterlagen und Temperaturen bestehen.

2. …die AMO das Häufigkeitsverhalten bestimmter Wetterlagen andeutungsweise mit beeinflusst, wobei meist erwärmend wirkende Süd- und Südwestlagen mit steigenden Wassertemperaturen tendenziell häufiger und solche mit nördlichen bis östlichen Strömungsanteilen eher seltener wurden. Dabei „schwingen“ nördliche Lagen im Takt der AMO; Westlagen im engeren Sinne verhalten sich entgegengesetzt. Übergeordnete Antriebsmechanismen für dieses Verhalten werden vermutet.

3. …es insgesamt eine (bislang dauerhafte) Häufigkeitszunahme nur bei den Süd- und vor allem den Südwestlagen sowie bei den Troglagen gab. Die in Mitteleuropa insgesamt viel häufigen Westlagen zeigen hingegen eine rhythmische Zu- und Abnahme, die andeutungsweise von der AMO, im Winter außerdem deutlich von der NAO, beeinflusst wird, was besonders im Winter Auswirkungen auf die Deutschland- Temperaturen hat (tendenziell mildere Winter in Phasen mit positiven NAO- Indizes und häufigeren Westlagen).

4. …sich bei gesamtheitlicher  Betrachtung am Langzeitverhalten der Großwetterlagen bislang keine gravierende Zunahme von Lagen mit Extremwetterpotential erkennen  lässt. Die Häufung der im Sommer bedingt zu Hitzewellen neigenden Südlichen Lagen wurde durch die Abnahme der in dieser Jahreszeit insgesamt sehr warmen Hochdrucklagen teilweise kompensiert. Die Rhythmik der westlichen Lagen bedingte die vorübergehende Häufung der milden Winter und Winterstürme um 1990, und der auf verschiedenen Ursachen, unter anderem der AMO- Positivphase, beruhende Eisrückgang bewirkte bislang keine Häufung der für extreme Kältewellen infrage kommenden winterlichen Wetterlagen. Auch eine wesentliche Häufung der Lagen mit Potential für großflächige Starkniederschläge blieb aus, weil sich die Zu- und Abnahmen der dafür infrage kommenden einzelnen Wetterlagen in etwa die Waage hielten.

Das rhythmische Verhalten der hier betrachteten Größen und deren Einfluss auf das Deutschland- Mittel der Lufttemperatur (die ebenfalls hierfür sehr wichtige Sonnenaktivität, welche auch die AMO mit beeinflussen kann, die Intensität der allgemeinen, globalen Zirkulation sowie weitere, mögliche Einflussfaktoren wie El Nino, QBO, die Rhythmik weiterer Meeresströmungen oder die Wassertemperaturen der Randmeere Nord-/Ostsee und Mittelmeer konnten aus Umfangsgründen im Rahmen dieser Arbeit nicht geprüft werden) verleitet dazu, Mutmaßungen über die weitere Zukunft anzustellen. Sichere Vorhersagen sind nicht möglich, und es kann nicht oft genug davor gewarnt werden, beobachtete Trends und Zusammenhänge bedenkenlos in die Zukunft zu extrapolieren. Trotzdem sollte, natürlich nur im Rahmen weiterer Untersuchungen, über folgende Szenarien nachgedacht werden:

1. Falls die AMO ihre bisherige Rhythmik beibehält, hat sie aktuell ihr Maximum erreicht oder bereits leicht überschritten, so dass im Atlantik für die kommenden 20 bis 30 Jahre mit fallenden Wassertemperaturen zu rechnen ist. Die seit 2003 insgesamt stark rückläufige Sonnenaktivität dürfte sich nach den (freilich mit Unsicherheiten behafteten) Vorhersagen (ABDUSSAMATOV 2012, CALDER/SVENSMARK 2007, MALBERG 2002 bis 2013; VAHRENHOLT/LÜNING 2012, LANDSCHEIDT 1983, LEISTENSCHNEIDER, 2011) bis mindestens etwa 2050 weiter abschwächen, was sich zeitverzögert auch auf die AMO auswirken kann, so dass insgesamt eine Abnahme der Wassertemperaturen  im 21. Jahrhundert nicht unwahrscheinlich ist.

2. Mit der zyklusbedingten  und tendenziellen Abnahme der AMO- Werte könnte sich das Häufigkeitsverhalten der Großwetterlagen im 21. Jahrhundert umkehren- tendenziell wieder weniger Südliche Lagen; im Sommer wieder mehr feucht- kühle Lagen („Sommermonsun“); insgesamt im Jahr wieder mehr Hochdrucklagen sowie mehr Lagen mit nördlicher Strömungskomponente.

3. Falls sich auch die Rhythmik der westlichen Lagen fortsetzt, so ist möglicherweise das Minimum ihrer Häufigkeit aktuell bereits erreicht. Eine Zunahme der Westlagen könnte im Winter den aktuell beobachteten Rückgang der Wintertemperaturen in Deutschland stoppen oder zumindest dämpfen.

Die vorliegende Arbeit konnte nur die Möglichkeit bestimmter Zusammenhänge andeuten und zu weiterer Forschungsarbeit anregen. Diese wird nötig sein, um die äußerst spannenden Zusammenhänge besser zu quantifizieren und daraus möglicherweise präzisere Vorhersagen für die künftige Entwicklung von Witterung und Klima in Deutschland zu treffen.

Verfasst und zusammengestellt von Stefan Kämpfe, Weimar, 2012/2013.

Literaturliste und Informationsquellen für alle drei Teile

Abdussamatow, H. I. (2012): Zweihundertjährige Abnahme der Solarstrahlung führt zu einem Ungleichgewicht des thermischen Budgets der Erde und zu einer Kleinen Eiszeit. Petersburg 2012 http://nextgrandminimum.files.wordpress.com/2012/11/abduss_apr.pdf

Alles schon einmal dagewesen – Arktische Meereisschmelze in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (2012). www.kaltesonne.de/

AMO smoothed from the Kaplan SST V2 Calculated at NOAA/ESRL/PSD1 http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/timeseriesimeseries/AMO/

Atlantische Multidekaden- Oszillation https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantische_Multidekaden-Oszillation

Bissolli, P. (1999/2000): Kommen Westlagen häufiger vor als früher? Veröffentlicht im Klimastatusbericht 1999 des DWD, erschienen im Jahr 2000.

Bissolli, P. (2001/2002): Wetterlagen und Großwetterlagen im 20. Jahrhundert. Veröffentlicht im Klimastatusbericht 2001 des DWD, erschienen im Jahr 2002.

Bissolli, P., Dittmann, E. (1998 bis 2005): Objektive Wetterlagenklassifikation. Veröffentlicht in den Klimastatusberichten 1998 bis 2005 des DWD, erschienen 1999 bis 2006.

Borchert, H.(2013): Die bodennahen Temperaturen in Potsdam und Hohenpeissenberg und Sonnenfleckenhäufigkeit von 1900 bis 2012. http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-bodennahen-temperaturen-in-potsdam-und-hohenpeisenberg-und-sonnenfleckenhaeufigkeit-von-1900-bis-2012/

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Leistenschneider, R. (2011): Dynamisches Sonnensystem- die tatsächlichen Hintergründe des Klimawandels, Teile 1 bis 8

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4 – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
            interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen.

Teile 1 bis 8 bei www.eike-klima-energie.eu

Malberg, H. (2002 bis 2013) Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin/Berliner Wetterkarte:

– Über den Klimawandel in Mitteleuropa seit 1850 und sein Zusammenhang mit der Sonnenaktivität. SO 17/02

– Die globale Erwärmung seit 1860 und ihr Zusammenhang mit der Sonnenaktivität. SO 27/02

– Die nord- und südhemisphärische Erwärmung seit 1860 und ihr Zusammenhang mit der Sonnenaktivität. SO 10/03

– Der solare Einfluss auf das mitteleuropäische und globale Klima seit 1778 bzw. 1850. SO 01/07 (2007) – In Memoriam Prof. Richard Scherhag

– Über den dominierenden solaren Einfluss auf den Klimawandel seit 1701. SO 27/07

– El Nino, Vulkane und die globale Erwärmung seit 1980. SO 34/07

– El Niño und der CO2-Anstieg sowie die globale Erwärmung bei CO2-Verdopplung. SO 02/08

– Die unruhige Sonne und der Klimawandel. SO 20/08

– Über die kritische Grenze zwischen unruhiger und ruhiger Sonne und ihre Bedeutung für den Klimawandel. SO 03/09

– La Niña – El Niño und der solare Einfluss – Der Klimawandel 1950-2008. SO 11/09

– Über das Stadtklima und den Klimawandel in Deutschland seit 1780. SO 18/09

– Langfristiger Klimawandel auf der globalen, lokalen und regionalen Klimaskala und seine primäre Ursache: Zukunft braucht Herkunft. SO 29/09 

 – Der solare Einfluss auf den Klimawandel in Westeuropa seit 1672. SO 37/09 (2009)

– Rekonstruktion des Klimawandels seit 1860 bzw. 1672 aufgrund solarer Aktivitätsänderungen, SO 11/10 (2010)

– Kurzperiodische und dekadische Klimavariabilität im Zeitraum 1980-2009. SO18/10 (2010)

– Über scheinbare und tatsächliche Klimaerwärmung seit 1850. SO 26/10 (2010)

– Analyse des solaren Effekts und des langfristigen Klimawandels seit 1680 sowie des gegenwärtigen kurzperiodischen Klimaverhaltens SO 09/11 (2011)

– Über sprunghafte Anstiege von CO2 und globaler Temperatur SO 05/12 (2012)

– Fakten zum Klimawandel seit der Kleinen Eiszeit SO 01/13.

NABEL (Nationales Beobachtungsnetz Luft in der Schweiz) www.bafu.admin.ch/luft

Pelz, J. (1993): Das Zeitverhalten des Schwebstaubs und der Niederschlagsbeimengungen in Berlin- Dahlem. Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Beilage 26/93 (Sonderbeilage 4/93) vom 26.02.1993.

Pelz, J. (1994): Dreißig Jahre Staubmessungen in Berlin- Dahlem. Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Beilage 100/94 (Sonderbeilage 31/94) vom 21.10.1994.

PIK Werte der Lufttemperaturen, der Sonnenscheindauer und der Globalstrahlung in Potsdam www.pik-potsdam.de/services

Puls, K. E. (2009): Viel Wind um Nichts. Die prognostizierte Zunahme von Stürmen bleibt aus. http://www.eike-klima-energie.eu/uploads/media/PULS.Stuerme_LP.0908.pdf

Schönwiese, Chr- D., Trömel, S.: Langzeitänderungen des Niederschlags in Deutschland. http://www.climate-service-center.de/imperia/md/content/csc/warnsignalklima/Warnsignal_Klima_Kap3.1_3.1.6_Scho__nwiese.pdf

Standardisierte beziehungsweise normalisierte NAO- Werte Januar 1950 bis Dezember 2011: www.cpc.noaa.gov/

Tabellen der Sonnenfleckenrelativzahlen www.schulze-md./de (dort auch Abbildungen aller 23 Zyklen) und www.swpc.noaa.gov/solarCycle

Tinz, B. (2002, 2003): Die Nordatlantische Oszillation und ihr Einfluss auf die europäischen Lufttemperaturen. Veröffentlicht im Klimastatusbericht 2002 des DWD, erschienen im Jahr 2003.

Vahrenholt, F., Lüning, S. (2012): Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012.

Wehry, W. (2009): Mehr Sonnenschein, weniger Nebel und höhere Temperatur- anthropogene Klima- Änderung? Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Beilage 47/09 (Sonderbeilage 23/09) vom 09.07.2009.

Wehry, W., Myrcik, G. (2006): Sonniger und warmer Herbst- Anzeichen auch für einen milden Winter? Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Beilage 86/06 (Sonderbeilage 29/06) vom 13.12.2006.

Werner, P. C., Gerstengarbe, F.W.; Rüge, U. (1999): KATALOG DER GROSSWETTERLAGEN EUROPAS (1881-1998) NACH PAUL HESS UND HELMUT BREZOWSKY. Potsdam und Offenbach a. M., 1999.

Werner, P. C., Gerstengarbe, F.W. (2010): KATALOG DER GROSSWETTERLAGEN EUROPAS (1881-2009) NACH PAUL HESS UND HELMUT BREZOWSKY. PIK Report No. 119 Potsdam 2010.

Zeitreihe der Lufttemperatur in Deutschland ab 1761. Jahres-, Jahreszeiten- und Monatswerte. http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitreihe_der_Lufttemperatur_in_Deutschland




Im Takt der AMO und der NAO (2):Das Häufigkeitsverhalten der Großwetterlagenund dessen Auswirkungen auf die Deutschland- Temperaturen

Bild rechts: Mehr Südwestlagen durch höhere Wassertemperaturen? Quelle: WERNER/GERSTENGARBE  (2010)

Im Teil 1 hatten wir gesehen, dass die Häufigkeit südwestlicher und südlicher Wetterlagen mit Ausnahme des Winters deutlich zunahm und es gerade diese Wetterlagen waren, welche am stärksten erwärmend wirkten. Als eine mögliche Ursache für deren gehäuftes Auftreten (und dem gleichzeitigen Rückgang nördlicher Strömungskomponenten)kommt unter anderem die AMO in Betracht. Diese schwankte zumindest seit Beginn ihrer Erfassung in einem etwa 50- bis 70-jährigen Zyklus, und insgesamt sind die Wassertemperaturen momentan noch etwas höher, als im späten 19. Jahrhundert. Für die folgende Grafik (und alle weiteren im Teil 2) wurden 11- jährige Gleitmittel verwendet, um die stark schwankende Häufigkeiten der Großwetterlagen, Großwettertypen und Clusterzu glätten, so dass die Darstellungen jeweils 1886 beginnen und 2007 enden:

Abb. 1: AMO (Grün) sowie die Häufigkeit der Großwettertypen Süd (Dunkelrot) und Südwest (Orange) im Vergleich. Man beachte, dass die Südwestlagen (SWA und SWZ) als eigenständiger Großwettertyp nicht im Großwettertyp Süd enthalten sind. Beide Großwettertypen, vor allem aber die Südwestlagen, wurden deutlich häufiger und folgen außerdem- wenngleich mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung und nur undeutlich- den Schwankungen der AMO.

Und bei den nördlichen bis östlichen Wetterlagen zeigen sich genau umgekehrte Verhältnisse:

Abb. 2: AMO (Grün) sowie die Häufigkeit der Großwettertypen Nord (Hellblau)und Ost (Hellgrün) im Vergleich. Auch hier gibt es bei den jeweils enthaltenen Großwetterlagen keine Überschneidungen. Beide Großwettertypen, vor allem aber die Ostlagen, wurden seltener.Die Häufigkeit der Nördlichen Lagen folgt fast exakt den Schwankungen der AMO, während die Ostlagen diesen mit deutlicher Zeitverzögerung folgen.

Aufgrund der hier gewonnenen Erkenntnisse bietet sich eine Auflistung aller Lagen und Cluster an, die von der AMO (jeweils Jahresmittel) wenigstensandeutungsweise (Betrag der Korrelationskoeffizienten >0,2) beeinflusst wurden:

Abb. 3 (Tabelle): Lagen mit AMO- Korrelationskoeffizienten, deren Betrag mindestens 0,2 erreichte (Gesamtjahr) im Vergleich. Man beachte, dass aufgrund der sehr unterschiedlichen Häufigkeitsverhältnisse sowie der mehrfachen Präsenz einzelner Lagen in verschiedenen Clustern ein quantitativer Vergleich über die Zusammenhänge nicht möglich ist! Trotzdem kann man unschwer erkennen, dass besonders „wärmende“ Lagen mit “positiver“ Reaktion auf erhöhte AMO- Werte zu- und viele kühlenden Lagen mit negativer Reaktion auf hohe AMO- Werte abgenommen haben. So sind, rein statistisch betrachtet, gegenwärtig pro Jahr fast 44 Tage mehr mit Südanteil zu erwarten, als im späten 19. Jahrhundert, während besonders östliche, nördliche und antizyklonale Lagen abnahmen. Bemerkenswert ist auch die starke Zunahme der (insgesamt im Jahresmittel) leicht erwärmend wirkenden zyklonalen Lagen auf Kosten der antizyklonalen.

Auch hier muss davon ausgegangen werden, dass die Jahresmittelung jahreszeitliche, deutlichere Unterschiede, auf die später noch eingegangen wird, verwischt. Außerdem werden hier mögliche übergeordnete Antriebsmechanismen für AMO, Wetterlagenverhalten und Deutschlandtemperaturen nicht untersucht.  Die folgenden Grafiken veranschaulichen weitere interessante Zusammenhänge zwischen AMO und Wetterlagen:

Abb. 4: Zyklonale Lagen (Mintgrün) nahmen deutlich zu und schwingen- wenn auch zeitverzögert- deutlich im Takt der AMO; bei Antizyklonalen Lagen (Orangerosa) ist es umgekehrt; auch ist der (hier negative) Zusammenhang zur AMO weniger deutlich.

Abb 5: Hier zeigt sich die deutliche Zunahme der Lagen mit südlicher Strömungskomponente (Südanteil) sowie der zwei Troglagen(von denen TRM kühlend, aber TRW erwärmend wirkt), beide mehr oder weniger zeitverzögert etwas von der AMO beeinflusst. TRW ist im Cluster Südanteil enthalten.

Abb. 6: Man erkennt sehr schön, dass „normale“ Westlagen (WA und WZ, Dunkelviolett) erstens viel häufiger als die „gestörten“ Westlagen (Hell Blauviolett)auftreten, beide konträr schwingen und von der AMO in umgekehrter Weise beeinflusst werden. Das rhythmische Verhalten der Westlagen wird noch zu diskutieren sein.

Bei solchen, auf das Gesamtjahr bezogenen Betrachtungen verschwinden allerdings jahreszeitliche Besonderheiten, welche nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die folgenden Tabellen fassen daher alle Großwetterlagen (GWL) und Großwettertypen sowie weitere Cluster zusammen, welche sich in den einzelnen Meteorologischen Jahreszeiten durch die jeweils stärkste Zu- oder –Abnahme der Häufigkeit, die stärkste positive/ negative Beeinflussung des Deutschlandmittels (°C Jahreszeiten) auszeichneten und deren Häufigkeit am stärksten positiv/negativ von der AMO und der NAO (jeweilige Jahreszeit, letztere nur im Winter) beeinflusst wurde:

Abb. 7 bis 10 (4 Jahreszeittabellen): Zusammenfassung der in den einzelnen Jahreszeiten auffälligsten Lagen. Nur im Winter zeigten 2 Cluster, nämlich alle Lagen mit Westlichem Strömungsanteil und der Großwettertyp Ost, einen deutlichen Einfluss auf die zugehörigen Wintermitteltemperaturen in Deutschland. In einzelnen Monaten, die aus Gründen des Umfangs hier nicht behandelt werden konnten, sind noch einige wenige ähnlich enge Zusammenhänge ermittelt worden, siehe Abb. 5 im Teil 1. Außerdem muss betont werden, dass die linearen Zu- und Abnahmen als Rechengrößen nicht überbewertet werden dürfen, denn bei Betrachtung kürzerer Zeiten zeigen sich bemerkenswerte Einzelheiten und oft auch periodische Verhaltensweisen der Häufigkeiten, auf welche im Teil 3 näher eingegangen wird.

Man kann vermuten, dass die Sonnenscheindauer, welche besonders zwischen etwa Ende März und Anfang Oktober einen deutlichen Einfluss auf die Lufttemperaturen in Deutschland hat (KÄMPFE, LEISTENSCHNEIDER, KOWATSCH, 2013; WEHRY, 2009) die durch die Großwetterlagen bedingten Temperaturunterschiede (Luftmassen!) verringert und nivelliert (in trockener Subpolarluft führt der lange und intensive Sonnenschein zur raschen Erwärmung der Kaltluft, beispielsweise im Juli 2013, als es trotz häufiger nördlicher Windkomponente recht warm war und sich nur in den kurzen, sehr kühlen Sommernächten die meist subpolare Herkunft der Luftmassen zeigte, während sich subtropische, aber wolkenreichere Luftmassen tagsüber im Sommeroft weniger erwärmen). Dem entsprechen auch die Untersuchungsergebnisse, nach denen Südwestlagen im Juli als einzigem Monat nicht erwärmend wirkten. Im Winter, wenn der Einfluss der Sonnenscheindauer gering ist, können sich hingegen die Unterschiede zwischen trocken- kalter Nordostluft und feucht- milder Atlantikluft über Deutschland halten oder sogar verschärfen, weil in der Atlantikluft die Wolken die Auskühlung bremsen, während die klare, wasserdampfarme Nordostluft weiter auskühlt. Die nächste Abbildung zeigt zur Verdeutlichung, wie schwierig die Interpretation und die Bewertung der Folgen der Häufigkeitsschwankungen der Großwetterlagen und deren Cluster ist, das Verhalten von 3 insgesamt deutlich erwärmend wirkenden Clustern im Herbst:

Abb. 11: Drei Cluster mit deutlicher linearer Zunahme im Herbst. Aber nur beim Cluster Südanteil hielt diese Zunahme tatsächlich bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes an, während besonders das Cluster Westanteil etwa ab der Jahrtausendwende wieder seltener wurde.

In diesem zweiten Teil wurde verdeutlicht, dass die AMO das Häufigkeitsverhalten zahlreicher Wetterlagencluster, Großwettertypen und sogar einzelner Großwetterlagen, im Jahresmittel zumindest andeutungsweise mit beeinflusst. Dabei ist außerdem nicht ausgeschlossen, dass übergeordnete Antriebe wie etwa die Variabilität der Sonnenaktivität oder der großräumigen (planetarischen) Zirkulation, als übergeordnete Treiber fungieren. Die Zusammenhänge sind nur schwach bis mäßig (Korrelationskoeffizienten zwischen +0,46 und -0,31); aufgrund des großen Stichprobenumfangs dürfen diese jedoch nicht unterschätzt werden. Dabei zeichnet sich ab, dass für Deutschland erwärmend wirkende Lagen, besonders Südwestlagen, in positiven AMO- Phasen häufiger auftreten und insgesamt mit den leicht steigenden Wassertemperaturen stark zunahmen; bei den meisten kühlenden Lagen herrschten umgekehrte Verhältnisse. In den einzelnen Jahreszeiten zeigte sich, dass mit Ausnahme des Winters südliche und südwestliche Lagen deutlich häufiger wurden. Außerdem war im Winter als einziger Jahreszeit und in einzelnen Sommermonaten ein deutlicher Einfluss der Häufigkeiten bestimmter Cluster auf die Lufttemperaturen zu verzeichnen (Cluster Westanteil- stark erwärmend, GWT E- stark kühlend; Kontinentale Hochdrucklagen- vor allem im Juli stark wärmend). Besonders in den Übergangsjahreszeiten werden die meisten Zusammenhänge undeutlicher; und oft nivelliert in der strahlungsreicheren Jahreszeit die Sonnenscheindauer viele luftmassenbedingte Unterschiede.

Verfasst und zusammengestellt von Stefan Kämpfe, Weimar, 2012/2013.

Eine ausführliche Zusammenstellung der verwendeten Literatur und Informationsquellen finden Sie am Ende des 3. Teiles




Im Takt der AMO und der NAO (1):Das Häufigkeitsverhalten der Großwetterlagenund dessen Auswirkungen auf die Deutschland- Temperaturen

Bild rechts: Harmlose Schönwetterwolken oder Unwettervorboten- je nach Wetterlage! Fotos: Stefan Kämpfe

Einführung und Teil 1

Für diese Untersuchung wurden die Großwetterlagen für Mitteleuropa nach HESS/BREZOWSKY verwendet. Sie sind ab dem Jahr 1881 im „Katalog der Grosswetterlagen“ bis 2009 erfasst (WERNER/GERSTENGARBE, 2010) sowie bis 2013 beim Deutschen Wetterdienst (DWD.DE) verfügbar, so dass die Untersuchung 1881 (für den ersten Winter 1881/82) beginnt und 2012 (für den letzten Winter 2012/13) endet. Die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) außerdem verwendete „Objektive Wetterlagenklassifikation“ (BISSOLLI/DITTMANN, 1998 bis 2005) steht für einen derart langen Untersuchungszeitraum nicht zur Verfügung. Um diesen Beitrag knapp zu halten, wird auf ausführliche Erläuterungen der Fachbegriffe verzichtet und empfohlen, diese bei Wikipedia abzufragen. Die Großwetterlagen wurden und werden von erfahrenen Meteorologen anhand der täglichen Boden- und Höhenwetterkarten analysiert, wobei die Regel gilt, dass eine im Großwetterlagenkatalog aufgeführte Wetterlage mindestens 3 Tage ohne Unterbrechung anhalten muss; Monats- und Jahresübergreifende Fälle sind dabei möglich. Die AMO (Atlantische Mehrzehnjährige beziehungsweise Multidekaden- Oszillation, eine zyklisch auftretende Zirkulationsschwankung der Ozeanströmungen, einhergehend mit Schwankungen deroberflächennahen Wassertemperatur im nordatlantischen Becken) wird seit 1856erfasst (Quelle: WIKIPEDIA). Und weil besonders die Wintertemperaturen in Europa von einer weiteren wesentlichen Größe, nämlich der NAO (Nordatlantische Oszillation, ein Maß für das Luftdruckgefälle zwischen Azoren und Island) beeinflusst werden (TINZ 2002), wurden nur für den Winter die Saisonalen NAO- Indizes (Dez. bis Feb.) nach HURRELL in die Untersuchung einbezogen. Die folgenden 5 Abbildungen zeigen zunächst den Verlauf der AMO (dunkelgrün) sowie des Deutschland- Mittels im Untersuchungszeitraum:

Abb.1 : Die AMO (jeweils oberer dunkelgrüner Graph, Quelle http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/timeseriesimeseries/AMO/) und die Deutschlandmittel des Jahres (oben, grau, Quelle: WIKIPEDIA) und der 4 Jahreszeiten. AMO mit Linear- , Deutschlandmittel mit Linear- und Polynom- Trend. Um beide Werte in jeweils einem Diagramm leichter darstellen zu können, wurden, mit Ausnahme des Sommers, die Deutschlandmittel durch Addition „angehoben“.

Hinweis:Es werden für alle Darstellungen der Größen, auch für die Großwetterlagen und die Großwetterlagencluster, immer wieder dieselben oder ähnliche Farben benutzt, um das Erfassen der Grafiken und das Erkennen einander ähnlicher Wetterlagen und deren Cluster zu erleichtern. Die Schwankungen der AMO, auf die gleich noch näher eingegangenwird, sind, da sie viel geringer als die der Lufttemperaturen in Deutschland ausfallen, nur andeutungsweise sichtbar. Um sie besser sichtbar zu machen, wird in allen folgenden Grafiken eine überhöhte Amplitudendarstellung der AMO benutzt, die Frequenz, also die Länge und Häufigkeit der Schwingungen, auf die es letztendlich ankommt, ändert sich dabei nicht.

Berechnet man die linearen Korrelationskoeffizienten zwischen den AMO- Werten und dem Deutschlandmittel der Lufttemperatur (jeweils auch für die Meteorologischen Jahreszeiten), so ergeben sich im Untersuchungszeitraum Werte zwischen annähernd Null für den Winter, 0,17 für den Frühling, 0,44 für den Sommer und 0,36 für den Herbst sowie 0,37 für das Jahr. Das entspricht Bestimmtheitsmaßen von Null im Winter und 19% für den Sommer. Der Einfluss ist somit auf den ersten Blick nur gering; trotzdem ist bei der hohen Zahl an Einzelwerten (n = 132) von einer gewissen Beeinflussung auszugehen, zumal der schwache, positive Zusammenhang im Großen und Ganzen bestätigt wird, wenn man bis zum frühesten Erfassungsjahr der AMO, dem Jahr 1856, zurückgeht (Winter Null, Frühling 0,17, Sommer0,38 und Herbst 0,35).Man erkennt in der obigen Abbildung sowohl im Jahres- wie im jahreszeitlichen Verlauf ähnliche Steigungen, wobei die mittleren Lufttemperaturen in Deutschland schneller steigen, als die der AMO. Anhand der Polynom- Trends der Deutschlandmittel erkennt man deren rhythmische Schwankungen, die sich bei den einzelnen Jahreszeiten beträchtlich unterscheiden,aber am Ende, ab etwa dem Beginn der 2000er Jahre, in einen Abschwung übergehen, der am längsten und am deutlichsten im Winter sichtbar wird.In dem Beitrag „Die Winter werden in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert deutlich kälter“ hatten KÄMPFE/LEISTENSCHNEIDER/KOWATSCH (2013) dieses Phänomen des Vorlaufs der Wintertemperaturen bereits erklärt. Aber warum sind die Lufttemperaturen in Deutschland deutlich schneller gestiegen, als die Wassertemperaturen im Nordatlantik? Dafür gibt es 3 wesentliche mögliche Erklärungen:

1. Hauptantrieb der Erwärmung, die sich nur im 20. Jahrhundert vollzog, was vom „Lineartrend“ verschleiert wird, ist die ansteigende Sonnenaktivität(BORCHERT, 2013; MALBERG, 2002 bis 2013). Diese wirkt auf dem infolge seiner hohen Wärmekapazität trägen Meer viel langsamer und geringer, als an Land.Seit dem Ende des etwa 208-jährigen Hauptsonnenzyklus im Jahre 2003 ging die solare Aktivität deutlich zurück, was sich im Deutschland- Mittel bereits seit den frühen 2000er Jahren in leicht fallenden Temperaturen äußert. Der aktuelle Sonnenfleckenzyklus Nr. 24 ist der schwächste seit etwa 200 Jahren.

2. Hinzu kommt der in den Weiten des Atlantiks fehlende Wärmeinsel- Effekt, welcherin Deutschland durch geänderte Landnutzung (unter anderem Entwässerung) sowie die Verstädterung beträchtlich erwärmend wirkte und im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts und dem frühen 21. Jahrhundert noch zusätzlich durch eine wegen der Luftreinhaltemaßnahmen zunehmende Sonnenscheindauer und –Intensität unterstützt wurde. Diese Wärmeinsel- Effekte im weitesten Sinneoder die verlängerte Sonnenscheindauer wurden in früheren, zahlreichen Beiträgen (LEISTENSCHNEIDER/KOWATSCH, 2010, 2012; KÄMPFE/LEISTENSCHNEIDER/KOWATSCH, 2012, 2013; MALBERG, 2009; WEHRY, 2009; WEHRY/MYRCIK, 2006) ausführlich untersucht und erläutert; sie bewirkten einen wesentlichen Anteil der Erwärmung in Deutschland.

3. Die geänderten Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen. Nach WERNER/GERSTENGARBE/RÜGE (1999) lässt sich jede Großwetterlage zumindest grob nach ihrem thermischen Verhalten saisonal und im Jahresmittel charakterisieren. Wie wir gleich noch sehen werden, nahmen viele, die Erwärmung in Deutschland fördernde Wetterlagen zu.

Zunächst sehen wir aber anhand einer überhöhten Darstellung, welche die AMO- Schwankungen deutlicher sichtbar macht, dass die Deutschland- Temperaturen den AMO- Werten quasi vorweglaufen:

Abb 2: In der stark überhöhten Darstellung wird deutlich, dass die Deutschland- Werte die AMO- Schwankungen vorwegnehmen, woraus man aber nicht schließen darf, dass die Deutschland- Werte die AMO treiben!

Dass der umgekehrte Schluss richtig ist (AMO beeinflusst Deutschland- Werte) werden wir, auch anhand des Verhaltens der Großwetterlagen, noch erkennen. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass AMO und Deutschlandtemperaturen zugleich von übergeordneten Mechanismen getrieben werden, was im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden kann. Dabei reagiert die AMO jedoch wesentlich verzögerter.Im folgenden Abschnitt wird zunächst der Einfluss der Großwetterlagen auf die Temperaturverhältnisse in Deutschland erörtert.

Beeinflussen die Großwetterlagen die Temperaturen in Deutschland?

Lange Eiseskälte oder zeitiges Frühlingserwachen durch kühlende oder erwärmende Großwetterlagen? Fotos: Stefan Kämpfe

Um sich der Bedeutung der Großwetterlagen für unsere Temperaturverhältnisse bewusst zu werden, lohnt sich zunächst einmal ein Blick auf unsere Nachbarregionen, nämlich das atlantische Klima im Westen, das Kontinentalklima im Osten, das subtropische im Süden und das boreale im Norden; denn die Großwetterlagen „importieren“ quasi deren Temperaturverhältnisse in unser Übergangsklima:

Abb. 1: Drei Stationen auf ähnlichem Breitengrad (50 bis 52 °N) und ähnlicher Höhenlage im West- Ost- Vergleich (obere Grafik). Im Süd- Nord- Vergleich 3 Stationen ähnlicher Höhenlage. Quelle des Datenmaterials: HEYER 1977.

Man erkennt sehr schön die winterlichen und sommerlichen Temperaturverhältnisse bei unterschiedlicher Kontinentalität. Die höhere Sommerwärme des Kontinentalklimas (Kiew) reicht jedoch nicht aus, um das Temperaturdefizit des Winterhalbjahres zu egalisieren, weshalb das atlantische Klima, unterstützt durch den Golfstrom, im Jahresmittel selbst bei Höhenbereinigung (Kiew liegt gut 150 Meter höher als Plymouth) um fast 3K wärmer ausfällt, als das kontinentale. Bei westlichen Lagen bedeutet das für Deutschland deutlich zu milde Winter und etwas zu kühle Sommer; bei Ostlagen herrschen umgekehrte, aber extremere Verhältnisse. Die untere Abbildung spricht für sich selbst, wobei der Abstand zwischen Süd und Nord im Sommer geringer als im Winter ausfällt. Wir werden bei der Betrachtung der Großwetterlagen gleich noch sehen, dassdiese die West- Ost- Verhältnisse meist sehr gut wiederspiegeln; bei den Süd- Nordverhältnissen ist das nicht immer der Fall. Die folgende Tabelle zeigt alle in Deutschland auftretenden Großwetterlagen, zusammengefasst zu Großwettertypen und weiteren „Clustern“, das sind Wetterlagengruppen mit ähnlichen Eigenschaften:

Abb. 2 (Tabelle): Zusammenfassung von Großwetterlagen (GWL) zu Großwettertypen (GWT) und weiteren sogenannten „Clustern“ für verschiedene Fragestellungen. In der Regel bedeuten die ersten ein bis zwei Buchstaben in den Kürzeln die Strömungsrichtung, aus der die Witterung kommt (W = West, SW = Südwest, E = Ost und so weiter). Die Buchstaben A stehen für antizyklonal, Z für zyklonal (überwiegender Hochdruck- beziehungsweise Tiefdruckeinfluss). WS bedeutet südliche Westlage (Zugbahn der Tiefs verläuft südlicher als bei WZ); WW Winkelförmige Westlage, HM, HB, HF, HN, HNF Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, den Britischen Inseln, Fennoskandien, Nordmeer oder Nordmeer- Fennoskandien, BM Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, TM und TB Tief Mitteleuropa, Tief Britische Inseln, TRM, TRW Troglage über Mittel- oder über Westeuropa. Nicht enthalten und nicht ausgewertet wurden Übergangslagen (Ü), das sind einzelne, wenige Tage, die sich keiner Großwetterlage zuordnen lassen.

Einige grundlegende Eigenschaften der Wetterlagen  und deren Einflüsse auf die Lufttemperaturen werden bereits in der Tabelle deutlich. Die Klärung, wie stark der Temperatureinfluss der einzelnen Wetterlagen oder Cluster konkret ist, würde voraussetzen, dass die Tagesmittel der Lufttemperatur deutschlandweit einzeln erfasst und jeder Wetterlage tageweise konkret zugeordnet werden- ein gewaltiger Aufwand, sofern dieses Datenmaterial überhaupt für so einen langen Zeitraum von 132 Jahren verfügbar wäre. Auch eine luftmassenbezogene, sicher noch aussagefähigere Auswertung ist für einen so langen Zeitraum nicht verfügbar. Es gibt aber noch eine weitere, weniger aufwändige Möglichkeit, die zumindest wesentliche Anhaltspunkte für den Temperatureinfluss liefert- die lineare Korrelation zwischen der jährlichen, jahreszeitlichen oder monatlichen Häufigkeiten der Wetterlagen oder Cluster und den zugehörigen Jahres-, Jahreszeiten- oder Monatsmitteln der Deutschland- Temperaturen. Die Zusammenfassung der Wetterlagen zu Clustern aus Wetterlagen mit ähnlichen Eigenschaften hat dabei den Vorteil, dass sie die Häufigkeiten erhöht(einige der Großwetterlagen treten für sich allein betrachtet zu selten auf, um statistisch einigermaßen brauchbare Aussagen zu erzielen),und Unstimmigkeiten bei der Klassifizierung der Wetterlagen gemildert werden. Die folgende Abbildung zeigt den für das gesamte Jahr ermittelten deutlichsten positiven Zusammenhang, den zwischen dem Cluster SW (GWT SW, bestehend aus SWA und SWZ)zum Deutschland- Jahresmittel der Lufttemperatur:

Abb. 3: Obwohl Südwestlagen nur an gut 5%  der Tage aller erfassten Jahre auftraten, hatten sie  eine gewisse Erwärmungswirkung- traten in einem Jahr viele Südwestlagen auf, so fiel dieses meist auch zu warm aus, wenngleich der Zusammenhang nur mäßig ist. Eine Scheinkorrelation ist schon aufgrund der Tatsache, dass Südwestlagen fast ausschließlich gemäßigt- warme bis subtropische Luftmassen nach Deutschland lenken, unwahrscheinlich. An den Punkten auf der vertikalen Achse erkennt man außerdem, dass es sogar einige Jahre ganz ohne Südwestlagen gegeben hat.

Vorab sei aber schon angemerkt, dass die Wetterlagen mit südlicher bis südwestlicher Anströmung zwar im Frühling, Sommer und Herbst, jedoch nicht im Winter, deutlich häufiger wurden. Nun stellt sich die Frage nach weiteren auffälligen Clustern mit Erwärmungs- oder Abkühlungswirkung, deren Häufigkeit sowie deren Trend (Zu- oder Abnahme) im Beobachtungszeitraum. Die folgende Tabelle listet alle Großwetterlagen oder Cluster auf, dieeine Korrelation von mehr als 0,2 oder weniger als -0,2 erreichten; alles Weitere wird aus der Tabelle ersichtlich:

Abb. 4 (Tabelle): Lagen (gesamtes Jahr) mit Korrelationskoeffizienten, deren Betrag mindestens 0,2 zum Deutschen Jahresmittel (°C) erreichte, im Vergleich. Man beachte, dass aufgrund der unterschiedlichen Häufigkeitsverhältnisse sowie der mehrfachen Präsenz einzelner Lagen in verschiedenen Clustern eine direkte, quantitative Aussage über die Erwärmungs- oder Abkühlungswirkung nicht möglich ist! Trotzdem kann man unschwer erkennen, dass fast alle „wärmenden“ Lagen zu- und fast alle kühlenden Lagen abgenommen haben. So sind, rein statistisch betrachtet, gegenwärtig pro Jahr fast 44 Tage mehr mit Südanteil zu erwarten, als im späten 19. Jahrhundert, während die Lagen mit Nordanteil um fast 30 Tage abnahmen!

Bemerkenswert ist auch, dass alle antizyklonalen Lagen mit r = -0,138 über das Jahr betrachtet, insgesamt etwas kühlend wirkten, während zyklonale mit r = 0,142 einen leicht erwärmenden Einfluss hatten. Weiterhin zeichnet sich ab, dass die Westlagen im engeren Sinne (WA +WZ) im Jahresmittel leicht erwärmend, östliche Wetterlagen eher kühlend wirken, was dem wärmenden Einfluss des Golfstroms zu verdanken ist- siehe auch Abbildung 1. Und dass es unterschiedliche jahreszeitliche Verhaltensweisen der Wetterlagen und Cluster gibt, wird noch später gezeigt. In der nächsten Abbildung ist das unterschiedliche Verhalten aber schon einmal angedeutet; sie zeigt zwei sehr gegensätzliche Cluster, dazu noch die Unterschiede zwischen SW und NW, mit dem Jahresgang ihrer Korrelationskoeffizienten zum Deutschland- Temperaturmittel:

Abb.5: Das jahreszeitliche Verhalten des Zusammenhangs zwischen der Häufigkeit gegensätzlicher Cluster zeigt Besonderheiten, die im Jahresverlauf teilweise nivelliert werden. Man beachte den gegensätzlichen Verlauf zwischen atlantischen, zyklonalen Lagen und kontinentalen,antizyklonalen Lagen, wobei die Korrelationskoeffizienten im Hochsommer und Hochwinter beachtliche Beträge von >0,5 erreichen. Südwestlagen wirken- mit Ausnahme des Juli- stets mehr oder weniger deutlich erwärmend, besonders im Herbst, während Nordwestlagen mit Ausnahme des Winters und Vorfrühlings meist leicht kühlen.

Als erstes Ergebnis dieser Untersuchung bleibt festzuhalten, dass die deutliche Zunahme erwärmend wirkender Wetterlagen auf Kosten der kühlenden zumbisherigen Temperaturanstieg in Deutschland beigetragen hat. Man hüte sich jedoch davor, diese Trends bedenkenlos in die Zukunft zu extrapolieren. Während der letzten 10 bis 15 Jahre deutet sich nämlicheine mögliche Trendwende zur Abkühlung an, die sich auch bereits im Häufigkeitsverhalteneiniger Wetterlagen zeigt. Ausgerüstet mit diesem Sachwissen, kann nun die spannende Ursachenforschung für das zeitweise geänderte Verhalten der Großwetterlagen beginnen.

Zum Autor Stefan Kämpfe

Studium der Agrarwissenschaften, ab 1990 ehrenamtlich Kartierung und Erfassung der Rote-Listen-Pflanzenarten Thüringens in Weimar und dem Ettersberg für das Herbarium Haußknecht und die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Biotoptypenkartierung. Mitglied der Thüringischen Botanischen Gesellschaft und Verfasser zahlreicher Fachbeiträge zur Pflanzenkunde, Wetterkunde und Klimatologie in Fach- und populärwissenschaftlichen Zeitschriften. Mitarbeiter in der Grünflächenabteilung der Stadtverwaltung Weimar.

Eine ausführliche Zusammenstellung der verwendeten Literatur und Informationsquellen finden Sie am Ende des 3. Teiles