Teil 2 – Wie grüne Bevormundung, grüne Fehlinvestitionen und Bürokratie unseren Alltag erschweren,……

Bild rechts: Gelbes Gift, soweit das Auge reicht: Rapsanbau, wie hier bei Erfurt, schadet der Umwelt und liefert nur ganz wenig Energie. Foto: Stefan Kämpfe.

„Biodiesel“ aus Raps und andere „Bio- Energieträger“ sind schädlich für die Umwelt und ineffizient.

Mit markigen Sprüchen wie "Der Acker wird zum Bohrloch des 21. Jahrhunderts" oder "Der Landwirt wird zum Energiewirt.", hatte der Ex-Umweltminister Jürgen Trittin noch 2005 für „Bio- Energie“ geworben. Doch wie sieht der tatsächliche Energie- Ertrag bei Raps-„Biodiesel“ aus? Die Angaben hierzu schwanken je nach Anbaumethode und Ertrag. Nach WIKIPEDIA stehen einem Energiegehalt (Heizwert) von 37MJ/kg „Biodiesel“ aber Energieaufwendungen zur Gewinnung, einschließlich der Weiterverarbeitung zum fertigen Kraftstoff (Pflügen, Säen, Behandeln mit Pflanzenschutzmitteln, Düngen, Ernten, Verestern) von 25MJ/Kg gegenüber. Es wird also nicht einmal das 1,5- fache der eingesetzten Energie gewonnen. Rapsanbau schädigt die Umwelt und die Bodenfruchtbarkeit, denn Raps wird intensiv mit Stickstoff gedüngt, was das Grundwasser und die Oberflächengewässer belastet. Außerdem ist er als Kohlpflanze nicht selbstverträglich, was eine Anbaupause von 4 bis 5 Jahren erfordert, die aber bei der massiven Flächenausdehnung kaum noch einzuhalten ist. In seinem Bericht vom 1. September 2006 stellt dann auch das Umweltbundesamt Folgendes fest: „Wegen der beschränkten Ackerflächen kann mit in Deutschland angebautem Raps maximal etwa fünf Prozent des im Verkehrssektor benötigten Dieselkraftstoffs ersetzt und ein bis vier Prozent der Treibhausgasemissionen in diesem Bereich vermieden werden. Hierzu müsste bereits die Hälfte der gesamten deutschen Ackerfläche zum Biodiesel-Rapsanbau in vierjähriger Fruchtfolge genutzt werden, was eher unrealistisch ist. Das tatsächliche Potential liegt deshalb eher in der Größenordnung von 1 bis 2 % der Dieselmenge.“ Mit dem Wegfall der Steuerbefreiung für „Biodiesel“ brachen dann ab 2007 Produktion und Absatz ein. Andere, deutlich effizientere „Bio- Kraftstoffe“ sind nicht in Sicht, man denke nur an den äußerst umweltschädlichen Maisanbau für „Bio- Gas“, das realistischer „Faulgas“ heißen sollte. Und erst in diesem Jahr sorgte die Pleite der German Pellets GmbH für negative Schlagzeilen und Frust bei den Anlegern. Zunehmend wird nun auch die Konkurrenz der „Bio- Kraftstoffe“ für die Nahrungsmittelproduktion als Problem erkannt – Spötter sprechen schon vom „Essen auf Rädern“. Besondere Negativbeispiele: Maisanbau in Nord- und Mittelamerika, Zuckerrohr in Mittel- und Südamerika, jeweils für „Bio- Ethanol“, Palmöl- Erzeugung in Südasien, verbunden mit massiven Regenwald- Rodungen. Auch den neuerdings beworbenen „Sekundären Pflanzenrohstoffen zur Energiegewinnung“, wie etwa dem Stroh, sind enge Grenzen gesetzt. Denn erstens ist ihr Energieinhalt meist niedrig, und zweitens müssen sie zumindest teilweise auf dem Acker verbleiben, um dessen organische Substanz zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu reproduzieren.

Die „Bio“- und „vegane“ Ernährungswelle – mehr Schein als Sein.

Abbildung 1: Bio- Markt. Grün sind nur Logo und Werbung – das Gebäude und der Parkplatz davor sind genauso trist und grau wie bei allen Supermärkten, aber die Preise sind höher. Foto: Stefan Kämpfe

Das Label „Bio“ wurde zur Goldgrube der Ernährungsindustrie. Längst findet sich daher teurere „Bio- Ware“ massenhaft selbst bei den großen Lebensmittelketten und Discountern. Wie kann das sein, war „Bio“ nicht mal als Alternative zur „bösen Massenproduktion“ gedacht? Um der „Bio- Modewelle“ zu genügen, werden häufig Produkte aus der ganzen Welt heran gekarrt, nicht mit dem guten, alten Eselskarren, sondern mit „bösen“ Frachtflugzeugen, Schiffen und LKWs. Da bleibt die heilige „Regionalität“ meist auf der Strecke; selbst in den meisten „Bio- Läden“. Und ist „Bio- Ware“ tatsächlich gesünder oder geschmacklich besser, als konventionell erzeugte? Die Stiftung Warentest untersuchte mehr als 1.200 „biologisch“ und konventionell erzeugte Lebensmittel und schreibt in ihrem Dezemberheft 2015: „Die Qualität von Bio-Ware liegt mit der herkömmlicher Ware gleichauf. Auch in Aussehen, Geruch und Geschmack liefern sich Bio- und herkömmliche Kost ein Kopf-an-Kopf- Rennen.“ (Datenquelle https://www.test.de/Bio-oder-konventionell-Wer-hat-die-Nase-vorn-4947770-0/ ). In seltenen Fällen stellen „Bio- Produkte“ sogar Gesundheitsrisiken dar; so etwa bei der EHEC- Epidemie 2011. Für die Behörden und die Mehrheit der mit der Epidemie befassten Wissenschaftler galten ökologische Bockshornkleesamen, die aus Ägypten nach Frankreich und an einen deutschen Biogartenbaubetrieb importiert wurden, mit großer Wahrscheinlichkeit als Quelle des Erregers. Aber ist „Bio“ nicht besser für die Umwelt, weil keine Pestizide und Kunstdünger zum Einsatz kommen? Der Glaube, „Biobauern“ dürften keine Pestizide einsetzen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Leider kommen auch sie nicht ohne Gifte aus, wenn Schaderreger die Ernte bedrohen. Sie setzen zwar keine synthetischen Gifte aus Chemiefabriken ein. Aber die Liste der im „Biolandbau“ zugelassenen Pflanzenschutzmittel umfasst Dutzende Stoffe, darunter pflanzliche Substanzen, Mineralöle, Bakterienstämme, Chemikalien, besonders auch Kupfer in Form von Salzen als Fungizid im Obst-, Wein- und Kartoffel- und Tomatenanbau.

Abbildung 2: Auch der „Bio- Landbau“ kommt nicht ohne Pflanzenschutzmittel aus. Andernfalls vernichten beispielsweise pilzliche Schaderreger die Ernte in nassen Sommern völlig oder beeinträchtigen die Qualität der Früchte so sehr, dass diese ungenießbar sind. Die Kraut- und Knollenfäule (Phytophtera infestans) befällt unter anderem Kartoffeln und Tomaten. Bildquelle: http://bio113portfolioleighhobson2.weebly.com/phytophthora-infestans.html

Im Schnitt werden 2,5 Kilogramm pro Hektar und Jahr im Weinbau und sechs Kilogramm im Obstbau verabreicht. Kupfer ist ein Schwermetall, in geringsten Dosen als Spurenelement lebensnotwendig für den Organismus. Eine Kupferbelastung in höheren Dosen über eine lange Zeit kann Reizungen der Nase, des Mundes und der Augen, sowie Kopf- und Magenschmerzen, Schwindelgefühl, Brechreiz und Durchfall verursachen. Extrem hohe Kupferaufnahmen können Leber- und Nierenschäden und sogar den Tod nach sich ziehen. Eine kanzerogene Wirkung von Kupfer wurde bisher nicht gefunden. Auch für Flora und Fauna ist Kupfer keineswegs unbedenklich. Im Boden bindet sich Kupfer stark an die organischen Bestandteile und an Mineralien. Aus diesem Grund verbreitet es sich nach der Freisetzung nicht weit und gelangt auch nicht ins Grundwasser. In Oberflächenwasser kann es sich hingegen sehr weit verbreiten – entweder suspendiert im Schlamm oder auch als freies Ion. Kupfer wird als Element in der Natur nicht zersetzt und reichert sich daher in Pflanzen und Tieren an. Nur eine geringe Zahl von Pflanzenarten kann auf stark kupferhaltigen Böden gedeihen („Schwermetall- Rasen“, beispielsweise auf dem Bottendorfer Hügel bei Artern/Thüringen). In der Umgebung von Kupferfabriken herrscht daher meist Artenarmut der Flora. Aus diesem Grund stellt Kupfer auch für die landwirtschaftliche Produktion eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Im „Biolandbau“ fallen außerdem die Erträge deutlich geringer aus, als in der konventionellen Produktion. Der Industrieverband Agrar berichtete hierüber am 6. Januar 2016 Folgendes: „Das Ertragsniveau des ökologischen Landbaus in Deutschland ist im Vergleich zum konventionellen Anbau weiter zurückgegangen. Während Bio-Bauern in den drei Wirtschaftsjahren 2007/08 bis 2009/10 auf vergleichbaren Flächen noch durchschnittlich 45 Prozent der Weizenerträge ihrer konventionell wirtschaftenden Berufskollegen erzielten, sind die Erträge in den Wirtschaftsjahren 2011/12 bis 2013/14 auf durchschnittlich 43 Prozent gefallen… . Besonders stark ging die Schere beim Raps auseinander: Während konventionelle Betriebe in den Wirtschaftsjahren 2007/08 bis 2009/10 noch 56 Prozent höhere Flächenerträge hatten als Bio-Betriebe, ist der Mehrertrag in den Wirtschaftsjahren 2011/12 bis 2013/14 auf 81 Prozent gestiegen. In der Diskussion um die Landwirtschaft der Zukunft bleibt der Aspekt der Flächeneffizienz oft unterrepräsentiert. Wenn ein Anbauverfahren nur den halben Ertrag bringt, benötigt dieses Verfahren im Umkehrschluss die doppelte Ackerfläche zur Produktion der gleichen Menge Erntegut. Es ist daher unerlässlich, die Ertragsdimension stärker zu beleuchten… .“ (Quelle http://www.iva.de/newsroom/pressemitteilungen/ertraege-im-oekolandbau-fallen-weiter-zurueck ). Mehr erforderlicher landwirtschaftlicher Flächenbedarf bedeutet auch mehr Eingriffe in die Landschaft, denn keineswegs überall vertragen sich die Ziele der Landwirtschaft, selbst wenn sie „Öko“ oder „Bio“ heißt, mit denen des Umwelt- und Naturschutzes. Und nun noch ein Blick auf die gerade boomende „Veggie-Szene“. Diese negiert ihre eigenen Wurzeln, denn der Mensch konnte sich nur dank des Fleischverzehrs zu einem intelligenten Wesen entwickeln. Fleisch mit seinen zahlreichen, leicht verdaulichen Nährstoffen, Vitaminen und Eiweißen war und ist ein wesentlicher Faktor der Entwicklung unseres Gehirns. Manche Spötter behaupten gar, „Vegetarier und Veganer seien die schlimmsten Umweltfrevler, weil sie den armen Tieren das Grünzeug wegfuttern“. Spaß beiseite – ist Fleischkonsum wirklich so schädlich, wie stets behauptet wird? Hier muss man zwischen mäßiger, ausgewogener Ernährung sowie übermäßigem Genuss tierischer Produkte unterscheiden. Erstere lässt sich mit artgerechter, den Zielen des Natur-, Arten- und Landschaftsschutzes dienender Tierhaltung befriedigen, letzterer nur mit Massentierhaltung, welche tatsächlich oft (keineswegs immer!) ökologische Probleme verursacht. Grüner Terror übereifriger Tierschützer, die Zufahrten zu Mastbetrieben blockieren oder diese gar anzünden, löst das Problem allerdings nicht. Ein häufiges Argument der Veganer ist der schlechte Wirkungsgrad der Futterverwertung, denn etwa 90% der pflanzlichen Masse und Energie gehen durch den Stoffwechsel des Tieres verloren. Deshalb solle man auf tierische Produkte verzichten und doch lieber gleich das Erntegut verzehren – so würden viel mehr Menschen satt, und die Hungerprobleme der Welt wären gelöst. Leider wird dabei ein ganz wesentlicher Aspekt übersehen, denn Tiere können auch Biomasse sinnvoll verwerten, die der Mensch gar nicht verdauen kann (Gras, Heu, Stroh, aber auch zahlreiche Abfälle wie Treber, Trester, Essensreste und Küchenabfälle). In weiten Regionen der Erde ist das Klima zu trocken oder zu kalt für einen Feldbau, der direkt verzehrbare Früchte erzeugt; man denke nur an die Steppen der Mongolei, weite Teile Australiens, die riesigen Prärien und Pampas im Regenschatten der Rocky Mountains und der Anden, die Savannen Afrikas, die Steppenzone von Südosteuropa bis nach Südsibirien und an die subarktischen Kältesteppen (Tundra). Dort können die Menschen nur dank der Viehhaltung überleben. Von den etwa 48 Millionen km² nutzbarer Fläche der Erde (ohne Wälder, Seen und Flüsse) sind nur 13 Millionen Km² Ackerland, aber 35 Millionen Km² Steppen und Grasländer (Datenquelle https://monstermaschine.wordpress.com/2012/05/07/flaechenverteilung-der-erde/ ). Aber selbst im landwirtschaftlich begünstigten Deutschland sind zahlreiche Standorte wie Almen, steile Berghänge, flachgründige Trockenrasen, Heiden und überflutungsgefährdete Flussauen, nur mittels Tierhaltung zu bewirtschaften, ja, sie würden ohne eine regelmäßige Beweidung oder Mahd verbrachen, verbuschen und sich mit einem minderwertigen, artenarmen Wald bestocken. Das typische Bild einer offenen, artenreichen Kulturlandschaft (viele seltene, oft bedrohte Pflanzen- und Tierarten können nur in offenen Wiesen- und Heidelandschaften existieren) mit ihren bunten Sommerblumenwiesen und offenen Fernen, ginge verloren. Und Heidschnucke, Rhönschaf, Holsteiner Rind, Thüringer Rostbratwurst, Schwarzwälder Schinken und bayerische Schweinshaxe sind auch ein zu bewahrendes, Identität stiftendes Kulturgut, wenngleich ihre Erzeugung nicht immer den höchsten Ansprüchen der Regionalität genügt.

Abbildung 3: Rhönschafe bei der Landschaftspflege. Ohne diese Tierhaltung und die Vermarktung tierischer Produkte gäbe es die Kulturlandschaft Rhön mit ihren offenen Fernen nicht- alles wäre von eintönigen Buchenwäldern bedeckt. Foto: Deutscher Verband für Landschaftspflege/T. Kirchner

Werfen wir abschließend noch einmal einen Blick in den Bio- oder selbst den normalen Supermarkt. Dort stapeln sich mittlerweile vegane Würste und andere Fleisch- Imitate. Diese können nur mit jeder Menge Hilfs- und Inhaltsstoffe „aufgepeppt“ werden. Der FOCUS schreibt: „Dabei kommen Ingredienzen wie Farbstoffe oder Geschmacksverstärker dazu – Stoffe, die viele gesundheitsbewusste Vegetarier oder Veganer nicht auf ihrem Teller haben wollen. …Je höher der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels ist, desto mehr Zutaten und Zusatzstoffe kommen zum Einsatz", sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Generelle Aussagen seien aber wegen der Vielfalt der Produkte schwierig.“ (Datenquelle http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/farbstoffe-geschmacksverstaerker-das-ist-die-unappetitliche-wahrheit-hinter-veganer-wurst_id_5327611.html ). Dass diese Produkte gesünder sein sollen als Salami, Knack- oder Bockwurst, darf bezweifelt werden.

Fazit: „Bio- Sprit“ und jegliche andere Energiegewinnungsformen aus Biomasse sind ineffizient und vermögen nur geringe Mengen konventioneller Energieträger zu ersetzten; der Anbau der hierfür benötigten Pflanzenmasse und deren Verarbeitung ist oft nicht umweltfreundlich und verteuert zusätzlich die Nahrungsmittel in ärmeren Ländern. Viel zu viel Geld wurde und wird für die Förderung der „Bio- Energien“ verschleudert. Ein eindeutiger Nutzen „biologischer“ oder „veganer“ Ernährung für Umwelt und Gesundheit ist strittig- schädlich sind sie wegen ihrer höheren Preise auf jeden Fall für unseren Geldbeutel. Auch im „Bio- Landbau“ werden umweltgefährdende Substanzen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt; außerdem benötigt er wegen der geringeren Erträge viel mehr Anbaufläche. Nutztierhaltung und Fleischverzehr sind nicht generell schädlich für die Umwelt. In weiten Regionen der Erde (Steppen, Halbwüsten und Tundra) können Nahrungsmittel nur mittels Tierhaltung gewonnen werden. Viele wertvolle Ökosysteme sind erst durch die Nutztierhaltung entstanden und können nur bei Aufrechterhaltung derselben bewahrt werden, was aber eine Vermarktung tierischer Produkte voraussetzt, um die Kosten der Tierhaltung zu decken.

Stefan Kämpfe, Diplom- Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Wie grüne Bevormundung, grüne Fehlinvestitionen und Bürokratie unseren Alltag erschweren, unser Leben verteuern sowie oftmals der Umwelt schaden

Teil 1- Die Illusionen und Irrwege der „grünen“ Branche im Baum- und Naturschutz

Bild rechts: Da ging was schief: Absterbende Straßenbaum- Ersatzpflanzung. Foto: Stefan Kämpfe

Meist kontraproduktiv – die Baumschutzsatzungen sowie Regelungen zu Ersatzpflanzungen

In vielen Städten gibt es so genannte „Baumschutzsatzungen“. Sie gelten meist für die Gehölze innerhalb der bebauten Ortsteile. Bäume ab einer bestimmten Größe, die sich meist am Stammumfang oder Stammdurchmesser orientiert, dürfen vom Eigentümer, selbst wenn er den Baum selbst gepflanzt hat, nur nach vorheriger Genehmigung der Kommune entfernt werden, unter Entrichtung einer „Verwaltungsgebühr“ sowie unter Auflagen zu „Ersatzpflanzungen“ oder „Ersatzzahlungen“, versteht sich. Der Eigentümer wird also zum Bittsteller degradiert, Anträge müssen selbstverständlich „begründet“ sein und können auch abgelehnt werden. Damit solle, so die Argumentation der Umweltlobby „Der Baumbestand in der Stadt erhalten, das Klima geschützt und den Belangen der Stadtökologie Rechnung getragen werden.“ Doch halt – sind Kommunen ohne Baumschutzsatzungen etwa ärmer an Bäumen, und lässt sich der Nutzen einer Baumschutzsatzung überhaupt nachweisen? Die Antwort lautet: Nein. Der Nutzen von Baumschutzsatzungen lässt sich nicht belegen. Ohnehin gelten die jeweiligen Naturschutzgesetze der Bundesländer oder weitere Satzungen wie etwa Bebauungspläne, welche den Baumbestand innerhalb einer Kommune zumindest teilweise schützen und die Freiheit und Eigenverantwortung der Bürger leider gleichfalls einschränken. Und in Fällen, in denen die rechtmäßige Bebauung eines Grundstücks oder eines Teils davon beantragt wird, bricht das höherrangige Baugesetzbuch (Bundesrecht) ohnehin das (nur kommunale) Baumschutzrecht; die Bäume müssen der Bebauung weichen. Bei der Schonung des eigenen Baumbestandes sind Kommunen, Landes- oder Bundesregierungen keinesfalls vorbildlich. Trauriges Beispiel war die Fällung von fast 300 Bäumen für den völlig überteuerten und überzogenen Ausbau des Erfurter Steigerwald-Stadions; die dortige Fußballmannschaft ist nur drittklassig und entging 2015/16 nur knapp dem Abstieg. Im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik stand Erfurts grüne Umweltdezernentin Kathrin Hoyer. Sie musste die Fällorgie genehmigen und auch noch verteidigen.

Abbildung 1: Baumfällungen sind durch Baumschutzsatzungen meist nicht zu verhindern. Oft werden sie sogar von der öffentlichen Hand veranlasst, so etwa in Erfurt oder Weimar, wo trotz zahlreicher Proteste für die Umgestaltung von Straßen und Plätzen immer wieder selbst große, ortsbildprägende Bäume weichen mussten. Trauriger Höhepunkt war die Fällung von fast 300 Bäumen für den Umbau des Erfurter Steigerwald- Stadions. Foto: P. Jasmer

Städte ohne Baumschutzsatzungen sind nicht baumärmer. So steht auf der Website der Stadt Kamp-Lintfort: „In Kamp-Lintfort gibt es keine Baumschutzsatzung. Vielmehr setzen der Rat und die Verwaltung auf Verständnis für die positiven Eigenschaften und die Identifikation mit den Bäumen. Statt zusätzlicher Reglementierung der Bürgerinnen und Bürger mit dazu noch anfallenden Personal- und Sachkosten zur Kontrolle der Baumschutzsatzung, fließt das Geld in Pflege und Neupflanzung von Bäumen.“ (Quelle https://www.kamp-lintfort.de/de/inhalt/baumschutz/ ). Eindeutig belegen lässt sich eben nur der monetäre und bürokratische Aufwand zur Umsetzung der Baumschutzsatzungen für die finanziell meist klammen Kommunen. So hat man in Solingen im Zuge der Diskussion um die Abschaffung oder Vereinfachung der Baumschutzsatzung jährliche Kosten von 54.000 Euro ermittelt (Quelle http://solingen-spart.de/sites/2010/www.solingen-spart.de/dito/forum7c48.html?action=editArticle&id=157&view=print ). Aber selbst in kleineren Kommunen fallen erhebliche Verwaltungskosten an; Meerbusch ermittelte jährlich 22.500 Euro Personalkosten für nur eine halbe Planstelle plus einmalig 13.000 Euro für ein neues Dienstauto (Quelle http://www.rp-online.de/nrw/staedte/meerbusch/verwaltung-baumschutzsatzung-kostet-35-000-euro-und-bringt-nichts-aid-1.3966144 ). Diese finanziellen Aufwendungen lassen sich mittels Verwaltungsgebühren, welche den Antragstellern aufgebürdet werden und für weitere Verärgerung sorgen, nur zu einem geringen Teil wieder einspielen. Auch deshalb suchen viele Kommunen verzweifelt nach Kompromissen und schränken den Geltungsbereich der Baumschutzsatzungen mehr und mehr ein. So etwa in der finanziell stets klammen Stadt Weimar. Die erste, rechtlich strittige Satzung von 1991 stellte noch alle Gehölze ab 30cm Stammumfang (in 1 Meter Höhe gemessen) unter Schutz; ab 1998 erhöhte man den Stammumfang auf 50cm, ab Ende 2008 fielen alle Obstgehölze von weniger als 100cm Stammumfang und einem Kronenansatz unter 160cm aus der Satzung. Und momentan ist die Weimarer Satzung schon wieder in Überarbeitung – alle Obstgehölze und Fichten sollen nun nicht mehr geschützt werden… .

Abbildung 2: Diese Aufnahme ist historisch. Auch in Weimar, wo man immer meint, besonders grün zu sein, werden viele Bäume gefällt. Diese Spitzahorne erblühten letztmalig 2011 in ihrem lindgrünen Gewand. Danach mussten sie, zusammen mit mehreren Linden, der Umgestaltung des Herderplatzes und dem Bau eines Kirchenladens weichen. Foto: Stefan Kämpfe

Aber wie sieht es mit öffentlichen Baumpflanzungen in den Kommunen aus? Diese sind meistens sinnvoll und erwünscht- doch manchmal wird auch hier über das Ziel hinausgeschossen. Nämlich immer dann, wenn viel zu große, ungeeignete Bäume in viel zu engen Straßen gepflanzt oder nachbarrechtliche Belange verletzt werden.

Abbildung 3: Selbst am helllichten Tage ist es in dieser Nebenstraße stockfinster, weil viel zu große, dichte Bäume in kaum zwei Metern Abstand zu den Häusern gepflanzt wurden. In vielen Räumen kommt man von Mai bis Oktober auch tagsüber nicht ohne Kunstlicht aus. Foto: Stefan Kämpfe

Diese Fehlentscheidungen sind oft auch eine Folge der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, welche sich nach den Regelungen der Baumschutzsatzungen und der Naturschutzgesetze ergeben. Die massive Bautätigkeit und der hohe Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte führten besonders in Ostdeutschland zu einer Flut an Ersatzpflanzungen, für die es zunehmend an geeigneten Flächen mangelt. Wenn aber Hausbewohner in den von Bäumen verdunkelten Wohnungen mehr elektrisches Licht und wegen des Fehlens der wärmenden Sonnenstrahlen mehr Heizung benötigen, so wird das hohe Ziel des „Umweltschutzes“ verfehlt. Oft kommt es zu massiven Beschwerden, die meist ein rabiates Zurückschneiden oder gar die Fällung von Bäumen nach sich ziehen- verbunden mit erhöhtem Verwaltungsaufwand. Und landauf, landab gammeln und welken zahllose „Ersatzpflanzungen“ vor sich hin, die zwar mit hohem finanziellem Aufwand erstellt wurden, aber wegen des Personal- und Geldmangels nicht dauerhaft zu unterhalten sind.

Fazit: Baumschutzsatzungen bedeuten viel rechtlich-fachliches, vom Bürger kaum durchschaubares bürokratisches Wirrwarr mit hohen Kosten ohne Nutzen für die Umwelt. Hier sollten vom Gesetzgeber dringend Vereinfachungen und Vereinheitlichungen unter Stärkung der Eigenverantwortung und der Eigentumsrechte der Bürger vorgenommen werden. Ersatzpflanzungen von Bäumen sind nicht überall möglich und nur dort sinnvoll, wo sie fachlich funktionieren und Wohnräume oder Gärten nicht zu sehr verschatten. Der Staat ist in Form der öffentlichen Hand kein gutes Vorbild für den Umgang mit Bäumen, denn sehr viele Fällungen gehen auf sein Konto.

Stefan Kämpfe, Diplom- Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Beeinflusst die Sonnenaktivität die Luftströmungen über Deutschland?

Bild rechts: Sonnenaufgang (mit undeutlicher „Nebensonne“) bei Jena. Foto: Stefan Kämpfe

Einleitung

Die Sonnenaktivität unterliegt kurz-, mittel- und langfristigen Schwankungen. Ein sehr grobes, aber mit geringem Aufwand zu beobachtendes und daher das einzige über längere Zeiträume verfügbare Maß der Sonnenaktivität ist die Anzahl der Sonnenflecken (dunklere und damit etwas kühlere Bereiche auf der Sonnenoberfläche, die meist auf einen erhöhten solaren Magnetismus und Teilchenauswurf hindeuten). Da für diese Arbeit nur Daten im Zeithorizont von knapp 70 bis 135 Jahren verfügbar waren, sollen als wichtigste Aktivitätszyklen nur der SCHWABE- Zyklus (etwa 11jährig), der HALE- Zyklus (22jährig), der BRÜCKNER- Zyklus (etwa 35jährig, strittiger, von vielen Forschern angezweifelter Zyklus), der GLEISSBERG- Zyklus (knapp 90jährig) und der DE- VRIES- SUESS- Hauptsonnenzyklus (etwa 200jährig) genannt werden. Es gibt auch noch längere Zyklen von 1000 bis über 2000 Jahren Länge, deren Existenz mittels Proxydaten, unter anderem der Konzentration bestimmter Isotope, nachgewiesen wurde. Den ähnlichen Verlauf zwischen der Sonnenaktivität und den mittleren Temperaturabweichungen in Mitteleuropa verdeutlichen die folgenden 2 Abbildungen:

Abb. 1a und 1b: Anomalien der Sonnenfleckenanzahl je SCHWABE- Zyklus (oben) und mittlere Temperaturabweichung in Mitteleuropa je SCHWABE- Zyklus (unten), jeweils mit Polynom- Ausgleichskurven (schwarz). Quelle: H. MALBERG, ehemaliger Direktor des meteorologischen Instituts der FU Berlin. Die Ähnlichkeit beider Verläufe ist unverkennbar; in Phasen mit weniger Sonnenflecken (geringere Aktivität) dominierten negative, in Phasen mit erhöhter Sonnenaktivität hingegen positive Temperaturabweichungen.

Die nächste Abbildung veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Lufttemperaturen anhand des GLEISSBERG- Zyklus:

Abb. 2: Enge Korrelation zwischen der an der Erdoberfläche gemessenen Lufttemperatur der nördlichen Hemisphäre (dicke Kurve) und der Intensität der Sonnenfleckentätigkeit im säkularen Gleissberg- Zyklus (dünne Kurve) nach Friis-Christensen und Lassen. Quelle: http://www.schulphysik.de/klima/landscheidt/sonne2.htm

Untersuchungsergebnisse

Der Autor dieses Beitrages beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Entwicklung der Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen in Mitteleuropa und fand dabei Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit bestimmter Wetterlagen und der Sonnenaktivität:

Abb. 3a und 3b: Sonnenfleckenanzahl und Großwetterlagenhäufigkeiten (jeweils 11jährige Gleitmittel, Großwetterlagen- Cluster aus den Großwetterlagen nach HESS/BREZOWSKY). Oben tendenziell mehr Lagen mit nördlichem Strömungsanteil (blau) im Jahresmittel in Phasen mit geringerer Sonnenaktivität (gelb). Lagen mit nördlichem Strömungsanteil wirken in Deutschland meist abkühlend, besonders im Frühling und Frühsommer. Unten Häufigkeit atlantischer Tiefdruckwetterlagen (violett, diese windigen Westlagen sind im Winter meist mild) und der Troglagen (extrem meridionales Strömungsmuster, die Westdrift ist blockiert) im Winter. In Phasen mit höherer Sonnenaktivität häuften sich meist auch die atlantischen Tiefdruckwetterlagen; in Phasen mit geringer Sonnenaktivität (so auch gegenwärtig!) hingegen die Troglagen.

Die Großwetterlagenhäufigkeit (langfristig bis 1881, mit Unsicherheiten bis 1871 verfügbar sind nur die nach HESS/ BREZOWSKY klassifizierten Lagen) wird jedoch auch von zahlreichen anderen Eiflussfaktoren gesteuert, unter anderem von der NAO und der QBO (Nordatlantische Oszillation, und Quasi- zweijährige Oszillation der Stratosphärenwindrichtung, bedeutsam sind beide für die winterlichen Temperaturverhältnisse), der AMO (Atlantische Mehrzehnjährige Oszillation), den Temperaturverhältnissen im Indik und Pazifik, der arktischen Eisbedeckung und weiteren Faktoren. Näheres unter anderem bei http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/im-takt-der-amo-und-der-nao-2-das-haeufigkeitsverhalten-der-grosswetterlagenund-dessen-auswirkungen-auf-die-deutschland-temperaturen/ und http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/winter-201415-in-deutschland-erneut-zu-mild-warum/

Die Großwetterlagen werden aber ganz maßgeblich durch die Verhältnisse in höheren Luftschichten geprägt. In sogenannten Aerologischen Datensätzen findet man monatsweise Angaben zu den Windverhältnissen in höheren Luftschichten und Angaben zu den Höhenlagen der Druckflächen. Der „Zonalwind“ ist ein Maß für die Stärke des entlang der Breitenkreise (West- Ost-Richtung) wehenden Windanteils. Hat er ein positives Vorzeichen, so weht er aus Westen; bei negativem aus Osten. Im Folgenden wurde die Zonalwindstärke in der 500hPa- Druckfläche für den Gitterpunkt 50°N 10°E (liegt etwas südlich der Rhön und damit zentral in Deutschland) im Verhältnis zur Sonnenaktivität für den meteorologischen Winter (01.12. bis 28./29.02.) seit 1948/49 und für das Jahr seit 1948 dargestellt:

Abb. 4a und 4b: Zonalwindmittel (rot) für die Druckfläche 500 hPa (entspricht etwa 5.600 Metern Höhe im Mittel) am Gitterpunkt 50°N und 10°E, dazu die Sonnenaktivität (gelb, jeweils unten) und der Verlauf der AMO (grün, jeweils oben). Fette Kurven Polynome 6. Grades, etwas dünnere, dunklere 11jährige Gleitmittel (bei der AMO nicht gezeigt). Obere Abb. Verhältnisse im meteorolog. Winter, untere für das Jahr. Man erkennt in Phasen erhöhter Sonnenaktivität tendenziell eine erhöhte Zonalwindgeschwindigkeit. Zur AMO ergeben sich auf den ersten Blick keine eindeutigen Beziehungen; hier sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Da Mitteleuropa in der Westwindzone der gemäßigten Breiten liegt, weht der Zonalwind im Jahresmittel stets und im Monatsmittel fast immer aus Westen (positives Vorzeichen). Weil die Witterungsverhältnisse am Boden von der Strömung in der mittleren Troposphäre ganz wesentlich gesteuert werden, gibt es in Zeiten mit höherer Zonalwindgeschwindigkeit tendenziell mehr Westlagen, was vorrangig im Winter, aber auch im Jahresmittel, zu höheren Lufttemperaturen in Deutschland führt (Golfstrom- Einfluss im weitesten Sinne):

Abb. 5a und 5b: Eine höhere Zonalwindgeschwindigkeit in der mittleren Troposphäre geht mit einer erhöhten Häufigkeit von Großwetterlagen mit Westanteil einher. Mit einem Korrelationskoeffizienten von r=0,59 (Bestimmtheitsmaß knapp 0,35) ist der Zusammenhang signifikant (oben). Mehr Lagen mit Westanteil bedeuten tendenziell höhere Jahresmitteltemperaturen in Deutschland (untere Abb.). Zwar ist der Zusammenhang mit r= 0,32 relativ undeutlich; betrachtet man aber nur den Winter, so ergibt sich im Zeitraum 1948/49 bis 2015/16 ein Korrelationskoeffizient von r=0,72 (Bestimmtheitsmaß knapp 52%), was hoch signifikant ist.

Abschließend werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Höhenlage der 500 hPa- Druckfläche. Liegt diese höher, so befindet sich Warmluft in der mittleren und unteren Troposphäre, was meist (mit Ausnahmen!) auch höhere Lufttemperaturen am Boden zur Folge hat. Eine höhere Lage der 500 hPa- Druckfläche ist auch ein Indiz für eine nördlichere Lage des Jet- Streams und damit für ein insgesamt günstigeres (wärmeres) Klima in Deutschland. Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Höhenlage der 500 hPa- Druckfläche ist geringer als beim Zonalwind, aber dennoch erkennbar; hier das Beispiel für den Winter:

Abb. 6: Im Winter erkennt man einen ähnlichen Verlauf der Höhenlage der 500 hPa- Druckfläche (rotviolett) und der Sonnenaktivität (gelb), beides mit 11jährigem Gleitmittel.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Sonnenaktivität beeinflusst die Luftströmungen und Witterungsverhältnisse in Deutschland. Deutlich erkennbare Zusammenhänge bestehen zu den Häufigkeitsverhältnissen der Großwetterlagen (tendenziell mehr „Westwetter“ in Phasen mit hoher, aber mehr Nord- und Trogwetterlagen in Phasen mit geringerer Sonnenaktivität) und zu den Windverhältnissen in höheren Luftschichten (tendenziell erhöhte Westwind- Geschwindigkeit in Phasen mit erhöhter Sonnenaktivität). Ob auch Zusammenhänge zwischen der Sonnenaktivität, Höhenwindverhältnissen und der AMO bestehen, ließ sich, auch aufgrund des kurzen Untersuchungszeitraumes (die Aerologischen Daten waren erst ab 1948 verfügbar), nicht klären. Doch welche Bedeutung haben diese Untersuchungsergebnisse für die nahe Zukunft? Um diese Frage zu klären, betrachten wir zunächst einmal die Entwicklung und die Prognose der Sonnenaktivität im frühen 21. Jahrhundert:

Abb. 7: Monatlicher Verlauf der Anzahl der Sonnenflecken seit Januar 2000 mit Glättung (blau) und Prognose für die nächsten Jahre (rot). Der aktuelle SCHWABE- ZYKLUS Nr. 24 (rechte Bildhälfte) war schon deutlich schwächer als der 23. Zyklus, der sein Maximum kurz nach Beginn des Jahres 2000 hatte. Man erkennt die zu erwartende weiter nachlassende Aktivität (ganz rechts). Datenquelle http://www.swpc.noaa.gov/products/solar-cycle-progression

Da Witterung und Klima verzögert auf die nachlassende Sonnenaktivität reagieren, konnten wir uns in den ersten 15 Jahren des 21. Jahrhunderts noch über vorwiegend warmes Wetter freuen. Zwischen Ende 2002 und 2012 gab es jedoch schon erste, heftige Kälterückfälle (Winter 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/ 11 und 2011/12). Nach dem noch sehr milden Winter 2015/16 ist die lang anhaltende Kälte zwischen Ende Februar und Ende April 2016 ein weiterer, möglicher Hinweis der beginnenden (vorwiegend solar bedingten) Abkühlungsphase, einhergehend mit einer ersten Häufung nördlicher Wetterlagen. Im „Horror- April“ 2016 gab es am Monatsanfang und noch nach dem 25.04. bergeweise Schnee in den Mittelgebirgen; aber selbst in tieferen Lagen schneiten die Frühlingsblüten teilweise ein:

Abb. 8: April- Schnee verdarb 2016 häufig die Frühlingsgefühle und die Baumblüte- ein Vorbote der möglichen Klimaabkühlung oder eine bloße Laune der Natur? Foto: Stefan Kämpfe

Und was passiert nach 2020? Die meisten Astrophysiker gehen von einer weiter nachlassenden Sonnenaktivität aus; der kommende 25. SCHWABE- Zyklus dürfte extrem schwach werden oder ganz ausfallen:

Abb. 9: Verlauf der Sonnenfleckenzahlen seit 1749. Man erkennt die sehr hohe Aktivität in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der nächste (25.) SCHWABE- Zyklus, der um oder kurz nach 2020 beginnen müsste, könnte extrem schwach ausfallen; diese Prognose ist aber noch sehr unsicher. Quelle der Abb. klimaskeptiker.info vom 25.01.2012, überarbeitet von Stefan Kämpfe

Schon ist ein neues „Maunder- Minimum“ (Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“ um 1680) in aller Munde. Aber selbst wenn dieses Horror- Szenario ausbleiben sollte und die Sonne weniger stark schwächelt, mit wieder öfter strengen Wintern, einer mindestens leichten Gesamtabkühlung und mit häufigeren Witterungsextremen müssen wir sehr wahrscheinlich rechnen. Die "Klimaerwärmung" findet nur in den realitätsfernen Modellrechnungen der überfinanzierten Klimaforschungsinstitute statt.

Stefan Kämpfe, Diplom- Agrar- Ingenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Sommer 2015- nur gefühlt sehr warm und schön?

Bild rechts: Kleiner Traktor, große Staubwolke, das war im Sommer 2015 nur zeitweise zu beobachten. Foto: Stefan Kämpfe

2015- (k)ein Dürre- Sommer?

Besonders in der Mitte Deutschlands fiel schon zwischen Februar und Mai zu wenig Regen. Zeitweise verursachte diese Dürre eine vorübergehende Welketracht selbst bei robusten Pflanzen wie dem Zaun-Giersch; in Weimar war das schon im ersten Junidrittel gut zu beobachten. Doch um den 20.Juni gab es das erste Mal ergiebigere Niederschläge; alle Pflanzen erholten sich rasch. Teilweise ergiebige Gewitterschauer unterbrachen die folgende Juli-Hitze; die ganz große Trockenheit blieb aus. In einigen Regionen fehlte dann aber zwischen dem 30. Juli und dem 13. August jeglicher Regen, was die Dürre nochmals verschärfte, ehe sie ab dem 14. August von ergiebigen Gewitterschauern und Landregen beendet wurde. Im Jahr 2003 hatte es im Thüringer Becken jedoch zwischen dem 30. Juli und dem 28. August nur ganz seltene, unbedeutende Regenfälle gegeben, nachdem der Zeitraum von Februar bis Juli nur etwas feuchter, aber besonders im Mai/Juni viel wärmer war, so dass mehr Wasser verdunstete. Am 14. August 2015, wenige Stunden vor dem Ende der Dürre, war der Nordhang des Hundsberges bei Weimar grün; die Ästige Graslilie blühte noch, während dieser von Steppenrasen bewachsene Berg Mitte August 2003 völlig ausgebrannt war. In weiten Teilen Nordwest- und Süddeutschlands verzeichnete man durchschnittliche bis reichliche Niederschlagsmengen. Doch selbst im diesjährig zu den trockensten Regionen gehörenden Erfurt gab es seit 1952 mindestens 13 trockenere Sommer als 2015, darunter 1952, 62, 73, 76, 80, 82, 83, 89, 2003 und 2013. Die folgende Grafik illustriert das jegliche Fehlen der oft vorhergesagten Niederschlagsabnahme.

Abb. 1: In Erfurt- Bindersleben, wo halbwegs verlässliche DWD- Daten seit 1952 vorliegen, zeigt sich bei enormen Schwankungen kein Trend zur sommerlichen Niederschlagsabnahme (2015 inklusive 26. August geschätzt). Der Sommer 2015 war hier nicht extrem trocken.

Für langfristigere Betrachtungen eignet sich die Station Potsdam-Telegrafenberg. In der Hauptstadt des ebenfalls recht niederschlagsarmen Landes Brandenburg übertraf der 2015er Sommer mit mehr als 215 mm den vieljährigen Mittelwert (LJM 1883 bis 2014) von 197mm. Die immer wieder vorhergesagte Versteppung des Ostens von Deutschland aufgrund von Niederschlagsmangel ist auch im Sommer 2015 nicht eingetreten:

Abb. 2: Sommerliche Niederschlagsentwicklung in Potsdam seit 1883 (2015 bis inklusive 26. August). Das vieljährige Mittel von 197mm wurde schon vor dem Ende des Augusts deutlich überboten. Die geringe, vieljährige lineare sommerliche Niederschlagsabnahme von knapp 5mm liegt im Zufallsbereich und ist daher unwesentlich (nicht signifikant).

Fazit: Auch wenn viele Landwirte und Gärtner von der zeitweiligen Trockenheit genervt waren, sprechen die offiziellen Zahlen eine andere Sprache. Der abgelaufene Sommer brachte uns, bei großen regionalen und zeitlichen Schwankungen, meist durchschnittliche, gebietsweise gar überreichliche Regenmengen. Trotzdem ist das Empfinden der Landwirte und Gärtner nicht ganz falsch. Durch Versiegelungen und Drainagen wird unsere Landschaft jedoch immer trockener, nicht durch einen „CO2- bedingten Klimawandel“. Das leider in den letzten Jahrzehnten sehr massive Ausräumen der Landschaft (Roden von Feldgehölzen und Bäumen in der Feldflur) begünstigt den austrocknend wirkenden Wind. In Thüringen hat sich für diese monotonen, artenarmen, wind- und dürregeplagten Agrarlandschaften der Begriff „Kultursteppe“ eingebürgert.

Trotz zeitweiliger Hitze kein neuer „Rekordsommer“ im Deutschland- Mittel

In mehreren kürzlich bei EIKE erschienenen Beiträgen zum Juli und zum Sommer 2015 wurde schon ausführlich über die meteorologischen und die sonstigen Ursachen des sehr wechselhaften „Schaukelsommers“ berichtet. Näheres unter http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/der-steppensommer-2015-gut-oder-schlecht-fuer-die-natur/ und http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/2015-dritter-deutlich-zu-warmer-juli-in-folge-k-ein-menetekel-des-klimawandels/ sowie http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/bemerkungen-zu-den-hitzewellen-2015-in-mitteleuropa/

Im Wesentlichen bestimmen die Großwetterlagen den Charakter der Sommerwitterung. Bei den häufigen südöstlichen, südlichen und südwestlichen Strömungen gelangte oft Heißluft, teilweise aus der Sahara, nach Deutschland. Diese Lagen wurden aber immer wieder von maritimen Kälteeinbrüchen, meist aus Nordwest, unterbrochen; im Juni herrschten diese gar vor. Eine hohe, aber im Vergleich zu 1994 oder 2003 keinesfalls rekordverdächtige Sonnenscheindauer wirkte zusätzlich erwärmend. Der in Norddeutschland zu kalte Juni und die von Sonnenscheinarmut begleiteten kälteren Phasen im Juli und Mitte August verhinderten ein höheres Temperaturmittel. Das sehr hohe Deutschland- Mittel der Sommer 2003 (19,7°C), 1947 (18,5°C) und 1826, 1834 sowie 1994 (jeweils 18,4°C) wurde nicht erreicht. Die Abbildung 3 verdeutlicht anhand des Verlaufs der Maximum- Temperaturen in Erfurt den sehr wechselhaften Charakter dieses Sommers:

Abb. 3: Verlauf der Maximum- Werte in Erfurt vom 31.05. bis zum 23.08.2015 (Quelle: wetteronline.de, nachbearbeitet von Stefan Kämpfe). Im Juni/Juli wechselten sehr kühle mit sehr warmen Abschnitten, wobei im Juni die Kälte überwog. Nur in der ersten Augusthälfte gab es- mit kleinen Abstrichen- über längere Zeit beständiges, sehr warmes Wetter. In der ersten Sommerhälfte wurden ungewöhnlich häufig Bodenfröste gemeldet, im Juni mehrfach in Norddeutschland, am 10. Juli in der Eifel.

Fazit: Trotz mehrerer, kräftiger Hitzewellen erreichte der sehr wechselhafte 2015er Sommer die Mittelwerte der Rekord- Sommer von 2003 und 1994 nicht; er schaffte es nicht einmal unter die 5 wärmsten Sommer seit 1761 in Deutschland. Im unmittelbaren Norden Deutschlands war der Sommer sogar nur durchschnittlich.

Was kann uns der warme, aber sehr wechselhafte Sommer 2015 über die zukünftigen Sommertemperaturen in Deutschland verraten?

Seriöse Klimatologen stellen den langjährigen, leichten sommerlichen Temperaturanstieg nicht in Abrede. Doch der sich daraus ergebende Trend trifft nur Aussagen über die gewesene, nicht über die künftige Temperaturentwicklung! Bei Betrachtung der letzten 26 Jahre zeigt sich zwar in Deutschland (noch) eine leichte sommerliche Erwärmung, doch in Zentralengland eine gleichzeitige Abkühlung:

Abb. 4: unterschiedliche sommerliche Temperaturentwicklung in Deutschland (braun, Erwärmung) und in Zentralengland (dunkelgelb, Abkühlung)

Über die wesentliche Ursache dieser unterschiedlichen Temperaturentwicklung (Zunahme der Häufigkeit von Tiefdruckgebieten auf dem Ostatlantik mit warmen Südströmungen über Mittel- und kälterer Atlantikluft über Westeuropa) hatten wir schon in unserem Juli- Beitrag berichtet.

Schauen wir nochmals auf die Abbildung 3 und die dort erkennbaren sehr kühlen Abschnitte des Sommers 2015 mit Maxima unter 20°C. Wie hätte der Sommer wohl ausgesehen, wenn die kalten nordwestlichen Luftströmungen häufiger aufgetreten wären? Statt über Hitze und Dürre hätte man dann über Nässe und Kälte, einhergehend mit leeren Freibädern, Eisdielen und Stränden sowie über Pilzerkrankungen des Getreides, schlechte Druschbedingungen und eine mangelhafte Qualität bei Obst und Wein geklagt. Wahrscheinlich weisen diese noch kurzen, aber sehr markanten Kälteeinbrüche des 2015er Sommers mit Bodenfrösten in der Eifel und in Norddeutschland auf eine bereits begonnene Abkühlungsphase hin. Eine wesentliche Einflussgröße auf die Häufigkeitsverteilung der Großwetterlagen, die AMO (Atlantische Multidekadische Oszillation, eine Schwankung der Wassertemperaturen im zentralen Nordatlantik) unterliegt einer etwa 60ig- bis 80ig jährigen Schwankung und hatte zwischen 1995 und 2010 ihre „Warmphase“; momentan beginnen die AMO- Werte wieder zu fallen. Immer am Ende dieser AMO- Warmphasen traten die Wärme bringenden Süd- und Südwestlagen besonders häufig auf (Abb. 5):

Abb. 5: Am Ende der AMO- Warmphasen (Ende 19. Jahrhundert, um 1950 und gegenwärtig) traten im Sommer Großwetterlagen mit südlichem Strömungsanteil (rot), darunter auch die Südwestlagen (orange) gehäuft auf. Die Südwestlagen werden bereits wieder etwas seltener. Bei der Betrachtung des Gesamtjahres zeigen sich ähnliche Verhältnisse.

Diese Häufung südlicher Luftströmungen wirkte erwärmend. Ein schönes, aktuelles Beispiel einer Südwestlage findet sich für den 26. August 2015:

Abb. 6: Südwestliche Strömung am 26. August 2015 (Datenquelle: UKMO, ergänzt von Stefan Kämpfe). Eine typische Situation für diesen „Schaukelsommer“ mit Kühle über Irland und Großbritannien bis ins nordwestliche Deutschland und zeitweiliger Hitze über dem südöstlichen Mitteleuropa. Hohem Luftdruck (H) über Südosteuropa steht tiefer (L) bei und nordwestlich der Britischen Inseln gegenüber. Die Grenze zwischen dauerhafter Wärme im Südosten und Kälte im Nordwesten „pendelt“ hin und her und ist mal mehr, mal weniger wetteraktiv; von einem kleinen Wind- und Temperatursprung bis hin zu schwersten Unwettern mit Tornados kann alles passieren; räumlich- zeitlich unmöglich genau vorhersagbar. Für Vorhersagemeteorologen ist eine so labile Großwetterlage daher ein Alptraum. Je blauer die Pfeile, desto kühler ist die Luftmasse, je roter, desto wärmer.

In den AMO- Warmphasen beziehungsweise an deren Ende traten wegen der Häufung solcher Süd- und Südwestlagen höhere sommerliche Lufttemperaturen auf, was sich sehr schön am Beispiel von Potsdam zeigen lässt (Abb. 7):

Abb. 7: Tendenziell waren die Sommer in Potsdam (rotbraun, Mitte) in den AMO- Warmphasen (spätes 19. Jahrhundert, 1930er bis 1950er Jahre, 1990er Jahre bis Gegenwart) wärmer als in den AMO- Kaltphasen. Auch die Sonnenscheindauer (gelb, unten) ist in diesen AMO- Warmphasen tendenziell mit gewissen Abstrichen höher.

Falls die bisherige Rhythmik der AMO erhalten bleibt (wovon auszugehen ist), so steht eine Kaltphase mit niedrigeren Wassertemperaturen bevor, was seltenere Südströmungen und sinkende Sommertemperaturen zur Folge hätte. Kehren wir nochmals kurz zur langfristigen Entwicklung der Sommertemperaturen zurück. Diese lässt sich ganz ohne CO2- Anstieg nahezu fast gänzlich mit der verzögert wirkenden, sehr hohen Sonnenaktivität im späten 20. Jahrhundert erklären. Gegenwärtig profitieren wir also noch von der gewesenen, sehr aktiven Sonnenphase (Abb. 8):

Abb. 8: Sowohl in Zentralengland (rot, Mitte) als auch in Deutschland (braun) folgten die Sommertemperaturen bei langfristiger Betrachtung der Anzahl der Sonnenflecken (unten, gelb), welche ein grobes Maß für die Sonnenaktivität darstellt. Weil die Sonnenaktivität vor allem langfristig und mit größeren Verzögerungen auf das Klimageschehen einwirkt, wurden 31ig- jährige Gleitmittel gebildet. Die Reihen beginnen daher 1791 (Mittelwert aus 1761 bis 1791) und enden 2015 (Mittelwert aus 1985 bis 2015). Den Gleitmitteln wurden Polynome zweiten Grades angepasst, um den langfristigen Trend zu verdeutlichen.

Den guten Sommer 2015, der besonders im August wärmer als von uns erwartet ausfiel, hat Raimund Leistenschneider zusätzlich mit der in diesem Jahr relativ hohen magnetischen und Röntgenaktivität der Sonne begründet, welche die kosmische Strahlung von der Erde fernhält und zu mehr Sonnenscheinstunden geführt hat. siehe: http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/sommerhitze-2015-klimawandel-oder-normales-wettergeschehen-teil-1/

Bei Würdigung des erheblichen Einflusses der Sonnenaktivität und des darauf verzögert reagierende Temperaturverhaltens ist eine moderate Abkühlung oder zumindest eine längerfristige Stagnation der sommerlichen Temperaturen sehr wahrscheinlich. Die gegenwärtig noch oft warmen Sommer sind im Wesentlichen eine Folge der nachwirkenden hohen Sonnenaktivität des späten 20. Jahrhunderts. Anhand kürzerer Zeiträume lassen sich die rückläufigen Trends der Sommertemperaturen bereits erkennen.

Die Jahrestemperaturen Deutschlands fallen schon seit 1998 leicht. Die Winter eilen den Jahrestemperaturen um 10 Jahre voraus, sie werden also seit 1988 wieder kälter. Da liegt es nahe, die drei Sommermonate Juni, Juli, August („meteorologischer Sommer“) richtig einzuordnen. Die Medien hatten bereits seit Anfang August mit einem wahren Feuerwerk an Erwärmungstrommeln auf eine drohende Gefahr der Überhitzung Deutschlands hingewiesen. Auf Literaturangaben können wir verzichten, denn jeder von uns kennt diese fast täglichen Schreckensmeldungen, mit denen man uns die Freude am schönen Sommer vermiesen wollte. Alle Klimawissenschaftler wären sich angeblich über „die gerade in den letzten Jahren immer heißeren Sommer“ einig. Und oftmals die Aussage: Alles wäre nun viel schlimmer gekommen, als man vorhergesagt hätte.

Diese Schreckensmeldungen lassen sich leicht anhand der Original-Sommertemperaturen des Deutschen Wetterdienstes überprüfen. Beginnen wir mit dem ersten Jahr im neuen Jahrtausend, also ab Sommer 2001, und enden 2015.

Abb. 9: Seit dem Jahre 2001, also in der Gegenwart haben die drei Sommermonate in Deutschland einen deutlich fallenden Trend. Die Grafik ist nach den Originalangaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach gezeichnet. (Der Sommer 2015 ist von uns geschätzt.)

Diese Daten sind nicht wärmeinselbereinigt und diesen Sommer war der WI- Effekt aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung, der zunehmenden Betonierung und Bebauung sowie der Trockenlegung der Landschaft besonders groß. Die Abkühlung der drei Sommermonate ist auch ohne WI- Bereinigung deutlich erkennbar, daran kann auch der Sommer 2015 nichts ändern. In diesem Zeitraum des neuen Jahrtausends sind natürlich die CO2-Konzentrationen der Luft weiter gestiegen. Man könnte fast schon fragen: Haben die steigenden CO2- Werte etwa zur Abkühlung der letzten 15 Sommer beigetragen? Oder wirkt der „Treibhauseffekt“ im neuen Jahrtausend etwa abkühlend?

Ergebnis: Die Schreckens- und Panikmeldungen der deutschen Medien über die angeblich immer heißer werdenden Sommer entbehren jeder Grundlage. Überhaupt nichts ist Schlimmer gekommen als vorhergesagt. Auch der nächste Sommer dürfte die fallende Trendlinie des Kälterwerdens weiter bestätigen.

Die nächste Frage wäre nun, bei welchem Jahr sind wir nach der 15-jährigen Abkühlung der Sommermonate wieder angekommen? Antwort: vor 25 Jahren.

Abb. 10: n1 = 1991. Seit 1991 zeigen die Daten des Deutschen Wetterdienstes eine fast ebene Trendlinie. Der leichte Anstieg lässt sich leicht mit dem zunehmenden Wärmeinseleffekt bei den deutschen Messstationen erklären. WI-bereinigt hätten die Sommermonate der letzten 25 Jahre eine ebene bis sogar leicht fallende Trendlinie.

Ergebnis: Unter Berücksichtigung des Wärmeinseleffektes stagnieren seit 25 Jahren die deutschen Sommertemperaturen. WI-bereinigt hätten wir eine ebene Trendlinie. Der steigende Wärmeinseleffekt bei den Messstationen ist der eigentliche menschengemache Anteil der gemessenen Temperaturen.

Gesamtergebnis: Seit 25 Jahren stagnieren die Sommertemperaturen in Deutschland, seit 15 Jahren werden die Sommer in Deutschland kälter. Daran kann auch der schöne und vor allem in Süden Deutschlands warme Sommer 2015 wenig ändern. Man kann davon ausgehen, dass der leichte Abkühlungstrend auch zukünftig weiter anhalten wird.

Wir fordern unsere Leser auf, dies den deutschen Medien genauso zu vermitteln.

Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher

Josef Kowatsch, unabhängiger Natur- und Klimaforscher




Der Steppensommer 2015 – gut oder schlecht für die Natur?

Bild rechts: Frühsommer- Wiese bei Jena 2015: Reiche Blüte trotz großer Trockenheit. Foto: Stefan Kämpfe
Wie ist der Sommer 2015 klimatisch einzuordnen?
Den Rekord- Sommer 2003 mit knapp 19,7°C in Deutschland wird 2015 nicht überflügeln. Dafür müsste der August mehr als 23,5°C erreichen; das ist trotz eines noch möglichen neuen August- Rekordwertes unwahrscheinlich. Ähnlich in Erfurt, wo im Sommer 2003 19,4°C herrschten. Der kühle Juni dämpfte das Temperaturniveau des 2015er Sommers; er wird aller Voraussicht nur als zweitwärmster Sommer seit 1881 in die Klimageschichte Deutschlands eingehen. Die Hitze war den besonderen Großwetterlagen geschuldet, welche oft Luftmassen aus der Sahara, einhergehend mit einer hohen Sonnenscheindauer, heranlenkten (EIKE berichtete mehrfach darüber). CO2 scheidet als Ursache aus, denn wenn dieses Spurengas wirklich so stark „wärmt“, wie stets behauptet wird, dann hätte es die kalten Juni- und Julinächte mit Bodenfrösten in Norddeutschland und in der Eifel nicht geben dürfen. Dieser Sommer wird uns also auch wegen seiner enormen Temperaturschwankungen in Erinnerung bleiben. Innerhalb kürzester Zeit wechselten sich im Juli tropisch- subtropische und arktisch- subpolare Luftmassen ab. Am 30./ 31. Juli entstand aus der arktischen Meeresluft (mA) sogar kontinentale Subpolarluft (cP); eine Luftmasse, die sonst nur in den kälteren Jahreszeiten auftritt (Quelle: BERLINER WETTERKARTE). Die folgende Abbildung verdeutlicht die enormen Temperaturschwankungen am Beispiel von Erfurt:

Abb. 1: Temperaturminima in Erfurt- Bindersleben vom 16. Juni bis zum 11. August (Quelle: wetteronline, Nachbearbeitung Stefan Kämpfe). Besonders kalte Phasen und Einzelnächte sind hellblau markiert. Dabei traten im Juni mehrfach in Norddeutschland, am 10. Juli in der Eifel, Bodenfröste auf. Auch in Erfurt wurden in 2 Metern Höhe mehrfach 6 bis 8°C unterschritten (die Station liegt nicht in einem „Kälteloch“). In den wärmsten Nächten sanken die Werte hingegen nicht unter 20°C („Tropennächte“). Anfang August setzte sich dann, von einem kurzen Einbruch am 5.8. abgesehen, die sehr warme Luft für längere Zeit durch. Luftmassenklassifikation nach „BERLINER WETTERKARTE“; A = arktische Luft, P = subpolare Luft, S = subtropische und T = tropische Luft; m = maritime und c = kontinentale Luftmasse.
Der „Steppensommer“ fiel im ohnehin meist niederschlagsarmen Mitteldeutschland trotz einzelner Gewitterschauer erheblich zu trocken aus; hier herrschte bereits seit Februar ein erhebliches Niederschlagsdefizit. In Nordwest- und Süddeutschland blieb es feuchter.
Auswirkungen auf die Wildpflanzen- und Pilzflora
Trotz der Trockenheit und der späten Luft- und Bodenfröste blühten die Bäume reich und fast unbeschadet. Um Jena war eine meist reiche Orchideenblüte zu bewundern; nur die späteren Arten wie Bocksriemenzunge und Bienen- Ragwurz, machten sich rar. Auch viele Ackerwildkräuter, so das Sommer- Adonisröschen, traten nur selten auf. Dafür entwickelten sich Trockenheit vertragende Pflanzen wie das Feld- Mannstreu, Kugel- und Wollkopf- Kratzdisteln, Sichel- und Wilde Möhre, besonders gut. Die meisten Wiesenpflanzen blühten sehr reich; durch geringere Wuchshöhe passten sie sich der Trockenheit an. Anfang August ließ die anhaltende Dürre selbst robuste Pflanzen wie den Gewöhnlichen Beifuß, Löwenzahn- und Wegerich- Arten, verwelken. Bedenklich ist das aber nicht, denn Ähnliches war schon in anderen, zeitweise dürren Sommern wie 2010, 2009, 2006, 2003, 1994, 1983, 1982, 1976 und 1975, zu beobachten. Diese Pflanzen produzieren viele Samen, und ihre Rhizome überdauern fast immer die Trockenheit. Bei einigen Bäumen und Sträuchern färbte sich das Laub teilweise gelb und fiel ab; ein Verdunstungsschutz, um Wasser zu sparen. Die Winterlindenblüte begann in der Stadt Weimar relativ spät (nächste Abbildung):

Abb. 2: Am 21. Juni und damit relativ spät, zeigten sich in der Stadt die ersten Winterlindenblüten. Die verhaltenen Mai- und Junitemperaturen verzögerten den Blühbeginn. Etwa 2 bis 3 Wochen eher blüht die Sommer- Linde. Alle Lindenarten blühten in diesem Jahr reich.
Trotz des heißen Hochsommers konnte der leichte Vegetationsrückstand des Frühjahres auch später nicht völlig aufgeholt werden. Folglich setzte im Weimarer Stadtgebiet auch die Holunderreife 13 Tage später ein, als im Warmjahr 2014:

Abb. 3: Trotz der Juli- Hitze konnte der Vegetationsrückstand des Frühjahrs auch bei der Holunderreife nicht aufgeholt werden. Seit 1998 hat sich die Holunderreife geringfügig verspätet (steigende Trendlinie); dieser Trend ist aber noch nicht vertrauenswürdig (signifikant). Bei der Betrachtung des Zeitraumes ab 1990 (hier nicht gezeigt) hätte sich noch eine leichte Verfrühung ergeben.
Wieder einmal bestätigte sich die alte phänologische Regel: Der Frühling macht die Termine!
Im ersten Augustdrittel begann die Reife der Wildrosen, der Weißdorne und der Kornelkirschen. Mit dem Japanischen Schnurbaum (Sophora japonica) erreichte das letzte Ziergehölz im Stadtgebiet die Vollblüte; diesmal außerordentlich reich. Die Vollblüte der Kanadischen Goldrute wird um den 15. August erwartet. Kirschpflaumen fruchteten überreich.
Für Pilzfreunde war es bislang eine ausgesprochen schlechte Saison. Nur ganz vereinzelt zeigten sich von Mitte Juli bis Anfang August wenige Täublinge, Pfifferlinge und Röhrenpilze. Nur bei ausreichenden Niederschlägen im Frühherbst, die sich aber kaum vorhersagen lassen, könnte sich die Situation bessern. Die Myzelien (Pilzgeflechte) überdauern erfahrungsgemäß die Dürre unbeschadet und bringen nach stärkeren Regenfällen noch Fruchtkörper hervor.
Bei gesamtheitlicher Betrachtung zeigen sich also keine wesentlichen negativen Folgen der Trockenheit auf die Pflanzenwelt, welche sich im Laufe der Jahrtausende immer wieder an solche Bedingungen anpassen musste.
Die Tierwelt (Fauna)
Die Mauersegler als unsere auffälligste Sommervogelart kehrten am 5. Mai nach Weimar zurück und verließen die Region am 5. August bis auf einzelne Nachzügler. 2015 waren besonders viele dieser geschickten Flieger zu beobachten; überhaupt profitierten Insekten fressende Vögel von dem reichhaltigen Nahrungsangebot. Auch seltene, teils exotische Insektenarten wie das Taubenschwänzchen (von oberflächlichen Beobachtern als Kolibri verkannt!) waren und sind noch häufig in diesem Sommer zu bewundern. Viele Schmetterlinge, Spinnen, Wespen und die auf der Roten Liste stehenden, streng geschützten Hornissen, runden das Bild eines insektenreichen Sommers ab. Auch die Wild- und Honigbienen fanden dank der reichen Lindenblüte und des im Frühsommer sehr massiven Blattlausbefalls („Waldhonig“) ideale Bedingungen vor. In Wassernähe wurden Bremsen zeitweise zur massiven Plage, währen Stechmücken nur gelegentlich auftraten. Die größeren Standgewässer trockneten nicht aus; dort waren viele Frösche zu beobachten. Schon im Frühjahr deutete sich zum wiederholten Male eine Mäuseplage an. Im Sommer glichen viele Böschungen, Wegränder und Felder einem Schweizer Käse. Alarmisten behaupten, dies sei eine Folge des „Klimawandels“, insbesondere der milderen Winter und der im trockeneren Sommer. Doch in den vergangenen 30 Jahren sind die Wintertemperaturen kaum milder geworden, und nach den teilweise strengen Wintern 2010/11 (extrem kalter Dezember), 2011/12 (Extrem kalter Februar) sowie 2012/13 (langer, schneereicher Winter bis in den April hinein) vermehrten sich die Mäuse ebenfalls stark. Und wie sieht es mit den angeblich „immer trockeneren Sommern“ aus?

Abb. 4: Seit 1952 veränderten sich die sommerlichen Regenmengen in Erfurt praktisch nicht (der geringe Anstieg ist nicht signifikant).
Die „immer trockeneren Sommer“ sind eine Mär und bislang nicht eingetreten; sie können also auch nicht die Hauptursache der gehäuft auftretenden Mäuseplagen sein. Viel wahrscheinlicher sind es Bewirtschaftungsfehler und die Ausräumung der Agrarlandschaften, welche die Mäuse fördern. Monokulturen aus Mais („Bio- Gas- Lieferant“) und Getreide oder Raps („Bio- Diesel“) bieten viel Nahrung. Feldhecken und Bäume wurden beseitigt. Oft werden Feldraine völlig unnötigerweise schon im Frühling und auch danach immer wieder gemäht, was den Füchsen und Greifvögeln als Feinden der Mäuse ebenfalls die Deckung nimmt; sie meiden solche Reviere. Windräder vergrämen noch den letzten Greifvogel, wenn sie ihn nicht gleich zerhäckseln. Und die pfluglose Bodenbearbeitung spart zwar Wasser, verhindert aber eine Zerstörung der Mäusebaue.
Asiatische Marienkäfer, die vor einigen Jahren zur Blattlausbekämpfung eingeführt worden waren, bereiten ebenfalls zunehmend Probleme. Sie fressen an reifen Früchten, auch an Weintrauben, und machen diese ungenießbar.
Landwirtschaft, Garten- und Obstbau
Die magere Körnerfrucht- und Futterernte konnte wenigstens dank der Trockenheit verlust- und störungsarm geborgen werden. Bei den günstigen Druschbedingungen waren die meisten Ackerflächen schon um den 10. August beräumt. Gärtner ärgerten sich über ihre verbrannten Rasenflächen. Auch hier gilt: Langmut ist oft der bessere Ratgeber. Ein paar Regentage, und das Gras ergrünt wieder. Wer gießen konnte, hatte jedoch eine hervorragende Beerenobst- und Tomatenernte in bester Qualität. Die meisten Obstbäume fruchteten überreich. Von Mitte Juni bis Mitte Juli gab es viele Süßkirschen, im Juli auch gute Sauerkirschen. Ab Ende Juli reiften erste Kornäpfel und Pflaumen. Die Früchte blieben meist klein, weil die Bäume übervoll hingen. Im ersten August- Drittel reiften frühe Apfelsorten und weitere Pflaumen in guter Qualität; die Reife früher Birnensorten steht unmittelbar bevor. Alles Obst wies eine gute Qualität auf, weil Schorf, Monilia, Mehltau und Birnengitterrost selten aufraten. Auch für den weiteren Verlauf des Spätsommers/Frühherbstes ist eine meist gute Obsternte zu erwarten.
Zusammenfassung
Der heiße, trockene Sommer 2015 schadete der Natur insgesamt nicht. Im Gegenteil- höhere Temperaturen begünstigen viele Arten. Gelbe und welke Blätter an den Gehölzen, verdorrte Rasenflächen, vertrocknete Pflanzen und fehlende Pilze sind normale Reaktionen auf die Trockenheit und schon nach wenigen Regentagen vergessen.
Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher