Warum BEST die Klimadebatte nicht lösen wird
Sie haben sich sofort der BEST-Ergebnisse angenommen, stellen sie doch ihre jüngste Hoffnung dar, ihre scheußlichen Schemata zur Kontrolle der Treibhausgasemissionen zu retten. Anführer dieser Meute war die Washington Post (WP, 25. Oktober), als dessen Kolumnist versuchte, die republikanischen Präsidentschaftsbewerber Bachmann, Cain und Perry als „zynische Betonköpfe“, Leugner, Idioten oder was immer zu brandmarken.
Ich habe an die WP einen Brief geschrieben, in dem ich auf die vielen offensichtlichen Fehler hingewiesen hatte, aber ich bekam eine eigenartige Antwort. Es stellte sich heraus, dass sie durchaus gewillt waren, meinen Brief abzudrucken, nicht aber meinen persönlichen Status als emeritierter Professor an der University of Virginia und früherer Direktor des US-amerikanischen Satellitenservice. Offensichtlich waren sie besorgt darüber, dass Leser den Eindruck bekommen könnten, dass ich etwas vom Klima verstehe.
Unglücklicherweise hat es sich eingebürgert (bei denjenigen, die das CO2 als den Grund für die Erwärmung verdammen), ihre Gegner zu verhöhnen, indem man sie als „Klimaleugner“ bezeichnet. Selbstgefällige und unaufmerksame Medien haben das Problem verschlimmert, haben sie doch den Eindruck vermittelt, dass jeder, der die CO2-Hypothese nicht glaubt, auch meint, dass sich das Klima gar nicht ändert und daher ein totaler Fortschrittsfeind ist. Selbst das WSJ (Wall Street Journal) wurde davon mitgerissen. Prof. Richard Muller, Initiator und Leiter der BEST-Studie, beklagte sich bei mir, dass irgendein übereifriger Editor die Originalschlagzeile seines Artikels vom 21. Oktober „Abkühlung der Debatte zur globalen Erwärmung“ geändert hatte zu „Der Fall gegen den Skeptizismus der globalen Erwärmung“.
Das (früher einmal angesehene) Magazin Nature reihte sich ein und verkündete in einem Editorial vom 26. Oktober, dass jedwedes Ergebnis, dass die „Klimaänderung“ (gemeint ist die anthropogene globale Erwärmung AGW) bestätigt, willkommen ist, selbst wenn es vor dem Prozess der Begutachtung veröffentlicht wird. Natürlich wissen wir seit vielen Jahren, dass Nature jedes entgegen gesetztes wissenschaftliche Ergebnis ablehnt, aber es ist schön, dass man diese Bestätigung hat.
Mit ihren Herzen voll überschäumender Freude und ihren umnebelten Gehirnen hat offensichtlich keiner der Warmisten den irgendwie skeptischen Aussagen von Prof. Muller zugehört. Er betont, dass die Studie sich ausschließlich auf Festlandsdaten bezieht, welche weniger als 30% der Erdoberfläche bedecken, auf denen die Messstationen sehr unregelmäßig verteilt sind und hauptsächlich in den USA und Westeuropa stehen. Außerdem räumt er ein, dass 70% der US-Stationen schlecht positioniert sind und nicht den von der Regierung gesetzten Standards entsprechen; in der restlichen Welt ist es möglicherweise noch schlimmer. Er bestreitet, den Grund der von BEST gefundenen Erwärmung zu kennen und bevorzugt natürliche Oszillationen des Systems Ozeane – Atmosphäre, die bisher kein Klimamodell simuliert oder erklärt hat.
Die Tatsache, dass die Ergebnisse von BEST mit den zuvor veröffentlichten Analysen des Erwärmungstrends an Landstationen übereinstimmen, könnte lediglich darauf hindeuten, dass mit allen diesen irgendetwas grundlegend nicht stimmt. Es gibt zwei völlig unterschiedliche Wege, diese Übereinstimmung der Erwärmung zu interpretieren. Es könnte auf eine wichtige Bestätigung hindeuten, aber die Logik gibt eine alternative Möglichkeit vor: Da beide Ergebnisse aus Thermometermessungen stammen, sind sie nicht wirklich unabhängig voneinander und könnten auch gleichermaßen Gegenstand fundamentaler Fehler sein. Zum Beispiel können beide Datensätze durch urbane Wärmeinseln oder nicht-globale Effekte beeinflusst sein – wie z. B. die Abgaswärme an Flughäfen, an denen der Flugverkehr stetig zugenommen hat.
Aber der Hauptgrund dafür, dass ich ein Skeptiker geblieben bin, ist, dass sich Satellitenbeobachtungen und unabhängige Messungen von Wetterballonen zufolge die Atmosphäre, anders als die Landoberfläche, während der Schlüsselperiode (1978 bis 1997) nicht erwärmt hat, weder über dem Festland noch über dem Ozean. Und wussten Sie, dass sämtliche auf Hochgeschwindigkeitscomputern gerechneten Klimamodelle darauf bestehen, dass sich die Atmosphäre schneller erwärmt als die Oberfläche – wie es auch die atmosphärische Theorie tut?
BEST hat keine Daten von den Ozeanen, die 71% der Erdoberfläche bedecken. Zwar weisen Ozeane keinen Wärmeinseleffekt auf, aber es gibt dort Probleme mit der Instrumentenbestückung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die gemeldete Erwärmung von 1978 bis 1997 einfach künstlich ist – eher das Ergebnis einer bestimmten Art zu messen als eine echte Erwärmung. Wie auch immer, unterstützende Daten von den Ozeanen zeigen dort auch keinerlei Erwärmung.
Und schließlich haben wir Temperaturdaten, die nicht von Thermometerabmessungen stammen, sondern aus den sog. Proxies: Baumringe, Eisbohrkerne, Sedimente in Seen und Meeren, Stalagmiten. Die meisten davon haben seit 1940 keinerlei Erwärmung gezeigt!
Im Gegensatz zu Behauptungen in manchen Kommentaren bestätigt BEST in keiner Weise den wissenschaftlich diskreditierten Hockeyschläger, der auf Analysen mehrer Proxies beruhte und der so begeistert von den Klimaalarmisten übernommen worden ist. Tatsächlich haben die Autoren des Hockeyschlägers ihre nach 1978 gewonnen Temperaturdaten nie veröffentlicht – nicht in der 1998 in Nature veröffentlichten Studie und auch nicht seitdem bis auf den heutigen Tag. Ihre Proxy-Aufzeichnungen hören 1978 einfach auf – und werden dann von Thermometeraufzeichnungen abgelöst, die eine rapide Erwärmung zeigen. Der Grund für das verstecken der Proxy-Daten nach 1978: Wahrscheinlich zeigen sie keine Erwärmung. Warum versuchen wir nicht das herauszufinden?
Keiner der Warmisten kann erklären, warum sich das Klima im 21. Jahrhundert nicht erwärmt hat, während der CO2-Anteil gleichzeitig rapide gestiegen ist. Es ist kein Wunder, dass Herman Cain, eine ehemalige Kapazität in Mathematik und Computerwissenschaft, sagt, dass die „vom Menschen verursachte globale Erwärmung Quatsch ist“ (NYT, 12. November). Er macht für die Klimaängste „Wissenschaftler“ verantwortlich, die „versucht haben, die Wissenschaft zu missbrauchen“ und die „unter Druck standen, weil sie versucht haben, die Daten zu manipulieren“.
Mr. Cain liegt nicht weit weg von der Wahrheit – zumindest wenn man Rich Muller zuhört. Muller vermeidet es sorgfältig, irgendeine Behauptung aufzustellen, dass die Erwärmung, die er gefunden hat, auf menschliche Einwirkung zurückgeht. Er sagt uns, dass ein Drittel der Stationen eine Abkühlung zeigt und nicht Erwärmung. Muller räumt ein, dass „die Ungewissheit (im Zusammenhang mit diesen Stationen) verglichen mit den Analysen zur globalen Erwärmung groß ist“. Nichtsdestotrotz besteht er aber darauf, dass er trotz schlechter Daten einen guten Mittelwert erhält, wenn der verwendete Datensatz nur groß genug ist. Da bin ich nicht so sicher.
Muller glaubt, dass er die Effekte lokaler Erwärmung eliminiert hat, wie zum Beispiel die städtischen Wärmeinseln. Aber das ist ein schwieriges Unterfangen, und viele bezweifeln, dass die BEST-Studie in dieser Hinsicht erfolgreich war. Einige vom Mullers stärksten Kritikern sind Physikkollegen: Lubos Motl in der Tschechischen Republik und Don Rapp in Kalifornien. In vielleicht sehr rauer Weise würde Rapp von BEST nach schlechtest ändern. [Unübersetzbares Wortspiel. Original: Rapp would change the study designation from BEST to “WORST” (World Overview of Representative Station Temperatures). A. d. Übers.]
Ich bin einer dieser Zweifler. Während viele die offensichtliche Übereinstimmung von BEST mit früheren Analysen als Bestätigung sehen, wundere ich mich über diese Logik. Es dürfte eine gute Idee sein, wenn BEST mal einige kluge interne Checks durchführen würde: [Im Original liegt hier offenbar ein Schreibfehler vor. Dort steht nicht „checks“ wie von mir übersetzt, sondern „Cheeks“. Die direkte Übersetzung hiervon ergäbe jedoch keinen Sinn. A. d. Übers.]
**Abbildung der Anzahl der Stationen zwischen 1970 und 2000, um sicherzustellen, dass es keine signifikanten Veränderungen bei dem, was ich „Demographien“ nenne, gegeben hat: Stationskoordinaten, -höhe oder irgendetwas, das einen künstlichen Erwärmungstrend zeitigen würde.
**Besondere Aufmerksamkeit würde ich dem Teil der Temperaturaufzeichnungen widmen, die von Flughäfen stammen – von denen man generell annimmt, dass sie die am besten gewarteten Stationen seien, die jedoch eine besonders starke Zunahme lokaler Erwärmung zeigen.
**Ich würde die globalen Aufzeichnungen von BEST auch regional anwenden, um zu sehen, ob die Ergebnisse bestehen bleiben.
Natürlich müssen die wichtigsten Checks von Aufzeichnungen kommen, die unabhängig von den Thermometern an Wetterstationen sind: Temperaturen in der Atmosphäre, von den Ozeanen und von nicht mit Thermometern gemessenen Proxy-Daten. Aber selbst dann dürfte es schwierig werden, die genauen Gründe der Klimaänderung festzumachen.
Daher komme ich zu der Schlussfolgerung, dass die Beweise insgesamt nur eine sehr geringe Erwärmung wenn überhaupt zwischen 1978 und 1997 stützen. Das widerspricht der Hauptschlussfolgerung des IPCC – d. h., die jüngste Erwärmung ist „sehr wahrscheinlich“ (Sicherheit 90 bis 99%) durch anthropogene Treibhausgase wie CO2 verursacht.
Und schließlich, was muss man tun, falls das CO2 wirklich der Hauptgrund wäre und falls eine moderate Erwärmung schlimme Folgen hätte – Aussagen, denen so viele blind hinterherlaufen? Ich befürchte, dass die BEST-Studie und Muller dabei keine große Hilfe sind.
Einerseits steht Muller politischen Maßnahmen, die CO2-Emissionen in den USA zu kontrollieren, ablehnend gegenüber – viel weniger in seinem Heimatstaat Kalifornien. In einem Interview vom 31. Oktober mit dem Capital Report of New Mexico stellte er fest:
…die Öffentlichkeit muss das wissen, und alles, was wir in den USA tun, wird die globale Erwärmung nicht signifikant beeinflussen. Und zwar weil alle Projektionen zeigen, dass das meiste des zukünftigen CO2-Ausstoßes aus China, Indien und den Entwicklungsländern kommt… Wenn China und Indien unseren Maßnahmen nicht folgen, ist alles was wir tun, im Grunde Müll.
Andererseits sagte Muller im Morgenmagazin von MSNBC am 14. November:
Wir bekommen eine sehr starke Erwärmung… wir pumpen genug Kohlendioxid in die Atmosphäre, dass wir in einem gefährlichen Terrain arbeiten, von dem ich glaube, dass wir in den kommenden Jahrzehnten wirklich in Schwierigkeiten geraten könnten.
Also treffen Sie Ihre Wahl! Aber behalten Sie in Erinnerung – es gibt keinerlei Beweise für eine signifikante zukünftige Erwärmung! BEST ist ein ehrbares Unterfangen, aber es löst nicht das, worum es in der Klimadebatte geht.
Fred S. Singer
Das Original finden Sie hier
Übersetzt von Chris Frey für EIKE