Bild rechts: Der Wissenschaftler Murry Salby argumentiert, dass ein Schlüsselfaktor hinter steigenden Temperaturen der Wärmeaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean ist. Bild: Edward Frazer/Corbis
Und doch weisen hoch ausgezeichnete Wissenschaftler einschließlich des Physik-Nobelpreis-Gewinners Ivar Giaever zurück, was unter der Bezeichnung „Klimakonsens“ bekannt ist. Giaever ist aus der American Physical Society ausgetreten aus Protest gegen das Statement dieses Vereins, dass die Beweise für die globale Erwärmung „unwiderlegbar“ seien und dass die Regierungen sofort handeln müssten, um die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Sechzehn angesehene Wissenschaftler unterzeichneten im Jahr 2012 einen Artikel im Wall Street Journal, in dem sie argumentierten, dass die Durchführung drastischer Maßnahmen, um die Weltwirtschaft zu „dekarbonisieren“, durch die beobachteten wissenschaftlichen Beweise nicht gerechtfertigt war – zumal dieser Vorgang erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Lebensqualität haben würde, vor allem in Entwicklungsländern. Und genau wie Giaever stellten sie einen Klimakonsens in Abrede – und auch das unwissenschaftliche Abwürgen von Untersuchungen und die Marginalisierung von Abweichlern als „Ketzer“. Erst vor kurzem hat sich der berühmte Klimawissenschaftler Lennart Bengtsson von seinem Posten in einer klimaskeptischen Denkfabrik zurückgezogen, nachdem er hunderte wütender E-Mails von anderen Wissenschaftlern bekommen hatte. Er bezeichnete den Druck als „nahezu untragbar“.
Ein anderer Abweichler, der amerikanische Atmosphärenphysiker Murry Salby, hat eine grundlegende Analyse durchgeführt, die wesentliche Hypothesen der AGW-Sichtweise unterminiert. Seine Arbeit und deren Aufnahme illustrieren, wie wenig „settled“ die Klimawissenschaft bleibt – und wie bestimmt AGW-Befürworter einen Konsens erzwingen wollen zu einer der großen Fragen unserer Zeit.
Im April 2013 wollte Salby nach einer Vortragsreise seiner Arbeiten durch Europa vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle nach Australien zurückfliegen, wo er ein Professor der Klimawissenschaft an der Macquarie University war. Er musste zu seinem Verdruss erfahren, dass die Universität sein nicht ersetzbares Rückflugticket annulliert hatte. Während Salby also in Paris gestrandet war, hat man bei Macquarie rasch ein Verfahren wegen Fehlverhaltens gegen ihn eingeleitet, das schnell zu seinem Rauswurf führte. Die Universität behauptete, dass sie Salby nicht wegen seiner Ansichten zum Klima gekündigt hatte, sondern weil er nicht „seine akademischen Verpflichtungen erfüllt hatte einschließlich seines Lehrauftrags“, und weil er „gegen die Universitätsordnung verstoßen hatte hinsichtlich seiner Reise und dem Gebrauch von Mitteln der Universität“.
Salby und seine Unterstützer können die Behauptungen der Hochschule kaum glauben. Salbys Gegner verweisen auf Berichte einer Untersuchung durch die National Science Foundation NSF gegen ihn mit dem Vorwurf ethischer Ungehörigkeit – Behauptungen, die auf einem Anti-Klimaskeptiker-Blog aufgetaucht waren, zusammen mit Gerichtspapieren in Bezug auf seine Scheidung. Salby lag tatsächlich im Konflikt mit der NSF – die Organisation verbot ihm für drei Jahre die Annahme von Forschungsgeldern, obwohl er als Dozent in Australien dazu gar nicht berechtigt war – und mit der University of Colorado, wo er zuvor gelehrt hatte und in einem Jahrzehnte langen Disput mit einem anderen Akademiker lag. Einmal hat die NSF das Verschwinden von 100.000 Dollar Forschungsgelder für Salby untersucht, die nach der Untersuchung an Salbys Gruppe zurückgeflossen waren. Wie auch immer, bei all diesen Dingen ging es um bürokratisches Klein-Klein. Sie haben keinen Bezug zu seiner Wissenschaft. Und Salby hatte sich als Wissenschaftler hohe Verdienste erworben. Er war ursprünglich Ausbilder als Luft- und Raumfahrtingenieur, bevor er zur Atmosphärenphysik wechselte und eine hoch geachtete Karriere durchlief. Er lehrte an der Georgia Tech, Princeton, Hebrew und Stockholm Universities, bevor er an die University of Colorado wechselte. Und er war involviert als Begutachter in den ersten beiden IPCC-Zustandsberichten.
Ende der neunziger Jahre begann Salby ein Projekt mit dem Ziel der Analyse von Änderungen des atmosphärischen Ozons. Seine Forschungen ergaben Beweise für eine systematische Erholung des Ozons, was die Wissenschaft hinter dem Montreal-Protokoll von 1987 validierte, dem zufolge spezielle Schritte unternommen werden sollten, Ozon zerstörende Gase zu verbannen. Mit der Vorbereitung zum Verfassen eines Lehrbuches für Studenten mit dem Titel Physics of the Atmosphere and Climate, das später von Cambridge University Press veröffentlicht worden und von einem Begutachter als „unerreicht in Breite, Tiefe und Klarheit“ gelobt worden ist, hat Salby dann eine methodische Untersuchung von AGW durchgeführt. Deren Ergebnis hat ihn „absolut überrascht“.
Die meisten AGW-Diskussionen drehen sich um die klimatischen Auswirkungen eines steigenden Gehalts von Kohlendioxid in der Atmosphäre. Wie es dorthin überhaupt gekommen war – die Hypothese ging davon aus, dass die Zunahme zum allergrößten Teil durch menschliche Aktivitäten ausgelöst worden ist – wird oft als gegeben hingenommen. Und doch glaubte Salby, dass er klare Beweise dafür entdeckt hatte, dass dies nicht der Fall war, und seine Europareise diente dazu, diesen Fall öffentlich vorzutragen.
Das IPCC schätzt, dass die Menschen seit der Industriellen Revolution 365 Milliarden Tonnen Kohlenstoff durch das verbrennen fossiler Treibstoffe in die Atmosphäre eingebracht haben. Jährliche Emissionen einschließlich jener aus Entwaldung und Zementproduktion, betragen weniger als 9 Milliarden Tonnen. Und doch enthält der natürliche Kohlenstoffzyklus einen jährlichen Austausch von Kohlenstoff zwischen der Atmosphäre, dem Festland und dem Ozean, der viele Male größer ist als Emissionen durch menschliche Aktivitäten. Das IPCC schätzt, dass 118,7 Milliarden Kohlenstoff pro Jahr aus dem Festland und 78,4 Milliarden Tonnen aus den Ozeanen emittiert werden. Folglich beträgt der menschliche Beitrag von 9 Milliarden Tonnen pro Jahr weniger als 5% der Gesamt-Emissionen. Die AGW-Hypothese ebenso wie die davon abhängigen politischen Maßnahmen zur Klimaänderung gehen davon aus, dass die 5% menschlicher Beitrag die Gesamtänderung der CO2-Menge in der Atmosphäre treibt – und dass die anderen 95% aus natürlichen Emissionen ausgeglichen werden durch Absorption des atmosphärischen CO2 durch natürliche Prozesse. Alles in allem erklärte das IPCC in seinem 4. Zustandsbericht 2007: „Es ist bekannt, dass die Zunahme des atmosphärischen CO2-Gehaltes menschlichen Aktivitäten geschuldet ist“.
Salby verficht den Standpunkt, dass die IPCC-Behauptung nicht durch Beobachtungen gestützt wird. Das Verständnis der Wissenschaftler hinsichtlich der komplexen Klimadynamik ist unterentwickelt, nicht zuletzt weil die Wärmekapazität der Ozeane 1000 mal größer ist als die der Atmosphäre und relevante physikalische Beobachtungen der Ozeane so selten sind. Solange dieser Umstand nicht beseitigt ist, kann die Wissenschaft nicht ,settled‘ sein. Salby zufolge zeigen die Beweise in Wirklichkeit, dass die AGW zugrunde liegende Kausalität umgekehrt werden sollte. Anstatt dass ein steigender CO2-Gehalt in der Atmosphäre einen globalen Temperaturanstieg auslöst, steigen die Temperaturen zuerst – und sind die Ursache für die große Mehrheit der Änderungen der Gesamtemissionen von CO2, wobei Änderungen der Feuchtebedingungen im Erdboden für den Rest sorgen. Außerdem erklären diese beiden Faktoren Änderungen der Gesamt-Methanemissionen, dem zweitwichtigsten „menschlichen“ Treibhausgas. Hinsichtlich der Gründe für einen globalen Temperaturanstieg sagt Salby, dass einer der wichtigsten, die Temperatur beeinflussenden Faktoren der Wärmeaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean ist.
Warum ist sich das IPCC so sicher, dass die 5 % menschlicher Beitrag verantwortlich sind für die jährliche Zunahme des CO2-Niveaus? Ohne andere mögliche Hypothesen auch nur in Erwägung zu ziehen argumentiert das IPCC, dass das Verhältnis von schweren zu leichten Kohlenstoffatomen in der Atmosphäre „sich in einer Art und Weise verändert hat, dass man die Zunahme des Kohlenstoffs fossilen Treibstoffen zuordnen kann“ – wobei leichter Kohlenstoff steigt. Fossile Treibstoffe wurden natürlich aus Pflanzen und Tieren gebildet, die vor hunderten Millionen Jahren lebten; das IPCC führt aus, dass CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe den Anteil schwerer Kohlenstoffatome in der Atmosphäre verringert, seit Pflanzen dazu tendieren, mehr leichten als schweren Kohlenstoff zu absorbieren. Aber Salby verweist auf viel größere natürliche Prozesse wie Emissionen aus der Verrottung von Pflanzen, die ebenfalls den Anteil schweren Kohlenstoffs reduzieren. Die Temperatur beeinflusst stark die Rate mikrobakterieller Aktivitäten, die bei diesen natürlichen Prozessen inhärent sind, und Salby schreibt, dass der Anteil von schwerem Kohlenstoff an den Emissionen zurückgeht, immer wenn es warm ist. Noch einmal, die Temperatur ist der wahrscheinlichere Grund für beobachtete atmosphärischen Änderungen, und nicht deren Auswirkungen.
Außerdem präsentiert Salby Satellitenbeobachtungen, die zeigen, dass sich die höchstens CO2-Niveaus nicht über industrialisierten Gebieten finden, sondern über dünn besiedelten und nicht industrialisierten Gebieten wie z. B. dem Amazonas. Und falls die menschlichen Emissionen hinter dem steigenden Niveau des CO2 stecken, argumentiert er, dann sollte die jährliche Änderung des CO2-Gehaltes die Haupt-Verbrennungsgebiete fossiler Treibstoffe abbilden – wobei die natürlichen CO2-Emissionen herausgefiltert werden durch Senken auf dem Festland und dem Ozean. Aber die jährlichen CO2-Änderungen folgen nicht den jährlichen CO2-Emissionen durch Verbrennung fossiler Treibstoffe, wie die Abbildung zeigt. Darin erkennt man, dass dass eine jährliche Zunahme von 1 ppm in etwa äquivalent ist mit einer jährlichen Wachstumsrate von 0,25%.
Während es von 1972 bis 1993 zu einer Zunahme der Emissionen aus fossilen Treibstoffen um 30% gekommen war, gab es keine Zunahme der jährlichen Gesamt-Emission – das heißt, natürliche plus menschliche Emissionen, weniger Re-Absorption in Kohlenstoff-Senken. Diese Daten, beobachtet Salby, sind inkonsistent mit der Behauptung des IPCC hinsichtlich der Gewissheit bzgl. des Menschen als Ursache des steigenden CO2-Niveaus in der Atmosphäre. Fast zwei Jahrzehnte lang hat sich das IPCC abgemüht, die große Variabilität der Gesamt-CO2-Emissionen von Jahr zu Jahr zu erklären (die gezackte untere Linie in der Abbildung). Verschiedene Gründe sind angeführt worden für die Verlangsamung der CO2-Zunahme, „aber keiner davon erklärt ausreichend dieses ungewöhnliche Verhalten des Kohlenstoff-Kreislaufes“, gibt das IPCC in seinem 3. Zustandsbericht zu.
Das IPCC fällt in seiner Unfähigkeit, die natürlichen Änderungen der CO2-Emissionen zu erklären, zurück auf seine Hypothese einer starken natürlichen Tendenz hin zu einem Gleichgewicht: mit der Zeit gleichen sich Emissionen und Absorptionen aus, was den Menschen als Verantwortlichen für das Ungleichgewicht in der Natur zurücklässt. Aber, wie Salby beobachtet, postuliert das IPCC diese Tendenz bloß ohne sie zu zeigen. Das Vertrauen des IPCC in die Zuordnung der Erwärmung zu menschlichen Aktivitäten ist folglich höchst fragwürdig – besonders, weil die Lufttemperaturen während der letzten eineinhalb Jahrzehnte nicht gestiegen sind, selbst trotz des stetig zunehmenden CO2-Gehaltes. Weiter: während die gemessene globale Temperatur im vorigen Jahrhundert nur um weniger als 1°C gestiegen ist, erfolgte dies nicht als stetige Erwärmung. Fast die gesamte Erwärmung im 20. Jahrhundert erfolgte in vier Jahrzehnten – ein Teil in den Jahren zwischen den Weltkriegen und ein Teil in den achtziger und neunziger Jahren – weniger als ein Drittel der gesamten Temperaturaufzeichnung.
Ginge es nicht um die Implikationen für AGW, wären Salbys Forschungen zum Kohlenstoff-Kreislauf ein Segen für die in Schwierigkeiten steckenden Bemühungen des IPCC, die Variabilität von Jahr zu Jahr der CO2-Emissionen zu erklären. Seine Arbeit bietet ein kohärentes Bild der Änderungen der Gesamtemissionen, wo die Änderungen eng Vorgaben einer Kombination von Temperatur und Bodenfeuchtigkeit folgen – was sowohl die niedrigen Gesamtemissionen Anfang der neunziger Jahre und den Spitzenwert im Jahre 1998 erklären kann. Salby betont auch, dass die Temperatur allein zum großen Teil verantwortlich sein kann für den Anstieg des atmosphärischen CO2 in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei die Daten der Bodenfeuchtigkeit unzureichend sind. Die Gesamt-Methan-Emissionen folgen den natürlichen Bedingungen an der Oberfläche sogar noch enger.
Ein weiterer Punkt im Falle des IPCC war die Behauptung aufgrund von Aufzeichnungen des CO2-Gehaltes in Eisbohrkernen, dass das gegenwärtige CO2-Niveau beispiellos ist. Aber hier, stellt Salby fest, war die Lösung des im Eis eingeschlossenen CO2 – was zuvor ignoriert worden war – ein Vorgang, der das Bild prähistorischer Änderungen des atmosphärischen CO2-Gehaltes radikal verändert hat. Selbst eine nur geringe Lösung würde bedeuten, dass derartige Änderungen bis jetzt signifikant unterschätzt worden sind – und es würde auch implizieren, dass jüngste Änderungen des CO2-Gehaltes eben nicht beispiellos sind. Falls Salby recht hat, ist die unmissverständliche Behauptung des IPCC, dass das gegenwärtige CO2-Niveau das höchste seit mindestens 800.000 Jahren ist, nicht mehr haltbar.
Tatsächlich weist der jüngste IPCC-Bericht 2013 in die von Salby vorgegebene Richtung. Die Eisbohrkern-Aufzeichnungen des atmosphärischen CO2 zeigen „interessante Variationen“, heißt es darin, die mit klimainduzierten Änderungen des Kohlenstoff-Kreislaufes erklärt werden können. Der Bericht räumt auch zögernd ein, dass die 15-jährige Stagnation der CO2-Zunahme seit 1940 „möglicherweise“ verursacht worden ist durch leicht sinkende Temperaturen auf dem Festland der Nordhemisphäre.
Salby hat nicht im luftleeren Raum gearbeitet. Der schwedische Klimawissenschaftler Pehr Björnbom hat sein Ergebnis nachvollzogen, dass die Temperatur der Treiber von CO2-Emissionen ist. Der Geowissenschaftler Prof. Ole Humlum von der University of Oslo veröffentlichte im Jahre 2012 eine wegweisende Studie, in der er zeigte, dass Änderungen des CO2-Gehaltes Temperaturänderungen folgen, was den gleichen Effekt von Ursache und Wirkung zeigt. Richard Lindzen, ein Atmosphären-Physiker am MIT glaubt, dass Salby recht hat hinsichtlich des Unvermögens des IPCC, die Auswirkungen der Lösung im Eis aus Proxy-CO2-Aufzeichnungen zu evaluieren sowie hinsichtlich anderer Quellen leichten Kohlenstoffes als die Verbrennung fossiler Treibstoffe. Salby ist ein „ernsthafter Wissenschaftler“, dessen Argumente es verdient haben, angehört zu werden, sagt Lindzen. Fritz Vahrenholt, ehemals Direktor eines großen Erneuerbare-Energien-Unternehmens und gleichzeitig einer der führenden Klimaskeptiker Deutschlands, fand Salbys Analyse, dass CO2-Änderungen den Temperaturänderungen hinterher hinken, überzeugend. „Murry Salby öffnete eine Tür für mehr Untersuchungen und weitere wissenschaftliche Arbeit“, sagt Vahrenholt.
Wird die wissenschaftliche Gemeinschaft den von Salby aufgeworfenen Fragen nachgehen? Vahrenholt hat seine Zweifel. „AGW-Vertreter nehmen nicht an Diskussionen teil, in denen ihre orthodoxe Sichtweise herausgefordert wird“, beklagt er sich. Ein Weg, Untersuchungen zu blockieren, ist es sicherzustellen, dass Studien von Klimawissenschaftlern mit abweichenden Standpunkten nicht in der begutachteten Literatur erscheinen – ein Problem, mit dem Lindzen und Bengtsson konfrontiert waren. Tatsächlich ist das auch Salby widerfahren. Er reichte dem Journal of the Atmospheric Sciences eine Studie ein. Man fand keine Fehler – ein Begutachter nannte das „absolut erstaunlich“ – doch forderte das Journal eine kleine Überarbeitung. Bevor Salby die überarbeitete Studie zur Veröffentlichung erneut einreichen konnte, ist der Herausgeber eines anderen Journals, Remote Sensing zurückgetreten wegen der Veröffentlichung einer Studie, die von der IPCC-Position abgewichen war, und zwar mit der erbärmlichen Begründung: „Aus rein formaler Sicht gab es keine Fehler im Begutachtungs-Prozess. Aber so, wie die Dinge jetzt stehen, hat das Redakteursteam unabsichtlich drei Begutachter gewählt, die möglicherweise einige der skeptischen Ansichten der Autoren teilen“. Kurz danach hat Salby einen Brief erhalten, in dem seine überarbeitete Studie abgelehnt wurde aufgrund der Behauptung eines zweiten Begutachters, der im Widerspruch zum ersten Begutachter behauptet hatte, dass seine Studie nichts Neues zeige und dass alles darin bereits von den IPCC-Berichten abgedeckt war.
Salbys vorherige Ergebnisse führten ihn zu einer erweiterten Studie, in der er unter Anderem berechnete, dass die beobachtete Beziehung zwischen der globalen Temperatur und CO2 fundamental von der in den Modellen beschriebenen Beziehung abweicht. Seine Bemühungen zur Veröffentlichung der Studie endeten, zumindest vorläufig, mit seinem Rauswurf aus seiner akademischen Position bei Macquarie. Bis jetzt sind Salbys Klimaanalysen nur in vorläufiger Form in seinem begutachteten Buch erschienen, dass von Cambridge University Press veröffentlicht worden ist.
Es war keine Überraschung, dass auch danach der Konsens-Standpunkt zum Kohlenstoff-Kreislauf war, dass menschliche CO2-Emissionen „fast mit Sicherheit“ der dominante Faktor hinsichtlich der gegenwärtigen CO2-Konzentration seien. In einer Aktualisierung des Katechismus‘ zur globalen Erwärmung, durchgeführt in Zusammenarbeit von der National Academy of Sciences und der Royal Society, erklärten die beiden Gesellschaften: „Die fortgesetzten Emissionen dieser Gase werden zu einer weiteren Klimaänderung führen einschließlich einer substantiellen Zunahme der globalen mittleren Temperatur“.
Falls sie den Standards der wissenschaftlichen Revolution vor drei Jahrhunderten gefolgt wären, hätten die Akademien derartige definitive Behauptungen nicht aufstellen können. Der Astronom und Philosoph John Herschel forderte im 19.Jahrhundert, dass der Wissenschaftler die Rolle eines Antagonisten gegen seine eigenen Theorien einnehmen sollte; die Güte einer Theorie wurde ausschließlich belegt durch das Standhalten gegen solche Angriffe. Einstein begrüßte Versuche, die Theorie der Allgemeinen Relativität zu widerlegen: „Auch noch so viele Experimente können niemals beweisen, dass ich recht habe; aber ein einziges Experiment kann mich widerlegen“, sagte er einmal. Der Philosoph Karl Popper begründete dies einmal: Wir können in der Wissenschaft nicht sicher sein, was die Wahrheit ist, aber wir können in Erfahrung bringen, was falsch ist. Man nähert sich der Wahrheit nur durch Widerlegung dessen, was als falsch apostrophiert wird. Popper begründete das Prinzip der Falsifizierbarkeit, was die wissenschaftliche Theorie von den Pseudowissenschaften von Freud und Marx absetzte. Deren Jünger fanden Erhärtungen, wo auch immer sie hinschauten.
Das IPCC und andere führende wissenschaftliche Institutionen [ist das IPCC überhaupt eine solche? Anm. d. Übers.] scheinen ebenfalls einer vorwissenschaftlichen Denkweise anzuhängen: „Suche, und du wirst finden!“. Die Formulierungen „konsistent mit“ und „viele Beweislinien“ ziehen sich durch alle IPCC-Berichte. Der 5. Zustandsbericht, veröffentlicht 2013, zog sich ein wenig zurück aus der in früheren Berichten kolportierten Gewissheit, dass der menschliche Beitrag ausschlaggebend für den Gesamt-CO2-Gehalt war. Jetzt drückte das IPCC ein „sehr hohes Niveau von Sicherheit“ aus, das, so sagt es, „auf vielen Beweislinien basiert, die konsistent sind“ mit dieser Behauptung. Konsistenz mit einem Vorschlag ist Wissenschaft in schwacher Form – schließlich ist der Umstand, dass der Mond die Erde umkreist, konsistent mit der prä-kopernikanischen Astronomie – und eine Sache der Pseudowissenschaften, die Popper Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien gefunden hatte. Zusätzlich zum Trachten nach Sicherheit gebenden Beweisen übernehmen die AGW-ler oftmals das wissenschaftliche Äquivalent von frage nicht, sage nichts, wenn es um Lücken in den wissenschaftlichen Erkenntnissen geht – vor allem, wenn es um jene Lücken geht, die, wenn man sie ausfüllt, ihre Position absehbar falsifizieren können. Das Paper der National Academy/Royal Society aus dem Jahr 2014 ignoriert vollständig die Frage der Variabilität der Gesamt-CO2-Emission von Jahr zu Jahr. Anstatt diese einer Überprüfung als Antagonisten á la Herschel zu unterziehen, wurden das IPCC und die nationalen Wissenschafts-Akademien zu dessen Cheerleaders.
Das National Academy/Royal Society-Paper besteht darauf, dass „die Klimaänderung eine der grundlegenden Themen unserer Zeit ist. Es ist auf der Grundlage vieler Beweislinien jetzt sicherer als je zuvor, dass die Menschen das Klima der Erde verändern … Allerdings ist wegen der Natur der Wissenschaft nicht jedes einzelne Detail jemals total settled oder absolut sicher“. Hinsichtlich des Kohlenstoff-Kreislaufes ist dies eine ernste Fehlinterpretation: Diese ist kein Detail, sondern fundamental für die wissenschaftliche Grundlage von AGW. Die Implikationen für AGW durch Salbys Analyse, falls diese Bestand hat, sind enorm: Falls AGW bedeutet, dass menschliche CO2-Emissionen signifikant die globalen Temperaturen verändern; oder stärker, dass sie die Entwicklung der globalen Temperatur steuern; oder noch stärker, dass sie die Temperaturen dazu bringen, katastrophal zuzunehmen, dann ist AGW durch das beobachtete Verhalten falsifiziert.
Sein 5. Zustandsbericht 2013 war des IPCC letzte große Chance, vor der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 Abkündigungen zu machen. Trotz des leichten Rückzugs von der Position der menschlichen Rolle hinsichtlich des zunehmenden CO2 hat das IPCC sein Niveau von Sicherheit hinsichtlich der menschlichen Verantwortung der Temperaturzunahme noch angehoben – von 90 Prozent in früheren Berichten auf 95 Prozent jetzt, obwohl diese Zunahme großenteils das Ergebnis einer Änderung der Definition war. Die Autoren des Berichtes haben nichts dazu gesagt, warum es während der letzten Jahre keine Erwärmung gegeben hatte, und zwar mit der Begründung, dass zu diesem Thema noch nicht genug veröffentlicht worden sei. Dieser Mangel sollte für niemanden überraschend kommen, der mit dem Zustand der Klimawissenschaft vertraut ist.
Aufrichtige wissenschaftliche Untersuchungen werden degradiert, wenn die Wissenschaft politisiert wird. Die Standards, die seit der wissenschaftlichen Revolution in Kraft waren, stehen im Konflikt mit der notwendigen Befürwortung politischer Maßnahmen, und AGW wäre als Grundlage politischer Programme erledigt, falls das Vertrauen in den wissenschaftlichen Konsens unterminiert werden würde. Wenn dessen Befürworter rigorosen Falsifizierungs-Tests ausweichen, zeigt dies die Schwäche von AGW als Wissenschaft. Als akademischer Kritiker der Wissenschaft, auf der AGW beruht, kann Murry Salby vorerst zum Schweigen gebracht worden sein. Das beobachtete Verhalten der Natur, aus dem er seine Analyse ableitete, kann aber nicht so einfach beiseite geschoben werden.
Rupert Darwall is the author of The Age of Global Warming: A History, published by Quartet (2013).
Link: http://www.city-journal.org/2014/24_3_global-warming.html
Übersetzt von Chris Frey EIKE