Paradigmen in der Klimaforschung!
Während der letzten Jahrzehnte wurde die sozialwissenschaftliche Infrastruktur der Klimatologie von Wissenschaftlern unter einem von den UN gesponserten Banner dominiert, dem Internationalen Weltklimarat [Intergovernmental Panel on Climatic Change IPCC]. Diese Wissenschaftler – und noch mehr ihre Regierungen – verkündeten als ‚wissenschaftlichen’ Konsens, dass der zunehmende Anteil von CO2 in der Atmosphäre erheblichen Einfluss auf das globale, das heißt mittlere Klima hat. Dies war eine unveränderliche Wahrheit. Bei der Präsentation der letzten ‚Summary for Policymakers’ des IPCC (2007) wurde verkündet: „Die Wissenschaft ist vorbei [The Science is settled]“.
Die Stimmen sehr bekannter Wissenschaftler, die diesem dominanten Paradigma aufgrund ihrer eigenen Forschungsergebnisse widersprachen (z. B. Lindzen, Spencer, Singer, Christy, McIntyre, Pielke, Khandakar), waren dagegen nicht so deutlich zu hören. Am wenigsten wurden sie von Regierungen gehört, die erwägen, den Gebrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren – was für viele von ihnen ein lobenswertes Ziel war.
Zweifel am CO2–Paradigma des main stream erheben sich, weil es kaum einen Beweis aus direkten Beobachtungen gibt, die den von Computermodellen/ Experimenten konstruierten Rahmen bestätigen. Dies allein sollte in der wissenschaftlichen Welt ein ausreichender Grund sein, über andere Paradigmen nachzudenken. Das in diesem Papier beschriebene Paradigma könnte man das Wetter/Wasser–Paradigma nennen. Es hat seinen Ursprung in seit langem gültigen Erkenntnissen in der klassischen Klimatologie und Meteorologie.
Es muss hervorgehoben werden, dass die beiden sich gegenüber stehenden Theorien [frameworks]: das CO2–Paradigma und das Wetterparadigma, zu völlig unterschiedlichen Entwicklungen der Variabilität des Klimas führen. Dies würde bedeuten, dass die Annäherung durch Reduktion der numerischen Modellannäherung in einen fundamentalen methodischen Irrtum münden könnte. Das Nachdenken über Alternativen zum vorherrschenden CO2–Paradigma ist daher für den wissenschaftlichen Fortschritt im Gebiet Klimatologie unabdingbar.
Jedoch kann man bisher kein Anzeichen erkennen, dass die Protagonisten der vom IPCC erwarteten Gefährlichen Anthropogenen Globalen Erwärmung (AGW) gewillt sind, irgendeine Alternative zum CO2–Paradigma zu berücksichtigen. Weltweite wissenschaftliche Diskussionen zwischen Protagonisten und Antagonisten waren sehr begrenzt. Kein Kritiker des IPCC wird zur Teilnahme an offiziellen internationalen Tagungen eingeladen, obwohl sie ihre eigenen großen Konferenzen organisiert haben und Unterstützer des IPCC dazu eingeladen haben. Mit wenigen Ausnahmen wurden diese Einladungen nicht angenommen. Nichtsdestotrotz finden jedoch auf informativer Ebene, z. B. im Austausch von e-mails, weiterhin intensive Diskussionen über gegensätzliche Gedanken über die Grundprinzipien des Treibhauseffektes der Erde statt. Dies gilt besonders für Gegner der offiziell sanktionierten AGW–Hypothese.
Die Autoren dieser Ausgabe nahmen an solchen Diskussionen teil – zusammen mit anderen in verschiedenen Wissensgebieten. Ich war bei diesen Debatten dabei, aber in den meisten Fällen mehr als Moderator denn als Experte. Diese Aktivitäten bemerkte der Herausgeber [der Zeitschrift] Energie & Umwelt [Energy & Environment], und das war der Grund für seine Einladung an mich, in dieser speziellen Ausgabe einen Gastbeitrag abzugeben.
Die Bereiche, die ich für Überlegungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft ausgesucht habe, werden weiter unten in Umrissen dargelegt, mit einem Vorwort zum generellen Konzept von Paradigmen.
Das erste Papier von R. Clark präsentiert die Argumente, die dagegen sprechen, dass eine weitere Zunahme des CO2 zu einem verstärkten Treibhauseffekt führt. Besonders die Prozesse des Strahlungstransportes in der Atmosphäre sowie der Massen– und Wärmeaustausch an Boden werden neu bewertet.
Das nächste Papier von W. Eschenbach befasst sich mit der Thermostat–Hypothese, die eine regulierende Funktion bei Wetterereignissen hat.
N. van Andel quantifiziert den Effekt der Windgeschwindigkeit auf den Massentransport von Wasserdampf und Wärme durch Verdunstung.
Im vierten Papier stellt W. Kininmonth fest, dass gegenwärtige Computermodelle anscheinend den Zusammenhang zwischen steigender Temperatur und zunehmender Verdunstung (sowie dem Austausch latenter Wärme) unterschätzen – was zu einer erheblichen Übertreibung der Reaktion der Temperatur auf den Strahlungsantrieb führt.
D. Thoenes befasst sich anschließend mit dem stabilisierenden Effekt der Ozeane auf das Klima, einem Thema höchster Wichtigkeit, das auf Berechnungen aus Experimenten mit der Verdunstung von Salzwasser in Verdunstungsbecken [auf der Insel] Bonaire basiert.
Die Kurzkommentare von P. Siegmund zu den Arbeiten von Thoenes und N. van Andel sind hier ebenfalls beigefügt. Das Papier von F. Miskolczi erklärt grundlegende physikalische Gesetze und könnte die Unterüberschrift „Eine neue Interpretation der Beobachtungen von Wetterballonen“ tragen.
Der Autor leitet darin neue Beziehungen her zwischen den Energieflüssen in die Atmosphäre hinein und heraus, was als ‚Miskolczi–Theorie’ bekannt geworden ist.
W. Gilbert erforscht die Beziehung zwischen der Temperatur am Boden und der Wasserdampfkonzentration und erweitert die Arbeit von Miskolczi mit Rücksicht auf die thermodynamischen Kräfte, die den hydrologischen Zyklus antreiben. Die Überschrift des letzten Papiers von van Andel erläutert die Konsequenzen der Miskolczi–Theorie.
Die Manuskripte wurden an viele Teilnehmer der Diskussionsgruppen zur kritischen Bewertung gesandt, von denen sie gekommen waren, obwohl ein Konsens nicht immer erreicht werden konnte unter jenen, die an diesem internen System der wissenschaftlichen Begutachtung teilnahmen. Als nächstes wurde jedes Papier zur kritischen Begutachtung an zwei externe Gutachter übermittelt. Falls einer von ihnen glaubte, das Papier zurückweisen zu müssen, wurde ein dritter Gutachter hinzugezogen. Falls diese dritte Bewertung positiv ausfiel, wurde es dem Autor selbst überlassen, die Kritik abzuwägen. Daher liegen die Schlussfolgerungen in jedem Papier ausschließlich bei den Autoren. Nach Meinung des Autors dieses Gastbeitrages ist dies ein sauberer Weg der ‚wissenschaftlichen Begutachtung’. Jedoch behauptet er nicht, dass die präsentierten Arbeiten die AGW–Hypothese als falsch entlarven. Im Geiste des Mottos dieser Zeitschrift „Treibstoff für die Gedanken“ beweisen sie aber sehr stark, dass der Aufschrei „The Science is Settled“ zumindest verfrüht erscheint.
Gastredakteur Prof. Dr. Arthur Rörsch
Ehemaliger Vizepräsident des Board of Management of the
Netherlands Organisation for Applied Research. (TNO)
Leiden, The Netherland.,
ii Energy & Environment · Vol. 21, No. 4, 2010
E & E Beiträge siehe pdf Anlage
Die Übersetzung besorgte dankenswerterweise Chris Frey EIKE