Noch mehr Aufruhr in der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft über ihr Statement zur globalen Erwärmung
Die American Physical Society und die Frage der globalen Erwärmung
Eine persönliche Erinnerung
„Es liegt in der Natur der Ignoranz und der Natur der Ungewissheit, dass es Hoffnung auf eine fortgesetzte Bewegung der Menschen in eine Richtung gibt, die nicht begrenzt oder permanent blockiert wird, wie es schon so oft zuvor in der Geschichte der Menschheit gewesen ist.“ Richard Feynman
Der begleitende offene Brief betrifft eine Episode in der andauernden Debatte über die größte wissenschaftliche Frage unserer Zeit – die anthropogene globale Erwärmung. Aber in Wirklichkeit geht es in der Debatte um die Wissenschaft selbst und wie sie durchgeführt wird sowie über den wissenschaftlichen Prozess, der von großen Denkern und Ausführenden über die Jahrhunderte zusammengetragen worden ist.
Der wissenschaftliche Prozess beruht auf der Sammlung beobachteter Beweise sowie der Entwicklung, Verifikation und Falsifizierung prädikativer Theorien. Sie beruht auch auf ungehinderten Nachforschungen und dem freien Informationsaustausch unter Wissenschaftlern, und sie beruht auf der Freiheit der Diskussion über die wissenschaftlichen Beweise. Ohne diese Freiheiten kann die Wissenschaft so korrupt werden wie die Schlimmsten der menschlichen Einrichtungen. Sie kann bürokratisch sein, anders Denkende unterdrücken, versuchen mit einer Stimme zu sprechen und – vielleicht am allerschlimmsten – sie kann williges ausführendes Werkzeug politischer Interessen werden gegen das Versprechen von Unterstützung, genau wie jedes andere Einzelinteresse. Die Kaperung und Korruption der Biologie durch Trofim Lysenko in der ehemaligen Sowjetunion sowie die eugenischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts sind Warnungen davor, wie Wissenschaft „entarten“ kann.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass eine der entmutigendsten Entwicklungen, die sich aus der Frage der globalen Erwärmung ergibt, die Okkupation einiger amerikanischer wissenschaftlicher Organisationen und im besonderen der National Academy of Sciences gewesen ist, und zwar durch jene, die an der Verbreitung des Klimaalarms interessiert sind und daran, die der Hypothese widersprechenden wissenschaftlichen Beweise zu unterdrücken. Die American Geophysical Union und die American Meteorological Society [und auch die Deutsche Meteorologische Gesellschaft, A. d. Übers.] haben sich aus ihrer traditionellen Rolle als Unterstützer wissenschaftlicher Forschung zugunsten des Verfechtens einer Ideologie verabschiedet. Auch ist weithin bekannt, dass Wissenschaftler, die versuchen, widersprechende wissenschaftliche Beweise zu veröffentlichen, großen Schwierigkeiten gegenüber stehen, dies in den Journalen zu tun, die von diesen Gesellschaften und Anderen gesponsert werden.
Allerdings hat die APS – die weltweit zweitgrößte Gesellschaft von Physikern und meine „Heimatgesellschaft“ – kurz vor diesem Niveau schriller Propaganda und Verzerrung Halt gemacht. Von Physikern, die vielleicht in ihrem weit ausgereiften Fachgebiet eine weiter gefasste Perspektive als einige andere praktische Wissenschaftler haben, könnte man erwarten, dass sie distanzierter damit umgehen, wenn eine komplexe und schwierige wissenschaftliche Frage als „geklärt [settled]“ bezeichnet wird. Und genau das war auch der Fall… bis im Jahr 2007 das Statement on Climate Change herausgegeben worden ist.
Also beginnt die Geschichte zur Entstehung des Briefes mit der Entwicklung und der Annahme des APS-Statements. Es gibt Beweise, dass der Prozess zur Entstehung des Statements selbst zumindest höchst fragwürdig, wenn nicht glatt illegitim war. Es ist bekannt, dass eine kleine Gruppe von Individuen, die mit dem im Originalentwurf des offiziell damit beauftragten Komitees enthaltenen Grad des Alarms nicht zufrieden waren, einstimmig und nicht autorisiert den Grad des Alarms angehoben hat. Ein leitender APS-Profi hat vertraulich mitgeteilt, dass:
„Dies (der Originalentwurf) ist unglücklicherweise ‚von 12 bis Mittag beim Essen’ durch viele Vorstandsmitglieder (der APS) verändert worden, die nicht mit dem ‚milden Ton’ des Entwurfs einverstanden waren. Dann wurde über das veränderte Statement am Ende einer Vorstandssitzung abgestimmt (möglicherweise als viele schon gehen wollten, um ihre Flüge nicht zu verpassen)“.
Das überarbeitete Statement war wesentlich radikaler und enthielt die antiwissenschaftliche Phrase, die viele Mitglieder so verärgert hat und die ins Zentrum der opponierenden Mitglieder geraten ist: „Die Wissenschaft ist unwiderruflich“. Ihrer Natur nach ist Wissenschaft niemals unwiderruflich; und tatsächlich ist die Geschichte der Wissenschaft angefüllt mit Beispielen, wie tief verwurzelte Überzeugungen durch nachfolgende Erkenntnisse verworfen werden mussten. Der Pionier der Wissenschaft, Erfinder und Präsident der Royal Society drückt es so aus:
„Nichts ist so gefährlich für die Entwicklung des menschlichen Geistes wie die Vermutung, dass unsere Ansichten der Wissenschaft endgültig sind, dass es in der Natur keine Geheimnisse mehr gibt, dass unser Triumph vollständig ist und das es keine neue Welten zu entdecken gibt”.
Aus Sorge über dieses Statement bin ich im Jahr 2009 einem kleinen Team von APS-Mitgliedern beigetreten. Wir formulierten eine von fast 300 Physikern unterzeichnete Petition und haben sie auch eingereicht, das Statement moderater abzufassen. Die Unterschriften wurden jeweils einzeln eingeholt und enthielten auch fast 100 Unterschriften von Mitgliedern großer wissenschaftlicher Gesellschaften, 17 Mitglieder nationaler Akademien und zwei Nobelpreisträger. Eine Anzahl von ihnen hat wesentliche Forschungen zum Thema globale Erwärmung durchgeführt und veröffentlicht, hat Bücher darüber geschrieben oder hat in benachbarten Gebieten von Meteorologie und Klima gearbeitet. Nahezu alle hatten ihren Hintergrund in wissenschaftlichen Schlüsselgebieten, die dem Thema globale Erwärmung zugrunde liegen.
Die Antwort der APS auf diese Petition bestand darin, dass man sie einem Komitee übergeben hat, das Monate brauchte, um das aus 157 Worten bestehende Statement zu begutachten. Nur ein Mitglied dieses Komitees war mit dem Gebiet Klimawissenschaft vertraut, und mehr als ein Mitglied hatte ein Interesse an einem fortgesetzten Klimaalarm. Der Abschlussbericht dieses Komitees bezog sich ausschließlich auf IPCC-Berichte und deren Begleitmaterial. Und so kam es zum vorhersehbaren Ergebnis: Es gab keine einzige Änderung im Original-Statement. Also folgte man der üblichen bürokratischen Praxis, einer einmal angenommenen Position strikt zu folgen, selbst wenn die Entstehungsgeschichte dieser Position auf Fälschung beruht.
Allerdings waren dem Original-Statement etwa 750 Wörter hinzugefügt worden, die zu erklären versuchen sollen, was die ursprünglichen 157 Wörter eigentlich bedeuten. Diese erklärenden Wörter werden als „Kommentar zur Klimaänderung“ vom 18. April 2010 apostrophiert und sind über den oben genannten Link einsehbar. Den APS-Mitgliedern wurde die Einreichung von Kommentaren gestattet, aber diese Kommentare wurden niemals veröffentlicht. Auch eine Umfrage wurde durchgeführt, und über deren Ergebnis teilte man uns lediglich mit, dass das Statement unterstützt werde. Jedoch wurden nie numerische Ergebnisse genannt, und wir wissen, dass eine wesentliche Fraktion der Mitglieder sie nicht unterstützt.
Angewidert durch diese Entwicklungen haben sich einige APS-Mitglieder in aller Stille aus der APS zurückgezogen oder ihre Mitgliedschaft ruhen lassen. Die am deutlichsten öffentlich sichtbaren Rücktritte waren die von Nobelpreisträger Ivar Giaever [hier, auf Deutsch bei EIKE hier] und von dem angesehenen APS-Mitglied Hal Lewis [hier, auf Deutsch bei EIKE hier und hier und hier].
Weil wir es vorzogen, innerhalb der Gesellschaft eine positive Änderung zu bewirken, kam unsere Gruppe der Petitionisten und leitender APS-Mitglieder des guten Willens im Jahr 2010 zu einem Übereinkommen, dem zufolge wir versuchen, die Diskussion dorthin zurückzuführen, wo sie hingehört – zur Wissenschaft selbst. Also trat ich einem offiziell sanktionierten Komitee bei, um eine neue „Themengruppe“ innerhalb der APS zu organisieren. Statuten wurden formuliert und angenommen, deren Hauptcharakteristikum die Erklärung war, sich auf die Wissenschaft zu konzentrieren und Angelegenheiten aus Politik, öffentlicher Meinung oder politische Ansichten zu vermeiden. Hier folgt die Schlüsselformulierung der Statuten:
„Die Zielsetzung der GPC (Topical Group on the Physics of Climate) sollte es sein, Fortschritt und Verbreitung von Wissen zu fördern, und zwar hinsichtlich Physik, Messungen und Modellierung von Klimaprozessen innerhalb der Domäne der Naturwissenschaft und außerhalb der Domänen von Einflüssen auf die Gesellschaft und die Politik, Gesetzgebung und gesellschaftliche Belange im weiteren Sinne. Die Zielsetzung schließt die Integration der wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie Analysemethoden über verschiedene Disziplinen ein, um die dynamischen Komplexitäten und Unsicherheiten der Klimaphysik anzusprechen“.
Damit hatten wir gehofft, dass der Dissens zur APS-Mitgliedschaft frei von Angriffen und Verteidigung bzgl. des Statements gehalten und die wissenschaftliche Debatte auf die Wissenschaft selbst zurückgeführt wird.
Alles gut und schön. Aber um das Ziel zu erreichen, kann man nicht einfach Wissenschaftler und ihre die Behauptungen des APS-Statements nicht unterstützenden Ergebnisse ausschließen. Wie der Brief zeigt, war genau das aber passiert. Man sollte aus dem Brief nicht folgern, dass all die APS-Leute, mit denen ich gearbeitet habe, der gleichen Meinung sind und Wissenschaftler ausschließen wollten, die nicht mit der Doktrin konform gehen. Einige haben mit aller Kraft versucht, den Prozess wissenschaftlich offen zu halten, aber sie wurden durch den dominanten Einfluss der Kräfte, die keinen Grund im offen halten sahen, weit in den Schatten gestellt.
Schließlich hängt der wissenschaftliche Prozess tatsächlich vom freien Austausch von Informationen zwischen den Wissenschaftlern ab, die darauf schauen können, was die Natur uns sagt und die diese Enthüllungen unterschiedlich interpretieren. Das praktische Ergebnis, alle Wissenschaft öffentlich zu machen, ist die Bestimmung des Weges zu entscheidenden Experimenten und verbesserten Theorien in der Zukunft. Ohne die Freiheit, dies zu tun, haben wir nur autoritäres Bestimmen.
Wenn ich meine Erfahrungen so überdenke, komme ich nicht um die Frage herum, ob wir bereits am „Point of no Return“ vorbei sind; ob der Abstieg der einst großen wissenschaftlichen Gesellschaften zu bestimmenden Bürokratien und sich selbst befriedigenden, um Zuwendungen bettelnden Vereinigungen angehalten und umgekehrt werden kann, und ob die Integrität wieder hergestellt werden kann. Oder ist das, was wir jetzt haben, das permanente Gehabe der modernen Wissenschaft – eine postmoderne Verzerrung der besten Werte wissenschaftlicher Tradition, die der Menschheit Jahrhunderte lang zu Diensten war. Falls das so ist, besteht die einzige Alternative darin, neue alternative Institutionen ins Leben zu rufen, die das aufnehmen können, was die Wissenschaft einmal gehabt hat. Wir werden sehen.
Roger W. Cohen
Mitglied, American Physical Society, 16. 10. 2012
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An Dr. James G. Brasseur
Vorsitzender der Themengruppe zur Klimaphysik
American Physical Society
Lieber Jim,
es ist klar geworden, dass ich nicht länger effektiv am Fortschritt der Themengruppe zur Klimaphysik (GPC) teilnehmen kann, wie es ursprünglich vorgesehen war. Daher möchte ich anbieten, mich aus der Themengruppe und dem Exekutivkomitee zurückzuziehen.
Das Exekutivkomitee der GPC hat dem Druck aus seinem Inneren und von anderen, die in die Aktivitäten der GPC involviert waren, nachgegeben, wissenschaftliche Diskussionen, die nicht mit der Doktrin einer starken anthropogenen globalen Erwärmung konform gehen, außen vor zu halten. Dies missachtet die Wünsche einer wesentlichen Fraktion der Mitglieder, die die gesamte relevante Wissenschaft besprechen wollen. Ohne das die neu geschaffene GPC gezeigt hat, die wissenschaftlich orientierte Zielsetzung erreichen zu können, wie sie in den Statuten festgelegt worden ist, will sie vereint Aktivitäten mit anderen Gesellschaften entfalten, die vollständig am Klimaalarm interessiert sind und daher nicht die Zielsetzung der GPC unterstützen können. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich die GPC auf dem Kurs hin zu lediglich einem weiteren Sprachrohr der Doktrin befindet.
Wie bei der Entwicklung des Antrittsprogramms der GPC gezeigt (wird im März 2013 präsentiert), haben wir im Endeffekt eine Grenze um die Wissenschaft gezogen, als ob man begutachtete, veröffentlichte Arbeiten, die im Gegensatz zur Doktrin der starken anthropogenen globalen Erwärmung stehen, substantiell ausschließen wollte, unabhängig von der bisherigen Laufbahn eines Wissenschaftlers. Zum Beispiel wurde ein anerkannter Physiker, ein Experte auf dem Schlüsselgebiet der solaren Einflüsse auf das irdische Klima, auf den Status eines „Backup-Speakers“ zurück gestuft, und zwar nach der Intervention eines IPCC-Leitautors mit einem eindeutigen Interesse, die IPCC-Haltung zum Thema Sonne zu stützen. Die begutachtete und veröffentlichte Arbeit eines weiteren Mitglieds dieser Gruppe über die Qualität der Temperaturdaten auf dem Festland wurde vollständig missachtet, weil er seine Ansicht öffentlich gemacht hat, dass es sich hier um religiösen Glauben und dessen Verbindung mit der Wissenschaft handele.
Während öffentliche Statements von Skeptikern als Beweis für Verzerrungen betrachtet werden, gab es keine Skrupel, einen doppelten Standard anzubringen, der die Befürworter der Doktrin von solchen Überlegungen freisprach. Einer der eingeladenen Mitglieder hat es gewagt, in einer öffentlichen Umweltgruppe für reduzierten Fleischkonsum, Vegetarismus und die Begrenzung von Flugreisen zu werben. Die öffentlichen Einlassungen eines weiteren Eingeladenen hinsichtlich eines angenommenen menschlichen Beitrags zu einem einzelnen Hurrikan (Katrina) stellte keine Grundlage dar, seine Objektivität zu hinterfragen. Dieser doppelte Standard war kein Zufall: Ein Mitglied des Komitees, das mit der Auswahl der Mitglieder betraut war, war ziemlich deutlich hinsichtlich der Teilnahme von Skeptikern, wenn er davor warnte, „den Skeptikern des Konsens-Standpunktes mehr effektives Gewicht“ zu verleihen.
Keine der von den eingeladenen Mitgliedern ausgesprochenen Glaubensäußerungen fußen auf ihren Qualifikationen, über ihre wissenschaftliche Arbeit bzgl. Klima zu sprechen. Die Wissenschaft muss isoliert betrachtet werden – als Wissenschaft und nur als Wissenschaft. Es anders zu machen heißt, wie eine Gedankenpolizei zu agieren. Die selektive Auswahl dieser Glaubensäußerungen als Basis, eine Art von Wissenschaft auszuschließen, ist falsch und verzerrt die Aktivitäten der GPC hin zu einer Unterstützung der Doktrin.
Meine Teilnahme am Entwicklungsprozess der GPC war das Ergebnis einer Basispetition, unterzeichnet von mehr als 200 APS-Mitgliedern, von denen die meisten auch am GPC teilnahmen. Ich fühle mich jetzt verpflichtet, diese Petitionisten über das Ergebnis zu informieren, so dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Auch werde ich diese Statements in Zukunft aktualisieren, wie ich es mit der Unterstützung der GPC im öffentlichen und privaten Rahmen gemacht habe.
Wie Sie wissen, war es die Absicht der GPC, die starke Nicht-Übereinstimmung über das Statement der Gesellschaft aus dem Jahr 2007 zur Klimaänderung in eine produktive wissenschaftliche Form zu gießen. Aber es gab auch noch eine bessere Gelegenheit: zu zeigen, dass es immer noch möglich ist, ein Forum einzuberufen, dass präsentieren und debattieren kann, als Wissenschaftler, der weit gefasste Körper der Klimawissenschaft mit allen seinen Komplexitäten, Unsicherheiten und Interpretationen. Aber ach, trotz der in gutem Glauben getätigten Anstrengungen von einigen Wenigen scheint man diese Gelegenheit verstreichen zu lassen, und ich befürchte, dass es so schnell keine weitere Gelegenheit dazu geben wird.
Sincerely,
Roger W. Cohen
Mitglied, APS, 17. Oktober 2012
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/10/22/more-turmoil-at-the-american-physical-society-over-global-warming-issue/
Übersetzt von Chris Frey EIKE