Dank an Raul Grijalva, den Killer eines Narrativs

Mit diesem Beitrag möchte ich Raul Grijalva (Demokrat aus Arizona) meinen herzlichen Dank ausdrücken. Wie die meisten Leser wissen, hat Repräsentant Grijalva eine „Untersuchung“ gegen mich angestrengt (hier), der auf seinem Glauben basiert, dass ich Forschung und Öffentlichkeitsarbeit leiste als Konsequenz von Zahlungen von Unternehmen fossiler Energie über dunkle Kanäle. Lächerlich, ich weiß.

Ich danke dem Repräsentanten Grijalva nicht für die Bloßstellung in den Medien (z. B. NPR, NYT) und auch nicht für den plötzlichen Einbruch* beim Verkauf meiner Bücher (z. B. THB, TCF, D&CC) und noch nicht einmal für die vielen Fan-E-Mails von den äußeren Rändern der Klimadebatte. Nein, ich danke dem Repräsentanten Grijalva dafür, dass er mehr als nötig dafür getan hat, um ein Narrativ zu killen.

[*Pielke benutzt das Wort „bump“. Das kann „plötzlicher Einbruch“ {meine Übersetzung} aber auch „Beule“ oder „Erhebung“ bedeuten. Mir hat sich nicht erschlossen, ob der Verkauf nun eingebrochen oder in die Höhe geschnellt ist. Meistens passiert ja gerade bei Negativ-Schlagzeilen Letzteres. Anm. d. Übers.]

Seit über einem Jahrzehnt haben führende Elemente von Wissenschaft und Medien ein Narrativ propagiert, dem zufolge Konservative dumm und/oder böse sind und allein dafür verantwortlich sind, die Wissenschaft pathologisch politisiert zu haben. Wirklichkeit, so heißt es, hat eine liberale Verzerrung. Es zeigt sich, dass Bedenken hinsichtlich der „Politisierung der Wissenschaft“ selbst Gegenstand von Politisierung sind.

Im Jahre 2003 habe ich hierzu geschrieben:

Die Politisierung der Wissenschaft ist ein Problem unabhängig von der Ideologie derjenigen, die diese Politisierung zu verantworten haben. Unser wissenschaftliches Vorhaben ist zu wichtig, um vermeintliche Bedenken über die Politisierung der Wissenschaft lediglich zu einer weiteren Waffe im Partisanenkrieg werden zu lassen.

Und im Jahre 2005:

Es ist klar, dass es viele Menschen gibt, die Bedenken hinsichtlich der Politisierung der Wissenschaft als politischen Knüppel verwendet haben, um unter der Bush-Administration an Boden zu gewinnen. Klar ist auch, dass es viele andere, mit der Bush-Administration in Einklang stehende Menschen gibt, die genau das Gegenteil tun wollen. Meine Frage lautet, wo sind die Analysten (einschließlich Reporter), die sich um die Politisierung der Wissenschaft kümmern ohne Rücksicht auf mögliche Vorteile, die heutigen politischen Partisanenkämpfen verschafft werden sollen?

Vor einem Jahrzehnt war das Gesicht des „Krieges der Republikaner gegen die Wissenschaft“ ein Journalist namens Chris Mooney, ein damals 20-jähriger Irgendwer, der den Zeitgeist* in einem Buch mit gleichem Titel eingefangen hatte. Im Jahre 2005 habe ich eine detaillierte Kritik an „Krieg gegen die Wissenschaft“ verfasst (hier). Ich denke, diese Kritik ist auch heute noch gültig.

[*Das Wort „Zeitgeist“ steht so klein geschrieben im Original.]

 

Mooney seinerseits ließ seinem Buch „Krieg gegen die Wissenschaft“ ein weiteres bizarres Buch über Eugenik folgen, in dem er behauptet, dass die Konservativen der USA irgendwie genetisch minderwertig waren (hier). Mooney verwandelte seine Rolle beim Schlechtmachen der Republikaner in einen Platz im Direktoren-Gremium der American Geophysical Union (ich scherze nicht) als ein „Experte“ im Bereich wissenschaftliche Kommunikation, angeheuert von der National Science Foundation, um durch das Land zu reisen und junge Wissenschaftler zu trainieren (ich scherze immer noch nicht) sowie ultimativ als ein Reporter für die Washington Post (hier). Keine schlechte Laufbahn für einen englischen Major, der sich an Eugenik versucht hat.

Diese Kritik richtet sich nicht so sehr gegen Mooney, den ich einmal getroffen habe und der ein netter Mensch zu sein schien, sondern hauptsächlich gegen die Macht eines Narrativs. Ein Narrativ, das so vollständig akzeptiert und von bedeutenden Teilen der Wissenschaft und der Medien immer neu belebt worden ist. Mooney hat dieses Narrativ übernommen und ist darauf herumgeritten. Eines Tages wird er hoffentlich zurückblicken auf diese Ära und sich fragen „Was zum Teufel haben wir uns damals gedacht?“

In einem Artikel in The New Republic haben Erik Nisbet und Kelly Garrett (hier) dem Narrativ „Krieg gegen die Wissenschaft“ einen Willkommenstrunk gereicht und gleichzeitig einen Hinweis darauf geliefert, dass das Narrativ vielleicht, nur vielleicht, an seinem Ausverkaufs-Datum angelangt ist:

Politischer Journalismus behandelt Wissenschaft zu oft wie eine politische Angelegenheit, die von Nicht-Experten in vom Fernsehen übertragenen Partisanen-Theatern debattiert wird. Diese Art Abdeckung wissenschaftlicher Themen durch die Medien verschleiert oftmals die aktuellen wissenschaftlichen Beweise und Übereinstimmungen und vertieft unglücklicherweise nur die Polarisierung, indem sowohl Konservativen als auch Liberalen Partisanen-Queues zur Verfügung gestellt werden.

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass eine derartig intensive und polarisierende Medien-Aufmerksamkeit das öffentliche Vertrauen in die wissenschaftliche Gemeinschaft unterdrückt, und zwar für Liberale und Konservative gleichermaßen.

Die zweite Lektion ist, dass die wissenschaftlichen Kommunikatoren, die auf die Konservativen zielen und diese als irgendwie einheitlich defizitär ansehen, wenn es um das Verständnis wissenschaftlicher Dinge geht, das Augenmerk auf einen Zusammenprall von Ideologien lenken und sich damit von der Kommunikation entfernen, die ideologische Gräben hinsichtlich wissenschaftlicher Themen überbrückt – und ja, wir sind sicher, dass derartige Gräben überbrückt werden können.

Die Dämonisierung eines Drittels der Bevölkerung in wissenschaftspolitischen Debatten, indem man behauptet, dass sie ein unüberwindliches psychologisches Defizit aufweisen, tut nichts zum Erreichen einer Lösung der Herausforderungen einer effektiven wissenschaftlichen Kommunikation – und repräsentiert unglücklicherweise nur unsere menschlichen Verzerrungen bei der Arbeit.

Nisbet und Garrett berichten über Forschungen, die eine solide empirische Basis für die Zurückweisung der Politisierung der Politisierung der Wissenschaft liefern als Weg, wissenschaftlich oder journalistisch zu arbeiten. Das ist weder akkurat noch effektiv. Unter den Gelehrten, die auf diesem Gebiet exzellente Arbeit leisten, sind Dominique Brossard, Brendan Nyhan, Dan Kahan. Dietram Scheufele und Matt Nisbet. Aber trotz all dieser guten empirischen, historischen und politischen Forschung hat das Narrativ „Krieg gegen die Wissenschaft“ immer noch tiefe Wurzeln und feurige Anhänger.

Was mich zurückführt zu Raul Grijalva. In seiner „Untersuchung“ gegen mich – als jemand, der möglicherweise viele seiner politischen Ansichten teilt einschließlich beim Thema Klima – hat der Repräsentant Grijalva eingeräumt, dass er meine begutachtete Forschung nicht mag (und logischerweise die Zustandsbeschreibungen des IPCC). Es ist schwierig, einen unter den Republikanern einheitlichen „Krieg gegen die Wissenschaft“ aufrecht zu erhalten mit dieser Art höheren Unsinns, der hier an den Tag gelegt wird. Natürlich hat Mooney in seiner Kolumne in der Washington Post eingeräumt, dass das Vorgehen des Repräsentanten Grijalva eine „Hexenjagd“ ist. Möglicherweise etwas irgendwie Minderbemitteltes in seinem Partisanen-Gehirn.

Dabei habe ich oftmals geschrieben, dass es einen „Krieg gegen die Wissenschaft“ weder seitens der Republikaner noch der Demokraten gibt (hier). Allerdings gibt es sehr viel Politik. Politik kann durchgeführt werden auf vielfältige Weise, die zum allgemeinen Interesse beitragen oder auch auf pathologische Weise. Die wissenschaftliche Gemeinde hat seit einem Jahrzehnt Letzteres gemacht. Es ist an der Zeit, sich über die giftige Partisanenschaft der jüngsten Wissenschafts-Kriege zu erheben. Komischerweise hilft uns des Repräsentanten Grijalvas Überreaktion, auf diesem Weg voranzukommen.

Link: http://rogerpielkejr.blogspot.co.uk/2015/03/a-thank-you-to-rep-raul-grijalva.html

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Der Rückgang der Schäden durch Tornados

Alles in allem jedoch lautet die gute Nachricht für die Bewohner der „Tornado-Allee“ im  mittleren Westen und anderswo, dass die USA während der letzten sechs Dekaden einen Rückgang sowohl der Schäden als auch der Verluste von Menschenleben erlebt hat. Dieses Ergebnis habe ich zusammen mit Kevin Simmons und Daniel Sutter, zwei der führenden Tornado-Experten der Nation, aus Beobachtungen von 58.000 Tornados seit 1950 abgeleitet.
Unter Verwendung von Schätzungen des Storm Prediction Centers der NOAA haben wir uns dem aus verschiedenen Richtungen genähert, einschließlich der Berücksichtigung der Inflation, um die historischen Verluste mit denen im Jahre 2014 zu „normalisieren“. Damit wollten wir abschätzen, wie groß die Schäden wären, wenn die Tornados der Vergangenheit auf die heutige Bevölkerung und die Entwicklung treffen würden.
Die folgende Graphik zeigt unsere zentralen Schätzungen. Woher wissen wir, dass sie verlässlich sind? Wir haben viele unabhängige Checks durchgeführt. Zum Beispiel wissen wir, in welchen Jahren es besonders hohe Schäden gegeben hatte: 1953, 1965, 1974 und 2011 – und diese vier Jahre tauchen auch eindeutig in unserem Datensatz auf. Eine etwas kompliziertere Untersuchung ist es, Trends der Tornadohäufigkeit mit Trends der Schäden zu vergleichen. Zählungen von Tornados unterschiedlicher Stärke können als unabhängige Basis zur Evaluierung unserer Verfahren dienen. Logischerweise müssen diese Trends zusammenpassen. Und wenn wir erst einmal den gesamten Datensatz in eine Reihe von kürzeren Perioden aufteilen, um den Unterschieden Rechnung zu tragen, mit denen die Meteorologen mit der Zeit Tornados verfolgt haben, passen die Trends zusammen, was unsere Vorgehensweise stützt.

Sicher ist das Potential für Tornadoschäden in den USA weiterhin hoch. Erst vor drei Jahren war die Nation Schauplatz einer Serie von besonders zerstörerischen Stürmen einschließlich eines Ausbruchs von Tornados Ende April 2011, der über 300 Todesopfer in sieben US-Bundestaaten gefordert hat, sowie einen im Mai, der die Stadt Joplin, Montana, heimgesucht hat. Jenes Jahr war aber lediglich eines von drei Jahren mit einer Schadenssumme über 25 Milliarden Dollar, und die 560 Todesopfer des Jahres 2011 war die höchste Opferzahl seit 1925 mit 794 Todesopfern.
Die mittleren jährlichen Schäden durch Tornados in den USA im Zeitraum 1950 bis 2013 betragen 5,9 Milliarden Dollar nach heutigem Dollarwert. Allerdings betrug der jährliche Schaden in der ersten Hälfte des Datensatzes (1950 bis 1981) 7,6 Milliarden Dollar pro Jahr, während er in der zweiten Hälfte (1982 bis 2013) auf 4,1 Milliarden Dollar zurückgegangen war – ein Rückgang um fast 50%.
Bedeutet der substantielle Rückgang des mittleren jährlichen Schadens, dass es auch weniger Tornados gab? Nicht notwendigerweise. Das IPCC kam jüngst zu dem Ergebnis, dass die Qualität der verfügbaren Daten hinsichtlich Tornado-Häufigkeit und –Stärke nur schwer Schlussfolgerungen hinsichtlich langzeitlicher Trends zulässt: „es gibt nur wenig Vertrauen in die beobachteten Trends kleinräumiger Phänomene wie Tornados und Hagel“.
In unserer Analyse kamen wir zu dem Ergebnis, dass die Daten eines tatsächlichen Rückgangs der Tornado-Häufigkeit „suggestiv“ sind, aber nichts über die zunehmende Stärke aussagen, so dass wir nach weiteren Forschungen rufen.
Was wir mit einiger Sicherheit sagen können ist, dass die Anzahl der Jahre mit sehr großen Verlusten durch Tornados tatsächlich abgenommen hat. Beleg dafür ist, dass es von 1950 bis 1970 15 Jahre mit Tornadoschäden über 5 Milliarden Dollar pro Jahr gegeben hatte, während es von 1993 bis 2013 nur vier solche Jahre gab und drei seit 2008.
Obwohl es in den USA jährlich zu hunderten von Tornados kommt, können wir aber auch sagen, dass sie nicht annähernd so viel Schaden anrichten wie die viel selteneren Hurrikane und Erdbeben. Seit 1950 sind insgesamt 153 Hurrikane auf das US-Festland übergetreten und haben doppelt so viel Schaden angerichtet (normalisiert in Dollar) als die fast 58.000 gezählten Tornados. Auch schätzen wir, dass eine Wiederholung des Erdbebens von San Francisco aus dem Jahr 1906 heute mehr Schaden anrichten würde als durch sämtliche Tornados seit 1950 zusammen.
Unsere Studie zeigt auch ein Portrait von Staat zu Staat hinsichtlich der Verwundbarkeit durch Tornados – aber es gibt mehr als nur eine Antwort auf die allgemeine Frage, in welchem Staat es die meisten Tornadoschäden gibt. Das hängt auch von der Zählweise ab. Zählt man die Gesamtschäden seit 1950, fällt Texas das traurige Schicksal zu, die Liste anzuführen, gefolgt von Indiana, Missouri und Oklahoma. Falls wir  die Schäden pro Quadratmeile betrachten, stehen an erster Stelle Massachusetts, Connecticut und Indiana, Texas hingegen an 29. Stelle. In den Neuengland-Staaten [im Nordosten der USA, A. d. Übers.] gibt es relativ gesehen weniger Tornados, doch stellen die große Bevölkerungsdichte und die wirtschaftliche Entwicklung dort ein viel höheres Risiko für größere Schäden dar. Der einzige Staat, in dem es seit 1950 überhaupt keine Verluste gegeben hatte, ist Alaska.
Während sich das ganze Jahr über Tornados entwickeln können, konzentriert sich ihre größte Zerstörungskraft auf die Monate April, Mai und Juni mit 66% aller Schäden insgesamt und 55% aller Tornados nur in diesen drei Monaten. Nach dem 1. Juli beträgt der Anteil am Gesamtschaden nur noch 20%.
Todesfälle durch Tornados gingen sehr stark zurück nach der Entwicklung von Wetterradars und Warnsystemen Mitte des 20. Jahrhunderts. Aber selbst wenn das Auftreten von Tornados rückläufig ist, können wir sicher sein, dass immer die Gefahr eines Monster-Sturms besteht. Deswegen müssen wir die Technologien der Wetter-Infrastruktur der Nation festigen, um sicherzustellen, dass es in den USA das bestmögliche Warnsystem gibt. Für die Bewohner der Tornado-Allee, die in diesem Jahr einen sehr ruhigen Beginn erlebt haben, ist konstante Wachsamkeit nach wie vor überlebenswichtig.
Mr. Pielke is a professor of environmental studies and a fellow of the Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences at the University of Colorado-Boulder.
Link: http://tinyurl.com/mmqadcp  
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Das IPCC sinkt auf einen neuen Tiefststand

[In der Mail heißt es weiter:] „Um Ihre Anforderung klarer zu machen, können Sie im Detail den oder die vermuteten Fehler auflisten, von denen Sie wollen, dass wir sie uns noch einmal anschauen?“

Da meine Anfrage an Field informeller Natur war und ich nie eine Antwort erwartet hatte, schien es mir, dass das IPCC mit diesem Beginn von Kontakten eine Kurve genommen hatte und wissenschaftliche Genauigkeit bzgl. Katastrophen und Klimaänderung ernster nimmt. Also bereitete ich eine knappe und präzise Antwort auf Fields Anfrage vor. Heute kam eine Antwort vom IPCC. Die Antwort ist lächerlich und zeigt, dass das IPCC mehr daran interessiert ist, Spielchen zu spielen als nach wissenschaftlicher Genauigkeit zu streben. Nichts von dem, was unten steht, ist kompliziert oder nuanciert.

Hier folgen die Details aus der Antwort, die mir das IPCC heute gesandt hat, versehen mit meinen Kommentaren. In dem unten stehenden Material unter „Text von Roger Pielke Jr“ steht das, was ich Chris Field als Antwort auf seine Mail vom Mai geschrieben habe. Unter jedem Absatz habe ich die Antwort des IPCC auf meine Angaben gesetzt mit dem Titel „CLA-Ergebnisse“. Darunter stehen meine heutigen Kommentare zu jeder der vier Antworten.

Damit wollen wir mal schauen…

Vermutete Fehler in der Abhandlung über Katastrophen-Trends in Kapitel 1, WG II, AR4

CLA-Antwort von Cynthia Rosenzweig und Gino Casassa

23. August 2012

Vermuteter Fehler Nr. 1

Text von Roger Pielke, Jr. Fehler Nr. 1: IPCC S. 110: „Diese früheren Verhältnisse in den USA ebenso wie normalisierte Hurrikan-Schäden in Kuba (Pielke et al. 2003) zeigen keinen signifikant steigenden Trend mit der Zeit, aber dies war so vor den bemerkenswerten Hurrikan-Schäden der Jahre 2004 und 2005“.

FACHLICH FALSCH: Abbildung 5 in der folgenden Studie, gedruckt vor Redaktionsschluss des IPCC-AR4 zeigt eindeutig, dass die Addition der Verluste der Jahre 2004 und 2005 nicht den langzeitlichen Trend der Schäden durch Hurrikane verändert:

Pielke, Jr., R. A. (2006), Disasters, Death, and Destruction: Making Sense of Recent
Calamities. Oceanography 19 138-147.
http://sciencepolicy.colorado.edu/admin/publication_files/resource-2449-2006.02.pdf

Diese gleiche Information fand sich auch im Bericht des Hohenkammer-Workshops zu Klimaänderung und Verlusten durch Katastrophen im Jahr 2006, die im AR4 genannt wird: http://cstpr.colorado.edu/sparc/research/projects/extreme_events/munich_workshop/pielke.pdf

GEFORDERTE KORREKTUR: „Diese früheren Verhältnisse in den USA ebenso wie normalisierte Hurrikan-Schäden in Kuba (Pielke et al. 2003) zeigen keinen signifikant steigenden Trend mit der Zeit, und das bleibt nach den bemerkenswerten Hurrikan-Schäden der Jahre 2004 und 2005 so“.

Erwiderung von CLA:
Es gibt keinen Fehler in dem Statement. Eine Korrektur ist nicht erforderlich, und der Text kann so stehen bleiben.
Begründung:

Die Formulierung über die veröffentlichten Analysen vor der jeweiligen Hurrikan-Saison der Jahre 2004 und 2005 ist eine Tatsachenfeststellung über die Zeitlinie und nicht eine Feststellung, dass die Ergebnisse nach Einbeziehung der Jahre 2004 und 2005 unterschiedlich waren. Aus dem Statement lässt sich nicht schließen, dass die Gesamtverteilung der Verluste unterschiedlich sein würde; stattdessen wird gesagt, dass die Jahre 2004 und 2005 bemerkenswert waren hinsichtlich der Hurrikan-Schäden, was sie in der Tat auch waren.

Antwort von Pielke am 13. September: Dies ist verwirrend. Die Zeitlinie war so gewählt, dass veröffentlichte Analysen (ich habe 2 zur Verfügung gestellt!), auf die das IPCC beim Entwurf des AR 4 hätte zugreifen können. Sie schlossen die Jahre 2004 und 2005 mit ein. Dass IPCC sagt, dass oben unten ist, und das ohne eine Miene zu verziehen. Haben sie meine Eingabe nicht einmal gelesen?

Aktualisierung: Hier steht, die das IPCC hiermit im Begutachtungsprozess des AR4 im Jahre 2007 umgegangen ist.

Vermuteter Fehler Nr. 2 (Text von Roger Pielke Jr.)

Fehler Nr. 2:

„Globale Schäden enthüllen die rapide steigenden Kosten durch Ereignisse im Zusammenhang mit extremem Wetter seit den siebziger Jahren. Eine Studie kam zu dem Ergebnis: während das dominante Signal weiterhin eine signifikante Zunahme der Risiken zeigt, verbleibt dennoch ein zugrunde liegender steigender Trend, wenn man das Ausgesetztsein gegenüber diesem Risiko normalisiert“.

Bei dieser „einen Studie“ handelt es sich um Muir-Wood et al. (2006), ein Weißbuch vorbereitet als Input in einen Workshop, den ich organisiert habe.

FACHLICH FALSCH: (a) Im ersten Satz sollte es „fünfziger“, nicht „siebziger“ Jahre heißen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Datensatz der Münchner Rück, auf den man sich bezieht. (b) Viele verschiedene Studien zur Normalisierung (nicht nur „eine Studie“) waren zu der Zeit verfügbar, als in den AR4 geschrieben worden ist, dass ein Datensatz, der im Jahr 1970 beginnt und 2005 endet, eine jährliche Rate der Zunahme zeigen wird, einschließlich der neben Muir-Wood et al. (2006) auf dem Workshop in Hohenkammer präsentierten Studien, ebenso wie der IPCC-TAR und Münchner Rück (2000). Alle diese Studien finden keinen Beweis für einen „zugrunde liegenden steigenden Trend“ über längere Zeiträume.

GEFORDERTE KORREKTUR:  „Globale Schäden enthüllen die rapide steigenden Kosten durch Ereignisse im Zusammenhang mit extremem Wetter seit mindestens den fünfziger Jahren. Viele verschiedene Analysen zeigten eine Zunahme der normalisierten Schäden seit 1970, durchweg durch Hurrikane in den USA, aber diese Studien stimmen darin überein, dass kein solcher Trend über längere Zeiträume gefunden werden kann (global seit 1950 und bezogen auf US-Hurrikane seit 1900)“. Außerdem sollte der volle Text dieses Abschnitts zwischen diesen Zeilen klarer dargestellt werden.

Erwiderung von CLA:
Es gibt keinen Fehler in dem Statement. Eine Korrektur ist nicht erforderlich, und der Text kann so stehen bleiben.
Begründung:

In der Analyse von Muir-Wood 2006 wurde das Jahr 1970 betrachtet. Man benutzte einen Datensatz mit Informationen, die bis 1950 zurück reichten, aber man hat sich entschlossen, die Periode vor 1970 auszulassen, weil sie unvollständig war. Die von Pielke vorgeschlagene „Korrektur“ erkennt an, dass Analysen, die im Jahr 1970 beginnen, einen zunehmenden Trend zeigen, und nichts anderes steht im Text. Der Vermerk über die „eine Studie“, die einen Trend dokumentiert, zeigt das begrenzte Fundament der Schlussfolgerung im Zusammenhang mit anderen Studien, die die große Bedeutung der Trends beim Ausgesetztsein dokumentieren.

Antwort von Pielke am 13. September: Wieder sagt das IPCC, das oben unten ist. Viele Studien zeigten, dass die Verluste seit 1970 zugenommen haben (ich habe sie auf viele davon hingewiesen, einschließlich dem IPCC-TAR). Der Grund dafür ist einfach: geringe Hurrikanschäden in den siebziger und achtziger Jahren. Eine Studie hervorzuheben und dann zu behaupten, dass man dies getan habe, um zu zeigen, dass die Schlussfolgerung wacklig ist, lässt das IPCC völlig ahnungslos erscheinen. Das IPCC pickte sich ein Einzelereignis heraus, um eine suggestive Behauptung aufzustellen und ignoriert widersprechende Daten. Das ist nicht gut. Die Aufklärung ist schlimmer als das Verbrechen.

Vermuteter Fehler Nr. 3 (Text von Roger Pielke Jr.)

Fehler Nr.3:  IPCC S. SM 1-4: Abbildung SM-1.1 und Bildunterschrift: „Ein Beispiel aus einer Studie, die die Kosten analysiert von normalisierten wetterbedingten Katastrophen im Vergleich mit der globalen Temperatur. Daten geglättet über ±4 Jahre = 9 Jahre bis 2001 (Muir Wood et al. 2006)“

FACHLICH FALSCH: Weder die Abbildung noch die zugrunde liegenden Daten erscheinen zu irgendeiner Zeit in der wissenschaftlichen Literatur (ob begutachtet oder nicht). Die Abbildung wurde von Robert Muir-Wood erstellt und in den Bericht aufgenommen, zusammen mit einer absichtlich falschen Erwähnung, um den Redaktionsschluss des IPCC bzgl. der Veröffentlichung zu umgehen. Das hat Muir-Wood selbst zugegeben (eine Aufzeichnung seines Geständnisses ist auf der Website der Royal Institution in London verfügbar und wird von meinem Blog verlinkt:
http://rogerpielkejr.blogspot.com/2010/02/ipcc-mystery-graph-solved.html).

Er glaubte offenbar, dass die Abbildung in einer künftigen Studie erscheinen werde – das war nicht der Fall, und diese künftige Studie, die schließlich 2008 veröffentlicht wurde, fand keine Beziehung zwischen der Temperatur und Unwetterschäden.

GEFORDERTE KORREKTUR: Die Abbildung und die Bildunterschrift sollten ebenso wie der Bezug dazu im Text entfernt werden.

Erwiderung von CLA:

Nachträgliche Berichtigung der Bildunterschrift von Abbildung SM-1.1, um die Datenquelle der Abbildung deutlicher zu machen.

Begründung:

Die Abbildung zeigt eine Neuabbildung der Daten, die für die Analyse von Muir-Wood et al. (2006) verwendet worden sind. Diese Daten kombinieren die Temperaturdaten der CRU mit Datenbasis der Schäden, die in Muir-Wood et al. gesammelt und beschrieben wurden. Da Muir-Wood die CRU nicht erwähnt haben, wäre die Bildunterschrift genauer, wenn man sie folgendermaßen modifiziert:

Abbildung SM-1.1: Zeitliche Entwicklung der Kosten wetterbedingter Katastrophen im Vergleich mit der globalen Temperatur. Daten geglättet über ± 4 Jahre =9 Jahre bis 2001. Grundlage ist der von Muir-Wood et al. (2006) benutzte Datensatz und die Temperaturdaten der CRU 2006*.

*Man füge CRU den Referenzen für das unterstützende Material hinzu.

(Climatic Research Unit (CRU) (2006).University of East Anglia, Norwich.
www.cru.uea.ac.uk/cru/data/temperature/#sciref.)

Antwort von Pielke am 13. September: Das ist die Höhe. Absolut bemerkenswert. Der Graph wurde von Robert Muir-Wood aus dem Hut gezaubert, basierend auf Daten in seinem Besitz, er hat die Analyse absichtlich falsch zitiert, und es gibt keine wissenschaftliche Basis für einen Vergleich von Schäden und Temperatur. Keine. Die Antwort des IPCC hierzu bedeutet, dass ihr gefälschter Graph, obwohl nicht vollständig belegt, aber trotzdem genehmigt, eine Verunglimpfung aller Wissenschaftler und eine Verhöhnung des IPCC-Prozesses ist. Ich kann dies nicht stark genug betonen. Das IPCC hat demonstriert, dass es vollkommen unfähig ist, selbst die ungeheuerlichsten Verletzungen seiner Standards zu korrigieren.

Vermuteter Fehler Nr. 4 (Text von Roger Pielke Jr.)

Fehler Nr. 4: Die irrige IPCC-Pressemitteilung vom 25. Januar 2010: (a) „eine Studie entdeckte eine Zunahme der ökonomischen Schäden, korrigiert um die Werte, die im Risiko stehen, aber andere Studien haben einen solchen Trend nicht gefunden“, und (b) „Beim Schreiben, Begutachten und Editieren dieses Abschnitts wurden die IPCC-Prozeduren sorgfältig befolgt, um eine politikrelevante Beschreibung zu erzeugen, wie es dem Mandat des IPCC entspricht“.

FACHLICH FALSCH: (a) Wie schon bei Fehler Nr. 2 dokumentiert, haben viele Studien eine Zunahme wirtschaftlicher Schäden seit 1970 erkannt (aber nicht von früheren Startzeitpunkten), und (b) wie oben bei Fehler Nr. 3 dokumentiert, wurden die IPCC-Prozeduren nicht sorgfältig befolgt, sondern verletzt.

GEFORDERTE KORREKTUR: Das IPCC sollte seine Presseerklärung vom 25. Januar 2010 zurückziehen und eine andere Pressemitteilung erstellen, in der die Ungenauigkeiten sowohl im Bericht als auch bei der Veröffentlichung bekannt gemacht werden.

Das IPCC-Statement vom 25. Januar 2010 ist nicht Bestandteil eines IPCC-Berichtes, und das Protokoll zur Korrektur von Fehlern daher nicht relevant.

Antwort von Pielke am 13. September: Nicht, dass das IPCC eine Verpflichtung zu Genauigkeit gezeigt hat, aber hier verlässt es sich auf einen bürokratischen Trick, die falschen Informationen zu ignorieren und diese stattdessen in einer Presseerklärung in die Welt zu setzen. Das ist nicht gut.

Posted by Roger Pielke, Jr. at 9/13/2012 01:18:00 PM

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Link: http://rogerpielkejr.blogspot.co.uk/2012/09/ipcc-sinks-to-new-low.html

Übersetzt von Chris Frey EIKE