Wie die Kugel Eis der Energiewende 10 Billionen = 10 000 000 000 000 Euro kostet

von Horst-Joachim Lüdecke

Wer erinnert sich nicht daran, dass uns genau vor 10 Jahren der damalige „grüne“ Umweltminister Jürgen Trittin versprach „Die Energiewende ist nicht teurer als eine Kugel Eis“. Nun ist inzwischen klargeworden, dass diese Aussage grottenfalsch war. Allerdings gingen auch neuere Berechnungen oder Schätzungen über die Kosten der Energiewende – abhängig von der politischen Zugehörigkeit der Aussagenden – stets weit auseinander. Insbesondere die Verlässlichkeit von Berechnungen und Schätzungen waren umstritten. Dass es allerdings „ein wenig“ teurer werden würde als eine Kugel Eis, stand außer Frage.

Da auch über die Randbedingungen der Kostenfrage nicht immer Einigkeit vorlag, sollen diese im Folgenden noch einmal kurz festgehalten werden: Da die Energiewende die komplette Reduzierung von anthropogenen CO2-Emissionen anstrebt – die gängige Bezeichnung dafür ist das Wordungetüm „Dekarbonisierung“ – wird als Kostengröße der Energiewende die komplette Dekarbonisierung genommen. Ein Zeitraum für dieses Vorhaben wird in die Berechnung nicht miteinbezogen. Das aktuelle Ziel der Bundesregierung ist 2045, das wären ab heute 21 Jahre.

Nun hat Prof. Dr. André Thess die Frage vermutlich abschließend mit einer gut fundierten Abschätzung beantwortet, die erstaunlicherweise auf das berühmte Bierplättchen passt. Die Zuständigkeit von A. Thess, Inhaber des Lehrstuhls für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart, dürfte dabei außer Rede stehen https://www.igte.uni-stuttgart.de/institut/team/Thess/. A. Thess stellte seine Abschätzung bei dem bekannten Internet-Blog „Tichys Einblicke“ anlässlich des täglichen Podcast vom Tichy-Journalisten Holger Douglas am 23.Juni 2024 vor (hier), nachdem bereits zuvor seine gleichlautende Aussage in der WELT vom 12.April 2024 beim Interview mit dem Redakteur Bojanowsli zu lesen war. Teilt man die 10 Billionen Euro, die uns die Debarbonisierung kosten würde, durch 100 Millionen (sehr grob die Einwohnerzahl Deutschlands), kommen auf jeden Kopf Deutschlands 100 000 zu berappende Euros zu – vom Baby bis zum Greis. Na dann mal ran ans zahlen.

Beim Aufruf des Tichy-Podcast liest man zuerst einen Kurzüberblick über den Inhalt, darunter sind Hörerkommentare zu finden. Um die Tonaufzeichnung zu hören, ist „Abonnieren“ und danach „iTunes“ anzuklicken. Genießen Sie den kurzen Vortrag von Prof. Thess! Denn danach dürfte klargeworden sein, dass die oft zu lesende Aussage vom Scheitern der Energiewende Realität und nur noch eine Frage der Zeit ist, hier, hier, hier, hier, hier, …




Die wahrheitsbedrohte Spezies „Meeresspiegelanstieg“

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Am 6. Und 7. Mai 2024 fielen Lesern des ZDF-Teletext folgende Meldungen auf:

6.5.2024: „Baerbock in Fidschi; „Die Klimakrise spült den Menschen hier buchstäblich den Boden unter den Füßen weg“, sagte Baerbock in Fidschi. Die Klimakrise sei die „größte Bedrohung“ für die Sicherheit in den pazifischen Inselstaaten…“

7.5.2024: „Es sind Orte wie diese Küstendörfer im Pazifik, die uns zeigen, mit welcher Brutalität die Klimakrise zuschlägt“, sagte sie. Hier zeige sich, dass den Inselstaaten „das Wasser im wahrsten  Sinne des Wortes bis zum Hals steht“.

Stimmt das oder sind die Aussagen von Frau Baerbock sachlicher Unsinn? Nun ist, um es höflich auszudrücken, Frau Baerbock nicht gerade für Expertise in Naturwissenschaften bekannt. Sie hätte sich aber zumindest beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestags sachliche Information über Pegelmessungen von Meeresspiegeln einholen können. Fairerweise muss man natürlich zugestehen, dass das Thema „Meeresspiegelanstiege“ komplex ist. Daher soll es nachfolgend etwas gründlicher behandelt werden.

Wie verändern sich Meeresspiegel im Laufe der Zeit?

Sieht man von extrem langfristigen Einflüssen der Plattentektonik und der eiszeitlichen Glazialeustasie (Freisetzen von Wasser aus kontinentalen Eisschilden) ab, hängen Veränderungen von Meeresspiegeln von vielen weiteren Einflüssen ab, die noch nicht einmal alle ausreichend bekannt sind! Nachfolgend ohne Anspruch auf Vollständigkeit

  • Wärmeausdehnung des Wassers,
  • Kalben von Gletschern der Antarktis,
  • Abschmelzen des Eisschildes in Grönland,
  • Veränderungen der Meeresströmungen,
  • Veränderungen im globalen atmosphärischen Wasserhaushalt,
  • Intensive großräumige Grundwassernutzung,
  • Vulkanismus

Vor allem ist die Meeresoberfläche keine „ideale Billardkugel“. Unzählige Faktoren sorgen dafür, dass es erhebliche Höhenabweichungen relativ zum Erdmittelpunkt gibt. Es beginnt mit der Ausbuchtung der Äquatorialzone infolge der Fliehkraft der Erddrehung und reicht bis zu Gravitationseffekten durch nahe Küstenberge auf die Wasseroberfläche. Ein sehr empfehlenswertes und zudem unterhaltsames Youtube-Video mit 3,5 Millionen Aufrufen seit 10 Jahren erklärt diese Effekte anschaulich (hier) – die Untertitel sind in Deutsch. Nach diesem Video versteht man besser, warum lokale Messungen allein noch keine allgemeinen Aussagen über einen globalen Meeresspiegel-Trend erlauben. Es sind vielmehr noch Korrekturen der Einzelpegelmessungen von erheblicher Komplexität erforderlich, so dass das zugehörige Berechnungsverfahren maßgebend wird.

Der Begriff „globaler Meeresspiegel“ ist also nur eine virtuelle Vergleichsgröße, deren lokale Ausprägung sehr unterschiedlich sein kann. Der Begriff wird dennoch verwendet. Prähistorisch ist der globale Meeresspiegel seit dem Temperaturtiefpunkt der letzten Eiszeit vor etwa 22.000 Jahren um ca. 130 m angestiegen [1] (Bild 1).

 

Bild 1: Prähistorischer Meeresanstieg. Bildquelle, GNU Lizenz für freie Dokumentation.

Auffällig bei den Meeresspiegeldaten sind die oft erstaunlich großen Schwankungen. Beispiele wurden vom inzwischen verstorbenen Ozeanographen Prof. Nils-Axel Mörner gegeben [2], Dekan der Fakultät Paläogeophysik und Geodynamik an der Universität Stockholm und von 1999–2003 Präsident der INQUA Commission on Sea Level Changes. Weitere Beispiele liefern Fachpublikationen des deutschen Küstenforschers Prof. Karl-Ernst Behre, in denen erstaunlich starke Veränderungen der historischen Meereshöhen an den Nordseeküsten beschrieben sind [3]. Ein maßgebender menschgemachter Einfluss war in diesen historischen Zeiten nicht vorhanden.

In jüngerer Zeit stehen nun sehr genaue Pegelmessungen aus vielen Hunderten Stationen weltweit vom National Oceanography Centre (NOC) in Liverpool zur Verfügung. Dazu einfach (hier) aufrufen, unter „Mean Sea Level Data“ auf „MSL Data Explorer“ klicken und die gewünschte Station suchen. Hat man den Namen (hier beisielsweise „Laudola“ auf Fidschi), dann zurück zur „RLR station list“. Leider ist diese Liste nicht alphabetisch geordnet, man kann sie aber unschwer in einen txt- oder EXEL-File kopieren, in diesem nach der Station suchen, und sich die Coastline-Nummer (vorletzte Spalte) notieren. Dann ist sie in „RLR station“ durch scrollen schnell zu finden. Dort auf die ID-Nummer klicken. Vielleicht geht’s auch einfacher, aber ich habe kein Suchfenster für Stationsnamen gefunden.

Obwohl all diese Meeres-Pegelmessdaten des NOC frei zugänglich sind und wie oben beschrieben ohne großen Aufwand überprüft werden können, vernachlässigen Journalisten ihre Berufspflicht ordentlicher Recherche und berichten immer wieder in absurder Verdrehung der Fakten von versinkenden Südseeinseln [4]. Politiker wie Frau Baerbock tragen diesen Unsinn dann gutgläubig weiter.

Bevor wir jetzt konkret die Meersspiegelhöhen von Laudola auf Fidschi anschauen, sehen wir uns erst einmal in der Fachliteratur um. Sie gibt entsprechend den oben schon erwähnten uneinheitlichen  Berechnungsverfahren unterschiedliche Werte für den mittleren globalen Meeresspiegelanstieg an. Der Grund für die Differenzen sind die schon erwähnten mathematischen Korrekturen der lokalen Messungen, um überhaupt ein globales Mittel zu erhalten. Die einzige mir bekannte Fachpublikation, die diese Korrekturen auch vollständig und nachvollziehbar angibt, stammt von den Autoren Beenstock et al. und entstand aus einer Zusammenarbeit der US-Universitäten Columbia und Washington mit der Hebrew-Universität Jerusalem [5]. In ihr wird als Ergebnis ein global gemittelter Anstieg zwischen 0,39 und 1,04 mm/Jahr abgegeben, in den – zu beachten – weltweit alle Pegelmesstationen eingehen.

Besonders bemerkenswert in dieser Arbeit dreier Universitäten ist der Befund, dass nur 7 % aller Pegelstationen überhaupt einen Anstieg zeigen. 4 % zeigen dagegen ein Absinken ihrer Meeresspiegelhöhen, und der weit überwiegende Rest der Stationen von 89 % weist gar keinen einheitlichen Trend auf. Ausschließlich für die Stationen mit – wieder zu beachten –  ansteigendem Meeresspiegel geben die Autoren einen mittleren Meeresspiegel zwischen 3,33 und 4,42 mm/Jahr an, der sich im Großen und ganzen mit vielen anderen Fachstudien deckt. Es ist aber nochmals zu betonen, dass diese höheren Werte nur für die 7 % Stationen weltweit gelten, die einen Anstieg anzeigen.

Bild 2 zeigt aus dieser Fachpublikation von Beenstock et al. die Verteilung von Stationen mit ansteigendem Meeresspiegeltrend (rot), sinkendem Trend (grün), widersprüchlichem Trend (schwarz) und überhaupt keinem Trend (gelb). Sie stimmen weitgehend mit einer bereits zu diesem Thema erschienenen EIKE-News von Willis Eschenbach überein (hier), die sich auf die Trends nur um die USA-Küsten herum beschränkt und ebenfalls keinen Grund zur Panik auffindet.

Bild 2: Weltweite Meeresspiegel-Trends, Map 3 auf S. 200 von [5].

Allein schon aus Bild 2 dieser Fachpublikation kann von einem katastrophalen Meeresspiegelanstieg überhaupt keine Rede sein – keine gute Nachricht für die Klimaideologie der Grünen.

Publikationen, die den Meeresspiegelanstieg aus Satellitenmessungen angeben, zeigen übrigens Werte, die etwas über den Pegelmessungen liegen. Diese Diskrepanz ist bis heute nicht geklärt. Über die Korrekturmethoden der Satellitendaten, die vermutlich noch weit komplexer sein dürften als die von Pegeldaten, konnte ich in einschlägigen Fachpublikationen nichts Brauchbares finden. Vielleicht ist aber inzwischen auch zu dieser Problematik etwas erschienen, was ich übersehen habe. In jedem Fall sind aber grundsätzlich direkte Pegelmessungen indirekten Satellitendaten  vorzuziehen.

Der Meeresspiegelanstieg der Station Lautoka auf Fidschi

Fidschi hat drei Stationen, wovon eine nur bis zum Jahr 2000 reicht. Die beiden anderen Stationen zeigen ähnliche Verläufe. Bild 3 zeigt für eine dieser beiden Stationen den Pegelverlauf von Lautoka.

Bild 3: Pegel von Lautoka (Fidschi) in blau, lineare Regressionslinie in rot (beide erstellt vom Autor aus den numerischen Pegeldaten), ihre Steigung beträgt 4,23 mm/Jahr und liegt damit im oben angegebenen Bereich von 3,33 bis 4,42 mm/Jahr für Stationen mit positivem Trend.

Eine weltweite Sonderstellung der Fidschi-Inseln liegt also mit Sicherheit nicht vor. Fidschi gehört zu den oben erwähnten 7 % aller weltweiten Stationen, die einen positiven Trend zeigen, mehr ist dazu nicht zu sagen. Natürlich ist bei so gut wie allen Stationen, mit welchem Trend auch immer, die Ursache in aller Regel nicht zu ermitteln. Nur bei beispielsweise nachweisbaren Bodensenkungen durch zu starke Grundwasserentnahme ist der Mensch der Verursacher. Die aus Pegelmessungen gewonnenen Meeresspiegelanstiege um Fidschi, die sich im absolut gewöhnlichen Bereich aller Stationen weltweit mit positivem Trend bewegen, dem aktuellen Klimawandel zuzuordnen läßt am Verstand des Aussagenden zweifeln. Mehr als das, was Bild 1 an Information hergibt, nämlich eine Anstiegskurve ab der endenden Eiszeit, ist leider nicht gesichert.

Schlussbemerkung

Nicht Meeresspiegelanstiege sind die größte Bedrohung, sondern Politiker, die den geballten Unsinn von Journalisten ungeprüft ihren Wählern verkaufen, um Ängste zu erzeugen.

 

Literaturnachweise

[1] Akasofu, S.I., 2010. On the recovery from the Little Ice Age. Natural Science, 2(11), 1211-1224

[2] Mörner, N.A., 2013. Sea level changes past records and future expectations. Energy & Environment, 24(3-4), 509-536.

[3] Behre, K.E., 2007. A new Holocene sea‐level curve for the southern North Sea. Boreas, 36(1), 82-102.

[4] Kiribati: Ein Südsee-Paradies versinkt. ZEIT Online, 23.06.2013.

[5] Beenstock, M., Felsenstein, D., Frank, E., Reingewertz, Y., 2015. Tide gauge location and the measurement of global sea level rise. Environmental and ecological statistics, 22(1), 179-206.

Alle Fachaufsätze [1]-[3], [5] sind in Google Scholar durch Eingabe des Titels im Suchfenster frei erreichbar.




Nachruf: In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem langjährigem EIKE-Mitglied Prof. Dr. Friedrich-Karl Ewert

von Horst-Joachim Lüdecke im Namen aller EIKE-Mitglieder

Friedrich-Karl Ewert war eine tragende Säule von EIKE, der unermüdlich seine Expertise als Naturwissenschaftler (Geologe) gegen die heutige ideologische Instrumentalisierung der Wissenschaft einsetzte. Sein Leben und beruflicher Werdegang:

Geboren 1934 in Ahlbeck auf Usedom studierte er nach seiner Schulzeit an der Humboldt-Universität in Berlin – damals noch in der DDR-Diktatur. Wegen unzureichender Fügsamkeit bei den üblichen kommunistischen Bekenntnissen der Universitätsleitung auffällig geworden und zum Gespräch darüber zitiert, verließ er noch am gleichen Abend Ostberlin und studierte weiter in Westberlin und Münster Geologie. Er wurde schließlich Professor für Geologie an der früheren Gesamthochschule Paderborn, Abteilung Höxter, die 2003 in der Universität Paderborn aufging. Darüber hinaus wurde er 1999 zum Honorarprofessor der Hohai-University Nanjing China ernannt. 2009 wurde F-K. Ewert Mitglied von EIKE. Im gleichen Jahr am 5.2.2009 hielt er an der Universität Paderborn den Vortrag „Klimawandel – unser CO2???“ (hier), in dem er die These vertrat „Menschliche Aktivitäten verursachen nicht in entscheidender Weise den Klimawandel“.

Ob sein Eintritt bei EIKE, das ebenfalls diese These vertritt, mit der vermutlich nicht allseits freundlichen Resonanz seines universitären Vortrags zusammenhing, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall teilte F-K. Ewert die gemeinsame Eigenschaft aller EIKE-Mitglieder: Selber Nachdenken, Misstrauen gegenüber jeder staatlich verordneten Meinung und Spürsinn für Betrug am Souverän (Wahlbürger).

F-K. Ewert war Experte für die Geologie von Staudämmen und hat zu diesem Thema die Sachbücher „Rock Grouting with Emphasis on Dam Sites“ (hier) und „Rock Grouting at Dam Sites“ verfasst (hier). Er war Vortragender und hielt Seminare über sein Spezialthema in China, Costa Rica, Dominkanische Republik, Indien, Indonesien, Iran, Mexiko, Holland, Pakistan, Peru, Sri Lanka, Schweiz, USA und Venezuela. Wie üblich über jeden fachlich Publizierenden weltweit finden sich auch alle Fachpublikationen von F-K. Ewert am einfachsten und vollständig in Google Scholar nach Eingabe von Friedrich-Karl Ewert im dortigen Suchfenster. Wegen seiner Zusammenarbeit mit zwei weiteren EIKE-Mitgliedern ist dabei insbesondere das paper erwähnenswert

Lüdecke, H.-J., Link, R., Ewert, F.-K., 2011. How natural is the recent centennial warming? An Analysis of 2249 Surface Temperature Records, International Journal of Modern Physics C, Vol. 22, No. 10.

F-K. Ewert war ferner auf drei internationalen Klimakonferenzen Vortragender, so auf der

  1. IKEK-9, 2015 in Essen mit „Erderwärmung: Was wurde gemessen, und wie wurde ausgewertet?“
  2. IKEK-10, 2016 in Berlin mit „Wie außergewöhnlich ist unser Klima? Eine paläontologische Betrachtung“, auf der IKEK-12 2018 in München mit „CO2 verringern – Das Gegenteil wäre richtig“
  3. IKEK-12, 2018 in München mit „CO2 verringern – Das Gegenteil wäre richtig“

Wir werden ihn nicht nur schmerzhaft bei EIKE sondern auch persönlich vermissen als unermüdlichen Kämpfer für wissenschaftliche Freiheit und wissenschaftliche Ehrlichkeit sowie als Kollegen, der zu jeder Tages- und Nachtzeit telefonisch für eine Diskussion zur Verfügung stand. Der Autor dieses Nachrufs kannte F-K. Ewert nicht nur durch unzählige Telefonate und E-Mails anlässlich der o.g. gemeinsamen Fachveröffentlichung und von EIKE-Klimakonferenzen, sondern zudem durch einen Besuch in seinem Haus bei Paderborn.

Anmerkung: Ohne Herrn Andreas Hoemann, Dipl.-Geologe, erst Praktikant, später Mitarbeiter und langjähriger Freund von F-K. Ewert, wären viele persönlichen Informationen über F-K. Ewert nicht möglich gewesen. Dafür herzlichen Dank an Herrn Hoemann. Erwähnenswert ist auch, dass es zuerst Herrn Hoemann auffiel, wie GISS NASA als Datenquelle in der o.g. Fachveröffentlichung von Lüdecke/Link/Ewert ihre abgreifbaren historischen Temperaturreihen willkürlich und kontinuierlich in Richtung höherer rezenter Temperaturen veränderte (ob dies bereits vor unserer Publikation erfolgte oder erst danach ist nicht bekannt). Diese Datenmanipulation wurde dann von F-K. Ewert an die Öffentlichkeit getragen, von ihm stetig weiter beobachtet und ist inzwischen auch weltweit von weiteren Forschern bemerkt und bekannt gemacht worden. Konsequenzen dieser fragwürdigen „Korrekturen“ von historischen Originaldaten seitens des GISS sind dem Autor nicht bekannt. Immerhin sind die ursprünglichen Originaldaten vom GISS zwar immer noch erhältlich, dies aber nur mit weit  höheren Aufwand als die „korrigierten“ Daten.

 




Wieder einmal die Präsidentin der TU Berlin, Frau Geraldine Rauch: Hat sie „wissenschaftlich“ die AfD widerlegt?

Von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Frau Prof. Dr. G. Rauch, Präsidentin der TU Berlin, hielt an der TU eine „Ringvorlesung“, worunter eine Vorlesungsreihe zu verstehen ist, bei der sich mehrere Dozenten aus verschiedenen Fachbereichen oder Hochschulen einem Thema widmen. Das Thema war Klimawandel, der Titel „Wir rechnen mit dem Klimawandel“.

Die Vorlesung steht im Internet frei zur Verfügung (hier), aber niemand scheint sich dafür zu interessieren, denn nach 5 Tagen (11.2.2024) zählte sie nur 75 Aufrufe – ein Negativrekord? Wer sich das Youtube dieser Vorlesung antun möchte, sollte es besser nur mit den einblendbaren Untertiteln tun. Die verbalen Defizite wie die permanenten „ähms“, das regelmäßig fehlende Beenden von Sätzen und endloses Herumgeeier anstatt klaren Schilderungen waren nur schwer zu ertragen. Der Besuch eines Kurses in Hochschuldidaktik für Frau G. Rauch wäre ratsam, ihre Studenten würden es danken.

Einen Pluspunkt gab es freilich: Der Vortrag war fachlich in Ordnung. Es ist zu begrüßen, dass die allgemein zu stiefmütterlich behandelte und sogar in begutachteten Klimafachpublikationen gelegentlich fehlerhaft angewandte Statistik in ihren Grundlagen einmal zur Sprache kam. Anwender sollten allerdings auch verstehen, was sich mit Statistiksoftware so berechnen lässt und ob die Daten für die ausgesuchte Methode überhaupt geeignet sind, worauf Frau G. Rauch leider kaum einging (Beispiel der t-test für lineare Regression, welcher bei autokorrelierten Daten wie zum Beispiel Temperaturreihen falsche Ergebnisse liefert).

Absolutes NO GO der Vorlesung war die bewusste Verdummung der Zuhörerschaft durch Falschaussagen und politische Polemik. Es ging mit Begriffen los, die nicht in einen wissenschaftlichen Vortrag gehören: So in Minute 3.56 die Verwendung der politischen Kampfaussage „Klimaleugner-Szene AfD, EIKE und Werteunion“. Welch ein Unsinn, denn Klima ist ein wohldefinierter Begriff der WMO und kann nicht geleugnet werden. Niemand macht das, es sei denn er ist nicht ganz dicht im Oberstübchen. Die Erwähnung in Minute 5:03 von Demonstrationen gegen „rechts“, angestoßen von dem fragwürdigen Verein Correctiv, gehören ebenfalls nicht dazu. Zumindest eine Erinnerung an das berühmte „si tacuisses, philosophus mansisses“ hätte hier Frau G. Rauch gut getan.

Dies insbesondere deswegen, weil Correctiv inzwischen zurückgerudert ist und die Staatsanwaltschaft Potsdam eine Anzeige gegen die Potsdamer Privatveranstaltung einer weiteren Ermittlung als nicht würdig befand und sie eingestellt hat (hier). Inzwischen laufen juristische Klagen gegen Correctiv seitens der Bundestagsabgeordneten Frau Huy sowie des Verfassungsrechtlers Vosgerau, beide Teilnehmer des Treffens. Ferner gibt es mehrere eidesstattliche Aussagen gegen Correctiv (hier). Es sieht nicht gut aus für das mit Steuergeldern gepäppelte Correctiv. Zu den Demonstrationen gegen rechts und deren vehemente Regierungsunterstützung (Demonstrationen gegen rechts- und linksextrem wären ja noch verständlich) kann man eigentlich nur sagen „Wer zusammen mit seiner Regierung auf die Straße geht, ist kein Widerstandskämpfer, sondern nur ein nützlicher Tölpel.“

Frau G. Rauch bemühte als angebliche Widerlegung von „Klimaleugnern“ zuerst eine gequälte Kritik an einer begutachteten Publikation über Todesfälle durch Klimawandel. Selbstverständlich ist jede solcher Publikationen angreifbar und hat Schwachstellen, wie umgekehrt ebenfalls begutachtete Publikationen wie zum Beispiel über das nahe Ende des Golfstroms (AMOC), oder eine prominente fachliche Aussage über zukünftige Winter ohne Schnee (hier), welche von der Realität schnell zu Mega-Quatsch degradiert wurde, ebenfalls ihre Schwachstellen haben und angreifbar sind. Im Übrigen, und das vergaß Frau G. Rauch zu erwähnen, übertreffen die Todesfälle durch zu große Kälte die durch hohe Wärme bei weitem (hier). Das ersichtliche Sich-unwohl-fühlen von Frau G. Rauch bei der Behandlung ihres unglücklich gewählten Beispiels war in der auffälligen Häufung ihrer „ähs“ und Pausen erkennbar.

Wirklich gruselig wurde es dann im Zusammenhang mit dem korrekten Zitat aus dem AfD-Parteiprogramm „Klima ist schon immer Schwankungen unterlegen“ (Minute 28:30). Dazu brachte Frau G. Rauch die Temperaturmessung des DWD in Berlin-Brandenburg seit 1980 ins Spiel, passt eine Regressionsgerade an und berechnete einen ausreichend kleinen p-Wert, der zeigte, dass hier ein signifikanter Anstieg vorlag. Ihr Fazit 36 Minuten später lautete „Damit haben wir die AfD widerlegt“ (Minute 1:04:20). Über so viel Chuzpe war man sprachlos. Frau Rauch suggerierte somit ohne jeden Beleg, die AfD würde behaupten, dass Temperaturen keinerlei systematischen Veränderungen aufweisen und zufällig von Jahr zu Jahr um einen konstanten Wert schwanken würden. Diese Nullhypothese hat Frau G. Rauch zwar widerlegt, nur ist von dieser Hypothese oder Aussage absolut nichts im AfD-Programm zu finden! Die „Widerlegung der AfD“ von Frau G. Rauch grenzt daher an böswillige Volksverdummung. Zudem war nichts zur Form oder vermuteten Herkunft der behandelten Temperaturschwankungen von Frau G. Rauch zu hören. Hätte sie zu ihrem Thema etwas gründlicher recherchiert, wären ihr sicher die Atlantische Multidekadale Oszillation AMO, die NAO, AO, …oder die zahlreichen Sonnenzyklen zur Kenntnis gelangt, und der Vortrag hätte sogar richtig spannend werden können.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: In jeder politischen Partei – von weit rot bis weit rechts – gibt es Mitglieder, die eigenartige Vorstellungen über den Klimawandel haben. Das muss man auch als Fachmann mit Humor nehmen. Es ging aber im Vortrag von Frau G. Rauch um Klimaaussagen in offiziellen Parteiprogrammen, von denen sich übrigens jede, auch wenn sie sich in den unterschiedlichen Parteien widersprechen, auf einen maßgebenden Anteil der begutachteten Fachliteratur berufen kann. Nach Kenntnis des Autors bezweifelt außerdem kein Parteiprogramm, dass zunehmendes CO2 einen erwärmenden Klimaeinfluss ausübt, der Unterschied liegt nur im Ausmaß dieses Einflusses, über den sich die Fachwissenschaft eben nicht einig ist. Auf Grund der astronomischen Kosten der CO2-Vermeidung ist es legitim, dass sich ein Teil des politischen Spektrums die berechtigte Frage stellt, ob es nicht wichtigere Probleme als die Beseitigung des benignen Luftdüngers CO2 für (Nahrungs)Pflanzen zur Behebung eines wahrscheinlich harmlosen Erwärmungseffekts gibt.

Frau G. Rauch sollte sich überlegen, vielleicht besser in die Politik zu gehen. Die Art und Weise, wie sie korrekte Wissenschaft zu nicht existierenden Parteiprogrammaussagen verdreht und wie sie permanent ihre präsidentielle Neutralitätspflicht beschädigt (hier), ist kaum geeignet, der Qualität und dem guten Ruf der TU Berlin zu dienen.

 

 




Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und seine erbitterten Gegner

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Die Ziele des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit e.V. gehen unmissverständlich aus seiner eigenen Grundsatzerklärung hervor (hier). Dort heißt es

Wir sind ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich für ein freiheitliches Wissenschaftsklima einsetzen. Darunter verstehen wir eine plurale von Sachargumenten und gegenseitigem Respekt geprägte Debattenkultur und ein institutionelles Umfeld, in dem niemand aus Furcht vor sozialen und beruflichen Kosten Forschungsfragen und Debattenbeiträge meidet. Wir widersetzen uns allen Bestrebungen, die Freiheit von Forschung und Lehre aus ideologischen Motiven einzuschränken.“

Es fällt schwer zu glauben, dass diese Bekundung Gegnerschaft und Hass sogar aus dem Wissenschaftsbereich selber hervorrufen könnte. So geschah es aber seitens der Präsidentin der TU Berlin, Geraldine Rauch, selbst Professorin und praxiserprobte Wissenschaftlerin (hier).

Dass beruflicher akademischer Erfolg nicht vor gröbstem Unsinn schützt, kann historisch an unzähligen Beispielen belegt werden. Die Veröffentlichung von Frau G. Rauch setzt diese Tradition fort und bietet daher im Grunde nichts Neues. Allerdings sind ihre Ausführungen unter dem Blick auf die heutigen Verhältnisse aufschlussreich. Dies ist der einzige Grund, warum sich diese EIKE-News mit dem gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gerichteten Artikel von Frau G. Rauch beschäftigt. Was schreibt nun die TU-Präsidentin Frau Rauch? Ihr Beitrag kann frei im Internet gelesen werden (hier) und hat den Titel „Die Aktivitäten des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit sollten uns mit tiefster Sorge erfüllen“. Der Hauptvorwurf lautet, das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit würde gefährliche Narrative verbreiten.

Liest man, sich die Augen über diese absurde Anschuldigung reibend, weiter, um diese Narrative kennenzulernen, wird man enttäuscht. Von gefährlichen Narrativen des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit findet sich im Artikel von Frau G. Rauch keine Spur. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit bleibt in seinen Aktivitäten strikt bei der oben zitierten Grundsatzerklärung. Dass dagegen die Verletzungen einer ordentlichen Debattenkultur stets aus der gleichen Ecke erfolgt, die der Autor populär als „bekloppt-woke-links-grün“ bezeichnen würde, dafür ist das Netzwerk nun wirklich nicht verantwortlich zu machen. Von „Rechts“ ist aller Kenntnis nach in jüngerer Zeit noch nie eine meinungsstrittige akademische Veranstaltung gestört, abgesagt oder militant verhindert worden. Es verhält sich daher genau umgekehrt! Frau G. Rauch ist diejenige, welche fragwürdige Narrative verbreitet. Ihre an ein trotziges Kleinkind erinnernde Genugtuung, die Freiheit des Gendersternchens zu nutzen, sei ihr dabei ehrlich zu gönnen – jeder darf sich mit Quatsch blamieren so viel er will. Diese Freiheit gehört zu unserer Demokratie, ist ein hohes Gut und wird von jedem Demokraten auch verteidigt (nicht verteidigt wird dagegen, den Genderblödsinn der gesamten Bevölkerung aufs Auge drücken zu wollen).

In ihrem Artikel führt Frau G. Rauch aus: „Die Äußerungen des Netzwerks stärken das Narrativ der Neuen Rechten, Rechtsextremistinnen und anderer verfassungsfeindlicher Organisationen“, ohne näher zu erklären, was sie unter den Neuen Rechten und deren Narrativen versteht. Man findet dazu nichts, aber mit ein wenig hermeneutischem Lesen des Artikels wird klar, dass nur die AfD gemeint ist, also die heute zweitstärkste Volkspartei mit grob geschätzten 10 Millionen Wählern. Also alle 10 Millionen verfassungsfeindlich? Auch für die perfide Kontaktschuld-Masche ist sich Frau G. Rauch nicht zu schade, wenn sie schreibt: „Die AfD zitiert Stellungnahmen des Netzwerks und wirbt mit den Inhalten auf ihrer Webseite„. Hat Frau G. Rauch überhaupt einmal in das Parteiprogramm der AfD hineingeschaut? Wir wären auf verfassungsfeindliche Belege gespannt. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: es geht hier nicht um für oder gegen die Volkspartei AfD, jeder ist frei in seiner Meinung über jedwede politische Partei und ihre Wähler. Der Artikel von Frau G. Rauch lässt aber ein befremdliches Demokratieverständnis erkennen, denn in jedes demokratische Spektrum gehört auch eine rechte Seite, ob man diese Seite nun mag, oder nicht. Ansonsten kann von Demokratie keine Rede mehr sein. Schließlich stellt Frau G. Rauch die Kernfrage: „… bleibt die Frage, was die Mitglieder des Netzwerks unter Freiheit und freier Meinungsäußerung verstehen“.

Nun ist diese Frage bereits in der Grundsatzerklärung des Netzwerks beantwortet, des Lesens ist Frau G. Rauch sicher mächtig. Man kann die Antwort aber auch historisch geben mit einer Aussage von Francois-Marie Arouet, alias Voltaire. Einem seiner erbittertsten Meinungsgegner soll Voltaire gesagt haben „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“ Dass diese Bekundung der Aufklärung heute zum Gegenteil mutiert ist, belegen die vielen Vortrags-Ausladungen von wissenschaftlichen Experten an Universitäten, welche dem rot-grünen Narrativ fachlich fundiert widersprechen (Musterbeispiele sind mehr als zwei Geschlechter, Klimaschutz, Energiewende, Korona-Politik, Geschichte der Sklaverei etc.). Die einknickenden Veranstalter entschuldigen sich gewöhnlich erleichtert mit dem Argument zu großen Drucks militanter linker Studentenschaft oder gar der Antifa. Diese Feigheit, sich gegen Meinungsterror zu positionieren, erklärt viele ansonsten kaum vorstellbare Vorkommnisse in dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte. Es wäre heute gemäß Hausrecht für die Hochschulleitungen absolut kein Problem, bei militanten gewalttätigen Störungen einer akademischen Veranstaltung die Verursacher der herbeigerufenen Polizei zu übergeben. Demokratie muss sich auch gegen ihre Feinde wehren können, sonst ist sie schnell keine mehr. Überflüssig im Übrigen, diese Vorkommnisse hier alle zu belegen, sie sind überreich im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit dokumentiert (hier), vorwiegend auch in alternativen Medien wie Tichys Einblicke oder Achgut.

Auch der e.V. EIKE (der Autor dieser Zeilen ist EIKE-Pressesprecher) bietet Musterbeispiele einer aus dem Ruder gelaufenen Entwicklung. Auf den EIKE-Klimakonferenzen tragen oft Klimawissenschaftler von Weltruf vor und diskutieren ihre Forschung mit dem Publikum wie die Klimaforscher Richard Lindzen vom MIT (hier), oder William Happer von Princeton (hier), um zwei stellvertretende Beispiele zu nennen. Trotzdem ist es für EIKE nicht mehr möglich, Veranstaltungsräume für seine wissenschaftlichen Konferenzen in Deutschland zu finden, denn die Hotelbesitzer werden mit krimineller Gewalt bedroht. EIKE wurde zudem vom Finanzamt mit dem Argument der Unwissenschaftlichkeit die Gemeinnützigkeit trotz seiner wissenschaftlichen Konferenzen und finanziellen Forschungsunterstützung entzogen (Förderung der Wissenschaft ist ein ausreichendes Grundkriterium für Gemeinnützigkeit), während sich ein mehr als fragwürdiger Verein wie Correctiv nicht nur der Gemeinnützigkeit erfreut, sondern auch noch mit Steuermillionen unterstützt wird. Die staatlich gesteuerte Aufgabe von Correctiv bestand unübersehbar darin, das Schauermärchen von einem angeblichen Potsdamer Geheimtreffen zu verbreiten, wobei dieses Schauermärchen auch von Frau G. Rauch in ihrem Artikel als Argument gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verwendet wird. Das Vorgehen von Correctiv kann eigentlich nur völlig Blinden verborgen sein, nämlich über die Medien Massendemonstrationen gegen die AfD zu initiieren, um einen politischen Gegner zu schwächen oder zu zerstören. Diese Methode ähnelt denen der ehemaligen DDR und noch dunklerer Zeiten davor. Man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien: Infolge inzwischen mehrer Klagen gegen Correctiv, die auch die Herausgabe der vermutlich dort rechtswidrig aufgenommenen Tondaten fordern, wird sich das Potsdamer Geheimtreffen als eine staatlich gesteuerte Luftnummer herausstellen. Dies wird aber dann keinem ÖR-Medium auch nur die geringste Erwähnung wert sein, denn das eigentliche Ziel von Massendemonstrationen wurde schließlich erreicht.

Grundsätzlich gilt noch immer, dass die Grenzen der Rede- und Schreibfreiheit ausschließlich das Strafrecht setzt. Frau Rauch wagt sich in ihrem Artikel leider in diesen Bereich, wenn sie schreibt „Denn Forschung und Lehre können nur frei sein, wenn Menschen egal welcher Nationalität, Religion oder welchen Geschlechts gleich und fair behandelt werden. Genau das wird aber durch das Netzwerk massiv infrage gestellt.“ Dem ersten Satz stimmt jeder uneingeschränkt zu, im zweiten wirft sie aber dem Netzwerk Wissenschaftsfreiheit Verfassungsfeindlichkeit vor, ohne dies zu belegen. Hier kann es bei einer möglichen Klage ungemütlich für sie werden. Frau G. Rauch verletzt das politische Neutralitätsgebot jeder Universitätsleitung, wenn sie in ihrer Amtsführung politischen Aktivismus betreibt. Sie verletzt in ihrem Artikel auch die präsidentielle Fürsorgepflicht für diejenigen Professoren der TU, die Mitglieder des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit sind. Nach solch einem Artikel und mit nur einem Funken Ehrgefühl sollte Frau G. Rauch die Konsequenzen ziehen und von ihrem Amt zurücktreten.

Dem Autor der hier behandelten Affäre „Präsidentin der TU als Aktivistin gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ kommt im gegebenen Zusammenhang das folgende Statement des deutschen Journalisten Michael Klonovsky in den Sinn:

Es ist absurd zu glauben, dass alles, was die vielen Generationen leben und überleben ließ, was sie befähigte, die großartigste aller Zivilisationen zu schaffen, plötzlich überholt sei, dass diese Generationen vor uns , denen wir alles verdanken, was uns heute als Komfort dient, und die dafür entbehrt, geschuftet, geopfert, geblutet und gelitten haben, komplett falsch lägen und ausgerechnet die Heutigen, die nichts erlitten, nichts entbehrt, nichts verehrt, nichts gelernt, nichts geschaffen haben, sondern alles nur aufzehren, kritisieren und demolieren können, dass diese Generation übergeschnappter und wohlstandsverwahrloster Mitläufer berufen sei, der Menschheit den Weg zu weisen.

Bedenklich wird es insbesondere bei akademisch Gebildeten als Mitläufern, die es bis zu Hochschulpräsidenten gebracht haben.

Anmerkung:

Der Autor Horst-Joachim Lüdecke ist Mitglied des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit.