Fake News als Mittel im Kampf gegen die Kernenergie

Die Maße der Konstruktion 105m hoch, 150m lang, 257m Spannweite, das Gewicht 29 000 t ( = dreifaches Gewicht vom Eiffelturm). Natürlich waren dort sehr viele Menschen beschäftigt. Die Kosten für diesen zweiten Sarkophag betragen schon über 2 Mrd. EURO.

„Sarkophag“ KKW Tschernobyl Juni 2013, Bild Niemann

„Sarkophag“ KKW Tschernobyl September 2014, Bild Niemann

Schon während des Baues gab es Berichte dazu in den Medien, in meiner Tageszeitung DIE WELT am 25.4.2016 mit der Überschrift „Der Tod ist etwas sehr Persönliches“, dabei das Wort Tod hervorgehoben durch Fettdruck und vergrößert. Wie in Berichterstattung zu Tschernobyl üblich, mit den üblichen Schreckenswörtern „verstrahlt, Tod, Todeszone, Gefahr, Krebs“ garniert. Vermutlich wurde auch in vielen anderen Medien in ähnlicher Weise berichtet.

 

Ende November 2016 wurde nun der zweite Sarkophag über den ersten geschoben. Wieder gab es Meldungen in den Medien, in DIE WELT am 28.11.2016 mit der Überschrift „Neuer Sarkophag für Tschernobyl“. Mein Leserbrief dazu wurde nicht abgedruckt, daher möchte ich für interessierte Leser hier einen Teil meiner Zuschrift wieder geben:

„Wieder einmal wird eine Gelegenheit genutzt, um die Strahlenangst zu pflegen und Deutschland auf dem eingeschlagenen Weg zurück ins Mittelalter zu halten. Nur zwei Punkte möchte ich sagen:

1) Der Strahlenpegel liegt auf dem Gelände der Ruine von Tschernobyl bei ca. 0,12 Mikro-Sievert pro Stunde, zulässig sind 0,25 Mikro-Sievert pro Stunde. Das wird nun „TODESZONE“ genannt, aber nicht begründet. Im Flugzeug haben wir auf unserer Breite in Reiseflughöhe etwa 6 Mikro-Sievert pro Stunde (noch abhängig von der Aktivität der Sonne), also mehr als das 20-fache vom erlaubten Wert in Tschernobyl. Frage: Warum handelt es sich bei Tschernobyl um eine TODESZONE, wenn täglich weltweit mehr als eine Million Menschen sich dieser Strahlung ohne den geringsten Schaden aussetzen, und das fliegende Personal etwa 1000 Stunden im Jahr?

2) Mit zaghaften Worten wird hingewiesen auf die Opfer der Evakuierung in Fukushima, das sollte deutlicher geschehen, damit es die Leser auch verstehen: Es sind in Japan infolge der drei Kernschmelzen und Freisetzung von Radioaktivität NULL Menschen gestorben, niemand wurde in seiner Gesundheit auch nur geschädigt (nachzulesen bei UNSCEAR). Aber es gibt etwa 150 StrahlenSCHUTZopfer, weil die Intensivpatienten evakuiert und so deren ärztliche Versorgung abgebrochen wurde. DER SPIEGEL berichtet von 150 bis 600 Evakuierungsopfern, (meines Wissens das einzige Medium in Deutschland bisher mit deutlichen und richtigen Worten zum Sachverhalt) siehe DER SPIEGEL „Schön verstrahlt“ 17/2016 Seite 106 ff.“

Zu Punkt 1: Die Strahlung in der evakuierten Zone (das ist der helle Bereich auf dem Bild) rund um Tschernobyl kann sich jedermann täglich am Computer abrufen (hier) [2], hier ein Beispiel:

Strahlungspegel an verschiedenen Orten

Die Zahlen bedeuten den Strahlenpegel gemessen in Nano-Sievert pro Stunde. Das ist im Vergleich zu sehen mit den in meinem Leserbrief genannten 6000 Nano-Sievert pro Stunde auf Reiseflughöhe auf unseren Breiten.

Wer sich bei uns ins Flugzeug setzt, begibt sich in eine Zone mit viel höherer Strahlung als diejenige um Tschernobyl, die Benutzung des Wortes TODESZONE im Falle von Tschernobyl durch die Medien ist als eine politisch motivierte Falschmeldung zu sehen.

Zu Punkt 2: Die in Fukushima evakuierten Intensivpatienten, befanden sich in Krankenhäusern, dadurch waren sie geschützt vor den mit dem Wind vorbei ziehenden radioaktiven Atomen. Viele der nicht mehr versorgten Patienten starben. Nachmessungen zeigten bei ihnen keine erhöhte Strahlung, was verständlich ist.

Wir kommen damit zu der eigenartigen Erkenntnis, daß der Strahlenschutz viel mehr Todesopfer gefordert hat als die Strahlung. Es ist SCHUTZ vor Strahlenschutzmaßnahmen erforderlich, also ein Strahlenschutz-SCHUTZ.

Offenbar politisch motivierte Unterdrückung der Wahrheit wird heutzutage gern als fake news bezeichnet.

 

Internet-Adressen:

[1] http://chnpp.gov.ua/ru/?option=com_content&view=article&id=230&Itemid=101&lang=ru

[2] http://www.srp.ecocentre.kiev.ua/MEDO-PS/index.php?online=1




Atommüll-Lagerung in der ASSE- eine unendliche Geschichte

Zu diesem Vorhaben stellen sich Fragen, die an die Parlamentarier zu stellen sind:
1.     Überall in der Welt werden schwach radioaktive Abfälle (das ist die überwiegende Menge der Abfälle in der ASSE) oberflächennah endgelagert, z.B. in Frankreich im Endlager „Centre de la Manche“. Nur in Deutschland gibt es ein tiefes Endlager dafür, weil dafür ein still gelegtes Bergwerk zur Verfügung stand.
 
Bild 1 (wie auch oben rechts): ANDRA, Agence Nationale Pour La Gestion Des Dechets Radioactifs, zur verfügung gestellt von Dr. H. Hinsch
Frage: Warum stellt die tiefe Endlagerung in Deutschland eine Gefahr dar, während in allen anderen Ländern der Erde die oberflächennahe Lagerung ausreichend ist?
2.     Wenn man die schwach radioaktiven Abfälle aus der ASSE herausholt, stände zu deren späterer Endlagerung nur Schacht KONRAD bereit. Dieser Schacht kann jedoch den Abfall aus der ASSE nicht zusätzlich aufnehmen, denn das genehmigte Hohlraumvolumen von KONRAD wird durch den schon vorhandenen und noch anfallenden schwach aktiven Abfall aufgefüllt werden.
Frage:
Man plant offenbar, die rückgeholten Abfälle in oberirdischen Bauten endzulagern [1]. Ist das sicherer als die Lagerung in der Tiefe?
3.     In der ASSE lagern als wesentliche Nuklide Uran und Thorium [2], das sind alpha-Strahler mit einer Reichweite von wenigen Hundertstel Millimeter im Gestein. Für Menschen können alpha-Strahler nur dann gefährlich werden, wenn sie in den Körper gelangen, also verspeist werden.
Frage:
Ist das Risiko des Verspeisens der Abfälle nicht als geringer einzuschätzen, wenn diese in der Tiefe verbleiben anstatt sie an die Oberfläche zurück zu holen?
4.     Der Fachverband Strahlenschutz – das ist der Zusammenschluß der im Strahlenschutz ausgebildeten Fachleute in Deutschland – hat gegen die Rückholung der Abfälle argumentiert, weil damit gegen den Grundsatz des Strahlenschutzes verstoßen wird, jede unnötige Exposition zu vermeiden [3].
Frage:
Warum ignoriert die Politik und das Bundesamt für Strahlenschutz den Rat der Fachleute?
5.     Ebenso wendet sich Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung vom Öko-Institut Freiburg und Vorsitzender der Entsorgungskommission des Bundes seit längerem gegen die Rückholung der Abfälle, weil diese nicht machbar sei. Das ist eine lobenswert sachliche Bewertung von Seiten der Kernkraftgegner, zu denen Herr Sailer gezählt werden kann.
Frage:
Warum ignoriert die Politik und das Bundesamt für Strahlenschutz den guten Rat vom Öko-Institut?
6.     In die ASSE wurde durch die Abfälle ungefähr genauso viel Radioaktivität hinein gebracht (einige zehn hoch zwölf Becquerel), wie man zuvor durch den Bergbau durch Kali heraus geholt hatte (wenn man bei den Abfällen diejenigen mit kurzer Halbwertszeit außeracht lässt, weil diese schon in etwa 100 Jahren komplett zerfallen sind). Es also bezüglich der Menge von Radioaktivität in der ASSE nichts verändert worden, nur sind es dort anstatt Kalium-40 jetzt mit Uran und Thorium andere Nuklide.
Frage:
Der Mensch hat bezüglich der Menge von Radioaktivität durch die Abfalllagerung in der ASSE nichts verändert – warum soll jetzt durch Rückholung die Erde in über 500 Meter Tiefe frei von Radioaktivität gemacht werden?
7.     In der Landwirtschaft werden in Deutschland jedes Jahr einige zehn hoch zwölf Becquerel in Form von Kalidünger auf den Feldern verteilt. Eine ähnlich große Menge von Radioaktivität (K-40, C-14) wird von den Menschen in Deutschland mit der Nahrung verspeist.
Frage:
Warum ist das verspeisen von Radioaktivität mit der Nahrung gestattet, nicht hingegen die Endlagerung der gleich großen Menge von Radioaktivität in der Tiefe?
8. In der ASSE werden die Abfälle durch das Deckgebirge geschützt, in dem sich hundertmal so viel Radioaktivität wie in der Tiefe befindet [4], wenn man wiederum die in 100 Jahren verschwundenen Nuklide mit kurzer Halbwertszeit vernachlässigt, siehe Skizze (bei diesem Vergleich ist es belanglos, ob man die Radioaktivität in Bq oder in kg misst):


Frage: Wie können die Abfälle in der Tiefe eine Gefahr bedeuten, die 100-fache Menge an Radioaktivität im Deckgebirge darüber jedoch nicht?
9.     Es lässt sich berechnen, welche Menge an Uran die letale Strahlendosis ergibt; es müßten ca. 1 kg Uran verspeist werden. Die letale Dosis von Steinsalz liegt bei ca. 250g. Es ist also die Toxizität des Urans im Abfall geringer als diejenige vom umgebenden Steinsalz.
Frage:
Warum belässt das giftigere Steinsalz in der Tiefe und will das geringer giftige Uran aus dem Bergwerk herausholen?
Die ASSE wird vom Bundesamt für Strahlenschutz betreut, auch die Rückholung der Abfälle wird von dieser Behörde entgegen dem Rat von Fachgremien vorangetrieben. Es wird Werbung für dieses Vorhaben gemacht, das geschieht durch Berichte in vielen Zeitungen [5]. Dabei wird eine einfache Modellvorstellung beschrieben, die auf den ersten Blick für den Bürger einleuchtend ist und daher sofort geglaubt wird. Bei der ASSE ist es die Vorstellung vom Eindringen von Wasser in eine instabile Grube, das Rosten der Fässer, Auflösung des Inhalts, Verseuchung des Grundwassers. Dabei wird vieles falsch dargestellt:
Die Hohlräume der ASSE sind schon zu 90% wieder verfüllt worden, mit der Verfüllung wird das Grubengebäude immer stabiler. Brüchige Stollen und nachbrechendes Deckgebirge sind überall im Bergbau normal, nur bei Salz sehr gering. Für die Menschen im Ruhrgebiet ist es alltäglich, dass durch zusammenbrechende Stollen an der Oberfläche Vertiefungen entstehen, mit weitreichenden Folgen für Bebauung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Natur. Für die ASSE wird es wegen der Verfüllung diese Dinge nicht geben. Es dringt kein Wasser ein, sondern Sole, die ist zu 100 % gesättigt mit Salz. Unterirdisch in 500 m Tiefe fließen keine Flüsse, es ist besser von einsickernder Feuchtigkeit zu sprechen. Der Zutritt von 12 Kubikmeter Flüssigkeit pro Tag ist unverändert seit 24 Jahren. Zum Absaufen des schon zu 90% verfüllten Grubengebäudes wären 76 Jahre erforderlich. Die Gefahren zum Absaufen oder für einen „großen Wassereintritt“ (wie das BfS sagt) sind gering. Mit der Verfüllung der Hohlräume wird das Einsickern von allein aufhören, denn nur in Hohlräume kann Feuchtigkeit einsickern. In der Sole ist fast nichts mehr löslich. Die Stahlfässer dürfen rosten, denn in den Fässern ist der Abfall in Beton eingebettet. Beton löst sich nicht in Wasser, noch weniger in Sole. Und auch die Abfälle in den Fässern sind im wesentlichen oxidischer Natur, damit kaum in Wasser löslich. Die Sole hat eine Dichte zwischen 1,2 und 1,3. Diese kann nicht nach oben durch höher liegendes Grundwasser mit der Dichte 1 steigen. Der Salzstock der ASSE ist 240 Millionen Jahre alt. Später im Tertiär war die norddeutsche Tiefebene viele Millionen Jahre vom Meer bedeckt, als sich die viel jüngeren Braunkohlelagerstätten bildeten – ohne Einfluß auf die viele Salzstöcke in Niedersachsen.
Sigmar Gabriel hat den ASSE-„Skandal“ im September 2008 erfunden. Er war zwar zuvor als Minister und als Ministerpräsident in Niedersachsen der zuständige Chef gewesen, aber zuvor war für ihn offensichtlich in der ASSE alles in Ordnung gewesen.
Das Vorgehen der Skandalisierung der ASSE war professionell, Bilder sind Hilfsmittel des Profis. So war in den Medienberichten immer das gleiche Bild zu sehen, nämlich ein Frontlader, der Fässer abkippt. Das sollte „Schlamperei“ bekunden und gelang, wie in vielen Internet-Blogs zu sehen war: Zorn und Emotionen wurden geweckt. Es gibt in der ASSE auch Kavernen mit sorgsam gestapelten Fässern, das wurde aber nicht gezeigt. Es wurde auch nicht gesagt, daß die gestapelten Fässer irgendwann vom sich absenkendem Gebirge zerdrückt werden, die auf einer schrägen Rampe abgekippten Fässern jedoch anschließend mit feinem Salz zugedeckt und wie in Beton für die Ewigkeit einbettet wurden.
Mit dem unsinnigen Gesetz zur Rückholung der Abfälle aus der ASSE macht sich Deutschland ein weiteres Mal vor den Augen der Welt lächerlich. Allerdings lachen nur die wenigen Fachleute mit Verständnis für die komplizierten Zusammenhänge zu Radioaktivität und Strahlung. Und diese Minderheit lacht nur insgeheim, denn sie wurde längst als „Lobbyist“ gebrandmarkt, wagt sich nicht mehr aus der Deckung. Die große Masse der Menschen wird in ihrer diffusen Strahlenangst bestärkt. Mit einfachen Dingen wird eine Massenhysterie erzeugt, ständig wiederholte Schlagworte wie „ungelöste Endlagerfrage“ gehören dazu [6].
Die Ideengeber der Kampagne bleiben unsichtbar. Multiplikatoren sind als „nützliche Idioten“ im Leninschen Sinne tätig, sie lenken bewusst oder unbewusst die Masse der Mitläufer – man sagt Gutmenschen – in die gewünschte Richtung. In der Geschichte wurden die Rezepte der Demagogie immer wieder benutzt, hier und heute zum Nachteil für Deutschland und alle anderen, die vielleicht dem falschen Vorbild folgen werden.
Dr. Lutz Niemann; EIKE
[1] „Asse_einblicke_17“, eine Informationsschrift des Bundesamtes für Strahlenschutz
[2] „ASSE, Ein Bergwerk wird geschlossen“ Info-Broschüre vom GSF-Forschungszentrum 2004
[3] „Rückholung der Abfälle aus der Schachtanlage ASSE II“ vom Fachverband Strahlenschutz v. 15.2.2011 und „Arbeitskreis des FS, Stellungnahme des AKE zur Schachtanlege ASSE II“ in StrahlenschutzPRAXIS 1/2009 Seite 93, 94
[4] berechnet mit der mittleren Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste nach Periodensystem VCH, oder Merck: „Tabellen für das Labor“: U: 3ppm, Th: 12ppm, K: 2,4%.
[5] Zum Beispiel in Süddeutsche Zeitung v. 28.12.2012, „Am Ende wird es immer Widerstand geben“; DIE WELT v. 13.12.2012, „Kaffee, Kuchen, Asse“; Der Spiegel v. 22.9.2012 „Mission Impossible“; u.a.m.
[6] Andere Beispiele: „Risikotechnik Kernkraft“, „Gendreck weg“, „Reichtum für alle“, „Yes we can“, „Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch“, „Scheitert der EURO, dann scheitert Europa“.




Nur Kernenergie ist nachhaltige Energie

Zu den Reichweiten der Quellen heißt es bei fossil und Kernspaltung „endliche“ Ressourcen und bei Erneuerbar „unendliche“ Ressourcen. Das ist zwar grundsätzlich nicht falsch, bedarf aber einiger Differenzierung. Die fossilen Quellen reichen einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte, so viel weiß man, denn die Erde ist schon ziemlich sorgfältig danach abgesucht worden. Neue große Quellen sind nicht mehr zu erwarten.
Zur Kernenergie wird ebenfalls gern „einige Jahrzehnte“ als Reichweite angegeben. Zu dieser Zahl gelangt man, wenn man die derzeit bekannten Ressourcen durch den derzeitigen jährlichen Verbrauch dividiert. Dabei wird jedoch vieles unterschlagen:

  1. In abgebrannten Brennelementen sind nur 5% der Energie genutzt, durch Recycling, d.h. durch Wiederaufarbeitung und den Brüter sind die restlichen 95% nutzbar.
  2. Das abgereicherte Uran 235 nach dem Anreicherungsprozess ist nutzbar, dazu braucht man den Brüter.
  3. Auch Thorium kann in spaltfähiges Uran überführt werden. Thorium ist auf der Erde 4-fach häufiger als Uran vorhanden, es bildet eine riesige Energiereserve.
  4. Die Erde ist noch lange nicht endgültig nach seinen Uran- und Thoriumvorkommen abgesucht, es gibt noch viele heute schon bekannte Möglichkeiten (z.B. in Phosphatvorkommen, Uran gelöst im Meerwasser).

Die Technik des schnellen Natrium-Brüters wird seit 30 Jahren in Russland erfolgreich zur Stromversorgung genutzt. Seit 1981 ist der BN-600 in Betrieb, eine Anlage doppelt so groß wie in Kalkar fast fertig gebaut worden ist, dann aber auf den Müll geworfen wurde. Die nächste größere Version BN-800 ist in Russland Bau, die Version BN-1200 in Konstruktion. China will zwei Anlagen des russischen Brüters BN-800 bauen, Verträge mit Russland wurden geschlossen. Russland hortet abgereichertes Uran. Das in Gronau bis zu 0,3% U-235 abgereicherte Natururan wird nach Russland exportiert und dort noch etwas weiter abgereichert. Das „Abfall“-Uran-238 mit nur sehr wenig U-235 verbleibt in Russland und kann für den Einsatz im Brüter irgendwann genutzt werden. Der Brüter wird kommen, er ist mit Riesenschritten längst im Anmarsch, auch wenn in Deutschland die Augen vor dieser Entwicklung verschlossen werden.
Wenn man alle obigen vier Punkte berücksichtigt, kommt man bei der Kernspaltungsenergie zu einer Reichweite von mindestens 100 000 bis zu einer Million Jahren, vielleicht sogar noch mehr. Nehmen wir an, dass die fossilen 100 bis 500 Jahre reichen werden, dann folgen nach diesen Jahren immer noch mindestens 99 500 Jahre bis 99 900 Jahre, in denen allein die Kernspaltungsenergie die Menschheit mit lebensnotwendiger Energie versorgen kann. Angesichts des riesigen Unterschiedes zwischen 500 und 999 500 Jahren ist es völlig belanglos, um wie viele Jahre die Entdeckung des Schiefergases die fossilen Quellen noch strecken kann. Erst wenn die Kernspaltungsenergien aufgebraucht sind, muß für die Menschheit zwangsläufig das Zeitalter der Erneuerbaren kommen.
Man kann nach Verfügbarkeit der Energiequellen unterscheiden:

  1. Das heutige Zeitalter der fossilen und nuklearen Energien mit ca. 50 bis 500 Jahren.
  2. Dann das Zeitalter der Kernspaltungsenergien von etlichen 100 000 Jahren.
  3. Daran anschließend das Zeitalter der Erneuerbaren Energien.

Wie mag das Zeitalter der Kernspaltungsenergien nach Ende der fossilen Quellen aussehen?

Das Handeln der Menschen in der Zukunft kann niemand voraussehen. Aber wir kennen die zu allen Zeiten geltenden Naturgesetze, und daher ist ein kleiner Blick in die Zukunft möglich. Wir wissen, dass die fossilen Quellen Öl, Gas und Kohle für etliche Bereiche unersetzlich sind:

  1. Das Transportgewerbe, insbesondere der Flugbetrieb, unverzichtbar in der globalisierten Arbeitsteilung.
  2. Der Betrieb von Großmaschinen, denen eine hohe Leistung von z.B. 100 PS oder mehr tatsächlich abverlangt wird. Diese werden zur Sicherstellung der Ernährung durch eine industrialisierte Landwirtschaft gebraucht, ein gleiches gilt für Großmaschinen am Bau.
  3. Der Bereich der Werkstoffe: Kunststoffe, Chemie, Stahlherstellung aus Eisenerz.

Die aus Erdöl gewonnenen flüssigen Kohlenwasserstoffe (Benzin, Diesel) haben eine hohe Energiedichte, sie lassen sich einfach handhaben. Nur damit konnten Verbrennungsmotoren entwickelt werden, die für Flugzeuge, Autos, Großmaschinen am Bau und in der Landwirtschaft unverzichtbar sind. Für diese Zwecke scheidet Elektroantrieb aus, denn es gibt keine genügend leistungsfähigen Batterien. Es wird sie auch nie geben, denn es gibt kein physikalisches Prinzip, das sich zur Speicherung in der erforderlichen Energiemenge eignen würde. Das Elektroauto ist nur als bessere Seifenkiste ohne Heizung möglich, womit die Fahrfreude im Winter schnell verschwinden wird. Großmaschinen müssen Kabelanschluß haben, das mag am Bau in engem örtlichen Bereichen noch gehen, bereitet Schwierigkeiten in großflächiger Landwirtschaft.
Die flüssigen Kohlenwasserstoffe lassen sich nach Fischer-Tropsch auch aus Kohle herstellen, dann sollte die dazu erforderliche Wärmeenergie aus Kernkraft kommen.

Damit folgt für Zeitalter der Kernspaltungsenergien nach Ende der fossilen Quellen:

  • Keine Flugzeuge
  • Schiffsverkehr nur mit Nuklearantrieb
  • Kein Lkw-Verkehr, Rückkehr zu Pferdefuhrwerken, Schienenverkehr mit Strom
  • Industrielle Landwirtschaft nur mit Kabelanschluss ans Stromnetz
  • Keine Kunststoffe
  • Keine Stahlherstellung aus Erz
  • Wohnungsheizung nur mit Nuklearstrom, sehr eingeschränkt mit Holz

Es sollten die kostbaren fossilen Ressourcen für die Zwecke Transport, Ernährungssicherung, Werkstoffe reserviert werden. Der heutige gigantische Verbrauch der fossilen Energien im Bereich der Gebäudeheizung ist ein Luxus auf Kosten der Zukunft. Heizung ist mit Kernenergiestrom möglich und damit das Gebot der Vernunft.

Wie mag das Zeitalter der Erneuerbaren Energien aussehen?

Dazu sind keine langen Erörterungen erforderlich, denn im Mittelalter hatten wir das schon: Vielleicht eine Million Menschen konnten leben, mit viel Plackerei bei harter körperlicher Arbeit allein zur Ernährung und viel frieren im Winter. Natürlich hat dieses Zeitalter auch Vorteile, es schafft viele Arbeitsplätze – aber wollen die Deutschen wirklich körperliche Schinderei?

Was will Deutschland?

Für Deutschland ist nicht die Reichweite der Energierohstoffe wichtig, sondern es sollte überlegt werden, wie lange Deutschland noch das Geld besitzt, sich die benötigte Energie kaufen zu können. Deutschland muss für den Import von Öl, Erdgas und Steinkohle viel Geld aufwenden, das war in der Summe (Quelle BAFA):
in 2009                        54 Mrd. EURO
in 2010                        65 Mrd. EURO
in 2011                        82 Mrd. EURO
In Zukunft muss wegen der von der Kanzlerin initiierten und von allen Parteien begrüßten der Abschaltung von 8 bestens funktionsfähigen Kernkraftwerken auch der Ersatzstrom bzw. Rohstoffe zur Erzeugung des Ersatzstroms aus dem Ausland gekauft werden, die Reihe der Preissteigerungen kann nur nach oben gehen. Es kann sein, dass es schon nach 20 Jahren in Deutschland dunkel und kalt wird. Und irgendwann wird vielleicht das Kernstrom liefernde Ausland von Deutschland einen Preis dafür verlangen, dass das „nukleare Risiko“ trägt, wegen dessen Deutschland den Ausstieg gemacht hat.
Die deutsche Energiepolitik ist von vielen Ungereimtheiten gekennzeichnet. Man will keinen Fortschritt, man will Rückschritt zurück zur Zeit um 1600: wenige Menschen, viel körperliches schuften bei hungern und frieren. Wenn Umweltministers Herr Dr. Altmaier sagt: „Wir müssen den Menschen das Gefühl geben, dass die Energiewende auch ihr Projekt ist und dass sie davon profitieren“, dann nicht ersichtlich, wie dieses profitieren aussehen soll.
Thilo Bode schrieb im Greenpeace-Magazin 1/98: "Nie wieder wird es eine Phase derartigen Reichtums wie in der 2-ten Hälfte des 20-ten Jahrhunderts geben, Verzicht wird das Dauerthema der Industriestaaten werden müssen." Da hat Herr Bode Recht, Verzicht auf heutige Lebensart, dahin will sich das Land freiwillig begeben. Herr Bode hat eifrig mitgeholfen. Es fehlt aber die Vorstellungskraft, wie dieser Weg zurück in die Vergangenheit friedlich vonstatten gehen soll.
Für den Rest der Welt sieht alles ganz anders aus, dort wird die Kernspaltungsenergie noch lange die Zukunft der Menschen in Wohlstand nachhaltig sichern können.
Dr. Lutz Niemann, EIKE