Gerundet zur nächstfolgenden ganzen Zahl ist der Anteil der Weltenergieerzeugung aus Windkraft heute: Null! Trotz der rückläufigen Subventionen (die Pensionäre in die Energie-Armut stürzt, während sich die Weinkeller großer Besitztümer immer weiter füllen), trotz des Zerreißens ländlicher Kommunen, der Vernichtung von Arbeitsplätzen, geraubter Illusionen, der Errichtung von Windmasten, des Fällens von Wäldern, der Tötung von Fledermäusen und Adlern, der Verursachung von Industrieunfällen, verstopfter Autobahnen und der Verschmutzung von Seen in der Inneren Mongolei mit den giftigen und radioaktiven Abfällen der Raffinade von Neodymium, von dem etwa eine Tonne in einer normalen Windturbine steckt – trotz all dem hat die Energieerzeugung durch Windkraft weltweit noch nicht einmal ein halbes Prozent erreicht.
Wenn das mit der Windkraft wirklich funktionieren würde, hätte das bis jetzt der Fall sein müssen. Die britische Bevölkerung sieht das ziemlich klar, obwohl Politiker häufig absichtlich taub sind. Die gute Nachricht ist, wenn man genau schaut, kann man erkennen, dass der Regierung von David Cameron allmählich das gesamte Fiasko dämmert. Die größten Investoren in Offshore-Windanlagen – Mitsubishi, Gamesa und Siemens – beginnen sich Sorgen zu machen, dass das Herz der Regierung nicht länger für die Windenergie schlägt. Vestas, wo man Pläne für eine Fabrik in Kent hat, möchte vom Premierminister noch vor dem Baubeginn eine Rückversicherung, dass der politische Wille zur Errichtung von Windturbinen noch vorhanden ist.
Dies erzwingt eine Entscheidung von Mr. Cameron – wird er den Turbinenmagnaten die Rückversicherung geben, dass er die Windenergie weiterhin subventionieren wird, oder will er davon Abstand nehmen? Der politische Wind hat sich mit Sicherheit gedreht. George Osborne ist absolut gegen Windparks, weil ihm nur zu klar geworden ist, wie viel sie kosten. Der Schatzkanzler und sein Team haben im Stillen Parlamentsmitglieder gebeten, einen Brief an Nr. 10 zu senden, und zwar des Inhalts, dass es ‚in diesen finanziell angespannten Zeiten unklug ist, die Verbraucher durch Subventionen des Steuerzahlers für eine ineffiziente und nur zeitweise stattfindende Energieerzeugung zahlen zu lassen, die typisch ist für Offshore-Windturbinen.
Die Errichtung offshore kann zwar Widerstände von Nachbarn umgehen, aber (Schatzkanzler, Achtung!) das ist sogar noch sinnloser, weil es Sie und mich – die Steuerzahler – doppelt so viel kostet. Ich weiß von einem Fachmann, einem Marineingenieur, dass der Betrieb von Windturbinen im Schotter, in den Gezeiten und den Stürmen der Nordsee in 25 Jahren ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen ist. Daher dürften die Reparaturrechnungen horrend und das Ergebnis enttäuschend sein. Schon das Abdichten der Fundamente von Hunderten von Windturbinen vor den Küsten von Kent, Dänemark und auf der Dogger-Bank ist gescheitert, was kostspielige Reparaturen nach sich zog.
In Großbritannien beträgt der Anteil von Wind zur Energieerzeugung 0,6 Prozent. Der Renewable Energy Foundation zufolge werden ‚politische Maßnahmen, die darauf abzielen, die Direktive der EU bis zum Jahr 2020 zu erfüllen, dem Steuerzahler zusätzliche Kosten in Höhe von 15 Milliarden Pfund pro Jahr aufbürden’, das sind 670 Pfund pro Haushalt. Es ist schwer zu erkennen, welchen Gegenwert man für dieses Geld erhält. Die Gesamteinsparung an Kohlendioxidemissionen durch den großen Windrausch liegt wahrscheinlich unter 1%, und zwar wegen der Notwendigkeit, das Verbrennen fossiler Treibstoffe als Backup aufrecht zu erhalten, wenn der Wind mal nicht weht. Es kann sogar eine negative Zahl sein.
Amerika [die USA] hat viel mehr Glück. Die Kohlenstoffemissionen gingen einer Harvard-Studie zufolge in den USA im Jahr 2009 um 7 Prozent zurück. Aber die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dies weniger an der Rezession in jenem Jahr gelegen hat, sondern am fallenden Preis für Erdgas – verursacht durch die Schiefergas-Revolution. (Das Verbrennen von Gas emittiert weniger als die Hälfte des Kohlendioxids wie Kohle zur Erzeugung der gleichen Menge Energie). Der Gaspreis ist seitdem immer weiter gefallen, was die Kohle vergleichsweise teuer macht. Über die gesamten USA, von Utah bis West Virginia, werden Kohleminen geschlossen und Kohlekraftwerke stillgelegt oder nicht mehr gebaut. (Die Energy Information Administration der USA rechnet damit, dass jede Ausgabe von 4 Dollar die gleiche Energiemenge erzeugt wie Öl für 25 Dollar; bei solchen Raten werden immer mehr Fahrzeuge auf Gasantrieb umstellen.
Selbst wenn man die alarmistischsten Vorhersagen der Klimaänderung akzeptiert, tun diese Turbinen, die ihre bevorzugten Ansichten ruiniert haben, nichts, um Ihnen zu helfen. Die Schiefergas-Revolution hat die Windindustrie nicht nur beschämt, indem sie vorgeführt hat, wie Dekarbonisierung in der Realität aussehen kann, sondern sie hat auch das letzte schwache Argument der Windindustrie hinweg gefegt – dass nämlich die geringer werdenden Vorräte an fossiler Energie so stark im Preis steigen werden, dass der Wind eventuell wettbewerbsfähig werden kann, selbst ohne Subvention. Selbst wenn die Ölvorräte wirklich abnehmen, wird billiges Gas voraussichtlich noch viele Jahrzehnte lang zur Verfügung stehen.
Zwar werden sie es noch eine Zeitlang nicht zugeben, aber den meisten Ministern ist klar geworden, dass sich die Summen für Windkraft einfach nicht rechnen und das auch niemals tun werden. Die Entdeckung von Schiefergas bei Blackpool hat weit reichende Implikationen für die Zukunft der britischen Energieversorgung, die zu erschließen die Regierung anscheinend dämlicherweise unwillig war. Stattdessen hat sie ein massives Subventionsprogramm für Windparks in der Schublade, welche jetzt offenbar obsolet sind, zum einen als ein Mittel der Energieerzeugung, zum anderen als Dekarbonisierung. Es ist fast unmöglich zu erkennen, welche Funktion dieses Programm haben soll, außer dass jene, die von diesem Subventionsbetrug profitieren, den großen Reibach machen.
Selbst in Boomzeiten würden Windparks unbezahlbar sein – sie blasen die ökonomische und ökologische Ratio einfach davon. In einer Zeit der Knappheit ist die Politik verdammt, obwohl so viele Verträge unterzeichnet worden sind zur Ausweitung von Windparks, was noch eine Weile weitergehen könnte. Aber der Skandal ist zu Ende. Und da wir allmählich einen Überblick über die ökonomischen- und Umweltschäden bekommen, lautet die offensichtliche Frage, wie dieser Wahn so lange andauern konnte. Dass die Windkraft als Quelle bezahlbarer und stets verfügbarer Energielieferant völlig unbrauchbar war, war kein Geheimnis – wie also war es möglich, dass der Windpark-Skandal so viele politische Entscheidungsträger an der Nase herumgeführt hat?
Eine Antwort ist das Geld. Es hatten zu viele Leute ihre Schnauzen im Futtertrog. Nicht die Hersteller, Betreiber und Besitzer des Landes, auf dem Windparks errichtet worden sind, sondern die Finanziers: Windpark-Kapitalgesellschaften erlebten vor einigen Jahren einen Boom – garantierte Einkommensströme sind das, was Kapitalisten am meisten mögen; sie werden sogar dafür bezahlt, an sehr windigen Tagen diese Monster abzuschalten, um das Netz nicht zu überlasten. Selbst das Militär nahm das Geld. Windfirmen zahlten für ein neues Radarsystem der Militärs in Brizlee Wood in Northumberland 20 Millionen Pfund, um so das Verteidigungsministerium dazu zu bringen, seinen Widerstand gegen den Windpark in Fallago Rig mit 48 Windturbinen in Berwickshire aufzugeben.
Die großen Umweltorganisationen waren diesbezüglich beschämend ruhig, wie z. B. die Royal Society for the Protection of Birds, die im vergangenen Jahr generöse Beiträge von der Windindustrie erhalten hatte durch ein Venture mit der Bezeichnung RSPB Energy. Und selbst Journalisten: In einer Zeit, in der sich die Werbung nach der Decke strecken muss, waren britische Zeitungen gerammelt voll mit fadenscheinigen, aber lukrativen ‚Debatten’ und Unterstützung für erneuerbare Energien, gesponsert von einer ganzen Kohorte von Interessengruppen.
Und gerade wenn der Skandal jetzt im Sterben liegt, finde ich mich als Teil desselben wieder. Ein Familientrust hat einen Vertrag unterschrieben, nach dem eine Windfabrik diesem Trust pro Jahr 8500 Pfund zahlt, und zwar für die Errichtung einer Windturbine auf einem Stück Land, dass einmal meinem Großvater gehört hatte. Er war klug genug, die Abbaurechte nicht zu verkaufen, und die Fundamente der Turbine stören diese Abbaurechte, so dass die Treuhänder Kompensation leisten mussten. Ich werde das Geld nicht bekommen, weil ich kein Nutznießer des Trusts bin. Nichtsdestotrotz ist der Gedanke, dass irgendein Teil meiner Familie Windgeld erhält, so abstoßend, dass ich mich entschlossen habe zu handeln. Der wirkliche Gegner sind nicht die Windparks als solche, sondern das Gruppendenken und die Hysterie, die es ermöglicht haben, dass eine so skandalöse Idee so viele Fortschritte machen konnte – mit einem Minimum an intellektueller Opposition. Also werde ich einen Scheck über 8500 Pfund ausstellen, den [die Zeitung] The Spectator als Preis vergibt für den besten Artikel über einen rationalen, auf Fakten basierenden Umweltjournalismus.
Man wird ihn den Matt-Ridley-Preis für Umweltketzerei nennen. Um den Bankrott zu verhindern werde ich das Geld solange spenden, wie das Windgeld fließt – je schneller also Dave [Cameron] die Subventionen allesamt streicht, umso schneller wird er mich und die Gewinner des Preises wieder los.
Bewerber sind hiermit eingeladen, und eine Gruppe von Juroren wird das brillanteste und rationellste Argument belohnen – das sich durch Vernunft und Beweise auszeichnet – um eine geheiligte Kuh der Umweltbewegung zu schlachten. Es gibt viele, aus denen man wählen kann: Der Gedanke, dass Windenergie gut für das Klima ist, oder das Biodiesel gut für den Regenwald ist, oder das organische Landwirtschaft gut für den Planeten ist, oder dass Klimaänderungen eine größere Gefahr bzgl. des Aussterbens einer Spezies sind als invasive Spezies, oder dass das Nachhaltigste, was wir tun können, die Deindustrialisierung ist.
Meine Spende, obwohl wichtig für mich, ist ein Tropfen im Ozean im Vergleich mit den Geldsummen, die jede Stunde in die grüne Bewegung gepumpt werden. Jeremy Grantham, ein Hedgefonds-Plutokrat, hat einen Scheck über 12 Millionen Pfund für die London School of Economics ausgestellt, um ein Institut mit seinem Namen zu gründen, welches seitdem für seine aggressive Haltung und seine extremen grünen Statements berüchtigt ist. Dazwischen spenden Greenpeace und der WWF fast eine Milliarde pro Jahr nur für die ‚öffentliche Bildung’. All dies wird widerspruchslos beurteilt: eine Sache der Bildung, nicht Propaganda.
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Im Gegensatz dazu brach vor Kurzem ein Proteststurm los wegen der Nachrichten über eine kleine konservative Denkfabrik namens Heartland, die vorgeschlagen haben soll, gerade mal 200 000 Pfund pro Jahr zu spenden für die Beeinflussung der Bildung gegen den Klimaalarmismus. Einen Tag später spendete die William and Flora Hewlett Foundation mit einem Vermögen von 7,2 Milliarden Dollar 100 Millionen Dollar an eine The ClimateWorks Foundation genannte Institution, einer pro-Wind-Organisation, und zwar zusätzlich zu den 481 Millionen Dollar, die der gleiche Empfänger 2008 erhalten hatte. Der tiefgrüne Sierra-Club hat kürzlich zugegeben, 26 Millionen Dollar von der Gasindustrie erhalten zu haben, um Lobbyarbeit gegen Kohle zu leisten. Aber das Geld ist nicht der einzige Grund, der das gesamte politische Establishment dazu gebracht hat, an die Windmärchen zu glauben. Psychologen haben eine Bezeichnung für das Wunschdenken, mit dem wir alle Mittel akzeptieren, falls das Ende hoffnungsvoll ist: ‚Noble-Cause corruption’ [etwa: Korruption aus ehrenwerten Gründen, oder salopp: Der Zweck heiligt die Mittel. A. d. Übers.]. Die Bezeichnung wurde zum ersten Mal vom leitenden Inspektor des Constabulatory, Sir John Woodcock im Jahr 1992 benutzt, um Fehlgeburten der Justiz zu erklären. ‚Es ist besser, dass einige unschuldige Männer im Gefängnis bleiben, als die Integrität des englischen Justizapparates in Frage zu stellen’, sagte der spätere Lord Denning mit Bezug auf die Sechs aus Birmingham.
Politiker sind besonders empfänglich für solche Bedingungen. In dem Bestreben, als modern angesehen zu werden, werden sie alle Arten geeigneter Gründe willkommen heißen. Wenn sich das durchsetzt – Gruppendenken politischer Parteien und die Medien in der Folge beschließen, dass es da keine Diskussion gibt – kann der größte aller Irrtümer dort Fuß fassen. Die Subvention nutzloser Windturbinen war die Ausgeburt eines großen intellektuellen Fehlers, ausgebrütet durch das Scheitern, konventionelles Wissen herauszufordern.
Es ist genau dieses Anbeten eines Konsens’, diese Vergötterung der Umwelt, bei dem die größten Fehler gemacht werden können. Es gibt etwa 3500 Windturbinen in Britannien und Hunderte weitere im Bau. Es wäre eine Schande für sie, wenn sie alle wieder abgebaut werden müssten. Die größte sollte verbleiben wie ein Kran auf einem aufgegebenen Kai, damit zukünftige Generationen sie bewundern können. Es wird damit niemals gelingen, effizient Energie zu erzeugen. Aber es gibt kein besseres Denkmal für die Dummheit der Menschheit.
The Matt Ridley Prize for Environmental Heresy
Rules for the Matt Ridley prize can be found at www.spectator.co.uk/ridleyaward. Entries close on 30 June 2012.
Matt Ridley The Spectator, 3 March 2012
Link: http://www.thegwpf.org/opinion-pros-a-cons/5128-matt-ridley-the-winds-of-change.html
Übersetzt von Chris Frey, der die letzten beiden Sätze absichtlich nicht mit übersetzt hat!