Klima: Glaubenssache

Irgendwo kichert Galileo Galilei. Der geniale Gelehrte, der die Erde um die Sonne kreisen liess statt die Sonne um die ­Erde, rettete sich 1632 vor dem Scheiterhaufen, indem er schwor, er wolle mit Gottes Hilfe ­alles glauben, «was die katholische und apostolische Kirche für wahr hält, lehrt und predigt». Der Vatikan entschuldigte sich 1992 für den Prozess, aber er verbreitet weiter, was er für wahr hält, auch in der Wissenschaft. Papst Franziskus schickt jetzt seinen Bischöfen die Enzy­klika «Laudato Si», die sich liest wie das Amen zu den Reporten des Weltklimarates IPCC und den Traktaten von Kapitalismuskritikern wie Naomi Klein. In der Wissenschaft herrsche Konsens, predigt der Papst, dass sich das Klima wegen des Ausstosses an Treibhaus­gasen gefährlich erwärme, so dass der Meeresspiegel ansteige und die Wetterextreme zunähmen, «obwohl wir nicht jedem Phänomen wissenschaftlich eine Ursache zuschreiben können». Deshalb müsse die Menschheit «ihren Lebensstil, ihre Produktion und ihren Konsum ändern», zumindest in den reichen Ländern – in den armen komme die Entwicklung zuerst.

Die Klimakirche in der Akademie, der Politik und den Medien jubelt über den Ukas aus dem Vatikan: Die «explosive Intervention» (The Guardian) könne die Klimakonferenz von Paris im Dezember entscheidend beeinflussen, meint die Agentur Reuters.

Der Jubel lässt sich erklären, denn in der Wissenschaft bröckelt der Konsens:

Die Temperaturen steigen seit bald zwanzig Jahren nicht mehr und liegen deshalb unter allen Prognosen des IPCC. Die Klimaforscher boten bisher mit wachsender Verzweiflung mehr als fünfzig Erklärungen dafür an, statt ihre offensichtlich widerlegten Thesen und Modelle zu opfern.

Und sie feierten vor zwei Wochen eine Studie der US-Regierungsbehörde NOAA:

Sie beweist wie bestellt, dass es die «Klimapause» gar nicht gebe, dies dank einer «Korrektur» von Messdaten, also einer tatsächlich menschen-gemachten Er­wärmung.

Die eifrigsten Aktivisten um die Harvard-Historikerin Naomi Oreskes, die alle Skeptiker als von der Ölindustrie gekauft verschreit, beschwören die Wissenschaftler denn auch in einem Aufsatz, sich in ihrem Glauben von den Zweifeln in der Öffentlichkeit nicht beirren zu lassen.

Die Klimaforscher übertönen die immer heftigeren Debatten mit um so lauterem Alarm – aber davon lassen sich die aufstrebenden Staaten nicht beeindrucken.

Sowohl das Treffen der G-7 als auch eine Tagung in Bonn zum Vorbereiten eines bindenden Klimavertrages zeigten in den letzten Wochen, dass die Pariser Konferenz nur dann nicht im Debakel endet, wenn niemand etwas davon erwartet.

Unbelehrbare Chinesen und Inder

Zum Herunterfahren ihres CO2-Ausstosses verpflichten sich nur die EU samt der Schweiz als Musterschülerin sowie die USA, zumindest ihr Präsident:

Das ehrgeizige Programm, das Barack Obama am Kongress vorbeimogeln will, würde gemäss IPCC-Modellen die Klimaerwärmung bis zum Jahrhundertende um 0,03 Grad absenken.

Und selbst dies will die republikanische Mehrheit nicht zulassen, der Papst soll deshalb im September in Washington ihrem katholischen Chef John Boehner gut zureden.

Der Heilige Vater kann ihn allerdings kaum belehren, schon gar nicht die Chinesen und vor allem nicht die Inder:

Sie holen ihre Menschen, wie es die Enzyklika fordert, zuerst aus der Armut – dafür brauchen sie günstige Energie, vor allem solche aus Kohle.

Und irgendwo grinst Galileo Galilei: Der gläubige Katholik wollte eigentlich seine Kirche nur vor einem Irrtum bewahren.

Jetzt ist die Wissenschaft vom Klimawandel endgültig Glaubenssache.

=================================================================

)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion http://www.eike-klima-energie.eu/  :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:

Klima: Glaubenssache | Die Weltwoche, Ausgabe 25/2015 | Donnerstag, 18. Juni 2015

http://www.weltwoche.ch/index.php  /  http://www.weltwoche.ch/index.php?id=554292

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Markus Schär für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

==================================================================

PDF zum Download unten

==================================================================

Related Files




Wir machen eine Erwärmung



Abb.:   «Temperaturzunahme nur halb so groß»: Ursprüngliche und bearbeitete Werte für Sion und Zürich.

 «Wir erleben 2014 das wärmste Jahr seit den Aufzeichnungen», freute sich der Klimaforscher Thomas Stocker im letzten Dezember in der Schweiz am Sonntag. Er jubelte also schon über den angeblichen Temperaturrekord, bevor die Meteorologen alle Daten des Jahres gesammelt und vor allem lange bevor sie ihre Meßreihen ausgewertet hatten. Die Experten streiten sich denn auch immer noch, ob 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert war. Die Mehrheit meint: eher nicht. Vor allem aber befremdete, daß der Berner Professor frohlockte, weil die Klima­erwärmung scheinbar weitergeht – immerhin droht deshalb, meint zumindest der Weltklimarat IPCC, den Stocker in den letzten Jahren führte, der Menschheit die Katastrophe.

IPCC-Forscher sehen die Pause auch

Die Erklärung gab Thomas Stocker im gleichen Satz: Er eiferte so, 2014 als wärmstes Jahr ausrufen zu können, weil «gewiefte Lobbyisten jahrelang mit der sogenannten Erwärmungspause Zweifel am menschengemachten Klimawandel verbreitet haben».

Diese Aussage ist gleich mehrfach eines Wissenschaftlers nicht würdig.

Erstens:

Die Erwärmungspause ist keine «sogenannte»; die Messreihen zeigen, daß das glo­bale Klima seit mehr als achtzehn Jahren nicht mehr wärmer wird.

Zweitens:

Diese Erkenntnis wurde nicht von «gewieften Lobbyisten» verbreitet, sondern von führenden Experten wie John Christy, Professor an der University of ­Alabama, der das Satelliten-Meßsystem für die globale Temperatur aufgebaut hat.

Drittens:

Die Forscher des IPCC sehen die Pause auch, sie finden einfach keine Erklärung dafür, beziehungsweise sie hausieren mit inzwischen über fünfzig Vermutungen, die sich zumeist umgehend widerlegen lassen.

Das ist ihnen so peinlich – zumal sie an der Klimakonferenz von ­Paris im Dezember die Welt retten wollen –, daß Kollegen von Thomas Stocker schon jetzt jubeln, 2015 entwickle sich zum wärmsten Jahr, dies trotz Rekordkälte in Nordamerika.

Die Freude der Klimaforscher fällt auf sie ­zurück. Denn die Wissenschaft und auch die Öffentlichkeit fragen sich, wie eigentlich die Meßreihen der Meteorologen zustande kommen. Und sie sehen kein schönes Bild.

Die Zeitung The Australian deckte letztes Jahr auf, daß die staatlichen Meteorologen eine achtzigjährige Datenreihe zu den Temperaturen Australiens so «angepaßt» hatten, dass statt einer ­Abkühlung von 1 Grad pro Jahrhundert eine ­Erwärmung von 2,3 Grad herauskam.

Der britische Wissenschaftsjournalist Christopher Booker, der das Manipulieren der Temperatur­daten für «the biggest science scandal ever» hält, wies unter anderem nach, dass die Rekordwerte für 2014 auch zustande kamen, weil das zuständige Nasa-Institut den Trend der Daten von abgelegenen Meßstationen in Brasilien oder Paraguay gedreht hatte.

Und die amerikanischen Meteorologen Joseph D’Aleo und Anthony Watts werfen in ihrer Studie «Surface Temperature Records: Policy-Driven Deception?» zu Daten von Rußland bis Nordamerika unangenehme Fragen auf.

Propagandatrick statt Trendaussage

Wie steht es denn mit den Meßreihen von ­METEO Schweiz?

Auch damit lässt sich Propaganda machen, das zeigte zuletzt der Thurgauer Regierungsrat mit der Antwort auf eine Interpellation, wie sich der Klimawandel auf den Kanton auswirke. «Für den Kanton Thurgau sind nur wenige lange Zeitreihen verfügbar», schreibt die Regierung. «Insgesamt bewegt sich die Erwärmung in der Ostschweiz innerhalb des schweizweiten Mittels. Die am nächsten gelegenen Stationen Zürich und St. Gallen weisen über die Jahre 1961 bis 2010 eine Temperatur­zunahme von 0,38 0C beziehungsweise 0,40 0C pro Dekade aus.» Diese Aussage soll die Politiker aufschrecken: Eine solche Temperatur­zunahme würde bis 2100 zu einer Klimaerwärmung um bis zu vier Grad führen – was selbst der ­IPCC nur in seinen extremsten Szenarien befürchtet.

Die Aussage entbehrt jeder Wissenschaftlichkeit. Was sich als Trendaussage ausgibt, erweist sich beim Konsultieren der Daten (siehe Grafik) als Propagandatrick: Vom außergewöhnlich kalten Jahr 1961 bis zum außergewöhnlich warmen Jahr 2010 schnellte die Temperatur in Zürich zwar um 2,5 Grad hoch, vom Beginn der Messungen 1864 bis 2009 stieg sie aber nur um gut 2 Grad, was eine Zunahme von 0,14 Grad pro Dekade ergibt. Vor allem springt jedem ins Auge, der die Grafiken von METEO Schweiz anschaut: Auch die Schweizer Meteorologen schrauben an ihren Meßreihen herum; bei den originalen Daten für Zürich stieg die Temperatur seit 1864 nur um 0,7 Grad. Ein solcher Anstieg wäre aber völlig natürlich; schließlich herrschte bis ins 19. Jahrhundert eine «kleine Eiszeit», unter der die Menschen vor allem im 17. Jahrhundert mit seinen Hungersnöten, Seuchenzügen und Hexenverfolgungen (das heisst Jagd auf Sündenböcke) schwer litten.

Die Schweiz verfügt dank den seit 1864 aufgebauten Wetterstationen über einige der längsten Meßreihen. Aber auch auf diese Daten können sich die Forscher nicht blind verlassen. Die Stationen kamen teils an andere Standorte. Die Meteorologen wechselten die Instrumente aus. Und vor allem: Die Umgebung der Wetterstationen änderte sich.

So stehen beispielsweise in China, aber auch in den USA Stationen, die vor dreißig Jahren noch auf dem Land lagen, jetzt neben Flugpisten oder mitten in Stadtzentren, wo sich die Wärme staut. Auf diesen Effekt der urban heat islands führen einige Forscher einen großen Teil des gemessenen globalen Temperaturanstiegs zurück. Es ist deshalb korrekt, daß die Meteorologen ihre Daten homogenisieren, also äußere Einflüsse herausrechnen. Dabei stellt sich nur die Frage: Wie, mit welcher Absicht, machen sie das?

Wie die Forscher von METEO Schweiz ihre Daten massierten, legten sie 2003 in einem Bericht offen: «Homogenisierung von Klima-Meßreihen der Schweiz». Darin fällt eine Grafik auf: Die Kurve sinkt von 1864 bis 1890 ab, steigt dann fast stetig an und springt um 1980 hoch. Was wirkt wie der Verlauf der Temperatur­kurve, zeigt aber nur die «verrechneten Homogenisierungs-Beiträge». Das heißt: Die Meteorologen senkten die überlieferten Meßdaten aus dem 19. Jahrhundert kräftig ab und hoben sie um 1980 stark an. Der Effekt läßt sich auf der Grafik besichtigen: «Die aus den 12 homogenen Reihen ermittelte Zunahme der Temperaturen im 20. Jahrhundert um ca. 1,2 Grad würde bei der Verwendung von Originalwerten im Mittel nur etwa halb so gross ausfallen.»

Weshalb dann die kräftige Korrektur nach oben um 1980? Diese «systematischen Shifts» ergaben sich gemäß der Studie «vor allem durch die Umstellung von der konventionellen zur automatischen Messung». Nur: Der deutsche Meteorologe Klaus Hager stellte kürzlich nach einem Langzeitvergleich von ­alten und neuen Instrumenten fest, daß die neuen elektronischen Meßsysteme durchschnittlich um 0,93 Grad höhere Temperaturen anzeigten – die Daten hätten also nach unten korrigiert werden müssen statt nach oben. Mit der Einführung der neuen Systeme seit 1985 ließe sich die ganze vermeintliche Klimaerwärmung in Deutschland erklären.

Die Forscher von METEO Schweiz widersprechen dem Verdacht, sie hätten den Temperaturanstieg, den sie beobachten, mit ihren Daten-Korrekturen selbst erzeugt. Ein Vergleich habe gezeigt, daß die Thermometer im neuen Automatennetz gegenüber jenen in den schlecht durchlüfteten Wetterhütten «leicht tiefere Meßwerte» anzeigten – die Korrekturen fielen allerdings so massiv aus, daß sie die Hälfte des gesamten Temperaturanstiegs ausmachen. Dieser lasse sich aber nicht auf die Homogenisierung zurückführen: «Nicht betroffene Meßreihen ohne Korrekturen zeigen die gleiche Temperaturzunahme wie die korrigierten Reihen.» Die interessanten Resultate von Klaus Hager, mit dem sich Meteo Schweiz austausche, müssten «genauer untersucht werden».

Winter wieder kälter

Dabei müssen die Temperaturen gar nicht steigen, um Ängste vor einer Klima-Katastrophe zu schüren. Im Wissensmagazin «Einstein» des Schweizer Fernsehens zeigte Stephan Bader von Meteo Schweiz, daß die Winter in den ­Alpen in den letzten Jahren wieder deutlich ­kälter geworden sind. Aber er führte auch das auf die Klimaerwärmung zurück: Die Forscher des deutschen Alfred-Wegener-Instituts «vermuten», die Kälteeinbrüche kämen vom Abschmelzen des Arktis-Eises (das gestoppt ist). Ob es also kälter oder wärmer wird – schuld ist ­immer die Klimaerwärmung. Und «Einstein» nennt sich jetzt Vermutensmagazin.

=================================================================

Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:

Wir machen eine Erwärmung | DIE WELTWOCHE, Ausgabe 18/2015 | Mittwoch, 29. April 2015  http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Markus Schär für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

==================================================================

PDF zum Download unten

==================================================================

Related Files




Die Hilfshypothese

«Zudiener von Politikern» : Thomas Stocker.
Wie ein Prediger droht er mit der Apokalypse. Der weltbekannte Klimaforscher kündet von verheerenden Dürren und zerstörerischen Unwettern, vom Aussterben der Arten und vom Abschmelzen allen Eises in Grönland, was dazu führe, dass die wichtigsten Städte der Welt im anschwellenden Meer versänken.
Thomas Stocker, Professor für Klimaphysik an der Uni Bern, tritt am Donnerstag, 4. September, zwischen 13.30 und 14.40 Uhr am Swiss Energy and Climate Summit auf: Gemeinsam mit zwei Kollegen präsentiert er gemäss Programmheft «erstmals Auszüge aus dem im Oktober zu erwartenden Synthese­bericht [des Uno-Klimarates IPCC, Anm. der Red.]». Den Entwurf zu diesem Bericht kann derzeit nur ein kleiner Kreis von Experten einsehen, das Referat lag der Weltwoche nicht vor. Doch sein Inhalt und auch seine Tonlage lassen sich risikolos voraussagen.
Die Synthese fasst eigentlich nur die drei Berichte zusammen, die der Klimarat veröffentlicht hat, seit Thomas Stocker als Vorsitzender im September 2013 in Stockholm den ersten Teil zu den physikalischen Grundlagen des Klimawandels vorstellte. Die wissenschaft­lichen Erkenntnisse liegen alle vor, sorgfältig nach Unsicherheiten untersucht, auf Widersprüche abgeklopft und nach Bedeutung gewichtet, aber auf Drängen von Stocker auch bereits zu simplen Alarmbotschaften zugespitzt – obwohl viele Fragen offener sind denn je.
So glaubt das IPCC: Der Klimawandel seit 1950 ist mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 95 Prozent, und nicht wie bisher nur von 90 Prozent, menschengemacht.
Schon bei den drei Teilberichten rüttelten vereinfachende Zusammenfassungen die Politiker auf. Trotzdem braucht es nochmals eine Synthese. Vom 1. bis zum 12. Dezember findet in ­Lima die nächste grosse Klimakonferenz statt, eine entscheidende: Die Delegationen samt Regierungschefs müssen die Konferenz von Paris im nächsten Jahr vorbereiten, an der alle Staaten ein Abkommen schliessen sollen, das sie zur Begrenzung ihres CO2-Ausstosses verpflichtet – die Chance, dass es zustande kommt, strebt aber gegen null. Der Entwurf des Synthese­berichts liegt derzeit zur Begutachtung bei den Regierungen. Ende Oktober feilschen die Spitzen des IPCC in Kopenhagen darum, Anfang Dezember stellen sie ihn in Lima den Politikern vor. Da sind dramatische Botschaften gefragt, um die Weltöffentlichkeit zu erwecken.

Gezielte Indiskretionen

Zur PR-Strategie gehören auch gezielte Indiskretionen. So verfügt die New York Times, stets verlässlich, wenn es um Klima-Alarmismus geht, bereits über den vertraulichen Entwurf.
«In schonungsloserer und eindrücklicherer Sprache als die Berichte, auf denen die Synthese beruht, betont der Entwurf die Dringlichkeit der Risiken, zu denen der anhaltende Ausstoss von Treibhausgasen führt», schreibt das Weltblatt. So warne der Bericht, die globale Temperatur nähere sich bereits dem Punkt, da sich der Verlust des gewaltigen Eisschildes über Grönland nicht mehr verhindern lasse: «Das Abschmelzen würde zwar Jahrhunderte dauern, aber es liesse sich nicht mehr aufhalten und könnte, zusammen mit anderem Schmelzwasser, zu einem Anstieg des Meeresspiegels um sieben Meter führen, also zur Überschwemmung der wichtigsten Weltstädte.»
Die Autoren der Synthese, zu denen wie immer auch Umweltaktivisten gehören, müssen mit einer Apokalypse drohen, die kein Zeitgenosse erleben wird. Denn sie haben ein Pro­blem: Ohne den Alarm der Forscher käme niemand auf die Idee, dass sich das Klima gefährlich wandelt. Die Erde heizt sich seit bald zwei Jahrzehnten kaum mehr auf, und diese «Erwärmungspause» könnte gemäss neusten Studien dreissig Jahre dauern.

Die gemessenen Temperaturen liegen deshalb seit geraumer Zeit unter allen, die das IPCC in den letzten zwanzig Jahren voraussagte;
zahllose Forscher mit millionenteuren Modellen haben sich blamiert.

Schon bisher zeigten die Chinesen, die Inder oder die Brasilianer keinerlei Willen, die Warnungen des Klimarates ernst zu nehmen, also ihren CO2-Ausstoss einzuschränken. Jetzt wehren sich auch die Australier, die Kanadier oder die Japaner gegen Massnahmen, und selbst in der vorbildlichen EU warnen immer lautere Stimmen vor deren wirtschaftlich verheerenden Folgen.
In den USA muss Präsident Barack Obama gar in Diktatorenmanier den Kongress ausschalten – der das weniger weit gehende ­Kioto-Protokoll von 1997 nicht einmal behandeln wollte –, um ein Abkommen durchzu­drücken. Alle bockenden Politiker soll der Synthesebericht des IPCC gemäss New York Times in der Hinsicht aufschrecken, «dass das Risiko von abrupten und irreversiblen Klimaänderungen steigt».
Das Problem haben gerade auch die Schweizer Forscher, die weltweit zu den lautesten und rührigsten zählen:
Einerseits müssen sie Studien verteidigen, die eigentlich gemäss den Grundregeln der Wissenschaft als falsifiziert in den Papierkorb gehörten.
Anderseits müssen sie Resultate von eigenen Forschungsarbeiten herunterspielen, die ihren Dogmen widersprechen.
Rechtfertigen muss sich vor allem Reto Knutti, einst Doktorand von Stocker, jetzt Professor an einem eigens für ihn geschaffenen ETH-Institut: Der weltweit führende Spezialist für Klimamodelle arbeitete als Sekundant seines Doktorvaters massgeblich am neuen ­IPCC-Bericht mit – dabei lag er mit seinen Prophezeiungen von stark ansteigenden Temperaturen so falsch wie alle anderen Experten. Mit einer vor zwei Wochen veröffentlichten Studie will er deshalb erklären, «warum die Klimaerwärmung Pause macht».
Erstmals, verkündete die ETH, habe Reto Knutti «alle gängigen Hypothesen gemeinsam und systematisch untersucht»,

weshalb sich die Erde seit 1998 kaum mehr erwärmt – was die tonangebenden Forscher übrigens bis letztes Jahr bestritten.

Als Ursache finde er ­einerseits die Meeresströmungen El Niño ­(erwärmend) und La Niña (abkühlend) im Pazifik, andererseits Schwankungen in der Sonnenaktivität. Wenn man die Modelldaten um diese Naturphänomene nach unten und die Messdaten, die angeblich zu tief sind, nach oben korrigiere, «stimmen Modell und Beobachtung ausgesprochen gut überein» – nach dem bewährten Grundsatz der Klimaforscher:

Was nicht passt, wird passend gemacht.

Trotz Erwärmungs­pause gebe es deshalb keinen ­Anlass, «an den neusten Klimamodellen zu zweifeln».
Das bescherte dem unfehlbaren Propheten allerdings weltweit mehr Hohn als Lob. ­«Offensichtlich dämmerte den Autoren nicht, dass sie mit wirklich soliden Modellen ihre Vorhersagen nicht aufgrund neuer Beobachtungen anpassen müssten», spottete der amerikanische Think-Tank Science & Environmental Policy Project. «Ungewollt beweist die Studie gerade einmal mehr, dass das IPCC falschlag, als es seine Behauptungen mit 95-prozentiger Sicherheit verkündete.» Vor allem wiesen auch andere Experten darauf hin, dass die Erwärmung oder die Abkühlung der Ozeanströmungen und die Schwankungen der Sonnenaktivität in regelmässigen Zyklen auftreten und sich deshalb über Jahrhunderte beobachten lassen

der Klimarat weigert sich aber erbittert, diesen Naturphänomenen einen nennenswerten Einfluss auf das Klima zuzugestehen.

Sonne als Klimafaktor

Dabei deuten gerade jüngste Studien von Schweizer Forschern darauf hin, wie stark dieser Einfluss sein könnte. Fortunat Joos, Professor an der Uni Bern, zeigte mit einem internationalen Forscherteam in einer umfassenden Studie, dass die Sonne zwischen 1950 und 2009, also in der Phase mit einer angeblich einzigartig schnellen Erderwärmung, so stark schien wie nie in den letzten 3000 Jahren (Weltwoche Nr. 33/14). Jürg Beer, Professor am ETH-Forschungsinstitut Eawag, machte bei einem Projekt mit, das die Sonnenakti­vität anhand von Eis aus Grönland bis mehr als 20 000 Jahre zurück untersuchte und herausfand, dass die Sonne das Klima stark beeinflusste. Und Thomas Stocker legte schon letztes Jahr mit Berner Kollegen eine auf­sehenerregende Studie vor, die den Einbruch der kleinen Eiszeit im 15. Jahrhundert mit Sonnenaktivität, Vulkanausbrüchen und Ozeanströmungen erklärte. Sowohl die mittelalterliche Warmphase wie die Kleine Eiszeit leugnete das IPCC übrigens bis vor zehn Jahren – der Verantwortliche, der amerikanische Forscher Michael Mann, zerrt derzeit seine Kritiker vor Gericht.
Die Wissenschaftler stellen Hypothesen auf, überprüfen sie und verwerfen sie, wenn sie sich mit den Beobachtungen nicht bestätigen lassen:

Als (vorläufige) Wahrheit gilt nur, was alle Widerlegungsversuche übersteht. Die Klimaforscher dagegen arbeiten seit einem Vierteljahrhundert daran, mit allen Mitteln ihre ­Theorie zu beweisen. Wenn sie dabei scheitern, denken sie sich – wie Reto Knutti – flugs eine neue Hilfshypothese aus. Denn dass ihre ­Theorie nicht stimmen könnte, darf nicht sein und kann deshalb nicht sein.

«Hätte das Holz gar nicht finden dürfen»

Umso gereizter geben sich die Klimaforscher, wenn einer aus ihrer Gemeinschaft die Glaubenssätze in Frage stellt. So führte der Bund im Juni ein Gespräch mit dem Berner Geologen Christian Schlüchter, der mit Holzfunden nachwies,

dass vor Jahrtausenden in den Alpen Wälder wuchsen, wo es heute noch Gletscher gibt.

«Ich hätte das Holz gar nicht finden dürfen», sagt der emeritierte Professor; die Kollegen ächteten ihn wegen seiner Zweifel an ihrer Theorie. Umso lauter äussert sie Christian Schlüchter jetzt:

«Viele Naturwissenschaftler sind heute Zudiener von Politikern, aber nicht mehr Naturwissenschaftler, denen es um ­neues Wissen und um Daten geht.»

Und er spottete über die Warnungen des Klimarates: «Die Erfindung des Teufels war die grandioseste Erfindung, die die Menschheit je gemacht hat. Man kann viel Geld machen, wenn man ihn an die Wand malt.»
Die Getroffenen heulten auf. «Es gibt eine einfache quantitative Erklärung für den weltweit dokumentierten Gletscherschwund», hämmerte Thomas Stocker dem Gletscherfachmann in einer Entgegnung ein: «den vom Menschen verursachten Klimawandel, also den Anstieg der CO2-Konzentrationen, die zur Erwärmung führen.» Christian Schlüchter verschweige, dass der menschengemachte Klimawandel mehrere Jahrhunderte dauere und zu irreversiblen Änderungen führe. «Das leistet der Verharmlosung des globalen Klimawandels und seiner regionalen Auswirkungen Vorschub. Gerade von Wissenschaftlern erwartet die Öffentlichkeit fundierte und verlässliche Informationen, inklusive der dazugehörigen Unsicherheiten
Daran wird sich Thomas Stocker bei seinem Auftritt am Swiss Energy and Climate Summit in Bern selbstverständlich halten.
==================================================
Anmerkung EIKE-Redaktion :
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:
| Die Weltwoche, Ausgabe   36/2014 | 4. September 2014 ; http://www.weltwoche.ch/
EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
==================================================================
PDF zum Download unten
==================================================================

Related Files




Flecken im Auge

Die Klimaerwärmung solle endlich kommen, frotzelt derzeit manch ein Witzbold. Wer hierzulande unter dem kühlen, nassen Sommer litt, konnte nur müde über die von Schweizer Medien beflissen verbreiteten Meldungen der US-Wetterbehörde NOAA lächeln, die den Juni und den Juli als weltweit heisseste Monate seit Beginn der Messungen ausrief. Die Staatsmeteo­rologen stiessen denn auch auf die Kritik, dass sie mit frisierten Daten nur die Klimaoffensive von US-Präsident Barack Obama unterstützen sollten.

Denn es gibt keinen Grund für Klimaalarm. Die offiziellen Temperaturdaten zeigen seit bald achtzehn Jahren keine Erwärmung mehr an.

Das Eis in der Arktis schmolz in diesem Sommer deutlich weniger stark als in den vergangenen Jahren, und das Eis in der Antarktis dehnt sich gar so weit aus wie noch nie. Anfang August mass die gesamte Eisfläche auf den Weltmeeren deshalb 25,2 Millionen Quadrat­kilometer, ein gutes Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010.

Inzwischen gibt es denn auch Studien, die nicht auf eine Erwärmung, sondern auf eine Abkühlung des globalen Klimas hindeuten,

unter anderen pikanterweise auch solche von Berner Wissenschaftlern, die eifrig die Warnungen des Weltklimarates IPCC predigen: Sie weisen darauf hin, dass die Sonne in den kommenden Jahrzehnten schwächer scheinen könnte.

«Natürliche Effekte»

«Die kalte Sonne» nannten der Chemieprofessor Fritz Vahrenholt und der Geologe Sebastian Lüning schon ihr Buch, in dem sie Anfang 2012 erklärten, weshalb die Klimakatastrophe nicht stattfinde. «Es steht ausser Frage, dass CO2, ­Methan und andere Klimagase einen begrenzten erwärmenden Effekt auf unser Klima ausüben», stellten die deutschen Wissenschaftler fest. «Es besteht aber auch kein Zweifel, dass ein grosser Teil der bisher festgestellten Erwärmung auf natürliche Effekte zurückgeführt werden kann. Den stärksten Einfluss hat die Sonne.» Das Gestirn, ohne das es auf der Erde kein Leben gäbe, schwächele jedoch:

«Die Sonne wechselt derzeit in eine langanhaltende Phase schwächerer Aktivität, die uns eine jahrzehntelange Abkühlungsperiode bescheren wird.»

Die Sonne scheint nicht immer gleich stark, sondern durchläuft elfjährige Zyklen: Das lässt sich aufgrund der Sonnenflecken beobachten, was die Menschen seit dem 17. Jahrhundert tun. Sonnenflecken sind dunklere, also kühlere Gebiete, darum herum strahlt die Sonne aber umso mehr. Eine grosse Zahl von Sonnen­flecken deutet auf eine stärkere Aktivität hin.
Im aktuellen Zyklus 24, der seit Dezember 2008 läuft, sollte seit dreissig Monaten das Maximum erreicht sein. Die Beobachter zählten aber über lange Zeit kaum die Hälfte der zu ­erwartenden Sonnenflecken, am 17. Juli keinen einzigen.

Weltweit setzt sich unter den Astrophysikern der Konsens durch, dass ein weiterer Rückgang der Sonnenaktivität bevorstehe, ähnlich wie im Dalton-Minimum (1790–1830) oder sogar wie im Maunder-Minimum (1645–1715): Damals litten die Menschen unter der Kleinen Eiszeit, die Hungersnöte und Seuchenzüge brachte.

Ein Team der angesehenen chinesischen Akademie der Wissenschaften zieht in einer aktuellen Studie den naheliegenden Schluss: Es stellt fest, die stärkere Sonnenaktivität, die sich bisher ein Jahrhundert lang beobachten liess, entspreche exakt dem wärmeren Weltklima: «Dies zeigt, dass die Sonnenaktivität die Temperaturveränderungen auf der Erde über die Jahrhunderte nicht vernachlässigbar beeinflusst.»
Noch weitergehende Schlüsse lassen sich aus einer breitangelegten Studie ziehen, die ein Team um Ilya Usoskin aus dem finnischen Oulu letzte Woche veröffentlichte. Daran beteiligten sich auch der Berner Professor Fortunat Joos und sein Doktorand Raphael Roth, die letztes Jahr mit ihren Modellen einen abnehmenden Trend der Sonnenaktivität voraussagten. Die aktuelle Studie, die erstmals über 3000 Jahre die Sonnenfleckenzahl rekonstruiert, geht weiter: Sie erklärt die auffallend starke Sonnen­aktivität zwischen 1950 und 2009 zum «seltenen oder sogar einzigartigen Ereignis».
Das wirft die Frage auf: Was hat die (angeblich) aussergewöhnliche Erderwärmung seit 1950 mit der aussergewöhnlichen Sonnenaktivität seit 1950 zu tun? Die Berner Forscher, die massgeblich beim IPCC mitarbeiten, verbieten sie sich. Raphael Roth betont in seiner Dissertation, gemäss Klimarat sei der menschliche Einfluss der wichtigste Grund für die Erderwärmung. Und Fortunat Joos beteuert auf Anfrage der Weltwoche, die Änderungen der Sonnen­einstrahlung spielten nur eine untergeordnete Rolle: «Wie im neusten IPCC-Bericht festge­halten, sind die Fakten klar, und menschliche Aktivitäten, allen voran die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, sind für die rasante heutige Kli­ma­erwärmung verantwortlich.»
Ein Rückgang der Sonnenaktivität wie im Maunder-Minimum würde nur einen «kleinen kühlenden Einfluss» bedeuten, glaubt der Berner Professor. Wer über das Sommerwetter schimpft, kann also immer noch auf die Klimaerwärmung hoffen.
==================================================
Anmerkung EIKE-Redaktion :
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:
| Die Weltwoche, Ausgabe 33/2014 | Donnerstag, 14. August 2014  ; http://www.weltwoche.ch/
EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
==================================================================
PDF zum Download unten
==================================================================

Related Files




Das Schweigen der Klimaforscher

Seit siebzehn Jahren erwärmt sich weltweit das Klima nicht mehr. Das mögen die Schweizer nach einem milden Nichtwinter zwar kaum glauben. In Kairo aber fiel seit einem Jahrhundert erstmals wieder Schnee. In Amerika herrschte eine Rekordkälte. Und in der Antarktis hat sich das Eis so weit wie selten ausgedehnt. Vor allem zeigen die Messungen der ­Meteorologen: Seit 1997 ist die Durchschnittstemperatur kaum noch gestiegen – ­bei den Prognosemodellen der Klimaforscher kann also etwas nicht stimmen.

Mit diesem Problem kämpften auch die ­Wissenschaftler des Uno-Weltklimarates (IPCC). Unter dem Vorsitz des Berner Professors Thomas Stocker tagten sie im September 2013 eine Woche lang in Stockholm, um eine Zusammenfassung ihres umfangreichen Berichtes zum Klimawandel zuhanden der Politik abzusegnen. Bei allen Problemen und ­allem Disput fassten sie ihre Erkenntnisse aber in wenigen einfachen Merksätzen zusammen. Der wichtigste, der es weltweit in die Schlagzeilen brachte: Der Klimawandel sei unbestritten – und er sei mit 95-prozentiger (statt wie bisher nur mit 9o-prozentiger) Sicherheit von den Menschen verursacht.

«Eine relativ triviale Erkenntnis», höhnen jetzt der britische Klimaforscher Nicholas ­Lewis und der niederländische Wissenschaftsjournalist Marcel Crok. Das CO2 wirkt zweifelsfrei als Treibhausgas, weil es verhindert, dass die Erde alle Sonnenwärme wieder abstrahlt. Da die Menschen seit der industriellen Revolution viel Kohle, Öl und Gas verbrannt haben, stieg der CO2-Anteil in der Atmosphäre – von 280 auf 400 Teilchen pro Million. Das wirkt unbestritten erwärmend, umstritten aber bleibt: wie stark? Und wie gefährlich?

Um diese entscheidenden Fragen drückten sich die Klimaforscher in Stockholm, be­haupten Lewis und Crok in einem umfang­reichen Report, letzte Woche veröffentlicht vom britischen Think-Tank Global Warming Policy Foundation, dem namhafte Politiker und ­Wissenschaftler angehören. Ja, der Titel erhebt ­sogar einen schweren Vorwurf: «How the ­IPCC Buried Evidence Showing Good News About Global Warming». Das heisst: Die ­Wissenschaftler, die eigentlich nur den Forschungsstand beurteilen sollen, verschwiegen wichtige Erkenntnisse, weil diese ihren Katastrophenwarnungen widersprachen.

Die beiden Kritiker lassen sich nicht als «Klimaleugner» abtun. Nicholas Lewis arbeitete als freier Physiker und Mathematiker mit leitenden IPCC-Leuten zusammen an wegweisenden Studien. Und Marcel Crok überprüfte den aktuellen IPCC-Bericht im Auftrag der niederländischen Regierung. Das Vorwort stammt zudem von Professorin Judith Curry, einer führenden Atmosphärenphysikerin, die als Kritikerin der Klimaforscher in den letzten Wochen auch den US-Kongress beriet. Der ­Report erregte deshalb weltweit grosses Aufsehen, wenn auch nicht in den Medien, die ­immer noch mit Vorliebe vor Katastrophen warnen.

Weit geringere Temperaturwerte

Es geht um die zentrale Frage der Klimaforschung: Wie stark erwärmt sich das Klima, wenn sich der CO2-Anteil in der Atmosphäre verdoppelt? Die IPCC-Forscher nahmen bisher den wahrscheinlichsten Wert von 3 Grad Celsius an, ihr vierter Bericht von 2007 sprach von einer Bandbreite zwischen 2 und 4,5 Grad. In den letzten Jahren, betonen Lewis und Crok, seien aber mehrere Studien herausgekommen, die auf weit geringere Werte zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius deuten. Mit den wahrscheinlichsten Annahmen, stellen die Autoren fest, «läge die Erwärmung selbst beim zweithöchsten Emissionsszenario des IPCC im Jahr 2100 noch beim internationalen Ziel von 2 Grad» – es gäbe also keinen Grund für Katastrophenwarnungen.

Diese gute Nachricht mochte das IPCC aber nicht vermelden, weil sie seine Szenarien in Frage stelle, behaupten die Kritiker. Die IPCC-Leute verschwiegen deshalb in ihrer Zusammenfassung für die Politiker die aktuellen Studien, verzichteten auf das Angeben des wahrscheinlichsten Werts und verbreiteten stattdessen die Botschaft, ­ihre Sicherheit sei trotz aller zunehmenden Unsicherheiten grösser denn je. Aufgrund der vorliegenden Studien hätte das IPCC den wahrscheinlichsten Wert auf 1,75 Grad senken müssen, schreiben Lewis und Crok: «Das wäre von den Weltmedien als eine der wichtigsten Erkenntnisse verbreitet worden, wenn nicht gar als die wichtigste – und dies zu Recht.»

«Papier ist geduldig», spottet Professor Thomas Stocker, von der Weltwoche um eine Stellungnahme gebeten. Er kritisiert, die ­Autoren hätten ihnen genehme Studien als Rosinen gepickt und ihren Report nicht im Peer-Review begutachten lassen: «Als politischer Entscheidungsträger möchte ich mich bei komplexen Fragen nicht auf einen von zwei Personen verfassten, nicht begutachteten Kurzbericht stützen müssen, der von einem Think-Tank publiziert wurde.»

Das ist allerdings nicht der Punkt. Denn ­Lewis und Crok machten nur, was eigentlich das IPCC tun müsste: die massgeblichen Studien sichten und die naheliegenden Schlüsse daraus ziehen. Die Lektüre ihres Reports sei Thomas Stocker empfohlen.

==================================================

Anmerkung EIKE-Redaktion:

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in: Die WELTWOCHE Zürich, online-Ausgabe 11/2014 | Donnerstag, 13. März 2014 / http://www.weltwoche.ch

EIKE dankt dem Autor Markus Schär und der Redaktion der WELTWOCHE für die Genehmigung zum ungekürzten Nachdruck.