Teil 4b: Dynamisches Sonnensystem – die tatsächlichen Hintergründe des Klimawandels

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4 – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen

 

Teil 4 – Heliosphärische Stromschicht und interplanetares Magnetfeld

 

 

Abbildung 91 zeigt die Ausdehnung der Heliosphäre bis zu den Grenzen des Sonnensystems in ca. 22,5 Milliarden km Entfernung.

Heliospheric Current Sheet (HCS)

Da das Interplanetarische Magnetfeld auf der Erdbahn mit bis 1 – 10 nT, 100 bis 1000-fach stärker ist, als das Dipolfeld der Sonne dies erwarten lässt (magnetische Dipolfelder klingen mit der dritten Potenz des Abstandes ab), muss es einen Effekt geben, der es verstärkt. Dies ist die Heliosphärische Stromschicht, die bis an die Grenzen des Sonnenwindes reicht. Dabei hat sie eine Breite von ca. 60.000 km (http://wind.nasa.gov/mfi/hcs.html#table). Der elektrische Strom in der HCS ist radial einwärts gerichtet und liegt bei ca. 10^-4 A/km^2. Entgegen den Sonnenstrahlen wirkt er nicht in der Kreisfläche, sondern auf der Kugelfläche der Erde, wenn diese es passiert. Mit einem Durchmesser von 12.800 km (mit Atmosphäre) kann auf die Hälfte der Erdatmosphäre ein Flächenstrom von über 25.000 Ampere einwirken.

Die Sonne rotiert differentiell um ihre Achse, die 7,2° gegen die Ekliptik geneigt ist. Am Sonnenäquator beträgt die Umlaufzeit etwa 25 Tage, an den Polen 36 Tage (in der Konvektionszone der Sonne, beträgt die Umlaufzeit 27 Tage).

 

Abbildung 92, Quelle (http://www.sotere.uni-osnabrueck.de/spacebook/spacebook_files/lectures_d/space-kap6.pdf) zeigt die sog. Carrington-Rotation der Sonne von im Mittel 27 Tagen.

Durch die Sonnenrotation wird das Magnetfeld in Äquatornähe mehr aufgewickelt als in höheren Breiten, wodurch ein komplexes Muster entsteht, welches mit steigender Sonnenaktivität zunimmt.

 

 

Abbildung 93: Durch die differentielle Rotation wird das starke solare Magnetfeld zum Äquator hin zunehmend aufgewickelt, wobei an den Polen scharf abgegrenzte koronale Löcher entstehen (Quelle: ESA). Mit einem magnetischen Dipol (wie die Erde) kann das solare Magnetfeld lediglich in einem solaren Aktivitätsminimum verglichen werden, Abbildung rechts (Quelle: http://soi.stanford.edu/results/SolPhys200/Poletto/uvcs_spiral.jpg).

In der Abbildung von der Stanford University ist ein im Magnetfeld beschleunigtes Teilchen dargestellt. Diese Teilchen bilden den Sonnenwind und werden in radialer Richtung von der Sonne weg beschleunigt. Wegen der Lorentzkraft müssen die Teilchen dabei den Feldlinien des interplanetaren Magnetfeldes folgen

 

Abbildung 94: Der radial von der Sonne abströmende Sonnenwind trägt das Magnetfeld in den Orbit. Durch die Rotation entsteht eine archimedische Spirale (Kurve, die bei der Bewegung eines Punktes mit konstanter Geschwindigkeit auf einem Strahl entsteht, der mit konstanter Winkelgeschwindigkeit rotiert) in der die Magnetfeldlinien verlaufen.

Hieraus ergibt sich ein in der Ekliptik resultierendes Magnetfeld, dass nach seinem Entdecker, dem amerikanischen Astrophysiker Eugene N. Parker, Parker-Spiralfeld genannt wird.

 

Abbildung 95 zeigt die Parker-Spirale im Sonnenminimum, Quelle: Alfvén (1977), aus Schwenn (1991). Zu der Sonnenneigung von 7,2° gegen die Ekliptik, nimmt auch das magn. Feld eine Neigung zur Ekliptik ein. Zwischen der magn. Nord- und Südhälfte entsteht eine neutrale Grenzschicht, die Heliosphärische Stromschicht genannt wird. Der plötzliche Wechsel in der Richtung des Magnetfeldes induziert dort einen elektrischen Strom (HCS). Sie trennt die nördliche und südliche Hemisphäre magnetisch. Die HCS ist wie das IPF den solaren Zyklen unterworfen und passt sich diesen an.

Die HCS ist folglich ein Flächenstrom, der die Sonne mehr oder weniger scheibenförmig umgibt (solares Minimum) und in der eine Umkehr der horizontalen Magnetfeldrichtung stattfindet. Mit zunehmender solarer Aktivität wickelt sich die HCS mehr und mehr auf und nimmt die Form eines Ballerina-Röckchens an. Dabei verschiebt sich ihr relativer Winkel zur Ekliptik mehr und mehr.

 

Abbildung 96 nach Alvén, 1981, zeigt die Heliosphärische Stromschicht und das zugehörige Magnetfeld im Meridionalschnitt und in der Aufsicht von Norden (magn. Südpol). Die Ströme fließen dabei entlang logarithmischer Spiralen (archimedische Spiralen), die senkrecht der magnetischen Feldlinien verlaufen. Adaptiert von “Physik des erdnahen Weltraums“, Prof. Gerd W. Prölss, Universität Bonn.

Die Heliosphärische Stromschicht dreht sich mit der Sonne und braucht für einen Umlauf knapp 4 Wochen. In diesem Zeitfenster befindet sich die Erde einmal über und einmal unterhalb der HCS. Da sich die Erde in 365 Tagen einmal um die Sonne bewegt, gerät sie mehrfach abwechselnd in den Bereich von südlich, bzw. nördlich gerichteten Magnetfeldern der Sonne, wobei sie jedes Mal die Heliosphärische Stromschicht durchquert und die Erdatmosphäre Magnetströmen in der Summe von ca. 25.000 Ampere ausgesetzt ist.

  

Abbildungen 97 oben (Quelle: NASA) zeigen, wie sich die HCS mit der Sonnenrotation mit dreht und die Abbildung darunter (Quelle: Prof. Gerd W. Prölss) zeigt die Lage der HCS und des Sonnenäquators und dazu die Position der Erde einmal über und einmal unterhalb der HCS.

Da sich die Lage der HCS, wie bereits erwähnt, mit der solaren Aktivität ebenfalls ändert, entsteht ein komplexes Bild der Polaritäten und Potentialdurchgängen der Erde zur HCS und IPF.

 

Abbildung 98: Links ist die Parker-Spirale zu sehen, die die HCS wiedergibt. Gut zu sehen, dass die HCS keine Ebene, sondern einem fliegenden Ballerina-Rock gleicht. Rechts ist die HCS während des Sonnenmaximum im März 2000 zu sehen, als sich auf Grund der starken magnetischen Aktivität ein zweiter Nordpol ausbildete. Die HCS hat sich immer mehr verdreht und die Form eines Schneckenhauses angenommen (Abbildungen, Quelle: NASA). In der Mitte ist die Verbiegung der Azimutkomponente der HCS auf der Höhe der Erdbahn abgebildet, wobei zusätzliche Magnetfeldsektoren entstehen, Quelle: Prof. Gerd W. Prölss.

Die Erde durchläuft demnach die HCS unregelmäßig, in Abhängigkeit zur Sonnenrotation und der magnetischen Aktivität der Sonne und des Sonnenwindes, der die HCS in den Raum treibt.

Die folgende Abbildung gibt einen räumlichen Eindruck über die sich ändernde Form der HCS bei einer Sonnenrotation. Sie zeigt die HCS auf die Sonnenoberfläche projiziert und damit im Schnitt.

 

Abbildung 99 zeigt die Heliosphärische Stromschicht im Schnitt während einer Sonnenumdrehung nach Hoeksema & Scherrer, 1996 (Quelle: http://wso.stanford.edu/synsource.html). Gut ist ihr räumlicher Wellencharakter zu erkennen, der sich entsprechend im Sonnensystem ausbreitet und den die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne durchquert.

Anhand von Raumsondenmessungen entsteht ein ungeordnetes zeitliches Polaritäts-, bzw. Begegnungsmuster der Erde zum Interplanetarischen Feld und zur Heliosphärischen Stromschicht.

 

Abbildung 100 zeigt die Polaritäten des Interplanetarischen Feldes für die Venus (jeweils obere Datenreihe) und die Erde während der Sonnenrotation 1703 und 1704 (CR steht für Carrington Rotation). Die Daten für die Venus stammen vom Pioneer Venus Observer (PVO-Daten), Quelle: Ma et al., “Heliospheric current sheet inclinations at Venus and Earth“, Ann. Geophysicae 17, 642-649 (1999). Als Bezugspunkt dient der Winkel zum Sonnenbreitengrad, also zur Lage der Sonne (θH = heliographic latitude). Anhand solcher Vergleichsmessungen lässt sich das räumliche Aussehen der Heliosphärischen Stromschicht bestimmen. Sie zeigen aber auch, wann die Erde (oder Venus) die HCS passierte. Dies ist bei jedem Poldurchgang der Fall, da die HCS beide Polhälften voneinander trennt.

Aus der Datenreihe oben ist ersichtlich, dass die Erde binnen weniger Tage mehrmals die Heliosphärische Stromschicht passierte, bzw. auf dieser verweilte. Bei einem Wirkstrom auf die Erdatmosphäre von ca. 25.000 Ampere pro Erdhälfte ist davon auszugehen, dass diese Vorgänge nicht ohne Einfluss auf unser unmittelbares Wettergeschehen bleiben. Sowie es eine Kopplung zwischen der Magnetosphäre und der Ionosphäre der Erde gibt, so gibt es genauso eine Kopplung zwischen der Magnetosphäre und den geladenen Teilchen in der Stratos- und Troposphäre.

 

Abbildung 101: Die Feldlinien des Interplanetarischen Magnetfeldes weisen in ihrem Verlauf einmal von der Sonne weg (away, positive Polarität) und einmal zur Sonne hin (toward, negative Polarität, oben). Entsprechend richtet sich die Polarität des Interplanetarischen Magnetfeldes in eine Nord- und Südpolkomponente aus, rechts. Dazwischen verläuft die HCS. Abbildung 101 links zeigt schematisch das spiralförmige Magnetfeld in vier Sektoren unterteilt.

Abbildung 101 verdeutlicht, dass die Erde binnen kurzer Zeit mehrmals die Grenzschichten und somit die HCS passiert. Die HCS ist einem ständigen Wechsel unterzogen, wobei es während einer Sonnenrotation nur zwei Sektoren geben kann (ruhige Sonne). Ein Wechsel von Plus (die beiden oberen Sektoren im Bild) nach Minus (die beiden unteren Sektoren) und dann wieder zurück. Oder 4 Sektoren, wie im Bild zu sehen. Ein Wechsel von 1Plus nach 1Minus, wieder zurück aber nach 2Plus, dann nach 2Minus und schließlich zurück zum ersten Sektor.

In den ACE-Diagrammen (ACE = Advanced Composition Explorer-Satellit) wird dies in den phi-Diagrammen gemessen. Magnetstürme auf der Erde fallen während einem HCS-Durchgang besonders stark aus. Dies lässt Rückschlüsse zu, dass es starke Wechselbeziehungen zwischen der HCS und der Magnetosphäre der Erde gibt. Durch deren Kopplung zu den geladenen Teilchen in den darunter liegenden Atmosphärenschichten wiederum unmittelbare Einflüsse der HCS auf die Stratos-und Troposphäre, was wiederum nicht ohne Einfluss auf das Wetter sein kann.

 

Abbildung 102: Die grüne Kurve phi zeigt die HCS für einen Tag am 22. August 2004 (23. Sonnenzyklus) und im Zeitraum vom 14.11. – 16.11.2010 (24. Sonnenzyklus). Ein Wechsel der Polarität (Winkel phi) findet dann statt, wenn ein Wechsel zwischen 180° und 360°, bzw. 0° oder umgekehrt stattfindet. Zur Interpretation der Messkurve ist zu beachten, dass die Kurve vor und nach einem Wechsel einige Tage konstant sein muss. Die Stanfort University (http://wso.stanford.edu/SB/SB2.html) gibt hierzu die folgende Bedingung an (++++ : – – – – ). Ein Durchgang durch die HCS dauert teilweise einen ganzen Tag. Kurz vor, während und nach einem HCS-Durchgang verursachen solare Ereignisse besonders starke Wechselwirkungen mit dem Erdmagnetfeld!

Seit Svensmark ist bekannt und durch CERN bestätigt, dass geladene Aerosolpartikel, die verstärkt durch kosmische Strahlung entstehen, bis zu 10-mal so effektiv in der Bindung von Regentropfen sind als ungeladene. Bei jedem Durchgang durch die HCS wirkt auf die geladenen Partikel in der Tropos- und Stratosphäre (Kopplung Magnetosphäre zu den geladenen Teilchen in der Stratos- und Troposphäre) durch den Stromfluss eine Kraftkomponente, die die Verteilung der geladenen Aerosolpartikel verändert. Es ist davon auszugehen, dass es zu örtlichen Konzentration, sowie zu Verdünnungen kommt, was nicht ohne unmittelbaren Einfluss auf das Wettergeschehen in der Atmosphäre bleiben kann.

 

Abbildung 103: Atmosphäreneffekte wie die Polarlichter (Alaska Knik Valley während des starken geomagnetischen Sturms am 08. April 2003, NASA) sind lediglich die sichtbaren Auswirkungen solarer Einflüsse auf die Erdatmosphäre. Diese Einflüsse sind, wie geschildert, weitaus komplexer und bedeutender. Der Sonnenwind regt in der Ionosphäre O2-Moleküle an, die diese Energie im Wellenbereich des grünen Lichts wieder abgeben.

Bei den bisherigen Betrachtungen wurde davon ausgegangen, dass die HCS im Querschnitt, also in ihrer Dicke homogen ist – gleiche Stärke, wie gleichbleibende Richtung. Hiervon kann aber nicht ausgegangen werden, da sowohl der Sonnenwind, der die HCS mit sich führt, als auch die magnetische Aktivität der Sonne, die ihre Stärke bestimmt, nicht homogen sind. Die magnetische Aktivität der Sonne prägt denn auch ihr Muster in die HCS. Deren Strukturen formen das interplanetare Medium und tragen zu ihrer Dynamik bei.

 

Abbildung 104 oben zeigt Total und Open Flux der IPF während der Sonnenzyklen 21 – 23, sowie das Polarfeld der Sonne. Darunter die Feldstärke des solaren Magnetfeldes als Momentaufnahme im Jahr 1984 (gestrichelte Linie in der Abbildung darüber). Der Open Flux ist das Interplanetarische Magnetfeld (seine Feldstärke), der Total Flux, dass Magnetfeld der Sonne und das Polar Field, dass Polare Magnetfeld der Sonne, Quelle: (http://www.mps.mpg.de/projects/solar-mhd/research_new.html). Die zeitlichen und örtlichen Inhomogenitäten des solaren Magnetfeldes bewirken, dass deren Fortsetzung im interplanetarischen Raum, das IPF, sowie deren Grenzschicht, die HCS ebenfalls inhomogen sind. Die Abbildung rechts zeigt das Magnetogramm der Sonne für einen bestimmten Zeitpunkt (15.11.2010, 19:42 UT), Quelle: WSO, Stanford University. Das dort zu sehende und sich fortwährend ändernde Magnetfeldmuster der Sonne wird über den Sonnenwind in den interplanetaren Raum und somit in die Heliosphärische Stromschicht getragen.

Des Weiteren besteht der Sonnenwind und das mit ihm verbundene IPF nicht nur aus einer polarisierten Teilchenart, sondern aus beiden. Aus positiv geladenen Protonen (Wasserstoffatome ohne Elektron), bzw. α-Teilchen (Helium-Kerne, 5%) und aus negativ geladenen Elektronen. Beide Teilchenklassen bewirken Stromflüsse, die sich mit dem Sonnenwind, entsprechend ihrer Verteilung überlagern und die HCS entsprechend ihrem Verteilungsmuster beeinflussen. Hinzu kommt, dass sich der Sonnenwind mit Überschallgeschwindigkeit (der im Plasma vorherrschenden Schallgeschwindigkeit) ausbreitet, was zu Turbolenzen in der Schicht führt.

 

Abbildung 105 links zeigt die unterschiedliche Ablenkung positiv und negativ geladener Teilchen an Magnetfeldlinien. Die Abbildung in der Mitte zeigt einen Schnitt durch die HCS. Die Farben geben die möglichen Variationen der magnetischen Stromstärke an. Die Dicke beträgt mehrere 10.000 km. Die Abbildung rechts soll als Vergleich zeigen, wie auf kleinen Skalen sich die magnetischen Turbolenzen in der HCS widerspiegeln und ein komplexes Muster des magnetischen Stromflusses in der HCS bewirken.

Bei jedem Durchgang der Erdatmosphäre durch die HCS ist die Atmosphäre ungleichen Kraftkomponenten ausgesetzt, die der inhomogene magnetische Strom der HCS auf die Magnetosphäre und deren Kopplung mit den geladenen Teilchen in der Atmosphäre ausübt. Es ist davon auszugehen, dass es örtlich zu Ansammlungen, sowie Ausdünnungen von elektr. geladenen Aerosolpartikeln kommt, was nicht ohne Auswirkungen auf die Kondensation, damit Wolkenbedeckung und auf das Wetter bleiben kann. Es ist bekannt, dass kurz vor, während und kurz nach einem HCS-Durchgang solare Ereignisse besonders stark mit dem Erdmagnetfeld wechsel wirken.

 

Interplanetares Magnetfeld (IPF)

Das Interplanetarische Magnetfeld, welches bei Messungen auch als Open Flux bezeichnet und in Nanotesla angegeben wird, ist das von der Sonne stammende Magnetfeld, welches sich im interplanetaren Raum, also dem Raum, der nicht von den Planeten bestimmt wird, ausbreitet. Es wirkt in der gesamten Heliosphäre und reicht bis an die Grenzen des Sonnensystems, zur Heliopause, welche ca. 22,5 Milliarden km von der Sonne entfernt ist.

Im Bereich des Interplanetarischen Magnetfeldes wird ein Großteil der geladenen Partikel der kosmischen Strahlung abgelenkt. Das Interplanetarische Magnetfeld ist somit ein Schutz der Planeten vor dem Bombardement der hochenergetischen kosmischen Strahlung.

 

Abbildung 106 links zeigt die Auswirkungen der IPF auf das irdische Magnetfeld. Das IPF lässt sich im Raum in drei Koordinaten zerlegen, wobei zwei in der Ekliptik liegen und eine (Bz) senkrecht dazu. Die Änderung dieser Komponente ist besonders interessant, weil sie parallel zum Erdmagnetfeld verläuft und daher mit diesem besonders wechselwirkt. Abbildung 106 rechts zeigt, wie sich die Feldlinien des IPF im Raum ausbreiten.

Wie bereits bei der HCS festgehalten, ist das IPF ein fester Bestandteil des Sonnenwindes und wird durch diesen in Form von Parker-Spiralen (ruhige Sonne) in den Raum ausgebreitet.

Sonnenwind und IPF stehen in direktem Zusammenhang mit der Sonnenaktivität, wobei der Sonnenwind in zwei Komponenten aufgeteilt wird, den schnellen Sonnenwind mit Teilchengeschwindigkeiten von 500 – 800 km/s, aus den koronalen Löchern und der daher eine große Beschleunigung erhält und dem langsamen Sonnenwind mit Teilchengeschwindigkeiten von 250 – 400 km/s, der hauptsächlich aus dem Streamer Belt (benannt nach Aufnahmen während einer Sonnenfinsternis) der Korona stammt. Die Sonnenwinddichte in Erdnähe beträgt 3 x 10^6 – 1 x 10^7 Teilchen/m3. Während die Stärke des IPF (Open Flux) in Nanotesla angegeben wird, wird der Sonnenwindfluss in Teilchen/m^3 und die Stärke des Sonnenwindes in Nanopascal angegeben. Das magnetische Feld aus den aktiven Regionen der Sonne wird Nichtachsen-symmetrischer offener Fluss (Nonaxisymmetric Open Flux) und das magnetische Feld aus den Polarregionen, Achsensymmetrischer offener Fluss (Axisymmetric Open Flux) genannt, weil dieses Feld zur Achse der Sonne symmetrisch verläuft (folgende Abbildung).

 

Nun kann die Frage aufkommen, warum das solare Magnetfeld überhaupt in Komponenten aufgeteilt werden muss, weil doch auf die Erde das gesamte Magnetfeld der Sonne wirkt. Die besondere Stellung der Bz-Komponente des IPF wurde bereits genannt. Für die Wirkung der kosmischen Strahlung auf die Erde ist dagegen, dass sich in Bahnebene, in der sich die Planeten bewegen, ausbreitende Magnetfeld der Sonne maßgeblich. Dies ist der Nonaxisymmetric Open Flux. Die Sonnenwindstärke wiederum hängt von beiden (polar und toroidal) ab, wobei die Teilchen mit höherer Geschwindigkeit aus dem Polarfeld, den koronalen Löchern kommen. Die Aktivität des Polarfeldes zum Total und Open Flux ist genau umgekehrt und verschwindet im Sonnenmaximum. Aus der Sonnenwindgeschwindigkeit lässt sich daher nur teilweise auf die Aktivität der Sonne schließen.

 

Abbildung 107 (Quelle: http://www.leif.org/research/files.htm) zeigt den 27-Tage-Durchschnitt der Sonnenwindgeschwindigkeit in 100 km/s von 1880 – 2009, nach Leif Svalgaard. Blau, aus IHV (Inter-Hour Variability-Index) und IDV (Inter Diurnal Variability) rekonstruiert; rot sind direkt gemessene Werte. In der Sonnenwindgeschwindigkeit sind zwar die solaren Grundzyklen erkennbar, jedoch lassen sich daraus allein keine Rückschlüsse auf die globalen Temperaturen schließen. Hierzu bedarf es weiterer Parameter.

Nach Daten der NASA hat der Sonnenwind in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts stark abgenommen, was, wie bereits mehrfach gezeigt, auf die derzeit schwache solare Aktivität zurück zu führen ist. So zeigt Abbildung 108 links die Stärke des Sonnenwindes und Abbildung 108 rechts, wie sich mit ihm oder genauer, der solaren Aktivität (mit ihr hängt bekanntlich der Sonnenwind zusammen), die globalen Temperaturen variieren.

 

Abbildung 108: Links ist anhand der Ulysses-Daten die Stärke des Sonnenwindes (Produkt aus Teilchengeschwindigkeit und Koronatemperatur) im Zeitraum von 02/92 – 02/98 (grün) und von 02/04 – 08/08 (blau) als Raumdiagramm dargestellt. Da die Koronatemperatur in direktem Maße die magnetische Aktivität der Sonne wiedergibt – die Korona wird von dieser aufgeheizt (siehe Rekonnektion und Korona) ist die Sonnenwindstärke ein Maß für die solare Aktivität. In Abbildung links, zeichnen sich scharf die beiden koronalen Löcher in Nord und Süd ab, Quelle: NASA, “Solar Wind Loses Power, Hits 50-Year Low“, 23.09.2008. Deutlich ist erkennbar, dass die Sonne zwischen 2004 und 2008 ruhig ist. Rechts ist als Histogramm dargestellt, die Stärke und Verteilung des Sonnenwindes, getrennt für die nördliche und südliche Hemisphäre der Erde und daneben, ebenfalls als Histogramm, die globalen Erdtemperaturen. Globale Temperatur und Sonnenaktivität sind nach den Untersuchungen der NASA deckungsgleich.

Auch diese Abbildungen zeigen, dass die stark zurück gehenden Temperaturen, wie wir sie übrigens wahrgenommen haben (nicht wie die WMO uns diese verkaufen will) der letzten Jahre auf die verringerte Sonnenaktivität zurückzuführen sind. Die Ulysses-Daten belegen, dass der mittlere Sonnenwinddruck um 20% zurückging, was in erster Linie auf die geringere Temperatur der Korona und auf die verringerte Sonnenwindstärke (Teilchen/m^3) zurückzuführen ist. So wurde der Sonnenwind im Vergleichszeitraum 13% kühler und 20% geringer. Nach Messungen der NASA schwächte sich das Magnetfeld der Sonne in dem betrachteten Zeitraum um 30% ab.

Es wurde bereits genannt, dass der Bz-Komponente des IPF eine besondere Bedeutung zukommt, da diese Komponente mit dem Erdmagnetfeld am stärksten wechselwirkt. So sind Polarlichter, die ein direkt beobachtbares Zeichen starker Sonnenaktivität sind, umso wahrscheinlicher, je stärker das IPF und je negativer deren Komponente, die Bz ist. Dies hängt damit zusammen, dass südlich (negativ) gerichtete Magnetfelder des IPF, die antiparallel zu den Magnetfeldlinien des Erdmagnetfeldes verlaufen, das Magnetfeld der Erde schwächen, so dass es dabei zu einem magnetischen Kurzschluss kommt (bei „verschmelzen“ der Feldlinien). Das magn. Schutzschild der Erde ist dann durchlöchert und geladene Teilchen können bis in niedere Breiten in tiefere Schichten der Erdatmosphäre gelangen. Nach Untersuchungen der NASA gelangen bis zu 20-mal mehr geladene Teilchen dann in die unteren Atmosphärenschichten!!

Bekanntlich sind die Auswirkungen der Teilchenströme in den Polregionen am größten, weil dort die magnetischen Feldlinien ausfließen. Daher liegt es nahe, zu untersuchen, inwieweit dies Auswirkungen auf die dortigen Klimaparameter hat, wenn postuliert wird, dass geladene Atmosphärenteilchen Einfluss auf das Wetter und damit auf die Temperaturen haben.

 

Abbildung 109: Zu sehen (Quelle: http://www.appinsys.com/GlobalWarming/EarthMagneticField.htm) sind jeweils die vertikale (Z) Komponente des Erdmagnetfeldes. Diese steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Interplanetarischen Magnetfeld (GMF = Geo-Magnetc Field). Gewählt wurden zwei Punkte, die sich gegenüberstehen (rotes und grünes Kreuz) und deren Resultierende nahe dem magnetischen Nordpol liegt (rote Kurve). Der Temperaturgang der arktischen Temperaturen stimmt exakt mit der magnetischen Aktivität und damit mit der Sonnenaktivität überein.

 

Abbildung 110a: Für aktuelle Temperaturtrends werden meist 30-Jahres Vergleiche herangezogen, da dieses Zeitfenster per Definition als Klima definiert ist. Werden dazu die vergangen 30 Jahre verwendet, so fällt dieser Zeitraum mit der obigen magnetischen Polarität des Sonnenmagnetfeldes zusammen. In diesem Zeitraum (bis 2009) befand sich am geographischen Nordpol der Sonne, zweimal der magnetische Nordpol. Dies bedeutet im solaren Minimum, dass die Feldlinien antiparallel zum Erdmagnetfeld ausgerichtet sind.

Antiparallele Ausrichtung der IPV-Feldlinien führt bekanntlich zu einer Schwächung des Erdmagnetfeldes, wodurch mehr geladene Teilchen in die unteren Atmosphärenschichten gelangen. Nun ist das solare Magnetfeld kein Dipol, wie bei der HCS gesehen und die Erde nicht permanent im Bereich einer Polarität, insbesondere nicht, wenn sich die Aktivität der Sonne erhöht, bei ruhiger Sonne gilt indes das obige Polarisationsmuster und es wurde auch nur für die Zeiträume im Sonnenminimum blau hinterlegt.

 

Abbildung 110b, Quelle:  (http://www.appinsys.com/GlobalWarming/EarthMagneticField.htm) zeigt vereinfacht die Wechselwirkung des IPV mit dem Erdmagnetfeld (weiße Pfeile) und den Verlauf der Feldlinien im solaren Minimum, wenn magnetischer und geographischer Nordpol räumlich zusammen liegen. Darunter sind die globalen Temperaturanomalien in der Fläche für den Zeitraum 12/1978 – 11/2006 zu sehen. Am magnetischen Nordpol (Kreis), wo die Feldlinien und somit die geladenen Partikel einfließen, kommt es zu einer Temperaturerhöhung und am Südpol, wo die Feldlinien heraustreten, also keine Partikel einfließen, kommt es zu einer deutlichen Temperaturabnahme. Klimaschaukel Arktis-Antarktis!

Die polare Temperaturverteilung auf der vorherigen Seite ist ein Hinweis, dass geladene Aerosolpartikel unmittelbar auf Wetter und damit auf die Temperaturen Einfluss nehmen. Dort, wo die magnetischen Feldlinien und mit ihnen der ionisierte Partikelstrom einfließt, kommt es laut NASA (http://www.nasa.gov/mission_pages/themis/news/themis_leaky_shield.html) zu einer 20-fachen Erhöhung der ionisierten Sonnenpartikel und dort kommt es auch zu der deutlichsten Temperaturzunahme. Im Gegenpol stattdessen zu der deutlichsten Temperaturabnahme. Die Erkenntnis aus der Abbildung, gibt auch einen Ansatzpunkt, für die Klimaschaukel zwischen der Arktis und der Antarktis auf kurzen Zeitskalen theoretisch zu begründen.

Dass es an den Polen zu einer Verdichtung, also Ansammlung von geladenen Partikeln kommt, liegt zum einen, am Verlauf der magnetischen Feldlinien und zum anderen, dass das Polarlichtgebiet zwischen 1.000 und 4.000 km Höhe auf geladene Teilchen wie ein elektrostatischer Beschleuniger wirkt.

Elektronen und Ionen werden aufgrund ihrer unterschiedlichen elektrischen Ladung dabei entlang der Feldlinien in entgegen gesetzte Richtungen beschleunigt. Messungen haben ergeben, dass die Beschleunigung in stationären horizontalen Schichten von 10-20 km vertikaler Dicke erfolgt (Quelle: MPG). Dabei werden Elektronen abwärts beschleunigt und können dabei Moleküle ionisieren, wobei diese dann eine negative Ladung tragen.

Es gibt weitere Belege, die zeigen, dass die Wolkenbedeckung und damit die Kondensationskeime, bzw. die Aerosole, die als Vorraussetzung für die Entstehung von Wasserpartikeln in der Atmosphäre notwendig sind, von der Polarität des solaren Feldes abhängen. Dies sind die Daten über die globale Wolkenbedeckung von dem ISCCP (International Satellite Cloud Climatology Project). Nach Svensmark ist bereits bekannt, dass die Wolkenbedeckung mit der kosmischen Strahlung variiert (Abbildung 111). Die kosmische Strahlung wiederum ist gegenläufig zur solaren Aktivität und der 11-jährige Schwabe-Zyklus zeichnet sich darin eindeutig ab.

 

Abbildung 111 (http://www.climate4you.com/Sun.htm) zeigt die Sonnenfleckenzahl und die kosmische Strahlung (Neutronen-Monitor) von Januar 1958 – 06. November 2009. Deutlich ist zu sehen, dass eine erhöhte Sonnenaktivität die Erde vor kosmischer Strahlung abschirmt. Während eines solaren Aktivitätsminimas gelangt vermehrt kosmische Strahlung zur Erde.

Die physikalische Erklärung für diesen Zusammenhang ist in der folgenden Abbildung rechts bildhaft dargelegt.

 

Abbildung 112 ganz links zeigt das Magnetfeld der Sonne als Dipolfeld im solaren Minimum, aufgenommen von der Sonnensonde Ulysses (SWOOPS = Solar Wind Observations Over the Poles of the Sun). Daneben das Magnetfeld während dem Aktivitätsmaximum. Rechts ist der Verlauf der geladenen Partikel der kosmischen Strahlung an den Magnetfeldlinien der Sonne gezeigt. An aufgewickelten Magnetfeldlinien während aktiver Sonne, werden die Partikel abgelenkt und nach außen aus dem Planetensystem gestreut.

Dass die kosmische Strahlung im Gegentakt zur Sonnenaktivität verläuft, liegt in erster Linie am höheren Betrag der solaren Aktivität und weiter, dass das solare Magnetfeld nur im Aktivitätsminimum ein Dipolfeld darstellt, wogegen mit zunehmender Sonnenaktivität die Polaritäten (die ein- und ausfließenden Magnetfeldlinien, award, bzw. toward-IMF, siehe HCS) mehr und mehr vermischt werden und sich die magnetischen Feldlinien mehr und mehr aufwickeln.

Die folgenden Teile zeigen, wie sich das bisher theoretisch gezeigte, auf das Wetter- und Klimageschehen auswirkt.

 

Raimund Leistenschneider – EIKE

 

Teil 5 in Kürze

Übersicht über alle Teile:

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4a – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
interplanetares Magnetfeld

Teil 4b – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen




Teil 4a: Dynamisches Sonnensystem – die tatsächlichen Hintergründe des Klimawandels

Teil 4 – Die Sonnenatmosphäre: Die Korona

Die Korona ist die äußere Atmosphäre der Sonne. Sie ist die Ursprungsregion des Sonnenwindes und reicht weit in den interplanetaren Raum. Sie ist die äußere Schicht der Sonne. Die Sonnenatmosphäre besteht aus mehreren Sektionen.

 

An der ca. 5.800 K heißen Sonnenoberfläche, der Photosphäre, schließt sich die etwa 10.000 km-dünne Chromosphäre an (Abbildung 46), die ihren Namen vom haarfeinen farbigen Kranz um die Sonne während einer Sonnenfinsternis hat (Abbildung links). Die rote Farbe kommt vom Ly-α Übergang des Wasserstoffs. Die Farbe verrät, dass es sich um eine kühle Region der Atmosphäre handelt. Nach Wedemeyer et al, 2004, liegt die Temperatur zwischen 3.000 K und 1.800 K und wird durch akustische Wellen, deren Energie durch Dissipation in thermische Energie gewandelt wird, erzeugt.

Über der Chromosphäre schließt sich die Übergangsregion an, die die Korona von der Chromosphäre trennt.

 

Abbildung 47 zeigt eine Aufnahme des Satelliten TRACE (Transition Region and Coronal Explorer) von der Übergangsregion im UV-Bereich. Aufgrund ihrer hohen Temperatur geben Beobachtungen im sichtbaren Bereich keinen Aufschluss über ihre Vorgänge. Die Übergangsregion stellt den Übergang (daher der Name) dar, von gravitations-gebundenen und durch Gasdruck und Fluiddynamik bestimmten Prozessen, hin zu überwiegend durch magnetisch, dynamische Kräfte (Magnetohydrodynamik) bestimmten Vorgänge dar. Ihre Höhe lässt sich daher nicht eindeutig bestimmen und variiert. Sie stellt die Grenzschicht der Helium-Ionisation dar.

Der Übergangsregion schließt sich die Korona an. Sie besteht aus einem magnetischen Plasma, dass durch das starke Magnetfeld der Sonne in weiten Teilen beeinflusst wird. Die Korona ist stark strukturiert und ist bei einer Sonnenfinsternis als weiß strahlender Kranz (daher der Name) gut sichtbar. Je nach Aktivität der Sonne erstreckt sie sich mehrere Millionen km weit ins All.

Durch ihr elektro-magnetisch leitendes Plasma ist in der Korona viel magnetische Energie gespeichert. Über den Gebieten mit starker Aktivität bilden sich schleifen- und röhrenartige Magnetstrukturen zu Magnetfeldbögen, mit in sich geschlossenen Feldlinien aus, in denen das Plasma konzentriert ist. Dazu im Gegensatz, die koronalen Löcher über den Polen, die offene Magnetregionen darstellen und deren Feldlinien bis an die Grenzen der Heliosphäre reichen.

Abbildung 48 zeigt Photosphäre, Chromosphäre, Übergangsregion (Transition region) und Korona. Dazu im Röntgenlicht strahlende Magnetfeldbögen mit eingeschlossenem Plasma und ein koronales Loch (Open flux tube), aus dem das Plasma ungehindert entweicht. Abbildung 49 zeigt, warum in der Korona magnetische Effekte dominieren und ihre Heizung auf magnetische Ursachen zurückzuführen ist.

Abbildung 49: Die Eigenschaft eines Plasma wird durch das “Plasma-Beta“ (β) ausgedrückt. β ist das Verhältnis von thermischem Druck und magnetischen Druck. Die Photosphäre, sowie der Sonnenwind werden durch das Plasma bestimmt, wogegen in der Korona der Einfluss des Plasmas abnimmt und magnetische Effekte an Einfluss gewinnen. Dies ist z.B. ein Grund, warum die magnetische Aktivität und die Sonnenfleckenaktivität nicht synchron laufen. Die Koronaaktivität wird durch mehr bestimmt, als nur durch Sonnenflecken.

Wie noch gezeigt wird, spielen koronale Löcher eine wichtige Rolle beim Verstehen der solaren Auswirkungen auf die Erdatmosphäre, die Wolkenbildung und damit auf unser Wetter.

Koronale Löcher werden sichtbar, wenn die Sonne mit Filtern betrachtet wird, die ausschließlich Röntgen und extremes UV-Licht (UVC) der Sonne durchlassen. Dann werden dunklere Gebiete in der Korona sichtbar. Dabei handelt es sich um Gebiete, mit einer um bis zu dem Faktor hundert reduzierten Teilchendichte in der Korona, die auf Grund der geringeren Teilchendichte kälter sind und damit auf den Aufnahmen dunkler erscheinen. Im sichtbaren Spektrum der Sonne sind sie unsichtbar, daher musste die Wissenschaft bis zum Beginn des Satellitenzeitalters zu Beginn der 1960-Jahre (Venussonde Mariner 2, 1962) warten, um sie zu dokumentieren. Der Astronom Julius Bartels hatte sie bereits 1932 aus Beobachtungen von wiederkehrenden magnetischen Regionen, sog. M-Regionen (Stärke-Klassifizierung, M=magnetisch), nach einer Sonnenrotation von 27 Tagen (Carrington-Rotation) abgeleitet.

Abbildung 50: Auf koronalen Löchern stehen die Magnetfeldlinien nahezu senkrecht und weichen über die Planetenbahnen hinaus bis an die Grenze der Heliosphäre. Entlang dieser Magnetlinien bewegen sich Protonen und Elektronen schraubenförmig aufwärts. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Polarität entgegen gesetzt zueinander. Da die Partikel wegen der geringen Dichte und der senkrecht stehenden Magnetfeldlinien ungehindert die Sonne in Richtung Weltall verlassen, ist die Teilchengeschwindigkeit aus den koronalen Löchern mit mehr als 800 km/s weitaus höher, als der Sonnenwind aus den aktiven Zonen der Sonne. Während aus der Sonnenoberfläche austretende Magnetfeldlinien aus aktiven Gebieten, z.B. Sonnenflecken, auf kurzen Strecken wieder auf die Sonne treffen und die Teilchen dadurch wieder zur Sonne zurück beschleunigt werden, treten die Teilchen aus einem koronalen Loch sämtlich ins Weltall.

Koronale Löcher sind sehr stabil und können mehrere Sonnenrotationen anhalten. Während im Sonnenminimum koronale Löcher sich meist in Polnähe befinden, befinden sie sich mit zunehmender Sonnenaktivität im Äquatorbereich der Sonne. Diese entstehen dort immer dann, wenn Bereiche gleicher magnetischer Polarität nahe zusammen liegen. Dadurch werden die Magnetfeldlinien in den Grenzbereichen gestreckt und stehen nicht mehr in einem Bogen über der Sonnenoberfläche, sondern senkrecht, wodurch das Plasma als schneller Sonnenwind entweicht.

 

In der Abbildung 51 links zeichnen sich während des Sonnenminimums (NASA, 12.09.1997) deutlich die beiden koronalen Löcher über den Polen der Sonne ab. In der Abbildung Mitte ist ein ausgeprägtes transäquatoriales koronales Loch während dem solaren Maximum zu sehen (SOHO, 08.01.2002) und in der Abbildung rechts der Feldlinienverlauf aus einem koronalen Loch.

Wegen der Dipolcharakteristik des solaren Magnetfeldes im Sonnenminimum, befinden sich koronale Löcher (CH) während des Abklingens des solaren Zyklus und während dem Minimum in Polnähe und ihr Auftreten ist deswegen (Dipol) insgesamt stärker ausgeprägt. So entstehen CH-getriggerte CME im solaren Minimum. Während dieser Zykluszeiten stellen koronale Löcher den Hauptfaktor für die Beeinflussung des irdischen Magnetfeldes, der Ionosphäre und der geladenen Teilchen in den unteren Atmosphärenschichten, bis in die Troposphäre. Sie erreichen dort dieselben Auswirkungen, wie hochenergetische Sonnenflares. Dies hängt damit zusammen, dass sehr viele Teilchen die koronalen Löcher verlassen können, wodurch es am Ort des Geschehens zu einer starken Verringerung der Teilchendichte kommt und am Ort der Wirkung (z.B. Erdatmosphäre), wegen dem erhöhten Teilchenfluss, zu entsprechend großen Auswirkungen.

Abbildung 52 zeigt die Auswirkungen des schnellen Sonnenwindes aus koronalen Löchern und im Vergleich, die des langsamen Sonnenwind aus aktiven Zonen auf den geomagnetischen Ap-Index der Erde im Sonnenminimum, Quelle: Bothmer (Institut für Astrophysik, Uni Göttingen) und Büchner (MPS), “Physikalische Grundlagen des Weltraumwetters – Der Sonnenwind“. Deutlich ist erkennbar, dass der schnelle Sonnenwind die Hauptursache für die Änderungen im Ap-Index darstellt und damit die Hauptursache für elektro-magnetisch bedingte Einflüsse in der Erdatmosphäre ist. Während der langsame Sonnenwind kaum Spuren hinterlässt, sind diese beim schnellen Sonnenwind nicht zu übersehen.

Die Korona wirkt also wie ein riesiger Teilchenbeschleuniger, der unablässig geladenes Plasma ins Weltall und damit in Richtung Erde ausstößt. Wegen der hohen Koronatemperatur gibt es kein Druckgleichgewicht zwischen ihrem Plasma und dem Weltall, wodurch ständig Materie in Form von Sonnenwind abströmt und auf der Erde Auswirkungen verursacht.

Man könnte nun davon ausgehen, dass mit zunehmender Höhe in der Sonnenatmosphäre die Temperatur abnimmt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das ionisierte Gas wird sprungartig auf fast 2 Mil. Kelvin erhitzt. Es muss demnach einen separaten Heizmechanismus geben, der die Korona auf die hohen Temperaturen aufheizt. Hierauf wird auf den nächsten Abschnitten eingegangen.

Abbildung 53 links (Yang et al., 2009, “Response of the solar atmosphere to magnetic field evolution in a coronal hole region”) zeigt den Temperaturgradienten von der Sonnenoberfläche und ihrer Atmosphäre. Dazu die beobachteten Wellenlängen in Angström und das zugehörige Isotop. Mitte das koronale Magnetfeld im solarem Minimum und rechts im solarem Maximum, Quelle: (http://rst.gsfc.nasa.gov/Sect20/A5a.html).

 

Abbildung 54 links zeigt die Korona im Minimum des Schwabe-Zyklus und die Abbildung rechts im Maximum. Sehr gut zeichnen sich im Strahlenkranz der Korona die magnetischen Feldlinien ab, in denen das Plasma gefangen ist und deren Bahnen es folgt. In der linken Abbildung ist das Dipolfeld der Sonne stark ausgeprägt, während es im Maximum nahezu vollständig verschwunden ist.

Wie Abbildung 54 bereits zeigt, wird die Korona sehr stark von der Sonnenaktivität beeinflusst. Abbildung 55, Quelle: (http://soi.stanford.edu/ results/SolPhys200/Poletto/index.html), zeigt die Korona zwischen solarem Minimum und solarem Maximum von 1996 – 2001 und dazu die Sonnenfleckenzahl. Mit zunehmender Sonnenaktivität nimmt die Strahlungsleistung der Korona beständig zu, was am Strahlenkranz um die Sonne gut zu sehen ist. Die kinetische Gastemperatur des Plasmas steigt sprunghaft von 1 Mil. Kelvin im Sonnenminimum auf nahezu 2 Mio. Kelvin, nachdem ein neuer solarer Zyklus beginnt. In aktiven Regionen können die Korona-Temperaturen auf über 10 Mio. Kelvin ansteigen. Es liegt daher nahe, die Korona unmittelbar in Relation zu Klimaereignissen auf der Erde zu setzen.

Auf Grund ihrer hohen Temperatur erreicht das Plasma einen Energieinhalt, der nicht durch die Gravitation der Sonne ausgeglichen werden kann. Da es auch keinen Druckausgleich zu dem interstellaren Medium gibt, expandiert die Korona in den Weltraum, wodurch der Sonnenwind entsteht. Da die Koronatemperaturen mit mehreren Millionen Kelvin nur im Röntgen- und extremen UV-Bereich strahlen, sind deren direkte Beobachtungen nur aus dem Weltall möglich, so dass Datenreihen nur für die letzten Jahrzehnte bestehen. Abbildung 56 zeigt die Schwankungen  der Koronatemperatur über die Sonnenzyklen 22 und 23.

Abbildung 56, Quelle: (http://rst.gsfc.nasa.gov/Sect20/A5a.html), zeigt die Koronatemperatur im Zeitraum 1991 – 2007, aufgenommen mit SWICS (Solar Wind Ion Composition Experiment) der Sonnensonde Ulysses. Auffällig ist im Minimum in 1995 ein plötzlicher Temperaturanstieg nach oben. Der Autor geht davon aus, dass es sich dabei um das exakte Ende des 22. Sonnenzyklus handelt. Dieser Peak findet sich erstaunlicherweise in invertierter Form im Maximum des darauffolgenden Zyklus gegen Ende 2002. Er fällt zusammen mit dem Maximum der magnetischen Aktivität (siehe Untersuchungen von Wilson & Hathaway in der Fortsetzung) und dem Maximum des Hauptsonnenzyklus, dem im Mittel 208 jährigen de Vries-Suess-Zyklus (rote Pfeile). Der Autor geht weiter davon aus, dass zwischen den beiden Zeitblöcken (rot und blau hinterlegte Flächen) und der plötzlichen Max/Min, ein exakter Zusammenhang besteht, der Prognosen über die zukünftige Sonnenaktivität deutlich präziser ermöglicht, als dies gegenwärtig durch die Modelle von Hathaway (NASA) der Fall ist.

Was könnte nun der Grund für dieses sonderbare Verhalten der Sonne sein, einmal die Koronaheizung im Minimum kurz anzuschalten und einmal, im Maximum genauso plötzlich wieder kurz auszuschalten? Der Grund auf kleinen Skalen (Tage/Wochen) liegt in der Sonnenheizung, auf die in den nächsten Abschnitten noch näher eingegangen wird. Keine der gängigen Sonnenparameter, weder die Sonnenfleckenzahl, noch der TSI, ebenfalls nicht die Zeitreihe der koronalen Massenauswürfe CME, weder die IMF, auch keine ihrer Komponenten, auch nicht der Non-axixymmetric Open Flux, noch der Sonnenwinddruck zeigen zu besagten Zeitpunkten Anfang 1995 und Ende 2002 Auffälligkeiten.

Einen Hinweis könnte jedoch die Zeitreihe der Sonnenwindgeschwindigkeit geben.

Abbildung 57 zeigt die Sonnenwindgeschwindigkeit (Ausschnitt aus Quelle: http://www.leif.org/research/files.htm). Deutlich ist erkennbar, dass zu beiden Zeitpunkten ein deutlicher Anstieg (Peak) zu verzeichnen ist.

Verbunden mit der Kenntnis, dass der schnelle Sonnenwind aus den koronalen Löchern kommt, zeichnet sich ab, dass die Ursache und die Lösung auf großen Skalen in den polaren Löchern in der Korona zu suchen ist.

Abbildung 58 zeigt die magnetischen Aktivitätszyklen (http://www.mps.mpg.de/projects/solar-mhd/research_new.html). Grün ist das Polare Magnetfeld der Sonne abgebildet. Zum Jahreswechsel 1994/1995 liegt das Maximum und zu Beginn 2002 ihr Minimum (blaue Linien). Zu beiden Zeitpunkten dreht also das polare Feld.

Eine theoretische Erklärung für die plötzlichen Spitzen im Verlauf der Koronatemperatur sind Flussänderungen und dadurch ausgelöste Induktionsvorgänge in der Konvektionszone der Sonne. Kommt eine elektrisch leitfähige Masse zum Stillstand und wechselt anschließend ihre Fließgeschwindigkeit, so wird nach der Lenzschen Regel ein Induktionsvorgang ausgelöst, der einen magnetischen Strom erzeugt, der sich letztendlich in einer Energieabgabe äußert. Bei Elektromotoren wirkt sich der Effekt durch einen starken Stromanstieg aus, wenn der Rotor blockiert. Der Peak markiert aus Sicht des Autors den exakten Zeitpunkt der Flussumkehr und damit den Beginn des neuen Sonnenzyklus. Der plötzliche Peak in der Mitte des solaren Zyklus ist der umgekehrte Fall.

Solange sich elektrisch leitfähige Massen in einem rotierenden Magnetfeld in Relativgeschwindigkeiten zueinander bewegen, so lange wird durch Induktionsvorgänge (im Innern der Sonne zirkulieren Ströme von 1.000 Milliarden Ampere) die magnetische Aktivität, die durch das innere Magnetfeld der Sonne vorgegeben ist, verstärkt. Haben die Massen nun relativ zueinander gleiche Geschwindigkeiten, so bricht exakt in diesem Moment die Induktion zusammen, was zur plötzlichen Abschwächung der magnetischen Ströme und damit des Magnetflusses führt und die Koronazusatzheizung sozusagen abstellt. Als Zusatzheizung ist der Mechanismus zu verstehen, der die Koronatemperatur nach einem Sonnenminimum auf ihren doppelten Wert anhebt. Dabei handelt es sich um magnetische Wechselströme, die magnetische Wellen verursachen, sog. Alvén-Wellen, sowie Nano-Flares (später im Text).

Wie sich die Strahlungsleistung und damit Energieabgabe der Korona im 20. Jahrhundert änderte, zeigt die folgende Abbildung.

Abbildung 59 links (Quelle: http://www.ngdc.noaa.gov/stp/SOLAR/solarda3.html) zeigt die gesamte Strahlungsleistung der Korona von 1938 – 1995 in W/sr, mit r = 2.800 MHz Radio flux. Deutlich ist zu sehen, dass parallel zum (leichten) Temperaturanstieg auf der Erde, die Strahlungsleistung der Korona stark (25%) ansteigt. Hierbei handelt es sich um die tatsächliche Strahlungsleistung und nicht, wie beim TSI, um die Strahlungsleistung eines kleinen Wellenlängenbereiches (TSI = 200 nm – 2.000 nm). Die NASA beweist damit, dass die Sonne bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert immer aktiver wurde. Die rechte Abbildung zeigt die globale Temperaturentwicklung nach Jones.

Koronaheizung

Wie wird nun die Korona so viel heißer wie die Photosphäre? Ein Grund ist natürlich deren geringere Dichte. Bei gleicher Dichte wie in der Photosphäre wäre die Korona keine 2 Millionen Kelvin heiß. Bei der Koronaheizung wirken im Wesentlichen zwei Mechanismen, die beide auf magnetischen Ursachen beruhen, die, die in die Korona reichenden Magnetfelder auslösen, die ständig im leitfähigen Plasma elektrische Ströme induzieren.

Einigkeit in Fachkreisen besteht darüber, dass die heiße Korona nur durch eine zusätzliche Heizung bestehen kann. Eine aussichtsreiche Erklärung ist die Heizung an elektrischen Stromschichten. Diese bilden sich im unteren Bereich der Korona, wo sich das äußerst komplexe Magnetfeld der Sonne sprunghaft ändert. Gemäß den Gesetzen des Elektromagnetismus wird in solchen Stromschichten Energie freigesetzt, mit der die Korona geheizt wird.

Die Energie muss aber letztendlich in Wärme umgewandelt werden. Hierfür kommen zwei Prozesse in Frage, Alfvén Wellen und Nanoflares. Der Beweis gelang 1998 durch TRACE, das beobachtete, wie ein starker Flare in benachbarten Bögen Wellen auslöste, worauf die Bögen hin und her schwangen. Die Dämpfung erfolgte dabei Millionen-mal schneller, als von der Theorie vorhersagt. Waleri M. Nakariakow et al. (St. Andrews-Universität, Schottland) konnten damit zeigen, das magneto-hydrodynamische Wellen ihre Energie an die Korona übertragen können.

Alfvén Wellen

Seit langem ist durch Beobachtungen bekannt, dass sich in der Sonnenatmosphäre magneto-akustische Wellen ausbreiten. Jedoch ist deren Energie zu gering, um die Koronaheizung zu erklären, zumal deren Energie bereits in der Chromosphäre abgegeben wird.

In den magnetischen Flussröhren, die aus der Sonnenoberfläche austreten, entstehen oszillierende Torsionsschwingungen. Dabei handelt es sich um Ionen-Zyklotronwellen, die eine spezielle Form von magnetischen Schwingungen, Alfvén Wellen (schwedischer Physiker und Astronom Hannes Olof Gösta Alfvén, der sie 1938 theoretisch begründete) auslösen. Alfvén Wellen sind niederfrequente Oszillationen von Ionen in einem magnetischen Feld. Die Bewegung der Ionen führt dabei zu einer Störung des Magnetfelds und erzeugt auf diese Weise eine Rückstellkraft, die für die Aufrechterhaltung der Schwingungen sorgt. Alfvén-Wellen breiten sich dispersionslos (Wellenlänge ohne Einfluss auf Ausbreitungsgeschwindigkeit) in Richtung des Magnetfelds aus.

Abbildung 60: Alfvén-Wellen sind sich schnell bewegende Störungen entlang der Magnetfeldlinien in der Sonnenkorona, die Energie nach außen transportieren. Ihre Existenz in der Heliosphäre war seit längerem bekannt, doch noch nicht beobachtet worden, weil Alfvén-Wellen sehr schwer zu entdecken sind, da sie keine großen Fluktuationen in der Sonnenkorona auslösen, wie z.B. bei anderen Wellen üblich. Des Weiteren sieht es so aus, dass sich die Wellen immer mit derselben Geschwindigkeit fortzubewegen, weswegen sie schwer zu detektieren sind. Üblicherweise werden Wellen durch eine Geschwindigkeitsänderung entdeckt. Die Abbildung links (Quelle: National Center for Atmospheric Research) zeigt sich ausbreitende Alfvén Wellen entlang magnetischer Feldlinien in der Korona. Mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit (Phasengeschwindigkeit) von 4.032 km/s sind sie sehr schnell und transportieren ihre Energie entsprechend in die Korona, was z.B. die schnellen Zykluswechsel in der Korona-Temperatur von SWICS erklären würde.

Einem Team um den Sonnenphysiker David B. Jess (University of Belfast), „Alfvén Waves in the Lower Solar Atmosphere“, Science 323, 1582 (2009) gelang es, die Existenz von Alfvén Wellen anhand von Phasenverschiebungen nachzuweisen.

Abbildung 61 links zeigt anschaulich, wie durch die Oszillation von Plasma in einer magnetischen Flussröhre Alfvén Wellen entstehen. In den hellen Flächen der Abbildung rechts gelang es Jess et al. 2009, Alfvén Wellen direkt nachzuweisen. Die Messungen zeigten in der Wasserstoff-Alpha-Linie (oder Lyman-alpha-Linie) periodische Oszillationen der Linienbreite, die nach der Theorie Alfvén Wellen verursachen, weil Alfvén Wellen Torsionsschwingungen in magnetischen Flussröhren erzeugen, die simultan Blau- und Rotverschiebungen erzeugen, was in den hellen Gebieten beobachtet wurde.

Abbildung 62 zeigt die Lyman-Serie. Sie ist eine Abfolge von Spektrallinien des Wasserstoffatoms im Ultraviolettbereich zwischen ca. 91-121 nm. Die Alpha-Linie hat mit 121,6 nm die größte Wellenlänge. Die Lyman-Spektrallinien werden von Astronomen für die Untersuchung von Sternen verwendet und gehen auf den amerikanischen Physiker Theodore Lyman zurück, der sie 1906 entdeckte.

Anhand ihrer Berechnungen kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die so transportierte Energie ausreichend ist, die Koronatemperatur zu begründen. Dass Magnetfelder für die Koronaheizung eine Schlüsselrolle spielen, liegt nahe, denn dort, wo sie am stärksten sind, ist die Korona am heißesten. Wie bereits geschildert, zeigt die Korona eine starke thermische Struktur.

 

Abbildung 63 (NASA) zeigt die Korona im extremen Ultraviolett (EUV). Die rote Farbe (über den aktiven Regionen) entsprechen Temperaturen von 2 Mio. Kelvin und mehr, grün ca. 1,5 Mio. Kelvin und blau ca. 1 Mio. Kelvin. Die hellen weißen Flecken weisen ein Gemisch aller Temperaturen auf, was auf die Newtonsche Farbmischung zurückgeht. Am Nordpol ist ein koronales Loch sichtbar, das in blau strahlt, also relativ kühl ist. Die Abbildung zeigt die Sonne im Jahr 1999, während ihrer aktiven Phase im 23. Sonnenzyklus. In den aktiven Regionen, in denen das Magnetfeld mit 100 Gauss ca. 10-mal höher wie in der übrigen Korona ist, sind die Temperaturen am höchsten, was den Zusammenhang zwischen Temperatur und Magnetfeld offenkundig werden lässt.

Nano-Flares

In den eingangs geschilderten Stromschichten liegen Magnetfeldlinien unterschiedlicher Polarität sehr eng zusammen. Komplexe plasmaphysikalische Prozesse können zur Neuverbindung (Rekonnexion) dieser Magnetfeldlinien führen, wobei große Energiemengen explosionsartig freigesetzt werden, die geladenen Teilchen beschleunigt und aufheizen. Doch auch diese Theorie konnte nicht durch Beobachtungen bestätigt werden, da die Genauigkeit der benutzten Messmethoden nicht ausreicht, um das Magnetfeld in der unteren Korona zu messen.

Abbildung 64: Magnetfelder der Sonne werden bereits seit gut 100 Jahren mit Magnetographen, die den Zeeman-Effekt benutzen, gemessen. Dieser Effekt besagt, dass sich in Anwesenheit eines Magnetfeldes die Spektrallinien in zwei oder mehr Linien mit etwas unterschiedlichen Wellenlängen aufspalten, was gleichzeitig mit Polarisation verbunden ist. Die Abbildung 64 zeigt einen Sonnenfleck mit zugehörigem Spektrum und Linienaufspaltung. Die senkrechte dünne Linie stammt vom Spektrographenspalt des Messgerätes.

Aus deren Aufspaltung kann das magnetische Feld gemessen werden. Beobachtungen der Korona (Magnetfeldstärke mit ca. 10 Gauss ist dafür zu gering) sind damit noch nicht gelungen, da die Aufspaltung der Spektrallinien, die sie ausstrahlt, für die heutige Messtechnik zu gering ist.

Durch die eingangs geschilderte Rekonnektion, was etwa so viel wie Kurzschluss bedeutet, kommt es, genau wie bei einem elektrischen Kurzschluss, zu einer explosionsartigen Entladung und damit zu einer explosionsartigen Freisetzung von Energie, wodurch Sonnenflares ausgelöst werden. Deren Energieinhalt liegt bei ca. 6 x 1025 Joule. Zu den bekannten, weil direkt beobachteten Flares kommt es auf kleinen Einheiten zu Mikro- bzw. zu noch kleineren Nanoflares, die wiederum magnetische Wellen aussenden. Deren Energie liegt bei ca. 1017 – 1019 Joule, was  der Energie von 1.600 – 160.000 Hiroschimabomben entspricht.

Abbildung 65 (Wedemeyer-Böhm et al., 2008, “Coupling from the Photosphere to the Chromosphere and the Corona“) zeigt aus der Sonne austretende Magnetfeldlinien (network), in denen es durch Rekonnektion zu Nanoflares kommt, die wiederum Alfvén Wellen auslösen, die bis in die Korona reichen. Durch die Granulation der Sonnenoberfläche, das auf-und Absinken von Materie durch Konvektion um einige Kilometer, werden akustische Wellen (shock waves mit einer Periode von 5 Minuten) ausgelöst, die die Chromosphäre heizen. Zwischen den Magnetfeldern unterschiedlicher Polarität bilden sich Stromschichten (current sheets) aus, die zeitlich stark fluktuieren.

Durch die Freisetzung hochenergetischer Energie in Form von Röntgenstrahlung und UV-Strahlung wird das Koronaplasma mit Energie versorgt und die Temperatur der Korona dadurch erhöht. Wogegen Flares vorwiegend in aktiven Regionen der Sonne auftreten, sind Nano- und Microflares auch in ruhigeren Gebieten der Sonne vorhanden.

Diese Mikroflares verursachen seismische Wellen, die die Sonnenoberfläche durchziehen (Abbildung 66, Quelle: NASA). Ein Forscherteam um Robert Lin (University of California in Berkeley) werteten dafür über 10.000 Mikroflares aus und konnten dabei zeigen, dass aufgrund ihrer hohen Anzahl, diese einen starken Einfluss auf das Sonnenwetter haben, Quelle: (http://www.sciencedaily.com/releases/2003/07/030721084713.htm).

Abbildung 66: Die Bildsequenz zeigt den Ausbruch eines Mikroflares und dadurch verursacht, die Ausbreitung seismischer Wellen auf der Sonnenoberfläche und wie ein Materiejet aus der Sonne herausschießt.

Dass Nano- und Mikroflares die entscheidende Ursache (weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, dies zu erhärten) für die Koronaheizung sind, hat ein Team um den Astrophysiker James Klimchuk, vom Laboratorium für solare Physik des Goddard Space Flight Center der NASA, erhärtet “Nanoflares heizen Sonnenkorona auf“ (scinexx vom 19.08.2009).

Abbildung 67: Das Falschfarbenphoto eines Nanoflares (Quelle: NASA/ Goddard Space Flight Center) zeigt dessen Temperaturprofil. In den blauen Regionen steigt die Temperatur auf 10 Millionen Kelvin. Durch die Messungen der japanischen Sonnensonde Hinode konnte nachgewiesen werden, dass Nanoflares Strahlungsausbrüche mit Temperaturen von bis zu 10 Millionen Kelvin erzeugen.

Wodurch werden Micro- und Nanoflares ausgelöst? Die Erklärung sind die sog. “Bright Points“. Dabei handelt es sich um zahlreiche, nur 100 km große helle Punkte, die durch kleine Magnetfeldkonzentrationen hervorgerufen werden. Es wird angenommen, dass sie Überreste von Flecken darstellen oder lokal durch magnetokonvektive Vorgängen entstehen. Das letztere dürfte nach Ansicht des Autors die Ursache sein, sonst wären im Fleckenminimum nicht noch hunderttausende zu erkennen.

Abbildung 68: Bei den gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten “Bright Points“ (Pfeile) handelt es sich um Magnetfeldröhren. Dass diese im Gegensatz von z.B. Sonnenflecken heller, also heißer als ihre Umgebung sind, liegt zum einen daran, dass bei Sonnenflecken die unterdrückte Konvektion überwiegt, weil die zu heizende Fläche mit dem Quadrat, die Fläche der heißen Wände aber nur linear mit dem Durchmesser zunimmt.

Bright Points weisen eine erheblich geringere Massendichte als ihre Umgebung aus. Dadurch blickt man durch die Röhre in tiefere, heißere Schichten der Sonne. In den Magnetfeldröhren wird der magnetische Druck stark verstärkt. Dieser muss durch einen verringerten Druck im Plasma ausgeglichen werden, damit die Region im Druckgleichgewicht bleibt und nicht zusammenfällt. Wegen der hervorragenden Wärmeleitfähigkeit des Materials kann dies nicht durch Abkühlung, sondern nur durch eine Verringerung der Plasmadichte erreicht werden. Dadurch wird das Plasmapaket leichter und erhält eine Auftriebskraft. Die folgende Abbildung gibt einen Größenvergleich der Bright Points wieder.

Abbildung 69 links zeigt drei Bright Points auf der Sonnenoberfläche und dazu ihre Helligkeitsintensität. Rechts ist das magnetische Profil desselben Raumabschnittes abgebildet. Deutlich ist zu sehen, dass in den Bright Points die magnetische Feldstärke sehr stark erhöht ist, wodurch der Beweis erbracht ist, dass es sich um magnetische Flussröhren handelt. In beiden Abbildungen sind als Größenvergleich die Umrisse Deutschlands zum Vergleich eingezeichnet, Quelle: MPG, 05.11.2010,

Aufgeheizt werden die Magnetfeldröhren neben der induktiven, magnetischen Erwärmung durch die umliegenden heißen Wände. Die stetige Energiezufuhr und die dadurch gespeicherte Energie könnten beim Zerfall der Magnetfeldröhren, wenn kein Druckgleichgewicht mehr aufrechterhalten werden kann, zu Ausbrüchen und damit zu Mikroflares, bzw. zu Nanoflares führen. Ähnlich beim Zusammenbruch eines Sternes, der durch magnetische Prozesse getrieben wird. Die folgende Abbildung zeigt, wie durch Rekonnektion in zeitlich kurzer Abfolge ein Mikroflare ausgelöst wird.

Abbildung 70: Die Bildsequenz, Quelle: ”X-ray Imaging & Spectral Statistics of Small Solar Flares Observed with RHESSI”, Iain G. Hannah et al. Space Sciences Laboratory, University of California, Berkeley (http://www.mssl.ucl.ac.uk/www_solar/seminars_files/Presentations/Hannah_20070425.pdf) zeigt, wie durch magnetische Rekonnektion (links und Mitte) ein Mikroflare (rechts) ausgelöst wird. Dabei geht die Rekonnektion der höheren Energie, der der niederen Energie voraus (Mitte).

Durch die kleinsten bekannten solaren Einheiten (Gebilde), die Bright Points, wird die Temperatur der Korona maßgeblich bestimmt. Zu diesem Ergebnis kommt das Forscherteam um Prof. Solanki (MPS), das dies anhand von Daten der Sonde “Sunrise“ beweisen konnte “SUNRISE enthüllt magnetische Grundbausteine der Sonne“, Max Planck Gesellschaft, 05. November 2010. Sie sollten darüber hinaus auch für die in Abbildung 56 gezeigte Regelung der Korona-Temperatur verantwortlich sein. Also das Zuschalten der „Koronaturboheizung“, wenn die Koronatemperatur von 1 Mil. Kelvin im solaren Minimum, auf annähernd ihren doppelten Wert ansteigt.

Wo entstehen die Bright Points? Die Antwort gibt die folgende Abbildung.

Abbildung 71 links zeigt die Granulation der Sonnenoberfläche als netzartige Struktur. Diese Granulen haben eine Ausdehnung von einigen tausend Kilometern. Man erkennt zwischen den Granulen kleine helle Punkte. Abbildung rechts zeigt als Vergrößerung einige Granulen und dazwischen, gut erkennbar (Pfeile), die Bright Points. Beide Photos, Quelle: (http://www.physorg.com/news161972205.html).

Warum entstehen die Bright Points nur zwischen den Granulen? Die Antwort wurde bereits auf den vorherigen Seiten (indirekt) gegeben. Sie liegt in der bewegten Sonnenoberfläche.

In den Granulen steigt heißes Plasma nach oben. In den vorigen Abbildungen gut an der helleren Farbe in der Granulenmitte zu erkennen. Dieses Plasma erfährt an der Sonnenoberfläche eine Abkühlung, wodurch es schwerer wird und absinkt. Dies kann es aber nicht in den Granulen, weil dort das heiße Plasma von unten aufsteigt, sondern nur an ihren Rändern. Zu erkennen an der dunkleren Farbe an den Granulenrändern. Durch diesen Effekt kommt es zu einem beständigen brodeln der Sonnenoberfläche. Durch die Relativbewegung von elektrisch leitfähigen Materialien (Plasma) an den Granulenrändern werden Induktionsvorgänge ausgelöst, die zu örtlichen magnetischen Strömen, bzw. zu Magnetfeldern führen. Die Bewegungsenergie des Plasmas wird in magnetische Energie gewandelt.

Durch den magnetischen Fluss ist der magnetische Widerstand in diesen Zonen gemäß dem Hopkinsonschen Gesetz (Um = Rm . Ф, Ф = magnetischer Fluss) reduziert und dadurch die magnetische Leitfähigkeit erhöht. Die Magnetfelder aus der Konvektionszone der Sonne suchen sich aus dem Sonnenmantel (Konvektionszone) den Weg des geringsten Widerstandes, genau wie elektrische Ströme. Dies ist zwischen den Granulen. Sind nun die, auf Grund der Relativbewegung entstehenden magnetischen Felder zwischen den Granulen phasengleich, also richtungsgleich zu den aus der Sonne austretenden Magnetfeldern, findet eine Verstärkung statt, wodurch der magnetische Widerstand weiter reduziert wird. Dies sollten die Bereiche sein, in denen die Bright Points entstehen. Es sind die Bereiche des geringsten magnetischen Widerstands. In ihnen tritt das Magnetfeld der Sonne verstärkt an die Oberfläche.

Das MPS ermittelte die Feldstärke in den Bright Points mit bis zu 1.800 Gauss, was der 3.000-fachen Stärke des Erdmagnetfeldes entspricht. Ihre Temperatur liegt um ca. 1.000°C höher als in ihrer nichtmagnetischen Umgebung (The Astrophysical Journal Letters, 723, L127 – L189). Weiter konnten die Wissenschaftler erstmals die Helligkeit der Bright Points im UV-Bereich bestimmen. Diese ist etwa fünf Mal stärker als in der Umgebung. Tino Riethmüller vom MPS: „Nur so ist es möglich, den Beitrag der hellen Flecken zu den Helligkeitsschwankungen der Sonne abzuschät-zen“. Ein Seitenhieb an die Adresse der tendenziösen Arbeit von Spruit et al., die anhand von Helligkeitsuntersuchungen herausgefunden haben wollen, dass die Sonne seit 50 Jahren nicht aktiver geworden sei. Nun, zu der Aussage war Henk Spruit bei seinen Untersuchungen in 2006 noch gar nicht in der Lage und sein Endergebnis ist somit in die berühmte Tonne zu werfen.

Da die Erdatmosphäre die UV-Strahlung in der Stratos- und oberen Troposphäre fast vollständig absorbiert, spielt dieser Teil des Sonnenlichts eine wesentliche Rolle bei der Erwärmung der oberen Luftschichten und somit auf das Klima- und Wettergeschehen der Erde.

Diese magnetischen Flussröhren, die sich optisch als Bright Points abbilden, sind mit knapp 100km Durchmesser die kleinsten bekannten Einheiten des solaren Magnetfeldes. Sie sind auf Grund der sich über die gesamte Sonnenoberfläche erstreckenden netzartigen Struktur der Granulen auch in den ruhigen Gebieten der Sonne zu finden. Wie noch gezeigt wird, ist das Polare Feld der Schalter, der die Koronaturboheizung ein, bzw. abschaltet.

Abbildung 72: Die Bilderserie (Quelle: ”Microflare Activity Driven by Forced Magnetic Reconnection” D.B. Jess et al.) zeigt, wie aus zwei Bright Points (weiße Kreise) ein Mikroflare (Abbildung rechts) ausgelöst wird. Grün ist die neutrale Linie zwischen den entgegen gesetzten magnetischen Polen.

Wie steuern die Vorgänge in der Konvektionszone der Sonne die Bright Points? Letztendlich wird Bewegungsenergie im Plasma in magnetische Energie gewandelt, wobei es keine einheitliche Bewegungsrichtung, sondern überlagerte Bewegungen gibt. Den Hinweis zur Antwort geben die folgenden Abbildungen, Quelle: NASA.

Abbildung 73: Nach den Vorstellungen und Beobachtungen der NASA wird im Conveyor Belt das Plasma an der oberen Konvektionszone zu den Polen transportiert. Die Plasmaflüsse bestehen aus einem nördlichen und einem südlichen Teil. An den Polen sinkt Plasma in die Tiefe und wird zum Äquator transportiert. Entgegen der vereinfachten Darstellung der NASA (Hathaway) handelt es sich nicht um ein zusammenhängendes Gebilde, sondern es besteht wegen der unterschiedlichen Temperaturen und damit unterschiedlichen Dichte in der 200.000 km-starken Konvektionszone aus mehreren Schichten (kleine Abbildung). Links ist der Magnetfeldfluss und dessen Verstärkung an den Polen, durch sinkendes Plasma dargestellt.

Laut NASA benötigt das Plasma im Convoyer Belt für einen Umlauf ca. 40 Jahre. Wegen der größeren Dichte und dem geringeren Radius sind die Radialbeschleunigungen an der unteren Konvektionszone, also an der Unterseite des Conveyor Belt geringer als in den oberen Zonen, so dass im Plasma unterschiedliche Driftströmungen entstehen, an deren Grenzschichten turbulente Reibung auftritt.

Nach der Potentialtheorie von Gauß kann ein flüssiges Medium nur dann eine Gleichgewichts-figur (beschreibt in der Astronomie einen flüssigen, stabilen Aufbau von Sternen, bei denen die inneren Grenzflächen, die jeweiligen Niveauflächen und die Oberfläche im Gleichgewicht aller Kräfte sind) ausbilden, wenn alle seine Niveauflächen jeweils die gleiche Dichte aufweisen. Eine Störung dieses Gleichgewichts, z.B. durch die Temperatur, Gravitation oder Magnetfelddichte hat seitliche oder vertikale Plasmabewegungen zur Folge, weil Plasmateilchen verschiedener Dichte nicht nebeneinander bleiben können. Dies bewirkt eine Korkenzieherströmung, ähnlich wie in einer Ekman-Spirale und dadurch, eine Auftriebskomponente im Plasma. Das schnellere Plasma in den höheren Schichten zieht das darunter liegende, langsamere Plasma durch Reibung mit. Im Gegensatz zur Ekman-Spirale treibt nicht der Wind die Korkenzieherströmung (dort ist es das Meerwasser), sondern auf der Sonne, die zur Oberfläche zunehmenden Plasmageschwindigkeiten.

Abbildung 74: Ähnlich einer Ekman-Spirale kommt es im Sonnenplasma auf Grund der höheren Oberflächenströmung zu einer Korkenzieherströmung, die eine aufwärts gerichtete Komponente aufweist. Während auf dem Meer der Wind das Wasser durch Reibung hinter sich herzieht (was sich in den jeweiligen Grenzschichten im Wasser fort setzt), zieht die oberste (schnellere) Plasmaschicht die unteren durch Reibung hinter sich her. Die Corioliskraft lenkt das Plasma auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links ab, wodurch die in der vorherigen Abbildung gezeigten unterschiedlichen Fließrichtungen des nördlichen- und südlichen Convoyer-Belt entstehen. Aufgrund der Corioliskraft dreht dabei die Richtung des Geschwindigkeitsvektors immer mehr nach rechts (nördliche Halbkugel).

An den Grenzschichten der “Korkenzieherströmung“ kommt es durch die Bewegungen im elektrisch leitfähigen Plasma zu örtlich stark ausgebildeten Magnetfeldern, die die Keime für Sonnenflecken sind. Da nördliches und südliches Convoyor-Belt über die Corioliskraft miteinander gekoppelt sind, kommt es zu der paarweise Ausbildung von Sonnenflecken mit einmal südlicher und einmal nördlicher Polarität. Je stärker die Korkenzieherströmung (mitziehen) ist, desto stärker die magnetische Aktivität und damit die Ausbildung von Sonnenflecken.

Da nach Dr. Landscheidt die Planeten und die Änderung des solaren Baryzentrums den Aktivitätszyklus der Sonne (mit) triggern, wäre dies eine Erklärung, warum es bei bestimmten Planetenkonstellationen zu solaren Aktivitätszyklen kommt. Durch den Antrieb der äußeren Plasmaschichten durch die Planeten kommt es zu einer Verstärkung der solaren Strömung, vorzugsweise in den oberen Sonnenschichten, was wiederum eine Verstärkung der Driftströmungen, damit der turbulenten Reibung und letztendlich der Korkenzieherströmung bewirkt und damit zu verstärkten Sonnenflecken führt.

Wegen der Viskosität sind in zähen Flüssigkeiten (tiefere Sonnenschichten) die Plasmateilchen stärker aneinander gebunden und damit unbeweglicher. Die innere Reibung ist dort stärker. Daher sollten Sonnenflecken vorzugsweise in den oberen Schichten der Sonne entstehen, weil hier die Plasmateilchen beweglicher und daher die Induktionsvorgänge größer sind.

Sollten die Angaben der NASA hinsichtlich der Umlaufzeit von ca. 40 Jahren zutreffen, käme es in der halben Zeit, also ca. alle 20 Jahre zu einem Richtungswechsel der Flussgeschwindigkeit, was nichts anderes darstellt als eine Polumkehr des Magnetfeldes. Die Polumkehr steht für den Hale-Zyklus der Sonne, dessen Länge beträgt im Mittel 22 Jahre, was mit den Beobachtungen der NASA am Convoyer-Belt im Einklang steht.

Abbildung 75: (Y. B. Du and P. Tong, J. Fluid Mech., 2000) zeigt Turbulenzen in konvektiven Strömungen, wie sie auch auf der Sonne durch aufsteigendes heißes Material entstehen (in der Abbildung sind wärmere Bereich grün/blau codiert). Zu diesen konvektiven Turbulenzen kommen auf der Sonne die Turbulenzen*) aufgrund der unterschiedlichen Umlaufgeschwindigkeiten im Plasma.

*)   Zur mathematischen Beschreibung der Strömung in Fluiden dient die Eulersche Bewegungsgleichung, die Kontinuitätsgleichung und die Navier-Stokes-Gleichung für die Berücksichtigung der Reibung.

Abbildung 76, Quelle: UCAR, “Extended solar minimum linked to changes in Sun’s conveyor belt”, Mausumi Dikpati et al. vom 12.08.2010 (http://www2.ucar.edu/news/2354/extended-solar-minimum-linked-changes-sun-s-conveyor-belt) zeigt rechts die analysierte Fließrichtung, Fließgeschwindigkeit und Ausdehnung der Plasmaflüsse (Hauptrichtung) im Convoyer-Belt während dem 23. Sonnenzyklus. Dazu links zum Vergleich, die Plasmaflüsse während eines (vergleichsweise) kurzen solaren Zyklus. Da der Rücktransport des Plasma im 23. Zyklus länger war (rechts), ist davon auszugehen, dass der Hinflus auch länger ist, weil die Teilbereiche in der Konvektionszone noch miteinander verbunden sind, so dass der 24. Zyklus (jetzt längerer Weg für Hinflus zum Pol) lang und aktivitätsschwach ausfällt. Erst wenn sich die Teilbereiche wieder trennen, erhöht sich die magnetische solare Aktivität, d.h. es gibt dann immer zwei sehr schwache Zyklen. Dies würde z.B. die zwei schwachen Zyklen im Dalton-Minimum erklären. Bleiben hingegen die Bereiche länger miteinander verbunden, fallen die weiteren Sonnenzyklen aus, wie zuletzt im Maunder-Minimum.

Anhand dieser Theorie hat das Convoyer-Belt in einem langen Sonnenzyklus eine ausgedehntere Form, als in einem kurzen Sonnenzyklus und braucht dadurch länger für einen Umlauf und die Polumkehr, die einen neuen Sonnenzyklus einläutet, findet später statt. Da sich dadurch auch die innere Reibung erhöht, weil die Massen deutlich größer sind, wird der nächste Sonnenzyklus entsprechend der niederen Umlaufgeschwindigkeit des Plasmas schwächer ausfallen.

Insbesondere die Aufteilung des Convoyer-Belt in zwei Haupteinheiten während eines kurzen Sonnenzyklus erklärt auch, warum kurze Sonnenzyklen stärker als lange Zyklen sind. Die Umlaufgeschwindigkeit ist wegen der geringeren Masse größer und der Drehimpuls ist größer, ähnlich einem Eiskunstläufer, der seine Geschwindigkeit dadurch erhöht, indem er seine Arme an den Körper heranzieht. Hier sind die „Arme“, die Weite des Convoyer-Belts.

Die Aufteilung des Convoyer-Belts in 2 (in Abbildung 76 links sind zwei dargestellt) oder gar mehr Einheiten bestimmt die Stärke und Dauer des Sonnenzyklus, wobei die magnetische Aktivität zu beiden Seiten des Sonnenäquators umso stärker ist, je schneller die Plasmafließgeschwindigkeit ist. Sie steuert die Induktionsvorgänge im elektrisch leitfähigen Plasma, sowie den Magnetfluss. Über die Corioliskraft sind beide Felder (nördliche und südliche Sonnenflecken) direkt miteinander gekoppelt.

Die folgende Abbildung zeigt, wie die Aktivität der Mikroflares (Anzahl), die durch Umwandlung von Bewegungsenergie in magnetische Energie und anschließender Rekonnektion der Magnetfelder ausgelöst werden, synchron zum Sonnenzyklus verläuft.

Abbildung 77 zeigt die Anzahl der Mikroflares von 2002 – 2007, Quelle: ”X-ray Imaging & Spectral Statistics of Small Solar Flares Observed with RHESSI”, Iain G. Hannah et al. Space Sciences Laboratory, University of California, Berkeley. Das Maximum lag zum Jahreswechsel 2002/2003 und fällt mit der magnetischen Aktivität der Sonne zusammen und läuft der Sonnenfleckenaktivität ca. 2 Jahre nach. Deutlich ist zu sehen, dass mit abnehmender solarer Aktivität auch die Mikroflares abnehmen. Allerdings ist die Koronatemperatur Schwellwert-gesteuert. Was ist der Schalter für dieses Verhalten?

Zur Beantwortung der Frage muss zuerst geklärt werden, inwieweit der maßgebliche Heizmechanismus, die Nanoflares ebenfalls von der solaren Aktivität abhängen und, inwieweit, entgegen gesetzt zu den Mikroflares, diese über die gesamte Sonnenoberfläche auftreten.

Abbildung 78 (Quelle, siehe oben) zeigt die Verteilung der beobachteten Mikroflare über die Breiten- und Längengeraden. Während diese über die Längengeraden gleichmäßig verteilt sind, sind sie, wie die Sonnenflecken, vorzugsweise auf beiden Seiten des Äquators anzutreffen. Die Temperatur der Mikroflares lag dabei zwischen 10 und 16 Millionen Kelvin.

Zur Beantwortung wird ein Sonnenphänomen herangezogen, welches auf den vorherigen Seiten schon oft zu sehen war, aber noch nicht explizit angesprochen wurde. Es sind die Protuberanzen der Sonne. Dabei handelt es sich um kühle Materiewolken in der Sonnenatmosphäre, die Magnetfeldlinien folgen und oft eine bogenförmige Form ausweisen.

Sie sich vor der Sonnenoberfläche als mattes Gebilde ab, welches Filament genannt wird. Protuberanzen sind die größten Gebilde auf der Sonne. Die meisten sind jedoch klein.

 

Abbildung 79 zeigt die Sonne im ultravioletten Bereich am 30. März 2010. Links oben ist eine große, bogenförmige Protuberanz zu sehen. Über den ganzen Sonnenball sind kleine Protuberanzen verteilt, die wie zerzauste Watte in die Korona reichen. Die roten Bereiche sind mit bis zu 60.000 Kelvin vergleichsweise kühl, wogegen die grünen und blauen Bereiche Temperaturen größer 1 Million Kelvin aufweisen, Quelle: SDO/AIA. SDO (Solar Dynamics Observatory) ist die im Februar 2010 gestartete NASA-Sonnensonde und AIA (Atmospheric Imaging Assembly) ist das Messinstrument, welches die Vorgänge in der Sonnenatmosphäre aufzeichnet. Darüber hinaus trägt die Sonde das Messsystem HMI (Helioseismic and Magnetic Imager), mit dem Vorgänge im Sonneninnern aufgezeichnet werden und das Messsystem EVE (Extreme Ultraviolet Variability Instrument) zur Beobachtung der sehr kurzwelligen (<150 nm) UV-Strahlung.

Was haben nun kühle Protuberanzen, mit heißen Nanoflares zu tun, die als Koronaheizung gelten? Beide folgen Magnetfeldlinien der Sonne und in beiden wird Materie entlang der Magnetfeldlinien durch ein magnetisches Feld beschleunigt. Bei Nanoflares muss es darüber hinaus zu einer magnetischen Rekonnektion, mit explosionsartig freigesetzter Energie kommen. Eine Rekonnektion kann grundsätzlich überall dort auftreten, wo die magnetischen Feldlinien konzentriert werden und nicht unmittelbar ins Weltall entweichen. Also alle Stellen auf der Sonne, mit Ausnahme von solaren Löchern, da dort die Feldlinien ungehindert ins Weltall entweichen.

Wie das MPS ermittelte, sind die Ausgangszellen für Nanoflares die Bright Points auf der Sonne, die überall dort entstehen, wo die Sonnenoberfläche eine netzartige Struktur aufweist. Dies ist die gesamte Sonnenoberfläche. In ihr kommt es durch Konvektion und der größeren Umlaufgeschwindigkeit der oberen Konvektionszone zu einem ständigen Auftrieb von Plasma, welches bei Abkühlung an der Oberfläche, wieder absinkt.

Sollen Nanoflares die Hauptursache der Koronaheizung sein, müssen Bright Points mit der solaren Aktivität variieren, d.h. bei aktiver Sonne muss die Anzahl von Bright Points auf der Sonnenoberfläche stark zunehmen und zwar, setzt die Koronaturboheizung ein, sprunghaft zunehmen. Die folgende Abbildung zeigt die Anzahl von Bright Points bei ruhiger Sonne.

Abbildung 80 zeigt magnetische Bright Points auf der ruhigen Sonne vom September 2007, Quelle: (http://apod.nasa.gov/apod/ap100416.html). Der weiße Balken kennzeichnet eine Länge von 5.000 km.

Da MBPs erst 1999 entdeckt wurden, gibt es derzeit noch keine Zeitreihe über ihr Auftreten im Schwabe-Zyklus (dem Autor sind keine bekannt), so dass sich anhand von Einzelaufnahmen, an die Antwort, inwieweit sie direkt proportional zur solaren Aktivität auftreten, herangetastet wird. Hier wird die Arbeit von R. Ishikawa et al., 2007 “Relationship between magnetic foot points and G-band bright structures“ herangezogen. Aus der Arbeit stammen die folgenden Abbildungen.

Abbildung 81 zeigt den Bereich zwischen zwei Sonnenflecken am 09. Juli 2005 bei aktiver Sonne. Der Rechteckbereich wird in der Arbeit auf MBPs untersucht.

Abbildung 82 links zeigt den markierten Ausschnitt aus der vorherigen Abbildung zwischen zwei Sonnenflecken, also einer aktiven Region. In der Abbildung rechts wurden die MBPs eingetragen. Es zeigt sich, dass deren Anzahl gegenüber der Abbildung auf der vorherigen Seite (ruhige Sonne) stark erhöht ist. Nach vorsichtiger Schätzung um den Faktor 2. Arcsec ist die Winkeleinheit (1/3600°) des beobachteten Radius der Sonnenoberfläche. Bei einem Sonnendurchmesser von 1.391.400 km sind 1 arcsec ≈ 1.200 km.

Die Datenvergleiche deuten darauf hin, dass in aktiven Regionen der Sonne und dann auch allgemein bei aktiver Sonne, die Anzahl der MBPs deutlich ansteigt. Der Autor geht davon aus, dass mit Beginn eines solaren Zyklus, wenn die Koronaturboheizung sozusagen einschaltet und die Koronatemperatur nahezu verdoppelt wird, MBPs und damit Nanoflares sprunghaft ansteigen.

Wissenschaftler der Universität Göttingen um Prof. Eberhard Wiehr und Prof. Burkart Bovelet ist es gelungen, die Anzahl der kleinräumigen magnetischen Gebilde auf der gesamten Sonnenoberfläche zu bestimmen, “The quiet Sun’s magnetic flux estimated from Ca II H bright inter-granular G-band structures“, Astronomy & Astrophysics, DOI: 10.1051/0004-6361:200809717. Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen das blaue Licht des Kohlen-wasserstoff-Moleküls (CH) und das violette Licht des einfach ionisierten Kalziums (Ca+). In deren Spektralbereichen leuchten die kleinen Magnetfeldgebiete heller als ihre Umgebung.

Abbildung 83 links zeigt das Magnetogramm der Sonne während dem Aktivitätsmaximum im 23. Zyklus und daneben während dem Minimum im November 2007. Die magnetische Aktivität ist als hell (Nordpol)/dunkel (Südpol)-Schema abgebildet. Während dem Minimum zeigt sich eine feinkörnige Struktur. Das Rechteck zeigt das Beobachtungsgebiet, Quelle: scinexx vom 05.09.2008.

Abbildung 84 stammt von der frei zugänglichen Homepage von Prof. Wiehr und wurde während des Sonnenminimums in 2007 aufgenommen, Text: “Der 108000 km mal 85000 km grosser Ausschnitt der Sonnenscheibenmitte im im Lichte der H-alpha Linie; mit den rund 3000 identifizierten kleinräumigen Magnetgebieten, die im G-band hellen (‚bright points‘) sind blau, die schwachleuchtenden, bisher kaum zu identifizierenden gelb markiert. Die blauen finden sich an den Fusspunkten der dunklen H-alpha-Fibrillen, die die Netzwerkraumränder markieren, die gelben auch im Inter-Netzwerk.“

Die Forscher kommen anhand der Hochrechnung des beobachteten Gebiets auf die gesamte Sonnenoberfläche auf mindestens 660.000 magnetische Objekte im solaren Minimum, wobei die Anzahl deutlich höher sein kann. Liegen Regionen unterschiedlicher magnetischer Polarität sehr nahe beieinander, so löschen sie sich gegenseitig aus, bzw. liegen unter der Nachweisgrenze des MDI-Messsystem (Michelson Doppler Imager).

Noch nicht beantwortet ist die Frage, warum bei einem Wechsel des polaren Feldes, zum einen, der neue Sonnenzyklus beginnt, die Koronaturboheizung eingeschaltet wird und zum anderen, das Maximum im solaren Zyklus erreicht ist und dann die Sonnenaktivität zurückgeht?

Abbildung 85 zeigt das Polarfeld (grün) und den Total Flux (schwarz) der Sonne von 1976 – 2009, Quelle: MPG. An den blau gestrichelten Linien dreht jeweils das Polarfeld. Dazu hat der Autor die Zeitabstände markiert, nach denen der solare Zyklus dreht. Wie zu sehen, dreht der solare Zyklus jeweils nach exakten Zeiten und zwar nach ca. 1 ½ Jahr. Dreht beispielsweise das Polarfeld in Max, so beginnt im Betrachtungszeitraum immer nach 1 ½ Jahren der neue Sonnenzyklus. Wechselt dagegen das Polarfeld im Minimum, so erreicht der solaren Zyklus jeweils nach ca. 1 ½ Jahren sein Maximum und beginnt dann zu fallen.

Inwieweit hat das Polarfeld Einfluss auf die Koronaturboheizung und damit letztendlich auf die solare Aktivität schlecht hin? Ist sie auch zeitgesteuert, wie beim Total Flux des Schwabe-Zyklus? Aus rein theoretischen Gründen sollte sie, da die Koronaheizung von den kleinsten magnetischen Einheiten, den MBPs und Nanoflares abhängt, nicht zeitgesteuert, sondern, über die Fließgeschwindigkeit im Plasma, schwellengesteuert sein. Diese theoretische Betrachtung soll anhand der obigen Abbildung des Polarfeldes überprüft werden.

Abbildung 86 oben, Polarfeld nach MPG. Mitte, der TSI nach PMOD mit den Trennlinien zwischen den Zyklen und darunter die Koronatemperatur. Da diese Zeitreihe erst 1991 beginnt, wurde sie über den Zeitraum rekonstruiert, wobei die Zeitblöcke (grüne Rechtecke) in denen die Koronaturboheizung auf low ist, gleich gehalten wurden. Die roten Linien geben den Zeitpunkt an, an denen jeweils die Koronaturboheizung einschaltet. Die schwarzen Linien den Zeitpunkt, an denen das Polarfeld im Maximum dreht.

Aus Abbildung 86 wird ersichtlich, dass es keinen zeitlichen Zusammenhang (rote Rechtecke) zwischen Polarfeld (überschreiten Maximum) und dem einschalten der Koronaturboheizung gibt. Die Zeitspanne variiert im Betrachtungszeitraum zwischen 1 ¼  und 3 Jahren. Wird dagegen der Schwellwert betrachtet, wann die Datenreihe des Polarfeldes jeweils die rote Linie, die für den Zeitpunkt des Einschaltens der Koronaturboheizung steht, schneidet, so ist festzustellen, dass jeweils nach demselben Hub (Höhe – weiße, schmale Rechtecke) die Koronaturboheizung einschaltet. Wie sind diese Erkenntnisse in die Vorgänge in der Konvektionszone einzuordnen?

 

Abbildung 87 links zeigt die Sonne im solaren Minimum und gut sichtbar, das magnetische Dipolfeld und Polarfeld der Sonne. Abbildung Mitte zeigt Stärke (farbcodiert) des Toroidalfeldes und Feldlinienverlauf des Polarfelds der Sonne (Quelle: “Understanding the Space Environment with GOES-R Solar and Space Environment Data”, Hill/Singer et al.) und rechts ist das solare Magnetfeld im Sonnenmaximum zu sehen und wie dort das Polarfeld verschwunden ist, was mit der Datenreihe des Polarfeldes von der MPG übereinstimmt.

Die Abbildungen auf der vorherigen Seite zeigen deutlich, dass das Polarfeld sozusagen der Schalter ist, mit der die solaren Aktivität im Schwabe-Zyklus ein- bzw. ausgeschaltet wird, sowie die Koronaturboheizung ein- und ausgeschaltet wird. Aus was besteht dieser Schalter? Hierzu ist es notwendig, nochmals die Abbildung 76 zu betrachten.

Ist das Polarfeld im Maximum (ruhige Sonne), so ist die Dynamik im Conoyer-Belt (Konvektionszone), die für die variable magnetische Sonnenaktivität verantwortlich ist, am geringsten, so dass sich das Dipolfeld und Polarfeld der Sonne entfalten kann, da es nur wenig aus der magnetischen Aktivität des Toroidalfeldes überlagert ist. Beginnen sich die Plasmamassen im Convoyer-Belt zu  beschleunigen, nimmt  das  Toroidalfeld der Sonne wieder zu, was zur Schwächung des Polarfeldes führt. Durch die Bewegung elektrisch leitfähiger Massen, werden Ströme induziert, die in der Sonne bis zu 1.000 Milliarden Ampere betragen.

Diese Ströme tragen große Magnetfelder mit sich, wobei die Stromstärke direkt proportional zur Geschwindigkeit ist. Ab einem bestimmten Bewegungswert kommt es zu einem Lawineneffekt – die Ströme lösen schlagartig magnetische Induktionsvorgänge aus, die dazu führen, dass der im Convoyer-Belt gespeicherte Magnetfluss über die MBPs aus der Sonnenoberfläche austritt. Da die MBPs die Regionen sind, in denen durch Relativbewegungen zwischen den Granulen, der magnetische Fluss erhöht und der magnetische Widerstand bereits reduziert ist, tritt an diesen Stelle das Magnetfeld aus, wodurch sich schlagartig die MBPs und damit die Aktivität der Nanoflares erhöht und die Korona ihre Temperatur verdoppelt. Die magnetische Energie kann nicht weiter im Plasma der Konvektionszone gespeichert werden und sucht sich den Weg über den geringsten magnetischen Widerstand an die Oberfläche.

Bei den in der Zeitreihe der Koronatemperatur zu sehenden gegenläufigen Spitzen könnte es sich um Mitzieheffekte in der unteren Zone des Convoyer-Belts handeln (folgende Abbildung).

In der Abbildung 88 der Koronatemperaturdatenreihe sind die beiden entgegen gesetzten Phasen mit einem Pfeil gekennzeichnet. Hier verhält sich die Koronatemperatur genau entgegen gesetzt zu ihrem Zyklus. Dies ist jeweils nach Max und Min (rote und blaue Linie) im Polarfeld und zwar in exakten Zeitabständen dazu. Da die beiden darauf folgenden Zeitabschnitte exakt identisch sind (graue Rechtecke) geht der Autor davon aus, dass es sich dabei um Mitzieh- und Bremseffekte der oberen und unteren Konvektionszone handelt.

Wie bereits behandelt, haben obere und untere Zone im Convoyer-Belt unterschiedliche Geschwindigkeiten, wobei die untere Schicht langsamer ist, wodurch die obere, der unteren vorauseilt. Dadurch entstehen Turbolenzen und ein uneinheitliches Fließbild im Plasma, ähnlich der folgenden Abbildung.

Abbildung 89 zeigt eine Kármán-Wirbelstraße. An einem Hindernis (links) wird die laminare Strömung gebrochen, dadurch kommt es zu links und rechtsdrehenden Wirbeln, die immer mehr Turbolenzen nach sich ziehen (S.d.W. 04/09, S. 79). In der Konvektionszone handelt es sich nicht um feste Hindernisse, sondern um Plasmamassen unterschiedlicher Geschwindigkeit, ähnlich wie auf dem Gasplaneten Jupiter.

Abbildung 90: Der große rote Fleck des Jupiters, bei dem es sich um einen gewaltigen atmosphärischen Wirbelsturm handelt, wirkt auf die umfließenden Luftmassen wie ein Hindernis, an dem sich eine Kármán-Wirbelstraße ausbildet. Zu diesen in der Fließmasse befindlichen Turbolenzen, mit ihren unterschiedlichen Richtungsvektoren, kommt es an den Umkehrpunkten der Hauptfließrichtungen (Polen) unweigerlich dazu, dass die Bewegungsvektoren der beiden  Schichten  entgegen  stehen. Dies ist  immer  kurz nach einem Wechsel im polaren Feld der Fall. Als Folge kommt es zu einem „Kurzschluss“ in den Induktionsvorgängen (schlagartige Änderung der Stromrichtung). Eine schlagartige Flussänder-ung, die dies als Folge hat, führt immer zu einem Induktionsvorgang in entgegen gesetzter Richtung (Lenz´sche Regel), was die Ausschläge kennzeichnen. Sind danach die elektrischen Hauptstromflüsse wieder gleich, wird der vorherige Zustand wieder eingenommen.

Einen wesentlichen Faktor zum Verstehen der solaren Aktivität und damit des Erdklimas stellt also die Korona, die äußere Sonnenatmosphäre dar. Das Verständnis der Sonne ist somit die Voraussetzung zum Verständnis des irdischen Klimas, wie noch gezeigt werden wird. Der Einblick in die Grundlagen dient dazu, die Aktivitätsschwankungen der Sonne verstehen zu können und damit den alleinigen Einfluss der Sonne auf unser Klima.

Die Sonne ist ein komplexes, hoch dynamisches Gebilde, so dass die im Vorwort erwähnte IPCC-Einstufung, ihre Aktivität wäre in den letzten Jahrzehnten, gar den letzten beiden Jahrhunderten (fast) statisch, absurd ist. Zu der hohen Dynamik in der Sonnenkorona, kommen weitere dynamische Prozesse, die in der Fortsetzung behandelt werden.

Raimund Leistenschneider – EIKE

Fortsetzung Teil 4b in Kürze

Übersicht über alle Teile:

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4a – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
interplanetares Magnetfeld

Teil 4b – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen




Teil 3: Dynamisches Sonnensystem – die tatsächlichen Hintergründe des Klimawandels

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4 – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
            interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen

 

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

 

Der magnetische Zyklus wird Hale-Zyklus (der Astronom George Hale maß Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals Magnetfelder in den Sonnenflecken) genannt und beträgt 22,1 Jahre. Dies ist der eigentliche Zyklus der Sonnenfleckenaktivität. Fleckengruppen setzen sich aus nordmagnetischen und südmagnetischen Flecken zusammen, die bipolar angeordnet sind (Abbildung 27). 

 

Abbildung 27 zeigt, die bipolare Anordnung der Sonnenflecken.

Während eines 11-jährigen Zyklus (Schwabe-Zyklus: 8 – 15 Jahre) laufen bei der Rotation der Sonne entweder die Nordpole oder die Südpole ständig voraus. Das Hale Polaritätsgesetz besagt, dass Sonnenflecken in bipolaren Gruppen auftreten, in denen der führende Fleck die gleiche Polarität hat wie die Hemisphäre, in der er auf tritt. Nach 11 Jahren kehrt sich diese Polarität um. Es vergehen also zwei 11-jährige Zyklen, bis die gleiche Anordnung wieder erscheint. Wie aus Untersuchungen bekannt, zeichnet sich der Hale-Zyklus auf der Erde z.B. deutlich ab in der Lufttemperatur Mittelenglands und im Dürre-Index der U.S.A. ab (http://www.ldeo.columbia.edu/edu/dees/V1003/lectures/culture_climate/).

Der renommierte Astrophysiker H.W. Babcock (Gold Medal of the Royal Astronomical Society) hat 1961 die Dynamotheorie, zum Verständnis der Sonnenflecken und Magnetfelder erstellt.

 

Abbildung 28: Zu Beginn des Zyklus (Sonnenminimum) bipolares Magnetfeld und vertikale Feldlinien in großer Tiefe. Die differentielle Rotation (Äquator: 25 Tage, Pol: 36 Tage, Konvektionszone: 27 Tage) „wickelt“ die Feldlinien um die Sonne. Die Feldstärke wird dadurch verstärkt. Starke Flussröhren steigen auf und bilden dadurch die Sonnenflecken. Dass zu Beginn globale poloidale Feld wird toroidal. Am Ende des Zyklus neutralisieren sich die am Äquator entgegen gesetzten Felder.

Wie beim Magnetfeld der Erde, muss neben der Eigenrotation eine elektrisch leitende Schicht vorhanden sein. Diese ist das Sonnenplasma, welches eine hohe Leitfähigkeit aufweist. Die Magnetfelder entstehen in der Konvektionszone, in der die Energie nicht durch Strahlung, sondern durch Konvektion (daher der Name) transportiert wird. Diese Materieströmungen wirken wie ein natürlicher Dynamo, in dem ein Teil der Strahlung in magnetische Energie gewandelt wird.

 

Abbildung 29: Das Magnetfeld wird vom Sonnen-Dynamo durch einen kreisförmigen elektrischen Fluss, tief im Innern der Sonne angetrieben. Das Innere der Sonne, welches nicht direkt beobachtbar ist, lässt sich durch die ständigen Sonnenbeben ermitteln. Dabei zeigte sich, dass deren Inneres, also die Strahlungszone (15,6 Mio.°C) fast wie ein starrer Körper rotiert. Sie deckt ca. 70% des Sonnendurchmessers ab und rotiert mit einer Umlaufzeit von knapp 27 Tagen. Die äußere, sog. Konvektionszone (2 Mio.°C) ist viel turbulenter und rotiert nicht nur unterschiedlich zur inneren Zone, sondern auch über die Breitengrade. Am Äquator beträgt die Umlaufzeit 25,4 Tage, während sie an den Polen mit 36 Tagen deutlich länger ist. Hierdurch kommt es zu komplexen magnetischen Wechselbeziehungen, wobei die Grenzschicht für die Magnetfelder der Sonne, eine entscheidende Rolle spielt.

Die Grenzschicht der starren Rotation (Kern) zur dynamischen Rotation (Konvektionszone) wird Tachocline genannt. Sie liegt ca. 200.000 km unter der Sonnenoberfläche, hat eine Dicke von ca. 30.000 km (Abbildung 30) und gilt als Ursprung des variablen Sonnendynamos. In ihr werden durch die Anwesenheit des inneren Magnetfeldes Ströme in den tieferen Schichten der Konvektionszone erzeugt, deren Schichten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten rotieren. Durch diese Interaktion kommt es nach den Gesetzen der Magnetohydrodynamik (beschreibt das Verhalten von elektrisch leitenden Fluiden, die von magnetischen und elektrischen Feldern durchdrungen werden) teils zu Abschwächungen des resultierenden Magnetfeldes und teils zu deutlichen Verstärkungen. Es entsteht dabei ein komplexes Muster von auf und abwärtsgerichteten Feldern, wobei die abwärtsgerichteten Felder durch das starke innere Feld geblockt werden.

 

Abbildung 30: Die starre Strahlungszone der Sonne erzeugt bei Rotation im Plasma ein stabiles, gleichförmiges Magnetfeld (rote Linien), welches sich einzig durch die Variationen in der Eigenrotation (betragen bis zu 5%) ändert. Darüber befindet sich die Tachocline (grün, überhöht dargestellt). An dieser Grenzschicht werden aus dem Plasma wieder vollständige Atome mit Kern und Elektronen. Sie zeigt eine deutliche Scherrotation. Die Magnetfelder werden hier, je nach Fließgeschwindigkeit und Stoffzusammensetzung unterschiedlich abgelenkt, wobei die abwärts gerichteten Felder durch das starke innere Magnetfeld geblockt und umgelenkt werden. Die aufwärtsgerichteten Felder gelangen in die turbulente Konvektionszone, erlangen dort Abschwächung oder Verstärkung (je nach Höhe und Richtung des Stromflusses) und gelangen zur Sonnenoberfläche. Die kleine Abbildung zeigt toroidales und poloidales Feld. Die rechte Abbildung zeigt die Lage der Tachocline und die unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten in der Konvektionszone vom Äquator bis zum Pol.

Abbildung 31: Durch die vorherig gezeigten differentiellen Fließrichtungen bilden sich die beiden Hauptkomponenten des Sonnenmagnetfeldes, die sog. toroidalen (in Richtung des Torus, das durch die differentielle Rotation entsteht) und die poloidalen (in Richtung zum Pol, der sog. “Alpha-Effekt“) Magnetfeldkomponenten. Beide bestimmen die solare Variabilität. Letzterer entsteht aus Turbolenzen im toroidalen Magnetfeld. Links ist schematisch ein Torus gezeigt, mit einer toroidalen Komponete „t“ und einer poloidalen Komponente „P“.

Abbildung 32a: Fließgeschwindigkeiten der Sonne. Deutlich ist beim Vergleich der Abbildungen (zu unterschiedlichen Zeiten ermittelt) zu erkennen, dass sowohl in der Sonne, als auch auf der Sonnenoberfläche, die Fließgeschwindigkeiten ständig variieren, was zu unterschiedlichen Magnetfeldern führt. In der Abbildung sind langsam fließende Regionen blau und schnell fließende rot dargestellt, wogegen auf der Sonnenoberfläche rot für langsamere und grün für schnellere Regionen verwendet wurde. Quelle: (http://soi.stanford.edu/results/2001_MDI_sr_review/).

Die beschriebenen magnetischen Prozesse entstehen letztlich aus der Wechselwirkung des Magnetfeldes mit der Plasmaströmung in der Konvektionszone, wobei die Scherströmung in der Tachocline und unteren Kovektionszone eine wichtige Rolle spielt. Magnetfeldlinien werden durch die Scherströmung aufgewickelt und das Magnetfeld verstärkt. Der erhöhte magnetische Druck verringert den Gasdruck und die Dichte in der magnetischen Schicht. Aufgrund des Auftriebs steigt magnetischer Fluss in Form von Magnetfeldschläuchen durch die Konvektionszone nach oben. Bricht ein solcher Schlauch durch die Sonnenoberfläche, bilden die Durchstoßpunkte bipolare Magnetfeldkonzentrationen, die sich als Sonnenflecken zeigen. Konvektion, differenzielle Rotation und unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten erzeugen dabei ein komplexes Fließmuster, sowohl in Rotations-, als auch in Nord-Süd-Richtung. Die letzteren Bewegungen gelten als Ursache für die 11-jährige Polaritätsumkehr im Schwabe-Zyklus.

Abbildung 32b: Wie in der Erde, erzeugt die gemeinsame Wirkung von Konvektion und differentieller Rotation komplexe Magnetfelder im Innern, die die Sonnenoberfläche an unterschiedlichen Stellen gebündelt durchdringen, wobei die Sonnenflecken entstehen. Der Sonnendynamo bildet dabei zwei Fleckenbänder mit unterschiedlicher magn. Polarität, gleichermaßen auf der Nord- und Südhalbkugel, parallel zum Äquator aus (oben links). Mit geeigneten Strömungsmodellen kann der Transport dieser Magnetfeldgürtel (Convoyer-Belt) erklärt und somit das Modell überprüft werden (unten links). Quelle: Astrophysikalisches Institut Potsdam

Der Astrophysiker Dr. Theodor Landscheidt (Schroeter Institute for Research in Cycles of Solar Activity Nova Scotia, Kanada) hat diese Theorie weiter entwickelt. Die Basistheorie geht davon aus, dass die Dynamik des magnetischen Sonnenfleckenzyklus von der Rotation der Sonne angetrieben wird. Dabei wird der Eigendrehimpuls berücksichtigt, der an die Rotation der Sonne um ihre Achse anknüpft. Ein weiterer Drehimpuls ist der Bahndrehimpuls, der mit der sehr unregelmäßigen Bahnbewegung der Sonne um das Massenzentrum des Planetensystems zusammen hängt.

Wäre z.B. Jupiter der einzige Planet im Sonnensystem, so befände sich der Massenschwerpunkt ständig außerhalb des Sonnenkörpers, und zwar durchschnittlich 46.000 km oberhalb der Sonnenoberfläche. Aber auch der Beitrag, den Saturn, Uranus und Neptun zur Lage des Massenzentrums relativ zum Sonnenzentrum leisten, ist ganz beträchtlich. Dabei wirkt sich merklich aus, ob die Planeten im sonnennächsten oder sonnenfernsten Punkt stehen. Je weiter der Planet dabei von der Sonne entfernt ist, desto stärker zieht er den Massenschwerpunkt zu sich heran.

Abbildung 33 zeigt, wie der Masseschwerpunkt des Sonnensystems im Lauf der Jahre wandert. Dies wird durch die räumliche Verteilung der Massen der Riesenplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun gesteuert. Die kleinen Kreise zeigen den Masseschwerpunkt. Zu sehen sind die relativen ekliptikalen Positionen von Massenzentrum und Sonnenzentrum für die Jahre 1945 – 1995 in heliozentrischer Sicht. Die gelbe Scheibe stellt die Sonne dar. Es ist leicht verständlich, dass sich durch Verlagerung des Drehimpulses, der mit der Wanderung des Massenschwerpunktes einhergeht, die Sonne moduliert wird, was sich in einer veränderten Energieabgabe auswirkt. Die blauen und roten Zahlen stehen jeweils für einen engen Zyklusumlauf (siehe Abbildung 35). Ergänzt nach Quelle: Dr. Theodor Landscheidt, Schroeter Institute for Research in Cycles of Solar Activity Nova Scotia, Kanada (kleine Photos: NASA).

Die Grundschwingung der Sonne um das Massenzentrum des Sonnensystems ist daher neben dem Eigendrehimpuls der Sonne ein weiteres Hauptkriterium für die kurzfristigen Energieschwankungen der Sonne, die sich auf der Erde in Klimazyklen auswirken. Beide basieren, bzw. bauen auf der Dynamotheorie auf, die besagt, dass die Dynamik des magnetischen Sonnenfleckenzyklus von der Rotation der Sonne angetrieben wird.

Die Erweiterung zur klassischen Dynamotheorie besteht darin, dass dort zusätzlich der dynamische Bahndrehimpuls berücksichtigt ist, der mit der sehr unregelmäßigen Bahnbewegung der Sonne um das Massenzentrum des Planetensystems zusammenhängt, was vorrangig durch die vier großen Gasplaneten verursacht wird. Der Unterschied zwischen Massezentrum der Sonne selbst (ruhiger Pol) und Massezentrum des Sonnensystems beträgt zwischen 0,01 und 2,19 Sonnenradien.

Das Minimum liegt an, wenn Jupiter auf der einen Seite und Saturn, Uranus und Neptun ihm im Planetenorbit gegenüber stehen. Das Maximum, wenn alle Gasplaneten in Konjunktion stehen. Zwischen diesen Extremen entwickelt sich ein komplexes Schwingungsmuster, was durch die Gravitationskräfte und den Bahndrehimpuls moduliert wird. Der flüssige Sonnenmantel und die Sonnenoberfläche werden dadurch bildhaft durchgeknetet, wodurch das magnetische Feld, die magnetische Stärke und die Energieabgabe der Sonne beeinflusst werden. Der Betrag des Bahndrehimpulses zum Eigendrehimpuls der Sonne kann bis zu 25% betragen. Wogegen der Eigendrehimpuls der Sonne relativ stabil ist, kann sich der Bahndrehimpuls auf das 40-fache der Ausgangswerte verändern. Es bietet sich daher nach Landscheidt an, den hoch variablen Bahndrehimpuls mit veränderlichen Phänomenen auf der Sonne (z.B. Flecken, Fackeln, Änderung der Rotationsgeschwindigkeit) in Verbindung zu bringen, bzw. dies zu untersuchen.

In unregelmäßigen Zeitabständen werden Änderungen der äquatorialen Rotationsgeschwindigkeit der Sonne von mehr als 5% beobachtet (die Sonne rotiert nicht gleichmäßig um ihre Achse), die mit Änderungen der Sonnenaktivität einhergehen, da sich hierdurch durch den Dynamoeffekt das magnetische Feld der Sonne ändert.

 

Abbildung 34 zeigt den Verlauf des Masseschwerpunkts des Sonnensystems von 1900 – 2020, Quelle: Solar System Dynamics Group, Jet Propulsion Laboratory Pasadena (http://users.qld.chariot.net.au/~carls/ephemerides/SSB_1900-2019.htm). Deutlich ist eine 20-Jahres-Schwingung erkennbar, deren Extrema mit der Aktivität der Sonne im Schwabe-Zyklus korreliert. Auffallend ist weiter, dass 1970 die Schwingung gering ausfiel – der entsprechende Sonnenzyklus (20) war schwach und 2009 die Schwingung ebenfalls klein ist, was einen schwachen 24. Sonnenzyklus erwarten lässt, zumal beide aus dem Grundmuster herausfallen.

Da die großen Gasplaneten, welche die Schwingung der Sonne um das Massenzentrum steuern, über 99% des Gesamtdrehimpulses im Sonnensystem verfügen, ergibt sich daraus, dass die Spin-Bahn-Kopplung, die Kopplung zwischen Bahnbewegung und Rotation, für die Änderung in der Rotationsgeschwindigkeit zumindest mit verantwortlich ist. Die Sonne bewegt sich durch die von ihr ausgestoßene Materie und ihre eigenen magnetischen Felder, was zu Änderungen in der Rotationsgeschwindigkeit führt.

Die Dynamik der beschriebenen Sonnenschwingung um das Massenzentrum lässt sich quantitativ durch die zeitliche Änderung des Bahndrehimpulses ausdrücken. Bei seinen Untersuchungen stieß Dr. Landscheidt auf folgendes Muster, das den Fingern einer großen Hand gleicht.

 

Abbildung 35 gibt die 9-jährige (siehe Abbildung 33) laufende Varianz (Quadrat der Standardabweichung, also die quadratischen Abweichungen vom Mittelwert) des Bahndrehimpulses wieder. Auf der Ordinate ist die relative Änderung des Drehimpulses L und auf der Abszisse die Zeit aufgetragen. Das Bild zeigt deutlich, dass die Änderung des Bahndrehimpulses durch eine fünfzählige Symmetrie geprägt ist. Dieses Muster wird durch die relative Stellung der großen Gasplaneten moduliert und ist nach den Kepplerschen Planetengesetzen konstant. Die Zykluszeit eines großen Fingers beträgt im Mittel 35,8 Jahre.

Bereits im 16. Jahrhundert wies der Engländer Francis Bacon, einer der geistigen Gründervater der modernen Naturwissenschaften, der auf die eingehende Naturbeobachtung setzte, auf einen 35- bis 40jährigen Zyklus in Holland hin, in dem feucht-kühle und warm-trockene Abschnitte aufeinander folgten.

Der Physiker, Geograph und Meteorologe Prof. Eduard Brückner (“Klimaschwankungen seit 1700“, Geographische Abhandlungen 14 (1890), 325) entdeckte diesen Zyklus 1887 neu. Er wies nach, dass zahlreiche klimatische Phänomene, die in den verschiedensten Gebieten der Erde erscheinen, synchronisiert sind und einem Zyklus von im Mittel 35 Jahren folgen. Er ging schon damals von einem Zusammenhang mit der Sonnenaktivität aus. Die folgende Abbildung zeigt den Brückner-Zyklus.

 

Abbildung 36: Der Brückner-Zyklus stellt eine Oberschwingung in der solaren Aktivität dar. Die Anzahl der Sonnenflecken und damit die Aktivität der Sonne schwanken um einen Mittelwert. Stärkere Aktivitätsphasen wechseln sich im Rhythmus von ca. 35 Jahren ab. Die Abbildung zeigt die Abweichung in der Sonnenfleckenzahl im Zeitraum von 1750 – 2000, Quelle: (http:// garymorris93.cwahi.net/weather/solar_ variations.html).

Aus der Abbildung zeigt sich, dass im Betrachtungszeitraum von 1750 – 2000 die Zykluslänge zwischen 27 und 38 Jahren variiert. Die Schwankungen in der Energieabgabe der Sonne, die im 35-jährigen Brückner-Zyklus sichtbar werden, haben unmittelbare Auswirkungen auf das Klima der Erde, wie Abbildung 37 zeigt.

 

Abbildung 37: Quelle:  Fredrik Charpentier Ljungqvist, Stockholm University, “A regional approach to the medieval warm period and the little ice age“, zeigt Temperaturschwankungen aus Eisbohrkerndaten in Grönland (blau) und von Messungen an der Westküste Grönlands (rot) im Zeitraum von 800 – 2000 (grau: Standartabweichung). Man sieht ein heftig gezacktes Muster, in dem sich relative Minima und relative Maxima abwechseln. Werden z.B. die Maxima gekennzeichnet (blaue Linien), sind im Betrachtungszeitraum 31 volle Perioden von ca. 850 – 1935 abgebildet. Daraus ergibt sich eine mittlere Zykluslänge von exakt 35 Jahren, was der Länge des Brückner-Zyklusses entspricht. Temperaturspitzen wechseln sich im Mittel alle 35 Jahre ab.

Auch in den mit am wichtigsten Klimaparametern, wie der AMO (Atlantik Multidekaden Oszillation) und der PDO (Pazifische Dekaden Oszillation, beide zeigen die Abweichungen in der Meeresoberflächentemperatur) zeichnet sich deutlich der im Mittel 35-jährige Brückner-Zyklus ab. Mit der AMO bestimmt er unmittelbar die arktische Eisbedeckung, wie noch gezeigt wird und das Wetter und Klima in Mitteleuropa.

 

Abbildung 38 links, Quelle: Dr. Landsea, zeigt die AMO-Schwingung, mit einer positiven und negativen Phase von im Mittel 33,5 Jahren. Abbildung rechts (NOAA) zeigt die PDO mit der negativen Phase von 33 Jahren.

Dr. Landscheidt schreibt zu der in Abbildung 33 gezeigten 9-jährigen Varianz: “Die 9-jährige laufende Varianz habe ich deshalb gewählt, weil die stärker gekrümmten Umläufe der Sonne mit einer Zykluslänge von 9 Jahren sich als besonders interessant erwiesen haben.“ Mit anderen Worten heißt dies, dass andere, längere Umläufe nicht das markante Muster einer großen Hand ergeben, also die quadratische Abweichung vom Mittelwert anders, weniger zyklisch aussieht. Insgesamt stellt dies natürlich schon seine Ergebnisse etwas in Frage, weil sie nicht allgemeingültig sind oder, können sie gar nicht allgemeingültig sein?

Bei den Untersuchungen Dr. Landscheidts geht es darum, Veränderungen in der magnetischen Aktivität und damit der Leistungsabgabe der Sonne zu erkennen und diese zuordnen zu können. Für Untersuchungen gilt generell, je stärker ein System auf Eingabeänderungen reagiert, also seine Ausgangsgrößen von der Eingangsgröße abhängig sind, umso sensibler ist das System und umso exakter kann es als Ganzes auf Veränderungen beobachtet und damit bewertet werden. Sind die Ausgangsgrößen nur gering von den Eingangsgrößen abhängig, so nähert sich dieses System immer mehr seinem stabilen Zustand. Dies heißt, die Trägheit, die eine der Grundlagen des stabilen Zustands ist, verhindert eine exakte Zuordnung der Ausgangsgröße (hier der solaren Energieabgabe) zu der Eingangsgröße (hier die Änderung der inneren Aktivität der Sonne).

Da aber die Änderung in der Fließgeschwindigkeit der Plasmamassen im Sonnenmantel umso höher ist, je „enger“ die Umläufe des Massezentrums sind – beruht auf der Winkelbeschleunigung in einer Kreisrotation und des Induktionsgesetzes – umso stärker ist der Ausschlag in der Ausgangsgröße des Systems. Soll untersucht werden, wie Änderungen in der Massenströmung der Plasmaströme, die letztendlich die Magnetfeldänderungen hervorrufen, die Energieabgabe der Sonne steuern, so muss zwangsläufig die geringste laufende Varianz, also die 9-jährige Varianz betrachtet werden, weil nur sie in der Lage ist, das exakteste Bild in der Änderung der Ausgangsgröße von der Eingangsgröße abzubilden.

Dr. Landscheidt geht auf die Frage seiner Wahl zur Varianz nicht näher ein, sondern gibt nur allgemein an, dass diese “besonders interessant erwiesen haben“. Evtl. wusste er gar nicht, warum gerade diese so interessant sind und nur diese, so interessant sein können.

Die Länge des Zyklus der “Großen Hand“ in Landscheidts Untersuchungen beträgt 178,8 Jahre. Auffällig ist, dass der Gleißberg-Zyklus etwa halb so lang ist wie der Zyklus der “Großen Hand“. Die Zykluszeit fällt zusammen mit der Konstellation der Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun zur Sonne. Die Zyklen der “Großen Finger“ weisen eine durchschnittliche Länge von 35,8 Jahren auf und sind mit der Sonnenaktivität verknüpft. So fallen sie mit den Maxima und Minima des Gleißberg-Zyklus zusammen und ermöglichen erstmals dessen langfristige Vorhersage.

 

Abbildung 39 aus den Untersuchungen Dr. Landscheidts zeigt die jährlichen Mitteltemperaturen von 1850 – 1987 an der Erdoberfläche der nördlichen Hemisphäre nach P. D. Jones. Die Nullphasen der Großen Finger (BFS) sind durch Pfeile angezeigt. Die Nullphase einer hierarchisch übergeordneten Großen Hand (BHS) ist durch ein Dreieck gekennzeichnet. Diese hat einen Phasensprung ausgelöst. Vor BHS fallen die BFS mit Maxima der geglätteten Temperaturkurve zusammen, danach mit Minima, was nicht anders sein kann, wird in Betracht gezogen, dass durch die Veränderungen im Massenschwerpunkt solare Zyklen mit zunehmender und abnehmender Aktivität verbunden sind. Während ansteigender Sonnenaktivität werden die Massen im Sonnenmantel mit jedem Nulldurchgang BFS beschleunigt. Nach jedem BHS wird der Einfluss der Planeten entgegengesetzt zur Fließrichtung der Massen im Sonnenmantel. Dies bewirkt, dass bei BFS die vorhandene Fließrichtung am stärksten abgebremst wird und damit die solare Aktivität am stärksten reduziert wird, was sich in einem Temperaturminimum auf der Erde auswirkt. Nach zwei Zyklen der großen Hand ist die Geschwindigkeit der inneren Massen Null (der erste beschleunigt und der zweite bremst ab) und das System wird erneut in Gang gesetzt. Ein neuer Sonnenzyklus beginnt. Der nächste Temperaturtiefpunkt ist nach Dr. Landscheidt um 2007 zu erwarten. Anmerkung: Dies ist zwischenzeitlich für 2008 eingetreten.

Die theoretische Erklärung, warum die Planeten und mit ihnen ihr Bahndrehimpulsmoment die solare Aktivität beeinflussen, liegt an der relativen Änderung des Massenschwerpunkts des Sonnensystems zur Sonne und deren Schwerpunkt, wodurch Relativkräfte zwischen den beiden Schwerpunkten und der Sonnenmassen entstehen, die die internen Fluidströme der Sonne beschleunigen, bzw. abbremsen. Dadurch entsteht eine Beschleunigung, bzw. Abbremsung der Sonnenrotation, die wiederum auf die internen Fluidströme rückwirkt. Es entsteht also ein hoch-dynamisches rückgekoppeltes System. Vergleichbar ist dies mit dem System Erde/Mond (entgegen dem Sonnensystem sind hier nur zwei Partner aktiv), wie der Mond über seine relative Position zur Erde, die Gezeitenkräfte auslöst und mit Ihnen die Erdrotation beeinflusst.

In Abbildung 40 (vergleichbar zum Zwei-System: Erde/Mond) ist das System Sonne/Jupiter (massereichster Planet) dargestellt und die Änderung der SSB (Solar System Barycenter).

 

Abbildung 40: Das Jet Propulsion Laboratory fand anhand von NASA-Messungen heraus, dass es eine Periodizität zwischen Jupiter und dessen Abstand zum Massezentrum des Sonnensystems (SSB) gibt. Diese liegt bei ca. 11,8 Jahren und stimmt somit sehr gut mit der mittleren Länge (11,1 Jahre) des Schwabe-Zyklus überein.

Beim Bahndrehimpuls müssen neben Jupiter, jedoch noch die anderen Planeten, insbesondere die (weiteren) großen Gasplaneten, Saturn, Neptun und Uranus betrachtet werden, deren Einflüsse, die des Jupiters entweder verstärken (Konjunktion) oder abschwächen (Opposition), so dass sich hieraus, nach den keplerschen Planetengesetzen, ein zeitliches Muster zwischen maximalem Einfluss und minimalem Einfluss der Planeten auf die Sonne einstellt. Nach Theodor Landscheidt hat dieses Muster, wie bereits dargelegt, eine Länge von ca. 180 Jahren.

Anhand der Beeinflussung auf das SSB und dessen Rückwirkung auf die Sonne, ergibt sich nach Landscheidt die folgende Abschätzung für die Intensität der nächsten Sonnenzyklen.

 

Abbildung 41 zeigt die nach den Modellen von Dr. Landscheidt ermittelten nächsten Sonnenzyklen (gelb). Es sieht gegenwärtig so aus, dass er mit dem 24. Sonnenzyklus Recht hat. Aus der Datenreihe geht hervor, dass es spürbar kälter wird und bis mindestens in die 2030-Jahre kalt bleibt. Quelle: http://landscheidt.auditblogs.com/

Wie bereits geschildert, führt die Sonne keine konstante Bewegung durch, sondern sie wackelt sozusagen im Orbit durch einen imaginären Schlauch, welcher einen Durchmesser von ca. 3,7 Mio. km aufweist.

 

Abbildung 42 zeigt die Jupiter- und Sonnenbahn im Orbit, Quelle: Alexander et al., Journal of the South African Institution of Civil Engineering, vol. 49, Page 41, June 2007. Die kleine Abbildung zeigt die unterschiedlichen Positionen der Sonne in diesem (imaginären) Schlauch.

Dr. Landscheidt untersuchte weiter, inwieweit sich mit seiner Methodik noch feinere Unterschiede in der Bahndrehimpulsänderung der Sonne zeigen, sich also deren Abweichungen vom Mittel noch feiner ausbilden lassen, als die bereits gesehenen großen Finger mit einer Zykluslänge von 35,8 Jahren. Hierzu wählte er 1/3 von 9, also eine dreijährige Varianz. Die folgende Abbildung zeigt das Ergebnis.

  

Abbildung 43 zeigt die 3-jährige laufende Varianz (Quadrat der Standardabweichung, also die quadratischen Abweichungen vom Mittelwert) des Bahndrehimpulses, wieder im Zeitraum von 1800 – 2000, Quelle: Dr. Landscheidt. Es bildet sich hier ebenfalls ein Fingermuster aus. Diese werden mit „Kleinen Fingern“ bezeichnet. Die kleinen Pfeile stellen Nulldurchgänge dar. Die großen Pfeile Nulldurchgänge eines "Großen Fingers", was bedeutet, dass eine "Kleine Hand" identisch mit der zeitlichen Länge eines "Großen Fingers" ist. Die gepunktete Linie zeigt den Sprung einer "Großen Hand" (BHS) und die Zahlen sind die Durchnummerierung der "Kleinen Hände", wobei die Zahlen in der Mittelposition angeordnet sind. Die Zykluslänge der "Kleinen Finger" beträgt im Mittel 7,2 Jahre.

In den die Nullphasen der Zyklen "Kleiner Finger" (wie der "großen Finger") wird die zeitliche Änderung des Bahndrehimpulses der Sonne Null. Da der Bahndrehimpuls Einfluss auf die Rotationsgeschwindigkeit der Sonne hat, muss sich dies auf die magnetische Aktivität der Sonne auswirken.

 

Abbildung 44 zeigt die Verteilung starker Röntgenstrahlungsflares (X≥6) zwischen den Nulldurchgängen "Kleiner Finger" (Pfeile) im Zeitraum von 1970 – 1992. Deutlich ist zu sehen, dass sich die energetischen Sonneneruptionen auf die Zeiten unmittelbar vor und nach dem Zyklus "Kleiner Finger" der Varianz Bahndrehimpuls konzentrieren, Quelle: Dr. Landscheidt. Dies sollte Einfluss auf das Wettergeschehen haben und sich der Zyklus dort wieder finden.

 

Abbildung 45 zeigt die globale Temperaturentwicklung im Zeitraum von 1979 – 2011. Der geglättete Kurvenverlauf zeigt eine Periode von im Mittel 7,5 Jahren (http://www.climate4you.com/GlobalTemperatures.htm). Dies ist exakt die Periodenlänge nach Dr. Landscheidt und bestätigt, dass seine Überlegungen richtig sind und sich die von ihm gefundenen Zusammenhänge zur Sonnenaktivität unmittelbar im Klimageschehen auf der Erde niederschlagen.

 

Raimund Leistenschneider – EIKE

 

Teil 4a in Kürze

Übersicht über alle Teile:

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4a – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht, 
            interplanetares Magnetfeld

Teil 4b – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht, 
            interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen




Teil 1: Dynamisches Sonnensystem – die tatsächlichen Hintergründe des Klimawandels

Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Wir alle kennen die Hauptargumente in der Diskussion der sog. menschen-gemachten Klimaerwärmung. Eines davon sei die Tatsache, dass globale Temperatur und Sonnenaktivität seit etwa Mitte der 1970-Jahre nicht mehr synchron laufen würden und sich die Erdtemperaturen von der Sonnenaktivität abgekoppelt hätten und folglich als Ursache dieser Erwärmung zum Ende des 20. Jahrhunderts, bis kurz nach der Jahrtausendwende (bis ca. 2003, Anmerkung: Seitdem gehen die Temperaturen zurück) nur sog. Treibhausgase, allen voran CO2 verantwortlich wären. Der Bericht des Autors wird Ihnen zeigen und wissenschaftlich darlegen, dass diese Aussage falsch ist und der Temperaturgang auf der Erde einzig durch die Sonne bestimmt wird. Die Beeinflussung erfolgt direkt, sowie indirekt über die Wolkenbildung (z.B. Svensmark-Effekt). Über die bekannten Einflüsse, gibt es weitere Einflussfaktoren, die Inhalte dieses Artikels sind:

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4 – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht, interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen

Sie werden erfahren:

· Was und worauf der (moderate) Temperaturanstieg, der sich in der Abbildung 1 wiederfindet, über ClimateGate hinaus, anhand solarer Aktivitätsschwankungen zurück zu führen ist

· Wie die Sonne in ihrem Innern nach dem heutigen Kenntnisstand aufgebaut ist und was ihre Aktivitätsschwankungen, wie steuert

· Die Sonnenaktivität die Hurrikan- und Tornadoaktivität steuert – wann mit starker Hurrikan- und Tornadoaktivität zu rechnen ist

· Was die Eisbedeckung in der Arktis und Antarktis, sowie die Gletscherentwicklung am Beispiel der Alpen bestimmt

· Wie und in welche Richtung sich die Temperaturen und damit das Klima in den nächsten 40 Jahren, 200 Jahren und 2.000 Jahren anhand gültiger Sonnenparameter entwickeln und wann mit einer nächsten großen Vereisungsepoche auf der Nordhalbkugel zu rechnen ist. Wobei eine Fortführung der dynamischen und zyklischen Sonnenparameter, die im Innern der Sonne entstehen, angenommen wird

 

Abbildung 1 (Quelle: Stanford Solar Center) zeigt den mittels Thermometern erfasste und gemittelten, globalen Temperaturanstieg (rote Kurve), die blaue Kurve zeigt die Entwicklung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und die beiden unteren Kurven die Sonnenzyklen und die (über 5 Jahre geglättete) gemittelte Sonnenfleckenkurve, jeweils im Zeitraum von 1850 bis 2007. Sie soll anhand des ausgewählten solaren Parameters, der Sonnenfleckenzahl darlegen, dass Sonnenaktivität und Erdtemperatur(en) nicht mehr synchron laufen würden.

In einem meiner letzten EIKE-Berichte hier, hatte ich bereits aufgezeigt, dass das Temperaturgeschehen El Niño-basiert ist und El Niño, wie seine „Schwester“ La Niña durch die Sonnenaktivität ausgelöst werden. Hierzu dienten teilweise bisher nicht angewandte Sonnenparameter, die in Korrelation zum Temperaturgang der letzten 30 Jahre gesetzt wurden und signifikante Übereinstimmung zeigen. In diesem Bericht möchte der Autor daran ansetzen und zeigen, wodurch diese Schwankungen auf der Sonne ausgelöst werden.

Besser zur Betrachtung der Sonnenaktivität, als die Sonnenfleckenzahl (warum, wird Ihnen der Autor anhand des inneren Aufbaus der Sonne noch zeigen) eignet sich zur Bewertung der solaren Aktivität die direkte magnetische Aktivität der Sonne. Seit dem Satellitenzeitalter stehen noch weitere Parameter für die variable Sonne als beispielsweise die Sonnenfleckenzahl zur Verfügung, die von der Erde aus nicht beobachtbar sind. Ein bedeutsamer Parameter ist die Korona der Sonne. Wie die folgende Abbildung zeigt, springt die Koronatemperatur scheinbar unvermittelt auf annähernd ihren doppelten Temperaturwert.

 

Abbildung 2 (http://rst.gsfc.nasa.gov/Sect20/A5a.html) zeigt die Koronatemperatur im Zeitraum 1991 – 2007, aufgenommen mit SWICS (Solar Wind Ion Composition Experiment) der Sonnensonde Ulysses.

Hat dieses Zuschalten der Koronaturboheizung, die nahezu Verdopplung der Koronatemperaturen von 1 Million Kelvin auf nahezu 2 Millionen Kelvin Auswirkungen auf das irdische Wetter und hier insbesondere auf El Niño/La Niña-Ereignisse? Hierzu werden die El Niño-Ereignisse in Relation gesetzt.  

Die Zeitreihe oben (Abbildung 3) zeigt den El Niño 3.4, der z.B. von der NOAA zur Betrachtung von El Niño-/La Niña-Ereignissen herangezogen wird. Die mittlere Zeitreihe die solare Aktivität nach Angaben der PMOD (Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos) und die untere Datenreihe die Koronatemperatur aus Abbildung 2. Die blauen Linien dienen zur Zeitausrichtung der Kurven, die rote Linie zeigt den Sprung der Koronatemperatur von 1 Million auf annähernd 2 Millionen Kelvin. Das blaue Rechteck die verstrichene Zeit vom Sonnenminimum, welches von der PMOD durch einen senkrechten Strich gekennzeichnet ist und das rote Rechteck, die Zeitspanne vom Einschalten der „Koronaturboheizung“ bis zum El Niño-Maximum.

Nun lässt sich anhand einer Datenbeziehung kein Korrelationsbeweis führen. Daher sollen alle El Niño-Ereignisse in der Datenreihe El Niño 3.4 auf Korrelation zur solaren Aktivität überprüft werden. Der Zeitpunkt ab 1981 ist daher so interessant, da von den Vertretern der CO2-basierten Erwärmung die Aussage gemacht wird, dass bis ca. 1980 Sonnenaktivität und Temperatur synchron laufen, ab 1980 sich die Temperatur aber von der solaren Aktivität abkoppeln würde.

 

Abbildung 4 zeigt die globale Temperaturentwicklung (Bodenstationen) und die Strahlungsleistung (TSI) der Sonne bis 2000, Quelle: MPS, Solanki. Ab ca. 1980 koppelt sich danach die Temperatur vom TSI ab, wogegen sie bis zu dem Zeitpunkt weitgehend synchron laufen. Doch wie realistisch gibt diese Darstellung die tatsächliche solare Aktivität wieder? Koppelt sich die Globaltemperatur von der solaren Aktivität wirklich ab? Darüber hinaus hatte der Autor Ihnen bereits in früheren Artikeln mitgeteilt, dass der TSI (Total Solar Irradiance) eine Mogelpackung ist, da die Satelliten-Messsysteme lediglich den Wellenlängenbereich zwischen 200 nm und 2.000 nm, also den direkten Strahlungsbereich der Sonne, der auf die Erdoberfläche auftrifft, aufzeichnen und die übrigen Energiebereiche der Sonne einfach ausblenden. Unser Wetter wird aber nicht auf der Erdoberfläche, sondern in der Tropos- und Stratosphäre „gemacht“ und dorthin gelangt ein größeres Wellenlängenspektrum der Sonne. Von „Total“ kann demnach beim TSI keine Rede sein!

 

Da, wie bereits geschildert, Beobachtungsdaten über die Korona nur vom Weltraum aus möglich sind und Daten nur für den Zeitraum 1991 – 2007 vorliegen, wird die weitere Datenreihe rekonstruiert, wobei die Zeitabstände sowohl beim Koronaminimum (grüne Rechtecke), als beim Zyklusbeginn Schwabe-Zyklus zum Anstieg Koronatemperatur (kleine blaue Rechtecke) jeweils gleich gehalten werden und dann geprüft wird, inwieweit eine El-Niño-Beziehung zur Korona besteht. Abbildung 5 zeigt, dass nach jedem Einschalten der Koronazusatzheizung ein El Niño ausgelöst wird (rote Rechtecke) und zwar innerhalb eines festen Zeitraumes und weiter, nach ca. 11 Monaten der El Niño sein Maximum erreicht.

 

Abbildung 6 (http://www.gao.spb.ru/english/astrometr/index1_eng.html) verdeutlicht, die Sonnenflecken sind nur eingeschränkt zur solaren Aktivität aussagefähig. Während der 23. Zyklus deutlich weniger Sonnenflecken zeigt als seine beiden Vorgänger und dadurch fälschlich abgeleitet wird, die solare Aktivität wäre deutlich niedriger, ist die Höhe der Strahlungsleistung gleich zu seinen Vorgängern. Der Betrag (Flächenintegral) sogar größer.

Die El Niño 3.4-Reihe in Abbildung 5 zeigt, dass im betrachteten Zeitraum, in dem laut IPCC-Anhänger, die Erdtemperaturen von der solaren Aktivität abgekoppelt sein sollen, noch mehr El Niño-Ereignisse stattfanden. Es muss demnach noch mindestens eine weitere solare Aktivität geben, die auf der Erde einen El Niño auslöst. Die Antwort, um welche solare Aktivität es sich handelt gibt die folgende Abbildung. Es ist die unmittelbare magnetische Aktivität der Sonne, ihr Maximum.

Die folgende Abbildung 7 bringt den El Niño 3.4, der für die Entwicklung der Erdtemperaturen steht, den Total Flux, den TSI und die Korona in Relation zueinander.

 

Abbildung 7 zeigt nochmals die Erkenntnisse aus Abbildung 5. Darüber hinaus die magnetische solare Aktivität (zweite Datenreihe von oben, Quelle: Max Planck Gesellschaft http://www.mps.mpg.de/projects/solar-mhd/research_new.html). Wie unschwer festzustellen, wird nach jedem Maximum im Schwabe-Zyklus ebenfalls ein El Niño-Ereignis ausgelöst. Auch hier wird das Maximum im El Niño-Ereignis nach einer exakt festen Zeitspanne erreicht (graue Rechtecke).

Bleibt noch die Frage zu beantworten, was die grün und rot umrundeten schwächeren El-Niño-Ereignisse auslöst. Die Antwort für das rot-umrundete in 2005 lässt der Autor die NASA und zwar deren Sonnenforscher David Hathaway vom September 2005 geben: “Das Solare Minimum explodiert – Das Solare Minimum sieht seltsamerweise aus wie ein solares Maximum“ (http://science.nasa.gov/headlines/y2005/15sep_solarminexplodes.htm). Die Antwort für die grün umrundeten zeigt die Datenreihe von der Max Planck Gesellschaft und zwar die grüne Datenreihe, die das magnetische Polarfeld der Sonne zeigt. Der Autor möchte Ihnen dieses anhand der Sonnenwindaktivität weiter belegen.

 

Abbildung 8 zeigt den 27-Tage-Durchschnitt der Sonnenwindgeschwindigkeit in 100 km/s von (Ausschnitt), Quelle: (http://www.leif.org/research/files.htm). Blau, rekonstruiert, rot, direkt gemessene Werte. Wie noch gezeigt wird, kommt der schnelle Sonnenwind entweder aus dem Nonaxisymmetric Open Flux, dort von starker solarer magnetischer Aktivität (z.B. Koronale Massenauswürfe, Coronal Mass Ejections (CME)) oder aus den polaren Löchern der Sonne. Deren Aktivität wird durch das Polarfeld der Sonne (grüne Datenreihe von der Max Planck Gesellschaft) bestimmt. Werden nun die dort umrundeten Spitzen (starke magnetische Aktivität des Polarfeldes der Sonne) mit den grün-umrundeten Spitzen in der El-Niño-Datenreihe verglichen, so ist Übereinstimmung festzustellen.

Das Max Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) nennt diese Aktivität, Coronal Hole associated storms (“Physikalische Grundlagen des Weltraumwetters – Der Sonnenwind“) folgende Abbildung.

 

Abbildung 9 zeigt die solare magnetische Aktivität im Zeitraum von 1930 – 2000 (Quelle: MPS).

Abschließend ist festzuhalten, dass El Niño-Ereignisse durch drei solare Ereignisse unmittelbar ausgelöst werden:

1) Dem Einschalten der Koronaturboheizung, wenn deren Temperatur verdoppelt wird

2) Nach jedem Maximum im magnetischen solaren Zyklus

3) Dem Polarfeld der Sonne (schwache El-Niño)

Fehlt noch der „Schulterschluss“ von El Niño, zu den globalen Temperaturen. Dieser ist in Abbildung 11 ersichtlich.

Zur Klimaentwicklung wird meist die globale Temperaturentwicklung herangezogen.

 

Abbildung 10, Quelle: (http://www.climate4you.com/GlobalTemperatures.htm), zeigt die Temperatur-Messergebnisse der NOAA-Satelliten (UAH, University of Alabama, Huntsville) von Januar 1979 bis Dezember 2010 – Globale Monats- und 3-Jahres (37-Monate-Durchschnitt).

Es gilt nun zu zeigen, dass das Auf-und Ab in der Temperaturdatenreihe und ihr Trend, von den oben genannten Sonnenparametern, die auf den El Niño einwirken, abhängen. Es wird noch gezeigt, wie der Hauptsonnenzyklus, der im Mittel 208 jährige de Vries Suess-Zyklus die Richtung der Sonnenaktivität und damit der Erdtemperaturen vorgibt. El Niño, bzw. sein Gegenpart, La Niña sind Klimaereignisse mit weltweiten Auswirkungen. Für beide gibt es verlässliche Datenreihen. Dass ein starkes El Niño-Ereignis bis nach Europa Auswirkungen hat und dort klirrende Kälte bringt, hat bereits Prof. Brönnimann (ETH-Zürich) nachgewiesen. (Spektrum der Wissenschaft 03/05, “Pazifik ließ Europa frieren"). So war laut WMO 2010 (starker El Niño) ein vergleichsweise warmes Jahr, obwohl Europa unter einem langen und kalten Winter litt und auch der Sommer bei uns „ausfiel“.

 

Abbildung 11 oben zeigt die Temperaturdatenreihe aus Abbildung 10. Die kleine Abbildung zeigt die atmosphärische CO2-Entwicklung nach Mauna Loa, die keinerlei Übereinstimmung mit dem Temperaturgang aufweist. Die Abbildung darunter zeigt die El Niño-Anomalien (El Niño 3.4) der Wasseroberflächentemperaturen. Jede globale Temperaturspitze in den letzten 30 Jahren fällt mit einem El-Niño-Ereignis exakt zusammen und das bei 8 Ereignissen im Betrachtungszeitraum (grüne Pfeile und Blockpfeil). Die schwarzen Linien dienen zur zeitlichen Justierung der Datenreihen.

 

Abbildung 12 zeigt die El Niño-Gebiete.

Die Messdaten zeigen, dass die globalen Temperaturen natürlichen Schwankungen, den El Niño-Ereignissen unmittelbar folgen. Mit CO2 oder einer angeblichen anthropogenen Erwärmung hat dies nichts zu tun, sondern einzig mit der dynamischen Sonne. Die vorliegenden Korrelationen zeigen, dass alle El Niño-Ereignisse im Betrachtungszeitraum durch die solare Aktivität unmittelbar ausgelöst werden. Sie lassen somit den Schluss zu, dass die globalen Temperaturen einzig auf die Sonne zurückzuführen sind. Auf ihre direkten und indirekten Einflüsse, wie noch gezeigt wird.

Bleibt noch die Frage zu klären, wodurch die gezeigte Sonnenaktivität ihren Einfluss sozusagen umsetzt. Hier geben die Antwort, die Passatwinde (englisch: Trade Winds), also die Großraumwetterlage, die durch die Hadley-Zellen bestimmt wird. Die Passatwinde sind ein beständiges Windsystem, welches sich auf beiden Seiten des Äquators bis zum 24 Breitengrad ausbildet. Es liegt damit im Bereich der Hadley-Zellen und unterteilt sich in den Nordost-Passat (Nordhalbkugel) und in den Südost-Passat (Südhalbkugel). In der Wissenschaft ist unstrittig, dass die Passatwinde durch die Sonne entstehen und ihre Ausbildung und Stärke von der Sonnenscheindauer und -Stärke abhängt. Durch erwärmte, aufsteigende Luftschichten (Tiefdruckgebiet entlang der innertropischen Konvergenzzone) die an der Tropopause vom Äquator weg strömt und ca. 30° Nord oder Süd wieder zu Boden fällt (Hochdruckgebiet) entsteht ein Druckgefälle, wodurch es zu Ausgleichströmungen zwischen den Hoch-/Tiefdruckgebieten kommt. Durch die Corioliskraft werden sie entsprechend abgelenkt.

  

Abbildung 13 (Quelle Watts up) zeigt die ENSO und die invertierte Windstärke der Passatwinde (Trade Winds). Unschwer ist zu erkennen, dass beide zusammenhängen. Die Passatwinde werden von den Hoch- und Tiefdrucksystemen (neben der Corioliskraft = Erddrehung) bestimmt. Diese wiederum durch die Wolkenbedeckung und dies ist der Ansatzpunkt, wie die Sonne neben ihrer Strahlungsleistung ihren Einfluss auf das irdische Wettersystem umsetzt. Seit Svensmark ist bekannt, wie die solare Aktivität die Bewölkung beeinflusst. Weitere Einflüsse, wie die des Polfeldes (Hale-Zyklus) auf die Wolkenbedeckung werden noch gezeigt.

Raimund Leistenschneider – EIKE

Teil 2 – “Die Sonne, der faszinierende Stern“ in Kürze

Übersicht über alle Teile:

Teil 1 – Die Sonne bestimmt den Temperaturgang

Teil 2 – Die Sonne, der faszinierende Stern

Teil 3 – Sonnenflecken und ihre Ursachen

Teil 4a – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht,
            interplanetares Magnetfeld

Teil 4b – Die Sonnenatmosphäre, Korona, Heliosphärische Stromschicht, 
            interplanetares Magnetfeld

Teil 5 – Die variable Sonne

Teil 6 – Der Einfluss der Sonne auf unser Wetter/Klima

Teil 7 – Der Einfluss der Sonne auf die Wolkenbedeckung über Svensmark hinaus

Teil 8 – Zukünftige Temperaturentwicklung und deren Schwankungen




Die Sahara, Spitzenreiter beim CO2-Ausstoß?

Wohl jeder kennt die Veröffentlichungen, nach denen China, die USA und Europa, also die Industriestaaten für den weltweiten CO2-Anstieg verantwortlich sein sollen. Hierzu werden diverse Statistiken veröffentlicht. Betrachtet werden stets die anthropogen verursachten CO2-Emissionen.

  

Abbildung 1 zeigt die Spitzenreiter beim weltweiten anthropogenen CO2-Ausstoß, Quelle: BP Statistical Review of World Energy 2011.

Die Frage, die beim Betrachten solcher Statistiken aufkommt: Woher kennt man die Werte? Die Antwort ist recht einfach. Die Industrieländer melden jedes Jahr ihre CO2-Emissionen dem UN-Klimawandel-Sekretariat (UNFCCC). Die Daten dürften somit weitgehend verlässlich sein. Aufstrebende Länder, sowie Trittweltstaaten, brauchen entweder nicht zu melden, bzw. deren Datensätze sind kritisch zu hinterfragen. So wird ein Großteil der anthropogenen CO2-Emissionen gar nicht erfasst, was natürlich das Bild zwangsläufig verfälscht. Ein großer Anteil der weltweiten CO2-Emissionen sind beispielsweise Brandrodungen. So berichtete der Stern am 11.10.2007, dass allein durch die Zerstörung eines einziges Areals auf Borneo, 3,5 GT CO2 in die Atmosphäre entweichen. Die FAZ (“Wenn die grüne Hölle zur Wüste wird“) meldete am 09.02.2011, dass nach “Science“ (Bd. 331, S. 554) in 2010 allein im Amazonas-Gebiet durch Brandrodung und die damit einhergehende Trockenheit, über 5 Milliarden Tonnen CO2 mehr in die Atmosphäre abgegeben wurden. Der jährliche Eintrag von CO2 durch Brandrodung und deren Folgen in die Atmosphäre dürfte also zwischen 5 und 10 Milliarden Tonnen liegen. Größenordnungen, die nirgends erfasst werden, da die betroffenen Staaten, diese Emissionen gar nicht zu melden brauchen. Dies sind immerhin ca. 1/3 aller jährlich auftretenden anthropogenen CO2-Emissionen.

Die Beispiele zeigen, dass die Tabellen, wie sie Abbildung 1 zeigen, nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden und die Aussagen und Maßnahmen von Politikern, die durch Reduzierung von CO2-Emissionen (z.B.: Hausbrand und Energieerzeugung) zur vermeintlichen Klimarettung beitragen wollen, jegliche Grundlage abhanden geht. Aber vielleicht geht es diesen Politikern weniger um die vermeintliche Rettung des Klimas, als um das Auffüllen leerer Staatskassen. Aber dies ist ein anderes Thema und soll nicht Inhalt dieses Beitrags sein.

Zurück zu den weltweiten CO2-Emissionen. Die anthropogenen werden, wie gezeigt, nur unvollständig erfasst und die Datenlage ist somit als fragwürdig einzustufen. Wie EIKE berichtete, hat das Team um Prof. Murry Salby (Chair of Climate, Macquarie University, Atmospheric Science, Climate Change and Carbon) nachweislich herausgefunden, dass das anthropogene CO2 keinen Fingerabdruck in den diversen atmosphärischen CO2-Zeitreihen hinterlässt, was nichts anderes bedeutet, dass der auf dem Mauna Loa gemessene atmosphärische CO2-Gehalt, der Jahr für Jahr (zumindest nach deren Aussagen) neue Höhen erklimmt, nicht auf anthropogene, also auf menschengemachte Ursachen zurückzuführen ist, sondern auf natürliche. Prof. Salby gibt als Grund, die erhöhte Bioaktivitäten an, die beispielsweise mit einer Erwärmung – wärmeres Wetter = besseres Pflanzen- und Bakterienwachstum, verbunden sind: Die CO2-Variationen korrelieren nicht mit den anthropogenen Emissionen. Spitzen und Senken korrelieren mit warmen Jahren (z. B. 1998) und kalten Jahren (1991-1992).“ Und weiter „Die größten Steigerungen von Jahr zu Jahr gab es bei starken globalen Erwärmungen unter El Nino-Bedingungen. Die geringsten Zuwächse korrelieren mit Vulkanausbrüchen, die Staub hoch in die Atmosphäre blasen und die Welt eine Zeitlang kühler halten. Mit anderen Worten, die Temperatur kontrolliert das CO2-Niveau in einer jährlichen Zeitskala, und Salby zufolge haben menschliche Emissionen darauf wenig Einfluss.“

Dies stimmt mit der seit langem bekannten Tatsache überein, dass kaltes Wasser mehr CO2 bindet als warmes und demzufolge CO2 in Warmzeiten verstärkt aus den Weltmeeren ausgast, wie die folgende Abbildung belegt.

  

Abbildung 2 zeigt, dass der atmosphärische CO2-Gehalt der Temperatur folgt und CO2 in Warmzeiten verstärkt ausgast, was allgemein auf die Erwärmung der Ozeane, die 71% der Erdfläche bedecken, zurück geführt wird. Aber dies ist nur ein Teil der Wahrheit. Auch die Landflächen, wie Prof. Salby herausfand, spielen bei Erwärmung (Ausgasung) eine große Rolle.

Wie können nun Pflanzen, die doch allgemein hin als CO2-Senke betrachtet werden, in Warmzeiten für einen CO2-Anstieg (mit) verantwortlich sein? Die Antwort liegt in der Komplexität der Lebensgemeinschaft mit Pflanzen. Pflanzen binden darüber hinaus nur am Tage, bei der Photosynthese CO2. Nachts, wenn sie atmen, sind sie, wie alle Lebewesen, starke CO2-Emitenten, wie beispielsweise wir Menschen, die wir bei jedem Atemzug, etwa die 150-fache (!) Menge an CO2 ausatmen, die wir vorher eingeatmet hatten. Der Grund dafür liegt im sog. Krebszyklus der Zellen (benannt nach seinem Entdecker) – der Energieversorgung in den Mitochondrien (Zellorganellen) durch den Abbau von Kohlenstoffverbindungen. Zellen nehmen zu ihrer Energiegewinnung Glucose auf und diese wird in den Mitochondrien vollständig zu CO2 und Wasser nach folgender Reaktionsgleichung abgebaut:

C6H12O6+ 6 O2 → 6 CO2 + 6 H2O

So überwiegt z.B. in einem hochgewachsenen Grasbestand lediglich in den oberen, von der Sonne bestrahlten Blättern der CO2-Verbrauch. In den unteren Blattbereichen überwiegt auch am Tage auf Grund der Beschattung, die Atmung, also die CO2-Abgabe. Weiter entweicht über das Wurzelwerk der Pflanzen ein nicht unerheblicher Anteil CO2. Durch verstärktes Pflanzenwachstum wird auch ihr Wurzelwerk komplexer und sie gibt dadurch mehr CO2 ab. Nematoden, dies sind Pflanzenschädlinge, finden beispielsweise über die CO2-Konzentration im Boden zu ihren Wirtspflanzen, da die CO2-Konzentration dorthin sich erhöht. Hinzu kommt, dass lt. einer US-Studie (erschienen in scienceorg.com, 2007) Pilze die Speicherung des CO2 im Boden verhindern. Die Pilzpopulation hängt direkt von der Masse des Wurzelwerks ab, d.h. je intensiver das Wurzelwerk, je besser die Pflanze wächst, umso höher ist die Pilzmenge und damit das CO2, welches in die Luft abgegeben wird.

Durch die zunehmende Kultivierung und Intensivierung der Landwirtschaft und die dadurch bedingte Umwandlung der Wiesen und Wälder in den Anbau der einjährigen Nutzpflanzen, werden große Mengen CO2 freigesetzt. So geben die einjährigen Nutzpflanzen (z.B. Mais, Weizen, Raps) 140 – 1.440 kg  CO2/ha in die Atmosphäre ab, wogegen die dort bisher vorhandenen mehrjährigen Pflanzen 200 – 1.050 kg CO2/ha speicherten (S.d.W. 11/07, “Erde & Umwelt“, S. 92), also dem Kohlenstoffkreislauf entzogen. Im Maximum sind dies 2,5 t CO2/ha, die sich in der Kohlenstoffbilanzsumme addieren. Des Weiteren binden die mehrjährigen Pflanzen durch ihr tiefes Wurzelwerk 320 – 1.100 kg Kohlenstoff/ha, wogegen die Nutzpflanzen lediglich 0 – 450 kg C/ha binden. Die Differenz entweicht letztendlich in die Atmosphäre. Die natürlichen Abläufe sind nicht so einfach, wie die Klimaalarmisten uns dies nach der Formel einreden wollen:

Anthropogenes CO2 = Teufelszeug, weil Klimaerwärmung

Der Biologe Ernst Georg Beck erkannte bereits vor Jahren, dass Insekten durch ihre schiere Anzahl, ein extrem hohes CO2-Emissionsverhalten aufweisen. Die Anzahl der Insekten wird auf 10^19 – >10^30 geschätzt! Sie sind damit die am meisten verbreiteten Vielzeller. Bei konservativer Rechnung ergibt sich durch den Atmungsprozess eine CO2-Menge von 2,14 Billionen Tonnen CO2/Saison (Insekten sind ca. 6 Monate im Jahr aktiv). Betrachten wir nun die anthropogenen CO2-Emissionen, die lt. IPCC (2007) 22 Milliarden Tonnen CO2/Jahr betragen, so sind dies gerade einmal 1% der Menge CO2, die die Insekten pro Saison, also pro Jahr ausatmen! Und dabei handelt es sich nicht um geschlossene Biokreisläufe, sondern, wie jeder weiß, hängt das Auftreten von Insekten von der Temperatur ab. Die ausgestoßene CO2-Menge ist somit temperaturabhängig.

Nicht nur die CO2-Emissionen der Biosphäre sind temperaturabhängig, wie Prof. Salby herausfand, sondern auch die CO2-Emissionen des Bodens, wie Abbildung 3 und 4 zeigen.

 

Abbildung 3 zeigt die globalen jährlichen C-Emissionen des Bodens in g/m2. Quelle: Raich, J.W. und C.S. Potter. 1996. “Global Patterns of Carbon Dioxide Emissions from Soils on a 0.5 Degree Grid Cell Basis”, Carbon Dioxide Information Analysis Center, U.S. Department of Energy, Oak Ridge National Laboratory, Oak Ridge, Tennessee, U.S.A.

Die vier folgenden Abbildungen zeigen den jahreszeitlichen C-Emissionsunterschied der Landfläche zwischen den Monaten Januar, April, Juli und Oktober.

 

Abbildung 4 zeigt den jahreszeitlichen C-Emissionsunterschied der Landfläche zwischen den Monaten Januar, April, Juli und Oktober. Sie zeigen die Veränderungen der C-Emissionen im Januar, April, Juli und Oktober. Die Datenerfassung erfolgte in einem 0,5°-Raster, Quelle: (http://cdiac.ornl.gov/epubs/db/db1015/db1015.html). Auch hier ist unschwer zu sehen, dass die Ausgasungen temperaturabhängig sind, womit folglich bei wärmeren Temperaturen mehr ausgast, als zu kälteren Zeiten. CO2 folgt auch hier der Temperatur.

Rufen wir uns die IPCC-Grafik (Abbildung 5) in Erinnerung, so sind die CO2-Lagerstätten des Bodens die mit Abstand größten überhaupt. Die folgende Abbildung zeigt die C-Emissionen und Lagerstätten, ergänzt nach Quelle: UNEP. Die UNEP-Daten dienen offiziell als Grundlage für den Kohlenstoffkreislauf.

Abbildung 5: Die globale Kohlenstoffmenge beträgt in Sedimenten gesamt 66.000.000 – 100.000.000 GT. Der anthropogene Anteil, der jährlich z.B. durch die Verbrennung fossiler Energieträger hinzukommt, beträgt danach 5,5 GT. Das sind 0,0000000663% zu der Gesamtkohlenstoffmenge im Erdreich!

Anmerkung: Der Autor hat die UNEP-Daten um die Ausgasungen aus weltweiten vulkanischen Arealen ergänzt und nach seinen Erhebungen ein Wert von 10GT angegeben, da die UNEP einen nachweislich zu geringen Betrag einsetzt.

Von der Erkenntnis, dass das meiste CO2 im Boden gespeichert ist, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Verständnis der Satellitendaten, die die globalen CO2-Werte messen. Diese zeigen eindeutig, dass sie nicht vorrangig aus urbanen Zonen, oder gar von Industrie- oder Kraftwerksansammlungen, sondern aus natürlichen Arealen stammen.

 

Abbildung 6 zeigt den CO2-Gehalt über Deutschland und den Benelux-Staaten von 2003 bis 2005. Ballungs- und Verkehrzentren gehören nicht zu den Zonen eines hohen CO2-Ausstoßes, wogegen die roten Flächen entlang des Rheins auf anthropogene Ursachen, wie z.B. Kraftwerke schließen lassen. Also doch richtig, was uns das IPCC und ihm nachplappernde Presse und Politiker erzählen. Die Antwort lautet: Nein!

Erste Zweifel sollten beim Wert von 378 ppm kommen, der in der Abbildung die Spitze bildet. Die meisten Flächen liegen deutlich darunter. Nun wurde für 2004 auf dem Mauna-Loa ein Jahresmittelwert von 377,43 ppm gemessen, was dem Spitzenwert in der obigen Abbildung entspricht. Nun sind bereits in dieser Abbildung weite Flächen unter diesem Wert und in nicht industrialisierten Gebieten sollte der Wert nochmals niedriger sein, da das zusätzliche CO2, welches für den Anstieg verantwortlich sein soll, aus den Industriegebieten kommen soll. Ergo muss es weltweit erhebliche Stellen geben, in denen der CO2-Ausstoß über „unserem“, in Deutschland gemessenen Spitzenwert liegt, weil dieser Spitzenwert, der nur an wenigen Stellen vorkommt, dem Mauna Loa-Durchschnittswert bereits entspricht! Aber wo kommen diese CO2-Emissionen her, wenn nicht von uns. Vielleicht aus China oder den USA? Um die Antwort vorwegzunehmen, von keinem der Länder, wie Abbildung 7 zeigt.

 

Abbildung 7 zeigt den atmosphärischen CO2-Gehalt in Nordamerika, Europa und Nordasien von Mai – Oktober 2003. Die maximalen CO2-Emissionsgebiete liegen fern der urbanen Zonen, aber in Zonen hoher Bioaktivität, wie am Beispiel Russlands, Alaskas und Kanadas zu sehen. Während der Wachstumszeit ist ein deutliches „Aufleuchten“ der CO2-Emissonen zu sehen. Diese liegen deutlich über dem Jahreswert auf dem Mauna Loa (2003 = 375,61ppm).

Da die obige Sequenz lediglich Teile der Nordhalbkugel abbildet, zum Abschluss ein Satellitenblick auf die globalen CO2-Emissionen.

 

Abbildung 8 zeigt den globalen atmosphärischen CO2-Gehalt. Es ist überdeutlich sichtbar, dass nicht die industriellen Gebiete, mit einem hohen Energieverbrauchsanteil, die Hauptemittenten sind, sondern dünn oder gar nicht besiedelte Wüstengebiete. Dies deckt sich mit den Messungen der CDIAC (Abbildungen 3 und 4), die zeigen, dass aus der nicht oder nur dünn besiedelten Landfläche der weitaus größte CO2-Anteil stammt (die Meeresflächen wurden nicht betrachtet), Quelle der Abbildungen 6 – 8 (http://www.iup.uni-bremen.de/sciamachy/).

Abbildung 8 zeigt unschwer, dass die Sahara der mit Abstand größte CO2-Emittent ist. Die Werte liegen dort deutlich über dem Mauna Loa-Jahresmittel. Weiter zeigt die Abbildung, dass der CO2-Gehalt und damit die Ausgasungen temperaturabhängig sind und folglich in den Sommermonaten am höchsten – bei Erwärmung steigen die Emissionen. Auch hier ein nicht geschlossener Kreislauf, da diese nicht wieder „gebunden“ werden können, da es, zumindest nach Aussagen des IPCC und der WMO, immer wärmer wird. Da die Sahara nicht unbedingt für ihre hohe Industrie- und Verkehrsdichte bekannt ist und dort sicherlich keine geheimen Industrieanlagen verborgen sind, ist der Beweis erbracht, dass die Bodenausgasungen einer der Hauptemittenten des weltweiten CO2 sind.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass nach den Untersuchungen von Prof. Salby, anthropogene Ursachen für den weltweiten CO2-Anstieg nur eine untergeordnete Rolle spielen und der beobachtete CO2-Anstieg auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. Hier sind drei Quellen zu nennen

Biologische Ursachen

Ausgasungen aus den Ozeanen in einer Erwärmungsphase, sowie

  • Ausgasungen aus dem Erdreich in einer Erwärmungsphase

Das Konstrukt einer anthropogenen Klimaerwärmung, basierend auf sog. Treibhausgasen wie CO2, die vom Menschen ausgebracht werden, ist angesichts solcher Faktenlage nicht länger aufrecht zu erhalten. Es drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass der Grund für das Festhalten von Politik, Presse und einigen Instituten an diesem Konstrukt, auf anderen Ursachen beruht, als der (vermeintlichen) Rettung des Klimas. So lässt sich aus der grünen Welle leicht politisch Kapital schlagen. Auch ist mit sog. grünen Produkten viel Geld zu verdienen. Ebenso als Anlage zum Geldverdienen sind sie, da auf Jahre steuerlich abgesichert, eine gute Wahl und haben dabei noch den Charme, dass solche Spekulanten gar noch den Titel „Gutmenschen“ beanspruchen und tragen. Dass es die Allgemeinheit ist, die diesen „Gutmenschen“ ihre Spekulationsblase bezahlt und diese, wie alle Spekulationsblasen, in einem Knall zerplatzen wird, wird in Politik und Presse wohl übersehen. Abschließen möchte der Autor mit dem Satz des Zukunftsforschers Matthias Horx: „Die Klimakatastrophe ist die große Geschäftemacherei unserer Zeit.“

Raimund Leistenschneider – EIKE