„Kipp-Punkte“ – im Klima oder im Kopf ?

Klaus-Eckart Puls   

„Die Aufputsch-Droge Klima-Katastrophe“ verliert ihre Wirkung [1]: „Eine Mehrheit der Wähler stimmt der Kritik eines republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu, der den Klimawandel als „Religion“ bezeichnet, bei der es in Wirklichkeit gar nicht um das Klima geht. Da sich die Versprechen der Klimareligion abnutzen und die Sorge um das Klima angesichts des Hypotheken-Stresses und der steigenden Energie-Rechnungen ins Wanken gerät, ist diese Rasmussen-Umfrage vielleicht das, was sie zu sein scheint – ein frühes Anzeichen für eine Veränderung der öffentlichen Meinung zum Klimawandel und zu Klimaschutz-Maßnahmen.Das bereitet den Alarmisten in Europa und USA Sorge, denn in Asien … Afrika … Südamerika … hat man ohnehin andere Probleme zu lösen. Folglich wird die Drogen-Dosis erhöht, indem man eine schon etwas ältere Hypothese aktuell aufwärmt (Sept. 2022) [2] : Exceeding 1.5°C global warming could trigger multiple climate tipping points.“

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Die oben zitierte Abkehr der Menschen vom politischen Klima-Alarmismus ist mehr und mehr in vielen Ländern zu beobachten. So schreibt Eric Worrall von dem wohl bekanntesten Skeptiker-Institut [3] in einer Stellungnahme zum soeben im März 2023 publizierten neuen IPCC-Alarm-Bericht – unter Auflistung der IPCC-Fehlprognosen über die vergangenen Jahrzehnte  –  d a z u  [4] :

„Wie oft kann ein vernünftiger Mensch zusehen, wie die UNO und andere angebliche Autoritäts-Figuren sich völlig irren, und trotzdem ihre neuesten wilden Vorhersagen über eine bevorstehende Katastrophe bedingungslos akzeptieren? Wenn man dreißig Jahre lang gescheiterte Klimakrisen-Vorhersagen, Weltuntergangs-Ängste und drohende Katastrophen erlebt hat, die nicht eingetreten sind, lernen die meisten Menschen, solche Verlautbarungen nicht allzu ernst zu nehmen …“.

Auch in Deutschland schwindet die Akzeptanz rasant [5] :

„Wenn sich die Bürger einfach von ihrem Staat verabschieden … Daraus resultiert ein wachsendes Desinteresse gegenüber Fehlentwicklungen sowie der Verzicht auf jegliche Form von konstruktivem Widerspruch …“  Mit anderen Worten: die Bürger sind resistent geworden gegenüber jeglicher politischer Agitation, somit auch gegenüber der „Klima-Propaganda“.

Die „Nischen-Gesellschaft“ der DDR ist zurück gekehrt [6].

H i n z u   kommt :

Die Menschen haben zunehmend(!) andere Sorgen, wie u.a. Strompreise, Heizungspreise, Spritpreise, Inflation, Mietenanstieg, Asylantenkrise … et al.

F a z i t :

Die Aufputsch-Droge Klimakatastrophe verliert ihre Wirkung !

Auch die „Klima-Kipp-Punkte“ verblassen

Der Wissenschafts-Journalist Axel Bojanowski* hat im März 2023 in WELT-ol. eine sachliche und zugleich kritische Auseinadersetzung mit der kruden Hypothese der Klima-Kipp-Punkte publiziert [7] : „Wie ein Forschernetzwerk die Kipp-Punkte-Warnung in die Debatte trickste“. Dort schreibt er: Das Klima kann katastrophal kippen, so lautet eine populäre Parole. Doch die Warnung vor Kipp-Punkten baut auf dürrem Fundament. Mit Tricks schleusten Forscher sie in die wissenschaftliche Literatur. Der Vorgang verrät, wie mit Wissenschaft Politik gemacht wird.“

Nun muß man kein studierter Meteorologe/Klimatologe sein, um zu wissen: Die erforschte und dokumentierte Klima-Geschichte der Erde zeigt über Jahrmillionen und alleine schon in den Zehntausend Jahren der jüngsten Nacheiszeit ein ständiges Auf+Ab des Klimas (==> Abb.1) – sowohl bei der Temperatur als auch bei allen Wetter-Ereignissen. Von irgend welchen Kipp-Punkten findet sich dort keine Spur :

Abb. 1

Während das Wort „Kipp-Punkt“  eine „Endgültigkeit suggeriert“, so zeigen alleine schon die Temperatur-Schwankungen der vergangenen Zehntausend Jahre (Abb.1), daß es immer wieder Trend-Umkehrungen bei Klima und Wetter gibt! Das gilt nicht nur für die Temperatur, sondern auch für Wetter-Ereignisse aller Art: Häufungen von Stürmen, Sturmfluten, Starkregen, Überschwemmungen, Hagel, Dürren, kalten und warmen Jahreszeiten … treten auf – und verschwinden wieder. Zahlreiche Zusammenstellungen aus Chroniken über die Jahrhunderte und Jahrtausende und später aus meteorologischen Messungen belegen das (Abb. 3-19, s.w.u.). Insgesamt zeigen diese Meßreihen eher das Gegenteil – abnehmende Trends.

Bei alledem :

Die Kipp-Punkte-Diskussion ist eine Prognose-Debatte, welche zugleich die o.a. Klima-Geschichte negiert. Mit welchen weitreichenden Unsicherheiten das alles verbunden ist, das ist schon dem Klimarats-Bericht von 2001 zu entnehmen [8] :

„In climate research and modeling we should recognize, that we are dealing with a coupled non-linear chaotic system, and therefore that the long-term prediction of future climate states is not possible„.

In diesem Zusammenhang :

Auch der Klimarat IPCC findet kaum Trends zu mehr Extremwetter ==> Abb.2.

Abb. 2

Und dazu paßt es dann auch, daß selbst dieser Klimarat gegenüber den Kipp-Punkte-Thesen sehr skeptisch ist [7] :

„Der UN-Klimarat, der das Wissen zum Klimawandel zusammenfaßt, hatte zuvor ein ganz anderes Urteil über Kipp-Punkte dokumentiert. Die Phänomene könnten zwar „nicht ausgeschlossen werden“, doch es gebe „ungenügende Evidenz“, einen „Mangel an Daten“, das Thema sei „herausfordernd“.

WER hat die „Kipp-Punkte“ erfunden ?

DAZU berichtet Axel Bojanowski [9] :

Ich war 2004 dabei, als die Klima-„Kipp-Punkte“geboren wurden – ihre zweifelhafte Karriere nahm ihren Lauf … Ende August 2004 brachte das erste „Euro Science Open Forum“ in Stockholm Wissenschaftler und Journalisten zusammen … Am Vormittag des 26. August 2004 hielt der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, einen Vortrag über „Achillesfersen der Erde“. In manchen Regionen drohte die globale Erwärmung unwiderruflich katastrophale Umwälzungen anzustoßen, erläuterte der Physiker anhand einer anschaulichen Weltkarte, auf der die Orte künftiger Großkatastrophen eingetragen waren. Ein BBC-Kollege bat Schellnhuber um verständlichere Formulierungen. Schellnhuber, so erzählt er es in seiner Biografie, fiel das populär-wissenschaftliche Buch „The Tipping Point“ ein, das er gerade gelesen hatte, und dessen Konzept er nun „spontan auf die ganze Klimaproblematik ausdehnte“, wie Schellnhuber sich erinnert.“

„Die bis heute grundlegende Publikation zu den Kipp-Punkten stammt von einer Gruppe um Hans Joachim Schellnhuber und seinem späteren Nachfolger als PIK-Direktor Johan Rockström. Zusammen mit ihrem PIK-Kollegen Stefan Rahmstorf, dem britischen Klimatologen Timothy Lenton und anderen hatten sie 2008 eine Umfrage mit Antworten von 52 Klimaforschern veröffentlicht, die rasch zu einer der meistzitierten Arbeiten der Klimaforschung aufstieg. …

Mit jener Publikation von 2008 machte der Begriff „Kipp-Punkt“ Karriere, Massenmedien berichteten weltweit, und mittlerweile verlinken 63 Wikipedia-Artikel auf den Aufsatz. Der Wikipedia-Artikel über Kipp-Punkte selbst liest sich fast wie eine Kopie der PIK-Arbeit. Das Problem: Sie genügte nicht den Standards einer wissenschaftlichen Studie.“

Verbreitete Kritik selbst auch aus dem Alarmisten-Lager

Ob Klima-Alarmisten oder ob Klima-Skeptiker – es herrscht ausnahmsweise weitgehende kritische Einigkeit gegenüber der von einer Minderheit propagierten „Kipp-Punkt-Hypothese“; hier einige Beispiele :

()  Zitiert nach [9] :

Jochen Marotzke beispielsweise, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, sagte  kürzlich: „Ehe wir uns auf künftige Nichtlinearitäten im Klimageschehen einstellen, sollten wir uns vergewissern, dass es sie überhaupt gibt“ … „Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Nichtlinearitäten umso weniger sichtbar werden, je komplexer wir unsere Modelle konstruieren“, sagte Marotzke. Je realistischer das System, das auf dem Computer simuliert werde, desto stabiler scheine es zu werden. Auf die Frage, welcher Kipppunkt ihm am meisten Sorge mache, erwiderte Jochem Marotzke 2020: „Keiner.”

()  Zitiert nach [9] :

„Die Forschung ist noch nicht so weit, daß man von allgemein anerkannten zukünftigen Kippelementen sprechen könne“, sagte etwa Martin Claußen, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie …“

()  Zitiert nach [9] :

„Der Klimaforscher Justin Ritchie zeigte sich irritiert angesichts des auffällig häufig im Text vorkommenden Wortes „falls“; das Wort „könnte“ kam sogar 25-mal vor: „Wenn es elfmal ‚falls‘ braucht, um eine Meinung zu stützen, dann sollte man die Substanz überprüfen“ schrieb er. „Nach dem Lesen bin ich nun weniger überzeugt von bevorstehenden Kipppunkten.“

()  Zitiert nach [9] :

„Bislang hatten Klimaforscherkollegen zwar die Nase gerümpft über all die schillernden Kipppunkt-Publikationen, aber öffentlich meist geschwiegen. Das „Climate Endgame“ aber provozierte Kritik. „Meiner Meinung nach gibt es kaum Beweise dafür, dass der Klimawandel schlimmer ist, als wir dachten, noch dass Bewertungen die Risiken herunterspielen oder dass wir dem Untergang geweiht sind“, erklärte der Klimatologe Reto Knutti von der ETH Zürich. Der Artikel spiegele „nicht das Mainstream-Denken zum Thema Klima wider“… Es sei „nicht die erste derartige PNAS-Perspektive derselben Autoren“, betonte Knutti. Jene Veröffentlichungen seien zwar „interessant zu lesen“, aber eben Meinungsbeiträge, keine neue Wissenschaft „.

()  Zitiert nach [9] :

„Der Klimatologe Thomas Stocker von der Universität Bern, Vorsitzender des fünften UN-Klimareports, mahnte angesichts der Studie ebenfalls zur Vorsicht: „Ich bin der Auffassung, dass sich das so eindeutig noch nicht sagen lässt, der Stand der Forschung gibt das nicht her“, sagte er der „Zeit“.“

()  Zitiert nach [9] :

„Die Kipppunkte …, die seine Kollegen am PIK hervorheben würden, basierten „auf ihrer privaten, viel schwächeren Definition“, sagte Bjorn Stevens, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie der „Zeit“. „Da werden Tipping-Points umgedeutet, so dass auch weniger abrupte oder sogar umkehrbare Klimaveränderungen darunter fallen.“ Mit dieser Neudefinition finden Sie Kipppunkte überall, dann ist Daueralarm“, erläuterte Stevens.“

()  Jochem Marotzke ; MPI HH [10] :

„…angebliche Kipp-Punkte, wie das Versiegen des Golfstromes oder das Abschmelzen der West-Antarktis sind auf absehbare Zeit unwahrscheinlich.“

 ()  Deutsches Klima-Konsortium [11] :

Spekulationen über den Golfstrom gibt es viele. Was aber ist der wissenschaftliche Kenntnisstand? Neun Expertinnen und Experten fassen ihn zusammen. Eine der Kernaussagen: In den kommenden Jahren droht kein Abbruch der Golfstrom-Zirkulation …“.

()  Deutscher Wetterdienst [12] :

„Über eine Abschwächung des Golfstromes bei weiter zunehmender globaler Erwärmung wird immer wieder spekuliert. Bisher liegen jedoch keine verläßlichen Messungen über eine Abschwächung vor. Vorübergehende Schwankungen sind normal.“

()  Stephan Kröpelin (Inst. f. Ur- und Frühgeschichte Univ. Köln) [13] :

„Die paradiesischen feuchten Zustände im Osten der Sahara herrschten zwischen etwa 8.500 und 5.300 vor Christus, also nach der letzten Kaltzeit und am Beginn der Jungsteinzeit, als höhere Temperaturen zu häufigen Regenfällen führten, damit den Grundwasserspiegel kräftig anhoben, und Oberflächengewässer und reiche Vegetation ermöglichten. Als Folge der allmählichen Austrocknung der Region seit rund 7.000 Jahren wanderten die menschlichen Bewohner Richtung Süden in den heutigen Sudan oder ins spätere Ägypten …“

Die nachgewiesene Allmählichkeit der damaligen Klima-Veränderung widerspricht der „Tipping-Point-Katastrophen-Theorie“die einen „Klima-Kollaps“ mit drastischen Veränderungen der Umwelt in nur einer menschlichen Generation vorhersagt.“

()  Mojib Latif (Univ. Kiel) [14] :

„Übertreibungen sind für jeden Wissenschaftler unheilvoll. Alarmismus ist mindestens genauso schlimm wie Skeptizismus. Spätestens dann, wenn ein Klimaforscher von irgendwelchen Kipp-Punktenspricht, die bereits überschritten seien, wird die Sache unseriös.“

()  H.-J. Lüdecke u. K.-E. Puls (EIKE) [15] :

Major Tipping Points von WWF und ALLIANZ : Will man eine zuverlässige Antwort auf das „könnte“ von WWF und ALLIANZ geben, ist zwischen Vergangenheit … Gegenwart und Zukunft zu unterscheiden. Die erste Frage lautet daher: Sind bereits Anzeichen für „Tipping Points erkennbar? Sie kann mit einem zuverlässigen NEIN beantwortet werden. … Die von WWF und ALLIANZ menetekelhaft beschworenen „Tipping Points“ sind Chimären, die mit der Realität so viel zu tun haben wie die berühmten grünen Männchen vom Mars. Aber immerhin, wie soll man beweisen, daß es grüne Marsmännchen nicht gibt? … Und deswegen werden „Tipping Points“ wohl noch lange durch die Gazetten geistern, unwissende Laien erschrecken und dafür sorgen, daß steigende Schadensprämien der Versicherungen angesichts solch drohender Klimagefahren gerne gezahlt werden.“

()   Mojib Latif (aktuell 27.03.2023, FON) [18] :

FOCUS … :Herr Latif, in der Klimaforschung sprechen Forschende von Kipppunkten. … Häufig kommt Kritik auf, das Konzept der Kipppunkte sei wissenschaftlich nicht haltbar und im Endeffekt eine Erfindung. …“

Mojib Latif: “ … Das Konzept der Kipppunkte ist in der Wissenschaft etabliert. Die Frage, die sich stellt, ist, inwieweit man dieses Konzept auf das Klima anwenden kann. Das ist die eigentliche Frage … ist es aber völlig unklar, ab welcher kritischen Erwärmung solche Kipppunkte ausgelöst werden. Diese Unsicherheit wird in der Öffentlichkeit kaum kommuniziert. Wenn ich von bestimmten Leuten höre, bei 1,5 Grad ist alles vorbei und so weiter… das kann man behaupten, es ist aber nicht wissenschaftlich belegt. … Für mich ist die Unsicherheit bezüglich der Kipppunkte immer das beste Argument, schnell etwas gegen die Erderwärmung zu tun.“

 

()  Jörg Kachelmann [16] :        

„Kachelmann über Dürre-Warnungen der Medien“ :

“Über 90 Prozent aller Geschichten zu Wetter und Klima sind falsch oder erfunden”

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F a z i t :

Ein Stuhl kann umkippen, ein Gehirn auch – das Klima nicht; letzteres ist Schwankungen … Schwingungen … Zyklen (z.B. Sonnen-Zyklen) unterworfen; nichts ist endgültig, alles ist stets im Fluß,  selbst die (unbestrittene) marginale Beeinflussung durch anthropogenes CO2 ist bereits jetzt zu etwa 90% ausgereizt  [17].

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Weiter oben hatten wir gesagt: Häufungen von Stürmen, Sturmfluten, Starkregen, Hagel, Überschwemmungen, Dürren, kalten und warmen Jahreszeiten … treten auf –  und verschwinden wieder  –  dazu:

Die in Folgendem aufgeführten Abbildungen und Graphiken sind selbst-erklärend –

mit den dort angegebenen Quellen :

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)* A n m e r k u n g  der EIKE-Redaktion :

Der journalistische Mut von Axel Bojanowski sei hier mal gewürdigt: Bojanowski ist ein Leuchtturm in einem seichten trüben Medien-Meer gleich-geschalteter Klima-Propaganda. Hoffentlich hält er durch, denn die Alarmisten werden die Klima-Hitze weiter anfachen und ihn in diesem Fegefeuer rösten.

Übrigens: EIKE hatte den wachen Verstand von Axel Bojanowski schon früher gewürdigt, z.B. : „Axel BOJANOWSKI von SPON entlarvt die Klimahysterie – Das Unwetter und der Klimabluff !“ [https://tinyurl.com/3b5yd9sz].

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Q u e l l e n :

[1]  https://eike-klima-energie.eu/2023/03/19/behauptung-eine-mehrheit-der-waehler-glaubt-klimawandel-sei-eine-falsche-religion/

[2]  https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn7950

[3]  https://wattsupwiththat.com/

[4]  https://eike-klima-energie.eu/2023/03/21/das-ipcc-veroeffentlicht-dessen-jaehrliche-warnung-vor-dem-klima-untergang/

[5] PAZ, 27.01.2023, S.12

[6]  https://tinyurl.com/5fw84bcr

[7]  https://www.welt.de/wissenschaft/article244282479/Klimawandel-Wie-eine-Forschergruppe-die-Kipppunkt-Warnung-in-die-Debatte-trickste.html

[8] IPCC, 3. Ass. Report, , 2001, Section 14.2.2.2, S. 774

[9]  https://axelbojanowski.substack.com/p/kipppunkte-im-klima-die-ganze-geschichte

[10] SPIEGEL-Interview 06.10.2018, S.111

[11]  https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/golfstrom.html

[12] DWD: „Wetter ist nun mal chaotisch“, Sächs.Zeitg., 01.02.2011, S.5

[13] Stefan Kröpelin: Die Grüne Vergangenheit der Sahara;

https://www.eike-klima-energie.eu/2019/02/02/12-ikek-am-23-und-24-11-2018-stefan-kroepelin-die-gruene-vergangenheit-der-sahara/

[14]  https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-02/mojib-latif-klimaskepsis-interview/komplettansicht

[15]  Major Tipping Points von WWF und ALLIANZ;  https://eike-klima-energie.eu/2009/12/06/major-tipping-points-von-wwf-und-allianz/

[16]  https://tinyurl.com/y4na2gwq

[17]  https://report24.news/atmosphaerenwissenschaftler-keine-weitere-erwaermung-durch-co2-netto-null-ist-komplett-sinnlos/

[18] https://www.focus.de/klima/experten/klimaforscher-mojib-latif-mojib-latif-schliesst-1-5-grad-grenze-der-erderwaermung-aus_id_189378460.html

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Ökologie: „Grüne“ Politik setzt der Natur immer dramatischer zu*

Tag des Artenschutzes: Vor 50 Jahren wurde das Washingtoner Abkommen unterzeichnet.  Doch mit einer „Notverordnung“ hat die Ampelregierung den Schutz nun praktisch außer Kraft gesetzt

Dagmar Jestrzemski (Red. PAZ)*

Der Welttag des Artenschutzes am 3. März soll an das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (auch CITES genannt) erinnern, das am 3. März 1973 unterzeichnet wurde. Jedoch war das Datum in diesem Jahr Anlass, bittere Bilanz aufgrund einer Politik zu ziehen, die den Artenschutz nicht mehr als tragende Säule für den Erhalt der Ökosysteme wahrnimmt und damit unsere existentiellen Lebensgrundlagen gefährdet.

Hinsichtlich der Klimapolitik ist unsere Demokratie de facto den autoritären und diktatorischen Herrschaftssystemen sehr nahe gekommen. Im Februar trat eine „Notverordnung“ des Wirtschafts- und Energieministers Habeck zur Durchsetzung eines schnelleren Ausbaus der Windenergie in Kraft. Für 18 Monate sollen auf dieser Basis die Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Windkraftanlagen an Land und auf See beschleunigt werden. Umweltverträglichkeits- und artenschutzrechtliche Prüfungen müssen nicht mehr vorliegen. Erforderlich ist lediglich eine „strategische“ Umweltprüfung für Windeignungsgebiete. Mindestabstände zwischen Wohnbauten und Windrädern gelten nicht mehr, und auch die Beteiligung der Öffentlichkeit an den Genehmigungsverfahren ist ausgehebelt. Unter Berufung auf die willkürlich festgesetzten politischen Klimaziele segnete das Kabinett die vom BUND befürchtete „Hauruck-Novelle“ Habecks ab. Zuvor hatten BUND und Nabu die mehrfach verschärften energiepolitischen Ziele der Bundesregierung mitgetragen. Nun fühlen sie sich hintergangen.

„Offensichtlich rechtswidrig“

Umgehend legte Brandenburgs Landtag neue Flächenziele für die Windkraft fest. Im Land sind bis Ende 2027 1,8 Prozent und bis Ende 3032 2,2 Prozent der Fläche für den Bau neuer Windparks auszuweisen. Landschaftsschutzgebiete können mit einbezogen werden, Umweltprüfungen sind nicht mehr erforderlich. Für Vorranggebiete gilt der im Mai 2022 beschlossene Mindestabstand von 1000 Metern zwischen Windrädern und Wohnbebauungen nicht mehr. Nahezu dieselben Vorgaben beschloss auch der Landtag in Nordrhein-Westfalen.

Der Verein Naturschutz Initiative (NI) und der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB) kritisieren die Pläne des Ministers scharf. Noch nie seit der Flurbereinigung in den 1960er und 70er Jahren sei der Naturschutz so missachtet und demontiert worden wie unter dieser Ampelregierung, erklärten die Bundesvorsitzenden Harry Neumann und Johannes Bradtka. Mit der Aussetzung des gesetzlich gebotenen Artenschutzes durch Politik, Behörden und willfährige Gutachter zugunsten eines forcierten Ausbaus von Windkraft und Photovoltaik würden die Ergebnisse der Weltnaturkonferenz in Montreal vom Dezember 2022 zum Schutz der Biodiversität konterkariert. Das Vorgehen des Wirtschaftsministers sei ein massiver und offensichtlich rechtswidriger Angriff auf den Natur- und Artenschutz sowie auf die Beteiligung von Bürgern und Umweltverbänden. Die Bundesregierung verstoße gegen den Artikel 20 a des Grundgesetzes, durch den unsere Lebensgrundlagen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen zu schützen sind. Die NI lässt die „Notverordnung“ rechtlich überprüfen.

Die ironischerweise als grün bezeichnete, raumgreifende und rohstoffverschlingende Wind- und Solarindustrie sorgt weltweit zunehmend für Kollateral-Schäden an den Ökosystemen. Insbesondere tragen Windparks in erheblichem Umfang zum Insektensterben bei und stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine der Hauptursachen für die erschreckende Abnahme insbesondere der Feld- und Wiesenvögel dar. Berechnungen einer Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums zufolge werden jährlich etwa 1200 Tonnen Insekten durch Kollisionen mit Windradrotoren (Durchmesser bis 180 Meter) vernichtet. 

Darauf bezogen sich Bundestagsabgeordnete der AfD im September 2019 bei ihrer Forderung an die Bundesregierung, das Ausmaß des Insektensterbens an Windkraftanlagen auch in Verantwortung für künftige Generationen umfassend untersuchen zu lassen. Eine Reaktion der Regierung blieb aus. Nicht verwunderlich, dass auch die Ampelregierung und die Ämter um jeden Preis vermeiden wollen, den Insektenschwund mit der Windkraft in Verbindung zu bringen.

Kürzlich protestierte die schwedische Aktivistin Greta Thunberg in Oslo zusammen mit Aktivisten der Sami gegen den Bau von 151 Windrädern im Norden Norwegens, wo Angehörige der samischen Urbevölkerung Skandinaviens noch die traditionelle Rentierzucht betreiben. Ein Teil der Windräder gehört der Stadt München. „Eine Klimawende, die die Menschenrechte verletzt, ist keine Klimawende, die ihres Namens würdig ist“, erklärte Thunberg den erstaunten Reportern. Noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Gänzlich ungestört betreibt hingegen die schwedische Regierung seit Jahren den Windparkausbau in der seit Menschengedenken unberührten Wildnis Lapplands. Nahe der Stadt Piteå entsteht Europas größter Windpark Markbygden.

Insektentod durch Rotoren

Gemeinsam mit dem deutschen Hersteller Enercon errichtet das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind in einem der letzten ausgedehnten Weidegebiete der frei lebenden Rentiere insgesamt 1101 Räder. Die neuesten Giganten in der europäischen Taiga sind mit 300 Metern fast so hoch wie der Eiffelturm. Darüber berichtete kürzlich die Phoenix-Dokumentation „Der Stress der Rentiere“. Ein Mitarbeiter des Windparks behauptete, die Rentiere würden nur während der Bauphase der Windräder unter Stress stehen. Lachend erklärte er, dass er neulich 15 schlafende Rentiere unter einem Windrad gesehen habe. Grund dafür sei der enorme Auftrieb der Luft durch die Rotoren der Windräder. Dadurch würden die Insekten hochgewirbelt und die Rentiere wären von der Mückenplage befreit.

Diese Beobachtung erhellt die unglaubliche Verantwortungslosigkeit aller Beteiligter, permanent bedenkenlos derart gewaltige Luftumwälzungen zu erzeugen, deren Auswirkungen auf das lokale bis regionale Wettergeschehen unausbleiblich sind. Weiterhin erklärt diese Beobachtung den Mechanismus der Insektenvernichtung, wobei die Verwirbelung der Insekten durch die Windradrotoren erstaunlicherweise schon am Boden ansetzt.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  17. März 2023, S.12; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie der Autorin  Dagmar Jestrzemski  für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Klimastreit : Faktenreiche Verdrehungen der Tatsachen*

Die Faktenprüfer des öffentlich-rechtlichen TV- und Hörfunksenders ARD, welche als „Faktenfinder“ auftreten, haben unlängst eine graphische Darstellung des dänischen Statistik-Professors Bjørn Lomborg kritisiert. Diese zeigt die drastische Abnahme der Zahl der Todesopfer infolge von Extremwetterlagen um 98 Prozent, obwohl sich die Weltbevölkerung im untersuchten Zeitraum zwischen 1920 und 2020 vervierfachte. 

von Wolfgang Kaufmann (Red. PAZ)*

Das rief die ARD-Mitarbeiter Carla Reveland und Pascal Siggelkow auf den Plan, welche am 20. Januar verkündeten :

„Im Netz kursiert eine Grafik, die einen Rückgang der klimabedingten Todesfälle in den vergangenen hundert Jahren zeigt, um die Folgen des Klimawandels zu verharmlosen. Dabei ist die Grafik aus vielerlei Hinsicht irreführend.“

So seien „die Daten vor allem mit Blick auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts“ lückenhaft. Und darüber hinaus gebe es auch keine Angaben über „hitzebedingte Todesfälle“.

Allerdings unterstützen diese Umstände Lomborgs Argumentation eher noch.

Wenn anfangs tatsächlich eine Untererfassung der Toten stattfand, dann wäre der Rückgang bei den Klimaopfern ja sogar noch größer. Gleichfalls ist es unsinnig, die Nichtberücksichtigung von Hitzetoten zu rügen, ohne parallel auch das Fehlen von Daten über an Kälte Gestorbene zu bemängeln. Denn die Zahl der Letzteren dürfte im Untersuchungszeitraum ebenfalls recht hoch gewesen sein.

Einen weiteren logischen Fehler begingen Reveland und Siggelkow, als sie anführten, dass die finanziellen Schäden aufgrund von Klimaereignissen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hätten, was definitiv von mehr Extremwetterlagen zeuge.

Tatsächlich sind die höheren Schadens-Summen nach übereinstimmenden Angaben der Versicherungsunternehmen einzig und allein die Folge der gestiegenen Wirtschaftsleistung und eines rechnerischen Wertzuwachses von Immobilien und Sachgütern nicht zuletzt durch die Inflation.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  03. März 2023, S.2; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Wolfgang Kaufmann   für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Die große Energiekrise kommt erst noch*

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt*

Dass Deutschland diesen Winter glimpflich übersteht, ändert nichts daran, dass die Energiewende scheitern wird.

Doch steht zu befürchten, dass die Politik erst dann umlenkt, wenn die eigene Wirtschaft irreversibel geschädigt ist.

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Die Strom- und Gaspreise sind im Februar deutlich gesunken. Allerdings liegen sie noch doppelt so hoch wie 2021 und viermal so hoch wie im internationalen Wettbewerb. Ursachen für den leichten Rückgang sind der milde Winter, die bis April weiterlaufenden Kernkraftwerke sowie die wieder hinzugeschalteten Kohlekraftwerke. Aber nach wie vor haben wir die höchsten Strompreise der Welt nach Burkina Faso.

Die große Energiekrise steht uns aber erst noch bevor. Wenn die Kernkraftwerke im April vom Netz gehen und im nächsten Frühjahr die Ersatzkraftwerke auf Kohlebasis vom Netz gehen werden, wird es ein böses Erwachen geben. Der vom Bundeskanzler angekündigte Bau von täglich fünf Windkraftwerken wird das Problem nicht lösen.

Die Alternativen liegen vor unserer Haustür :

Denn Windkraftwerke liefern nur ein Viertel des Jahres ihre volle Leistung. An 140 Tagen liefern sie nahezu keinen Strom. Die Bundesregierung glaubt, mit 40 neuen Gaskraftwerken diese Lücke ausgleichen zu können. Diese Kraftwerke sollen bis 2030 auf Wasserstoff umgebaut werden.

Ausreichenden Wasserstoff wird es aber nicht geben. Es fehlen Elektrolyseure für Wasserstoff, Leitungen für Wasserstoff, Speicher für Wasserstoff und selbst Wasserstoffkraftwerke müssen noch entwickelt werden. Am Ende ist Wasserstoffstrom viermal so teuer wie Erdgasstrom.

Was Kanzler Scholz nicht sagt: Wir steuern in eine langanhaltende Stromkrise. Sie wird Deutschland viele, viele Arbeitsplätze kosten. Aber auch klimapolitisch ist der Zubau von 40 neuen Gaskraftwerken kurzsichtig. Schon im letzten Jahr kaufte Deutschland auf den Gasweltmärkten massiv ein und trieb die Preise hoch. Das führte zum Ergebnis, dass sich Staaten wie Pakistan oder Bangladesh Gasimporte nicht mehr leisten können. Pakistan hat daher beschlossen, keine Gaskraftwerke mehr zu bauen, sondern die Kohlekraftwerkskapazitäten zu vervierfachen. Wir legen Kohlekraftwerke still, treiben unseren eigenen Strompreis hoch und Pakistan baut Kohlekraftwerke hinzu. Das ist das Ergebnis einfältiger Energiepolitik.

Stattdessen wäre es nötig, sich auf unsere eigenen Kräfte zu besinnen und die Erdgasvorräte in Norddeutschland zu fördern. Statt Frackinggas aus den USA zu importieren, könnten wir Erdgas aus dem Tiefengestein viel umweltfreundlicher fördern als es die USA tun.

Die CO₂-Bilanz wäre um 25 Prozent niedriger und auch die Kosten wären deutlich geringer. Selbstverständlich müssen wir auch unsere eigenen Braunkohlevorräte nutzen und das bei der Verbrennung entstehende CO₂ aus den Kraftwerken abscheiden und in tiefes Basaltgestein verpressen. Wir wissen, dass sich das CO₂ innerhalb von zwei Jahren mit dem Basalt zu einem dolomitähnlichen Gestein verbindet. Und selbstverständlich müssen wir unsere Kernkraftwerke weiter laufen lassen, wenn wir eine bedrohliche Stromkrise vermeiden wollen.

Aus der Eindimensionalität des Klimaschutzes befreien

Natürlich müssen wir die CO₂-Emissionen senken. Aber wir sollten dabei auch alle verfügbaren und verantwortbaren Energiequellen nutzen, um Wohlstand zu sichern und eine breit angelegte Entwicklung möglich zu machen, von den Erneuerbaren Energien über die Kernkraft bis hin zum blauen Wasserstoff aus Kohle, Öl und Gas. Wir müssen das Angebot an Energie erweitern und nicht verknappen, wenn wir unsere industriellen Arbeitsplätze und bezahlbare Energiekosten behalten wollen. Wir müssen den ideologischen Feldzug gegen Kernenergie und fossile Energien einstellen und diese Quellen verantwortbar nutzen. Und wir sollten offen sein für neue Technologien wie etwa die Fusionstechnologie. Und wir müssen Energiepolitik aus der Eindimensionalität des Klimaschutzes befreien sowie der Versorgungssicherheit und der Bezahlbarkeit wieder den notwendigen Stellenwert geben.

Da sind, nicht zuletzt seit dem Ukrainekrieg, erhebliche Zweifel entstanden, ob Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen hat, sich hierzulande allein auf Wind- und Sonnenenergie zu verlassen. Denn die Verstromung von preiswertem Erdgas aus Russland in Gaskraftwerken war die Lösung, um die unstete Stromversorgung durch Wind und Sonne auszugleichen. Dieser Weg ist vorerst versperrt, denn Russland lenkt seinen Export aus den Jamal-Feldern um nach China. Die Pipeline „Power of Siberia 2“ nach China wird gebaut und wird etwa soviel Gas nach China liefern wie Nord Stream 1 geliefert hat.

Die alternative Belieferung mit Fracking-Gas aus den USA ist langfristig nicht belastbar, da der US-amerikanische Präsident Joe Biden die Erschließung neuer Fracking-Felder auf öffentlichem Grund untersagt hat und daher im Verlauf der nächsten Jahre die Förderung aus bestehenden Feldern zurückgehen wird. Was mit den Exporten nach Europa aus den USA passieren wird, wenn Erdgas in den USA knapp und (wegen des Exports) teurer wird, kann man leicht vorhersehen. Als Mitte letzten Jahres die Ölpreise in die Höhe schnellten, erwägte der Präsident ein Ausfuhrverbot für Öl. Bei Gas kann uns das schnell wieder passieren.

Die großen Tabus – die eigene Erdgasförderung, die CO₂-Abscheidung bei Nutzung heimischer Braunkohle und die Weiterentwicklung der Kernenergie – stehen auf dem Prüfstand. Und je länger an diesen Tabus festgehalten wird, desto offensichtlicher wird, dass der bisherige Weg der Energiewende gescheitert ist.

Symptome des Scheiterns

In ihrem in der letzten Woche verabschiedeten Bericht zur „Versorgungssicherheit Strom“ kommt die Bundesnetzagentur schon jetzt nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass die Stromversorgung in den nächsten Jahren nur gesichert ist, wenn steigende Importe aus Frankreich, Tschechien und Polen stattfinden und wenn „Lastmanagementpotentiale zur Lastreduktion in Knappheitssituationen“ erfolgen. Die vernebelnde Sprache bedeutet auf Deutsch, dass die Versorgungssicherheit nur gewährleistet werden kann, wenn industrielle und private Verbraucher jederzeit abgeschaltet werden können. Das ist eine beeindruckende neue Definition von Versorgungssicherheit.

Das liegt auf der Linie der von der Bundesnetzagentur vorgeschlagenen Drosselung von E-Auto-Ladestationen und Wärmepumpenanschlüssen. Wie berichtet wurde, sollte in Mangelsituationen lediglich eine Reichweite von 50 Kilometern durch die Ladestation ermöglicht werden. Die Energiewende zeigt die Symptome des Scheiterns bereits bei 900.000 E-Autos und einer Million Wärmepumpen, also bei zwei Prozent Zielerfüllung.

Wenn wir nicht auf einen Industriestrompreis von 4 Cent je Kilowattstunde kommen, wie ihn Kanzler Scholz im Wahlkampf versprochen hat, wird die stromintensive Industrie in Deutschland keine Zukunft haben.

Die Einsicht wird viel zu spät kommen

Mit diesen düsteren Aussichten befasse ich mich ausführlich in meinem neuen Buch „Die große Energiekrise“, das gerade erschienen ist. Darin heißt es:

„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch noch im Jahre 2045 den größten Teil unserer Energieversorgung durch Erdgas und Erdölprodukte abdecken werden. Das gilt allemal, wenn im Stromsektor, der für die Arbeitsplätze und Wertschöpfung entscheidend ist, weiter die Weichen falsch gestellt werden. Ein Land, das ökonomisch hart zurückfällt, wird sich viele Blütenträume, wie etwa von teurer Wasserstoffwirtschaft, nicht mehr leisten können.

Ein Land auf dem Niveau eines Schwellenlandes – und auf das steuern wir zu – wird keinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Energietechnologie erbringen können. Am Ende wird es sich auch Energieimporte immer weniger leisten können. Dann, viel zu spät, wird es notgedrungen die heimischen Quellen wie eigenes Schiefergas und heimische Braunkohle anzapfen müssen.“

Lernen durch Scheitern

Ich beschreibe in diesem Buch auch, wie sich durch die harte Krisenerfahrung das gesellschaftliche Bewusstsein wieder verändern wird:

„Eine Gesellschaft, die nie Energieknappheiten kannte und die mit infantilen politischen Aussagen wie des Speicherns vom Strom im Netz oder der Speicherung von Strom durch Tiefkühlhähnchen oder der Kosten der Energiewende in Form von Eiskugeln für dumm verkauft wurde, muss erst die bittere Erfahrung machen, dass die Energiewende gescheitert ist. Erst dann ist sie bereit, neue Risken und Chancen zu ergreifen.

Mit der Energiewende platzen andere politisch korrekte Mantras. Das E-Auto hat in einer Welt von 300 Euro pro Kilowatt keine Zukunft. Es geht schnell, Technologien, Unternehmen und Arbeitsplätze zu zerstören. Es wird lange dauern, bis in Deutschland wieder Verbrennungsmotoren entwickelt werden, um die uns die Welt beneidet. Es werden Jahre vergehen, bis für diese Entwicklung CO₂-armer synthetischer Kraftstoff politische Mehrheiten findet.“

Von Fallstricken befreien

Aber es gibt Alternativen und eine Zukunftsperspektive:

„Es wird zehn bis zwanzig Jahre dauern, bis wir uns aus den Trümmern dieser Politik hervorgearbeitet haben. Aber weltweit neue Wege in Forschung und Entwicklung würden zumindest der nächsten Generation helfen, eine Zehn-Milliarden-Menschheit mit zuverlässigen und preiswerten Energien zu versorgen und nicht wie die jetzige Generation in die selbstgestellte Falle einer langen Energiekrise zu stolpern.

Aber um sich von all den Fallstricken zu befreien, braucht es eine Zeitenwende der Energiepolitik, eine Abkehr vom grünen Monster des Green Deal, der uns in diese missliche Lage gebracht hat. Der Krieg gegen den Kohlenstoff muss beendet werden. So wie es sogar der Weltklimarat gefordert hat: Ja zur Kernenergie, Ja zu fossilen Quellen mit CO₂-Abscheidung und Ja zu Erneuerbaren Energien.“

Erst wenn uns irgendwann wieder eine Energie zur Verfügung steht, die preiswert und umweltfreundlich ist und die Versorgungssicherheit verspricht – erst dann werden wir die selbstverschuldete Große Energiekrise endlich überwinden können.

Eine gekürzte Fassung dieses Beitrags ist auch erschienen auf www.dersandwirt.de.

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Prof. Dr. Fritz Vahrenholt war von 1991 bis 1997 Umweltsenator der Freien und Hansestadt Hamburg und anschließend Mitglied im Vorstand der Deutschen Shell sowie Vorstandsvorsitzender der REpower Systems und der RWE Innogy. Seit 1998 ist er Honorarprofessor an der Universität Hamburg. Zu seinen Schriften gehört „UnerwünschteWahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten“ (Langen Müller 2020).

www.vahrenholt.net

Fritz Vahrenholt; Die große Energiekrise … und wie wir sie bewältigen können; Langen Müller Verlag 2023, Breitklappenbroschur, 208 Seiten, ISBN: 978-3-7844-3658-6 22 Euro

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  03. März 2023, S.3; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Fritz Vahrenholt  für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Namibia Ausbeutung unter grünem Vorzeichen*

Die Bundesregierung will, dass im Tsau-Khaeb-Nationalpark

„grüner“ Strom und Wasserstoff für die deutsche Energiewende produziert wird.

von Dagmar Jestrzemski (Red. PAZ)*

Als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im vergangenen Dezember nach Namibia und Südafrika reiste, um sogenannte Energiepartnerschaften mit den beiden Staaten zu festigen, standen die Eckpunkte des deutsch-namibischen Wasserstoffprojekts „Hyphen“ bereits fest. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass Klimapartnerschaften mit bestimmten Entwicklungs- und Schwellenländern abgeschlossen werden, „um deren Entwicklungs- und Klimaziele zu unterstützen“.

Gleichzeitig und vorrangig verfolgt die Ampelkoalition das Ziel, Deutschlands zukünftigen Bedarf an „grünem“ Wasserstoff großenteils durch Importe aus dem globalen Süden zu decken. Als wichtiges Erzeuger- und Exportland wurde Namibia ausersehen. Irrelevant scheint zu sein, dass hochrangige Politiker des Landes in einen Fischerei-Skandal verwickelt sind und Korruption zur Rodung der ökologisch wichtigen Wälder im Norden des Landes geführt hat.

Das Bundeswissenschaftsministerium lobt Namibias „enormes Potenzial“ für eine „grüne“ Wasserstoffwirtschaft. Die Windgeschwindigkeit und 3500 Sonnenstunden pro Jahr würden eine höchst profitable Erzeugung von „grünem“ Strom und Wasserstoff ermöglichen. Deutschland habe ab 2030 einen Bedarf von 1,7 Millionen Tonnen Wasserstoff. Den Zuschlag für das auf 40 Jahre Dauer angelegte deutsch-namibische Projekt erhielt das in Windhoek ansässige Konsortium Hyphen Hydrogen Energy, ein Joint Venture der südafrikanischen Tochter des im brandenburgischen Schenkenberg sitzenden Energieunternehmens Enertrag und der britischen Nicholas Holdings.

In der kleinen Hafenstadt Lüderitz am Rand der Wüste Namib sowie südwestlich des Ortes im Tsau-Khaeb-Nationalpark will das in Windhoek ansässige Konsortium Wind- und Solarindustrieanlagen im Gigamaßstab für die Strom- und Wasserstoffproduktion errichten. In dem früheren Diamantensperrgebiet baute die Kolonialmacht Deutschland seit 1908 Diamanten ab.

Windpark mit 600 Windrädern

Zwar ist das Gebiet „menschenleer“, wie die „Tagesschau“ meldete, abgesehen von geführten Touren mit Urlaubern. Jedoch ist der Tsau-Khaeb-Nationalpark die artenreichste Region Namibias. Auf nur zwei Prozent der Landesfläche sind 20 Prozent aller Pflanzenarten Namibias beheimatet, vor allem Sukkulenten. Seit 2013 sind große Teile der Namib mit dem Tsau-Khaeb-Nationalpark als Namib Sand Sea (Namib-Sandmeer) UNESCO-Welterbe.

Dessen ungeachtet planen die Deutschen und ihre Partner dort im Rahmen der 9,4 Milliarden US-Dollar schweren Investition einen Windpark mit 600 Windrädern und riesige Fotovoltaikanlagen sowie Übertragungskapazitäten mit einer Gesamtleistung von fünf Gigawatt (GW). Dazu kommen Elektrolyseure mit einer Leistung von drei GW, eine Meerwasserentsalzungsanlage für das benötigte Wasser und eine Fabrik zur Produktion von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff. Zum Vergleich: Namibias Bruttoinlandsprodukt belief sich 2020 auf 10,7 Milliarden Euro. Weitere 4,4 Milliarden Euro werden laut englischsprachigen Medien bis zur Erreichung der Zwei-GW-Phase benötigt. Für den Schiffsexport von jährlich 300.000 Tonnen „grünem“ Wasserstoff und Ammoniak ab 2027 muss der Hafen von Lüderitz zum Tiefseehafen ausgebaut werden. Ob und wie viel Strom für die lokale Versorgung erübrigt wird, ist unklar. Hyphen verspricht die Schaffung von 15.000 Arbeitsplätzen und 3000 weitere Jobs während der Aufbauphase. Neun Zehntel der Jobs würden an die lokale Bevölkerung vergeben. Allerdings hat Lüderitz nur 15.000 Einwohner.

Riesige Photovoltaikanlagen

Ein Stadtverordneter aus Lüderitz äußerte hingegen Zweifel. Die Stadt sei vermutlich zu klein für den geplanten Strukturaufbau, angefangen bei der Bereitstellung von Wohnungen. Auch hätten sich frühere Großprojekte für die Einwohner kaum rentiert. Die Arbeitslosigkeit liegt nach wie vor bei 50 Prozent. Ein Mitarbeiter der Universität Kapstadt erinnerte daran, dass für das Projekt noch weitere Mittel aus dem öffentlichen und privaten Sektor aufgebracht werden müssen. Zudem fehle in ganz Afrika die Erfahrung für die Erzeugung von Wasserstoff. Zum größten Problem dürfte die Wartung von 600 Windrädern und ausgedehnter Fotovoltaikanlagen werden. Das dafür ausgebildete Personal ist mit den bestehenden vier Tsau-Khaeb-Windparks voll ausgelastet. Die Trümmer der havarierten Windräder könnten für alle Zeit in dem ruinierten Naturreservat verbleiben.

Chris Brown, Chef der Namibischen Umweltkammer, kritisiert, dass ein angeblich „grünes“ Projekt in einem Naturpark mit einzigartiger Umgebung errichtet werden soll. Er findet es unangemessen, dass Deutschland wegen der Dekarbonisierung seiner Energiesysteme nun Namibia für die Zerstörung seiner global wichtigen Ökosysteme und der biologischen Vielfalt bezahlen will, statt die Probleme zu Hause anzugehen.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  03. März 2023, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie der Autorin Dagmar Jestrzemski für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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