Aufstieg und Fall des Ozonlochs

Von Alex Reichmuth

(Red. WELTWOCHE Zürich)*

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«Eine Erfolgsstory.» (??)

Man spricht wieder über das Ozonloch. Jahrelang war das einst hochgehandelte Umweltproblem fast in Vergessenheit geraten. Neu ist allerdings das Etikett, unter dem das Ozonloch durch öffentliche Debatten segelt. Einst zuckte man schuldbewusst zusammen, wenn es genannt wurde. Heute aber steht es für 
Er­lösung. Das Ozonloch – genauer dessen ­Bekämpfung – gilt als Sinnbild dafür, wie ­einer globalen Bedrohung dank entschlos­senem Handeln der Staaten beigekommen werden kann.

Bei einer anderen Gefahr für die Erde müsse man international genau gleich vor­gehen, tönt es mahnend: beim Klimawandel.

Stellvertretend für diese Überzeugung sei Thomas Stocker angeführt, Klimaforscher an der Universität Bern. Er wurde einst fast zum Präsidenten des Weltklimarats gewählt. Als wichtigster Klimawissenschaftler der Schweiz gilt er auf jeden Fall. Stocker muss also wissen, was am Himmel abgeht. «Das Ozonloch ist 
eine Erfolgsstory», sagte er in einem Interview. Es zeige, «was bewirkt werden kann, wenn die Wissenschaft auf ein Problem hinweist und die Politik und die Industrie dann darauf ­reagieren, indem sie gewisse Produkte verbieten». Verboten wurden sogenannte Fluorchlor­kohlenwasserstoffe (FCKW), die als Haupt­treiber der Ozonschicht-Ausdünnung gelten. Dank der Einigung von Montreal 1987 konnte der Ausstoss an FCKW, die in Sprühdosen, Kühlschränken und Feuerlöschern enthalten sind, stark reduziert werden. An anderer Stelle sagte Thomas Stocker, die Massnahmen hätten dazu geführt, «dass sich die Ozonkonzentration in der Luft wieder erholen konnte».

Diese letzte Aussage ist allerdings schlicht falsch. Denn das Ozonloch gibt es noch immer. Und wie!

2015 erreichte es über der Südhalbkugel die zweitgrösste je gemessene Aus­dehnung. Laut der Uno-Weltorganisation für ­Meteorologie (WMO) gibt es auch keine Belege dafür, dass sich die Ozonkonzentrationen ­erholen. Man habe zwar «erste Hinweise auf eine Wende» gefunden, schrieb die WMO 2015, «aber diese sind statistisch noch nicht signifikant.»

Viel mehr als die Hoffnung, dass sich das Ozonloch irgendwann schliesst, gibt es nicht. Und das dreissig Jahre nach Montreal.

«Anomalie des Südens»

Es ist seit fast hundert Jahren bekannt, dass es 25 Kilometer über der Erdoberfläche eine Luftschicht gibt, die besonders viel Ozon enthält. Anders als in Bodennähe, wo Ozon als Reizgas wirkt und darum unerwünscht ist, hat dieses in der Höhe eine wichtige Funktion: Es schirmt die Erde vor schädlicher UV-Strahlung ab. Schon 1927 erkannten Forscher jedoch, dass die Ozonkonzentration stark schwanken kann. 1957 wurde über der Antarktis erstmals eine saisonal bedingte Ausdünnung der Ozonschicht nachgewiesen. Der britische Atmosphärenphysiker Gordon Dobson bezeichnete sie als «Anomalie des Südens». Es vergingen allerdings nochmals siebzehn Jahre, bis die ersten Warnungen auftauchten: 1974 gemahnten der Amerikaner Frank Sherwood Rowland und der Mexikaner Mario Molina im Wissenschafts­magazin ­Nature, dass der Ausstoss an FCKW die Ozonschicht bedrohe und damit das Leben auf der Erde (wofür sie später zusammen mit dem Niederländer Paul Crutzen den Nobelpreis für Chemie erhielten). Dann ging es Schlag auf Schlag: 1982 registrierten Forscher in der Antarktis eine deutliche Ausdünnung der Ozonschicht, glaubten aber zuerst, falsch gemessen zu haben. 1985 bestätigten die Briten Joe Farman, Brian Gardiner und Jonathan Shanklin in einem Nature-Artikel den starken Ozonverlust auf der Südhalbkugel. Das Ozonloch sorgte ­daraufhin weltweit für Untergangsstimmung. Das US-amerikanische Worldwatch Institute sagte «Millionen von zusätzlichen Toten» wegen Hautkrebs voraus. Die Umweltorganisa­tion Greenpeace sprach vom «letzten Akt für das Leben auf dem Planeten». Immer neue Horrormeldungen trafen ein:

«In Chile erblinden Schafe. Fische verlieren ihr Augenlicht. Bäume treiben seltsame Knospen.»

Mythos Weltrettung

Da erschien 1987 das Abkommen von Mont­real – ruckzuck zwei Jahre nach der Ent­deckung des Ozonlochs verabschiedet – als rettender Anker. Dank sukzessiv verschärften Verboten wurde der Ausstoss an FCKW in der Folge rasch zurückgefahren – was für die ­Industrie allerdings keinen allzu grossen Kraftakt bedeutete, standen doch valable ­Ersatzstoffe zur Verfügung. Der frühere ­Uno-Chef Kofi Annan bezeichnete das Abkommen von Montreal dennoch als «vielleicht erfolgreichsten internationalen Vertrag überhaupt».

Der Mythos der Weltrettung war geboren.

Ungeduldig wartete man in der Folge auf Anzeichen dafür, dass sich die Ozonschicht erhole. «Ozonloch über der Antarktis deutlich kleiner», meldete etwa die Frankfurter Allge­meine Zeitung (FAZ) 2004. Doch 2006 kam die Ernüchterung: Das Ozonloch über der Südhalbkugel erreichte eine noch nie gekannte Ausdehnung. 2010 meinte man erneut, es sei nun so weit: Das Protokoll von Montreal zeige messbare Effekte auf die Ozonschicht, schrieb Atmosphärenforscher Jörg Mäder von der ETH Zürich in einem Fachartikel. Doch das Ozonloch über der Antarktis verschwand nicht, stattdessen kam im hohen Norden noch eines dazu: 2011 erreichte die Ozonausdünnung über der Arktis ein Rekordausmass.

2014 glaubten die Wissenschaftler wieder, die Heilung der Ozonschicht nachgewiesen zu haben. «Das von Menschen gemachte FCKW-Pro­blem ist gelöst, diese Gefahr ist definitiv gebannt», so der deutsche Geophysiker Martin Dameris gegenüber der FAZ. «Wenn die Menschheit wirklich will, kann sie globale Probleme ­lösen», frohlockte der deutsche Spiegel. Doch 2015 verzeichnete das Ozonloch über der Ant­arktis, wie erwähnt, erneut riesige Ausmasse.

Tatsache ist: Die einschlägigen Messreihen auf der Südhalbkugel lassen bis heute auf keinen Trend schliessen, gemäss dem der Ozongehalt wieder steigt (Grafik 1, farbige Linien): Erkennbar in der Darstellung der WMO von 2015 ist zwar, dass die Werte zwischen 1980 
und 2000 gesunken sind, von einer Erholung seither ist aber keine Spur – auch wenn 
die ­Modellrechnungen der Wissenschaftler ­(grauer ­Bereich) eine solche in Aussicht stellen. Aufschlussreich ist auch die Ozonmessreihe der Schweizer Messstation Arosa, die bis 1926 ­zurückreicht (Grafik 2).

Sie zeigt zwar auf, dass die Werte zwischen etwa 1975 und 1995 ­tendenziell gesunken sind – wenn auch nicht so stark wie auf der Südhalbkugel. Von ­einem Trend nach oben in den letzten zwanzig Jahren ist aber nichts zu sehen.

«Geht doch!»

Ungeachtet dessen wurde 2016 erneut die Erholung der Ozonschicht verkündet. «Ozonloch über der Antarktis schliesst sich», mel­dete die Neue Zürcher Zeitung. «Geht doch!», schrieb die deutsche Zeit. Anlass für neue ­Zuversicht bot die Arbeit eines amerikanischen Forscherteams, die in der Fachzeitschrift Science erschienen war. Das Team hatte nicht wie üblich die Oktoberwerte für eine Beurteilung herangezogen, wenn das Ozonloch über der Südhalbkugel jeweils die grösste Ausdehnung erreicht, sondern diejenigen vom September: wenn die Polarsonne über der Ant­arktis gerade aufgeht und das Absacken der Ozonwerte erst einsetzt. Die Forscher kamen zum Schluss, dass sich anhand der Septemberwerte über die letzten Jahre eine leichte 
Verlangsamung des Ozonabbaus nachweisen lasse. Man habe sich bisher wohl zu sehr auf den Oktober konzentriert, verkündete Leit­autorin Susan Solomon. Dabei sei der September die entscheidende Zeit. «Wir können jetzt sicher sein, dass die Entscheidungen, die wir getroffen haben, den Planeten auf den Weg der Heilung gebracht haben», so Solomon.

Erst jetzt sei nachweisbar, dass das FCKW-­Verbot greife, attestierte ihr Fachkollege Thomas Peter von der ETH Zürich. «Wir sind sehr froh darüber, dass wir das nun deutlich ­sehen», sagte er gegenüber SRF. Auch für das gewaltige Ozonloch 2015 hatten die Forscher nun eine Erklärung bereit: Es sei ein Ausreisser. Der Ausbruch des chilenischen Vulkans Calbuco sei schuld daran gewesen.

Zwar kann heute kein Mensch sagen, ob das Verbot von FCKW je die Wirkung haben wird, die man sich von ihm erhofft. «Die Physik der Atmosphäre ist komplex, und viele Prozesse sind nicht vollständig oder ausreichend verstanden», musste etwa der deutsche Geophysiker Michael Bittner gegenüber der Zeit einräumen. Namentlich grösstenteils unbekannt ist, wie Sonnenaktivität, Winde oder Vulkanausbrüche auf die Ozonschicht wirken. Nicht undenkbar ist, dass das 1985 nachgewiesene Ozonloch ein weit­gehend natürliches Phänomen ist. Unverdrossen hält die Uno an ihrer Prognose fest, laut der sich die Ozonwerte bis etwa 2050 ­erholen werden – dank dem Verbot von FCKW.

Und sind die Messwerte nicht so, wie man sie gerne hätte, muss man offenbar nur anders messen. Denn so schnell lässt man sich eine Erfolgsgeschichte wie die Bekämpfung des Ozonlochs nicht nehmen.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :

Aufstieg und Fall des Ozonlochs | Die Weltwoche, Nr. 26/2017 | 29. Juni 2017

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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Hitzealarm im Alpenland

Wer sich wie ich am Sommeranfang nach heissen Tagen sehnt, wurde in der NZZ vom Sonntag eines Besseren belehrt: «Extreme Temperaturen fordern Hunderte Tote». Im Hitzejahr 2015 waren es gemäss dem Basler Tropeninstitut sage und schreibe 804, im 2003 gar 976 Hitzetote, also jeweils das Doppelte oder Dreifache der Verkehrsopfer im selben Jahr. Die Zahlen der Verkehrstoten sind exakt dokumentiert, diejenigen der Hitzetoten wurden aufgebauscht und durch den schiefen Vergleich mit den Verkehrsopfern absichtlich dramatisiert. Das Bundesamt für Umwelt liess sich den Steilpass vom Basler Tropeninstitut nicht entgehen und entwickelte gleich ein Programm, das selbst vor städtebaulichen Massnahmen nicht haltmacht.

Mehr Vor- als Nachteile

Der dänische Statistiker Bjørn Lomborg hat berechnet, dass die Erwärmung weltweit die Zahl der Kälteopfer stärker sinken als die Zahl der Hitzetoten ansteigen lässt. Den Tod durch Erfrierung kann man eindeutig nachweisen, und die Kälte ist weltweit sicher das grössere Problem als die Wärme.

Die präsentierten Zahlen zu den schweizerischen Hitzetoten jedoch basieren auf rein hypothetischen Schätzungen. Es handelt sich um die Differenz zwischen den im Durchschnitt erwarteten und den tatsächlichen Todesfällen in den Sommermonaten und betrifft (analog einer gewöhnlichen Grippe) vor allem chronisch kranke, ältere und geschwächte Menschen mit einer nur noch kurzen Lebenserwartung. Diese selektive Betroffenheit wird von den Forschern jedoch mit dem Argument bestritten, unmittelbar nach der Hitzewelle sei kein Rückgang der Todesfälle zu beobachten gewesen. Daraus kann man aber auch den gegenteiligen Schluss ziehen, dass die Abweichung der Todesfälle im Sommer eher zufällig war.

Im Gegensatz zu den hitzegefährdeten Gruppen ist jedes Verkehrsopfer ein unglückliches Einzelschicksal, das zu sehr viel mehr verlorenen Lebensjahren und bei Schwerverletzten zu lebenslangen Behinderungen führt. Aber gemäss den Forschern des Tropeninstituts sind eben im Jahr 2015 auch elf Kinder aufgrund der Hitze gestorben, was jedoch rein statistisch im Zufallsbereich liegt. Aber wer ein Kind im Auto an der prallen Sonne einsperrt, kann nicht der Hitze die Schuld zuschieben, sondern handelt grob fahrlässig, wenn nicht gar kriminell.

In ­einer besonders guten Badesaison überhitzen sich effektiv ein paar unbeaufsichtigte Kinder mehr, was aber auch nicht die Schuld der Sonne ist, sondern der Eltern. Oder wenn der Kanton Basel-Stadt das Air-Conditioning verbietet, um Energie zu sparen, ist die Verantwortung für die fehlende Abkühlung in Alters- und Pflegeheimen ebenfalls klar (Air-Condi­tioning ist übrigens die sinnvollste Verwendung des praktisch wertlosen ­Solarstroms über die Mittagszeit im Sommer). Ist es wirklich eine Staatsaufgabe, in Zügen und Bussen «kostenloses Trinkwasser» zu verteilen, statt in diesen öffentlichen Transportmitteln einfach zuverlässige Kühlsysteme einzusetzen?

Die Schweiz scheint bezüglich Klimawandel von einer Art kollektivem Wahnsinn befallen zu sein, der aber von oben ganz bewusst geschürt und wissenschaftlich verbrämt wird: «Der Klimawandel  führt zu tausend Hitze­toten», lautet die falsche Botschaft.

Es wird tendenziell wärmer, aber daran können wir uns anpassen, und das bringt gerade in unseren Breitengraden eher mehr Vorteile als Nachteile. Die Aussicht auf eine neue Eiszeit wäre jedenfalls unvergleichlich schlimmer.

Selbst Afrika hat grössere Probleme

Also geht es den Bundesämtern nur darum, uns mit der Moralkeule noch mehr Angst vor dem Klimawandel einzujagen und uns so zu veranlassen, selbst die absurdesten staatlichen Eingriffe zu schlucken.

Oder erklären Sie doch ­bitte einmal einem Inder, der während Wochen Temperaturen von über vierzig Grad im Schatten ausgesetzt ist, dass die Schweiz von tödlichen Hitzewellen bedroht sei und der Staat deshalb drastische Massnahmen ergreifen müsse!

Aber selbst in Afrika sind Hitze und Dürre nicht die grössten Probleme, sondern Kriege, Korruption, Stammesfehden und unkontrollierte Geburtenraten.

«Klimaflüchtlinge» ist somit ebenfalls eine falsche Bezeichnung in dieser Klimahysterie.

Den wahren Fluchtgründen kann man nicht mit heuchlerischen und moralisierenden Abkommen begegnen.

Das Abkommen von Paris ist ein solcher Papiertiger, der im schweizerischen Polit-­Zoo als Vorzeigeexemplar für den Rest der Welt zum Leben erweckt werden soll – mit verheerenden Folgen für unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand. Und ohne den geringsten Einfluss auf die Klimaentwicklung.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :

Hitze-Alarm in Alpenland| Die Weltwoche, Ausgabe 25/2017 | 22. Juni 2017

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Silvio Borner für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks. Silvio Borner ist Mitglied im Carnot-Cournot-Netzwerk, einem Interdisziplinären Think Tank für Politikberatung in Technik und Wirtschaft [ http://www.c-c-netzwerk.ch/ ].

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Klima : Es ist die Sonne – welche Neuigkeit!

Von Markus Schär*


  • Markus Schär (Foto WELTWOCHE)

Mit der Leistung von hundert Millionen Kernkraftwerken strahle die Sonne auf die Erde ein, betonte Jürg Beer, als die führenden Schweizer Forscher im September 2013 den neuen Bericht des Weltklimarates IPCC vorstellten. Der Experte von der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut (!) der ETH, sprach über den Einfluss der Sonne auf die Klimaänderungen; er sah aber darüber hinweg, dass sich auf seinen Grafiken die Schwankungen der Sonnenaktivität und der Temperaturen über die Jahrhunderte auffallend deckten.

Denn der IPCC dekretiert seit je: Ob die Sonne stärker oder schwächer scheint, beeinflusst das Klima nicht.

Schwankungen endlich verstehen

Und jetzt das:

«Einfluss der Sonne auf den ­Klimawandel erstmals beziffert», meldete der Schweizerische Nationalfonds am Montag. Ein Team des Physikalisch-Meteorologischen Observatoriums Davos sowie von Eawag, ETH und Uni Bern schätzte aufgrund von «aufwendigen Modellrechnungen» den Beitrag der Sonne zu den Temperaturänderungen und fand dabei ­einen «signifikanten Effekt».

Wenn sich die Sonnenaktivität wie erwartet abschwächt, dürfte sich das Erdklima um 0,5 Grad abkühlen – das ist wenig, aber mehr als die Hälfte der 0,8 Grad, um die sich das Erdklima seit dem 19. Jahrhundert angeblich besorgniserregend erwärmt hat.

Und vor allem stellte Projektleiter Werner Schmutz fest, die Schwankungen der Sonnenaktivität seien «der einzige Ansatz, um die natürlichen Klimaschwankungen der letzten paar tausend Jahre zu verstehen».Wie bitte? Fritz Vahrenholt, vorher Umwelt­politiker, Windkraft-Unternehmer und Weltklimarat-Experte, gab vor fünf Jahren mit dem Geologen Sebastian Lüning das Buch «Die kalte Sonne» heraus. «Die Sonne befand sich in den letzten Jahrzehnten in einer ihrer aktivsten Phasen der vergangenen 10 000 Jahre», stellten die beiden Wissenschaftler fest: Die Erde genoss ein «Grosses Solares Maximum» wie um das Jahr null und das Jahr 1000 – als ein ebenso günstiges Klima herrschte wie heute. Und das Duo sagte bis 2035 wegen der schwachen Sonnen­aktivität eine Abkühlung um ein halbes Grad voraus.

Laut Wikipedia wurden diese Thesen in der Fachwelt aber «einhellig verworfen».

Jetzt kommen Schweizer Forscher «erstmals» zur Erkenntnis, dass sich der Klimawandel nur mit der Sonnenaktivität erklären lässt.

Das ist eine solche Sensation, dass Tages-Anzeiger, NZZ und Blick natürlich nicht darüber berichteten.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich : Klima: Es ist die Sonne |
Die Weltwoche, Ausgabe 13/2017 | Freitag, 31. März 2017  http://www.weltwoche.ch/EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Markus Schär für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
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Europa in der Dunkelflaute : Vorgeschmack auf die künftigen Verhältnisse in Europa.

Nach dem knappen Ja der FDP hat 
die Energiestrategie des Bundes gute Chancen, das Referendum im nächsten Mai zu überstehen. Die Promotoren der Energiewende machen dem Volk weis, der Strom aus Atomkraftwerken könne nach deren Betriebsende mit Strom aus Wind- und Solaranlagen sowie mittels Sparen kompensiert werden. Vor einer Stromlücke zu warnen, sei Angst­macherei. Allerdings kann sich die Schweiz bereits heute im Winter nicht selber versorgen und ist auf Importe angewiesen. Weil mit den AKW Beznau 1 und Leibstadt gleich zwei Werke wegen technischer Probleme ausgefallen sind, war die Auslandabhängigkeit dieses Jahr besonders gross.

Realistisch gesehen, setzt die Schweiz mit der Energiestrategie auf eine Importstrategie.

Denn sind erst einmal ­alle fünf Kernkraftwerke stillgelegt, fällt im Winter zum Teil über die Hälfte des Stroms weg. Bei Inversionslagen – wenn über Tage und Wochen weder die Sonne scheint noch der Wind geht – leisten Alternativstrom-Anlagen keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgung. Kann man sich darauf verlassen, dass das angrenzende Ausland dann über Stromreserven verfügt und damit die Schweiz bedient?

Winter in Deutschland

Einen Vorgeschmack auf die künftigen Verhältnisse in Europa lieferte der Januar. In Deutschland gibt es dank milliardenschwerer Förderung mittlerweile 26 000 Windräder und 1,2 Millionen Solaranlagen. Die Alternativ­energie-Lobby streicht stolz hervor, dass Wind und Sonne mittlerweile gegen ein Fünftel des gesamten Stroms liefern.

Doch Gesamtmengen sind bei der Elektrizitätsversorgung von untergeordneter Bedeutung. Da sich Strom nicht speichern lässt, nützt es wenig, wenn ­Solar- und Windanlagen im Sommer auf Hochtouren produzieren, ihr Beitrag aber im Winter, wenn am meisten Energie gefragt ist, gegen null tendiert. Der Januar war in Deutschland besonders geprägt von dieser Dunkelflaute: Während der Strombedarf täglich auf bis zu 70 oder gar 
80 Gigawatt (GW) stieg, lieferten der Wind und die Sonne an fast allen Tagen nur marginale Beiträge von kaum je über 10 GW. Es gab lediglich kurze Zeitspannen wie um den 4. und den 12. Januar, in denen die Stromquellen die 30-GW-Grenze schafften (siehe Grafik).

Über den ganzen Januar gesehen, trugen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke fast immer die Hauptlast, während die Alternativ-Quellen nur wenige Prozente beitrugen.

Zehn Kraftwerke fielen aus

Ein typischer Dunkelflauten-Tag in Deutschland war der 24. Januar.

Wie die Zeitung Die Welt vorrechnete, verharrte die Windstromproduktion an diesem Tag fast immer unter 1 GW. Die vielen Solaranlagen schafften über Mittag kurzzeitig gerade mal 2,3 GW, fielen am Morgen und am Abend aber jahreszeitlich bedingt ganz aus. Be­nötigt wurden an diesem Tag jedoch bis zu 
75 GW Strom.

Gewährleistet werden konnte die Versorgung an solchen Januartagen nur darum, weil fossile Reservekraftwerke einsprangen. «Jetzt kann Deutschland wieder froh sein, dass es noch Kohlekraftwerke hat», sagte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Energiegewerkschaft, zur Sächsischen Zeitung.

Zudem war das Land auf Importstrom angewiesen. So mussten etwa Reserven in Italien angefordert werden.

Die Aussichten sind düster. In den letzten fünf Jahren sind konventionelle Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von über 12 GW zur Stilllegung angemeldet worden. Bis 2022 will Deutschland die letzten Atomkraftwerke abstellen und – im Rahmen des Pariser Klimaabkommens – irgendwann aus dem Kohlestrom aussteigen. Entsprechend wies der deutsche Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft auf die Gefahr von Versorgungslücken in den kommenden Jahren hin.

Die Schweiz kann also nicht darauf zählen, dass Deutschland Strom liefert, wenn Dunkelflaute herrscht.

Doch auch Frankreich, das der Schweiz bisher zuverlässig ausgeholfen hat, fällt wohl aus.

Das Land, das zu 70 Prozent von AKW-Strom abhängig ist, hat in den letzten Jahren zu wenig in die Erneuerung seines Kraftwerkparks investiert und kämpft darum ebenfalls mit Engpässen. In diesem Winter ­waren zehn der 58 französischen Atomkraftwerke wegen technischer Mängel nicht am Netz. Wegen eines drohenden Zusammenbruchs der Versorgung schoben die Stromunternehmen Krisensitzungen. Die Regierung legte der Bevölkerung nahe, Treppen zu steigen statt Lifte zu benutzen, das Licht wenn möglich auszuschalten und in Gebäuden nicht über 19 Grad zu heizen. Schliesslich konnte das Land den Engpass bewältigen – dank Importstrom. Dabei ist Frankreich immer ein stolzes Exportland gewesen.

Negativbeispiel Grossbritannien

Wird der Strom knapp, muss das nicht schlimmste Folgen wie ein Blackout haben. Um Zusammenbrüche zu verhindern, müssen sich dann aber Bevölkerung und Industrie einschränken. Wie sich das anfühlt, weiss man in Grossbritannien. Das Vereinigte Königreich hat sich in den letzten Jahren zunehmend von Winden­ergie abhängig gemacht. Zudem ist das Stromnetz im Land hoffnungslos veraltet. Im Winter häufen sich darum sogenannte ­Triads. Das sind Phasen, in denen der Strom wegen Knappheit enorm viel teurer ist als ­normal – unter Umständen das Hundertfache kostet. Strom­intensive Betriebe sind dann faktisch gezwungen, ihre Produktion auszusetzen. Laut der deutschen Wirtschaftswoche musste ein Stahlunternehmen in der Grafschaft Lincolnshire für eine 30-minütige Phase eine Million Pfund bezahlen. Die Firma hatte eine Warnung übersehen. Und die Triads nehmen zu. Im vergangenen Winter gab es schon mehrere Dutzend von ihnen.

Ungeachtet dessen will Grossbritannien in den nächsten Jahren weitere Kohle- und Kernkraftwerke vom Netz nehmen.

Kritiker warnen vor einem «Dritte-Welt-Szenario».

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :  Europa in der Dunkelflaute | Die Weltwoche, Ausgabe 11/2017 | Sonntag, 19. März 2017  ;    http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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« Aberwitzige Sprünge »

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Er war einer der ersten Grünen. Der linke Chemiker Fritz Vahrenholt warnte 1978 mit seinem Buch «Seveso ist überall» vor den «tödlichen Risiken der Chemie». Er drängte 1990 als Umweltsenator der SPD die Hamburger mit einem 24-Punkte-Programm «zur Verminderung der Klimagefahren». Er baute ab 2001 das Windkraftunternehmen Repower Systems auf. Und er führte von 2008 bis 2012 die Sparte für erneuerbare Energie des Konzerns RWE. Seit seiner Pensionierung kümmert sich der 67-jährige Manager um die Deutsche Wildtier Stiftung.
Und er kämpft als Grüner für ­einen vernünftigen, also zurückhaltenden Einsatz von erneuerbarer Energie.

Mit dem Buch «Die kalte Sonne», das er 2012 mit dem Geologen Sebastian Lüning herausgab, griff er die Uno-Klimapolitik an. Und mit ­einem ­Referat, das er vor einem Monat im ­britischen Unterhaus hielt, warnte er, die Energiewende sei «a disaster in the making».

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Herr Vahrenholt, Sie waren einer der wichtigsten Pioniere der erneuerbaren Energie und sind jetzt einer der grössten Kritiker der Energiewende. Wie kam es dazu?
Als ich ab 2001 ein Windkraftunternehmen aufbaute, hätte ich mir diese Energiewende nie träumen lassen. Wir dachten nie an eine Versorgung, die zu neunzig Prozent auf schwankende, also nicht zuver­lässige Energieträger setzt. Wir gingen ­immer davon aus, dass es sinnvoll ist, erneuerbare Energie zu nutzen, aber nicht, dass bei der Energieversorgung eines Industrie­landes allein darauf gebaut werden sollte.
Die Energiewende von 2011 brachte also nicht das, worauf Sie hingearbeitet hatten?
Nein, ich hielt die Energiewende von Anfang an für falsch. Bei Teil eins wollte die Regierung von Bundeskanzlerin Merkel die Kernenergie durch Erneuerbare er­setzen. Wer ein bisschen etwas von der Energieversorgung verstand, der wusste schon damals, dass das nicht funktionieren kann, weil es auch in der Nacht oder bei Windstille verlässlichen Strom braucht. Aber die Regierung bringt jetzt sogar noch Teil zwei: Sie will auch aus der Kohle aussteigen. Das ist gefährlich.
Warum?
Die Stromversorgung beruht darauf, dass ein Energieträger einspringt, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Und das kann gegenwärtig nur ein konventionelles Kraftwerk sein.
Die Leute stöhnen wegen der Strompreise, die Wirtschaft warnt vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Trotzdem zieht Kanzlerin Merkel das durch. Ist alles gar nicht so schlimm?
Na ja, die Belastung der Bürger ist extrem hoch. Wir verteilen ja von unten nach oben, zu jenen, die sich ein Solardach oder eine Windkraftanlage mit gesicherter Rendite leisten können. Dafür bezahlen die Mieter, vor allem die sozial schwachen, mit ihrer Stromrechnung – das grösste Umverteilungsprogramm, das es in der Sozial­geschichte Deutschlands je gegeben hat.
Aber die Belastung schmerzt noch nicht so sehr. ­Eine Kilowattstunde kostet 29 Cent; da steckt so viel an Steuern und Abgaben drin, dass es auf die 6,88 Cent für die Erneuerbaren auch nicht mehr ankommt. Deutschland geht es gut, somit können das viele verschmerzen. Und die Regierung redet den Leuten ja ein, dass wir das machen müssen, um die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten.
Muss die Kanzlerin die Warnungen der Wirtschaft nicht ernst nehmen?
Der Motor der deutschen Wirtschaft sind die mittelständischen Betriebe. Viele der Elek­trotechnik- und Maschinenbaufirmen, die wir noch haben, werden zur Kasse gebeten; die Ausgaben für Strom fallen bei ihren Kosten aber noch nicht ins Gewicht. Und jene Unternehmen, die sofort pleite wären, wenn sie für die Kilowattstunde 6,88 Cent mehr bezahlen müssten, sind von der Abgabe befreit. Weil der Strompreis wegen des Überangebots der Windkraftanlagen zusammengebrochen ist, zahlt die Grundstoffindustrie so wenig wie nie in den letzten zwanzig Jahren – das ist das Verrückte an diesem System. Darum kommt so wenig Widerstand aus der Wirtschaft.
Sie muss sich doch nicht nur wegen der ­Betriebskosten sorgen, sondern vor allem wegen der Versorgungssicherheit.
Ja, es geht noch gut, weil unser Netz – wie Ihres in der Schweiz – over-engineered ist: Wir haben Gürtel und Hosenträger. Und wir können bisher Blackouts vermeiden, indem wir den überschüssigen Strom aus den Windkraftanlagen den Nachbarn vor die ­Türe schütten.
Drohen uns tatsächlich Blackouts?
Das Risiko steigt, denn der dringend nötige Netzausbau findet nicht statt. Früher war ­jedes Kraftwerk mehrfach mit den Abnehmern verbunden. Jetzt erzeugen wir den Strom im Norden, verbrauchen ihn aber vorwiegend im Süden, und die Transportleitungen gibt es nicht. Wenn wir sie bauen wollen, dann wehren sich dieselben Bürger, die jetzt aus der Kohle aussteigen möchten, gegen die Verschandelung der Landschaft.
Was dann?
Wir müssen die Leitungen einbuddeln, aber das führt zu neuen Diskussionen. Man muss die Leitungen auf sechzehn Meter Breite von jedem Bewuchs freihalten; so wird sich eine Todeszone durch Deutschland, auch durch Biotope fressen. Und man hat so was noch nirgendwo auf der Welt gemacht. Das Netz wird achtmal so teuer und erst fünf Jahre nach dem Abstellen des letzten Kernkraftwerks fertig sein. Ab 2022 können wir also bei jedem Starkwind nur noch beten.
Wie kommt Kanzlerin Merkel da wieder raus?
Da kommt sie nicht mehr raus. Ich glaube aber auch nicht, dass sie dann noch Kanzlerin ist. Kein anderes Land dachte an eine ­solche Energiewende, wir machten sie an ­einem Wochenende.
Doch, die Schweiz zieht die Energiewende auch seit sechs Jahren durch.
Aber nicht so idiotisch wie wir – dass Sie jedes Jahr ein, zwei Kernkraftwerke abstellen.
Was würden denn Sie als Bundeskanzler machen?
Die Debatte über die Kernenergie ist durch, niemand in Deutschland will sie noch reanimieren. Aber wer sieht, dass das ein Fehler war, muss nicht den nächsten Fehler machen. Wir müssen nicht auch noch beim CO2-Ausstoss die Weltmeister sein, also auf die Kohle verzichten. Das Energiehaus der Zukunft sollte getragen sein von den ­Pfeilern Kernenergie, Kohle und Erneuer­bare, dazu vom vierten Pfeiler Effizienz. Den ersten Pfeiler hat man weggeschlagen, den zweiten schlägt man jetzt weg, und der dritte trägt nicht. Ich würde deshalb als Kanzler sagen: «Wir können uns den Ausstieg aus der Kohle nicht leisten» – egal, was wir in ­Paris unterschrieben haben. Die meisten Nationen kümmern sich ja auch nicht darum.
Immerhin haben alle Uno-Mitglieder das Klimaabkommen unterzeichnet.
Die Chinesen lachen sich doch einen ab. Sie haben das Abkommen unterschrieben, sich aber zu nichts verpflichtet. Im Gegenteil: Sie können bis 2035 ihre Emissionen noch dramatisch steigern. Was die Deutschen bis 2020 durch das Stilllegen von Kohlekraftwerken sparen, machen die ­Chinesen in drei Monaten wett.
Und was würden Sie als Chef eines Stromkonzerns machen?
Die Konzerne haben einerseits gesicherte Einkünfte dank den Investitionen in Erneuerbare. Da herrscht Planwirtschaft, man kann ohne Risiko Kasse machen. Und sie ­haben ­anderseits konventionelle Kraftwerke, die sie von Gesetzes wegen betreiben müssen. Das lohnt sich nicht mehr; die Kraftwerke bekommen deshalb die Betriebskosten ersetzt, aber sie können keinen Gewinn mehr machen. Das ist, wie wenn ich einem Taxifahrer sagen würde: «Ich zahle für das Benzin, das Auto kostet dich ja nichts mehr.» Das heisst: Die Energiewende lebt von der Ausbeutung und Entwertung der bestehenden Energieversorger. An ihrer Stelle würde ich also ebenfalls in Erneuerbare investieren, mich aber auch dafür engagieren, dass ihre Leistungen für die Versorgungssicherheit vergütet werden: Wenn sie ihre nach marktwirtschaftlicher Rechnung unrentablen Werke abschalten würden, bräche das System in dieser Sekunde zusammen.
Die Schweiz leidet auch unter der deutschen Energiewende.
Die Nachbarn leiden alle mit. Ihre Investi­tionen rentieren nicht mehr, weil wir sie mit unserem Strom überschwemmen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass wir Europa vor ­einem Alleingang nicht fragten.
Was halten Sie von der Energiewende auf Schweizer Art?
Sie haben günstigere Bedingungen als wir, dank Ihren Speicherseen. Aber Sie dürfen sich nicht selbst betrügen: Das Speichern kostet auch etwas; jede Kilowattstunde ­Flatterstrom, die zur falschen Zeit entsteht, geht ins Geld. Die Kosten für die Erzeugung, fünf bis acht Cent, verdoppeln sich durch die Speicherung. Sie müssen sich in der Schweiz deshalb Zeit kaufen, um den Umbau vernünftig zu machen. Das geht, indem Sie sich über die Laufzeit der Kernkraftwerke verständigen, sich also fragen: «Wie viele Gaskraftwerke wollen wir uns leisten?»
Die Anhänger der Energiewende lehnen auch Gaskraftwerke ab.
Ich kann nicht die Arbeit Ihrer Umwelt­ministerin machen. Ich kann ihr nur sagen: So, wie sie die Energiewende plant, wird sie nicht funktionieren – oder nur mit sehr, sehr hohen Kosten und einem naturzerstörenden Landschaftsverbrauch. Vergessen Sie nicht: Wir wollen in Deutschland die Windkapazität verdreifachen. Wenn wir das tun, dann steht da im Durchschnitt alle 2,7 Kilometer eine Windturbine.
Christoph Blocher meint, die Schweiz müsste wegen der Verletzung von Völkerrecht der WTO und des Freihandelsabkommens mit der EU gegen Deutschland klagen.
Ich würde den einfacheren Weg gehen, wie es die Polen machen: Sie bauen an der Grenze Phasenschieber, die den Strom von der deutschen Seite zurückweisen können, übrigens mit Erlaubnis der EU. Das könnten Sie auch machen. Wenn es alle Nachbarn tun, muss Deutschland Farbe bekennen.
Wir exportieren 50 Terawattstunden, also 50 Millionen Megawattstunden, und zwar immer dann, wenn uns der Windstrom aus den Ohren kommt. Insgesamt produzieren wir 85 Terawattstunden mit Wind. Schon diese Zahlen zeigen, wie absurd diese Politik ist. Wir erzeugen Windstrom für den Export und verhökern ihn für einen Cent oder sogar zu Negativ­preisen, bezahlen aber neun Cent dafür.
Grüne Politiker aller Parteien in der Schweiz sagen, die Deutschen müssten einfach ihre Dreckschleudern abstellen, dann sei das Problem gelöst.
Quatsch.
Weshalb?
Herr Trittin von den deutschen Grünen sagt das auch; er behauptet, der Kohlestrom verstopfe das Netz. Das ist Blödsinn. Die Erneuerbaren haben jederzeit Vorrang, aber leider auch einen schweren strukturellen Nachteil: Sie können nicht innert Sekunden reagieren. Diese Leute haben den Bezug zur Lebenswirklichkeit verloren. In der realen Welt wird in jedem Moment etwas hoch- oder runtergefahren: Im Basler Fussballstadion gehen die Lichter an, im Zürcher Hauptbahnhof fährt ein ICE ab. Das braucht zig Megawatt; das Netz gibt deshalb über die Änderung der Frequenz einem Kraftwerk das Signal: «Hier wird jetzt Strom gebraucht, und zwar in einer Milli­sekunde.» Darum können wir nicht auf die konventionellen Kraftwerke verzichten. ­Eine Faustregel sagt: Zwanzig Prozent der Last müssen mit solcher sich selbst regelnder Generatorleistung vorgehalten werden. Diese sogenannte Sekundenreserve beträgt in Deutschland 20 000 Megawatt. Die Schweizer Versorger lassen also ihre Werke nicht laufen, weil sie die Kernenergie lieben, sondern weil sie wissen, dass sonst das Netz zusammenbricht.
Immerhin haben die Grünen doch recht, wenn sie sagen, der Kohlestrom sei zu ­billig, weil die externen Kosten nicht ­eingepreist sind.
Was meinen Sie mit den externen Kosten?
Dass wegen des CO2-Ausstosses die ­Klimakatastrophe droht.
Es gibt ja das System mit den Emis­sionszertifikaten; es löst dieses Problem bis 2020.
Aber die Zertifikate sind zu billig!
Was ist denn das für eine Politik, die findet, ein System müsse teuer sein, damit es erfolgreich ist ?
Wir erreichen alle Ziele, und zwar zu einem Preis von 5 Euro pro Tonne CO2. Und wenn wir mit 5 Euro zwanzig Prozent Reduktion erzielen, dann können wir mit 7 oder 10 Euro auch dreissig Prozent anstreben. Das ist für mich vernünftig, ein marktwirtschaftlicher Ansatz.
Heisst das, dass die Klimapolitik erfolgreich ist?
Die Emissionszertifikate sind es; so lässt sich das CO2 dort einsparen, wo es am meisten bringt. Das ist für mich vernünftiger als das, was das Pariser Abkommen festschreibt: Alle ­Industrieländer reduzieren den CO2-Ausstoss um zwanzig oder dreissig Prozent. Das führt zu einer Weltplanwirtschaft, dabei stossen China oder Indien immer noch mehr CO2 aus. Stattdessen sollten wir das euro­päische System auf alle Länder ausweiten, so dass eine Tonne CO2 überall einen durch den Markt bestimmten Preis hat.
Sie zweifeln ohnehin an der Klimapolitik der Uno.
Ja, dieses Abkommen wird seine Feuertaufe zu bestehen haben, wenn die Temperaturen nicht ansteigen wie prognostiziert. Dann fragen sich die Leute nicht nur in Deutschland und in der Schweiz, sondern überall: «Wofür machen wir das eigentlich?» Bisher verlässt sich die Politik auf Klimaforscher mit Modellen, die die Klimaentwicklung der Vergangenheit nicht nachbilden und ­jene der Zukunft nicht voraussagen können.
Sie sagten vor fünf Jahren in Ihrem Buch «Die kalte Sonne» wegen der schwachen Sonnenaktivität eine Abkühlung voraus. Wir erlebten aber seither einige der wärmsten Jahre.
Wir stützten uns in unserem Buch nicht nur auf die Sonnenaktivität, sondern auch auf die Ozeanströmungen. Und Sie dürfen nicht vergessen: Das System ist träge, wir müssen mit Verzögerungen um Jahrzehnte rechnen. Von 1950 bis 2000 gab es eine Phase der stärksten Sonnenaktivität seit über tausend Jahren; das wirkte sich mit einem Verzug von zehn bis zwanzig Jahren aus. Ich kann Ihnen nicht ­sagen, wie lange es dauert, um den Temperaturtrend bei schwacher Sonnenaktivität umzukehren. Ich weiss nur: Es ist sicherlich nicht korrekt, wenn die Forscher des Weltklima­rates und alle, die ihnen an den Lippen hängen, den Einfluss der Sonne mit null bewerten.
Was erwarten Sie denn?
Wir wissen nicht, was auf der Sonne geschieht; das konnte noch niemand berechnen. Aber wenn die Sonne weiter schwächelt, werden wir es bei den Temperaturen sehen.
Wir können nur feststellen:
In der Vergangenheit spielte das CO2 keine Rolle – die Konzentration erhöhte sich jeweils nach einem Temperaturanstieg, nicht vorher. Es gab schon immer erhebliche Schwankungen auch ohne den Einfluss des CO2, so etwa in der mittelalterlichen Warmzeit. Warum sollte das jetzt anders sein?
Sind Sie also ein Klimaleugner?
Nein, ich würde niemals behaupten, dass CO2 überhaupt keine Wirkung habe. Wissenschaftlich lässt sich nachweisen, dass es den Treibhauseffekt gibt. Aber gemäss neuen Studien erhöht sich die Temperatur bei einer Verdoppelung des CO2-Anteils um 1,3 Grad.
Wenn es dabei bleibt, dann können wir uns alle zurücklehnen und müssen nicht in Panik verfallen. Wir können die Energieversorgung in diesem Jahrhundert in aller Ruhe umbauen.
Glauben Sie wirklich, dass sich an der ­Klimapolitik etwas ändert?
Die Wissenschaftler sind ja keine ver­schworene Gemeinschaft, sondern einzelne beginnen zu zweifeln. Es gibt zwar Hardliner, auch einige bei Ihnen in der Schweiz. Aber andere wie Hans von Storch sagen: «Wenn bis 2020 die Temperaturen nicht deutlich steigen, liegen wir mit unseren Modellen falsch.»
Wie sieht die Energielandschaft in zwanzig Jahren aus?
Das hätte ich Ihnen vor zwanzig Jahren noch sagen können: ein Drittel Kernenergie, ein Drittel fossile, ein Drittel erneuerbare Energie. Jetzt kann ich es nicht mehr sagen;
wir ­haben ja gelernt, welch aberwitzige Sprünge die Politik machen kann. Ich weiss nur eines: Die Suppe, die wir uns eingebrockt haben, müssen wir jahrzehntelang auslöffeln.
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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:
«Aberwitzige Sprünge» | Die Weltwoche, Ausgabe 7/2017 | Freitag, 17. Februar 2017
http://www.weltwoche.ch/
EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE, dem Autor Markus Schär sowie Prof. Fritz Vahrenholt für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
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