Klima : Entwarnung der Alarmisten

Von Alex Reichmuth (Red. WELTWOCHE Zürich)*
Eigentlich müsste nun jede seriöse Zeitung titeln: «Klimawandel weit weniger dramatisch als befürchtet!» Denn das, was im Fachmagazin Nature Geoscience vor wenigen Tagen erschienen ist, ist das Eingeständnis führender Klimaforscher, dass sie mitsamt ihren angeblich unfehlbaren Computermodellen falsch lagen. Es ist die Beichte, dass die Erderwärmung viel langsamer voranschreitet, als uns all die Warner, Mahner und Moralisten in Wissenschaft, Politik und Medien weismachen wollten. Es ist das Geständnis, dass die sogenannten Klimaskeptiker recht hatten.
Verfasst worden ist die einschlägige Studie von Klimawissenschaftlern aus acht Ländern. Die Mehrheit der Autoren ist massgeblich beim Weltklimarat (IPCC) engagiert, zum Teil in führender Stellung. Diese Forscher sind somit mitverantwortlich für die Alarme des IPCC vor einer angeblichen Klimakatastrophe. Nun aber sind sie zum Schluss gekommen, dass die Menschheit mehr CO2 ausstossen darf, bis sich die Erde mutmasslich um 1,5 Grad erwärmt hat: nicht ein Zehntel mehr, nicht ein Fünftel oder die Hälfte mehr – nein: fast viermal mehr.

Temperaturanstieg überschätzt

Der Grund ist, dass sich die Wissenschaft verrechnet hat. Die Computermodelle hätten den Temperaturanstieg überschätzt, gab Co-Autor Michael Grubb vom University College London gegenüber der britischen Zeitung Times zu. «Wir haben die schnelle Erwärmung nach dem Jahr 2000, die wir in den Modellen sehen, in der Realität nicht beobachten können», ­sagte sein Mitautor Myles Allen von der ­University of Oxford.
(Anmerkung EIKE-Red.: vgl. Graphiken unten) **
Man reibt sich die ­Augen:
Da reden führende Wissenschaftler genau so, wie es die vielgeschmähten «Klimaleugner» seit Jahren tun: Der Klimawandel ­habe sich in den letzten zwanzig Jahren verlangsamt. Die Computermodelle lägen falsch, weil grundlegende klimatische Zusammenhänge in der Atmosphäre nicht bekannt oder nicht verstanden seien.
Doch so schnell geben Missionare nicht auf. Das Eingeständnis der Forscher kommt versteckt daher, quasi durch die Hintertür. Vordergründig verkaufen sie ihre Erkenntnis als eindrückliche Bestätigung für den Klimaschutz. «Emissionsbudget und Emissionspfad vereinbar mit dem Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen», haben sie ihre Studie betitelt. Hervorgestrichen wird nicht, dass der Klimawandel schwächer ist, sondern dass die Ziele des Klimaabkommens von Paris nun einfacher erreichbar seien.
«Das ist eine wirklich gute Nachricht», sagte Co-Autor Pierre Friedlingstein von der University of Exeter zur britischen BBC. Denn ohne die Verlangsamung wäre das Vorhaben, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wohl unrealistisch gewesen. «Viele Leute waren der Meinung, dass dies nicht möglich sei», so Myles ­Allen gegenüber der Times. Dabei war das Pariser Abkommen 2015 rund um die Welt als grosser Durchbruch gefeiert worden. Dass die Ziele unrealistisch sind, war damals kaum zu vernehmen.
Auch die meisten Medien verkünden, dass die Studie in Nature Geo­science den Klimaschutz stärke – sofern sie denn überhaupt darüber berichten. «Ziel von Paris immer noch erreichbar», so BBC. Das Resultat der Studie sei ein «Hoffnungsschimmer», hiess es bei Radio SRF. «Es gibt kein Zurücklehnen, mahnte der Tages-Anzeiger. «Niemand weiss, bei welchem Ziel die Erde auf der sicheren Seite ist.»
Kein Wort war zu lesen, dass die Klimaforschung mit dieser Studie an Glaubwürdigkeit verloren hat.
Wären die Verfasser zum gegenteiligen Schluss gekommen, dass die Erderwärmung stärker geworden sei, wäre die Interpretation mit Sicherheit gleich ausgefallen: Jetzt ist Klimaschutz erst recht nötig! Egal also, welche ­Resultate die Wissenschaft liefert: Sie werden immer als Bestätigung gewertet, dass der CO2-Ausstoss möglichst rasch abnehmen muss. Man fühlt sich an ein altes Sprichwort erinnert: «Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter – oder es bleibt, wie es ist.»
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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich : Klima: Entwarnung der Alarmisten | Die Weltwoche, Nr. 39/2017 | 28. September 2017;  http://www.weltwoche.ch/
EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
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Hurrikan-Apostel (Editorial WELTWOCHE Zürich)

von Roger Köppel  (Chefred. WELTWOCHE Zürich)*

Eigentlich ist es der Stoff für einen neuen Stephen-King-Roman. Der amerikanische Meisterschriftsteller des intelligenten Horrors hat Bücher geschrieben über das, was mit ­Menschen passiert, wenn sie mit Bedrohungen konfrontiert werden, die grösser sind als sie selbst.

Ich kann mich an einen Stephen-King-Film erinnern, da verbarrikadieren sich ein paar Amerikaner in einem Supermarkt, während draussen aus einer unheimlichen weissen ­Wolke namenlose Monstren auf die Menschheit niedergehen, langbeinige Riesenspinnen oder Käfer mit gewaltigen Giftstacheln.

King ist nun weniger an den körperlichen ­Eigenschaften der Kreaturen interessiert. Ihn fasziniert die Frage, wie sich die Menschen zur Wehr setzen, vor allem: wie sich ihre Gemeinschaft unter dem Angriff der grauenvollen, wie von einem zornigen Gott entsandten Gefahr verändert.

Im Supermarkt purzeln plötzlich die alten Hackordnungen. Der vorher auftrumpfende Lokalpolitiker verkriecht sich und wird als Feigling entlarvt. Die unscheinbare Brillen­trägerin an der Kasse entwickelt plötzlich ­un­geahnte Führungsqualitäten.

Vor allem aber mobilisiert der Angriff der Monsterinsekten den heiligen Furor eines Spinners am Hundefutter-Regal, den vorher ­niemand zur Kenntnis nahm, der aber in der neuen Situation zum unverhofften Charisma­prediger, zur religiösen Autorität, avanciert. Er gewinnt die Menschen, indem er die Monstren als göttliche Strafe, als moderne Heuschreckenplage gegen die frevelnden Sterblichen, beschreibt.

Der Trick funktioniert. Bald folgen die ­Supermarktleute dem neuen Moses blind,­ ­vielleicht ist es auch eine Frau, der Film liegt lange zurück. Seine Botschaft verlangt bedingungs­losen Gehorsam. Wer sich widersetzt oder die Deutungen des Sehers bestreitet, muss den ­Supermarkt verlassen: ein sicherer Tod.

So geht das gute neunzig Minuten lang. Als Zuschauer wissen wir nicht, was es mit dieser weissen Wolke und den Killerinsekten auf sich hat. Ist es womöglich doch eine Strafe des Allmächtigen? Mumpitz: Es handelt sich um Züchtungen der US-Armee, die aus Versehen ins Freie gelangten. Am Schluss führen Polizisten den Prediger ab, der wieder ein Spinner ist.

Was will uns King mit dieser Story sagen? ­

Erstens: Hört auf, auf Menschen zu hören, die euch in schwierigen Situationen erzählen, sie seien die Sachwalter höherer Wahrheiten oder göttlichen Willens. Das sind Verrückte, Be­trüger oder beides.

Zweitens: Bezieht nicht jede Katastrophe, die ihr nicht auf Anhieb versteht, automatisch auf euch selbst. Diese Schuld­egozentrik ist ein Steilpass für das Böse.

Warum komme ich jetzt auf Stephen King und seine Theorie des religiösen Katastrophenscharlatans?

Weil uns diese Scharlatane wieder auf allen Kanälen genau das einreden, was King in seiner Monsterparabel so treffend in eine spannende Geschichte packte: dass die jüngsten Stürme, Felsstürze und Gletscher­abbrüche die gerechten Strafen für unsere Sünden seien, keine Insektenmonster, aber ­andere Heimsuchungen, die von oben aus der Wolke kommen.

Nehmen wir Bundespräsidentin Doris Leuthard. Zwischen den Felsmassen von Bondo ­predigte sie kürzlich in ihren Designerkleidern und Designergummistiefeln, dass wir alle ­selber schuld seien am Unheil, denn der Berg sei abgebrochen wegen des «menschengemachten Klimawandels», den es endlich entschlossen zu bekämpfen gelte, selbstverständlich mit der Klima- und Energiepolitik der Bundespräsidentin.

Gegenfrage: Übernimmt Frau Leuthard eine Garantie, dass es in der Schweiz keine Felsstürze mehr gibt, wenn ihre Energiestrategie einst durchgekommen ist?

Verzeihung, ich sehe keinen Unterschied zwischen dem Spinnerprediger im Supermarkt von Stephen King und den Journalisten und Bildschirm-Existenzen, die seit Wochen, beispielsweise in der wissenschaftlichen Tages­zeitung Blick, fuchtelnd die These verkünden, die Hurrikane von Florida und Texas seien die Quittung für alle, die sich weigern, einen Tesla zu kaufen oder das Pariser Klimaabkommen gut zu finden.

Ich bin sicher, diese Leute würden am liebsten den neuen US-Präsidenten vor ein Nürnberger Klimaverbrecher-Tribunal zerren, wovon sie vorläufig nur deshalb absehen, weil sie tief in ihrem Innersten ahnen, dass die Nichtunterzeichnung dieses ohnehin unverbindlichen Klimavertrags durch Trump so kurz vor den Sommerferien doch noch nicht die Kraft ­zweier Tropenstürme entfesseln konnte. Spätestens im nächsten Jahr allerdings, wenn ­irgendwo an der Atlantikküste im Spätsommer bei einem Unwetter eine Palme umgeblasen wird, sind die Beweisketten lückenlos.

Jedoch: Genauso wenig, wie es im Roman von Stephen King fruchtete, dem katastrophengläubigen Endzeitprediger ein paar Fakten entgegenzuhalten, ist es heute aussichtsreich, durch Argumente den Klima-Apokalyptikern den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen.

Ich versuche es trotzdem.

Nach dem neusten Klimabericht des IPCC, «Executive Summary», Tabelle Seite sieben, gibt es weltweit «low confidence» (kaum Anzeichen) für langfristige Veränderungen bei Zahl und Heftigkeit von Tropenstürmen.**

Einzig im Nordatlantik habe es seit 1970 «virtually certain» (fast sicher) mehr Stürme gegeben, kaum aber im frühen 21. Jahrhundert. Erwarten uns in den nächsten hundert Jahren stärkere Orkane? Auch dafür gebe es höchstens schwache Belege. Dasselbe gilt für den Zusammenhang zwischen menschlichem Verhalten und Sturmintensität.

Man darf das so lesen: Selbst der hehre Weltklimarat, der ausdrücklich dafür geschaffen wurde, die Menschheit vor dem menschen­gemachten Klimawandel zu warnen, muss zugeben, dass es keine eindeutigen Belege für ­gefährlichere Tropenstürme gibt.

Kratzt das irgendjemanden von diesen Hurrikan-Aposteln da draussen? Natürlich nicht, aber schon Stephen King wusste: Das menschengemachte schlechte Gewissen ist der wertvollste Rohstoff, den es gibt, und erst noch beliebig erneuerbar. Nichts ist süsser als die Macht, die sich daraus ziehen lässt.

)* Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :

Hurrikan-Apostel | Die Weltwoche, Nr. 37/2017 | 14. September 2017  : http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Roger Köppel für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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)**  Original-Zitat mit Quelle hier :

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Naturkatastrophen: «Noch nicht erlebt» (?)

Es kommt selten vor, dass «10 vor 10»-
­Moderator Arthur Honegger und US-Präsident Donald Trump mit einer Stimme sprechen. «Die Fluten sind beispiellos», twitterte Trump am 27. August über Hurrikan Harvey. «Ein Tropensturm, wie ihn die Menschen in Texas noch nicht erlebt haben», verkündete Honegger einen Tag später auf SRF.

Harvey forderte etwa fünfzig Todesopfer. Das ist tragisch. Ob die Folgen des Hurrikans aber «beispiellos» sind, hängt von der Sichtweise ab :

Im Jahr 1900 traf der Galveston-Hurrikan vor Houston auf die Küste und tötete zwischen 6000 und 12 000 Menschen. Es gab damals so viele Leichen, dass man kaum mehr nachkam mit dem Bau von Massengräbern. 2005 forderte Hurrikan Katrina im Süden der USA mit rund 1800 ebenfalls viel mehr Tote als Harvey.

Auch die Windgeschwindigkeit war nicht beispiellos: In der Liste der stärksten Tropenstürme, die seit 1850 das US-Festland erreicht haben, steht Harvey nur an vierzehnter Stelle. Dieser beendete vielmehr eine aussergewöhnlich lange Periode von zwölf Jahren, in denen kein grösserer Hurrikan mehr das US-Festland erreicht hatte.

In den Sumpf gebaut

Rekordmässig war bei Harvey der Niederschlag: An gewissen Messstationen regnete es soviel wie noch nie bei einem Tropensturm in Amerika. Das lag daran, dass der Hurrikan tagelang über der Küstenlinie verharrte, während andere Stürme meist zügig weiterziehen. Daran ist kaum der ­Klimawandel schuld: Es ist nicht bekannt, dass Hurrikane wegen der Erderwärmung länger stehenbleiben.

Beispiellos waren die Schäden, die Harvey in Texas anrichtete: Alleine in Houston wurden Zehntausende Häuser zerstört. Zuerst war von Kosten von gegen 40 Milliarden Dollar die Rede. Anfang Woche sprach der texanische Gouverneur, der an möglichst viel Hilfe interessiert ist, von bis zu 180 Milliarden. Das wäre mehr als der Schaden, den Katrina 2005 anrichtete (160 Milliarden).

Dafür ist aber ebenfalls nicht der Klimawandel schuld. Vielmehr werden um Houston seit Jahrzehnten überschwemmungsgefährdete Gebiete besiedelt. Man hat buchstäblich in den Sumpf gebaut.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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Doch nicht menschengemacht!

Alex Reichmuth (Red. WELTWOCHE)*

Letzte Woche konnte das SRF einen seiner Lieblingsexperten im Studio begrüssen: Andreas Fischlin. Der Klimaforscher der ETH Zürich lieferte im «10 vor 10»-Gespräch zuverlässig das Erwartete. Er bestätigte, dass an den jüngsten Natur- und Wetterkatastrophen der Mensch schuld sei. Hurrikan über Houston? «Der Klimawandel spielt hier hinein.» Bergsturz im Bergell? «Eindeutig auf den menschengemachten Klimawandel zurück­zuführen.» Waldbrände in Südeuropa? «Kommen in Zukunft viel häufiger vor.»

Kein Wort aber verlor man beim Schweizer Fernsehen, so wenig wie in anderen Schweizer Medien, über eine Studie, die vor kurzem im Fachjournal Geo Res J publiziert worden ist. ­Dabei lässt das Resultat, zu dem australische Forscher gekommen sind, aufhorchen: Die ­Erwärmung der Erde um etwa ein Grad Celsius seit Mitte des 19. Jahrhunderts habe weit­gehend natürliche Ursachen.

Stalagmiten als Datenträger

Grundlage der Studie der Biologin Jennifer ­Marohasy und des Chemikers John Abbot ­waren Temperaturreihen für die vergangenen 2000 Jahre, die sich auf sogenannte Proxy-­Daten abstützen. Solche Daten lassen sich aus Baumringen, Eisbohrkernen, Stalagmiten oder Korallen gewinnen. Mittels Proxy-Daten kann man auf das Klima zu Zeiten schliessen, als es noch keine zuverlässigen meteorologischen Messungen gab. Marohasy und Abbot haben sechs Proxy-Temperaturreihen, die die letzten 2000 Jahre abbilden, einem neuartigen Computerverfahren unterworfen. Dieses beruht auf einer Art künstlichem neuronalem Netzwerk, das fähig ist, in Zeitreihen Regelmässigkeiten zu erkennen und daraus die künftige Entwicklung abzuschätzen. Die beiden Forscher haben dieses Verfahren schon früher mit Erfolg angewandt, etwa um Regenmengen in Australien vorherzusagen.

Bei den Temperaturreihen interessierte ­Marohasy und Abbot nun, wie sich diese ohne den CO2-Ausstoss des Menschen mutmasslich entwickelt hätten. Entsprechend fütterten sie ihre Computer nur mit den Proxy-Daten bis zum Jahr 1830, als die Verfeuerung fossiler Brennstoffe im grossen Stil begann. Die Programme suchten also nach periodischen Mustern in dem Teil der Reihen, der sicher nicht durch den CO2-Ausstoss beeinflusst ist. Es er­gaben sich unter anderem Schwankungen im Rhythmus von etwa sechzig Jahren um einige Zehntelgrade. Und es zeigte sich ein stärkeres, langfristiges Auf und Ab: Nach einer Erwärmungsphase bis etwa 1200, als es mindestens so warm war wie heute, sank die Temperatur um rund ein Grad, bis sie ab 1650 tendenziell wieder anstieg.

Aus den eruierten Regelmässigkeiten schätzte das Verfahren den weiteren, sozusagen natürlichen Verlauf der Reihen ab. Anschliessend verglichen die Forscher die Prognosen mit dem tatsächlichen Verlauf der Temperaturreihen ab 1830. Es zeigten sich nur geringe Abweichungen, im Schnitt lediglich um 0,1 Grad. Die Welt­temperatur wäre demnach auch ohne Einfluss des Menschen um 0,6 bis 1 Grad gestiegen. Maro­hasy und Abbot folgerten, dass die Erwärmungswirkung durch zusätzliches CO2 in der Atmosphäre viel geringer sein müsse, als andere Klimaforscher behaupten.

Seit Jahren verkündet aber ein Zirkel tonangebender Wissenschaftler, am Haupteinfluss des Menschen an der Erderwärmung gebe es keine Zweifel mehr.

Die Reaktionen auf die Studie von Marohasy und Abbot fielen harsch aus: Es handle sich um «junk science», also um wertlose Wissenschaft, schrieb die linksliberale britische Zeitung The Guardian. Im Artikel kamen prominente Klimaforscher zu Wort, die Marohasy und Abbot eine Reihe gravierender metho­discher Fehler vorwarfen – etwa, dass die Proxy-Datenreihen willkürlich ausgewählt und die Berechnungen falsch interpretiert worden seien. Auch bei Pro Clim, einem Zusammenschluss von Schweizer Klimawissenschaftlern, hält man nichts von der Studie. Die verwendeten Zeitreihen seien grösstenteils nur lokal und nicht global bedeutend, schreibt Pro Clim auf Anfrage der Weltwoche. Zudem weise die Studie eine Reihe von «groben Fehlern» auf.

Seriöses Fachmagazin

Das Geo Res  J, in dem die Studie ­erschienen ist, ist allerdings ein ­seriöses Fachmagazin. Es wird von Elsevier herausgegeben, einem der führenden Wissenschaftsverlage der Welt. Die Studie hatte vor der Publikation eine kritische Begutachtung durch unabhängige Wissenschaftler bestanden. Die Fachgutachter hätten im Rahmen dieser peer review keine Fehler in der Studie entdeckt, bestätigte der Herausgeber des Magazins gegenüber dem Guardian.

Sicher muss die Qualität wissenschaftlicher Ergebnisse immer hinterfragt werden. Doch was die heftige Kritik an der Studie in Geo Res  J betrifft, kommt der Verdacht auf, dass diese auch andere Gründe hat als rein fachliche: Die Autoren Jennifer Marohasy und John Abbot ­gehören nämlich zu den Forschern, die nicht an die These des menschengemachten Klimawandels glauben – und das auch offen sagen. «Die wissenschaftlichen Fakten sind alles andere als klar», schrieb Marohasy in einem Internetkommentar – in Anspielung auf die Behauptung, kein ernsthafter Forscher könne mehr an der Verantwortung des Menschen an der Erderwärmung zweifeln. «Vielmehr sind die grund­legenden physikalischen Mechanismen [des Klimas, Anm. d. Red.] komplex und noch kaum geklärt», so die Biologin weiter.

Klar ist, dass die Studie von Marohasy und Abbot alleine keinen Beweis darstellt, dass die Erderwärmung nicht doch massgeblich vom CO2-Ausstoss angetrieben ist. Die beiden Forscher haben mit einer neuartigen Art der Datenberechnung gearbeitet, deren Aussagekraft ­diskutabel ist. Grundsätzlich ist die Bedeutung von Computerberechnungen zum Klima ­immer davon abhängig, welche Wirkung von chemischen Substanzen man annimmt, welche physikalischen Zusammenhänge man zugrunde legt und welche Qualität die eingespeisten ­Daten haben.

Man muss aber wissen, dass sich die tonangebenden Wissenschaftler bei ihren Warnungen vor einer weiteren ­Erwärmung praktisch ausschliesslich auf Computerberechnungen abstützen, die Kritiker seit langem als unbrauchbar bezeichnen. Diese Kritik ist nicht einfach nur böse Propaganda, denn es wurden in der Tat schon krasse Fehler hochdekorierter Klimawissenschaftler belegt.

Die bekannteste solcher Fehlleistungen ist wohl die sogenannte Hockeyschläger-Kurve des amerikanischen Klimaforschers Michael Mann, die auf Computerberechnungen beruht. Sie zeigte eine Welttemperatur, die während ­vieler Jahrhunderte praktisch unverändert blieb, um dann im 19. Jahrhundert plötzlich steil anzusteigen. Der Weltklimarat bildete die Kurve in seinem dritten Sachstandsbericht von 2001 an zentraler Stelle ab, um so vor einer Klimakatastrophe zu warnen. Später wies der kanadische Bergbauspezialist Steve McIntyre nach, dass die statistischen Verfahren von Michael Mann mathematisch untauglich sind. Damit hatte ein Hobbyforscher einen der höchstdekorierten Klimaforscher der Welt ­widerlegt.

Die Ergebnisse von Jennifer Marohasy und John Abbot stehen nicht so quer, wie man meinen könnte. Wissenschaftliche Resultate, die den Einfluss des Menschen auf das Klima als weit geringer als angenommen zeigen, sind keine Seltenheit. Sie kommen manchmal sogar aus der Schweiz:

So stellte das Weltstrahlungszentrum (PMOD/WRC) in Davos fest, dass die Strahlkraft der Sonne seit 1950 überdurchschnittlich hoch ist, in den kommenden Jahrzehnten aber wohl stark abnehmen wird. Die Abkühlungswirkung könne durchaus ein halbes Grad betragen, sagte PMOD/WRC-Leiter Werner Schmutz im letzten März gegenüber SRF. Ein halbes Grad wäre immerhin die Hälfte des ­Temperaturanstiegs, den man seit Beginn der Industrialisierung verzeichnet hat.

Dass das Schweizer Fernsehen Schmutz zu Wort kommen liess, dürfte damit zu tun haben, dass dieser sich sofort zum menschengemachten Klimawandel bekannte: «Die Sonne rettet uns nicht, die Sonne könnte uns höchstens ­etwas Zeit geben.»

Auch Galileo Galilei liess man einst erst laufen, nachdem er der Be­deutung der Sonne abgeschworen hatte.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :  Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :

Doch nicht menschgemacht | Die Weltwoche, Nr. 36/2017 | 07. September 2017

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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Berlin – einmal fahrradfrei gedacht

Walter Fett

Weit und breit hemmen nun in Berlin Baustellen den Verkehrsfluß. Das muß nun eben sein, es muß ja (nun endlich!) überall rapariert werden. Dies hat zur Folge, daß über große Strecken hinweg der Straßenbelag ein einschränkendes Linienraster aufbemalt bekam, sortiert für fahrende wie parkende Autos, für Busse, Radfahrer und die verbleibenden Fußgänger.

Das machte offensichtlich Appetit. Denn bei dieser Gelegenheit wurde die jeweilige Nutzungskapazität neu verteilt. Wo früher zwei Autos nebeneinander herfahren und sich überholen konnten, reicht es nur noch für ein Auto. Von den mehrspurigen Fahrstraßen abgesehen ist der Verkehr streng genommen nurmehr noch einspurig möglich. Also bestimmt das langsamste Fahrzeug die nachfolgende Verkehrsgeschwindigkeit; ein stocken­des Auto – weshalb auch immer – stoppt die ganze Reihe, zumindest solange Radfahrer, (und es sollen ja so viel wie möglich werden), wenn schon nicht am Überholen, sie dann doch am Rechtsabbiegen hindern. Auch dürfen Radfahrer die Straße benutzen, selbst wenn ihnen ein eigener Radweg zur Verfügung gestellt ist. Lediglich wenn an jeder einzelnen Straßenecke auf den Radweg verwiesen ist, müßten sie ihn auch benutzen. Diese Situation ist aber selten der Fall. Und wollte man mit dem Auto den seitlichen Abstand von einem Meter einhalten, ist auch bei mittlerer Straßenbreite kein Überholen des Radfahrers möglich. Radfahrer diktieren dann den Verkehrsfluß, besser gesagt das Verkehrs-Rinnsal. Das verradfahrte Berlin – überholungs(be)frei(t)?

Das in der Berliner Zeitung (7. August 2017, S. 9) angekündigte, zunächst nur geplante Mobilitätsgesetz ist dahingehend schon ziemlich ambitioniert: Radschnellverbindungen mit eigenen Grünen Wellen werden verheißen; Radbahnen statt Autobahnen, stets breit genug zum Überholen. Fahren auch gegen den Einbahnverkehr wird gewünscht: Hat man den Sinn einer solchen Verkehrsart vergessen, weil die Enge der Straße gerademal einem Auto die Durchfahrt erlaubt? Die soll nun durch entgegenkommende Radfahrer gesperrt werden? Und schließlich sollen alle Hauptverkehrsstraßen Radverkehrsanlagen bekommen; und für den Standverkehr seien 100 000 Radstellplätze zu schaffen.

Ist das vielleicht eine unauffälligere Methode der zwangsweisen Verkehrsberuhigung? Kommt darauf an, wie man es sieht. Wenn man dann noch eine möglichst stadtweite Ausweitung der 30 km/h-Geschwindigkeitsbegrenzung draufsetzt, so besteht die „Beruhigung“ aus einer Reihe folgender Konse­quenzen, sofern kein Kraftfahrer auf seine Fahrt verzichtet (der Einfachheit halber wird ange­nommen, daß man jetzt „30“ – oder „25“ – fährt, wo man zuvor „60“ – oder „50“ – fuhr) :

* Jede Fahrt dauert doppelt so lang.

* Es sind doppelt so viele Autos gleichzeitig auf der Straße.

* Der Verkehr ist doppelt so dicht.

* Der Abstand zwischen den Autos ist nur noch halb so groß, während die Zeit für Fußgänger,    zwischen den Autos die Straße zu überqueren, aller­dings gleichbleibt.

* Die Brems- und Wiederbeschleunigungsphasen eingerechnet (be­dingt durch die Rot-Ampelphasen oder Vorfahrteinschränkungen) steigt der durch­schnittliche Ver­brauch an Benzin und insbesonders an Dieselkraftstoff.

* Die Aufwands­kosten für Fahr­personal verdoppeln sich; die Preissteigerung würde jedoch an die Kundschaft durchgereicht.

* Bis dahin ausgelastete Fuhrbetriebe müssen ihren Fuhrpark verdoppeln: Will man das – oder weiß man das nur nicht, hat also nicht zu Ende gedacht?

Es käme hoffentlich erstmal nur auf ein Experiment an. Vielleicht retten uns die dann gemachten Erfahrungen vor einer dauerhaften Durchführung. Die Strategie eines derartigen Vorgehens wurde ja bereits mit der kurzfristigen Einführung des Abbauplans der nun wirklich tsunamifernen Kernkraftwerke vorgeführt. Dafür kam das Kernkraftunglück im fernen Fokushima höchst gelegen, obwohl dort dadurch nicht ein einziges direktes Todesopfer zu beklagen war: Bei einer – lediglich! – Landtagswahl (Baden-Württemberg 2016) galt es, die Argumente der konkurierenden Partei (GRÜNE) mit einem Male zu den eigenen zu machen und dieser Partei dadurch die GRÜNE-sympathisierenden Wähler abzuluchsen; zwar nicht durch Diktatur, aber doch durch Ethikratur. Wir wissen, dass das erhoffte Übertrumpfen – oder gar Ausschalten – der GRÜNEN nicht geklappt hat; diese wurden sogar die stärkste Partei! Aber nun war ein Zurück in der Kernkraftfrage nicht mehr möglich. Man kann sich schließlich nicht zweimal hintereinander einen analogen Opportunismus leisten! Stattdessen müssen wir nun mit unermeßlich viel Geld für die Stromkosten eines jeden von uns schlichtweg nur noch durchhalten! Solch Opfern hat ja bei den Deutschen schon früher stets gewirkt. Sie lassen sich von Mißstimmungswalzen erst einmal überrollen – und bleiben dann aber in ihrem Mitläufertum verschlimmbessernd konsequent, was bei ihnen dann Treue heißt – was auch nur besser klingt als Herdentrieb.

Die von unserer Bundeskanzlerin vorgeführte Weise, mal kurzerhand die Lahmlegung der Kernkraft in Deutschland in Gang zu setzen, sollte auch im Verkehrswesen praktiziert werden dürfen. Ein Versuch (wenn auch eventuell nur so vorübergehend wie hoffentlich der mit der Kernkraftstilllegung) bestände in der Erprobung, den städtischen Radverkehr stillzulegen! Im Gegensatz zum Atomausstieg wäre das gesamtwirtschaftlich nur eine eventuell reversible Notwehrmaßnahme.

Vorschlag für solch eine Gegenwelt:

Innerhalb des städtischen Personenverkehrssystems ist jedwedes Radfahren durchgehend verboten. Um die Entwöhnung zu fördern, wäre auch die sichtbare Zurschaustellung von Fahrrädern – außer in Museen – strafbar. Da Radfahrer auch bisher bereits durch keinerlei Fahrzeugsteuer belastet waren, entstände dem Fiskus dennoch keinerlei Einnahmeverlust.

Die potentiellen Folgen sähen fast vollständig positiv aus:

Sämtliche durch die Existenz von Radfahrern bedingten Unfälle würden absolut vermieden. Dadurch würde das Gesundheitssystem entlastet. Beträchtliche Zusatzeinnahmen kämen dem öffentlichen Personenverkehr zugute. Es gäbe keine störenden und stets gefährlichen Hindernisse mehr durch Fahrradständer. Außerdem profitierte man mittels Schrottgewinnung durch die aufgegebenen Fahrräder; gefördert eventuell mit öffentlichem Prämienangebot. Auch führte es zur Platzgewinnung im bisherigen Aufbewahrungsbereich. Kein umweltstörendes Fahrradklingeln nervte mehr, kein zuvor nötiges Warnen durch die Autohupen belästigte uns mehr. Ein gesundheitsfördernder Gewinn ergibt sich durch den gesteigerten Fußgeherbetrieb. An Endstationen des Berliner Verkehrssystem wäre eine Fahrradausleihe eventuell anzudenken. Ab dort gilt dann generell eine Kennzeichnungspflicht durch Nummernbeschilderung zwecks Haftungsverfolgung: Dieses Vorgehen entspricht einer Gleichstellung mit dem Autofahrer und steigert das Verantwortungsgefühl ebenso wie die Verfolgbarkeit. Durch Entfernung der Fahrradspuren würde an Straßenbreite gewonnen, womit wieder ein allgemein zweispuriger Autoverkehr mit Überholungsmöglichkeit erzielt würde. Das führte weiterhin zu einem zügigeren Verkehrsfluß mit entsprechender Schadstoffminderung. Nicht zuletzt wäre die Einsparung an der Straßenbeschilderung und der Belagbemalung vorteilhaft. Also: lieber radfrei als ratlos!

       Unterscheidet sich ein derartiges Vorhaben denn grundsätzlich vom volkswirtschaftlich schwerwiegenden Maßnahmenkatalog der CO2-Minderung und deren angeblichen Folgen? Denn auch für eine solche CO2-verarmte Gegenwelt konnte sich noch kein Faktenscheck auf einen hinreichend positiven Erfolg berufen!

Zugegeben: Wer beim Lesen dieses Textes gewisse sokratisch-ironische Tendenzen aufzuspüren meint, liegt nicht völlig falsch. Die Möglichkeit zum Aufkommen von Ironie weist stets auf die Gegebenheit eines iritierenden Anlasses hin. Zu solchen gehört auch, dass wir gegenwärtig in einer schon zwei jahrzehntelangen Klimakonstanz gestrandet zu sein scheinen! Auch wenn derlei Wahrnehmung den Ökofanatikern in ihrer Klimawahnwelt wie Gestank im Ohr wirkte: Angesichts eines angestrebten, zumindest gern gesehenen Diskussionsverbotes sollte man wenigstens schnell noch einmal achselzuckend entgegen schmunzeln dürfen – und beim Ausspruch des Philosophen Friedrich Nietzsche – bereits aus dem Jahre 1886 – mit dem Kopfe nicken: