Alle 60 Jahre mehr Regen im Hochsommer

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Dr. Ludger Laurenz  )*

Besonders in der nördlichen Hälfte von Deutschland klagen die Landwirte seit einigen Jahren über regenreiche Hochsommer mit Problemen bei der Mähdruschernte von Getreide und Raps, übernässten Böden und Schwierigkeiten bei der Herbstbestellung. In den neuen Bundesländern wundern sich viele Landwirte darüber, dass die zu DDR-Zeiten immer wieder auftretenden Dürresommer in den letzten Jahren ausgeblieben sind und freuen sich über die heute unerwartet guten Erträge. Fragt man ältere Landwirte, ob sie sich an eine solche Häufung von regenreichen Hochsommern erinnern, wird schnell die Zeit um 1960 genannte, wo es ähnlich nass gewesen sein soll.
An den historischen Klimadaten der Wetterstation Münster und dem Flächenmittel mehrerer Bundesländer lässt sich nachweisen, dass sich die heutige Phase mit vermehrt nassem Hochsommer schon früher im Abstand von 60 Jahren mehrfach wiederholt hat. Die Klimadaten sind in Archiven des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über das Internet frei verfügbar.
Wetterstation Münster mit Daten seit 1853
Für die Wetterstation Münster liegen Niederschlagsdaten seit 1853 vor, eine außergewöhnlich lange Periode. Zur Darstellung der Niederschlagszyklen im Sommer wurden die Niederschlagssumme von Juli und August gewählt. Aus der Literatur ist bekannt, dass  sich die zyklischen Schwankungen der Sommerniederschläge über Jahrzehnte am besten in diesen beiden Monaten offenbaren. Der Langzeit-Trend  der Niederschlagssumme dieser beiden Monate wurde in der folgenden Abbildung als gleitendes 11-jähriges Mittel dargestellt. Das ist in der Klimawissenschaft durchaus üblich, um Schwankungen und Trends über längere Zeiträume anschaulicher zu machen, auch um Einzeljahresextreme zu „glätten“. Mit dieser wissenschaftlich üblichen Methode werden die 5 vor und 5 hinter jedem Einzeljahr liegenden Niederschlagssummen übergreifend gemittelt.

Abb.1 (Quelle: ludger.laurenz@gmx.de)

Das Ergebnis in Abb.1 zeigt: Bei den Niederschlagssummen von Juli und August in Münster gibt es seit 1853 mehreren Zyklen mit ca. 60 Jahren Abstand. Regenreiche Phasen mit fast 200 mm Niederschlagssumme im Juli und August wechseln mit „Trockenphasen“ zwischen 110 und 150 mm ab. Der wesentliche Einflussfaktor auf die Hochsommerniederschläge geht ganz offensichtlich und sehr wahrscheinlich von der Atlantische Multidekadische Oszillation AMO aus. Dazu gibt es unzählige wissenschaftliche Publikationen. Die AMO ist ein Index der nordatlantischen Meeresoberflächentemperatur. Der AMO-Index ist mit den Niederschlägen und Lufttemperaturen in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre korreliert. In Phasen mit positivem AMO-Index  sind die Hochsommerniederschläge in weiten Teilen von Europa, der Sahelzone und Indiens deutlich höher als in Phasen mit negativem Index. In Phasen mit positivem AMO-Index ist das Risiko von Dürre im Mittleren Westen und Südwesten der USA  sowie das Risiko von schweren atlantischen Wirbelstürmen erhöht.
Klimadaten des Mittels der Bundesländer seit 1881
Der Einfluss der AMO auf die Hochsommerniederschläge nimmt in Deutschland von Nord nach Süd ab. Das ergibt die Auswertung historischer Klimadaten des Flächenmittels einzelner Bundesländer. Die Klimadaten dazu sind beim DWD für den Zeitraum ab 1881 abrufbar. Beispielhaft für verschieden Klimazonen in Deutschland wurde die Daten von den Bundesländern Schleswig-Holstein, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Bayern gewählt. Der Trend der Niederschlagssumme von Juli und August wurde wie schon am Beispiel der Wetterstation Münster berechnet und in der folgenden Abbildung (Abb. 2) dargestellt.

Abb.2  (Quelle: Ludger.Laurenz@gmx.de)

Grundsätzlich unterscheiden sich die Bundesländer in der Höhe der Niederschlagssummen von Juli und August. In Mittel von Bayern regnet es im Hochsommer fast doppelt so viel wie in Brandenburg. In Bayern wirkt sich die AMO praktisch nicht aus. Der Einfluss scheint auf die nördliche Hälfte von Deutschland beschränkt zu sein.
Die Schwankungen zwischen Minimum und Maximum der Niederschlagssummen sind besonders ab 1950 beachtlich. In den letzten 15 Jahren ist die Niederschlagssumme im eigentlich dürregeplagten Brandenburg höher als in den 70er und 80iger Jahren in Schleswig-Holstein oder Nordrhein-Westfalen. Im Phasenabschnitt seit 1950 ist der Unterschied der Niederschlagssumme zwischen positiver AMO-Phase und negativer AMO-Phase deutlich größer als im Phasenbereich vor 1950.  Um 1920 herum sind die Sommerniederschläge trotz negativer AMO kaum zurückgegangen, weil der negative kühle AMO-Trend vom positiven Trend der Nordatlantischen Oszillation NAO überlagert wurde.
Grundsätzlich werden die Klimaschwankungen auf den verschieden Kontinenten von mehreren Taktgebern beeinflusst. Das sind vor allen AMO, PDO (60-jährige Pazifische Dekadische Oszillation) und für unseren Klimabereich die Schwankung der Nord-Atlantischen Oszillation (NAO). Diese ist – im Gegensatz zu den maritimen Oszillationen AMO und PDO – eine zyklische Schwankung der Atmosphären-Strömung („Wind“) mit wechselnder Phasenlänge.  Je nachdem, ob sich diese zeitlich versetzten Taktgeber gegenseitig verstärken oder kompensieren, entstehen Phasen mit starkem oder schwachem Trend.
Im Gegensatz zu den verstärkten Hochsommerniederschlägen haben sich in den letzten 10 bis 15 Jahren die Frühjahrsniederschläge im März und April auffällig verringert. Auch diese Häufung dürfte im Zusammenhang mit der AMO-Phase stehen. So waren auch in der letzten positiven AMO-Phase um 1960 die Frühjahrsniederschläge vorrübergehend niedriger.
Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion
Unterschiedliche Niederschlagsmengen im Juli und August wirken sich direkt auf die Erntebedingungen der Mähdruschfrüchte aus. In Phasen mit positiver AMO wie um 1960 oder um 2010ist die Ernte wesentlich problematischer als in Phasen mit negativem AMO-Index. Ein regenreicher Hochsommer wirkt sich häufig auch auf die Bestellbedingungen im Herbst aus. Zum einen erzeugen die Erntearbeiten auf wassergesättigten Böden Fahrspurverdichtungen. Zum andern trocknen die Böden im September und Oktober eventuell nicht mehr ausreichend ab, mit erneuten Spurschäden durch die Bestellung. Folgen mehrere Jahre mit nassem Hochsommer und eher feuchtem Herbst, leidet die Bodenstruktur von Jahr zu Jahr mehr.
Die Niederschlagshöhe im Juli und August bestimmt die Ertragshöhe der Fruchtarten gegensätzlich. Im Juli werden bei Getreide und Raps die Körner gefüllt.  Je mehr es in dieser Zeit regnet, umso weniger scheint die Sonne, umso schwächer ist die Einstrahlung und Photosynthese, umso kleiner bleiben die Körner. Der Effekt verstärkt sich, wenn die Hochsommerniederschlagsphase schon Ende Juni beginnt. Je mehr und häufiger es regnet, umso mehr leidet der Ertrag auch unter Schadpilzen.
Profiteure positiver AMO-Phasen mit mehr Hochsommerniederschlägen sind die Sommerfrüchte wie Mais, Rüben und Kartoffeln. Bundesweit haben die Erträge der Sommerfrüchte in den letzten 20 stark zugelegt, während die Erträge von Getreide und Raps stagnieren oder sogar rückläufig sind. Der Ertragszuwachs bei Mais und Rüben wird immer wieder auf die großen züchterischen Erfolge zurückgeführt, dürfte aber auch nach dieser Analyse von der positiven AMO-Phase beeinflusst worden sein.
Auf die Sommerfrüchte wirken sich positive AMO-Phasen nicht nur über vermehrte Sommerniederschläge aus, sondern auch über höhere Temperaturen. Dazu gibt es mehrere wissenschaftlich begutachtete Studien.  In Phasen mit positivem AMO-Index sind die Temperaturen in Mitteleuropa ca. 1 °C höher als in Phasen mit negativem AMO-Index.
Fazit und Ausblick
Das Wetter kann von Jahr zu Jahr extrem unterschiedlich sein. Selbst in Zyklusphasen mit stark erhöhten Sommerniederschlägen kann es Einzeljahre mit extremer Dürre geben. Die sind aber in diesen Phasen seltener. Aus Klimatrends lässt sichnichtauf den Wettercharakter des nächsten Jahres  oder einzelner Jahre schließen. Niemand kann in einem chaotischen Wettersystem die Zukunft vorhersagen.
Wir können aber wissenschaftlich belegte Klimazyklen der Vergangenheit mit aller Vorsicht auf die Zukunft übertragen. Es ist wahrscheinlich, dass die Monate Juli und August in den nächsten 10 Jahren allmählich wieder trockener werden, wenn wir wieder in eine negative AMO-Phase eintauchen. Dann dürfte es bei uns auch wieder ein bisschen kühler werden.
Sorgen hinsichtlich einer leichten Abkühlung in den nächsten Jahrzehnten werden auch von allgemein stark abnehmender Sonnenfleckenaktivität genährt. Hunderte von weltweit durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten  Jahre über den Zusammenhang zwischen Sonnenfleckenaktivität und Klima zeigen eindeutige Korrelationen, auch an der Wetterstation Münster. Global sind Phasen mit niedriger Sonnenfleckenaktivität überwiegend mit Abkühlung korreliert. Wir dürfen uns deshalb nicht wundern,  wenn der Temperaturtrend in den nächsten Jahrzehnten durch die Abkühlung des Nordatlantik und stark abfallender Sonnenfleckenaktivität  weiter stagniert, eventuell sogar sinkt und die Vegetationszeit wieder kürzer wird.
Nachtrag vom 26.07.2018 mit Kommentar zum Dürresommer 2018
Das Wetter kann von Jahr zu Jahr extrem unterschiedlich sein. Selbst in Zyklusphasen mit stark erhöhten Sommerniederschlägen kann es Einzeljahre mit extremer Dürre geben.
Eventuell befinden wir uns aktuell aber auch in einer Umstellungsphase bei der AMO. Bisher war das Wasser des Nordatlantiks über ca. 20 Jahre überdurchschnittlich warm. Seit Anfang 2018 ist im Nordatlantik vermehrt kaltes Tiefenwasser an die Oberfläche gekommen, wie die Temperatur-Anomalie vom 14.06.2018 in der folgenden Abbildung zeigt.

Abb.3  (https://www.ospo.noaa.gov/data/sst/anomaly/2018/anomnight.6.14.2018.gif)

Der Umschwung von Warmphase zur Kaltphase erfolgt historisch betrachtet in der Regel innerhalb kurzer Zeit, im Extrem auch schon innerhalb eines Jahres.
Die derzeitige Temperaturanomalie des Nordatlantikwassers entspricht der Anomalie in negativen AMO-Phasen. Damit schließt sich der Kreis zum Dürresommer 2018. Vom unterkühlten Nordatlantikwasser dampft deutlich weniger Wasserdampf in die Atmosphäre als von wärmerem Wasser, mit geringerer Niederschlagsaktivität im nördlichen Mitteleuropa, wie in den beiden Abbildungen weiter oben für längere Zeiträume beschrieben wurde.
Gleichzeitig befinden wir uns 2018 in einem Tal des 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus. In Zyklusphasen mit geringer Sonnenfleckenaktivität ist ebenfalls mit geringerer Niederschlagssumme von April bis Juli zu rechnen.
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)* Ludger Laurenz  ist freier Berater für Pflanzenproduktion und Umwelt,
 Erstveröffentlichung dieses Beitrages bei TOPAGRAR (2017), LV-Verlag Münster; EIKE dankt TOPAGRAR für die frndl. Nachdruck-Genehmigung.
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Auf zur globalen Ökodiktatur: Wie der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber die Welt umbauen will

Dirk Pelster*
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Seine Augen sind nie ganz geöffnet, und wenn er schweigt, dann formt sich sein Mund stets zu einem spöttelnden Lächeln. Doch Schweigen ist eindeutig nicht das Metier von Hans Joachim Schellnhuber. Der wohl bedeutendste deutsche Klimaforscher und Freund großer Worte hält eigentlich nur inne, wenn es gilt, sich selbst bei einem seiner zahlreichen Termine mit Pressefotografen gekonnt in möglichst intellektuell wirkender Pose zu inszenieren. Vermutlich hatte diese so aufdringlich zur Schau getragene Attitüde des avantgardistischen Querdenkers nicht unwesentlichen Anteil daran, dass die Zeitschrift „Cicero“ Schellnhuber noch vor einigen Jahren unter die 500 einflussreichsten Geistesgrößen im deutschsprachigen Raum einordnete. Jedenfalls hat sich die jahrzehntelang in eigener Sache betriebene Imagepflege für den 1950 im niederbayerischen Ortenburg geborenen Wissenschaftler bezahlt gemacht. Sie katapultierte ihn von einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter für theoretische Physik an der Universität Oldenburg über verschiedenste Stationen ab den 80er Jahren bis in den Olymp der internationalen Klimafolgenforschung.
Doch gezieltes Eindrucksmanagement ist nur ein Teil von Schellnhubers Erfolgsgeheimnis. Da es nun einmal nicht ausreicht, sein Kinn beständig in Denkerpose für die Kameras auf die eigene Hand zu stützen, um von seinen Mitmenschen als geistiger Vorreiter wahrgenommen zu werden, bedarf es außerdem auch noch einer wirkmächtigen Botschaft. Diese besteht für Schellnhuber selbstverständlich darin, vor den Auswirkungen eines vermeintlichen Klimawandels zu warnen. Dabei bedient er sich − und hierin dürfte der wesentliche Grund für seinen gesellschaftlichen Einfluss zu suchen sein − fast schon apokalyptisch anmutender Zukunftsvisionen. Während sein erstes, 1993 erschienenes Buch noch den relativ unspektakulären Titel „Klimaänderung und Küste“ trug, prangt auf seinem jüngsten Werk von 2015 die eindringliche Aufschrift „Selbstverbrennung“. Dort sind allerlei düstere Metaphern über die Erde nach Eintritt der drohenden Klimakatastrophe zu lesen.
Auch ansonsten ist Schellnhuber ein Freund des Alarmismus. 2009 verkündete er in einer Fernsehsendung, dass die Gletscher des Himalaya bei einer durchschnittlichen Zunahme der Erderwärmung um zwei Grad Celsius schon im Jahr 2035 vollständig abgeschmolzen sein werden, mit katastrophalen Folgen für die dort lebenden Menschen. Gestützt hat er sich dabei auf Daten des Weltklimarates (IPCC), in dem Schellnhuber maßgeblich selbst mitwirkt. Später stellte sich jedoch heraus, dass die vermeintlichen Experten dieses Gremiums die tatsächliche Eisfläche um das 15-fache zu hoch angesetzt hatten. Mit einem Abschmelzen der zentral-asiatischen Gletscherfläche kann zudem erst ab dem Jahr 2350 gerechnet werden, und dies auch nur dann, wenn die weiteren Berechnungsmodelle des IPCC überhaupt korrekt sind.
Aber nicht nur im Umgang mit Daten zeigt sich Schellnhuber kreativ, auch die Hypothese über einen angeblich menschen-gemachten Klimawandel und dessen Auswirkungen ist von dem Gründer des staatlich finanzierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ebenso maßgeblich wie ideenreich mitgestaltet worden. Beispielsweise ist er der Erfinder der Theorie von den sogenannten „Kipp-Elementen“. Diese besagt, dass es bestimmte Regionen auf der Welt gebe, die besonders empfindlich auf klimatische Veränderungen reagierten und daher rasch „kippen“ könnten, was zu extremen Wetterphänomenen führen soll.

Wenn es kälter wird, liegt es daran, dass es wärmer wird !

Für Skeptiker stellt eine solche Annahme im Wesentlichen nur eine Methode dar, um die These vom „anthropogenen“ (vom Menschen verursachten) Klimawandel gegen Kritik zu immunisieren. So kann beispielsweise ein außergewöhnlich kalter Winter in Deutschland dennoch weiterhin mit der angeblichen Erderwärmung erklärt werden, indem man nachträglich einfach behauptet, dass durch die globale Temperaturerhöhung der atlantische Golfstrom in der Karibik umgelenkt worden sei und infolgedessen weniger warme Meeresströmungen nach Europa gelangt seien. Auch wenn es also plötzlich kälter ist, liegt dies daran, dass es wärmer wird.
Der Einfluss Schellnhubers lässt sich vor allem daran erkennen, dass er in seiner Funktion als Berater der Bundesregierung und des Papstes als Mitglied des IPCC entscheidend daran mitgewirkt hat, die „Begrenzung“ des Anstieges der durchschnittlichen Erdtemperatur auf zwei Grad Celsius zum Ziel nationaler und internationaler Politik zu machen.
Doch er fungiert längst nicht mehr als bloßer Ratgeber, der den Mächtigen dieser Welt Forschungsergebnisse für deren weitere Entscheidungen präsentiert. Schellnhuber macht selbst Politik. Auf Grundlage der wissenschaftlich nach wie vor unzureichend abgesicherten Hypothese einer durch Kohlenstoffdioxid bedingten Erderwärmung konstruiert er globale Probleme in der Zukunft und bietet zugleich vermeintliche Lösungen an.
Er möchte die Ressourcen der Welt neu verteilen und die Souveränität der Staaten weiter zugunsten supranationaler Strukturen reduzieren. Die „Große Transformation“ ist denn auch das Schlagwort, unter dem die politische Neugestaltung des Planeten vorangetrieben werden soll und zu dem es neben einem von Schellnhuber zu verantwortenden Gutachten für die Bundesregierung mittlerweile sogar ein Comic-Heft gibt, in welches er sich selbst gleich mit hineinzeichnen ließ.

Wer die wichtigsten Teile dieses 421 Seiten starken Gutachtens liest, ohne sich von den zahlreichen wohlklingenden Phrasen täuschen zu lassen, dem wird schnell klar, dass es sich bei diesem Dokument um nichts weniger handelt als den

Masterplan für eine globale Ökodiktatur.

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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion:  Dieser Artikel erschien zuerst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung (Nr. 16 – 20. April 2018); wir danken der PAZ und dem Autor Dirk Pelster für die Gestattung der ungekürzten Übernahme.
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So wahr mir das Kyoto-Protokoll helfe

[4]   Ansgar Neuhof
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Wenn für den Oberhirten der deutschen Protestanten der Klimawandel das wichtigste Problem ist und der Oberhirte der deutschen Katholiken zum Teil mit Karl Marx sympathisiert, läuft etwas gehörig falsch in den christlichen Kirchen. Die Politisierung der Kirchen ist der falsche Weg. Denn Jesus sah in der Politik nicht die Lösung für die Probleme dieser Welt.
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twitterte, er habe sich wie bei den Jusos oder der Grünen Jugend gefühlt. Ob er zu Ostern zur Abwechslung mal den Gottesdienst eines Pastors besucht hat, der den christlichen Glauben nicht zur Vermittlung politischer Ideologie nutzt, hat er nicht kommuniziert. Jedenfalls hätte es vollends genügt, sich Reden und Artikel der führenden Kirchenleute anzusehen, die eher wie Spitzenpolitiker und nicht wie Glaubensvermittler agieren.

Bischof Bedford-Strohm: sein wichtigstes Anliegen: Der Klimawandel

Für ihn ist tatsächlich eine nur auf Prognosen und Modellen aufbauende, nicht verifizierbare Schätzung der künftigen Temperaturentwicklung das wichtigste kirchlich-politische Anliegen. Nur gut, dass Bedford-Strohm nicht als neuer (Umwelt- oder Klimaschutz-) Minister vorgesehen war und so vorerst die Eidesformel der Klimareligion „So wahr mir das Kyoto-Protokoll helfe“ ungesprochen geblieben ist.

Die evangelischen Kirchen: Klimaschutzkonzepte statt Glaubenskonzepte

Der Stellenwert der Klimareligion in der evangelischen Kirche lässt dabei nicht hoch genug einschätzen. Allein die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg hat ein 172-seitiges Klimaschutzkonzept erstellt, dazu noch ein Umweltkonzept von 129 Seiten (bzw. 189 Seiten mit Anhang). Und nur die offiziellen Klima-Beschlüsse der EKD und der Landeskirchen haben einen Umfang von 50 Seiten (Stand 11/2016), bei einer Aktualisierung würden wohl etliche Seiten dazukommen. Über entsprechende Konzepte und Beschlüsse zu Glaubensverbreitung, Lebensschutz oder dergleichen liest hingegen man nichts.

Die Selbstaufgabe der Evangelischen Kirche im Rheinland

Was die evangelische Kirche mittlerweile selbst von ihrem eigentlichen, sprich christlichen Glauben hält, zeigte kürzlich die Evangelische Kirche im Rheinland. Deren Landessynode beschloss mit überwältigender Mehrheit, Muslime nicht mehr zum christlichen Glauben bekehren zu wollen. Eine solche Kirche, die nicht mehr davon überzeugt ist, dass der eigene christliche Glaube auch für alle anderen Menschen Grundlage der Erlösung ist, die Jesu Auftrag „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern!“ (Mt 28, 19) ad acta gelegt hat, hat sich selbst aufgegeben.

Kardinal Marx: spricht lieber über Romantik als über Gott

Immerhin trug er diesmal sein Kreuz und hatte es nicht wie auch sein Amtskollege Bedford-Strohm beim Besuch des Tempelbergs in Jerusalem auf Wunsch der Muslime abgelegt und verleugnet.
Auch in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau zur Zukunft der Europäischen Union kam Gott/Jesus nicht vor. Statt dessen drosch Kardinal Marx die typischen Phrasen x-beliebiger Europapolitiker und schrieb beispielsweise von hinderlichen nationalen Egoismen und populistischen Bestrebungen in Ost- und Südeuropa oder forderte die EU auf, Antworten auf die aktuellen politischen Herausforderungen zu geben.

Der Kardinal, der Karl Marx recht gibt

Eine interessante Besonderheit an Kardinal Reinhard Marx ist natürlich seine Namensgleichheit mit dem Gesellschaftstheoretiker und Wegbereiter des Kommunismus Karl Marx. Er fühle sich „ein wenig marxistisch“, gab Kardinal Marx in einem Interview vor einigen Tagen zum Besten, und an anderer Stelle verkündete er: „Marx hatte in einigen Bereichen seiner Analyse durchaus recht“. Näheres hierzu siehe in dem gesonderten Artikel über Kardinal Marx und Karl Marx.
Diese relativierende, ja fast wohlwollende Betrachtung der Marxschen Gesellschaftstheorie ist angesichts der fundamentalen Unterschiede zwischen Christentum und Marxismus und des unendlichen Leides, das die auf dem Marxismus gründenden Ideologien über die Menschen gebracht haben, unverständlich und nicht zu rechtfertigen.

Auch beim Katholikentag: Klimaneutralität statt Gott

Angesichts einer derartigen Politisierung des Klerus verwundert es nicht, wenn auch in den Laien-Organisationen Gott/Jesus nicht mehr sonderlich bedeutsam erscheint. So haben es etwa die katholischen und evangelischen Jugendorganisation BDKJ und aej im letzten Jahr fertiggebracht, in einem gemeinsamen Sozialpapier nicht ein einziges Mal Gott oder Jesus zu erwähnen, dafür aber 22 Mal das Geld.
Und der kommende Deutsche Katholikentag in Münster, veranstaltet vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken, einer Laienorganisation, wirbt auf der Startseite seiner Internetpräsenz groß mit angeblicher Klimaneutralität. Wie es sich gehört, ist da ein zünftiger Ablasshandel mit dabei. Wer dort hinfährt, soll zum Ausgleich für seine CO2-Emissionen für Solarlampen in Indien spenden. Aus Berlin mit dem PKW macht das aufgerundet 4 Euro = 0,2 Solarlampen. Es ist gewiss nur eine persönliche Einschätzung, aber Solarlampen für Indien scheinen nicht wirklich das drängendste Problem auf dieser Welt zu ein. Im übrigen: Gott/Jesus taucht auf der Startseite des Katholikentags nicht auf. Man muss halt Prioritäten setzen.

Die Kirchen: politisieren im Namen der politischen Klasse

Was die Kirchen beziehungsweise deren ranghohen Vertreter aus Klerus und Laienorganisationen zu dieser Politisierung treibt, ist unklar. Möglicherweise wollen sie damit den zunehmenden Bedeutungsschwund in einer immer weniger kirchlich gebundenen Gesellschaft kompensieren, oder sie selbst sind wie viele andere nur noch auf dem Papier Christen und wenden sich lieber weltlichen Surrogaten (wie soziale Gerechtigkeit oder Klimarettung) zu. Vielleicht ziehen sie aus der grundsätzlich zutreffenden Erkenntnis, dass die Botschaft Jesu durchaus auch politisch ist, den unzutreffenden Schluss, sich in die politischen Auseinandersetzungen einmischen zu müssen – nicht begreifend, dass Jesus kein Politiker war, der die Probleme der Welt durch die Politik zu lösen suchte, sondern durch die Verkündigung seiner Botschaft.

Was die Kirchen ignorieren: Jesus sah in der Politik nicht die Lösung für die Probleme der Welt

Damit soll keineswegs der Gleichgültigkeit oder Teilnahmslosigkeit gegenüber politischen Vorgängen das Wort geredet werden. Selbstverständlich dürfen die Kirchen beizeiten der Politik die ethischen Grundlagen des Christentums nahebringen. Aber wenn sie dabei – wie derzeit wieder einmal in Deutschland – vorrangig als Unterstützer der politischen und medialen Kaste agieren und deren Deutungshoheit zu festigen suchen, dann haben sie etwas grundlegend falsch verstanden. Denn Jesus war nicht der Gehilfe der Mächtigen. Insofern hat aus kirchlicher Perspektive gedacht politisches Engagement der Kirchen in der Erkenntnis zu erfolgen, dass nicht das Eintreten für bestimmte politische Lösungen die Welt besser macht, sondern der Glaube an Christus. Denn – und das kann man nicht oft genug wiederholen – Politik ist nicht die Lösung der Probleme, sondern häufig genug deren Verursacher.
In diesem Sinne ist beispielsweise ein designierter Bischof, der gegen Bürger demonstriert (siehe hier), noch dazu Seit´ an Seit´ mit der Antifa (siehe hier), die sich um die eigene Sicherheit und die ihrer Kinder sorgen, genauso fehl am Platze wie ein Bischof, der den Klimawandel als sein wichtigstes Anliegen ansieht.
Denn wie auch immer man das Verhältnis von Kirche zu Politik sieht – als evangelische oder katholische Partei Deutschlands werden die Kirchen ganz sicher nicht gebraucht.
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Q u e l l e n :
[1] Kirche im Klimawahn: „Nicht mehr als JA und AMEN“, 19.12.2014; http://tinyurl.com/q9zfvmd
[2] „MISEREOR – Die zweifelhafte Leuchte des Herrn“, 02.05.2015, http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/misereor-die-zweifelhafte-leuchte-des-herrn/
[3]  Kirche und Klimawandel, 18.04.2016, http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/kirche-und-klimawandel/
[4]  https://www.tichyseinblick.de/meinungen/politisierung-der-kirchen-so-wahr-mir-das-kyoto-protokoll-helfe/   23.04.2018
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Klima-Skepsis am Ägeri-See

Alex Reichmuth*
Der Ägerisee im Kanton Zug ist eingebettet in eine liebliche Landschaft. Hier liegt der Morgarten, wo die Eidgenossen vor vielen Jahrhunderten er­folgreich Widerstand gegen die Habsburger leisteten. Um eine andere Art von Widerstand geht es bei einer For­schungseinrichtung, die seit kurzer Zeit ihren Sitz am Ägerisee hat:
Das Institut für Hydrographie, Geoökologie und Klimawissenschaften will zeigen, dass COnicht zwingend der Haupttreiber hinter der Erderwärmung ist, und wi­dersetzt sich damit einem angeblich weiten Konsens unter Forschern.
Hans-Joachim Dammschneider em­pfängt die Basler Zeitung in seinem Büro in Oberägeri, wo das Institut seine Adresse hat. Der Naturwissenschaftler und gebürtige Deutsche leitet die Institution, die Anfang 2017 gegründet wur­de. «Im Gegensatz zu vielen anderen, die sich zum Thema Erderwärmung zu Wort melden, bin ich tatsächlich Klima­tologe», sagt Dammschneider.
Wer beim Institut mitmacht, tut das – zumindest bisher – ehrenamtlich. Denn über wesentliche finanzielle Mittel verfügt dieses noch nicht. Dank mo­derner Kommunikation ist es für die Beteiligten auch nicht nötig, sich physisch am Ägerisee aufzuhalten.
Das Institut ist eine Art Netzwerk gleichge­sinnter Forscher.
«Ruhe, Vernunft und Anstand»
Entscheidend für die Gründung war eine Begegnung von Hans-Joachim Dammschneider mit dem deutschen Geologen Sebastian Lüning vor zwei Jahren. Lüning war zusammen mit Fritz Vahrenholt Autor des Buches «Die kalte Sonne» und betreibt eine klimaskep­tische Internetseite mit dem gleichen Titel. «Lüning und ich kamen zum Schluss, dass es eigene Forschungsaktivitäten braucht, um aufzuzeigen, wie sehr sich die tonangebenden Klimawissenschaftler in Behauptungen verrannt haben», so Dammschneider. Denn nur, wer selber eine wissenschaftliche Leistung bringe, habe die Chance, ernst genommen zu werden.
Mit «Ruhe, Vernunft und Verstand» wolle sich das Institut in die Diskussion um die Erderwärmung einbringen. Dammschneider selber bezeichnet sich als «Klimarealisten», der es absurd findet, CO2als Schadstoff zu bezeichnen und der Substanz die Hauptschuld am Klimawandel zu geben.
Nachdem Dammschneider in Hamburg Geografie (mit Schwerpunkt Kli­maforschung), Ozeanografie und Geologie studiert hatte, spezialisierte er sich während vieler Jahr auf Hydrologie. Im Anschluss an seine Doktorarbeit auf diesem Gebiet arbeitete er lange als selbstständiger Gutachter und half unter anderem mit, die Versandungs- und Verschlickungsprobleme an der Unterelbe zu lösen.
Ständiger Wechsel
Vor 15 Jahren zog er zusammen mit seiner Frau in die Schweiz, wo die Hy­drologie eine Zeit lang nicht mehr im Mittelpunkt seiner beruflichen Tätigkeit stand. Darum freut er sich, jetzt für das Institut wieder verstärkt wissenschaftlich tätig zu sein.
Für das Institut hat er bereits mehrere wissenschaftliche Arbeiten in der hauseigenen Schriftenreihe publiziert. Dammschneiders Spezialgebiet sind periodische Temperaturveränderungen der Meere. Solche Ozeanzyklen mit einer Dauer von rund sechzig Jahren würden auch die Verhältnisse in der Atmosphäre prägen, leitet er aus seinen Resultaten ab. «Die Lufttemperaturen korrespondieren tendenziell mit den Oszillations-Trends in den Meeren und unterliegen einem vergleichbaren Muster.» Wichtig ist ihm aufzuzeigen, dass ständige Wechsel beim Klima normal sind und nicht erst existieren, seit der Mensch fossile Brennstoffe nutzt.
Diesen Schluss legen auch andere Studien nahe, die im Namen des Instituts in wissenschaftlich begutachteten Zeitschriften publiziert worden sind: Unter der Leitung von Sebastian Lüning untersuchte ein Forscherteam die Temperatur- und Niederschlagtrends in Afrika während des Hochmittelalters. Während den Jahren 1000 bis 1200 war es auf der Nordhalbkugel ähnlich warm wie heute. Die Arbeiten von Lüning und seinem Team legen nahe, dass in dieser Zeit auch in Afrika sehr günstige Klimaverhältnisse herrschten. Auch das deutet darauf hin, dass die heutige Warmzeit nicht einzigartig ist.
Aufmerksamkeit und Geld
Es ist dennoch kaum zu erwarten, dass die arrivierte Wissenschaft wegen dieser Publikationen auf den klimaskeptischen oder eben «klimarealis­tischen» Kurs des neuen Instituts einschwenkt. Hans-Joachim Dammschnei­der ist sich bewusst, dass ein langer, beschwerlicher Weg bevorsteht. «Auch in der Wissenschaft existiert der Her­dentrieb», gibt er zu Bedenken. Gerade junge Klimaforscher könnten es sich in der Regel nicht leisten, angebliche Wahrheiten in Frage zu stellen, wenn sie nicht ihre Karriere gefährden wollten. Von daher setze das Institut stark auf den Support von freien Wissenschaftlern und emeritierten Professoren. «Diese können sich erlauben, offen zu sprechen», so Dammschneider.
Noch ringt das neue Institut um Aufmerksamkeit. Um es grösser und be­kannter zu machen, braucht es vor allem Geld. Die Suche nach Sponsoren aus der Wirtschaft sei vielversprechend, versichert Dammschneider. Er erwartet, dass das Institut irgendwann eigene Mitarbeiter anstellen kann. Überstür­zen wolle man aber nichts: «Wir gehen es Schritt für Schritt an.»
Sicher ist sich der Naturwissenschaftler, dass der Alarmismus um den angeblich menschengesteuerten Klimawandel nicht ewig anhält:
«Früher oder später wird man die bisherigen Positionen relativieren müssen.»
Bis es so weit ist, wollen er und seine Mitstreiter sich weiter in die Wissenschaft vertiefen – «nüchtern und unideologisch», wie Dammschneider versichert.
(Basler Zeitung)
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)* Dieser Artikel erschien zuerst in der BASLER ZEITUNG (ol.) am 13.04.2018
https://bazonline.ch/wissen/Klimaskepsis-am-Aegerisee/story/14557957
EIKE dankt der Redaktion der BasZ sowie dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
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Abbruchstimmung in Deutschland : Vielen Windparks droht das Aus. Der Rückbau könnte zu unerwarteten Problemen führen.

Alex Reichmuth*
In Deutschland stehen mittlerweile fast 29 000 Windanlagen. Sie machten im letzten Jahr rund 16 Prozent der Stromproduktion aus. Doch nachdem es beim Windstrom jahrzehntelang nur vorwärts ging, könnte das Abschalten zahlreicher Anlagen bald zu einem Rückgang der Produktion führen. Der Grund ist nicht, dass die Anlagen nicht mehr funktionieren – sondern dass ihre finanzielle Förderung demnächst ausläuft.
Das deutsche Erneuerbaren-Energie-Gesetz, das im Jahr 2000 in Kraft getreten ist, garantiert Windpark-Betreibern während zwanzig Jahren kostendeckende Tarifefür den Strom, den sie ins Netz speisen. Ab 2020 läuft diese Förderung jährlich für Tausende Windräder aus.Die Betreiber müssen ihren Strom dann auf dem freien Markt anbieten, wo die Preise im Keller sind. Die Erträge dürften in vielen Fällen den Weiterbetrieb der Anlagen nicht decken, zumal viele von ihnen nach zwanzig Jahren Betrieb wartungsintensiver sind und mancherorts kostspielige Reparaturen fällig werden.
Konkret läuft 2020 die Förderung für 5700 Anlagen mit einer gesamten installierten Leistung von 4500 Megawatt (MW) aus.
In den darauf folgenden Jahren dürften es jeweils zwischen 2000 und 3000 MW sein, für die die staatliche Subventionierung wegfällt. Der deutsche Bundesverband Windenergie schätzt, dass bis 2023 rund 14 000 MW installierte Leistung die Förderung verlieren, was mehr als ein Viertel der deutschen Windenergie-Kapazität an Land ist. Wie viele Anlagen tatsächlich vom Netz gehen, hängt vom künftigen Strompreis ab. Bleibt dieser so tief wie heute, könnten mehr Anlagen stillgelegt als neu errichtet werden.
Allerdings ist der Rückbau von Windanlagen nicht ohne Tücken.
Heute können alte Anlagen zwar noch mit Gewinn in andere Weltgegendenwie Osteuropa, Russland oder Nordafrika verkauft werden, wo sie dann weiterbetrieben werden. Aber das Angebot gut erhaltener Altanlagen steigt und dürfte die Nachfrage bald übertreffen. Dann bleibt nur der Rückbauvon Anlagen. Und dieser geht ins Geld. Laut dem Bundesverband Windenergie ist pro Megawatt installierte Leistung mit Kosten von 30 000 Euro zu rechnen. Für eine grosse Turbine fällt so rasch ein sechsstelliger Betrag an.Viele Betreiber, zu denen auch Gemeinden gehören, dürften auf diese Kosten nicht vorbereitet sein.
Probleme beim Recycling
Eine besondere Herausforderung beim Rückbau stellt das Recycling der Bestandteile dar.«Wir stellen mit massiven Subventionen Windräder auf, aber niemand hat sich Gedanken gemacht, was danach mit den Anlagen passiert, dass die eingesetzten Mittel zum Beispiel auch recyclingfähig sein müssen»,so Herwart Wilms, Geschäftsführer des grössten deutschen Entsorger Remondis.
Zwar ist das Material von Stahlteilen oder Kupferleitungen sehr gut verwertbar. Ein Problem stellen aber die Rotorblätter dar, die aus einer Mischung aus Glas- und Kohlefasern bestehen und mit Polyester-Harzen verklebt sind.
«Wir laufen auf ein Riesenproblem zu»,sagte Michael Schneider von Remondis zum Handelsblatt. Denn es sei kaum möglich, die mit Harz verklebten Fasern wieder zu trennen. «Wir kriegen die nicht mehr auseinander», so Schneider. Ab 2021 könnten jährlich 16 000 Tonnen solcher Materialien anfallen.
Zwar will die Windkraftbranche Lösungen für die Wiederverwertung entwickeln. Ob diese dann nicht nur technisch, sondern auch ökonomisch aufgehen, steht aber in den Sternen. So könnte am Ende nur die energetische Verwertung übrig bleiben, sprich Verbrennung. Aber auch diese ist schwierig, weil die Rückstände von Rotormaterial feinkörnig sind und die Filter von Verbrennungsanlagen verstopfen.
Doch mit dem Rückbau der Anlagen selber ist es nicht getan.
Verschwinden müssten auch die Betonsockel, die das Fundament von Windrädern bilden.
Bei einer grossen Anlage kann dieser Sockel schnell mehr als 3000 Tonnen Stahlbeton umfassen und nicht selten über zwanzig Meter tief in die Erde reichen. Laut dem deutschen Baugesetzbuch müssen Windanlagen «vollständig rückgebaut werden» –und aus den Erläuterungen zum Gesetz wird klar, dass der Rückbau die Fundamente einschliesst.
Die vollständige Abtragung des Betonsockels kann rasch Kosten von mehreren Hunderttausend Eurozur Folge haben.
Auch haben mehrere Gerichte bestätigt, dass nach dem Ende einer Anlage die Betonfundamente abgetragen werden müssen. Das macht ökologisch durchaus Sinn. Wie Godehard Hennies, Geschäftsführer des Wasserverbandstages Bremen/Niedersachen/Sachsen-Anhalt gegenüber der Welt ausgeführt hat, durchstossen die Fundamente oft mehrere geologische Horizonte und verursachen eine bedenkliche Vermischung von vorher getrennter Grundwasserleiter.
Die vollständige Abtragung des Betonsockels kann aber rasch Kosten von mehreren Hunderttausend Euro zur Folge haben.Viele Windkraft-Betreiber haben keine entsprechenden Rückstellungen gebildet. Entsprechend werden die Regeln nicht durchgesetzt. An vielen Orten einigen sich die Betriebe mit den Landbesitzern darauf, dass sie nur die obersten zwei bis drei Meter des Sockels abtragen müssen – vermutlich meist gegen Ausrichtung einer Abgeltung.
Wie der Norddeutsche Rundfunk vor Kurzem berichtete, wird in der Region Dithmarschen in Schleswig-Holstein gar nur der oberste Meter von Betonfundamenten entfernt. Das für Umwelt verantwortliche Landesamt billigt offenbar solche Deals.
Auch deutschlandweit ahndet das zuständige Bundesamt das widerrechtliche Vorgehen bei den Windkraft-Sockeln bis heute nicht.
Geht es um erneuerbare Energie, haben Gesetze offenbar nur Empfehlungscharakter.
(Basler Zeitung)
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)*  Dieser Artikel erschien zuerst in der BASLER ZEITUNG (ol.) am 05.04.2018
https://bazonline.ch/ausland/europa/abbruchstimmung-in-deutschland/story/18862585
EIKE dankt der Redaktion der BasZ sowie dem Autor Alex Reichmuth für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.
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