Energiewende: Populismus der Antipopulisten

Kürzlich rechnete derTages-Anzeiger vor, dass die Stromproduktion mit Wasser infolge verschärfter Umweltauflagen trotz dem Bau neuer Kraftwerke längerfristig sinken werde. Von den 800 im Rahmen der Energiewende geplanten Windmühlen wurden bislang 37 gebaut; neue Projekte scheitern am Widerstand von Umweltschützern und Anwohnern. Das Bundesamt für Energie musste derweil einräumen, dass die Windverhältnisse in der Schweiz schlechter sind als bisher angenommen. Bei einem miserablen Nutzungsgrad von 17,8 Prozent stehen die Räder die meiste Zeit still. Und allmählich dämmert doch dem einen oder andern, dass Solarpanels im Winter, wenn man sie am ehesten gebrauchen könnte, praktisch keinen Strom liefern. Die Geothermie, einst ein zentrales Element der Energiewende, wurde längst abgeschrieben. Gestiegen ist nur der Konsum.

Die im Wahljahr 2011 nach der Kernschmelze von Fukushima eiligst durchgepeitschte Energiewende ist gescheitert, bevor sie richtig angefangen hat. Dabei mangelt es nicht an technologischer Innovation und auch nicht am guten Willen. Das Problem liegt bei den unbestechlichen Gesetzen der Natur. Erstens: Die Energiedichte von Sonne, Wind, Erdwärme oder Biomasse ist extrem gering; der klägliche Ertrag steht in einem krassen Missverhältnis zum Verschleiss an Ressourcen (Fläche, Rohstoffe, Manpower). Zweitens: Die Energie von Wind und Sonne fällt selten dann an, wenn man sie braucht; da Speicher in der dafür benötigten Grössenordnung weder ökonomisch noch ökologisch zu verantworten wären (siehe erstens), ist der wind-solare Flatterstrom auf dem Markt faktisch wertlos.

Weg in die Abhängigkeit

Jeder, der auch nur über rudimentäre Kenntnisse der Physik verfügt, hätte das Fiasko voraussagen können. Tatsächlich steckt hinter der Energiewende ein verantwortungsloser Populismus, wie man ihn in der Schweiz zuvor kaum je erlebt hat. Von links bis rechts versprachen besonders jene Politiker, die den Populismus am lautesten verdammen, ihren Wählern das Blaue vom Himmel: Die von der Natur zum Nulltarif gelieferte saubere Energie würde Innovation und Arbeitsplätze schaffen und die unheimliche Atomenergie überflüssig machen. Mit einer CO2-Steuer sollten die Leute zum Sparen gezwungen werden. Das klang so lange gut, bis die Leute merkten, dass sie selber gemeint waren.

Im März 2015 lehnte das Volk mit rekordverdächtigen 92 Prozent Nein-Stimmen eine von den Grünliberalen geforderte Energiesteuer ab. Wohlweislich vertagte Energieministerin Doris Leuthard (CVP) die CO2-Steuer auf später, um ihre Energiewende nicht zu gefährden. Doch im Jahr 2019 stehen wieder Wahlen an. Gemäss Umfragen droht, wie 2011, ein Durchmarsch der Grünen. Und plötzlich ist die FDP wieder offen für eine CO2-Steuer, die sie im letzten Jahr noch abgelehnt hat. Energieministerin Simonetta Sommaruga (SP) zeigt sich «beeindruckt» von der «Klimajugend», beschwört die «CO2-Neutralität» und einen «Schulterschluss in der Klimapolitik, damit die Umwelt, aber auch die Arbeitnehmenden und die Bevölkerung profitieren».

Bittere Realität ist aber: Will man von den fossilen Brennstoffen wegkommen, muss man mehr Strom produzieren. Ein CO2-Ablass hilft dabei nicht weiter. Denn die Elektrizität ist das Letzte, auf das die Menschen verzichten. Es braucht neue Kraftwerke. Bereits heute bestehen im Winter Versorgungslücken. Fallen auch noch die Atomkraftwerke dies- und jenseits des Rheins weg, gibt es zwei Varianten, um den Blackout zu verhindern: Kohlestrom importieren oder Gaskraftwerke bauen. Die weitgehend autarke und emissionsfreie Stromversorgung der Schweiz wird damit als Folge der Energiewende definitiv Geschichte.

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)**  Anmerkung der EIKE-Redaktion:

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : Populismus der Antipopulisten | Die Weltwoche, Nr. 10 (2019) | 7. März 2019 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor ALEX BAUR für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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Betrachtungen zum Thema „Klima“

Vor vielen Jahren erfuhr man bereits auf der Schule von einem anderen Klima als dem augenblicklichen, indem von einer vergangenen Eiszeit die Rede war, in der unser Land (und nicht nur das unsrige) von einer dicken Eisschicht bedeckt war, der Meeresspiegel um –zig Meter gesunken und in unseren Breiten („Gegenden“) menschliches Leben kaum möglich war. Das ging dann vorüber, und jetzt ist es wieder grün, und der Meeresspiegel ist auch durch das geschmolzene Eis wieder angestiegen. Weshalb eine solche Eiszeit gekommen und wieder vergangen war, wusste damals niemand – und heute offenbar auch noch nicht. Was man aber weiß, ist, dass es viele solche Eiszeiten gegeben hatte, die sich in fast regelmäßigen Zyklen wiederholten. Die letzte endete vor ca. 12.000 Jahren und hatte etwa 80.000 Jahre angedauert.

Außer den zyklischen Eiszeiten, die sich in Zeitabständen von rund 100.000 Jahren seit mindestens zwei Millionen Jahren wiederholen, gibt es nun auch noch weitere zyklische Klimaschwankungen, die sich in wesentlich kürzeren Perioden feststellen lassen – in den letzten 2.000 Jahren wurden vor allem Zyklen von 1.000, 500, 200 und 60 Jahren analysiert, in denen die Temperatur-änderungen natürlich wesentlich kleiner als bei den Eiszeiten gewesen sind.

Dass man solche Zeiten und Zyklen messen kann, beruht auf sehr weit entwickelter analytischer Messtechnik – Thermometer hat man erst seit vielleicht dreihundert Jahren, und alle anderen, früheren Temperaturwerte sind sogenannte Proxywerte, die auf Bestimmung von Isotopen in Ablagerungen, Stalaktiten, Bohrkernen und Ähnlichem beruhen (z.B. 2H-,10Be-, 13C-, 14C-, 18O – Gehalte). Andere physikalische Größen werden ebenfalls benutzt.

Ursachen für die zyklischen Klimaveränderungen müssen in kosmischen Einflussfaktoren gesucht werden, die zwar als solche bekannt sind, aber nicht auf welche Weise sie die Temperaturen auf der Erde steuern  –  hier gilt es noch viel zu erforschen.

Dazu muss man folgende Parameter in Betracht ziehen:

Neigung der Erdachse gegen die Umlaufbahn (23,45°),

Präzession mit Nutation der Erdachse (ca. 26.000 Jahre),

Drehung der Erde (1 Tag),

Drehung des Mondes (29 Tage),

Veränderung der Exzentrizität der Erdumlaufbahn (jetzt 0,017),

Änderung der magnetischen Feldstärke der Erde und ihren Nord-Südwechsel,

Aktivität der Sonne und Sonnenflecken (u.a. 11 Jahre-Zyklus),

Wanderung des gesamten Sonnensystems mit allen Planeten durch die Milchstraße

-und andere mehr. Bei diesen Einflüssen spielen die sogenannten „Treibhausgase“ (s.u.) überhaupt keine Rolle.

Zum COist aber doch etwas zu sagen: Wenn am Ende jeder Eiszeit die Oberflächentemperatur wieder ansteigt, erniedrigt sich die CO2-Löslichkeit im auch wärmer werdenden Meerwasser, und von dem Gas entweicht ein Teil in die Atmosphäre, deren Gehalt dadurch erhöht wird; allerdings erfolgt die Erwärmung des Meeres viel langsamer als die der festen Oberfläche, so dass das Maximum des Gasgehaltes fast 1.000 Jahre später als das Temperaturmaximum erreicht wird – beim erneuten Abkühlen zur nächsten Eiszeit verliert die Luft ihr erhöhtes COwieder, aber ebenso zeitverzögert. Das hat ursprünglich zu der bis heute noch häufig zu findenden irrigen Annahme geführt, das COsei die Ursache der Temperaturveränderungen gewesen, in Wirklichkeit war es aber genau umgekehrt.

Die Ozeane bedecken gut 70% der Erdoberfläche und haben eine mittlere Tiefe von ca. 4.000 m, das ergibt eine Masse von ca. 1,5·1018Tonnen Wasser. Die in ihnen gelöste Kohlendioxidmenge ist nicht gut zu beziffern, es wurde aber abgeschätzt, dass im Meer etwa das 50-fache des in der Erdatmosphäre Vorhandenen gespeichert ist (von ursprünglich 420 ppmgewmit ca. 2,2·1012 t CO2, jetzt auf 3,1·1012t angewachsen; 1012 ist eine deutsche Billion, auch mit „tera“-bezeichnet).

Außer den erwähnten zyklischen Klimaschwankungen durch kosmische Einflüsse gibt es nun auch nicht-zyklische. So wurde gefunden, dass ein großes Artensterben durch Eiszeiten bereits vor über zwei Milliarden Jahren (Proterozoikum), während der Karbonzeit (vor 360 Millionen Jahren) und zu Ende des Perm (vor 290 Millionen Jahren) stattgefunden hat. Ganz besonders muss aber erwähnt werden, wie der Einschlag eines riesigen Meteoriten (ca. 10 km Durchmesser) am Ende der Kreidezeit (vor 65 Millionen Jahren) einen tiefen Einschnitt in das gesamte Artenleben auf der Erde verursachte, wobei auch alle Dinosaurier ums Leben kamen*. Große Meteorite sind auch zu anderen Gelegenheiten auf die Erde niedergegangen (Beispiel: Nördlinger Ries in Deutschland), ohne eine solche weltweite Katastrophe ausgelöst zu haben. Weiter sollte nicht vergessen werden, dass immer wieder starke Vulkanausbrüche für begrenzte Klimaänderungen die Ursache waren.

*Dieses wurde entdeckt (1980) durch die schon erwähnte hochentwickelte chemische Analysentechnik: Eine fingerdicke Ablagerung über der Kreideformation in Gubbio/Italien enthielt etwa 50-mal mehr Iridiumals sonst auf der Erde vorkommt (1 ppb), und dieses schwere Edelmetall findet sich besonders in metallischen Meteoren! An vielen anderen Stellen der Erde wurde dann die gleiche Ir-Unregelmäßigkeit oberhalb der Kreide festgestellt.

Kommen wir jetzt zu Klimaveränderungen durch schwankende Konzentrationen der Komponenten der Erdatmosphäre. Diese besteht gewichtsmäßig aus folgenden Anteilen: 74,4 % Stickstoff, 22,8 % Sauerstoff, 1,5 % Wasserdampf, 1,3 % Argon, 0,06 % Kohlendioxid und 0,0015 % anderen Spurengasen. Dabei ist der Wasserdampfgehalt, hier mit 1,5  % gerechnet, eine Durchschnittsgröße, die regional sehr verschieden sein kann (0,5-4%), was dann zu entsprechenden Korrekturen bei den anderen Gehalten führen würde. Außer diesem Wasserdampfgehalt verfügt die Atmosphäre aber auch noch über flüssiges Wasser in Form der Wolken, die durch Kondensation von verdampftem Wasser aus den Meeren stammen. Diese Kondensation, bei der erhebliche Wärmemengen freigesetzt werden, wird maßgeblich durch kosmische Strahlung initiiert, so dass wir hier wieder einen variablen Einfluss aus dem Weltall haben.

Diese Prozentzahlen, die in der Wissenschaft meist entsprechend abgewandelt auf das Volumen bezogen sind, werden anschaulicher, wenn man damit die Gewichtsanteile pro Quadratmeter Erdoberfläche berechnet. Wir haben also, je Flächeneinheit gerechnet, Folgendes: 7.436 kg N2, 2.278 kg O2, 150 kg H2O, 130 kg Ar, 6 kg CO2und 0,15 kg andere Spurengase, insgesamt 10.000 kg, die dem Atmosphärendruck entsprechen. Was die Wolken zusätzlich wiegen können, ist kaum zu berechnen; man beachte zum Beispiel Folgendes:

Bei einem stehenden Gewitter gehen manchmal mehr als 100 kg Wasser/m2·h aus einer Wolke auf die Erde nieder, und dabei ist die Wolke noch nicht einmal verschwunden! Der Bewölkungsgrad der gesamten Erde ist natürlich keine feste Größe und schwankt erheblich, es wurde schon eine Zahl von etwa 40 % für Berechnungen verwendet, aber auch von 70% wurde schon gesprochen.

Man hat den Einfluss der Atmosphäre auf die durchschnittliche Oberflächen-temperatur der Erde mit der Wirkung eines Gewächshauses verglichen, innerhalb dessen es ja auch wärmer als außerhalb desselben ist. Indes, beide Effekte sind physikalisch vollkommen verschieden, trotzdem spricht man beim Klima auf der Erde auch von einem „Treibhauseffekt“. Wie kommt dieser zustande?

Der Energieaustausch zwischen Erde und Weltall (Sonne) erfolgt ausschließlich durch elektromagnetische Strahlung; während von der Sonne ein weit gefächertes, dichtes Band von Strahlungsfrequenzen (UV, Licht, IR) auf die Erde trifft, emittiert letztere nur infrarote (= Wärme-) Strahlung in das All zurück. Beide Strahlungsenergien sind quantitativ gleich groß, so dass sich ein konstantes Gleichgewicht ergibt; was die Erde tagsüber von der Sonne empfängt, strahlt sie nachts wieder in das All zurück. Dabei kann man unterscheiden zwischen der Rückstrahlung der festen Erde und des Meeres (=Erdoberfläche) und der Strahlung von den Komponenten in der Atmosphäre, die dazu in der Lage sind, wozu besonders der Wasserdampf und das Kohlendioxid gehören; die anderen Spurengase zählen z.T. auch noch dazu, spielen mengenmäßig aber nur eine entsprechend geringe Rolle. Stickstoff, Sauerstoff und Argon können weder strahlen noch absorbieren.

Einen deutlichen Effekt machen jedoch zusätzlich die Wolken, die als flüssige Wassertröpfchen weder zur Erdoberfläche noch zu einem Atmosphären-bestandteil zu rechnen sind. Jedermann weiß, wie eine Wolkenschicht tagsüber die Sonnenstrahlung von der Erdoberfläche abhält – es bleibt darunter kühl oder kalt – , und dass sie nachts die Abstrahlung der Erde teilweise zurückgibt, so dass es unter ihr wärmer bleibt – sie wirkt „isolierend“.

Ähnlich wirken nun der Wasserdampf und das CO2 in der Atmosphäre, die beide in der Lage sind, Strahlungen zu absorbieren und auch zu emittieren, allerdings nur in wenigen spezifischen Frequenzen. Die dabei bewegten Energiemengen sind daher bedeutend geringer als die der Kontinuumsstrahler Feststoff und Flüssigwasser, die praktisch alle Frequenzen des IR-Spektrums in ihrer Strahlung beinhalten.

Betrachten wir nun die Mengen der strahlenden Bestandteile in der Atmosphäre – 150 kg/m2Wasserdampf, unbekannte Menge/m2Flüssigwasser der Wolken (viele Kilogramm!) und nur 6 kg/m2 CO2 , so wird deutlich, dass das COwegen seiner geringen Menge nur einen kleineren Beitrag zu dem gesamten Effekt beitragen kann. Insgesamt erhält die Erde durch Rückstrahlung, die ihre Abkühlung nachts verlangsamt, 150 W/m2; den größten Anteil davon bewirken die Wolken, gefolgt von dem Wasserdampfgehalt, und nur gut 20 % stammt vom Kohlendioxid.

Der Einfluss dieses Gases auf die Temperatur und damit auf das Klima ist mit Hilfe der physikalischen Strahlungsgesetze und festgestellten Messwerte recht genau theoretisch errechnet worden. Es ergibt sich, dass in ersterNäherung bei trockener und wolkenfreier Luft die Verdoppelungdes CO2-Gehaltes eine Temperaturerhöhung von 1,1°C bewirken würde. Dieses Resultat verschiebt sich dann nach unten, etwa auf 0,6°C, wenn man die Realbedingungen in die Rechnung einbezieht: Unter den Wolken ist das CO2nahezu wirkungslos, weil dort schon fast die gesamte IR-Strahlung absorbiert wird, weiterhin muss die Überlappung des CO2-Absorptionsspektrums mit dem des Wasserdampfes in Abzug gebracht werden, schließlich ist bei dem Wert von 0,6°C auch der geringe Effekt der Wasserdampfrückkoppelung wegen steigenden H2O-Gehaltes infolge Erwärmung bereits berücksichtigt.

Nun wird es wichtig abzuschätzen, wie man zu einer Verdoppelung des CO2-Gehaltes durch menschliche Aktivitäten kommen könnte. Oben ist angeführt, wie viel ursprünglich („vorindustriell“, um 1860) in der Atmosphäre enthalten war: 2,2 · 1012t. Um die gleiche Menge noch einmal einzubringen, müsste mehr Kohlenstoff verbrannt werden als sämtliche fossilen Brennstoffe (Kohle, Erdöl und Erdgas) enthalten, die bisher entdeckt sind! Es ist also nicht vorstellbar, wie unsere industriellen Tätigkeiten einen gefährlichen Klimawandel bewirken könnten, selbst 0,6 oder gar 1°C wären ja noch vollkommen verträglich. Eine sogenannte „Dekarbonisierung“ der Energiegewinnung, wie sie politisch weltweit angestrebt wird, ist also vollkommen unnötig !  –

Mit Hilfe der theoretischen Berechnungsmethode für den Effekt des CO2auf das Klima kann nun auch abgeschätzt werden, wie viel dieses Gas in den vergangenen 160 Jahren zur festgestellten Erwärmung von 0,8°C beigetragen hat. Der Anfangsgehalt von 280 ppmvol. (420 ppmgew.) hat sich jetzt auf 400 ppmvol.(600 ppmgew.) erhöht, wobei in dieser Zeit (1860 bis 2018) insgesamt 1,5 · 1012t CO2durch Verbrennung fossiler Brennstoffe emittiert worden sind.

Diese letzte Zahl zeigt, dass diese erfolgte Emission mitnichten ganz in der Atmosphäre verblieben ist, sondern nur   ̴ 0,9 tera-t (=  ̴ 60%), also zu einem beträchtlichen Teil (  ̴ 40%) in die sogenannten „Senken“, das sind die Ozeane, Gesteine und Pflanzen, überführt worden ist. Mit steigendem CO2-Gehalt erhöht sich sogar zwangsläufig diese Abflussmenge, so dass eine angenommene Verdoppelung damit deutlich schwieriger werden würde.

Der bisherige emissionsbedingte CO2-Anstieg entspricht dem Faktor 400/280 = 1,43, während eine Verdoppelung mit 560/280 = 2,0 gerechnet werden muss. Diese Quotienten gehen als natürliche Logarithmen der Werte, jeweils 0,36 und 0,69 betragend, in die theoretische Rechnung ein, was zeigt, dass anstelle von 0,6°C nur 0,3°C durch die industrielle Tätigkeit verursacht sein können. Das wären nur knapp 40% des tatsächlich Festgestellten (0,8°C), der Rest muss also den anfangs erwähnten zyklischen kosmischen Einflussgrößen zugeschrieben werden, die natürlich weiterhin wirksam waren, wie die Überwindung der „kleinen Eiszeit“ seit dem 19. Jahrhundert bereits gezeigt hat. Der menschgemachte Einfluss auf das Klima ist also minimal gewesen, dabei rechnerisch näherungsweise gut bestimmbar.-

Alle genannten Temperaturwerte stellen den weltweiten Durchschnitt dar; betrachtet man nun den Anteil, den Deutschland daran hat, und der mit 2,3 % gerechnet werden kann, so wird deutlich, dass uns hier von den ganzen 0,3°C Temperaturerhöhung nur ein Beitrag von einigen unmessbaren Tausendsteln Grad zuzurechnen ist !




Vom Menschen verursachte Erderwärmung ? Uneinigkeit innerhalb der weltweiten Klimaforschung !

CO2  als Erwärmungsgrund

CO2 ist ein für den Menschen ungiftiges Spurengas, dessen Anteil an der Atmosphäre etwa 0,04 Volumen-Prozent beträgt und das etwa eineinhalb mal so schwer ist wie die Luft. 

CO2 zirkuliert ständig und in erheblichem Umfang zwi­schen Luft, Erde und Wasser.

Das in der Luft befindliche CO2-Gas ist nach den Gesetzen der Quantenmechanik In­frarot aktiv. Es  absorbiert einen Teil der von der Sonne kommenden, un­sichtbaren Wärmestrahl­ung (Infrarotstrahlung) und lässt die sichtbare kurzwelli­gere Strahlung pas­sieren. CO2-Moleküle, die infrarote Sonnenstrahlung absorbieren, werden ener­getisch an­geregt, ihre kinetische Energie nimmt zu. Von dem Teil der Sonnenstrah­lung, der beim Einfall aus dem Weltall nicht ab­sorbiert wird, wird wiederum ein Teil von der Oberfläche der Erde zunächst absorbiert und dann als langwellige Infrarot­strahlung in die Atmosphäre zurück gestrahlt, um dort nunmehr von einigen Spuren­gasen teilweise absorbiert und etwa zur Hälfte zur Erde zurück gestrahlt zu werden. Für diesen Prozess hat sich – physikalisch nicht korrekt, denn in einem Treibhaus herrschen andere physikalische Gesetze als in der erdnahen Atmosphäre) – der Be­griff „Treibhauseffekt“ eingebürgert. 

—————-  Fußnote: Soweit meteorologische Sachverhalte und Vorgänge gemeint sind, die die gesamte Erde betreffen. sollte „Klima“ als Begriff  unbedingt vermieden werden. „Erd-Klima-Wandel“, „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Klimakatastrophe“, „Klimaskeptiker, „Klimaleugner“ sind sinnlose Begriffe. Es gibt kein „Erd-Klima“. „Klima“ beinhaltet neben „Temperatur“ zusätzlich unter anderem „Niederschlag“ (nach Art und Menge im Jahresverlauf) sowie „Wind“ (nach Stärke/Geschwindigkeit und Richtung, im Jahresverlauf). Diese Größen sind sinnvoll nur in Verbindung mit geographischen Räumen, auf die sie sich beziehen. Auf der Erde gibt es Ge­biete, Regionen oder Zonen, die ein  „Klima“ haben und deren „Klima“ sich wandeln kann. Aber dieser Wan­del des Klimas einer bestimmten Region ist nicht gemeint, wenn von „Klimawandel“ oder „Klimakrise“ gespro­chen wird. Dabei geht es stets um „Wärme“oder „Erwär­mung“, und deren Folgen.   —————–

Wer das aus seiner Infrarotaktivität resultierende „Treibhauspotential“ des CO2  grundsätzlich leugnet, mag  als „Leugner“ der anthropogenen globalen Erderwär­mung (AGW) bezeichnet werden. 

Alle Übrigen müssen so lange entweder als „Skeptiker“  oder aber als „Gläubige“ gel­ten, bis endlich der den Bedingungen wissenschaftlicher Beweispflicht genügende AGW-Beweis tatsächlich erbracht ist; oder bis das ganze Thema nach einem wissenschaftlich befriedigenden Gegenbeweis zu den Akten gelegt werden kann.

Ausmaß der Erwärmungswirkung des anthropogenen CO2  in der Wetterwirklichkeit

Die qualitative Aussage: „Anthropogenes CO2 hat einen Erwärmungseffekt“ ist in­haltsleer. Um sie mit Inhalt zu füllen, muss sie quantifiziert werden:

In welchem Ausmaß bewirkt CO2 , das von  Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangt, unter den höchst komplexen Bedingungen und Wechselwirkungen der Wet­ter-Wirklichkeit eine Erwärmung der bodennahen Luft? 

Das AGW muss quantifiziert werden. Einer bestimmten Menge von menschen-verur­sachtem CO2 müssen die dieser Menge unter genau definierten Bedingungen (Erd­wärme, Gas-Mix der Erdatmosphäre etc.) zuzurechnenden Erwärmungsgrade zuge­ordnet werden. Nur wenn die Beziehung zwischen zusätzlichem anthropogenem CO2 einerseits und globaler Erderwärmung andererseits quantifiziert ist, gibt es über­haupt eine rationale Grundlage für:

 „Anthropogene Erderwärmung“ oder

 „Erwärmungsbegrenzung durch CO2-Emissionsbegrenzung“, 

Nur unter dieser Voraussetzung kann zum Beispiel das CO2-Restbudget bestimmt, also die zentrale AGW-Frage beantwortet werden: 

Wie viel CO2  darf die gesamte Menschheit weltweit noch emittieren, ohne dass die globale Erderwär­mung über die in Paris zugestandenen etwa 0,5 Grad Celsius ab 2016 hin­ausgehen wird ?

Einigkeit über dieses Restbudget setzt Einigkeit voraus – über die quantitative Verknüpfung zwischen künftigem an­thropogenem CO2 (z. B. in Gigatonnen) und künf­tiger Erderwärmung (z. B. in Zehntel Grad Celsius). 

Im Umkehrschluss bedeutet Uneinigkeit über das Restbudget zwingend Uneinigkeit über AGW:

Je geringer das Restbudget angesetzt wird, desto größer ist der dem an­thropogenen CO2 für die Zukunft zugemessene Erwärmungsbeitrag, und umgekehrt. 

Wie steht es  innerhalb der etablierten Klimaforschung um die Einigkeit über das der Menschheit noch verblei­bende CO2-Restbudget ?

Die Antwort ist ernüchternd: Es herrscht enorme Uneinigkeit – und entsprechend herrscht Streit. 

Ein einziges Zitat aus einer Spiegel-Online-Analyse vom 05.10.2018 zum CO2-Rest­budget reicht als Beleg: Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenfor­schung (PIK) beschreibt dort den globalen Dissens zur Bedeutung des anthropoge­nen CO2 für die künftige globale Er­wärmung wie folgt:

„Es gibt große Unsicherheiten über das Budget. Je nach Rechenmodell und den ge­machten Annahmen liegt das Budget zum Erreichen der Pariser Klimaziele zwischen 150 und 1050 Gigatonnen.“ ( Holger Dambek: „CO2-Budget der Menschheit“, Spiegel-Online, 5. 10. 2018). 

Mit anderen Worten: 

Innerhalb der unter dem Dach des IPCC versammelten etablierten Klimaforschung variiert die dem anthropogenen CO2 für die Zu­kunft zugeschriebene Erd-Erwär­mungswirkung um siebenhundert Prozent (Faktor sieben).

Um das Ausmaß der Uneinigkeit innerhalb der vorgeblich in überwältigender Mehr­heit völlig einigen Klimaforschung zu verdeutlichen, mag ein kleines Beispiel genü­gen: 

Der Bauherr eines neuen Hauses erhält von zwei anerkannten Heizungsinstallateu­ren je ein Angebot über die nach deren Berechnung für eine gute Beheizung erfor­derliche Installation von Heizkörpern gleichen Fabrikates. Als er die Gesamtzahl der vorgeschlagenen Heizrippen aufaddiert, liegt diese beim 1. Angebot bei 150 und beim 2. Angebot bei 1050, also dem Siebenfachen des 1. Angebotes.

Für das im IPCC maßgeblich vertretene PIK selber reklamiert Rahmstorf, ebenfalls  lt. Spiegel-Online, ein Restbud­get von 600 Gigatonnen. 

Einen Tag später, im „Spiegel“ vom 6. Oktober 2018, kündigt Prof. Jo­chem Ma­rotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteoro­logie in Hamburg und einer der Leitau­toren des Weltklimarats (IPCC) an, der Weltklimarat wer­de zur Erreichung des 1,5-Grad-Erwärmungszieles den Höchstwert für das C02-Restbudget gegenüber den bisherigen Vorgaben  auf etwa 1000 Gigatonnen mindes­tens verdoppeln. Dies bedeu­tet im Klartext, dass allein zwischen nur zwei maßgeblichen deutschen Klimafor­schern ein AGW-Dissens von 67 Prozent besteht: Das PIK veranschlagt den Erwär­mungsbeitrag des anthropogenen CO2  1,67 mal so hoch wie das benachbarte MPI für Meteorologie in Hamburg.  

Derart können wir fortfahren, Dissens in der etablierten Klimaforschung aufzuzei­gen. In der anerkannten Fachliteratur findet man klimawissenschaft­lich begründete Fürsprache für fast jedes CO2-Restbudget innerhalb der von Rahm­storf genannten Grenzen von 150 Gigatonnen und 1.050 Gigaton­nen, d. h. innerhalb einer Spannweite von 700 Prozent. (vgl.  Holger Dambek: „CO2-Budget der Menschheit“, Spiegel-Online, 5. 10. 2018). 

Richard Millar von der Oxford University hat  im Fachblatt „Nature Geoscience“ das Restbudget ab 2018 laut neuer Berechnungen von bisher 200 Giga­tonnen mal eben auf wei­tere 800 Gigatonnen vervierfacht, seine quantitative Einschätzung des an­thropogenen CO2-Erwärmungsbeitrages demnach geviertelt.

Eine andere Forschergruppe dagegen plädiert im Fachblatt „Nature“ für ein verblei­bendes CO2-Budget von 600 Gigatonnen. Dieses gegenüber der Millar-Studie um 200 Giga­tonnen geringere CO2-Restbudget soll die Erwärmung mit nur 50-prozen­tiger Wahrscheinlichkeit  auf 1,5 Grad begrenzen. Auch für Rest-Budgets weit über 1000 Gigatonnen gibt es klimawissenschaftlich an­erkannte Fürsprecher. 

Ebenso für die These, dass es überhaupt keines CO2-Rest-Budgets bedarf, da der Zusammenhang zwischen tatsächlicher Erdwärme und anthropogenem CO2 ver­nachlässigbar gering sei. Bereits 2012 schrieben M. Beenstock u. a. in ei­ner umfang­reichen und mehrfach geprüften Studie:

„Die Tatsache, dass seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Erdtemperatur in keinem Zusammenhang mit anthropogenen Einflüssen steht, verstößt nicht gegen die Gesetze der Thermodynamik, der Quantentheorie oder irgendeiner anderen physikalischen Theorie.“

Angesichts der Komplexität des Erdklimas und unseres unvollständigen Verständ­nisses des Klimaprozesses ist es schwierig, Kohlenstoff-Emissionen und anderen an­thropogenen Phänomenen die Hauptursache für die globale Erwärmung im 20. Jahr­hundert zu geben. Dies ist kein Urteil über Physik, sondern ein Urteil über die In­terpretation der vorliegenden Daten.

Wir haben gezeigt, dass anthropogene Erwärmungsbeschleuniger nicht polynomial kointegrieren mit der globalen Temperatur und der Sonneneinstrahlung.

Daher unterstützen die Daten für 1880-2007 nicht die These einer anthropogenen globalen Erwärmung in diesem Zeitraum.“ (zitiert nach: M. Beenstock et al.: Polynomial cointegration tests of anthropogenic impact on glo­bal warming , www.earth-syst-dynam.net/3/173/2012).

Wem diese Aussagen und erst recht die zugrunde liegende, mit Zahlen und Gleichun­gen über mehrere Druckseiten bestückte Arbeit zu mathematisch und zu komplex sind, muss zur Kenntnis neh­men, dass „Komplexität“ bis zur Unverständlichkeit Merk­mal aller ernsthaften Ar­beiten zur „Anthropogenen Globalen Erwärmung“ (AGW) ist; und auch sein muss, an­gesichts des überaus komplizierten Sachverhaltes, um den es geht: „Wetter und Klima welt­weit.“ 

Zusammenfassend ist zu sagen:

Die etablierte Klimaforschung ist in der AGW-Frage in höchstem Maße uneins. Wer „Klimaskeptiker“ oder gar „Klimaleugner“ sucht, braucht die etablierte Klimawissenschaft nicht zu verlas­sen. Die Positionen reichen von „kein Zusammenhang zwischen anthropogenem CO2  und Erderwärmung“ bis zu „sehr enger und exakt quantifizierbarer Zusammenhang zwi­schen anthropogenem CO2 und Erderwärmung“. 

Die Uneinigkeit resultiert aus Unterschieden in den wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungsergebnissen zu erwärmungsrelevanten Fragen jenseits der allseits ak­zeptierten Eigenschaft des Spurengases Kohlenstoff-Dioxid (CO2) als eines Infrarot aktiven Gases mit grundsätzlichem Erwärmungspotential.

Sie betreffen zum Bei­spiel: 

–  den Anteil des anthropogenen CO2 am gesamten CO2  – Gehalt der Atmosphäre

–  den Verbleib des anthropogenen CO2 in der Atmosphäre nach Menge und Zeit

–  den Strahlungsaustausch der erdnahen Atmosphäre (IR-aktive Gase wie CO2 und IR-erzeugende Wolken (Aerosole))

–  die Wechselwirkungen zwischen primärem anthropogenem CO2-Erwärmungseffekt, Meeres-Temperatur, Verdunstung, Wolkenbildung und deren Beitrag zu Erwär­mung versus Abkühlung

–  die konzentrations- und temperaturabhängigen Veränderungen der Wechselwirkungen zwischen CO2 und weiteren Treibhausgasen ( z. B. Wasserdampf, Methan)

–  die Bedeutung des LAMBERT-BEER’schen Gesetzes der logarithmisch abnehmenden Aufnahmefähigkeit der atmosphärischen Spurengase in den Strahlungsbanden. 

Diese Beispiele sind vorsichtige Hinweise auf die kaum zu überschätzenden Er­kenntnis-Schwierigkeiten, die dann auftreten, wenn man das „Labor der theoreti­schen Physik“ verlässt und sich in die weite Welt des weltweiten Wetters begibt. 

Nur wer diese Schwierigkeiten negiert oder nicht wenigstens ansatzweise in ihrer riesigen Dimen­sion erfasst, wird den „Mut“ oder die „Dummheit“ aufbringen, wissen­schaftliche Einigkeit und Übereinstim­mung auf dem nahezu unendlich komplexen Gebiet der Wetter- und in deren Gefolge der Klimaforschung zu unterstellen. 

So lange die Gebote der naturwissenschaftlichen Beweispflicht im Sinne eindeutig belegbarer und wiederholbarer Ergebnisse nicht erfüllt sind, ist es Aufgabe der Wis­senschaft zu fragen, zu zweifeln und auch zu streiten. 

Der wissenschaftliche Streit muss ohne wenn und aber bis zum eindeutigen Ende belegbarer und nachvollziehbarer Ergebnisse ausgetragen werden. Wissenschaftlicher Streit darf niemals dadurch umgangen werden, dass er, aus welchen Gründen auch immer, aus der Wissenschaft in die Politik  getragen und dort auf dem Wege der Ver­handlung durch „Kompromisse“ verkleistert wird, also willkürlich.

Diese Umgehung wurde im IPCC nach Struktur wie Verfahrensweise zum Prinzip er­hoben. Wissenschaftlichen Dissens durch politisch dramatisierte Kompromisse zu verkleistern hat sich dort als alltägliche Praxis und mit verheerenden Folgen einge­bürgert. Bereits 1999 gab Prof. Stephen Schneider, IPCC-Leit-Autor, die Aufgabe zur Dramatisierung vor:

„Deshalb müssen wir Schrecken einjagende Szenarien ankündigen, vereinfachende, dramatische Statements machen und irgendwelche Zweifel, die wir haben mögen, wenig erwähnen. Um Aufmerksamkeit zu erregen, brauchen wir dramatische State­ments und keine Zweifel am Gesagten. Jeder von uns Forschern muss entschei­den, wie weit er eher ehrlich oder eher effektiv sein will.“ (Bachmann, H.: Die Lüge von der Klima-Katastrophe, 4.Aufl., Frieling-Vlg. Berlin, 2008, S.9)

Aber der Kleister wird brüchig. Die innerwissenschaftliche Uneinigkeit und der Drang zu Drama und Katastrophe treten zutage. Angesprochen auf die politische Wirkung der bevorstehenden Verdoppelung des CO2-Restbudgets – also der AGW-Halbierung – durch den IPCC-Leitautor Prof. Marotzke (MPI HH) im o. a. Spiegel-Interview:

Einige von meinen Kollegen machen sich deshalb schon Sorgen, dass dies falsch ankommt. Wenn sich das herumspricht, so ihre Befürchtung, legen alle wieder die Hände in den Schoß. 

Mit anderen Worten:

Die klimawissenschaftliche Wahrheit steht beim IPCC stets in Konkurrenz zu politischer Opportunität und Dramatisierung. Ein Blick auf die nach ähnlichem Rezept – allerdings noch krankhaft gesteigert – agierende 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigt, wie „weit“ man es inzwischen mit sach- und faktenferner Krisen- und Katastrophenpredigt in der ohnehin fast religiös aufgeheizten Klimadebatte bringen kann. 

Angesichts der riesigen energiepolitischen, wirtschaftlichen, verkehrspolitischen, gesellschafts- und sozialpolitischen sowie umweltpolitischen Dimension des Pro­jektes „Dekarbonisierung“ ist die Tatsache ein Skandal, dass bis heute jeder ernst­hafte Versuch fehlt, die AGW-These im Sinne einer umfassenden Klärung der Strahlungs- und Energie-Bilanz-Debatte experimentell zu überprüfen und abzusichern. 

Wie soll man verstehen, dass für experimentelle physikalische Grundlagenfor­schung, beispielsweise für den Bau und Betrieb von Teilchenbeschleunigern, Milliar­den aufgewendet werden, während die AGW-Debatte im Sumpf höchst spekulativer „Modell-Szenarien“ vermengt mit politischer Dramatisierung verkommt? Die Ant­wort kann auf jeden Fall nicht lauten, dass  AGW experimentell grundsätzlich nicht zu erforschen sei. (michael-schnell-experimentelle-verifikation-des-treibhauseffektes, https://www.youtube.com/watch?v=uyatWldokc4)




Geschenk von oben : Der Klimawandel bietet Behörden neue Eingriffsmöglichkeiten ; Sozialistische Politiker und NGOs sind begeistert.

Wahltaktisch geschickt hat der Basler Grosse Rat zudem zur Freude der Jugendlichen auf der Tribüne über Klimanotstand und Klimanotfall debattiert. Und aus Schulklassen tönt es: Maturareise per Bahn statt per Flugzeug.

Der Druck kommt von oben, und zwar von ganz oben, nämlich von der Uno, die seit Jahren den grossen Herausforderungen für die Zukunft der Weltbevölkerung hilf- und tatenlos gegenübersteht. Seien es Kriege, Machtkämpfe, Terror, Unterdrückung, Verfolgung, Korruption – Erfolge fehlen. Das gilt auch mit Blick auf die Bevölkerungsexplosion. Die Anzahl Füsse ist mindestens so wichtig wie der Fussabdruck. Da kommt der Klimawandel wie gerufen. Er ist ein echt globales Phänomen und eine erstklassige Gelegenheit für die Uno, sich weiter in Richtung Weltregierung vorzuarbeiten.

Jetzt kann man das sündhafte Atmosphärengift CO2 vor alle anderen Krisen, von Armut bis Krieg, setzen. CO2 ist wie die radioaktive Strahlung weder sichtbar noch riechbar und eignet sich bestens als Sündenbock für quasireligiöse Kampagnen. Das Höllen-Desaster liegt nicht im Jenseits, sondern im Diesseits des nächsten Jahrhunderts. Das Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, kann nämlich erst im 22. Jahrhundert erreicht werden – oder eben nicht. Die Rettung des Planeten, bezogen auf eine, politisch betrachtet, sehr ferne Zukunft, verleitet zu Jahrhundertfehlern.

Jahrhundertchance

Das völlig unverbindliche und wirkungslose Pariser Abkommen wird so zum irdischen Wunder erklärt, das der Uno eine Art Weltherrschaft und den nationalen Regierungen Vollzugsgewalt verspricht. Dabei könnte man das viel nüchterner sehen. Sollte die Temperatur tatsächlich empfindlich steigen, kämen unvergleichlich billigere Methoden zur Klimasteuerung in Betracht, beispielsweise künstlich erzeugte Wolken. Jetzt einen Klimanotstand für das 21. Jahrhundert auszurufen und die Welt in ein Energiedesaster zu stürzen, ist nicht nur hysterisch, sondern zynisch. Der Klimaprophet Professor Thomas Stocker verkündet die radikale Beseitigung von CO2-Emissionen auch gleich noch als Jahrhundertchance für die Wirtschaft.

Mit einigen Ausnahmen machen die meisten Länder schuldbewusst bis freudig mit. Indien und China dürfen ihren Ausstoss noch bis 2030 vergrössern. Den ärmsten Entwicklungsländern werden jährlich hundert Milliarden Dollar Abgeltung versprochen. Die Amerikaner sind schon offiziell ausgestiegen, und die Australier gehen eigene Wege. Aber warum ist man gerade in der Schweiz so eifrig bei der Sache?

Die Antwort: Für marktfeindliche Gruppen wie linke oder grüne Parteien sowie NGOs ist das ein Geschenk – nicht vom Himmel, aber immerhin von der Uno. All die gleichgefärbten Bürokraten der internationalen Organisationen verbünden sich mit ihren Kollegen in Bundesämtern. Hinzu gesellen sich kollektivistisch gesinnte Mitläufer aus dem Bürgertum. Heute haben es die Öko-Sozialisten viel leichter als früher, weil es ja um die Existenz unserer Kinder und Enkel geht und wir uns schuldbewusst geben können, ohne den Preis bezahlen zu müssen. Ein vom Parlament kürzlich abgelehnter unsinniger Schweizer Alleingang in weltrekordverdächtig hoher CO2-Besteuerung wird jetzt mit dem Support der einmal mehr kippenden FDP wiederbelebt. Lenkungsabgaben werden als Zukunftsinvestition begrüsst, dabei werden sie irgendwann in Subventionen für Sonderinteressen umgemünzt. Das Forcieren von Solar- und Windenergie sowie der Nuklearausstieg fördern in diesem Jahrhundert paradoxerweise das Gas.

Schon die sozialistische Planwirtschaft hatte gerade bei Menschen mit höherer Bildung viele Anhänger. Erst das Versagen bei der Umsetzung und der Niedergang nach zwei bis drei Generationen führten zur Abkehr davon. So weit ist es heute im modernen Öko-Sozialismus noch nicht, zumal staatliche Bürokratien und wissenschaftliche Propaganda die Medien und die Volksstimmung dominieren. Anzeichen der Ernüchterung gibt es jedoch. Im Musterland für opferbereite Klimahysterie hat das Berner Stimmvolk kürzlich ein unsoziales und ineffizientes Energiepaket abgelehnt. Wenn Wunschträume sich als falsch erweisen und die Portemonnaies der breiten Bevölkerung leeren, sind Illusionen schnell vom Tisch, allerdings sind die Täter dann auch schon von der Bühne verschwunden.

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)**  Anmerkung der EIKE-Redaktion: Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : Geschenk von oben | Die Weltwoche, Nr. 9 (2019) | 22. Februar 2019 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Silvio Borner für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages. Silvio Bornerist Mitglied im Carnot-Cournot-Netzwerk, einem Interdisziplinären Think Tank für Politikberatung in Technik und Wirtschaft  [http://www.c-c-netzwerk.ch/].

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Müssen wir das Klima retten? Eine neue Sonnenreligion verdunkelt die Hirne von Politikern und Gelehrten.

Ich bin einverstanden, dass sich die weltweite Durchschnittstemperatur seit dem Ende der Kleinen Eiszeit vor etwa 200 Jahren um rund ein Grad Celsius erhöht hat.

Es ist für mich erwiesen, dass CO2 eine Treibhaussubstanz ist und dass es davon immer mehr in unserer Atmosphäre gibt.

Ich bin überzeugt, dass das Verbrennen von fossilen Energien zu mehr CO2 in der Atmosphäre geführt hat und immer noch führt.

Und ja: Ich halte es für möglich, dass der Mensch durch den Verbrauch dieser Brennstoffe ungefähr die Hälfte des globalen Temperaturanstiegs der letzten fünfzig Jahre, rund 0,2 Grad Celsius, verursacht haben könnte.

Ich stehe also auf dem Boden des wissenschaftlichen Konsenses, sofern es ihn zu Fragen des Weltklimas gibt. Gleichzeitig verfolge ich mit wachsender Fassungslosigkeit, was die Politik aus diesen weithin unbestrittenen wissenschaftlichen Erkenntnissen macht.

«Selbstmord der industriellen Gesellschaft»

Was hier abgeht, hat ein anerkannter amerikanischer Klimaforscher kürzlich als den «organisierten Selbstmord der industriellen Gesellschaft» bezeichnet. Er meinte damit den politisch diktierten Zwangsausstieg aus den fossilen Energieträgern mit dem Ziel, die Erderwärmung zu beeinflussen.

Stellt man ab auf die Aussagen dieses Mannes – es ist der langjährige Lehrstuhlinhaber für Meteorologie am Massachusetts Institute of Technology, Prof. Richard Lindzen –, dann wird der sogenannte Klimaschutz nicht nur daran scheitern, das Klima zu schützen.

Er wird auch darauf hinauslaufen, dass wir unseren Kindern eine «Hypothek unvorstellbarer politischer Dummheit hinterlassen und eine durch rostende Windräder und zerfallende Sonnenkollektoren verunstaltete Landschaft».

Nun bin ich kein Klimaforscher, nicht einmal Naturwissenschaftler, aber wenn es um Fragen des Klimas geht, haben die Worte eines führenden MIT-Professors für mich am Ende doch etwas mehr Gewicht als die jüngsten Aussagen der freisinnigen Parteipräsidentin Petra Gössi.

Nach einer spektakulären Kehrtwende hat die Nationalrätin ihrer Partei von oben eine ganz neue Klimapolitik diktiert. Noch vor wenigen Monaten sagte sie das Gegenteil, aber wohl unter dem Eindruck der jüngsten Schülerdemonstrationen gegen die Erderwärmung (und des anlaufenden Wahljahrs) ist nun auch Gössi der dezidierten Meinung, dass die Schweiz in Gestalt ihrer FDP dringend etwas gegen den Klimawandel unternehmen muss.

Konkret will Gössi das Fliegen und das Benzin verteuern. Das trifft natürlich weniger sie selbst und die Mitglieder ihrer Bundeshausfraktion, aber es ist die Höchststrafe für den werktätigen Mittelstand, das Gewerbe, die Familien und die Randregionen, deren Bewohner aufs Auto angewiesen sind.

Noch reden wir nur von der reichen Schweiz. Überträgt man Gössis Ansatz, wie es das Pariser Klimaabkommen will, auf die ganze Welt, resultiert Wohlstandsvernichtung im globalen Stil. Der planwirtschaftliche Eingriff würde Millionen von Menschen in Afrika, Indien und Asien um die Chance eines wirtschaftlichen Fortschritts bringen.

Bewohner ganzer Regionen, die dank den fossilen Energien endlich am Anfang einer industriellen Entwicklung stehen, sähen sich zurückkatapultiert in den Zustand von Sklaven, von passiven Empfängern westlicher Entwicklungshilfe, solange der Westen dann noch in der Lage sein wird, diese Entwicklungshilfe zu bezahlen.

Schon einmal wurde der Freisinn von einer ähnlichen Welle spontaner Unbedachtsamkeit erfasst, und zwar nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, die allerdings gar keine Reaktorkatastrophe war, sondern eine Tsunami-Katastrophe, die sich aufgrund zu tiefer Schutzmauern des Kraftwerks zu einer Reaktorkatastrophe auswachsen konnte.

Ungeachtet solcher Nuancen und obschon sich die Wahrscheinlichkeit eines Tsunamis im schweizerischen Mittelland in einem statistisch vernachlässigbaren Risikobereich bewegt, machten die Freisinnigen damals mit – es war ebenfalls Wahljahr – beim überstürzten Ausstieg aus der Kernenergie. Was jetzt allerdings im krassen Widerspruch steht zur freisinnigen Klimawende, denn AKW produzieren, wie man weiss, kein CO2, welches die FDP heute wiederum als Todfeind des Klimas ins Visier genommen hat.

Natürlich sind es genau solche Widersprüche, die mich etwas zweifeln lassen an der Weisheit der gegenwärtigen Schweizer CO2- und Klimapolitik, diesem oft wortgetreuen Nachbeten jener Klimakongresse und Klimakonferenzen, an denen Wissenschaftler zu Aktivisten und Politiker zu Bewahrern, ja Rettern des Planeten werden.

Weltrettung und Postautos

An einem ihrer letzten grossen Auftritte im Bundeshaus hat Umweltministerin Doris Leuthard noch einmal die Parlamentarier einschwören wollen auf die bedingungslose Einhaltung der Pariser Klima- und CO2-Ziele. Sie sprach hier längst nicht mehr im Namen des Gremiums, dem sie angehört, sondern im Namen der Zukunft, im Namen der Menschheit – eine planetarische Schöpfungsmission, die allen, die sich als Teil davon empfinden, sicherlich ein erhebendes Gefühl bereitet.

Vermutlich war ich nicht der Einzige, der bei diesem gekonnten Theater an die gute alte Postauto AG denken musste, deren einstiger Chef, einer von Leuthards Untergebenen, wegen massiven Subventionsbetrugs möglicherweise bald für fünf Jahre ins Gefängnis wandern muss. Für einen Moment zischte dieser unfreundliche Gedanke durch mein Hirn: Wie kann eine Politikerin, die schon mit ihren Postautosubventionen überfordert ist, sich zuständig und in der Lage wähnen, das doch unendlich viel komplexere Weltklima in den Griff zu bekommen?

Die Antwort ist natürlich einfach. Das eine hängt direkt mit dem anderen zusammen. Früher haben Politiker internationale Konflikte angezettelt, wenn sie zu Hause versagten. Heute bietet sich den Staatenlenkern die Klimapolitik oder vor ein paar Jahren noch der Kampf gegen das internationale Feinstaubproblem als Fluchtweg, um aus der unbewältigten Komplexität ihres konkreten Verantwortungsbereichs in die erhabene Verantwortungslosigkeit eines globalen Weltheilungsprojekts abzuheben.

Wenn Gelehrte zu Propheten werden

Womit wir bei meinem zweiten grossen Unbehagen an der gegenwärtigen Klimadiskussion angelangt sind. Ich spreche von ihrer religiösen Dimension. Religion bezeichnet das spezielle Verhältnis des Menschen zur Schöpfung und zu deren Schöpfer, zu Gott. Menschen hatten in der Geschichte immer wieder die Tendenz, sich mit dem Höchsten, sich mit Gott, zu verwechseln. Das Christentum ist die religiöse Antwort auf dieses Ur-Problem des religiösen Grössenwahns, nach dem sich die Menschen für Gott halten können. Es sind die Christen, die den Menschen diesen Hang zur Selbstvergottung seit über 2000 Jahren auszureden versuchen, wobei die Christen, da auch nur Menschen, periodisch selber dieser Versuchung erlegen sind, was dann wiederum für Reformationen und für Gegenreformationen gesorgt hat.

Zumindest einen Hauch dieses anmassenden Selbstvergötterungskults glaube ich auch bei gewissen Klimapolitikern und Klimaforschern zu erkennen, dieses messianisch-apokalyptische Sichhineinsteigern in eine Art Weltuntergangstrance, die sich jede weitere Diskussion verbietet, die jeden Zweifler verdammt, früher hätte man von Blasphemie gesprochen, heute sind es die «Klimaleugner», denen alles Mögliche unterstellt wird; was für ein monströser Begriff, eine Anspielung natürlich auf die Leugner des Völkermords an den Juden, das nach wie vor grösste denkbare intellektuelle Verbrechen der aufgeklärten Welt.

Kürzlich war ich an einem Vortrag des in Bern lehrenden berühmten Schweizer Klimaforschers, Professor Thomas Stocker, unbezweifelbar eine Kapazität seines Faches, aber eben auch ein Gelehrter, der den Rubikon zum Aktivisten überschritten hat.

Auf seinen Kurven und Diagrammen wird ein in sich geschlossener, schwarzweisser Sinnzusammenhang reproduziert, eine Geschichte von Schuld und Bestrafung, eine Art Mythos, in dem die Menschen mit ihren Verbrennungsmotoren die Rolle des zentralen Sünders spielen. Ihr Wirken, und nur ihr Wirken, ist verantwortlich dafür, dass sich die Erde wie ein Glutofen aufheizt.

Mit wissender Überlegenheit knipst Stocker seine Schaubilder an, die uns eine Zukunft mit überall dunkelroten Zonen zeigen. Dort, so erfahren wir, wird die «Anzahl der Tage mit Risiko Hitzetod» im Jahr 2100 (!) auf über 200 bis 365 steigen, tödliche Hitzekammern, in denen die Menschen verglühen werden. Es spricht hier nicht mehr der Universitätsprofessor, sondern der Prophet, der grossräumig den Untergang weissagt, aber auch den rettenden Schlüssel in der Hand hält, um die weltweite Apokalypse abzuwenden. Weniger fliegen und Auto fahren, lauten Stockers läuternde Rezepte.

Kuriose Kinderheilige

Natürlich passt Greta Thunberg, die kuriose Kinderheilige aus dem Norden, fugenlos in diese Ergriffenheitsstimmung eines kollektiven Temperaturanstiegs.

Immer dann, wenn die Menschen von religiösen Schauern gepackt werden, wenn sie das grosse Entsetzen vor den Folgen ihrer eigenen Sündhaftigkeit ereilt, und sei es nur das allzu bedenkenlose Verbrennen von Erdöl oder die unbedachte Sonntagsfahrt, die man auch mit dem Velo hätte absolvieren können, dann konzentriert sich ihr Bangen und Hoffen auf fleischgewordene Abgesandte des Himmels, früher auf Heilige, Mönche und Fetischpriester, auf Schlangenölverkäufer und Teufelsaustreiber oder eben heute auf jene seltsame Schwedin, die unter den Augen der Weltpresse in Davos ihr globales Projekt verkünden durfte, nämlich die Menschheit punkto Klima nicht aufklären, sondern «in Panik» versetzen zu wollen.

Ihr vor dem offiziellen Logo des World Economic Forum emotionslos abgelesenes Statement erinnerte tatsächlich an die dunklen Prophezeiungen mittelalterlicher Bussprediger, die wie heute Greta ohne jeden Luxus, in Lumpen, barfüssig, obdachlos – Greta campierte in einem Zelt – gegen menschliche Verkommenheit und Sittenverfall zu Einsicht und Umkehr aufriefen. Greta drückte es so aus: «Wir haben nicht einmal mehr zwölf Jahre, um unsere Fehler ungeschehen zu machen.» Es brauche jetzt «noch nie dagewesene Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft».

Normalerweise würde der Aufruf einer minderjährigen Schülerin zum Totalumbau unserer Zivilisation innerhalb von zwölf Jahren wohl als Hinweis auf eine gestörte Wahrnehmung, als eine Form von kindlichem Wahnsinn interpretiert. In einer allgemein religiös aufgeladenen Stimmung allerdings, in einem Wahljahr obendrein, können solche Erscheinungen eine politische Eigendynamik entwickeln, wie ein Fieberschub, der immer mehr Leute ergreift, die sich dann eben ganz konkret an der Idee berauschen, sie seien nicht nur wirklich in der Lage, den Planeten durch Autos, Ölheizungen und Flugzeuge zu vernichten, sondern sich darüber hinaus auch für fähig halten, den Planeten, den sie zu zerstören im Begriff sind, wieder zu retten, die Schöpfung zu bewahren, den verärgerten Sonnengott zu besänftigen, indem sie Busse tun und materielle Dinge opfern.

Und wehe dem, der die von ihren Allmachts- und Schöpferfantasien betrunkenen Menschen von ihrem religiösen Grössenwahn herunterholt! Wer das Werk des Höchsten zu verwirklichen glaubt, will sich von nichts und niemandem dabei stören lassen. Entsprechend giftig bis feindselig fallen denn auch die Reaktionen der Tiefgläubigen aus, wenn sie in ihrem Klimagottesdienst von Ungläubigen behelligt werden.

«Klima-Erwärmungs-Hysterie»

Liegt denn diesem gebieterischen Klima-Rigorismus wenigstens ein solides wissenschaftliches Fundament zugrunde? Haben wir es wirklich, wie gelegentlich zu lesen ist, mit einem 97-Prozent-Konsens unter Klimatologen zu tun, was Zustand, Ursachen und Folgen der Weltklima-Erwärmung betrifft? Die Antwort lautet schlicht und einfach nein.

Was der Gottesdienst ausblendet, ist die Tatsache, dass es namhafte Meteorologen und Klimatologen gibt, die es ganz anders sehen. Ich bin kein Fachmann. Ich kann nicht entscheiden, wer recht hat, aber ich nehme zur Kenntnis, dass es bei ganz entscheidenden Fragen, zum Beispiel der Schadenswirkung von CO2, grundlegende wissenschaftliche Differenzen unter Forschern gibt.

Nehmen wir zum Beispiel den bereits erwähnten Richard Lindzen. In einem Vortrag in London vor einem Jahr, den ich mir auf Youtube angeschaut habe, erklärt der emeritierte Professor für Meteorologie am MIT, in Chicago und Harvard, wie unser «hochkomplexes Multifaktor-Klimasystem» funktioniert. Er spricht von einer insgesamt «geringfügigen Erwärmung» seit dem Ende der Kleinen Eiszeit vor 200 Jahren.

Seine interessantesten Befunde lauten, erstens: Das Weltklima kann sich stark verändern, ohne den geringsten äusseren Einfluss. Allein das Zusammenwirken der Ozeane und der Atmosphäre produziert Schwankungen. Zweitens: CO2 ist eine Treibhausgassubstanz, aber bei weitem nicht die wichtigste. Und der anteilsmässig kleine menschengemachte CO2- Einfluss auf den «enormen natürlichen Energieaustausch» zwischen Ozeanen, Atmosphäre und Biosphäre sei noch geringfügiger. Es sei deshalb wissenschaftlich unhaltbar, das CO2 zur «kontrollierenden Variable» der Weltdurchschnittstemperatur zu erklären.

Ausserdem, führt Lindzen aus, gebe es keinen Hinweis auf eine Zunahme extremer Wetterereignisse und stärkerer Stürme. Speziell kritisiert er die Ungenauigkeit und mangelnde Prognosefähigkeit jener Klimamodelle, die der Weltkongress der Klimawandelforscher, IPCC, seinen Warnungen zugrunde legt. «Es gibt Modelle für jedes Resultat.» Es sei, «wie wenn ein Gewehrschütze schiesst und dann das, was er zufällig getroffen hat, hinterher zum Ziel erklärt». Lindzen nennt das Ganze eine «Erderwärmungs-Hysterie», die darauf abziele, «die freie Marktwirtschaft abzuschaffen».

Ohne sich auf diese oder jene Seite zu schlagen, darf die Frage gestellt werden: Ist es wirklich vernünftig, den Totalumbau unserer Energieversorgung, unseres Wirtschaftsmodells und unserer Lebensweise auf der Grundlage einer ungesicherten Extremtheorie zum Thema CO2 voranzutreiben? Und ist es weitsichtige Politik, heutigen und kommenden Generationen gewaltige Kosten einer «Energiewende» aufzubürden (siehe Kasten Seite 18), die auf Erkenntnissen aufbaut, die alles andere als unbestritten sind? Ich habe da einfach meine ernsthaften Zweifel.

Welt wird immer grüner

Ja, es wird wärmer. Aber niemand weiss, wie lange es noch wärmer werden wird. Und niemand weiss, ob und wie der Mensch das Weltklima überhaupt steuern oder beeinflussen kann. Nicht einmal zur Bedeutung des CO2 gibt es einen klaren Konsens. Für die einen ist es Gift, für andere sogar ein Segen.

Bei meinen Recherchen stiess ich auf die Arbeit eines Ranga Myneni, Professor für Umweltwissenschaft an der Universität Boston. Anhand von Satellitendaten konnte er nachweisen, dass sich im Gefolge des CO2-Anstiegs die weltweiten Grünflächen während der letzten dreissig Jahre um 14 Prozent ausgebreitet haben, tropische Regenwälder, die subarktische Taiga, Grasland, Halbwüsten und landwirtschaftliche Gebiete seien gleichermassen von der Vergrünung betroffen. Es sei so, schreibt Myneni, wie wenn der Erde ein grüner Kontinent von der doppelten Festlandfläche der USA hinzugefügt worden sei.

Die Welt wird ein bisschen wärmer, aber vor allem wird sie immer grüner. Klar, es mag auch andere Befunde geben, aber als Nichtfachmann stelle ich bescheiden fest: Das von Greta Thunberg bis Petra Gössi universell verteufelte Treibhausgas CO2 hat, wenn überhaupt, nicht nur schädliche, sondern nachweislich auch höchst erfreuliche Nebenwirkungen. Wie dem auch sei: Nichts rechtfertigt die gewaltigen Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und in unser Leben mit dem angeblichen Ziel, ein Klima zu retten, das unserer Rettung möglicherweise gar nicht bedarf.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion:

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : Müssen wir das Klima retten ?| Die Weltwoche, Nr. 8 (2019)| 21. Februar 2019 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor ROGER KÖPPEL für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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