Fabrikation von Wahrheiten*

97 Prozent der Klimawissenschaftler unterstützen die Aussage des Weltklimarates – dies wird denjenigen entgegengehalten, die im Spektrum der Klimawissenschaft zu Ergebnissen kommen, die dem Mainstream widersprechen. Insbesondere in Diskussionen mit Politikern, Journalisten, aber auch Klimaaktivisten ist dieser Hinweis das probate Mittel, um jeden Zweifel abzublocken. Zweifel etwa, ob es nicht auch natürliche Ursachen für einen Teil der Erwärmung gegeben haben könnte; ob nicht das CO2 in seiner Klimawirkung überschätzt sei; ob die Klimamodelle wirklich ein zureichendes Bild der realen Klimaentwicklung abgäben.

Der immer wieder zitierte 97-Prozent-Konsens beruht auf einer Arbeit von John Cook, einem australischen Psychologen, aus dem Jahr 2013. Cook hat klimawissenschaftliche Artikel aus den Jahren 1991 bis 2011 untersucht. Er stellte fest, dass 97 Prozent der Veröffentlichungen einen Zusammenhang zwischen Erwärmung und anthropogenem Einfluss annehmen. Schaut man sich die Studie Cooks allerdings etwas genauer an, stellt man fest, dass gerade mal 1,6 Prozent diesen menschlichen Einfluss mit mehr als 50 Prozent beziffern, die restlichen 95,4 Prozent sehen einen Zusammenhang, ohne ihn zu quantifizieren.

Die weit überwiegende Zahl der Wissenschaftler – ich zähle mich zu ihnen – sieht den CO2-Ausstoss durch den Menschen als eine von mehreren Ursachen für die globale Erwärmung der letzten 150 Jahre. Darunter sind einige, die den CO2-Beitrag auf weniger als 50 Prozent einschätzen, einige sicher auch auf 60 oder gar 80 Prozent. Der Uno-Weltklimarat (IPCC) behauptet in seinem Bericht aus dem Jahr 2018, dass ausschliesslich menschliche Aktivitäten für den Anstieg von 0,9 Grad Celsius seit 1850 ursächlich sind. Und landauf, landab verbreiten Politik und Medien, die Wissenschaftler seien sich zu 97 Prozent einig. Abweichende Meinungen werden damit als absurd oder skurril gebrandmarkt.

Da ist es doch interessant, einen Blick auf den letzten Bericht der American Meteorological Society aus dem Jahr 2017 zu werfen. 42 Prozent der befragten Meteorologen erachteten die Natur als bedeutsamere oder mindestens gleichwertige Ursache für die Erwärmung. 49 Prozent sehen den Menschen als Urheber im Vordergrund, allerdings vermuten auch hier nur 15 Prozent den Menschen als alleinig ursächlich: gegenüber der Untersuchung des Zeitraumes 1991 bis 2011 eine deutliche Steigerung, aber eben nur um 15 Prozent.

Nun werden naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht per Mehrheitsentscheid proklamiert. Gerade wenn sich zu politisch gehypten Themen eine unselige Allianz aus Politik, Medien und Wissenschaft bildet, wird es immer gefährlich. Auf dem Höhepunkt der Waldsterbensdebatte in den neunziger Jahren waren die wenigen abweichenden Wissenschaftler sehr schnell isoliert. Sie wurden von den Medien nicht mehr zitiert und von Forschungsmitteln abgeschnitten. Die Realität gab ihnen später recht.

Viele Menschen goutieren Schwarzweiss-aussagen, welche die komplizierte Welt so einfach wie möglich erklären. Von 97 zu 100 Prozent Konsens betreffend menschenverursachtes Klima ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt, der alles kolossal vereinfacht und die Schuldfrage auch noch gleich löst. Dabei wird in der Klimawissenschaft mit so extremen Unsicherheiten operiert wie sonst nirgendwo. Sämtliche Klimaberichte strotzen nur so vor Unsicherheiten. Erkenntnisse werden mit Konfidenzbereichen ausgewiesen: «sehr wahrscheinlich», «wahrscheinlich» und «unwahrscheinlich». Man stelle sich vor, Galileo oder Einstein hätten ihre gesetzmässigen Erkenntnisse mit derart ungefähren Formeln begründet.

Sündenbock CO2

So gibt etwa der IPCC die entscheidende Grösse der Klimasensitivität – also die Temperaturentwicklung bei Verdoppelung des CO2-Gehalts der Luft von vorindustriellen 280 ppm auf zukünftige 560 ppm (parts per million) – mit einem Streubereich von 1,5 bis 4,5 Grad an. Bei 1,5 Grad könnten wir der Entwicklung mit Gelassenheit entgegensehen; bei 4,5 Grad droht eine katastrophale Entwicklung. Was gilt nun? Auch der Weltklimarat kann die Antwort nicht liefern. Für den Weltklimarat ist die Sache klar: Der Mensch ist zu 100 Prozent schuld. In früheren Berichten hiess es, CO2 determiniere das Klima seit 1950. Neuerdings ist man sich sehr sicher: Bereits seit 1850 gibt es nur einen Stellknopf für das sich seither erwärmende Erdklima: Die anthropogenen Einflüsse allein sind die Sünder, vornehmlich CO2.

Woher weiss man das? Aus Modellrechnungen, in denen bestimmte mögliche Einflüsse eingegeben werden. Aus Messungen weiss man indes lediglich, dass CO2 eine Klimasensitivität von 1,1 Grad bei einer Verdopplung des CO2-Gehalts hat. Aus Modellsimulationen kommt man inklusive Rückkopplungen auf den etwa dreifachen Wert. Die Sonnenaktivität wird mit nahe null berücksichtigt, denn man stellt fest, dass die gesamte Sonneneinstrahlung während des elfjährigen Sonnenzyklus nur unwesentlich schwankt. Zwar schwankt die UV-Strahlung im Prozentbereich und das Magnetfeld der Sonne im Verlauf der Jahrzehnte um 10 bis 20 Prozent. Da man aber einen Mechanismus, wonach ein schwankendes Magnetfeld oder auch eine schwankende UV-Strahlung die Erdatmosphäre stark beeinflussen können, nicht berücksichtigt, bleibt es bei der Aussage: Die Sonne macht kein Klima. Dass es Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten gibt, welche die Warmzeiten und Kaltzeiten der Menschheitsgeschichte mit der solaren Aktivität in Zusammenhang bringen, ist für das Uno-Gremium nicht von Bedeutung. Was nicht zur Theorie passt, wird einfach ignoriert.

Zweifellos gibt es auch noch den Einfluss ozeanischer zyklischer Strömungen, im Atlantik wie auch im Pazifik, auf das Temperaturgeschehen. Diese können innerhalb eines sechzigjährigen Zyklus um plus/minus 0,3 Grad schwanken. Man kann diese Zyklen mit den IPCC-Rechenmodellen immer noch nicht zutreffend berücksichtigen. Also schlägt man Erwärmungseffekte, die in den letzten dreissig Jahren hierdurch bedingt sind, einfach dem CO2 zu. So einfach geht das.

Und dann gibt es noch einen kühlenden Effekt, der in die Rechenmodelle eingeht: die Aerosole. Dabei handelt es sich um Staubteilchen und Tröpfchen zum Beispiel aus Schwefeldioxidemissionen. Dummerweise ist aber die Unsicherheit über die Wirkung der Aerosole extrem hoch. Sie streuen in den Modellen um den Faktor zehn und können in den Computerberechnungen immer so eingesetzt werden, dass CO2 und Realität zur Übereinstimmung gebracht werden können. Die Aerosole sind, samt ihrer Wirkung auf Wolken, der Joker im Spiel der Klimamodellierer: Man berücksichtigt sie je nach Bedarf – stärker oder schwächer oder auch gar nicht.

So gelingt es dann insgesamt, die CO2-Wirkung auf das Klima um den Faktor drei höherzuschrauben. Begründet wird dies mit der Annahme, dass CO2 zu einer Erwärmung der Ozeane führt und dass Wasserdampf einen viel stärkeren Einfluss auf das Klima zeitigt als CO2. Auch Wolken sollen angeblich modelltechnisch ein positives Feedback bewirken. Über diesen kleinen Umweg erreicht das CO2 seine allmächtige, das Klima fast im Alleingang steuernde Wirkung.

Doch was passiert, wenn die steigende Verdunstung der Meere zu mehr Wolkenbildung führt und Wolken sich insgesamt abkühlend auswirken? Man weiss es nicht, weil bislang die Rechenmodelle die Wolken nicht berechnen können.

Viel Unsicherheit also. Trotzdem ist man ganz fest dabei, die Politik zu überzeugen, dass das CO2 auf null gebracht werden muss, weil es in so dominanter Weise das Klima verändert.

Wie war es nur möglich, dass es in der mittelalterlichen Wärmeperiode von 900 bis 1150 ebenso warm war wie heute – und das bei tieferen CO2-Konzentrationen. Eine Reihe von Publikationen zeigt, dass die Erwärmung nicht nur ein Phänomen in Grönland oder Nordeuropa war, sondern alle Erdregionen weltweit umfasste.

So warm wie heute

Und wie konnte es dramatisch kühler werden während der Kleinen Eiszeit (1600 bis 1820), ohne dass das CO2 seine Finger im Spiel hatte? Hungerkatastrophen und Kriegen um schwindende Ressourcen fielen in jenem Zeitraum Millionen von Menschen zum Opfer. Warum sollte die Natur diese Schwankungen um mehrere Grad Celsius nach 1850 einfach eingestellt haben?

Das sind unangenehme Fragen. Daher hat es immer wieder Versuche gegeben, die Vergangenheit zu retuschieren. Das berühmteste Beispiel ist diehockey stick-Kurve von Michael Mann. Dabei wurden die Berechnungen so manipuliert, dass die mittelalterliche Warmzeit verschwindet und auch die Kleine Eiszeit als transitorisches kühles Lüftchen eingestuft werden konnte. Denn es stellte sich heraus, dass die Modelle, die an den Temperaturentwicklungen zwischen 1850 und heute angepasst wurden, die Vergangenheit vor 1850 nicht zutreffend wiedergeben konnten.

Weder die mittelalterliche Wärmeperiode noch die Kleine Eiszeit scheinen in den Modellrechnungen je existiert zu haben. Weil menschengemachte Emissionen aber die einzigen Stellschrauben in den Modellen sind, versagen diese, wenn die Ursachen der Klimaänderung natürlichen Ursprungs sind. Und so verwundert es nicht, dass die mittelalterliche Warmzeit, die so warm war wie die heutige Warmzeit, von ausserordentlich hoher Sonnenaktivität gekennzeichnet war. Eine Aktivität, die wir als solares Maximum auch für das 20. Jahrhundert feststellen: So aktiv wie im letzten Jahrhundert war die Sonne seit fast 2000 Jahren nicht mehr. Dass in der Kleinen Eiszeit die Sonne ihre Sonnenfleckenaktivität über ein halbes Jahrhundert vollständig einstellte (Maunder-Minimum), passt da ins Bild.

Wie schrecklich sind 0,9 Grad?

Die Basis für die heutige Erwärmung ist das Ende der Kleinen Eiszeit. Es war die kälteste Zeit in der Geschichte der letzten 10 000 Jahre. Doch ist das wirklich die richtige Basis für Klimaziele? Wer wollte dahin zurück? Nimmt man den Mittelwert der letzten 2000 Jahre, so wäre als Nulllinie eher das Klima zwischen 1940 und 1970 als Basis geeignet. Damit hätten wir bisher eine Erwärmung von 0,5 Grad festgestellt – eine Abweichung also vom langjährigen Mittelwert, die schon die zyklischen Temperaturschwankungen im Atlantik und im Pazifik von plus/minus 0,3 Grad mit sich bringen.

Mit der heute festzustellenden Erwärmung wären wir in der besten aller Klimawelten, wie uns ein Blick in die rund alle tausend Jahre stattfindenden Warmzeiten (minoisches, römisches und mittelalterliches Zeitalter) zeigt. Weil aber die katastrophalen Voraussagen der Klimamodelle, eine Erwärmung von 1,5 bis 4,5 Grad, in der Zukunft die Debatte bestimmen, müssen wir uns mit den Klimaprognosen beschäftigen.

Die Gleichgewichtsklimasensitivität ECS (Equilibrium Climate Sensitivity) beschreibt die Änderung des Temperaturniveaus durch eine Verdoppelung des CO2 von 280 auf 560 ppm nach Einstellen eines neuen Gleichgewichtes durch die Ozeane, was mehrere hundert Jahre beanspruchen dürfte. Hierfür gibt der IPCC die erwähnte Bandbreite von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius an. Fast niemand in der Politik und in den Medien hat bislang offensiv kommuniziert, dass dies nach den Vorstellungen des IPCC ein über mehrere Jahrhunderte dauernder Prozess ist.

Doch wie wirkt sich eine Verdoppelung des CO2 in diesem Jahrhundert aus? Eine Antwort liefert uns die transiente Klimaantwort TCR (Transient Climate Response). Sie gibt uns die Änderung der Temperatur bei Verdoppelung des CO2-Gehaltes in der Luft an zum Zeitpunkt, in dem 560 ppm erreicht worden sind. Nehmen wir also an, dass bei einem jährlichen Zuwachs von 2 ppm CO2 der Wert (heute 411 ppm) in 75 Jahren erreicht werden wird, also im Jahre 2094. Dann beträgt der entsprechende Temperaturanstieg von 1850 bis 2094 nach Angaben des IPCC 1 bis 2,5 Grad. Als wahrscheinlichster Wert wird 1,8 Grad angegeben.

Das hört sich nicht besonders gefährlich an, wenn man bedenkt, dass hiervon schon angeblich 0,9 Grad durch bisherige CO2-Emissionen verursacht wurden. Natürlich bewegt sich im Modell des IPCC die Temperatur nach 2100 in Richtung 4,5 Grad, jedoch – immer unter der Voraussetzung, dass sich die Prognostiker nicht irren – in mehreren hundert Jahren. Wissen das unsere Politiker? Wissen das die Bürger?

Doch es wird noch besser. Mittlerweile sind die ECS- und TCR-Werte des Weltklimarates einer Erosion unterworfen. Sie schmelzen gleichsam mit den Alpengletschern.

Thorsten Mauritsen vom Max-Planck-Institut in Hamburg und Robert Pincus von der Colorado-Universität kamen 2017 in der ZeitschriftNature Climate Changezum Ergebnis, dass der ECS-Wert nur noch 1,79 Grad betrage und der TCR-Wert 1,32 Grad. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen die Klimaforscher Judith Curry und Nicholas Lewis 2018 in einer Veröffentlichung der American Meteorological Society (ECS: 1,7 Grad, TCR: 1,33 Grad). Diese beiden Arbeiten sind die zurzeit besten Abschätzungen der Auswirkungen des CO2-Anstiegs aus realen Betrachtungen.

Bemerkenswert bei beiden wissenschaftlichen Publikationen ist, dass sie sich am unteren Rand der Bandbreite, die der IPCC für die Temperaturentwicklung vorsieht, befinden. Alle Arbeiten zur Abschätzung der Sensitivität unseres Klimas aus tatsächlichen Beobachtungen kommen zu niedrigeren Empfindlichkeiten gegenüber CO2, als die Modelle des IPCC ergeben.

Bei einer ECS von 1,7 Grad langfristig und einer TCR von rund 1,3 Grad können wird die Klimakatastrophe bis 2100 getrost absagen. Damit die vom IPCC angestrebten 2 Grad nicht überschritten werden, dürften wir die 560 ppm nicht wesentlich überschreiten. Das bedeutet, dass die Emissionen in den nächsten hundert Jahren auf das vorindustrielle Niveau gesenkt werden müssen. Auch das ist eine gewaltige Herausforderung. Doch wir hätten viel mehr Zeit für eine nachhaltige Energiezukunft, mit welcher Technologie auch immer. Das Ziel wäre über drei Generationen, nicht über drei Legislaturperioden hinweg zu bewältigen.

Auf null bis 2050 – wirklich?

In Anbetracht der aussergewöhnlich hohen Unsicherheit, des Versagens der Klimamodelle und der immer deutlicher werdenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die Klimamodelle zu heiss laufen, bleibt eigentlich nur eine vernünftige Strategie. Es ist richtig, die CO2-Verminderung auf globaler Ebene anzustreben, aber wir müssen diese immer wieder am realen Erwärmungsprozess nachjustieren. Wenn sich wider Erwarten die Katastrophenszenarien des IPCC nicht in Luft auflösen, müssen wir auf drastischere CO2-Minderungs-Schritte vorbereitet sein. CO2-arme Technologien müssen auf jeden Fall entwickelt werden. Varianten gibt es viele: Kernfusion, inhärent sichere Kernkraftwerke, fossile Kraftwerke mit CO2-Sequestrierung und natürlich auch erneuerbare Energien. Es wäre ausgesprochen dumm, sich auf eine bestimmte Option zu versteifen und andere a priori auszuschliessen.

Wenn die Klimareaktion auf das CO2 bei einem TCR-Wert von 1,3 Grad liegt, haben wir bis 2100 Zeit, um das vorindustrielle Emissionsniveau zu erreichen. Dabei ist es unerheblich, ob Deutschland und Europa 2050 oder 2100 auf netto null kommen. Entscheidend ist: Was macht die Welt, und vor allem, was macht China? Zu glauben, dass China, wie in Paris versprochen, bis 2030 die CO2-Emissionen von 8,9 Milliarden Tonnen auf (nur!) 12,5 Milliarden Tonnen ansteigen lassen wird, um diese hernach in zwanzig Jahren auf null zu senken, wäre schon arg naiv. Chinas Regierung selbst rechnet im 2050 mit den gleichen Emissionen wie heute, was schon eine gewaltige Anstrengung voraussetzt. Oder entspricht es etwa der europäischen Logik, dass wir unsere Industriegesellschaft zerstören, damit China richtig aufblühen kann?

Der Weltklimarat oder die «Fridays for future» sind der KP von China so ziemlich egal. Für die Chinesen ist gut, was China nützt, darüber sollten wir uns keine Illusionen machen. Wie China mit internationalen Abkommen umspringt, zeigte erst kürzlich der Bruch des Montreal-Abkommens. Das Übereinkommen, das für China 2002 in Kraft getreten ist, verbietet die Produktion und das Inverkehrbringen von Ozonschicht-schädigenden FCKW. Seit 2013 stossen chinesische Fabriken wieder jährlich mehr als 7000 Tonnen der verbotenen Gase aus. Reaktionen der Weltgemeinschaft: null.

1600 Kohlekraftwerke werden zurzeit weltweit in 62 Ländern gebaut, die meisten übrigens durch chinesische Firmen und mit Hilfe chinesischer Kredite. Konkret heisst das gemäss derSouth China Morning Post:15 300 MW zusätzlicher Kohlestrom für Pakistan, 16 000 MW für Bangladesch, selbst Myanmar will mit zusätzlichen 5100 MW seine Wirtschaft anheizen. Insgesamt wird die Kohlekraftwerkskapazität weltweit nicht reduziert, sondern um 43 Prozent erweitert. Das ist keine theoretische Modellrechnung, sondern die Realität. Und in Deutschland proklamiert die Bundeskanzlerin netto null für 2050.

Katastrophenwarnungen gab es schon viele. Die einen bewahrheiten sich, andere nicht, oft kam es auch ganz anders, als man dachte. Das nächstliegende Szenarium aber wäre zurzeit: Die Welt stellt sich bis 2100 langsam um, und Deutschland stürzt in zehn Jahren ab.

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Prof. Dr. Fritz Vahrenholt hat in Chemie promoviert und ist Honorarprofessor an der Universität Hamburg. Als Vertreter der SPD war er Umweltsenator in Hamburg (1991 bis 1997). Unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war er auch als Berater für Energiefragen auf Bundesebene tätig.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Fritz Vahrenholt für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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Gletschermanns Entdeckung*

Er sei Geologe, sagt Christian Schlüchter zur Begrüssung, «stellen Sie mich um Himmels willen nicht als Gletscherforscher vor». Die Glaziologen bekämen sonst Wallungen. Schlüchter wurde zwar weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wegen seiner Erkenntnisse über die Geschichte der Gletscher. Doch diese waren an sich bloss ein Nebenprodukt seiner geologischen Forschungen. Welch ein Affront für die Gletscherforscher. Und als ob das nicht schon genug wäre, fuhr Schlüchter – nolens volens – mit seiner Gletschergeschichte auch noch den Klimaprognostikern in die Parade. Und mit den Klimakennern ist erst recht nicht zu spassen.

Doch es ist, wie es ist: Die «verrückte Familiengeschichte» (Schlüchter) der Gletscher steht quer zu den Klimamodellen von Thomas Stocker, seinem weltberühmten Professorenkollegen an der Universität Bern. Unsere Gletscher, so Schlüchters zentrale Erkenntnis, waren in den letzten 10 000 Jahren die meiste Zeit kleiner als 2005. Es gab mindestens zwölf Wärmephasen seit der letzten Eiszeit. Das konnte er aufgrund von Holzstämmen und Torfstücken nachweisen, welche die schmelzenden Eiskolosse freigegeben hatten, oberhalb der heutigen Waldgrenze notabene. Seine Forschungen zeigen zudem: Die Klimaerwärmung ist kein linearer, sondern ein exponentieller Prozess mit vielen Faktoren, über deren Wechselwirkung wir zu wenig wissen.

Mit dem Wissen kamen die Fragen

Schlüchter hat nie behauptet, der Mensch hätte keinen Einfluss aufs Klima. Er gehört nicht einmal zu jenen Skeptikern, welche die alarmierenden Prognosen des Weltklimarates (IPCC) für übertrieben halten. Aus der Sicht der Alarmisten ist es noch schlimmer: Schlüchter ist ein Agnostiker. Nach seiner Meinung ist der Mensch weit davon entfernt, die Gründe für die Temperaturschwankungen zu kennen. Denn je tiefer er in die Geheimsphäre der Gletscher und in die vertrackte Geschichte des Klimas vordrang, desto mehr neue Fragen und Ungereimtheiten kamen zum Vorschein.

Der Kardinalfehler der IPCC-Modelle besteht nach Schlüchters Ansicht darin, dass man sich auf die menschengemachten Faktoren kapriziert. Alles andere werde ausgeblendet. In der real existierenden Welt gibt es aber viele denkbare Faktoren, die in einer komplizierten Wechselwirkung miteinander stehen. Klar ist für Schlüchter nur eines: Wenn man die abrupten Klimaschwankungen und die sie bedingenden Kippeffekte zwischen den Eiszeiten nicht schlüssig erklären kann, sind Prognosen für die nächsten 50, 100 oder auch 500 Jahre so zuverlässig wie Kaffeesatzlesen. Und das ist natürlich ein Affront sondergleichen in einer Zeit, in der gemäss landläufiger Doktrin jeder, der an der Unfehlbarkeit des Weltklimarates zweifelt, lächerlich gemacht und in die Schandecke der Leugner verbannt gehört.

Wir treffen Professor Schlüchter in einem abgelegenen Bauernhaus im Berner Emmental oberhalb von Lützelflüh. Der kräftige, leicht untersetzte und bärtige Mann mit dem stets wachsamen und festen Blick passt perfekt zu diesem Gehöft aus Gotthelfs Zeiten. Hier wurde er 1947 geboren, hier besuchte er die Grundschulen. Das Gymnasium absolvierte er in Burgdorf. 1966 ging er nach Bern, um Geologie zu studieren. Es folgten Studien in Deutschland, später forschte Schlüchter rund um den Erdball. Doch die Erdung auf der Emmentaler Scholle, hat man den Eindruck, die kam ihm nie abhanden.

«Das Glück war mir hold», fasst Christian Schlüchter sein Leben zusammen, «alles war Zufall und nochmals Zufall.» Es war ein Zufall, dass just Anfang der 1970er Jahre, als er sein Studium beendet hatte, überall Autobahnen entstanden. Schneisen wurden in die Landschaft gegraben, Kiesgruben ausgebaggert. Für einen Geologen war es das Paradies auf Erden: «Plötzlich konnten wir in die Högerreinschauen.» Zufälligerweise war es auch die Zeit, als die C14-Methode (Radiokarbondatierung) entwickelt wurde. Es war ein Meilenstein für die Erkundung der Erdgeschichte.

Und zufälligerweise fand der junge Geologe in Bern hochkarätige Professoren – etwa den Botaniker Max Welten, den Geologen Rolf Rutsch, die Mineralogin Emilie Jäger oder den Physiker Hans Oeschger –, die den Wissbegierigen über alle Schrebergärten hinweg fachübergreifend förderten. Denn um die geologischen Verschiebungen über die Jahrtausende zu erforschen, reichte ein Spezialgebiet nicht. Mit der Radiokarbonmethode etwa halfen ihm die Physiker, das Alter von Fundstücken in den Kiesgruben und Moränen zu bestimmen; mit Hilfe der Botaniker wiederum konnte er aufgrund von Pollen oder Hölzern, die er in geologischen Ablagerungen fand, die Vegetation einer bestimmten Epoche ergründen. Damit konnte man sich ein Bild machen von einem Thema, das damals nur ein paar Aficionados elektrisierte, zufälligerweise aber bald in aller Munde sein sollte: das Klima.

Schlüchter war einer, der sich lieber auf den Schutthalden der Gletscher herumtrieb als in den Bibliotheken und Hörsälen. Die Arbeiter in den Kiesgruben, von denen er manch einen mit dem Zauber der Geologie infizierte, waren seine treusten Verbündeten. Bis heute kommt es immer wieder mal vor, dass ihn einer anruft, weil er im Kies auf eine seltsame Formation, einen Findling oder einen vielleicht seit Jahrtausenden eingeschlossenen Baumstamm stösst. Dieses Holz hatte es Schlüchter schon immer angetan. Für ihn waren diese Fundstücke gleichsam die Agenden, mit denen er die Geschichte der Veränderungen datieren konnte. Die Baumarten und Jahrringe waren für ihn wie Wetterstationen. In unbestechlicher Präzision hatten sie die klimatischen Bedingungen vergangener Epochen aufgezeichnet.

Urban vs. knorrig

Dabei begann alles mit einem gewaltigen Flop. Mitte der 1970er Jahre fand Schlüchter unter einer Grundmoräne ein Holzstück, dessen Alter im Labor auf 19 500 Jahre datiert wurde. Es war eine Sensation, weil der Brügelan einem Ort lag, wo er nie hätte liegen dürfen. Musste man die Geschichte umschreiben? Nachkontrollen in München ergaben dann aber, dass man sich um Jahrtausende verrechnet hatte. Das Holzstück war durch organisches Material «verunreinigt», welches aus einer anderen Schicht durchgesickert war. Es war peinlich, ja, doch sein Ruf nahm keinen Schaden. Denn Wissenschaft beruhte, damals zumindest noch, auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Das war nicht so schlimm, weil die allein seligmachende wissenschaftliche Wahrheit noch nicht erfunden war. Dumm war nur, wer seine Irrtümer nicht sehen wollte oder vertuschte, statt daraus zu lernen.

Christian Schlüchter wurde 1993 ordentlicher Professor an der Universität Bern. Das war just die Zeit, als der Umweltphysiker Thomas Stocker am Physikalischen Institut in die Fussstapfen des legendären Hans Oeschger trat. Stocker hatte sein Handwerk an der ETH Zürich und später an der Columbia University gelernt. Seine Spezialität waren computergestützte Klimamodelle, die ihn später an die Spitze des Weltklimarates katapultieren sollten. An der Seite des Klimaaktivisten Al Gore durfte er 2007 im Kollektiv des IPCC den Friedensnobelpreis entgegennehmen. Die ebenso famosen wie umstrittenen historischen CO2-Kurven von Al Gore waren in Stockers Institut entstanden.

Schlüchter und der zwölf Jahre jüngere Stocker, das sind zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Man muss es sich bildlich vor Augen führen: Auf der einen Seite der urbane und eloquente Filius der katholischen Zürcher Konditorendynastie Stocker, einer, der am liebsten im Büro hinter Computern an seinen Modellen werkelte und sich in den internationalen Gremien bewegt wie ein Fisch im Wasser; auf der anderen Seite der knorrige Bauernbursche aus dem urprotestantischen Emmental, dem es im Zelt auf den unwirtlichen Gletscherhalden im Himalaja, in der Antarktis, im tiefen Anatolien, in den Alpen oder in den Hochanden am wohlsten ist; einer, der grundsätzlich allem misstraut, was er nicht mit den eigenen Händen anfassen und mit den eigenen Augen sehen kann.

Jahrelang ergänzten sich die beiden Antipoden ganz leidlich, publizierten sogar zusammen. Während Stocker beim IPCC die Karriereleiter hochkletterte, machte Schlüchter in den 1990er Jahren Funde in den Alpen, welche die Geschichte der Gletscher umschreiben sollten. Und wieder führte der Zufall Regie. Zwischen 1980 und 1990 waren die meisten Alpengletscher vorübergehend wieder gewachsen. Seit dem Ende der Kleinen Eiszeit (um 1850) hatte es noch zwei weitere solche Wachstumsphasen gegeben. Das hatte vor allem mit den Niederschlägen zu tun (der schnellste Gletscherrückgang wurde übrigens im aussergewöhnlich sonnigen Sommer 1947 gemessen). Entscheidend war: Der vorübergehende Vorstoss in den 1980er Jahren pflügte die Vorfelder der Gletscher auf und förderte, auch via Schmelzwasserbäche, massenweise Holz- und Torfstücke zutage, die vorher während Jahrhunderten oder Jahrtausenden vergraben gewesen und unter hermetischem Verschluss konserviert worden waren.

Zusammen mit seinen Studenten schleppte Schlüchter mehrere tausend Fundstücke aus dem ganzen Alpenraum in die Labors. So entstand über die Jahre eine detaillierte Geschichte der Gletscher bis zurück in die letzte Eiszeit. Nicht alle freute das. Denn die Realität, die der Gletschermann auf dem Feld gefunden hatte, passte immer weniger zu den Klimamodellen des IPCC. 2004 kam es zu einer ersten offenen Kontroverse. «Hör auf mit diesemSeich», so soll Stocker damals seinen Kollegen im trauten Kreis entnervt beschworen haben. Wie ernst war das gemeint? Auf jeden Fall war es nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Als die Gletscher kleiner waren

Nach der Jahrtausendwende kamen neue Messmethoden auf. Es konnten nun die Zeiträume bestimmt werden, in denen Gesteinsoberflächen der kosmischen Strahlung ausgesetzt gewesen waren. Die Felsen, welche die schmelzenden Gletscher freigaben, sprachen wiederum eine klare und deutliche Sprache: Im frühen Mittelalter oder etwa in der Römerzeit waren die Gletscher viel kleiner als heute, und zwar nicht nur in Europa, sondern weltweit. In der Öffentlichkeit wurden Schlüchters Forschungen zwar kaum wahrgenommen. Und er war auch nicht erpicht auf einen Showdown, solange man ihn forschen liess. Doch an der Universität im mittlerweile zutiefst rot-grünen Bern sorgten die Erkenntnisse des kauzigen Emmentalers, die sich nicht an die offiziellen Modelle hielten, für zunehmende Irritation.

Im Juni 2014 provozierte Christian Schlüchter mit einem ausführlichen Interview in der ZeitungDer Bundeinen Eklat. Schon der vieldeutige Titel («Unsere Gesellschaft ist grundsätzlich unehrlich») versprach Zoff. Schlüchter legte seine Erkenntnisse sehr detailliert dar. Zu den Modellen des IPCC äusserte er sich nicht direkt. Er wies aber darauf hin, dass sich die zum Teil dramatischen Wärme- und Kältephasen der letzten 12 000 Jahre nicht mit dem CO2 erklären liessen, dass es viele denkbare Theorien und wenig Gesichertes gebe – und dass man erst das Vergangene begreifen sollte, bevor man die Zukunft prognostiziere.

Es sei schwierig geworden, Forschungsergebnisse zu publizieren, welche der offiziellen Klimadoktrin widersprechen, klagte Schlüchter. Er plädiere zwar auch für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen, doch mehr Sorgen als das Klima bereite ihm der Zustand der Forschung: «Viele Naturwissenschafter sind heute Zudiener von Politikern.» Und weiter: «Es gibt in der Geschichte viele Beispiele für das Versagen der Naturwissenschaft, weil der Mut gefehlt hat.» Und zu Professor Stockers Aussage, man habe nur noch die Wahl zwischen zwei und vier Grad Erwärmung, meinte er trocken: «Die Erfindung des Teufels war die grandioseste Erfindung, die die Menschheit je gemacht hat. Man kann viel Geld verdienen, wenn man ihn an die Wand malt.»

Bienen und Enkel

Professor Thomas Stocker reagierte mit einer scharfen Replik. Wenn sein «langjähriger Kollege» mit Holzresten, die er «aus den schmelzenden Gletschern hervorholt», das Weltklima erklären wolle, dann sei das «weder wissenschaftlich noch seriös». Es gebe eine «einfache quantitative Erklärung für den weltweit dokumentierten Gletscherschwund: den vom Menschen verursachten Klimawandel, also den Anstieg der CO2-Konzentration». Und basta. Stocker warf Schlüchter mangelnde Verantwortung vor, weil er mit seinen Äusserungen «der Verharmlosung des globalen Klimawandels» Vorschub leiste.

Nach diesem kurzen und heftigen Aufflammen einer Kontroverse wurde es wieder ruhig. Schon 2012 war der Störfaktor Christian Schlüchter wegpensioniert worden. Heute kümmert er sich, fidel wie eh und je, vor allem um seine Bienen und seine Enkel.

Mit Schlüchter verschwand einer der letzten Vertreter der alten Garde aus der Universität Bern und mit ihm die vermaledeiten Baumstämme und Torfstücke, welche die Modelle stören. Es herrscht Eintracht. Man fragt sich bloss, wozu denn noch weiter übers Klima geforscht werden soll – wo doch schon alles wissenschaftlich gesichert ist.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich :  ALEX BAUR, „Gletschermanns Entdeckung  Sonderheft „Klimawandel für die Schule“, (11.07.2019) ;  http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Baurl für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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Umwelt : Moral-Meilen*

Man konnte es ahnen. Schon 2014 zeigte eine Umfrage der renommierten «Forschungsgruppe Wahlen», dass in Deutschland die Wähler der Grünen am meisten fliegen. Daran haben auch die Klimademos nichts geändert. Gemäss einer aktuellen Umfrage desselben Instituts gaben Ende Juni 46 Prozent der Grün-Wähler an, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal das Flugzeug benutzt zu haben. AfD-Wähler fliegen halb so oft (26 Prozent) – und das, obwohl bloss 31 Prozent von ihnen an Flugscham leiden (bei den Grünen tun dies 58 Prozent).

In der Schweiz hat derweil eine Umfrage der Sonntagszeitung gezeigt, dass auch heuer rund zwei Drittel der Jugendlichen, ungeachtet der Klimastreiks, mit dem Flugzeug oder mit dem Auto in die Ferien verreist sind. Bei den 55- bis 64-Jährigen ist es genau umgekehrt: Zwei Drittel geniessen ihren Urlaub ohne zusätzlichen CO2-Ausstoss. An den Flughäfen ist erst recht nichts von Scham zu spüren: In Zürich, Genf und Basel wurden auch dieses Jahr wieder Passagierrekorde verzeichnet.

Wer die Klimapanik für übertrieben hält, mag sich zurücklehnen: alles Heuchler !

Doch verkneifen wir uns mal den Hohn. Gehen wir davon aus, dass die meisten Klimabesorgten nicht bloss Zyniker sind, die andern missgönnen, was sie selber am liebsten tun. Wie erklärt sich die gelebte Doppelmoral ?

Flugsünden durch Proteste kompensiert

Zum einen hat es sicher damit zu tun, dass Grün-Wähler überdurchschnittlich viel verdienen; die geforderten Lenkungsabgaben sind für sie zu verkraften. Das gilt nicht unbedingt für Jugendliche. Die «Generation Easyjet» hat sich daran gewöhnt, dass Fliegen oft die günstigste Variante des Reisens ist. Doch der Widerspruch zwischen dem Fordern und dem eigenen Tun löst sich damit nicht auf.

Aus konservativer Sicht ist jeder mündige Bürger vorab selber für sein Handeln verantwortlich. Aus der progressiven Warte der Klimabewegten ist das Ziel aber ein kollektiver, für alle verbindlicher Wandel, der ohne die lenkende Hand des Staates eine Illusion bleibt. Und da man mit Klimaprotesten und Online-Kommentaren, dem Unterschreiben von Petitionen und dem Wählen grüner Politikerinnen doch schon so viel Gutes für die Rettung des Klimas und das Allgemeinwohl getan hat, erscheinen die individuellen Flugsünden zumindest moralisch kompensiert.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Alex Baur für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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WELTWOCHE: Intern – Klimawandel für die Schule*

Roger Köppel*

Demokratie ist Diskussion, Meinungsvielfalt, Rede und Gegenrede. Ohne Diskussion kann es Demokratie nicht geben.

Das ist der Leitsatz derWeltwoche. Mit diesem Sonderheft wenden wir ihn auf die Frage des Klimawandels an.

Klimawandel ist eine Tatsache. Es gab ihn, lange bevor die Menschen den Planeten bevölkerten. Die Weltgeschichte ist eine Chronik des permanenten Klimawandels.

Einst stampften Dinosaurier bei tropischen Temperaturen durchs heutige Mittelland. Dann wiederum gab es Zeiten, als die Schweiz von einem dicken Eispanzer belegt war.

Während der Römerzeit waren die Alpen weitgehend eisfrei, was dem Feldherrn Hannibal die Überquerung der Gebirge mit Elefanten möglich machte.

Im Mittelalter setzte bis ins 16. Jahrhundert eine Wärmephase ein. Dann wurde es kälter. Mitte des 19. Jahrhunderts, am Ende einer kleinen Eiszeit, erreichten die Schweizer Gletscher ihre seit langem grösste Ausdehnung.

Seither erwärmt sich der Planet erneut. Der Temperaturanstieg beträgt rund 0,9 Grad Celsius, unterbrochen von zwei dreissigjährigen Abkühlungsphasen, 1878–1910 und 1944–1976. Zwischen 1998 und 2013 fand die berühmte globale Erwärmungspause statt.

Das heisseste Jahr seit 1850 war das Jahr 2016. Seither wird es wieder kühler. Die Forschung streitet darüber, was hinter den Temperaturveränderungen stecken könnte.

Das Klima ist, komplizierter noch als die unvorhersehbaren Aktienmärkte, ein hochkomplexes System, das man mit Modellen abzubilden versucht.

Unbestritten ist: Seit der industriellen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts blasen die Menschen wegen der Verbrennung von Kohle, Gas und Öl immer mehr CO2 in die Luft.

CO2 ist ein Treibhausgas. Es hat also einen wärmenden Effekt. Vor allem aber ist CO2 ein Lebensgas. Ohne CO2 gäbe es auf der Erde weder Menschen noch Tiere oder Pflanzen.

Wissenschaftlich umstritten ist, wie stark der Mensch den Temperaturwandel antreibt.

Trotz Anstieg macht das CO2 heute weniger als die Hälfte eines Promilles in der Atemluft auf der Erde aus.

Nur etwa 3 Prozent des gesamten CO2 in der Luft sind menschengemacht. Der Rest ist natürlichen Ursprungs. Die Schweiz produziert rund einen Tausendstel der 3 Prozent.

Klimaforscher wie der ETH-Professor Reto Knutti sind überzeugt, dass nur das CO2 und nur der Mensch für die jüngsten Klimaveränderungen verantwortlich sein können.

Natürliche Einflussfaktoren, beteuert der anerkannte Physiker, seien heute im Gegensatz zu früher ausgeschlossen.

Dieser Sicht widersprechen zahlreiche andere Wissenschaftler, Physiker, Geologen oder Gletscherforscher.

Sie beteuern, dass der CO2-Anteil in der Luft während 75 Prozent der letzten 550 Millionen Jahre zwei- bis fünfzehnmal höher gewesen sei, ohne dass sich die Welt in einen Glutofen verwandelt hätte.

Ein Argument lautet, dass erdgeschichtlich der CO2-Anstieg in der Atmosphäre den jeweiligen Temperaturveränderungen nie vorausging, sondern stets hinterherhinkte.

Unser Eindruck ist, dass die heutige politische Diskussion diese wissenschaftlichen Kontroversen weitgehend ausblendet.

Die Klimadebatte ist eigentlich gar keine Debatte, sondern der Versuch der einen Seite, ihre Sicht rabiat durchzusetzen, unterstützt von den meisten Medien.

Kritiker, Skeptiker und Andersdenkende sollen mit Kampfbegriffen («Klimaleugner») eingeschüchtert, stillgelegt werden.

Das ist ungesund. Das ist gefährlich. Einseitige «Diskussionen» produzieren einseitige politische Entscheidungen.

Dieses Heft ist ein Beitrag zur Öffnung und zur Versachlichung. Es wäre schön, wenn wir die festgefahrene, geradezu festgefrorene Klimadebatte entkrampfen könnten.

Und ja, auch und gerade an den Schulen sollte die andere Sicht in dieser wichtigen Frage Eingang finden. Als Beitrag zur Meinungsbildung gegen Hysterie und Panikmacherei.

Wir danken herzlich unserem früheren Kollegen Dr. Markus Schär für die massgebliche Konzeption des Hefts und die Auswahl namhafter, international bekannter Autoren auf beiden Seiten des Meinungsspektrums.

Wir wünschen erhellende Lektüre !

Roger Köppel

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Roger Köppel für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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Klima klar, Wetter ungewiss *

Vor dem zweiten Juli-Wochenende hatte der Wetterbericht für den Großraum Dresden Dauerniederschlag von Freitagmorgen bis Sonntagabend angesagt. Tatsächlich gab es aber nur etwas Nieselregen und zwei kräftige Gewitter von jeweils einer reichlichen Stunde Länge.

An diesem Beispiel wurde wieder einmal deutlich, wie wenig Verlass auf die Vorhersagen der Meteorologen ist, obwohl den Forschern mittlerweile um die 100000 mobile und stationäre Beobachtungsstationen rund um den Globus, Dutzende Wettersatelliten sowie Supercomputer zur Auswertung der erfassten Daten zur Verfügung stehen.

Ganz besonders fehlerhaft fallen die Prognosen bei Zeiträumen von mehr als drei Tagen aus. Und jenseits der Grenze von 20 Tagen ist dann komplett Schluss: Keine der heutigen meteorologischen Methoden erlaubt brauchbare Vorhersagen, die weiter in die Zukunft reichen.

Das musste auch der staatliche Deutsche Wetterdienst erfahren, der vor einigen Jahren verkündet hatte, er könne künftig die Lufttemperatur und die Niederschlagsmenge für sechs Monate im Voraus prognostizieren und somit beispielsweise den Landwirten, der Getränkeindustrie oder der Reisebranche zu mehr Planungssicherheit verhelfen. Das groß angekündigte Vorhaben scheiterte schmählich.

Der Grund dafür, dass Wettervorhersagen so unpräzise sind, liegt in der prinzipiellen Vorgehensweise der Meteorologen: Aus dem aktuellen Zustand der Atmosphäre berechnen sie deren künftige Zustände. Allerdings verlaufen die Vorgänge in der Lufthülle unseres Planeten ungeheuer komplex und zugleich auch chaotisch. Minimale Veränderungen an der einen Stelle können andernorts völlig überraschende und extreme Auswirkungen hervorrufen.

Deshalb bräuchten die Meteorologen nicht zuletzt deutlich mehr Messstationen zur Erfassung von kleinräumig wirksamen Wetterphänomenen. Für eine sichere Elf-Tage-Vorhersage wären das 100 Millionen solcher Stationen und für Prognosen über  30 Tage müsste ihre Zahl bereits in der Größenordnung von zehn hoch 20 liegen, was natürlich komplett unmöglich ist.

Dessen ungeachtet behaupten die meisten Klimaforscher, die Fähigkeit zu besitzen, über Jahrzehnte oder gar noch länger in die Zukunft zu schauen und Temperaturen, Niederschläge und so weiter vorherzuberechnen. Dabei gilt das Klima definitionsgemäß bloß als Abbild der wichtigsten, statistisch erfassten Wetterphänomene innerhalb eines Zeitraums von 30 Jahren.

Trotzdem wird inzwischen davon fabuliert, wie das Klima und damit auch das Wetter im Jahre 2100 – kein Schreibfehler! – aussehen könnte. So vermeldete das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, in Deutschland werde es dann streckenweise um bis zu vier Grad wärmer sein.

Solche Prognosen sind freilich nicht nur deshalb hanebüchen, weil niemand in der Lage ist, die Entwicklung der Verhältnisse in der Atmosphäre auch nur für wenige Tage im Voraus fehlerfrei vorherzusagen. Vielmehr stellt das Klima auch noch deutlich mehr dar als bloß ein statistisches Konstrukt auf der Basis des Wetters. Neben dem, was sich in der Lufthülle abspielt, wird die Dynamik der Klimaprozesse ebenso von den Vorgängen in der Hydrosphäre (Ozeane und Gewässer), Kryosphäre (Eis und Schnee), Biosphäre (Tiere und Pflanzen) und Lithosphäre (Gesteinshülle) beeinflusst.

Dazu kommen die Sonnenaktivität, Variationen der Erdbahnparameter im Rahmen der sogenannten Milankovic-Zyklen und der Einfall hochenergetischer Partikel aus den Tiefen des Kosmos. Wobei die letzteren drei Faktoren das Klima wahrscheinlich sogar am stärksten prägen.

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)*  Anmerkung der EIKE-Readktion :

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