Klima- und Finanzpolitik der EU : Deutschland droht eine teure Paketlösung*

Sogenannte „Klimaaktivisten“ setzen den Siemens-Konzern massiv unter Druck, um die Lieferung von Technik für ein Kohlebergwerk in Australien zu verhindern. Erstaunlich wenig Widerstand regt sich dagegen bislang gegen milliardenschwere Kohleprojekte, die geografisch sehr viel näher liegen. Nur wenige hundert Kilometer von Berlin entfernt betreiben polnische Energieversorger Großprojekte, die hiesige Anhänger von Greta Thunberg eigentlich zum Dauerprotest auf die Straße bringen müssten.

80 Prozent Kohleanteil

Östlich der Lausitzer Neiße will beispielsweise der polnische Energieversorger PGE für sein Kohlekraftwerk Turów einen Braunkohletagebau massiv erweitern, um ihn noch bis 2044 nutzen zu können. Laut einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat die regionale Umweltdirektion in Breslau Ende Januar eine Umweltgenehmigung für die Erweiterungspläne erteilt. Ebenfalls in Niederschlesien sind im vergangenen Herbst zwei neue Blöcke im Steinkohlekraftwerk Oppeln in Betrieb gegangen. Allein in dieses Projekt sind umgerechnet 2,6 Milliarden Euro geflossen. 500 Kilometer östlich von Berlin steht in Belchatów in der Region Lodz sogar das größte Braunkohlekraftwerk der Welt.

Ebenso rekordverdächtig ist der Anteil von rund 80 Prozent, den Kohle am polnischen Strommix hat. Die Regierung in Warschau hat zwar im August 2018 angekündigt, dass es nach dem Bau des Kraftwerks in Ostrolenka keine weiteren Baugenehmigungen für Kohlekraftwerke mehr erteilen wolle. Dies bedeutet allerdings keineswegs, dass die Regierungspartei PiS einen schnellen Ausstieg aus der Kohlenutzung vorantriebe. Vorgelegt hat die Partei einen Fahrplan, der bis 2040 lediglich eine moderate Reduzierung des Kohleanteils am Energiemix vorsieht.

Polen vermeidet frühe Festlegung

Der aktuelle, stark auf Kohlestrom ausgerichtete Strommix hat ähnlich der polnischen Justizreform das Potenzial, das Klima zwischen Brüssel und Warschau weiter zu verschlechtern. Einerseits drohen Polen durch den EU-Emissionshandel hohe Kosten für seine Kohlekraftwerke, wenn der Preis pro Tonne Kohlendioxid deutlich ansteigt. Andererseits gehen die Kostenschätzungen für einen kompletten Ausstieg aus der Kohleverstromung in einen hohen Milliardenbereich. Dahinter steht das ehrgeizige Ziel der EU-Kommission, dass die EU bis 2040 aus der Kohleverstromung ausgestiegen und bis 2050 sogar „klimaneutral“ ist. Beides setzt voraus, dass das EU-Mitglied Polen mitzieht.

Pfand für Finanzverhandlungen

Bereits beim EU-Gipfel im vergangenen Dezember weigerte sich die polnische Regierung, die gemeinsame Erklärung mit der Absichtserklärung zu einer „Klimaneutralität“ bis 2050 zu unterschreiben. Regierungschef Mateusz Morawiecki handelte stattdessen eine Bedenkzeit bis Mitte dieses Jahres aus. Erst dann will Warschau mitteilen, ob und unter welchen Bedingungen es mitziehen will. Mit diesem Vorgehen hat sich die polnische Führung in eine gute Verhandlungsposition gegenüber Brüssel und auch den Nettozahlern wie Deutschland gebracht. Denn nun laufen die Verhandlungen über den polnischen Beitrag zur EU-Klimapolitik zeitlich parallel zum anstehenden Poker über den neuen EU-Finanzrahmen.

Bislang ist Polen einer der größten Profiteure des EU-weiten Finanzausgleichs. Seit dem Beitritt im Jahr 2004 hat das Land aus den Brüsseler Geldtöpfen fast 90 Milliarden Euro an Fördergeldern erhalten. Auch viele andere süd-, südost- und ostmitteleuropäische Länder erwarten weiterhin hohe Subventionen aus dem EU- Haushalt.

Für Geberländer wie Deutschland drohen durch den Finanzbedarf für Ursula von der Leyens „Green Deal“ sowie den Wegfall der britischen Einzahlungen massive Mehrbelastungen.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

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Die Fehler von Paris*

Das Klima hält die Welt am Laufen, in jeder Hinsicht. Gibt man das Wort «Klima» ins Suchsystem ein, findet Google in einer halben Sekunde 240 Millionen Stellen. In der Wissenschaft haben sich zahlreiche Experten aus allen Gebieten in einem Chor zusammengefunden und vor einem Weltdirigenten aufgestellt. Die Aussicht auf öffentliche Auftritte gibt Tausenden von Klimaprotestierenden den Antrieb, das Scheinwerferlicht zu suchen. Millionen von Politikern geben Milliarden an öffentlichem Geld zur Rettung des Klimas an Interessengruppen, die sich um sie scharen und ihnen bei Wahlen die Stimme geben. Und alle reden von Paris. Die Klimajugend tobt, weil die Länder die Ziele des Pariser Abkommens verfehlen. Umverteilungspolitiker verweisen auf Paris, um Fahrverbote zu erlassen, Elektro-Autos zu subventionieren, neue Abgaben auf CO2, Energie, Flugreisen, Fleisch oder Milch zu erheben und möglichst in die Staatskasse zu leiten.

Das ist ein irres Spiel.

Wer wirklich etwas für das Klima tun will, muss sich aus diesem Getue heraushalten. «Der Ansatz von Kioto und Paris ist in der Sackgasse», sagte kürzlich William Nordhaus an einer Tagung der ökonomischen Abteilung der Universität Zürich, als er zum Thema «Die Ökonomik des Klimawandels» sprach. Wenn Nordhaus sagt, der Pariser Prozess sei am Ende, hat das Gewicht. Er hat 2018 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten für seine jahrzehntelangen Forschungsarbeiten zur Analyse des Klimawandels. Bereits Mitte der 1970er Jahre hat er in seinen Arbeiten dargelegt, dass eine Erderwärmung von mehr als zwei Grad Celsius zu einer für die Gesellschaft kritisch werdenden Klimaveränderung führen könnte. Er hat damit eine Temperaturmarke gesetzt, die später von der riesigen Uno-Maschinerie übernommen wurde.

Wirre politische Experimente

Die ganze Klima-Betriebsamkeit findet heute mehr oder weniger unter der Regie der Uno statt. Vor allem mit dem ersten Erdgipfel von 1992 in Rio wurde das Ganze in einen weltweiten Rahmen mit dem Wissenschaftsrat IPCC und mit jährlichen internationalen Klimakonferenzen gesetzt – mit dem Argument, dass Treibhausgas-Emissionen ein globales Problem darstellten. Das Protokoll von Kioto (1997) und das Abkommen von Paris (2015) mit den länderspezifischen Zielen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen gelten als universales Rezept zur Rettung des Klimas. Nächsten November soll das Abkommen von Paris an der 26. jährlichen Uno-Klimakonferenz in Glasgow offiziell in Kraft treten.

Jedes Land soll also seine versprochenen Reduktionsmengen in die Tat umsetzen. Ist davon ein Fortschritt in der internationalen Koordination der Treibhausgasreduktion zu erwarten ?

Nein.

Das Abkommen enthält länderweise freiwillig versprochene Reduktionsmengen in Tonnen. Das Pariser Ziel der Schweiz lautet: die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent und bis 2050 um 70 bis 85 Prozent unter den Stand von 1990 drücken. Der Bundesrat hat das 2019 eigenmächtig auf netto null Ausstoss bis 2050 verschärft. Wollte man das CO2 global wirksam eindämmen, müsste man ein weltweites Emissions-Handelssystem mit einer Obergrenze einrichten. Das gibt es aber nicht. Nordhaus’ grosse Leistung ist es, dass er die Wechselwirkung zwischen Klimaveränderung und Wirtschaft so in ein Modell gefasst hat, dass man sehen oder simulieren kann, wie die Wirtschaft auf das Klima wirkt und umgekehrt. Ein wichtiges Resultat: Die Einführung einer globalen CO2-Steuer kann auch ein effizientes Instrument für die Klimapolitik sein. Aber sie muss einen grossen Teil der Welt abdecken, denn wenn nur wenige mitmachen, dann sind diese die Dummen und die andern lachen. Das Pariser Abkommen mit seinen freiwilligen Zusagen kennt keine Strafe fürs Nicht-Mitmachen. «Klimapolitik wird verhindert durch Trittbrettfahrer», meinte Nordhaus. Wenn also ein Land wie die Schweiz freiwillig seine Emissionen auf niedrige Zielwerte drosselt, drückt man die eigene Wirtschaft zu Boden, während die andern das fröhlich ausnützen und die Schweizer Emissionslücke sofort füllen.

Die Klimapolitik der Schweiz ist auf diesem Weg. Zum Teil ist sie eine Ansammlung wirrer politischer Experimente mit sogenannten Klimanotständen in Gemeinden oder Kantonen. Stimmungsanfällige Politiker erlauben sich im Spiel mit Aktivisten einen Jux mit dem Begriff Notstand. Und in der Hauptsache ist die schweizerische Klimapolitik eng mit der sogenannten Energiewende verbunden, die eine ebenfalls stimmungsanfällige Bundesverwaltung auf den Weg brachte und die von Parlament und Volk zur Hälfte verabschiedet worden ist. Die sogenannte Energiestrategie 2050 sieht vor, dass die Schweizer Wirtschaft von der Versorgung durch fossile Energie und Kernkraft abgekoppelt und in eine neue Welt der Sonnen- und Windenergie geführt wird.

Der weiche Teil mit der Abstimmung über Ziele und Visionen ist erledigt. Nun steht der zweite, harte Teil bevor, bei der es grossenteils um den Wohlstand des Volkes geht.

Nun spricht man nicht mehr von Visionen, sondern von Zusatzrappen auf Benzin, von Flugticketabgaben, Verboten von Ölheizungen, von Strafen für Importautos mit zu starken Motoren, von Strafen für Fabriken, die zu viel CO2 in die Luft lassen. All das schiesst jedoch weit über das Ziel hinaus, denn :

1 _ Die Schweiz ist sauberer, als man denkt. 1990 betrugen die CO2-Emissionen aus Brenn- und Treibstoffen in der Schweiz 38,9 Tonnen, 2019 waren es 32,8 Tonnen. Das ist eine Verringerung um 16 Prozent in knapp dreissig Jahren, in den nächsten zehn Jahren wäre also noch die doppelte Reduktion fällig, wenn das Pariser-Ziel eingehalten werden soll. Wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung seit 1990 um einen Viertel gewachsen ist, sind die Fortschritte viel grösser: Pro Kopf hat die Schweiz den Ausstoss fast um 40 Prozent gesenkt. Dass man im Abkommen Zusagen in Tonnen pro Land statt pro Kopf machte, zählt zu den Unsinnigkeiten des Pariser Prozesses.

2 _ Die Schweiz ist ein CO2-Hochsteuerland. Nordhaus und zahlreiche andere Ökonomen kommen zum Schluss, dass die negativen Wirkungen der Treibhausgase abgegolten wären bei einem weltweit einheitlichen Preis in der Nähe von 50 Dollar pro Tonne, der bis 2030 auf 80 Dollar oder mehr steigen könnte. Das entspräche also einer kostengerechten CO2-Abgabe. Reiner Eichenberger, Ökonomieprofessor an der Universität Freiburg, verweist darauf, dass das nicht mehr wäre als jährlich rund 1,5 Milliarden Franken oder knapp ein halbes Mehrwertsteuerprozent. Damit wäre seiner Ansicht nach eine effiziente Klimapolitik für die Wirtschaft problemlos tragbar. Konkret liegt die Schweizer Belastung deutlich darüber. So wurde der maximale Abgabesatz auf Brennstoffen (Erdöl, Erdgas, fast die Hälfte der landesweiten Emissionen) bei der Revision des CO2-Gesetzes von 120 auf 210 Franken pro Tonne heraufgesetzt. Daneben sind auf dem anderen grossen Teil, den Treibstoffen, neue Abgaben vorgesehen, die 40 bis 50 Franken pro Tonne ausmachen können. Zudem ist eine Flugticket-Abgabe von 30 bis 120 Franken vorgesehen. Die Schweiz wird also mit weit überdurchschnittlich hohen CO2-Abgaben aus der Ländergemeinschaft herausstechen. Denn laut den Berechnungen von Nordhaus liegen die CO2-Abgaben heute im Weltdurchschnitt bei 1,7 Dollar pro Tonne.

3 _ Der Schweizer Staat erhält zu viel Geld. Abgaben auf Treibhausgasen sollen, wenn sie zur Verhaltenslenkung dienen, zurückverteilt werden an die Bevölkerung. Klimasteuer-Einnahmen sollen also andere Steuern reduzieren. Genau das widerstrebt vielen Politikern und der Verwaltung. Sie wollen das Geld lieber in der Hand behalten und nach eigenen Vorlieben verwenden. So zweigt der Bund einen Drittel der CO2-Abgaben oder mehr zur Finanzierung des sogenannten Gebäudeprogramms ab, also zur Förderung von Energieeffizienz und Gebäudetechnik. Ein weiterer Teil der CO2-Abgaben geht in einen Technologiefonds, der Vorhaben zur Verringerung von Treibhausgasen subventioniert. Der Technologiefonds soll zudem in einen neuen Klimafonds überführt werden.

Es ist noch Zeit, den zweiten Teil der Energiestrategie bürgerfreundlicher zu machen

und den Pariser Prozess zu stoppen, der der Welt vorgaukelt, man tue etwas fürs Klima.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor  Beat Gygi  für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages, wie schon bei früheren Beiträgen : http://www.weltwoche.ch/

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„Nukleare Renaissance“ durch neuartige Mini-Reaktoren ?*

Während in Deutschland Ende 2022 die Stromerzeugung durch Kernkraft auslaufen soll, ist trotz der Katastrophe von Fukushima immer öfter von einer „nuklearen Renaissance“ die Rede. Als Hoffnungsträger gilt insbesondere die Generation neuartiger Mini-Reaktoren.

Niedrigere Investitionskosten

Bereits bis Ende dieses Jahrzehnts will der britische Konzern Rolls-Royce plc mit der Auslieferung und dem Betrieb von Mini-Kernkraftwerken beginnen. Der aus dem bekannten Hersteller von Luxuslimousinen hervorgegangene Triebwerkshersteller setzt dabei auf kleine, modular aufgebaute Kraftwerke. Diese sollen in einem Werk produziert und dann per Lastkraftwagen transportiert und vor Ort installiert werden. In einem BBC-Interview erklärte Paul Stein, der Technik-Chef von Rolls-Royce, das Unternehmen habe bereits ein Konsortium zum Bau und zur Installation von Mini-Reaktoren gegründet. Schon bis zum Jahr 2029 sollen in Großbritannien bis zu 15 solcher „Small Nuclear Reactor“-Anlagen an das Netz gehen. Als erste Standorte hat das Unternehmen offenbar ehemalige Nuklearstandorte in Großbritannien im Auge, an denen die notwendige Infrastruktur bereits vorhanden ist. Gegenüber der BBC bezifferte Stein den Weltmarkt für Mini-Kernkraftwerke auf 250 Milliarden Pfund, rund 300 Milliarden Euro.

Kürzere Bauzeit

Zwar bringen es viele der Kernkraftwerke, die in den letzten Jahren gebaut wurden, auf 1300 und mehr Megawatt. Doch nicht nur der britische Technologie-Konzern sieht viel Potenzial in Mini-Atomkraftwerken im Leistungsbereich bis zu 300 Megawatt. Weltweit forschen neben etablierten Nuklearkonzernen wie GE Hitachi Nuclear Energy (GEH) oder Toshiba auch zahlreiche Startup-Unternehmen an modularen Kleinreaktoren. Der Software-Milliardär Bill Gates ist beispielsweise ein Hauptinvestor des Unternehmens TerraPower, das an verschiedenen Varianten von neuartigen Reaktoren forscht. Ziemlich weit ist die russische Staatsholding Rosatom.

Serienherstellung wie am Fließband

Bereits vergangenes Jahr haben die Russen das schwimmende Kernkraftwerk „Akademik Lomonossow“ in Betrieb genommen, das die Stadt Pewek am Nordpolarmeer mit Energie versorgt. Die Grundkonzepte für die Technik der Mini-Reaktoren reichen zum Teil bis in die 1950er Jahre zurück. Auf Wunsch des

US-Militärs wurde damals bereits an miniaturisierten Reaktoren geforscht, die beispielsweise Flugzeuge antreiben sollten. Auch das heutige Russland profitiert von den jahrzehntelangen Erfahrungen, die beim Bau der sowjetischen Atom-U-Boote gewonnen wurden.

Weniger Zerfallswärme

Für die sogenannten Reaktoren der vierten Generation sprechen gleich mehrere Faktoren: Die Investitionskosten für Großkraftwerke liegen im Milliardenbereich, zudem zieht sich der Bau neuer Kernkraftwerke oft über lange Zeiträume hin. Weltweit wird derzeit an rund 50 Reaktorblöcken gebaut. Für einige dieser Anlagen wurde bereits in den 1980er Jahren der Grundstein gelegt. Die neueste Generation der transportablen Minikraftwerke soll dagegen kostengünstig wie am Fließband in Fabriken vorgefertigt werden. Im Unterschied zu den bisherigen Großreaktoren sollen die kleinen Anlagen auch mit viel weniger Personal auskommen. Mit diesen Kostenvorteilen könnte die neue Generation von Kernkraftanlagen insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer interessant sein.

Lösung des Atommüll-Problems

Die Befürworter der neuen Technik weisen zudem auch auf wichtige technische Vorteile hin. In den Mini-Reaktoren entsteht sehr viel weniger Zerfallswärme als in den herkömmlichen Druckwasser-Reaktoren. Dadurch können störungsarme Passiv-Kühlsysteme eingesetzt werden. Ein Konzept für einen Small Secure Transportable Autonomous Reactor (SSTAR), das im Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien entwickelt wurde, sieht sogar flüssiges Blei als Kühlmittel vor. Als Kraftwerksstandorte kommen damit auch Wüsten in Frage.

Insbesondere die neuartigen Flüssigsalz- und Laufwellenreaktoren werden inzwischen immer öfter als eine Lösung für das ungelöste Problem der Endlagerung von Atommüll genannt. Diese Reaktoren lassen sich statt mit angereichertem spaltbaren Material nämlich mit Thorium und Atommüll als Brennstoff betreiben. Als Abfallstoffe bleiben relativ kurzlebige Spaltprodukte übrig, die nur noch Hunderte Jahre, aber nicht mehr Jahrtausende gelagert werden müssen. Nach Angaben des US-Unternehmens Terrapower sollen die weltweit gelagerten Bestände an abgereichertem Uran ausreichen, um als Brennstoff in Reaktoren der neuen Generation 80 Prozent der Weltbevölkerung über ein Jahrtausend mit Energie zu versorgen. Zu Grunde gelegt wurde dabei sogar der hohe Energieverbrauch der US-Bürger.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  7. Februar 2020, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor  Norman Hanert  für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/

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Klima-Debatte : Greta Thunbergs Gegner werden lauter und zahlreicher*

Was ist die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg denn nun: Heldin oder Nervensäge? Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey vom September 2019 zufolge tendieren 40 Prozent der Deutschen eher zu der letztgenannten Aussage. Wobei die Gruppe der 30- bis 64-Jährigen, welche normalerweise im Berufsleben steht, Thunbergs Auftreten besonders kritisch sieht. Noch deutlicher war das Ergebnis einer Erhebung von YouGov im Monat danach, ob die junge Schwedin den Friedensnobelpreis verdient hätte. Hierauf antworteten 66 Prozent der Befragten klar mit „Nein“.

Die Abneigung gegen Thunbergs Treiben bei gleichzeitigem Wissen um ihre Vermarktung durch Geschäftemacher und grüne Ideologen äußert sich in vielen drastischen Äußerungen in den sozialen Medien im Internet. So wurde geschrieben, sie sei „eine minderjährige Messdienerin der Klimareligion“, deren Anhänger am „Delirium thunberga gretensis“ litten. Andere machten sich darüber lustig, dass „in allen Medien über jeden Furz berichtet wird, den Greta ablässt“. Und dann wäre da noch der Schlachtruf „Kreta statt Greta“ – fliegen wir lieber in den Süden, als uns von der Klimahysterie des Mädchens anstecken zu lassen!

Erwerbstätige besonders kritisch

Das rief Medienpsychologen auf den Plan, die den Thunberg-Gegnern eine stramm konservative Denkweise sowie soziale Abstiegsängste attestierten und zugleich auch die tiefe Abneigung beklagten, welche der Jugendlichen entgegenschlage. Daraufhin ertönten wiederum Gegenstimmen wie die der Leserkommentatorin „Hoshiana 777“ bei „Spiegel-online“: „Wer solche hasserfüllten Reden schwingt wie Greta, muss halt mit dem Echo rechnen.“

Mittlerweile wehren sich nicht mehr nur Einzelpersonen gegen die absurden Vorwürfe der schwedischen Galionsfigur an die ältere Generation. Vielmehr entstanden auch erste Anti-Greta-Gruppierungen, darunter „Fridays for Hubraum“, die im September 2019 von dem KfZ-Meister Christopher Grau gegründet wurde und zwei Monate später bereits 563 000 Mitglieder zählte. Sie wendet sich vor allem gegen die von Thunberg entfachte Kampagne gegen das Autofahren. Viele Kritiker der Klima-Ikone zeigen ihren Missmut neuerdings auch mit mehr oder weniger stubenreinen Fahrzeug-Aufklebern wie „Schnüffel an meinem Auspuff, Greta“ oder „Fuck you Greta. Keine Macht den Öko-Terroristen“.

Protest gegen „Öko-Terroristen“

Eine dieser Botschaften rief im Herbst 2019 sogar die Staatsmacht auf den Plan: Jemand aus Plauen hatte das Heck seines Wagens mit zwei blonden Zöpfen à la Thunberg verziert, die aus dem Kofferraumspalt baumelten – darüber stand: „Problem gelöst“. Darin witterte die Staatsanwaltschaft Zwickau zunächst eine „öffentliche Aufforderung zu Straftaten“, musste aber wenig später zugeben, dass derlei Dekorationen unter die Kunst- oder Meinungsfreiheit fallen oder maximal eine Beleidigung darstellen.

Dennoch machen Politiker und Medien gegen die Anti-Greta-Bewegung mobil, indem sie diese in die rechte Ecke stellen und teilweise sogar mit Neonazis in Verbindung bringen. Gleichzeitig unterbleibt aber weiterhin jedes Nachdenken darüber, ob mit der Klima-Alarmistin tatsächlich die Richtige zur Heldin gekürt wird. So hat beispielsweise die junge iranische Studentin Roya Saghiri, die gegen den Kopftuchzwang in ihrem Land auf die Straße gegangen war und dafür nun jahrelang im Gefängnis schmoren soll, mit Sicherheit mehr Mut bewiesen als Thunberg. Über Saghiri wird freilich kaum berichtet.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  31. Januar 2020, S.12; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor  – Wolfgang Kaufmann –  für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/

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Apokalyptiker: Weltuntergang war eigentlich schon immer*

Das apokalyptische Denken ist so alt wie die menschliche Zivilisation selbst: Bereits in den Mythen der Sumerer, Babylonier und Assyrer finden sich Passagen, die ein katastrophales Ende der Welt ankündigen. Später brachten vor allem das Juden- und frühe Christentum apokalyptische Strömungen hervor – ruhend auf den düster warnenden Schriften von Autoren wie Amos, Micha, Jeremia, Ezechiel, Daniel und schließlich Johannes.

Diese entfalteten ihre Wirkung bis in die Neuzeit. Selbst die Friedens- und Ökobewegung im 20. Jahrhundert stand in der Tradition der Apokalypse: So wurde der Untergang der Menschheit mal durch einen Atomkrieg, mal durch Kernenergie, das „Waldsterben“ oder das Ozonloch beschworen. Nun erheben die Klima-Hysteriker ihre Stimme, wobei sich besonders große Ähnlichkeiten mit den apokalyptischen Bewegungen in der Zeit zwischen dem 8. Jahrhundert vor und dem 15. Jahrhundert nach Christi Geburt auftun.

Den Kassandra-Rufern von einst und heute ist gemeinsam, dass sie ein entschieden negatives Bild vom Zustand der Welt zeichnen, wobei die angebliche Misere nicht auf höhere Mächte, sondern den Menschen zurückgeht. Des Weiteren wurde und wird ein baldiger Untergang prophezeit. Manche Klima-Apokalyptiker legen sich sogar schon auf konkrete Jahreszahlen fest – ganz wie weiland Papst Silvester II., der glaubte, das Welten-Ende werde exakt im Jahre 1000 kommen.

Die Ursache für dieses Denken ist in beiden Fällen gleich. Zum einen spielen ganz konkrete, als traumatisch erlebte Ereignisse in der jeweiligen Gegenwart eine Rolle. War es bei Johannes die Christenverfolgung unter den römischen Kaisern Nero und Domitian, sind es heute Naturkatastrophen, welche von den Medien immer stärker dramatisiert werden. Andererseits durchleiden Apokalyptiker stets auch individuelle Identitätskrisen. Sie sehen Forderungen von Seiten ihrer sozialen Umwelt auf sich zukommen, die sie entweder nicht erfüllen können oder wollen. Das führt zu einem noch stärkeren Bedrohungsgefühl aufgrund der völlig berechtigten Angst vor gesellschaftlicher Isolation. Deshalb suchen Apokalyptiker Gleichgesinnte oder besser gesagt, gleichermaßen „Geschädigte“. So finden sie wieder Halt und Sicherheit.

Der Mensch ist an allem schuld

Als Gruppe versuchen die Apokalyptiker dann eine neue Sicht auf das Universum zu propagieren und durchzusetzen,  denn sie sind die, welche begriffen haben, wie die Welt wirklich funktioniere: Dass alles auf ein finales Gericht hinsteuere oder dass das Klima letztlich für den Gang sämtlicher wichtigen Dinge auf unserem Planeten verantwortlich sei. Diesen alleinigen Wahrheitsanspruch begründen die Apokalyptiker mit ihrer besonderen Sensibilität, die sie Dinge spüren lasse, die der Masse zunächst noch verborgen blieben. Zur Erinnerung: Greta Thunbergs Mutter behauptet mit vollem Ernst, ihre Tochter könne CO2 sehen. Überall zeigen sich den „Wissenden“ Menetekel – sei es in Form eines heißen Sommertages oder im Meer schwimmender Plastiktüten, sei es im Auftauchen falscher Propheten oder unbekannter Tiere.

Zudem ist das Denken und Handeln der Apokalyptiker über die Maßen ethisch-moralisch aufgeladen und damit weitgehend irrational. Das trennt sie ebenfalls vom Rest der Gesellschaft und verschärft die Konfrontation zwischen den Apokalyptikern und der Mehrheitsbevölkerung. Denn die kann sich so viel Irrationalität einfach nicht leisten und reagiert daher immer zorniger auf die Außenseiter. Die Letzteren wiederum flüchten sich in eine zunehmend schlichter werdende Ideologie, welche durch markante Dualismen gekennzeichnet ist: Dem Gegensatz zwischen dem „Richtigen“ und „Falschen“, dem „Guten“ und „Bösen“, den „Klima-Experten“ und den „Klima-Leugnern“ … Gleichzeitig kommen Rachephantasien auf: Wer nicht Buße tun und auf seinem verderblichen Weg umkehren will, dem drohen drastische Strafen und Übel – er verendet jämmerlich infolge der „Erderhitzung“ oder wird von den sieben Plagen aus der Offenbarung des Johannes heimgesucht. Das führt zu selbst beigefügter Angstlust auf der einen und noch mehr Ablehnung auf der Gegenseite.

Wer nicht umkehrt, wird bestraft

Typisch für apokalyptische Bewegungen ist zudem, dass sie über kurz oder lang eine eigene Subkultur zwecks äußerlicher Abgrenzung hervorbringen. In dieser Subkultur finden die Apokalyptiker Sicherheit vor äußeren Bedrohungen, deshalb erlangen Zeichen der Zugehörigkeit immer größere Wichtigkeit: Bußübungen wie Selbstgeißelungen und das Tragen von Kleidung, die kratziger ist als Kamelhaar, oder aber gemeinsame freitägliche Schulstreiks und Demonstrationen, das Schwenken selbstgebastelter Transparente, das makabre Totstellen mitten auf der Straße sowie das gebetsmühlenartige Betonen, wie klimafreundlich und ökologisch man doch lebe – egal, ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht.

Ein weiteres wichtiges Signal an die Außenwelt ist das demonstrative Verzehren von Fastenspeisen: Was bei Johannes indes noch widerliche Tiere wie Heuschrecken waren, das ist heute alles Vegetarische oder besser noch Vegane. An der Haltung zum Fleischgenuss kann man nun ganz klar unterscheiden, wer auf dem richtigen Pfade wandelt und wer sehenden Auges den Weltuntergang provozieren will.

Selbstverständlich braucht jede apokalyptische Bewegung ihren Angelus Interpres, also Deute-Engel, der die Botschaft verkündigt beziehungsweise erläutert, was ihm die besondere Feindschaft der Ignoranten einträgt. Diese Rolle spielt heute die 17-jährige Dauerschulschwänzerin Greta, welche somit weit mehr als nur eine von den „Klima-Leugnern“ verspottete Ikone der Klima-Bewegung ist.

Wenn Apokalyptiker merken, dass ihnen die Deutungshoheit über Vergangenheit und Gegenwart entgleitet, dann verschärfen sie ihre Rhetorik und blasen zum „Letzten Kampf“. Wobei der eben nicht dem Aufhalten des Unheils dienen soll, weil dieses ja als unabwendbar gilt, sondern der Ausschaltung der Zweifler. In diesem Fall sind grundsätzlich vier Szenarien möglich: Entweder unterliegen die Apokalyptiker in dem Konflikt und werfen schließlich das Handtuch.

Oder sie mutieren zu einer Sekte, welche sich ihre gesellschaftliche Nische sucht, in der sie laut oder leise überdauern kann. Möglicherweise schaffen es die Apokalyptiker aber auch, selbst zur Mehrheit zu werden. Dann wiederum würde ihre Bewegung entweder in dumpfer Selbstzufriedenheit und -gerechtigkeit erstarren oder aber gravierende gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen. Im letzteren Falle bliebe der Minderheit dann wohl nur noch das Beten.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung; 31. Januar 2020, S.12; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor  – Wolfgang Kaufmann – für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/

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