Russland schenkt der Welt die ungefährliche Kernkraft

Die Früchte dieser langfristigen Strategie, die Nutzung der Kernkraft zu einem Schwerpunktbereich der russischen Industrie zu machen, führten letztlich auch zu Exporterfolgen, da ihre Kernkraftwerke zu den modernsten und sichersten im weltweiten Angebot gehören – und nicht zuletzt weil diese Exportoffensive auch durch attraktive Finanzierungsangebote begleitet wird.

Außer diesem Gesamteindruck hätte man gerne etwas Genaueres über diese Strategie gehört, weil der Blick auf die Vielfalt der Entwicklungen dazu keine Erkenntnisse brachte. Dass man dort schlicht alles, was irgendwie eine nutzbare Anwendung der Kerntechnik zu versprechen scheint, auch fördert, konnte eigentlich nicht stimmen.

So war es auch nicht.

Der wohl größte Unterschied in der Bewertung der Kerntechnik zwischen Russland – und inzwischen auch China – gegenüber den westlichen Industrieländern zeigte sich bereits nach dem schweren Unfall von Tschernobyl. In den westlichen Ländern und besonders in Deutschland, wo die Anti-Kernkraft-Bewegung mächtigen Auftrieb erfuhr, reagierte die Elektrizitätswirtschaft fast schuldbewusst und weinerlich. Man hoffte wohl in den Vorstandsetagen, dass die unbestreitbaren Vorteile ihrer Kernkraftwerke der Politik wohl bewusst waren und man nach einer gewissen Zeit der Kritik und der Angstmacherei wieder zum ruhigen Tagesgeschäft zurückkehren würde. Diese Haltung hatte sich bereits vor dem Unfall in Fukushima als völlige Fehleinschätzung herausgestellt – und das Ergebnis ist heute ein Absturz der größten Energiekonzerne mit realer Aussicht auf den vollständigen Bankrott.

Auch in den anderen westlichen Industrieländern – insbesondere in Japan – hat Fukushima zu einer Zurückhaltung beim weiteren Ausbau der Kernkraft geführt. In den Ländern Osteuropas hingegen überhaupt nicht: Dort hofft man mit Hilfe neuer Kernkraftwerke weniger vom russischen Erdgas abhängig zu werden – aber diese neuen Reaktoren kommen auch aus Russland…

Betrachtet man die russische Energiepolitik, so gibt es offenbar eine doppelte Strategie:

  • – Mit dem Erdgas werden harte Devisen in Europa verdient. Besonders die Deutschen mit ihrem Atomausstieg brauchen immer mehr davon. Sie sind Putins beste Verbündete – und daran ändern auch gelegentliche, für die Medien gedachte Mahnungen in Bezug auf die Menschenrechte nichts.
  • – Russlands Energiezukunft ist die Kernenergie. Dafür will man technologisch führend sein und investiert massiv in Forschung und Entwicklung. Die fortschrittliche Kerntechnik deckt den eigenen Energiebedarf und erobert zugleich einen beachtlichen Teil des Weltmarktes für den Neubau von Kernreaktoren.

Russlands Einstieg in die Suche nach der besten Lösung

Russland hat die Unglücke von Tschernobyl und Fukushima keineswegs als weniger wichtige Episoden betrachtet. Im Gegenteil: Man hat dort sofort diese Vorkommnisse in allen Aspekten analysiert und daraus seine Schlüsse gezogen. Im Gegensatz zu der linken Anti-Atom-Hysterie und der von der CDU als letztes Fünkchen Widerstand gegen den totalen Ausstieg erfundenen Nonsens-Begriff der „Brückentechnologie“ hat man sich in Russland auf die Frage konzentriert:

„Wie muss eine zivil nutzbare neue Kerntechnologie konzipiert sein, die kein einziges hohes und unakzeptables Risiko mehr aufweist – und damit unstrittig als sicher und ungefährlich gelten darf, was dann ihre Akzeptanz in der Gesellschaft ermöglicht und rechtfertigt ?“

Russische Ingenieure haben auf diese Frage eine präzise Antwort gefunden. In einem Artikel in der Zeitschrift ATW Nr.4 / 2017; S.237-243 mit dem Titel „Development of Innovative Technological Base for Large-Scale Nuclear Power“ („Eine innovative technologische Basis für leistungsstarke zukünftige Kernkraftwerke“) lieferten E. O. Adamow, A.V. Dedul, W. W. Orlow, V.I. Rachkow und I.S. Slessarew den beeindruckenden Beweis.

Die Reaktion der russischen Regierung auf den Unfall in Fukushima unterschied sich erheblich von der deutschen. Die Planung war, 26 neue Kernkraftwerke bis zum Jahre 2030 zu bauen. Präsident Putin erklärte: „Wir werden unsere Pläne nicht ändern, aber natürlich unsere Schlüsse daraus ziehen.“ Ferner stellte er fest: „Zu Öl und Gas gibt es nur eine starke Alternative. Das ist die Atomenergie.“ Alles andere seien „Spielereien“.

Deutschlands panischer Ausstieg

In Deutschland hatte dagegen folgendes stattgefunden:

Die seit 1998 regierende Rot-Grün-Koalition vereinbarte mit den Energieunternehmen im Atomgesetz von 2002 den Ausstieg aus der Kernenergie; der Reaktorneubau wurde verboten und der Ausstieg auf die Wiederaufbereitung der benutzten Brennelemente eingeleitet. Aber auch die mit diesem Gesetz noch zugestandene Restlaufzeit der Reaktoren war keine Garantie: Der Regierung Merkel genügte dann ein weiterer Unfall in Fukushima im März 2011, um im Erdbeben- und Tsunami-freien Deutschland der friedlichen Nutzung der Kernkraft mit noch nie dagewesener Eile den Rest zu geben: Nur 4 Tage nach dem Unfall verhängte sie ein 3-monatliches Atom-Moratorium und ordnete die Abschaltung der 8 ältesten Kernkraftwerke an – als ob diese besonders gefährlich wären, und die übrigen (noch) nicht. Weil die Reaktorsicherheitskommission – ein äußerst kritisches und wachsames Gremium, das mit Atom-Lobbyismus nicht das Geringste zu tun hatte – den deutschen Kernkraftwerken eine sehr hohe Sicherheit bescheinigte, setzte Frau Merkel eine merkwürdige „Ethik-Kommission“ ein, der kein Energiewirtschaftler oder Kerntechnikexperte angehörte, dafür aber mehrere Kirchenvertreter , die auftragsgemäß den Atomausstieg befürworteten.

Dass sich das Parlament diese dreiste Überrumpelung gefallen ließ, sagt vieles über die Courage und die Unabhängigkeit der angeblich nur ihrem Gewissen verpflichteten Abgeordneten aus.
Ende Juni 2011 folgte der Beschluss, die übrigen, noch nicht stillgelegten Kernkraftwerke schrittweise abzuschalten.

Der Ausstieg hat Folgen

Inzwischen ist die Abschaltung der Kernkraftwerke der Grund für die Jahr für Jahr steigenden CO2-Emissionen Deutschlands, denn den Grundlaststrom müssen nun Braunkohlekraftwerke liefern. Damit geht das Hauptargument der ganzen Energiewende – der sogenannte Klimaschutz – verloren. Deutschland ist nun kein Vorreiter mehr, sondern selbst „Klimakiller“, wie die Klimaangst-Fraktion das nennt. Alle Selbstverpflichtungen Deutschlands, die immer die Zahlen der EU übertrafen, waren also Angeberei, der nun das Scheitern folgt. Dafür nimmt jetzt die Gefahr eines großen Netzzusammenbruchs (Blackout) weiter zu, weil die für dessen Stabilität notwendigen Kraftwerke fehlen und die extremen und unberechenbaren Schwankungen der „erneuerbaren“ Stromerzeuger mit deren teurem Ausbau immer stärker werden.
Mit anderen Worten: die Bundesregierung hat die deutsche Energiewirtschaft ruiniert, die Stromversorgung gefährdet, die Stromverbraucher ausgeplündert und ihre realitätsfernen „Klimaschutz“-Ziele verfehlt. Sie ist mit der Demonstration dieses Desasters, der Präsentation eines wirtschaftlichen Selbstmordes, in der Tat ein Vorreiter. Alle sind nun gewarnt.

Bevor auf die Arbeit der russischen Experten eingegangen wird, noch ein Wort zum Stand der Kerntechnik im Vergleich zu alternativen Technologien.
Sie ist eine sehr junge Technik, die heute vor einer außerordentlichen Auffächerung in immer neue Systemtypen steht. Ein gutes Beispiel stellt die von 14 Nationen getragene internationale Arbeitsgemeinschaft für die Entwicklung der Kernreaktoren der IV. Generation (GIF) dar, die 6 Hauptlinien der Reaktorsysteme in ihrer Entwicklung bis zur Marktreife verfolgt. EURATOM ist zwar Mitglied; Deutschland (zwar EURATOM-Mitglied) beteiligt sich jedoch als einziges Industrieland der Welt nicht an der GIF.

Zu den 6 Hauptlinien der GIF-Arbeitsgemeinschaft gehört auch der in Russland in der Entwicklung befindliche Bleigekühlte Schnelle Reaktor (LFR), von dem noch die Rede sein wird.

Die Erneuerbaren Energien – eine Scheinlösung

Deutschland hat sich aus der Kerntechnik verabschiedet und setzt stattdessen auf Wind- und Solarstrom als Schwerpunkte der zukünftigen Stromversorgung.
Die immer weiter ausgebaute Windkraft ist eine Technik aus dem Mittelalter, die ihre prinzipiell schwankende Leistungsabgabe der Physik verdankt, was auch ideologischer Eifer nicht ändern kann. Sie ist für die Stromerzeugung in einem Industrieland ungeeignet. Die für einen Ausgleich ihrer Schwankungen erforderlichen weit über 1000 Pumpspeicher-Kraftwerke sind eine Illusion.
Die Photovoltaik ist von der Sonneneinstrahlung und somit auch vom Wetter abhängig – und fällt nachts aus. Und sie ist teuer. Neu ist diese Technik keineswegs und ihre Entwicklungschancen sind bescheiden. Für ein Industrieland, das außerdem eher sonnenarm ist, vollkommen ungeeignet.

Die Verstromung von Biogas führt zu hohen Kosten. Und der Flächenverbrauch ist enorm. Für die Artenvielfalt katastrophal und durch Überdüngung eine Umweltgefahr.
Die Bundesregierung weiß das selbstverständlich; es fehlt aber am Mut, diese desaströsen Fehler einzugestehen und zu einer rationalen Energiepolitik zurückzukehren. Offenbar wartet man darauf, dass die unweigerlich kommenden Probleme das Parlament – nach Sturz der Regierung – zu einer Kehrtwende zwingen:

  • – Längere, totale Blackouts mit zahlreichen Toten.
  • – Unerträglich gewordener Exodus von großen Industrieunternehmen wegen der untragbar gewordenen Strompreise.
  • – Aufstand der privaten Stromverbraucher gegen die „große Abzocke“ über die Strompreise und die jährlich 25 Milliarden betragende Umverteilung von unten nach oben – mit Blick auf die Propaganda der Parteien über ihr Bestreben nach Gerechtigkeit.

Brückentechnologie oder Zukunftstechnik ?

Angesichts der unbrauchbaren „erneuerbaren“ Stromerzeuger ist die im Atomgesetz von 2009 nachzulesende Abwertung der Kerntechnik als „Brückentechnologie“ durch die damals regierende christlich-liberale Regierung ein Beleg für vollständige Ahnungslosigkeit. Die Beendigung der zivilen Nutzung der Kerntechnik war auch bei dieser schwarz-gelben Bundesregierung das Ziel. Das erklärt das heute noch andauernde Schweigen der CDU/CSU-Fraktion angesichts der überbordenden Probleme, die die Energiewende verursacht. Den anderen Parteien im Bundestag geht der Atomausstieg nicht schnell genug.

Der Artikel der 5 russischen Autoren vermittelt eine bislang unbekannte Erklärung über ihre systematische und rationale Herangehensweise an die bisherigen Probleme der zivilen Nutzung der Kernenergie – und sie formulieren die zwingend erforderlichen Eigenschaften einer Kerntechnik, die eine künftige Chance auf eine breite und nicht mehr umstrittene Anwendung haben will. Und sie präsentieren die von Russland gefundene und bereits weit entwickelte Lösung.
In Russland ist die Kerntechnik jedenfalls keine Brückentechnologie.
Wie dort die Fachleute auf den schrecklichen Unfall im Kraftwerk Tschernobyl im April 1986 reagiert haben, erklärt den gewaltigen Unterschied zwischen ihren Schlussfolgerungen und der ausschließlich auf Angst beruhenden Reaktion in Deutschland, wo man nicht einmal die Ursachen dieses Vorfalls benannte oder gar diskutierte.

Der russische Weg zu einer risikoarmen Nukleartechnologie

Die folgenden Ausführungen stammen wörtlich – und gelegentlich sinngemäß – aus dem Artikel der 5 russischen Experten.
Bereits kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe stellten die Professoren A. Weinberg und W. Orlow (Mitautor des hier besprochenen Artikels) ihre Kernidee über die Zweckmäßigkeit des Erreichens der Inhärenten Sicherheit vor und behandelten dabei die technisch möglichen Verursacher schwerer Unfälle.
Bei den Reaktortypen der vorausgegangenen Generationen wurde Wert auf eine einfache Kernenergieproduktion gelegt; das Risiko von Unfällen wurde durch evolutionäre Verbesserungs-Maßnahmen auf Kosten vielfacher und komplizierter Ingenieurarbeit so weit wie möglich verringert, was allerdings die Kosten der Energieerzeugung beträchtlich in die Höhe trieb. Dennoch blieben wesentliche, grundlegende Risiken auf dem Niveau von Ungewissheit, wodurch manchmal die Notwendigkeit der Kernkraft aufhörte, einleuchtend zu sein.
Diese nicht grundsätzlich weiterentwickelte Energieerzeugung führt zu einer Verschwendung von Mitteln und wissenschaftlich-technischer Anstrengungen bei der Schaffung einer unnötigen Vielfalt von Reaktortypen, die jedoch nahezu die gleiche „Nuklearenergie-Effizienz“ besitzen und auch immer noch von den wesentlichen Risiken und Bedrohungen begleitet werden.

Es ging somit darum, ein strategisches Szenario zu entwickeln, das auf einer innovativen wissenschaftlichen und technologischen Grundlage gründet. Dieses Szenario wird dadurch realisiert, dass mindestens ein Basiselement künftiger Kerntechnik gesucht wird, das in erster Linie ein hohes Maß an Selbstschutz besitzt sowie ein ausreichendes Potenzial von dessen Verstärkung. Dadurch kann das entscheidende Niveau an Selbstschutzfähigkeit erreicht werden, das ausreichend ist, um diese Kerntechnik gegen alle wesentlichen Bedrohungen und Risiken zu sichern.

Risiken und Bedrohungen der bisherigen Kerntechnologien

Eine Eliminierung aller wesentlichen Risiken und Bedrohungen (oder ihre Umwandlung in die Kategorie gewöhnlicher Risiken und Bedrohungen) bedeutet, dass diese Aufgabe eine Fokussierung auf folgende Punkte verlangt:

  1. Garantierte Verhinderung schwerer Unfälle, die durch mögliche Anlagen-interne „Initiatoren“ bzw. Urheber verursacht werden.
  2. Unterdrückung potenzieller Bedrohungen durch eine Abschirmung der gefährlichsten nuklearen Spaltmaterialien und radioaktiven Materialien gegen Proliferation (Ausbreitung).
  3. Eliminierung der Notwendigkeit zu einem Vergraben und/oder einer teuren, langen Überwachung der gefährlichsten langlebigen Abfälle, um die sogenannte „radiologische Balance“ auf dem Planeten zu unterstützen.
  4. Deutliche Verringerung der Drohung einer raschen Erschöpfung der natürlichen Ressourcen von Kernbrennstoff.…und alle Lösungen zu diesen Punkten haben die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit der Kerntechnik sicherzustellen – oder sie sogar zu erhöhen. Der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit kann als eine besondere Bedrohung für die ökonomische Akzeptanz der Kerntechnik angesehen werden, weshalb das in die Liste der wesentlichen Risiken gehört.

Näheres zu den o.g. Risiken und Bedrohungen:
Die in der Vergangenheit entwickelten Nukleartechnologien enthalten Risiken, die vermutlich niemals eliminiert werden können, offenbar weil sie anfänglich, jedoch nicht absichtlich, in die wissenschaftliche und technische Grundlage der heutigen Reaktoren eingefügt worden sind. Es ist einfach, eine Vielfalt von wesentlichen Risiko-Quellen aufzufinden, wenn man das Sicherheitsproblem in Bezug zu schweren eingetretenen Unfällen analysiert.
Eine Liste von Bedrohungen, deren Herkunft auf ihrer „nuklearen Natur“ beruht, enthält den Spielraum der sog. „gespeicherte Reaktivität“ (die z.B. die Reaktionsgeschwindigkeit enthält) in Bezug auf verzögerte (thermische) Neutronen; langzeitig und recht intensiv auftretende Restwärme; gefährliche Isotopenumwandlungen und Neutronen-„Poisoning“ (Überflutung) eines Reaktors; mehrfache Rückkopplungen, die die Dynamik des Reaktors beeinflussen und die imstande sind, einen nahezu augenblicklichen und unkontrollierbaren Anstieg der Leistung zu verursachen. In einigen Reaktortypen können solche Reaktivitätseffekte zu sofortigem und gefährlichen Reaktivitätsanstieg führen.
(Anm.: Hiermit ist offenbar der Druckröhren-Reaktortyp gemeint, der in Tschernobyl den Unfall verursachte. Dieser ursprünglich für die Kernwaffenproduktion gebaute Reaktor – der nur im Bereich der ehemaligen Sowjetunion und dort nur in wenigen Anlagen existierte – war durch einen geradezu „kriminellen“ Reaktivitätsverlauf gekennzeichnet, denn seine Leistung stieg mit steigender Kerntemperatur weiter an. Schwere Bedienungsfehler der Betreibermannschaft führten dadurch zur Katastrophe. Die Leichtwasserreaktoren in den westlichen Ländern weisen hingegen eine fallende Reaktivität bei steigender Kerntemperatur auf. G.K.)

Unter den nichtnuklearen potenziellen Bedrohungen gibt es die Möglichkeit multipler chemischer Reaktionen (zumeist exothermisch, also Wärme erzeugend), die in einem Reaktor während eines Notfall-Betriebsmodus auftreten können. Ferner hoher innerer Druck; Veränderung des Phasenzustands des Kühlmittels (z.B. Sieden), etc.
Ein offener Brennstoffkreislauf kann zur Ansammlung des benutzten Brennstoffs, toxischer Spaltprodukte und der Notwendigkeit zu extrem langen Lagerungs- und Überwachungszeiten führen, was als ein weiteres wesentliches Risiko betrachtet werden kann – ebenso wie die Verbreitung gefährlichen radioaktiven Materials mit den damit zusammenhängenden Möglichkeiten des Terrorismus. Dies betrifft alle Technologien, die reale konzentrierte Freilassung von Spaltprodukt-Isotopen bei irgendeiner Phase der Brennstoffmanipulation erlauben.
Berücksichtigt man auch die große Kapitalbindung der Kernkraft-Technologien, dann ist das ökonomische Risiko einer raschen Erschöpfung relativ billiger Brennstoffressourcen sehr bedeutsam, falls das Potenzial der Brennstoff-Erbrütung nicht realisiert wird. Dieses Risiko ist für thermische Reaktoren (mit einem thermischen, langsamen Neutronenspektrum) nicht zu überwinden, weil ihre Brennstoff-Verbrennung unzureichend ist. (Anm.: So bleibt in den „abgebrannten“ Brennstäben der üblichen Leichtwasserreaktoren (LWR) der weitaus größte Teil des eingesetzten Natururans U-235 im „Abfall“, der tatsächlich ein wertvoller Brennstoff ist – allerdings nicht für die LWR. G.K.). Selbst für den heutigen relativ bescheidenen Gesamtbestand an thermischen Reaktoren rechnet man damit, dass die Reserven des billigen U-235 nur ca. 50 Jahre reichen. Dieses Risiko der Erschöpfung der Brennstoffressourcen kann nur durch den raschen Übergang zu schnellen Reaktoren mit geschlossenem Brennstoffkreislauf überwunden werden.
Schließlich besteht ein weiteres ökonomisches Risiko durch zu erwartende Versicherungskosten wegen realer aber recht ungewisser Bedrohungen durch schwere und katastrophale Unfälle.
Um diese Risiken zu eliminieren (im Sinne von „ausreichend unterdrücken“) reicht es nicht, mit Wahrscheinlichkeits-Analysen zu arbeiten – und zwar aus zwei Gründen:
Wegen des katastrophalen Ausmaßes der Schäden für den Fall, dass der Unfall eintritt; und wegen der beträchtlichen Unsicherheiten, die durch eine sehr karge Statistik derartiger Ereignisse bestehen. Deshalb schafft allein eine wissenschaftliche und technische Bestimmung im Sinne des Determinismus, die für eine gerechtfertigte Beschreibung und Eliminierung der Gründe für die Risiken und Bedrohungen benutzt wird, eine notwendige Garantie, „um uns aus diesem Schlamassel herauszuholen“.
Es gilt daher, eine „Inhärente Sicherheit für Kernenergie“ (NP-IS) zu erreichen, wobei man die direkte Anwendung der Naturgesetze, eine von Anfang an zweckmäßige Wahl spezieller Technologien und Strukturmaterialien, Gestaltung der Reaktorstruktur und des Fabrik-Designs für den Reaktor sowie für den Brennstoffkreislauf. Das NP-IS-Prinzip schließt „Selbstschutz“-Eigenschaften der Reaktoren wie auch passive Sicherheits-Hilfsmittel ein, wie sie schon jetzt teilweise eingesetzt werden.

Bei einigen Kernreaktortypen kann NP-IS derart auf Effizienz „designed“ werden, dass alle oder der Hauptteil der technisch möglichen Unfallauslöser – einschließlich des menschlichen Faktors – durch einen Selbstschutz blockiert werden kann, und das ohne die Aktionen von
aktiven Sicherheitsmaßnahmen und ohne das Eingreifen des Personals.

Das Ergebnis der Arbeiten: Ein sicherer Reaktortyp

Diese Bewertungen der bisherigen nuklearen Technologien und die daraus abgeleiteten Anforderungen an eine inhärent sichere Technologie – in dem Artikel der 5 Autoren als Basiselement bezeichnet – haben in Russland direkt nach dem Tschernobyl-Unfall begonnen und zu einem konkreten Ergebnis geführt, an dessen Realisierung intensiv gearbeitet wird. Die Forderung nach einem Selbstschutz-Verhalten führte zur Wahl eines schnellen Reaktors mit einem besonders harten Neutronenspektrum und einem geschlossenen, im Gleichgewicht befindlichen Brennstoffkreislauf als das o.g. „Basiselement“. Die „klassischen“ schnellen Reaktor-Brüter vom französischen Superphenix-Typ (Anm.: …und ebenso der deutsche schnelle Brüter in Kalkar) kamen nicht in Frage, weil sie nur für die Eliminierung einer der besonderen Bedrohungen – die rasche Erschöpfung der Brennstoffressourcen – konzipiert wurden und kein ausreichendes Selbstschutz-Potenzial besitzen.
Wenn der Reaktor mit hartem Neutronenspektrum als das strategische Basiselement gewählt wird, kann dessen Selbstschutzfähigkeit durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
– Ersatz der Natriumkühlung durch das chemisch inerte Blei mit hoher Siedetemperatur und reduzierter volumetrischer spezifischer Leistung.
– Das Wachstum der Neutronen-Erzeugungsrate (durch Kernspaltung) wird begünstigt durch einen dichten Brennstoff mit hoher Wärmeleitung.
– Eine Reduzierung des Levels der Brennstoff-Erbrütung mit dem Ergebnis einer Stabilisierung der Reaktivität.
– Die Verwirklichung eines im Gleichgewichtszustand befindlichen geschlossenen Brennstoffkreislaufs mit dem Wegfall von Anreicherung bzw. erneuter Anreicherung der Brennstoffzufuhr.
– Positive Reaktivitätseffekte werden radikal verringert, was den Selbstschutz-Eigenschaften zugutekommt – dies ist nur bei dem Kühlmittel Blei der Fall.
Die Realisierung

Somit wurde der schnelle, bleigekühlte Reaktor als die beste Lösung gewählt.
Im Jahre 2010 startete die russische Regierung ihr Forschungsprogramm „Entwicklungsstrategie der Kernkraft in Russland in der ersten Hälfte des 21-ten Jahrhunderts“ als innovative Plattform. Es enthielt das Zielprogramm „Nukleartechnologien der neuen Generation von 2010-2015-2020“. Es wurde weiterhin unterstützt im Projekt der Präsidenten-Kommission für die Modernisierung und die technische Entwicklung der russischen Wirtschaft – „Neue technologische Plattform: Geschlossener Brennstoffkreislauf und schnelle Reaktoren“.

Die Realisierung:

In der 1. Stufe (2010-2014):
– Technische Designs von bleigekühlten schnellen Reaktoren wurden entwickelt.
– Der Technik-Plan für den Forschungsreaktor MBIR wurde entwickelt.

In der 2. Stufe (2015-2020):
– Weiterentwicklung der Dokumentation des Designs für das Forschungs-Demonstrationskraftwerk mit bleigekühltem schnellen Reaktor (BREST-300) und dessen Konstruktion;
– Entwurf einer Fabrik zur Produktion dichten Brennstoffs für schnelle Reaktoren.
– Abschluss von F&E zur Technologie für eine Industrieanlage zum Recycling von gebrauchtem Kernbrennstoff.
– Abschluss von F&E zur Technologie für die Fabrik zum Recycling von gebrauchtem Kernbrennstoff von schnellen Reaktoren.

Das Projekt zielt insbesondere auf die Konstruktion des bleigekühlten Demonstrationsreaktors BREST-300 und die Unternehmung für die Schließung des Gleichgewichts-Brennstoffkreislaufs.
(Ende der Zitate aus dem o.g. Artikel).

 

Zusätzliche Anmerkungen:

Russland ist Mitglied beim Internationalen Forum IV. Generation (s.o.) und der bleigekühlte schnelle Reaktor ist einer der 6 technologischen Schwerpunkte dieser Arbeitsgemeinschaft, den selbstverständlich Russland mit seiner Entwicklung des BREST-300 weitgehend ausfüllt. Dieser Prototyp-Reaktor, der 300 MW elektrische Leistung besitzt, soll bis 2020 fertiggestellt sein. Damit steht das Land m.E. an der Spitze der kerntechnischen Entwicklungen in der Welt,
denn mit seiner eindrucksvollen und konsequenten Sicherheitsphilosophie kann die zivile Nutzung der Kernkraft eine sehr viel größere gesellschaftliche Akzeptanz erhalten.
Eben das war von vornherein das Ziel der russischen Ingenieure und ihre gründliche Problemanalyse, ihr sich daraus ergebender Anforderungskatalog und schließlich die Auswahl der geeignetsten Technologie mit anschließender Entwicklung und dem Bau eines Demonstrationskraftwerks lässt alle westlichen, durchweg auf einzelne Verbesserungen abzielenden Aktivitäten nicht gerade im besten Licht dastehen.
Ein Grund für diesen Vorsprung könnte sein, dass schon seit vielen Jahren in allen russischen – und früher sowjetischen – Regierungen der technische Sachverstand auf der höchsten politischen Ebene auffallend stark war. Das war eine gute Voraussetzung dafür, dass vorausschauende Planwirtschaft bestens funktionierte.

In Deutschland haben wir inzwischen auch eine Planwirtschaft im Energiesektor; nur ist sie leider eine Katastrophe, weil niemand in der Regierung auch nur eine schwache Ahnung von Wirtschaft und Technik hat.

Ist das Votum der Ethik-Kommission am Ende eine Zustimmung zur Kernkraft ?

Zufällig erschien in der gleichen Ausgabe der ATW ein Artikel von Dr. Dieter Herrmann über die historische Einordnung der Kernenergie. Er behandelt darin eingangs die merkwürdige Rolle, die die „Ethik-Kommission“ 2011 mit ihrer Empfehlung zum Ausstieg aus der Kernenergie zu spielen hatte. Dieses Energieexperten-lose aber dafür mit Kirchenvertretern stark besetzte Gremium (das diese Zumutung nicht etwa ablehnte, sondern sich wichtig vorkam) hat immerhin einige Sätze zum Risiko verfasst, die im Lichte der oben beschriebenen russischen „Wende“ in der nuklearen Entwicklung sehr interessant werden.
Aus dem Artikel von Dr. Herrmann:

„Besagte Ethikkommission berief sich mit ihren Empfehlungen vor allem auf ein „absolutes und nicht abwägbares Risiko“, das mit der Kernenergienutzung verbunden ist, und das nicht zu verantworten sei, wenn es zugleich risikoärmere (und gesellschaftlich weniger umstrittene) Methoden der Energieerzeugung gibt. Für Viele – Gegner wie Befürworter der Kernenergie – galt diese Empfehlung als das perspektivisch endgültige Aus für jede Art nuklearer Energieerzeugung in Deutschland. Und selbst das eine oder andere Mitglied der Ethikkommission könnte sie so verstanden haben. Dabei kann diese Empfehlung im Umkehrschluss auch heißen, dass Kernenergie dann grundsätzlich zu verantworten ist, wenn sich dieses Risiko durch technische Weiterentwicklung unter jene Schwelle des „Absoluten“ und „Nicht-Abwägbaren“ senken lässt. Sobald dies (mit oder ohne deutsche Beteiligung) gelungen ist, aber auch wirklich erst dann, hängt die Zukunft der Kernenergie weltweit ausschließlich von ihrer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit bei der Deckung des künftigen weltweiten Energiebedarfs ab. Darauf zu setzen, dass dies nie geschehen wird, hieße wesentliche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten solcher hochkomplexen und langwierigen Entwicklungsprozesse zu verkennen.“

(Ende des Zitats).

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Spätestens wenn BREST-300 am Netz ist, hat sich das Verdikt der Ethikkommission in ein Votum für die Kernenergie verwandelt. So führen russische Ingenieure die Mitglieder der Ethikkommission vor. Deren Gesichter – und auch das der Kanzlerin – möchte man sehen, wenn sie diese Botschaft erhalten – und sie verstehen.

Günter Keil; Dr.-Ing.

 

 

 

 




Merkels Energiewende: Extrem teuer, aber direkt in die Sackgasse

Der ideologisch begründete, von allen anderen Industrieländern als schwer verständlich angesehene radikale Umbau der deutschen Energiewirtschaft, der  einen massiven Ausbau der Wind- und Solarstromerzeugung sowie der Stromerzeugung mit Biogas mit dem Ziel der Zurückdrängung von Kohle und Kernkraft anstrebt, wird bereits seit mehreren Jahren verfolgt.  Dieses wegen seiner Widersprüche zur Physik, der zahlreichen und unverständlichen schweren Versäumnisse und  der absehbaren Unbezahlbarkeit unerreichbare Ziel wird zur Ausschaltung störender Einflüsse des freien Marktes mit immer neuen Gesetzes-Instrumenten der Planwirtschaft verfolgt, wobei die derzeitige konservativ-liberale Bundesregierung seltsamerweise die Energiepolitik der Grünen übernommen hat. Mit der im März 2011 überstürzt beschlossenen und nur politisch motivierten Stilllegung von 8 Kernkraftwerken und damit dem Wegfall eines wichtigen Teils der nicht vom Wetter und vom Tageslicht abhängigen Stromversorgung wurde die bereits kritisch gewordene Situation noch zusätzlich verschärft. 
Die Regierung war schon lange von allen renommierten Fachleuten und Institutionen vorgewarnt. Kein einziges der heute immer größer werdenden Probleme war unvorhersehbar. 
Und sie hat den dramatischen Kurswechsel von 2011 ohne jede Vorwarnung und Konsultation der stark betroffenen und geschädigten Nachbarländer exekutiert – eine Rücksichtslosigkeit, die sich vermutlich noch rächen wird.
Die im Herbst 2010 verkündete Energiewende hatte tatsächlich das Jahr  2050 als Planungshorizont. Keine Nation dieser Welt hat jemals etwas auch nur annähernd Absurdes in ihrer Wirtschafts- oder Energieplanung vorgelegt. Mittlerweile beträgt die Haltbarkeit deutscher energiepolitischer Ankündigungen bis zu ihrer Änderung nur noch Monate.
Die deutsche Energiepolitik in den vergangenen eineinhalb Jahren gleicht einer  Fieberkurve. Ihre schnellen Kurswechsel sind für die Wirtschaft schlimm genug. Was dabei aber leider unverändert  beibehalten blieb, sind ihre fundamentalen Fehler aus der Vergangenheit: Die planwirtschaftlichen und damit stets zu hohe Kosten verursachenden staatlichen Maßnahmen, die unter dem Sammelbegriff „Erneuerbare Energien-Gesetz“ bekannt sind. Und die Reihe dieser Fehler wird konsequent verlängert.
Die Regierung zappelt jetzt in den selbst gelegten Fallstricken. Die durch ihre Fehler verursachten Probleme werden noch durch neue und stets planwirtschaftliche Fehlentscheidungen zu verzögern versucht, was nur neue Schäden hervorruft und immer das gleiche Resultat ergibt: Die Risiken steigen weiter und die Stromverbraucher müssen es bezahlen. 
Die unten präsentierte Liste der Fehler ist vermutlich bereits unvollständig, wenn Sie diesen Artikel lesen.
 Die Grundfehler der Energiewende
Der Kern des Kurses der Regierung ist das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Es weist vier grundsätzliche Fehler auf, die sich durch die strikte Durchsetzung und Ausweitung dieses Gesetzeswerks in eine Bedrohung des Standorts Deutschland  verwandelten, ohne der Umwelt zu helfen :

  1. Die unverständliche Fokussierung des EEG auf die Stromerzeugung ignorierte den Sektor Wärmeversorgung sowohl bezüglich der dort umgesetzten Energiemengen als auch bezüglich der Importabhängigkeit der dort eingesetzten, überwiegend fossilen Energieträger. Dessen verspätete Einbeziehung (Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich) war von abrupten Änderungen der Förderung bis hin zu  vorübergehenden Stops  gekennzeichnet, die die  Heizungsbranche  einem unberechenbaren Wechselbad aussetzten und die dringend notwendige Modernisierung bremsten. Stagnation auf niedrigem Niveau ist das Ergebnis. Die Milliardensubventionen wurden an diesem für Deutschland wichtigsten Energiesektor vorbei gelenkt – und dies dazu noch mit erheblichen volkswirtschaftlichen Kollateralschäden im Sektor der Stromwirtschaft, dem das EEG eigentlich dienen sollte.
  2. Das  Ziel, bei der Stromerzeugung von fossilen Energieträgern wegzukommen, wurde mit einer falschen Förderungspolitik angegangen: Man wählte bestimmte Techniken dafür aus, anstatt Einsparziele für die Energieträger vorzugeben und die Wahl der dafür geeigneten Techniken bzw. deren Weiterentwicklung dem industriellen Wettbewerb zu überlassen. Damit schuf man Förderreservate für bestimmte Techniken, von denen sich die  für das sonnenarme Deutschland weitgehend ungeeignete Photovoltaik als ein finanzielles Fass ohne Boden bei gleichzeitigem äußerst geringem Nutzen erwies – außer für China.  Als ebenso ungeeignet für die Stromversorgung eines Industrielandes erwies  sich auch die  unzuverlässige Windkraft.
  3. Der Grundidee, der das EEG dienen sollte, nämlich die Umwelt   zu schützen, wurde es  nur ganz am Beginn dieser Entwicklung gerecht. Jede Energietechnik, auch die "grünen", deren Potenzial in die Leistungsregion von Hunderten von Megawatt oder darüber ausgebaut wird, wird damit zwangsläufig zu einer von Umweltschützern stets verdammten „Großtechnologie“ – mit allen zugehörigen Nachteilen wie  Flächenverbrauch und Verlust an Biodiversität (Energiepflanzen),    Rohstoffverbrauch, Umweltbelastungen durch schädliche chemische Emissionen (Photovoltaik) oder Lärmbelastungen (Windkraft); von der Landschaftsverschandelung gar nicht zu reden. Man hat am Ende nur  alte Umweltprobleme gegen neue, problematischere  ausgetauscht.
  4. Das EEG hatte von Anfang an planwirtschaftliche Tendenzen, die sich mit den extrem zunehmenden Subventionen für die ausgewählten „Erneuerbaren“ zur Umwandlung des ehemals marktwirtschaftlich ausgerichteten Energiesektors in einen von Planwirtschaft gefesselten Sektor auswuchsen. Diese Planwirtschaft wird von der Regierung weiter ausgebaut. Mit den zwangsläufigen Folgen, die eine Planwirtschaft kennzeichnen:  Verschwendung in Milliardenhöhe; starke  Energiekostensteigerung („Energiearmut“),  Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, Abwanderung der Industrie, am Ende Arbeitslosigkeit.

Die Regierung will bis 2030 die Stromerzeugung aus „Erneuerbaren“ auf 50% bringen und bis 2050 auf 80%. Allerdings ist selbst eine auch nur teilweise sichere  Versorgung des Landes mit Wind- und Solarstrom nicht möglich. „Die Stromeinspeisung sämtlicher Photovoltaik- und Windkraftanlagen kann zeitweise nahe null Prozent liegen, während hohe Einspeiseleistungen von mehr als 50 Prozent der installierten EE-Kapazitäten (= Erneuerbare Energien) nur an 5 bis 10 Prozent der Jahresstunden erbracht werden“, stellte der Bundesverband Energie und Wasserwirtschaft BDEW in seinem Monitoringbericht Ende 2011 nüchtern fest. Deshalb wird jetzt die gesamte Stromversorgung doppelt aufgebaut: Mit einem gewaltigen Anteil der „Erneuerbaren“ und dazu ein mindestens 80 % der gesamten Stromnachfrage abdeckendes Netz von Kohle- und Gaskraftwerken. Stromimporte müssen  dann die restliche Lücke ausfüllen. Zudem muss das Übertragungsnetz enorm ausgebaut werden, weil die meisten Windräder leider im Norden stehen, wo ihr Strom nicht gebraucht wird. Durch Offshore-Windparks werden es noch mehr.
 Die Liste der Versäumnisse und Fehleinschätzungen wird immer länger
Die Regierung hat erst vor kurzem begriffen, dass von Anfang an – das heißt bereits seit Einführung des EEG – riesige Stromspeicher zum Ausgleich der systembedingten starken Schwankungen des eingespeisten Wind- und Solarstroms erforderlich gewesen wären, die es aber nicht gab und die es auch innerhalb der kommenden 15-20 Jahre nicht geben kann.  Damit war ein Ausgleich dieser Schwankungen von vornherein ausgeschlossen. Kraftwerke mussten das übernehmen. Und die dafür geeignetsten sind Kernkraftwerke. Sie arbeiten nicht nur CO2-frei, sie waren und sind konstruktionsbedingt die mit Abstand schnellsten Regler im Netz, die mit ihrer großen Leistungsregelungs-Kapazität („Lastfolgefähigkeit“) schnelle   Schwankungen am besten ausgleichen konnten. Die Regierung schaltet sie jetzt entschlossen ab – und stellt nun verblüfft fest, dass sie für die damit früher erfolgte  Stabilisierung des Netzes heute keinen Ersatz bekommen kann. Neue Kohle- und Gaskraftwerke sollen das nun – unter Opferung der Klimaschutz-Ziele – übernehmen. Sie sollten auch die gefährliche Versorgungslücke schließen, die durch die abgeschalteten und noch stillzulegenden Kernkraftwerke entstand.
Aber wiederum hat man zu spät begriffen, dass auch das nicht funktioniert. Denn der im EEG festgelegte Vorrang für die Einspeisung des "grünen" Stroms zwingt die Kohle- und Gaskraftwerke zu einem ständigen Hoch- und Herunterfahren ihrer Leistung, was nach Abschätzung des BDEW zu einer Nichtauslastung von 40 % führen wird. Unter diesen Bedingungen werden alle Investitionen in solche Kraftwerke unrentabel – sie unterbleiben deshalb.
Auf diese Weise führt das EEG nicht nur zu einem immer größer werdenden Bestand an Wind- und Solarstromerzeugern, deren Stromerzeugung man immer seltener voll nutzen kann, das EEG verhindert zugleich die Errichtung konventioneller Kraftwerke als der einzig verbliebenen Möglichkeit zur Stabilisierung des Netzes. So wurde aus einem ursprünglich gut gemeinten Förderprogramm ein Monstrum, das absehbar die zuverlässige Versorgung des Landes mit elektrischer Energie beenden und grosse  Schäden anrichten wird.
Die Reaktion der Regierung: Nicht etwa das Abstellen der Ursache – das ist der im EEG gesetzlich  festgeschriebene Vorrang für "erneuerbaren" Strom – , sondern Überlegungen zu einer weiteren Subvention: Investitionszuschüsse für unwillige Kraftwerks-Investoren – und selbstverständlich die Überwälzung der Kosten auf die Verbraucher. Abermals Planwirtschaft statt Marktwirtschaft.
Dazu passt auch der neue Plan der Regierung, die fällige Stilllegung unrentabler Kohle- und Gaskraftwerke per Verordnung zu verzögern und zu verbieten. Dies sind sowohl Altanlagen, die sich  am Ende ihrer typischerweise 40-jährigen Lebensdauer befinden, mit schlechten Wirkungsgraden und entsprechend hohen Emissionen, als auch jüngere Kraftwerke, die durch den EEG-bedingten Abschaltungszwang unrentabel geworden sind. Wie bei allen anderen planwirtschaftlichen Eingriffen der Regierung wird man auch hierbei die Zusatzkosten, die man den Kraftwerksbetreibern für den unrentablen Weiterbetrieb bezahlen muss, den Verbrauchern aufbürden.
 Die EU-Kommission bekämpft die deutsche Energiepolitik
Schon seit mehr als einem Jahr kritisiert der deutsche Energiekommissar Günther Oettingen die deutsche Energiepolitik auf das Schärfste. Mehrfach warnte er vor den bedrohlichen Folgen der hohen Energiesteuern für die Wirtschaft. Die extreme EEG-Förderung der Photovoltaik im sonnenarmen Deutschland kommentierte  er mit sarkastischen Vergleichen und forderte ihren Abbau.
Im Mai 2012 bereitete die Kommission einen Doppelschlag gegen die deutsche Energiepolitik vor:
Die neuen Emissionszertifikate-Handel-Beihilfeleitlinien der EU verschärfen für Deutschland die Förderungsmöglichkeiten für den Bau von Kohle- und Gaskraftwerken. Investitionszuschüsse i.H.V. 15% dürfen nur noch bei vollständiger Umsetzung der CCS-Technologie (Abtrennung und Speicherung des CO2) gewährt werden.  Deutschland hat aber die CCS-Richtlinie bisher nicht umgesetzt und kann das auch gar nicht mehr, seit der Bundesrat das Gesetz zur CO2-Speicherung abgelehnt und Vattenfall daraufhin sein Pilotprojekt in Jänschwalde abgebrochen hat. Damit werde das im Energiekonzept 2010 verankerte Kraftwerks-Förderprogramm faktisch unmöglich gemacht, sagte BDEW-Chefin H. Müller.
Damit nicht genug: In einem Entwurf eines Strategiepapiers spricht sich die Kommission dafür aus, dass die Förderprogramme der EU-Staaten für den Ausbau von Sonnen- und Windstrom so schnell wie möglich auslaufen sollen. Insbesondere seien dadurch die Energiekosten für viele Menschen zu sehr angestiegen. Außerdem sollen die nationalen Fördersysteme einander angeglichen werden. Damit wäre das EEG und damit der zentrale Antriebsmechanismus der Energiewende in Frage gestellt – weshalb Berlin dagegen ist.
Die NRW-Ministerpräsidentin Kraft forderte die Regierung auf, sicherzustellen, dass die EU-Kommission staatliche Subventionen für die energieintensiven Industrien genehmigt, was keineswegs sicher ist.  Andernfalls fürchte sie schleichende Arbeitslosigkeit in NRW.
 Deutschland kehrt zur Kohle zurück
Der Ausstieg aus der Kernenergie, die einen großen Teil der Grundlast-Stromversorgung lieferte, bedeutete unausweichlich deren Ersatz durch andere Grundlastkraftwerke, und das sind in Deutschland allein Kohlekraftwerke. Dass dies der Preis für die Energiewende sein würde  und wegen der dann  wieder steigenden CO2-Emissionen auch ein Ende der sogenannten Klimaschutz-Politik, war der Regierung klar. Sie bemüht sich intensiv um Neubauten und plant sogar, die Stilllegung von fossilen Kraftwerken zu verhindern (siehe oben).
Der Leiter des dem Bundesumweltministerium BMU unterstellten Bundesumweltamts Jochen Flasbarth erklärte jedoch dazu Anfang Juni 2012, es gebe „keinen Bedarf für neue Kohlekraftwerke“.  Im BMU war man „verstimmt“.
Begleitet wird die Kohle-Renaissance in Deutschland  vom Rezessions-bedingten Verfall der Preise für Emissionszertifikate (7 Euro pro Tonne CO2,  damit 60% unter dem Niveau von 2011) wodurch Kohle in ganz Europa wieder attraktiv wird.  Für den Bau neuer Kohlekraftwerke muss sich die Regierung allerdings neue Subventionsmodelle einfallen lassen, nachdem Brüssel bei den Investitionshilfen die rote Karte zeigte (s.o.). Man wird das Übliche tun: Den Strompreis weiter erhöhen.
 Man hat auch den Widerstand der Bürger unterschätzt.
Die Bürger haben gelernt, dass sie recht wirksam unliebsame Entwicklungen in ihrer Umgebung verhindern können. Genau diese Fähigkeiten setzen sie seit einiger Zeit gegen nahezu alle Projekte ein, die jetzt zu wesentlichen Teilvorhaben der Energiewende ernannt worden sind:
Die Errichtung von neuen Pumpspeicherwerken, von Windkraftanlagen , von Hochspannungs-Freileitungen, von Freiflächen-Photovoltaikanlagen, auch von Umrichterstationen zum Anschluss von Offshore-Windparks. Eine weitreichende Niederlage erlitt die Berliner Regierung mit ihrem Gesetzesvorstoß, der es ermöglichen sollte, in Kraftwerken abgetrenntes CO2 zunächst versuchsweise in ehemaligen Gasspeichern zu lagern. Der Bundesrat lehnte es ab und will auch nicht den Vermittlungsausschuss anrufen.  Bereits vor der Bundesrats-Abstimmung hatte es massive Proteste gegeben: „Stoppt das CO2-Endlager“ stand auf ungezählten Autoaufklebern im Raum Flensburg und massenweise in friesischen Vorgärten, an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein und Niedersachsen brannten Mahnfeuer. Greenpeace zeigte sich übrigens über das Abstimmungsergebnis im Bundesrat erfreut.
 Die Risiken werden bedrohlich
Die Regierung hat eine unheilvolle und  die Sicherheit der Stromversorgung unterminierende Kombination zweier Fehlentscheidungen zu verantworten:
Sie hat das Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG) unverändert beibehalten, womit der damit gesetzlich gesicherte Vorrang für die Einspeisung von Wind- und Solarstrom bei dessen unvermindert starkem weiterem Ausbau  immer mehr zu massiven Störungen im Stromnetz führt. Und sie hat diese prekäre Situation durch die Abschaltung von 8 Kernkraftwerken nochmals extrem verschärft. Damit fehlt jetzt ein erheblicher Anteil an Wetter- und Tageslicht-unabhängiger Grundlast-Stromerzeugung und gleichzeitig auch noch eine wichtige Regelungskapazität gegen Einspeisungsschwankungen, die gerade die Kernkraftwerke boten.
Im  Winter 2011/2012 gab es deswegen bereits zwei sehr ernste Situationen, bei denen ein Blackout  gerade noch mit drastischen Notmaßnahmen verhindert werden konnte.  Für den kommenden Winter rechnet man mit einer noch ernsteren Situation. Über die Folgen eines flächenweiten Stromausfalls, der dann mehrere Tage andauern würde, macht sich anscheinend noch niemand Gedanken.
Deutschland ist durch eine Kette fast unglaublicher Fehler und Unterlassungen in diese fatale Situation gebracht worden: Erst die Verabschiedung des EEG ohne jegliche Absicherung gegen die extremen Schwankungen der Stromeinspeisung durch Speicher – die man nicht hatte und deshalb "vergaß" – und dazu auch noch ohne die Möglichkeit, den in Norddeutschland erzeugten Windstrom durch das vorhandene Übertragungsnetz nach Süddeutschland zu transportieren. Diese Unterlassung führte zu einer Zweckentfremdung  von Gas- und sogar von Kohlekraftwerken als "Lückenbüßer"-Kraftwerke, die wegen der gesetzlich erzwungenen Grünstromeinspeisung ständig herauf- und heruntergeregelt werden mussten – und damit unrentabel wurden. Nicht genug damit erfolgte noch die hektische Stillegung der Kernkraftwerke, womit bei dem aus den o.e. Gründen  unterbleibendem Neubau von konventionellen Kraftwerken, der im Übrigen noch Jahre dauern würde,  die Sicherheit der Stromversorgung bei steigenden Stromkosten weiter abnimmt.
Die steigenden Risiken für die Bevölkerung und für die Wirtschaft werden unten beschrieben. 
Weil die sehr viel ernsteren Auswirkungen dieser Politik erst noch kommen werden und der politische Widerstand noch gering ist, muss mit einem Festhalten an der Energiewende bis zum Zeitpunkt des Eintretens größter und unbeherrschbarer Probleme gerechnet werden, die dann nicht mehr durch das Umverteilen der angerichteten Schäden provisorisch repariert werden können.
 Planwirtschaft statt Marktwirtschaft  
Von vielen Autoren der Wirtschaftspresse ist bereits harte Kritik daran geübt worden, dass im Energiesektor immer mehr marktwirtschaftliche Grundprinzipien, die bisher den Erfolg der Industrienation Deutschland herbeiführten, von der Regierung missachtet und durch politisch motivierte Verletzungen dieser Prinzipien ersetzt werden.
Diese planwirtschaftliche Tendenzen, die sich mit den extrem zunehmenden Subventionen für die ausgewählten „Erneuerbaren“ zur Umwandlung des ehemals marktwirtschaftlich ausgerichteten Energiesektors in einen von Planwirtschaft gefesselten Sektor auswuchsen, kennzeichnen heute die Energiepolitik. Mit den zwangsläufigen Folgen, die eine Planwirtschaft kennzeichnen: Verschwendung ; starke  Energiekostensteigerung (mit der Folge der neuen „Energiearmut“- s.u.); großer verspäteter Aufwand für das Beheben von Defiziten, die durch das jahrelange Ignorieren von zentralen Voraussetzungen für eine derartige Umgestaltung des Elektrizitätssystems  entstanden sind (fehlende Speicher, unzureichendes Netz, fehlende konventionelle Kraftwerke als Sicherheit); Verwandlung des erhofften Nutzens in eine Bedrohung (Vertreibung der energieintensiven Industrie, Blackouts); Ärger mit den Nachbarländern wegen des Missbrauchs ihrer Stromnetze als Abladeplatz für wetterbedingte Stromüberschüsse;  technologischer Rückstand und der Verlust von Kompetenzen auf den nicht vom EEG begünstigten Feldern. 
Diese EEG-verursachten Probleme wurden durch das plötzliche Abschalten von 7 Kernkraftwerken nochmals erheblich vergrößert. Zudem gab Deutschland damit  seine bisherige Rolle als Exporteur von Grundlaststrom, mit dem das europäische Verbundnetz versorgt und stabilisiert wurde ohne Abstimmung mit den Nachbarländern auf.
Die durch die Fehler der Regierung verursachten Probleme werden noch durch neue und stets planwirtschaftliche Fehlentscheidungen zu verzögern versucht, was nur neue Schäden hervorruft und immer das gleiche Resultat ergibt: Die Risiken steigen weiter und die Stromverbraucher müssen es bezahlen. 
Die Liste dieser Verstöße gegen die Marktwirtschaft ist bereits lang:
1.     Das EEG, also die Zwangssubventionierung unwirtschaftlicher und auch technisch ungeeigneter Methoden der Stromerzeugung – verbunden mit dem Zwang, den so erzeugten Strom vorrangig ins Netz einzuspeisen und seinen Weiterverkauf notfalls noch zusätzlich zu bezahlen
2.     Entschädigungs-Verpflichtung für die Nicht-Produktion eines Wirtschaftsgutes – s. §12 EEG.
3.     Die mit Angstszenarien begründete Stilllegung einer großen Grundlast-Stromerzeugung (Kernkraft) mit der Folge von Preissteigerungen – auch im Ausland – und Versorgungsengpässen.
4.     Gewaltiger, teurer  Ausbau der Stromnetze, der ohne die Fehlentscheidung der Bevorzugung unzuverlässiger und durch starke Leistungsspitzen gekennzeichnete Erzeugungstechniken – s. Punkt 1 – überhaupt nicht notwendig wäre.
5.     Entlastung von energieintensiven Produktionen von den durch die EEG-Fehlsteuerung verursachten Strompreiserhöhungen – und deren Überwälzung auf die übrigen Verbraucher.
6.     Geplante neue Subventionen, um weitere Folgen der Fehlsteuerung durch das EEG und den Kernkraftausstieg zu bekämpfen: Der Einspeisungszwang von Wind- und Solarstrom ins Netz macht die jetzt benötigten neuen Kohle- und Gaskraftwerke unrentabel, weshalb sich  Investoren zurückhalten.  Die Bundesnetzagentur empfiehlt daher, über Subventionen für den Kraftwerksneubau „nachzudenken“ Deshalb hat die Bundesregierung einen   Investitionskostenzuschuss für neue fossile Kraftwerke im Zeitraum 2013-2016 in Aussicht gestellt. Die EU will das jedoch verhindern – siehe oben "Die EU bekämpft die deutsche Energiepolitik".
Die vermutliche Reaktion der Regierung: Den Kraftwerksbauern höhere Strompreise garantieren und diese wieder über Umlagen den Verbrauchern aufbürden.
7.     Geplante Verordnung zur Verzögerung bzw. zum Verbot der Stilllegung unrentabel gewordener Kohle- und Gaskraftwerke – mit der leider üblichen Kostenüberwälzung.
8.     Stromspeicher werden im Ausland gesucht – so die per Seekabel teuer  anzuschließenden Pumpspeicherwerke Norwegens – weil nicht benötigter, überschüssiger Windstrom zwischengespeichert werden muss. Fördermittel fließen in neue Speicherprojekte. Ohne die Fehlsteuerung durch das EEG hätten die vorhandenen Pumpspeicherwerke weiterhin ausgereicht.
9.     Durch die Energieeinsparverordnung werden Hausbesitzer zur energetischen Sanierung und Nachrüstung gezwungen. Auch wenn sie das nicht wünschen. Sie dürfen die Kosten auf die Mieter umlegen.
10.  Für Neubauten ist bereits die Installierung der sog. intelligenten Stromzähler vorgeschrieben. Ein Zwang für alle Verbraucher, diese Geräte anzuschaffen, ist angesichts der die Bürger bevormundenden Energiepolitik zu erwarten.
11.  In Baden-Württemberg wurden Hausbesitzer bereits gesetzlich verpflichtet, bei einer Modernisierung ihrer Heizungsanlage eine anteilige Versorgung durch „Erneuerbare Energie“ sicherzustellen.
12.  Der staatliche Geldregen für Energiewende-Reparaturmaßnahmen lockt nun auch weitere Interessenten hervor: Auf der Energiespeicher-Konferenz IHRES in Berlin wurde ein Einspeisegesetz  á la EEG auch für Energiespeicher, die das Netz stabilisieren sollen, gefordert. Auch Investitionszuschüsse seien geeignet.
13.  Die zunehmende Energiearmut auf Grund unbezahlbarer Stromrechnungen hat zu Überlegungen des neuen Umweltministers Altmeier geführt, staatliche Stromkostenzuschüsse einzuführen.
Dazu gibt es bereits deutliche Stellungnahmen: „Im Energiesektor bewegen wir uns langsam, aber sicher auf eine komplette Planwirtschaft zu“, warnte der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs. „Ein System zunehmender staatlicher Eingriffe ist marktwirtschaftlich nicht sinnvoll und für den Verbraucher nicht bezahlbar“, erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller.
Die Regierung hat sich erpressbar gemacht
Je mehr Engpässe durch die Fehlplanung der Energiewende auftreten, um so mehr Gelegenheiten bieten sich, die Regierung – oder auch deutsche Netzbetreiber – erfolgreich zur Kasse zu bitten. Es begann mit dem akut drohenden Netzzusammenbruch im Februar 2012. Stundenweise mussten die Netzbetreiber  Strom zu horrenden Preisen im übrigen Ausland einkaufen, um einen Systemzusammenbruch zu verhindern. So musste die EnBW Transportnetze AG am 9.2. um 4:45 Uhr vom Netzbetreiber Swissgrid in der Schweiz eine „Notreserve“ von 300 Megawatt Stromleistung anfordern und dafür mit 3000 Euro pro Megawattstunde einen Preis bezahlen, der um das Fünfzigfache über dem normalen Strombörsenpreis lag.
Die zweite offensichtlich  erfolgreiche Aktion startete der niederländische Netzbetreiber Tennet, der die neuen Offshore-Windparks – ein Kernstück der Energiewende – an das norddeutsche Stromnetz anschließen muss, aber jetzt  angeblich Finanzschwierigkeiten hat. 
Tennet hatte eine Idee: In einem Brief an den Bundeswirtschaftsminister schlug man vor, dass es  „vor weiteren Aufträgen für den Anschluss von Offshore-Windparks bei der Haftung neue Regelungen geben müsse“. Weiter wörtlich: „Wo Versicherungen nicht mehr einspringen, muss eine „Sozialisierung der Schäden“ (!) ermöglicht werden“. Treffender kann man es nicht ausdrücken.
Die unausgesprochene Drohung, den Anschluss der Windparks weiter zu verzögern, zeigte die erwünschte Wirkung: Ausgerechnet das FDP-geführte Bundeswirtschaftsministerium, das mit der Marktwirtschaft offenbar nichts mehr im Sinn hat, legte einen Entwurf für eine entsprechende Verordnung vor, mit der die Haftungskosten letztendlich per Umlage den Verbrauchern aufgepackt werden sollen. Also das mittlerweile übliche Verfahren.
Es gibt eine weitere Gefahr für die Energiewendeplaner: Durch die vom privilegierten EEG-Strom  erzwungenen Drosselung der Kohle- und Gaskraftwerke  wird jedes Neubauprojekt unrentabel und unterbleibt. Schlimmer noch: Auch bestehende Kraftwerke werden durch den privilegierten EEG-Strom unwirtschaftlich und die legt ein Betreiber in einer normal funktionierenden Marktwirtschaft konsequenterweise still. Einen ersten Paukenschlag dazu löste der staatliche norwegische Energiekonzern Statkraft Mitte Februar 2012 mit der Mitteilung aus, dass der Betrieb seines 2009 von E.on übernommenen Gaskraftwerks Emden „nach und nach eingestellt“ werde und Statkraft auf den geplanten Neubau eines Gaskraftwerks am gleichen Standort verzichtet. „Das Kraftwerk ist nicht mehr profitabel“, erklärte Statkraft-Vorstandsmitglied Asbjorn Grundt gegenüber Reuters. Gegen den Bau eines neuen 430-MW-Gaskraftwerks sprächen zum einen die hohen Gaspreise, zum anderen „sei zu befürchten, dass die Anlage infolge der verstärkten Einspeisung von Wind- und Solarenergie nicht voll ausgelastet wäre“. Dadurch gebe es zu wenig Spitzenlastzeiten für das Gaskraftwerk – die typische Betriebsweise derartiger Anlagen. Grundt weiter: „Eine Investitionsentscheidung kann es nicht geben, wenn das Risiko besteht, dass die Stromerzeugung der Anlage eingedämmt wird“.
Auch andere grosse Energiekonzerne haben erklärt, dass sich der Bau von Gaskraftwerken in Deutschland derzeit nicht lohne. So erklärte der Energieversorger E.on Mitte Mai, dass man für 2013 plane, die Gaskraftwerke Irsching 3 in Oberbayern, Staudinger 4 in Hessen und Franken 1 in Nürnberg stillzulegen. Die Summe dieser Kraftwerkskapazitäten einspricht einem Kernkraftwerk. Die bayerische Energiepolitik sah eigentlich vor, die Kapazitäten der Gaskraftwerke um 3000 – 4000 MW auszubauen. Die Landesregierung sah daher die Ankündigung „mit Sorge“. Wirtschaftsminister Zeil forderte vom Bund eine schnelle Entscheidung, „wie man das Bereitstellen von Erzeugungskapazitäten seitens E.on honorieren könnte“ – also subventionieren. Weiterhin „dürften emissionsrechtliche Vorschriften nicht zu Stilllegungen führen“; ein Schlag gegen die Umweltschützer.
Das führt zum nächsten Problem: Ohnehin sind etliche ältere, unmoderne  Kraftwerke fällig zur Stilllegung. Diese vollkommen logische und auch absehbare Entwicklung ruiniert die Pläne der Regierung, die zum Stopfen der durch die KKW-Abschaltung aufgerissenen Versorgungslücke auf wesentlich mehr Kohle- und Gaskraftwerke setzt.  Die unwilligen Kraftwerksbetreiber und Nicht-Investoren können sich nun ruhig zurücklehnen und die Angebote der verzweifelten Regierung abwarten. Und schon setzt dort der bekannte Handlungsmechanismus ein: Man diskutiert über „neue Mechanismen und ein anderes Marktdesign für die Strompreisfindung“. Eine Option seien „Kapazitätsmechanismen“. Im Klartext: Mit einer zusätzlichen Vergütung sollen Investitionen für die „Vorhaltung von Erzeugungsleistung“ – also den Bau von dann teilweise stillstehenden Kraftwerken, die bei Engpässen einspringen können – angeregt werden. Und auch der nach dem bau unrentable betrieb muss subventioniert werden. Die EU ist leider gegen Investitionshilfen – s.o.  Also wird man es über höhere garantierte Strompreise regeln. 
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW gibt der Regierung gute Ratschläge zur Lösung des Dilemmas mittels Planwirtschaft: Man müsste die am Ende ihrer im Durchschnitt 40-jährigen Lebensdauer stillzulegenden Altkraftwerke unbedingt weiter betreiben – natürlich erst nach erforderlichen  Reparaturen, Nachrüstungen und Modernisierungen. Dies könnte „bei entsprechenden ökonomischen Rahmenbedingungen“ – also Subventionen – „einen substanziellen Beitrag zur Deckung des Bedarfs an Kraftwerkskapazität liefern“.  Wer das dann bezahlen darf, ist klar.
Ein erhebliches Druckmittel besitzen auch die Übertragungsnetz-Betreiber, die – wie Tennet gerade vorführte – den entscheidenden Engpass für die Durchleitung des in Norddeutschland erzeugten, überflüssigen Windstroms nach Süddeutschland mit einem riesigen Neubauprogramm beheben sollen.  Und so bald weitere Verzögerungen und Kostensteigerungen eintreten, wird man auch hier die Hand aufhalten.
Nicht zu vergessen: Die Nachbarländer, denen Deutschland vermehrt nicht benötigten und die Netzstabilität störenden Wind- und Solarstrom in deren Stromnetze einleitet, beginnen sich zu wehren. Polen drohte bereits die Drosselung dieser unerwünschten Einspeisungen an, die nicht einmal mehr mit Zuzahlungen der deutschen Seite toleriert werden können.
Deutschland ist jedoch noch auf Jahre hinaus auf den Missbrauch der benachbarten Stromnetze als Puffer für seinen überflüssigen grünen Strom angewiesen.  Die Alternative wäre selbstverständlich die Abschaffung des EEG. Aber das muss offenbar um jeden Preis – und das ist hier ganz wörtlich zu nehmen – vermieden werden.
Weitere Drohungen sind bereits erkennbar: Die ostdeutschen Länder fordern eine Entlastung von den Netzkosten, die ihnen durch die Abgabe ihres enormen, aber dort überhaupt nicht benötigten Windstroms entstehen.  Die süddeutschen Länder sollen das bezahlen.
Hafenstädte wünschen Beihilfen für ihre Hafenanlagen, die für den Aufbau der Offshore-Windparks auszubauen sind.  Die zur Sicherung der Stabilität des riesigen Nieder- und Mittelspannungsnetzesdringend erforderliche, aber bisher unterbliebene  Nachrüstung der Photovoltaikanlagen mit elektronischen Regeleinrichtungen wird erhebliche Kosten verursachen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wie stets in der EEG-Umlage ihren Niederschlag finden werden.
Diese Liste verlängert sich im Monatsrhythmus.
 Die Kostenlawine rollt
Neben der in jedem kommenden Winter drohenden Blackout-Gefahr stellen die stetig und unabwendbar ansteigenden Kosten der Energiewende –  insbesondere der Haushalts-Strompreis  – die größte politische Gefährdung dar. Die Regierung versucht  verzweifelt, die energieintensive Industrie von den existenzgefährdenden Zusatzkosten  (z.B. den steigenden Netzkosten)  zu entlasten – und wälzt sie zusätzlich auf die Bürger.
Eine deutliche Warnung  gab es mehrfach im Jahre 2011 von EU-Energiekommissar Günther Oettinger: Hohe Energiekosten gefährdeten nicht nur den Wirtschaftsstandort Deutschland,  sondern auch den sozialen Frieden, wenn ein Teil der Menschen die Stromrechnung nicht mehr bezahlen könne. "Ich bin überrascht, wie gedankenlos die Entwicklung der Strompreise hingenommen wird“, sagte Oettinger. Deutschland zähle weltweit zu der Spitzengruppe bei den Strompreisen. Steuern, Abgaben und Umlagen summieren sich hier beim Strompreis auf 45,1 Prozent.
Die Medien haben das Thema bereits aufgegriffen: Das Handelsblatt titelte am 23.5.2011 "Merkels Strompreislüge": Die Bundeskanzlerin hatte im Juni  2011 erklärt: "Unternehmen wie Bürger müssen auch in Zukunft mit bezahlbarem Strom versorgt werden." Und sie versprach, dass die Ökostrom-Umlage bei 3,5 Cent / kWh stabil gehalten werde. Aktuell liegt sie bei 3,59 Cent. Michael Fuchs, in der Unionsfraktion für Wirtschaftspolitik zuständig, rechnet mit 4,5 Cent und mehr.
Prof. Helmut Alt von der FH Aachen wies allerdings darauf hin, dass diese Zahlen „verniedlicht“ wurden, da es Nettobeträge ohne die Mehrwertsteuer sind. Aus der Zahl 3,5 Cent/kWh werden dann bereits  4,13 Cent/kWh.
Das wird wohl nicht reichen: Der riesige Stromnetz-Ausbau und der ebenfalls gewaltige Ausbau der Offshore-Windkraft haben noch gar nicht richtig begonnen und der weitergehende Zubau der Photovoltaik kommt noch hinzu. Ferner werden alle oben beschriebenen planwirtschaftlichen Maßnahmen nur weitere Kosten verursachen. Der Hauptteil der Wende-Kostenwelle steht also erst noch bevor.
Falls der beabsichtigte Zubau an konventionellen Kraftwerken überwiegend mit Gaskraftwerken erfolgen sollte, die von manchen Politikern im Gegensatz zu Kohlekraftwerken als bedingt umweltfreundlich angesehen werden, würde der Stromerzeugungspreis auf Grund der hohen Gaspreise zwischen 15 und 20 Cent / kWh liegen und damit 3 bis 6-mal höher als der Gestehungspreis des heute erzeugten Grundlaststroms, berechnete  Prof. Alt. Darin seien die Kosten für den Ausbau des Netzes noch nicht enthalten.
Die durch das EEG veranlassten Subventionen würden nach Schätzungen im Jahre 2012 vermutlich 14,1 Milliarden Euro erreichen – nach 11,76 Mrd im Jahre 2011. McKinsey schätzt, dass allein 2020 die Stromverbraucher Kosten von 21,5 Mrd Euro tragen müssen, die nur durch den Umstieg auf erneuerbare Energien verursacht werden. Insgesamt verursache die Energiewende von 2011 bis 2020 Kosten von 175 Mrd Euro.  Das Karlsruher Institut für Technologie schätzt, dass der Strompreis durch die Kosten der Energiewende bis 2025 gegenüber heute um 70 Prozent steigen wird.
Der Koordinator Energiepolitik der Unionsfraktionen Thomas Bareiß meinte besorgt und hilflos: "Die Strompreise werden zur Achillesferse der Energiewende. Wir müssen sie so gestalten, dass sie bezahlbar bleiben.  Die Belastung darf nicht einseitig bei den Privatverbrauchern landen." Wie man Strompreise „so gestalten“ kann, dass sie niemand mehr wehtun, verriet er nicht.
Das Gegenteil ist der Fall, denn: "Die Hauptlast tragen die privaten Haushalte“, sagte dazu McKinsey-Experte Thomas Vahlenkamp.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hat ergeben, dass arme Haushalte mit 1% ihrer verfügbaren Einkommen relativ  zehnmal mehr für die Subvention von Sonnen- und Windstrom zahlen als reiche mit 0,1%. "Die derzeitige Finanzierung der Energiewende ist unsozial", stellte die auftraggebende Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) fest. Wegen unbezahlter Rechnungen wurde bereits 2010  600.000 Haushalten der Strom abgeschaltet,  sagte Mieterbund-Chef Lukas Siebenkotten.  "Preisanstiege von rund 15 Prozent für Strom und Gas in den vergangenen zwei Jahren machen Energie für viele Haushalte unbezahlbar", sagte NRW-Verbraucherzentrale-Chef Klaus Müller der Welt am Sonntag. "10 bis 15 Prozent der Bevölkerung kämpfen damit, die Energiekosten zu finanzieren. Früher war Energiearmut ein Randproblem, doch mittlerweile ist es für viele ein Alltagsproblem geworden." Die steigende Energie-Armut sei alarmierend. INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr sprach von einem „unkontrollierten Kostenanstieg, der nicht länger hinnehmbar sei, weil er die Akzeptanz der Energiewende in der Gesellschaft untergrabe“.
Jetzt begreift es die Regierung als Problem.  Die Presse meldete am 4.6.2012, dass die Regierung Geringverdiener vor den steigenden Kosten der Energiewende schützen wolle. "Strom darf nicht zum Luxusgut werden. Der Staat ist da gefordert, Hilfen anzubieten“, erklärte dazu Merkels neuer Umweltminister Altmaier.  Aber bereits zwei Wochen darauf ruderte er wieder zurück: "Altmeier lehnt Beihilfen für Arme ab", wurde in den Nachrichten mitgeteilt. Anscheinend hatte er gemerkt, dass offizielle Stromkostenbeihilfen für Arme den Ruf der Energiewende als Strompreistreiber bestätigen würden. Nun soll es statt dessen Energieberatungen für alle geben. Wie das einer bereits von der Stromversorgung abgetrennten Familie helfen soll, wurde nicht erklärt. Das Energiearmuts-Problem wird sich somit weiter verstärken.
Typisch für die Regierung: Nicht die Ursache des Problems anpacken, die hohen Steuern, Abgaben und Umlagen, die den Strom so teuer machen, sondern mit Ersatzhandlungen Zeit gewinnen.
Die Akzeptanz in der Bevölkerung nimmt in der Tat ab:
Nach einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid sind 41 % der Deutschen nicht willens, für „erneuerbare Energien“ mehr zu zahlen als bisher – in Ostdeutschland sind es sogar 52 %.
Auch die Industrie leidet unter den Stromkosten, die laut H.-J. Kerkhoff, Wirtschaftsvereinigung Stahl,  "..hier höher sind als in fast allen anderen Ländern." Die Aluminiumhütte Voerdal wurde dadurch bereits in die Insolvenz getrieben. "Die De-Industrialisierung Deutschlands hat bereits begonnen“, stellte EU-Energiekommissar Günther Oettinger fest.
Deutschlands Strom- und Gaskunden drohen zudem nach einem Gerichtsurteil Preiserhöhungen an einer weiteren Front: Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat entschieden, dass die Bundesnetzagentur in der Vergangenheit den Anlagenwert der deutschen Strom- und Gasnetze zum Nachteil der Netzbetreiber zu niedrig kalkuliert habe. Nun drohen Schadensersatzzahlungen für entgangene Netzentgelte, und zwar rückwirkend.  Wer das am Ende zu zahlen hat, ist klar.
 Das Urteil des Auslands ist vernichtend
Es war dem World Energy Council (das größte internationale Netzwerk der Energiewirtschaft) vorbehalten, am 10. 10. 2011 das Ergebnis einer internationalen Expertenbefragung zur deutschen Energiewende zu präsentieren; eine Befragung, die die deutsche Regierung besser selbst durchgeführt hätte, und zwar rechtzeitig  vor der Verkündung  ihrer dramatischen Politikänderung. Grundlage der Ergebnisse sind Antworten aus den Rückläufen aus 21 Länderkomitees des World Energy Council, darunter 14 aus Europa.
Die wesentlichen Ergebnisse sind:
►  Nur 38% der Experten trauen Deutschland zu, einzelne Ziele – und zwar verspätet
      –   zu erreichen.
►  Bis 2020 erwarten 76% der Experten eine Schwächung der Wirtschaftskraft Deutschlands.
►  Auch nach 2020 erwarten 48% eine solche Schwächung.
►  71% der Befragten  erwarten Preissteigerungen für Strom im eigenen Land !
►  Knapp zwei Drittel – 62% – der Befragten sehen erhöhte Gefahren für
      die Versorgungssicherheit Europas.
►   81% der befragten Länder lehnen den deutschen Weg als Vorbild für die Welt ab.
►   Keiner der Experten hält es für vorstellbar, dass sein Land den
       deutschen Politikansatz vollständig übernehmen könnte.
►   62% können sich vorstellen, einzelne Elemente der
       Energiewende zu übernehmen. 33% kein einziges Element.
Dieses Gutachten der internationalen Energieexperten ist vernichtend.
 Die Naturschützer geraten in die Zwickmühle
Im Anfangskapitel „Die Grundfehler…“ wurden schon unter Ziff. 3 die erheblichen Beeinträchtigungen der Umwelt durch die Auswirkungen des massiven Ausbaus der sog. erneuerbaren Energien aufgezählt. Die ursprüngliche Idee, damit der Umwelt etwas Gutes zu tun, wurde durch den flächenfressenden Gigantismus der grünen Techniken und die zwangsläufig dadurch entstehenden Umweltprobleme ad absurdum geführt. 
Gerade die Naturschützer müssen jetzt mit Schrecken diese Folgen zur Kenntnis nehmen: Neben dem sehr erheblichen Flächenverbrauch, den alle grünen Energietechniken wegen ihrer sehr geringen Leistungsdichte (erzeugte Kilowatt pro Quadratmeter) aufweisen, werden Biotope zerschnitten, Monokulturen nebst Dünger- und Pestizideinsatz lassen die Tierwelt verarmen, Windmühlen gefährden Vögel und Fledermäuse, Hochspannungstrassen – auch solche mit Erdkabeln – erfordern breite Schneisen, große  Windparks werden neuerdings bevorzugt in Wäldern errichtet und die Verschandelung der Landschaft ist in vielen Regionen brutal geworden. Bürgerinitiativen kämpfen energisch gegen den Bau aller neuen Pumpspeicherkraftwerke, wie zum Beispiel die in Atorf/Südschwarzwald von den Schluchseewerken geplante Großanlage. Der Schwarzwaldverein als Interessenvertreter der Bevölkerung hatte in den Anhörungen kritisiert, „die Region dürfe nicht bloß das Objekt für energiewirtschaftliche Ausbeutung werden." Die Vertreter des EVU räumten ein, daß sich die Landschaft deutlich verändern werde, "da werde man sich sicher erst dran gewöhnen müssen." Naturschützern müssten bei derartigen Äußerungen die Ohren klingen.
Wer zudem auch noch ein Menschenfreund ist, wird die Lärmemissionen der Windanlagen, den Elektrosmog durch Hochspannungsleitungen, die Brandgefahren der Photovoltaik und die Unfälle bei der Errichtung der diversen Anlagen mit ins Kalkül ziehen müssen.
Das einzige Ziel, das die im BUND und im NABU organisierten  Natur- und Umweltschützer erreicht haben, ist der Kernkraftausstieg. Ihr weiteres Ziel, den Neubau von Kohlekraftwerken zu verhindern, die der BUND Klimakiller nennt, ist bereits gescheitert.  Dennoch halten diese Verbände unbeirrt an dieser Forderung fest.
Zusätzlich greift der BUND eine der wichtigsten Maßnahmen an, die die Regierung zur Schonung der energieintensiven Industriebetriebe vor den gefährlich steigenden EEG-Umlagekosten  getroffen hat: Die „besondere Ausgleichsregelung“ im EEG.  Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte, „bei der EEG-Umlage alle Befreiungen und Sonderregeln für die Industrie zu überprüfen und dann entweder zu streichen oder auf wenige Sonderfälle zu beschränken“. Seine  Begründung: Für das „Gelingen der Energiewende“ sei es nötig, „dass alle an ihren Kosten beteiligt sind und nicht die einen für die anderen zahlen“.
Hier wird mit falschen Karten gespielt:  Herr Weiger weiß genau, dass seine gut klingende Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Kosten bei ihrer Verwirklichung der Energiewende den Todesstoß versetzen würde. Denn der dann eintretende Exodus der energieintensiven Industrie, der z.T. schon begonnen hat, würde durch die davon hervorgerufene Protestwelle von Industrie, Kommunen und Gewerkschaften die Regierung hinweg fegen. Sie musste diese Kosten auf die Bürger überwälzen, in der Hoffnung auf Zeitgewinn, weil deren Protest vermutlich erst etwas später eine gefährliche Stärke erreichen wird. Wie man aber jetzt schon sieht, ist auch diese Hoffnung unberechtigt.
Die Regierung hat auch gar keine andere Wahl als den möglichst massiven Zubau von Kohlekraftwerken, der in den Planungen den Zubau der teuren Gaskraftwerke weit übersteigt. Diese Kohlekraftwerke werden gebaut, egal wie viele Windräder und Photovoltaikanlagen auch in Deutschland stehen werden. Was jetzt noch bleibt, sind die massiven Umweltprobleme durch die Energiewende – und diese nehmen kontinuierlich weiter zu. Der Naturschutz befindet sich auf der Verliererstraße.
Die durch die selbst verursachten Fehler und Schäden in die Enge getriebene Regierung ist nun offenbar zu der Ansicht gekommen, dass sie keine Rücksicht mehr auf die inzwischen nur noch lästigen Naturschützer nehmen darf: Am 15.6.12 berichtete die Presse, dass Wirtschaftsminister Rösler „Naturschutzregeln aushebeln will, damit Stromautobahnen zügiger als bisher gebaut werden können“. Rösler zur FAZ: „Darüber müssen wir mit der EU reden. Es geht vor allem um die Fauna-Flora-Habitat sowie die Vogelschutz-Richtlinie. Da müssen wir ran“. Jedem Beteiligten müsse klar sein, dass auf die Herausforderungen der Energiewende auch unbequeme Antworten zu geben seien. „Uns wäre bereits geholfen, wenn wir zum Beispiel beim Durchqueren von Schutzgebieten einen Teil der EU-Regeln auf Zeit außer Kraft setzen könnten“, sagte der Minister. Er versäumte allerdings zu erklären, was nach der erfolgreichen Zerschneidung eines Schutzgebietes die Wiederinkraftsetzung der Regeln noch helfen soll.
Er, Rösler, müsse sich aber zunächst mit Umweltminister Altmeier einigen, „der dem Naturschutz eine sehr hohe Bedeutung beimisst“.
Einen derart offenen Angriff auf den Naturschutz hat es bisher noch nicht gegeben. Man muss Rösler, der sich hier als entschlossener Vollstrecker der original rot-grünen Energiewendepläne aufführt, sogar danken, denn er zwingt nun auch den organisierten Naturschutz zu einer klaren Haltung. NABU-Präsident Olaf Tschimpke nannte Röslers Vorschläge auch sofort „weltfremd und inakzeptabel“. Rösler wolle „mutwillig verlässliche Rahmenbedingungen und jegliche Planungssicherheit für das Gelingen der Energiewende zerstören“ und „setzt die gesellschaftliche Akzeptanz für die benötigten Energieinfrastrukturen aufs Spiel“.
Starke Worte, aber seltsamerweise nur auf diese eine den Naturschutz beim Trassenbau beeinträchtigende Absicht bezogen. Kein Wort zu den viel größeren Natur- und Umweltschäden, die der riesenhafte Ausbau der „Erneuerbaren“ anrichtet; stattdessen das wiederholte, nicht sehr überzeugende  Beschwören des „Gelingens der Energiewende“ – genau wie beim BUND (s.o.). Die großen Naturschutzverbände haben sich somit auf zwei für die Regierung äußerst wichtige Elemente der Energiewende eingeschossen, schrecken aber vor einer umfassenden kritischen Betrachtung zurück.
Es bleibt die Frage: Will man weiterhin aus politischen Erwägungen die Augen vor den massiven Beeinträchtigungen für die Natur verschließen, oder erinnert man sich an seine Prinzipien und seine Aufgaben ?
Der politische Widerstand nimmt zu
In den Regierungsfraktionen regt sich bereits deutliche Kritik – siehe das Kapitel zur Planwirtschaft. Gänzlich unerwartet ist jedoch ein neuer, sehr ernst zu nehmender Gegner für die Merkel´sche Energiewende aufgetreten: Bundespräsident Joachim Gauck warnte anlässlich der Eröffnung der "Woche der Umwelt" in Berlin davor, die Energiewende per Planwirtschaft umzusetzen.
"Es wird uns nicht gelingen, allein mit planwirtschaftlichen Verordnungen. Schon gar nicht mit einem Übermaß an Subventionen“, sagte er. Damit nannte er die zwei größten Schwachpunkte der Energiepolitik beim Namen. Wirtschaftsminister Rösler nutzte diese Gelegenheit, um eine Reform der Ökostromförderung zu fordern, deren Kosten die Bürger über den Strompreis zahlen müssten.
Ebenfalls kritisierte er, dass die konventionellen Kraftwerke durch den Einspeisevorrang für Ökostrom bei viel Wind und Sonne zu oft heruntergefahren werden müssten. Eine Wirkung derartiger Äußerungen ist bislang nicht erkennbar; möglicherweise von ihm auch gar nicht angestrebt.
Interessant war die anschließende reflexartige Kritik der SPD am Bundespräsidenten. Ihr Umweltexperte Michael Müller verstieg sich dabei zu der interessanten Aussage, Gauck habe "mit seiner Ost-Mentalität Angst vor der Planwirtschaft".  Diese scheint Herr Müller hingegen gut zu finden und er bestätigt damit unfreiwillig, dass die Energiewendepolitik tatsächlich weitgehend auf Planwirtschaft angewiesen ist.  Präsident Gauck kann diese Kritik, die seine Meinung bestätigt, ungerührt hinnehmen. Schließlich weiß jeder, dass er ca. 40 Jahre Planwirtschaft, die die DDR unausweichlich in den Ruin trieb, direkt erlebt hat – und anschließend 22 Jahre westliche Marktwirtschaft. Wenn es also Leute gibt, die diesen Unterschied kennen und beurteilen können, dann die Ostdeutschen.
Außerdem scheint es die SPD-Kritiker  nicht zu beeindrucken, welche Fehlsteuerungen und milliardenschwere Geldverschwendung die bisher einzige in Westeuropa praktizierte Planwirtschaft anrichtet: Die EU-Landwirtschaftspolitik.
Gauck hat die beiden Sargnägel von Merkels Energiewende auf den Kopf getroffen. Sein Mut, das offen auszusprechen, dürfte die zahlreichen Gegner dieser Energiepolitik ermutigen.
Wann kommt das Ende ?
Betrachtet man die bereits heute spürbaren und die unausweichlich noch eintretenden Auswirkungen, dann handelt es sich um ein mit gleichermaßen höchsten wie irrealen Ansprüchen garniertes Projekt, das bei ausreichend langer Durchführung die Bürger ohne jede nützliche Gegenleistung ausplündern und den Standort Deutschland gegenüber seinen Konkurrenten jeglicher Wettbewerbsfähigkeit berauben wird.
Die Frage ist, wie groß der durch die Planwirtschaft angerichtete Schaden erst werden muss, wie viele Familien die Energiearmut noch treffen muss, wann die Energiewende-Heuchelei insbesondere bei den ehemals die Marktwirtschaft hoch haltenden Parteien aufhört und wie viele Industriebetriebe erst das Land verlassen müssen, bis eine Regierung die Notbremse zieht.
Dr. Ing. Günter Keil, St. Augustin,  im Juni 2012
* Dietrich Schwanitz deutscher AnglistLiteraturwissenschaftler und Buchautor brachte in seinem Buch : "Bildung, alles was man wissen muss" die allgemeine Meinuung unserer Eliten zu den Naturwisschaftlichen Fächern in die kurze Formel: "Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften gehören nicht zur Bildung"




Update: Dreizehn und ein Energiewende-Märchen!

1. Im Kapitel 8 von der Sonne, die keine Rechnung schickt, habe ich eine eingehende .Erläuterung der produktionstechnischen Gründe für die Übernahme des Photovoltaikmarktes durch chinesische Hersteller eingefügt. Leser hatten angesichts der Preissenkungen in letzter Zeit etwas Unverständnis bezüglich meiner Aussage geäußert, daß die technologische Entwicklung weitgehend ausgereizt sei. Die Ergänzung erläutert die Gründe dafür.
2. Das Kapitel Ökostrom fehlte mir eigentlich von Anfang an. Es gehört ja zu den skurrilsten Auswüchsen des grünen Gutmenschentums, das von cleveren Geschäftemachern ausgenützt wird. Eine Recherche der Angebote und eine gründliche Betrachtung der Randbedingungen (EEG) hat mich nun veranlasst, doch ein längeres Kapitel dazu zu schreiben, wobei es einige Überraschungen gab, die Ökostrom-Kunden wohl nicht gefallen werden. Das ist nun Märchen Nr. 14. Deshalb habe ich den Titel so geändert, daß er weitgehend dem alten ähnelte.
3. Ein Teil des Schlußwortes eignete sich eigentlich besser als Anfangssequenz des Artikels. So geschehen.
Hier können Sie jetzt das 14. Energiewendemärchen lesen:

Nr. 14: Das Märchen vom Ökostrom

 Viele Deutsche meinen es gut und geben Geld aus, um die Welt ein bißchen besser zu machen. Das ist natürlich anzuerkennen. Aber freigiebig locker gemachtes Geld lockt gewisse Leute an, die es gerne hätten, ohne die damit verbundenen Wünsche ernst zu nehmen. Schon länger fließt etliches Geld aus Deutschland über den Atlantik, um dort zum Beispiel eine Patenschaft für eine Fledermaus in Nicaragua, einen Ara in Brasilien oder ein paar Quadratmeter Regenwald in Costa Rica zu finanzieren. Manches davon mag seriös sein, aber seit längerem hat sich in Übersee für das treuherzige, unkritische Finanzieren  gut gemeinter Projekte der böse Begriff "Stupid German Money" (Deutsches Idiotengeld) eingebürgert. 
Auch in Deutschland selbst kann man zum Beispiel durch seine Stromrechnung die Heimat angeblich etwas grüner machen, vorausgesetzt, man kauft bei einem der zahlreichen Anbieter "Ökostrom". Als Techniker ist man von diesen Vorgängen zunächst verwirrt, denn eins ist absolut klar: Aus der Steckdose eines jeden Kunden kommt überall der gleiche Strom, über dessen Quellen man sich erst am Jahresende ein Bild machen kann, wenn bilanziert wird, welche Erzeuger wieviel Strom eingespeist haben. 
Für 2010 sah dieser Strommix folgendermaßen aus:
Kernenergie 22%, Erdgas 14%, Braunkohle 24%, Steinkohle 19%, Wind 6,2%, Wasserkraft 3,2%, Biomasse 5,6%, Photovoltaik 2%, Sonstige (Müll, Öl, Grubengas; Klärgas) 5%. 
Die im EEG genannten "Regenerativen" (s.u.) haben also zusammen knapp 20%.
Wie sehen nun die Ökostrom-Angebote aus ?  Und was steckt tatsächlich dahinter ?
Variante A ist das Angebot, Wasserkraftstrom aus Deutschland zu liefern. Das bieten mehrere Stromversorger an. Einer dieser Anbieter schreibt: "In jedem Fall erhalten Sie ohne CO2-Emissionen produzierten Strom aus 100% Wasserkraft mit TÜV Nord-Zertifikat. Sie bestimmen, welcher Strom für Sie persönlich produziert wird. Aber nicht nur das: Sie sorgen dafür, daß der Anteil von Ökostrom im gesamten Netz immer größer wird."
Bewertung: Die beiden ersten Sätze sind irreführend und haben mit der Realität nichts zu tun. Der dritte Satz würde nur dann eine Winzigkeit Wahrheit enthalten, wenn sich dieser Anbieter verpflichtet hätte, seine Gewinne selbst in neue Anlagen der regenerativen Energieerzeugung zu investieren. (Siehe Variante D). Davon ist aber in seiner Werbung nicht die Rede.
Daß der Kunde den vom Anbieter gekauften Wasserkraftstrom komplett erhält, ist schon physikalisch unmöglich. Ebenfalls unmöglich ist aber sogar, daß durch diesen Kauf der gläubige Ökostromkunde oder auch irgendein anderer Stromkunde auch nur eine Winzigkeit mehr regenerativen Strom an seiner Steckdose ankommen sieht. 
Das verhindert nämlich das Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG). Es bestimmt, daß die öffentlichen Netzbetreiber verpflichtet sind, sämtliche von den im EEG genannten Erzeugern (Wasserkraftwerke; Biomassekraftwerke; Geothermiekraftwerke; Windkraftanlagen; Photovoltaikanlagen; Stromerzeuger mit Deponiegas, Klärgas und Grubengas) produzierten Strommengen vorrangig – und das heißt restlos – gegen die gesetzlich festgelegte Vergütung anzukaufen. Anschließend müssen sie diesen Strom an einer Strombörse vermarkten.
Das bedeutet: Sämtlicher in Deutschland erzeugter regenerativer Strom wird qua Gesetz den Produzenten abgekauft – nichts bleibt an ungenutzten Kapazitäten übrig, deren Strom man noch extra als Ökostrom ankaufen und weiterverkaufen könnte. 
Ebenso unmöglich ist es, daß der Ökostromkunde "selbst bestimmt, welcher Strom für ihn persönlich produziert wird." Er bekommt wie alle anderen Verbraucher, die nichts extra bezahlen, z.Zt. knapp 20% Ökostrom – und kein bißchen mehr.
Variante B:  Wenn der Ökostrom nicht aus Wasserkraft, sondern angeblich aus anderen im EEG genannten regenerativen Quellen in Deutschland kommt, gilt das oben Gesagte genau so.
Variante C:   Ein Anbieter schreibt: "Es ist garantiert kein Atomstrom." Und: "Unser Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Norwegen wird aus Wasserkraft gewonnen. Aus 100% Wasserkraft."
Bewertung:  Abermals gilt das oben zu der Unmöglichkeit der Beeinflussung des Strommixes an der Steckdose des Ökostromkunden Gesagte. Selbstverständlich erhält auch dieser Kunde seine ca. 20% regenerativ erzeugten Strom – und Wasserkraft hat daran (s.o.) ihre 3,2%. Deutsche Wasserkraft, selbstverständlich.
Das EEG-Argument gilt in diesem Falle nicht, denn es wird ja in Norwegen Strom eingekauft. Das klingt zwar besser, ist es aber auch wieder nicht. Norwegen hat viel Wasserkraft, aber nicht genug davon. Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen brauchen und verbrauchen die Norweger ihren Wasserkraftstrom selbst. Und weil das nicht reicht, importieren sie Strom aus Schweden – und zwar Kernkraftstrom. 
Kaufen Ausländer wie der deutsche Ökostromanbieter den norwegischen Wasserkraftwerken Strom ab, fehlt dieser im dortigen Netz. Weil die Wasserkraftwerke wegen des deutschen Käufers auch nicht mehr als ohne ihn produzieren, ist der Umweltnutzen dieses Geschäfts Null.  Es muß nur mehr Kernkraftstrom in gleicher Menge importiert werden. Und weil man im norwegischen Netz genau wie im deutschen einen Strommix hat – in diesem Falle Wasserkraftstrom und schwedischen Kernkraftstrom – , ist auch in dem nach Deutschland gelieferten Ökostrom doch zusätzlicher Atomstrom dabei – der sich dann im deutschen Netz mit dem deutschen Atomstrom vereinigen würde, wenn das bei Strom überhaupt ginge. An der Steckdose des Kunden ist wieder "garantiert" 22% Atomstrom entnehmbar.
Ob der deutsche Ökostrom-Aufkäufer die Norweger zu einem weiteren Ausbau ihrer Wasserkraft veranlassen kann, ist eine gute Frage. Aber nur wenn genau das der Fall wäre, hätte es einen Einfluß auf den Strommix im norwegischen und deutschen Netz.
Variante D: Der Ökostromanbieter erklärt verbindlich, daß er seine Gewinne in neue Anlagen der regenerativen Energieerzeugung investieren wird. Dies finden die Umweltverbände gut, denen die anderen Varianten verständlicherweise wohl weniger überzeugend vorkommen. 
Aber auch hierbei scheint der Umweltnutzen nur marginal zu sein: Es sind ja nicht die vom Kunden überwiesenen Ökostromkosten gemeint – der Löwenanteil davon geht an die vom EEG begünstigten Einspeiser, dann gibt es noch Verteilungskosten etc. – sondern nur die Gewinne, sofern sie anfallen. Außerdem befinden sich die Ökostromanbieter dann auf einem durch das EEG (d.h. durch die Zwangsabgaben der Verbraucher) recht lukrativ gewordenen Markt, in dem sich kapitalkräftige Investmentgesellschaften, EVU´s, Kommunen und andere Geldgeber tummeln.  Der Einfluß der Ökostromanbieter, hier noch Zusatzkapazitäten zu errichten, die man überhaupt quantitativ bemerkt, dürfte überschaubar sein. 
Dennoch haben die Ökostromkunden in unserem Wirtschaftssystem eine Wirkung, wenn auch eine nicht von ihnen beabsichtigte: 
Ihre Nachfrage nach regenerativ erzeugtem Strom bewirkt an den Strombörsen, an denen der Übertragungsnetzbetreiber seinen teuren EEG-Strom verkaufen muß, einen Preisanstieg. Den Netzbetreiber, der diesen Strom  ursprünglich bei den Wasserkraftwerken und den anderen EEG-begünstigten Erzeugern ankaufen mußte,  freut das, denn er zahlt beim Ökostrom immer kräftig zu, weil der Strompreis-Erlös an den Börsen viel niedriger liegt als der gesetzlich festgelegte Ankaufspreis. Jetzt bekommt er also etwas mehr Geld an der Börse und seine Verluste, die er auf alle Stromkunden umlegen darf, sinken etwas. 
Das Ökostromgeschäft führt somit zwar nicht zu mehr Ökostrom, – weder bei der Erzeugung noch beim Verbraucher – entlastet aber RWE, E.ON & Co. finanziell. Solche Wege nimmt die Entwicklung, wenn gutgemeinte Fördermechanismen auf Marktwirklichkeit stoßen.
Eigentlich müßte nun gemäß der Marktlogik auch der Endverbraucher-Strompreis etwas sinken. Aber mächtige Kräfte wirken in die entgegengesetzte Richtung: Die Stillegung preisgünstiger Grundlast-Kernkraftwerke, der Ersatz ihrer Strommengen durch teureren Importstrom, die Errichtung teuer produzierender schneller Gaskraftwerke für den Ausgleich der Solar- und Windkraft-Schwankungen, der riesenhaft geplante Ausbau des Höchstspannungsnetzes, der weiter gehende gewollte Ausbau der „Erneuerbaren“, deren Strom  teuer angekauft und ins Netz eingespeist werden muß… 
Wenn man es freundlich ausdrücken will, dann ist die deutsche Ökostrom-Liebe eine sympathische Liebhaberei. Diese Bezeichnung ist genau so gemeint, wie es die Finanzämter auch meinen, wenn sie das Tun der Steuerzahler einschätzen. 

Schlußwort

Die deutsche Angstpolitik ist nun Wirklichkeit. Für eine Hoffnung auf eine Rückkehr zu einer realistischen Politik besteht für mehrere Jahre kein Anlaß. Erst nachdem massive Schäden eingetreten sind, die sich politisch auszuwirken beginnen, könnte es zu einer Rückbesinnung kommen, allerdings wohl nicht innerhalb der zur Zeit im Bundestag vertretenen Parteien.  
Daß sich ein führendes Industrieland ohne real existierende Probleme nur aus Angst selbst wirtschaftlich ruiniert, ist in der Geschichte einzigartig.
Der Autor hat nicht die Hoffnung, mit seinen Zeilen noch irgend etwas an diesem Prozeß aufzuhalten; das wäre realitätsfern. Das mußte nur einfach aufgeschrieben werden, damit es jemand liest. Tatsächlich ist es  kein Artikel , sondern ein Nachruf.
Dr. Günter Keil im Juni 2011 
Die vollständigen dreizehn und ein Energiemärchen können Sie komplett als Anhang lesen

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Deutsche Energiepolitik endgültig in der Sackgasse!

Die Widersprüche der bisherigen Energiepolitik

Bereits diese Politik war von Widersprüchen und von der Nichtbeachtung entscheidender Tatsachen gekennzeichnet:

Es ging immer nur um die Stromerzeugung, genau wie es die Grünen von Anfang an in ihrer ideologischen Verengung auf Kernenergie und Kohlekraftwerke postulierten und wie es die schwarz-gelbe Bundesregierung unbegreiflicherweise übernahm und fortsetzte.

Daß die weitaus größte Energiemenge in unserem Land der milden Sommer und kalten Winter in die Wärmeerzeugung fließt und die mit Absicht fernab der Ballungszentren errichteten Kern- und Kohlekraftwerke niemals mit ihrer großen  Abwärme (70 % bei Kernkraft, 60% bei Kohlestrom) über logischerweise auch fehlende Fernheiznetze zur Heizung von Wohn- und Gewerbegebäuden beitragen konnten und daß deshalb Erdgas und Heizöl in riesiger Menge importiert werden müssen: Das war nicht das Energie-Hauptthema dieser Regierung. Es gab dazu nur unattraktive Haussanierungs-Programme und Fördermittel für teure und wirtschaftlich  fragwürdige Techniken wie Wärmepumpen und Solarwärme.

Auch die größte deutsche Stromerzeugungs-Quelle Kohlekraft kommt in der Energiepolitik der Regierung nicht vor – außer in der auch in 15 Jahren nicht realisierbaren Forderung nach einer Abtrennung und unterirdischen Einlagerung von CO2. Von einem gezielten Ausbau der Kohlekraftwerke mit den neuesten Techniken, die ihren Wirkungsgrad auf über 45% steigern konnten – mit entsprechend weniger Abwärme und CO2 – und dem dann möglichen Abschalten alter, ineffizienter  Kohlekraftwerke ist keine Rede. Der Grund dafür ist wiederum Ideologie: Kohlekraftwerke hält man für "Klimakiller".  Daß allein China alle 4 Tage ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen läßt und in den meisten Ländern ebenfalls massiv in neue Kohlekraftwerke investiert wird, stört die deutschen Gegner dieser neben Kernkraft einzig verbleibenden Möglichkeit der Grundlaststrom-Erzeugung keineswegs. Ohne Kernkraftstrom  wird Deutschland allerdings seine Klimaziele weit verfehlen und mit den nun notwendigen neuen Kohlekraftwerken wird sich  Frau Merkel endgültig von ihrer geliebten Rolle als Weltretterin verabschieden. Zeit also, weiteren Ballast bisheriger Überzeugungen über Bord zu werfen. Daß sie gleichzeitig  aber so dringende Warnungen wie die des führenden australischen Umweltforschers Barry Brook erhält, der soeben Deutschland dringend zum Bau neuer klimaschonender Kernkraftwerke aufforderte und statt dessen die Abschaltung aller "furchtbaren" Kohlekraftwerke verlangte,  wird sie nur weiter noch tiefer in das Gewirr unlösbarer Widersprüche ihrer Politik  stürzen.

Gestützt auf Haare sträubende Gefälligkeits-Gutachten mit wundersamen Zahlen verlegte sich die Regierung auf erneuerbare Energien, die allen Ernstes das Industrieland Deutschland künftig weit überwiegend und absolut zuverlässig, dazu noch wirtschaftlich mit Energie – natürlich wieder vor allem Strom – versorgen sollen.

Das Ignorieren aller dem entgegen stehenden Tatsachen, allem voran die extrem unzuverlässige Wetter- und Tageslicht-abhängige Stromerzeugung durch Windmühlen und Fotovoltaikanlagen bei gleichzeitiger Unmöglichkeit einer Speicherung von Überschuß-Strom und zusätzlicher Gefährdung der Netzstabilität durch zufällige Einbrüche oder Spitzenschübe des grünen Stroms zeigt überdeutlich, daß auch dieser Teil der Regierungspolitik abermals rein ideologiegesteuert ist.

Die Gefahr von Stromsperren ist keineswegs Panikmache: Der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur dena , Stephan Kohler, hat Mitte März in der Presse gewarnt, daß – sollten weitere fünf Reaktoren wegen interner Revisionen abgeschaltet werden – es in Teilen Deutschlands zu Blackouts kommen werde. "Da gibt es nichts zu beschönigen." Ein früherer Kernkraftausstieg könne nicht nur die Netzkapazität überfordern, er würde auch zu deutlich höheren Strompreisen führen.

Es ist auch bezeichnend, daß die Regierung erst nach 10 Jahren der von Rot-Grün begonnenen massiven Subventionierung von Windkraft und Fotovoltaik – auf Kosten der kleinen Leute, die keine eigenen Häuser besitzen – überrascht feststellte, daß man für diese wild schwankende Stromerzeugung auch Stromspeicher braucht. Woraufhin sie dann weiterhin feststellte, daß diese Speicher weitestgehend fehlen und auch überhaupt keine Techniken zur Verfügung stehen, sie zu realisieren. Man verlegte sich dann auf das Prinzip Hoffnung und Vernebelung, indem man im Prototypstadium befindliche, mit über 50 Prozent Energieverlusten behaftete und zudem unbezahlbare Speichertechniken als irgendwann verfügbar anführte. Und auf das Hoffnungs-Seekabel von Norwegen verwies, dessen Leistung leider aber nur 4 Prozent der installierten Windstromkapazität ausgleichen kann.

Daß auch die schwarz-gelbe Koalition den Subventionsirrsinn des Gesetzes für erneuerbare Energien noch zu steigern vermag, bewies sie mit dem neuen  "Einspeisemanagement" für Windstrom, das seit  Januar 2011 gilt. Netzbetreiber können nun bei einer Netzüberlastung durch  Windstrom diese Anlagen – nach deren entsprechender Umrüstung – rasch herunterfahren.  Das Unglaubliche dabei: Die Windstromerzeuger, deren Strom dann niemand braucht, haben dann Anspruch auf Ersatz für die ausgefallene Einspeisevergütung. Geld für nicht benötigten und dann auch nicht erzeugten Strom – stets von den Verbrauchern zu bezahlen. Bisher kannte man die Bezahlung von nicht erzeugten Produkten nur bei der ebenso irrwitzigen Agrarsubventionierung. Deutschland führt das jetzt auch in seinem Energiemarkt ein.

Peinlicherweise stand in den Gutachten, die den Segen der Erneuerbaren betonten, das schlimme Wort Importstrom. Dieser sollte, wenn mal wieder zu wenig Wind weht, die Stromversorgung retten. Darauf freute sich auch schon Präsident Sarkozy, der auf der Baustelle des neuen Kernkraftwerks Flamanville erklärte, daß Frankreich noch mehr  Kernkraftwerke  braucht – er erwähnte speziell den geplanten KKW-Neubau Penly – weil es in großem Stil Strom exportieren soll. Damit solle Frankreich viel Geld verdienen. An welche Abnehmer er dabei dachte, kann man sich vorstellen.

Die Bundeskanzlerin beeilte sich, dazu zu erklären, daß Stromimporte selbstverständlich nicht in Frage kämen. Aber bereits im März 2011 kam es zu beträchtlichen Stromimporten aus Frankreich und Tschechien. Das wird vermutlich zum Dauerzustand, wenn die gerade abrupt veränderte Energiepolitik Bestand behält.

In dem viel Mineralöl verschlingenden Straßenverkehr haben bisher alle  Regierungen die Chance verschlafen, konsequent die Verwendung von Erdgas voran zu treiben, wie es uns unsere Nachbarn seit Jahren erfolgreich demonstrieren.

Statt dessen fabuliert man – wiederum ideologisch korrekt – von der Elektromobilität, ein schon von der Regierung Kohl mit tollen Prognosen geschmücktes Technikmärchen, das auch heute wegen weiterhin völlig unzureichender Batterien abermals   für  mindestens zwei Jahrzehnte auf Erfüllung wartet. Christoph Huß von der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik betonte, daß „wir nicht vergessen dürfen, daß die technisch-physikalischen Grenzen elektrochemischer Energiespeicher nicht durch politische Sonntagsreden außer Kraft gesetzt können.“

Ein Warnhinweis, den die Physikerin Merkel eigentlich verstehen sollte.

Dann kam Fukushima

Das katastrophale Erdbeben in Japan hat vermutlich 20.000 Tote gefordert. Die deutschen Medien aber berichten vor allem über die Beschädigung  der Atomreaktoren im Kraftwerk Fukushima – und die Regierung verfiel in hysterischen  und unglaubwürdigen Aktionismus. Hastig wurde ein Moratorium mit der vorläufigen Stillegung mehrerer Kernkraftwerke verkündet. Sachlich begründet wurde das natürlich nicht, denn niemand konnte erklären, inwiefern sich denn die bis dahin immer betonte hervorragende Sicherheitslage bei allen deutschen Kernkraftwerken durch ein Erdbeben-Tsunami-Ereignis in Japan verändert hätte.

Die Bundeskanzlerin verkündete gleich noch eine weitere Reaktion auf die Ereignisse in Japan: Man werde jetzt verstärkt die erneuerbaren Energien fördern. Da man sicher davon ausgehen kann, daß sie die Sinnlosigkeit und Gefährlichkeit des weiteren Ausbaus von Wind- und Solarstrom zusammen mit der Lebensmittel und Landschaften fressenden Biogas- und Biotreibstofferzeugung genau kennt, ist auch dieser Schwenk wiederum nichts anderes als eine panische Beschwichtigungsaktion für die Opposition und vor allem für die wutschäumenden Medien.

Dann wurde von der Kanzlerin am 22. März die Berufung eines Kernenergie-Ethik-Rats unter der Leitung von Prof. Töpfer angekündigt.  Dessen Besetzung durch allein drei Kirchenvertreter, einer Politologin, einem Philosophen, einem Soziologen, einer Wirtschaftswissenschaftlerin, zwei Politikern und keinem Energie- oder gar Kernkraftexperten – von insgesamt 13 Mitgliedern –  führt sicherlich zu fundierten Aussagen zu den von Frau Merkel dem Rat gestellten Fragen, wie die "gesellschaftliche Risikobewertung" aussieht und "wie sich ein Ausstieg aus der Atomenergie mit Augenmaß vollziehen lasse". Woran man sogleich sehen kann, daß dieser Ausstieg von der Kanzlerin bereits vor dem Vorliegen der Erkenntnisse aus der erst noch erfolgenden Sicherheitsüberprüfung beschlossen ist.

Das gewünschte Ergebnis der Ethikrats-Beratungen steht natürlich auch schon fest, da es  durch dessen überwiegende Besetzung mit kritischen Wissenschaftlern und Philosophen neben den Kirchenleuten gesichert ist.

Die politische Führung kapituliert

Die Naturkatastrophe in Japan und ihre irrationalen Konsequenzen allein in Deutschland werfen ein grelles Licht auf den Verfall der Rationalität und die rein angstgesteuerte Verhaltensweise in der politischen Kaste. Man kann von einem großen Sieg des von den Grünen perfektionierten Prinzips der systematischen Angstverbreitung in der Bevölkerung sprechen. Das entscheidende Mittel für den Erfolg dieses Prinzips sind aber die Medien, die jetzt mit ihrer Berichterstattung drastisch allen vor Augen führten, daß ihre wichtigsten Schaltstellen von Grünen und Roten besetzt sind. Auf allen Fernsehkanälen, insbesondere bei ARD und ZDF, gab es in den ersten vier Tagen ausschließlich "Experten" von Greenpeace und den Ökoinstituten Wuppertal und Darmstadt zu sehen, die ihre Chance weidlich nutzten. Dazu kamen Mediziner, die über die Wirkung einer "Verstrahlung" berichteten.

Die Angstfabrik lieferte in kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis: Eine hilflose Regierung, die plötzlich angeblich offene Sicherheitsfragen bei den bisher doch absolut sicheren Kernkraftwerken zu klären versprach, die ihre gerade erkämpfte Laufzeitverlängerung in Frage stellte,  die eine weitere, noch stärkere Förderung der Erneuerbaren zusagte, die unter Hohn und Spott alles auf den Opferstein zu legen bereit ist, was Grüne und SPD fordern.

Seit Ende März 2011 ist diese Einschätzung keine Ironie mehr, denn der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer lieferte soeben die offizielle Bestätigung. Er erklärte laut dapd/rtr/rb wörtlich: "Die Tat ist jetzt entscheidend, nicht die Analyse."

Niemals zuvor hat ein führender Politiker eine derartige Bankrotterklärung abgegeben, die aber keineswegs nur für ihn gilt. Erst ohne Not und nur aus Medienangst hektisch-panisch handeln, und zwar entschlossen, und dann besser hinterher gar nicht mehr über Sinn und Nutzen der Tat nachdenken, weil das ja eigentlich wieder nur unangenehm sein würde.

Diese Worte des CSU-Vorsitzenden sollten die passende Überschrift für die neue "Energiewende" werden, die Frau Merkel ankündigt.

Dr. Ing. Günter Keil für EIKE St. Augustin,  2.4.2011

Update vom 4.4.11

Bild Deutschland holt Atomstrom aus Frankreich und Tschechien

Datenquelle: Wilfried Heck dort http://www.entsoe.net/data.aspx?IdMenu=1

Berlin – Deutschland muss wegen der Abschaltung von sieben Kernkraftwerken Strom aus dem Ausland einführen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Atomstrom!
Nach Angaben des europäischen Netzbetreiberverbands Entso-E importiert Deutschland seit Mitte März bis zu 6000 Megawatt* Strom, um den Bedarf zu decken. Das entspricht der Leistung von vier großen Atomkraftwerksblöcken oder rund acht Prozent des täglichen Strombedarfs Deutschlands (ca. 80.000 Megawatt).

 Voller Artikel hier

* Der Bildzeitung unterläuft -wie so vielen im Mediengeschäft- der Fehler elektrische Leistung in z.B. Megawatt und elektrischer Arbeit in z.B. Megawattstunden nicht auseinanderhalten zu können. Es müsste also hier 6000 MWh b.z.w. 80.000 MWh heißen. An der Tatsache, dass wir elektrische Arbeit in großen Mengen importieren müssen ändert das aber nichts. Mit Dank an Leser Stirnberg für den Hinweis.




SRU (Sachverständigenrat für Umweltfragen) legt Gefälligkeitsgutachten zur 100% Versorgung mit „Erneuerbaren“ vor!

Das Ergebnis fiel entsprechend aus. Eine Durchsicht der Ergebnisse zeigt, dass wieder einmal die leider sehr in Mode gekommenen Methoden der falschen Annahmen, Rechnen mit unrealistischen Hoffnungstechniken, Kleinrechnen massiver Defizite der Erneuerbaren, Schönrechnen der Kosten und Unterschätzen der Widerstände – insbesondere seitens der Bürger – zu den gewünschten Ergebnissen führen kann. (Originalbeitrag der SRU hier)

Im Einzelnen:

Das Traumziel einer "komplett regenerativen Stromversorgung" sei erreichbar, "sofern die notwendigen Kapazitäten zur Speicherung und zum weiträumigen Ausgleich der Elektrizität geschaffen werden". So ist es und deshalb ist das Ziel illusionär, da prinzipiell unerreichbar. Sämtliche Physiker und Chemiker wissen, dass alle möglichen Speicherungsprinzipien für Strom lange bekannt sind und dass ebenfalls ihre physikalischen und ökonomischen Limitierungen Fakten sind, die auch durch politisch korrekte Prognosen nicht verändert werden können. Auch können die in vielen Jahrzehnten errungenen und jetzt möglichen  technischen Leistungen dieser Speicher nur noch in kleinen, teuren Schritten weiter getrieben werden, was jegliche großartigen  technologischen Durchbrüche ausschließt. Wir müssen mit den vorhandenen Systemen und Verfahren leben; neue sensationelle, in wenigen Jahrzehnten marktfähige Speichertechniken wird es nicht geben.

Die effizientesten Systeme, die Pumpspeicherwerke, sind bereits ausgelastet. Die an den Horizont projizierte Hoffnungstechnik – Pumpspeicherwerke in Norwegen, die über Seekabel an unser Netz angeschlossen werden – ist ebenfalls bald ausgebucht, wobei das erste geplante Seekabel gerade einmal 1,4 GW Übertragungsleistung haben soll – eine kaum ins Gewicht fallende Größe. Um die norwegischen Speicherkapazitäten werden übrigens sämtliche Nord- und Ostseeanrainer mit Windkraftanlagen konkurrieren. Die weiteren genannten Speichertechniken führen uns in die teure Welt der Science Fiction: Druckluftspeicher, die bisher als Prototypen Wirkungsgrade unter 50% haben – und mit den Erdgasspeichern um die Kavernenstandorte konkurrieren. Dann die Methanerzeugung mit Strom und dessen  Rückumwandlung in Strom – eine Energievernichtung großen Ausmaßes. Schließlich wird auch noch die Vision eines "größeren europäisch-nordafrikanischen Stromverbundes" angerufen,  das mit zahllosen Risiken behaftete Projekt DESERTEC, das selbst bei seiner äußerst unwahrscheinlichen Realisierung seinen überaus teuren Strom niemals nach Europa liefern würde.

Eine weitere, das gewünschte Ergebnis fördernde Annahme ist , daß "bei erneuerbaren Energien im Gegensatz zur konventionellen Stromerzeugung keine steigenden Preise für Brennstoffe zu berücksichtigen sind." Daß man nur von Brennstoffen spricht, ist ein Trick. Wie steht es denn mit den Gesamtkosten der Erneuerbaren ? Die weisen leider beträchtlich steigende Preise auf, wie man bereits an den kürzlich erhöhten Einspeisevergütungen für Offshore-Windkraft sieht,. Die besonders ungünstigen Bedingungen für die deutschen Offshore-Windparks schlagen sich in besonders hohen Kosten nieder: Für Land-Anlagen betragen die Stromerzeugungskosten 8 – 9,5 Cent/KWh, für Offshoreanlagen aber 15 –20 Cent/KWh. Und gerade die Offshoreanlagen sollen ja  künftig den Hauptanteil des Windkraft-Zubaus leisten. Das allein bedeutet bereits drastische Kostensteigerungen der erneuerbaren Stromquellen. Dazu kommen die weiter steigenden Kosten für Rohstoffe, Energie, Ersatz, Anlagenwartung, Transport der Biomasse, Löhne, Inflation.

Den Beweis für die stark kostensteigernde Wirkung der Erneuerbaren  liefert schon die Betrachtung der monatlichen Stromkosten für einen Haushalt mit 3500 KWh Jahresverbrauch: 1998 betrugen die reinen monatlichen Stromerzeugungskosten ohne Steuern 37,60 Euro. 2010 betrugen sie 40,53 Euro – also nur 7,8% mehr – aber es kommen jetzt 12 Euro für die durch das EEG verursachten Kosten hinzu; damit ist der Strompreis durch die Zwangssubventionierung der Erneuerbaren bereits jetzt um 41% angestiegen. Und dieser Anstieg wird beschleunigt weiter gehen.

Mit seinen irrealen Speicher-Spekulationen und Netzausbau-Träumen für seine Kohle- und Kernkraftfreie Stromvollversorgung einerseits und mit seinen geschönten Kostenrechnungen andererseits  kommt dann der SRU auf seine Bewertung "bezahlbar".

Mehrfach wird "Biomethan" als Energiequelle zur Stromerzeugung angeführt. Was nicht diskutiert wird, ist der enorme Flächenverbrauch, der mit dieser Technik verbunden ist, und der sie – im Gegensatz zu den SRU-Behauptungen – alles andere als nachhaltig erscheinen läßt. Allein der Ersatz der deutschen Kernkraftwerke durch die Stromerzeugung mittels Biomasse würde 75% der gesamten deutschen Agrarfläche beanspruchen. Von der ethischen Bewertung eines Ersatzes von Lebensmittelproduktion durch Energieerzeugung einmal ganz abgesehen – was den Sachverständigenrat für Umweltfragen aber nicht interessiert.

Schließlich wird der bereits jetzt sehr spürbare Widerstand der Bürger, die nun den reichlich unnachhaltigen Charakter der Erneuerbaren leidvoll erfahren,  gegen neue Stromtrassen, CO2-Speicher und Windmühlen vom SRU ignoriert. Er wird sich jedoch im leichthin betrachteten 40-Jahre-Zeitraum nicht gerade verringern.

 

Im Übrigen fehlt dem rein politischen Ziel eines möglichst hohen Anteils der Erneuerbaren an der Stromerzeugung von vornherein eine einleuchtende Begründung: Der VGB, der Verband der Energiewirtschaft, betonte soeben, daß Wind und Sonne zwar Brennstoffe einsparen, nicht aber Kraftwerksleistung. Aufgrund der fluktuierenden Verfügbarkeit von Wind und Sonne und weiterhin fehlender Stromspeicher erfordert deren Ausbau umfangreiche Kapazitäten an gesicherter Kraftwerksleistung – im Wesentlichen Erdgas-, Kohle- und Kernkraftwerke. Der Ausbau der Erneuerbaren führt also nur zu einer unsinnig doppelten Bereitstellung von Stromerzeugungsanlagen und damit zu einer sinnlosen, teuren  Kapitalinvestition bei nur geringfügiger Brennstoffeinsparung. Und im Falle des teilweisen Ersatzes von Kernkraft tritt nicht einmal eine CO2 – Einsparung ein.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat sich in unbegreiflicher Selbstüberschätzung auf fachliches Glatteis begeben und das erwartete blamable Ergebnis abgeliefert. Aber wenigstens ist es politisch korrekt. Nur mit Sachverstand hat es nichts zu tun.

 

EIKE Gastautor Dr.-Ing. Günter Keil, Sankt Augustin