Die Grünen: Meister des guten Gewissens
Wir bringen Auszüge aus diesem Artikel
..Wo sind eigentlich die Mahnwachen vor der Parteizentrale der Grünen? Wo bleiben die Demonstranten, die nach der Ablösung von Jürgen Trittin und Renate Künast rufen und dazu Plakate mit dem Slogan „E 10 tötet“ hochhalten? Okay, das hört sich jetzt vielleicht etwas drastisch an, aber ernste Zeiten erfordern nun einmal drastische Maßnahmen. Erinnert sich noch jemand, was nach Fukushima vor dem Kanzleramt los war?
..Die Lage ist ernst, jedenfalls für all die Leute, deren größte Sorge nicht die Frage ist, wo der nächste Bioschlachter aufmacht, sondern wie sie bis zum Abend an einen Teller Reis kommen. Also etwa eine Milliarde Menschen. Innerhalb weniger Wochen sind die Getreidepreise um fast die Hälfte gestiegen, und daran ist, neben der Dürre in den Kornkammern Amerikas, zu einem nicht ganz unwesentlichen Teil der Boom der Bioenergie schuld, der es für viele Bauern sehr viel attraktiver macht, ihre Ernte in die Ethanolanlage zu fahren als auf den Großmarkt….
Mit deutschem Biogas für den Weltfrieden
…Wer nach den Verantwortlichen für diese Revolution der Agrotechnik fragt, bei der man vieles von dem, was man essen kann, nicht mehr verspeist, sondern lieber verbrennt, landet unweigerlich bei den Grünen, auch wenn diese davon heute nichts mehr wissen wollen. Keiner Bewegung verdankt die Biogasindustrie so viel wie dem parlamentarisch organisierten Umweltbewusstsein. Es ist nicht lange her, dass Jürgen Trittin den Biosprit als „Kraftstoff für unsere Zukunftsfähigkeit“ pries, da war er noch Bundesumweltminister und Herr über etliche Fördermillionen. „Der Acker wird zum Bohrloch des 21. Jahrhunderts, der Landwirt wird zum Energiewirt“, verkündete er im November 2005 auf dem Internationalen Fachkongress für Biokraftstoffe, unter dem Beifall der anwesenden Lobbyvertreter und sonstigen Nutznießer..
..So viel Enthusiasmus war selten, so viel Subvention ebenfalls. 2003 wurde reiner Biodiesel und reines Bioethanol von der Steuer befreit, ein Jahr später folgte die Steuerbegünstigung für die Mischung mit fossilen Brennstoffen. Dazu kamen der Technologiebonus, der Güllebonus, der Landschaftspflegebonus, was Strom aus Biomasse zum Teil noch teurer als Solarstrom macht.
…Jetzt ist die Bestürzung groß, am Tod afrikanischer Kinder will niemand schuld sein. Schon steht ein vorläufiger Verkaufsstopp des Biobenzins E 10 im Raum, so hat es jedenfalls Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel gefordert. Wer nun allerdings eine Entschuldigung der Verantwortlichen erwartet oder wenigstens ein Eingeständnis, dass man sich in seinem Bio-Optimismus übernommen habe, der kennt die Grünen schlecht. Gegen das immergrüne gute Gewissen kommt auch die härteste Wirklichkeit nicht an.
..Die Grünen wollen jetzt den Strom aus Wildkräutern stärker fördern
„Wir waren immer gegen E10“, ließ sich Frau Künast gerade im ARD-Morgenmagazin vernehmen. Das nennt man dann wohl Chuzpe, oder, um dieses schöne jiddische Wort nicht zu sehr zu missbrauchen, steindeutsche Dummdreistigkeit. Wenn es ein Ritterkreuz für notorische Selbstgerechtigkeit gäbe, die amtierende Fraktionschefin der Grünen hätte beste Aussicht, dieses verliehen zu bekommen.
….Eine gute Nachricht, immerhin, zum Schluss: Bärbel Höhn will jetzt den Strom aus Wildkräutern stärker fördern. „Blumenwiesen statt Mais“, lautet die neue Devise. Hoffen wir, dass dies nicht gleich wieder in ein staatliches Reformprogramm mündet. Sonst steht in naher Zukunft das Pflücken von Löwenzahn unter Strafe – wegen Verstoß gegen die Energiesicherheit der Bundesrepublik Deutschland.
von Jan Fleischhauer SPON; Den ganzen Text hier lesen