Was ist die optimale Temperatur in Bezug auf die Lebensdauer des Menschen?

Kürzlich unternahm Guo et al. (2014) eine systematische Bewertung der Veränderung des Sterblichkeitsrisikos aus nicht-zufälligen Ursachen in Abhängigkeit von der Tagesmitteltemperatur in 12 Ländern. Die folgenden Abbildungen zeigen die Ergebnisse. Sie verwendeten Sterblichkeitsdaten mehrerer Jahre (im Bereich von 10 Jahren für Thailand bis 38 Jahren für Japan) für 306 Gemeinden in den 12 Ländern, und vereinigten die Daten für die Gemeinden in den einzelnen Ländern um diese Zahlen abzuleiten.

Man beachte, dass die Temperatur auf der x-Achse für jede Kurve in Bezug auf das Perzentil des Temperaturbereichs gemessen ist, anstatt als tatsächliche Temperatur (in °F oder °C). Außerdem wurde ein Verfahren für die in den folgenden 21 Tagen aufgetretenen Todesfälle entwickelt. Es ist bekannt, dass zusätzliche Todesfälle durch Exposition gegenüber hohen oder niedrigen Temperaturen erst einige Tage im Anschluss an die tatsächliche Exposition auftreten [Bei kalten Temperaturen ist dieser Zeitraum länger als bei warmen Temperaturen.] Ihr Verfahren berücksichtigte offensichtlich auch „Verzögerungen der Mortalität“ oder die „Ernte. Hierbei handelt es sich um das Konzept, dass temperaturbezogene Todesfälle, die sich in einer verwundbaren Bevölkerung sofort nach dem Ausgesetztsein der Temperatur ereignen, teilweise ausgeglichen werden durch weniger Todesfälle in dieser Bevölkerung während der nachfolgenden Wochen. [4]

Diese Grafiken zeigen, dass das relative Mortalitätsrisiko für jedes Land bei einem Minimum zwischen dem 66. und 80. Perzentil der mittleren Temperatur liegt. Neun der zwölf Länder haben eine "optimale" Temperatur zwischen dem 72. und 76. Perzentile.

Für jedes Land ist das relative Mortalitätsrisiko wesentlich höher an der 1-Perzentil Temperatur (Kaltende) als an der 99. Perzentile (warmes Ende).

Bemerkenswert ist, das die oben genannten Stichpunkte nicht nur für relativ kalte Länder wie Kanada und Südkorea gelten, sondern auch für die relativ warmen wie Brasilien und Thailand.

Die Studie berichtet auch, dass: „Die minimalen Temperaturen bzgl. Sterblichkeit waren in Ländern mit hoher Temperatur oder in Ländern in der Nähe des Äquators höher."

Dies alles bedeutet, erstens, es gibt(a) mehr Tage im Jahr, die kühler als die optimale [Temperatur] sind, und (b) das relative Risiko ist am kalten Ende höher als am warmen Ende. Mehr Todesfälle sollten eher Temperaturen zugeordnet werden, die kälter als das Optimum sind, als jenen, die wärmer sind. Daraus folgt, wenn die globale Erwärmung jeder Kurve lediglich nach rechts auf der Scala gleitet, sollte die Gesamtmortalität im Laufe des Jahres fallen. Aber in der Tat, globale Erwärmung ist mit wärmeren Wintern mehr als mit wärmeren Sommern verquickt – auch bei Skeptical Science akzeptiert man dies! Deshalb sollten wir eine doppelte Dividende von der globalen Erwärmung in Form von geringerer globaler Sterblichkeit bekommen.

Grafik 1: Relatives Mortalitätsrisiko (y-Achse) als Funktion der mittleren Tagestemperatur, aufgetragen als Perzentil der gesamten Temperaturdaten. Die Daten für die einzelnen Länder wurden zusammengelegt. Quelle Guo et al. (2014).

Zusammenfassend gibt es eine optimale Temperatur, die die Mortalität für jede gegebene Population minimiert, und es ist in Richtung des wärmeren Endes, was die Bevölkerung allgemein erlebt. Insbesondere ist dies bei etwa der 21°C bis 24°C der mittleren Temperatur, die so empfunden wird. Schließlich, wenn es irgendeinen Zweifel gibt, gibt es eine gute gesundheitsbasierte Begründung für:

• Allgemeine Präferenz für warme Temperaturen,

• Verbringen von Winterurlaub an warmen Plätzen und Sommerferien an kalten Orten,

• Für den Ruhestand in wärmere Gefilde! [Stimmt sehr, der Übersetzer]

References

[1] McMichael, Anthony J., et al. “International study of temperature, heat and urban mortality: the ‘ISOTHURM’project.” International journal of epidemiology 37.5 (2008): 1121-1131.

[2] Keatinge, W. R. “Winter mortality and its causes.” International Journal of Circumpolar Health 61.4 (2002).

[3] Guo, Yuming, et al. “Global variation in the effects of ambient temperature on mortality: a systematic evaluation.” Epidemiology 25.6 (2014): 781-789.

[4] Deschenes, Olivier. “Temperature, human health, and adaptation: A review of the empirical literature.” Energy Economics 46 (2014): 606-619.

Note: an earlier version of this essay rfereenced the”y-axis” corrrected to “x-axis”.  h/t to  “joelobryan on March 2, 2015 at 2:49 am.”

Link: http://wattsupwiththat.com/2015/03/02/what-is-the-optimum-temperature-with-respect-to-human-mortality/

Übersetzt durch Andreas Demmig für Eike




Klimaerwärmung dank Wärmeinseleffekt: Städte bedecken inzwischen eine Fläche die größer ist, als Frankreich, Spanien und Deutschland zusammen!

Ein Temperatur-Wärmerekord bedeutet nicht notwendigerweise einen Tag mit Rekordhitze
Am 29. Juni war die Temperatur am Reagan International Airport (DCA) in Washington* bis 104°F [ca. 40°C] gestiegen, was pflichtschuldigst von allen und jedem als der heißeste Junitag vermeldet worden ist. Typisch dafür war der Bericht in der Washington Post mit dem Titel „D.C. shatters all-time June record high, sizzles to 104” [sinngemäß: In Washington wurde der absolute Juni-Rekord gebrochen].
*Gemeint ist hier immer Washington D.C [District of Columbia], also die Hauptstadt am Atlantik und nicht der US-Bundesstaat am Pazifik. A. d. Übers.
Mark Richards, Wetterbeobachter am Reagan National Airport, sagt, dass die Temperatur um 14.48 Uhr Ortszeit bis 104°F [ca. 40°C] gestiegen war, was den alten Junirekord von 102°F [ca. 39°C] jeweils am 9. Juni 1874 und 2011 gebrochen hätte. Wir erleben derzeit die heißesten Juni-Temperaturen in Washington seit 142 Jahren.
Tatsächlich war diese 104°F die höchste Temperatur, die je im Juni in der Umgebung von Reagan National Airport gemessen worden war. Aber war es auch der jemals wärmste Tag in Washington?
So sieht es am Reagan National Airport aktuell aus:
 
Abbildung 1: Photo aus dem Jahr 2011. Links im Vordergrund erkennt man das Jefferson Monument. Dahinter auf der anderen Seite des Flusses mit dem abhebenden Flugzeug liegt der Reagan National Airport. Man beachte die Entwicklung der Kristallstadt [Crystal City] rechts, ebenfalls auf der anderen Seite des Flusses.
Und hier folgt eine Fotografie, die uns zeigt, wie es in diesem Gebiet vor einigen Jahrzehnten ausgesehen hat:
 
Abbildung 2: Dieses Bild aus dem Jahr 1942 zeigt das Jefferson Monument im Bau. Es gibt rechts weder eine Kristallstadt noch irgendeinen Reagan National Airport. Tatsächlich kann man erkennen, dass das Gebiet noch aufgefüllt werden musste. Im 19. Jahrhundert war das vom Memorial und dem umgebenden Land bedeckte Gebiet ebenfalls noch Wasser, da große Teile davon ebenfalls aufgefüllt worden sind.
Ganz klar ist es kein Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln, wenn man die Temperaturmessungen aus dem Jahr 2012 mit denen während der letzten Jahrzehnte vergleicht. Die Daten sind nicht homogenisiert. Und ob die Behauptung, dass der 29. Juni 2012 der heißeste Juni-Tag in Washington seit 142 Jahren war (oder nicht) – diese Behauptung kann nicht durch das bloße Betrachten der Temperaturaufzeichnungen am Fluhhafen gestützt werden.
Die Differenz von zwei Grad zwischen den früheren Aufzeichnungen und denen vom 29. Juni könnte sehr gut sowohl am städtischen Wärmeinseleffekt als auch am „Flughafen-Wärmeinsel-Effekt“ liegen, ein viel zu wenig untersuchtes Phänomen (trotz der Tatsache, dass jeder, der mal auf Asphalt mitten im Sommer gelaufen ist, weiß, dass man den Eindruck hat, über glühende Kohlen zu laufen).
Indur M. Goklany
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/07/01/the-highest-temperature-reading-doesnt-necessarily-mean-a-record-hot-day/

Die Wärmeinseln der Städte in Texas kommen über Sie
Joe D’Aleo hat gerade vorgeschlagen, dass ich mir einmal einige der Daten von der Website des NCDC namens „US climate at a glance“ anschauen sollte. Diese Seite erlaubt Vergleiche der aktuellen Daten (nicht Anomalien), die im USHCN-Bodentemperatur-Netzwerk des NCDC verwendet werden. Die Website des NCDC gestattet den Vergleich der aktuellen USHCN-Daten nicht nur in den USA, sondern auch US-Bundesstaaten und Städte untereinander. D’Aleo interessierte sich für den städtischen Wärmeinseleffekt (UHI) in texanischen Städten. Zuerst schauen wir mal auf den Bundesstaat Texas selbst während der letzten 100 Jahre:

Quelle: http://www.ncdc.noaa.gov/oa/climate/research/cag3/tx.html
Wie man sieht, ist der Trend im Wesentlichen flach mit einem Wert von 0,01°F pro Dekade während der letzten 100 Jahre. Dieser Trend selbst ist interessant, aber es gibt noch viel mehr Interessantes, wenn man sich die Städte individuell anschaut.
Hier folgt eine Liste von Städten in Texas, geordnet nach Bevölkerungszahl (von Wikipedia):

Rank  Population  Place name
1 2,099,451 Houston
2 1,327,407 San Antonio
3 1,197,816 Dallas
4 790,390 Austin
5 741,206 Fort Worth
6 649,121 El Paso
7 365,438 Arlington
8 305,215 Corpus Christi
9 259,841 Plano
10 236,091 Laredo
11 229,573 Lubbock
12 226,876 Garland
13 216,290 Irving
14 190,695 Amarillo

Die drittgrößte Stadt in Texas hinsichtlich der Bevölkerungszahl ist natürlich Dallas. Unglücklicherweise liegen den NCDC-Seiten zufolge aus Dallas nur Daten bis 1948 zurück vor, die man vergleichen kann. Also nehmen wir mal das Jahr 1948 als Anfangspunkt des Vergleichs. Hier folgt zunächst der staatsweite Trend seit 1948:

Der dekadische Trend von 1948 bis 2011 ist 10 mal größer als der von 0,1°F pro Jahrzehnt der letzten 100 Jahre
Schauen wir jetzt auf die großen Städte in Texas, deren Werte auf der Site der NCDC-Städte verfügbar sind, zuerst Dallas:

Quelle: http://www.ncdc.noaa.gov/oa/climate/research/cag3/city.html
Der dekadische Trend in Dallas ist fast dreimal Größer als der des Bundesstaates Texas und beträgt 0,28°F pro Dekade.

Schauen wir uns jetzt die größte Stadt in Texas an, Houston:

Nun würde man erwarten, dass Houston als die größte Stadt einen stärkeren Trend als Dallas aufweist, allerdings muss man dabei beachten, dass Houston einem starken ozeanischen Einfluss vom Golf von Mexiko unterliegt. Also könnte man erwarten, dass der Trend im Vergleich zu einer Stadt landeinwärts gedämpft ist.
Corpus Christi ist eine andere texanische Stadt unter Ozean-Einfluss. Der dekadische Trend dort wird auch beim Vergleich irgendwie gedämpft:

Es ist auch eine deutlich kleinere Stadt mit weniger Wachstum:

San Antonio ist jedoch die zweitgrößte Stadt und liegt weitab des Ozeans landeinwärts – der Trend dort sieht so aus:

Mit 0,41°F pro Dekade ist der Trend viermal größer als der staatsweite Trend von 1948 bis 2011. Die [Entwicklung der] Bevölkerungszahl in San Antonio sieht aus wie ein Hockeyschläger, vor allem nach 1940:

San Antonio laut Wikipedia: „Es war die am schnellsten wachsende Stadt der 10 größten Städte in den USA von 2000 bis 2010 und die zweitschnellste von 1990 bis 2000“. Also denke ich, dass ein so großer Temperaturtrend im Vergleich zu anderen texanischen Städten und den Staat selbst keine Überraschung ist.
El Paso, Texas:

Wie Corpus Christi ist auch El Paso nicht sehr schnell gewachsen.
Amarillo:

In Amarillo gab es kein so wildes Wachstum wie in San Antonio.
Was können wir also aus all diesen Vergleichen schließen? Als Erstes möchte ich darauf hinweisen, dass dies kein definitiver Vergleich ist, da viele Städte in Texas fehlen. Die hier Genannten waren die Einzigen, deren Werte auf der NCDC-Site verfügbar waren.
Mit Sicherheit können wir aber folgern, dass alle (verfügbaren) Städte mit NCDC-Daten auf der Site „US climate at a glance” einen dekadischen Trend zeigen, der größer ist als der dekadische Trend des gesamten Bundesstaates Texas im gleichen Zeitraum. Natürlich gibt es in Texas in den weiten, offenen Gebieten viele USHCN-Stationen, die nicht in bevölkerungsreichen Gegenden liegen. Daher ist es keine Überraschung zu sehen, dass der Bundesstaat Texas einen sehr kleinen, die texanischen Städte jedoch einen deutlich stärkeren Trend aufweisen.
Dr. Roy Spencer hat mehr Beispiele eines UHI gefunden, und zwar hier. Er schreibt:

Unter dem Strich zeigen sich klare Beweise für einen UHI-Effekt auf Temperaturtrends des Stationsnetzwerkes in den USA. An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die meisten davon keine co-op-Stationen sind, sondern zum National Weather Service und der FAA gehören. Wie deren Ergebnisse zum Stationsnetzwerk des GHCN passen, die von der NOAA für das Klimamonitoring in den USA benutzt werden, kann ich aber nicht sagen.

Anthony Watts
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/06/28/the-uhis-of-texas-are-upon-you/
Bei Anthony Watts erschien wenig später noch ein Beitrag zu diesem Thema unter der Überschrift:

Beeinflussung von Temperaturmessungen durch Verstädterung

Dr. Roger Pielke Sr. Macht auf seiner Website auf diese interessante Presseerklärung des IGBP [International Geosphere Biosphere Programme] vom März 2012 aufmerksam, die wir offensichtlich bisher alle übersehen haben. Einer der bemerkenswerten Punkte ist, dass es vor einem Jahrhundert weniger als 20 Städte mit 1 Million Einwohnern oder mehr gab, heute sind es 450. Und doch tendieren die Bewahrer der Klimadaten dazu, diese Effekte bei der Temperaturmessung unberücksichtigt lassen.

In weniger als 20 Jahren haben sich Städte auf Gebiete ausgedehnt, die größer sind als Frankreich, Deutschland und Spanien zusammen..

Verstädterung stellt sich als fundamental für die Umwelt-Nachhaltigkeit heraus, sagen Experten; die viertägige Konferenz „Planet Under Pressure“ in London hat 2800 Teilnehmer angezogen. Solange sich die Entwicklungen nicht ändern, wird der menschliche Fußabdruck bis zum Jahr 2030 weitere 1,5 Millionen Quadratkilometer überdecken – vergleichbar mit der Gesamtfläche von Frankreich, Deutschland und Spanien, sagen Experten auf einem internationalen wissenschaftlichen Kongress, der gerade in London stattfindet.
Schätzungen der UN zeigen ein Bevölkerungswachstum von heute 7 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 auf 9 Milliarden Menschen, oder etwa 1 Million Menschen pro Woche im Mittel während der nächsten 38 Jahre mit dem größten Teil dieses Zuwachses in städtischen Zentren. Und die stattfindende Zuwanderung aus ländlichen Gebieten in die Städte könnte zu einem zusätzlichen Anwachsen in den Städten um 1 Milliarde Menschen führen. Vorhersage der Gesamtzahl städtischer Bevölkerung im Jahr 2050: 6,3 Milliarden (heute 3,5 Milliarden).
Die Frage ist nicht, ob, sondern wie es zur Verstädterung kommt, sagt Dr. Michail Fragkias an der Arizona State University, einer der fast 3000 Teilnehmer an einer Konferenz zum Thema „Planet Under Pressure“. Unglücklicherweise, fügt er hinzu, ergeben sich beim derzeitigen Wachstum der Städte ernste Risiken für die Menschheit infolge von Umweltproblemen. Kompakte Städte, auf Effizienz getrimmt, bieten einen der vielversprechendsten Wege zu Nachhaltigkeit an, und Spezialisten der Verstädterung werden ihr vielfaches Wissen austauschen, um Lösungen voranzubringen.
Wie man die Verstädterung am besten steuern kann, ist Teil vieler „Optionen und Gelegenheiten“, die unter Spezialisten globaler Umweltveränderungen stattfand, und zwar am Tag 2 der viertägigen Konferenz vom 26. bis zum 29. März. Diese Konferenz zielte auf eine große Bandbreite von Herausforderungen bzgl. Nachhaltigkeit und zeigte Empfehlungen für den Erdgipfel „Rio+20“ im Juni.
Andere vordergründige, auf der Konferenz angesprochene Optionen und Gelegenheiten schließen grüne ökonomische Entwicklungen ein (Yvo de Boer, früher Generalsekretär des UNFCCC), außerdem die Sicherstellung der Nahrungs- und Wasserversorgung für die Ärmsten der Welt (Bina Agawal, Leiterin des Institute of Economic Growth, Delhi University, Inden) sowie planetarische Verantwortung: Risiken, Hindernisse und Gelegenheiten (Georgina Mace, Professorin, Imperial College, London). Die vollständige Liste der „Optionen und Gelegenheiten“ [„options and opportunities“] kann man auf der  Website der Konferenzexternal link, opens in new window einsehen.

Städte sind verantwortlich für 70% der CO2-Emissionen

Shobhakar Dhakal, geschäftsführender Direktor des Global Carbon Project in Tokyo sagt, dass Reformen in bestehenden Städten und eine bessere Planung neuer Städte unverhältnismäßig große umweltliche Vorteile im Vergleich mit anderen Optionen bieten.

 „Ein Strukturwandel der Städte wird für die globale Nachhaltigkeit dringend gebraucht“, sagt Dr. Dhakal und fügt hinzu, dass aufstrebende städtische Gebiete „den Vorteil des später Kommenden haben hinsichtlich von Erfahrung, nachhaltigem Denken und Technologie, um so fundamentale Dinge wie den anfallenden Müll und Transportmöglichkeiten zu managen“.

Über 70% der heutigen (antropogenen..Anm. des Übersetzers) CO2-Emissionen heute hängen mit den Erfordernissen in den Städten zusammen. Gemessen in Milliarden metrischer Tonnen werden die CO2-Emissionen aus Stadtgebieten mit etwa 15 im Jahr 1990 geschätzt und 25 im Jahr 2010; mit Vorhersagen bis 36,5 bis zum Jahr 2030, unter der Annahme, dass alles so weitergeht wie bisher.
Hinsichtlich der Klimaänderung ist es also erforderlich, sich auf städtische Effizienz zu konzentrieren, wie z. B. unter Berücksichtigung von Wetterbedingungen und tageszeitabhängige Maut-Systeme, um Verkehrsstockungen zu reduzieren. Die Verstopfung weltweit kostet die Wirtschaften geschätzt etwa 1 bis 3% des BIP – ein Problem, bei dem nicht nur Treibstoff verschwendet und die Luft verschmutzt, sondern auch Zeit verschwendet wird – geschätzte 4,2 Milliarden Stunden verlorener Produktivität pro Jahr allein in den USA.
Ein „Internet der Dinge” formiert sich, merkt er an – eine rasch wachsende Zahl künstlicher High-Tech-Intelligenz, mit dem Internet verbundener Autos, Anwendungen, Kameras, Straßen, Pipelines und mehr – insgesamt eine Trillion, die heutzutage weltweit verwendet werden.
High-Tech-Möglichkeiten, um die Effizienz städtischer Operationen sowie die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen zu verbessern, enthalten:

  • 1) Schnelle Patientenuntersuchungen und Diagnosen mit digitalisierten Aufzeichnungen der Gesundheit,
  • 2) Energieverbrauchsmessungen und Sensoren, um die Kapazität der Stromerzeugung und der Netzwerke zu überwachen, um kontinuierlich Daten zum Angebot und zur Nachfrage von Strom zu gewinnen,
  • 3) Integrierte Informationen für Reisende und Mauterhebung, basierend auf Verkehr, Wetter und anderen Daten,
  • 4) Datensammlung und Rückkopplung von Stadtbewohnern, die mobile Telephone benutzen.

„Unser Schwerpunkt sollte darin liegen, die Qualität der Verstädterung zu verbessern – von den Räumen über die Infrastruktur, Form und Funktion zur Lebensart, der Energieauswahl und Effizienz“, sagt Dr. Dhakal.
Sorgfalt muss walten, fügt er hinzu, um unerwünschte potentielle Probleme dichter Bebauung einschließlich Verstopfungen, Verschmutzungen, der Kriminalität, der raschen Ausbreitung von Infektionskrankheiten und anderer gesellschaftlicher Probleme zu vermeiden – der Schwerpunkt von Gesundheits- und Sozialwissenschaftlern, die an prominenter Stelle auf der Konferenz auftreten.
Prof. Karen Seto an der Yale-University, die zusammen mit ihren Kollegen vier der 160 Sitzungen der Konferenz Planet Under Pressure vorbereitet, sagt: „Die Art und Weise, mit der Städte seit dem 2. Weltkrieg gewachsen sind, ist weder sozial noch umweltlich nachhaltig, und die Umweltschäden der gegenwärtigen Ausbreitung der Städte sind zu groß, als dass es einfach so weitergehen könnte.“
Aus diesen Gründen „kann der Planet es sich nicht leisten zu verstädtern“, sagt Seto. „Allerdings haben die Leute überall zunehmend den westlichen Architekturstil übernommen, der ressourcenintensiv und oftmals nicht an das lokale Klima angepasst ist. Die nordamerikanische Vorortkultur ist global geworden, und autoabhängige städtische Entwicklungen werden mehr und mehr zur Norm“.

Wie sich die Menschen verstädtern, um die kommenden Jahrzehnte zu meistern

Fragkias merkte an, während es vor einem Jahrhundert weniger als 20 Städte mit einer Einwohnerzahl von 1 Million oder mehr gegeben hatte, gibt es davon heute 450. Während städtische Gebiete weniger als 5 Prozent der Erdoberfläche überdecken, „ist der vergrößerte städtische Fußabdruck wesentlich signifikanter im Vergleich zu riesigen unbewohnbaren Gebieten in den Polarregionen Wüsten und Bergregionen; die Kornkammern der Welt und andere grundlegende landwirtschaftliche und geschützte Gebiete werden von der Berechnung subtrahiert“.

Die ganze Presseerklärung steht hier
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Dr. Pielke schreibt:
Dieser Landverbrauch beeinflusst nicht nur das lokale und regionale Klima, sondern führt auch zu einem zeitlich variablen Effekt auf die Temperaturmessungen, die das IPCC und Andere als das „Goldstandard“ der globalen Erwärmung verwenden. Wie wir in unserer Studie Montandon, L.M., S. Fall, R.A. Pielke Sr., and D. Niyogi, 2011: Distribution of landscape types in the Global Historical Climatology Network. Earth Interactions, 15:6, doi: 10.1175/2010EI371 dargelegt haben, sind die Daten der GHCNv.2-Stationen wegen zuvieler urbaner und landwirtschaftlich genutzter Gebiete verfälscht (mehr als 50% der Stationen beziehen sich auf  auf 18,4% des weltweiten Festlandes) sowie im vergangenen Jahrhundert landwirtschaftlich nutzbar gemachtes Land (35% der Stationen beziehen sich auf  3,4% des Festlandes)
Diese Verzerrung kann in den kommenden Jahren im Zuge der weiter wachsenden Ausdehnung urbaner Gebiete nur immer mehr zunehmen.
Vor Kurzem habe ich (A. Watts) einen Essay über die Ungleichheit der Erwärmung in Texas geschrieben [siehe oben „Die Wärmeinseln der Städte in Texas kommen über Sie!“], und diese Presseerklärung des IGBP zusammen mit Dr. Pielkes Kommentar verleiht meinen Ergebnissen Glaubwürdigkeit.
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/07/02/impact-on-temperature-measurement-cities-expand-by-area-equal-to-france-germany-and-spain-combined-in-less-than-20-years/
Alle Texte übersetzt von Chris Frey EIKE




Die beiden Koreas, 1950 – 2008: Ein ungeplantes Experiment wirtschaftlicher Systeme, der Kohlenstoffabdruck und menschliches Wohlergehen

 
 
Ostasien des nachts, das obere Foto von 1994/95, in dem Nordkorea klar hervor tritt, stammt von: http://photoblog.msnbc.msn.com/_news/2011/12/19/9564314-satellites-document-north-koreas-dark-ages?pc=25&sp=25.
Das untere Foto stammt aus dem Jahr 2009. Quelle: http://agora. ex.nii.ac.jp/~kitamoto/research/rs/stable-lights.html.en.
Die Fotos illustrieren nicht nur das Fehlen jeglicher ökonomischer Entwicklung in Nordkorea, sondern sie zeigen auch, dass Nordkorea den schwächsten Kohlenstoff-Fußabdruck der Welt hat. Und die verschiedenen Indikatoren menschlichen Wohlergehens spiegeln diese dunkle Realität, wie die folgende Tabelle zeigt.

So war es nicht immer. In den frühen fünfziger Jahren, so lange Daten verfügbar sind, lagen beide Länder hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und des menschlichen Wohlergehens etwa gleichauf. Der Weltbank zufolge war die Lebenserwartung in Nordkorea 1960 etwas höher als im Süden (55,2 Jahre <-> 53,0 Jahre). Natürlich können die Daten aus dem Norden von der Regierung etwas aufgeblasen worden sein, bevor sie von der Weltbank übernommen worden waren, aber da bin ich nicht sicher.
Aber mit der Zeit ist die Lebenserwartung durch das freiere ökonomische System in Südkorea immer weiter gestiegen. Dann hat der Verlust von äußerer Unterstützung durch den Zusammenbruch der Sowjetunion Nordkorea in einen hoffnungslosen Fall verwandelt, und zwar seit den neunziger Jahren (siehe folgende Abbildung). Schließlich ist der Süden noch demokratischer und die wirtschaftlichen und sozialen Systeme immer transparenter geworden. Die Folgen davon sind in den obigen Fotos und der folgenden Abbildung eindrucksvoll erkennbar.

Bruttoinlandsprodukt und CO2-Emissionen, jeweils pro Kopf, von 1950 bis 2008. Quellen: Maddison (2008) und Weltbank (2011).
Die Bilder und die Tabelle sind unter Anderem eine eindrückliche Warnung vor den Gefahren einer übereifrigen Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Landes.
Indur Goklany
Den Originalartikel finden Sie hier
Übersetzt von Chris Frey für EIKE

Update 5.1.12

Die Nahezu-Stromausfälle und richtigen Stromausfälle nehmen auch bei uns dramatisch zu. U.a. der zunehmend kritischer werdende Daniel Wetzel von „Die Welt „hat das heute mal wieder thematisiert:
Glückssache Versorgung
Österreich rettet die deutsche Stromversorgung




Batterien aus dem Karbon! Die (nicht ganz) perfekte Batterie der Natur

Allerdings hat die Natur das Problem für uns schon vor sehr langer Zeit gelöst. Sie entwickelte ein System mit dem sie Solarenergie einfangen und unterirdisch als Gas, in flüssig oder in fester Form zur zukünftigen Nutzung speichern kann – jederzeit und überall verwendbar, ob Regen oder Sonnenschein, ob Wind oder Windstille.

Wir nennen dieses Energiespeichersystem „Photosynthese“ und die Batterie „fossile Brennstoffe“.

Die Natur hätte nicht gedacht, dass es Leute geben wird die diesem Geschenk der Natur kritisch ins Maul schauen werden. Dass – auch wenn sie damit die Nacht zum Tag machen können und ihre Arbeit produktiver, dass sie ihre wachen Stunden erfüllenden Aktivitäten widmen können als bloß dem ständigen Streben nach Essen und Nahrung – sie würden sich beklagen bei einer Umkehr zu alternativer Energieversorgung, CO2 , zurück in die Atmosphäre woher es kam, besonders, da dieser Baustein einen Großteil der lebendigen Welt erhält, einschließlich der Menschheit selber.

Manche Menschen sind so weit gegangen die neuen Energiequellen wie (AKA Biomasse) gegenüber fossilen Brennstoffen zu bevorzugen. Aber auch die Biomasse selber gibt ihren Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre ab. Solange man Kohlenstoff basierende Verbrennungen nutzt sind die Chancen zur Reduzierung der CO2-Emissionen gleich Null, egal ob Biomasse oder  fossile Brennstoffe verwendet werden. Tatsächlich, weil Biomasse basierende Kraftstoffe einen höheren Feuchtigkeitsgehalt aufweisen führt deren Verbrennung zu mehr CO2  pro Einheit nutzbarer Energie.

Aber die Batterie der Natur ist nicht perfekt, sie entlässt Schadstoffe in die Luft. Allerdings ist CO2 kein Schadstoff. Die Schadstoffe die sie freisetzt können heute jedoch relativ einfach gereinigt werden – ohne großen Energieaufwand oder wirtschaftliche Nachteile. 

Sollten wir die (nicht ganz perfekte) Batterie der Natur nicht feiern – auch wenn sie nicht ganz perfekt ist?

Indur Goklany

Zuerst hier erschienen

Die Übersetzung besorgte C. Ohle für EIKE




Die Lebensqualität der Ärmsten der Welt kann stärker, schneller, billiger und sicherer durch Anpassung voran getrieben werden als durch Technologien, die zu einem Null-CO2-Ausstoß führen.

Vor ein paar Tagen erschien bei Tom Nelson ein Link zu einem Blog mit einem Beitrag von Mr. Bill Gates mit dem Titel: „Leseempfehlung zum Klimawandel“ [Recommended Reading on Climate Change], in dem er behauptet, dass das Risiko einer „ernsten Erwärmung“ durch den anthropogen verursachten Klimawandel groß genug ist, um Aktionen [dagegen] zu rechtfertigen. Mr. Gates fügt hinzu:

„Ich stimme dem zu, besonders weil eine sogar nur moderate Erwärmung schon zu massiven Hungersnöten und anderen sehr negativen Effekten unter den ärmsten 2 Milliarden Menschen auf der Welt führen könnte. Dies ist einer der Gründe, warum ich ein immer größeres Interesse an neuen Energietechnologien habe, die uns zu einer Null–Emission von Kohlendioxid führen könnten. Wie ich schon bei TED [?] sagte, ist es mein Traum, derartige Technologien zu entwickeln, die billiger sind als Kohle oder Öl. Dann würden selbst Klimaskeptiker diese übernehmen, und viel mehr der ärmsten Menschen der Welt würden davon profitieren und zu einer besseren Lebensqualität finden, was nur durch eine sichere Energieversorgung möglich ist.“

Seit vielen Jahren war ich sehr beeindruckt von Mr. Gates’ Wunsch und seinen Bemühungen, die Lebensqualität der ärmsten Menschen der Welt zu verbessern,  und dass er buchstäblich sein Geld dorthin steckt, wo es gebraucht wird, aber seine Feststellung, dass „selbst eine moderate Erwärmung zu massiven Hungersnöten und anderen sehr negativen Effekten unter den ärmsten 2 Milliarden Menschen auf der Welt führen könnte“, ist fundamental falsch. Und es gibt viel bessere und effektivere Methoden, ihre Lebensqualität zu verbessern als Geld für die Entwicklung von Null–Emissionen von Kohlendioxid zu verschwenden.

Um diese Ansichten klar zu machen, wollte ich eine Antwort auf Mr. Gates’ Beitrag posten, was mir aber nicht gelang; weder auf direktem Weg noch durch das allgemeine Eingabeformular auf seiner Website. Also habe ich beschlossen, Mr. Gates einen offenen Brief zu schreiben, um ihn von meinen Gedanken in Kenntnis zu setzen. Ich danke Mr. Watts, dass er diesen Brief in seinem unschätzbaren Blog veröffentlicht hat. Der Brief lautet wie folgt:

——————————–

Sehr geehrter Herr Gates,

schon lange habe ich Ihren Scharfsinn bewundert, mit dem Sie versuchen, einige der wirklich wichtigen Probleme der Welt anzugehen (wie z. B. Malaria und Hunger) als sich den jüngsten Modethemen zu widmen (wie z. B. der globalen Erwärmung). Aber nach der Lektüre Ihres Beitrags „Leseempfehlung zum Klimawandel“ auf der Site

http://www.thegatesnotes.com/Learning/article.aspx?ID=127,

auf den Mitteilungen von Gates, fürchte ich, dass meine Bewunderung voreilig gewesen sein könnte.

Zunächst einmal ist die analytische Basis für Ihre Bemerkung „selbst eine moderate Erwärmung könnte zu massiven Hungersnöten und anderen sehr negativen Effekten unter den ärmsten 2 Milliarden Menschen auf der Welt führen“ schwach, um es milde auszudrücken. Nahezu alle Analysen über künftige Auswirkungen der globalen Erwärmung pfropfen das hypothetische Klima von morgen (oftmals für die Jahre 2100 und 2200) auf die Welt von gestern auf (am häufigsten mit der Basis im Jahre 1990). Das heißt, sie nehmen an, dass die Fähigkeit zukünftiger Generationen, mit der Klimaänderung zu leben oder sich daran anzupassen (auch bekannt als „Anpassungsfähigkeit“), sich von den Umständen in 1990 kaum verändern dürfte!

Im Besonderen versagen sie dabei, in Erwägung zu ziehen, dass zukünftige Generationen, besonders in den heutigen Entwicklungsländern, viel wohlhabender sein dürften als im Basisjahr 1990, das den Szenarien des IPCC zugrunde liegt. Tatsache ist, wie man in Abbildung 1 erkennt, dass selbst unter dem wärmsten Szenario des IPCC ein normaler Bewohner eines Entwicklungslandes im Jahre 2100 mehr als doppelt so wohlhabend sein wird wie ein durchschnittlicher Bewohner der USA im Jahre 2006, selbst wenn man die Reduzierung des GDP [Bruttoinlandsprodukt] pro Kopf vollständig für den Verlust von GDP durch die globale Erwärmung verantwortlich macht. Daher dürfte die Anpassungsfähigkeit der Entwicklungsländer im Jahre 2100 die heutige Anpassungsfähigkeit der USA weit übertreffen.

 

Abbildung 1: Gesamtes GDP pro Kopf 1990 bis 2200 unter Berücksichtigung der Verluste infolge der globalen Erwärmung für vier wesentliche Emissions- und Klimaszenarien des IPCC. Für die Jahre 2100 und 2200 wurden die Szenarien vom wärmsten (A1FI) links bis zum kühlsten (B1) rechts sortiert. Die mittlere globale Temperaturzunahme für die einzelnen Szenarien wird wie folgt angegeben: 4°C für A1FI, 3,3°C für A2, 2,4°C für B2 und 2,1°C für B1. Der Vollständigkeit halber: im Jahre 2006 betrug das GDP pro Kopf $19 300 in industrialisierten Staaten; $30 000 in den USA und $1 500 in Entwicklungsländern.

Quelle:  Goklany, Discounting the Future, Regulation 32: 36-40 (Spring 2009).

Und die Abbildung 1 berücksichtigt nicht einmal profane Weiterentwicklungen von Technologien, die während der nächsten 100 Jahre die Anpassungsfähigkeit weiter erhöhen dürften. (Man sollte keinerlei Vertrauen in Analysen haben, die nur von einem geringen oder gar keinem technologischen Fortschritt ausgehen). Zum Beispiel die Analysen der Erzeugung von Nahrungsmitteln und des Hungers ignorieren das Zukunftspotential von genetisch veränderten Anpflanzungen und Fortschritten in der Agrokultur (the analyses of food production and hunger ignore the future potential of genetically-modified crops and precision agriculture) um den Hunger zu reduzieren, egal wie. Diese Technologien sollten im Jahre 2100 (oder 2200) nicht nur wesentlich fortschrittlicher sein als heute, sondern auch viel erschwinglicher, selbst für Entwicklungsländer, weil sie dann wohlhabender und die Technologien viel kosteneffektiver sein werden.

Weil zukünftige Fortschritte der Anpassungsfähigkeit weitgehend ignoriert werden, sind die Auswirkungen in der Zukunft in jedem Falle grob übertrieben, einschließlich aller Ergebnisse, die behaupten, dass es zu einer “Massenhungersnot” selbst bei einer „moderaten Erwärmung“ kommen wird.

Zweitens, selbst wenn jemand diese mangelhaften Analysen heranzieht, die die globale Erwärmung erheblich übertreiben, findet man, dass der Beitrag der globalen Erwärmung zu grundlegenden Problemen wie eine Zunahme der Hungertoten, Malaria und Extremereignisse in absehbarer Zukunft relativ klein sind, jedenfalls im Vergleich zu den Beiträgen von Faktoren, die nichts mit dem Klimawandel zu tun haben. (Link: the contribution of global warming to major problems like cumulative mortality from hunger, malaria and extreme events should be relatively small through the foreseeable future)

 

Abbildung 2: Todesfälle im Jahre 2085 durch Hunger, Malaria und Extremereignisse mit und ohne globale Erwärmung (GW). Nur die höheren Schätzwerte der Todesrate infolge der globalen Erwärmung werden gezeigt. Die mittlere globale Temperaturzunahme von 1990 bis 2085 für jedes Szebario ist unter dem jeweiligen Balken vermerkt.

Quelle: Goklany, Global public health: Global warming in perspective, Journal of American Physicians and Surgeons 14 (3): 69-75 (2009).

Abbildung 2 zeigt auch, dass selbst bei einer hypothetischen Eliminierung der globalen Erwärmung die Todesrate im Jahre 2085 um höchstens 13% sinken würde (unter dem wärmsten A1FI–Szenario). Andererseits gibt es anwendbare Annäherungen [original: adaptive approaches], die zu 100% die Todesrate betreffen (einschließlich des Beitrages der globalen Erwärmung zu diesem Problem).

Die erste solche Annäherung ist die Brennpunktanpassung (focused adaptation), das heißt, die angewendeten Maßnahmen konzentrieren sich darauf, die Anfälligkeit für klimasensitive Bedrohungen zu reduzieren. Der Hintergedanke dieser Brennpunktanpassung ist, dass die Technologien, Praktiken und Systeme, die die Probleme durch, sagen wir, Malaria oder Hunger durch nicht mit der globalen Erwärmung verknüpfte Gründe reduzieren, auch helfen würden, die Probleme durch Hunger und Malaria infolge der globalen Erwärmung zu reduzieren. Sie auch “Climate Change and Malaria”.

Die zweite anwendbare Annäherung besteht darin, Barrieren aus dem Weg zu räumen und eine umfassende wirtschaftliche Entwicklung (broad economic development) zu fördern. Dies würde die Verwundbarkeit durch fast alle Probleme reduzieren, ob sie nun mit dem Klima zusammenhängen oder nicht. Dass diese Annäherung funktioniert, wird durch die Tatsache belegt, dass wohlhabendere Staaten eine niedrigere  Sterberate (im Verhältnis zum Alter) haben, unabhängig von den Gründen (und damit auch eine höhere Lebenserwartung).

Das grundsätzliche Prinzip hinter diesen anwendbaren Annäherungen liegt darin, dass die globale Erwärmung schon bestehende Probleme eher verschärft, als dass neue Probleme entstehen. Wenn wir die Anfälligkeit zum zugrunde liegenden Problem – man denke an Malaria, Hunger oder Extremereignisse – reduzieren oder lösen, würden wir auch die Verwundbarkeit durch den Beitrag der globalen Erwärmung zu diesem Problem reduzieren.

Wie Tabelle 1 zeigt, würde das menschliche Wohlbefinden durch diese beiden Annäherungen jeweils viel kosteneffektiver gesteigert werden können als durch eine Begrenzung der globalen Erwärmung (Link: human well-being would be advanced lot more cost-effectively through either of the two adaptive approaches)

Tabelle 1: Vergleich von Kosten und Nutzen der Verbesserung der menschlichen Gesundheit durch Reduzierung (Abschwächung) der Emissionen, Brennpunktanpassung und umfassende wirtschaftliche Entwicklung. MDG’s = Entwicklungsziele des Milleniums [Millenium Development Goals MDG]. Einträge in rot kennzeichnen eine Verschlechterung der menschlichen Gesundheit oder einer intakten Umwelt.

Quelle: Goklany, Is Climate Change the “Defining Challenge of Our Age”? Energy & Environment 20(3): 279-302 (2009).

Also, wenn Sie Fortschritte beim Wohlergehen der ärmsten Länder erzielen wollen, können sie das besser, sicherer und billiger durch angepasste Annäherungen erreichen als durch Technologien mit einem Null-CO2-Ausstoß. Solche Annäherungen werden das Wohlbefinden auch schneller steigern, da das [künstliche] Zügeln der Erwärmung unvermeidlich wegen der Trägheit des Klimasystems ein langsamer Prozess ist.

Ich entnehme Ihrem Blogbeitrag auch Ihre Zustimmung, dass die Lebensqualität von einer sicheren Energieversorgung abhängt. Wenn das so ist, würde ich dafür plädieren, dass der zunehmende Energieverbrauch eine viel höhere Priorität haben sollte als die Verfügbarkeit dieser Energie durch Technologien mit einem Null-CO2-Ausstoß zu entwickeln.

Zum Abschluss dieses Briefes habe ich eine Reihe von Artikeln zur Klimaänderung aufgelistet, die man auf jeden Fall lesen sollte, um die Punkte, die ich hier angesprochen habe, zu verstehen und die das Gesagte belegen.

Freundliche Grüße

Gastbeitrag von Dr. Indur Goklany auf Watts Up With That

Übersetzt von Chris Frey

Website: http://goklany.org; E-mail: igoklany@verizon.net

*Tom Nelson Link zu einem Blog mit einem Beitrag von Mr. Bill Gates mit dem Titel: „Leseempfehlung zum Klimawandel“ [Recommended Reading on Climate Change],

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Literaturhinweise (in denen die in diesem Brief geäußerten Gedanken ausführlicher behandelt werden)

1. Deaths and Death Rates from Extreme Weather Events: 1900-2008. Journal of American Physicians and Surgeons 14 (4): 102-09 (2009).

2. Climate change is not the biggest health threat. Lancet 374: 973-75 (2009).
3. Global public health: Global warming in perspective. Journal of American Physicians and Surgeons 14 (3): 69-75 (2009).
4. Discounting the Future, Regulation 32: 36-40 (Spring 2009).
5. Is Climate Change the “Defining Challenge of Our Age”? Energy & Environment 20(3): 279-302 (2009).
6. What to Do about Global Warming, Policy Analysis, Number 609, Cato Institute, Washington, DC, 5 February 2008.