Nehmen Überschwemmungen in den letzten Jahrzehnten zu?

„Überschwemmungen-Statistiken“ gibt es seit längerem. Im Jahre 2003 berichteten die deutschem Autoren Mudelsee, Börngen, Tetzlaff und Grünewald [1] im Abstract ihres Artikels (in Auszügen ins Deutsche übertragen)

Beobachtungen über die letzten Dekaden zeigen keinen Anstieg von Überflutungsereignissen….Wir präsentieren hier längerfristige Zeitreihen von Winter- und Sommerüberschwemmungen der Elbe und Oder…. Für die vergangenen 80 bis 150 Jahre finden wir eine Abnahme der Winterüberschwemmungen, Sommerüberschwemmungen zeigen keinen Trend„.

Im Jahre 2013 meldete sich dann auch das IPCC mit einer größeren Studie [2]. Hier heißt es auszugsweise in Kapitel 2.6.2.2 (Floods), wobei wegen der so schön geschraubten Ausdrucksweise des IPCC der englische Originaltext beibehalten wird

AR4 WGI Chapter 3 (Trenberth et al., 2007) did not assess changes in floods but AR4 WGII concluded that there was not a general global trend in the incidence of floods (Kundzewicz et al., 2007). SREX went further to suggest that there was low agreement and thus low confi­dence at the global scale regarding changes in the magnitude or fre­quency of floods or even the sign of changes.…. so that there is currently no clear and widespread evidence for observed changes in flooding except for the earlier spring flow in snow-dominated regions„.

An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert, wie es die jüngst Mitte Juli 2017 erschienene Publikation von Glenn A. Hodgkins et al. [3] belegt. Insgesamt 12 Autoren aus USA, Kanada, England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Dänemark, Spanien, Finnland und Irland verwenden in dieser Studie als sehr umfangreiche Basis mehr als 1200 Datensätze aus Nord-Amerika und Europa. Als Berechnungsmethoden kommen statistische Verfahren des heutigen Stands zur Anwendung. Die Hauptaussage der Veröffentlichung lautet in Auszügen

Anzeichen für signifikante Trends in Gruppen, aufgeteilt nach Größe, Ort, Klima, Überflutungshöhe und zeitliche Periode von Ereignissen sind nicht aufzufinden. Die Anzahl singnifikanter Trends in großen Überschwemmungsereignissen entspricht  dem, was man aus reinem Zufall erwarten muss …. Es wurden dreimal mehr signifikante Abhängigkeiten zwischen großen Überflutungsereignissen und der Atlantischen Multidekadalen Oszillation (hier) gefunden als signifikante Langzeit-Trends.

Im Klartext: Die Aussagen von Mudelsse et al. und später des IPCC wurden an Hand von wesentlich mehr Daten erneut bestätigt. Überflutungen haben längerfristig nicht zugenommen – weder lokal noch global. Diese Aussage ist auch deswegen interessant, weil man infolge der zunehmenden Verbauungen von Flüssen zumindest einen leichten Aufwärtstrend hätte erwarten können.

[1] M. Mudelsee et al., No upward trends in the occurrence of extreme floods in central Europe, Nature 425, 166-169 (2003)

[2] Hartmann, D.L., A.M.G. Klein Tank, M. Rusticucci, L.V. Alexander, S. Brönnimann, Y. Charabi, F.J. Dentener, E.J. Dlugokencky, D.R. Easterling, A. Kaplan, B.J. Soden, P.W. Thorne, M. Wild and P.M. Zhai, 2013: Observations: Atmosphere and Surface. In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Stocker, T.F., D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex and P.M. Midgley (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. Das betreffende Kapitel kann aus dem Internet abgegriffen werden, dazu WG1AR5_Chapter02_FINAL.pdf „googeln“.

[3] Glenn A. Hodgkins, Paul H. Whitfield, Donald H. Burn, Jamie Hannaford, Benjamin Renard, Kerstin Stahl, Anne K. Fleig, Henrik Madsen, Luis Mediero, Johanna Korhonen, Conor Murphy, Donna Wilson, Climate-driven variability in the occurrence of major floods across North America and Europe, Journal of Hydrology, 552, S. 704-717 (2017). Die Arbeit kann als pdf aus dem Netz heruntergeladen werden, dazu in Google Scholar die Nachnamen der Autoren (6 bis  7 Namen reichen) und den Titel der Arbeit (alles mit Kommas getrennt eingeben).

 




Stern und FAZ schreiben Fakes über den Hurrican Harvey

Hier zunächst die erwähnten Fake-Artikel von FAZ und Stern (insbesondere der Artikel des Stern kann nur als „unterirdisch“ bezeichnet werden), dann der sachliche Beitrag von Welt N24 sowie schließlich das Interview mit S. Rahmstorf im Heute Journal vom 30.8.2017 (hier). Die Auflagen von Stern, FAZ aber auch vom SPIEGEL befinden sich bekanntlich im freien Fall. Dies sollte den betreffenden Redaktionen eigentlich zu denken geben und ihre Bemühungen dahin lenken, wieder zu berichten „was ist“. Offensichtlich beurteilt man aber die Remedur gegen wegbrechende Leserzahlen etwas anders. Das Motto scheint zu sein „folge dem Mainstream“, „vermeide jede Recherche“ und „mache den Lesern Angst“.

Bild 1: So scheint man es heute bei vielen Zeitungen zur Rettung der Auflagenstärke zu versuchen. Wie sich insbesondere auch die zwangsalimentierten ARD und ZDF in Fake-News überbieten, ist in EIKE bereits wiederholt thematisiert worden, stellvertretend hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, usw. usw. Um mehr Fake News zu erhalten, diesen Begriff ins EIKE-Suchfenster eingeben.

Ob Fake News helfen? Wir erlauben uns nun, nachfolgend die korrekte Berichterstattung über Harvey und vor allem den klimatischen Stellenwert dieser Sturmkatastrophe nachzuholen.

Als erstes ist unübersehbar, dass wir zwar Sinnesorgane für das „Wetter“ aber nicht für „Klima“ haben. Gemäß WMO (World Meteorological Organization)  ist Klima das lokale Mittel von Wetterwerten über mindestens 30 Jahre, also die jeweiligen Mittelwerte von Temperaturen, Niederschlägen, Windgeschwindigkeiten usw.  Klima ist ein statistisches Konstrukt. Es gibt kein Globalklima, nur Klimazonen von tropisch bis polar. Die unterschiedlichen Klimata jeder Klimazone der Erde haben sich seit jeher stets geändert. Konstantes Klima ist naturgesetzlich unmöglich. „Klimaschutz“ ist daher ein fragwürdiger Begriff – um es vorsichtig auszudrücken. Unseren Lesern und natürlich auch den Kollegen M. Latif und S. Rahmstorf ist dies alles bestens bekannt, nicht aber offensichtlich den Redakteuren in Stern und FAZ.

Um etwas über das Klima aussagen zu können, ist also Statistik unverzichtbar. Der Übergang vom Wetter zum Klima ist quasi der Übergang von Sinnesorganen zum menschlichen Gehirn. Solch ein Übergang ist bei vielen Zeitgenossen ein schwieriges und schmerzhaftes Unterfangen und bietet Alarmisten ihr Spielfeld zur Verängstigung von Laien. Schauen wir uns jetzt die einzig relevanten Quellen an, nämlich die Messungen und die daraus abgeleiteten Statistiken – hier speziell die Statistiken über Extremstürme!  Eine frühe Grafik der Hurrican-Forscher Goldenberg und Landsea zeigt die Hurrican-Aktivität des Atlantiks im Zeitraum von 1944 bis 2000.

Bild 1: Atlantische Hurricans in den Jahren 1944 bis 2000, Bild aus S. Goldenberg and C. W. Landsea: The recent increase in Atlantic hurricane activity: causes and implications, Science, 293, 474-478 (2001).

Es ist keine längerfristige Zu- oder Abnahme zu erkennen. Aktueller wird es dann für die Jahre 1950 bis heute, zuerst schauen wir dazu nach „Down Under“

 

Bild 2: Zyklone um Australien zwischen 1969 und 2016, Datenquelle: die offizielle australische Wetterbehörde (hier). Die beiden Regressionsgeraden sind vom Autor aus den Daten erstellt und eingetragen.

Also auch aus Australien sind keine Warnungen zu vermelden. Nun geht es in die Hordhemisphäre, genauer in die USA:

 

Bild 3: US Tornados der stärksten Kategorien zwischen 1950 bis 2016. Bildquelle ustornados.com, die Regressionsgerade ist vom Autor aus den Daten erstellt und eingefügt. Eine zugehörige, frühere Fachpublikation, die die Jahre von 1970 bis 2010 umfasst, ist J. Weinkle et al.: Historical global tropical cyclone landfalls, Journal of Climate, Amarican Meteorological Society, S. 4729-4735 (2012).

Aber auch Deutschland hat Extremstürme, für deren Erfassung der Deutsche Wetterdienst (DWD) verantwortlich zeichnet:

Bild 4: Deutsche Tornados zwischen 2000 und 2014. Bildquelle (hier). Regressionsgerade vom Autor aus den Daten erstellt und eingetragen.

Sogar das IPCC, sicher unverdächtig entwarnende Klima-Aussagen von sich zu geben, schreibt im Jahre 2013 über tropische und außertropische Zyklone

TropischeZyklone [IPCC 2013, AR5, WG1, Kapitel 2.6, Seite 216]: “Current datasets indicate no significant observed trends in global tropical cyclone frequency over the past century and it remains uncertain whether any reported long-term increases in tropical cyclone frequency are robust, after accounting for past changes in observing capabilities.”

Außer-tropischeZyklone [IPCC 2013, AR5, WG1, Kapitel 2.6, Seite 220]: “In summary, confidence in large scale changes in the intensity of extreme extratropical cyclones since 1900 is low. There is also low confidence for a clear trend in storminess proxies over the last century due to inconsistencies between studies or lack of long-term data in some parts of the world (particularly in the SH). Likewise, confidence in trends in extreme winds is low, owing to quality and consistency issues with analysed data.”

Kurz: Es gibt bis heute keine Hinweise, dass Extremstürme die letzen Jahrzehnte zugenommen hätten – weder lokal noch global. Selbstverständlich sind immer irgend welche Ecken in der Welt aufzufinden, in denen irgend eine minore Kategorie von Stürmen diesem Trend widerspricht. Dies sind aber Einzelphänomene, die gemäß dem reinen Zufall zu erwarten sind. Zu Überflutungen wird EIKE in Kürze berichten. Auch zu diesem Thema gibt es nichts Ungewöhnliches. Und natürlich sind die Extremregenfälle in Houston sehr ungewöhnlich. Wie drücken es so schön die Meteorologen aus „Das Gewöhnliche am Wetter ist seine Ungewöhnlichkeit„.

Zu den beiden Herren M. Latif und S. Rahmstorf nur kurz Folgendes: Insbesondere, wenn sich M. Latif äußert, kommt bei vielen Zeitgenossen bereits Humor auf. Sein sachlicher Katastrophenquatsch ist einfach zu lustig. Man erinnert sich an seine Prophezeiung aus dem Jahre 2000, es würde des Klimawandels wegen in Deutschland keine Winter mit Schnee mehr geben (hier). Das hat man davon, wenn man Modelle propagiert, die es ohne künstliche Hilfen noch nicht einmal vermögen die Klimavergangenheit wiederzugeben. Nun liegt M. Latif im Prinzip zwar mit „Die Folgen des Klimawandels sind von einem bestimmten Punkt an nicht mehr beherrschbar“ nicht völlig falsch, aber er hat erwartungsgemäß vergessen die oben zitierten und ihm bestens bekannten Statistiken zu erwähnen. Der bestimmte Punkt von Nichtbeherrschbarkeit wird übrigens immer öfter erreicht. Und daran ist tatsächlich der Mensch schuld, nur nicht so wie es uns M. Latif und S. Ramstorf weismachen wollen. Einer der Gründe: Verantwortungsloses Bauen in Überschwemmungsgebieten – so wie aktuell geschehen in Houston (Texas).

Man erzählt von alarmistisch interessierter Seite inzwischen zwar nicht mehr grob Falsches, sieht aber sorgfältig darauf, dass der gewünschte sachliche Unsinn „Der Mensch ist durch seine CO2 – Emissionen schuld“ unüberhörbar ist und sicher ankommt. Der Redakteur des FAZ-Interviews, Herr S. Eder vom Ressort Gesellschaft kann einem dagegen fast leid tun. Was soll ein Redakteur ohne den geringsten fachlichen Bezug zum Thema denn auch anderes schreiben. Der Teufelskreis ist aber unübersehbar: Unkorrekte Berichterstattung wegen fehlender Recherche sowie fehlenden Fachredakteuren führen zu sinkenden Auflagen und weniger Einnahmen, dies wieder zu noch weniger Recherchen (denn die sind teuer) …..

Oberster Klimawarner S. Rahmstorf geht im Interview nach bekannter Masche vor. Erzählen von sachlichen Zusammenhängen, die zwar korrekt sind, aber meist mit dem Thema nur am Rande zu tun haben, den Laien nicht interessieren und von diesem auch meist nicht verstanden werden. Fachliche Kompetenz soll beim staunenden Zuschauer für den Professor aus Potsdam erzeugt werden. Und wenn es dann ans Eingemachte geht (ist der Klimawandel anthropogen?) verweist Rahmstorf auf Modelle, die – etwas herumeiernd – so etwas zwar nicht so direkt, aber eben irgendwie doch so sagen würden, aber natürlich nur für die Zukunft, versteht sich.

Nun, über Modelle ist weiter oben bereits das Nötige ausgeführt worden. Sie sind keinen Pfifferling für öffentliche TV-Auftritte wert. In den Händen seriöser Forscher können sie dagegen durchaus zur wissenschaftlichen Erkenntnis von Detailfragen beitragen. Ob das Verschweigen von maßgebenden Sachargumenten (hier die oben genannten Messungen und Extremsturmstatistiken) als eine Falschaussage gegenüber der Öffentlichkeit und Verletzung der Berufsethik von beamteten Professoren aufzufassen ist, sei der Beurteilung des Lesers überlassen.