Klima und Wald

Kaum eine andere Nation hat eine so tiefe emotionale Bindung an den Wald wie das deutsche Volk (hier, hier). Als Kinder haben wir gebannt den Grimmschen Märchen gelauscht, noch Nachts davon geträumt, und viele von uns zitieren immer noch aus aus den Grimm’schen Werken. Inzwischen ist dem deutschen Wald jedoch ein Gegner erwachsen, der sich anfänglich als Naturschützer tarnte, nun aber sein größter Feind wurde. Es ist die Bewegung, möglichst alle Energie-Erzeugung in Deutschland mit Hilfe von Windrädern, Photovoltaik und Energiemais zu bestreiten.

Sachlich ist die Agenda dieser Bewegung, an deren Spitze zweifellos das Bündnis 90/Die Grünen sowie ehemalige DDR-Kommunisten (Die Linke) zu finden sind, nicht nachvollziehbar. Dies ist bereits unzählige Male belegt worden und soll daher an dieser Stelle nicht wieder vertieft werden. Nähere Einzelheiten sind hier und hier zu finden.

Die etwa 70 Seiten umfassende Broschüre, verfasst von Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze,  Prof. Helmut Witticke (FH Schwarzburg für Forstwirtschaft des Landes Thüringen) und Forst.-Ing. Martin Görner, wird von der CDU-Fraktion des Thüringer Landtags herausgegeben. Sie ist mit ihren Abschnitten Waldgeschichte, Wald und Kohlenstoffbilanz, Wald und Artenvielfalt, Wald und Erholung, Wald und Windkraft fast schon ein komplettes Büchlein. Das Niveau ist exzellent. Zumindest als Fazit des Abschnitts „Wald und Windkraft“, der sich auf die Gefährdungen von Flugtieren und Insekten beschränkt, muss jede Windradinstallaton in Wäldern grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Wegen Ihrer fachlich einwandfreien Argumentation wird die Broschüre nicht nur den inzwischen mehr als 1000 Bürgerinitiativen Deutschlands zu weiterem Zulauf verhelfen, sondern sicher auch als wichtiges weiteres Gutachten bei Klagen gegen Windradinstallationen in Wäldern eine Rolle spielen können. Weiterhin dürfte auch die körperliche Unversehrtheit von Windradanrainern immer maßgebender werden – Stichwort Infraschallschädigung, Literatur (hier), die in der Thüringer Broschüre aber leider nicht thematisiert wurde

Die Broschüre wäre zu lang geworden, hätten die Verfasser auch noch die naturgesetzlichen Hürden von Windradinstallationen behandelt, die diese Art von Stromerzeugung in Industrienationen nicht nur komplett wertlos, sondern auch noch höchst schädlich macht. Die unabdingbaren Hürden der Windenergie sind mindestens ebenso groß, wie es ihre Schäden an Mensch und Natur sind. Hier sind insbesondere Bild 2 bis Bild 4 der Veröffentlichung des Autors anzuführen. Da Wälder im Allgemeinen Schwachwindgebiete sind, dürfen Windradinstallationen dort zutreffend und im wörtlichen Sinne als sachlicher Schwachsinn bezeichnet werden.

Eine Kritik an der Broschüre der CDU-Fraktion Thüringens sei noch erlaubt: Im Vorwort heißt es nämlich „Erneuerbare Energien leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland und sie werden angesichts eines spürbaren Klimawandels einen noch größeren Beitrag leisten müssen.“ Das ist sachlich falsch und offensichtlich der Parteidisziplin geschuldet. Die dahinterliegende politische Agenda, der die CDU als der ehemaligen freiheitlichen Wirtschaftspartei eines Ludwig Erhards besser nicht folgen sollte, wurde bereits hier beschrieben.

Die sachliche Wahrheit über „erneuerbare Energien“ lautet im Gegensatz zur Behauptung der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag dagegen:

Erneuerbare Energien (Wasserkraft ausgenommen) leisten keinen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland. Wind- und Solarenergie leisten, ihrer Volatilität wegen, allein einen Beitrag zur zunehmenden Instabilisierung des deutschen Stromnetzes. Die Schäden der deutschen Energiewende werden bei ihrer Weiterführung ins Unermessliche wachsen und ein deindustrialisiertes Deutschland zurücklassen.

Um dies nicht nur als fachliche Einschätzung des Autors zu vertreten, sei schlussendlich auch noch sein sicher renommierterer Kollege Prof. Hans-Werner Sinn aus dem Handelsblatt vom 29.03.2011 zitiert

Wer meint, mit alternativen Energien eine moderne Industriegesellschaft betreiben zu können, verweigert sich der Realität“,



Die Infantilisierung Deutschlands

Am 3.8.2109 um 15:26 meldete ZDF-heute Erhellendes über einen nobelpreiswürdigen Ansatz von Alexander Dobrindt, als ehemaligem Verkehrsminister der GroKo und Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe: Die CSU will CO2-Einsparungen mit Anreizen für  Konjunkturwachstum verbinden.

Zitat ZDF: Das Ziel sei: „Mehr Wachstum und weniger CO2.“ Das sagte der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt, der „Welt“. Die doppelte Herausforderung von Konjunktur und Klima könne „zu einer doppelten Chance werden, wenn wir beides miteinander verbinden.“ Die CSU will Arbeitnehmer entlasten und nachhaltige Mobilität fördern. Zudem sollen Milliarden in Klimainnovationen und Klimainvestitionen gesteckt werden. Zitatende ZDF.

Bei diesem genialen Plan kann nur göttliche Eingebung im Spiel sein, so wie sie schon der Dienstmann Aloisius nach seinem Ableben erfuhr. „Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu – uuu – iah!“ sang er im Himmel auf der Harfe so lange, bis ihn der Herrgott wieder ins Hofbräuhaus ließ, wo er noch heute zu finden ist.

Lieber Herr Dobrindt, falls Sie diese Zeilen lesen sollten, bedenken Sie bitte, dass Wachtum stets mit mehr Energieverbrauch verbunden ist – das ist so etwas wie naturgesetzlich. Und mehr Energieverbrauch, also, naja, naja, .. haben Sie’s? Ja, Heureka, Sie haben es, das bedeutet stets und unvermeidbar mehr CO2-Emissionen. Allenfalls mit weitgehend emissionsfreien Kernkraftwerken ließe sich das deichseln, aber die sind schließlich Teufelswerk – auch in Bayern. Lieber Herr Dobrindt, wir gratulieren daher schon einmal für Ihre göttliche Eingebung dieser genialen Verbindung von Weihwasser (CO2) mit dem Teufel (Wirtschaftswachstum). Hätte Sie damals bei der Maut doch auch die göttliche Eingebung geleitet – aber man kann ja nicht alles haben. Wir würden uns natürlich freuen, wenn Sie uns die technischen Details Ihres göttlichen Ratschlags mitteilten und gratulieren Ihnen schon einmal zum sicher kommenden Doppel-Nobelpreis in Physik-Ökonomie.

Nun zu Ihrem neuen Landesvater Markus Thomas Theodor Söder: In der Tagesschau 29.07.2019, Inland, Söders grüne Agenda verlangt Ihr Landesvater die Verankerung von Klimaschutz im Grundgesetz und folgt damit einer gleichlautenden Forderung der Grünen. Zur letztgenannten Partei fällt dem Autor nur noch der schöne Beitrag von „Robert von Loewenstern, Jede Batterie hat zwei Polen: Kathole und Synode“ in Achgut vom 04.08.2019 (hier) ein.

Lieber Herr Söder, wir erlauben uns nun in aller Höflichkeit, der bei einem Bayerischen Landesfürsten geboten ist, an ein paar unwesentlichen Einschränkungen Ihres Plans zu erinnern: Klima ist leider kein Wetter, sondern der lokale statistische Mittelwert von Wetter über mindestens 30 Jahre, so gemäß der Weltmeteorologieorganisation (WMO). Ein Globalklima gibt es nicht, nur Klimazonen von tropisch, subtropisch, gemäßigt bis polar. Welches Klima, lieber Herr Söder, gedenken Sie durchs Grundgesetz zu schützen? Das Bayerische oder das Deutsche, das der Sahara, das Sibirische, oder …..?

Dummerweise ändern sich die Klimata unterschiedlicher Erdregionen nicht einmal gleichsinnig. So wird die Antarktis aktuell kälter, die Arktis dagegen wärmer [1]. Immerwährender Klimawandel ist naturgesetzlich, konstantes Klima gab es noch nie. Weil diese Einwände ewiger Nörgler leider doch einige noch mitdenkende Verfassungsrichter in unserer Republik stören könnten, erlauben wir uns Ihren Grundgesetzvorschlag dahingehend zu vervollkommnen, besser den Schutz des Wetters im Grundgesetz zu verankern – denn Klima ist schließlich dessen statistisches Mittel. logisch, oder nicht, Lieber Herr Söder? Wir hoffen sehr, Ihnen damit weitergeholfen zu haben.

Da, ebenso wie bei Ihrem geschätzten Kollegen Dobrindt, auch bei Ihnen nur göttlicher Ratschlag à la Aloisius im Spiel gewesen sein konnte, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns mitteilten, wie diese himmlische Eingebung im Detail verwirklicht werden soll. Leider müssten Sie bei grundgesetzlicher Wirkung auch noch Fachleute, wie Prof. Dr. Heinz Miller, ehemaligen Vize-Direktor des Alfred-Wegener Instituts (AWI) in Bremerhaven wegen Widerspruch gegen das Grundgesetz einsperren lassen, der zu Klimaschutz sagte [2]:

Wer von Klimaschutz redet, weckt Illusionen. Klima lässt sich nicht schützen und auf einer Wunschtemperatur stabilisieren. Es hat sich auch ohne Einwirkungen des Menschen oft drastisch verändert. Schlagworte wie Klimakollaps“ oder Klimakatastrophe“ sind irreführend. Klima kann nicht kollabieren, die Natur kennt keine Katastrophen“.

Quellen:

[1] P. Chylek et al., Geophys. Res. Lett. 37, L08703, 2010 (https://tinyurl.com/y8yg4nfw)

[2] ZEIT Online, 7.Juni 2007 (http://www.zeit.de/2007/24/P-Heinz-Miller)




Was Sie schon immer über CO2 wissen wollten: Teil 3 – der globale CO2-Kreislauf

Teil 2 befasste sich mit dem Konzentrationsverlauf von CO2 in der Atmosphäre. Zumindest zwischen einer Million Jahre zurück bis zum Beginn der Industrialisierung um 1850 folgte der armosphärische CO2-Gehalt den Ozeantemperaturen (SST). Die maximale CO2-Konzentrationsspanne zwischen dem Temperaturhöhepunkt eines Zwischenglazials und dem Temperaturtiefpunkt einer Eiszeit betrug grob 100 ppm (Bild 2 in Teil 2). Seit Ende der jüngsten Eiszeit betrugen dann die CO2-Schwankungen, entsprechend den geringen SST-Schwankungen, nur noch wenige ppm (Bild 2 ganz rechts). Erst die anthropogenen CO2-Emissionen haben dieses Gleichgewicht verschoben (s. Bild 1 in Teil 1). Im Folgenden geht es um die Folgen dieser Verschiebung für den globalen CO2-Kreislauf, dessen Quellen und Senken die drei Hauptakteure „Atmosphäre, „Ozeane“ und „Biospäre“ sind. Die Einzelheiten des globalen CO2-Kreislaus sind zwar beliebig komplex, dennoch stellt sich heraus, dass seine groben Züge recht gut mit einfachen physikalischen Modellen erfassbar sind.

Beginnen wir mit einer unzutreffenden Angstvorstellung, wie sie immer wieder nicht nur von den Medien, sondern sogar von Fachwissenschaftlern geschildert wird, die es in Wirklichkeit besser wissen: Weitere Kohleverbrennung der Menschheit würde den CO2-Gehalt der Atmosphäre generell immer weiter erhöhen. Das ist falsch. Die Schlüsselrolle beim CO2-Kreislauf spielen nämlich die Ozeane, die knapp die vierzigfache Menge der Atmosphäre an frei gelöstem CO2 enthalten [1]. Zwischen Ozeanen und Atmosphäre fand vor der Industrialisierung laufend ein in etwa gleichgewichtiger CO2-Austausch statt, wobei die Verweilzeit eines CO2-Moleküls in der Luft nur wenige Jahre beträgt. Dieses Gleichgewicht wurde durch die menschgemachten CO2-Emissionen immer stärker in Richtung ansteigender CO2-Konzentration der Atmosphäre verschoben.

Die Konsequenz dieses Anstiegs ist ein ansteigender CO2-Partialdruck in der Luft im Vergleich mit dem CO2-Partialdruck der Ozeane. Der CO2-Partialdruck der Ozeane bleibt nämlich konstant, denn die Ozeane enthalten, frei gelöst, etwa die vierzigfache Menge des in der Atmosphäre enthaltenen CO2. Die Ozeane „spüren“ das menschgemachte CO2 nicht, es ist für sie vernachlässigbar. Der stetig ansteigende CO2-Partialdruck der Luft drückt aber immer mehr CO2 in die Ozeane und das Pflanzenwachstum. Zu Beginn der Industrialisierung, als die CO2-Partialdrücke von Luft und Ozeanen noch im Gleichgewicht standen, wurden die ersten anthropogenen CO2-Emissionen ausschließlich von der Luft aufgenommen. Heute hat sich diese Situation grundlegend geändert. Von jeder Tonne anthropogenem CO2 verbleiben nur noch eine halbe Tonne in der Atmosphäre, eine viertel Tonne geht bereits in die Ozeane und das restliche Viertel wird von den Pflanzen aufgenommen (Bild 1).

Bild 1: Schematische, vereinfachte Darstellung der Quellen und Senken des globalen CO2-Kreislaufs zu Beginn der Industrialisierung A) verglichen mit heute B).

Die aus Bild 1 hervorgehende Entwicklung verschiebt sich mit weiter zunehmenden anthropogenen CO2-Emissionen hin zu einer immer stärkeren CO2-Senke „Ozeane“ und einer immer schwächeren CO2-Senke „Atmosphäre“. Die sich in dieser Richtung ändernden Werte des globalen CO2-Kreislaufs, d.h. die Quellen und Senken über die letzten Jahrzehnte werden seit wenigen Jahrzehnten vom Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC) akribisch gemessen und dokumentiert [2].

Was bedeutet nun die immer höhere CO2-Aufnahme von Ozeanen und Pflanzen konkret für die zukünftige CO2-Konzentration der Atmosphäre? Die Antwort: Um den CO2-Gehalt der Luft weiter zu erhöhen, müssen die CO2-Emissionen der Menschheit ebenfalls immer weiter erhöht werden! Würde die Menschheit ihre CO2-Emissionen dagegen einmal (hypothetisch) konstant halten, würde der CO2-Gehalt der Atmosphäre nach einer Einschwingzeit von mehreren Jahrzehnten ebenfalls konstant bleiben. Wohlgemerkt konstant, obwohl weiter anthropogenes CO2 erzeugt wird. Es stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein, in welchem bei einem gleichbleibenden anthropogenen „CO2-Nachschub“ die gleichbleibende CO2-Partialdruckdifferenz zwischen Luft und Ozean für einen ebenfalls gleichbleibenden Zustrom von CO2 in die Ozeane sorgt. Dieser Zustand ändert sich auch nicht, denn die Ozeane können praktisch beliebig viel CO2 aufnehmen, ohne dass sich ihr CO2-Partialdruck verändert. Dies nicht nur ihrer riesigen Menge an gelöstem CO2 wegen, sondern weil das Kohlendioxid von Meereslebewesen zum Aufbau ihrer Kalkskelette verbraucht wird, zum Meeresboden absinkt und damit dem CO2-Kreislauf für immer entzogen wird.

Die hier in groben Zügen geschilderten Zusammenhänge sind in der Fachliteratur in detaillierter Beschreibung aufzufinden, wie zum Beispiel in [3] und weiteren Zitierungen in dieser Arbeit. Weil zum CO2-Kreislauf auch der Autor mit begutachteten Fachveröffentlichungen beteiligt war [4], seien einige weiteren Anmerkungen erlaubt. Die Messbasis aller Publikationen wird, wie bereits erwähnt, vom Carbon Dioxid Information Analysis Center (CDIAC) zur Verfügung gestellt in Form von EXCEL-Tabellen [5]. In ihnen sind ab dem Jahre 1959, mit Angabe der Fehlerbreiten, die folgenden fünf jährlichen Werte angegeben für: fossil fuel and cement emissions, land use change, atmospheric growth, ocean sink und land sink. Alle Fachpublikationen verwenden unterschiedliche Modelle und testen ihre Modellparameter am gemessenen CO2-Verlauf der Atmosphäre: Dies hat allerdings den Nachteil, dass mit dieser einzigen Messbasis (CO2-Anstieg) keine Unterscheidung möglich ist, welches Modell am besten die Realität wiedergibt. Die einzige Ausnahme davon macht die Publikation des Autors mit Koautoren [4], in welchem die hier zwei Modellparameter zusätzlich zum atmosphärischen CO2-Gehalt auch noch aus den gemessenen ocean-sink- und land sink-Daten von CDIAC ermittelt werden.

Ein Vergleich nur mit dem CO2-Anstieg der Atmosphäre erlaubt dagegen sogar Modelle, welche den rezenten CO2-Anstieg allein auf Ozeantemperatur-Werte (SST) zurückführen, siehe [6] und weitere Zitierungen in dieser Arbeit. Ob diese Modelle realistisch sind, kann nur die begutachtete Fachdiskussion entscheiden. Dennoch seien die am meisten ins Auge springenden Caveats zumindest erwähnt:

Wären die „SST-Modelle“ zutreffend, müssten sich in den Warmzeiten der letzten 10.000 Jahre, also in den beiden extrem warmen Holozän-Temperaturmaxima sowie dem römischen und mittelalterlichen Temperaturmaximum, ungewöhnliche atmosphärische CO2-Steigerungen zeigen. Solche sind aber weder in CO2-Messungen von Eisbohrkernen noch in Blatt-Stomata-Messungen auffindbar. Es erscheint ferner unwahrscheinlich, dass ausgerechnet in Zeiten von anthropogenen CO2-Emissionen der CO2-Gehalt der Atmosphäre in Schnelligkeit und Stärke auf natürliche Weise angestiegen sein soll, wie es in der letzen Million Jahre noch nie vorkam. Andere CO2-Quellen, wie Vulkanismus am Meeresboden etc., die solches natürlich ermöglicht könnten, werden zwar oft vermutet, sind aber bis heute nicht nachgewiesen.

Das für uns wichtigste Ergebnis des globalen CO2-Zyklus ist dagegen sehr leicht zu verstehen. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre kann eine obere Grenze von etwa 800 ppm grundsätzlich niemals überschreiten, weil, wie hier beschrieben, zu immer höherem CO2-Anstieg in der Atmosphäre zwangsweise auch immer höhere(!) anthropogenen CO2-Emissionen erforderlich sind. Damit hat es aber spätestens dann ein Ende, wenn die Kohle zu teuer geworden ist oder gar alle Kohleressourcen aufgebraucht wurden. Dann haben längst Kernkraftwerke der Generation IV die Energieversorgung der Menschheit übernommen.

Es gibt daher absolut keinen Grund, einen zu großen CO2-Anstieg der Atmosphäre zu befürchten.

 

Quellen

[1] W.M. Post et al, The global carbon cycle, http://www.as.wvu.edu/biology/bio463/globalcarbon.pdf

[2] https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/

[3] Joos et al., Carbon dioxide and climate impulse response functions .., https://www.atmos-chem-phys.net/13/2793/2013/acp-13-2793-2013.pdf

[4] W. Weber, H.-J. Lüdecke and C.O. Weiss: A simple model of the anthropogenically forced CO2 cycle, Earth System Dynamics Discussion, 6, 1-20 (2015),  http://www.earth-syst-dynam-discuss.net/6/2043/2015/esdd-6-2043-2015.pdf sowie H.-J. Lüdecke and C. O. Weiss: Simple Model for the Antropogenically Forced CO2 Cycle, Tested on Measured Quantities,  Journal of Geography, Environment and Earth Science International, 8(4), 1-12, 2016, DOI: 10.9734/JGEESI/2016/30532, http://www.sciencedomain.org/download/MTc0MzRAQHBm.pdf

[5] https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/GCP/carbonbudget/2016/

[6] H. Harde, What Humans Contribute to Atmospheric CO2: Comparison of Carbon Cycle Models with Observations, Earth Sciences, 8(3), 139-159, 2019 (hier)




Was Sie schon immer über CO2 wissen wollten: Teil 2 – CO2-Anstieg menschgemacht oder nicht?

Die Erdtemperaturen und den CO2-Gehalt der Atmosphäre über die letzten 500 Millionen Jahre zeigt Bild 1

Bild 1: Globaltemperaturen und atmosphärischer CO2-Gehalt in ppm über die vergangenen 550 Millionen Jahre; schwarz – Temperaturanomalie, grün – CO2-Konzentration, gestrichelte Linien – CO2-Konzentrationen von 800 ppm bzw. 400 ppm, letztere ist die aktuelle Konzentration, erstere ihre Verdoppelung. Rechtes Teilbild: atmosphärischer CO2-Anteil der letzten 3 Millionen Jahre. Bild erstellt aus den Daten von [1], [2].

Bild 1 zeigt, dass die aktuelle Konzentration von CO2 in unserer Atmosphäre, verglichen mit den letzten 500 Millionen Jahren, noch nie so niedrig war (300 Mio. Jahre vor uns ausgenommen). Ferner zeigt es

  • Die Grenze zwischen warm und kalt ist die zwischen Warm- und Eiszeitalter. Wir leben heute immer noch in einem Eiszeitalter, von der Wissenschaft definiert als Zustand gleichzeitiger Vereisung beider Erdpole.
  • Temperaturverlauf und CO2-Konzentration zeigen keinen Gleichlauf, oder fachlicher, sie sind sehr schlecht korreliert.
  • Die CO2-Konzentration war in der Erdgeschichte schon bis über 15-mal höher als heute, ohne dass es zu einem Wärmekollaps der Erde kam.

Die in Bild 1 eingetragenen Kurven sind methodischer Probleme wegen mit großen Unsicherheiten behaftet. Dennoch steht fest: Warmzeitalter und Eiszeitalter waren gleichermaßen die Erdnormalität. Ferner waren die CO2-Konzentrationen der Erdvergangenheit fast immer sehr viel höher als heute. In allen Zeiten gab es überreiches Leben auf unserer Erde – in den Warmzeiten besonders üppig – und natürlich auch in den Ozeanen, die keineswegs infolge höherer CO2-Konzentrationen an Versauerung krankten. Sämtliche CO2-verbrauchenden Vorgänge, wie die Bildung der fossilen Kohle-, Erdöl- und Gas-Vorkommen, haben der Erdatmosphäre zunehmend das für die Existenz von Pflanzen und Tieren unabdingbare CO2 entzogen. Wenn wir heute fossile Brennstoffe verfeuern, geben wir der Atmosphäre damit nur einen Teil dieses Kohlenstoffs wieder zurück.

Es gibt noch einen wichtigen Punkt, der in der CO2-Diskussion so gut wie nie zur Sprache kommt: Die minimale CO2-Konzentration in der Luft, bei der noch die für alles Leben auf der Erde unabdingbare Photosynthese funktioniert, wird in der Fachliteratur zwischen 50 und 100 ppm geschätzt [3]. Mit heute 400 ppm sind wir von dieser Todeszone nicht mehr so weit entfernt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Verbrennung von fossilen Brennstoffen, die der Atmosphäre wieder das unabdingbare CO2 hinzufügt, optimistisch zu bewerten.

Seit ungefähr 2 Millionen Jahren sind die Erdtemperaturen Zyklen von grob 100.000 Jahren Länge unterworfen, den Eiszeiten oder Glazialen (nicht mit den Eiszeitaltern in Bild 1 zu verwechseln) und den Warmzeiten oder Interglazialen. Sie sind unter „Milankovich-Zyklen“ bekannt geworden. Zwei Millionen Jahre sind in Bild 1 natürlich viel zu kurz, um diese Einzelheiten hervortreten zu lassen. Wir dehnen daher die Zeitskala kräftig und kommen dann zu Bild 2, welches die letzten 400.000 Jahre zeigt.

Bild 2: Antarktische Temperaturen (blau) und CO2-Konzentrationen der Luft (grün), gewonnen aus Eisbohrkernanalysen der russischen Vostok-Station über die vergangenen 400.000 Jahre [8]. Der Wert 0 der Temperaturkurve entspricht etwa unserer heutigen globalen Durchschnittstemperatur. Bild erstellt aus den numerischen Daten der Originalveröffentlichung.

In der Zeitspanne der Eiszeiten, die bis etwa zwei Millionen Jahre zurück reicht, finden wir CO2-Konzentrationsänderungen in der Luft, die sich mit der temperaturabhängigen Löslichkeit von CO2 in Meerwasser erklären lassen. Bei wärmerem Wasser wird CO2 ausgegast, bei kälterem Wasser wird es gebunden. Jeder kennt diesen Effekt von einem Glas mit CO2-haltigem Mineralwasser. Die Zusammenhänge in der realen Natur sind komplex [4]. Über die Eiszeiten der letzten 400.000 Jahre beträgt die maximale Schwankungsbreite der CO2-Konzentration etwa 100 ppm (Bild 2). Am Ende der letzten Eiszeit, 10.000 Jahre vor uns, betrug die CO2-Konzentration der Luft etwa 260 ppm. Danach ging es nur noch um ca. 20 ppm aufwärts und blieb dann im Wesentlichen konstant. Seit 2000 Jahren bis zu Beginn der Industrialisierung schwankte die CO2-Konzentration um etwa 280 ppm herum nur sehr geringfügig [5]. Insbesondere die relativ konstanten Werte der letzten 2000 Jahre stehen in guter Übereinstimmung mit den ebenfalls nur relativ wenig variierenden Ozeantemperaturen. Mit „relativ“ sind die sehr viel größeren Temperaturschwankungen von Meerwasser über die Eiszeiten und Zwischeneiszeiten angesprochen.

Bleibt jetzt noch die Frage nach der Zuverlässigkeit der CO2-Eisbohrkerndaten. In den mikroskopisch kleinen Luftbläschen sind schließlich eine ganze Reihe von chemischen und physikalischen Reaktionen denkbar, welche die Konzentrationswerte verfälschen könnten. Zu dieser Fehlerproblematik gibt die Fachpublikation von Stauffer et al. Auskunft. In ihr wird die Zuverlässigkeit der Ergebniswerte aus Eisbohrkernen für die Gase CO2, CH4 und N2O ermittelt [6]. Für CO2 werden dabei max. 20 ppm Abweichung angegeben. Die ungenauere Methode, aus Blatt-Stomata in Sedimenten historische CO2-Konzentrationen zu ermitteln, weist dementsprechend größere Schwankungen auf als die Eisbohrkernmethode [7]. Von einem maßgebenden Widerspruch zwischen den CO2-Werten aus Eisbohrkernen und Blatt-Stomata kann aber keine Rede sein. Seit etwa 150 Jahren ist dann die atmosphärische CO2-Konzentration auffällig angestiegen – von etwa 280 ppm um das Jahr 1800 bis auf etwa 405 ppm im Jahre 2019. Auch ohne ein näheres Eingehen auf den globalen CO2-Zyklus, der in Teil 3 besprochen wird, sind bereits die Indizien für die anthropogene Ursache des rezenten CO2-Anstiegs zwingend. Andere Ursachen als der Mensch sind praktisch auszuschließen.

Quellen:

[1] T. Came et al., Coupling of surface temperatures and atmospheric CO2 concentrations during the Palaeozoic era, Nature 449, 2007

[2] R. A. Berner, The long-term carbon cycle, fossilfuels and atmospheric composition, Nature, 426, 2003

[3] D. N. Moss, The limiting carbon dioxide concentration for photosynthesis, Nature 192, 1962

[4] M. Gloor et al., Estimating net air-sea fluxes from ocean bulk data: Methodology and application to the heat cycle, Global Biogeochemical cycles, Vol. 15, No. 4, 767-782, 2001

[5] Epica-Dome, Eisbohrkernwerte sowie Vostok-Daten

[6] B. Stauffer et al., Discussion of the reliability of CO2, CH4, and N2O records from polar ice cores, Mem. Natl Inst. Polar Res., 57, 139-152, 2003

[7] F. Wagner et al., Reproducibility of Holocene atmospheric CO2 records based on stomatal frequency, Quaternary Science Review 23, 1947-1954, 2004

[8] J. R. Petit et al., Climate and atmospheric history of the past 420,000 years from the Vostok ice core, Antarctica, Nature, 399, 1999

 




Das blinde Auge der Klimaforscher an der Universität Bern

Zunächst einmal, liebe Journalisten der WELT, gibt es keine Leugner des Klimawandels. Zumindest sind keine solchen Leugner bekannt, die noch Reste von Gehirn zwischen den beiden Ohren aufweisen. Klimawandel ist naturgesetzlich, seit die Erde besteht, und dies hat noch nie jemand ernsthaft geleugnet. Konstantes Klima gab es noch nie.

Nicht zuletzt durch die Bemühungen von EIKE ist inzwischen auch vielen Laien bekannt, dass in der klimageschichtlich ungewöhnlich ruhigen Phase nach Ende der letzte Eiszeit (Holozän) Temperaturschwankungen statt fanden, die oft wesentlich stärker waren als die Schwankungen in den letzten 150 Jahren der Industrialisierung. Beispiele sind die mittelalterliche Warmzeit, das römische Klimaoptimum und vor allem die beiden sehr warmen Holzän-Maxim etwa 4500 und 6500 Jahre vor uns. Dies ließ die ihrer Katastrophenprophetie wegen berüchtigten Berner Klimaforscher nicht ruhen. In ihrer jüngsten Veröffentlichung „R. Neukom et al., No evidence for globally coherent warm and cold periods over the preindustrial Common Era, Nature 571, 550-554 (2019)“ verstiegen sie sich gemäß WELT zur Behauptung, es hätte, abgesehen von der jüngsten Klimaerwärmung seit 150 Jahren, keine Beweise für kalte oder warme Phasen gegeben, die um den ganzen Globus herum gleichzeitig stattfanden.

Der folgende Abstract der Arbeit von Neukom et al. (hier, bitte insbesondere auch die References beachten, auf die später noch Bezug genommen wird) bestätigt die Aussage der WELT, wobei die einschlägigen Behauptungen in blau markiert sind:

ABSTRACT: Earth’s climate history is often understood by breaking it down into constituent climatic epochs. Over the Common Era (the past 2,000 years) these epochs, such as the Little Ice Age, have been characterized as having occurred at the same time across extensive spatial scales. Although the rapid global warming seen in observations over the past 150 years does show nearly global coherence, the spatiotemporal coherence of climate epochs earlier in the Common Era has yet to be robustly tested. Here we use global palaeoclimate reconstructions for the past 2,000 years, and find no evidence for preindustrial globally coherent cold and warm epochs. In particular, we find that the coldest epoch of the last millennium—the putative Little Ice Age—is most likely to have experienced the coldest temperatures during the fifteenth century in the central and eastern Pacific Ocean, during the seventeenth century in northwestern Europe and southeastern North America, and during the mid-nineteenth century over most of the remaining regions. Furthermore, the spatial coherence that does exist over the preindustrial Common Era is consistent with the spatial coherence of stochastic climatic variability. This lack of spatiotemporal coherence indicates that preindustrial forcing was not sufficient to produce globally synchronous extreme temperatures at multidecadal and centennial timescales. By contrast, we find that the warmest period of the past two millennia occurred during the twentieth century for more than 98 per cent of the globe. This provides strong evidence that anthropogenic global warming is not only unparalleled in terms of absolute temperatures, but also unprecedented in spatial consistency within the context of the past 2,000 years.

Die Behauptungen von Neukom et al. sind freilich falsch, und man darf sich wundern, warum Nature diesen sachlichen Unsinn durchlässt. Sie sind deswegen falsch, weil genau zum behandelten Thema der globalweiten Gleichzeitigkeit von Temperaturerwärmungen bereits jüngst eine Reihe von begutachteten Fachpublikationen erschienen sind, die exakt das Gegenteil der Berner Behauptungen unwiderlegbar nachweisen. Es sind dies die folgenden drei Arbeiten:

  1. Lüning, M. Galka, IB Danladi, TA Agadunodo, and F. Vahrenholt, Hydroclimate in Africa during the Medieval Climate Anomaly, Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology, 495, 2018 (hier)
  2. Lüning et al., M. Galka, FP Bamonte, FG Rodriguez, and F. Vahrenholt, The Medieval Climate Anomaly in South America, Quaternary International, 508, 2019
  3. Lüning, M. Galka, and F. Vahrenholt, The Medieval Climate Anomaly in Antarctica, Palaeogeography, Palaeogeoclimatology, Palaeogeoecology, 532, 2019

Sollte den Autoren der Berner Fachpublikation etwa keine dieser drei Arbeiten bekannt gewesen sein? – kaum denkbar. Die drei o.g. Fachpublikationen reichen jedenfalls aus, die Publikation von Neukom et al. zu widerlegen.

Besonders peinlich, dass keine der drei o.g. Arbeiten in den 80 References der hier kritisierten Berner Arbeit von Neukom et al. aufzufinden ist. Angesichts dieser Unverständlichkeit entsteht die Frage, wie tief wissenschaftliche Ehrlichkeit und Fairness noch sinken kann. Ferner darf man sich doch sehr darüber wundern, dass die fehlende Auseinandersetzung in der Berner Publikation mit den o.g. Arbeiten von Lüning et al. den Peer-Reviewern von Nature nicht auffiel. Es ist leider nicht das erste Mal, dass Nature Arbeiten, welche den Mainstream-Klima-Alarmismus stützen, ohne näheres Hinsehen einfach durchwinken.

In EIKE sind bereits am 27.07.2019 von Michael Klein (Science Files) (hier) sowie von Uli Weber (hier) vernichtende Fachkritiken an der hier behandelten Studie der Berner Klimaforscher erschienen. Insbesondere wurde von Michael Klein eine Karte aus der „kalten Sonne“ gezeigt, welche die ausführliche, globalweite mittelalterliche Warmzeit belegt. Dies kontrastiert geradezu schon in grotesker Weise mit der spärlichen Datenlage  der Neukom – Gruppe. Uli Weber geht dagegen in humoriger Weise auf die Zusammenarbeit von Medien und fragwürdigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ein. Daher hier ein ausdrücklicher Dank an M. Klein und U. Weber.