Klimaforscher Pielke (Sr.) über den wieder aufgewärmten “Zustandsbericht zum Klima“ des NCDC

Allerdings gibt der Artikel den derzeitigen Zustand des Klimas verfälscht wieder, wie man leicht durch einfaches Extrahieren jüngster Analysen aus dem Internet zeigen kann. Zwei der prominenten Individuen, die in dem Beitrag zitiert werden, sind Tom Karl und Peter Thorne. Sie behaupten Folgendes:

 „Die Indikatoren zeigen eindeutig, dass sich die Welt weiter erwärmt”, sagte Thomas R. Karl, Direktor des National Climatic Data Center (NCDC) im jährlich veröffentlichten Zustandsbericht zum Klima 2010.

 „Es gibt ein klares und unmissverständliches Signal von der Obergrenze der Atmosphäre bis in die Tiefen der Ozeane“, fügte Peter Thorne vom Cooperative Institute for Climate and Satellites, North Carolina State University hinzu.

 „Kohlendioxid hat 2010 um 2,6 ppm in der Atmosphäre zugenommen. Das ist mehr als die mittlere jährliche Zunahme im Zeitraum 1980 bis 2010“, führte Karl weiter aus. „Kohlendioxid ist das hauptsächliche Treibhausgas in der Luft, das Wissenschaftler der Atmosphäre für die Erwärmung des Klimas verantwortlich machen“.

Karl hat recht mit seiner Behauptung, dass das Kohlendioxid zugenommen hat, aber ansonsten präsentieren er und Peter Thorne den Zustand des aktuellen Klimasystems nicht ehrlich. Sie konzentrieren sich auf die Temperaturdaten der Erdoberfläche, die, wie wir in früheren wissenschaftlich begutachteten Studien gezeigt haben, wesentliche ungelöste Unsicherheiten aufweisen und eine systematische Verzerrung hin zum Wärmeren enthalten. Siehe z. B.:

Pielke Sr., R.A., C. Davey, D. Niyogi, S. Fall, J. Steinweg-Woods, K. Hubbard, X. Lin, M. Cai, Y.-K. Lim, H. Li, J. Nielsen-Gammon, K. Gallo, R. Hale, R. Mahmood, S. Foster, R.T. McNider, and P. Blanken, 2007: Unresolved issues with the assessment of multi-decadal global land surface temperature trends. J. Geophys. Res., 112, D24S08, doi:10.1029/2006JD008229.

Klotzbach, P.J., R.A. Pielke Sr., R.A. Pielke Jr., J.R. Christy, and R.T. McNider, 2009: An alternative explanation for differential temperature trends at the surface and in the lower troposphere. J. Geophys. Res., 114, D21102, doi:10.1029/2009JD011841.

Das Klimasystem hat sich seit etwa 2003 weder in den oberen Schichten der Ozeane noch in der unteren Troposphäre erwärmt, wie die folgenden drei Abbildungen zeigen.

Tom Karl liegt schon in seiner ersten Behauptung falsch – die Indikatoren zeigen NICHT eindeutig, dass sich die Welt weiterhin erwärmt. Diese Erwärmung ist zum Stillstand gekommen, zumindest derzeit, und zwar seit etwa 2003. Peter Thorne missinterpretiert die aktuellen Daten, wenn er fälschlich (unter der Annahme, dass er die ‚eindeutige Erwärmung’ meint) berichtet, dass es ein klares und unmissverständliches Signal von der Obergrenze der Atmosphäre bis in die Tiefen der Ozeane gibt“.

Zweitens, die untere Troposphäre (sowohl nach den RSS und nach den UAH-MSU-Daten) zeigt ebenfalls NICHT eindeutig, dass sich die Welt weiterhin erwärmt! Tatsächlich ist auch hier die Erwärmung seit etwa 2002 zum Stillstand gekommen.

Globale mittlere (70° Süd bis 82,5° Nord) Temperatur der unteren Troposphäre (nach RSS)

Globale mittlere (70° Süd bis 82,5° Nord) Temperatur der unteren Troposphäre (nach UAH)

Es ist keine Überraschung, dass Tom Karl und Peter Thorne nicht ehrlich über den derzeitigen Zustand des Klimasystems berichten, das ein viel komplexeres Signal als Antwort auf menschliche und natürliche Antriebskräfte und Feedbacks des Klimas enthalten als sie berichten; siehe z. B.:

Christy, J.R., B. Herman, R. Pielke, Sr., P. Klotzbach, R.T. McNider, J.J. Hnilo, R.W. Spencer, T. Chase and D. Douglass, 2010: What do observational datasets say about modeled tropospheric temperature trends since 1979?  Remote Sensing, 2(9), 2148-2169.

Frühere Dokumentationen von Tom Karl und Peter Thorne zu den Verzerrungen und der Bemühungen, wie die Information zu den politischen Entscheidungsträgern gebracht werden kann, sind beispielhaft Folgende:

Pielke Sr., Roger A., 2005: Public Comment on CCSP Report “Temperature Trends in the Lower Atmosphere: Steps for Understanding and Reconciling Differences“. 88 Seiten einschließlich Anhänge.

The Selective Bias Of NOAA’s National Climate Data Center (NCDC) With Respect To The Analysis And Interpretation Of Multi-Decadal Land Surface Temperature Trends Under The Leadership Of Tom Karl and Tom Peterson

Erroneous Climate Science Statement By Tom Karl, Director Of The National Climate Data Center And President Of The American Meteorological Society

E-mail Documentation Of The Successful Attempt By Thomas Karl Director Of the U.S. National Climate Data Center To Suppress Biases and Uncertainties In the Assessment Of Surface Temperature Trends

Erroneous Statement By Peter A. Stott And Peter W. Thorne In Nature Titled “How Best To Log Local Temperatures?”

Es ist enttäuschend, dass die Medien die Behauptungen von Tom Karl und Peter Thorne nicht ordnungsgemäß hinterfragen. Sie präsentieren einen verzerrten Bericht zum aktuellen Stand des Klimasystems.

Link zum Artikel in der Washington Post: hier

Link: http://wattsupwiththat.com/2011/06/29/pielke-senior-on-ncdcs-recent-state-of-the-climate-rehash/

Dr. Roger Pielke Sr.

Übersetzt von Chris Frey für EIKE

 




Verzerrungen im Begutachtungsprozess: Eine warnende persönliche Abrechnung

Es gibt einen informativen Artikel von Ross McKittrick:

McKitrick, Ross R. (2011) “Bias in the Peer Review Process: A Cautionary and Personal Account” in Climate Coup, Patrick J. Michaels ed., Cato Inst. Washington DC.

Dieser Artikel erscheint in dem Buch:

Michaels, Patrick J., 2011: Climate Coup: Global Warming’s Invasion of Our Government and Our Lives (etwa: Der Klimacoup: Die Invasion der globalen Erwärmung in unserer Regierung und unserem Leben). Cato Institute. ISBN: 978-1-935308447

mit einer Zusammenfassung seines Inhalts:

 „Ein erstklassiges Team von Experten erstellt eine überzeugende Dokumentation über den allgegenwärtigen Einfluss, den der Alarmismus der globalen Erwärmung auf fast jeden Aspekt der Gesellschaft hat – von der nationalen Verteidigung über Gesetze, den Handel, der Gesundheitspolitik, Bildung und internationale Entwicklung.“

In Bezug auf das Kapitel von Ross schreibt Pat Michaels:

 „Das zweite Kapitel in dieser Ausgabe dringt zum Kern dessen vor, was wir als die Grundregel der Wissenschaft ansehen, nämlich die wissenschaftlich begutachtete, unabhängig beurteilte wissenschaftliche Literatur. Die Belastung und Trauer von McKittrick und mir über die Veröffentlichungen in Zeitschriften teilen wir mit den Erfahrungen vieler anderer Kollegen. Unglücklicherweise haben die Klimagate-emails enthüllt, dass tatsächlich systematisch Druck auf die Herausgeber der Journale ausgeübt wurde, um Manuskripte zurückzuweisen, die nicht der Linie einer katastrophalen Klimaänderung folgen. Sogar noch schlimmer sind meine Erfahrungen und auch die meiner Kollegen, dass sich die Situation in der Zeit nach Klimagate verschlimmert und nicht verbessert hat. Es ist inzwischen fast unmöglich, etwas zu veröffentlichen, das sich gegen die alarmistische Saat richtet. Die Stapel unveröffentlichter Manuskripte auf den Schreibtischen aktiver Wissenschaftler wachsen immer mehr und nehmen allmählich gigantische Ausmaße an.“

Pat hat recht, wenn er schreibt, dass der Prozess der Begutachtung und auch die Finanzierung der Forschung sehr politisch geworden und verzerrt ist.

Der Artikel von Ross beginnt mit den Worten (Hervorhebung hinzugefügt):

 „Um dem IPCC nachzuweisen, dass seine Behauptungen ebenfalls falsch sind, bedurfte es einiger weniger statistischen Rechnungen, dann waren die Ergebnisse klar. Waren die Statistiken erst einmal zerlegt, begann ich, diese Arbeiten an wissenschaftliche Journale zu senden. Ich habe schon verschiedene gegen-den-Strom-Beiträge veröffentlicht und habe keinen glatten Durchgang erwartet, doch wurde der Prozess hier schließlich surreal. Am Ende wurde der Beitrag zwar akzeptiert, aber nicht in einem klimatologischen Journal. Zum Glück für mich bin ich Ökonom und kein Klimatologe, und meine Karriere hängt nicht davon ab, dass Beiträge von mir in klimatologischen Journalen erscheinen. Wäre ich ein junger Klimatologe, würde ich die Erkenntnis mitnehmen, dass es meiner Karriere sehr förderlich sein würde, niemals Beiträge zu schreiben, in denen das IPCC in Frage gestellt wird. Die Einseitigkeit in der Literatur (und die davon abhängigen Karrieren) kann nur schlecht sein für die Gesellschaft, die von Wissenschaftlern und wissenschaftlicher Literatur als vertrauenswürdige Basis für kluge politische Entscheidungen abhängig ist.

Er zieht folgende Schlussfolgerungen:

„Einige Leute könnten versucht sein, die Klimatologie zu verteidigen, indem sie sagen, dass normale wissenschaftliche Verfahren zusammengebrochen sind, und zwar infolge intensiver politischer Kämpfe und politischer Einmischung. Aber nach meiner Ansicht wird dabei Ursache und Wirkung vertauscht. Die politische Klasse hat sich wegen all der Brüche in den normalen wissenschaftlichen Prozeduren aggressiv in die Klimawissenschaft eingemischt. Die Öffentlichkeit hat das Vertrauen in die Fähigkeit der wichtigsten Klimainstitute verloren, einschließlich des IPCC und den führenden Zeitschriften, mit den Beweisen unparteiisch umzugehen. Das muss nicht so sein. Mein eigenes Arbeitsgebiet der Ökonomie befasst sich fortwährend mit politikrelevanten Themen mit grundlegenden öffentlichen Konsequenzen. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen, und heftige Diskussionen finden zwischen den unterschiedlichen Lagern statt. Aber was derzeit in der Klimawissenschaft passiert, unterscheidet sich davon grundlegend oder folgt zumindest einem viel intensiveren Maßstab. Ich kenne keine Parallelen in der modernen Ökonomie. Es scheint wegen der spekulativen Bedrohung der globalen Erwärmung ein das ganze Fachgebiet übergreifender Beschluss zu sein, die Ethik der wissenschaftlichen Objektivität mit einer Fußnote zu versehen: Es gibt jetzt die zusätzliche Bedingung, dass Objektivität hinter dem Imperativ, eine spezielle Meinung zu unterstützen, zurückstehen muss.

Diese Strategie schlägt furchtbar zurück: Anstatt dass ein echter wissenschaftlicher Prozess entsteht, erscheint die derzeitige Situation mehr wie ein Würgegriff von Indoktrination und intellektueller Korruption. Ich weiß keine Lösung, habe ich doch bisher keinen Fall erlebt, in dem eine Institution oder ein Segment der Gesellschaft in der Lage wäre, sich selbst zu korrigieren, nachdem sie durch das Thema globale Erwärmung unterwandert oder aus dem Gleichgewicht gebracht worden war. Aber vielleicht findet ja die Klimawissenschaft mit der Zeit einen Weg, genau dies zu tun. Das wäre Fortschritt!“

Sowohl Pat als auch Ross haben recht damit, dass es ein Vorurteil in der Gemeinschaft der Klimawissenschaftler gibt, und zwar hinsichtlich von Veröffentlichungen und der Zuteilung von Forschungsgeldern. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht.

Zu diesem Thema habe ich viele Beiträge eingestellt. Verschiedene Beispiele:

My Comments For The InterAcademy Council Review of the IPCC

Is The NSF Funding Process Working Correctly?

Invited Letter Now Rejected By Nature Magazine

Comments On The Peer-Review Journal Publication Process And Recommendations For Improvement

Es ist wichtig, dass die politischen Entscheidungsträger auf die unsachgemäße Kontrolle des Begutachtungsprozesses und der Forschungsförderung durch die NSF und andere Agenturen aufmerksam werden. Dies habe ich vor Kurzem in meinem Bericht für Politiker zusammengefasst:

Pielke Sr., R.A. 2011: Climate Science and EPA’s Greenhouse Gas Regulation.  Feststellungen für das House Subcommittee on Energy and Power

Darin habe ich hinsichtlich des Bewertungsverfahrens des CCSP [Climate Change Science Program der USA] (welches eine der Informationsquellen für den Bericht des IPCC 2007 war) geschrieben:

 „Der Prozess, den Bericht des CCSP zu vervollständigen, schloss gültige wissenschaftliche Perspektiven auf Druck des Komitees aus. Der Herausgeber des Berichtes (Tom Karl) verwarf systematisch eine Reihe von Ansichten, wie Temperaturtrends in der unteren Troposphäre zu verstehen und in Übereinstimmung zu bringen sind.

Die Zusammenfassung des CCSP-Berichtes ignoriert kritische wissenschaftliche Fakten und macht auf wackligen Füßen stehende Schlussfolgerungen, die unser gegenwärtiges Verständnis von Temperaturtrends betreffen“.

Der Artikel von Ross und die Erfahrungen von Pat dokumentieren ein weiteres Mal, dass der Ausschluss von Forschungsarbeiten von [der Veröffentlichung in] wichtigen wissenschaftlichen Journalen sowie bei der Zuteilung von Forschungsgeldern durch das NSF und andere Agenturen ein systematisches und ernstes Problem darstellt, das die objektive wissenschaftliche Untersuchung der Klimawissenschaft kompromittiert hat.

Link: http://wattsupwiththat.com/2011/04/20/bias-in-the-peer-review-process-a-cautionary-and-personal-account/

Übersetzt und mit einer Einführung versehen von Chris Frey für EIKE