Kältereport Nr. 26 / 2024

Christian Freuer

Vorbemerkung: In diesem Report geht es mehr als einmal nicht nur um Kaltereignisse, sondern um das extreme Nebeneinander von Hitze und Kälte. Wetter eben! Außerdem sind wieder mehrfach Meldungen aus der Südhemisphäre vertreten.

Meldungen vom 24. Juni 2024:

Kanada von Extremen heimgesucht

Die Wetterverhältnisse in Kanada haben sowohl rekordverdächtige Hitze als auch Kälte gebracht.

In jüngster Zeit gab es im Westen Kanadas im Juni erhebliche Schneefälle und Rekordkälte, während der Osten Kanadas einen ersten Vorgeschmack auf den Sommer erlebte. Allein am vergangenen Mittwoch wurden in Alberta 13 neue Tiefsttemperaturrekorde aufgestellt, wobei es in Hendrickson Creek-2,7 °C kalt wurde. Gleichzeitig wurden in Ontario, Quebec und den Atlantikprovinzen Hitzerekorde aufgestellt.

Ken Dosanjh, Meteorologe bei Environment and Climate Change Canada (ECCC), stellte fest, dass Schwankungen in der atmosphärischen Zirkulation zwar normal, die jüngsten Extreme jedoch in beide Richtungen ungewöhnlich sind. Kerri Lang, Meteorologin beim ECCC und zuständig für die Warnbereitschaft, pflichtete Dosanjh bei und erklärte, dass sich die derzeitige Situation durch die Intensität dieser Extreme auszeichne, die alle bisherigen Rekorde brechen.

Ein Schlüsselfaktor für diese Wettermuster ist der Jetstream, der kältere Luft im Norden von wärmerer Luft im Süden trennt.

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Die Erholung der Schweizer Gletscher

Die Schweizer Gletscher haben eine schneereiche Saison hinter sich, wodurch sich ihr Zustand drastisch verbessert hat, so Matthias Huss, Leiter des Schweizerischen Gletscherforschungsnetzes (GLAMOS).

In einem kürzlich veröffentlichten Beitrag auf X stellte Huss fest, dass der Zustand der Schweizer Gletscher zur Sommersonnenwende so gut ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Anfang Juni bezeichnete Huss das diesjährige Wetter als „Segen“ für die Schweizer Gletscher.

Aus einem Bericht von GLAMOS von Ende Mai ging hervor, dass die Gletscher in der ganzen Schweiz eine Schneedecke aufwiesen, die weit über dem Durchschnitt lag, mit einer Höhe von 3 bis 6 Metern.

Erhebungen auf 14 Schweizer Gletschern, die auf alle 1.400 Gletscher des Landes hochgerechnet wurden, ergaben Ende April rund 31 % mehr Schnee als im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2020.
Dies ist eine Geschichte, die in diesem Winter in den europäischen Alpen zu beobachten war: starker und anhaltender Schneefall bis in den Sommer hinein.

Selbst im Juli werden sich anomale Kälte und Schnee in den Hochlagen Europas voraussichtlich halten. Nach einem kurzen Wärmeeinbruch Ende Juni wird für die darauffolgende Woche, also bis zum 4. Juli, wieder sommerliche Kälte (und Schnee in den Bergen) vorhergesagt.

Aktualisierung bei Redaktionsschluss: Diese Prognose ist korrekt!

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Verspäteter Beginn der Ski-Saison in Südamerika nach Rekord-Schneefällen

Vergleichbar mit Nordamerikas rekordverdächtiger Schneesaison 2022-23 erlebt Südamerika sein eigenes, möglicherweise legendäres Skijahr mit noch nie dagewesenen Schneefällen, die die Pisten in Chile und Argentinien unter sich begraben.

Die Skifahrer in Ski Portillo, Chile, wurden schon früh von bemerkenswertem Pulverschnee begrüßt, der (bis Ende letzter Woche) bis fast 4 m hoch lag. Auch Las Leñas, Argentinien, wurde mit einer Schneehöhe von bisher 580 cm überzogen. Aufgrund der übermäßigen Niederschläge, der Straßensperrungen und der hohen Lawinengefahr mussten beide Skigebiete jeweils ihre offizielle Eröffnunge verschieben.

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Kältester Winteranfang in Teilen Australiens seit Jahrzehnten

Teile von Queensland, New South Wales und Victoria erleben den kältesten Winterbeginn seit Jahrzehnten, und es wird erwartet, dass die Temperaturen auf absehbare Zeit niedrig bleiben, da diese Woche eine weitere Luftmasse antarktischen Ursprungs über das Land zieht.

Dean Narramore, leitender Meteorologe beim Bureau of Meteorology (BoM), berichtete, dass weite Teile des südöstlichen Australiens in der vergangenen Woche rund 5 °C unter dem Winterdurchschnitt lagen.

An zahlreichen Orten wurden die niedrigsten Juni-Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen registriert.

Thangool und Tambo in Queensland sowie Omeo, Viewbank und Echuca in Victoria, um nur einige zu nennen, erlebten eine noch nie dagewesene Juni-Kälte. Auch auf den Gipfeln wurde es kalt: Mount Hotham verzeichnete mit -8,3 °C die niedrigste Temperatur in Victoria seit 2018.

Narramore stellte fest, dass Südaustralien den kältesten Winterbeginn seit einem Jahrzehnt erlebt, wahrscheinlich seit Mitte der 2010er Jahre, vielleicht aber auch schon früher.

Frost wurde bis in den Norden von Mackay und ins Landesinnere von Townsville festgestellt, historische Ereignisse, die laut BoM das Ergebnis eines Tiefdruckgebiets in der Tasmanischen See in Kombination mit einem Hochdruckgebiet in der Großen Australischen Bucht waren, das anhaltende Südwinde über Süd- und Ostaustralien erzeugte.

Für diese Woche wird von Dienstag bis Donnerstag ein ähnlicher Polarausbruch vorhergesagt, der in den Gipfellagen von Victoria und NWS etwa 20 cm Schnee bringen soll.

Link: https://electroverse.substack.com/p/canada-hit-with-extremes-swiss-glacier?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email

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Meldungen vom 25. Juni 2024:

Viele Menschen in Chile durch Lawinen stecken geblieben

Die jüngsten rekordverdächtigen Schneefälle haben nach einer Reihe von Lawinenabgängen Dutzende von Menschen in den Bergstädten östlich von Santiago in Chile eingeschlossen. Der Schnee in Verbindung mit der extremen Kälte hat zu erheblichen Behinderungen geführt, Straßen blockiert, die Stromversorgung unterbrochen und Gemeinden isoliert.

In der chilenischen Provinz Maipo zum Beispiel haben schwere Schneestürme zu gewaltigen Schneemassen geführt. Zwei Städte in der Gebirgskette Cajon del Maipo sowie ein Skizentrum sind von der Außenwelt abgeschnitten, und die Behörden arbeiten daran, die Gestrandeten zu erreichen und zu evakuieren.

Die extremen Temperaturen im Juni haben in Südamerika zu einer der höchsten Schneedecken geführt, die jemals zu Beginn einer Saison gemessen wurden. In Chile übersteigt die Schneehöhe in Ski Portillo die 450 cm-Marke, in Las Leñas in Argentinien sind es bereits über 6 m – und es wird noch viel mehr kommen.

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Die schneereichste Zwei-Jahres-Periode jemals in Utah

Utah hat einen bemerkenswerten Rekord für den schneereichsten Zweijahreszeitraum in seiner Geschichte aufgestellt und 131 % seiner durchschnittlichen Schneemenge erhalten – die Daten stammen aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht des Utah Avalanche Center.

„Utah erlebte in diesem Winter erneut eine außergewöhnliche Schneedecke. Nach den historischen Schneefällen der Saison 2022-2023 haben wir in diesem Winter 131 % des durchschnittlichen Schneefalls im gesamten Bundesstaat verzeichnet und damit einen Rekord für den schneereichsten Zweijahreszeitraum in der Geschichte Utahs aufgestellt“, heißt es in den ersten Zeilen des Berichts. „Von Oktober 2022 bis Mai 2024 meldete das Alta-Skigebiet erstaunliche 39 m!“

Allein in der Saison 2022-23 wurden im Alta-Skigebiet 23 m Schnee angesammelt, der höchste saisonale Schneefall, der dort je verzeichnet wurde. Auch in der folgenden Saison 2023-24 gab es außergewöhnliche Schneefälle. Bis Ende März 2024 fielen in Alta 580 cm Schnee, was den schneereichsten Jahresbeginn seit Beginn der Aufzeichnungen bedeutete.

Der Forschungsmeteorologe Ryan Maue ist ein weiterer, der die Nase voll hat von den Spielchen des Establishments – hier demonstriert er es eindrucksvoll:

Am vergangenen Montag (17. Juni) galt für etwa eine Million Einwohner im gesamten Nordwesten eine Winterwetter- und/oder Frostwarnung – darüber wird jedoch nicht berichtet.

In den Bergen des westlichen Montana und Idaho wurden mäßige bis starke Schneefälle beobachtet, wobei in Clover Meadows in Montana mehr als 30 cm Schnee fiel. Dieses ungewöhnliche Wetterereignis war erst das fünfte Mal, dass in Montana im Monat Juni eine Wintersturmwarnung herausgegeben wurde – darüber wird auch nicht berichtet.

Außerdem findet man hier die 10 heißesten Tage, die jemals in New York City gemessen wurden:

Es folgt eine Liste mit den höchsten Temperaturen in New York City. An erster Stelle steht der 9. Juli 1936 mit 41,1°C, an zweiter Stelle der 7. August 1918 (!) mit genau 40°C.

Link: https://electroverse.substack.com/p/avalanches-strand-dozens-in-chile?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email

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Meldungen vom 26. Juni 2024:

Prozentuale Fläche der USA, die bis zum 23. Juni 32,2°C erreicht [die 90°F-Marke], gehört zu den niedrigsten in den Aufzeichnungen

Trotz der Copy-&-Paste-Hysterie der Mainstream-Medien über eine „beispiellose Hitzewelle“ und „rekordverdächtige Temperaturen“ erzählen die Daten eine ganz andere Geschichte.

Das folgende Diagramm zeigt den Prozentsatz der US-Wetterstationen, die vom 1. Januar bis zum 23. Juni eines jeden Jahres zwischen 1895 und 2024 eine Temperatur über 32 Grad Celsius erreichen. Die blaue Linie stellt jährliche Daten dar, während die rote Linie den gleitenden 10-Jahres-Durchschnitt angibt:

Tony Heller

In diesem Jahr ist der Prozentsatz bemerkenswert niedrig und liegt mit ≈55 % auf dem 19.-niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 129 Jahren. Dies steht im Widerspruch zu den Behauptungen der Medien, die von einer „tödlichen, noch nie dagewesenen Hitze“ sprechen, und verdeutlicht die offensichtliche Diskrepanz zwischen Realität und Propaganda.

Zum Vergleich: Der höchste aufgezeichnete Prozentsatz war 1933 (89,8 %), der niedrigste 1982 (42,4 %).

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Es folgt noch ein Beitrag über einen groß angelegten Betrug mit falschen Daten zu Stürmen. Dieser wird separat übersetzt.

Link: https://electroverse.substack.com/p/portion-of-us-to-reach-90f-by-june?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email

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Meldungen vom 27. Juni 2024:

Schneereichster Saison-Beginn in Südamerika seit 30 Jahren

Die Skisaison in Südamerika entwickelt sich zu einer der bemerkenswertesten seit Jahrzehnten. Die ersten Schneefälle der Saison waren ergiebig, und mehrere Stürme haben die Skigebiete in Chile und Argentinien überzogen.

Aufgrund dieser Bedingungen konnten viele Skigebiete bereits Wochen früher als üblich öffnen, und es wird erwartet, dass die Saison bis Ende Oktober andauert.

In Chile sprechen die Einheimischen von dem besten Saisonstart seit 30 Jahren. Das chilenische Skigebiet Valle Nevado beispielsweise hat bereits 87 % seines durchschnittlichen Winterschnees erhalten und dabei mehr als 5 m Schnee angesammelt. Das Skigebiet wurde am 31. Mai drei Wochen früher eröffnet und profitierte von einem massiven Sturm, der drei Meter Schnee brachte, gefolgt von einem weiteren, der noch mehr Schnee brachte.

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Rekordkälte lässt das Meer in Feuerland gefrieren

Die bemerkenswerten Schneefälle in Chile und Argentinien gehen mit einer anhaltenden und rekordverdächtigen Kälte einher. Nach Angaben der chilenischen Meteorologiebehörde war der Mai in Chile der kälteste seit 1950, und die Kälte setzt sich nun im Juni fort.

In Feuerland, Argentinien, haben in dieser Woche ungewöhnlich niedrige Temperaturen das Meer in der Nähe von San Sebastián, nördlich von Río Grande, gefrieren lassen:

Dazu dieses Twitter-Video

Die Meereswellen sind inmitten einer anhaltenden Kältewelle in Patagonien gefroren, wo die Temperaturen routinemäßig auf -15 °C und mehr sinken. In Balmaceda, Chile, wurden diese Woche beispielsweise -21,9 °C gemessen – ein neuer Rekord.

Außergewöhnlich kalte antarktische Luft hat sich in letzter Zeit in erheblichem Umfang nach Südamerika ausgebreitet. Die Temperaturen am unteren Ende der Welt liegen seit Monaten unter dem Durchschnitt, und in dieser Woche wurden an Orten wie Concordia und Wostok Temperaturen unter -70 °C gemessen.

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Hilfe für Weinbauern in British Columbia nach einem verheerenden Winter

Die Weingüter in British Columbia sahen sich in diesem Jahr mit noch nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert, da ein heftiger Kälteeinbruch im Winter die Ernten dezimierte. Der Kälteeinbruch im Januar führte in einem weiten Gebiet zu einem katastrophalen Rückgang der Trauben- und Weinproduktion um 97 bis 99 %

Um ihnen zu helfen, hat die Provinzregierung die betroffenen Weinkellereien von der Mindestproduktionsmenge von 4 500 Litern befreit, so dass sie ihre Lizenzen behalten und die vergangenen Jahrgänge weiter verkaufen können.

Link: https://electroverse.substack.com/p/s-americas-snowiest-start-to-a-season?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email

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Meldungen vom 28. Juni 2024:

Australien rüstet sich für ein eisiges Wochenende

Die Australier bereiten sich auf ein weiteres eisiges Wochenende vor, an dem Regen, Wind und Schnee über sie hereinbrechen. Melbourne erlebt bereits den kältesten Winterbeginn seit Jahren. In der vergangenen Woche wurden landesweit mehrere Tiefsttemperaturrekorde gebrochen.

Am Freitagmorgen war es in den meisten Hauptstädten besonders kühl.
Die Einwohner von Sydneys wachten bei 7,8 °C auf, während die Einwohner von Melbourne die niedrigsten Tiefsttemperaturen im Juni seit 2006 erlebten, mit Nachttemperaturen von durchschnittlich 6,6 °C.

Canberra war die kälteste Hauptstadt des Landes und erreichte mit -3°C die niedrigsten Temperaturen seit Jahren, während Hobart ein Minimum von 6,4°C verzeichnete.

Es folgt die Vorhersage einer noch stärkeren Abkühlung am kommenden Wochenende. Mehr dazu wahrscheinlich im nächsten Kältereport.

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Indien: Unbegründete Sorgen um die Hitze

Die Daten zeigen deutlich, dass der Fokus auf die Hitze in Indien fehlgeleitet ist und die weitaus größere Bedrohung durch Kälte ignoriert wird.

Die nachstehende Grafik zeigt, dass die Todesfälle durch Kälte in ganz Indien die durch Hitze bei weitem übersteigen. Jährlich werden über 600.000 Todesfälle den niedrigen Temperaturen zugeschrieben, im Vergleich zu weniger als 100.000 Todesfällen aufgrund hoher Temperaturen.

Dieses Ungleichgewicht entlarvt Aktivisten-Journalisten und ihre alarmistischen Anhänger als nichts weiter als unreflektierte Werkzeuge, als nützliche Idioten eines menschenfeindlichen Establishments, das wild entschlossen ist, den Lebensstandard in die Gosse zu treiben. Sie wollen temperaturbedingte Todesfälle reduzieren? Dann machen Sie Energie für alle zugänglicher und erschwinglicher. Feiern Sie die Wärme, anstatt sie zu verteufeln.

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Der folgende Beitrag befasst sich nicht mit einer aktuellen Einzelmeldung, gehört aber m. E. Trotzdem in einen Kältereport:

Abkühlung der Ozeane

Dieses Diagramm der täglichen Meerestemperaturen (SST) zwischen 60°S und 60°N von 1979 bis 2024, das von ERA5 stammt und C3S/ECMWF zugeschrieben wird, zeigt einen Abkühlungstrend, der die vorherrschende alarmistische Erzählung von der „ewigen Erwärmung“ in Frage stellt.

Im Jahr 2024 zeigten die SST-Werte erstmals Anzeichen einer Stabilisierung, und jetzt sinken sie:

Am 22. Juni 2024 wurde eine Temperatur von 20,83 °C gemessen – die niedrigste des ganzen Jahres, niedriger als im März 2016 – womit sich die Abkühlung fortsetzt, die im Februar begann.

Die grauen Linien der Daten von 1979 bis 2022 verdeutlichen eher eine erhebliche Variabilität als einen unerbittlichen, der Jahreszeit widersprechenden Aufwärtstrend. Das Jahr 2023 scheint ein Ausreißer zu sein, mehr nicht, und das Jahr 2024 scheint dies zu bestätigen, da es sich wieder anpasst.

Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, müssen die Alarmisten ihre Prophezeiungen über den „Kipp-Punkt“ überdenken.

Link: https://electroverse.substack.com/p/aussies-brace-for-icy-weekend-misguided?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email

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Wird fortgesetzt mit Kältereport Nr. 27 / 2024

Redaktionsschluss für diesen Report: 28. Juni 2024

Zusammengestellt und übersetzt von Christian Freuer für das EIKE




Extreme Hitze, die niemand erwähnen will: Grönland erwärmte sich innerhalb weniger Jahrzehnte um 10 Grad (mehrmals)

Jo Nova

Vielleicht leben wir derzeit im besten Wetter der letzten 100.000 Jahre!

Kenneth Richard berichtet auf NoTricksZone über eine neue Studie, die die unglaublich extreme Klimaveränderungen in Grönland zeigt. Während der letzten Eiszeit schwankten die Temperaturen in Grönland innerhalb von 30 Jahren abrupt um 10 bis 15 Grad Celsius. Und im Moment geraten wir wegen einer Erwärmung von 0,13°C pro Jahrzehnt in Panik.

Diese Dansgaard-Oeschger (D-O)-Ereignisse traten von vor 120.000 Jahren bis vor 11.000 Jahren 24 Mal auf. Soweit wir wissen, lebten zu dieser Zeit keine Menschen dort. Die beste Schätzung ist, dass die ersten Menschen vor 4500 Jahren nach Grönland kamen. Soweit wir wissen, war es nur Grönland, das wilde Temperaturschwankungen aufwies, aber die nackte Wahrheit über Klimaforscher ist, dass die Expertenmodelle nichts davon vorhersagen oder erklären können. Die seismischen Verschiebungen kamen und gingen und gingen und kamen, und es hatte nichts damit zu tun, ob man die Klimaanlage einschaltete.

Wenn es irgendeinem armen Homo sapiens vor 30.000 oder 40.000 Jahren gelungen wäre, während der Spitzenzeiten auf Grönland angespült zu werden, wären seine kleinen Dörfer im Handumdrehen ausgelöscht worden.

(Kypke und Ditlevsen)

Nach 100.000 Jahren grausamer Kälte und schockierender Unbeständigkeit erwärmte sich die Welt im wunderbaren Holozän. Die Menschen zogen nach Grönland, und alles war grün.

Leider wurde die Wärme in den letzten paar tausend Jahren immer seltener:

7000 Jahre Abkühlung in Grönland. AKTUALISIERUNG: Diese Grafik zeigt die Eiskerndaten bis zum Jahr 1855. Die letzten 150 Jahre (1705 bis 1855) sind rot hervorgehoben, um die Erwärmung zu zeigen, als die Erde die Kleine Eiszeit zu überwinden begann.

Aber in den letzten 150 Jahren hat sich die Erde nach der Kleinen Eiszeit erwärmt, und obwohl die Menschen 1880 das erste Kohlekraftwerk bauten und 99 % des gesamten Kohlendioxids ausstießen, das wir je ausgestoßen haben, hat sich die Temperatur kaum verändert. Seit 1880 sind etwa 6500 Millionen Menschen auf der Erde geboren worden, und das hat kaum einen Unterschied gemacht.

Temperaturen in Grönland (Mikkelsen et al., 2018)

Obwohl das Klima in Grönland jedes Jahr in den Nachrichten ist, vergessen die preisgekrönten Journalisten und Nobelpreisträger irgendwie zu erwähnen, dass die Temperaturen auf Grönland in letzter Zeit weitgehend stabil waren, obwohl der Mensch 1,7 Billionen Tonnen CO₂ ausstößt. Sie versäumen es auch zu erklären, dass Mutter Natur tausendmal brutaler ist als alles, was unsere Autos, Züge und Flugzeuge angerichtet haben.

Aber wer interessiert sich schon für Ursache und Wirkung? Es gibt immer eine Möglichkeit, alles schlecht aussehen zu lassen: große bedeutungslose Zahlen!

Hinweis: Im Original ist hier ein bebilderter Ausschnitt aus dem Guardian gezeigt mit der Schlagzeile, dass „Grönland in jedem Jahr 30 Millionen Tonnen Eis verliert“. Dieses Bild kann hier wegen unklaren Copyrights nicht gezeigt werden.

REFERENCES

Kolja Kypke, Peter Ditlevsen (2024) On the representation of multiplicative noise in modeling Dansgaard–Oeschger events, Physica D: Nonlinear Phenomena, Volume 466, October 2024, 134215, https://doi.org/10.1016/j.physd.2024.134215
Mikkelsen, T. B., Grinsted, A., and Ditlevsen, P. (2018) Influence of temperature fluctuations on equilibrium ice sheet volume, The Cryosphere, 12, 39-47, https://doi.org/10.5194/tc-12-39-2018, 2018. Full paper plus Supplement

Link: https://joannenova.com.au/2024/06/extreme-heat-no-one-wants-to-mention-greenland-warmed-10-degrees-in-a-few-decades-many-times/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Woher wir wissen, dass die Sonne Motor des Klimawandels ist. Teil 3: Theorien

Javier Vinós

In Teil I dieser Serie [in deutscher Übersetzung hier] über die Sonne und das Klima wurde beschrieben, woher wir wissen, dass die Sonne für einige der großen Klimaveränderungen der letzten 11.000 Jahre verantwortlich ist. In Teil II [in deutscher Übersetzung hier] haben wir uns mit einer Reihe von Veränderungen befasst, welche die Sonne heute bzgl. des Klimas verursacht, einschließlich Veränderungen in der Rotation des Planeten und im Polarwirbel, die die Häufigkeit kalter Winter verändern.

Keiner der von uns untersuchten Belege für die Auswirkungen der Sonne auf das Klima ist in den IPCC-Berichten enthalten. Die Aufgabe des IPCC besteht darin, das Risiko eines vom Menschen verursachten Klimawandels abzuschätzen, und nicht darin, die Ursachen des Klimawandels zu ermitteln, von dem seit seiner Gründung angenommen wird, dass er auf unsere Emissionen zurückzuführen ist.

13. Grundlegende Solar-Theorien

Dennoch versuchen einige Wissenschaftler weiterhin, den Einfluss der Sonne auf das Klima zu erklären, und haben drei verschiedene Erklärungen entwickelt. Diese drei Theorien schließen sich nicht gegenseitig aus. Die Tatsache, dass eine davon wahr ist, bedeutet nicht, dass die anderen falsch sind.

Die erste Theorie basiert auf der direkten Auswirkung von Veränderungen der Sonneneinstrahlung auf das Klima. Da die Wirkung proportional zur Ursache ist, sagen wir, sie ist linear.

Diese Theorie wurde von Dr. Soon, Prof. Scafetta und 35 anderen Wissenschaftlern in einer kürzlich erschienenen Studie verteidigt[i]. Um die Auswirkungen der Sonne auf das Klima zu erklären, haben diese Wissenschaftler ihre eigene, auf ländlichen Stationen basierende Temperatur-Rekonstruktion erstellt, um den städtischen Wärmeeffekt zu vermeiden, sowie ihre eigene Rekonstruktion der Sonnenaktivität der letzten zwei Jahrhunderte. Abbildung 1 links zeigt ihre Rekonstruktion im Vergleich zu der vom IPCC akzeptierten Rekonstruktion auf der rechten Seite. Die Unterschiede zwischen den beiden Rekonstruktionen würden einen viel größeren Einfluss der Sonne auf das Klima erklären als vom IPCC angenommen.

Abbildung 1. Das linke Diagramm zeigt in Schwarz eine Temperatur-Rekonstruktion, die nur ländliche Stationen aus vier Regionen des GHCN-Datensatzes der NOAA verwendet, und in Orange eine Sonnenreihe mit hoher Variabilität. Das rechte Diagramm zeigt in Schwarz eine Temperaturrekonstruktion mit städtischen und ländlichen Stationen und in Orange eine vom IPCC AR6 empfohlene Sonnenreihe (aus Soon et al. 2023).

Nach der zweiten Theorie ist es die kosmische Strahlung, die das Klima verändert, und das Magnetfeld der Sonne reguliert die Anzahl der auf die Erde treffenden kosmischen Strahlen. Es handelt sich also um einen indirekten Effekt, aber auch um einen linearen, da die Veränderung der kosmischen Strahlung proportional zur Aktivität der Sonne wäre.

Diese von Dr. Svensmark vorgeschlagene Theorie beruht auf der Tatsache, dass die kosmische Strahlung Ionen in der Atmosphäre erzeugt, die als Kondensationskerne wirken [ii]. Ein Teil der Theorie wurde durch Experimente in einem Teilchenbeschleuniger bestätigt, aber es ist noch nicht bekannt, ob der Effekt signifikant genug ist. Ein Problem besteht darin, dass die kosmische Strahlung zugenommen hat, während die Satelliten eine Abnahme der unteren Wolkenschicht zeigen, was zu der beobachteten Erwärmung beitragen könnte.

Abbildung 2. Prozentuale Anomalie der Wolkenbedeckung (schwarz) aus dem EUMETSAT CM SAF-Datensatz. Daten zur kosmischen Strahlung (rot) aus der Datenbank des Neutronenmonitors in Oulu.

Die dritte Theorie ist die von mir vorgeschlagene [iii], bei der die Sonne indirekt auf das Klima einwirkt und ihre Wirkung nichtlinear ist, weil andere Faktoren beteiligt sind. Nichtlinear bedeutet, dass die Wirkung nicht proportional zur Ursache ist. Dies erklärt, warum es keine direkte Korrelation zwischen der Sonne und den Temperaturen gibt, obwohl die Wirkung der Sonne wichtig ist. Was ist das für ein Prozess, der das Klima auf natürliche Weise verändern kann, den die Wissenschaftler aber nicht richtig berücksichtigt haben? Es ist der Wärmetransport.

Abbildung 3. Drei Haupttypen von Sonnentheorien, die auf den direkten oder indirekten Auswirkungen verschiedener Komponenten der Sonnenvariabilität beruhen. Es wurden auch weniger gut ausgearbeitete Hypothesen vorgeschlagen, die sich auf Sonnenpartikel und Sonnenwind stützen.

14. Änderungen des Wärmetransportes verändern das Klima

Was ist Wärmetransport?

Der größte Teil der Sonnenenergie erreicht die Erde in den Tropen, wodurch eine Zone des Energieüberschusses entsteht, die mehr Energie aufnimmt als sie abgibt, wie in Abbildung 4 rot dargestellt. Außerhalb der Tropen gibt es zwei Bereiche mit Energie-Defizit, die weniger Energie aufnehmen als sie abgeben und deren Größe von den Jahreszeiten abhängt. Sie sind in Abbildung 4 blau dargestellt, die die Situation während des Winters in der nördlichen Hemisphäre zeigt. Diese Ungleichgewichte sollten zu einer kontinuierlichen Erwärmung in der roten Zone und einer kontinuierlichen Abkühlung in den blauen Zonen führen. Dass dies nicht geschieht, ist auf den Wärmetransport zurückzuführen, der auch Feuchtigkeit und Wolken transportiert und für das Klima sehr wichtig ist. Das Klima jeder Region hängt von der Sonneneinstrahlung und dem Transport von Wärme und Feuchtigkeit ab.

Abbildung 4. Aktuelle Grafik der mittleren Nettostrahlung am oberen Rand der Atmosphäre nach Breitengrad für Dezember-Februar, mit positiven Werten in rot und negativen Werten in blau, eingebettet in einen Schaubild, das die Neigung der Erde in Bezug auf die Sonne zeigt. Die Richtung des Wärme- und Feuchtetransports ist mit lila Pfeilen dargestellt.

Der Wärmetransport ist ein besonders schwer zu untersuchender Klimaprozess, und einige Wissenschaftler, die ihn erforschen, sind der Meinung, dass die derzeitigen Theorien ihn nicht zufriedenstellend beschreibenn [iv]. Die jahreszeitlichen Schwankungen des Wärmetransports sind sehr wichtig. Aufgrund der Neigung der Erdachse wird im Winter viel mehr Wärme transportiert als im Sommer.

Im ersten Kapitel des 6. Sachstandsberichts gibt der IPCC eine klare Erklärung des Klimawandels und definiert dessen Ursachen wie folgt: „Die für den Klimawandel verantwortlichen natürlichen und anthropogenen Faktoren werden heute als ‚Strahlungstreiber‘ oder ‚Forcer‘ bezeichnet. Die Nettoveränderung des Energiehaushalts an der Obergrenze der Atmosphäre, die sich aus der Veränderung eines oder mehrerer solcher Treiber ergibt, wird als ‚Strahlungsantrieb‘ bezeichnet.“

Dem IPCC zufolge wird der Wärmetransport nicht als Strahlungsantrieb und somit nicht als Ursache des globalen Klimawandels angesehen. Seine Auswirkungen tragen lediglich zur internen oder regionalen Variabilität bei. Diese Sichtweise spiegelt sich in der geringen Aufmerksamkeit wider, die dem Wärmetransport in den IPCC-Berichten gewidmet wird. Im umfangreichen, 2391 Seiten umfassenden 6. Sachstandsbericht wird der Wärmetransport nur kurz in einem 5-seitigen Unterabschnitt über den Wärmeinhalt der Ozeane erwähnt [v]. In diesem Unterabschnitt erfahren wir, dass der Klimawandel auf die Wärmezufuhr zurückzuführen ist, während Veränderungen in der Ozeanzirkulation eine Umverteilung der Wärme bewirken.

Nach Ansicht des IPCC haben Schwankungen des Wärmetransports nicht zum jüngsten Klimawandel beigetragen, da sie lediglich eine Umverteilung der Wärme innerhalb des Klimasystems bewirken, während der jüngste Klimawandel darauf zurückzuführen ist, dass dem System Wärme zugeführt wird. Daher kann der Wärmetransport keinen globalen Klimawandel verursachen, sondern nur regionale Veränderungen.

Abbildung 5. Der erste Einwand, dass Veränderungen im Wärmetransport eine Ursache für den Klimawandel sind, ist falsch, da der Treibhauseffekt sehr ungleichmäßig ist, so dass der Emissionsgrad durch den polwärts gerichteten Wärmetransport verändert wird.

Stimmt das? Nein, das stimmt nicht. Es wird selten erwähnt, aber 75 % des Treibhauseffekts der Erde sind auf Wasserdampf und Wasserwolken zurückzuführen [vi], und ihre Verteilung nach Breitengraden ist extrem ungleichmäßig. Die tropische Atmosphäre enthält viel Wasser, die polare Atmosphäre dagegen im Winter fast keines. Daher ist der Treibhauseffekt in den Polarregionen extrem gering, und der Wärmetransport aus den Tropen in die Arktis verändert die Emissionen. Das bedeutet, dass der Gesamtwert nicht konstant ist, so dass der Wärmetransport das globale Klima durch Änderungen der Wasserdampf- und Wolkenverteilung verändern kann.

In den 1960er Jahren stellte Jacob Bjerknes fest, dass, wenn die Flüsse an der Obergrenze der Atmosphäre und die ozeanische Wärmespeicherung relativ konstant bleiben, auch der gesamte Wärmetransport durch das Klimasystem konstant bleiben würde. Dies bedeutet, dass Änderungen des atmosphärischen oder ozeanischen Transports durch Änderungen der gleichen Größenordnung und mit entgegengesetztem Vorzeichen im jeweils anderen Bereich ausgeglichen werden sollten. Diese Bjerknes-Kompensation wurde empirisch nicht nachgewiesen, ist aber in allen Modellen vorhanden, obwohl ihre physikalische Grundlage unbekannt ist [vii]. Wenn die Kompensation stimmt, sollte sie dazu führen, dass der Transport konstant bleibt und somit keine Ursache für den Klimawandel darstellt.

Abbildung 6. Der zweite Einwand, dass Veränderungen im Wärmetransport eine Ursache für den Klimawandel sind, ist falsch, da der Wärmetransport in die Arktis nicht den erwarteten Ausgleich zeigt.

Aber auch hier ist die Realität anders. Der Wärmetransport kann sowohl in der Atmosphäre als auch im Ozean zunehmen, wodurch sich die Menge der transportierten Energie ändert. Das ist eigentlich logisch, denn ein großer Teil des Transports im Ozean erfolgt durch Oberflächenströmungen, die vom Wind angetrieben werden, der auch für den Wärmetransport in der Atmosphäre verantwortlich ist. Wenn der Wind zunimmt, sollte der Transport in beiden Sphären zunehmen.

Abbildung 7. Obere Grafik: Troposphärischer latenter Energietransport im Winter über 70°N durch planetarische Wellen (Rydsaa et al., 2021). Untere Grafik: Ozeanischer Wärmetransport in die Arktis und das Nordmeer in Terawatt (Tsubouchi et al. 2021).

Dies wird auch durch Daten aus zwei Studien über den arktischen Wärmetransport in den letzten Jahrzehnten gestützt [viii]: Sowohl der atmosphärische als auch der ozeanische Wärmetransport haben zu Beginn des 21. Jahrhunderts zugenommen. In der Arktis sind die Wintertemperaturen stark gestiegen. Offensichtlich muss diese Wärme dorthin transportiert werden, da die Sonne im Winter in der Arktis nicht scheint und somit keine Wärme erzeugt wird. Und der Temperaturanstieg hat die Emission von Infrarotstrahlung in den Weltraum stark erhöht. Man bedenke, dass der Treibhauseffekt in der Arktis zu dieser Jahreszeit sehr schwach ist und die Wärme nicht zurückgehalten wird. Durch die Erwärmung der Arktis, die durch den verstärkten Transport verursacht wird, verliert der Planet mehr Energie, als er vorher verloren hat.

Abbildung 8. Oberes Diagramm: Temperaturanomalie im arktischen Winter. Daten vom Dänischen Meteorologischen Institut. Unteres Diagramm: 5-Jahres-Durchschnitt der langwelligen Strahlungsanomalie von November bis April an der Obergrenze der Atmosphäre bei 70-90°N aus NOAA-Daten (schwarz) und Sonnenaktivität (Sonnenflecken, rot) mit dekadischer Gauß-Glättung (dicke Linie).

Was also hat die Erwärmung der Arktis im 21. Jahrhundert verursacht? Das CO₂ ist seit den 1950er Jahren stark gestiegen, und seine Auswirkungen auf die Strahlung treten sofort auf, es dauert keine 50 Jahre. Es wird auch davon gesprochen, dass es eine Folge der Erwärmung ist, die seit Mitte der 1970er Jahre stattfindet, aber warum sollte es zwei Jahrzehnte dauern, bis die Wärme die Arktis erreicht? Wir haben die Sonne. Die Erwärmung der Arktis und die Zunahme der ausgehenden Strahlung fallen zeitlich mit dem Rückgang der Sonnenaktivität zusammen, der Mitte der 1990er Jahre mit dem Sonnenzyklus 23 begann, der, wie wir gesehen haben, von einer Abschwächung des Polarwirbels begleitet wurde.

Woher wissen wir, dass die Veränderung der Sonnenaktivität die Veränderung des Transports und die Erwärmung der Arktis verursacht hat? Weil dies schon seit Tausenden von Jahren der Fall ist. Eine Studie führender Wissenschaftler untersuchte die Beziehung zwischen der Sonnenaktivität und der Temperatur Grönlands und stellte fest, dass die Sonnenaktivität in den letzten 4000 Jahren umgekehrt mit der Temperatur Grönlands korreliert war [ix]. Wenn die Sonnenaktivität abnahm, erwärmte sich Grönland, so wie es jetzt der Fall ist. Sie besagt auch, dass es in diesen 4000 Jahren Perioden gab, in denen es in Grönland wärmer war als jetzt, was nicht mit unseren Emissionen vereinbar ist.

15. Wie die Sonne den Wärmetransport beeinflusst

Das Signal der Sonne wird in der stratosphärischen Ozonschicht empfangen, die einen Großteil der ultravioletten Strahlung absorbiert. Dies ist ein sehr empfindlicher Empfänger, da sich die UV-Strahlung 30-mal stärker verändert als die Gesamtstrahlung (3 %). Durch die Zunahme der UV-Strahlung entsteht aber auch mehr Ozon, das ebenfalls um 3 % zunimmt. Mit mehr Ozon und mehr UV-Strahlung erfährt die Ozonschicht einen Temperaturanstieg von 1°C mit der Sonnenaktivität, was viel mehr ist als an der Oberfläche.

Die Reaktion des Ozons auf Veränderungen der Sonnenaktivität verändert die Temperatur- und Druckgradienten, wodurch sich, wie wir bereits gesehen haben, die Geschwindigkeit der zonalen Winde in der Stratosphäre ändert. Wenn die Aktivität hoch ist, werden die Gradienten größer und die Windgeschwindigkeit nimmt zu, wenn die Aktivität niedrig ist, werden die Gradienten kleiner und die Windgeschwindigkeit nimmt ab. In der Troposphäre werden atmosphärische Wellen, so genannte planetarische Wellen, erzeugt, die bei schwachem Wind die Stratosphäre erreichen und auf den Polarwirbel treffen, wodurch dieser geschwächt wird. Bei starkem Wind gelingt es ihnen jedoch nicht, in die Stratosphäre zu gelangen, und der Wirbel bleibt stark. Die Veränderungen im Wirbel werden auf die Troposphäre übertragen und verändern die atmosphärische Zirkulation und den Wärmetransport.

Abbildung 9. Schaubild, das den Prozess zeigt, durch den die Sonnenaktivität die Aktivität der planetarischen Wellen in der Stratosphäre und die Stärke des Polarwirbels und damit die winterliche atmosphärische Zirkulation und den Wärmetransport in Richtung Arktis reguliert.

Planetarische Wellen sind atmosphärische Wellen vom Rossby-Typ. Die größten Stürme auf dem Planeten passen in ihre Wellen und haben einen großen Einfluss auf die Meteorologie. Sie sind für einige der extremsten atmosphärischen Phänomene verantwortlich, wie z. B. die Hitzewellen in Europa im Jahr 2003 und in Russland im Jahr 2010 sowie die Überschwemmungen in Pakistan im Jahr 2010, in China im Jahr 2012 und in Europa im Jahr 2013. Die Energiemenge, die sie bewegen, ist atemberaubend. Die planetarischen Wellen sind die größten von allen und können unter bestimmten Bedingungen die Stratosphäre erreichen, den Polarwirbel treffen und ihn schwächen.

[Einschub des Übersetzers: Nach der Rossby-Formel bzgl. der planetarischen Wellen sind Verlagerung, Amplitude und Varianz derselben direkt abhängig vom sog. „zonalen Grundstrom“. Diesen erwähnt der Autor jedoch mit keinem Wort, was dem Gesamt-Kontext des Beitrages jedoch keinen Abbruch tut. – Ende Einschub]

Vor fünfzig Jahren schlug ein Wissenschaftler vor, dass planetarische Wellen ein möglicher Kandidat für den Prozess sein könnten, wenn die Sonne einen Einfluss auf das Klima hätte [x]. Aber niemand untersuchte diese Möglichkeit, und die Studie geriet in Vergessenheit.

Eine Studie aus dem Jahr 2011 gab ihm schließlich Recht und zeigte, dass planetarische Wellen in der nördlichen Hemisphäre auf den Sonnenzyklus reagieren [xi]. Abbildung 10 zeigt den Sonnenfleckenzyklus in rot und die Amplitude der planetarischen Wellen in schwarz. Wir beobachten große Schwankungen von einem Jahr zum anderen, weil der Prozess nicht nur von der Sonne abhängt, sondern auch von anderen Ursachen beeinflusst wird. Dies ist die Schwierigkeit bei der Untersuchung nichtlinearer Phänomene. Der Einfluss des Sonnenzyklus‘ ist jedoch eindeutig, da die höchsten Amplituden in Zeiten geringer Sonnenaktivität auftreten.

Abbildung 10. Index der planetarischen Wellenamplitude, basierend auf der gemittelten Amplitude der Wellenzahlen 1-3, gemittelt über 55-75°N in 70-20 hPa (schwarz, aus Powell & Xu, 2011). Jährlicher Sonnenfleckenindex (rot, aus SILSO). Lila Kreise kennzeichnen Jahre mit hoher Wellenamplitude, die mit geringer Sonnenaktivität zusammenfallen.

Die Auswirkungen, die dies auf den Polarwirbel hat, wurden in Teil 2 erörtert und sind in Abbildung 11 dargestellt. Aktivere Sonnenzyklen mit geringerer Amplitude planetarischer Wellen weisen einen hohen zonalen Grundstrom und die Bildung intensiverer Zyklonen auf. Der schwächere zonale Grundstrom bei weniger aktiven Sonnenzyklen lässt die Amplitude dieser Wellen zunehmen, während der Polarwirbel sich abschwächt.*

[*Dieser Abschnitt wurde nicht wörtlich übersetzt, sondern vom Übersetzer mehr der Rossbywellen-Theorie angepasst.]

Abbildung 11. Monatliche Sonnenfleckenzahl (rot), kumulative Anomalie der zonalen Windgeschwindigkeit bei 54,4°N, 10 hPa (blau, Lu et al. 2008), und die mittlere Anomalie der geopotentiellen Höhe bei 20 hPa (violett, NCEP, Christiansen 2010).

Die Auswirkung auf die Häufigkeit kalter Winter in der nördlichen Hemisphäre haben wir bereits erwähnt, aber wie erklärt dieser Prozess die Veränderung des globalen Klimas?

16. Wie die Sonne das Klima ändert

Meine Theorie ist, dass bei hoher Sonnenaktivität die zonalen Winde verstärkt werden, so dass die planetarischen Wellen nicht in die Stratosphäre eindringen können und der Wirbel den ganzen Winter über stark bleibt. Dadurch, dass der Wirbel wie eine Mauer wirkt, verringert sich der Wärmetransport in die Arktis im Winter, wodurch die Temperaturen sinken und die Infrarotemissionen in den Weltraum, durch die die Wärme von der Erde entweicht, reduziert werden. Alle diese Schritte sind von Wissenschaftlern überprüft worden. Das Ergebnis ist, dass der Planet durch die Verringerung der Emissionen mehr Energie speichert, was zu einer Erwärmung des Planeten führen kann. Dies war von Mitte der 1970er bis Ende der 1990er Jahre der Fall, als sich der Planet bei hoher Sonnenaktivität stark erwärmte.

Abbildung 12. Klimaverändernder Prozess durch Veränderung des Wärmetransports als Folge hoher Sonnenaktivität.

Bei geringer Sonnenaktivität schwächt sich der zonale Grundstrom ab, so dass planetarische Wellen in die Stratosphäre eindringen und auf den Wirbel treffen, wodurch dieser geschwächt wird. Mit der Abschwächung des Wirbels nimmt der Wärmetransport in die Arktis zu, wodurch sich diese erwärmt. Diese Erwärmung erhöht die Emissionen in den Weltraum, wodurch der Planet weniger Energie speichern kann. Das Ergebnis ist, dass sich der Planet entweder langsamer erwärmt oder abkühlt, abhängig von anderen Faktoren. Da dieser Prozess die Wärmemenge reguliert, die im Winter in die Arktis gelangt, habe ich meine Theorie „The Winter Gatekeeper“ genannt.

Abbildung 13. Klimaverändernder Prozess durch Veränderung des Wärmetransports als Folge geringer Sonnenaktivität.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei nicht um eine Sonnentheorie handelt, auch wenn sie den Einfluss der Sonne auf das Klima erklärt. Schwankungen im Wärmetransport sind eine allgemeine Ursache für den Klimawandel. Sie sind vielleicht die wichtigste. Jeder Faktor, der die transportierte Wärmemenge dauerhaft verändert, wird zu einer Ursache des Klimawandels, und dazu gehören auch die Plattentektonik und orbitale Schwankungen. Diese Theorie ist in der Lage, die Eiszeit der letzten 34 Millionen Jahre und das Wachsen und Schrumpfen der Eisschilde in den Eiszeiten und Zwischeneiszeiten zu erklären [xii]. Die Erklärungen, die sie liefert, passen besser zu den Beweisen als die CO₂-Veränderungen.

Der von mir vorgeschlagene solare Prozess weist die folgenden Merkmale auf:

– Er ist indirekt, denn was das Klima verändert, ist nicht die Veränderung der Sonnenenergie, sondern die Veränderung des Wärmetransports.

– Er ist ausschließlich auf Veränderungen der ultravioletten Strahlung der Sonne zurückzuführen.
– Er führt zu dynamischen Veränderungen in der Stratosphäre, dem Teil des Klimasystems, dessen Reaktion auf die Sonne für den Klimawandel wichtig ist.

– Der Prozess funktioniert über die Veränderung der Ausbreitung planetarer Wellen, wie bereits vor 50 Jahren vorgeschlagen.

– Da es mehrere Ursachen gibt, die sich auf diese Ausbreitung auswirken, wird die Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht-linear, was die Untersuchung sehr schwierig macht, da wir Menschen linear denken.

– Er wirkt sich auf den Polarwirbel aus, der die Vorgänge in der Stratosphäre auf die Troposphäre überträgt und die Position der Jetstreams und die atmosphärische Zirkulation im Winter bestimmt.

– In seinem letzten Teil verändert der Prozess den Wärmetransport in die Arktis im Winter. Dies ist die sichtbarste Auswirkung der Sonne auf das Klima. Die Wintertemperaturen in der Arktis und die Häufigkeit kalter Winter im östlichen Nordamerika und in Eurasien verdeutlichen den Einfluss der Sonne auf das Klima.

– Und schließlich funktioniert der Prozess, weil der Treibhauseffekt auf der Erde sehr heterogen ist. In den Tropen bildet er eine sehr dicke Decke, während die Pole ungeschützt bleiben. Eine Erhöhung der CO₂-Konzentration ändert daran nichts, weil der größte Teil des Treibhauseffekts auf Wasser zurückzuführen ist, das sich viel stärker verändert als CO₂.

Diese Theorie erklärt viele der Effekte, welche die Sonne seit jeher auf das Klima hat.:

Abbildung 14. Der solare Teil der Winter-Gatekeeper-Theorie liefert eine Erklärung für mehrere Fragen und solar-klimatische Phänomene, von denen einige bisher nicht richtig erklärt werden konnten.

– Der Prozess erklärt das Missverhältnis zwischen der geringen Veränderung der Sonnenenergie und dem daraus resultierenden Klimaeffekt. Die Veränderung der Sonnenenergie liefert nur das Signal, wie der Finger, der den Knopf eines Aufzugs drückt. Die Energie zur Veränderung des Klimas wird von planetarischen Wellen geliefert, die sehr große Energiemengen transportieren und auf empfindliche Teile des Klimas einwirken.

– Dies erklärt den fehlenden Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung, der von der NASA und dem IPCC behauptet wird. Es handelt sich um einen nichtlinearen Prozess, für den keine lineare Korrelation gelten kann.

– Er erklärt die jüngste Erwärmung der Arktis, deren Zeitpunkt nicht durch CO₂ oder die globale Erwärmung erklärt werden kann.

– Er erklärt die jüngste Zunahme kalter Winter in der nördlichen Hemisphäre, die Wissenschaftler nicht angemessen erklären können.

– Er erklärt die durch die Sonne bedingten Veränderungen der Erdrotation, die bisher niemand erklären konnte. Die von der Sonne verursachten Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation sind es, die den Drehimpuls verändern, der für die Schwankungen der Erdrotation verantwortlich ist.

– Er erklärt die kumulative Wirkung von Änderungen der Sonnenaktivität auf das Klima und warum große Sonnenminima eine so große Wirkung haben, die proportional zu ihrer Dauer ist. Die geringe Aktivität verändert die Energiebilanz, indem sie die Emissionen während der Dauer des Großen Minimums erhöht, wodurch die Energie des Klimasystems schrittweise verringert wird und die Auswirkungen mit der Zeit größer und globaler werden.

– Dies erklärt die größeren Auswirkungen des solar bedingten Klimawandels auf die nördliche Hemisphäre, da er sich auf den Wärmetransport in die Arktis auswirkt. Der antarktische Polarwirbel ist viel stärker und reagiert weniger empfindlich auf solare Einflüsse. Aus diesem Grund waren die mittelalterliche Warmzeit und die kleine Eiszeit, die durch die Sonneneinstrahlung verursacht wurden, auf der Nordhalbkugel viel stärker ausgeprägt.

– Dies erklärt auch einen großen Teil der Erwärmung im 20. Jahrhundert. Die 70 Jahre des großen Sonnenmaximums in jenem Jahrhundert führten zu einer Energieerhöhung und Erwärmung des Planeten.

17. Schlussfolgerungen

Die Sonne hat viel über das zukünftige Klima zu sagen, aber wir hören nicht auf sie. Langfristige Veränderungen der Sonnenaktivität sind zyklisch, und was jetzt zur Erwärmung beiträgt, wird in der Zukunft wieder davon abgezogen. Diese Theorie leugnet nicht, dass sich Veränderungen des CO₂ auf das Klima auswirken, und sie beruht in der Tat auf Unterschieden bei den Emissionen aufgrund von Veränderungen des Treibhauseffekts, nur nicht zeitlich, sondern räumlich, je nach Breitengrad. Aber es ist unbestreitbar, dass, wenn die Sonne eine relevante Rolle bei der Erwärmung des 20. Jahrhunderts gespielt hat, sie die Rolle unserer Emissionen reduziert.

Dieser Artikel kann auch in diesem 19-Minuten-Video mit englischen und französischen Untertiteln.

References

[i] Soon, W., et al., 2023. The detection and attribution of northern hemisphere land surface warming (1850–2018) in terms of human and natural factors: Challenges of inadequate data. Climate, 11 (9), p.179.

[ii] Svensmark, H., 1998. Influence of cosmic rays on Earth’s climate. Physical Review Letters, 81 (22), p.5027.

[iii] Vinós, J., 2022. Climate of the Past, Present and Future. A scientific debate. Critical Science Press. Madrid.

[iv] Barry, L., et al., 2002. Poleward heat transport by the atmospheric heat engine. Nature, 415 (6873), pp.774-777.

[v] Fox-Kemper, B., et al., 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. 6th AR IPCC. Ch. 9 Ocean, Cryosphere and Sea Level Change. pp.1228–1233.

[vi] Schmidt, G.A., et al., 2010. Attribution of the present‐day total greenhouse effect. Journal of Geophysical Research: Atmospheres, 115 (D20).

[vii] Outten, S., et al., 2018. Bjerknes compensation in the CMIP5 climate models. Journal of Climate, 31 (21), pp.8745-8760.

[viii] Rydsaa, J.H., et al., 2021. Changes in atmospheric latent energy transport into the Arctic: Planetary versus synoptic scales. Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, 147 (737), pp.2281-2292. Tsubouchi, T., et al., 2021. Increased ocean heat transport into the Nordic Seas and Arctic Ocean over the period 1993–2016. Nature Climate Change, 11 (1), pp.21-26.

[ix] Kobashi, T., et al., 2015. Modern solar maximum forced late twentieth century Greenland cooling. Geophysical Research Letters, 42 (14), pp.5992-5999.

[x] Hines, C.O., 1974. A possible mechanism for the production of sun-weather correlations. Journal of the Atmospheric Sciences, 31 (2), pp.589-591.

[xi] Powell Jr, A.M. and Xu, J., 2011. Possible solar forcing of interannual and decadal stratospheric planetary wave variability in the Northern Hemisphere: An observational study. Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics, 73 (7-8), pp.825-838.

[xii] Vinós, J. 2023. Solving the Climate Puzzle. The Sun’s surprising role. Critical Science Press. Madrid.

Link: https://judithcurry.com/2024/06/11/how-we-know-the-sun-changes-the-climate-iii-theories/#more-31308

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Woher wir wissen, dass die Sonne Motor des Klimawandels ist. Teil 2: Die Gegenwart

Javier Vinós

Teil 2 einer dreiteiligen Reihe. Teil 1 steht hier, in deutscher Übersetzung hier.

Der Einfluss der Sonne auf das Klima ist seit 200 Jahren umstritten. Das Grundproblem besteht darin, dass wir bei der Untersuchung der Vergangenheit starke klimatische Veränderungen beobachten, die mit längeren Perioden geringer Sonnenaktivität einhergehen, während wir bei der Beobachtung der Gegenwart nur geringe Auswirkungen aufgrund des 11-jährigen Sonnenzyklus feststellen können. Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für diese Diskrepanz. Die wichtigste Frage ist jedoch, wie die Sonne das Klima beeinflusst.

In diesem Artikel untersuchen wir die Auswirkungen des 11-jährigen Sonnenzyklus‘ auf das Klima in den letzten Zyklen und ihren Zusammenhang mit den jüngsten Klimaveränderungen.

  1. Der IPCC sagt

In seinem 5. Bewertungsbericht hat der IPCC Klimamodelle verwendet, um den Beitrag der Sonne zur Erwärmung zu berechnen. Diese Modelle berücksichtigen nur Veränderungen der Gesamtenergie, die von der Sonne kommt und die bekanntermaßen nur um 0,1 % schwankt. Daher lautet die Antwort des IPCC, dass die Sonne nichts zur Erwärmung beigetragen hat [i]. Dies ist absurd, wenn man unser Wissen über das Klima der Vergangenheit und die Tatsache berücksichtigt, dass wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein 70-jähriges Sonnenmaximum erlebt haben, eine der aktivsten Perioden der Sonnenaktivität seit Tausenden von Jahren.

Graphik nach AR5, WGI, Ch. 5, FAQ 5.1, Abbildung 1, Seite 393

Der IPCC ignoriert eine Vielzahl von Beweisen dafür, dass die Sonne das Klima in einer Weise beeinflusst, die nicht allein durch diese Energieänderungen erklärt werden kann. Aus Platzgründen können wir nur auf einige dieser unerklärlichen Auswirkungen eingehen. Beginnen wir mit der Oberfläche.

  1. Auswirkungen der Sonne auf die Oberfläche

Der größte Teil der Sonnenenergie erreicht die Oberfläche des Planeten. Wenn diese Energie um 0,1 % zunimmt, dann erhält jeder Punkt auf der Oberfläche 0,1 % mehr. Man würde erwarten, dass dies zu einer geringen Gesamterwärmung führt, die von Wissenschaftlern auf zwei Hundertstel Grad Celsius geschätzt wird und die nicht nachweisbar ist. Aber das ist nicht das, was beobachtet wird. Mehrere Studien zeigen, dass sich die Oberfläche im Laufe des Sonnenzyklus‘ viermal stärker erwärmt als erwartet, nämlich um 0,1°C, und zwar in äußerst unregelmäßiger Weise mit großen räumlichen Schwankungen [ii].

Abbildung aus Lean 2017. Die Reaktion der Temperatur auf den Sonnenzyklus aus Beobachtungen unter Verwendung multipler Regression vom Minimum 1996 bis zum Maximum 2002. Auf der rechten Seite sind die zonal gemittelten Änderungen dargestellt.

Beim Übergang von einem solaren Minimum zu einem solaren Maximum zeigen einige Gebiete eine Erwärmung von mehr als 1 °C, während andere mehr als ein halbes Grad Abkühlung aufweisen. Dies ist nicht der Effekt, den man erwarten würde. Wenn wir den Durchschnitt für jeden Breitengrad analysieren, stellen wir eine sehr starke Erwärmung um den 60° nördlicher Breite fest. Wenn wir jedoch die Veränderung in 20 km Höhe, in der Stratosphäre, analysieren, stellen wir etwas sehr Merkwürdiges fest. Die Reaktion in dieser Schicht der Atmosphäre ist umgekehrt zur Reaktion an der Oberfläche. Warum ist das wichtig? Der IPCC sagt uns, dass einer der Fingerabdrücke der Erwärmung aufgrund unserer Emissionen darin besteht, dass wir eine Erwärmung an der Oberfläche und eine Abkühlung in der Stratosphäre beobachten. Aber wenn die Sonne ebenfalls eine umgekehrte Reaktion zwischen den beiden zeigt, dann ist die Beobachtung nicht mehr ein Beweis für die Emissionen als Ursache. Es könnte die Sonne sein. Wichtig ist auch, dass der Teil des Globus‘, der sich während der globalen Erwärmung (seit 1976) am stärksten erwärmt hat, die Landoberfläche der nördlichen Hemisphäre ist, also genau die Region, die als Reaktion auf eine aktivere Sonne die stärkste Erwärmung zeigt, während es in den Tropen kaum wärmer geworden ist.

  1. Auswirkungen der Sonne auf den Ozean

Vor Jahren untersuchten einige Wissenschaftler die Erwärmungs- und Abkühlungsraten in der oberen Schicht der tropischen Ozeane. Sie fanden heraus, dass sie einem ähnlichen Zyklus folgen wie die Sonne [iii]. Es gibt jedoch ein Problem: Die Schwankungen der Sonnenenergie sind zehnmal geringer als sie sein müssten, um diese Veränderungen zu verursachen. Anstatt zu akzeptieren, dass dies für eine indirekte Wirkung der Sonne auf das Klima spricht, ignorierten die meisten Wissenschaftler die Studie.

Abbildung aus White et al. 2003. Oben: Anomalie der Wärmespeicherung oberhalb der 22°C-Isotherme von 30°S bis 30°N, ausgedrückt in W (gespeichert)/m². Unten: Anomalie der Sonneneinstrahlung.

Im Pazifik drücken die Passatwinde das warme Oberflächenwasser nach Westen und führen kaltes Tiefenwasser vor der Küste Südamerikas heran. Dies wird als die neutrale Phase bezeichnet. In manchen Jahren werden die Passatwinde stärker und schieben das kalte Wasser in Richtung des Zentrums des Pazifiks, wodurch sich mehr warmes Wasser im Westen ansammelt. Dies ist die La-Niña-Phase. In anderen Jahren wehen die Passatwinde langsamer oder in die entgegengesetzte Richtung, das kalte Wasser hört auf, im Osten aufzusteigen, und das Wasser im zentralen und östlichen Pazifik erwärmt sich. Dies ist die El-Niño-Phase. Diese Oszillation beeinflusst das Wetter in weiten Teilen der Erde, und wir dürfen nicht vergessen, dass sie drei Zustände hat, nicht zwei.

Seit 1990 gibt es unzählige Studien über den Sonnenzyklus und El Niño. In Zeitschriftenartikeln, Büchern oder IPCC-Berichten findet man jedoch keinen einzigen Hinweis darauf.

Ich habe diese Beziehung anhand von Daten über die Sonnenaktivität und den ozeanischen El-Niño-Index untersucht, der in blau die Zeiten anzeigt, in denen der äquatoriale Pazifik kühler als der Durchschnitt ist, und in rot die Zeiten, in denen er wärmer ist. Da die Sonnenzyklen leicht unterschiedlich lang sind, habe ich beide Datenreihen in Segmente eines Sonnenzyklus‘ unterteilt und dann die Länge so angepasst, dass sie für alle Zyklen gleich ist. Dieses statistische Verfahren wird als Epochenanalyse bezeichnet. Auf diese Weise werden der Mittelwert und die Varianz der Daten für Zeiträume ermittelt, die in ihrer Phase des Zyklus‘ übereinstimmen. Dabei zeigte sich ein Muster, das auf eine Reaktion von El Niño auf die Sonnenaktivität hinweist. Ich untersuchte einen Zeitraum, in dem der Zyklus an Aktivität zunimmt, was mit La-Niña-Bedingungen einhergeht. Ich habe die Monte-Carlo-Methode angewandt, um die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass dieses Ergebnis zufällig ist, und die Antwort war nur 0,7 %. Das bedeutet, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,3 % die La-Niña-Bedingungen zu diesem Zeitpunkt des Sonnenzyklus‘ auf die Sonne zurückzuführen sind.

Die Abbildung zeigt eine Epochenanalyse der Sonnenaktivität und des ozeanischen El-Niño-Index‘. Die X-Achse ist die variable Länge eines vollen Sonnenzyklus‘. Die rechten Kurven zeigen den Mittelwert und die Standardabweichung der linken Kurven. Das rote Rechteck zeigt den Teil der Daten an, der mit der Monte-Carlo-Methode analysiert worden ist.

Da die Antwort für La Niña klarer ist, habe ich die relativen Häufigkeiten der einzelnen Phasen des El-Niño-Phänomens analysiert. Es zeigt sich, dass die Häufigkeit der Jahre mit neutralen Bedingungen dem Sonnenzyklus mit einer Verzögerung von ein oder zwei Jahren folgt. Überraschenderweise ist die Häufigkeit von La Niña das Gegenteil von Neutral. Die Sonnenaktivität bestimmt, ob es sich um ein La-Niña-Jahr oder ein neutrales Jahr handelt. Der Einfluss der Sonne auf El-Niño-Jahre ist weniger eindeutig. El Niño scheint eine andere Ursache zu haben, die in der im Ozean gespeicherten Wärmemenge liegen könnte. Das solare Muster wird durch eine Studie über die Häufigkeit von El Niño seit 1900 bestätigt, denn unter den sich wiederholenden Spitzen gibt es eine 11-Jahres-Spitze, die der Häufigkeit des Sonnenzyklus‘ entspricht[iv].

Die Abbildung zeigt die relative Häufigkeit für neutrale Jahre (orange) und La-Niña-Jahre (blau) aus der offiziellen Klassifizierung (Domeisen et al. 2019), die in den unteren Quadraten dargestellt ist. Die Häufigkeit wurde für ein gleitendes 5-Jahres-Fenster berechnet und nach Gauß geglättet.

Es ist erstaunlich, dass trotz der vielen Beweise und Studien die große Mehrheit der Wissenschaftler nicht erkennt, dass die Sonne das sehr wichtige El-Niño-Phänomen steuert. El Niño ist jedoch ein Produkt der Wirkung der Passatwinde über dem äquatorialen Pazifik. Um El Niño zu kontrollieren, muss die Sonne die atmosphärische Zirkulation steuern.

  1. Atmosphärische Auswirkungen

Wir wissen seit 1988, dass die Sonne die atmosphärische Zirkulation beeinflusst [v], aber wie andere Auswirkungen der Sonne auf das Klima auch ignorieren die meisten Wissenschaftler diese Erkenntnisse. Dieser Einfluss auf die Atmosphäre kann sich auf Hurrikane in einer viel bedeutenderen Weise auswirken als die globale Erwärmung. Das Diagramm der jährlichen Anzahl schwerer Wirbelstürme in der Welt (invertiert) zeigt, dass die Anzahl der Wirbelstürme während oder nach dem Sonnenmaximum tendenziell zunimmt [vi].

Abbildung nach Pielke & Maue 2024. Die Daten für globale schwere Hurrikane (≥94 Knoten) von Ryan Maue sind ein invertierter und zentrierter 3-Jahres-Durchschnitt. Er zeigt eine dekadische Periodizität.

Wie schafft es die Sonne, die Atmosphäre zu beeinflussen? Im Jahr 1959 entdeckte ein Wissenschaftler, dass Veränderungen im Polarwirbel auf die Sonnenaktivität zu reagieren schienen [vii]. Diese Frage wird weiterhin untersucht, und wir beginnen zu verstehen, dass ein Großteil der Auswirkungen der Sonnenaktivität auf die atmosphärische Zirkulation auf diesen Effekt zurückzuführen ist.

In der nächsten Grafik ist die Sonnenaktivität in Rot dargestellt. Die violette Farbe am unteren Rand zeigt die Stärke des Polarwirbels [viii]: Hohe Werte bedeuten einen starken Wirbel, niedrige Werte einen schwachen Wirbel. Diese Werte weisen in der Regel von Jahr zu Jahr große Schwankungen auf. In Blau ist die kumulative Windgeschwindigkeit dargestellt, die den Polarwirbel umweht [ix]. Wenn die Kurve nach oben zeigt, bedeutet dies, dass die Geschwindigkeit die meiste Zeit über dem Durchschnitt liegt und der Wirbel stark ist. Wenn sie nach unten zeigt, bedeutet dies das Gegenteil.

Diese Abbildung zeigt in rot die monatliche Anzahl der Sonnenflecken, in blau die kumulative Anomalie der zonalen Windgeschwindigkeit bei 54,4°N, 10 hPa (Lu et al. 2008) und in lila die mittlere Anomalie dss Geopotentials der 20 hPa-Fläche (NCEP, Christiansen 2010).

Während des Zyklus‘ 20 mit geringer Sonnenaktivität war der Wirbelwind langsamer als normal und die meisten Jahre hatten einen schwachen Wirbel. Dies entspricht den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, als viele Winter kalt waren. Dann kam Zyklus 21, der sehr aktiv war. Die Windgeschwindigkeit nahm zu, und es gab nur zu Beginn und am Ende des Zyklus‘, bei geringer Sonnenaktivität einen schwachen Wirbel. In den späten 1970er und 1980er Jahren waren die Winter wärmer. Zyklus 22 blieb sehr aktiv, und der Wind war weiterhin stärker als normal, was dazu führte, dass es keine schwachen Wirbeljahre gab. In den 1990er Jahren waren die Winter weiterhin mild. Mit Zyklus 23 nahm die Sonnenaktivität wieder ab, was zu einem Rückgang der Windgeschwindigkeit führte. Schwache Wirbeljahre kehrten zurück. Und ebenfalls seit Ende der 1990er Jahre sind kalte Winter zurückgekehrt, was Wissenschaftler, die den Einfluss der Sonne auf das Klima ignorieren, nur schwer erklären können.

Die mir vorliegenden Daten decken die Sonnenzyklen 24 und 25 nicht ab, aber die Korrelation zwischen geringer Sonnenaktivität und kalten Wintern besteht weiterhin, insbesondere im östlichen Nordamerika und in Eurasien. Seit den späten 1990er Jahren sind die Winter in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre tendenziell kälter geworden, während sich die Arktis erwärmt hat, wie die nächste Abbildung zeigt [x]. Der Winter 2024 war der kälteste in der Mongolei seit Jahrzehnten. 6 Millionen Tiere starben, das sind 10 % ihrer Population [xi].

Diese Abbildung zeigt die beobachteten Temperaturtrends für die Monate Januar und Februar im Zeitraum 1990-2015 (Kretschmer et al. 2018).

Ohne den Einfluss der Sonne auf das Klima zu verstehen ist dies nicht nachvollziehbar. Nichts davon hat etwas mit dem atmosphärischen CO₂ zu tun. Die Anerkennung der Tatsache, dass die Sonne die Temperatur der Winter auf der Nordhalbkugel steuert impliziert, dass die Sonne zur beobachteten Erwärmung beigetragen hat, da ein Großteil der Erwärmung auf den Anstieg der Tiefsttemperaturen auf der Nordhalbkugel zurückzuführen ist.

Die Auswirkungen der Sonne auf die Atmosphäre haben auch einen deutlichen Einfluss auf die Erdrotation.

  1. Auswirkungen auf die Erdrotation

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es möglich, die Geschwindigkeit der Erdrotation mit großer Genauigkeit zu messen. Im Jahr 1962 stellte ein französischer Wissenschaftler fest, dass die Sonnenaktivität die Rotationsgeschwindigkeit des Planeten verändert [xii]. Seitdem wurde diese Erkenntnis in Dutzenden von Studien bestätigt. Die Klimatologen ignorieren diese Erkenntnis.

Auch ich habe die Daten analysiert, und sie lassen keinen Raum für Zweifel. Die Erdrotation nimmt zweimal im Jahr zu, wenn auf jeder Hemisphäre der Winter eintritt. Ich habe mich für die Analyse der Veränderungen zwischen November und Januar entschieden, weil die Veränderungen kleiner und variabler sind und ich so die Reaktion besser erkennen kann. Diese Grafik vergleicht ein Jahr mit hoher Sonnenaktivität mit einem Jahr mit geringer Aktivität. Bei geringer Aktivität beschleunigt sich die Rotation und jede Umdrehung ist um eine halbe Millisekunde kürzer.

Diese Abbildung zeigt die Veränderungen der Tageslänge in Millisekunden für 2014 (rot) und 2017 (schwarz). IERS EOP C04-Daten mit Glättung.

Meine Analyse bestätigt, was viele Forscher festgestellt haben: Die Erdrotation ändert sich mit der Sonnenaktivität. Wenn die Sonnenaktivität niedrig ist, beschleunigt sich die Rotation zwischen November und Januar stärker, und wenn sie hoch ist, beschleunigt sie sich kaum noch. Der Effekt wird durch andere Phänomene gestört, die sich ebenfalls auf die Rotation des Planeten auswirken, wie z. B. El Niño, aber der 11-jährige Zyklus ist eindeutig. Andere Studien, bei denen die Daten anders behandelt wurden, kommen zu einem ähnlichen Ergebnis [xiii].

Diese Abbildung zeigt in Rot die Sonnenaktivität (10,7 cm-Fluss), in Schwarz die geglättete 3-Punkt-Amplitude der Tageslängenänderung im NH-Winter und in Lila das Ergebnis von Barlyaeva et al. 2014.

Die Auswirkung der Sonne auf die Rotation ist seit 60 Jahren bekannt, ohne dass bisher eine Erklärung dafür gegeben wurde. Seine Ursache muss zwangsläufig in Änderungen des Drehimpulses der Atmosphäre liegen. Der Austausch von Drehimpulsen zwischen der Erde und der Atmosphäre lässt sich mit dem vergleichen, was mit einem Schlittschuhläufer passiert, wenn er sich dreht. Je weiter sich die Arme vom Körper entfernen, desto langsamer wird die Drehung, und je mehr sie sich nähern, desto schneller wird die Drehung. Das Problem besteht darin, dass Änderungen des Drehimpulses, die groß genug sind, um die Erdrotation zu beeinflussen, nicht durch Änderungen von nur 0,1 % der von der Sonne auf der Oberfläche abgegebenen Energie verursacht werden können.

  1. Schlussfolgerungen

Nichts von dem findet sich in den IPCC-Berichten wieder, welche die zahlreichen Beweise ignorieren, die zeigen, dass der Einfluss der Sonne auf das Klima nicht auf eine kleine Energieänderung beschränkt ist. Und nichts davon findet sich in den Klimamodellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die von der Sonne verursachten Veränderungen an der Oberfläche die umgekehrten dynamischen Muster aufweisen wie die in der Stratosphäre, was denselben Fingerabdruck bei der CO2-bedingten Erwärmung darstellt. Wir haben gesehen, dass die Sonne Temperaturänderungen im Ozean verursacht, die weit größer sind als erwartet, und dass sie die ENSO beeinflusst, ein wichtiges globales Klimaphänomen. Wir haben gesehen, dass die Sonne die Stärke des Polarwirbels reguliert, der die Häufigkeit sehr kalter Winter in großen Teilen der nördlichen Hemisphäre beeinflusst, und wir haben gesehen, dass sie die Rotation des Planeten verändert. Nichts von alledem lässt sich durch eine 0,1 %ige Veränderung der Energie erklären, die die Planetenoberfläche vom Sonnenminimum zum Sonnenmaximum erreicht. Es gibt noch etwas anderes. Etwas, das seit 1987 erforscht wird und diese Effekte erklären kann. Der IPCC weiß davon und erwähnt es in seinem 5. Bericht, ist aber nicht willens oder in der Lage, seine globale Bedeutung zu verstehen.

Man kann argumentieren, dass die von uns analysierten Auswirkungen der Sonnenaktivität auf das Klima periodisch sind. Die Sonnenaktivität schwankt zyklisch alle 11 Jahre, El Niño weicht La Niña, der Wirbel ändert jeden Winter seine Stärke, und die Rotation des Planeten kehrt zu dem zurück, was sie war. Zwei Dinge deuten jedoch darauf hin, dass es einen viel stärkeren Langzeiteffekt gibt und dass die Sonnenaktivität daher eine kumulative Wirkung auf das Klima hat, die wir noch nicht gut verstehen. Zum einen ändern sich, wie wir gesehen haben, die winterlichen Temperaturtrends in der nördlichen Hemisphäre über Jahrzehnte hinweg mit der Sonnenaktivität, was seit den späten 1990er Jahren zu einer Erwärmung in der Arktis und einer Abkühlung in Nordamerika und Eurasien während des Winters führt, was nun schon seit 25 Jahren aufgrund der geringen Sonnenaktivität im 21. Jahrhundert der Fall ist. Zum Anderen ist, dass, wie wir im ersten Teil gesehen haben, die geringe Aktivität über mehr als ein Jahrhundert in der Vergangenheit die Ursache für einige der großen Klimaveränderungen des Holozäns war.

Ich habe die letzten 10 Jahre damit verbracht zu verstehen, wie sich das Klima auf natürliche Weise verändert, ohne vorgefasste Meinungen, indem ich eine riesige Menge an Informationen und Daten untersucht habe. Die Erkenntnisse haben mich zu einer alternativen Theorie des Klimawandels gegenüber der des IPCC geführt. Sie basiert nicht auf Veränderungen der Sonnenaktivität, aber zu meiner Überraschung erklärt sie diese. Beim Klima geht es um viel mehr als um die Sonne, aber die Schlussfolgerung ist, dass das Sonnenmaximum des 20. Jahrhunderts wesentlich zur jüngsten Erwärmung beigetragen hat. Und es ist mir nicht entgangen, dass dies bedeutet, dass die Kontrolle unserer Emissionen, die zum Hauptziel der UNO und der westlichen Welt geworden ist, möglicherweise keinen großen Einfluss auf das zukünftige Klima hat.

Dieser Artikel kann auch in einem 16-minütigen Video mit englischen und französischen Untertiteln angesehen werden.

References

[i] Masson-Delmotte, V., M. et al., 2013. Information from Paleoclimate Archives. In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Fifth Assessment Report of the IPCC. FAQ 5.1, Fig. 1 pg. 393.

[ii] Lean, J.L., 2017. Sun-climate connections. In Oxford Research Encyclopedia of Climate Science.

[iii] White, W.B., Dettinger, M.D. & Cayan, D.R., 2003. Sources of global warming of the upper ocean on decadal period scalesJournal of Geophysical Research: Oceans108(C8).

[iv] Deser, C., et al., 2010. Sea surface temperature variability: Patterns and mechanisms. Annual review of marine science, 2, pp.115-143.

[v] Labitzke, K. & Van Loon, H., 1988. Associations between the 11-year solar cycle, the QBO and the atmosphere. Part I: the troposphere and stratosphere in the northern hemisphere in winter. Journal of Atmospheric and Terrestrial Physics, 50(3), pp.197-206.

[vi] Pielke Jr., R., & Maue, R. 2024. Global Tropical Cyclones.

[vii] Palmer, C.E., 1959. The stratospheric polar vortex in winter. Journal of Geophysical Research, 64(7), pp.749-764.

[viii] Christiansen, B., 2010. Stratospheric bimodality: Can the equatorial QBO explain the regime behavior of the NH winter vortex? Journal of climate, 23(14), pp.3953-3966.

[ix] Lu, H., et al., 2008. Decadal‐scale changes in the effect of the QBO on the northern stratospheric polar vortex. Journal of Geophysical Research: Atmospheres, 113(D10).

[x] Kretschmer, M., et al., 2018. More-persistent weak stratospheric polar vortex states linked to cold extremes. Bulletin of the American Meteorological Society, 99(1), pp.49-60.

[xi] The New York Times, 2024. A Harsh Mongolian Winter Leaves Millions of Livestock Dead.

[xii] Danjon, A, 1962. La rotation de la Terre et le Soleil calme. Comptes Rendus Hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences, 254(17), p.3058.

[xiii] Barlyaeva, T., Bard, E. & Abarca-del-Rio, R., 2014. Rotation of the Earth, solar activity and cosmic ray intensity. Annales Geophysicae Vol. 32, No. 7, pp. 761-771.

Link: https://judithcurry.com/2024/05/17/how-we-know-that-the-sun-changes-climate-ii-the-present/#more-31234

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Das Dilemma der CO₂-Preisgestaltung

Dr. Lars Schernikau

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Inhalt

1. Verstehen der CO₂-Preisgestaltung
2. Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen
3. Globale wirtschaftliche Auswirkungen
4. Alternative Lösungsansätze
5. Schlussfolgerung
6. Ergänzende Kommentare und Anmerkungen
7. Quellenangaben
UN-Chef im Mai 2024: „Verbietet Werbung für fossile Brennstoffe!“

Aufgewachsen in Ostdeutschland wurde mir beigebracht, dass „Geld die Wurzel allen Übels“ ist, vor allem wenn es im westlichen System der freien Marktwirtschaft entsteht. Nachdem ich nun mehr als 20 Jahre auf den Rohstoff- und globalen Energiemärkten verbracht habe, bin ich zu einem anderen Schluss gekommen und stelle fest, dass Verzerrungen durch künstliche Anreize und nicht durch solche, die aus freien Stücken entstehen, die Quelle vieler Fehldarstellungen sind.

Als Energiewirtschaftsexperte werde ich täglich mit Fragen zur „Energiewende“ weg von konventionellen Brennstoffen konfrontiert. Wie wir wissen, hat die Diskussion über die „Energiewende“ ihren Ursprung in der Sorge um klimatische Veränderungen.

Die Ursache der klimatischen Veränderungen ist ein viel diskutiertes Thema, und es werden zahlreiche Strategien und Maßnahmen vorgeschlagen, um die Auswirkungen zu mildern. Eine dieser Maßnahmen ist die derzeitige und künftige Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen (CO₂). Wenn die menschlichen CO₂-Emissionen reduziert werden, so die Logik, werden die globalen Temperaturen in Zukunft messbar niedriger sein, extreme Wetterereignisse werden abnehmen und der Meeresspiegel wird weniger oder gar nicht mehr ansteigen.

Obwohl dieser Ansatz auf die Reduzierung von Treibhausgasen abzielt, hat er erhebliche Diskussionen ausgelöst. In diesem Blogbeitrag erörtere ich das kontroverse Thema der CO₂-Bepreisung und untersuche seine wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.

Lassen Sie mich mit Folgendem beginnen: Ich bin der Meinung und somit Teil des sogenannten „wissenschaftlichen Konsens’“, dass (1) sich das Klima der Erde verändert, (2) sich die Welt seit der industriellen Revolution mitte des 19. Jahrhunderts erwärmt hat, was mit dem Ende der kleinen Eiszeit zusammenfiel, (3) der Mensch zu dieser Erwärmung beigetragen hat und – auch – (4) anthropogene oder menschliche CO₂-Emissionen dazu beigetragen haben. Selbstverständlich unterstütze ich alle Maßnahmen, die die Umweltauswirkungen unserer Energiesysteme einschließlich der schädlichen Emissionen verringern.

In diesem Blogbeitrag geht es weder um die Ursachen von Klimaveränderungen noch um die negativen oder positiven Auswirkungen eines sich erwärmenden Planeten und höherer CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre. Es geht auch nicht um die wissenschaftlich unbestrittene Tatsache, dass wir nicht wissen, wie viel Erwärmung CO₂ verursacht (eine Liste aktueller akademischer Forschung zur Klimasensitivität von CO₂ finden Sie am Ende dieses Artikels).

Ich gehe auch nicht auf die unbestrittene und vom IPCC bestätigte Tatsache ein, dass jede zusätzliche Tonne CO₂ in der Atmosphäre eine geringere Erwärmung bewirkt als die vorherige Tonne, da die Klimasensitivität von CO₂ eine logarithmische Funktion ist, unabhängig davon, dass wir nicht wissen, wie hoch diese Klimasensitivität ist. Ich bestreite auch nicht die von NASA-Satelliten bestätigte Ergrünung der Welt in den letzten Jahrzehnten, die zum Teil auf höhere CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre zurückzuführen ist (siehe Quellen wie Chen et al. 2024, Nasa 2016?? Pls check).

In diesem Artikel geht es vielmehr um den ökologischen und wirtschaftlichen „Sinn“ bzw. das Fehlen eines solchen Sinns bei der Bepreisung von CO₂-Emissionen, wie sie derzeit in den meisten OECD-Ländern und zunehmend auch in Entwicklungsländern praktiziert wird. Es geht um die „Unvernunft“, praktisch alle menschlichen Aktivitäten mit einem „CO₂-Fußabdruck“ zu messen, der oft fälschlicherweise als „Kohlenstoff-Fußabdruck“ bezeichnet wird. Darum, dass fast jede Organisation den Anspruch erhebt, aktuell oder in Zukunft „Netto-Null“ zu erreichen (Abbildung 1).

Bevor Sie wegklicken und mich als einfältig oder schlimmer bezeichnen, schenken Sie mir 5 Minuten Ihrer Zeit… Ich verspreche Ihnen, dass mir die Zukunft unserer Kinder und des Planeten, den wir bewohnen, wirklich am Herzen liegt. Ich bin mir auch bewusst, dass fossile Brennstoffe nicht für immer und ewig ~80% unserer Welt mit Energie versorgen können und sollten, wie sie es derzeit tun.

Abbildung 1: Verringerung der CO₂-Emissionen aus der Verbrennung von Brennstoffen nach Maßnahmen, Szenario „Netto-Null“ gegenüber Szenario ohne Übergang. Quelle: Bloomberg NEF, New Energy Outlook, Mai 2024

1. Die CO₂-Preisgestaltung verstehen

Die CO₂-Bepreisung zielt darauf ab, die externen Kosten der CO₂-Emissionen zu internalisieren und dadurch Unternehmen und Einzelpersonen zu ermutigen, ihren „Kohlenstoff-Fußabdruck“ zu verringern.

Das Konzept ist einfach: Indem den CO₂-Emissionen Kosten zugewiesen werden, wird es finanziell vorteilhaft, weniger CO₂ auszustoßen. Diese vereinfachende Sichtweise übersieht jedoch erhebliche Komplexitäten und unbeabsichtigte Folgen.

Unsere gesamte Existenz beruht darauf, dass wir aus der Natur schöpfen („erneuerbar“ oder nicht), so dass die „Netto-Null-Diskussion“ eine grundlegende Voraussetzung für unser Überleben ignoriert. Ich stimme zu, dass es unser Ziel sein sollte, den ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren oder zu minimieren, aber nur, wenn sich unser Leben, unsere Gesundheit und unser Wohlstand dadurch nicht verschlechtern.

Ich bin sicher, dass einige Leser und viele „Aktivisten“ anderer Meinung sind, was ich respektiere, aber auf globaler Ebene für unrealistisch halte. Ich gehe jedoch davon aus, dass die meisten darin übereinstimmen, dass das Leben von niemandem geschädigt oder verkürzt werden sollte, um die Umweltbelastung zu verringern. Andernfalls gibt es kaum Raum für ein Gespräch.

Der „New Energy Outlook“ von BloombergNEF vom Mai 2024 sollte vielleicht „CO₂ Outlook“ heißen, denn es ist wenig über Energie und ihre Wirtschaftlichkeit zu finden, sondern alles über CO₂-Emissionen und das so genannte „Netto-Null“ (Abbildung 1), welches im Einklang mit dem Fokus der Medien, der Regierung und des Bildungswesens auf Kohlendioxidemissionen steht.

2. Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen

Einer der Hauptkritikpunkte an der CO₂-Bepreisung ist, dass sie sich nur auf eine Umweltauswirkung bezieht und andere ignoriert. Dieser enge Fokus kann zu wirtschaftlichen Verzerrungen führen, da er nicht das gesamte Spektrum der ökologischen und sozialen Auswirkungen berücksichtigt. So kann die CO₂-Bepreisung zwar die Emissionen reduzieren, aber auch die Energiekosten in die Höhe treiben, was wiederum die einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten unverhältnismäßig stark trifft und die wirtschaftliche Entwicklung in weniger entwickelten Ländern behindert.

Unter Energiewirtschaftlern ist es mittlerweile unbestritten, dass die intermittierende und unvorhersehbare Wind- und Solarenergieerzeugung im großen Maßstab die Gesamtkosten der Elektrizität erhöht. Der Grund für steigende Gesamtkosten liegt vor allem an der geringen Energiedichte, der Intermittenz, der inhärenten Ineffizienz der Nettoenergie und der Rohstoffe, der steigenden Kosten für die Integration in die Stromnetze und der Notwendigkeit eines drastisch überdimensionierten Installationssystems sowie eines überdimensionierten Backup-/Speichersystems aufgrund ebendieser Intermittenz.

  • In meinem kurzen 13-minütigen Vortrag, den ich in diesem Jahr auf einer größeren Konferenz für institutionelle Anleger in Frankfurt gehalten habe, erkläre ich, warum Wind- und Solarenergie die Gesamtkosten für Strom erhöhen. (Weitere Einzelheiten finden Sie in unserer “peer-reviewed“ Studie Schernikau et al. 2022).

  • McKinsey und Wood Mackenzie schätzen, dass die „Energiewende“ das globale BIP im Jahr 2050 um 7-10% reduzieren wird, in der westlichen Welt könnte dies 15-20% des BIP ausmachen (siehe Vaclav Smil 2022, Idel 2022, und mit allen Quellen meine kurze YouTube-Zusammenfassung)

Die CO₂-Bepreisung kann auch zu Umweltkonflikten führen. Die Verlagerung auf „erneuerbare“ Energiequellen wie Wind- und Solarenergie, die durch die CO₂-Bepreisung gefördert wird, hat beispielsweise eine Reihe von Umweltauswirkungen, einschließlich Landnutzung, Ressourcengewinnung, Energiebilanz und Energiespeicherung. Diese „erneuerbaren“ Energiequellen erfordern aufgrund ihrer unsteten Natur oft Backup-Systeme, die mit fossilen Brennstoffen betrieben und natürlich hergestellt werden, was die beabsichtigte Emissionsreduzierung untergräbt. Wenn BloombergNEF (Abbildung 1) zeigt, wie saubere Energie und Elektrifizierung die CO₂-Emissionen direkt auf Null reduzieren werden, dann irren sie sich eindeutig. In meinem jüngsten Blogbeitrag über Primärenergie wird dieses Thema erörtert.

Deutschland ist hier ein bemerkenswertes Beispiel für die Komplexität des Übergangs zu „erneuerbaren“ Energien. Das Land hat stark in Wind- und Solarenergie investiert, was zu den höchsten Stromkosten unter den größeren Ländern geführt hat. Trotz der beträchtlichen installierten Wind- und Solarenergie ist die Kapazität inzwischen mehr als doppelt so hoch wie der gesamte Spitzenstrombedarf. Diese variablen „erneuerbaren“ Wind- und Solarkapazitäten produzieren heute etwa ein Drittel des Stroms in Deutschland und tragen etwa 6 % zur deutschen Primärenergieversorgung bei (Abbildung 2).

Im Jahr 2022 war Deutschland zu ~80% von Öl, Kohle und Gas für seine gesamte Energieversorgung abhängig, was ungefähr dem Durchschnitt der übrigen Welt entspricht. Dank der französischen Kernkraftwerke gelang es Europa, diesen Anteil auf ~70 % zu senken.

Abbildung 2: Installierte Kraftwerksleistung in Deutschland, Stromerzeugung, Primärenergie. Quellen: Schernikau auf Basis von Fraunhofer, Agora, AG Energiebilanzen. Siehe auch www.unpopular-truth.com/graphs.

3. Weltweite wirtschaftliche Auswirkungen

Höhere Energiekosten schaden offensichtlich und unbestritten den weniger wohlhabenden Menschen und hemmen die Entwicklung der ärmeren Länder (Abbildung 3). Eine Umstellung auf teurere Wind- und Solarenergie hat also „menschliche Externalitäten“. Die weniger Wohlhabenden werden „ausgehungert“, da sie sich die Energie nicht leisten können, was zu einer buchstäblichen Verringerung der Lebenserwartung führt.

Die Jahre 2021/2022 waren die ersten in der modernen Geschichte, in denen die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität NICHT zurückging, sondern um überraschende 20 Millionen stieg. COVID-Reglements und hohe Energiekosten führten zu finanziellen Belastungen, zur Verarmung der Menschen und zum „Energiehunger“ ganzer Industrien. Bedenken Sie, dass in Afrika heute rund 100 Millionen MEHR Menschen ohne Zugang zu Elektrizität leben als noch vor 20 Jahren (Quellen: IEA, Financial Times, Bloomberg, Schernikau et al 2022).

Dieser Übergang hat bereits tiefgreifende wirtschaftliche Auswirkungen. Die durch die CO₂-Bepreisung vorangetriebene Betonung von Wind- und Solarenergie hat ungewollt die Energiearmut vergrößert, was die Kosten dieser Politik für die Menschheit verdeutlicht und den Wert von kostengünstiger Energie aus Öl, Kohle und Gas außer Acht lässt. Laut des Berichtes des Bundesrechnungshofes vom März 2024 ist die Energiearmut in deutschen Haushalten von 15 % im Jahr 2021 auf 25 % im Jahr 2022/23 gestiegen.

Um die Umweltauswirkungen von Energiesystemen vollständig zu verstehen, ist eine umfassende Analyse des Lebenszyklus‘ derselben unerlässlich. Dazu gehören Emissionen (verschiedene Chemikalien, Partikel und Treibhausgase), der Rohstoffeinsatz, der Energieeinsatz (d. h. die Energie, die benötigt wird, um nutzbare Energie für den Verbrauch zu erzeugen), der Flächen- oder Raumbedarf, die Auswirkungen auf das lokale Klima, die Tier- und Pflanzenwelt sowie die lebenslange betriebliche Wartung, die Stilllegung, die Abfallentsorgung und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es Überlegungen zur menschlichen Gesundheit, zur Sicherheit und zu finanziellen Aspekten, die wir nicht aus den Augen verlieren sollten.

Am wichtigsten ist, dass die Lebenszyklusanalysen das gesamte System umfassen, das erforderlich ist, um nutzbare Energie für den Endverbrauch zu erzeugen (d. h. Strom und Treibstoffe auf Abruf). Die überwiegende Mehrheit der heutigen Lebenszyklusanalysen setzt enge Grenzen und berücksichtigt nicht das gesamte System.

Die CO₂-Bepreisung konzentriert sich in der Regel nur auf die Emissionen während des Betriebs und vernachlässigt die erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Kosten, die in anderen Phasen oder durch das gesamte System entstehen.

Die Herstellung von Solarmodulen beispielsweise erfordert einen erheblichen Energie- und Rohstoffeinsatz. Heute gibt es kein einziges Solarmodul, das ohne Energie und ohne Kohlenstoff aus Kohle hergestellt wird. Auch die Herstellungs- und Transportprozesse von Windturbinen und Elektrofahrzeugen sind energieintensiv und umweltbelastend. Diese Phasen werden bei der CO₂-Bepreisung nur selten berücksichtigt, was zu einem verzerrten Bild ihres wahren ökologischen Fußabdrucks führt. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden a) der erforderliche Überbauung von Wind und Solar, b) die kurz- und langfristige Energiespeicherung, c) Backup-Einrichtungen oder d) die größere Netzintegration und Übertragungs-Infrastruktur.

Abbildung 3: Haushaltsausgaben für Energie im Verhältnis zum gesamten Haushaltseinkommen; Quelle: Eschenbach 2017; Abbildung 38 im Buch „The Unpopular Truth… about Electricity and the Future of Energy“

Abbildung 4 veranschaulicht, dass praktisch die gesamte CO₂-Bepreisung oder -Besteuerung erst in der Phase des „Betriebs“ oder der Verbrennung erfolgt. Wie sonst könnte ein „Netto-Null“-Label einem Solarpanel zugewiesen werden, das mit Energie aus Kohle und Mineralien hergestellt wird, die in Afrika mit dieselbetriebenen Anlagen abgebaut, auf einem mit Heizöl betriebenen Schiff nach China transportiert und mit Wärme und Strom aus kohle- oder gasbefeuerten Kraftwerken verarbeitet werden, teilweise sogar unter Einsatz von Zwangsarbeitern (Quelle weiter unten)? All diese energieintensiven Tätigkeiten werden besteuert, ohne dass auch nur ein einziges Kilogramm CO₂ freigesetzt wird (siehe meinen jüngsten Artikel zu diesem Thema hier). Gleiches gilt für Windkraftanlagen, Wasserkraft, Biokraftstoff oder Elektrofahrzeuge.

So erreicht Deutschland laut Fraunhofer im Jahr 2022 einen durchschnittlichen „CO₂-Zertifikatspreis“ von 80 EUR/t, der mehr als dreimal so hoch ist wie im Jahr 2020 und 13-mal so hoch wie 2017. Dieser Preis wurde ausschließlich für gemessene CO₂-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe erhoben und erhöht die Strompreise entsprechend. Natürlich wurden Wind- und Solarenergie nicht besteuert, ebenso wenig wie Elektrofahrzeuge, betrieben mit Energie aus Kohle- und Gaskraftwerken. Mit Diesel oder Benzin betriebene Autos hingegen wurden besteuert. CO₂-emittierende Unternehmen können ihre CO₂-Emissionen in ausgeklügelten Kompensationsprogrammen ausgleichen, die oft einen fragwürdigen, wenn überhaupt einen ökologischen Nutzen haben (siehe auch den Artikel im Guardian über „wertlose Regenwald-Offsets“)

Es stellt sich heraus, dass die CO₂-Steuer im Grunde nur ein Mittel zur Umverteilung von Wohlstand ist, wobei die einnehmende Behörde (die Regierung) entscheidet, wohin die Mittel fließen. Ja, eine CO₂-Steuer schafft Anreize für die Industrie, die CO₂-Emissionen nur in den besteuerten Betrieben zu reduzieren, aber dies geht zu Lasten der Wirtschaft, der Umwelt und oft auch der Menschen (z. B. AP News über Maynmar, ABC News über den Kongo, Hickmann et al 2021 über Klimaangst).

Ich glaube, Sie verstehen langsam, worauf ich hinaus will. Jeder Wirtschaftswissenschaftler wird bestätigen, dass die Bepreisung einer Externalität, nicht aber die anderer, zu wirtschaftlichen Verzerrungen und zu Umweltauswirkungen führt, welche viele noch schlimmer finden.

4. Alternative Konzepte

Verzerrung ist in diesem Fall nur ein anderes Wort für unbeabsichtigte Folgen für die Umwelt, unsere Volkswirtschaften und die Menschen. Die Bepreisung von CO₂ nur während der Verbrennung, nicht aber die Bepreisung von Methan, Rohstoffen und Recycling, Ineffizienz oder grauer Energie oder Energieknappheit oder Landbedarf oder Begrünung durch CO₂… führt zu unerwünschten Ergebnissen. Die Welt wird wirtschaftlich und ökologisch schlechter dastehen.

Lassen Sie mich ein einfaches Beispiel nennen. Die Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt scheinen sich auf einen sofortigen Ausstieg aus der Kohle geeinigt zu haben, da diese bei der Verbrennung den höchsten CO₂-Ausstoß verursacht (UN 2019). Stattdessen haben Bangladesch, Pakistan, Deutschland und viele andere Länder, die zuverlässige und erschwingliche Energie benötigen, Flüssigerdgas (LNG) als „Brückenbrennstoff“ zum Ersatz von Kohle eingeführt. Dieser „Umstieg“ erfolgt trotz Fragen zu den Auswirkungen von LNG auf die Umwelt einschließlich des „Klimas“. Diese von fast allen großen Beratungsunternehmen unterstützte Politik führte im Oktober 2022 indirekt zu Stromausfällen, von denen über 150 Millionen Menschen in Bangladesch betroffen waren (Reuters und Bloomberg).

Anmerkung: Ich unterstütze alle zuverlässigen und effizienten Mittel der Energieversorgung, einschließlich Gas. Ich besitze Aktien von Gasunternehmen und habe einen großen Teil meiner Zeit in der Rohstoff- und Kohleindustrie gearbeitet. Aber glauben Sie mir, dieser Artikel ist nicht durch finanzielle Interessen motiviert.

Prof. Claudia Kemfert (Protagonistin der grünen „Energiewende“, Energieökonomin, „Klimawissenschaftlerin“, Energieberaterin der deutschen Regierung) schrieb 2022 eine wissenschaftliche Studie, in der sie darauf hinwies, dass flüchtiges Methan aus der Gasproduktion eine höhere „Klima“-Belastung als CO₂ hat. Dies wurde durch eine neuere Analyse von Howarth 2023 bestätigt.

Unsere eigene frühere wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2022, verfügbar auf Deutsch und Englisch bei Elsevier SSRN, geht noch einen Schritt weiter. Unter ausschließlicher Verwendung von IPCC- und IEA-Daten kommt sie zu dem Schluss, dass LNG im Durchschnitt „schlechter für das Klima“ ist als Kohle. (auch auf YouTube). Beim 20-jährigen globalen Erwärmungspotenzial GWP20 des IPCC wurde festgestellt, dass anthropogenes CO₂ in der Luft „nur“ 35 % aller anthropogenen Treibhausgase ausmacht. Nun, ich habe Bedenken hinsichtlich der Gültigkeit dieser Annahmen bzgl. GWP und Klimasensitivität des IPCC, aber wir haben sie trotzdem verwendet, vielleicht hätten wir das nicht tun sollen (Kleinberg 2020, McKitrick 2022). Wohlgemert beinhaltet die Auswertung nicht die Kühlungswirkung von anderen Emission, wie z.B. Stickstoffoxid.

Die Welt lässt sich also auf ein teures Unterfangen ein, um so viel Kohle wie möglich durch das teurere Flüssigerdgas LNG zu ersetzen. Darüber hinaus werden Wind- und Solarenergie bevorzugt. So hat die IEA kürzlich bestätigt, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem die Investitionen in die Solarenergie die Investitionen in alle anderen Stromerzeugungstechnologien zusammengenommen übersteigen. Infolgedessen steigen die Energiekosten, die Abhängigkeiten nehmen zu, die Lichter gehen aus und „das Klima verschlechtert sich“, wie der IPCC feststellt.

Dies ist genau das Ergebnis der CO₂-Besteuerung, die nur ein Beispiel für eine ökologische und wirtschaftliche Verzerrung ist. Indem man sich nur auf CO₂ konzentriert, wird Bangladesch dazu getrieben, sich zu sehr auf LNG zu verlassen, weshalb man dort unter Stromausfällen leidet. Wenn Methan (CH₄) aus der LNG-Produktion und anderen Quellen besteuert werden würde, würde sich weltweit Einiges ändern.

Stellen Sie sich nun vor, was passieren würde, wenn wir wirklich alle negativen und positiven Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Energieerzeugung, des Transports, der Verarbeitung, der Erzeugung, des Verbrauchs und der Entsorgung berücksichtigen würden… wir würden alle überrascht sein! Sie würden fossile Brennstoffe und sicherlich auch die Kernenergie mit anderen Augen sehen.

Stattdessen sollten wir einfach Anreize für Ressourcen- und Energieeffizienz schaffen, was wirklich einen positiven Unterschied machen wird!

Abbildung 4: Umweltauswirkungen von Energiesystemen; Quelle: Schernikau, angepasst an Abbildung 39 im Buch „The Unpopular Truth… about Electricity and the Future of Energy“

5. Schlussfolgerungen

Unabhängig davon, wie man zum Klimawandel steht, ist die Bepreisung von CO₂ schädlich warum?

Antwort in einem Satz: weil die Bepreisung einer Externalität, nicht aber anderer, zu wirtschaftlichen und ökologischen Verzerrungen führt… und menschliches Leid verursacht.

Deshalb unterstütze ich keine CO₂-Bepreisung, auch unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette. Deshalb kämpfe ich für ökologische und ökonomische Gerechtigkeit, damit wir durch die Vermeidung von Energiehunger und daraus resultierender Armut nicht nur für uns selbst, sondern auch für zukünftige Generationen einen wirklich positiven Unterschied machen können… Wir brauchen INvestitionen in und nicht DIvestitionen aus 80 % unserer Energieversorgung, um unsere Energiesysteme zu rationalisieren und den Menschen und dem Planeten ein Gedeihen zu ermöglichen.

Ich unterstütze nachdrücklich verstärkte „Anpassungsbemühungen“ der Menschheit, sich vor Naturkatastrophen zu schützen („Adaptation,“ not „Mitigation“).In den letzten 100 Jahren hat dies bereits zu einer drastischen Verringerung der Todesrate und der BIP-bereinigten finanziellen Schäden durch Naturkatastrophen geführt (OurWorldInData, Pielke 2022, Economist).

Die Debatte über die CO₂-Bepreisung verdeutlicht die Komplexität des Umgangs mit klimatischen Veränderungen. Wenn wir unseren Ansatz in der Umweltpolitik überdenken, können wir die Bedürfnisse der wirtschaftlichen Entwicklung, der sozialen Gerechtigkeit und des Umweltschutzes besser in Einklang bringen. Dies erfordert ein differenziertes Verständnis für die Verflechtung dieser Themen und die Verpflichtung, sie auf ganzheitliche und integrierte Weise anzugehen.

6. Ergänzende Kommentare und Anmerkungen

Anmerkung des Autors zu Schäden durch klimatische Veränderungen (Abbildung D):

Zusammengefasst in „How human disruptions impact GDP“ hier auf YouTube

  • McKinsey schätzt die jährlichen Kosten bis 2050 auf 9,2 Billionen US-Dollar, um „Netto-Null“ CO₂ zu erreichen. Dies entspricht etwa 8 % des weltweiten jährlichen BIP, und zwar jedes einzelne Jahr bis 2050. Es ist anzumerken, dass McKinsey weder die Kosten für Methan „NetZero“ noch die Kosten für die Umwelt, die Bevölkerung oder die Industrie aufgrund steigender Energiekosten und Energieknappheit modelliert hat (Bloomberg)… daher werden die Kosten meiner Meinung nach drastisch unterschätzt. Vaclav Smil schätzte die Kosten für die westlichen Länder auf bis zu 20 % des BIP.

  • Die zukünftigen Kosten der Klimaveränderungen wurden auch von Prof. Nordhaus berechnet (Nobelpreisträger 2018 in Klimaökonomie für genau diese Berechnung) und belaufen sich auf 3,8 % des BIP im Jahr 2100 in seinem Basisfall – oder ohne Klimapolitik-Szenario – bei einer Erwärmung von 4 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit bis 2100.

  • Es ist anzumerken, dass (1) das BIP im Jahr 2100 voraussichtlich ~4,5x höher sein wird als heute… also würde es nach einer 3,8%igen Reduktion „nur“ ~4,3x höher ausfallen, (2) Nordhaus das unrealistische RCP8. 5-Emissionsszenario und geht von keiner Anpassung aus, (3) die UN-Klimabehörde informierte im Oktober 2022, dass die Welt „auf dem Weg zu einer Erwärmung von etwa 2,5 °C bis zum Ende des Jahrhunderts“ ist, nicht zu den von Nordhaus angenommenen 4 °C, und (4) der IPCC 2018, S. 256, erwähnte einen Verlust von 2,6 % des BIP im Jahr 2100 bei einer Erwärmung von 3,7 °C.

  • Interessanterweise kam Prof. Nordhaus in seiner mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Studie zu dem Schluss, „… dass es praktisch keine Chance gibt, dass der Temperaturanstieg weniger als die angestrebten 2 °C betragen wird, selbst wenn sofortige, universelle und ehrgeizige Maßnahmen zum Klimawandel ergriffen werden.“

  • Die jüngste von Experten begutachtete Studie über den wirtschaftlichen Nutzen und die Kosten wurde von Dr. Tol verfasst und im November 2023 veröffentlicht. Sie kommt zu demselben Schluss, dass die Ziele von Paris wirtschaftlich nicht sinnvoll sind, da die prognostizierten Kosten des Klimawandels geringer sind als die unterschätzten Kosten der „Energiewende“. Er kommt zu dem Schluss, dass „die Pariser Ziele den Kosten-Nutzen-Test nicht bestehen“.

Weitere Untersuchungen und Analysen finden Sie unter www.unpopular-truth.com oder https://www.linkedin.com/lars-schernikau

Abbildung 5: Fachliteratur bestätigt „nicht katastrophale“ Auswirkungen des prognostizierten Temperaturanstiegs auf das BIP… wir sollten uns dennoch anpassen und die Auswirkungen weiter reduzieren; Quelle: Schernikau in Anlehnung an Kahn et al. 2021 (ihre Best Estimates sind grau schattiert)

7. Quellenangaben

  • AP News 2022: ‘The Sacrifice Zone’: Myanmar bears cost of green energy
  • Bloomberg 2024: Germany’s Days as an Industrial Superpower Are Coming to an End
  • Bundesrechnungshof 2024: Energiewende nicht auf Kurs: Nachsteuern dringend erforderlich
  • Financial Times 2022: Will the energy crisis crush European industry?
  • Fraunhofer 2023: on various energy economic statistics in Germany
  • Guardian 2023: more than 90% of rainforest carbon offsets by biggest provider are worthless, analysis shows
  • Hickmann et al 2021: Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey
  • Howarth 2023: The Greenhouse Gas Footprint of Liquefied Natural Gas (LNG) Exported from the United States
  • Idel 2022: Levelized Full System Costs of Electricity
  • IEA 2022: For the first time in decades the number of people without access to electricity is set to rise in 2022
  • Kemfert et al 2022: The expansion of natural gas infrastructure puts energy transitions at risk
  • Schernikau et al 2022: Full Cost of Electricity ‘FCOE’ and Energy Returns ‘eROI’
  • UN 2019: Is the world ready to end the coal era and embrace clean energy?
  • Vaclav Smil 2022: Decarbonization Is Our Costliest Challenge: It has no clear beginning or end, and it affects every aspect of life
  • UN 2024: BBC on Climate Change: Ban Fossil Fuel Advertising Says UN Chief

Liste ausgewählter neuerer wissenschaftlicher Forschungsarbeiten über Unsicherheiten bei der CO₂-Klimasensitivität und der Ökologisierung der Welt:

  • Harde et al. 2017: Radiation Transfer Calculations and Assessment of Global Warming by CO₂
  • Wijngaarden and Happer 2020: Dependence of Earth’s Thermal Radiation on Five Most Abundant Greenhouse Gases
  • Chen et al. 2024: The global greening continues despite increased drought stress since 2000 
  • Coe et al. 2021: The Impact of CO₂, H2O and Other “Greenhouse Gases” on Equilibrium Earth Temperatures
  • Duebal and Vahrenholdt 2021: Radiative Energy Flux Variation from 2001–2020
  • Kleinberg 2020: The Global Warming Potential Misrepresents the Physics of Global Warming Thereby Misleading Policy Makers
  • Lindzen Christy 2024: Reassessing the Climate Change Narrative
  • McKitrick 2022: On climate senstivity
  • Nasa 2017: CO₂ is making Earth greener—for now
  • Lewis 2022: Objectively combining climate sensitivity evidence
  • Scafetta 2023: CMIP6 GCM Validation Based on ECS and TCR Ranking for 21st Century Temperature Projections and Risk Assessment
  • Soon et al 2023: The Detection and Attribution of Northern Hemisphere Land Surface Warming (1850–2018) in Terms of Human and Natural Factors: Challenges of Inadequate Data 

Link: https://unpopular-truth.com/2024/06/07/the-dilemma-of-pricing-co2/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE