Von der Licht­gestalt zum Aschen­brödel? Die Realität der Elektro­mobilität

Mit Schlagworten wie „Clever E-Mobility for Work“ oder „Unsere Antwort für eine saubere Zukunft“ bewirbt die Post-Tochter Streetscooter GmbH ihre Lösungen für den Paketauslieferdienst, einen batteriebetriebenen Lieferwagen für die Post, der auch an andere Lieferdienste verkauft wird. Auf seiner Webseite präsentiert sich das Unternehmen als Problemlöser für die zunehmende Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung insbesondere in den urbanen Zentren. Auch gehe es um einen schonenderen Umgang mit den Ressourcen auf unserem Planeten. Man sehe sich in der Verantwortung, bereits heute Lösungen bereitzustellen, um die Zukunft für nachfolgende Generationen zu sichern. Soweit die schönen Worte.
Häme für die Autobranche
Zeitgleich mit der Vorstellung begann eine intensive Pressekampagne, in der die Medien die Neuentwicklung in den Himmel lobten. Man überschlug sich geradezu mit Lobeshymnen, während den Automobilherstellern vorgeworfen wurde, die Post ignoriert zu haben, bis diese clevererweise mithilfe externer Partner eine eigene Lösung entwickelt und selbst zum Hersteller geworden sei. In den Kommentarspalten wurde geradezu kübelweise Häme und Spott über die „unfähigen“ Automanager ausgegossen, die „zu dumm und zu gierig“ seien, um die Zeichen der Zeit zu erkennen. Warnungen von Fachleuten, die insbesondere die geringe Batteriekapazität der neuen Fahrzeuge skeptisch beurteilten und vor Reichweitenproblemen insbesondere im Winter warnten, wurden von „Dinosaurier“-Rufen übertönt. Inzwischen sind rund 5.000 dieser Fahrzeuge im Einsatz. Und der Winter ist da.
Erste Berichte über ernste Probleme
Schon vor einigen Monaten gab es in der Presse gelegentlich Hinweise auf Probleme und Beschwerden, die jedoch in den Foren sofort als „Einzelmeinungen“ einiger unzufriedener Quertreiber abgetan wurden. Auch ein Brand, bei dem gleich drei der Fahrzeuge im Depot abfackelten, wurde als Randerscheinung abgetan. Mit den zunehmend sinkenden Temperaturen scheinen sich jetzt jedoch die Schwierigkeiten derart zu häufen, dass man die Sache anscheinend nicht mehr unter dem Deckel halten kann. Auszugsweise werden hierzu Erkenntnisse einer Recherche der Zeitschrift „Welt“ vorgestellt [WELT]

Dem Bericht zufolge bleiben inzwischen immer mehr Fahrzeuge auf der Strecke liegen oder müssen vorzeitig zurück, weil die Reichweite aufgrund der beschränkten Batteriekapazitäten auf 70 km gesunken sei. Ein Grund hierfür sei der zunehmende Bedarf an elektrischem Strom für die Fahrzeugheizung. Dies stelle die Mitarbeiter vor das Dilemma, dass sie sich zwischen ausreichender Beheizung oder ausreichender Reichweite entscheiden müssten.

Die „Welt“-Journalisten sagen aus, dass eigene Recherchen in mehreren Bundesländern belegten, dass es tatsächlich zu solchen Stillständen mitten auf der Strecke komme. In einem Fall ist die Rede von einer „unglaublichen psychischen Belastung“, weil sich die Beschäftigten mit dem Fahrzeug nicht mehr auf die Straße trauten. In Süddeutschland berichteten Betriebsräte von technischen Mängeln der Heizung sowie von einer viel zu geringen Reichweite sowie von Ausfällen, die im zweistelligen Prozentbereich lägen. Weiterhin ist die Rede von Angst vor Unfällen wegen der Leichtbauweise sowie von mehreren Fällen wo die Motorhaube während der Fahrt aufgesprungen sei.

Bei der Frage der Beheizung der Kabine geht es übrigens nicht allein um die Bequemlichkeit des Fahrers: Wie jeder Autofahrer aus Erfahrung weiß, ist im Winter eine gute Heizung erforderlich, um die Scheibe durchgehend frei von Beschlag zu halten, welcher die Sicht beeinträchtigen könnte. Unfallgegner, welche in der kalten Jahreszeit mit einem Streetscooter aneinandergeraten, sei demnach empfohlen, unmittelbar nach dem Ereignis einen kritischen Blick auf die Front- und Seitenscheiben des Unfallgegners zu werfen und Sichtbeeinträchtigungen sofort mit dem Handy zu dokumentieren.

Probleme größer als zugegeben?

Aufgrund der Tatsache, dass sich die Post beim Start des Projekts PR-mäßig ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hat, scheint man dort seitens des Managements offensichtlich zu versuchen, diese Probleme nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Dem Bericht in der „Welt“ zufolge gebe es aus Sicht der Mitarbeiter keine angemessene Reaktion aus dem Konzern. Beschwerden im Zusammenhang mit den alltäglichen Problemen würden mit dem Hinweis, es müsse sich um Bedienungsfehler handeln, abgebügelt. Trotz mehrfacher Hinweise auf notwendige Nacharbeiten am Fahrzeug gebe es kein Vorankommen der Entwicklung, und interne Papiere zu Verbesserungsvorschlägen seien Verschlusssache.

Maulkorb für Mitarbeiter

Besonders nachdenklich stimmt die Tatsache, dass Mitarbeiter, welche Mängel öffentlich bekannt machten, arbeitsrechtliche Schritte bis hin zu einer Abmahnung riskierten. In unserer freien und offenen Gesellschaft kann man letzteres als Eingeständnis dafür werten, dass an der Sache etwas dran ist und die Post mit rabiaten Mitteln versucht, den tatsächlichen Umfang der Probleme zu verschleiern. Fachleute gehen angesichts der geschilderten Sachlage davon aus, dass es in den nächsten Jahren zu noch massiveren Schwierigkeiten kommen dürfte. Einerseits unterliegen die im Streetscooter verbauten Batterien Alterungsprozessen, welche ihre Kapazität in den nächsten Jahren immer weiter nach unten drücken wird. Andererseits ist der Winter bisher noch vergleichsweise mild mit nur geringen Frosttemperaturen verlaufen. Sollten in einigen Jahren schwächer gewordene Batterien mit strengen Frösten auch tagsüber zusammentreffen, so könnte es durchaus zum Debakel kommen. Und dann dürften die hohen Herren von der Post in Erklärungsnöte geraten, nicht zuletzt auch angesichts der Tatsache, dass in das Projekt knapp 10 Mio. € an öffentlichen Geldern aus dem Bundesumweltministerium geflossen sind.

Fred F. Mueller

Quelle
[WELT] https://www.welt.de/wirtschaft/article171801021/Deutsche-Post-Winterprobleme-mit-dem-Streetscooter.html#Comments




Newsletter der GWPF vom 22.12.2017

1) Europas großer Schwindel bzgl. „grüner“ Energie bloßgestellt
Fred Pearce
Der größte Anteil der neuen „grünen“ Energie stammt in Wirklichkeit aus der Verbrennung von Holz in umgewandelten Kohlekraftwerken. Die Wälder in North Carolina, Louisiana und Mississippi – ebenso wie die Wälder in Europa – werden zerstört, um ein Europäisches Luftschloss über erneuerbare Energie am Leben zu halten.

Bild:
Schlagzeile: EU-Nationen sind dabei, Wälder zu zerstören und sich nicht für Emissionen zu rechtfertigen.

Zerstörung unserer Kohlenstoff-Senke. Bild: Dennis Schmitt / pixelio.de


Ein Hintertürchen bei den Vorschriften bzgl. Kohlenstoff löst einen Boom bei der Verbrennung von Holzpellets in Europas Kraftwerken aus. Folge war eine Flutwelle von Abholzungen, vor allem im Süden der USA. Weitere Folge: es erheben sich neue Zweifel, ob Europa seinen Verpflichtungen aus dem Paris-Abkommen gerecht werden kann.

Einst war es eines der größten Kohlekraftwerke Europas. Jetzt, nach dem Ersatz von Kohle durch aus den USA importierten Holzpellets, behauptet das Drax-Kraftwerk in UK, das größte, Kohlenstoff einsparende Projekt in Europa zu sein. Etwa 23 Millionen Tonnen CO2 entweichen pro Jahr aus dessen Schornsteinen. Aber weil in den gerodeten Wäldern neue Bäume gepflanzt werden, geriert sich das Drax-Kraftwerk als Kohlenstoff-neutral.

Nur gibt es da ein Problem. Ökologen sagen, dass die Behauptungen bzgl. Kohlenstoff-Neutralität, welche von der EU und der Regierung in UK akzeptiert werden, einer genaueren Prüfung nicht standhalten. Die Wälder in North Carolina, Louisiana und Mississippi – ebenso wie die Wälder in Europa – werden zerstört, um ein Europäisches Luftschloss über erneuerbare Energie am Leben zu halten. Und da demnächst viele Kraftwerke in Europa und anderswo anfangen, Kohle durch Holz zu ersetzen, wird die Frage, wer denn nun recht hat, immer wichtiger.

Seit dem Jahr 2009 sind die 28 Nationen der EU auf den Zug einer dramatischen Hinwendung zu erneuerbarer Energie bei der Energieerzeugung gesprungen. Während es in den meisten Schlagzeilen guter Nachrichten um den Anstieg von Wind und Solar geht, stammt der größte Anteil der neuen „grünen“ Energie in Wirklichkeit aus der Holzverbrennung in umgewandelten Kohlekraftwerken.

Das Verbrennen von Holz boomt von UK bis nach Rumänien. Viel des Brennholzes ist lokalen Ursprungs, was ernsthafte Sorgen unter den europäischen Umweltaktivisten auslöst, ob wirklich für jeden gefällten Baum gleich ein neuer gepflanzt wird. Aber die gigantischen, Holz verbrennenden Boiler von Drax werden fast vollständig durch 6,5 Millionen Tonnen Holzpellets von jenseits des Atlantiks gespeist.

Im September 2017 schrieben rund 200 Wissenschaftler einen Brief an die EU, in welchem sie betonen, dass „Bioenergie (aus Wald-Biomasse) nicht Kohlenstoff-neutral“ ist. Sie verlangen in dem Brief nach strengeren Vorschriften zum Schutz der Wälder und deren Kohlenstoff. Aber gerade mal einen Monat später bekräftigten die EU-Minister die bestehenden Vorschriften bzgl. Kohlenstoff ohne weitere Prüfung und stellten erneut fest, dass das Verbrennen von Holzpellets erneuerbare Energie ist.

Den Paragraphen sowohl des Paris-Abkommens als auch der internen Vorschriften in Europa zufolge sollten Kohlenstoff-Verluste zur Belieferung von Kraftwerken als Änderung der Kapazität zur Kohlenstoff-Speicherung von Waldlandschaften erklärt werden. Aber derartige Änderungen finden nur selten den Weg in nationale Bestandsaufnahmen. Und weder in der EU noch bei den UN gibt es ein System, in welchem aktuelle Änderungen der Kohlenstoff-Vorräte auf dem Festland bekannt gemacht werden. Folglich wird Kohlenstoff in keiner Weise berücksichtigt – wenn Bäume gefällt werden, oder wenn das Holz verbrannt wird.

Die Verbrennung von Holz wird zu einem gewaltigen Hintertürchen bei der Kontrolle von Kohlenstoff-Emissionen. Die USA könnten das nächste Land sein, welches daraus Vorteile zieht. Eine Vorlage der [US-]Bundesregierung, welche im Repräsentantenhaus genehmigt worden ist, wies die EPA an, eine Politik aufzulegen, welche „die Kohlenstoff-Neutralität von Biomasse reflektiert“ und „private Investitionen zu fördern in der gesamten Biomasse-Versorgungskette“. Damit sollte einem Boom der Verbrennung amerikanischer Pellets der Weg bereitet werden.

Das Verbrennen von Holz mag in manchen Fällen nahezu Kohlenstoff-neutral sein, wenn z. B. sichergestellt ist, dass jeder gefällte Baum durch einen neuen Baum ersetzt wird. Aber in anderen Fällen kann dies sogar mehr Kohlenstoff emittieren als die Verbrennung von Kohle. Das Problem ist, dass die Gesetzgeber nicht über die Kenntnisse verfügen, um den Unterschied zu erkennen, tritt dieser doch erst nach Jahrzehnten der Aufsummierung der vermuteten Emissionen in nationale Kohlenstoff-Bestandsaufnahmen zutage – oder auch nicht.

Sicher ist, dass sich die Versprechungen Europas im Paris-Abkommen in Luft auflösen, falls die Dinge nicht nach Plan laufen. Und die eigenen Emissionen der USA könnten ihren Aufwärtstrend sogar noch schneller fortsetzen, als selbst Präsident Trump im Sinn hat.

Jahrhunderte lang wurden die europäischen Wälder abgeholzt für den Gebrauch in Haushalten, und im vorigen Jahrhundert auch für lokale Heizkraftwerke. Aber was jetzt passiert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Änderung wurde befeuert durch eine neue Technologie, welche Brennholz in Holzpellets verwandelt. Diese werden dabei erwärmt, um Feuchtigkeit zu entfernen, und dann gepresst. Damit wird der Transport über große Entfernungen praktisch und ökonomisch.

Etwa die Hälfte des in der EU eingeschlagenen Holzes wird derzeit zur Stromerzeugung oder zum Heizen verbrannt. Und es gibt immer mehr Beweise dafür, dass der Holzeinschlag Wälder schädigt und damit ihre Fähigkeit verringert, Kohlenstoff zu speichern.

Full post
siehe auch hier bei der GWPF: Europe’s biomass-burning fiasco
—————————————–

2) EU-Minister befürworten die Subventionierung von Kohlekraftwerken bis 2030

Kohlekraftwerke in der EU könnten von Kapazitäts-Leistungen noch bis zum Jahr 2030 profitieren, falls eine Verhandlungsbasis die Zustimmung der EU-Energieminister findet, welcher zufolge ein Entwurf zum EU-Strommarkt in eine finale bindende Version gebracht werden soll.


Der Verhandlungsbasis zufolge, auf welche man sich beim EU-Energierat in Brüssel geeinigt hatte, würden bestehende Kraftwerke mit Emissionen entweder über 550 g CO2 pro kWh oder 700 kg CO2 im Mittel pro Jahr pro installierter kW Kapazitäts-Zuwendungen bis zum Jahr 2030 erhalten.

Allerdings müssten diese Zahlungen nach dem Jahr 2025 zu sinken beginnen.o kWh oder 700 kg CO2 im Mittel pro Jahr pro installierter kW Kapazitäts-Zuwendungen bis zum Jahr 2030 erhalten. Allerdings müssten diese Zahlungen nach dem Jahr 2025 zu sinken beginnen.

Neue Kraftwerke mit größerem Emissionen – d. h. alle unverminderten Kohlekraftwerke – würden ab 2025 nicht mehr an den Kapazitäts-Verfahren teilhaben können.

Dieses Timing kommt rund 7 Jahre nach dem ursprünglichen Vorschlag der Europäischen Kommission vom November 2016, dem zufolge neue Kraftwerke über dem Emissionslimit von 550 kg CO2 pro kWh ab dem Jahr 2018 und bestehende Kraftwerke ab dem Jahr 2023 nicht mehr in diesem Kapazitäts-Prozess teilhaben dürfen.

Full post
—————————————–

3) Polen eröffnet das größte Kohlekraftwerk Europas

Das staatlich kontrollierte Energie-Unternehmen ENEA von Polen eröffnete das größte Kohlekraftwerk Europas zu einer Zeit, in der andere Nationen sich von Treibhausgas emittierenden Verbrennungen fossiler Treibstoffe verabschieden wollen. Kohle und Braunkohle decken 90% der Energieerzeugung in Polen. „Das neue Kraftwerk wird die Energiesicherheit von Polen und der polnischen Bevölkerung verbessern. Dies ist für unser Land eine ökonomische und politische Priorität“, sagte der neue polnische Premierminister Mateusz Morawiecki. – AFP, 20. Dezember 2017

—————————————–

4) Das neue Solar-Projekt von BP

Dr. John Constable, Energie-Direktor der GWPF

Die Rückkehr von BP zum Bereich Solar in Gestalt eines Entwicklers neuer Solarenergie-Standorte und nicht als Hersteller von Solarpaneelen ist ein weiterer Beweis, dass der Bereich Erneuerbare selbst bei größtem potentiellen Interesse weniger mit dem Technologie-Geschäft und mehr mit der Sicherstellung von Rechtsansprüchen auf die Landentwicklung, mit Marktanteilen und unterstütztem oder garantiertem Einkommen zu tun hat. Einfacher gesagt, man trachtet nach Profit.


Full Story
Übersetzt von Chris Frey EIKE

Bild: Josh 2016.




Ist der 97%-Klimakonsens Fake News?

Meteorologen untersuchen sehr genau jeden Tag die Ursachen von Wetteränderungen. Sie sind die Wissenschaftler, die am ehesten verstehen, ob ungewöhnliche Wetterextreme einfach Wetter oder schon Klimawandel sind. Also befragt man sie jedes Jahr bzgl. Klimawandel.

Die meisten antworteten jedoch nicht. Drei Viertel aller Wetter-Wissenschaftler wollten NICHT in Berührung kommen mit einer politischen und nichtwissenschaftlichen Debatte. Im Jahre 2015 betrug die Antwort-Rate 22%, 2016 32% und 2017 gerade 22%. Und wie die allermeisten Klimaskeptiker auch stimmen sie zu, dass Klimawandel im Gange ist. Die Frage lautet jedoch: Welche Ursachen hat dieser Wandel?

Von den 2017 eingegangenen Antworten waren nur 15% der Ansicht, dass Klimawandel ausschließlich auf den Menschen zurückgeht, während 34% der Ansicht waren, dass menschliche Aktivitäten zu 60% bis 80% dazu beitragen. In der Umfrage wurde hinsichtlich der Beiträge des Menschen jedoch nicht unterschieden zwischen Verstädterung, Entwaldung, Verlust von Feuchtgebieten oder CO2.

Ein Fünftel oder 21% glauben, dass Änderungen zumeist oder durchweg natürlichen Ursprungs sind, während 8% einräumten, dass sie es einfach nicht wüssten.

Fazit: Betrachtet man ALLE befragten Meteorologen, behaupteten lediglich 11%, dass zumeist die Menschen für den beobachteten Klimawandel verantwortlich sind: 22% (Anteil derjenigen, die geantwortet haben) multipliziert mit 49% (menschlicher Beitrag).

Die Umfrage wurde durchgeführt von Befürwortern der CO2-Erwärmung bei ClimateCentral. Siehe hier.

Link: https://wattsupwiththat.com/2017/12/22/is-the-97-climate-consensus-fake-news/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Offshore lieferte jeden Tag Strom und onshore gab es im Jahr 2016 deutschland­weit keine einzige Stunde ohne Windstrom­erzeugung

Windkraft auf See ist ergiebiger und zuverlässiger als erwartet

Vor kurzem kam in unseren Medien eine Erfolgsmeldung: Die Windanalagen vor unseren Küsten sind viel ergiebiger, als man bisher geahnt hat. Herausgefunden hat es das Fraunhofer IWES für Windenergie mit einer neuen Studie [3].
Unsere Medien berichteten sofort und euphorisch darüber. Denn, wenn das EEG noch erfolgreicher ist, als bisher vermutet, sollen es die Bürger natürlich auch erfahren:
Focus 11.12.2017: [1] Windkraft auf See ergiebiger und zuverlässiger als erwartet (dpa)
Windkraftwerke auf dem Meer erzeugen nach einer Studie des Instituts Fraunhofer IWES mehr und zuverlässiger Strom als bislang angenommen. Die Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee produzieren an 363 Tagen des Jahres Energie, teilte die Stiftung Offshore Windenergie als Auftraggeberin der Studie mit. Bei der Vorgängerstudie hatte dieser Wert noch bei 340 Tagen gelegen … Die Anlagen lieferten somit relativ konstant Strom ...
IWR (Die Business-Welt der Regenerativen Energiewirtschaft) Online 01.12.2017: [6] Ausbau der Offshore Windenergie erhöht Versorgungssicherheit
Berlin – Eine aktuelle Studie von Fraunhofer IWES kommt zu dem Ergebnis, dass
Windanlagen auf See an jedem Tag im Jahr Strom liefern. Das spricht für einen stärkeren Ausbau der Offshore Windenergie.

Die Studie(n) des Fraunhofer IWES zur offshore-Windkraft

Die in den Medienberichten angesprochene Aktualisierungsstudie 2017 [3] bezieht sich auf eine Hauptstudie aus dem Jahr 2013 mit dem Schwerpunkt offshore-Windkraft [2]. In dieser ursprünglichen Studie (erstellt im Auftrag von achtzehn, direkt vom Ausbau der Windenergie partizipierenden Firmen, darunter auch den Münchner Stadtwerken), wurde ein optimiertes EEG-Szenario für 2050 ermittelt und simuliert, mit dem Ergebnis, dass die wesentliche Stütze zur erfolgreichen Versorgung Deutschlands im Jahr 2050 mit 80 % EEG-Strom, ein massiver Ausbau der offshore-Windkraft sein muss:
Fraunhofer IWES, Studie von 2013: [2] Vorwort von Jörg Kuhbier, Vorsitzender des Vorstands Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE
… Die vorliegende Studie des Fraunhofer IWES verdeutlicht eindrucksvoll die energiewirtschaftliche Bedeutung der Offshore-Windenergie. Sie ist unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende und den nahezu vollständigen Umbau der Stromversorgung bis zum Jahr 2050. Die Studie zeigt, dass Offshore-Windenergie im künftigen Energiesystem einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit, Systemqualität und der Reduzierung der Gesamtkosten liefert. Damit die OffshoreWindenergie dieses Potenzial entfalten kann, braucht es für die kommenden Jahrzehnte einen kontinuierlichen Zubau an Erzeugungsleistung …
In der aktuellen Ergänzungsstudie 2017 des IWES wurde nun ermittelt, dass die schon damals gemeldeten Offshore-Windkrafterfolge dank verbesserter Technik und neuer Simulationsmethoden noch besser geworden sind:
Fraunhofer IWES: [3] Energiewirtschaftliche Bedeutung der Offshore-Windenergie für die Energiewende Update 2017
… Offshore-Windenergieanlagen haben schon heute sehr hohe Volllaststunden, die zukünftig im Mittel auf über 4660 h ansteigen. Sie kommen damit auf über 8700 Betriebsstunden jährlich; das entspricht einer Stromproduktion an rund
363 Tagen im Jahr …
Dies ist zurückzuführen auf aktualisierte Annahmen zur räumlichen Verteilung der Windparks auf See und zur Leistungscharakteristik der Offshore-Anlagen, aber auch auf verbesserte Simulationsmodelle.

80 % EEG-Versorgung im Jahr 2050

In der Basisstudie aus dem Jahr 2013 werden drei Ausbauszenarien für das Jahr 2050 behandelt.
Betrachtet wird in dieser Rezension davon nur das optimale Szenario. Das reicht aus, um sich ein Bild über die EEG-Versorgung im Jahr 2050 zu machen, sofern die Vorschläge der EEG-Industrie und deren Lobbyverbände von unserer Politik umgesetzt werden.
Die Studie fand heraus, dass, um eine 80 % EEG-Versorgung überhaupt zu „ermöglichen“, euphorische (und für die Bürger teure) Maßnahmen durchgeführt werden müssen.
Konkret: Der Energieverbrauch muss drastisch gesenkt werden (um ca. 40 %) und alle Windkraftanlagen sind von derzeit ca. 128 m Nabenhöhe auf ca. 200 m Nabenhöhe zu erhöhen:
IWES 2013: [2] Die vorliegende Studie geht von diesem Zieljahr 2050 und folgenden Annahmen aus: Erneuerbare Energien liefern 80 Prozent des Endenergiebedarfs, zugleich ist Deutschlands Energieverbrauch knapp 40 Prozent niedriger als heute. Strom bekommt durch Verlagerungen in den Wärme- und Verkehrsbereich eine wichtigere Rolle (Power-to-Heat, Power-to-Gas, Elektromobilität). Mit über 900 Terawattstunden (TWh) liegt die Stromerzeugung mehr als die Hälfte über den heutigen Werten.
Im dritten Schritt wurden beide Berechnungen – der „optimale Mix“ und die Potenzialgrenzen der drei Technologien – übereinandergelegt. Die beste Übereinstimmung erreicht das optimierte Ausbauszenario dieser Studie. Hier ist das vorab definierte Potenzial von Onshore- wie Offshore-Windenergie voll ausgeschöpft (390 TWh bzw. 258 TWh), Photovoltaik liefert mit 152 TWh sehr hohe Beiträge.
Selbst damit bleibt ein geradezu explosiver EEG-Ausbau, der offshore zum Beispiel alle nur denkbaren Flächen von Nord- und Ostsee „belegt“ unvermeidlich:
IWES 2013: [2]… Im optimierten Ausbauszenario dieser Studie ist für das Jahr 2050 eine Offshore-Leistung von 54 GW angenommen. Dies lässt sich realisieren, wenn alle aus heutiger Sicht nutzbaren Flächen in der deutschen Nord- und Ostsee bebaut werden.
Wen heute eine Windkraftanlage mit einer Nabenhöhe bis zu 128 m stört, darf sich im Jahr 2050 über eine mit 200 m an der gleichen Stelle (er)freuen. Neben der massiven Ausweitung der Windkraft ist nämlich auch der vollständige Umbau aller bisherigen Anlagen mit diesen Zukunftsmonstern unabdingbar, da sonst die in Deutschland und auf den Meeren vorhandenen Flächenpotentiale nicht ausreichen.

Bild 1 Technische Veränderungen an Windkraftanlagen bis zum Jahr 2050 [3]

Welcher Ausbau selbst im optimierten Ausbauszenario und für nur 80 % EEG-Versorgung erforderlich wird, hat der Autor, basierend auf den EEG-Daten des Jahres 2016 und den Angaben der Studie auf das Jahr 2050 hochgerechnet.

Bild 2 EEG-Daten 2016 und Prognosewerte IWES für 2050 im Ausbauszenario optimiert von 2013 (Abbildung 8 [2]). (Vom Autor erstellt). *“Zusatzbewertung“ ist der in der IWES-Studie angenommene Zusatzertrag im Jahr 2050 gegenüber den Ergebnissen der Bestandsanlagen im Jahr 2016

Selbst unter der vom IWES getroffenen Annahme eines erheblich höheren Ertrages künftiger Windkraftmonster, wird ein massiver Ausbau erforderlich. Zusammenfassung:
Ausbau zum Jahr 2050 gegenüber dem Referenzjahr 2016 (laut Tabelle Bild 2):
Wind offshore: erforderlicher Ausbau zum Jahr 2050: 13,5 (20*)
Wind onshore: Erforderlicher Ausbau zum Jahr 2050: 3,3 (6*)
Solar: 3,6 (4*)
*Die Angaben in Klammer sind die Hochrechnung des Autors aus dem EEG-Jahr 2016 ohne Berücksichtigung von Verbesserungsfaktoren. Der wirklich erforderliche Ausbau liegt damit irgendwo zwischen den Werten der IWES-Studie und denen in Klammern.

Was unsere Medien erzählen und wie es wirklich ist

Nochmals die Darstellung zur offshore-Windkraft:
Focus 11.12.2017: [1] Windkraft auf See ergiebiger und zuverlässiger als erwartet (dpa)
Windkraftwerke auf dem Meer erzeugen nach einer Studie des Instituts Fraunhofer IWES mehr und zuverlässiger Strom als bislang angenommen. Die Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee produzieren an 363 Tagen des Jahres Energie, teilte die Stiftung Offshore Windenergie als Auftraggeberin der Studie mit. Bei der Vorgängerstudie hatte dieser Wert noch bei 340 Tagen gelegen … Die Anlagen lieferten somit relativ konstant Strom
Vorgreifend lässt sich dazu nur sagen: Der Focus (und alle anderen Medien) haben nicht mitbekommen, dass sich die Angaben in der IWES-Pressemitteilung auf simulierte Werte und Annahmen zum Zukunftsjahr 2050 beziehen.
Zum Beleg der Text aus der Studie:
Fraunhofer IWES: [3] … Offshore-Windenergieanlagen haben schon heute sehr hohe Volllaststunden, die zukünftig im Mittel auf über 4660 h ansteigen. Sie kommen damit auf über 8700 Betriebsstunden jährlich; das entspricht einer Stromproduktion an rund 363 Tagen im Jahr.

Windkraft im Jahr 2016

Um die (euphorischen) Aussagen des IWES und die Konsequenzen der vorgeschlagenen, 80 % EEG-Versorgung einschätzen zu können, muss man den aktuellen EEG-Stand betrachten.
Zuerst die Erzeugung der Windkraft gesamt im Verhältnis zum aktuellen Verbrauch im Jahr 2016:

Bild 3 Windkraft Deutschland gesamt 2016. Installierte Leistung mit Ganglinienverlauf, Stromverbrauch. Quelle: Agora-Viewer (vom Autor ergänzt)


Und nun der aktuelle Anteil offshore im Verhältnis zum aktuellen Verbrauch im Jahr 2016:

Bild 4 Windkraft Deutschland offshore 2016. Installierte Leistung mit Ganglinienverlauf, Stromverbrauch. Quelle: Agora-Viewer (vom Autor ergänzt)

Offshore-Windkraft im Jahr 2016

Die Bilder des Agora Viewers sind stark geglättet. Wie Einspeise-Ganglinien wirklich aussehen, zeigt das folgende Bild:

Bild 5 Windkraft Deutschland offshore 2016. Installierte Leistung (MW) mit Ganglinienverlauf in Stundenauflösung. Quelle: Agora Datensatz (Grafik vom Autor aus den Stundenwerten erstellt)


Wer den Datensatz als Datei hat, kann auswerten. Daraus die Ergebnisse:

Bild 6 Histogramm zum Ganglinienbild Wind offshore im Jahr 2016. Klasse 100 entspricht 4.000 MW (ungefährer Mittelwert der installierten Leistung)


Bild 7 Wertetabelle zu den Bildern 5 und 6. Quelle: Agora Daten Wind offshore 2016 in Stundenauflösung. Aus den Daten vom Autor erstellt)


Aus den Werten des Jahres 2016 lässt sich zusammenfassen:
Offshore-Windkraft speiste:
– über 79 Tage des Jahres (21 % des Jahres) zwischen 0 … 10 % der versprochenen Leistung ein.
– über 133 Tage des Jahres (36 % des Jahres) zwischen 0 … 20 % der versprochenen Leistung ein.
– Die Hälfte Zeit des gesamten Jahres waren es zwischen 0 … 50 % der versprochenen Leistung
– Mehr als 50 % der Anschlussleistung stand nur über 130 Tage (35 % des Jahres) zur Verfügung.
Die sich daraus ergebende Verlaufskurve für die Betriebsstunden ist in das entsprechende Datenbild der Studie kopiert (Bild 11, violette Linie).
Als jeweilige Vollaststundenzahl* ergeben sich die Werte der folgenden Tabelle (Bild 8).
*Mit Volllaststunden wird die Zeit bezeichnet, für die eine Anlage bei Nennleistung betrieben werden müsste, um die gleiche elektrische Arbeit umzusetzen, wie tatsächlich umgesetzt wurde.

Bild 8 Winddaten mit Vollaststunden des Jahres 2016, vom Autor aus den Agora-Daten berechnet. Da die Angaben zur installierten Leistung wegen des zwischen jährlichen Zu- und teils Rückbaus schwanken, sind es nur Orientierungswerte.


Die Volllaststundenzahlen als ein Referenzwert sagen aus:
Onshore: Nach 1548 Stunden (64 Tage; 18 % vom Jahr) Lieferung der versprochenen Leistung, hätte man die Anlagen abschalten können, da die Jahresmenge erreicht war.
Offshore: Nach 3100 Stunden (129 Tage; 35 % vom Jahr) Lieferung der versprochenen Leistung, hätte man die Anlagen abschalten können, da die Jahresmenge erreicht war.
Konventionelle Kraftwerke erzielen ca. 85 … 90 % vom Jahr Volllast, die restliche Zeit wird für Wartung und Reparaturen benötigt.
Nun erkennt man, warum so gerne Betriebsstunden angegeben werden. Diese lassen sich beliebig manipulieren, da nicht festgelegt ist, welche Energie dabei geliefert wurde. „364 Tage im Jahr“, oder gar „jeden Tag im Jahr“ bedeuten nur, dass sich irgendwo doch noch ein Windradflügel gedreht hat. Im Bild 13 (Betriebsstunden Windkraft) hat der Autor eingezeichnet, was IWES an Betriebsstunden angibt und was wirklich herauskommt, wenn man beim „Betrieb“ auch noch eine Leistung erwartet.
Die Angabe der Vollaststunden ist dagegen aussagekräftiger, weil sich diese direkter mit konventionellen Kraftwerken vergleichen lassen.

Im katastrophalen EEG-Erzeugersystem gilt schon ein Minimum als Erfolg

Dass man mit einem solchen „Stromlieferanten“ eigentlich nichts Vernünftiges anfangen kann, kommt unseren Medien nicht in den Sinn. Sie sind dabei natürlich nur willige Handlanger der „Fachstellen“, welche solchen Unsinn erfolgreich verkaufen.
Fraunhofer IWES: [3] … Offshore-Windenergieanlagen haben schon heute sehr hohe Volllaststunden, die zukünftig im Mittel auf über 4660 h ansteigen. Sie kommen damit auf über 8700 Betriebsstunden jährlich; das entspricht einer Stromproduktion an rund 363 Tagen im Jahr.
Wer kommt beim Lesen der IWES-Presseinfo auch darauf, dass die angegebenen, 4660 Volllaststunden offshore unter speziellen Annahmen für das Jahr 2050 simuliert wurden, die wirklichen im Jahr 2016 aber nur bei 3100 Stunden lagen
(66 % davon). Zur Angabe der „8700 Betriebsstunden jährlich“ sei nochmals auf Bild 13 verwiesen.

Der benötigte Erfolg für das Jahr 2050 simuliert

Wie schon angesprochen, hat auch das EEG-euphorische Fraunhofer-IWES (ca. 600 Mitarbeiter wollen schließlich bezahlt werden) feststellen müssen, dass selbst eine „nur“ 80 % EEG-Versorgung schier unmöglich ist, weil die verfügbaren Flächen in Deutschland dafür nicht reichen. Als Lösung wurden deshalb (unter anderem) diverse Maßnahmen zur Ertragserhöhung postuliert. Im folgenden Bild ist gezeigt, wie die Ertragskurve des aktuellen Offshore-Anlagenbestandes verläuft und wie sie im Jahr 2050 verlaufen muss, um die benötigte Energie zu liefern:

Bild 9; Bild Betriebsstunden Windkraft aus der IWES-Ergänzungsstudie 2017 [3] (Abbildung 15). Zum Verlauf „Normierte Einspeisung“ vom Autor darüber kopiert die normierte Einspeisung im Jahr 2016, berechnet aus den Agora-Daten, sowie erklärende Zufügungen

Onshore-Windkraft im Jahr 2016
Eine Fachperson für Energie, der niedersächsische Umweltminister (GRÜNE) hat auf eine Anfrage von Abgeordneten die folgende Aussage zur onshore-Windkraft getätigt:
Windkraft-Journal, 23. Sept. 2017: [10] Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Jörg Bode, Horst Kortlang, Dr. Gero Hocker und Almuth von Below-Neufeldt (FDP) geantwortet.
In wie vielen Stunden erzeugten Windräder im vergangenen Jahr in Niedersachsen gar keinen Strom?
Ausweislich der von den Übertragungsnetzbetreibern veröffentlichten Online-Hochrechnung der Istwerte für Windenergie Onshore und Windenergie Offshore gab es im Jahr 2016 deutschlandweit keine einzige Stunde, in der es keine Windstromerzeugung gab. Bundesländerscharfe Daten liegen der Landesregierung nicht vor.
PM: Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel
Dieser Vorgang in einem Länderparlament zeigt eigentlich nur den hoffnungslosen Dilettantismus unserer gut bezahlten Abgeordneten, wie es schon Özdemir im Bund belegt hat [9]. Der Autor würde zu gerne wissen, was die vier Abgeordneten der FDP mit der Frage: An wie vielen Stunden im Jahr gar kein Strom aus Windkraft eingespeist wurde, lösen wollten. Und auch, was sich das der Umweltminister mit der Antwort gedacht hat (außer vielleicht: Wer so dumm fragt, verdient eine genau so dumme Antwort).
Zumindest eines haben beide nicht: Ein Problem erkennen und diskutieren wollen.
Welches es ist, soll die folgende Ausführung zeigen:
In den Bildern 5 und 6 sieht man die Daten der Windkraft offshore im Jahr 2016. Für die onshore-Windkraft sind die gleichen Auswertungen in den folgenden Bildern gezeigt:

Bild 10 Windkraft Deutschland onshore 2016. Ganglinienverlauf in Stundenauflösung (MW), installierte Leistung (MW) und Jahres-Mittelwert der angebotenen Leistung. Quelle: Agora Datensatz (Grafik vom Autor aus den Stundenwerten erstellt)


Bild 11 Histogramm Windkraft onshore im Jahr 2016 (Daten aus Bild 10). Bezug: Installierte Leistung. Datenquelle: Agora, Histogramm vom Autor aus dem Datensatz erstellt.


Die aus den Agora-Daten berechneten Kennwerte des Jahres 2016 für onshore-Windkraft lauten:
Onshore-Windkraft speiste:
– über 3,2 Tage des Jahres zwischen 0 … 1 % der Anschlussleistung ein.
– über 14,5 Tage des Jahres zwischen 0 … 2 % der Anschlussleistung ein.
– über 59 Tage des Jahres (16,2 % vom Jahr) zwischen 0 … 5 % der Anschlussleistung ein.
– über 141 Tage des Jahres (38 % vom Jahr) zwischen 0 … 10 % der Anschlussleistung ein.
– Die Hälfte der versprochenen Leistung wurde lediglich über 5,3 Tage geliefert.
– Im gesamten Jahr wurden nur 18 % der versprochenen Leistung zur Verfügung gestellt.
Ergänzend nochmals die Volllaststunden aus Bild 8:
Onshore: Nach 1548 Stunden (64 Tage; 17,1 % vom Jahr) Lieferung der versprochenen Leistung, hätte man die Anlagen abschalten können, da die Jahresmenge erreicht war (Anmerkung: Konventionelle Kraftwerke kommen auf ca. 90 % Volllaststunden).
Dieses Ergebnis ist katastrophal. Danach hätten die vier FDP-„Energielaien“ [5] fragen müssen. Dann wäre der GRÜNE Minister auch genötigt gewesen, eine vernünftige Antwort zu geben (die den Autor auch interessiert hätte).
Hätten die FDP-Abgeordneten den Autor dazu befragt, wäre ungefähr die folgende Antwort gekommen:
Windkraft onshore hat über ungefähr zwei Monate des Jahres gerade noch den Energieverbrauch der zuzuordnenden Infrastruktur ausgeglichen, also fast null Energie wirklich zur Verfügung gestellt. Was die restliche Zeit mehr geliefert wurde, ist kaum der Rede wert, denn es waren in der Jahressumme nur 18 % der versprochenen Leistung (bezogen auf die installierte Leistung). Bedenken Sie, dass die Netzbetreiber und Versorger die Infrastruktur auf die installierte Leistung auslegen müssen und fragen Sie sich, ob ein weiterer Ausbau dieses Energie-Systems bei solch mageren Ergebnissen bezüglich der Kosten und Liefer-Unstabilität an Energie noch gerechtfertigt werden kann, vor allem, da es auch die Natur in Deutschland immer großflächiger zerstört.

Simulation der 80 % EEG-Versorgung im Jahr 2050

Abschließend hat der Autor die EEG-Versorgung im Jahr 2050 nach den IWES-Angaben (Bild 2) hochgerechnet. Es ergibt nur ein ganz grobes Bild, da die vom IWES „versprochenen“ Verbesserungen der Anlagentechnik mit ihren (vom IWES) erwarteten „Ergebnissprüngen“ nicht berücksichtigt wurden.
Um sich ein Bild zu machen, was dann im EEG-Versorgungsnetz an Chaos herrscht – und was es kosten wird, dieses dann versuchen, zu „beherrschen“ -, reicht es aus.
Zuerst der Verlauf der EEG-Einspeisung im Jahr 2016 (Bild 14):

Bild 12 EEG-Einspeisung 2016. Quelle: Agora-Viewer


Nun der gleiche Ganglinienverlauf im Jahr 2050 nach dem „optimierten Ausbauszenario“ des IWES (Summe EEG mit Solar, Wasser und Biogas). Die Einspeisung pendelt nun zwischen viel zu viel und viel zu wenig Leistungs-Angebot extrem hin und her. Der Abstand zwischen wirklich angebotener und installierter Leistung erreicht neue Größenordnungen.

Bild 13 Ganglinien EEG-Netz im Jahr 2050 bei Erzeugung von 80 % des Strombedarfs. Rote Linie: Installierte Leistung, violette Linie: Mittlerer Strombedarf. Daten aus der IWES-Studie 2013 [2], vom Autor anhand der Agora-Daten 2016 hochgerechnet.

Dazu das Histogramm dieser Energie-Bereitstellung:

Bild 14 EEG-Verteilung der Einspeisung von Bild 15 (Netz im Jahr 2050 bei Erzeugung von 80 % des Strombedarfs)


Fazit:
Die EEG-Erzeuger im Jahr 2050 stellen an Leistung bereit:
– über 61 Tage des Jahres nur zwischen 5 … 20 % der Anschlussleistung (dass es nicht auf null geht, liegt an der Biogas und Wasserkraft-Einspeisung).
– über 224 Tage des Jahres nur zwischen 20 … 100 % der zur Versorgung Deutschlands erforderlichen Leistung.
– über 350 Tage des Jahres nur zwischen 5 … 50 % der Anschlussleistung.
– Im gesamten Jahr werden gerade einmal über 1,4 Tage zwischen 65 … 70 % der versprochenen Leistung als Maximalwerte bereitgestellt.
Dieser Ganglinienverlauf erfordert einen gewaltigen Ausbau der Netz-Infrastruktur und vor allem auch von Speichern.
Laut Fraunhofer-IWES ist das jedoch kein Problem. Davon ist derzeit zwar wenig zu sehen und vieles erst noch im Forschungsstadium:
EIKE 18.06.2015: [11] Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)
Aber es wird schon wie benötigt und versprochen kommen. In der Not kann man die Lücken ja immer noch mit (noch zu bauenden) Gaskraftwerken füllen, sowie Überschussstrom abregeln (also bezahlen, aber nicht eispeisen).

Lass die Politik erst einmal so weit ausbauen, bis es kein Zurück mehr gibt

Man wird den Eindruck nicht los, dass dies nach dem Motto verkündet wird: Lass die Politik erst einmal so weit ausbauen, bis es kein Zurück mehr gibt. Dann kann man beginnen, langsam die damit erzeugten Probleme und fehlenden Lösungen zu „beichten“. Mit viel Geld löst man das dann schon irgendwann und irgendwie und bekommt es in der Not von der Politik auch diskussionslos in beliebiger Höhe bezahlt.
Beispielhaft für dieses „Lösungsverfahren“, an dem es (außer den es zwangs-bezahlenden Untertanen) nur Gewinner gibt, sei der Berliner Flughafen zu nennen.

Um mit diesem katastrophalen System die erforderliche Energie zu erzeugen, muss Deutschland technisch und landschaftlich kaputt gemacht werden

Im folgenden Bild ist der erforderliche Ausbaupfad offshore aus der IWES-Studie gezeigt (zwischen dem 13,5 … 20fachen des aktuellen Ausbaus). Damit wäre ein Drittel der deutschen Nord- und Ostsee mit Windparks „zugepflastert“. An Land ist es nicht ganz so schlimm, dort erfolgt der Ausbau nur bis zum 3,3 … 6-fachen des aktuellen Anlagenbestandes. Wer die bereits großflächig durch Windparks zerstörten Landschaften in Norddeutschland gesehen hat, ahnt jedoch, wie vielen Bundesländern dann noch das gleiche Leid mit noch viel größeren Windkraftmonstern blühen wird. Und das gilt bei idealisierten Annahmen.

Bild 15 Ausbaupfad Windkraft offshore bis 2050 [3]

Die geradezu idiotischen Aussagen von GRÜNEN Politiker*innen werden dagegen wohl kaum helfen:
EIKE 26.03.2017: Wie geil ist das denn, wir können Energie erzeugen, ohne die Landschaft kaputt zu machen

Bild 16 Screenshot aus dem ARD-Beitrag: Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche


Manchmal kommen auch Medien darüber ins Grübeln. Nicht selbst, sondern weil es einzelnen Naturschutzverbänden mit opponierenden, deutschen Mitgliedern langsam davor graut.
Frankfurter Allgemeine: [4] Ein Drittel von Nord- und Ostsee als Windpark?
… Bei Umweltschützern wachsen indes die Zweifel, ob Nord- und Ostsee einen derartig starken Ausbau der Offshore-Windenergie verkraften könnten. Je nach Leistungsfähigkeit der Windkraftanlagen könnten in den kommenden Jahrzehnten
bis zu einem Drittel der Meeresfläche mit mehreren tausend Windrädern bebaut werden und die Nordsee zu einem Industriepark verändern.
Doch muss man auch da differenzieren. Großen, wirklichen „Weltrettern“ würde es nichts ausmachen, wenn Deutschland aufgrund seiner selbsterwählten Vorreiterrolle daran kaputt gehen würde:
Frankfurter Allgemeine: [4] … Andere Umweltverbände wie der WWF plädieren dagegen mit Blick auf die Klimapolitik für einen stärkeren Ausbau der Offshore-Windenergie.

Wehe, ein öffentlicher Sender wagt es doch einmal, von der „zulässigen“ Darstellung abzuweichen. Der KLIMA-LÜGENDETEKTOR schlägt unerbittlich zu

Die Homepage zur Anprangerung von Klima- und EEG-kritischen Publizierungen, eng verbunden mit der Klima- und Energieberaterin C. Kemfert, versteht solche Betrachtungen nicht nur nicht, sie klärt auch auf, was daran falsch ist.

Bild 17 Logo des Lügendetektors. Quelle: Screenshot von der Homepage


Diesmal hat sie sich diese Homepage einen ganz leicht von der ideologischen Vorgabe abweichenden Beitrag des im Kern ansonsten streng LINKS-GRÜNEN, Bayerischen Rundfunks vorgenommen und mit „Argumenten“ zerfetzt:
KLIMA-LÜGENDETEKTOR 22. Dezember 2017: BR: Sich mit der Lobby gemein machen
Es gibt Tage, da hauen einen die Schlagzeilen von den Socken. Zum Beispiel diese, die jüngst der Bayerische Rundfunk vermeldete:

Wow!
Auch im ersten Satz des dann folgenden Artikels findet sich die Aussage noch einmal: „Die Energiewende ist ein Desaster.“ Das ist jetzt wirklich mal was Neues:
International wird die Energiewende als Vorzeigeprojekt gehandelt, das den Strom der Bundesrepublik klimafreundlicher macht, Jobs schafft und durch jahrelange Vorarbeit zu den heute (weltweit) niedrigen Preisen für erneuerbaren Energien beigetragen hat. Was also hat der Bayerische Rundfunk herausgefunden, der all das nicht nur in Frage stellt, sondern die Transformation des Energiesektors sogar zum „Desaster“ erklärt? …
… Leider hat sich der Bayerische Rundfunk nicht diese Mühe gemacht. Er hat auch nicht ein einziges Gegenargument bei irgendeinem Energiewende-freundlichen Branchenverband eingeholt, kein Forschungsinstitut angerufen. Keine Gegenrecherche, nichts …
Den Rest an „Argumentation“ gegen eine kritische Meinung bitte im Original weiter lesen. Es „lohnt“ sich, um den Unterschied zwischen geifernder Anklage im Stil einer Hexenjagd – wie sie bei einigen unserer „Eliten“ inzwischen wieder opportun ist – und sachkundiger Argumentation zu sehen.

Auch Professor Sinn glaubt an den Sinn, nur nicht an die Lösung

Mal sehen, wann sich auch Professor Sinn diesem „investigativen“ und den Verfasser*in des jeweiligen „Verrisses“ verheimlichenden Lügendetektor stellen muss:
7] TICHYS EINBLICK 19. Dezember 2017: Wieviel Zappelstrom verträgt das Netz? Hans-Werner Sinn – Vernichtendes Urteil über Energiewende
Es kostet nur fürchterlich viel Geld, reduziert den Lebensstandard und verschandelt die Landschaft. Das kann es doch nicht sein!« Vernichtender kann ein Urteil nicht sein. Professor Hans-Werner Sinn fällt es in seinem Vortrag »Wie viel Zappelstrom verträgt das Netz? Bemerkungen zur deutschen Energiewende«. »Sobald in der Forschung etwas unter ideologischen Gesichtspunkten geschieht«, sagt er, »werde ich nervös.« Und der Volkswirt in ihm beginnt zu rechnen …
… Denn die tun den Energiewende-Planern nicht den Gefallen, sanft, stet und gleichmäßig zu liefern und vor allem dann, wenn wir den Strom benötigen.
Professor Sinn kommt zu dem Ergebnis: Die Energiewende kann nicht funktionieren. In einem umfangreichen Zahlenwerk kalkulierte er dieses hanebüchene Energiewenden-Gebilde von verschiedenen Seiten her durch und kam zum gleichen Ergebnis, wie das auch hier bei TE und anderen Seiten wie
Eike immer wieder beschrieben wurde. Er untermauert noch einmal seinen Satz »Energiewende ins Nichts«.
Sinn untersuchte in seinem Vortrag, ob es denn möglich ist, das Hauptproblem der sogenannten erneuerbaren Energien zu umschiffen, dass es nämlich keine Speichermöglichkeiten für Strom gibt … Wie Sinn es auch hin und her rechnet – es funktioniert nicht, kann nicht funktionieren, weil Bedarf und Lieferung zu diametral auseinanderklaffen, als dass beider Kennlinien zur Deckung gebracht werden könnten. Problem dabei, so hat er berechnet, sind nicht überwiegend die tagesaktuellen Unstetigkeiten von Strombedarf und Stromerzeugung, sondern die saisonalen Schwankungen. Im Sommer wird weniger elektrische Energie benötigt als im Winter.
… Man müsste in Deutschland noch etwa 6.400 Pumpspeicherkraftwerke in die Landschaft setzen, um soviel Energie speichern zu können, dass die saisonalen Unterschiede ausgeglichen werden können. Unmöglich. Auch die Power-to-Gas Variante taugt nichts, weil nach der Umwandlung von Windenergie in Gas Kosten von 24 Cent pro Kilowattstunde anfallen, beim Import aus Russland aber nur 3 Cent. …

Aber auch hier muss man differenzieren. In der SZ vom 23./24. Dezember stehen im Infoartikel zum Vortag Aussagen von Herrn Sinn: [8] … Für den Emeritus … steht zwar fest, dass der Klimawandel stattfindet und eine Gefahr ist ...
Es wird also auch seitens Herrn Sinn nicht am schlimmen Klimawandel gezweifelt, nur die Kosten und Probleme der „deutschen“ EEG-Lösung werden kritisiert. Weil Herr Sinn damit nicht das Problem, sondern nur einen Lösungsversuch kritisiert, fällt ihm zur Verbesserung dann auch nichts Wegweisendes ein. Das Geld wird weiterhin ausgegeben, es bekommen nur andere (und billiger wird der Strom dadurch auch nicht):
[8]… Es gibt also eine Doppelstruktur und die kostet doppeltes Geld. Der Strom in Deutschland sei darum im internationalen Vergleich sehr teuer. Was also tun? Die einzige Lösung glaubt Sinn, ist der weltweite Emissionshandel. Die Kohlekraftwerke bleiben so am Netz und Deutschland würde seine Klimabilanz durch den Ankauf von Verschmutzungsrechten ausgleichen.
Schade, dass auch ein Herr Sinn nicht weiter denkt [12]. Wahrscheinlich wäre er dann aber von einer Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung (und CESifo Group) auch nicht als Redner eingeladen worden.
Doch Politiker lieben solche „Lösungen“, bei denen nichts gelöst, aber Aktion und „Gute Taten“ zum Wohle der Bürger dokumentiert werden (die es ja sowieso bezahlen müssen). Begonnen wurde deshalb schon damit:
EIKE 24. Dezember 2017: Deutschland soll Braunkohlestrom-Exportland werden

Das war aber nur für 80 % EEG-Vollversorgung

Um das ganze Desaster, welches diese Planung der EEG-Vollversorgung im deutschen Energiesystem anrichten wird, zu verstehen, muss man die Studien (und nicht nur den Extrakt daraus) vollständig lesen.
Erst dann wird einem klar, mit welcher Konsequenz Industrie, Lobbyverbände und Versorger (als „herausragendes“ Beispiel seien die kommunalen, Stadtwerke München genannt) mithelfen, ja fordern, das über Jahrzehnte weltweit beste und dabei preiswerte Energiesystem kaputt zu machen und gegen ein in allem Belangen untaugliches zu ersetzen.
Als einziger „Lichtblick“ bleibt, dass der vollständige Zusammenbruch der Versorgung nicht erfolgen kann. Denn es wird immer parallel ein komplettes, konventionelles Backup-System bestehen bleiben. Da Kernkraft und Kohle dafür bald verboten sind, werden es Gaskraftwerke. Die hat man bisher vermieden, weil Gas der teuerste, konventionelle Energieträger ist. Aber um CO2 zu vermeiden, dürfen dem deutschen Untertanen keine Maßnahmen zu aufwendig und Kosten zu hoch sein.
Zudem: Deutschlands Fluren und Auen sind schon seit dem Mittelalter durch Kulturlandschaft geprägt. So wie man heute die Lüneburger Heide, welche ein Ergebnis mittelalterlichen Abholzens ist, schön findet, werden unsere Zukunftsbürger das Ergebnis der postfaktischen EEG-Aufforstung bestimmt auch einmal schön finden.
Lassen wir unsere Industrie, Interessenverbände und die Politik freudig an dieser CO2-neutralen Zerstörung des konventionellen Energiesystems zum Zieljahr 2050 als Kampf-Maßnahme gegen das sich stetig wandelnde Klima „arbeiten“.
Schließlich hat seit dem ersten Weltkrieg jede deutsche Generation mindestens ein Desaster (Krieg und / oder Währungsreform) verursacht und erleiden müssen. Warum sollte diese Schleife auf einmal unterbrochen werden? Wer hätte ein Interesse daran?

Bild 18 Anmerkung: Bezüglich des vollständig geplanten „EEG-Ausbaus“ von Nord- und Ostsee ist dieses Bild noch nicht aktuell. Quelle: Rettet den Odenwald


Bild 19 Quelle: Rettet den Odenwald


Quellen
[1] Focus 11.12.2017: Windkraft auf See ergiebiger und zuverlässiger als erwartet
[2] Fraunhofer IWES: ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER OFFSHORE-WINDENERGIE FÜR DIE ENERGIEWENDE, Langfassung 2013
[3] Fraunhofer IWES: Energiewirtschaftliche Bedeutung der Offshore-Windenergie für die Energiewende Update 2017
[4] Frankfurter Allgemeine, Aktualisiert am 11.12.2017: Offshore-Windenergie: Strom, stabil und klimafreundlich
[5] Windkraft-Journal, 23. Sept. 2017: Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Jörg Bode, Horst Kortlang, Dr. Gero Hocker und Almuth von Below-Neufeldt (FDP) geantwortet.
[6] IWR (Die Business-Welt der Regenerativen Energiewirtschaft) Online 01.12.2017: Ausbau der Offshore Windenergie erhöht Versorgungssicherheit
[7] TICHYS EINBLICK 19. Dezember 2017: Wieviel Zappelstrom verträgt das Netz? Hans-Werner Sinn – Vernichtendes Urteil über Energiewende
[8] SZ 23./24. Dezember Printausgabe, Artikel: Zahlen, bitte
[9] EIKE 15.08.2017: Cem Özdemir versucht sich in Energie
[10] Windkraft-Journal, 23. Sept. 2017: Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Jörg Bode, Horst Kortlang, Dr. Gero Hocker und Almuth von Below-Neufeldt (FDP) geantwortet.
[11] EIKE 18.06.2015: Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)
[12] EIKE 25. Dezember 2017: Prof. Hans-Werner Sinn zum Speicherproblem von grünem Strom: Viel Richtiges, aber leider auch Unrichtiges




Der Selbstversorger und die Energiewende

Hinweis: Man könnte nun versuchen gleich nüchtern mit technischen Argumenten und Zahlen zu zeigen, dass dies nicht möglich ist. Hier wird ein anderer Weg beschritten indem im 1. Teil eine Geschichte, nein, besser zutrifft ein „Märchen“, erzählt wird. Die Darstellung erfordert eine Vereinfachung, damit man die komplexe Problematik besser verstehen kann. Letztlich handelt es sich um eine fiktive Geschichte, die etwas verdeutlichen will (Die Idee entstammt: http://tinyurl.com/q8lxujs). Im 2. Teil wird der Kern auf unser Stromversorgungssystem in Deutschland im Rahmen der Energiewende übertragen und entscheidende Erkenntnisse abgeleitet.

Teil 1: Das Märchen vom Selbstversorger

Herr Sonnig war ein rechtschaffener Mann. Die Nachbarn nannten ihn auch „Herr Selbstversorger, weil er einen großen Garten zur Eigenversorgung betrieb und mit nachwachsendem Holz heizte. Er hatte ein Einfamilienhaus und wollte nun auch seinen Strom selber machen. Schon lange hatte er aufgrund der vielen Medienberichte erkannt, dass der von den Kohlekraftwerken kommende CO2-Ausstoß radikal reduziert werden muss. Unabhängigkeit von den bösen, raffgierigen Versorgern hatte er sich vorgenommen. Ökologisch und dezentral wollte er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und als Vorreiter den Nachbarn zeigen, wie so was geht, so eine Energiewende ohne Dreck und Klimakatastrophe. Die Vorbildfunktion sei so wichtig, wie er hörte. Also müssen Photovoltaik-Module aufs Dach!
Doch er lebte in einer heilen Welt ohne Subventionen und Umverteilungsmechanismen. Seine Nachbarn hielten den Selbstversorger für einen Spinner, wollten ihm nicht nacheifern und blieben lieber bei dem billigen, immer verfügbaren Strom aus dem großen Kraftwerk unten am Fluss, der ihnen wie eh und je vom Elektrizitätsversorger geliefert wurde.
Herr Sonnig ließ sich davon nicht beirren und begann seinen Eigenbedarf zu planen. Er hatte eine große Familie und brauchte 5.000 kWh pro Jahr. Bisher zahlte er an den Energieversorger für seinen Strom nur 15 Cent/kWh, also 750 € pro Jahr, denn das Land in dem er lebte, wollte keine Steuern und Sonderabgaben für Umverteilungen. Der Strom sollte als Grundbedarfsmittel so billig wie möglich sein, damit es sozial gerecht zugeht.
Er machte sich nun auf, zu erkunden, was er einkaufen muss. Im Jahresdurchschnitt bringen die PV-Module nur 10% der Nennleistung, das war zu berücksichtigen. Er musste also Module kaufen, die eine Nennproduktion von 50.000 kWh/Jahr erbringen. Da das Jahr 8.760 Stunden hat, beträgt die Nennleistung, die er brauchte, 5,7 kWp (peak).
Schon bald war im klar, dass er PV-Module, den Wechselrichter, das Batteriemanagement, das Montagesystem und die Verkabelung (Preisbasis 2017 inkl. Montage: http://tinyurl.com/ybj8ag69) brauchte. Bei einem Preis von ca. 1.500 €/kWp bedeutet das 8.550 €. Das System wird eine Lebensdauer von 20 Jahren haben, wenn es regelmäßig gewartet und gereinigt wird.
Zusätzlich brauchte er Batterien. Er überlegte: Etwa 1/3 des Tags habe ich Überfluss, 2/3 der Zeit aber Mangel. Am Tag brauche ich allerhöchstens 15 kWh, 10 kWh muss ich auf Vorrat speichern.
Im Baumarkt fand er was er suchte. Große Batterien die 1 kWh aufnehmen und speichern konnten. 200 € stand auf dem Preisschild*. Damit musste er Batterien für 2.000 € kaufen. Da die Batterien aber nach spätestens 10 Jahren auszutauschen sind, betrug die nötige Investition 4.000 €, mit der er kalkulieren musste.
* Annahme: 12V*68Ah= 816Wh =120€ (toom); bei einer Entladetiefe von 30% sind das 210€/kWh (Bruttokapazität ohne Einbaurahmen, ohne Verluste und ohne Leistungselektronik). Das ist eine sehr günstige Annahme für ein PV-Speichersystem, das ca. 1.000€/kWh kostet; vergleiche: http://tinyurl.com/y94tmvy7
Nun ging er zur Bank, um sich das Geld zu besorgen. Der Bankangestellte dämpfte allerdings seine Euphorie, denn er fragte ihn, ob er denn wirklich auf die Zinsen verzichten will, die ihm sein Geld auf der Bank aus dem noch laufenden Sparvertrag (hier) doch so regelmäßig bringt: Immerhin 1,5% pro Jahr. Das seien doch, einschließlich Zinseszinsen… Rasch ermittelte der Bankangestellte:
“Würden Sie die 10.550 € (plus die 2.000 € für weitere 10 Jahre) auf ihrem Konto liegen lassen, hätten Sie in 20 Jahren 16.530,40 € Bargeld. So viel kostet Ihre PV-Anlage wirklich. Wenn Sie ihren Strom vom Netz beziehen, kostet Sie das 15.000 € nach 20 Jahren. Wenn Sie aber ihren Strom selbst erzeugen kostet Sie das 16.530,40 €. Mit ihrer Anlage machen Sie also einen Verlust von 1.530,40 €!”
Das hatte er wahrlich nicht erwartet. Dann dachte er aber: „Man muss ja schließlich auch die ideellen Werte sehen, die Umwelt und das Klima und die gefährlichen Atomkraftwerke – ja, so macht es trotzdem Sinn.“
Schon bald schraubten die Handwerker die PV-Module aufs Dach, schlossen die Batterien an und trennten am übernächsten Tag seine Netzverbindung. Nun war er endlich ein echter Selbstversorger und ökologisch verantwortungsvoll, wenn es auch etwas kostete.
Stolz stelle er seine Anlage einem befreundeten Ingenieur in der Nachbarschaft vor. Der sah sich die Dimensionierung der Anlage an und machte ein kritisches Gesicht. Er verwies auf die Dunkelheit, die Nebelschwaden und verschneiten PV-Module die der nahende Winter bald bringen würde.
Darauf hatte Herr Sonnig ja gar nicht geachtet! Ja, Speicher müssen nicht nur Tagesschwankungen ausgleichen, sondern auch der Winter muss bei der Speicherung bedacht werden!

“Siehst du, erklärte der Ingenieur, so sieht dein Ertrag der Monate aus, der dir im Durchschnitt eine Leistung von 10% und einen summierten Ertrag (Spalte 3) von 5.000 kWh beschert.“
“Von März bis September hast du mehr Strom als du brauchst (Spalte 5). Den musst du speichern, damit du von Oktober bis Februar auch genug hast. Weil du pro Monat 417 kWh brauchst (Spalte 4), musst du von März bis September den Überschuss speichern.“

Die Tabelle zeigte ihm in der Spalte 6, dass seine kleine Batterie von 10 kWh entweder leer ist, also kein Strom abgeben kann oder dass sie voll ist, also den Überschuss nicht aufnehmen kann.
Wählt er aber eine große Batterie, so zeigte die Tabelle klar, dass diese einen maximalen Ladezustand von 1.154 kWh einnimmt, um die ertragsschwachen Wintermonate zu überbrücken. Der Ladeverlauf im Diagramm verdeutlichte ihm das nochmals eindrucksvoll. Er würde also keinen Speicher von 10 kWh, sondern mehr als 100-mal so viel benötigen!
“Ich empfehle dir dringend, auch noch ein Notstromaggregat anzuschaffen! Und du musst noch die Speicherverluste kompensieren. Wenn die Akkus lange halten sollen, solltest Du nur 70-80% der nominellen Kapazität nutzen. Der monatliche Verbrauch ist natürlich nicht konstant und gerade im Winter brauchst Du voraussichtlich mehr. Leider wechselt auch der Ertrag von 10% von Jahr zu Jahr – mal mehr mal weniger. Hinzu kommt noch, dass die Leistung der Module und Speicher im Laufe ihrer Lebensdauer nachlassen. Deine Anlage ist definitiv zu klein und der Speicherbedarf wäre noch ein ganzes Stück größer auszulegen, damit du kein Notstromaggregat brauchst! Für die Vergrößerung deiner PV-Fläche dürfte wahrscheinlich deine Dachfläche nicht mehr ausreichen.
Nein noch mehr ausgeben wollte Herr Sonnig nicht. Dann nutze ich eben den Netzstrom in den dunklen Jahreszeiten, dachte er.
Er rechnete neu: Wenn ich nur noch 50% Strom vom Stromversorger abnehme kostet mich das in 20 Jahren 7.500 €. Wenn ich mich mit den restlichen 50% selbst versorge, benötige ich Investitionen in Höhe von 16.530 €. Zusammen also 24.030 €. Würde ich meinen ganzen Strom aus dem Netz beziehen, würde mich das 15.000 € kosten. Leider habe ich dann einen Verlust von 9.030 € in 20 Jahren, also 451 € pro Jahr. Aber es ist ja auch für eine gute Sache, weil ich damit für mein Land ca. 2 Tonnen CO2 pro Jahr spare!
Also beantragte er beim Stromversorger wieder den Anschluss an das Netz. Aber am nächsten Tag wartete eine böse Überraschung auf ihn! Er hatte einen Brief vom Stromversorger erhalten. Da stand:
Lieber Herr Sonnig!
Offenbar ist Ihnen nicht bewusst, wie wir unseren Strompreis kalkulieren. Sie zahlen keineswegs nur für die Erzeugung des Stromes den Sie verbrauchen, sondern vor allem für die Baukosten unseres Kraftwerks und die Kosten der Leitungen, die wir unterhalten müssen.
Von den 15 Cent, die Sie uns pro kWh bezahlen, verbrauchen wir nur 3 Cent* für die tatsächliche Herstellung des Stroms, also für den Einkauf der Kohle, die wir im Kraftwerk verbrennen. Der Rest von 12 Cent geht in den Betrieb, die Instandhaltung, die Abschreibung, das Personal sowie die Verzinsung und ein bisschen Gewinn wollen wir auch haben, sonst können wir ja gleich aufhören.
* Wert ist hoch angesetzt, real eher 1-2 ct/kWh für Brennstoffkosten. 3 ct/kWh sind eher schon Stromgestehungskosten
Sie zahlten uns bisher 750 € im Jahr. Dafür bekamen Sie 5.000 kWh. Nun wollen Sie nur noch die Hälfte beziehen, aber trotzdem jederzeit die volle Leitung wie früher verlangen. Wir müssen also unser Kraftwerk und die Leitungen genauso bereithalten wie bisher. Deshalb haben wir auch weiterhin fixe Kosten von 600 €, die von Ihnen verursacht werden.
Wir sparen zwar Brennstoff, wenn Sie nur die Hälfte abnehmen, aber das sind nur 75 €. Wenn Sie also nur noch 2.500 kWh beziehen wollen, sehen wir uns gezwungen, den Preis pro kWh auf 27 Cent (2.500 kWh*0,03€/kWh + 5.000 kWh*0,12€/kWh = 675 € Kosten für 2.500 kWh 0,27 ct/kWh) zu erhöhen – sonst müssten wir unseren Preis für alle Kunden erhöhen, um unsere Kosten zu decken und das können wir Ihren Nachbarn nicht zumuten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Versorger.
Herr Sonnig kochte vor Wut. Diese raffgierigen Ausbeuter! Kapitalistenschweine! Er klagte so laut, das seine Nachbarn aufmerksam wurden und herbeikamen. Empört zeigte er ihnen den Brief und wartete auf tröstende Worte und Solidarität. Wie erstaunt war er aber, als die Nachbarn den Brief lasen und ihn dann kaltherzig verspotteten!
“Das hätte dir so gepasst, was? Wir sollen für dich die Infrastruktur bezahlen, damit du Geld sparen kannst und dein Ideal vom Ökologie-Vorreiter in Erfüllung geht! Ein schöner Nachbar bist du, willst auf unsere Kosten schmarotzen! Recht geschieht dir!”
Er war wie betäubt und wollte ihnen den Irrtum zeigen, die Tricks der Kapitalisten entlarven. Doch als er selbst rechnete, musste er kleinlaut zugeben, dass die Zahlen wohl stimmten.
Nun wollte er wissen, was ihn der Strom kosten würde, wenn er seine Anlage neu dimensionieren würde, aber ohne die Sicherheiten, die ihm der Ingenieur dringend empfohlen hatte:

Das gibt’s ja nicht! da kostet mich die kWh ja 5,76 €!“

— Soweit das Märchen —

Dabei sind in diesen Kosten die nötigen Zuschläge an PV-Fläche und Batteriekapazität nicht enthalten, die erforderlich sind, damit immer mit Sicherheit Strom mit gewünschter Leistung zur Verfügung steht.
Nun, ein Märchen das unerwartet endet, hat oft eine lehrreiche Erkenntnis.
Natürlich kann man an den Zahlen herumbasteln und einige werden auf die Idee kommen, dass man eine Überproduktion von PV-Strom erwägen kann, da die Batterie der Hauptkostenfaktor ist. Die Überproduktion würde dazu führen, dass jede Menge Strom ungenutzt bliebe nur damit man in den Wintermonaten mehr PV-Strom hat und die Batterie kleiner halten kann. Die Kosten fallen dann auf 1/3, mit den notwendigen Sicherheitszuschlägen aber nur auf die Hälfte. Das ist immer noch viel zu teuer.
Zum Konzept der Überproduktion ergeben sich Fragen:

  • Ist der Platz für eine 7-fache* PV-Fläche vorhanden?
  • Ist das Konzept, 6-mal mehr Energie durchschnittlich zu erzeugen, als gebraucht wird, im Zeichen der geforderten Energieeinsparung überzeugend?

* Unterstellt man die PV-Ertragsstochastik von 2013, so würde eine Kostenoptimierung die 6,9-fache PV-Fläche erfordern. Es würde fast 4-mal so viel Energie weggeworfen, wie genutzt wird.
Für die Stromversorgung mittels EE (Erneuerbare Energien) gilt das Gleiche wie für das Märchen.
Die Energiewende wurde ohne ausgereiftes Konzept begonnen, in der Hoffnung im Laufe der Jahre geeignete Lösungswege für deren Umsetzung zu finden.
Die erfolgreiche Umsetzung komplexer Projekte erfordert Realismus und Präzision bei der Planung über das gesamte Projekt. Während der Umsetzung auf Lösungen zu hoffen, die beim Start noch nicht bekannt sind, ist Russisch Roulette. Gut gemeint reicht nicht!

Teil 2: Die Energiewende

Wenigstens 8 Punkte sollten festgehalten werden:

1. Die Lösung der Probleme überlässt man den Anderen

Überträgt man das Märchen vom Selbstversorger in unsere Stromversorgungswelt, so würde der Strom aus dem Netz statt 15 ct/kWh doppelt so teuer sein. Entsprechend wäre bei der ersten Dimensionierung seiner Anlage auch kein Verlust, sondern ein Gewinn herausgekommen, ähnlich wie man heute gerne vorrechnet. Was unser Selbstversorger versuchte, waren die Vorteile zu nutzen, die sich boten und für die Zeiten, die für ihn nicht wirtschaftlich waren, auf die zurückzugreifen, die er ansonsten heftig kritisiert hatte.
Was wir gesehen haben, ist, dass eine Jahresbilanzrechnung nicht die Problematik ausreichend beschreibt. Es reicht also nicht im Jahresdurchschnitt rechnerisch 5.000 kWh zu produzieren, sondern es muss genau zu dem Zeitpunkt die Leistung bereitgestellt werden, die gerade benötigt wird – nicht weniger, aber auch nicht mehr! Da dies die VEEs (Volatilen Erneuerbaren Energien, also: Wind und Photovoltaik) nicht können, sind Speicher nötig, um die konventionellen Stromerzeuger zu vermeiden.
Manche wollen „97% Autarkie“ als Erfolg verkaufen (Pilotprojekt Pellworm (hier) – keiner spricht mehr davon). Selbst eine Verfügbarkeit von 99% für eine Stromversorgung reicht bei weitem nicht. Sie würde bedeuten, dass in 1% des Jahres (in Summe 88 Stunden) in Tages- oder Wochenabständen wiederholt zeitlich kurze und lange Stromausfälle auftreten würden. Die Konsequenzen für unsere Volkswirtschaft wären katastrophal!

2. Der Speicherbedarf für Autarkie wird maßlos unterschätzt

Unser Selbstversorger hat nun den bekannten Fehler gemacht, den Speicher nur für den Tagesausgleich zu dimensionieren. Bei der zweiten Dimensionierung, die den Jahresausgleich berücksichtigt, wird deutlich, dass dazu mehr als das 100-fache an Speicherkapazität nötig ist.
Dabei muss noch einiges berücksichtigt werden, will man von der Versorgung von außen immer unabhängig sein. Neben der Alterung der PV-Module und Batterien, den Wirkungsgradverlusten (zwischen Ein- und Ausspeichern), den Verlusten bei der Konvertierung von Gleich- auf Wechselstrom, muss auch bedacht werden, dass der Stromverbrauch in den Monaten nicht konstant ist. Aber der entscheidende Punkt ist der Langzeitausgleich. Im Beispiel wird der jeweils durchschnittliche Monatsertrag für die 12 Monate vereinfacht angesetzt. Das reicht natürlich nicht unter Worst-Case-Bedingungen. Man muss also auch einrechnen, dass mehrere Jahre in Folge deutlich weniger Erträge bringen, als durchschnittlich über z.B. die letzten 30 Jahre. Berücksichtigt man dies alles, so führt es dazu, dass die PV-Nennleistung und der Speicher erheblich größer ausgelegt werden müssen, damit ein Selbstversorger immer Strom in beliebiger Höhe aus seiner Steckdose bekommt, so wie er das schon immer gewohnt ist. Damit ist natürlich der Umstand gegeben, dass in „normalen Jahren“ das System überdimensioniert ist und in Jahren mit geringem Verbrauch und gutem Ertrag erst Recht. Das führt auch dazu, dass der Strom aus der PV-Anlage, der nicht aktuell verbraucht werden kann, auf einen vollen Akku trifft, also nicht gespeichert werden kann. Dieser Strom bleibt ungenutzt, hat aber kalkulatorisch die gleichen Kosten verursacht, wie der Strom, der verbraucht wird. Das verteuert den Strom natürlich deutlich.

3. Übertragbar auf unser Stromversorgungssystem

Diese grundsätzlichen Zusammenhänge bestehen in gleicher Weise bei dem Versuch unser Stromversorgungssystem ganz auf Erneuerbare Energien (EE) umzustellen. Derzeit wird versucht zunächst die „Stromwende“ zu erreichen, d.h. die benötigte Elektroenergie ausschließlich auf Basis der EE zu erzeugen. Derzeit haben wir etwa einen Anteil der EE von 1/3. Davon sind allerdings die Anteile Wasser und Biogas schon weitgehend ausgereizt. Das was also fehlt, kann nur noch über die VEE bereitgestellt werden. Nur bei 100% EE kann man auf konventionelle Kraftwerke verzichten. Das scheint aber wegen fehlender Speicher nicht erreichbar zu sein, so dass bei Dunkelflaute praktisch die ganze Leistung aus konventionellen Kraftwerken kommen muss, will man nicht (wie der Selbstversorger) auf die Nachbarn zurückgreifen, weil sich diese Nachbarn ja vielleicht auch auf ihre Nachbarn verlassen, weil alle der gleichen Denkungsart erlegen sind …

4. Notwendige Speicher

Soll aber 100% Ökostrom, d.h. Verzicht auf alle fossilen Kraftwerke, mit Hilfe von Großspeichern verfügbar gemacht werden, so reden wir von einer Größenordnung von 30 TWh. Unterstellt man den Bau großer Pumpspeicherkraftwerke (PSKW) von jeweils 5 GWh Kapazität, so wären 6.000 solcher PSKW zusätzlich zu den vorhandenen 36 (mit zusammen 38 GWh) nötig. Das größte deutsche PSKW (Goldisthal) hat eine Kapazität von 8,5 GWh. Wenn man dann wiedermal eine Erfolgsmeldung von einem neuen Batteriespeicher liest, der z.B. 10 MWh hat, so erkennt man den Aberwitz solcher Meldungen die suggerieren sollen, dass man auf gutem Wege sei. Es wären nämlich 3 Mill. solcher Batteriespeicher nötig, also für jeden 27-ten Bundesbürger einer.
Schaut man auf die Kosten so wären für PSKW 2-3 Bill. € und für Lithiumspeicher mehr als 10 Bill. € Investitionskosten nötig. An dieser Stelle wird schnell „Power-to-Gas“ als Lösung genannt. Diese Variante ist bei dem nötigen Speicherbedarf mit gut 1 Bill. € auch nicht billig zu haben. Die Verstromung dieses Gases über Gaskraftwerke treibt den Strompreis zusätzlich.
Genau wie oben angedeutet, könnte man Speicherkapazität sparen, wenn man sehr viel Überschussenergie zulassen würde. Also Energie im Übermaß erzeugen und gleichzeitig verlangen, dass auf der Verbraucherseite Energie eingespart wird, „koste es was es wolle“? Wo das heute (ohne Speicher) hinläuft, erkennt man an den steigenden Überschussenergien, die abgeregelt werden müssen, weil schlecht verkäuflich. Wir stehen erst am Anfang dieser VEE-Ausbauproblematik.

5. Notwendiger Ausbau der VEE

Aufgrund der einzubeziehenden Wirkungsgrade und der Sicherheiten durch den schwankenden Ertrag der EE benötigt man bei Batteriespeicher und PSKW den 7- bis 8-fachen Ausbau der VEE bezogen auf 2016 für den heutigen Strombedarf.
Will man Speicherkapazität durch verstärkten VEE-Ausbau sparen, so wird aus dem 7- bis 8-fachen schnell mehr das 20-fache. Allein die Anzahl der Windenergieanlagen auf das 5-fache erhöhen zu wollen, ist angesichts der Widerstände nicht vorstellbar.
Die Wandlung von Strom in synthetisches Methan mit der Speicherung im Erdgasnetz hat nur einen Wirkungsgrad von ca. 25%. D.h. damit 1 kWh Strom aus dieser Speichertechnologie (verstromt über Gaskraftwerke) entnommen werden kann, müssen 4 kWh VEE erzeugt werden. Das führt dazu, dass hier der Ausbau der VEE ca. 11-fach größer sein muss als er in 2016 vorlag.

6. Alles soll smart und vernetzt werden

Die sogenannten smarten Konzepte können bestenfalls im Bereich des Kurzzeitausgleichs gewisse Entspannung bringen. Die Hoffnung „irgendwo weht immer Wind“ ist längst widerlegt. Es gibt Tage im Jahr, da stehen alle Windräder in Europa still.
Ein Gedankenexperiment dazu: In Spanien weht z.B. Wind und im Rest von der EU nicht.
Soll etwa Spanien nicht nur sich sondern die ganze EU mit Strom versorgen? Über welche Leitungen? Mit welchen Leistungen? Es würde zudem bedeuten, dass Spanien seine Windenergieanlagen so auslegen müsste, dass es ganz Europa versorgen könnte, also für die „normalen Tage“ grenzenlos überdimensioniert wäre. Diese Überdimensionierung wäre Grund für extrem teuren Strom.
Was man hier für Spanien verlangt, müsste man für alle anderen Länder ebenso verlangen, um solidarisch sein zu können. Also jedes größere Land der EU müsste seine Windenergieanlagen so stark ausbauen, dass es den Rest versorgen könnte, weil dort kein Wind weht.
Und noch eins: „dezentral“ ist immer noch das magische Wort. Wenn Norddeutschland über Hochspanungsleitungen Süddeutschland mit Strom versorgen soll oder umgekehrt oder wenn künftig viel Strom zeitweise aus dem Ausland kommen muss – was ist daran dezentral?

7. Die Sektorkopplung erfordert noch mehr

Mit der Umstellung der Stromversorgung auf EE ist aber erst der halbe Weg der Energiewende durch Dekarbonisierung beschritten. Neben dem Sektor Strom, der eine Endenergie von ca. 550 TWh erfordert, müssen noch die Sektoren Wärme und Mobilität über VEE ersetzt werden. Diese beiden Sektoren benötigten 2015 ca. 2.000 TWh Endenergie. Es ist unschwer zu erkennen, dass Speicherbedarf und Ausbau der VEE damit weiter in unvorstellbare Dimensionen steigen. Näher soll an dieser Stelle darauf nicht eingegangen werden.

8. Endlich die Wahrheit auf den Tisch

So einfach, wie uns das in den Medien immer dargestellt wird, ist es nicht. Angesichts dieser gigantischen Kosten und des nötigen, aber unmöglichen Ausbaus der Windkraft- und Photovoltaikanlagen ist dieses Projekt zum Scheitern verurteilt.
Aber warum machen (fast) alle mit? Warum schwenken sogar die Energieerzeuger und Kraftwerksbauer, die Sachverstand haben sollten, auf die EE um? Die Antwort ist vielschichtig: Die Industrie und die Betriebe der Wirtschaft liefern das was gut bezahlt wird. Die übrigen Profiteure haben ebenfalls genügend gute Gründe dieses Energiewendeprojekt nicht sterben zu lassen. Und es wird schließlich in den Netzwerken der Lobbygruppen von Instituten und Industrie als „gute Sache“ der Öffentlichkeit verkauft. Um dies weiter zu befördern und auch aufkeimende Widerstände zu ersticken, wird die Energiewende sogar mit Fake News begründet (hier).
Die Kostenentwicklung der Energiewende steht erst am Anfang. Ein kleiner Teil der Verbraucher (informierte Kreise) sind bereit für diese „gute Sache“ zu zahlen oder sie haben sich bereits zum Widerstand entschlossen. Die breite Masse jedoch, weiß noch nicht, was mit ihnen geschehen wird. Die Wirtschaftsverbände trauen sich nicht mit sachbegründeter Kritik dagegen zu halten. Vielmehr nutzt man die Energiewende als Imagepolitur.
Die Politiker (fast) aller Parteien sind gefangen in ihren Versprechungen und können ohne totalen Gesichtsverlust nicht zurück. Sie brauchen es auch derzeit nicht, weil die Konsequenzen ihres Handelns erst in ferner Zukunft deutlich werden, wenn sie nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können.
Hätte man den Menschen gleich zu Beginn diese Wahrheit über die Energiewende gesagt, die man hätte wissen können, kaum einer wäre dafür gewesen. Der Autor hofft, dass dieses Märchen und die nachfolgenden Erläuterungen überzeugen konnten. Helfen Sie mit ihr Umfeld aufzuklären.

Es ist höchste Zeit diesen Irrsinn zu stoppen!

Dipl. Ing. Klaus Maier; ew-check-sv@t-online.de, 2017/12

[1]      Die Idee entstammt: http://tinyurl.com/q8lxujs
[2]      Preisbasis 2017 inkl. Montage: http://tinyurl.com/ybj8ag69
[3]      Annahme: 12V*68Ah= 816Wh =120€ (toom); bei einer Entladetiefe von 30% sind das 210€/kWh (Bruttokapazität ohne Einbaurahmen, ohne Verluste und ohne Leistungselektronik). Das ist eine sehr günstige Annahme für ein PV-Speichersystem, das ca. 1.000€/kWh kostet; vergleiche: http://tinyurl.com/y94tmvy7
[4]      http://tinyurl.com/y8ymuurh
[5]      Wert ist hoch angesetzt, real eher 1-2 ct/kWh für Brennstoffkosten. 3 ct/kWh sind eher schon Stromgestehungskosten
[6]      2.500 kWh*0,03€/kWh + 5.000 kWh*0,12€/kWh = 675 € Kosten für 2.500 kWh à 0,27 ct/kWh
[7]      Unterstellt man die PV-Ertragsstochastik von 2013, so würde eine Kostenoptimierung die 6,9-fache PV-Fläche erfordern. Es würde fast 4-mal so viel Energie weggeworfen, wie genutzt wird.
[8]      http://tinyurl.com/yadpmexj
[9]      http://tinyurl.com/y8ehrhyb