Regenwald-Schwindel: Klöckner will Einfuhrzölle für Brasilien erhöhen, Sozialist Morales von Kritik verschont

Einen guten Eindruck zu den angeblich flächendeckenden Bränden in Südamerika gibt das deutsche Auswanderer-Ehepaar Grunow in Paraguay, das südwestlich an Brasilien grenzt. Im Youtube-Video witzeln die beiden, daß sie im Herz der Flammen stünden, aber um sie herum gibt es höchstens Regenwald-Dunst. Blickt man hingegen auf die FIRMS-Karte der NASA und schaut sich die Gegend an, sollte man meinen, daß das ganze Land unter Rauchschwaden verschwindet. Die beiden Pioniere klären das Phänomen damit auf, daß jeder Nutzer der Karte selber Feuer eintragen kann und selbständig entscheidet, welche Größe er dem Feuer zuordnet, zum Beispiel durch einen fetten roten Punkt. (FIRMS: Fire Information for Resource Management System, das Feuer-Alarmsystem der NASA.)

Was dabei herauskommt, zeigt die Karte der brennenden Nordsee, die im vorigen Artikel schon zu sehen war:

Standbild von NASA-FIRMS https://earthdata.nasa.gov/earth-observation-data/near-real-time/firms

Kollege Michael Limburg meinte im Scherz, da benutzt wohl jemand Griechisches Feuer, also antikes Napalm. Da in der Nordsee gegenwärtig keine Kriegshandlungen stattfinden, dürfen wir davon ausgehen, daß jemand die Rauchfahnen Diesel-getriebener Großfrachter als „Brand“ eingetragen hat. Waren das übereifrige Klimaretter?

Der Vollständigkeit halber, eines der obersten Journalistengebote, sei hier angeführt, daß die brasilianische Metropole São Paulo gegenwärtig tatsächlich unter einer schwarzen Smogwolke liegt (bzw. vor kurzem lag). Ein Freund, der aus der Stadt stammt, bestätigte mir, daß das Phänomen nur dieses Jahr auftritt; in den Jahren zuvor gab es das nicht. Auch wenn die NASA klar sagt, daß die diesjährigen Brände nur wenig stärker sind als im Jahresmittel, scheinen sie zumindest im Süden des Landes nahe an die Großsiedlungen wie São Paulo heranzureichen. Vielleicht ein Grund für die heftige mediale Wahrnehmung.

Ein weiterer Grund, der als gesichert angesehen werden darf, ist die Politik. Präsident Jair Bolsonaro gilt als der südamerikanische Donald Trump und wird von den westlichen Politikern ähnlich geschätzt. Der linksextreme Bananendiktator Evo Morales aus Bolivien, der fleißig die Abfackelung seiner Wälder fördert, wird nur auf der Achse des Guten und The European kritisch erwähnt. Wolfram Weimer verlinkt dieses Video, das zeigt, wie Morales seine Brandoffensive in geradezu heroischer Geste ankündigt und sich von Bauern bejubeln läßt.

Immerhin protestiert im Lande die römisch-katholische Kirche, einschließlich des Vatikan, heftig. Weimer hat seine Information zum Glück auch bei Markus Lanz im Fernsehen verbreiten können. In derselben Sendung konnte der unvermeidliche Harald Lesch leider auch wieder seine Weltuntergangs-Weltsicht unters Volk bringen.

Da Bolsonaro vorgeworfen wird, daß er die ausgedehnten Brandrodungen quasi befohlen habe (die Macht hat er gar nicht) und damit die „grüne Lunge“ des Planeten und – natürlich – das Weltklima via CO2 zerstöre, will die Bundesministerin für Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU), ihm nun via Zollpolitik Einhalt gebieten.

Zitat aus der Welt:

„Brasilien hat sich mit Abschluß des Mercosur-Abkommens zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt. Das Abkommen beinhaltet ein Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen. Wenn sie nicht eingehalten werden, kann es die vereinbarten Zollerleichterungen nicht geben“

Geht es da in Wirklichkeit um andere Interessen, die hinter dem Ökothema versteckt werden sollen? Da die Klimaschutzpolitik in Deutschland aber seit acht Jahren bittere Realität ist, wären alternative Gründe gar nicht nötig; denken Sie nur daran, was Klöckners Unions-Kollege Söder gerade im ehemals vernünftigen Bayern veranstaltet.

Nebenbei: Der Regenwald in Südamerika ist gar nicht die „grüne Lunge“ des Planeten. Höhere Pflanzen leben nämlich nicht nur von der Photosynthese, sondern können genau wie wir atmen und verbrauchen damit nachts den tagsüber produzierten Sauerstoff wieder. Es sind nicht die Bäume auf dem Land, sondern die Plankton-Algen und die Cyanobakterien im Ozean, die die Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre unseres Planeten vor Milliarden Jahren herstellten und immer noch herstellen. Zitat Wikipedia:

Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren veränderten die sich im Wasser massenhaft verbreitenden Vorläufer der heutigen Cyanobakterien [Blaualgen] entscheidend die Lebensbedingungen auf der Erde. Sie nutzten das Sonnenlicht zur Photosynthese und setzten als Abfallprodukt Sauerstoff (O2) frei. Diese massenhafte Produktion von Sauerstoff führte schließlich zu einer entscheidenden Veränderung der sauerstofflosen Atmosphäre in eine sauerstoffhaltige Atmosphäre (Große Sauerstoffkatastrophe).

Daher wäre es besser, wenn unsere regierenden Klimaretter endlich die Plastikmüll-Kontinente aus dem Ozean fischten, statt nur darüber zu lamentieren. Ich schätze, damit wären sogar 100% der EIKE-Leser einverstanden, und nicht nur 97%.




„Klimaleugnermaschine“: Die Verschwörungstheorie der Klimasoziologen

Ein öffentlich weniger bekannter Akteur des klima-politwissenschaftlichen Komplexes, der Soziologie-Professor Riley E. Dunlap von der Oklahoma-Staats-Universität (USA), verfasste strategische Artikel zu den amerikanischen „Klimaleugnern“ und deren Vorgehensweise. Daß er aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich kommt, der eigentlich gar nichts mit dem Klimawandelthema zu tun hat, überrascht nicht, da die Soziologen (u.a.) als besonders anfällig für zeitgeistige Themen gelten. Da sie zudem in der Wirtschaft nur schlechte Chancen haben, bietet sich ein Job im Klimakomplex an, der wie viele andere Zeitgeist-Narreteien mit Steuergeldern üppig finanziert ist.

In einem Artikel in der Zeitschrift American Behavioral Scientist (Amerikanische Verhaltenswissenschaft, ein Magazin zur Psychologie) meint Dunlap, die Komplexität des Klimathemas und die typischen Unsicherheiten in der wissenschaftlichen Forschung hätten den „Klimaleugnern“ ermöglicht, eine organisierte Desinformationskampagne zu starten und Unsicherheit zur Theorie des menschgemachten Klimawandels zu erzeugen. Dieses Argument hat durchaus etwas für sich, auch wenn es eine typische Projektion der eigenen Fehler ist. In der Tat gab es in der Klimatologie immer offene Baustellen, was ja auch sein soll. Wissenschaft ist das Eingeständnis, daß „ich weiß, daß ich nichts weiß“ (Sokrates?).

Die Unbewiesenheit des Treibhauseffektes, der dennoch eine Rolle spielen könnte, ist ein typisches Beispiel. Die Klima-Apokalyptiker nutzten den Fachstreit darüber, um einfach zu behaupten, CO2-Effekt ist so und ist der Hauptprozeß im Klima, fertig. Ich will nicht behaupten, daß ein Fox-Kommentator, der von Physik nichts versteht, nicht über die Stränge schlagen kann. Zudem ist Präsident Donald Trump auch nicht gerade als präziser Zitierer bekannt, da müßte er häufig gründlicher sein. Aber Fox & Co. verdienen kein Geld mit dem „Klimaschutz“, die Apokalyptiker hingegen schon, und zwar nicht schlecht.

Dunlap behauptet, daß eine Desinformations-Kampagne von einer losen Koalition aus fossiler Energie-Industrie, konservativen Thinktanks (Heritage, Heartland etc) und einigen „konträren Wissenschaftlern“ organisiert worden sei. Diese Koalition nennt er die „Klimaleugner-Maschine“. Die Aussage stimmt halbwegs in bezug auf die Thinktanks (es ist ja deren Job) und die Fossil-Industrie (klar, die wollen sich nicht das Geschäft verbieten lassen). Was die Dissidenten in der Wissenschaft angeht, ist Vorsicht geboten, da, wie der Kommunikationsforscher Mathias Kepplinger von der Universität Mainz feststellte, die unpolitischen Wissenschaftler eher ruhig sind; die Öko-Alarmisten hingegen politisch äußerst umtriebig. Allerdings gab es natürlich hin und wieder mutige Protest- und Aufklärungsaktionen wie die Oregon-Petition und den Hacker-Leak an der Universität von East Anglia (die Climate gates).

Dunlap meint, der „Klimaleugner-Maschine“ sei lange wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Seit etwa 2008 aber (nach dem ersten Klimahype mit Nobelpreis und Oscar™) werde die Klimawissenschaft von Seiten der Journalisten und der Sozialwissenschaftler verteidigt. Dunlap hält den Kern der „Maschine“ nicht für skeptische Wissenschaftler, sondern für harte Leugner, die kein „Beweis für den menschgemachten Klimawandel“ von ihrem Tun abbringen kann. Es gebe nach der Sozialwissenschaftlerin Myanna Lahsen auch einige „echte“ Skeptiker, meist empirische oder theoretische Meteorologen, die sauer seien, daß sie von Klimawandel-Modellierern ersetzt wurden. Aber diese Gestalten würden durch Rente und Tod ja allmählich aussterben.

Wenn man das liest, kann man als „Klimaleugner“ eigentlich nur noch lachen. Uns wird stets eine Verschwörungstheorie vorgeworfen, und der Mann spricht seinerseits von einer Leugner-Maschine. Die Klima-Alarmisten haben schon vor Jahrzehnten nach dem Prinzip von Helmut Schelsky begonnen, das Thema „Heißzeitkatastrophe“ langsam in das Bewusstsein der Bürger einzuschleichen. Immer mehr Politiker, Journalisten und Sozialwissenschaftler, die merkten, daß man mit Panik Geld und Macht erwerben kann, haben sich angeschlossen. Ein sich selbst organisierendes System, wie unser Vizepräsident Michael Limburg so treffend formuliert. Oder: Wer ähnliche Interessen hat, handelt ähnlich.

Man merkt also, daß die Profiteure des Alarmismus wie Dunlap ihre eigene egoistische wie arglistige Strategie dem Gegner vorwerfen. Tun sie das eigentlich bewusst? Ich würde sagen, nein, weil das Phänomen nicht neu oder Klimapanik-typisch ist. Der kritische Psychologe Steven Pinker hatte einmal ähnliche Erfahrungen machen müssen, als er sich mit linken Sozialwissenschaftlern über das Vorhandensein einer vererbten menschlichen Natur stritt. Man meint, daß den Klimaprofiteuren und anderen Schelmen ihr Trick bald einmal auf die Füße fallen müßte. Es wird so schnell nicht passieren, wenn überhaupt, da die Steuergeld-Schnorrer politisch bestens vernetzt sind und mit ihrer „Alarmisten-Maschine“ bis auf weiteres die Köpfe kontrollieren. Glücklicherweise gibt es das Internet, in dem wir aufmüpfigen Ego-non-Bürger die Profit-Maschine immer mehr sabotieren können (Sabot = frz. Holzschuh, den protestierende Arbeiter in die Zahnradmaschinerie von Fabriken warfen, um die Maschine zu blockieren).

Zum Ende seines Artikels befasst sich Riley Dunlap etwas genauer mit den Climategate-Skandalen, in deren Rahmen interne Emails einiger Klimawandel-Propheten von Hackern veröffentlicht wurden. Diese Skandale werden in den Medien und vor allem von den Klimaapokalyptikern heutzutage nach Möglichkeit ignoriert, was auch nicht wundert, da sie deutlich machten, wie die Profiteure ihre errechneten Klimamodelle zurechtschneidern, damit sie irgendwie zur beobachteten und gemessenen Realität passen. Dunlap behauptet, es seien nur „hochgradig selektiv“ Emails der Klimaprofessoren veröffentlicht worden (ja, die Mails, die das Problem auf den Punkt bringen). Und diese selektierten Mails hätten einen Absturz des öffentlichen Glaubens („belief“) an die Theorie von der Klimakatastrophe bewirkt. Abgesehen, davon, daß der Begriff „belief“ die Assoziation zur Church of Global Warming hervorruft, soll solch ein „Gate“-Skandal ja auch den Unglauben befördern. Lange dauerte der Zweifel sowieso nicht an, da die politisch bereits felsenfest im Sattel sitzenden Alarmisten es schafften, rund 100 Nobelpreisträger zu mobilisieren, ihnen die Solidarität zu erklären. Zusätzlich haben die Journalisten in den Medien den peinlichen Skandal schnellstmöglich der Damnatio memoriae anheim fallen lassen; ihn also zum Vergessen verdammten.

Ja, das nenne ich mal eine „Klimaschwindel-Maschine“.

 

 

 

 




Broders Spiegel: Elektroroller-Politik

 

Mit freundlicher Genehmigung von Henryk Broder. Zuerst erscheinen bei der Achse des Guten bzw. Achgut.pogo.




Ausweitung der Pseudowissenschaft: „Klima-Ärztin“ an der Berliner Charité

Manche Informationen tun wirklich weh. Als „Klimaleugner“-Journalist ist man einigen Irrsinn gewohnt; außerdem kennt jeder, der studiert hat, wohl die irrationalen Revoluzzer in bestimmten ungenannten Fachbereichen der Universitäten, die bis vor einigen Jahren nicht allzu gefährlich waren, weil ihr Fach meist nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Leistungsunwillige mit Ambitionen darstellt. „Akademisches Hartz4“, wie Michael Klein es einmal so sarkastisch wie treffend bezeichnete.

Wenn sich dann die betreffenden Leute oder deren Theorien aber in den für Infrastruktur und Wirtschaft lebenswichtigen Fakultäten breit machen, wird es richtig gefährlich für die Wissenschaft und die Gesellschaft. Man denke nur an die Philosophie-Physikerin in Oxford, die angeblich den Anteil des „menschgemachten Klimawandels“ am Wetter berechnen kann.

Im Juni 2019 berief die renommierte Berliner Charité gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK die (weltweit?) erste Klimamedizin-Professorin, die Epidemiologin Sabine Gabrysch (43). Eigentlich ist so etwas in Zeiten, in denen der Zeitgeist Achterbahn fährt, zu erwarten. Wer unserem Gesundheitssystem als Patient vertraut, sollte jetzt aber langsam nervös werden.

Was sagt die junge Klimaärztin im Spiegel-Interview (Nr. 32/ 3.8.2019, Seiten 98f)? Ein paar Kostproben:

Die Klimakrise ist ein Thema, das erste Priorität haben muß.

[„Priorität“ heißt bereits „das vordere, vorrangige“, also noch darüber?]

 

Wir haben es hier […] mit einem planetaren medizinischen Notfall [zu tun].

 

Laut Robert-Koch-Institut hat der so genannte Jahrhundertsommer von 2018 allein in Berlin rund 490 Menschenleben gefordert.

Durch den Klimawandel haben wir es aber häufiger mit Extremwetter zu tun,…

[Dem widerspricht sogar der Weltklimarat IPCC.]

 

Der Klimawandel verschärft die weltweite Ungerechtigkeit, denn jene, die am wenigsten beigetragen haben zum Ausstoß von Treibhausgasen, werden am stärksten von den Folgen betroffen. […]

[..] in Indien, ist es jetzt schon oft so heiß, daß man da tagsüber noch rauskann.

Wenn Ernten ausbleiben, drohen Millionen Menschen Hunger und Unterernährung.

Die Klimakrise könnte außerdem eine neue Dimension von Flüchtlingsbewegungen bringen.

Heute brauchen wir eine massive Mobilisierung aller Kräfte der Gesellschaft, um diese Krise zu meistern. Die ökologischen Grenzen unseres Planeten sind nicht verhandelbar. Unser Wirtschaftssystem, unser Verhalten – das ist veränderbar.

Im März war ich auf der [Greta-]Demo in Berlin, und das war für mich das inspirierendste Erlebnis seit Jahren. Ich war überrascht, wie gut viele dieser jungen Menschen informiert sind. [???]

Greta Thunberg ist erstaunlich, sie spricht glasklar und sagt, wie es wirklich ist.

„I want you to panic“, ja, das ist glasklar. Im Interview läßt Gabrysch einige Allgemeinplätze zum Thema Hitzschlag vom Stapel, Binsenweisheiten. Ansonsten drischt die Ärztin, wie die Zitate zeigen, eher die üblichen Phrasen über die angebliche Klimakatastrophe, die wir schon von den Eiszeit-Panikmachern in den 1970ern, und natürlich von Schellnhuber & Co., kennen. Da ist selbst SfF-Hirschhausen mit seiner Fieber-Analogie noch origineller. Und die Gretabegeisterung einer 43jährigen Professorin wirkt seltsam mädchenhaft, kindlich. Ich frage mich oft, wie Wissenschaftler es hinbekommen, ein forderndes Studium zu absolvieren, den Doktor rer. nat. oder Facharzt schaffen, aber dann in kindliche Gretamanie abdriften. Allerdings hat Frau Dr. med. Gabrysch mit Anfang 40 die Professur nur über das Klimaticket erhalten. Wäre sie bei klassischer Epidemiologie geblieben, was wäre sie dann heute? Wäre sie je zum Charité-Professor berufen worden?

Gabrysch ist übrigens wohl nicht unschuldig zum Kinde gekommen. Sie ist Aktivistin bei der Lobbyorganisation KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. und hat im Vorfeld mutmaßlich schon einige „Wühlarbeit“ geleistet.

Wie ihr Arbeitsalltag aussieht, lässt sich angesichts der Prof.-Denomination schlussfolgern. Ich kenne viele Uniklinik-Ärzte, die sich ab frühs um sieben wundarbeiten und ihre Patienten bestmöglich versorgen. Um dann abends geschafft ins Bett zu fallen. Das wird den immer zahlreicher werdenden Pseudowissenschaftlern an unseren Universitäten (und Unikliniken) wohl nie passieren.




Klima-Medizin: Herzinfarkte in Augsburg, Irresein in München

von Wolfgang Meins

Gerade noch wurde die Wissenschaftskultur in der Medizin – im Vergleich zu Geisteswissenschaften und dem Mainstream der Klimawissenschaft – auf achgut.com als überwiegend intakt gelobt und nun so etwas: Das Deutsche Ärzteblatt (Auflage 315.000) hat es schwer erwischt. Es hat sich mit dem Klima-Hype-Virus infiziert. Ausbaden dürfen das jetzt die Leser. Ihnen wird in Heft 31/32 das Schwerpunktthema „Erderwärmung und Gesundheit in Deutschland“ zugemutet.

Das Elend fängt gleich beim Editorial an, wo man den Lehrstuhlinhaber für Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der Universität München zu Worte kommen lässt. Der allerdings hat nicht mehr zu bieten als die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensprecher:

„Die Erderwärmung hat zur Folge, dass Hitzewellen und Waldbrände häufiger und in extremerem Maße als bisher auftreten. Extremniederschläge nehmen zu, der Meeresspiegel steigt und derzeit bewohnte Inseln verschwinden.“

Es folgen dann eine überwiegend sachliche Übersicht zur Behandlung bei Hitzschlag und Sonnenstich sowie zwei Forschungsberichte. Einen davon hat bereits ScienceFiles gewürdigt, der andere soll hier näher unter die Lupe genommen werden.

Es geht um die „Zukünftige Häufigkeit temperaturbedingter Herzinfarkte in der Region Augsburg“. Zu verantworten haben diese Arbeit neun Autoren, wobei der Erstautor aus dem Helmholtz-Zentrum München stammt. Offensichtlich will man die tragende methodische Säule der Lehre von der globalen Erwärmung – Hochrechnungen, Prognosen oder auch Spekulationen jeglicher Art – in die Medizin transplantieren. Also eine Art „Was-wäre-wenn-Wissenschaft“ etablieren.

Die Temperaturentwicklung im Augsburger Winter zeigt nichts auffälliges. Daten DWD, Grafik J. Kowatsch

Eher die Kälte ist der Feind des Herzkranken

Zielsetzung der Autoren war es, die Zahl künftiger temperaturbedingter Herzinfarkte für bestimmte „Klimawandel-Szenarien“ zu prognostizieren, „ausgehend von einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad, 2 Grad oder 3 Grad Celsius“.

Sollte es gelingen, so ein Ergebnis der Studie, die „globale Erwärmung auf 1,5 Grad“ zu begrenzen, würden unter den ca. 400.000 Einwohnern von Augsburg und Umgebung pro Jahrzehnt sechs Herzinfarkte weniger auftreten als im Vergleichszeitraum 2001 bis 2014. Ein abnehmendes Herzinfarktrisiko bei steigender Temperatur ist allerdings nicht besonders überraschend, da nach bisherigem medizinischen Kenntnisstand eher die Kälte der Feind des Herzkranken ist, nicht aber wohlige Wärme.

Aber das dicke Ende kommt natürlich noch, jedenfalls wollen die Autoren das den Ärzteblatt-Lesern unterjubeln: Ab einer bestimmten Temperaturzunahme würde sich dieser günstige Effekt nämlich umkehren, weil dann die „hitzebedingte“ (!) Zunahme von Infarkten größer sei als deren Abnahme durch „wärmere Winter“. Bei einer Erwärmung um 2 Grad Celsius müssten die Augsburger pro Jahrzehnt mit einer „Nettoveränderung“ von 18 zusätzlichen und bei 3 Grad von 63 zusätzlichen Herzinfarktfällen rechnen. Die ebenso messerscharfe wie beinharte Schlussfolgerung der Forscher angesichts dieser Ergebnisse:

„Die Erfüllung des Übereinkommens von Paris mit Eindämmung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad C ist daher essentiell, um durch den Klimawandel verursachte zusätzliche Herzinfarkte zu vermeiden.“

Das Forscherteam wäre allerdings gut beraten gewesen, den Ball flach, aber ganz flach zu halten. Denn die eben erwähnten Ergebnisse für die drei Temperaturszenarien sind naturgemäß jeweils nur grobe, also fehlerbehaftete Schätzungen. Es ist dementsprechend unwahrscheinlich, dass die wahre Größe des Effektes exakt diejenige ist, die in der Studie beobachtet wurde. Deshalb benötigt man in der empirischen Forschung ein zusammenfassendes Maß für die statistische Genauigkeit der Schätzung, also den Wertebereich, der mit (z.B.) 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit die wahre Effektgröße einschließt. Diese Wertebereiche – die Vertrauens- oder, etwas vornehmer, Konfidenzintervalle – geben die Autoren auch an. Allerdings berücksichtigen sie die Konfidenzintervalle bei ihrer vollmundigen Interpretation überhaupt nicht, denn ansonsten könnten sie ja ihre in Wirklichkeit unbegründete Kernbotschaft – steigende Temperaturen führen unterm Strich zu mehr Herzinfarkten – nicht unter den statistisch unbedarften Teil der Ärzteschaft bringen.

Statistische Signifikanz deutlich verpasst

Warum trifft die Botschaft der Herzinfarktforscher nicht zu? Ganz einfach: Die entscheidende Größe, die jeweiligen Nettoveränderungen pro Jahrzehnt – also die temperaturabhängige Zunahme von Herzinfarkten minus der temperaturabhängigen Abnahme von Herzinfarkten –, fällt für alle drei Temperaturszenarien statistisch schlicht nicht signifikant aus. Das verraten uns eindeutig die von den Autoren angegebenen Konfidenzintervalle: Die wahren Nettoveränderungen bei einer Temperaturzunahme um 1,5 Grad liegen mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen minus 60 und plus 50, bei 2 Grad zwischen minus 64 und plus 117 und bei 3 Grad zwischen minus 83 und plus 257. Ein statistisch signifikantes Ergebnis hätte aber vorausgesetzt, dass die Null nicht im Vertrauensintervall enthalten ist, Ober- und Untergrenze des Vertrauensintervalls sich also entweder nur im positiven oder aber nur im negativen Bereich befinden.

Schaut man sich die Vertrauensbereiche unter diesem Gesichtspunkt noch einmal an, muss man zudem feststellen, dass statistische Signifikanz hier nicht etwa haarscharf verpasst wurde, sondern sehr deutlich. Damit ist es unter keinen Umständen statthaft, die Ergebnisse zu interpretieren oder gar irgendwelche Empfehlungen daraus abzuleiten. Angemessen wären allenfalls Überlegungen, warum es nicht gelang, statistische Signifikanz zu erreichen. Im Übrigen wäre angesichts des internationalen Forschungsstandes eine temperaturabhängige Netto-Zunahme von Herzinfarkten auch sehr unwahrscheinlich, wie man hier nachlesen kann.

Aber vielleicht liegt diese Ignoranz gegenüber dem kleinen Einmaleins der empirischen Forschung daran, dass es sich bei dem Autorenteam – und bei denjenigen, die die Arbeit für das Deutsche Ärzteblatt begutachtet und für gut befunden haben – weniger um Wissenschaftler, sondern eher um Aktivistenkollektive handelt. So lassen es sich die Autoren beispielswiese nicht nehmen, dem Klimakampf in ihrem Artikel ein eigenes Kapitel zu widmen, was in dieser Art für eine medizinisch-wissenschaftliche Publikation ausgesprochen ungewöhnlich ist.

Fachkräfte im Gesundheitswesen als Klimakämpfer

Die Autoren formulieren dort vollmundig und völlig losgelöst von den tatsächlichen (nicht signifikanten) Ergebnissen:

„Mit der Fähigkeit, sich effektiv gegen die Gesundheitsgefahren des Klimawandels einzusetzen, sollten Fachkräfte im Gesundheitswesen eine führende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen.“ Diese sollten „die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger über die potenziellen gesundheitlichen Risiken des Klimawandels und die Vorteile von Klimaschutzmaßnahmen (…) informieren“.

Da muss man sich für die Zukunft ja wohl auf einiges gefasst machen, zumal der Klimawandel Schwerpunkt beim Ärztetag im nächsten Frühjahr sein wird.

Die Studie hat aber noch mindestens einen weiteren Haken, der sich in einer anderen, englischsprachigen Veröffentlichung  des Autorenteams findet. Denn vor ihrem virtuellen Ausflug in verschiedene Temperaturszenarien künftiger Jahrzehnte galt es, noch zwei Probleme zu lösen. Zunächst musste in dem seit mehreren Jahrzehnten in Augsburg angesiedelten Herzinfarkt-Register, wo zahlreiche medizinische und soziale Merkmale von Herzinfarkt-Patienten gespeichert sind, für jeden einzelnen Fall nachträglich die jeweilige Umgebungstemperatur zum Erkrankungszeitpunkt ermittelt und eingefügt werden. Außerdem galt es noch, die Frage zu beantworten, ob die Temperatur das Herzinfarktrisiko überhaupt beeinflusst und wenn ja, in welchem Maße. Dieses Problem lässt sich nämlich nicht „virtuell“ lösen, sondern nur anhand von Originaldaten, aus denen die sogenannte Dosis-Wirkungs-, also Temperatur-Herzinfarkt-Beziehung zu berechnen ist. Die aus dieser Berechnung resultierende Größe ist dann später eingegangen in die Prognosen zur künftigen Herzinfarkthäufigkeit für die drei verschiedenen Temperaturszenarien.

Leider hat das Forscherkollektiv damals einen Wink des Schicksals leichtfertig ignoriert. Denn, große Überraschung, die mittlere Temperatur für die bei diesen Berechnungen zu vergleichenden zwei Zeiträume – 1987 bis 2000 gegenüber 2001 bis 2014 – unterschied sich gerade mal um sagenhafte 0,1 Grad: 9,6 gegenüber 9,7 Grad. Die dadurch ausgelöste Depression unter den Forschern kann man sich ja lebhaft vorstellen.

Der menschengemachte Klimawandel als Basis der Karriereplanung

Seriöse Wissenschaftler jedenfalls hätten damals innegehalten, überlegt, diskutiert und dann ihr Vorhaben beerdigt – und zwar aus drei Gründen: weil sich unübersehbar die Erwärmung offenbar sehr stark abgeschwächt oder eine Pause unbekannter Dauer eingelegt hat, weil die seinerzeit gängigen Klimaprojektionen die tatsächliche Temperaturentwicklung völlig falsch vorhergesagt haben und es eher unwahrscheinlich ist, dass das bei den aktuellen Prognosen anders sein wird, und weil es bei dieser geringen „Dosis“ von 0,1 Grad über einen Zeitraum von immerhin vierzehn Jahren wenig erfolgversprechend erscheint, daraus eine relevante Wirkung auf das Herzinfarktrisiko ableiten zu können.

Aber so funktioniert Wissenschaft bei Gläubigen eben nicht. Und wenn dann noch der menschengemachte Klimawandel wesentliche Basis der Karriereplanung ist, natürlich erst recht nicht. Dann heißt es nicht nur Augen zu und durch, sondern es sind jetzt auch alchemistische Fähigkeiten gefragt. Da ist dann die Versuchung groß, die Daten mit verschiedenen Verfahren so lange zu quälen, bis es gelingt, aus dem Temperaturunterschied von lediglich 0,1 Grad doch noch eine verwertbare statistische Funktion herauszuquetschen.

Bleibt zum Abschluss nur die traurige Feststellung, dass die eigentlich gut etablierten wissenschaftlichen Standards und Ideale in der Medizin offenbar dann rasch zur Disposition stehen, wenn sie in Berührung geraten mit einem unter der Flagge der politischen Korrektheit segelnden Thema.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Der Artikel erschien zuerst bei der Achse des Guten.

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.