Zu Weihnachten ein Quantensprung

Warum?

Fast so berühmt wie Albert Einstein war in den USA der Physiker Richard Feynman. Er war bekannt dafür, dass er die kompliziertesten Dinge ganz einfach erklären konnte.

Ein Journalist wollte das auf die Probe stellen und fragte ihn in einem Interview, warum sich zwei Magneten manchmal abstoßen und manchmal anziehen würden. Aber anstatt über Magnetismus zu reden, klärte Feynman den Mann über die Bedeutung des Wortes „warum“ auf. Das ging etwa so:

Ein Kind kommt nach Hause und erfährt, dass Tante Minnie im Krankenhaus ist. „Warum?“ fragt das Kind. „Weil die Ambulanz sie da hin gebracht hat“. „Warum?“ – „Weil sie sich die Hüfte gebrochen hat.“ „Warum?“ – „Weil sie ausgerutscht ist und hingefallen.“ „Warum?“ – „Weil es kalt war und der Weg vereist.“

An diesem Punkt wird das Kind vermutlich aufhören zu fragen, denn es ist selbst schon mal auf Eis ausgerutscht. Das überraschende Phänomen, nämlich dass Tante Minnie nicht da ist, wurde also erklärt durch die alltägliche Beobachtung, dass Eis glatt ist. Diese Tatsache ist allgemein akzeptiert und das „warum“ hat damit ein Ende.

Das heißt natürlich keineswegs, dass allgemein bekannt ist, „warum“ Eis glatt ist. Man weiß nur, „dass“ es so ist. Die Wissenschaft nun hinterfragt auch die alltäglichsten Dinge und versucht Gesetzmäßigkeiten zu finden, die möglichst viele unterschiedliche Phänomene gemeinsam erklären.

Feynman machte dem Reporter dann klar, dass die Kraft zwischen den Magneten auf der elektromagnetische Wechselwirkung beruht, und dass letztere auch die Ursache dafür sei, dass sein Arm, trotz Schwerkraft, auf der Armlehne des Sessels liegen bleibt und nicht darin versinkt.

Wir wissen nicht, ob der Journalist mit der Antwort zufrieden war, aber auf jeden Fall hatte er jetzt gelernt, dass man wissen sollte warum man fragt, bevor man fragt „warum“.

Willkommen bei den Quanten

Die Theorie des Elektromagnetismus kann also viele unterschiedliche Phänomene erklären: sowohl die Magneten als auch die Armlehne.

Eine andere wichtige physikalische Theorie beschreibt das Verhalten von Gegenständen unter dem Einfluss der Gravitation: etwa den Lauf des Mondes um die Erde oder den Fall eines Apfels vom Baum. Das wird auch als Newtonsche Mechanik bezeichnet, weil sie von jenem im 17. Jahrhundert entwickelt wurde.

Mit diesen beiden Theorien kann man schon eine ganze Menge erklären, aber noch nicht alles.

Sicherlich haben Sie schon einmal den Begriff „Quantensprung“ gehört. Etwa dass jemand sagt, die Entdeckung von Penicillin sei ein Quantensprung für die Medizin gewesen. Der hat dann zumindest nichts von Physik verstanden. Und zwar deswegen:

Vor gut hundert Jahren zerbrach man sich den Kopf, wie wohl die Atome funktionieren. Die sind ja so ähnlich aufgebaut wie das Sonnensystem: in der Mitte eine schwere Masse, der Atomkern. Um ihn kreisen, wie Planeten, die Elektronen. Was lag da näher, als die ganze Sache mit Newtons Physik zu beschreiben, die sich ja am Himmel schon so gut bewährt hatte. Insbesondere lag das nahe, weil die Anziehungskräfte zwischen Sonne und Planeten, ebenso wie zwischen Kern und Elektronen, mit dem Quadrat der Entfernung abnehmen.

Aber da war die Ähnlichkeit dann zu Ende. Man fand heraus, dass die Elektronen in allen Atomen auf ganz bestimmten Bahnen laufen, während sich die Planeten bei der Schöpfung des Universums diejenige Bahn um die Sonne ausgesucht haben, der ihnen gerade gefiel.

Aber nicht nur bei Atomen, bei allen Objekten die so winzig klein sind fand man heraus, dass sie sich nicht kontinuierlich verändern können, sondern dass ihnen nur ganz bestimmte Zustände zur Verfügung stehen. Ein Apfel im Garten etwa durchläuft bei seinem Fall zum Boden unendlich viele verschiedene Zustände; seine Höhe über Grund nimmt k0ntiunuierlich ab. Wären unsere Apfelbäume aber so winzig klein wie Atome, dann würde der Apfel auf einer Leiter vom Baum steigen, und jede Sprosse wäre ein anderer „Quantenzustand“ und jeder Schritt abwärts ein „Quantensprung“.

Ein Quantensprung ist also die kleinst-mögliche Veränderung, die ein atomares oder sub-atomares Gebilde ausführen kann. Mit solch einem Vergleich würden wir dem Penicillin und seinem Entdecker sehr Unrecht tun, denn das war ein gigantischer Schritt vorwärts.

Die allerkleinsten Teilchen

Die Spielregeln für Atome und Co, genannt Quantenmechanik, wurden vor 100 Jahren entdeckt und sie waren eine gewaltige Bereicherung der Physik über Mechanik und Elektromagnetismus hinaus. Es gab aber, und es gibt immer noch Geheimnisse.

Die alten Griechen dachten, dass wenn man Materie, etwa ein Stück Eisen, in immer kleinere Stückchen teilt, dass man dann irgendwann an einen Punkt kommt, wo das Teilen sein Ende hat. Diese kleinsten, unteilbaren Fragmente nannten sie Atome.

Damit lagen sie einerseits ganz richtig, denn das kleinste Stück Eisen, das es gibt, ist tatsächlich ein Eisen-Atom. Das allerdings kann man dann noch weiter teilen, wobei diese Bruchstücke dann allerdings nicht mehr „aus Eisen“ sind.

Wie oben schon erwähnt besteht ein Atom ja aus Elektronen und dem Kern, und der Kern seinerseits ist aus Neutronen und Protonen zusammengesetzt. Sind das denn nun endlich die allerletzten kleinen Teilchen, sind das die ultimativen Bausteine des Universums oder sind die selbst noch teilbar?

Dieser Frage hat man viele Überlegungen gewidmet und man hat gigantische Maschinen gebaut, so genannte Beschleuniger, um die Sache im Experiment zu untersuchen. Und was hat man gefunden? Mehr als man wollte. Man hat heute einen ganzen Zoo voller mehr oder weniger exotischer Individuen, von denen man annimmt, dass sie unteilbar sind.

Für diesen Zoo hat man eine Gehege gebaut, das so genannte „Standardmodell“, welches 17 Käfige hat für die vermutlich 17 verschiedenen Elementarteilchen. An dieser Stelle eine bedauerliche Nachricht: Protonen und Neutronen, die Bausteine der Atomkerne, sind nicht dabei. Sie bestehen ihrerseits aus drei echten Elementarteilchen, den so genannten „Quarks“.

Das zumindest ist der heutige Stand der Kenntnis. Aber die Wissenschaftler in der Teilchenphysik sind immer offen für neue Ideen und neue Teilchen, denn sie wurden ja immer wieder von der Wirklichkeit überrascht. Das ist ganz anders als bei den Klimaforschern, die sich noch nie geirrt haben, deren Behauptungen in Stein gemeißelt sind, und die daher jegliche Kritiker mit Acht und Bann strafen.

Schnell genug?

Ein Zoo kann verwirrend sein. Da stößt man etwa auf eine Riesenfledermaus vom Amazonas, direkt daneben schläft ein Stachelschwein und im Tümpel versteckt sich ein Waran. Im Teilchenzoo herrscht ein ähnliches Durcheinander. Hier ein Beispiel, das Ihnen zeigen soll, wie bizarr es da zugeht.

Die Teilchen haben, wie jegliche Materie, eine Masse. Dank Einsteins Gleichung E = mc2 wissen wir, dass die Masse zunimmt, wenn sich ein Gegenstand schnell bewegt, weil die Bewegungsenergie selbst Masse hat. Und wenn wir uns der Lichtgeschwindigkeit nähern könnten, das sind ziemlich genau eine Milliarde km/h, dann würde die Masse unendlich groß.

Und dennoch gibt es Teilchen, die genau mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind. Die haben auch Masse, die allerdings nur aus ihrer Energie besteht. Deswegen können diese Kandidaten nicht langsamer werden, sie sind immer mit einer Milliarde km/h unterwegs.

Während Sie gerade lesen treffen Unmengen dieser Teilchen auf Ihren Körper, einige davon in Ihre Augen, landen dort auf der Netzhaut und werden von Ihrem Nervensystem letztlich als Buchstaben in einem Text über Physik interpretiert. Es sind Photonen, Lichtteilchen, die ganz legitim mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind.

Man bemüht sich natürlich, alle Bewohner dieses Zoos unter einen Hut zu bringen. Man versucht zu verstehen, „warum“ es genau diese Teilchen gibt und keine anderen. Dazu wurde die Quantenfeld-Theorie erfunden. Hier hat der eingangs erwähnte Physiker ganz wesentlich beigetragen, unter anderem die berühmten Feynman-Diagramme, von denen eines diesen Artikel ziert.

Diese Theorie hat übrigens behauptet, dass es ein Schwergewicht unter den Teilchen geben müsste, das noch nie jemand beobachtet hat, namens „Higgs-Boson“. Das war 1964. Ein halbes Jahrhundert lang musste man mit den kompliziertesten Apparaturen nach dem Teilchen forschen, bis man es endlich fand. Es ist ein Triumph für die Wissenschaft, wichtig genug, dass auch die Tagespresse davon berichtete.

Bei der nervenaufreibenden Suche fiel sicher auch einmal ein Fluch wie: „Wo versteckt es sich denn, das gottverdammte Teilchen.“ Daraus machten Journalisten dann das „Gottesteilchen“.

Die Entdeckung dieses Higgs Bosons hat vorerst keine Konsequenzen für das alltägliche Leben, es ist nur eine wichtige Ergänzung zur existierenden Kollektion der Elementarteilchen; etwa so wie es ein australischer Wombat im Zoo der Tiere wäre.

The Theory of Everything

Da haben wir uns jetzt einige sehr erfolgreiche physikalische Theorien angeschaut. Aber eine einzige Theorie, die alles beschreibt, das wäre noch schöner, das wäre der Heilige Gral der Physik. Aber auch wenn man diese Weltformel fände ginge das Fragen trotzdem weiter: „Und warum sieht diese Formel nun genau so aus und nicht anders?“

An dieser Stelle hilft dann die Feststellung eines anderen genialen Physikers weiter. Der Entdecker der „Unschärferelation“, Werner Heisenberg erkannte:

„Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten

Ihr Hans Hofmann-Reinecke

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Thüringen verbietet Windkraftanlagen in Wäldern

Im Landtagswahlkampf 2019 hat die Thüringer FDP damit geworben, das Errichten von Windrädern in den Wäldern des „Grünen Herz Deutschlands“ verbieten zu wollen. Da außer in den Unistädten Weimar, Erfurt und Jena kaum „progressive“ Bürger in Thüringen zu finden sind, rannte die FDP damit offene Türen ein.

Die CDU-Fraktion unter ihrem neuen Chef Mario Voigt schloß sich diesem Vorhaben an. Voigt gilt zwar als „Kniefall“-Oppositionsführer (Zitat Vera Lengsfeld), der mit der rotrotgrünen Landesregierung im Rahmen einer „konstruktiven Opposition“ gut zusammenarbeitet. Da die Verabschiedung des Haushalts 2021 aber von der CDU-Fraktion abhängig ist, verlangte sie die Zustimmung der Regierungsfraktionen zum Verbot. Die Grünen schäumten naturgemäß („schmutziges politischen Geschäft“, „Erpressung“). Gut, ihre Klientel wohnt ja auch gern gediegen in Großstädten, wo garantiert keine häßlichen Windräder Krach machen, vom Sockel fallen, brennen oder starke elektromagnetische Felder im Wohnhaus erzeugen. Pikant wäre, wenn eine Landesregierung das Aufstellen von WKA in Siedlungsgebieten mit aufgelockerter Bebauung (Villen) erlaubte….

Die FDP und die CDU-Seite Waldbeschützer behaupten, den Thüringer Wäldern gehe es schlecht. Eine Behauptung, die nach der „Waldsterben“-Hysterie in den 1980ern mit äußerster Vorsicht behandelt werden muß; auch Konservativ- Liberale können Narrative nutzen. Da allerdings nach den Weltkriegen ordentlich Holz in den Thüringer Wäldern für Reparationsleistungen geschlagen wurde, sind weite Teile der heutigen Bestände schnell aufgeforstete Mononkulturen, die in der Tat recht anfällig sind, auch ganz ohne Klimawandel. Daher hat unsere Interviewpartnerin Dr. Ute Bergner von der FDP angeregt, die Waldfläche Thüringens (nur 34%) zu vergrößern. Dafür bietet sich der typisch europäische Mischwald mit Buchen, Eichen, anderen Laubbäumen und wenig Nadelgehölzen an.

Stahlbetonmonster mit Plastik-Rotoren gehören selbstverständlich nicht dazu. Man könnte einwenden, daß die Windräder ja irgendwann wieder abgebaut werden, was aber nicht ganz stimmt. Um die neuen gigantischen Anlagen über 20 Jahre sturmsicher im Boden zu verankern, werden mittlerweile tiefe und breite Betonfundamente benötigt, die wesentlich mehr Raum benötigen als die sichtbaren Teile der WKA und in der Regel nie mehr entfernt werden, da der Abbau äußerst aufwendig teuer wäre und die üppige Gewinnmarge der Windenergiebauer und/oder – Anbieter deutlich schmälern würde.

Darüberhinaus denke man nicht, daß der Einschlag für ein modernes Großwindrad nur zehn mal zehn Meter groß ist. Nein, der Baumabriß für die Standfläche der Anlage ist fast schon vernachlässigbar, wenn man an die breite Trasse für die Schwerlasttransporter und die Hochspannungsleitung denkt. Das ist klar: „Klimaschutz“ mit Windkraft dient nur den finanziellen Interessen einer kleinen Gruppe von Profiteuren und geht eindeutig zu Lasten der Natur, und der Bürger.




Angeblicher deutscher Hitzerekord von 2019 annuliert – wegen Meßfehler

Spektrum meldet, daß die angeblich höchste je gemessene Temperatur in Deutschland am 25. Juli 2019 in Lingen erreicht wurde. Nun wurde nach technischer Kritik vom Deutschen Wetterdienst DWD offiziell annuliert. Wo lag der Fehler?

Ganz einfach – der Luftaustausch beim Meßfühler war nicht ausreichend. Da einige Fachleute den Treibhauseffekt vollständig oder teilweise auf mangelnden Wärme-Austausch zurückführen, kann etwas ähnliches hier vermutet werden. Neue Rekordhalter sind laut DWD die Wetterstationen Duisburg-Baerl und Tönisvorst mit am 25. Juli 2019 gemessenen 41,2 Grad Celsius. Beide Stationen mit derselben Temperatur, am selben Tag wie der falsche Wert aus Lingen? Hört sich zumindest verdächtig an.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten von Meßverzerrungen, die Michael Limburg 2018 in seinem Vortrag auf unserer Konferenz eingehend beleuchtet. Nebenbei: Unser Vizepräsident ist Ingenieur für Meßtechnik.

Sehen Sie die Video-Vorschau nicht? HIER KLICKEN!

Auf unserer Konferenz 2019 hatte Nicola Scafetta das Problem des Wärmeinsel-Effektes beleuchtet, was generell für die steigenden Temperaturen im Bereich von wachsenden Siedlungen auftritt:




Klimaschau 2 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

Keine Vorschau? HIER KLICKEN!




Maja Göpel: „Das Wichtige an der Pandemie­erfahrung ist, daß die Idee implodiert ist, dass es nicht anders geht, als wir es bisher machen“

Maja Göpel ist unseren Lesern bekannt als ehemalige Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Leiterin der Berliner Dependance des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, der NRW-Version des PIK von Schellnhuber und Rahmstorf. Außerdem ist sie Mitglied des Club of Rome und Mitgründerin von Scientists for Future SFF

Als interessenneutrale Wissenschaftlerin kann man sie also nicht so recht bezeichnen; gerade ihr Engagement für SFF mit Eckart von Hirschhausen („Die Erde hat Fieber!“) macht klar, daß sie eine Aktivistin ist. Im November wechselte sie als Forschungsleiterin an The New Institute TNI, eine Denkfabrik (Thinktank) des Hamburger Großreeders Erck Rickmers. Der seltsame Name des Institutes verwundert zunächst; die Selbstbeschreibung läßt aber keinen Zweifel, worum es dieser NGO geht:

Die Klimakrise ist eine Herausforderung und ein Symptom für unser weit verbreitetes Versagen, das Leben auf der Erde mit unserem Verhalten und Handeln zu unterstützen. Wir befinden uns in einem Kreislauf des Überkonsums mit der Ausbeutung und Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen. Wir stehen vor einer Zukunft in einer anderen Welt. Die Klimakrise ist Teil einer Reihe miteinander verbundener Krisen. Wir müssen unsere Volkswirtschaften und Demokratien grundlegend überdenken und umstrukturieren, wenn wir das Leben auf der Erde erhalten wollen.

Im Klartext: TNI käut das 50 Jahre alte Dogma des Club of Rome wieder, nach dem unsere kapitalistische (?) und auf Wachstum ausgelegte Wirtschaftsweise die Biosphäre der Erde zerstöre und bald unbewohnbar mache, mit dem aktuellen Fokus auf den „Klimakollaps“. Daß die vielen unterschiedlichen behaupteten Weltuntergänge frei erfunden sind, bewies zum Beispiel unser Autor Peter Ridd anhand des Großen Barriere-Riffes vor Australien.

Politische, also finanzielle Interessen ideologisieren meist schnell, wenn eine genügend große Anzahl privilegierter und an Transferzahlungen interessierter Kostgänger vorhanden ist. Da werden dann nicht nur „Narrative“ über böse alte weiße Männer erzählt, sondern auch Versatzstücke der echten Wissenschaft benutzt, um dem eigenen Weltbild einen vernünftigen und moralischen Anstrich zu geben.

Das können nicht nur Vertreter aus den Natur- und Meteowissenschaften wie Rahmstorf, Schellnhuber und Latif sehr gut, sondern auch politische Wirtschaftswissenschaftler wie Edenhofer und Maja Göpel, die die Stichwörter zur Etablierung der enormen finanziellen Transferleistungen liefern, man denke an die CO2-Steuer.

Passend dazu die erste Antwort von Göpel im Interview:

Ideologien sind geschlossene Weltbilder. Die helfen uns nicht weiter in liberalen, aufklärungsorientierten Gesellschaften mit einem hohen Anspruch an ihre Innovations- und Erneuerungsfähigkeit. Denkmuster zu hinterfragen, ist deshalb auch eine emanzipatorische Agenda. Einer meiner liebsten Theoretiker ist Antonio Gramsci.

Der Verweis auf Gramsci ist fast schon frech, da der Kommunist in den 1920ern die Strategie formulierte, die Genossen seien im Bereich der Wirtschaft und Politik chancenlos und müßten daher den Bildungs- und Kultursektor erobern, um das Land für ihre Bedürfnisse umzudrehen. Und genau das haben die extremistischen 68er gemacht – ihr „Marsch durch die Institutionen“ und die Nutzung von ökologischen Panik-Erzählungen unterschiedlichster Art haben ihnen viel Macht und Geld ohne Leistung beschert. Göpel gibt durch ihren Verweis auf Gramsci erstaunlich offen zu, was sie und ihre Kollegen antreibt.

Allerdings baut sie noch einen besonderen Dreh ein und behauptet, daß es nur eine „Erzählung“ sei, wirtschaftliches Wachstum und Umweltschutz (Klimaschutz?) seien vereinbar. Die Kapitalisten seien also die wahren Gramscisten – das ist nun wirklich eine Wendung, wie sie Orwell nicht besser hätte erfinden können.

Im weiteren sieht Göpel sich und ihre Kollegen als die neutralen Wissenschaftler, denen zu Unrecht vorgeworfen werde, Lobbyisten für elitäre Transferempfänger zu sein.

Da kann es schon kommod sein, die Übermittler der Analysen als Interessenvertreter für eine bestimmte Klientel abzustempeln.

Passend dazu will Göpel die liberale Marktwirtschaft wie z.B. Katja Kipping zur Lösung des „Klimaproblems“ gar nicht abschaffen, sondern behauptet sogar, daß das gegenwärtige System mangels Berücksichtigung der Ökologie gar nicht liberal sei.

Auch eine unsichtbare Hand als Marktmechanismus kann nur funktionieren, wenn die Preise in etwa die Kostenwahrheit abbilden und ein gewisses Maß an Gerechtigkeit in der Verteilung von Informationen, Bildung, Geld, Besitz und Macht nicht unterschritten wird.

Mit „Kostenwahrheit“ sind angebliche Schäden wie zum Beispiel die Folgen von Kohlendioxid-Emissionen in die Atmosphäre gemeint. Was aus so einer Argumentation folgen könnte, zeigt der ARD-Spielfilm Ökozid, in dem eine Gerichtsverhandlung gezeigt wird, an deren Ende Deutschland zu gewaltigen Zahlungen an „klimageschädigte“ Länder im Süden verpflichtet wird.

Große Stellschrauben sind: CO2 ausreichend hoch zu bepreisen und die dreckigen Subventionen endlich abzubauen, um die Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen und diversen Speicherformen für Energie so schnell wie möglich voranzutreiben. (…)

Von der europäischen Ebene ist mit dem Green Deal nun endlich ein Ansatz formuliert worden, der dem entspricht, was wir „Whole Institution Approach“ nennen, also das Ziel der Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft wirklich als Querschnittsthema und auch Wettbewerbsstrategie zu verankern.

Heißt, unsere sowieso schon durch zahlreiche Hindernisse wie Öko- und Gendergesetze durchregulierte Rest-Marktwirtschaft vollends in ein Kommandosystem umzuwandeln, in dem von Steuern lebende Eliten die Früchte der Arbeit anderer problemlos abschöpfen können, oder zumindest leichter.

Interessanterweise kritisiert Göpel das dogmatische „Folgt DER Wissenschaft“ von Greta, Lesch & Co.:

Darüber hinaus gibt es bei Studien Unsicherheiten, sobald es sich um komplexe lebendige Systeme handelt und nicht um Maschinen. „Unite behind the Science“ bedeutet daher nicht, dass es nur eine klare Wahrheit gibt. Der Wunsch nach Orientierung in einer Umbruchzeit darf nicht in dogmatische Fronten münden, dann wird die Suche nach dem nächsten gemeinsamen Schritt sehr schwer. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Erkenntnisse und Interessen stark und offen zu vertreten, aber idealerweise ohne Aversion oder gar Hass gegen diejenigen, die andere haben.

In dem Zusammenhang sei erinnert, daß Anders Levermann vom PIK der taz sagte, die sonst so häufig bemühten Kipp-Punkte gäbe es gar nicht mehr. Man hat den Eindruck, daß die Klima-Gramscisten im Sinne des „Doppeldenks“ von Orwell in 1984 versuchen, Festlegungen zunehmend zu vermeiden, um nicht für die absehbaren Folgen haftbar gemacht werden oder schnell situationsbezogen für sie selbst günstig reagieren zu können.

Die von der Politik ausgerufene Corona-Pandemie ist ein wichtiger Konkurrenzfaktor für die Klimaaktivisten, die aus den Medien verdrängt wurden und auch nicht mehr ihre freitäglichen Demos veranstalten dürfen. Nichtsdestotrotz nutzt Göpel die Seuchenerzählung in ihrem Sinne, als „Beweis“ für die Notwendigkeit einer Transformation:

Das Wichtige an der Pandemieerfahrung ist, dass die Idee implodiert ist, dass es nicht anders geht, als wir es bisher machen. Nicht für alle, aber für diejenigen mit sicheren Jobs war neuer Zeitwohlstand eine positive Erfahrung, und es gibt viele Umfragen, in denen die dauernde Pendelei ins Büro und auch die volle Arbeitszeit lieber nicht wiedergewollt werden. Aber solange unsere Alltagsroutinen durch To-go-Verkaufsbuden führen und unsere Aufmerksamkeit mit Werbe- und Marketingbotschaften vermüllt wird oder auf Kurzlebigkeit getrimmte Trends und Halbwertzeiten wie Fast Fashion und Elektrogeräte nicht politisch angegangen werden, bleibt Konsumismus eben die vermeintliche „Normalität“.

Fazit: Man merkt schon, daß Göpel aus ihrer privilegierten Position einer Tochter der diskutierenden Klasse heraus spricht und deren Interessen vertritt. Es ist ihr übrigens quasi in die Wiege gelegt: Sie wuchs in einer Art Ökobauernhof-Kommune in Niedersachsen auf, mußte den Ökologismus als finanzielle oder Karriere-Strategie also gar nicht erst entdecken.