Klimawarner Eckart v. Hirschhausen: Mehr Hitzetote als Corona-Opfer

Medien-affine Wissenschaftler und Ärzte, denen ihr Job im Krankenhaus oder Labor nicht glamourös genug ist, betätigen sich heuer gern als Weltuntergangswarner, die nach der üblichen Medienlogik damit fast todsicher zu Nachrichten-Prominenten werden. Da die Corona-Sars2-Infektion in den Medien die Klima-Erzählung fast völlig verdrängt hat, fühlen sich deren Profiteure mißachtet und versuchen, „ihr“ Thema irgendwie in die Corona-Hysterie hineinzuquetschen. So saß kürzlich Eckart von Hirschhausen, der ARD/ZDF-Wissenschaftserklärer bei Maybrit Illner neben Spahn, Kretschmer und Lauterbach.

Die Kollegen von der Achse haben die Aussagen des Dr. Hirschhausen notiert:

„Könnte man sich vorstellen, dass die Großeltern dann im Gegenzug, wenn wir durch diese Pandemie durch sind, auch etwas Solidarisches tun? Zum Beispiel nicht Kreuzfahrten machen, nicht sozusagen aufholenden Konsum machen, sondern die viel größere Krise ernst nehmen, nämlich die Klimakrise.“

„Die Pandemie ist für mich ein Zeit- und Energiefresser, die wir – wir bräuchten diese Ressourcen, um die größte Gesundheitsgefahr, nämlich die Klimakatastrophe anzugehen. Und ich habe große Sorge, dass das dann im Nachhinein heißt, ja, jetzt haben wir keine Ressourcen mehr dafür, jetzt müssen wir erst mal alles wieder normal machen. Die Welt vorher war nicht normal, wir schliddern in diesem Jahrzehnt auf die entscheidende Phase zu, in der sich entscheidet, ob Menschen überhaupt auf dieser Erde bleiben können.“

Die berühmten „zehn Jahre“, nach deren Ablauf alles verloren sei – erstaunlich, daß das immer noch funktioniert.

„Wir haben 20.000 Hitzetote im letzten Jahr gehabt! Das waren sehr viel mehr sozusagen Übersterblichkeit im Sommer als an Covid. Hat keiner drüber geredet. Wir sind das Land mit den dritthäufigsten Hitzetoten nach China und Indien. Warum kommt das in den Medien nicht vor?“

„Hat keiner drüber geredet“ – obwohl das Thema „Erderwärmung“ rauf- und runterberichtet wird? Unglaubwürdig – die „20.000“ waren wohl eher Senioren, die, für Europa heute üblich, an Herz-Kreislauf-Versagen starben. „An oder bei Hitze“ , wie man in Anlehung an „an oder mit Corona“ sagen könnte. Nichts Genaues weiß man nicht – behaupten kann man aber immer.

Wie der Achse-Autor Robert von Loewenstern einwirft, haben südeuropäische Länder, die mit oder ohne Klimakrise wärmer sind als Deutschland, weniger Hitzetote. Wie geht das? Erinnert an die Warnung des Urologen, der meinte, daß wegen der Erderwärmung deutsche Männer unfruchtbar werden könnten; Äquatorial-Afrika explodiert aber durch erheblichen Nachwuchs.

Lustiger Moment in der Suada Hirschhausens, der sich darüber aufregte,

„daß wir natürlich auch mediales Verzerren haben, wenn wir jedem, der die extreme Meinung hat, immer ein Mikrofon vor die Nase halten“.

Er ist damit natürlich nicht gemeint; er hat ja auch keine extreme Meinung…..

Gemeint waren wohl eher Attila Hildmann oder einer von uns bei EIKE; aber mir ist nicht bekannt, daß man uns laufend ein Mikro für die Nase hält.

 




Event 201 – die Wirklichkeit vorweg genommen

Ein Spiel mit der Zukunft

Für den 18. Oktober 2019 hatte das Johns Hopkins Center for Health Security, in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum und der Bill and Melinda Gates Foundation eine gutes Dutzend Auserwählte in das Hotel Pierre am Central Park in New York eingeladen. Auf sie wartete eine Veranstaltung mit dem Namen Event 201 .

Die Teilnehmer waren “Versuchskaninchen”, die in einem Rollenspiel die Mitglieder eines „Pandemic Emergency Board (PED)“ verkörpern sollten. Sie kamen aus aller Herren Länder und waren im wirklichen Leben höhere Manager in unterschiedlichen Organisationen. Sie sahen sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal.

Unter ihnen war auch ein deutscher Teilnehmer, Herr Martin Knuchel, „Head of Crisis, Emergency & Business Continuity Management Lufthansa Group Airlines” (…wie auch immer das auf Deutsch heißen mag).

Die brasilianischen Schweine

Keiner von ihnen war vorab über die Aufgaben informiert worden, die sie zu meistern hätten; sie erfuhren vor Ort zum ersten Mal über den Inhalt des Rollenspiels:

Es handelte sich um eine durch ein Corona Virus verursachte Pandemie, die in Brasilien ausgebrochen war und sich inzwischen weltweit verbreitet hatte.

Hier das Szenario im Detail:

Der Ausbruch eines neuartigen Coronavirus, das von Fledermäusen auf Schweine und dann auf Menschen übertragen wird, führt zu einer schweren Pandemie. Der Erreger und die Krankheit ähneln SARS, allerdings ist auch Übertragung durch Kranke mit nur milden Symptomen möglich.

Die Seuche tritt zuerst in brasilianischen Schweinefarmen auf, greift aber dann rasch um sich. In den Slums südamerikanischer Megastädte kommt es explosionsartig zu einer Epidemie. Per Flugzeug gelangt das Virus in den Rest der Welt. Einige Länder können sich zwar zunächst wehren, doch schließlich setzt sich die Seuche überall durch.

Es zeigt sich, dass Im ersten Jahr auf keinen Fall ein Impfstoff verfügbar sein wird; es gibt nur ein antivirales Medikament, welches zwar den einzelnen Patienten hilft, die Ausbreitung der Krankheit jedoch kaum bremst.

In den ersten Monaten der nun weltweiten Pandemie verdoppelt sich die Zahl der Fälle jede Woche und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Notlage verschlimmert sich von Tag zu Tag.

Zu Ende der Simulation, nach 18 Monaten, sind 65 Millionen Todesfälle zu beklagen. Wegen einer gewissen Durchseuchung verlangsamt sich jetzt die Ausbreitung des Virus, er wird aber bleiben, bis es einen wirksamen Impfstoff gibt oder bis 80-90% der Weltbevölkerung exponiert wurden.

Ab diesem Zeitpunkt handelt es sich dann um eine endemische Kinderkrankheit.

Die Tatsache, dass erste Fälle von Covid-19 nur zwei Monate nach dieser Simulation tatsächlich auftraten, und dass das Szenario der späteren Wirklichkeit so frappierend ähnlich war, gab natürlich Anlass zu Fragen und Spekulationen. Die Veranstalter verneinen jedoch irgend eine frühere Kenntnis von dem realen Covid 19-Virus und der kommenden Seuche gehabt zu haben.

Ein internationales Rollenspiel

Das Event war aus jeder Perspektive perfekt ausgestaltet und organisiert. Die Gastgeber hatten weder Geld noch Mühen gescheut, um eine täuschend echte Simulation zu schaffen. Die Vorbereitung muss Monate in Anspruch genommen haben, das Event selbst wurde an einem Tag abgewickelt.

Es begann mit dem ersten „Emergency Meeting“, in dem die Teilnehmer über die Situation gebrieft wurden. Hier wurde dann auch das Problem der internationalen Verteilung von medizinischen Materialien, etwa Impfsoffen diskutiert.

Es folgten zwei weitere Sitzungen, die jeweils nach mehreren simulierten Wochen stattfanden, im Hotel aber jeweils nach einer Kaffeepause. Diese informierten über den aktuellen Stand der Pandemie und behandelten die Themen Reisen und Handel sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie.

Die Moderation hatte ein echter Experte der Johns Hopkins Universität, die auch andere Fachleute zu bestimmten Themen zu Wort kommen ließ, um die Teilnehmer mit der notwendigen fachlichen Information zu versorgen.

Die Sitzungen wurden auf Video mitgeschnitten. Springen Sie im ersten Segment auf 14:20, wenn Sie sich die einleitenden Worte der Gastgeber sparen wollen. Der Zuschauer vergisst nach ein paar Szenen, dass alles ein Rollenspiel ist. Die eingeblendeten TV Ausschnitte sind simuliert, und auch den Sender GNN gibt es nicht, zumindest nicht in dieser Aufmachung. Ab und zu kommen Sekretärinnen ins Bild, die Teilnehmern einen Zettel zuschieben, was irgendwie störend wirkt. Aber auch das gehörte zu dem Spiel. Auf den Zetteln standen dann so Dingen wie „Die Seuche hat jetzt auch in Borneo erste Opfer gefordert“.

Es ist frappierend, mit welcher Präzision dieses Szenario dem späteren Ernstfall gleicht und es ist erstaunlich, wie hilflos und unprofessionell die meisten Regierungen reagierten, obwohl der ungefähre Lauf der Ereignisse vorherzusehen war.

Ratschläge für die Wirklichkeit

Die Simulation führte zu Empfehlungen für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die hier zusammengefasst sind.

Wir wissen nicht, ob unsere politischen Entscheidungsträger diese Empfehlungen kannten, meines Wissens spielte Event 201 niemals eine Rolle im öffentlichen Diskurs. Auf jeden Fall widersprach das Handeln unserer Entscheidungsträger mancher Empfehlung ganz massiv.

Hier einige der Empfehlungen, zusammengefasst in meinen Worten. Ich überlasse es meinen geschätzten Lesern, diese mit der politischen Wirklichkeit zu vergleichen.

  • Kontinuität der Wirtschaft muss trotz Krankheit und trotz Gegenmaßnahmen garantiert sein. Andernfalls würde ein ökonomischer Dominoeffekt zu galoppierender Inflation, Armut und gesellschaftlicher Instabilität führen.

  • Reisen im Inland und ins Ausland müssen möglich sein, so wie üblich. Grenzen dürfen nicht aus Panik geschlossen werden.

  • Die Bevölkerung muss zuverlässig informiert werden und persönliche Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen. Das ist wirksamer als Vorschriften und Verbote.

  • Entscheidungen müssen von seriösen, respektablen Persönlichkeiten kommen.

  • Länder mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie müssen die Wirksamkeit ihrer Vorgehensweisen vergleichen und von einander lernen.

Der Unterschied

Bei aller Perfektion des Event 201, trotz aller Sorgfalt bei der Schaffung eines realistischen Szenarios, konnte ein zentraler Faktor nicht simuliert werden: die Moral der Entscheidungsträger. Im Rollenspiel war es wohl das oberste Ziel jeden Teilnehmers, eine gute Figur zu machen. Dazu schlug er möglichst intelligente und wirksame Maßnahmen zur Lösung der Probleme vor.

In der Realität aber ist die Zielsetzung eine andere. Oberste Priorität hat die Frage: ist diese Entscheidung nützlich für mich persönlich? Wie kann meinem Feind maximaler Schaden zugefügt werden? Kann man mich später zur Rechenschaft ziehen?

In dieser Kaskade der Prioritäten spielt die Suche nach der optimalen Lösung für die Bevölkerung nur vorgeblich und in Worten die wichtigste Rolle, nicht aber in den Taten.

Aber auch abgesehen davon: eine optimale Lösung für alle zu finden ist wesentlich anspruchsvoller, als die eigenen Interessen zu verteidigen. Zu sagen, „das paßt mir nicht“ erfordert weder Intelligenz noch Moral. Einen Beitrag zu leisten, der für die Allgemeinheit größten Nutzen bringt, nicht aber für den Entscheider selbst, das erfordert hinsichtlich Ethik und Klugheit einen Typ von Menschen, der am Aussterben ist.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Klimaschau 8 – die Tagesschau von Sebastian Lüning

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Woher kommt der Strom? Überangebot im Markt

Woche 53. (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und mehr)

  1. Wenn die regenerative Stromerzeugung sehr stark ist, kommt es zu häufig zu einem Überangebot im Markt. Kommt dann noch wenig Bedarf hinzu, kommt dann noch die Mindesterzeugung (20 GW zwecks Netzstabilität) durch konventionelle Kraftwerke hinzu, dann muss der überschüssige Strom zu niedrigen Preisen verkauft, vielleicht sogar verschenkt werden. Verschenkt mit einem Bonusscheck, damit Deutschlands Nachbarn den Strom überhaupt abnehmen. Letzteres war am Sonntag, den 27.12.2020 beispielhaft der Fall.
  2. Wenn nach einem Zeitraum sehr starker regenerativer Stromerzeugung diese rapide und stark abfällt, kommen die konventionellen Stromerzeuger nicht schnell genug mit dem Hochfahren nach (Abbildung 1). Dann entsteht eine Stromversorgungslücke, die in aller Regel hochpreisig geschlossen werden muss. Genau das war am Montag der Fall (Abbildung 2)
  3. Wenn die konventionellen Stromerzeuger den Erzeugungsverlauf der erneuerbaren Stromerzeugung gut nachführen, also kaum ein Überangebot entsteht, sind die Preise, die Deutschland erzielt, häufig auskömmlich, ab und zu auch mehr als auskömmlich. Dies trifft in erster Linie auf die Mittags- und Vorabendzeit zu. Auch diesen Sachverhalt dokumentiert die 53. Woche.
  4. Kommt es hingegen aus welchen Gründen auch immer – es kann auch spekulative Gründe haben – zu einer Stromunterdeckung zu genau diesen Zeiträumen (Mittag 11:00 bis 13:00 Uhr/Vorabend 17:00 bis 19:00 Uhr), muss der Strombedarf mittels Importstrom gedeckt werden. Das war am besagten Montag, aber auch am Freitag und Samstag der Fall. Da wurden die höchsten Preise der 53. Woche aufgerufen. Höchstpreise, die Deutschland bezahlte.
  5. Je volatiler die Strompreise sind, desto besser können Preisdifferenzgeschäfte getätigt werden. Die 53. Woche liefert auch dafür gute Beispiele (Abbildung 3). Am markantesten sind selbstverständlich der Sonntag und der Montag. Vor allem Dänemark, aber auch Österreich, die Schweiz, Frankreich nahmen Gratisstrom plus Scheck an, um am folgenden Tag ihren Strom hochpreisig an Deutschland zu verkaufen.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4, die Charts mit den Jahresdaten Import-Export, die Im-, Exportdaten der 53. Woche (beides bis 31.12.2020) liegen unter Abbildung 5 ab.

Die angenommene Verdoppelung der Wind- und Sonnenstromerzeugung hat zu überraschenden Ergebnissen geführt (Abbildung 6). Lediglich an 121 von 366 Tagen des Jahres 2020 hätte diese ausgereicht, um zumindest rein rechnerisch den Strom-Tagesbedarf Deutschlands zu decken. Eine stunden- oder gar viertelstundenscharfe Analyse könnte das Ergebnis durchaus noch negativer aussehen lassen. Wie auch immer. Nicht mal an einem Drittel der Tage des Jahres 2020 hätte eine Verdoppelung Wind- und Sonnenstrom ausgereicht. Noch ernüchternder ist die Analyse des Stromüberschusses bzw. der Stromunterdeckung.  An den 121 Tagen, wo die Verdoppelung ausgereicht hätte, wurden 32,1 TWh überschüssiger Strom produziert. An den Tagen, wo die Verdoppelung nicht ausgereicht hätte fehlten 95,73 TWh Strom.  Bemerkenswerterweise ist es auch hier ziemlich genau nur ein Drittel des fehlenden Stroms, der an den 121 Tagen „zu viel“ erzeugt wurde

Sonntag, 27.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,86 Prozent, davon Windstrom 63,45 Prozent, Sonnenstrom 2,07 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,34 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Sonntag, wenig Bedarf und auch deshalb viel zu viel Strom ist im Markt. Die konventionellen Stromerzeuger dürfen aus Gründen der Netzstabilität 20 GW nicht unterschreiten. Die Preise fallen ins Bodenlose. Es ist ein wirtschaftliches Desaster. Für Deutschland. Unsere Nachbarn langen zu. Nehmen Strom plus Scheck dankend oder gar feixend entgegen: Sie ahnen vielleicht, dass sie am folgenden Tag womöglich weitere gute Geschäfte machen können.

Montag, 28.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,88 Prozent, davon Windstrom 27,35 Prozent, Sonnenstrom 1,71 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,82 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gestern viel zu viel Strom im Markt. Heute zu wenig. Die Windstromerzeugung ist nahezu komplett eingebrochen. Hinzu kommt der Bedarf eines Werktags. Ab 12:30 fehlt Strom, muss Strom importiert werden. Aus den Staaten, denen Deutschland noch gestern Strom plus Geld (Geld der Stromkunden) nachgeworfen hat. Der Zusammenhang mit dem regenerativ erzeugten Strom ist offensichtlich. Je weniger desto besser. Aber nicht so wenig, dass die Konventionellen nicht mehr nachkommen. Dann wird es teuer.

Dienstag, 29.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,15 Prozentdavon Windstrom 26,45 Prozent, Sonnenstrom 2,48 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,22 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ab Dienstag 6:00 Uhr ist das Schlimmste vorbei. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen Erzeugung gut. Diese ist heute gut kalkulierbar. Dementsprechend sind die Preise, die erzielt werden.

Mittwoch, 30.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,89 Prozentdavon Windstrom 34,81 Prozent, Sonnenstrom 2,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,11 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch dieser Tag, der Mittwoch ist für die Konventionellen ein entspannter Tag. Es sei erwähnt, dass Bedarfs-Spitzen immer mit Pumpspeicherstrom abgedeckt werden. Deutschland exportiert. Von 8:00 bis 19:00 Uhr zu Preisen immer über 54€/MWh. Um 17:00 Uhr werden sogar 60€/MWh abgegriffen. Von diesen Nachbarn.

Donnerstag, 31.12.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,32 Prozent, davon Windstrom 25,26 Prozent, Sonnenstrom 3,31 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,40 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Heute lässt die Windstromerzeugung nach. Die konventionelle Stromerzeugung gleicht aber gut aus. Es entstehen keine Deckungslücken. Die Preise sind meist auskömmlich. Für Deutschland. Diese Nachbarn zahlen.

Freitag, 1.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 24,51 Prozent, davon Windstrom 7,84 Prozent, Sonnenstrom 1,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,71 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Am ersten Tag des neuen Jahres findet regenerative Stromerzeugung praktisch nicht statt. Zum Glück ist der Bedarf niedrig. So bleibt es bei einer auf Kante genähten konventionellen Stromerzeugung mit nur einer geringen Lücke zu Vorabend. Eine Lücke, die hochpreisig geschlossen werden muss.

Samstag, 2.1.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 24,07 Prozent, davon Windstrom 8,33 Prozent, Sonnenstrom 1,85 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,89 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Annähernd das gleiche Bild wie gestern. Die Konventionellen halten sich zurück. Sie kommen über die „Kante“ kaum hinaus. Deutschland importiert den fehlenden Strom. Die Importpreise sind entsprechend.

Sonntag, 3.1.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,62 Prozent, davon Windstrom 34,92Prozent, Sonnenstrom 0,79 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,90 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung zieht moderat an. Die konventionelle Stromerzeugung kann recht gut folgen. Am Mittag, am Vorabend erzielt Deutschland gute Preise für seinen Exportstrom. Von diesen Nachbarn. Glück gehabt, dass die Windstromerzeugung dann doch moderat ist. So wurde eine Katastrophe wie am Sonntag, den 27.12.2020 vermieden.

Nach zwei Jahren und über 100 Artikeln „Woher kommt der Strom?“ möchte ich auf folgende Sachverhalte hinweisen. Alle Daten der Energy-Charts wurden und werden per Hand in eine Excel-Vorlage eingetragen. Leider werden diese Daten auch weit im Nachhinein von den Energy-Charts verändert. Hinzu kam ein Paradigmenwechsel im Oktober 2020. Die Im- und Exportdaten der Energy-Charts werden seitdem komplett in GWh angegeben und nicht mehr mit nur zwei Nachkommastellen in TWh. Die viel größere Genauigkeit machte ein Nachtrag dieser Zahlen in meiner Tabelle notwendig. Dennoch sind die Tabellen der Energy-Charts, welche auf der Achse veröffentlicht wurden, nicht korrekt. Um dieses Manko auszugleichen, werden wir die komplette Exceltabelle mit allen Charts veröffentlichen. Allerdings erst dann, wenn mit Energy-Charts noch einiger weitere Ungereimtheiten abgeklärt wurden. Im Lauf des Jahres ist auch für die Kolumne eine automatisierte Datenerfassung geplant.

Wahrscheinlich noch im Januar wird die Webseite www.stromdaten.info online gestellt werden. Diese Seite greift auf Daten des Agorameter und smard.de zu. Es kann zwischen beiden Datengebern gewechselt werden. Etliche Analysen in Sachen Strom werden möglich. Darüber hinaus wird das Thema „Wasserstoffwirtschaft“ zentral sein. Ein Simulationstool ermöglicht einen physikalisch realistischen Blick auf verschiedene Ideen, aber auch auf konkrete (Forschungs-) Projekte. Vervollständigt wird die Seite durch einen Info- und einen Debattenteil. Lassen Sie sich überraschen.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Wer rettet die Wissenschaft?

Amateur und Profi

Wissenschaft ist eine anspruchsvolle Sache. Da gibt es zwar populär-wissenschaftliche Literatur, die dem Amateur die Illusion vermittelt, er könne mitreden, aber tatsächlich hat er keinen Schimmer von professioneller Wissenschaft.

Hier ein Beispiel aus anderem Metier: Ich bin in München aufgewachsen, war vom zehnten Lebensjahr an jeden Winter im Gebirge und hielt mich für einen guten Schifahrer. Eines Tages nahm mich der Sohn unseres Gastwirts mit auf die Piste.

Wir standen an einem steilen und eisigen Hang und ich überlegte, ob ich da wohl heil runter käme. Mein Begleiter fuhr schon mal los, senkrecht bergab, mit lässigen Bewegungen und zog sich während der Schussfahrt die Handschuhe an und setzte die Mütze auf; dafür hatte er auch noch Zeit.

Das raubte mir meine Illusionen und zeigte mir den Unterschied zwischen Amateur und Profi. Ein kleiner Trost war, dass der Mann später die „Streif“, das Rennen am Hahnenkamm gewonnen hat.

Werfen wir jetzt einen Blick auf professionelle Wissenschaft, und zwar nicht Soziologie oder Genderkunde, sondern Physik, wo der Unterschied zwischen Amateur und Profi ebenso deutlich ist wie  beim Schifahren.

Kritik und Selbstkritik

Da gibt es zunächst die Unterscheidung zwischen experimenteller und theoretischer Physik. Letztere sucht nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, welche die Natur beschreiben. Ein krönendes Beispiel, Einsteins Feldgleichung von 1916, ist hier abgebildet: .

Das ist theoretische Physik, und wie Sie sehen ist deren Sprache die Mathematik. Aus dieser Gleichung folgt – wenn auch nicht auf ersten Blick ersichtlich – dass es Gravitationswellen geben muss. Die zu finden ist nun Aufgabe der Experimentalphysik. Der Nachweis gelang dann genau hundert Jahre später.

In gigantischen Anlagen wurde gemessen, wie sich der Raum im Rhythmus besagter Wellen zusammenzog und ausdehnte, und zwar über eine Länge von mehreren Kilometern um weniger als ein Tausendstel des Durchmessers eines Atomkerns. Das ist verdammt wenig und es gibt viele Effekte, die solch eine Messung stören oder das gesuchte Ereignis vortäuschen könnten; etwa eine Harley Davidson, die Gas gibt. So grübeln die Experimentalphysiker Tag und Nacht, wo sie sich irren könnten, wo sie sich vielleicht selbst belügen. Es ist ein Marathon der Selbstkritik, bei dem auch Kritik von außen willkommen ist.

Und was bekommen wir für diese Anstrengungen?

Wissenschaft schafft Wissen, nicht Maschinen oder Reichtum. Dennoch hat es immer wieder zufällige „Spin Offs“ von praktischem Nutzen gegeben, etwa das Internet oder die Mikroelektronik. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meister und Gesell

Physik kann man an unseren Hochschulen studieren. Das ist notwendig, denn es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Die erste Phase der Ausbildung führt zum „Diplom“ (heute „Master“), das entspricht bei Handwerkern dem Gesellen. Dazu muss der Kandidat seine Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit beweisen, indem er ein anspruchsvolles „Gesellenstück“, eine Diplomarbeit abliefert.

Nun kann er versuchen, neue Entdeckungen zu machen, und wenn die dann wichtig genug sind gibt es dafür die Doktorwürde. Die genießt auch außerhalb von Akademia ein gewisses Prestige, und so versucht der eine oder andere, die beiden begehrten Buchstaben vor dem eigenen Namen zu erschleichen –  ohne Hang zur Wissenschaft zu haben oder die dafür notwendige intellektuelle Disziplin. Dabei wird mancher allerdings ertappt.

Es sieht so aus, dass solche Kandidaten und Kandidatinnen überproportional im politischen Umfeld zu finden sind. Aber warten Sie, es kommt noch schlimmer.

Der Papst, der sich selbst krönte

Es war einmal ein Mann, der bewarb sich um das höchste Amt der USA, aber er verlor die Wahl gegen George W. Bush. Da beschloss er Gelehrter zu werden. Es war ein kleiner Schritt für den Politiker, aber ein enormer Schaden für die Wissenschaft.

Al Gore machte sich über Nacht zum Papst in Sachen Global Warming – nicht durch fachliche Kompetenz, sondern durch perfekte Propaganda. Sein Film An Inconvenient Truth war ein riesiger Erfolg, sowohl an der Kasse als auch bei der Verbreitung seiner politischen Botschaft.

Ab jetzt war die Klimawissenschaft mit dem Virus der Politik infiziert. Der ist tödlich, denn in der Wissenschaft geht es um Wahrheit, in der Politik aber um Mehrheit. Als Folge davon ist heute eine sachliche Untersuchung der Physik der Erdatmosphäre nicht mehr möglich.

Weltweit entstanden jetzt Institutionen, welche die Unterstützung der Mächtigen genießen und dafür pseudo-wissenschaftliche Rechtfertigungen derer Politik liefern. Solche Arbeit ist nicht von Selbstkritik geprägt, sondern von der Hexenjagd auf externe Kritiker, die ihren Schwindel aufdecken könnten. Aber Selbstkritik wäre hier dringend notwendig, denn die zu messenden Effekte sind so schwach, dass man sich leicht selbst zum Narren halten kann, insbesondere, wenn man neben der Wissenschaft noch eine andere Agenda hat.

Wir folgen der Wissenschaft

Die Politisierung der Wissenschaft hat beim Thema Corona von der ersten Sekunde an logische Entscheidungen verhindert. Die Kanzlerin verteidigt zwar ihren Zickzack-Kurs mit der Aussage „wir folgen der Wissenschaft“ – aber welcher? Da gibt es etwa den Berliner Christian Drosten und den Amerikaner John Ioannidis, deren Erkenntnisse stark divergieren. Welcher Wissenschaft folgt man also?

Die deutschen Politiker ignorieren konsequent den US Experten. Als fachliche Amateure bzw. Laien missbrauchen sie ihre Macht, um zu entscheiden, welcher Wissenschaftler Recht hat! Als Folge davon fehlt seit zehn Monaten eine wirksame Strategie, um der Lage Herr zu werden.

Die selbsterklärten Experten hantieren mit „Fallzahlen“, die eher die Häufigkeit der Tests und deren Fehlerquoten wiedergeben, als die Durchseuchung der Bevölkerung.

Gibt es denn keine Dachorganisation, welche die Wissenschaft vor solch fataler Einmischung schützt?  Gibt es keinen „TÜV“, der hier Ethik und Qualität garantiert? Welcher die Unabhängigkeit von der Politik sicherstellt?

Wo bleibt die Rettung?

Gut, da gibt es die Nationale Akademie der Wissenschaften, genannt Leopoldina, gegründet 1652, die sich folgender Aufgabe verschrieben hat:

(Die Leopoldina) „… bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international.“ (Fettdruck vom Autor)

Unter den knapp 2000 Mitgliedern gibt es viele ältere, erfahrene Professoren (darunter den Ehemann der Kanzlerin), denen eine gewisse  Dekadenz in Deutschlands Wissenschaft aufgefallen sein müsste. Schon beim Klima, aber insbesondere jetzt bei Corona hätten da die Alarmglocken läuten müssen.

Das aber war nicht der Fall. Statt Merkels Aussage „Wir folgen der Wissenschaft“ öffentlich zu kritisieren, denn de facto folgt sie bestenfalls einem – durchaus umstrittenen – Wissenschaftler, gab die Leopoldina Anfang Dezember folgenden Text heraus:

Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme „Coronavirus-Pandemie:

Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen“ ein zweistufiges Vorgehen. Die Rahmenbedingungen Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden – bieten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen…“

Der Text hört sich weniger nach sachlich-wissenschaftlicher Analyse an, als nach einem Statement, das der Sprecher des Kanzleramts hätte diktieren können.

Die andere Seuche

Das ist nicht gut so. Es scheint, wir leiden noch unter einer anderen Seuche, weit gefährlicher als Corona. Es ist der grassierende politische und kulturelle Nihilismus, der wie Termitenbefall das Bauwerk unserer westlichen Errungenschaften zerstört. Der Verlauf dieser Krankheit wurde vor hundert Jahren durch Oswald Spengler als „Der Untergang des Abendlandes“ prophezeit, und kürzlich von Douglas Murray in seinem Buch „The Strange Death of Europe“ beschrieben.

Können wir uns denn dagegen nicht wehren? Gibt es denn keinen Impfstoff gegen diese Pandemie?

Eines ist sicher: Die Leopoldina liefert ihn nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.