MEHR Sonnenschein wegen WENIGER Luftverschmutzung in Deutschland?
Martin Steiner, Dr. für Ingenieurwesen, analysiert, ob und wie die immer sauberere Luft in Deutschland die angeblich dem Klima geschuldete Erwärmung bewirkt.
Martin Steiner, Dr. für Ingenieurwesen, analysiert, ob und wie die immer sauberere Luft in Deutschland die angeblich dem Klima geschuldete Erwärmung bewirkt.
Wer glaubt, die Sonne wäre eine unveränderliche Quelle von Licht und Wärme, die uns über die Jahrmillionen immer gleichbleibend mit Energie versorgt, wer glaubt, daß jegliche Veränderung von Temperatur oder Klima auf Erden nur durch den Menschen verursacht sein kann, der bekommt alle elf Jahre eine Lektion erteilt. Vor ein paar Tagen war es wieder so weit.
Viele Kinder
Für jedes kleine Kind ist es ein Trauma, wenn es erfahren muß, daß die Mutter nicht ausschließlich für es da ist. Auch Mutter Sonne hat viele Kinder, die Planeten, und die Erde ist nur eines davon. Und nicht nur das, Mutter Sonne führt auch ein Eigenleben, und, falls Sie es noch nicht wissen sollten, sie hat ihre Perioden. Alle elf Jahre verändert sich ihr hormonelles Gefüge, sie bekommt Flecken im Gesicht, sogenannte Sonnenflecken, und ihre Ausstrahlung schwankt gewaltig.
Bei der Gelegenheit stellt sie auch ihr Magnetfeld auf den Kopf und sie wirft alles, was ihr in die Quere kommt, mit voller Wucht in den Weltraum hinaus, ohne darauf zu achten, welches ihrer Kinder etwas davon abbekommt. Sie schleudert das Zeug mit 300 – 3.000 km/sec um sich, das ist verdammt schnell. Die gute Nachricht ist, dass sie nur mit Protonen und Elektronen um sich wirft, das sind so etwa die kleinsten Projektile, die man sich vorstellen kann. Und nicht nur das, wie der Zufall es will, ist unser Planet mit einer Art schußsicherer Weste ausgestattet.
Die Erde hat ein Magnetfeld, dessen Kraftlinien zwischen Nord- und Südpol so ähnlich verlaufen, wie bei dem Stabmagneten aus dem Physikunterricht. Und wie es die Physik nun will, laufen die Protonen und Elektronen wegen ihrer elektrischen Ladung am liebsten parallel zu diesen Linien. Und diese Linien laufen ihrerseits bei Arktis und Antarktis in die Erde hinein. Zu diesen Regionen hin also werden die schnellen Teilchen kanalisiert. So in 200-300 km über der Erdoberfläche treffen die schnellen Teilchen dann auf vereinzelte Moleküle der obersten Atmosphäre, die da oben zwar sehr spärlich, aber dennoch vorhanden sind.
Leucht-Buchstaben im Himmel
Bei so einem Zusammentreffen bringen die Projektile die Elektronenhülle der Luft-Moleküle durcheinander, welche dann auf dem Rückweg in die für sie vorgesehene Ruheposition Licht aussendet. Die Sticksoff-Moleküle leuchten dabei blau-grün, die von Sauerstoff rötlich. Das ist der gleiche Vorgang wie bei den guten alten „Leucht-Buchstaben“.
Auf seinem Weg Richtung Erde kann ein Teilchen mehrere Moleküle beglücken, dabei wird es langsamer bis es schließlich seine Energie verpulvert hat. Auch die Moleküle werden Richtung Erde häufiger, so daß das Leuchten zunimmt und schließlich in einem hellen Saum endet, wie bei einer Gardine.
Jetzt im Mai 2024 hat Mutter Sonne diese Teilchen besonders kraftvoll um sich geschleudert, sodass man die leuchtenden Gardinen nicht nur in Lappland oder Feuerland zu sehen bekam, sondern auch in den zivilisierten Gegenden des Planeten. Ich hatte einmal, vermutlich 1991, also vor drei Zyklen, das Privileg nachts auf dem Flug von Los Angeles nach Deutschland vom Cockpit einer Boeing 747 so ein Schauspiel zu beobachten. Über Grönland flog man durch diese Orgie von Licht und Farben, und ohne künstlichen Horizont hätte auch die Crew nicht mehr gewußt, wo oben und unten ist.
Vital Statistics von Mutter Erde
Für die, die es genau wissen wollen, hier noch ein paar persönliche Daten von Mutter Sonne: Ihr Durchmesser ist etwa das Hundertfache des Erddurchmessers, ihre Masse ist das 330.000 fache! Zu drei Vierteln besteht sie aus Wasserstoff, der Rest ist Helium. In ihrem Zentrum herrschen etwa 15 Millionen Grad und die Dichte wird auf 150 mal die Dichte von Wasser geschätzt. Das sind genau die idealen Bedingungen, um die Forscher und Ingenieure hier auf Erden so verzweifelt ringen, mit dem Ziel, die kontrollierte Kernfusion zu realisieren. Im Inneren der Sonne passiert das ganz spontan. Hin zur Oberfläche sinkt die Temperatur dann allerdings auf angenehme 5.500°C.
Wird das immer so bleiben? Keineswegs. In rund fünf Milliarden Jahren wird sich die freundliche Sonne in einen bösen „Roten Riesen“ verwandeln, der sich über alle Massen ausdehnt und dann auch unseren Planeten mit seinen unendlich heißen Gasen verschlingt. Da wird dann auch die bislang so erfolgreiche Klimapolitik der Bundesregierung an ihre Grenzen stoßen. In dem Zusammenhang wird kolportiert, dass nach einem Vortrag zu diesem Thema, als der Referent besagte fünf Milliarden Jahre in den Raum gestellt hatte, eine bekannte deutsche Politikerin bemerkte:
„Jetzt bin ich aber beruhigt. Für einen Moment dachte ich schon, sie würden sagen fünf Millionen Jahre.“
So langfristig denkt man in unserer Regierung also.
Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.
Charts können Sie den Gesamtbetrag ausrechnen, den der deutsche Stromkunde den Stromabnehmern im benachbarten Ausland zahlen musste. Es dürfte über einer halben Milliarde € für acht Stunden Stromexport am 1. Mai 2024 liegen. Immerhin erhielten die regenerativen Stromerzeuger keine Vergütung. Die Stromerzeugung zwecks Netzstabilisierung wird den konventionellen Stromproduzenten als Systemdienstleistung abgegolten. Die selbstverständlich auch der Stromkunde bezahlt.
Die übrige Woche war insgesamt von einer höchst volatilen Stromerzeugung im regenerativen Bereich gekennzeichnet. Entsprechenden Schwankungen fiel die konventionelle Ergänzungserzeugung aus. Dennoch: Es reichte nicht aus, um den Bedarf zu decken. Hohe Stromimporte waren gewollt notwendig. Was den Preis immer wieder in Spitzenbereiche (Dreimal über 100€/MWh) führte. Genau das ist der Grund, weswegen die konventionellen Erzeuger die Eigenproduktion nicht weiter hochfahren. Die Importstrompreise werden allen Stromproduzenten gezahlt. Wird kein Strom importiert, sinken die Preise, sehr oft in Richtung 0€/MWh. Oder, wie am 1. Mai, sogar in den negativen Bereich. Die Gesamtstromerzeugung inkl. Importstrom der 18. Analysewoche. Warum gibt es Lücken zum Bedarf?
Wochenüberblick
Montag, 29.4.2024 bis Sonntag, 5.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 58,5 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,4 Prozent, davon Windstrom 31,8 Prozent, PV-Strom 26,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,0 Prozent.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 18. Analysewoche ab 2016.
Factsheet KW 18/2024 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 68 Prozent Ausbaugrad, Agora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.
Jahresüberblick 2024 bis zum 5. Mai 2024
bisherigen Jahr 2024: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 29.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 49,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,2 Prozent, davon Windstrom 18,3 Prozent, PV-Strom 31,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,7 Prozent.
Kaum Windstrom, reichlich PV-Strom, ganztägiger Stromimport. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. April ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Dienstag, 30.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 55,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,6 Prozent, davon Windstrom 24,3 Prozent, PV-Strom 31,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,7 Prozent.
Die regenerative Stromerzeugung kratzt am Bedarf. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. April ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Mittwoch, 1.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 68,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 82,4 Prozent, davon Windstrom 38,0 Prozent, PV-Strom 30,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,7 Prozent.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 1. Mai 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Donnerstag, 2.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 69,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 81,4 Prozent, davon Windstrom 46,1 Prozent, PV-Strom 23,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,9 Prozent.
Weniger PV-Strom, mehr Windstrom. Die Strompreisbildung
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 2. Mai ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Freitag, 3.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 54,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,6 Prozent, davon Windstrom 38,5 Prozent, PV-Strom 15,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,2 Prozent.
Die Windstrom- und PV-Stromerzeugung nehmen ab. Ganztägiger Stromimport bringt ein hohes Preisniveau. Die Strompreisbildung
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 3. Mai ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Samstag, 4.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 43,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,2 Prozent, davon Windstrom 11,8 Prozent, PV-Strom 32,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 19,5 Prozent.
PV-Stromerzeugung zieht wieder an. Windstrom wird kaum noch erzeugt. Ganztägige Stromimporte. Die Strompreisbildung
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 4. Mai ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
: Anteil Wind- und PV-Strom 60,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 76,8 Prozent, davon Windstrom 37,8 Prozent, PV-Strom 23,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,9 Prozent.
Wenig Strombedarf, mittlere PV-Stromerzeugung plus reichlich Windstrom: Über die Mittagsspitze ist kein Stromimport notwendig. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 5. Mai ab 2016.
Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
PKW-Neuzulassungen April 2024: Nur reine Elektro-Autos stagnieren
von Peter Hager
Die Erholung auf dem deutschen Neuwagenmarkt setzte sich auch im April fort: 243.102 neu zugelassene PKW bedeuten ein Plus von 19,8 % zum Vorjahresmonat.
Bis auf die reinen Elektro-PKWs (BEV) hatten alle Antriebsarten einen deutlichen Zuwachs zu verzeichnen.
So lag auch im April der Anteil der PKW-Neuzulassungen mit Verbrennungsmotor (Benzin- oder Dieselantrieb sowie Hybrid ohne Plug-In) wieder über 80 Prozent.
Antriebsarten
Benzin: 90.729 (+ 18,6 % ggü. 04/2023 / Zulassungsanteil: 37,3 %)
Diesel: 46.317 (+ 28,2 % ggü. 04/2023 / Zulassungsanteil: 19,1 %)
Hybrid (ohne Plug-in): 60.047 ( + 25,9 % ggü. 04/2023 / Zulassungsanteil: 24,7 %)
darunter mit Benzinmotor: 44.263
darunter mit Dieselmotor: 15.784
Plug-in-Hybrid: 15.135 (+ 28,4 % ggü. 04/2023 / Zulassungsanteil: 6,2 %)
darunter mit Benzinmotor: 13.626
darunter mit Dieselmotor: 1.509
Elektro (BEV): 29.668 (- 0,2 % ggü. 04/2023 / Zulassungsanteil: 12,2 %)
Elektro-PKW (BEV)
Tesla: 13,2%
VW: 13,2%
BMW: 10,4%
Mercedes: 9,8%
Audi: 7,1%
Smart: 4,9%
Skoda: 4,9%
Hyundai: 4,8%
Volvo: 4,4%
MG Roewe: 3,6%
Zum Vergleich BYD aus China: 0,5% mit 576 PKW
Top 10 nach Modellen in 04/2024 (29.668):
VW ID 4/5 (SUV): 3.234
VW ID 3 (Kompaktklasse): 1.992
Skoda Enyaq (SUV): 1.469
Audi Q4 (SUV): 1.184
BMW X1 (SUV): 1.142
Tesla Model Y (SUV): 1.102
Volvo EX30 (SUV): 1.064
Mercedes GLA (SUV): 969
BMW 4er (Mittelklasse): 891
Smart 1 (SUV): 789
Das Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030 ist ausgeträumt
Betrug das Wachstum bei den Neuzulassungen im Jahr 2022 noch 32,2 % gegenüber dem Jahr 2021, so schwächte es sich im Jahr 2023 auf 11,4 % ab. In der ersten vier Monaten des Jahres 2024 ist es gegenüber 2023 mit -10,8 % sogar negativ.
Selbst die deutsche Energieagentur (DENA) warnt in ihrem Monitoringbericht für das Jahr 2023, dass das 15-Millionen-Ziel bei einem Wachstum wie im Jahr 2023 mit rund 7 Millionen PKW deutlich verfehlt wird.
Dennoch gilt nach wie vor das Prinzip Hoffnung: So hofft man auf steigende CO-Preise sowie eine Reduzierung der Flottengrenzwerte in der EU ab 2025 und hofft auf preislich attraktive Modelle in den unteren Klassen (bei den PKW-Neuzulassungen im April dominierten in den Top 10 die SUV-PKW deutlich).
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.
von AR Göhring
EIKE-Referent Manfred Haferburg zerlegte in einem Achse-Artikel mit Camembert-Käse-Bild kürzlich und köstlich eine Meldung des Klimaaktivisten in der Focus-Redaktion.
Der Mann, Florian Reiter sein Name, behauptete allen Ernstes nur aufgrund eines Zitates des französischen Wirtschaftsministers, unsere nuklearverliebten Nachbarn mit ihren zahlreichen Kernreaktoren am Netz und im Bau wollten die groteske deutsche Energiewende nachmachen. Grund: Der Minister wolle bis 2050 20% des Gesamtstromes aus „Éoliennes“, den Windrädern, gewinnen (Äolus, der Gott des Windes…). Ist natürlich Camembert-Käse, weil die Franzosen das gar nicht brauchen mit ihrer Reaktormenge. Und auch trotz viel Platz gar nicht so leicht Windparks errichten können, weil landauf, landab die Anti-Éolienne-Bürgerinitiativen Gewehr bei Fuß stehen. War wohl eine PR-Aussage des Ministers, an die sich in zwei Wochen niemand mehr erinnern soll.
Aber Reiter scheint gläubig zu sein und nimmt daher jedes Körnchen, das er finden kann, als „Beweis“ für die Klimakrise und die Rettung durch grüne Politik. Vor kurzem lobte er sogar einen dieser lustigen Artikel aus dem Potsdam Institut für Klimaforschungsfolgen, PIK. Titel der „Forschungsarbeit“ ist
Künftige globale grüne Wertschöpfungsketten: Abschätzung der Anziehungskraft erneuerbarer Energien und Verständnis ihrer Auswirkungen auf Industrieverlagerungen
Die etwas ungelenk formulierte Überschrift sagt im Klartext, daß die Nutzung „erneuerbarer“ Energien EE die Wirtschaft stärke, und daß De-Industrialisierung infolge Habeckscher Politik auch etwas Positives für das Land, also Ampeldeutschland, sein kann. Einzig der Gebrauch des Wortes „Abschätzung“ sagt dem Leser, daß man eigentlich gar nichts weiß und das Gelesene der Fantasie der PIK-Autoren Verpoort, Gast, Hofmann und Ueckerdt entspringt.
Konkret schreiben die vier:
Auf dem Weg zur Klimaneutralität könnten sich die globale Produktion und der Handel mit Grundstoffen aufgrund der heterogenen Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom verändern. Hier schätzen wir den „Erneuerbare-Energien-Sog“, d.h. die Energiekosteneinsparungen, die mit einer solchen Verlagerung verbunden sind, für unterschiedliche Verlagerungstiefen für drei wichtige handelbare energieintensive industrielle Rohstoffe: Stahl, Harnstoff und Ethylen.
Geht man von einer Strompreisdifferenz von 40 EUR/MWh aus, so ergeben sich Einsparungen von 19 %, 33 % und 38 %, die trotz weicher Faktoren im privaten Sektor zu einer umweltfreundlichen Verlagerung führen könnten. Die Beibehaltung der heutigen Produktionsmuster durch den Import von Wasserstoff ist wesentlich kostspieliger, während der Import von Zwischenprodukten fast ebenso kosteneffizient sein könnte, während die Wertschöpfung in den importierenden Regionen erhalten bleibt. (…)
Klingt wieder recht schwer verdaulich, für den Laien also nach „Expertise“. Reiter vom Focus übersetzt:
Führt die Energiewende zur Abwanderung der Industrie? In Teilen ja, sagt jetzt eine Studie renommierter deutscher Forscher. Aber: Dieser Prozess bietet auch große Chancen für die deutsche Wirtschaft.
„In Teilen ja“ ist eine schöne Untertreibung, da die Ampelregierung ja sogar schon Wärmepumpen-Hersteller in die Insolvenz oder in die Emigration treibt.
„Warum?
„(…) eine Welt, in der vor allem die Energieformen Solar und Wind dominieren, erzeugt neue Gewinner: Länder wie Australien, Chile, Südafrika. Staaten, die über genügend Sonnenstunden für Solarparks und große Küstenabschnitte für Windkraft-Anlagen verfügen.“
Unfug – da, wo sich Solaranlagen oder Windräder lokal lohnen, werden sie schon genutzt – meist in der Landwirtschaft. Die Industrie, die häufig in Schichten auch nachts und bei Windstille produziert, will 24 Stunden am Tag verläßlich billige Energie haben – denn nur damit läßt sich die Massenproduktion konkurrenzfähig aufrechterhalten.
Zwischenspeicherung ist, wie jeder EIKE-Leser weiß, derzeit (und höchstwahrscheinlich immer) wirtschaftlich unmöglich, da die Verluste durch Wasserstofferzeugung und ähnliches exorbitant sind – und damit zu teuer!
Das weiß Reiter nicht oder verschweigt es einfach:
Diese Staaten können auch sehr viel günstiger Wasserstoff erzeugen, den Schlüsselstoff der grünen Industrie von morgen.
Und die PIKler auch:
Bis zu 40 Euro pro Megawattstunde könnte im Jahr 2040 der Unterschied zu Ländern wie Deutschland beim Strompreis betragen, schätzen die Forschenden des PIK.
Aber Hauptsache, der Schreibende Reiter gendert die Forscher richtig – Physik- und Technikkenntnisse sind da nachrangig. Da der Mann, oder der männlich gelesene Schreibende (?), heutzutage eher die Regel denn die Ausnahme in den Massenmedien repräsentiert, sind korrekte Genderungen in den Texten der Quantitätspresse selbstverständlich, Wissen zu Natur und Wirtschaft hingegen nicht. Egal – die Lücke wird mit Slogans oder Behauptungen gefüllt. Hier, Manfred Haferburg hat noch eine weitere Stilblüte von Klima-Reiter gefunden