Sex sells? Panik sells!

von AR Göhring

Daß bestimmte biologische Reize gern dazu gebraucht werden, um Produkte anzupreisen, ist weder neu noch besonders anrüchig. Aber Panikmache zu nutzen, um irgend etwas zu verscherbeln, ist nicht nur moralisch verwerflich.

Eckart von Hirschhausens Katastrophenkolumne im Drogeriemagazin alverde ist seit einiger Zeit bekannt. Tod und Elend, wohin der Medien-&Politarzt in der Natur schaut – was aber niemals an Industrieanlagen mitten im Wald liegt (Windmühlen…), sondern stets an in Spuren vorhandenen atmosphärischen Verdauungsgasen und ähnlichem.

Der Wettbewerber von Roßmann will da nicht nachstehen und kündigt nun auch das Waldsterben 2.0 in seinem Centaur an. Was natürlich nicht an Windkraft-Industrieanlagen zwischen den Bäumen liegt,….. Sie wissen schon.

Im aktuellen Heft sieht man den Senior-Chef Dirk Roßmann, der Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg recht ähnlich sieht, und seinen Sohn auf dem Titel. Im Doppelinterview geht’s um Familienbande, Werte, Zusammenhalt, also perfekte Themen im Umfeld von Werbung für Duschgel, Gesichtscreme und Sonnenschutz. Was hingegen erstaunt, ist die Weltuntergangsrhetorik in den „journalistischen“ Texten des Heftes.

Da darf ein beamteter Förster aus Schaumburg von „extremen Waldschäden der letzten Jahre“ und vom Waldspaziergang als „Besuch auf einer Intensivstation“ fantasieren. Sie wissen schon: Der Mann spricht natürlich nicht von Industrieanlagen zwischen den Bäumen…

Politisch korrekt über angeblich zerstörte Natur klagen ist bei Förstern, Bauern, Waldbesitzern oder Fischern nicht unüblich, da man heuer leicht an Subventionen aus dem Steuertopf gelangen kann. Der Trick klappt sogar bei Landwirten vom anderen Ende der Welt: Ein peruanischer Bauer klagt mit Unterstützung der Klima-NGO Germanwatch seit Jahren gegen das RWE, da ein angeblich CO2-bedingt schmelzender Andengletscher sein Haus und sein Dorf bedrohe.

Was er eigentlich meint, sagt er nicht, und das nennt man Framing – irgendeine Behauptung wird den Lesern unkonkret, dafür ununterbrochen eingehämmert. Im Fließtext neben dem Försterinterview steht immerhin etwas von heftigen Stürmen und von Schädlingsbefall im Wald bei Bückeberg. „Extremwetter“ würde ein Klimaforscher oder Quantitätsjournalist nun sagen, das vom „Klimakollaps“ herrühre, um den immer weniger glaubhaften Begriff „Erderwärmung“ zu vermeiden.

Etwas Realität und Wahrhaftigkeit findet man aber trotzdem noch im Artikel: Der geschädigte Bückeberg-Wald war gar nicht so natürlich, sondern eher eine alte Fichtenplantage. Daß Monokulturen anfälliger für alles Mögliche sind, hat aber rein gar nichts mit der Industrie zu tun, und ist schon bei der Anpflanzung klar. Um das Problem zu lösen, hat der Seniorchef von Roßmann nun ein Aufforstungsprogramm gestartet, mit dem er für jeden Mitarbeiter seiner Drogeriemärkte Eichen und andere heimische Bäume pflanzen will, insgesamt 34.000. Das ist doch prima, kein echter Grüner von echten Nicht-Regierungsorganisationen hat auch nur zaghafte Kritik vorzubringen. Wald ist gut!

Das Klimagetöse drumherum ist aber überflüssig, vor allem in Kundenmagazinen. Die Hefte sind ja gratis und eigentlich nichts anderes als die aufgedrängten Reklameblätter, die so manchen Briefkasten im Urlaub schnell verstopfen. Wahrscheinlich denkt die Roßmann-Redaktion (sofern es sie gibt, und die ganzen Kundenhefte nicht zentral von Auftrags-Büros gestaltet werden), daß die Kundinnen (die Produktreklamen richten sich fast nur an Frauen) ohne einen redaktionellen Teil mit Öko-, Gender- und Diversity-Themen die Hefte als Briefkastenreklame erkennen – und liegen lassen. Vielleicht hat die Redaktion damit sogar recht – Spiegel, Stern und Bild machen seit jeher Kasse mit deprimierenden Weltuntergangsthemen.

Interessant wäre es, einmal ein paar Spiegel-Ausgaben, oder auch Centaur und alverde, ohne jede Weltanschauung und Panikmache zu schreiben, um zu vergleichen, ob die sachlichen Texte vielleicht besser ankämen. Nicht vergessen: Ehemalige Demokratie-Sturmgeschütze wie der Spiegel oder bürgerliche Institutionen wie die Frankfurter Allgemeine verlieren seit 20 Jahren massiv an Lesern und damit Einnahmen.

Das läßt sich nicht mit „Technik-Strukturwandel“ wegdiskutieren. Internet oder Papier – guter Journalismus wird immer nachgefragt. Dennoch würde ein Experiment wie das oben angedachte kaum in Erwägung gezogen werden, noch würden die Ergebnisse umgesetzt, sollte sich zeigen, daß Ideologiefreiheit beim Käufer ankäme.

Aus irgendeinem Grund, den die universitäre Wissenschaft noch nicht herausgefunden hat (oder herausfinden will), betrachten sich Journalisten und Redakteure heuer mehrheitlich nicht mehr als halb-konstitutionelles Kontrollorgan und Wirklichkeits-Erforscher, sondern eher als fürstliche Herolde oder Zeitgeist-Verkünder. Das Phänomen könnte mit unserer Stammesgeschichte zu tun haben, etwa mit C.G.Jungs „Archaetypen“, also evolvierten Persönlichkeitstypen, die wichtige gesellschaftliche Aufgaben erfüll(t)en. Tja, oder schlicht mit Faulheit – es ist viel einfacher, etwas Leichtes zu studieren und dann mit dem Strom zu schwimmen.

Einen weiteren Grund für zeitgeistige Schlagseite benennt der Wald-Artikel in Centaur selbst, denn der erwähnte Intensivstation-Förster arbeitet mit ClimatePartner und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SDW zusammen, um den Roßmann-Wald auf dem Bückeberg aufzuforsten. Nie gehört? ClimatePartner ist eine junge Firma, die seit 2015 durch EU-Gesetzgebung erzwungene Dienstleistungen erfolgreich für diverse Hersteller anbietet (vorher dümpelte sie vor sich hin).

Die SDW hingegen ist schon über 70 Jahre alt und wird heute von Spenden&Sponsoren finanziert – und natürlich von der Bundesregierung, wie es sich für eine Nichtregierungs-Organisation gehört. Die Aufforstungsaktion von Roßmann erinnert daher frappierend an die Stiftung Plant-for-the-Planet des Club-of-Rome-Mitglieds Frithjof Finkbeiner, der um 2010 seinem kleinen Sohn Felix durch TV-Talkshows ziehen ließ, um für seine Baumpflanzaktionen zu werben, die das Klima retten sollten.

Seitdem hat man aber nicht mehr viel davon gehört, und es ist fraglich, ob die Umweltstiftung nennenswerte Zahlen an Bäumen für den Planeten gepflanzt hat, oder nur ein paar Setzlinge vor laufenden Kameras. Selbst wenn, wäre es auch nicht wirklich relevant, da unser Planet seit 40 Jahren von ganz allein rund 30 Prozent grüner geworden ist. Wußten Sie das? Wenn nicht – sollen Sie auch nicht.

Da der Roßmann-Seniorchef selber hinter der Aufforstungsaktion steht und gerne darüber redet, und da das Gebiet auf den Bückeberg begrenzt ist, ist im vorliegenden Fall tatsächlich davon auszugehen, daß trotz gewisser nutzloser Steuergeldflüsse für die NGOs viele Bäume gepflanzt werden. Soll er für Werbezwecke ruhig erwähnen, wenn andere Firmen hübsche Frauen auf Reifenstapel setzen. Das Ganze aber mit Panikmache zu garnieren, um das Pflanzen von Bäumen als Rettung einer sowieso ergrünenden Welt hinzustellen, ist unhygienisch. Wenn man bedenkt, daß dank der gerade stattfindenden Preisexplosion und der „Grünflation“ selbst Doppelverdienerhaushalte ihren Urlaub knicken können und sich auf heftige Energiekosten-Nacherhebungen gefaßt machen müssen, könnten die Kundinnen von Roßmann und anderer Drogeriemärkte allmählich allergisch auf solche Weltretter-Artikel reagieren.




Eine Psychose nationaler Tragweite

von Hans Hofmann-Reinecke

Die Psychose ist eine Geisteskrankheit, bei der das Opfer Überzeugungen annimmt, die der Realität widersprechen, die es aber vehement verteidigt. Das bedeutet nicht, dass solch ein Mensch gefährlich wäre, es ist eher wahrscheinlich, dass er sich selbst Schaden zufügt. Es gibt nun Anzeichen dafür, dass die deutsche Nation unter einer derartigen Geisteskrankheit leidet.

Warum die Autos in London links fahren

Die Überzeugung etwa, dass in England Rechtsverkehr herrscht, die meisten Autos aber auf der falschen Straßenseite fahren, würde das Leben in London gefährlich machen. Und nicht nur das, diese Wahnvorstellung würde den Psychotiker auf Schritt und Tritt begleiten, sie würde zu einem zentralen Thema in seinem Leben. Für den Gesunden dagegen sind die Verkehrsregeln eine selbstverständliche Nebensache, die er kaum bewußt wahrnimmt.

Bei der deutschen Psychose nationaler Tragweite geht um die Wahnvorstellung, das Land könne durch die Umgestaltung seiner Energieversorgung einen günstigen Einfluß auf das Weltklima ausüben. Diese Vorstellung widerspricht der Realität.

Suizidale Gedanken?

Wohlgemerkt, es geht hier nicht darum zu diskutieren, ob das Narrativ zum weltweiten Klimawandel realistisch ist oder nicht. Es geht darum zu erkennen, dass die deutsche Klimapolitik unsinnig ist, unabhängig davon, ob menschengemachtes CO2 nun die Atmosphäre erwärmt oder nicht. Denn auch wenn die offizielle Sichtweise zum Thema Klimawandel zuträfe, auch dann hätten Deutschlands Anstrengungen zum Klimaschutz keinen Einfluss auf die Temperatur der Atmosphäre. Das erkennt man sehr schnell, wenn man Deutschlands CO2 Beitrag in ppm umrechnet, mit dem globalen CO2-Ausstoß vergleicht, und dann in die Betrachtungen zur „Klimasensitivität“ einsteigt. Die resultierende Abschätzung der erwarteten Erwärmung in Abhängigkeit von ppm CO2 macht deutlich, dass Deutschlands Beitrag vernachlässigbar ist.

Mit anderen Worten: für eine Maßnahme, die der Menschheit, weder im eigenen Lande, noch weltweit irgend einen Nutzen bringt, ist man bereit Lebensqualität, Wirtschaft und Landschaft zu zerstören. Das psychotische Deutschland aber hält unerschütterlich an seiner Wahnvorstellung der Weltenrettung fest, auch wenn es sich dabei selbst ruiniert.

In der klinischen Psychologie sind solche Verläufe bekannt: Man hat beobachtet, dass psychotische Patienten häufig suizidale Gedanken haben.

Es war einmal…

Lassen Sie mich diese unglaubliche und dramatische Entwicklung noch einmal anders darstellen: Hätten wir die Form der Energieversorgung aus dem Jahr 2.000 beibehalten, dann wäre das Klima um keinen Deut anders als es derzeit ist. Wir hätten dann aber noch ein Land mit gesunder Wirtschaft, mit höchster Lebensqualität und wir könnten unsere herrlichen Landschaften mit Bergen, Wäldern, Wiesen und Küsten frohgemut genießen – ohne Verunstaltung durch Monokulturen, Photovoltaik und Windräder. Und nicht nur das, die Energieversorgung wäre, so wie damals, eine selbstverständliche und preiswerte Nebensache, die zuverlässig funktioniert und die man kaum wahrnimmt.

So war das einmal, ob Sie es glauben oder nicht. Aber in den zwanzig Jahren seither hat sich das Land von der Vernunft verabschiedet und auf den Weg in Richtung Wahnsinn gemacht. Das geschah, so wie bei manchen Menschen, in Millimeterschritten, von denen jeder einzelne unauffällig war, aus denen aber letztlich eine Reise in den Abgrund wurde.

Ideologie statt Logik

Ein Rückweg zur Vernunft ist jetzt schwer vorstellbar. Denn so wie der menschliche Psychotiker seine Wahnvorstellungen vehement gegen gut gemeinte, logische Argumente verteidigt, so lässt sich auch Deutschland nicht durch Logik von seinem selbstzerstörerischen Pfad abbringen. Rationalität und mathematische Betrachtungen sind das Machwerk von alten weißen Männern und rechten Verschwörungstheoretikern.

Dank der systematischen Umstellung der Schulausbildung von logischem Denken auf ideologischen Gehorsam wird heute die eigene Urteilskraft schon von einfachsten Problemen überfordert. Die Bürger folgen dem offiziellen Narrativ so kritiklos und gewissenhaft wie der Stimme aus dem Navi im Auto, welches uns das Denken abnimmt. Es weist uns an: „in 200 m links abbiegen“ (und denkt sich dabei „…mehr braucht du nicht zu wissen, du Idiot“).

Früher gab es noch Straßenkarten, da verschaffte man sich erst einmal einen Überblick, und konnte dann, dank eigener Urteilskraft, selbst entscheiden wie man fuhr. Und wenn man sich verfahren hatte, dann wusste man zumindest so ungefähr, wo man war. Aber haben Sie schon einmal erlebt, wie hilflos man ist, wenn das Navi einen im Stich läßt oder falsch programmiert ist? Wenn Sie „Jemen“ statt „Bremen“ eingegeben haben?

Was aber die Navigation in der deutschen Politik angeht, da hätte ich einen Vorschlag der gegenwärtig immer und überall richtig wäre „Bei nächster Gelegenheit umkehren“.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Mai Thi hat ein Problem: Faktencheck ihrer WDR-Klimadoku fördert Erschreckendes zutage

Mai Thi Nguyen-Kim von maiLab ist eine mit Preisen überhäufte Youtuberin und Wissenschaftsjournalistin. Allerdings hat sie ein Problem. Dieses Video schaut hinter die Kulissen von Mai. Ein Faktencheck ihrer WDR-Klimadokus fördert Erschreckendes zutage.

Bei EIKE auch im Artikel nachzulesen.




Die verzweifelten Versuche der Energiepolitik

von Fritz Vahrenholt

bevor wir auf die Pläne der Bundesregierung zur Bewältigung der Energiekrise zu sprechen kommen, werfen wir einen Blick auf die Temperaturentwicklung, die ja der Grund der Klimastrategie der Bundesregierung ist.
Die Abweichung der globalen  Temperatur vom 30-jährigen Mittel der satellitengestützten Messungen der University of Alabama (UAH) ist im Mai 2022  gegenüber dem April von 0,26 Grad auf 0,17 Grad Celsius gesunken.  Die Temperatur steigt seit 40 Jahren um durchschnittlich 0,13 Grad Celsus pro Jahrzehnt. Das ist nicht gerade  besorgniserregend.

Die Zerstörung des deutschen Gasnetzes

Wenn uns vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass im Jahre 2022 ein Vertreter der Bundesregierung den Bürgern und Unternehmen des Landes erklären würde, daß bis 2045 das deutsche Gasnetz aus Klimaschutzgründen zurückgebaut werden müsste, wir hätten ihn doch für verrückt erklärt, oder ?
Patrick Graichen, Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) hatte auf der Handelsblatt – Tagung „Stadtwerke 2022“ am 10. Mai 2022 in Berlin die Stadtwerke aufgefordert, mit den Planungen zum Rückbau zu beginnen. Graichen führte zur Begründung aus :“ Natürlich ist im Jahr 2045 da kein Gas mehr in den Netzen“ und der Betrieb einzelner Heizungen mit klimaneutralem Wasserstoff als Erdgasersatz sei „Träumerei“, wie die „Welt“ berichtete. Bis 2025 sollte es in jeder Kommune eine Wärmeplanung geben, die klare Vorgaben macht, wie lange noch welches Gasnetz betrieben werde, sagte der Staatsekretär.
Das wäre dann der dritte finale Anschlag auf die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands: nach dem Kernenergie- und dem Kohleausstieg folgt der Erdgasausstieg.
Deutschland verfügt mit seinen über 500.000 Kilometern an Gasverteilnetzen über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur, über die rd. 1,6 Millionen Industrie- und Gewerbekunden sowie mehr als 19 Millionen Haushalte mit Gas versorgt werden. Mehr als die Hälfte aller Haushalte erhalten heute ihre Wärme durch Gas – entweder direkt über Gasheizungen oder indirekt über Fern- und Nahwärmesysteme.
Herr Graichen rechtfertigt diesen Eingriff unter anderem mit der Situation nach dem Ukraine – Krieg. Doch die Planung verfolgt er schon länger. Wer Herrn Graichen in seiner damaligen Funktion als Direktor der Lobbygruppe AGORA-Energiewende vor der Wahl zugehört hat, konnte es schon damals im September 2021  lesen : „Bis 2030 ist der Kohleausstieg vollzogen, bis 2040 folgt der Gasausstieg“.
Die Stadwerke sind entrüstet, hatten sie doch erwartet, dass sie ihre Gasnetze mit Wasserstoff oder synthetischem grünen Gas weiter betreiben könnten.
„Die jüngsten Aussagen von Staatssekretär Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium sind an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten. Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, ist grob fahrlässig. Herr Staatssekretär Graichen sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen“.
Damit würde eine Infrastruktur, die mehrere Hundert Milliarden € wert ist, entwertet, assistierte ihm Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen.
Die Oster – Paket des Dr. Robert Habeck
Die Bundesregierung hat dem Bundestag ein Gesetzespaket zur Änderung der Stromerzeugung in Deutschland (genannt Oster-Paket) zugeleitet. Zur Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren in allen Rechtsbereichen soll im Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) der Grundsatz verankert werden, dass „die Nutzung erneuerbarer Energien im überragenden öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient“.
Die Strommenge soll bis 2035 auf 750 Terawattstunden (TWh) ansteigen, um Elektromobilität und Wärmepumpen zusätzlich mit Strom zu versorgen. Bis 2030 sollen bereits 600 TWh aus erneuerbaren Energien, vor allem aus Solar und Wind, stammen. Wie realistisch ist das? Wie versorgungssicher ist das? Und wie teuer wird das?  Darüber schweigt das Gesetzespaket.
Der heutige Stromverbrauchmix zeigt die Ausgangslage. (Quelle BDEW Jahresbericht 2021, S. 33)
Im heutigen Strommix liefern Wind und Sonne etwa 29 % des Stroms. Die immer wieder in die Debatte geworfenen 42 % Erneuerbarer Strom erwecken einen falschen Eindruck, denn Biomasse, Wasserkraft und Mülllverbrennungsanlagen sind nicht wesentlich auszuweiten. Eine Steigerung um mehr als das Doppelte ist daher für Wind und Solar in sieben Jahren angesagt (das neue EEG gilt ab 2023).
Daher schraubt das Osterpaket folgerichtig  die Windenergie an Land von einer heutigen Erzeugungskapazität von 56.130 MW auf 115.000 MW in 2030. Offshore-Windkraftanlagen sollen von heute 7.800 MW auf 40.000 MW in 2030 ansteigen. Aber auch eine Verdoppelung der Erzeugungskapazität wird nicht ausreichen, eine gesicherte Leistung auch in Flautenzeiten zu erbringen. Der einzige Weg von fluktuierender Erzeugung zu gesicherter Leistung ist (wenn man auf den einfachen Weg von backup-Kraftwerken auf Gas- und Kohlebasis verzichten will) die Zwischenspeicherung in Wasserstoff. Das führt aber zu erheblichen Umwandlungsverlusten von 70-75 %.
Dr. Ahlborn hat für ein 100% Wind/Solar-System berechnet, daß „das Stromnetz 36% der Energie unmittelbar aufnehmen kann. Der Betrag an überschüssiger Energie beträgt 64%. Dieser Anteil teilt sich auf in 52% der Energie, die dem Elekrolyseprozeß zugeführt wird und 12% des Betrages, der abgeregelt wird. Denn nur für einige Stunden des Jahres werden sich die ungeheuerlich hohen Spitzen in der Erzeugung nicht wirtschaftlich in Elektrolysen unterbringen lassen. Bei der Rückverstromung des Wasserstoffs bleiben unter günstigen Bedingungen 30% übrig., d. h. von den 52% elektrischer Energie, die dem Speicherprozeß zugeführt wird, bleiben nach der Rückverstromung weniger als 16% übrig.
Ahlborn weiter:
„Diese Betrachtung verdeutlicht, dass durch das Zusammenspiel der zufälligen Einspeisung mit dem Speichersystem und dem Netz insgesamt rund 50% der ursprünglichen elektrischen Energie aus Solar- und Windkraftanlagen durch Abregelung und Wandlungsverluste verloren gehen. Dem gesamten System aus elektrischem Netz und Speicher muss also der doppelte Betrag an elektrischer Energie zugeführt werden.“
Wir brauchen also doppelt soviel Anlagen wie die Bundesregierung plant, um die Dunkelflauten mit Wasserstoffstrom zu überbrücken.
Auch die Photovoltaik soll stark ausgebaut werden. Dazu soll die Subvention aus dem Bundeshaushalt steigen.
Neue Dachanlagen, die ihren Strom vollständig in das Netz einspeisen, erhalten eine erhöhte (!)  Förderung von bis zu 13,8 Cent/kWh. Die Photovoltaik auf Ackerflächen (Agri-PV) wird erweitert, was die Pachtpreise für Ackerflächen in die Höhe treiben wird. Schon heute werden 2.000 € Pachtpreise pro Hektar Acker von PV-Investoren gezahlt. Photovoltaik soll nun sogar auf Wasserflächen (Floating-PV) und Moorböden (Moor-PV !!) ausgedehnt werden. Die Erzeugungskapazität soll von heute 55.000 MW auf 215.000 vervierfacht werden.
Nun könnte man darauf hinweisen, daß der heutige Börsen-Strompreis schon bei 12-15 Cent/kWh liegt und wir uns daher an diese hohen Strompreise gewöhnen müssen. Doch in einem System fluktuierender Stromversorgung mit wasserstoffbasierter Flautenabsicherung ist der Strom 2-3 mal so teuer. Zum einen verdoppeln die oben beschriebenen Energieverluste auf dem Wasserstoffpfad den Preis. Zum anderen sind ja Elektrolyseure, Zwischenspeicher und Wasserstoffkraftwerke nicht zum Nulltarif zu haben.
Natürlich können dezentrale Batteriespeicher für Hausdächer die Kosten für den Eigenverbraucher etwas senken. Aber es fehlt die Gesamtkostenbilanz. Schon jetzt ist klar: International ist das alles andere als wettbewerbsfähig.
Auch dazu findet sich in der Gesetzesvorlage kein Satz.



Woher kommt der Strom? Zum Teil fehlerhafte Daten

von Rüdiger Stobbe 

Die Grunddaten von ENTSO-E, die sowohl die Bundesnetzagentur, Agora-Energiewende und neuerdings auch die Energy-Charts (siehe ganz unten) nutzen, sind ab Samstag, 21.5.2022 fehlerhaft. Es wird eine viel zu hohe Stromproduktion „Biomasse ausgeworfen. Deshalb sind die Wochenwerte nicht korrekt und werden nur in der Klammer wiedergegeben (Factsheets KW20; Stromdaten.info Werte KW20, Stromdaten.info Chart inkl. Preisen KW2o). Die Wochenanalyse entfällt. Die Tagesanalysen Montag bis Freitag werden wie üblich durchgeführt.

Detailanalyse (unter Vorbehalt)

Bei der Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart handelt es sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Nutzen Sie den höchst empfehlenswerten virtuellen Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.). Ebenso wie den bewährten Energierechner.

Schauen Sie sich an, wie sich eine angenommene Verdoppelung (Original-Excel-Tabelle) bzw. Verdreifachung (Original-Excel-Tabelle) des Wind- und PV-Stroms auswirken würde. Beachten Sie bitte, daß der Strom bei entsprechender Kennzeichnung im Chart (=1) oft eben nur im Tagesdurchschnitt ausreicht. Das ist immer vor allem dann der Fall, wenn, wie an allen Tagen zum Beispiel der 18. Kalenderwoche, die PV-Stromerzeugung stark bei gleichzeitig schwacher Windstromerzeugung ist. Da würde Strom zur Deckung des Bedarfs in Zeiträumen fehlen, an denen nur (schwacher) Windstrom zur Verfügung steht. Insbesondere des Nachts. Auch bei einer Verdoppelung oder Verdreifachung würde es nicht reichen. In der Vergangenheit war, aktuell ist die regenerative Stromerzeugung zur kompletten Bedarfsdeckung „Strom in Deutschland“ praktisch immer unzureichend. Dieser Chart belegt den Sachverhalt eindrucksvoll. Man erkennt darüber hinaus, dass zum Beispiel knapp 50 Prozent regenerative Stromerzeugung im Jahr 2020 eben auch nur ein Durchschnittswert ist. In der Jahresübersicht 2020 zum Beispiel schwankt der Tageswert regenerative Erzeugung zwischen 16,6 Prozent am 10. Dezember 2020 und 92,2 Prozent am 16. Februar 2020.

Die Charts mit den Jahres– und Wochen Im-/Exportzahlen sowie der Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz sind sehr erhellend. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft. Sehr bemerkenswert ist auch der Bericht des ZDF zum aktuellen Windkraftausbau, welcher in der Reihe ZOOM+ gezeigt wurde. Dass die Energiewende faktisch gescheitert ist, veranschaulicht Prof. Fritz Vahrenholt in seinem aktuellen Vortrag beim „Berliner Kreis in der Union“.

Lesenswert ist auch der aktuelle Artikel der Enexion Kolumne zur Energiewende: Energiewende & Wärmepumpe, E-Mobilität – Mit welchem Strom? Mit welchem Nutzen?

Sehr zu empfehlen und lesenswert ist das aktuelle Kompendium für eine vernünftige Energiepolitik der Bundesinitiative Vernunftkraft e.V. . Es kann auch als Nachschlagewerk genutzt werden.

Die Werte des bisherigen Jahres 2022 belegen, daß die Energiewende kaum in den angestrebten Zeiträumen gelingen wird. Trotz weiteren Zubaus von Windkraft- und PV-Anlagen liegt die regenerative Stromerzeugung immer noch bei nur gut 50 Prozent. Auch im Bereich CO2 hat sich seit 2019 kaum etwas getan, wenn man vom ersten Corona-Jahr 2020 absieht. Da stellt sich auch die Frage, ob die deutsche Bevölkerung in der Mehrheit so leben wollen wie im Jahr 2020, dem Jahr mit wenig CO2-Ausstoß.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche 2016 in der jeweiligen Tagesanalyse unten. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vor allem auch die Im- und Exportwerte. Falls Sie die Agora-Handelstag vermissen: Bitte die verlinkte Agora-Chartmatrix aufrufen. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysewerkzeug stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches mit dem ToolFakten zur Energiewende“ nochmals erweitert wurde.

Wichtige Info zu den Charts: In den Charts von Stromdateninfo ist Solarstrom gelb markiert und immer oben, oft auch über der Bedarfslinie. Das bedeutet aber nicht, dass dies der Strom ist, der exportiert wird. Im Gegenteil. Wegen des Einspeisevorrangs wird dieser Strom, genau wie anderer regenerativ erzeugter Strom, bevorzugt in das Netz eingespeist. Zum Export bleibt praktisch nur konventionell erzeugter Strom übrig, der immer allein aus Netzstabilisierungsgründen benötigt wird. Gleiches gilt für zusätzliche Stromsenken, umgangssprachlich Stromverbraucher genannt. Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zum Beispiel erhöhen den Bedarf erheblich, so sie denn im geplanten Umfang realisiert werden sollten.

Dieser Strom wird aber durchaus nicht regenerativ gedeckt. Die Sonne scheint nicht mehr und länger, der Wind weht nicht stärker, nur weil zusätzlicher Strom benötigt wird. Deshalb wird der zusätzlich benötigte Strom immer zusätzlich konventionell erzeugt. Jedenfalls so lange, bis der „massive Ausbau“ der „Erneuerbaren“ plus Speicher realisiert wurde und 100 Prozent grüner Strom nicht nur im Durchschnitt, sondern auch tatsächlich zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird.

Tagesanalysen

Montag, 16.5.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,82 Prozent, davon Windstrom 19,68 Prozent, PV-Strom 15,75 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,39 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Am Montag wird, wie praktisch jeden Tag dieser Woche, der Stromimport einer ausreichenden konventionellen Eigenproduktion vorgezogen. Die wäre wohl für die Stromerzeuger teurer als der Stromimport. Über die Mittagsspitze fällt der Preis, der zu Importzeiten über Tag hoch ist. Denn Deutschland benötigt den Strom aus dem benachbarten Ausland. Das kostet eben. Immer dann, wenn Deutschland viel Strom produziert und ihn selber nicht komplett nutzen kann, fällt der Preis. Das geschieht regelmäßig. Am Samstag wird sogar wieder die Null-Euro-Linie erreicht. Die konventionelle Stromerzeugung reicht nicht aus, um die Stromlücken am Vormittag und zum Abend zu schließen. Über Mittag ist die Erzeugung zu „hoch“. Der Preis sinkt.  Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. Mai ab 2016.

Dienstag, 17.5.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,12 Prozentdavon Windstrom 9,73 Prozent, PV-Strom 18,55 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,83 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute wird den ganzen Tag über Strom importiert. Die Windstromerzeugung liegt darnieder. Weil der Strombedarf über Mittag – wie auch in der Nacht und am frühen Morgen –  nicht so hoch ist, fällt der Preis. Zu den Hoch-Bedarfszeiten gibt es hohe Preise. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17. Mai ab 2016.

Mittwoch, 18.5.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,19 Prozent, davon Windstrom 14,05 Prozent, PV-Strom 20,98 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,17 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Auch heute bleibt die Windstromerzeugung schwach. Dennoch reicht die konventionelle Stromerzeugung über die Mittagsspitze aus. Der Preis fällt. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 18. Mai ab 2016.

Donnerstag, 19.5.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,17 Prozent, davon Windstrom 16,16 Prozent, PV-Strom 19,53 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,48 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Ein ähnliches Bild, wie gestern. Wenig Windstrom. Die konventionelle Erzeugung. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 19. Mai ab 2016.

Freitag, 20.5.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,91 Prozent, davon Windstrom 19,35 Prozent, PV-Strom 18,35 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,21 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Ab Mittag zieht die Windstromerzeugung massiv an. Folge: Der Beginn eines ebenfalls massiven Preisverfalls, der sich Samstag fortsetzt. Es wird viel mehr Strom erzeugt, als Deutschland benötigt. Warum fahren die Konventionellen die Erzeugung nicht einfach herunter? Weil eine Mindeststromproduktion mittels großer Generatoren immer das Stromnetz stabil bei 50 Hz halten muss. Diese Stabilität allein mit regenerativer Stromerzeugung plus digitaler Steuerung der Stromflüsse zu erreichen, scheint unrealistisch. Die Bahn zum Beispiel schafft es bei aller Digitalisierung nicht einmal die Züge, die sie selber steuern kann, auf einem im Verhältnis zur Strominfrastruktur „regenerativ“ überschaubaren Netz pünktlich fahren zu lassen. Wie sollen da die Stromflüsse von Millionen Stromerzeugern so gesteuert werden, dass immer, wirklich immer, die Netzfrequenz bei 50 Hz liegt. Stromerzeuger, die zum größten Teil von Wind und Wetter abhängig sind. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. Mai ab 2016.

Samstag, 21.5.2022 (unter Vorbehalt wegen fehlerhafter Daten-Biomasse): Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 68,72 Prozent, davon Windstrom 34,31 Prozent, PV-Strom 17,17 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,24 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute ab etwa 15:00 Uhr kommt es zum Datenfehler Biomasse. Die starke Windstromerzeugung plus die PV-Stromerzeugung plus der niedrige Wochenendbedarf katapultieren die regenerative Stromerzeugung in die Nähe der Bedarfslinie und den Preis auf die Null-€/MWh-Marke. Sobald zum Vorabend Importstrom benötigt wird – die Windstromerzeugung sinkt so schnell, wie sie stark wurde – steigt der Preis. Die Lücke entsteht, obwohl die Konventionellen die Erzeugung erheblich steigern. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21. Mai ab 2016.

Sonntag, 22.5.2022 (unter Vorbehalt wegen fehlerhafter Daten-Biomasse): Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,85 Prozent, davon Windstrom 6,40 Prozent, PV-Strom 21,59 Prozent Strom Biomasse/Wasserkraft 27,86 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Der Sonntag zeichnet sich wieder durch schwache Windstromerzeugung und eine hohe Strom-Importquote aus. Der Biomasse-Anteil ist fehlerhaft und viel zu hoch. Deshalb keine weitere Analyse. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22. Mai ab 2016.

Energy-Charts nutzt eine neue Datenbasis

Am 30.5.2022 bekam ich von Prof. Bruno Burger, dem Initiator und Verantwortlichen für die Energy-Charts diese wichtigen Hinweise zu Veränderungen:

[…], wir haben am Mittwoch die Energy-Charts umgebaut. Die Daten für Deutschland stammen jetzt von Entsoe statt von EEX. Das hat den Vorteil, dass sie jetzt auch zum Download angeboten werden können. Durch die Umstellung gab es weitere Änderungen:

  • Jetzt wird die gesamte Nettostromerzeugung statt der öffentlichen Nettostromerzeugung angezeigt
  •  Wind Onshore und Wind Offshore werden separat angezeigt

  • Anteil Erneuerbarer Energien an der Last und an der Erzeugung wird angezeigt

  • Jahresenergien gibt es jetzt seit 1990 statt 2002

Durch die Skalierung auf die gesamte Nettostromerzeugung (inklusive Eigenerzeugung der Industrie für den Eigenverbrauch) anstatt auf die öffentliche Nettostromerzeugung (Strommix aus der Steckdose) ist insbesondere der Anteil von Gas gewachsen.*

Bei den Kreis- und Balkendiagrammen zu den Wochen-, Monats- und Jahresenergien haben Sie jetzt im rechten Menü „Quellen“ die Wahl zwischen „Gesamt“ und „Öffentlich“.

Die Änderungen haben wir per Twitter schon veröffentlicht. Außerdem sind sie in den Charts unter „Beschreibung“ zu finden.

Dass durch die Änderungen jetzt die Lücken verschwunden sein sollen, kann sein, da jetzt mehr Erzeugung aus Gas drin ist. Um Lücken oder das Gegenteil, mehr Erzeugung als Last, richtig zu sehen, müssen sie „Pumpspeicher Verbrauch“ und „Import Saldo“ aktivieren, damit alle Kurven dargestellt werden.

Die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren 76 Instituten wird zu ca. 30% vom Staat finanziert. Das reicht gerade mal für die Verwaltung. Die einzelnen Institute müssen unser Geld im Rahmen von Industrieprojekten oder geförderten öffentlichen Projekten mit Industriepartnern selbst verdienen. Da der Staat über das Wirtschaftsministerium die Smard Webseite finanziert, bekommen wir für die Energy-Charts keine Förderung.

Bei den Energy-Charts entwickeln wir vieles im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten und mit Studierenden, die als wissenschaftliche Hilfskräfte angestellt werden.

Der Teil meiner Arbeitszeit, den ich für die Energy-Charts verwende, wird aus Lizenzmitteln finanziert. Die vielen Stunden, die ich nach Feierabend und an Wochenenden an den Charts arbeite, werden natürlich nicht vergütet. Das ist mir auch egal. Ich mache das aus Überzeugung.

Ich möchte Herrn Prof. Burger ausdrücklich für seine Arbeit und Engagement danken.

Rüdiger Stobbe

*Hervorhebung durch Rüdiger Stobbe

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über sechs Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.