Die Klimaschau von Sebastian Lüning: Das Hochwasser im Sommer 2021 kam nicht ganz unerwartet

Die Klimaschau informiert über Neuigkeiten aus den Klimawissenschaften und von der Energiewende.

Themen der 70. Ausgabe vom 12. Oktober 2021: 0:00 Begrüßung 0:19 Westdeutsches Hochwasser im Sommer 2021 Die Klimaschau unterstützen können Sie hier: http://klimaschau.tv/spenden.htm

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Woher kommt der Strom? Der Preis wird heiß

Damit die verwendeten Werte belastbar sind, wird immer die vorvergangene Woche analysiert. Heute werfen wir einen Blick direkt auf die vergangene Woche. Der Strompreis erklomm am 7.10.2021 eine Höhe, die man kaum für möglich gehalten hätte. 442,90€/MWh wurden um 19:00 Uhr aufgerufen. Wenn Sie diesen Link anklicken, ploppt der Beleg auf und Sie erkennen den sukzessiven Anstieg des Preisniveaus der vergangenen Wochen und Monate. Sie erkennen, dass Stromhöchstpreise und verschenkter Strom sehr nahe beieinander liegen. Dass Deutschland sowohl den Strom verschenkt als auch den Höchstpreis zahlt, muß nicht betont werden. Das ist fast immer so, wie die Analysen der Vergangenheit belegen. Der Strompreis, den der normale Stromkunde zahlt, liegt aktuell bei gut 0,30€/kWh. Bei einem Preis von 442€/MWh allein für den Strom an sich, läge dieser Anteil bereits bei 0,442€/kWh plus alle Abgaben/Kosten. Das ist man schnell bei einem Endpreis von 0,80€ und mehr. Nun sind die 442€/MWh lediglich eine Preisspitze.  Doch eins ist bereits heute sicher. Der massive Preisanstieg wird zu erheblich höheren Verbraucherpreisen führen. Womit ich auch die Frage eines Lesers „Wer bezahlt eigentlich die Reservekapazitäten, die Stromerzeugung, den Stromimport usw.?“ gerne beantworte: Es sind immer die Stromkunden. Neuerdings wird etwas EEG-Umlage auf die Steuerzahler übertragen. Die aber sind praktisch identisch mit der Stromkundschaft. Es handelt sich lediglich um etwas Kosmetik. Die Stromrechnung soll die Menschen nicht „verunsichern“.

Die 39. Analysewoche (Abbildung)ist die wettermäßig erste richtige Herbstwoche. Die regenerative Stromerzeugung ist höchst volatil, die konventionellen Stromerzeuger kommen mit dem Hoch- und Runterfahren der Kraftwerke kaum nach (Abbildung 1). Insgesamt exportiert Deutschland etwas mehr Strom als es importiert (Abbildung 2).  Die genauen Zahlen finden Sie hier. Die Preise unterliegen ebenfalls sehr starken Schwankungen (Abbildung 3). Sie reichen in den ersten sechs Tagen der Woche von knapp 50€/MWh bis hin zu 237€/MWh.  Am Sonntag, den 3.10.2021 wird der Strom von 0:00 bis 13:00 Uhr praktisch verschenkt. Sie wissen schon: Wenig Bedarf und viel regenerative Erzeugung lassen die Preise purzeln.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 5 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.

Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 6 ab. Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdoppelung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren. Bitte unbedingt anschauen. Vor allem die Verdoppelung.

Abbildung 8 weist auf einen Artikel hin, der sich Strompreisen befasst.

Abbildung 9 zeigt einen Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches nochmals erweitert wurde:

  • Produktion als Anteil der installierten Leistung
  • Anteil der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung am Bedarf

sind Bestandteil des Tools „Stromerzeugung und Bedarf„. Schauen Sie mal rein und analysieren Sie mit wenigen Klicks. Die Ergebnisse sind sehr erhellend.

Ganz unten noch ein wichtiger Hinweis in Sachen Netzentgelte. Dort finden Sie auch die aktuellen Zulassungszahlen E-Autos.

Tagesanalysen

Montag, 27.9.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,86 Prozent, davon Windstrom 18,79 Prozent, PV-Strom 9,69 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,39 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Wochenbeginn wartet mit einer Stromlücke auf, die in der Spitze mit über 190€/MWh geschlossen wird. Polen verkauft praktisch den ganzen Tag Kohlestrom nach Deutschland. Mit Preisen über 100€/MWh ist das immer ein blendendes Geschäft für das Land. Die konventionelle Stromerzeugung schöpft ebenfalls satte Gewinne ab.

Dienstag, 28.9.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,61 Prozentdavon Windstrom 10,85 Prozent, PV-Strom 10,86 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,90 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die regenerative Erzeugung ist heute schwach. Zwei Strom-Versorgungslücken tun sich auf. Die Konventionellen wollen sie nicht schließen. Sie wollen Geld verdienen. Über 237€/MWh kassieren sie um 19:00 Uhr. So wie die Länder, die Deutschland den fehlenden Strom zur Verfügung stellen. Zum Beispiel Norwegen.

Mittwoch, 29.9.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 49,84 Prozentdavon Windstrom 32,61 Prozent, PV-Strom 7,57 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,66 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ein mit steigender Windstromerzeugung verbundener Herbsttag. Eine zu vernachlässigende Minilücke am frühen Morgen wird für 88€/MWh geschlossen. Ansonsten exportiert Deutschland den überschüssigen Strom zu erklecklichen Preisen. Da pumpen die Konventionellen die Erzeugung gerne auf. Polen und Dänemark verkaufen den ganzen Tag Strom nach Deutschland und verdienen gutes Geld. Unter dem Strich nimmt Deutschland über 11 Mio € ein.

Donnerstag, 30.9.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,82 Prozentdavon Windstrom 40,42 Prozent, PV-Strom 12,00 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,86 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wind- und PV-Stromerzeugung sind an diesem Tag stark. Um 19:00 Uhr tut sich gleichwohl eine kleine, teure Stromlücke auf.  Knapp 220€/MWh müssen bezahlt werden. Die Konventionellen bullern mit allem, was Sie in dem Moment zur Verfügung haben. Wieder sind es Dänemark und Polen, die Strom nach Deutschland verkaufen. Ein gutes Geschäft. Der Handelstag gesamt.

Freitag, 1.10.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,49 Prozent, davon Windstrom 38,23 Prozent, PV-Strom 13,88 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,38 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Den Konventionellen gelingt es nahezu vollkommen, regenerative Erzeugung und Bedarf anzugleichen. Praktisch den ganzen Tag exportiert Deutschland Strom. Die Preise sind volatil. Dänemark verkauft weiterhin Strom nach Deutschland. Polen ebenfalls. Der Ertrag Deutschlands liegt bei über 10 Mio €. Der Handelstag gesamt.

Samstag, 2.10.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 57,29 Prozent, davon Windstrom 33,05 Prozent, PV-Strom 13,05 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,19 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Zum Einstieg ins Wochenende eine Windstromdelle, die von der PV-Stromerzeugung ausgeglichen wird. In der Nacht zum Sonntag zieht die Windstromerzeugung massiv an, während der Bedarf sinkt. Der Preis bewegt sich Richtung 0€/MWh. Die Konventionellen fahren ihre Kraftwerke so weit runter, wie es geht. Knapp 20 GW müssen wegen der Netzstabilität IMMER erzeugt werden, wie am Sonntag zu sehen sein wird. Sonst gehen die Lichter aus. Polen und Dänemark machen weiter gute Geschäfte. Deutschland – nicht der Stromkunde, die Kraftwerksbetreiber – erwirtschaftet insgesamt einen Ertrag von gut 10 Mio €.

Sonntag, 3.10.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,47 Prozent, davon Windstrom 55,63 Prozent, PV-Strom 7,57 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,26 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Am Einheitstag ist bei geringem Bedarf die regenerative Stromerzeugung stark. Sie übersteigt die 70%-Marke bei Smard und Energy-Charts (s.o.). Bei Agora sind es 63,6% im Tagesdurchschnitt. Die Unterschiede beruhen auf der unterschiedlichen Weiterverarbeitung der Rohdaten, die Entsoe liefert. Ich habe das bereits bemängelt. Zu einer Vereinheitlichung fehlt schlicht der Wille. Man sieht sich als Konkurrenten, nicht als Dienstleister für den Stromkunden. Stromdaten.info bildet  die Smard- und Agora-Datenströme per Umschalter ab. Die Energy-Charts-Daten bereite ich wöchentlich händisch in den Vorspannen der Tagesanalysen oben und der Tabelle/dem Chart (Abbildung 4) auf. Damit wird mit dieser Kolumne in Verbindung mit der Seite stromdaten.info das gesamte Datenspektrum transparent gemacht. Die konventionelle Stromerzeugung ist am unteren Limit (Netzstabilität). Erst zu Abend wird sie etwas hochgefahren. Bis 13:00 wird der Strom praktisch verschenkt. Ab 18:00 Uhr machen Polen, Dänemark und Schweden gute Geschäfte. Warum? Achten Sie mal auf den mittleren Im- und Exportpreis. Deutschland erzielt insgesamt 3,5 Mio € .

Peter Hager hat zum Thema Netzentgelte einen Beitrag gepostet, der sehr schön einen Aspekt für die „Preisdynamik Strom“ aufzeigt. Verlinkt ist auch die komplette Strompreisanalyse des BDEW 1. Halbjahr 2021. Sie finden den Beitrag komplett unter Abbildung 10. Ebenfalls von Peter Hager die …

PKW-Neuzulassungen September 2021

E-Mobilität wächst dank Tesla

Die 196.972 PKW-Neuzulassungen im September 2021 lagen nur unwesentlich über denen von August (193.307). Gegenüber dem September des Vorjahres beträgt der Rückgang 25,7 Prozent.

PKW-Neuzulassungen im August bedeuten einen nochmaligen Rückgang gegenüber Juli (236.393). Im Vergleich zum August 2020 lag das Minus bei 23 Prozent und gegenüber August 2019 sogar bei 38,3 Prozent. Damit dürften die Neuzulassungen in 2021 noch geringer ausfallen als im Vorjahr.

Der Chipmangel wirkt sich zunehmend auf die Fahrzeugproduktion aus (von Kurzarbeit bis hin zur Werksschließung), jedoch haben anscheinend manche Hersteller wie BMW oder Tesla ihre Lieferketten besser im Griff.

  1. Bei den alternativen Antrieben waren die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahresmonat nach wie vor hoch, wobei die Elektro-PKW deutlich über den Plug-in-Hybriden lagen: Hybrid (incl. Plug-in): 60.159 (ggü. 09/2020: +11,3% / Zulassungsanteil: 30,5%)
  2. Plug-in-Hybrid: 22.842 (ggü. 09/2020: +13,5% / Zulassungsanteil: 11,6%)
  1. Elektro (BEV): 33.655 (ggü. 09/2020: +58,8% / Zulassungsanteil: 17,1%)

Der Anstieg der BEV-PKWs im September (33.655) gegenüber August (28.860) war wie schon im Vormonat überwiegend durch Tesla bedingt (September: 7.903, August: 3.810).

Quelle 

Top 5 nach Herstellern:

Hybrid-PKW (ohne Plug-in): 334.008 (01-09/2021)

Audi (mit 10 Modellen): 19,8%
BMW (mit 11 Modellen): 16,0%
Toyota (mit 9 Modellen): 10,6%
Hyundai (mit 7 Modellen): 8,1%
Ford (mit 8 Modellen): 6,8%

Hybrid-PKW (mit Plug-in): 241.064 (01-09/2021)

Mercedes (mit 10 Modellen): 18,6%
BMW (mit 9 Modellen): 12,8%
VW (mit 5 Modellen): 12,4%
Audi (mit 8 Modellen): 11,9%
Seat (mit 3 Modellen): 8,5%

Elektro-PKW: 236.695 (01-09/2021)

VW (mit 6 Modellen): 23,0%
Tesla (mit 4 Modellen): 11,0%
Hyundai (mit 3 Modellen): 8,0%
Renault (mit 2 Modellen): 7,6%
Smart (mit 2 Modellen): 6,9%

In den ersten 9 Monaten konnte Tesla seine Absatzzahlen um über 130% gegenüber 2020 steigern, wobei die älteren Modelle X und S keine Rolle mehr spielen.

Die beliebtesten zehn E-Modelle 09/2021 (Gesamt: 33.635)

Tesla Model 3: 6.828 (Mittelklasse)
VW ID3: 2.694 (Kompaktklasse)
Skoda Enyaq: 2.027 (SUV)
Smart ForTwo: 1.598 (Minis)
Renault ZOE: 1.536 (Kleinwagen)
VW up: 1.452 (Minis)
Hyundai Kona: 1.289 (SUV)
Fiat 500: 1.091 (Minis)
Tesla Model Y: 1.073 (SUV)
VW ID4: 1.019 (SUV)

Den ersten Platz holte sich Tesla mit seinem Model 3 zurück und konnte den ID3 mit deutlichem Abstand hinter sich lassen. Den dritten Platz konnte erstmals der Skoda Enyaq erreichen.

Deutsche Post verkauft seine Tochter StreetScooter

Mit vielen Vorschusslorbeeren wurde die Ausgründung der RWTH Aachen seit ihrer Gründung im Jahr 2010 bedacht. Schließlich war die Idee eines kostengünstigen emissionsfreies E-Fahrzeugs (5.000 Euro + Batterieleasing) für den Kurzstreckenverkehr interessant. Mit der Übernahme durch die Deutsche Post im Jahr 2014 sollte deren eigene Flotte mit emissionsfreien Elektrotransportern ausgerüstet (aktuell rund 17.000 Modelle) sowie weitere Kunden der urbanen Lieferlogistik gewonnen werden.

Nach Jahren mit technischen Schwierigkeiten, zu geringen Produktionszahlen und Verlusten (über 300 Millionen Euro in 2020) hat die Deutsche Post nach längerer Suche jetzt mit Odin Automotive aus Luxemburg einen Käufer für ihre Tochterfirma gefunden.

Bis 2025 sollen bei der Deutschen Post bis 37.000 E-Fahrzeuge und 14.000 E-Trikes im Einsatz sein:

Bleibt abzuwarten welcher Hersteller zukünftig E-Fahrzeuge an die Deutsche Post liefern wird.




Der „Great Reset“ kommt in den Wohnzimmern an – wird sich nun Protest rühren?

von Ramin Peymani

Noch ist es ein wenig hin bis Heiligabend, doch das Fest, das vor allem bei Kindern für große Augen sorgt, wirft bereits seine Schatten voraus. Es dürften vielerorts trübe Weihnachten werden, und die großen Augen wird mancher Spross diesmal vor allem deswegen machen, weil viel Platz unter dem Weihnachtsbaum herrscht. Ob Handy, Tablet oder Konsole – all die schönen Dinge, die den Kleinen Freude machen, sind in diesem Jahr schwer zu bekommen. Aber nicht nur bei der Elektronik sieht es mau aus. Auch mancher Gaumenschmaus wird nicht in der üblichen Fülle zu haben sein. Und schon gar nicht zu den gewohnten Preisen. Überall auf der Welt gibt es spürbare Versorgungsengpässe. Die ersten leeren Regale präsentieren sich auch deutschen Kunden in Möbelhäusern und Supermärkten, nachdem viele kurz zuvor noch die Briten belächelt und sich hämisch über angebliche „Brexit“-Folgen gefreut hatten. Was jahrzehntelang wie selbstverständlich zu haben war, ist auch für Industriebetriebe zum raren Gut geworden oder gar nicht mehr erhältlich. Dazu kommt eine veritable Energiekrise, die erste Gas- und Stromanbieter zum Rückzug gezwungen hat und zu massiven Preissteigerungen für Unternehmen und Verbraucher führt. Die Gemengelage ist explosiv. Und doch scheinen viele Bürger den Ernst der Lage noch gar nicht begriffen zu haben. Sie wollen von Politikern regiert werden, die sich mit Schauermärchen in ihr Bewusstsein eingeschlichen und sich der vermeintlichen Lösung von Scheinkrisen verschrieben haben. Sie rennen Rattenfängern hinterher, die behaupten, ohne Energie-, Verkehrs- und Mobilitätswenden sei das Überleben der Menschheit ungewiss. Sie haben sich jenen ausgeliefert, die ihnen einen Gesundheitstotalitarismus verordnen.

Bald müssen Mama und Papa dem enttäuschten Nachwuchs erklären, warum sie Machteliten, Krisengewinnlern und Systemumstürzlern auf den Leim gegangen sind

Das eigentliche Problem unserer Zeit erkennen die Menschen jedoch nicht. Statt das Klima in dreißig Jahren zu „retten“, was sich schon in der Begriffswahl als grober Unfug entlarvt, wäre es sicher klüger, den energiepolitischen Herausforderungen im Hier und Jetzt zu begegnen. Statt die Mobilität immer weiter zu beschränken, sei es durch die Verteufelung des Individualverkehrs oder durch monatelange Lockdowns, bedarf es intelligenter Alternativen, die vor der Zerstörung bisheriger Strukturen verfügbar und erschwinglich sein müssen. Erst recht gilt dies für die Energieversorgung. Für die Organisation komplexer internationaler Lieferketten sowieso. Wer also zur Weihnachtszeit dumm aus der Wäsche schaut, weil die Kinder jammern und das Konto leer ist, der sollte sich fragen, was sein eigener Anteil an der mißlichen Lage ist. Wenige werden bereit sein zur nötigen Ehrlichkeit. Wer gibt schon gerne zu, dass er selbst die Schuld trägt? Dem enttäuschten Nachwuchs müssten Mama und Papa erklären, warum sie Machteliten, Krisengewinnlern und Systemumstürzlern auf den Leim gegangen sind, die eine Verachtung für das Gemeinwohl, für gelebte Werte und für eine funktionierende Demokratie eint. Kaum einer derer, die spätestens nach dem Jahreswechsel vor der Frage stehen, wie sie der Flut an Teuerungen standhalten sollen, wird aufrichtig genug sein, sich und anderen einzugestehen, dass erst die wohlstandsverwahrloste Dekadenz der Hinwendung zu ideologischen Heilslehren das bestehende Gleichgewicht zerstört und Krisen heraufbeschworen hat. Manche haben das Unheil kommen sehen. Sie beklagten immer autoritärere Maßnahmen, zunehmend weniger politische Ausgewogenheit sowie das Entstehen totalitärer Strukturen – und wurden davongejagt statt angehört.

Riesige Weltenretter-Gemeinschaften sind entstanden, sektengleich in Struktur und Wirkung – doch es ist wie mit allen Sekten: Am Ende kommt das böse Erwachen

Nun liegt das Kind im Brunnen. Doch die Politik des zurückliegenden Jahrzehnts hat viele Krisen erst geschaffen. Falsche Weichenstellungen hätten sich hier und da korrigieren lassen, Fehler macht jeder. Wo aber das schnelle Löschen schwelender Brandherde nötig gewesen wäre, haben Regierungen Öl ins Feuer gegossen, gerade so, als sei eine regelrechte Lust an der Katastrophe erwacht, um sich zu profilieren und sein Dasein aufzuwerten. Letzteres trifft aber nicht nur auf die Berufspolitik zu. Auch auf Millionen von Bürgern üben Krisen eine morbide Faszination aus – so lange sie die Konsequenzen nicht selbst zu spüren bekommen. Wer Teil einer Bewegung ist, die nicht weniger als die Rettung der Menschheit anstrebt, fühlt sich wertvoll und darf sich der Wertschätzung Gleichgesinnter sicher sein. Riesige Weltenretter-Gemeinschaften sind auf diese Weise entstanden, sektengleich in Struktur und Wirkung. Doch es ist wie mit allen Sekten: Am Ende kommt das böse Erwachen und nicht selten die Erkenntnis, sich Scharlatanen und falschen Propheten angedient zu haben. Künftig wird für viele der Alltag schwieriger – und der Wohlstand schwindet. Allmählich erhalten wir einen Vorgeschmack. Die Mächtigen des Weltwirtschaftsforums beschrieben dies bereits im Jahr 2016, als sie prophezeiten, dass in der von ihnen geschaffenen neuen Welt der Normalbürger schon 2030 nichts mehr besitzen wird. „Aber du wirst glücklich sein“, beruhigen sie uns. Es ist zu befürchten, dass dies für die Masse sogar zutrifft. Wer sich Endzeitsekten anschließt und Geborgenheit im eigenen Stockholm-Syndrom findet, wird erst recht als mittelloser, aber von jeder Eigenverantwortung befreiter Abhängiger eines kontrollwütigen totalitären Systems zufrieden einschlafen können. Willkommen im „Great Reset“!

Zuerst erschienen auf der LIBERALEN WARTE

Peymani 2020

Mein aktuelles Buch 2020 erhalten Sie auf Wunsch signiert direkt von mir und darüber hinaus überall im Handel. Meine früheren Werke Weltchaos, Chronik des Untergangs, Hexenjagd und Das Grauen sind ebenfalls im Buchhandel erhältlich. Spukschloss Deutschland gibt es als Ebook.




Ein altgedienter Naturschützer fordert: ganzheitlicher Naturschutz statt Windkraftplantagen!

von AR Göhring

Sie betreiben eine private Windkraft-kritische Internetseite. Was hat Sie dazu veranlaßt?

Ich betreibe eine Homepage zum Ganzheitlichen Naturschutz. Unter knapp 20 Menüpunkten ist einer dieser Punkte Naturschutz und Windkraft. Dieses Thema mit mehreren Unterseiten, also durchaus ein Schwerpunkt. Das Thema Windkraft ist wichtig gerade unter ganzheitlichem Aspekt, wozu auch der naturethische gehört. Das Narrativ einer Klima- oder Weltrettung durch Erneuerbare Energien bei Ausblendung vieler weiterer klimarelevanter Aspekte menschlicher Aktivitäten auf dieser Erde versetzt dem Naturschutz voraussichtlich den endgültigen Todesstoß. Gerade dann, wenn dieser sozusagen als Beipackzettel des „Klimaschutzes“ marginalisiert wird. Hinzu kommt die gedankliche Engführung des Klimawandels und der derzeitigen Erderwärmung auf CO2 und Treibhausgase. Wissenschaftlicher Tunnelblick ist in der Geschichte der Erd- und Naturwissenschaften zwar ein nicht neues, nach den Errungenschaften der Aufklärung aber besonders deprimierendes Phänomen. Man hat den Eindruck, dass in jeder Publikation, die sich mit Natur, Energie und selbst mit sozialen Fragen befasst, die Begriffe Klimawandel und CO2 nicht fehlen dürfen. Deshalb habe ich – aufgrund eines den Hype um den Klimawandel begleitenden flächenhaften Angriffes der Erneuerbaren Energien auf die Natur – ein Buch verfasst (erste Auflage 2017).

Der Konflikt zwischen Naturschutz und Windkraftindustrie birgt eine finale Auseinandersetzung in mehrerlei Hinsicht: Es ist erstens das Eindringen von Industrie in die letzten noch naturnahen Räume und wertvolle Kulturlandschaften – in Mitteleuropa unser knappstes Gut. Dieses Eindringen geht auf Kosten betroffener Menschen und der Natur gleichermaßen. Die durch Windkraftindustrie bedrohten Schutzgüter sind allesamt durch die Grundrechte unserer Verfassung geschützt. Das BVerfG übernimmt in seinem vielbeachteten „Klima-Urteil“ nun die Engführung des Diskurses um den Klimawandel auf Treibhausgase, insbesondere CO2. Die gesellschaftliche und mediale Rezeption des Urteils ist genauso enggeführt und nimmt die Legende der Rettung des Klimas durch Erneuerbare Energien auf: „Entfesselung“ insbesondere der Windkraft – koste es letztlich was es wolle. Dies habe ich ganz aktuell öffentlich kritisiert. Der Durchmarsch der Erneuerbaren, insbesondere der Windkraft, aber kann nur gelingen, wenn man die in mühevollem Ringen in den letzten 50 Jahren erreichten Standards des Naturschutzrechtes schleift. Dies ist der zweite, der Öffentlichkeit nicht vermittelte Aspekt dieses finalen Konfliktes.

Die beschleunigte und am Ende fast flächendeckende Industrialisierung der Restnatur wird uns vor die Frage stellen, in welcher Landschaft und Umwelt wir zukünftig leben wollen. In meinem Buch zu Windkraft und Naturschutz wird deshalb der Bogen weit gespannt zu grundsätzlichen Fragen – letztlich geht es um die Zukunft des Natur-, Arten- und Landschaftsschutzes und um das Miteinander von Mensch und Natur. Ich zeige an konkreten Vorgängen auf, wie der Hype um den Klimawandel den Naturschutz „kannibalisiert“, und dass dieser Hype mit Betonung von technischer Weltrettung den naturethischen Diskurs anthropozentrisch verengt und um Jahrzehnte zurückwirft. Dass im ganzheitlichen Sinne die Beschädigung der Natur auch Beschädigung des Menschen bedeutet, und dass weltweit der Boom Erneuerbarer Energien sowohl mit dem berüchtigten blinden Fleck der Ökonomie für die Ökologie als auch mit Menschenrechtsverletzungen einhergeht, bestätigt, dass es in dieser Auseinandersetzung in der Tat um Ganzheitlichkeit geht.

Selbstverständlich gehört der Klimawandel auf die Tagesordnung der Menschheit. Aber eben nicht mit reduktionistischer Engführung nur auf Treibhausgase. Zunächst ist der Klimawandel mit einhergehender Erwärmung sehr wohl auch natürlichen Ursprungs am Ende einer eiszeitlichen Kaltzeit. Klar ist aber auch, dass die Erderwärmung inzwischen vom Menschen beeinflusst wird. Der Tunnelblick auf Treibhausgase aber verstellt die Sicht auf das, was der Mensch insgesamt durch Landnahme, Landnutzungswandel – insbesondere aber mit umfangreicher Zerstörung der Wälder der Erde – gerade auch an der Erderwärmung mit verursacht. Seit der letzten Eiszeit hat die Menschheit ungefähr die Hälfte der ursprünglichen Wälder entweder ganz vernichtet, oder aber doch entscheidend aufgelichtet. Es wäre reichlich naiv, zu glauben, dies hätte keine Auswirkungen auf das Klima, sind doch die im weitesten Sinne kühlenden Funktionen der Wälder bekannt. Wesentliche Überschreitungen planetarer Grenzen, zuvorderst der generelle Zusammenhang der ökologischen Krise inklusive Erderwärmung mit einer weiterhin rasch zunehmenden Weltbevölkerung, geraten in den Hintergrund und werden von der „Klimabewegung“ nicht thematisiert. Ich würde also zuerst im Zusammenhang mit der Erderwärmung und mit dem Blick auf die weltweite Naturzerstörung das dem Klimawandel notorisch zugeordnete Schlagwort „menschengemacht“ durch „mit verursacht“ ersetzen. Dies ermöglicht eine angemessene Beleuchtung aller Zusammenhänge ohne alleinige Fixierung auf Treibhausgase. Apodiktische Postulierung einer „Weltrettung“ alleine durch Begrenzung der Emissionen, gar durch Windkraft auf Kosten der Natur, ist das Gegenteil der dringend notwendigen Weitung des Blickes auf alle Zusammenhänge. Skepsis gegen den enggeführten Diskurs ist also berechtigt.

Wir wurden auf Sie aufmerksam, da Sie die Nachricht von zur Windrad-Bebauung freigegebenen Staatswäldern thematisierten. In Thüringen hat die CDU gegen die R2G-Mehrheit den Bau von Windkraftanlagen im Wald grundsätzlich verbieten können. Ist damit zu rechnen, daß in den nächsten Jahren alle im Besitz der übrigen Bundesländer befindlichen Waldflächen für die geplanten 300.000 Windräder abgeholzt werden?

In der Tat ist zu befürchten, dass weite Teile der in öffentlichem Besitz befindlichen Wälder in Deutschland nach und nach an die Windkraftindustrie ausgeliefert werden. Es sind auch Wälder bereits jetzt betroffen, die im Besitz von Kommunen sind. Wenn der Staat und die Körperschaften des öffentlichen Rechtes ihre Wälder, die streng genommen den Bürgern gehören, an die Windkraft „vermarkten“, wenn dabei auch noch Innengeschäfte durch Abgreifen von staatlichen Subventionen etwa durch staatliche oder kommunale Forstbetriebe getätigt werden, kann man dies auch als Veruntreuung auffassen und wäre das demnach erstens eine Angelegenheit der Rechtsaufsicht, die hier offensichtlich versagt; und es ist zweitens ein verheerendes Vorbild für Privatwaldbesitzer. Schon jetzt locken extrem hohe Pachtpreise unter Windenergieanlagen die privaten Waldbesitzer, von Waldbaronen und Großgrundbesitzern bis hinunter zu kleinen Waldbauern. Dazu kommt der vielfach wiederholte Windkraft-Fake, dass man auf geschädigten Waldflächen besser Windräder pflanze, weil der „kaputte“ Wald am Klimawandel ohnehin stirbt, und nur durch massiven Zubau von Windkraft noch zu retten und außerdem dabei viel mehr CO2 zu sparen sei. Dies wird in den Medien tausendfach kolportiert, bis es die Menschen glauben. Die gleichen Menschen, denen man ihren Erholungswald durch Rodung und Aufreißen des Kronendachs und das Hineinbetonieren von 250 Meter hohen Windkraftkolossen entwertet, bezahlen am Ende über staatliche Subventionen der Erneuerbaren und über den hohen Strompreis noch die Verhunzung ihrer Heimatlandschaften. Das hat deshalb mit Ganzheitlichkeit des Naturschutzes zu tun, weil dieser in der Angelegenheit der Naturbewahrung die Menschen in den Mittelpunkt stellt: Als Betroffene und als Verantwortliche. Besonders widersprüchlich: Die herausragenden Klimaschutzfunktionen der Wälder zählen offensichtlich gerade im selbsternannten Klima-Vorzeigeland Deutschland nicht, wenn es um Gewinnerwartungen der subventionsgemästeten Windkraftindustrie geht.

Mit Blick auf die jüngsten Verlautbarungen der etablierten Parteien ist inzwischen Schlimmstes zu befürchten. So gibt es schon jetzt die Lesart von guter und schlechter Waldvernichtung: Am Hambacher Forst bauen die „Klimaschützer“ Baumhäuser zu Verhinderung der Rodung. Als Vortragende beim Bundesverband WindEnergie fordert eine „Fridays-for-Future“ Aktivistin ungeniert zur weiteren Verspargelung ganzer Landstriche auf. Wenn im Schwarzwald oder im Odenwald intakte und wertvolle Wälder der Windkraft geopfert werden, ist von Klima-Aktivisten nichts zu sehen. Menschen, die sich gegen die Naturzerstörung durch Windkraft  wehren, werden in den Medien teilweise noch verhöhnt oder in die politisch rechte Schmuddelecke verortet.

Früher war für Umwelt- und Naturschützer der Kampf gegen das Waldsterben absolut prioritär; heute wird für eher abstrakte Ziele wie Gehaltsenkung eines Spurengases in der Luft gekämpft. Was hat sich da geändert?

Im Grunde kämpfen viele überzeugte Naturschützer immer noch gegen das „Sterben der Wälder. Dies besonders an der Basis. Der Begriff „Waldsterben“ ist allerdings in Zeiten des sogenannten Klimaschutzes überholt. Er wird speziell in den Medien in einer vergleichbar der Befassung mit dem Klimawandel verkürzten Aufarbeitung der Dürreschäden in Fichtenmonokulturen wiederbelebt. Freilich geht es beim Schutz der Wälder nun in ganz anderem Sinne ans Eingemachte: Das Erzählung von der Weltrettung durch Erneuerbare Energien wird in so erdrückender Weise medial überhöht und ständig getrommelt, dass man in dieser Echokammer offensichtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann: Waldrodung für Windkraft wird in den Medien entweder nicht thematisiert oder schöngeschrieben. Hinzu kommt, dass die großen etablierten Umweltorganisationen – zumindest an den Verbandsspitzen – längst in großer Nähe zu Windkraft-Protagonisten und -Profiteuren operieren. Vorgeblich rettet man gemeinsam Klima und Welt. Der BUND ist Alleinerbe des Bundesverbandes WindEnergie (BWE). Greenpeace profitiert selbst mit seiner Sparte „Energy“, die massiv die Windkraft vorantreibt, von direkter Naturzerstörung. Ein von Greenpeace Energy in Auftrag gegebenes Gutachten schlägt ganz offen ein Windkraftgesetz vor, das die Mitwirkung von Regionalverbänden und Kommunen bei der Invasion der Windkraft am Ende außer Kraft setzen würde. Ein weiterer Umweltverbandskoloss, der NABU, hat sich in einem von den Medien gefeierten „Vogelfrieden“ mit der Windkraftindustrie und der Partei Bündnis 90/ die GRÜNEN zur Schwächung des Naturschutzrechtes regelrecht verabredet. Eine solche industrielle Schlagseite der Umweltorganisationen wäre vor einigen Jahrzehnten unvorstellbar gewesen. Interessanterweise kämpfen Naturschützer an der Basis solcher Vereine weiterhin vielerorts verbissen, auch und gerade wenn Windkraft wertvolle Naturflächen zu zerstören droht.

Wer eine „Rettung“ des Klimas alleine durch Senkung der Treibhausgasemissionen und in Verkennung natürlicher Dynamik gewissermaßen eine Konstanz des Klimas propagiert („Einhaltung bzw. Erreichen der Klimaziele; 1,5-Grad-Ziel um jeden Preis“), für den sind die Kollateralschäden der Erneuerbaren-Industrien an Natur und Landschaft offensichtlich in Kauf zu nehmen. Man darf gespannt sein, wie das BVerfG nach seinem Klima-Urteil die Beschädigung weiterer Schutzgüter des Art. 20 a GG im Rahmen des „Klimaschutzes“ und die Beeinträchtigung der Gesundheit der Bevölkerung verhindern will, wenn eine Verssechs- bis Verzehnfachung der Windkraft auf Biegen und Brechen umgesetzt werden soll.  Beschädigung der Natur gilt übrigens auch für weitere Erneuerbare Energien: Freiflächen-Photovoltaik und ganz besonders für die Wasserkraft, die weltweit die letzten freifließenden Flüsse und Bäche zerstört, und Biogas, das zur Vermaisung ganzer Landstriche geführt hat.

Man erkennt in Kreisen der „Klimaschützer“ nicht oder verschweigt ganz bewusst, was ich als Konfliktkonvergenz bezeichne. Speziell für die Windkraft gilt: Sie muss sich der letzten unversehrten und damit für den Natur- und Landschaftsschutz wertvollsten Flächen bemächtigen – es sind jene Flächen, die bislang noch weit, offen wenig besiedelt sind (Mittel- und Norddeutschland), oder die Windkraft-Invasion führt in die Höhen und abgelegenen Teile der (Wald)-Gebirge. Dass dies alles – das finale Verbrauchen der Restnatur – mit Steuermitteln gefördert und politisch inzwischen als „Klimaschutz“ gepusht wird, obwohl speziell Windkraft und Photovoltaik nicht zur Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie beitragen, sollte jeden naturbewussten Menschen alarmieren.

Daß im Rahmen des technischen Klimaschutzes und speziell beim Ausbau der Erneuerbaren Energien eine junge Generation mit Versprechungen geködert und geblendet wird, die sowohl nicht einhaltbar sind, als auch in Zukunft ihre Lebens-Grundlagen und ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigen werden, ist bezeichnend für den Weg unseres Landes in einen real bereits entstehenden Klimastaat: Dem Thema „Klimaschutz“ wird in einem solchen Staat alles, sowohl die letzten Reste der Natur als auch Gesundheit und Freiheit der Bürger ausgeliefert und untergeordnet. Dass BVerfG hat weitreichende Formulierungen geliefert. Und Anfänge sind bereits gemacht: Neben einer ersten bereits erfolgten gezielten Änderung des Bundesnaturschutzgesetztes war seit dem Herbst des Jahres 2020 die scheidende Bundesregierung unter der Verantwortung der „Klimakanzlerin“ Angela Merkel dabei, für eine „Verfahrensbeschleunigung“ eine ganze Kaskade von Natur- und Landschaftsschutz schwächenden Maßnahmen in die Wege zu leiten. Längst wird auch auf die Beteiligungsrechte der Bürger gezielt. Den Klima-Aktivisten, die das Urteil des BVerfG erstritten haben, wird in wahrhaft epochaler Formulierung die zukünftige Beschneidung ihrer Grundrechte und Freiheiten durch den Staat im Vorhinein angekündigt. Das sollte zu denken geben. „Klimaschutz“, quer durch die sich demokratisch definierenden Parteien in allen denkbaren Varianten auf vielen Wahlplakaten im Wahlkampf 2021: Das hätte der Begriff „Naturschutz“ in hundert Jahren nicht geschafft. „Klimaschutz“ wird zum großen – auch politischen Geschäft. Der Naturschutz kann das angeblich mögliche „grüne Wachstum“ als zusätzliche Verheißung des dereinst klimaneutralen Paradieses nicht bieten. Naturschutz beinhaltet eine altruistische Grundentscheidung. Er fußt auf Verantwortung und der Bescheidung des Menschen zu Gunsten anderer Lebensformen, die diesen Planeten besiedeln. Das meint der Begriff Ganzheitlichkeit. Es hat sich also nicht der Naturschutz und sein Anliegen geändert, sondern der Modus des öffentlichen Diskurses. Engführung und Tunnelblick sind das Gegenteil von Ganzheitlichkeit.

Sie treten für einen ganzheitlichen Naturschutz ein. Welche Elemente in Diagnose und Therapie würden Sie favorisieren?

Um Ganzheitlichkeit mit Leben zu füllen, benötigt es neben der Grundentscheidung für einen altruistischen Ansatz in jeder Hinsicht Besinnung und Differenzierung. Es geht für den solchermaßen verstandenen Naturschutz um gerechte Teilung des Planeten – unter den Menschen und mit der Natur, die als das definiert ist, was wir Menschen nicht selbst gemacht haben oder machen können. Es geht auch um die Schönheit der Erde, die wir in der alleinigen Betrachtung einer technischen Weltrettung offensichtlich aus den Augen verlieren. Diese Innenseite der Thematik – es sind die ethischen Defizite – will ich hier nicht vertiefen. Um Mängel der Diskussion zu konkretisieren reicht der Blick auf die äußeren Umstände und Tatsachen.

Ich nehme den Diskurs um den Klimawandel noch einmal auf und führe einige Gedanken mit Blick auf Klima- und Erdgeschichte und Naturschutz zusammen. Wir befinden uns im erdgeschichtlichen Maßstab noch immer in einer nacheiszeitlichen Erwärmungsphase am Ende der letzten Eiszeit. Die Erwärmung mit begleitendem Anstieg des Meeresspiegels hat lange vor menschlich messbaren Einflüssen begonnen. Dies wird – wie übrigens auch zwischenzeitlich bereits wärmere Phasen, die noch vor nicht allzu langer Zeit als Klima-Optima bezeichnet wurden – kaum mehr kommuniziert oder doch zumindest in der öffentlichen Bewertung unterbelichtet. Bezugspunkt heutiger Diskussionen ist ein „vorindustrielles“ Temperaturniveau und Klima, wobei häufig bei vergleichenden Grafiken mit der sogenannten „Kleinen Eiszeit“, einer besonders kalten Phase der jüngsten Vergangenheit, begonnen wird. Inzwischen wird fast jedes Wetterereignis an jedem Punkt der Erde dramatisch aufbereitet zur selbsterfüllten Prophezeiung der Apokalypse. Gleichzeitig wird dabei oft eine aus meiner Sicht unzulässige Vermengung gepflegt: Die Klima-„Katastrophe“ kann ohne Erneuerbare noch viel schlimmer bzw. nicht abgewendet werden. Diese Vermengung ist deshalb fragwürdig, weil überhaupt nicht klar ist, ob und wie die Erneuerbaren Energien das Klima wirklich „stabilisieren“ können – und zwar deshalb, weil ihr Ausbau naturbelastend und im Sinne der Erderwärmung absehbar kontraproduktiv ist. Nicht bestreitbar ist der Zusammenhang von Erwärmung und höherem Wassergehalt, den die Luft aufnehmen und demnach auch wieder abregnen kann. Keine vollständige Klarheit herrscht über die Folgen der Erwärmung für die Strömungsverhältnisse in Ozeanen und Atmosphäre, etwa das Verhalten des Jet-Streams – Faktoren, die wesentlich das Wettergeschehen bestimmen werden. Hier wird mit Modellen gearbeitet.

Wenn aber wie im gerade vergangenen Wahlkampf maßlose Übertreibungen und Fehldarstellungen aus Verkürzungen oder Unverständnis heraus kursieren, wenn falsche, in die Debatte gestreute Horror-Zahlen beispielsweise zum säkularen Meeresspiegel-Anstieg nicht mehr hinterfragt, sondern unbeanstandet medial vielfach redundant transportiert werden, ist zu einer solchen gezielten Angstmache Einspruch nötig und Skepsis angebracht. Dieser Einspruch hat nichts mit „Klima-Leugnen“ zu tun: Kein vernünftiger Mensch leugnet die derzeitige Erderwärmung und ihre physikalischen Folgen. Mit den Ursachen und mit der Einordnung oder Abgrenzung von natürlichen und immer wiederkehrenden Ereignissen, gar mit der Prognose zukünftigen Wetters ist es aber komplizierter. Es gehört Ehrlichkeit in die Einordnung und öffentliche Kommunikation der äußerst komplexen Phänomene.

Ehrlichkeit ist mit Blick auf die Natur und ihren ganzheitlich verstandenen Schutz bedeutend. Denn was völlig aus dem Blickfeld des medialen Alarm-Geschäfts gerät, ist die der Natur und ihren Rahmenbedingen (also auch dem Klima) als Grundeigenschaft innewohnende Dynamik und Veränderlichkeit. Ich habe auf meiner Homepage deshalb bewusst einen Denkanstoß zum Zusammenhang von Artenschutz und Klimawandel mit der Verlinkung einer wissenschaftlich sehr redlich und überzeugend modellierten und visualisierten Gletscherentwicklung der Alpen in den letzten 120.000 Jahre platziert. Das ausgeprägte Kommen und Gehen der Gletscher öffnet für Geowissenschaftler, Ökologen, Biologen und den Naturschutz spannende Einblicke und Fragen: Wer heute das mögliche Verschwinden der Gletscher mit dem unwiederbringlichen Verlust der an sie angepassten Lebensformen gleichsetzt, muss sich fragen lassen, weshalb überhaupt solche glazial angepassten Lebensformen in den Alpen heute vorhanden sind, wenn diese Regionen erdgeschichtlich nachweislich mehrfach (fast) gletscherfrei waren. Was wir aus der Forschung zur Evolution wissen ist: Sicher ist (nur) der Wandel!  Wir wissen, dass das Leben auf der Erde selbst beim Überstehen von Flaschenhälsen (diese übrigens häufig mit extremen Veränderungen des Klimas verknüpft) immer wieder mit großer Anpassungsfähigkeit und „Raffinesse“ reagiert. Entwicklungsschübe und Arealverschiebungen – übrigens auch für unsere eigenen Vorfahren – gab es gerade dann, wenn sich äußere Rahmenbedingungen, zu denen das Klima sehr entscheidend zählt, änderten.

Im landschaftlich idyllischen Tal des Schwarzwald-Flüsschens „Glatt“ bei Hopfau, Landkreis Rottweil, Baden-Württemberg im Jahr 2016: Das Plakat der Bürgerinitiative symbolisiert den bürgerlichen, zurecht emotional und mit Heimatliebe begründeten Widerstand. „Durchschnittslandschaften“ und Wälder nicht nur der deutschen Mittelgebirge sind gegen die Invasion der Windkraftindustrie nach gegenwärtiger Genehmigungspraxis und nach Bestrebungen zur Änderung der Rechtslage weitgehend schutzlos. Inzwischen wird speziell der Staatswald mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen auf Betreiben der jeweils in Regierungsverantwortung befindlichen Parteien in den Planspielen der Windkraftindustrie wie ein großes Flächenreservoir für die Windraftindustrialisierung betrachtet und behandelt. Die Verketzerung und gesellschaftliche Ausgrenzung des Widerstandes durch Medien und Politik als politisch „rechts“, gar als von der Atom-. Öl- oder Gas-Lobby gesteuert, ist haltlos. Foto: Wolfgang Epple

Um nicht falsch verstanden zu werden: Es gibt durchaus Indizien, dass die gegenwärtige, zusätzlich durch den Menschen beschleunigte Erderwärmung zum Artensterben beiträgt. Aber der Klimawandel rangiert unter den „Big Killers“ der Artenvielfalt weit hinten. Auch dieses habe ich in meinem Buch beleuchtet. Die Antwort des Naturschutzes auf den Klimawandel müsste dem Vorsorgeprinzip gehorchen und demnach so ausgerichtet sein: Wir unterstützen die Natur mit allen Kräften in ihren Anpassungsmöglichkeiten. Das kann für die wildlebenden Arten im Endeffekt nur konsequenten Flächenschutz bedeuten, damit Arealverschiebungen und andere wichtige, v.a. genetische Prozesse mit genügend evolutionärem „Spielmaterial“ möglich bleiben. Mit Technisierung der durch Technik bedrohten Restnatur zu antworten, ist dagegen aberwitzig. Einem kranken Patienten zur „Rettung“ eine weitere Noxe – vielleicht sogar die entscheidende – hinzuzufügen, ist ein Widerspruch in sich. Wir befinden uns mit dieser naturfressenden Form der Energiewende auf einem fatalen Irrweg. Den Medien, die eigentlich berichten, aufklären und nicht Partei ergreifen sollten in einem Konflikt wie dem zwischen Windkraftindustrie und Naturbewahrung, kommt eine entscheidende Rolle in der Bewusstseinsbildung zu. Sie kolportieren seit Jahren einseitig die Propaganda der Erneuerbaren-Branche und ihrer politischen Erfüllungsgehilfen, berichten dagegen über die hier angerissenen Zusammenhänge – wenn überhaupt – verkürzt, und stellen keine kritische Sicht auf die mit der Energiewende einhergehenden Schäden und Bedrohungen für Natur und Mensch her.

Ganzheitlicher Naturschutz hat das Offenhalten der Pfade der Evolution in die Zukunft zum Ziel. Im Erhalt und Schutz großer zusammenhängender Flächen, die ganze Kontinente überspannende Netze bilden müssten (das genaue Gegenteil dessen, was die Menschheit zur Zeit betreibt), insbesondere aber ganz konkret im Erhalt der Wälder und der Lebensfähigkeit der Ozeane liegt die Zukunft der Menschheit in einem sich wandelnden Klima auf einem sich wandelnden Planeten. Es geht um gekonnte Einpassung und Eingliederung unserer Spezies und unseres Lebensstils, damit wir den anderen Lebensformen in einer gerechten Teilung den Platz auf dem Planeten lassen – den Platz, den sie zu ihrem und für unser Überleben brauchen. Selbstverständlich genießt dabei der Schutz der letzten schwindenden Wildnisse der Erde Priorität. Es sind die einzigen Gebiete, in denen Evolution ohne menschlichen Einfluss noch möglich wäre. Sie tragen zum Verständnis des Werdens und Wandels der Biodiversität des Planeten bei. Wie kleinkariert sind also Berichte der Medien, wenn Erneuerbare, vorzugsweise Windkraftindustrie und Klima- bzw. Weltrettung gleichgesetzt werden. Wie oberflächlich ist beim Blick auf dürre Fichten das Heraufbeschwören eines angeblichen, Klimawandel-bedingten „Waldsterben 2.0“ in unseren Breiten, wenn gleichzeitig die menschengemachten (hier hat diese Bezeichnung ihre Berechtigung!) ursächlichen forstlichen Fehler ausgeblendet sind und in den gleichen Sendern über Waldvernichtung mit Fingerzeig auf das ferne Ausland lamentiert wird.

Nach über 50 Jahren Engagement für den Naturschutz ist für mich besonders bestürzend: Die Besinnung auf das Ganze und eine Differenzierung der Argumente findet gerade in diesem Überlebensthema Naturschutz, sobald es um „Klimaschutz“ geht, eher  am Rande, als Fußnote statt. Die für Naturschutz zuständigen Behörden sind auf Windkraft-Kurs gebracht. Begründete Einrede im Zusammenhang mit Energiewende, großer Transformation  und „Green Deal“ wird ausgegrenzt. Auch diese „Cancel Culture“ habe ich in meinem Buch aufgegriffen. Diese Tendenz ist genauso wie die Verächtlichmachung berechtigter Emotionen, wenn es bei der Installation von Windenergieanlagen sehr konkret um Bedrohung der Lebensgrundlagen vor der eigenen Tür geht und das einseitige Pushen des Klima-Aktivismus Gift für unsere Gesellschaft. Politische Korrektheit, die naturfressenden Auswüchse und Kollateralschäden der Energiewende kleinredet, spaltet die Gesellschaft. Die Begrenzung auf eine Einheitsmeinung mit CO2-Tunnelblick beschädigt darüber hinaus gerade die nach dem Klima-Urteil des BVerfG ins Blickfeld gerückte Generationengerechtigkeit. Gerechtigkeit zwischen Menschen verschiedener Erdteile und Generationen ist so wenig wie der Schutz der uns behütenden Natur – also Gerechtigkeit über den anthropozentrischen Tellerrand hinaus – mit Einhaltung von CO2-Restbudgets zu erreichen.

Das Buch zum Konflikt:

Epple, W. (2021). Windkraftindustrie und Naturschutz. Windkraft-Naturschutz-Ethik. Eine Studie für die Naturschutzinitiative e.V. (NI), 544 Seiten. Verlag BoD – Books on Demand, Norderstedt.




Windkraftanlage bei Haltern bricht – und Staatswälder sollen zu Windparks werden

von AR Göhring

Die Nachrichten zu Windkraftanlagen zeigen, daß auch neben den grundsätzlichen Problemen des Zappelstromes und der geringen Leistungsdichte laufend zusätzliche Schwierigkeiten auftauchen, die grundlastfähige Kraftwerke nicht kennen.

In Haltern bei Münster brach im großen Windpark Auguste-Viktoria-Schacht 9 (AV9) ein Windrad mit Nabenhöhe 165m ab (Kölner Dom: 157 m). Frakturstelle war im unteren Bereich bei etwa 25m. Das Modell Nordex N149.4x (149 m Rotordurchmesser) hat eine Nennleistung von bis zu 4,5MW. Das Gewicht liegt bei rund 1.200 Tonnen, plus 2.100 Tonnen Fundament. Personenschäden gab es keine. Ein Starkwindereignis (typische „Klimakrisenfolge“ nach IPCC-AR6) war wahrscheinlicht nicht verantwortlich, da die Trümmer gleich neben dem Säulenstummel lagen.
Welche Gründe sind möglich? Schwingungen mit aufschaukelnder Amplitude, Produktions- oder Baufehler, Wirbelschleppen wegen synchroner Drehgeschwindigkeit, Sabotage,

Da es in Deutschland etliche Bürger- und Naturschutz-Initiativen gibt, deren Klagewelle seit 2019 den summarischen Zuwachs der Windanlagen auf 0 setzt, wollen Politiker und Unternehmer zunehmend Windräder in Staatswäldern bauen, da dort private Besitzer keine Rechte haben und Siedlungen meist weiter weg sind. In Thüringen hat die CDU-Fraktion gegen die Stimmen von R2G den Bau im Wald generell untersagen können. In den meisten anderen Ländern ist es aber erlaubt und soll sogar forciert werden. Der baden-württembergische Forstminister plant sogar im großen Umfang. Bislang fielen den Windrädern im Südwesten nur an fünf Stellen staatliche Bäume zum Opfer, „viel zu wenige für die ambitionierten Klimaziele des Landes“, meint die Presse.