Woher kommt der Strom? Sonne für die Jahreszeit kräftig

von Rüdiger Stobbe 

Die 12. Analysewoche (Abbildung) war windarm. Die Sonne schien hingegen für die Jahreszeit kräftig. Kurz: Es war eine Schönwetterwoche. Allein die Braun- und Steinkohleverstromung (4,076 TWh) in Deutschland war stärker (Abbildung 1) als die gesamte regenerative Erzeugung zusammen (3,749 TWh). Hinzu kommt noch die Stromerzeugung mittels Gas (1,847 TWh), Kernkraft (666,8 GWh) und anderen konventionellen Erzeugern (540,4 GWh). Lediglich 34,5% des bundesdeutschen Stroms wurden regenerativ erzeugt. Zusätzlich mussten noch 0,5518 TWh Strom von unseren Nachbarn importiert werden, um den Deutschlands Strombedarf (10,88 TWh) zu decken. Das schlug sich immer in hohen Importpreisen nieder (Abbildung 2). Es wurden wieder mal feine Preisdifferenzgeschäfte gemacht (Abbildung 3). Von einigen unserer Nachbarn. Nicht von Deutschland.

Dass eine Verdoppelung der Wind- und PV- Stromerzeugung ebenfalls nicht ausreichen würde, um den Bedarf zu decken, braucht nicht betont zu werden. Sogar bei einer Verdreifachung wäre die – wichtig – durchschnittliche Bedarfsdeckung nur an zwei Tagen gewährleistet. Über Tag, wenn die Sonne stark auf die Paneelen scheint, wird viel zu viel Strom erzeugt, während der Windstrom auch bei einer Verdreifachung nicht genügt. Im Durchschnitt aber ist „genug“ Strom vorhanden (Abbildung 4).

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 5 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 6 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.

Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 7 ab. Abbildung 8 zeigt einen Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in der jeweiligen Tagesanalyse. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches nochmals erweitert wurde:

  • Strom-Import/Export: Die Charts
  • Produktion als Anteil der installierten Leistung
  • Anteil der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung am Bedarf
  • Niedrigster, höchster und mittlerer Strompreis im ausgewählten Zeitraum
  • NEU: Beitrag der regenerativen Stromerzeugung zum Bedarf

… sind Bestandteil der Tools „Stromerzeugung und Bedarf„, „Zeitraumanalyse“ sowie der Im- und ExportanalyseCharts & Tabellen. Schauen Sie mal rein und analysieren Sie mit wenigen Klicks. Die Ergebnisse sind sehr erhellend.

Ist ein Land mit hohen Stromexporten, zum Beispiel Deutschland, auch für Flautenzeiten gewappnet? Mit der Frage, ob Deutschland als Stromexporteur genügend Strom auch für die Zeit schwacher regenerativer Stromerzeugung zur Verfügung steht, befasst sich dieser Artikel ausführlich.

Zum Thema Wasserstoffwirtschaft lesen Sie hier einen bemerkenswerten, brandaktuellen Artikel bei Enexion.

Tagesanalysen

Montag, 21.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,37 Prozent, davon Windstrom 19,25 Prozent, PV-Strom 15,93 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,19 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Über Tag ging es mit der Windstromerzeugung bergab. Die Vorabendstromlücke musste per Import hochpreisig geschlossen werden. Die Konventionellen bullerten kräftig. Der Handelstag.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21.3. ab 2016.

Dienstag, 22.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 36,39 Prozentdavon Windstrom 7,18 Prozent, PV-Strom 18,21 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,00 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Die Windstromerzeugung fällt nahezu komplett aus. Wieder fallen hohe Importstrompreise an, obwohl die Konventionellen wieder wacker produzieren. Der Handelstag.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22.3.2022 ab 2016.

Mittwoch, 23.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 33,57 Prozent, davon Windstrom 4,17 Prozent, PV-Strom 18,19 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,21 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Die Windstromerzeugung geht gegen Null. Zwei Stromlücken, die – hochpreisig – geschlossen werden. Die konventionelle Stromerzeugung, der Handelstag.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo Tagesvergleich zum 23.3. ab 2016.

Donnerstag, 24.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 32,77 Prozent, davon Windstrom 3,36 Prozent, PV-Strom 18,19 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,21 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Das gleiche Bild wie gestern. Die Preise, die Konventionellen, der Handelstag.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 24.3. ab 2016.

Freitag, 25.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,24 Prozent, davon Windstrom 8,62 Prozent, PV-Strom 18,09 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,53 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Ein klein wenig mehr Windstrom. Vor allem ab spätem Nachmittag. Ansonsten nichts Neues. Im Wesentlichen. Die Preise, die Konventionellen, der Handelstag.

Belege für Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25.3 ab 2016.

Samstag, 26.3.2022: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 48,62 Prozent, davon Windstrom 20,20 Prozent, PV-Strom 16,87 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,55 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Ein Mini-Windbuckel. Doch dann geht es wieder runter mit der Windstromerzeugung. Die Konventionellen bullern immer noch kräftig. Vor allem ab nachmittags. Wegen des Samstags entsteht weniger Bedarf. Deshalb heute keine teuren Strom-Versorgungslücken. Der Preis fällt insgesamt gegenüber den Vortagen. Der Handelstag.

Belege für die Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26.3. ab 2016.

Sonntag, 27.3.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,92 Prozent, davon Windstrom 7,79 Prozent, PV-Strom 20.34 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,8 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung sind die Werte der Tabelle der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix.

Die Windstromerzeugung ist wieder im Keller. Dennoch ist kein Stromimport nötig. Der Bedarf ist so gering, dass Deutschlands eigene konventionelle Stromerzeugung genügt, um diesen zu decken. Die Preise bleiben „niedrig“. Natürlich immer nur in Relation. Insgesamt liegen die Strompreise in sehr hohen Dimensionen. Dennoch: Wenn Deutschland exportiert, wird der Strom immer billiger.

Insgesamt behaupte ich, dass die Energiewende, welche bisher praktisch nur eine unvollendete Stromwende ist,  sich Woche für Woche selber ad absurdum führt. Nur mit den Zahlen, die jede Woche ausgewertet werden. Wer das nicht so sieht, möge bitte den Gegenbeweis antreten. Die Fakten liegen offen und klar auf dem Tisch.

Belege für die Werte im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo Tagesvergleich zum 27.3. ab 2016.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über sechs Jahren den Politikblog www.mediagnose.de




Energie für die Ernährung: Die Kornkammern der Welt

(ARG)

Die Energiewenden der westlichen Staaten beeinflussen auch unsere Ernährung, zum Beispiel durch Anbau von E-Pflanzen auf Böden für Getreide. Und der russische Krieg im großen Nahrungsproduzenten Ukraine wurde seit Jahrzehnten finanziert von …. dem klimaverrückten Deutschland, das seine wirtschaftlichen Kraftwerke abschalten will.

Der Journalist Udo Pollmer wagt im Deutschlandfunk den (prä-)historischen Blick auf die Kornkammern der Welt – bei den alten Römern Sicilia, Carthago-Africa und schließlich Aegyptus. Heute stechen Schwarzmeeranrainer wie Rumänien und die Ukraine hervor. Wie wichtig die Ukrainer geworden sind, bemerkt man bis Israel an nicht mehr verfügbarem Speiseöl – und an weiter steigenden Lebensmittelpreisen, die in Deutschland schon seit 2021 durch Merkels sinnlose Kohlenstoffsteuer durch die Decke gehen.

Hier zu hören.

Dem erstaunten EIKE-Hörer, der sich wundert, wie es derart schonungsloser Klartext in einen ÖR-Sender geschafft hat, sei der Wikipedia-Artikel von Pollmer empfohlen.




Wasserkraft: Jeder fünfte Fisch stirbt – Energiejournal 3

Das Energiejournal informiert über Neuigkeiten aus den Bereichen Energie und Rohstoffe.

Themen der 3. Ausgabe: 0:00 Begrüßung 0:20 Die ökologischen Kosten der Wasserkraft 5:53 Wasserstoff für die Mobilität

▬ Bildlizenzen ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Alle ungekennzeichneten Bilder: Pixabay.com

▬ Copyright ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Der Beitrag zum Wasserstoff in der Mobilität basiert auf einem Artikel auf “The Conversation”. Verwendung unter Creative Commons license. Hier der Originalartikel: https://theconversation.com/harnessin…

▬ Musiklizenzen ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Eingangsmusik: News Theme 2 von Audionautix unterliegt der Lizenz Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0“. https://creativecommons.org/licenses/…, Künstler: http://audionautix.com/ Produktion: Seven Continents

 




Klimaschutz – das nächste große Thema zur Einschränkung der Freiheit. Kristina Schröder warnt

von AR Göhring

Die Welt ist noch ein kritisches Blatt – und läßt heuer sogar Ex-Ministerin und Kolumnistin Kristina Schröder höchst Ungrünes zum Thema „Klimaschutz“ schreiben.

Kristina Schröder war die erste deutsche Bundesministerin, die im Amt heiratete und ein Kind bekam. Von 2009 bis 2013, im Kabinett Merkel II, war sie Familien- und Frauenministerin. Da die Eiserne Kanzlerin damals aber schon Kurs Richtung Systemversagen nahm, wurde die konservative und bodenständig-christdemokratische Schröder dauerhaft aus dem Kabinett entfernt, und 2017 auch aus dem Bundestag.

Aktuell warnt sie als innere Opposition der merkelgeschädigten CDU davor, daß die Corona-Politik Lauterbachschen Typs als Klimapanik weitergeführt werde:

Der Corona-Ausnahmezustand endet, doch politische Langzeitschäden bleiben:
Freiheitseinschränkungen und die Ächtung von Zweiflern sind nun eingeübt und können

stets reaktiviert werden, unter dem Jubel der Mehrheit und sogar der Gerichte. Erster

Lackmustest: der Klimaschutz.

Recht hat sie – und Freiheitsfeind Lauterbach hat ja sein zusammengegoogeltes Klimabuch schon am Markt. Schröder warnt weiter – im Gegensatz zum Krankheitsminister aber auf Basis von Erfahrungen:

War es das? Ich fürchte: Nein. Im Vergleich mit dem, was in den nächsten Jahrzehnten
kommt, wird uns die Pandemie im Rückblick vielleicht wie Kinderfasching erscheinen.

Schröder hebt vor allem auf die Grundrechte allgemein ab, nicht unbedingt auf Lockdowns oder Betretungsverbote für Bürger mit falschen Gedanken – Stichwort „CO-relevanter Freiheitsgebrauch“. Heißt: Die Regierung kann und will den Bürgern vorschreiben, wie sie zu reisen, zu wohnen und zu essen haben. Daß mittlerweile fast alles an Grundrechtseinschränkung möglich sei, hätte die Autorin vor zwei Jahren nicht gedacht, nun aber schon, da der Großteil der Linken im Lande den totalitären Wahn mitgetragen hätten.

Aber ist das wirklich so? Eine Schweizer Studie zum Wahlverhalten von Querdenker-Demo-Teilnehmern ergab schon 2020 einen Rotgrünwähleranteil von rund 50%. Daß es nicht noch mehr waren, ist hochwahrscheinlich der medialen Gruppenpropaganda zu verdanken, die das Sachthema Infektion zu einer Weltanschauungsfrage machte – und man ist halt „rechts“, wenn man Spahn, Merkel und all die anderen kritisierte.

Also abwarten. Schröder erwartet den zukünftigen Freiheitsverlust über den Geldbeutel – die Möglichkeit, in Einfamilienhäusern zu wohnen, wird vielen zum Beispiel durch künstliche Verteuerung genommen. Aber auch durch gesetzliche Verbote: Autobesitz nur noch bei Vorlage eines Behindertenausweises (in der Berliner Innenstadt bei Parkplätzen schon gang und gäbe – müßte man also nur ausweiten). Und Fleischverbot in öffentlichen Mensen und Kantinen – und da ist die Revolte auch der linken Mehrheit vorprogrammiert.
Man darf nicht vergessen, daß die wohlhabende „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ (Zitat Helmut Schelsky) dazu geführt hat, daß sich bis zu einem Drittel der einheimischen Bevölkerung der DACH-Staaten als linke Intellektuelle fühlen darf – den zahlreichen Jobs in Universitäten, im öffentlichen Dienst und NGOs sei Dank. Das sind Millionen Menschen, die natürlich nicht alle einen gleich sicheren und einträglichen Job haben. Und wenn man denen ihr gewohntes Essen, die großzügige Wohnung in unbunten Vierteln und die weltbürgerlichen Fernreisen nimmt, gehen sie von den milieutypischen Überzeugungen ab. „Das Sein bestimmt das Bewußtsein“ – da wenigstens hatte Genosse Marx ja recht.

Ein weiterer, leider CDU-typischer Fehler von Kristina Schröder im Text ist, die Geschichte von den klima-erwärmenden Verdauungs- und Atemgasen nicht grundsätzlich in Frage zu stellen. Man solle lieber auf technischen Fortschritt bauen, um „die weltweit kostengünstigsten CO₂-Vermeidungsmöglichkeiten“ zu nutzen. Man hört solches häufig von liberal-konservativen Politikern, Professoren und Christen:

„Es ist ja in Ordnung, daß es Professuren für Genderforschung gibt und sich jemand um den Planeten kümmert. Nur braucht es da nicht so viele, und man muß bessere Maßnahmen erforschen.“

Das ist der erste und gleichzeitig letzte Fehler, den die Liberalen und die Konservativen schon in den 1970ern und 80ern machten – denn es geht den Nutzern des Prinzips von Helmut Schelsky, Probleme erfinden und abkassieren, niemals darum, irgend etwas zu verbessern – außer dem eigenen sowieso schon komfortablen Dasein. Es geht nur darum: „Die Arbeit tun die anderen„, wie Schelsky 1974 hellsichtig warnte.

Vielleicht ist es nur Taktik, weil die Chefredaktion sonst abgelehnt hätte. Solange aber durchaus mutige Warner wie Schröder den Parasitismus der Problemerfinder nicht klar benennen, haben die Neo-Feudalisten den Schuh in der Tür und können weiterhin leistungslos abkassieren. Nicht vergessen: Nach all den lange bekannten Zivilversagern im Bundestag und in der Saarbrücker Staatskanzlei, die ihr Studium abgebrochen haben, gibt es mittlerweile schon Parlamentsküken wie Emilia Fester, die nach der Schule gar nicht erst irgendeine Ausbildung angefangen haben, sondern ihr Leben recht offen als Dauer-Party sehen.




Die Tricks der Wissenschaftsleugner, Teil 2

von AR Göhring

Unser Artikel zu „PLURV“ – Pseudoexperten, Logikfehler und so weiter, hat im Kommentarbereich ein erhebliches Echo hervorgerufen. Das Thema berührt also, und fordert zum Widerspruch auf. Daher soll hier noch ein typischer Text mit verdrehendem Inhalt exemplarisch analysiert werden: Mojib Latif: „Alarmismus ist mindestens genauso schlimm wie Skeptizismus“ (2012).

Würde man einen Bürger der Weimarer Republik mit einer Zeitmaschine ins westeuropäische Heute teleportieren, würden ihm wahrscheinlich die Augen übergehen. Die Hälfte der Bevölkerung hat ein Auto, fast jede Wohnung hat ein WC mit Bad und Zentralheizung, ein Drittel der Schulabgänger studiert – „Kunst und Kultur, Medizin, Wissenschaft und Technik müssen hier doch aufblühen – und fast jeder ist glücklich und zufrieden“, könnte zum Beispiel ein gebeutelter Berliner aus dem Jahr 1922 denken, der sich mit Nachkriegsdepression und Inflation herumschlug.

Überwiegend weit gefehlt – was der Weimar-Bürger über 2022 denkt, trifft eher auf die 20 Jahre vor 1970 zu. Zwar ist seitdem der technische Komfort gewachsen, die Fluglinien-Revolution trägt die Bürger der DACH-Staaten fix in jeden Winkel der Erde, man kann die Speisekarten aller Kulturen genießen, im Internet surfen, und die Zahl der unanstrengenden ÖD- und Akademikerjobs ist um ein Vielfaches größer als zur Zeit unseres Gastes.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille – die Rückseite sieht ganz anders aus, und wird für die Mehrheit der Bürger immer dunkler. Paradoxerweise sind es gerade Wissenschaft und Kultur, die seit 1970 immer stärker in vor-aufgeklärte Zeiten zurückgehen. Das gilt nicht nur wie früher für die Verbalfächer (Zitat Ulrich Kutschera), sondern in der Klima- uns Coronapanik-Ära nun sogar für die Realfächer wie Ingenieurwesen, Physik und Medizin, den eigentlich härtesten akademischen Disziplinen. Da erzählen Ingenieure etwas von der Zukunftsträchtigkeit der (nicht)-erneuerbaren Energien, Biologen etwas von sozial konstruierten Geschlechtern, Mediziner etwas von 0,2%-Letalitäts-Super-Pandemien, und Physiker etwas von kreuzgefährlicher CO2-Pflanzennahrung.

Da die erlebbare Wirklichkeit davon erheblich abweicht, sind lückenlose Panikmache, PR und Verdrehung in den Medien für die Profiteure lebenswichtig – und daher auch das eigentliche Kerngeschäft. Wissenschaftliche Studien, wenn man sie so nennen will, laufen eher nebenher, und sind sowieso nicht so sehr die Sache der Profiteure, sonst würden sie ja die PR lassen und Wissenschaft betreiben.

Im ersten Teil zu den Tricks der unwissenschaftlichen Panikmacher stellten wir die von Alarmist John Cook zusammengetragenen Methoden vor, die nach seiner Ansicht nur von den „Wissenschaftsleugnern“ angewandt werden, aber nicht von den Alarmisten selbst – wie man sah, eine klare Projektion nach Freud.

Beim Recherchieren trifft man als Skeptiker ab und an auf publizistische Goldstücke wie den BR-Film über das nie existente Waldsterben der 1980er von 2011. Ein ähnliches Kaliber ist ein Interview von 2012 mit Mojib Latif in der Zeit. Die Überschrift, „Alarmismus ist mindestens genauso schlimm wie Skeptizismus“, klingt zwar konziliant, hat aber mit dem Inhalt nicht viel zu tun. Im Gegenteil, schon die erste Frage ist suggestiv und zeigt die Framing-Richtung des Interviews:

„Herr Professor Latif, Klimawandel-Skeptiker sprechen Ihnen die fachliche Eignung ab, seit Sie im April 2000 vorhersagten, es werde in Mitteleuropa bald keine Winter mit Eis und Schnee mehr geben. Wie gehen Sie damit um, zu einer Haßfigur der Leugner der Erderwärmung geworden zu sein?“ https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/winter-ade-nie-wieder-schnee-a-71456.html

Ich selber habe 2012 noch halbwegs an die Geschichten geglaubt, aber wie die meisten Studenten und Akademiker weder darüber gesprochen noch darüber nachgedacht. Und daß, obwohl schon 2007 medial ein erster Klimahype, damals mit Al Gore, Oscar und Nobelpreis inszeniert wurde. Daß Latif eine „Haßfigur“ sei, die unter Angriffen leide, habe ich damals nicht mitbekommen. Daß es überhaupt noch öffentlich häufig wahrgenommene Klimaskeptiker gab, war seit den Nuller Jahren, als Vaclav Klaus und Michael „Jurassic Park“ Crichton sehr wohl für ihre mutige Wortmeldung zur Schnecke gemacht wurden, kaum bekannt, selbst EIKE betreffend.
Selbst in der ersten Frage steckte also schon eine Projektion. Aber was antwortete Latif damals?

„Ich habe das damals so nicht gesagt. …Der Spiegel hat mich damals falsch zitiert.“

Das Zitat stand interessanterweise nur in der Überschrift des Textes. Latif hatte es wohl in einer TV-Sendung 2.000 gesagt, was der Redakteur vermutlich aus der Erinnerung übernahm. 1. Trick also: Schuld verschieben und auf einen dritten Akteur ablenken.

Und weiter: „Meine Prognose bezog sich nicht auf das Jahr 2010, sondern auf die Zeitspanne zwischen 2050 und 2100 sowie auf den Fall, daß keine Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden.“

Warum hat er dann nicht gleich gegen die „20 Jahre“ protestiert? Ähnlich wie Spiegel und Stern beim Waldsterben hat Latif damals wohl mit anderen Alarmisten darum gewetteifert, wer die härteste Katastrophenaussage publiziert – die Erfahrung der 1980er Jahre lehrte ihn, daß ihm nichts passieren kann, weil der Alarmismus von den meisten Lesern und Zuschauern vergessen wird, und von den Journalisten erst recht. 2. Trick: Unbeweisbare und harte Aussagen auf eine ferne Zukunft datieren, um niemals verantwortlich gemacht werden zu können.

Im Interview erwähnt der Reporter dann den eiskalten Winter 2012, der laut Skeptikern Latifs Vorhersage Lügen strafe. Meteorologe Latif kontert mit dem beliebten Argument, daß die Natur eben bestimmte statistische Spannweiten habe und daher viele „unwissenschaftliche“ und kurzfristige Denker, die nur das örtliche und aktuelle Geschehnis sähen, sogleich auf einen allgemeinen Trend schlössen. Ein Witz – wir bei EIKE zum Beispiel betrachten seit 2007 lange Meßreihen und damit Trends. Fazit: Seit den 2.000er Jahren gibt es keinen weltweiten durchgehenden Trend zur Erwärmung der gesamten Erdatmosphäre – der sogenannte Hiatus.

Und was machen Alarmisten damit? Sie picken sich den „zu warmen“ Winter 21/22 heraus, vergessen aber meist den „zu kalten“ Frühling 2022. Sie erwähnen die Hitzetage im Tal des Todes und in Britisch Kolumbien 2021 und übersehen den Trend zur Abkühlung an etlichen Orten weltweit (z.B. Südamerika: Kaffeeernte-Ausfälle). Historisch und physikalisch völlig normale Phänomene wie Wald-Buschfeuer in Australien, Kalifornien und Südeuropa, und das westdeutsche Hochwasser werden zu eindeutigen Folgen des Klimawandels erklärt – der Begriff „Erderwärmung“ fällt deswegen heuer seltener als früher, wie ein pfiffiger Kommentator im ersten Artikel bemerkte.

Als Beweis für „langfristige“ Folgen des Klimawandels führt Latif natürlich den Eisschwund der Arktis an – stimmt aber nicht, nur im Sommer schmolz das Eis der Arktis in den letzten 15 Jahren ordentlich weg. In den Wintern dazwischen wächst es teils um so heftiger – womit ein langfristiger Trend beerdigt werden kann. 3. Trick: Statistische Gegebenheiten und Daten nur erwähnen, wenn sie die eigene Position stützen (Rosinenpickerei).

Der Reporter fragt Latif, was „seriöse Klimaskeptiker“ der Theorie entgegenhielten – der wiederholt nur die Behauptung der Erderwärmung im 20. Jahrhundert und führt sie auf den hohen CO2-Gehalt der Luft zurück, der seit 800.000 Jahren nicht so hoch gewesen sei. Die Zeit hakt mit den Argumenten Fritz Vahrenholts (wurde er damals noch als seriös angesehen?) nach. Latif wiederholt wieder nur und betont, daß der Hiatus seit zehn oder 20 Jahren nicht aussagekräftig sei. Und man könne den Klimawandel SEHEN! Das Sicht-Argument erinnert mich an ein Video von 2021, das einen Vater und seine Tochter auf einem Touristenschiff in der sommerlichen Arktis zeigt. Die beiden betrachten kalbende Gletscher und sind sich sicher, das sei ein unwiderlegbarer Sicht-Beweis für den Klimawandel. Unfug: Kalbende Gletscher sind im Sommer völlig normal – es müßte schon ein „Jahr ohne Sommer“ wie 1816 geben, damit das Phänomen einmal ausbliebe. Es ist schon pikant – hier widerspricht sich Latif in zwei Sätzen selbst: Erst spricht er kurzen Zeiträumen jede Aussagekraft ab (was grundsätzlich korrekt ist), und dann behauptet er sichtbare Klimawandel-Ereignisse….4. Trick: Natürliche Phänomene wie hängende Baumäste und kalbende Gletscher im Sinne der eigenen Erzählung interpretieren.

Der offensichtlich belesene Reporter konfrontiert den Interviewpartner dann mit dem solaren Argument Fritz Vahrenholts, und vergißt auch nicht die Nebelkammer-Experimente von Henrik Svensmark zu erwähnen. Die „Kalte Sonne“ schiebt Latif ohne Argument einfach beiseite und wird bei unserem dänischen Referenten sogar richtig herablassend:

„Nicht jeder in einem Labor oder einer Nebelkammer nachgestellte Prozeß spielt in der Atmosphäre tatsächlich eine Rolle. Das ist etwas, was selbst Wissenschaftler gelegentlich nicht verstehen.“

Nun, besser eine Nebelkammer von Svensmark oder eine Treibhauskammer von Hermann Harde als ein theoretisches Computermodell vom Potsdam-Institut PIK. Denn die Kammern sind wenigstens praktische Experimente. Und gar keine schlechten: In den Naturwissenschaften wird die Vielgestaltigkeit der Natur durch komponenten-reduzierte Versuche stückweise analysiert. Das ist spätestens seit Sir Isaac Newton Standard – wie kann ein Meteorologe das in einem Satz wegwischen? Er vertieft den Gedanken auch nicht, sondern springt sofort zum nächsten Vorwurf, die „Geschäftemacherei“ der Klimaskeptiker wie Viscount Monckton, der durch mediale Präsenz Geld mache. Wie das gehen soll, sagt er nicht. Bekommt Kollege Monckton Geld für Vorträge? Wenn ja, wird er auch in angelsächsischen Ländern damit eher nicht zum Großverdiener. Ganz anders sieht es bei den Abkassierern der Klimatheorie aus… 5. Trick, der eigentlich banal und gar nicht so trickreich ist: Dem Dissidenten ohne Erklärung die Kompetenz absprechen und finanzielle Interessen unterstellen.

Ein interessantes Detail im politischen Meinungskampf ist die nicht selten anzutreffende Überhöhung des Gegners, um die eigene Leistung – oder aktuell auch die Opferrolle – als besonders groß darzustellen. Daher wird Viscount Monckton, im DACH-Fernsehen völlig unbekannt, als omnipräsenter Propagandist dargestellt:

„Wenn unbedarfte Bürger pausenlos mit den Meinungen von Monckton und anderen bombardiert werden, wissen sie am Ende des Tages nicht mehr, was sie glauben sollen. Sie können die Glaubwürdigkeit dieser Quellen nicht auf einfache Art und Weise hinterfragen.“

Das Ausmaß der Projektion eigenen Handelns läßt sich kaum noch steigern. Wenn irgend jemand seit den 1990er Jahren die „unbedarften“ Medienkonsumenten bombardiert, sind es die Klimahysteriker. Kritische Stimmen wie die eines Günter Ederer oder Michael Limburg waren in den Massenmedien nur selten zu hören – und das auch nur bis 2010. Und durch das medial-klimapolitische Kartell ist es für den Zuschauer und Leser in der Tat nicht mehr möglich, die Übertreibungen, Manipulationen oder schlichten Erfindungen der Alarmisten zu durchschauen, wenn man nicht EIKE oder eine der zahlreichen alternativen Medien liest. 6. Trick: Die realen Machtverhältnisse umgekehrt darstellen, um selbst als mutiger Aufklärer gegen lügende Bonzen zu erscheinen.

Im weiteren bestreitet Latif, daß Alarmisten der menschlichen Industrieaktivität das Gros der Erderwärmung zuschrieben, es könnten 80%, aber auch nur 50 sein. Mag sein, daß sich einige Klimaforscher phasenweise moderat äußern – die Regel ist es nicht, sonst wären CO2-Senkungsmaßnahmen weitgehend sinnlos, vor allem für kleine Länder wie Deutschland mit mickrigen 2% Welt-Emissionsanteil. 7. Trick: ein Lippenbekenntnis.

Als Beweis für die CO2-Gemachtheit der Temperatur führt Latif die Luftsäule 30 km über der Erde an, die von der Sonne gleichmäßig geheizt werde, während das relativ schwere Gas nur unten Wärme erzeugt und oben nicht. Das ist nur ein Hinweis auf die Existenz des Treibhauseffektes, der die untere Atmosphäre natürlicherweise via Lichtwellen-Extinktion schön warm macht – der aber rein gar nichts über menschlichen Einfluß aussagt. Ein 8. Trick, dem man in halbwissenschaftlichen Texten oder Videos (z.B. Quarks) häufiger begegnet: Eine korrekte Information wird als Beweis der eigenen Sicht angeführt, obwohl die eigene Meinung gar nicht unterstützt wird oder die Information nichts mit der Aussage zu tun hat.

Zum Schluß wird das Interview noch richtig amüsant:

„Alarmismus ist mindestens genauso schlimm wie Skeptizismus. Spätestens dann, wenn ein Klimaforscher von irgendwelchen Kipppunkten spricht, die bereits überschritten seien, wird die Sache unseriös.“

Herrlich, ob es anschließend zwischen Schellnhuber/PIK und Latif einen klärenden Briefwechsel gab? Aber immerhin hatte Anders Levermann in einem Interview mit der taz ja die Kipppunkt-Phantasie auch schon etwas aufgelöst.

Der Skeptizismus wird im Interview von Mojib Latif übrigens korrekt erwähnt, weil er mit „Skepsis“ nicht identisch ist, sondern eine klassische Denkrichtung darstellt, die die Möglichkeit der Erkenntnis in Frage stellt. Wobei man sich wundert, welcher Klimakritiker denn leugnet, daß Wissenschaft die Welt erklären kann. Was wir von EIKE, und viele andere Skeptiker sagen, ist, daß paradoxerweise ausgerechnet Naturwissenschaftler das Rad der Zeit zurückzudrehen versuchen, um in eine voraufgeklärte Ära zurückzukehren, in der quasireligiöse Mehrheitsmeinungen von Panikmachern wie Johannes Tetzel erzeugt und durchgesetzt werden. 9. Trick: Das klassische Strohmann-Argument – man wirft dem Gegner etwas vor, was dieser nie gesagt hat.

Fazit: Das vorliegende Interview ist mehr eine politische Verteidigung als eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, da die Antworten jede Menge Tricks enthalten. Da der Klimatismus eine Strategie zur Durchsetzung von Gruppeninteressen ist, wundert es auch nicht.

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Mojib Latif (* 29. September 1954 in Hamburg) ist ein deutscher Meteorologe. Er ist Klimaforscher, Hochschullehrer und Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Er hat am 1. Januar 2022 die Nachfolge von Edwin Kreuzer als Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg übernommen.