Verfassungsbeschwerde gegen den Atomausstieg eingereicht

von AR Göhring

Die Pro-Kernkraftvereinigung Nuklearia e.V. („Umweltschutz mit Kernkraft“) hat am 22. April mit einigen Unterstützern Verfassungsbeschwerde gegen den Atomausstieg eingelegt. Fast alle der zwölf Beschwerdeführer sind Mitglieder des eingetragenen Vereins. Der Text der Verfassungsbeschwerde steht zum Download zur Verfügung.

Ein Auszug:

Verfassungsbeschwerde
Die Beschwerdeführer rügen das Unterlassen des Gesetzgebers, die Verfassungsmäßigkeit des Atomgesetzes wiederherzustellen, nachdem es
a) durch verschärfte Anforderungen zum Klimaschutz (intertemporale Freiheitssicherung), zur Luftreinhaltung und
b) durch neue Erkenntnisse und Einschätzungen zu den Risiken der Kernenergie
und zu ihrer Bedeutung für den Klimaschutz verfassungswidrig geworden ist. Die Verfassungswidrigkeit der Regelungen zum Atomausstieg in § 1 (1. Zweck) und § 7 Absatz 1 Satz 2 und Absatz 1a Atomgesetz (nachfolgend: „Atomausstieg“) ergibt sich aus der Neubewertung der der Kernenergienutzung zurechenbaren Risiken und ihrer Abwägung gegen die Verletzung von Grundrechten auf Freiheit und auf körperliche Unversehrtheit nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG als Folge des Atomausstiegs. Der Atomausstieg
a) führt zu einer einseitigen Verlagerung von Treibhausgasminderungslast in die Zukunft (Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021, nachfolgend: „Klimabeschluss“, 4. Leitsatz und Rn 117),
b) gefährdet Freiheitsrechte und die Gesundheit der Beschwerdeführer. Denn ohne die Nutzung der Kernenergie
a) bleiben die Schutzvorkehrungen gegen Risiken des Klimawandels erheblich hinter dem Schutzziel zurück,
b) werden vermehrt fossile Energien wie Kohle, Mineralöl und Erdgas verbrannt, was in erheblichem Umfang zur Verschmutzung der Luft beiträgt,
c) ist die Energieversorgung weniger robust und das Risiko größerer Versorgungsausfälle mit drastischen Freiheitseinschränkungen erhöht.
Die Beschwerdeführer begründen ihre Beschwerde wie nachstehend dargelegt.




Das Energiejournal: Stromimporte – Wer liefert?

Energiejournal 6

Das Energiejournal informiert über Neuigkeiten aus den Bereichen Energie und Rohstoffe.

Themen der 6. Ausgabe: 0:00 Begrüßung 0:23 Europäischer Stromhandel: Wer profitiert, wer zahlt drauf? 7:20 Kampf der Technologien: Grüne Gase gegen Elektrifizierung




Zweifle nicht, wenn der Regen kommt: Klimajournalismus

Schon vor Jahren machten sich einige Journalisten daran, althergebrachte berufliche Standards zu schleifen und den Haltungsjournalismus zu propagieren. Und jetzt kommt der Klimajournalismus.

Es galt einmal als eine Tugend freier Journalisten, sich um eine möglichst vorurteilsfreie und alle Seiten hinterfragende Berichterstattung zu bemühen. Damit hob sich eine freie Presse von der Parteipresse und dem parteilichen Journalismus in Diktaturen ab, der aus Journalisten eigentlich Propagandisten macht, denn jede Art der einstmals journalistischen Arbeit hatte der Vermittlung der von den Herrschenden verordneten Weltanschauung zu dienen.

Mit Sorge verfolgen Medienkonsumenten schon einige Zeit, dass auch dort, wo viele Jahrzehnte eine freie Presse blühte, immer mehr Medienwerktätige in ihren Werken zuvörderst ihre gute Gesinnung und ihre Unterstützung für eine gute Sache demonstrieren wollen. Für Diskurs bleibt da immer weniger Platz, für eine vorbehaltlose Recherche, die keine Frage scheut, auch.

Spätestens seit der bekannte WDR-Redaktionsleiter Georg Restle vor vier Jahren in der Fachpresse das Zeitalter des „Haltungsjournalismus“ ausrief, wurde das Ende der alten journalistischen Kultur und einst eherner professioneller Grundsätze quasi offiziell eingeläutet. Restle schrieb damals:

Ganz grundsätzlich glaube ich, dass Journalisten überhaupt wieder über einen werteorientierten Journalismus nachdenken sollten – statt permanent nur abbilden zu wollen, ‚was ist‘.“

Eine Dimension jedes Themas

Auf diesem Wege sind Deutschlands Medienschaffende am letzten Dienstag im April wieder einen entscheiden Schritt vorangekommen. Seit Sommer vergangenen Jahres gibt es ein „Netzwerk Klimajournalismus“. Und dieses Netzwerk hat am letzten Dienstag im April nun eine Charta veröffentlicht, in der deutschsprachige Journalisten den „richtigen“ Umgang mit der Klimafrage fordern. Kerngedanke:

„Die Klimakrise ist kein Thema, sondern – analog zu Demokratie und Menschenrechten – eine Dimension jedes Themas. Klimajournalismus ist daher nicht an Ereignisse gebunden und kann nicht in engen Ressort- und Zuständigkeitsgrenzen stattfinden.

Klimajournalismus greift interdisziplinär auf die Erkenntnisse aus Gesellschafts- und Naturwissenschaften zurück, hat weitere ökologische Krisen wie das Artensterben im Blick und orientiert sich dabei am Stand der Forschung. Angesichts der Dringlichkeit der Krise zeigt Klimajournalismus konstruktiv Lösungen auf, ordnet diese kritisch ein und befähigt so zu einem informierten demokratischen Diskurs.

Klimajournalismus braucht unterstützende Strukturen. Verlage und Sender tragen auf unterschiedlichen Ebenen Verantwortung: Sie sollten ihren Redaktionen Aus- und Weiterbildungen ermöglichen und sich von fossilen Energieträgern und entsprechenden Anzeigen trennen.“

Eines kennt „Klimajournalismus“ offenbar nicht mehr: den Zweifel, obwohl der Triebfeder jeglicher journalistischer Arbeit sein sollte. Im Gegenteil:

Die Klimakrise ist menschengemacht. Grundlegende Veränderungen unserer Arten zu leben und zu wirtschaften sind umgehend nötig, um die Erderhitzung zu begrenzen. Der Globale Norden trägt durch den Kolonialismus und das Wachstumsparadigma seiner Ökonomien historisch die Verantwortung für die Klimakrise. Klimajournalismus erkennt diese Fakten an und konfrontiert die Verantwortlichen damit, dass sie die Welt in eine irreversible Katastrophe steuern, wenn sie in den nächsten Jahren nicht entschieden handeln.“

Werbung für den Klimawandelkurs

Der Hinweis auf die Tatsache, dass sich das Klima seit der Entstehung des Planeten Erde verändert und der Klimawandel keineswegs ausschließlich menschengemacht sein kann, widerspricht dem Geist des Klimajournalismus wahrscheinlich bereits. Abweichler werden nicht geduldet:

„Klimajournalismus vermeidet “False Balance” und enthüllt die Ausweich- und Verschleierungstaktiken von Personen, Unternehmen und Organisationen.“

Der Verweis darauf, wie wenig die genauen Ursachen des Klimawandels eigentlich erforscht sind und dass es eine Illusion ist, die Menschen könnten per Dekret zur Askese eine maximale Erwärmungsgrenze erzwingen, gehört im klimajournalistischen Kosmos bestimmt zu den zu den „Ausweich- und Verschleierungstaktiken“.

Statt zweifelnde Fragen zu stellen, sollen die Kollegen künftig lieber an der Werbung – um das böse Wort Propaganda zu vermeiden – für den Klimawandelkurs der Regierenden mitwirken.

Wer in der SED-Diktatur lebte, kennt vielleicht noch den Slogan, der auf so manchem roten Transparent vor grauen Fassaden zu lesen war: „Die Beschlüsse des [jeweils letzten] Parteitags sind Richtschnur unseres Handelns“. Hier sollen keine unzutreffenden Vergleiche mit dem SED-Staat angestellt werden, aber trotzdem erinnert sich vielleicht manch Älterer an solch einen Satz, wenn er jetzt liest:

„Das Pariser Klimaabkommen von 2015 und das „Klima-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichtes von 2021 sind für den Klimajournalismus Richtschnur und Leitplanken. In Kombination mit den Pressegesetzen der Bundesländer und dem Grundgesetz ergibt sich für uns daraus eine Verpflichtung zur klimajournalistischen Arbeit.“

Es lohnt sich wahrscheinlich nicht, auf diese recht spezielle Deutung von Grundgesetz und Pressegesetzen näher einzugehen, denn – so zeigt der Duktus des Textes – es geht den Kollegen nicht um Argumente. Vor allem geht es ihnen nicht um möglichst vorurteilsfreie Berichterstattung nach eingehender und in alle Richtungen hinterfragender Recherche. Es werden damit professionelle Grundlagen über Bord geworfen, die für das Funktionieren einer freien Presse eigentlich unerlässlich sind.

Der Bundesregierung und den von ihr finanzierten Institutionen wird der Aufruf zur publizistischen Unterstützung ihres klimapolitischen Kurses auch so manche Förderung wert sein. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten werden ihm in großen Teilen folgen, so wie es schon beim „Haltungsjournalismus“ war. Wahrscheinlich meinen es ganz viele der Kollegen, die diesem Kurs folgen, wirklich ernst, und sie glauben, sie setzten sich für das Richtige und Gute ein. Nur ist der Verzicht auf vernehmliches zweifelndes Hinterfragen unmöglich mit gutem Journalismus zu vereinbaren. Dessen Leitgedanken hatte Hanns Joachim Friedrichs treffend zusammengefasst und er ist weiterhin gültig, so antiquiert er auch klingen mag und so wenig Zuspruch er auch heute in den Redaktionen hat:

„Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“

Zuerst erschienen bei der Achse des Guten




Woher kommt der Strom? Viel Sonne, wenig Wind

Rüdiger Stobbe

konventionelle Erzeugung keinen ökonomisch sinnvollen Ausgleich schaffen kann oder will. Die 15. Analysewoche belegt den Sachverhalt, wobei die Preisfindung entsprechend strukturiert ist: Je stärker die regenerative Stromerzeugung im Verhältnis zum Bedarf ist, desto niedriger fallen die Strompreise aus. Am bedarfsarmen Sonntag zum Beispiel wird der Strom diese Woche zeitweise verschenkt. Alle Zahlen und Werte der 15. Analysewoche sind in dieser Übersicht zusammengefasst.

Detailanalyse

Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Nutzen Sie den höchst empfehlenswerten virtuellen Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.). Ebenso wie den bewährten Energierechner.

Chart belegt den Sachverhalt eindrucksvoll.  Man erkennt darüber hinaus, dass zum Beispiel knapp 50% regenerative Stromerzeugung im Jahr 2020 eben auch nur ein Durchschnittswert ist. In der Jahresübersicht 2020 zum Beispiel schwankt der Tageswert regenerative Erzeugung zwischen 16,6% am 10.12.2020 und 92,2%. am 16.2.2020

Wochen Im-/Exportzahlen sowie der Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft. Sehr bemerkenswert ist auch der Bericht des ZDF zum aktuellen Windkraftausbau, welcher in der Reihe ZOOM+ gezeigt wurde. Dass die Energiewende faktisch gescheitert ist, veranschaulicht Prof. Fritz Vahrenholt in seinem aktuellen Vortrag beim „Berliner Kreis in der Union“.

Verhältnis regenerativ zu konventionell erzeugtem Strom inkl. Preisen plus ausführliche Werteanalyse.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in der jeweiligen Tagesanalyse. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vor allem auch die Im- und Exportwerte. Falls Sie den jeweiligen „Handelstagschart“ von Agora vermissen sollten: einfach über die verlinkte Agora-Chartmatrix aufrufen. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches nochmals erweitert wurde.

Das neue Werkzeug ´Zeiträume vergleichen: Die Charts`

Mit dem neuen Analysetool ´Zeiträume vergleichen: Die Charts` liegt ein weiteres Werkzeug in Sachen Stromanalyse vor. Drei Anzeigemodi veranschaulichen fünf Kategorien, die jeweils mit unterschiedlichen Datensätzen konkretisiert werden können. Der Betrachtungs- und Vergleichszeitraum ist zunächst auf das komplette Kalenderjahr oder, bei Anzeigemodus 2, auf das Halbjahr jeweils ab 1.7. bezogen. Hintergrund ist der Sachverhalt, dass zu Beginn eines Kalenderjahres nur wenige Daten vorliegen, die sich allein kaum sinnvoll vergleichen lassen. Deshalb wird das vorangegangene Halbjahr bei diesem Anzeigemodus in den Vergleich mit einbezogen.  Der dritte Anzeigemodus ermöglicht die Betrachtung und den Vergleich der Monatswerte diverser Datensätze mehrerer Jahre. Optional kann auch die prozentuale Abweichung eines oder aller Vorjahre angezeigt werden.  Die Monatswerte des gewählten Datensatzes werden vertieft analysiert. Wenn Sie detaillierte Zahlen zu den Vergleichen benötigen, ist der Wechsel in das Tool ´Zeiträume vergleichen: Die Tabellen` möglich. Werden die Eingaben dort variiert, ist ein Wechsel zurück in den Chartvergleich zwar möglich. Die neuen Eingaben werden allerdings nicht übernommen.

Tagesanalysen

Wichtige Info: In den Charts von Stromdateninfo ist Solarstrom gelb markiert und IMMER oben. Das bedeutet aber nicht, dass dies der Strom ist, der exportiert wird. Im Gegenteil. Wegen des Einspeisevorrangs wird dieser Strom, genau wie anderer regenerativ erzeugter Strom, bevorzugt in das Netz eingespeist. Zum Export bleibt praktisch nur konventionell erzeugter Strom übrig, der immer allein aus Netzstabilisierungsgründen benötigt wird. Gleiches gilt für zusätzliche Stromsenken, umgangssprachlich Stromverbraucher genannt. Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zum Beispiel erhöhen den Bedarf erheblich, so sie denn im geplanten Umfang realisiert werden sollten.

Dieser Strom wird aber durchaus nicht regenerativ gedeckt. Die Sonne scheint nicht mehr und länger, der Wind weht nicht stärker, nur weil zusätzlicher Strom benötigt wird. Deshalb wird der zusätzlich benötigte Strom immer zusätzlich konventionell erzeugt. Jedenfalls so lange, bis der „massive Ausbau“ der „Erneuerbaren“ plus Speicher realisiert wurde und 100 Prozent grüner Strom nicht nur im Durchschnitt, sondern auch tatsächlich zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird.

Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag ´Strom-Import/Export`.

Strom-Versorgungslücken müssen hochpreisig geschlossen werden. Die konventionelle Erzeugung reicht nicht aus, um die Stromlücken zu schließen.  Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 11.4.2022 ab 2016.

Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag ´Strom-Import/Export`.

Heute zieht die Windstromerzeugung noch mal an, um sich dann in der Nacht zum Mittwoch stark zurückzuziehen. Der Strompreis sinkt auf 100€/MWh. Dies, obwohl die konventionelle Stromproduktion über Tag erheblich gedrosselt wird. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 12.4.2022 ab 2016.

Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag ´Strom-Import/Export`.

Bereich Flauten. Die Windflaute hält praktisch bis Freitag an. Es ist schönes Wetter. Die Sonne scheint. Entsprechend hoch ist die PV-Stromerzeugung. Ab besagtem Mittag kommt es zu einer fast zwei Tage dauernden Strom-Versorgungslücke, deren Schließen in der Spitze über 300€/MWh kostet. Die Konventionellen produzieren kräftig. Sie können den fehlenden Strom mit den aktuell betriebenen Erzeugungskapazitäten gleichwohl nicht herstellen. Weitere Kraftwerke hoch zufahren lohnt sich nicht. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 13.4. ab 2016.

Energy-Charts.  Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

lange Strom-Versorgungslücken auf. Die Strompreise sind entsprechend hoch. Die Konventionellen produzieren über die Mittagsspitze weniger als am Rest des Tages. So kommt es zu keiner Überproduktion, die noch preisgünstiger abgegeben werden müsste. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14.4. ab 2016.

Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Windstromerzeugung steigt moderat.   Der Strompreis fällt. Zum Vorabend setzen die Konventionellen Pumpspeicherstrom ein, damit die drohende Strom-Versorgungs-Lücke gar nicht erst entsteht. Das gelingt. Vor allem, weil der Strombedarf wegen des Karfreitags niedrig ist. So exportiert Deutschland den ganzen Tag Strom, die sich über ein recht  niedriges Preisniveau freuen. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 15.4. ab 2016.

Energy-Charts.  Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Karsamstag zeichnet sich durch niedrigen Bedarf aus. Deshalb liegt  bei steigender Wind- und starker PV-Stromerzeugung der Anteil der Regenerativen am Bedarf über 54% … im Durchschnitt. Über Mittag liegt der Wert sogar erheblich höher. Das Preisniveau sinkt entsprechend. Die Konventionellen drosseln die Stromproduktion über Mittag so weit es geht. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16.4 ab 2016.

Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Ostersonntag ist der Bedarf so gering, dass sogar bei sinkender Windstromerzeugung über Tag die regenerative Stromerzeugung nahe an die Bedarfslinie heranreicht. Bei entsprechend niedrigen Preisen. Von 13:00 bis 15:00 Uhr wird der Strom sogar verschenkt. Die Konventionellen drosseln. Doch es nutzt nichts. Erst ab 16:00 Uhr fahren sie die Produktion wieder hoch, so dass wenigstens zum Vorabend erkleckliche Preise erzielt werden. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17.4. ab 2016.

Noch immer behaupte ich, dass sich die Energiewende, welche bisher praktisch nur eine unvollendete Stromwende ist, Woche für Woche selber ad absurdum führt. Nur mit den Zahlen, die jede Woche in dieser Kolumne ausgewertet werden. Wer das nicht so sieht, möge bitte den Gegenbeweis antreten. Die Fakten liegen offen und klar auf dem Tisch.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über sechs Jahren den Politikblog www.mediagnose.de




Pferdemist – das große Umweltproblem vor 125 Jahren. Und heute? Die Akkus der E-Autos…

von AR Göhring

Im Rückblick erscheint die „gute alte Zeit“ – nach heutiger Auffassung die Belle Époque bis 1914, weitgehend frei von den Problemen, die uns heute via Medien ununterbrochen um die Ohren gehauen werden. Die Internetseite „Vorkriegs-Peugeot“ thematisiert heute romantisierte Verschmutzungen wie Berge von Pferdeäpfeln auf den Straßen der Städte, die um 1900 ein beträchtliches gesundheitliches und Umwelt-Problem darstellten. Grund: Fliegen und anderes Ungeziefer vermehrte sich hier explosionsartig und verbreitete so Infektionskrankheiten.

Umweltzerstörung durch Industrie? Zu Kaisers Zeiten tatsächlich deutlich schlimmer – es gab aber noch keine steuerfinanzierten NGOs, die dieses damals echte Problem auf die Tagesordnung brachten. Und so lebten die Arbeiter in einer Dunstwolke, die frischgewaschene weiße Wäsche nicht lange weiß bleiben ließ. Man dramatisierte es damals aber nicht, da Kapitalisten wie Krupp erschwingliche und saubere neue Siedlungen, sogar mit Arzt und Pfarrer, errichteten. Außerdem hatten die Kohlekumpel unter Tage seit Jahrhunderten noch ganz andere Probleme, auch ganz ohne Wärmekraftmaschine in der Nähe.

Was die Bewohner der schnell wachsenden Städte in der Schweiz, Österreich und dem Deutschen Reich mehr störte, waren die Berge von Pferdemist auf der Straße. Der wurde natürlich irgendwann von der Stadtreinigung weggeräumt – aber erst, wenn genug herumlag. Schnee wird heuer ja auch erst geräumt, wenn er gefallen ist.

Zwar gehörten Kutschen und Fuhrwerke in Stadt und Land immer schon zum gewohnten Anblick. Sie waren aber meist den Wohlhabenden oder den Geschäftstreibenden vorbehalten. Das gewaltige elektro-getriebene Wirtschaftswachstum vor allem der DACH-Länder, der USA, und deren Nachbarstaaten ab 1895 sorgte für einen Boom der Miet- und Privatkutschen in den großen Städten. Sie können es heute noch an den Altbauten dieser Zeit sehen: Nicht wenige Häuser haben die Eingangstür nicht gleich am Bürgersteig, sondern seitlich in einer Hofeinfahrt, die meist mit großen Toren verschlossen werden konnte. Wofür gab es solche Hofeinfahrten? Für die bunte Mülltonnenparade, oder Autos? Nein, die gab es noch gar nicht – war zum Beispiel ein Handwerksbetrieb im Erdgeschoß, hatte der ein Pferd im Ministall und ein Fuhrwerk daneben im Hof stehen. War das Haus ein teures, konnte ein Bewohner seinen Privat-Landauer mit Zugtier im Hof unterbringen.

Weit häufiger aber waren die Ur-Taxis in ökologischer Ausführung mit Pferd statt Motor. Die sahen in etwa so aus wie unsere heutigen Touristen-Kremser in Wien oder Weimar. Ansichtskarten von damals oder aktuelle gut ausgestatte Historienfilme zeigen die Scharen von 1- und 2-PS-Kutschen in den Straßen Berlins, Londons oder Manhattans. Trotz der Ende im 19. Jahrhundert endlich ordentlich gepflasterten oder asphaltierten Straßen, die die fäkalienverseuchten bei Regen matschigen Pfade zwischen den Häusern ersetzten, nahm der Kutschtaxi-Verkehr erheblich zu. Grund waren der steigende Wohlstand und die zunehmende Ausdehnung der Städte, die einen Fußmarsch zur Arbeit und nach Hause immer länger machte.

Folge: Die Tausenden Pferde Berlins oder Wiens ließen mehrfach täglich etwas fallen, was die Kutscher nur teils wegräumten. Selbst edle moderne Wohnstraßen der Metropolen hatten daher paradoxerweise eher ländlich anmutende Misthaufen vorzuweisen. In Städten wie Paris oder London schuf man schnell Abhilfe durch den Bau von U-Bahnen und den Ersatz der Vierbeiner durch Autos. Gerade in Deutschland war dem Automobil erstaunlicherweise weniger Erfolg beschieden – Autos galten als Status-Symbol für Reiche und nicht besonders praktisch. Kein Wunder: Es gab in Deutschland noch keinen großen Hersteller wie Ford, sondern viele kleinere Produzenten, die technisch anspruchsvolle teure Autos in kleiner Stückzahl verkauften. Daher setzte man im Kaiserreich zunächst auf Fahrräder, Motorräder, „Elektrische“ (E-Straßenbahn), Pferde-Tram und U-Bahn. Autos breiteten sich in Berlin oder Hamburg erst nach dem Weltkrieg aus, da Millionen Männer als Soldaten endlich die Vorteile der Benzinkarossen kennen- und schätzen gelernt hatten. Es bildeten sich z.B. mit Daimler-Benz auch große Hersteller-Konzerne. In Berlin wurden die Fuhrwerke daher erst in den 1920er Jahren verdrängt, was im berühmten Film „Der Eiserne Gustav“ mit Heinz Rühmann zum Ausdruck kommt: Der Titelheld, ein Fuhrmann, veranstaltet eine große Friedensfahrt mit seinem Einspänner zum „Erbfeind“ Frankreich, um auf die soziale Situation der Pleitier-Fuhrleute aufmerksam zu machen.

Als die zahlreichen Pferdekutschen dann in kurzer Zeit durch Motorautos ersetzt waren, erlebten die Menschen der Städte dies als Befreiung, weil die Straßen endlich frei von den Kotbergen waren. Die durchaus müffelnden Verbrennungsmotoren der damaligen Zeit (Diesel gab es allerdings erst ab 1936), interessierten niemanden, außer vielleicht, wenn man an stark befahrenen Plätzen wie dem Potsdamer Platz in Berlin wohnte, damals der verkehrsreichste Platz Europas. Das blieb auch jahrzehntelang so, wie die Auto-Anpassung der Innenstädte in den 1950ern zeigte. Zerbombte Innenstädte wie die von Kassel wurden in verkehrsfreundliche Betonwüsten verwandelt, was ab den 1970ern zum Glück teils revidiert wurde. Leider ging mit der Ausweisung von Fußgängerzonen die Entwicklung eines industrie- und autofeindlichen Geistes einher, der jede moderne Technik ab der Dampfmaschine als etwas „Krankhaftes“ ansah. Dazu paßten solche Witze:

Treffen sich zwei Planeten. Fragt der eine: Wie geht’s? Der andere: Schlecht, ich habe Homo sapiens.

Neben der üblen Misanthropie solcher grünen Witze, die sich allerdings in Wahrheit nur gegen die eigene westliche Kultur und Gesellschaft richtet, kommt darin die ideologische „Gaia-Theorie“ zum Ausdruck, die den Lebensraum Planet als riesiges Lebewesen betrachtet. Dadurch wird natürlich jede regionale Verschmutzung, jeder örtliche Raubbau zur „klaffenden Wunde“ der Mutter Erde. Unfug – Regenwaldabholzung in Brasilien zB. hat keine Wirkung jenseits der Grenze eines 200-Kilometer-Umkreises, erst recht nicht durch „Klima“. Lokal für den Wasserhaushalt der Region, und die Wildtiere natürlich schon – genau wie Zehntausende Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Deutschland oder Dänemark.

Nicht nur durch die Existenz am Ort der Energiewandlung, sondern auch noch lange danach in Form von kaum wiederverwendbarem Schrott: Komposit-Rotorflügel, Stahlbetonfundamente, und, wie die Peugeot-Seite betont, die Lithium-Ionen-Akkus der Elektroautos, die angeblich von den EE-Anlagen gespeist werden sollen. Das Lithium und Kobalt dieser Batteriespeicher ist „nur“ durch den geradezu asozialen Abbau in Entwicklungsländern problematisch – das Kobalt wird gern wiederverwertet, und das Lithiumsalz ist nicht besonders gefährlich (unsere Böden bestehen zum Teil daraus). Richtig fies sind aber die anderen Bestandteile der Tesla-Akkus, die organischen Elektrolyte. Verwenden die Bleiakkus der Anlasser nur leicht neutralisierbare Schwefelsäure, finden sich in den E-Auto-Akkus üble Chemiecocktails, deren Zusammensetzung zudem aus Gründen der geschäftlichen Geheimhaltung nicht veröffentlicht wird (die Feuerwehr freut’s). „Organisch“ heißt hier nämlich nicht „biologisch“, sondern Kohlenstoff-basierte Stinke-Flüssigkeiten mit gefährlichen Eigenschaften. Kurz: Es sind flüssige Kunststoffe. Wer einmal mit Flüssig-Epoxid ein Gehäuse oder Bauteil gegossen hat, weiß, was gemeint ist.

Es ist zum Haare-Ausraufen: Erst haben wir die gesundheitsgefährlichen Misthaufen abgeschafft, dann qualmende Motoren und Industrieöfen entschärft – und jetzt verseuchen wir unseren Lebensraum wieder mit giftigen Schadstoffen – ausgerechnet im Namen des Umwelt- und Klimaschutzes!

Selbst auf dem Berliner Alexanderplatz zu Kaisers Zeiten: Neben den „Elektrischen“ (Trams) war die Pferdekutsche ein übliches Transportmittel – vor allem als Taxi. Nur Reiche und Gewerbetreibende hatten eigene Fuhrwerke. Von ungenannt – http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8813809