Energiemangel und Armut: Was die Ideologen verdrängen

Energiemangel bedeutet Armut. Ein Grundsatz, den vor allem deutsche Ideologen verdrängen. Anstatt langfristig zu planen, zerstören sie die Grundlage des europäischen Wohlstands. Manfred Haferburg zeichnet darin „Energiepolitik und Ideologie“ gelingende und zum Scheitern verurteilte Energiepolitik nach.

von Manfred Haferburg

Wenn Astronauten bei Nacht von der ISS aus auf die Erde blicken, bietet sich ihnen ein beeindruckendes Bild. Sie sehen ein Lichtermeer, die Umrisse der Kontinente voller Licht und die riesigen Lichterinseln der Megastädte.

Aber sie sehen auch einen dunklen Kontinent. Afrika verfügt nicht einmal über genug Energie, um die Nacht zu beleuchten, geschweige denn, um industrielle Landwirtschaft und Produktion zu gewährleisten. Trotz seiner Ressourcen ist Afrika arm – und diese Armut ist eine direkte Folge des Energiemangels. Wer nicht genug Energie hat, der kann nicht effektiv pflügen, säen, düngen, bewässern, ernten, transportieren, verarbeiten, kühlen, lagern, verteilen und verkaufen. Eine industrielle Produktion ohne auskömmliche Energie existiert nicht.

In Afrika herrscht, abgesehen von einigen wenigen Standorten wie Südafrika, das energetische Mittelalter. Wo Energiemangel herrscht, können die Grundbedürfnisse der Menschen nur unzureichend befriedigt werden. Es kommt zu Wassermangel, Hungersnöten, Seuchen, Krisen, Kriegen und Gewalt, die Gesundheitsfürsorge ist mangelhaft, Gesellschaften sind instabil und korrupt, die Menschen fliehen.

Dieses Problem strahlt unmittelbar nach Europa aus: Wer die Migration begrenzen will, sollte den Afrikanern dabei helfen, ihre Energieversorgung zu verbessern. Aber das ist jenen, die gerade die eigene funktionierende Energieversorgung nachhaltig zerstören, wohl nur schwer zu vermitteln.

Die Grundlage des menschlichen Fortschritts und Wohlergehens ist die Verfügbarkeit von Energie. Je mehr Energie einer Gesellschaft zur Verfügung steht, desto besser ergeht es ihren Mitgliedern. Kein Wunder, dass Energie im Wettbewerb der Systeme eine führende Rolle spielt. Und ebenfalls kein Wunder, dass der Zugang zu Energie zum Macht- und Kampfmittel, ja zum Gegenstand von Ideologien und Kulten wurde.

Mit Energie wurde und wird Politik gemacht, kurz- und langfristig, außen und innen. Kluge Politiker arbeiten an langfristigen Energiestrategien, dumme Politiker arbeiten mit ideologischen Energiedoktrinen. Eine falsche Energiestrategie kann eine Gesellschaft in den Untergang führen.

Energiepolitik kann nur langfristig gedacht werden. Ein Kraftwerk zu bauen, dauert länger als eine Wahlperiode. Dann kann es 16 Wahlperioden lang Strom erzeugen. Mit dem Abschalten und der Zerstörung der letzten Kernkraftwerke hat Habeck Tatsachen geschaffen, die auf Jahrzehnte nach seinem Ausscheiden aus der Politik das gesellschaftliche Wohlergehen der Deutschen negativ beeinflussen werden. Das heutige europäische Stromnetz zu bauen, dauerte mehr als einhundert Jahre. Dann kamen die politischen Dilettanten und wollten es auf den Kopf stellen. Nun wundern sie sich, dass es Unsummen kostet und viel länger dauert, als sie es mit ihren Boostern und Doppelwummsen planten.

Bei solchen Infrastrukturprojekten erweisen sich ideologisch motivierte Eingriffe stets als verheerend. Leider verstehen Ideologen das nicht. Auf sie trifft das Dunning-Kruger-Phänomen zu: Menschen mit geringer Kompetenz neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen – und sind gleichzeitig weniger dazu in der Lage, ihre eigenen Fehler zu erkennen.

Untersucht man die Energiepolitik der großen Wirtschaftsmächte, dann erkennt man, dass erfolgreiche Staaten eine langfristig konsistente Energiepolitik pflegen. Besonders aufstrebende Staaten konzentrieren ihre Energiepolitik auf die effiziente Nutzung aller möglichen Energiequellen und bauen ihre Energiesysteme systematisch mit Weitblick aus.

Ehemals erfolgreiche Staaten wie Deutschland hingegen trudeln mit irrationaler Energiepolitik dem wirtschaftlichen Abgrund entgegen.

Am Beispiel zweier völlig entgegengesetzter Energiestrategien, nämlich der russischen und der deutschen, lassen sich die Energiepolitik und ihre Folgen für die Gesellschaft etwas näher illustrieren:

Lenins berühmte Formel „Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes“ stammt aus einer Rede vom 22. Dezember 1920 vor dem VIII. Gesamtrussischen Sowjetkongress. Sie brachte eine Vision für den Aufbau eines kommunistischen Staates auf den Punkt – und war viel mehr als ein technokratischer Slogan. Sie war die Basis einer Strategie, die Russland seit mehr als 100 Jahren einhält.

Am 3. Juli 2020 hielt der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier (CDU) eine denkwürdige Rede im Deutschen Bundestag. Er sagte wörtlich: „Wir sind das einzige Industrieland dieser Größe, das gleichzeitig aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie und dann aus der Nutzung der Kohleverstromung aussteigt. Das sind die historischen Aufgaben und die Leistung, die wir zu vollbringen haben.“ Mit sehr viel gutem Willen könnte man diese törichte Aussage auch eine Energiestrategie nennen. Aber das wäre dann eine Strategie, die das Tor zur Deindustrialisierung öffnet und den Weg ins energetische Mittelalter freigibt – mit allen Folgen, die wir in energiearmen Ländern sehen. Und das wäre ja schon nahe an einer Verschwörungstheorie.

Langfristige Strategien: Energiepolitik braucht einen langen Atem

Wie sieht pragmatische Energiepolitik konkret aus? Manfred Haferburg zeichnet im Dreiteiler „Energiepolitik und Ideologie“ gelingende und zum Scheitern verurteilte Strategien nach. Im zweiten Teil: Das Beispiel Russland – langfristige Energiepolitik über unterschiedlichste politische und wirtschaftliche Systeme hinweg. | Gushchin Ivan

Vielleicht ist es ja eine menschliche Schwäche, die guten Dinge im Leben so lange für selbstverständlich zu halten, bis sie eines Tages eben nicht mehr selbstverständlich sind. Was schert uns unsere Gesundheit, solange wir nicht krank sind? Was schert uns die Energiepolitik, solange der Strom aus der Steckdose kommt?

Es gibt Länder, wo weitsichtige Politiker durchaus für eine langfristige, ja generationenübergreifende Energiestrategie zum Wohle ihrer Bürger sorgen. Meist handelt es sich dabei um Länder, die es erst noch zu besserem Wohlstand bringen wollen, wie zum Beispiel China oder Indien. Auch Russland gehört schon sehr lange zu diesen Ländern.

Russlands Politik fährt seit Generationen eine Energiestrategie, die selbst unter verschiedenen Gesellschaftsmodellen nach und nach zum systematischen Aufbau einer soliden Energieversorgung führte. Man kann dies anerkennen, ohne die sonstige Politik der Sowjetkommunisten oder ihrer Nachfolger für richtig zu halten. In ihrer Energiestrategie sind sie uns haushoch überlegen.

Lenins berühmte Formel „Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes“ stammt aus einer Rede vom 22. Dezember 1920 vor dem VIII. Gesamtrussischen Sowjetkongress. Sie brachte seine Vision für den Aufbau eines kommunistischen Staates auf den Punkt – und war viel mehr als ein technokratischer Slogan. Sie war die Basis einer Strategie, die Russland seit mehr als 100 Jahren klug einhält und die zu Energieunabhängigkeit und gesunder Energieversorgung mit ausgewogenem Strommix geführt hat. Lenin sah die Elektrifizierung als Schlüssel zur Modernisierung und Industrialisierung. Russland war damals ein agrarisch geprägtes, rückständiges Land.

Ohne flächendeckende Elektrizität wäre kein Fortschritt möglich – weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich. Das war ziemlich visionär – und auch ziemlich pragmatisch. Auf dem Gebiet der Energiewirtschaft waren die Bolschewiken keine Ideologen. Sie wollten die Weltherrschaft. Dafür brauchten sie jeden Zipfel Energie, den sie kriegen konnten.

Es dauerte viele entbehrungsreiche Jahre, um dem Ziel näher zu kommen. Rückschläge mussten verkraftet werden, Irrtümer und Fehler korrigiert. Aber immer wurde versucht, die energetische Basis des Herrschaftsbereiches zu diversifizieren, auszubauen und zu modernisieren. Kein Russe käme auf die Idee, irgendwelche Energieträger plötzlich als Teufelszeug zu definieren und daraus „auszusteigen“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für die Russen in den ostdeutschen Betrieben der SDAG-Wismut das reichhaltige Uranerz Ostdeutschlands aus dem Boden gekratzt. SDAG hieß: „Sowjetisch-Deutsche-Aktien-Gesellschaft“. So etwas durfte es im Sozialismus eigentlich gar nicht geben. SDAG bedeutete: Die Deutschen scharrten das reichhaltige Uranerz aus dem Boden. Die Russen verplombten die mit Uranerz gefüllten Güterwaggons und karrten sie nach Sibirien, wo das Uranerz im Moment ungenutzt in Täler verfüllt wurde, für später. Dieser eigentlich skandalöse Vorgang gehörte zur sowjetischen Energiestrategie, nach dem auch für Russland verheerenden Zweiten Weltkrieg eben mit den Mitteln kolonialer Ausbeutung.

Russland war und ist selbst reich an energietragenden Bodenschätzen. Es besitzt riesige Gas- und Ölfelder, die sogar gewaltige Energieträger-Exporte erlaubten. Diese konnten aber ebenfalls strategisch genutzt werden – indem man die Importländer von sich abhängig machen und dabei noch reich werden konnte. Die Russen setzten von Anfang an auf einen Strommix, der auch Kernenergie mit einschloss. Dass es dabei in der totalitären Sowjetunion zu Rückschlägen kommen musste, war eigentlich vorhersehbar. 1987 explodierte der RBMK-Reaktorblock 4 und eine radioaktive Wolke breitete sich – Panik erzeugend – über Europa aus. Wenn einige Deutsche wüssten, was ein RBMK-Reaktor ist, würden sie vielleicht ihre Anti-Atomhaltung anders bewerten.

Ein „Reaktor großer Leistung mit Kanälen“ ist die verständlichste Übersetzung von RBMK. Dieser Reaktor war eine Missgeburt des Kalten Krieges. Ursprünglich war die Monster-Konstruktion zur Erzeugung von Waffenplutonium für die sowjetischen Atombomben ersonnen worden. An den ersten RBMK-Reaktor hatte man gar keine Turbine angeschlossen, sondern einfach einen Fluss aufgeheizt. Später hatten die Russen genug Atombomben und die RBMK-Konstruktion wurde zur Stromerzeugung umgenutzt. Beim RBMK gab es kein Druckgefäß für den Reaktorkern, über 1000 Rohre waren zusammengeschaltet, in denen die Brennelemente vor sich hin kochten und Wärme erzeugten. Hatten sie die höchste Anreicherung von Plutonium erreicht, konnten sie während des Betriebes aus dem Reaktorrohr entnommen werden, um der Plutoniumextraktion zugeführt zu werden.

Der RBMK hatte kein Schutzcontainment, er stand in einer einfachen Maschinenhalle. Ein riesiger Ring von brennbaren Graphitbausteinen übernahm die Moderation. Kurz gesagt: Der RBMK hatte mit einem kommerziellen Kernreaktor so viel zu tun, wie eine Straßenbaumaschine mit einem PKW. Es kam, wie es kommen musste – 1987 flog einer der 17 RBMKs in die Luft.

Wären die russischen Eliten so dumm gewesen, wie der Westen über sie dachte, hätten sie sich fragen können: „Wir haben Gas für die nächsten 500 Jahre, warum sollen wir uns mit der Atomenergie rumärgern?“ Diese Frage stellte sich in Russland umso schärfer nach Tschernobyl. Aber die Nuklearkatastrophe in Russland führte nicht zu einer Anti-Atomhaltung in Russland, sie wäre auch gar nicht erlaubt worden.

Der explodierte Reaktor in Tschernobyl führte in den energiesatten Ländern des westlichen Europa zu einer nachgerade totalitär auftretenden linken Anti-Atom-Bewegung. Dass gerade die Linken plötzlich zu leidenschaftlichen Atomkraftgegnern wurden, erstaunt schon ein wenig. Hatte doch der Atomunfall von Tschernobyl in einem sozialistischen Land stattgefunden, welches Linke als ihr Ideal ansahen. Die Russen beobachteten den westlichen Protest mit einem verschmitzten Lächeln und unterstützten ihn unauffällig, wo sie konnten. Immer noch sind 10 von einst 17 RBMK-Reaktoren in Betrieb – so groß ist Russlands Energiehunger.

Einen ähnlichen Effekt sehen wir übrigens in Japan. Der verheerende Tsunami in Fukushima hat letztendlich in Deutschland mehr Kernkraftwerke zerstört als in Japan. In Japan laufen heute wieder 14 Kernkraftwerke nach Fertigstellung der Nachrüstung, in Deutschland keines mehr.

Zielstrebig entwickeln die Russen ihre Reaktortechnik weiter. Die modernen WWER1000 bzw. WWER1200 Reaktoren werden in Ägypten, Indien, Bangladesh, Ungarn, China, Türkei errichtet und sind westlichen Anlagen durchaus ebenbürtig. Sie sind mit über einem Dutzend laufender Projekte die meist verkauften Anlagen. Russland ist somit der aktivste Kernkraft-Exporteur weltweit. Auf dem zweiten Platz liegt China mit dem Hualong-One-Reaktor, einem eigenen Design. Südkorea hat mit dem Barakah-Projekt in den VAE einen großen Erfolg erzielt und strebt weitere Exporte an.

Frankreichs EPR-Reaktor ist leistungsstark, aber teuer und komplex – was die Exportzahlen begrenzt. Die USA waren früher im Kernkraftwerksbau führend, haben aber durch ideologisch motivierte regulatorische Hürden während der Biden-Zeit an Boden verloren. Und die Deutschen sind ganz weg vom Fenster.

Die russische Nuklearindustrie wird in der Politik maßlos unterschätzt. ROSENERGOATOM verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit großen und kleinen Reaktoren und nahezu unbegrenzte Entwicklungskapazität. Sie ist die einzige Organisation weltweit, die seit Jahren den Dauerbetrieb von zwei natriumgekühlten schnellen Leistungs-Reaktoren, dem BN 600 und BN 800 in Bielojarsk, bewerkstelligen.

ROSATOM ist stark vereinfacht dargestellt, die staatliche russische Atomenergiebehörde mit 250.000 Mitarbeitern, die alle Bereiche der zivilen und militärischen Atomwirtschaft Russlands abdeckt. Rosatom ist auch für den Betrieb der 34 kommerziellen Kernkraftwerke sowie den Neubau von sieben Kernkraftwerken (darunter auch der BREST-OD-300) verantwortlich. ROSATOM baute und betreibt die zwei 40 MW Reaktoren des schwimmenden Kernkraftwerks Academic Lomonossow sowie die Reaktoren der Eisbrecher-Flotte und der Atom-U-Boote.

Russlands ROSATOM hat ein Programm „Proryv“ (Durchbruch) aufgelegt. Es baut an einem System, das aus drei Komponenten besteht: Brennelementefabrik, Brut-Reaktor/herkömmliche Reaktoren und Wiederaufbereitungsanlage. Damit ist der Brennstoffkreislauf Kernenergie geschlossen und aus jedem Gramm Uran kann die zehnfache Menge an Strom gewonnen werden, als wir es von den herkömmlichen Wasserreaktoren gewöhnt sind. Deren „radioaktiver Abfall“ ist nämlich ein höchstwertiger Rohstoff, da er noch 95 Prozent der Energie enthält. Nach einer groben Abschätzung braucht Russland sechs Brutreaktoren, um 50 Druckwasserreaktoren mit Brennelementen zu versorgen. Allein mit den radioaktiven Brennelement-Abfällen aus den bestehenden Kernkraftwerken könnte Russland hunderte Jahre Strom erzeugen.

Seit vielen Jahren arbeiten die Russen an schnellen Brutreaktoren. Als einziges Land der Welt betreiben sie erfolgreich seit Jahren zwei Natriumgekühlte Leistungsreaktoren in Bielojarsk. Auf den dort gesammelten Erfahrungen aufbauend entsteht ein neuer SMR (Small Modular Reactor), der BREST-OD-300. Es handelt sich um einen bleigekühlten Schnellen Brüter der Generation IV. Das Wichtigste zuerst: Der BREST-OD-300 ist, wie fast alle Reaktoren seiner Generation, inhärent sicher. Das bedeutet, er benötigt im Fall einer Störung keine Fremdenergie zur Not- und Nachkühlung und kann nicht „durchgehen“. Er hat bereits eine Entwicklungszeit von 14 Jahren hinter sich. Seine Leistung ist thermisch etwa 700 MW und elektrisch etwa 300 MW. Die Anlage soll 2026/27 in Betrieb gehen. Der Standort BREST-OD-300 ist Seversk, Russland. Der Projektstart war 2011. Der Reaktor soll, wenn er in Serie geht, standortspezifisch Strom und Wärme für eine Fabrik oder Stadt und nebenbei Plutonium als Brennstoff für die laufenden Kernkraftwerke erzeugen. Sollten es die Russen schaffen, den BREST im nächsten Jahr zum Laufen zu bringen, gehören sie zur Spitzengruppe beim Wettkampf der Hochtechnologie-Nationen um die neue Generation von Kernkraftwerken.

Russland baut kaum neue Kohlekraftwerke, sondern konzentriert sich auf den Ausbau der eigenen Atomkraftwerke. Russland betreibt derzeit über 30 Reaktoren und plant den Bau neuer Anlagen. Darüber hinaus ist der Export von Kerntechnik über die staatliche Firma Rosatom in zahlreiche Länder – darunter Ägypten, Indien, China, Türkei und Ungarn im Fokus. Rosatom ist weltweit einer der führenden Anbieter von Kernkraftwerken und Urananreicherung.

Russland ist einer der größten Exporteure von angereichertem Uran. Viele Länder – auch in der EU – sind auf russische Lieferungen angewiesen, insbesondere für Reaktoren sowjetischer Bauart. Durch langfristige Verträge für Bau, Betrieb und Brennstofflieferung sichert sich Russland politischen Einfluss in Partnerländern. Die Abhängigkeit von russischer Kerntechnik kann zu strategischen Bindungen führen.

Die EU reagiert auf diese Strategie mit Verboten und Sanktionen. Sie will neue Lieferverträge für russisches Uran beschränken und bis 2027 vollständig aus russischer Energie aussteigen, einschließlich Kernenergie. Das betrifft insbesondere das Verbot neuer Verträge mit russischen Lieferanten, Reduktion bestehender Spotverträge, Diversifizierung der Uranquellen und Ausbau eigener Kapazitäten. Russland hingegen verlagert seine Kooperation auf dem Energiesektor unter anderem auf Ägypten, die Türkei, Indien und China – um nur einige mit konkreten Großprojekten zu nennen.

Russlands Energiesektor bleibt das zentrale Element seiner Wirtschaft und Außenpolitik – doch die Kombination aus Sanktionen, militärischen Angriffen und globaler Neuordnung zwingt den Kreml zu tiefgreifenden Anpassungen. Dabei bleibt die Kernenergie ein wichtiges geopolitisches Instrument.
Russland ist ein riesiges Land mit enormen Vorräten an Energieressourcen. Eine Gefährdung der russischen Energieversorgung ist nach drei Jahren Krieg nicht abzusehen.

Gleichwohl, die Stromversorgung in Russland steht unter Druck – die Ukraine hat mehrfach russische Energieanlagen mit Drohnen attackiert – darunter Transformatoren und Nebengebäude von Atomkraftwerken, etwa in der Region Kursk. Dort stehen zwei stillgelegte RBMKs. Die Blöcke drei und vier, zwei RBMKs der zweiten Generation, sind jedoch in Betrieb. Angesichts ihrer Konstruktion wirkt das äußerst beunruhigend. Am gegenüberliegenden Ufer des Flusses Seim entsteht derzeit das neue KKW Kursk-II, das mit modernen WWER-1300-Reaktoren (Druckwasserreaktoren) ausgestattet wird – als Ersatz für die RBMK-Blöcke. Es bleibt zu hoffen, dass der Krieg gegen die Ukraine ein baldiges Ende findet.

Energiepolitisches Desaster: Energie-Ideologen drehen wie wild am Steuerrad

Manfred Haferburg zeichnet im Dreiteiler „Energiepolitik und Ideologie“ gelingende und zum Scheitern verurteilte Strategien nach. Im dritten Teil zeigt er am Beispiel Deutschlands, wie desaströse ideologiegesteuerte Energiepolitik aussieht. Caro Trappe

Es gibt auf der Welt nur drei Energieträger, aus denen eine Zivilisation Nutzen schöpfen kann. Das ist zum einen die fossile Energie – Erdöl (ca. 29%), Kohle (ca. 23%) und Erdgas (ca. 24%). Sie versorgt die Welt derzeit mit 81% der Energie. Die zweite Energiequelle ist die Kernenergie, die mit etwa 10% zur weltweiten Energieversorgung beiträgt. Die dritte Energiequelle ist die sogenannte „Erneuerbare Energie“, bestehend aus Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Geothermie und Biomasse, die ungefähr 14% zur Primärenergieversorgung beitragen.

Im Jahr 2008 erzeugte Deutschland seinen Strom zu 55% aus fossiler Energie, zu 24% aus Kernenergie und zu 21% aus erneuerbarer Energie. Die Stromerzeugung beträgt etwas weniger als 25% des Primärenergieverbrauchs. Da die Erneuerbaren außer in der Stromerzeugung praktisch keine Rolle spielen, bedeutet das, dass der Anteil der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch im Jahr 2008 etwa bei 8% lag.

Durch gewaltige volkswirtschaftliche Anstrengungen in den letzten 17 Jahren, das bedeutet durch Ausgeben von etwa 600 Milliarden Euro an Steuermitteln, wurde dieser Anteil bis zum Jahre 2025 auf etwa 22% erhöht. Für die restlichen 78% bleiben Deutschland noch 20 Jahre bis zum angestrebten Ziel der Energiewende.

Am 3. Juli 2020 hielt Merkels unterwürfiger Lakai, der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, CDU eine denkwürdige Rede im deutschen Bundestag. Er sagte wörtlich: „Wir sind das einzige Industrieland dieser Größe, das gleichzeitig aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie und dann aus der Nutzung der Kohleverstromung aussteigt. Das sind die historischen Aufgaben und die Leistung, die wir zu vollbringen haben.“

Peter Altmaier sagte nicht, wer „uns“ diese „historische Aufgabe und Leistung“ denn aufgegeben hatte? Ist ihm ein Mann mit weißem Bart hinter einem brennenden Busch erschienen? Hat ihm ein geflügelter Engel eine Steintafel gereicht, auf der das in tiefen Runen eingeprägt war? Oder hat es ihm seine Kanzlerin in ihrem Büro zugenuschelt? Wer auch immer es war, so war es doch der größte Unfug in der Energiegeschichte Deutschlands. Und wenn diese Torheit nicht aufhört und rückgängig gemacht wird, wird sie das Land zerreißen.

Wie konnte es soweit kommen? In Deutschland kam es mit dem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen der linken 68iger zu einem Bruch der Energiestrategie. Seit den 70iger Jahren ist die deutsche Energiepolitik ein Tummelplatz linker Ideologen geworden, bei dem Dummköpfe und Scharlatane ans Ruder kamen. Seither schlingert das deutsche Energiepolitikschiff konzeptlos durch weltpolitisch schwere See dem Riff entgegen. Und je höher die Wellen schlugen, desto radikaler wurden die Tölpel am Steuer.

Die daraus entstandene Energiepolitik wurde zu einer radikalen, autoritär politischen Ideologie, die sich durch antidemokratische und oft gewaltbereite Merkmale auszeichnete. Der Betrieb der Kernkraftwerke wurde zu einer dreißigjährigen Achterbahnfahrt zwischen Förderungen, Ausstiegsbeschlüssen, Missbrauch der behördlichen Aufsichtsführung, Verboten von Transporten, erneuten Laufzeitverlängerungen und Enteignungen. Keine Regierung nach Kanzler Schröder fühlte sich noch an Recht und Gesetz gebunden, wenn es um Energie ging. Diese Willkür wucherte bald auch in jeder Säule der Energiepolitik. Über Nacht wurden Energieträger zu Freund und Feind erklärt. Und wehe dem, der Widerrede führte. Es entstand eine Art linker Öko-Faschismus light.

Jedoch frönt jede Art von Faschismus auch einem Kult der „absoluten Reinheit“. Kernkraftstrom wurde „toxisch und verstopfte die Leitungen“. Kohlestrom wurde „schmutzig“. Nicht nur, das etwas Toxisches oder Schmutziges unterdrückt wurde, nein, es musste völlig beseitigt und gründlich vernichtet werden – möglichst auf immer. Die Deutschen sind mit ihrer sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit besonders anfällig für derartig faschistoide Beseitigungsideologien. So wurden der Atomausstieg und der Kohleausstieg zu historischen Aufgaben und zur Leistung, die wir zu vollbringen haben. Und da es den Linken nie rein genug ist, entstand die deutsche „Kohlenstoffdioxid-Zero“-Politik ohne die Kernenergie. Diese unfassbar abwegige Politik wirkt bis heute zerstörerischer auf die Volkswirtschaft, als es jeder Gegner in einem Krieg tun könnte.

Es genügte den deutschen Grünlackierten nicht, siebzehn Kernkraftwerke abzuschalten. Es durfte keinen Weg zurück geben. Sie mussten nach ihrer Stilllegung komplett beseitigt werden. So wurde sofort nach dem Ausstieg ein Vorgang eingeleitet, der euphemistisch „Rückbau“ genannt wird und der dafür sorgt, dass sie unrettbar in kleine Stücke zersägt und zerhackt werden und vom Erdboden verschwinden.

Auch wenn ihre Ideologie völlig irrational ist, hatten die Grünlinken dennoch genug Weitsicht, jede Grundlage für die Rückkehr zur Kernkraft strategisch über viele Jahre mit einem Verhau von Gesetzen politisch zu verbauen. So verbietet heute in Deutschland ein „Atomgesetz“ jede kommerzielle Stromerzeugung mittels Kernkraft. Ein anderes deutsches Gesetz verbietet das Recycling von Kernbrennstoff – die Wiederaufbereitung. Sogar der Transport ist per Gesetz verboten. Mit der Novellierung des Atomgesetzes im Jahr 2002 wurde die Entsorgung bestrahlter Brennelemente auf die direkte Endlagerung beschränkt. Seit dem 1. Juli 2005 dürfen bestrahlte Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken auch nicht mehr zur Wiederaufarbeitung ins Ausland transportiert werden. In Artikel § 7 des Atomgesetzes, heißt es, dass für die Errichtung und den Betrieb von Anlagen zur Wiederaufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe keine Genehmigungen mehr erteilt werden.

Systematisch wurde die Forschung über Kernenergie ausgetrocknet. Von 11 deutschen Forschungsreaktoren im Jahr 2005 sind 2025 noch sechs in Betrieb, die aber meist der medizinischen Forschung dienen. Vor 20 Jahren gab es in Deutschland 20 Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Ausbildung in Kerntechnik, Radiochemie oder Strahlenschutz anboten. Heute gibt es noch 10 derartige Forschungseinrichtungen, die sich aber hauptsächlich mit Rückbau und Endlagerung befassen. Vor 20 Jahren betrieb Deutschland in Essen Kupferdreh das größte Ausbildungs- und Simulator-Zentrum für Kernenergie der Welt, das heute ein Zentrum für „Notfallwissenschaft“ und ein Campus für Kunst ist.

So widersinnig diese Ideologie auch ist, ihre Gesetze verbieten nicht den Import von französischem Kernenergiestrom, auf den Deutschland seit dem Ausstieg nahezu täglich angewiesen ist. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass seit dem Atomausstieg 2023 mindestens drei französische Kernkraftwerke für Deutschland Strom erzeugen. An vielen Abenden, wenn die Sonne untergegangen ist, werden sogar 10 Gigawatt, das Äquivalent von 10 Kernkraftwerken, importiert. Ein gutes Geschäft für die Franzosen und andere Nachbarländer, ein massiver Verlust für die deutschen Stromkunden.

Die Ökofaschisten begnügen sich aber nicht mit der Vernichtung der Kernenergie. Sie gaben der Gesellschaft ein weiteres absolutes Reinheitsziel auf: die „Zero-Null-Kohlenstoffdioxid“- Gesellschaft, die bis 2045 erreicht werden soll. Natürlich ist dieses Ziel absolut unerreichbar und auch völlig unsinnig. Die USA haben das Kohlenstoffdioxid von der Schadstoffliste gestrichen, weil es kein Schadstoff ist, sondern das Pflanzenwachstum anregt Kohlenstoffdioxid ist ein wirksamer Pflanzendünger.

China und Indien scheren sich nicht um das CO2-Alarmgeschrei der linken Ideologen und bauen vielfach mehr Kohlekraftwerke, als die westlichen Länder stilllegen können. Dadurch werden deren Einsparbemühungen obsolet. Blackrock, Goldman und Sachs, Bank of Amerika und einige weitere Finanzheuschrecken der unheiligen „Net-Zero-Banking-Allianz“, einer grünlackierten Geldabschöpfkelle der großen Transformation, haben die Allianz verlassen, weil sie anderswo frischen Billionengeruch ausmachen. Der große 97%-Klimakonsens ist gestolpert und fällt gerade weltweit auf die Gusche. Nur Deutschland hält die Klimafahne einsam und heldenhaft hoch.

Unter dem Gesichtspunkt der CO2-Einsparung war schon der deutsche Kernkraftausstieg widersinnig, da Kernkraftwerke bekanntlich CO2-neutral arbeiten. Aber es ging ja in Wahrheit gar nicht um CO2, sondern es geht um sehr, sehr viel Geld, was man den Bürgern als CO2-Abgaben abpressen konnte. Deshalb haben sich die deutschen Maschinenstürmer den Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung und der fossilen energienutzenden Industrie auf die Fahnen geschrieben. Es interessiert sie nicht, dass dies den sinnlosen Selbstmord einer Industrienation bedeutet, deren Anteil am weltweiten CO2-Ausstoss gerade mal 1,6% beträgt.

Für deutsche Ökofaschisten gibt es nur eine einzige „reine“ Energieform: die Nutzung von Wind- und Solarenergie, wenn man von den marginalen Beiträgen der Bio-Energie und der Wasserkraft absieht. Diesem Ziel wird alles untergeordnet: der Natur- und Artenschutz wurde zu Gunsten der Wind- und Solarenergie praktisch abgeschafft. Jetzt sind sie dabei, die Demokratie zu schleifen, um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen, die gerade bemerkt, dass durch die radikale „Energiewende“ auch der Wohlstand des Landes und seiner Bevölkerung zerstört wird.

Zur Durchsetzung ihrer Ziele nutzen sie die typischen, in absolutistischen Systemen bewährten Mittel der Propaganda, der Angstmacherei, der Spaltung der Bevölkerung, der Bespitzelung und Repression Andersdenkender, sowie der Zensur und Abschaffung der Meinungsfreiheit. Sie nutzen Sturmtruppen zur Durchsetzung ihrer Ideologie, aggressive und gewalttätige staatlich finanzierte Vorfeldorganisationen (NGOs) und die Erosion der staatlichen Gewaltenteilung zur schleichenden Errichtung einer Ökodiktatur. Schon werden Stimmen laut, die dies explizit fordern, da zur „Klimarettung“ die Demokratie nicht geeignet – weil zu langsam – sei.

Die Corona-Repressionen waren nur eine Erprobung dessen, was gegebenenfalls an Klima-Repressionen in einer Öko-Diktatur durchgesetzt werden kann.
Die Grünlinken sind Melonenkommunisten – außen grün und innen rot. Es wird in Deutschland wieder einmal versucht, den stets aufs Neue scheiternden Sozialismus einzuführen, diesmal mit der grünen Übertünche der Ökologie. Und der Sozialismus wird aufs Neue unter der Hinterlassung einer Trümmerlandschaft scheitern. Schaut man auf die Energiewende, ist er schon gescheitert. Die Trümmer einer zerstörten Industrie werden in einer Landschaft voller trauriger kaputter Windmühlen und blauen halbzerschlagenen Solarglas-Wüsten umherliegen, einer Industriebrache, in der bedauernswerte Menschen ihr Dasein auf dem Niveau der dritten Welt fristen, wenn nicht die Vernunft zurückkehrt und den Energieideologen Einhalt gebietet.

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Auf die Nebenwirkungen unseres Handelns kommt es an

Überlegungen zu ESG und Klima-Ethik

Edgar L. Gärtner

Psychologen wissen, dass man das Erwünschte nur selten erreicht, indem man versucht, es direkt anzusteuern. Oft landet man beim Gegenteil. Das gilt auch in Politik und Wirtschaft das heißt für die Ziele Frieden und Unternehmensgewinn bzw. persönlicher Erfolg. Es ist also wichtiger, sich auf Grundsätzliches statt auf quantitative Ziele zu konzentrieren. Menschliche Gesellschaften werden weniger durch Evidenzen und rationale Diskurse zusammengehalten als durch Missverständnisse. Wobei man zwischen produktiven und destruktiven Missverständnissen unterscheiden kann. Wie ich auf dieser Plattform bereits vor über drei Jahren dargelegt habe, wurde die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft durch die missverständliche Formel „Soziale Marktwirtschaft“ geprägt. Das ist ein Pleonasmus, weil der Markt nach dem Familienleben ohnehin den zweitwichtigsten Ort gesellschaftlicher Kontakte darstellt. Die Leerformel erwies sich dennoch über einige Jahrzehnte lang als tragfähig und friedensstiftend. Die zur gleichen Zeit von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern geforderte „Soziale Gerechtigkeit“ wirkt hingegen polarisierend und ist aktuell in Form der „Klima-Gerechtigkeit“ destruktiv, wenn nicht selbstmörderisch.

In diesen Schlagworten schlägt sich das Ressentiment angeblich zu kurz gekommener gegen die (kapitalistische) Marktwirtschaft nieder. Das Gewinn- bzw. Profitmotiv, oft denunziert als Gier, hat heute schlechte Presse. Während bei echten, das heißt persönlich haftenden Mittelständlern der Zusammenhang zwischen dem Angebot von Dienstleitungen zur Befriedigung konkreter Bedürfnisse ihrer Kunden und dem Gewinnmotiv der Anbieter meist noch auf der Hand liegt, haben vor allem Großunternehmen oft Schwierigkeiten mit der Rechtfertigung ihrer Angebots- und Preispolitik. Deshalb wundert es nicht, dass die Manager der Konzerne in letzter Zeit gerne mit Organisationen zusammenarbeiten, die ihnen mithilfe zum Teil aufwändiger Systeme messbarer Indikatoren wie ESG (Environmental, Social, Governance), oder DEI (Diversity, Equity, Inclusion) und der Ausstellung kostenpflichtiger Zertifikate die ethische Ausrichtung und „Nachhaltigkeit“ ihrer Investitionen bescheinigen.

Investoren bekommen kalte Füße

Doch damit könnte bald Schluss sein. Wir haben an dieser Stelle ausführlich darüber berichtet, dass führende Investmentfonds und Großbanken sich aus dem Geschäft des virtuellen Klimaschutzes zurückziehen. Selbst die „New York Times“, die lange als eine Art Zentralorgan der internationalen Klima-Bewegung fungierte, hat inzwischen den Klima-Wahn für beendet erklärt. Ihnen dämmert die Erkenntnis, dass die Politik Milliarden-, wenn nicht Billionen-Investitionen veranlasst hat, denen kein messbarer Nutzen gegenübersteht – außer bei der Minderheit der Nutznießer angeblich wissenschaftlich begründeter staatlicher Auflagen. So fragen jetzt nicht nur gebeutelte Steuerzahler, sondern auch jene, die ihre Altersvorsorge politisch korrekten, d.h. nach ESG-Kriterien zertifizierten Investitionsfonds anvertraut haben, nach dem Sinn der ganzen Veranstaltung. Statt der klimapolitisch erwünschten Gleichschaltung des Wirtschaftslebens gilt nun in wachsendem Maße die Devise: „Rette sich wer kann!“

Es lässt sich zum Beispiel experimentell nicht klären, ob die Zunahme der Konzentration des atmosphärischen Spurengases Kohlenstoffdioxid (CO2), wie die ESG-Vorschriften behaupten, den Klimawandel hervorruft oder eine Folge des Klimawandels ist. Es lässt sich nicht beweisen, dass Erdöl und Erdgas begrenzte Ressourcen sind. Das führt zu Fragen wie: Gibt es überhaupt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen „fossilen“ und „erneuerbaren“ Rohstoffen? Kann die „Energiewende“, die wahrscheinlich Billionen kosten wird, überhaupt funktionieren?

Diese Fragen werden von einer aufgeregten, aber Ton angebenden Szene ausgeblendet, weil das Ziel „Klimaschutz“, was immer auch darunter zu verstehen sein mag, gar nicht die Verbesserung des natürlichen und /oder gesellschaftlichen Klimas ist, sondern die Befriedigung narzisstischer Bedürfnisse der grünen Aktivisten in Regierungen und so genannten Nicht-Regierungs-Organisationen.

Welchem Kompass können wir folgen?

Damit bin ich mitten im Thema dieses Aufsatzes: Wir Menschen haben zwar grundsätzlich die Möglichkeit, verschiedene Konsequenzen unserer Handlungen (einschließlich unseres eigenen Todes) vorauszusehen und aus kurz- und mittelfristiger Sicht zielgerichtet zu handeln. Wir gelten zwar als mit einem freien Willen begabte Abbilder Gottes, doch fehlt uns die Fähigkeit, komplexe Prozesse in Natur und Gesellschaft ganzheitlich zu begreifen und in die fernere Zukunft zu schauen. Diese Fähigkeit ist nach Überzeugung des führenden mittelalterlichen Philosophen Thomas von Aquin Gott vorbehalten. Selbst der „Aufklärer“ Emmanuel Kant ging davon aus, dass wir Menschen nur beobachtbare Trends um einige Jahre zu extrapolieren vermögen und jedenfalls kein Allwissen erlangen, sondern nur so genannten regulativen Ideen folgen und aus Beobachtungen von Datenmustern und Experimenten unter kontrollierten Randbedingungen relative bzw. provisorische Wahrheiten ableiten können.

Zu den regulativen Ideen gehören die Begriffe Freiheit und Wahrheit, die in der Lage sind, Leidenschaften und Kampfesmut zu fördern. Gläubige Christen sind überdies davon überzeugt, dass uns das Wort Gottes in der Bibel zumindest einen Zipfel der absoluten Wahrheit offenbaren kann, wofür allerdings eine oberflächliche Lektüre in der Regel nicht ausreicht. Wichtige naturwissenschaftliche Erkenntnisse wie etwa Einsteins Relativitätstheorien sollten m.E. auch von Skeptikern als Offenbarungen gewertet werden, weil sie nicht experimentell hergeleitet wurden. Ohne festen Glauben an geoffenbarte Empfehlungen und Wahrheiten wie den Dekalog von Moses ist es schwer, im Leben einen Kompass zu finden. Auch Nicht-Christen tun m.E. gut daran, sich an diese Einsicht zu halten. Denn wer diese verdrängt, verliert leicht den Zweck jedes privaten Unternehmens, Gewinn zu erwirtschaften, aus dem Blickfeld und landet beim Versuch, angemaßtes Wissen koste es, was es wolle mit gewaltsamen Methoden umzusetzen und sich dadurch zumindest in der Propaganda an Gottes Stelle zu setzen – auch wenn das Unternehmen dabei mittelfristig baden geht.

Ordo amoris statt Größenwahn

Tiefere Ursache dieser Anmaßung ist die seit der „Aufklärung“ im 18. Jahrhundert fortschreitende Entchristlichung Europas und des gesamten „Westens“. Denn in der Scholastik des christlichen Mittelalters stand es außer Frage, dass Gott und nur Gott für das große Ganze zuständig ist, während die Menschen nur wenige Zusammenhänge durchschauen und in ihrem Handeln nur begrenzten Interessen nachgehen können. Das hat der Dominikaner Thomas von Aquin (gest. 1274) in seinem Hauptwerk „Summa theologiae“ auf den Punkt gebracht: „Das Gut der ganzen Welt ist nun aber das, was von Gott erfasst wird, der ja der Schöpfer und Lenker der Welt ist. Daher will er alles, was er will, im Blick auf das allen gemeinsame Gute, das sein Gutsein selbst ist; dieses ist nämlich das Gut der ganzen Welt. Die Erfassungsweise des Geschöpfes geht aber seiner Natur gemäß auf ein besonderes Gut – wie es seinem Wesen entspricht.

Hienieden „ganzheitliche“ Problemlösungen bzw. das absolut Gute anzustreben, galt deshalb zu Recht als blasphemisch. Wer so handelte, musste mit der Strafe Gottes (bzw. der Selbstbestrafung) rechnen, denn die meisten Menschen gingen nicht ohne Grund davon aus, dass jeder Versuch, Gott zu spielen, im Chaos enden würde. Die Menschen sollten sich stattdessen auf das Wohl ihrer Familie, ihrer Glaubensgenossen, ihrer Kommune und ihrer Nation, d.h. (in den Worten der Bibel) „die Nächsten“ konzentrieren. Die katholische Soziallehre spricht mit Hinweis auf Thomas von Aquin vom „ordo amoris“: die eigene Familie an erster Stelle, dann Angehörige meines Volkes bzw. der politischen Nation und die weltweiten Glaubensgenossen und ganz zuletzt die Menschheit. Allgemeine Menschenrechte gibt es in der Bibel nicht, dafür aber Pflichten, eben die 10 Gebote.

Wir wissen heute nicht zuletzt aus den Erfahrungen mit der von politisch-ideologischem Wunschdenken angestoßenen Umwandlung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) in die Europäische Union (EU), dass die Nation bzw. der Nationalstaat die größte Gemeinschaft ist, mit der sich normale Individuen noch spontan identifizieren können. Probleme, die anscheinend zu groß sind für einzelne Nationalstaaten, können kein Argument für den Aufbau internationaler oder gar globaler Verwaltungsstrukturen in Form eines Weltstaates sein. Dieser wäre notwendigerweise totalitär. Mit der Wahrung der individuellen Freiheit und Eigenverantwortung vereinbar wäre nur die Anerkennung unlösbarer Probleme wie des Klimawandels oder auch der ungewollten Verbreitung potenziell gefährlicher Viren als „höhere Gewalt“, mit der die Menschen irgendwie leben lernen müssen.

Balanceakt zwischen Demut und Wissensanmaßung

Eine Ethik der Verantwortung anstelle einer repressiven Gesinnungsethik ist deshalb ein Balanceakt zwischen Demut und Wissensanmaßung. Das Neue Testament fordert von uns keine unbegrenzte Verantwortung, sondern ein konzentrisches System abgestufter Verantwortung. Nach dem Evangelisten Matthäus lauten Jesu Worte: „Ehre deinen Vater und deine Mutter. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Mt 19,19) Von „Fernstenliebe“, wie sie der verstorbene Papst Franziskus oder Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber dem Strom illegaler Migranten aus muslimischen Ländern gefordert hat, ist nicht die Rede. Thomas von Aquin sprach die noch heute gültige Warnung aus: „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit; Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung.“

Die jüdisch-deutsche bzw. amerikanische Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) hat in ihrem Meisterwerk „Vita activa“ (1958, 1960) betont, dass es uns Menschen nicht möglich ist, mit unseren Handlungen Ungerechtigkeit vollständig zu vermeiden. Versprechen und deren versuchte Einlösung auch unter widrigen Umständen schränken die Unvorhersagbarkeit gesellschaftlicher Entwicklungen ein. Als Heilmittel gegen die Unwiderrufbarkeit unbefriedigender Handlungsergebnisse fungiert die menschliche Fähigkeit zum Verzeihen. Dieses bezieht sich nur auf die handelnde Person, nicht auf die Sache. Die Kultur der Vergebung, zu der sich echte Christen im täglichen Vaterunser bekennen, verdrängt die kannibalistische Kultur der Rache, die in vorchristlichen Gesellschaften leicht die Oberhand gewinnt. Das ist einer der wichtigsten Beiträge der christlichen Kultur zum Gemeinwohl.

Mit den 10 Geboten des Moses, eigentlich Regeln, die im Futur und nicht im Imperativ formuliert sind (den einen Gott respektieren, nicht morden, nicht stehlen, nicht ehebrechen, nicht neiden), beginnt aus christlicher Sicht das Ende der kannibalistischen Vorgeschichte der Menschheit. Nach Ansicht des liberalen Wirtschaftsnobelpreisträgers Friedrich-August von Hayek handelt es sich dabei um „Regeln, die uns zwar nicht sagen, was in dieser Welt geschieht, aber sagen, dass uns wahrscheinlich nichts geschehen wird, wenn wir sie befolgen.“
Nur die freie Marktwirtschaft ist ohne Abstriche mit dem Dekalog vereinbar. Denn das Gebot „Du wirst/sollst nicht stehlen“ lässt nur freiwilligen Tausch zu beiderseitigem Vorteil zu. Allerdings käme eine totale Marktwirtschaft mit anderen Forderungen des Dekalogs in Konflikt. Das ist bei Geschäften mit Sklaverei, Prostitution, Leihmutterschaft und Kinderhandel zweifelsohne der Fall. Nicht nur die größenwahnsinnige Planwirtschaft, sondern auch das auf allgemeine Regeln – unter Abstraktion vom Inhalt des Tausches – verkürzte und zum Allheilmittel erklärte Wechselspiel von Angebot und Nachfrage kann zur totalitären Repression führen.

Bibel und Marktwirtschaft

Überdies erscheint es mir als sehr bedenklich, wenn Marktmechanismen funktionalisiert werden sollen, um bestimmte politische und/oder moralische Ziele anzusteuern. Westeuropa und Nordamerika sind nicht primär durch die Verkündigung und Durchsetzung frommer Bekenntnisse und moralischer Grundsätze (vorübergehend?) zu den dynamischsten und wohlhabendsten Regionen der Welt geworden, obwohl die sicher auch eine Rolle spielten, sondern infolge des Schutzes des Privateigentums sowie der individuellen Freiheit und Verantwortung. Beides fußt nicht ausschließlich auf dem Dekalog, sondern auch auf der klassischen griechischen Philosophie und dem römischen Recht. Es war die enge Verbindung dieser drei geistigen Strömungen, die die Kultur der Renaissance, die Philosophie der Freiheit, den Aufschwung der wissenschaftlichen Forschung und die industrielle Revolution ermöglicht hat. (Der Aufschwung von Naturwissenschaft und Technik im Mittelalter wurde übrigens dadurch begünstigt, dass nicht weltliche Mächte mit ihren beschränkten konkurrierenden Interessen, sondern die Kirche dafür zuständig war. Das wollen viele heute nicht wahrhaben.)

Fazit: Ohne die Bibel wären Europa und der ganze Westen nicht geworden, was sie sind, bis vor kurzem also die wirtschaftlich und kulturell erfolgreichste Region der Welt. Dass unsere Stärke zu einem beträchtlichen Teil aus dem Geist der Bibel kommt, müssen sich die Europäer heute allerdings von einem Inder erklären lassen. Ich meine damit „Das Buch der Mitte“ von Vishal Magalwadi. Wichtig ist dabei, dass in Europa und Nordamerika nur selten eine direkte Politik für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand gemacht wurde. Beides waren Nebenwirkungen einer Politik, die im Einklang mit dem Dekalog Eigentum und wirtschaftliche Freiheit begünstigte. Deshalb warne ich immer vor einer Politik, die Ziele wie Wohlstand oder „soziale Gerechtigkeit“ proklamiert. Beide können nur Nebenprodukte der Marktwirtschaft sein. In Europa und Nordamerika hat bis vor kurzem im Widerspruch zum in der US-Verfassung erwähnten „Pursuit of Happiness“ (Streben nach Glück) nie das Lustprinzip gegolten. Dieses galt nicht, wie die US-Verfassung vielleicht nahelegen könnte, als allgemeines Menschenrecht. Wäre Glück das primäre Ziel unseres Handelns, könnte man auch Drogen nehmen. Für Christen gelten stattdessen die Worte Jesu: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt 16,24). Das oberste Ziel jedes Einzelnen sollte die Rettung seiner Seele sein. Ganz nebenbei entsteht dadurch auch materieller Wohlstand.

 




Gibt es eine Zeitkonstante für die Absorption unserer CO2-Emission?

Anmerkung der Redaktion 

Der Beitrag von Dr. Beppler hat offenbar einen Nerv getroffen. Fast 500 Kommentare sind bis dato dazu eingegangen. Einer der Hartnäckigsten ist Herr Peter Dietze. Viele stimmen mit seinen Herleitungen der CO2 und seiner Verweilzeit, um nur einige seiner Punkte zu nennen, nicht überein. Andere hingegen durchaus. Wir wollen daher Herrn Dietze die Gelegenheit geben seine Überlegungen etwas breiter darzustellen.

Dipl.-Ing. Peter Dietze

In dem letzten EIKE-Beitrag von Dr. Beppler hatte sich eine Kontroverse um die Interpretation von IRF, der Impulsresponse-Funktion G(t) des IPCC-Modells mit 3+1 Zeitkonstanten tau sowie zu meinem C-Modell mit nur einem tau entwickelt. Da dies von erheblicher Relevanz (insbesondere für unsere Dekarbonisierung) ist und die Diskrepanzen geklärt werden sollten, jedoch die Kommentarfunktion beendet wurde, wurde hierzu der folgende Beitrag erstellt.

Ein Bild, das Text, Reihe, Software, Diagramm enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Wird C(t)=Summe(Ai exp(-t/taui)) – so wie unter https://cdatac.de/index.php/co2-conc/bern-cc/ und auch von Dr. Joos dokumentiert – auch für die Berechnung mit Emissionen benutzt, müssen diese (z.B. pro Jahr) jeweils als neuer Impuls zum Inventar der Atmosphäre addiert werden und sich mit C(t) reduzieren (d.h. anfangs sehr schnell und danach zunehmend langsam). Alldieweil reduziert sich auch das ältere CO2-Inventar parallel dazu langsam.

Damit kommen wir zu einem Faltungsintegral sowie zu der Erkenntnis dass beim IPCC die Abklingrate tau vom Alter des CO2 abhängt, was natürlich physikalisch unsinnig ist. Im Endeffekt äussert sich das in etwa so dass anfangs weniger als die Hälfte der Emission sehr schnell in die Senken geht und sich später gut die Hälfte quasi akkumuliert. Das ist offenbar der Grund für das effektive tau von 570 Jahren, welches ich bei Simulationsechnungen ermittelt habe – und auch ein Hinweis auf das Kumulationsmodell.

Fazit: Der längerfristig weit überhöhte ppm-Anstieg beim IPCC ist durch grob falsche Modellierung verursacht. Es gibt nur eine globale CO2-Zeitkonstante, und die kann nicht vom Alter der Emission abhängen.

Zunächst gilt für die Zusammenfassung paralleler Senkenflüsse aus der Atmosphäre

Inventar/tau=Inventar•(1/tau1+1/tau2+1/tau3)

wobei das anthropogen verursachte atmosphärische CO2-Inventar (proportional zu ppm-280) gemeint ist. Wenn man durch Inventar kürzt, ergibt sich ein summarisches tau für parallele Senken. Soweit eine Senke aus seriellen Boxen besteht (was beim CO2-Transport aus der ozeanischen Oberflächenschicht zur Tiefsee zumindest für den Anteil der Wirbeldiffusion ein Thema ist) gilt das tau gemeinsam für diese seriellen Boxen und geht so in die Summenformel ein. Möglicherweise ist die Unkenntnis dieses Sachverhalts der Grund dafür dass das falsche Bern-Modell (mitsamt dem garnicht existenten Ewigkeitsrest) selbst von vielen Fachleuten für sinnvoll gehalten wird.

Bei der anthropogenen Modellierung des weitgehend linearen Systems wird der etwa um den Faktor 20 größere natürliche überlagerte konstante Kreisfluss bei 280 ppm mit der „turnover time“ von nur etwa 4 a ausgeklammert. Soweit dieser sich durch die anthropogene Störung verändert, wird das als Anteil der anthropogenen Berechnung erfasst. Der anthropogen bedingte, zu ppm-280 proportionale Senkenfluss sowie der über 170 Jahre aufgrund unserer CO2-Emission beobachtete ppm-Verlauf von Mauna Loa führt zu einer effektiven globalen 1/e-Zeitkonstante von 55 Jahren.

Das Problem beim IPCC-Modell ist dass hier grob falsch mit verschiedenen IRF-Termen für zunehmendes Alter des restlichen CO2 ein stark steigendes tau angenommen wird, was ich bei ChatGPT widerlegt habe. ChatGPT brachte mich anhand der Frage nach dem Verlauf der CO2-Konzentration nach Nullemission auf den Nachweis dass altersabhängige (!!) Zeitkonstanten für die globale Absorption des CO2 aus verschiedenen Boxen der Atmosphäre NICHT gelten können – und dies hat eine immense Auswirkung auf die falsch berechneten ppm-Anstiege des IPCC (welche ja durch ein 5fach zu hohes (!) ECS den Klimaeffekt noch deutlich verschlimmern).

ChatGPT wies mich ausdrücklich darauf hin dass man für CO2 im Gegensatz zu radioaktivem Material keine feste Halbwertszeit (tau•ln(2)) angeben kann und deshalb von drei verschiedenen Bereichen (kurzfristig, mittelfristig und langfristig) ausgeht, was offenbar bedingt ist durch das fragliche Berner Wirbeldiffusionsmodell. In einem vierten Bereich wird darin tau unendlich, d.h. es entsteht eine remanente ppm-Erhöhung.

Ich brachte ChatGPT in Verlegenheit als ich fragte, wie denn das Alter des CO2 festgestellt werden kann, weil es ja sonst verschiedene Zeitkonstanten garnicht geben kann. Dazu erklärte ich trickreich, dass wir uns die Emission als einen Impuls denken können. Nach tau1 entfernt man das restliche CO2 schnell aus der Atmosphäre und emittiert es gleich wieder. Dann muss doch hierfür wieder das kurzfristige tau1 gelten und kein tau2, denn das System kann doch nicht altes und neues CO2 unterscheiden – also kann es kein tau2 und tau3 geben.

ChatGPT war verblüfft und attestierte mir, das sei eine intelligente (!) Überlegung. Natürlich versuchte es (weil es während einer Diskussion offenbar nicht dazulernt), mir dann durch ausgesuchte Textpassagen (vergeblich) klarzumachen warum die Modellierer doch mit verschiedenen Zeitkonstanten arbeiten.

Bei meinem Modell ist im Gegensatz zu IPCC die Atmosphäre nur EINE Box mit Pufferinhalt und EINEM tau, bedingt durch den globalen Senkenfluss und die einfache Differentialgleichung ist

dC/dt = Emission – C/tau.

Herr Heß hatte dazu für die Impulsantwort IRF eine gute Vergleichsrechnung mit meinem tau=55 a gemacht (Abb.1), aber sich erstaunlichherweise jeder Kritik an IPCC enthalten („Ich habe das Bern-IRF-Modell anders verstanden: Das Bern-Modell ist nicht per se falsch, sondern eine Näherung. Mathematisch lässt sich eine Impulsantwort als Summe von Exponentialtermen darstellen“). Dabei ist doch mein tau=55 a die Realität und approximiert den ppm-Anstieg von Mauna Loa optimal, während die ppm beim Bern-Modell längerfristig erheblich zu weit ansteigen und sich eine Approximation mit einem völlig unrealistischen tau von 570 (!) Jahren ergibt.

In Abb.1 wurde gemäß Dr. Joos 2013 sowie mit dem Dietze-tau von 55 a nachgerechnet. Hier würde (abgesehen vom Remanent-Term von 21,73%, der auch für jede Emission gilt) anfangs z.B. für +140 ppm und tau=4,3 a der anthropogene Senkenfluss Inventar/tau=69,1 GtC/a (!!) sein und beim höchsten tau=394 a nach längerer Zeit nur 0,75 GtC/a – also nur etwa 1/100 (!!) des Anfangswerts (wobei natürlich noch der Boxenfaktor Ai zu berücksichtigen wäre). Beim Modell mit tau=55 a und 33% Zusatzpuffer beträgt der Senkenfluss anfangs realistische 7,2 GtC/a.

Hier wird deutlich, wie extrem das IRF-Modell die reale CO2-Physik durch G(t) vergewaltigt, zumal ja die Atmosphäre nicht in getrennte Boxen aufgeteilt werden kann, die nach einiger Zeit wegen unterschiedlichem tau ganz unterschiedliche ppm-Werte haben, welche dann (multipliziert mit dem Faktor Ai) addiert (!) werden.

Dass sich in der Simulation für IPCC bis 2130 für den ppm-Anstieg ein effektives tau von 570 a ergibt, zeigt Abb.2, wo auch zu sehen ist dass bei einer Testrechnung mit Konstanthaltung der heutigen Emission über 110 Jahre CO2 wegen ansteigender Senkenflüsse nur bis auf max. harmlose 500 ppm ansteigt – beim IPCC wären es etwa 700 ppm.

Abb.1: Vergleichsrechnung von G(t) nach Nullemission, IPCC-IRT vs. Dietze von Herrn Heß.

Abb.2: Testrechnung für den weiteren ppm-Anstieg bei konstanter heutiger globaler Emission für 110 Jahre, Dietze vs. IPCC.

 

 




Ein Monitoringbericht oder: Keine Wende bei der Wende

Nach dem Amtsantritt der schwarz-roten Regierung versprach Wirtschaftsministerin Katherina Reiche eine Bestandsaufnahme der Energiewende. Sie gab einen Monitoringbericht in Auftrag, der mit Hoffnungen oder Befürchtungen verbunden wurde. Nun wissen wir, es wird sich wenig ändern. Raider heißt jetzt Twix.

 

von Frank Hennig

Energiewende effizient machen“ lautet der offizielle Titel des Berichts. Ministerin Reiche hatte mit dem Energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln (EWI) und der privaten BET Consulting GmbH zwei Institutionen mit dem Monitoringbericht beauftragt, die als energiebranchenfreundlich gelten, aber nicht dezidiert die „Erneuerbaren“ als Arbeitsschwerpunkt haben. Das weckte frühzeitig Kritik von Seiten der Wind- und Sonnenbarone und ihrer Verbände. Es bestand die Gefahr, dass nicht mehr alle Entscheidungen der CO2-Minderung und dem Ausbau der „Erneuerbaren“ untergeordnet werden, sondern eine – eigentlich längst überfällige – systemische Betrachtung erfolgt. Nicht Agora und das DIW durften erwartbare Ergebnisse aufschreiben, sondern Institute, denen eine Nähe zur Energiewirtschaft unterstellt wird. Wie schrecklich – Wirtschaftsnähe! Eine Wirtschaft, die täglich konkret das System am Laufen hält und immer liefert, auch wenn kein Energiewende-Wetter herrscht.

Am 15. September stellten Vertreter der Auftragnehmer den Monitoringbericht der Presse vor. Zentrale Themenfelder wurden bearbeitet: der künftige Strombedarf, der Ausbau der „Erneuerbaren“, der Stromnetzausbau, der Wasserstoff-„Hochlauf“, die Versorgungssicherheit und die Digitalisierung.

Verkürzt kann man konstatieren, dass von einem „Abwürgen“ der Energiewende nicht die Rede sein kann. Weder werden das 80-Prozent-Ziel („Erneuerbaren“-Produktion im Jahr 2030) noch die illusorische Dekarbonisierung bis 2045 in Frage gestellt. Sanfte Korrekturen werden beim erwarteten Stromverbrauch angebracht, was nicht gerade eines hochkarätigen Gutachtens bedurfte. Dass sich E-Mobile und Wärmepumpen schlechter verkaufen, als im Habeckschen Staatsplan vorgesehen, dürfte sich herumgesprochen haben. Die Abwanderung von Industrie hat sich als Trend verfestigt. Viele Sachverhalte werden korrekt beschrieben, nötige Folgerungen fehlen. Teils sind die Ausführungen widersprüchlich.

Dass weitere Industrie abwandern wird, ist keine gewagte Prognose, sondern eine ziemlich sichere Perspektive. Wenn sogar die selbsternannte „Transformationsgewerkschaft“ IG BCE konstatiert, dass der Emissionshandel unsere Betriebe umbringt und der Zeitplan zur Dekarbonisierung die Unternehmen überfordere, wenn ostdeutsche Betriebsräte noch nie so viele Arbeitsplätzte wie heute bedroht sehen, die Energiewende mit einer Operation am offenen Herzen der Volkswirtschaft vergleichen und fürchten, dass dieser Patient droht, auf dem OP-Tisch zu sterben, wären deutlichere Worte der Sprecher der beauftragten Institute zu erwarten gewesen. Stattdessen samtweiche Formulierungen, wohl um nicht anzuecken.

Nach mehr als 25 Jahren Energiewende bestand in Erwartung des Berichts die Hoffnung auf ein Energiewende-Management, dass die Abhängigkeiten im System, zum Beispiel beim Zubau volatiler Erzeuger und dem Netzausbau, berücksichtigt.

Stattdessen soll ungebremst der Ausbau der „Erneuerbaren“ weitergehen, obwohl der Netzausbau sich nicht mehr beschleunigen lässt und Speicher riesenhafter Kapazitäten mittelfristig nicht entstehen können. Eine bessere „räumliche Steuerung“ des „Erneuerbaren“-Ausbaus ruft hingegen nach weitergehenden Gesetzen und Regelungen durch Behörden. Damit ist ein weiterer Bürokratieaufbau vorprogrammiert.

Desweiteren ist vom Wasserstoff-„Hochlauf“ die Rede, als hätte es die zahlreich gestorbenen H2-Projekte der letzten Wochen und Monate nicht gegeben. Die fehlende Wirtschaftlichkeit eines Wasserstoffsystems wird zwar angesprochen, aber Folgerungen werden nicht abgeleitet.

Der größte Mangel des Monitorings besteht darin, dass es offenbar keine deutlichen Änderungen am Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geben soll. Damit bleiben die Verwerfungen durch Einspeisevorrang, Festvergütung und Bezahlung von Phantomstrom bestehen. Die PV-Vergütung für Neuanlagen soll entfallen. Das wäre heute schon und auch für Bestandsanlagen zumutbar.

Die Vergütung von Ökostrom bei negativen Preisen an der Strombörse ist an volkswirtschaftlicher Idiotie kaum zu überbieten. Die Tatsache, dass schon bei der Herstellung eines Produkts das Wissen um seine kostenpflichtige Entsorgung besteht, ist skandalös und die daraus folgenden negativen Marktpreise entspringen blankem wirtschaftspolitischem Unfug und widersprechen jeglicher Vernunft. Auch dafür steht nun Katherina Reiche. Weitere schädliche Gesetze stünden zur Änderung, besser noch, zur Streichung an, zum Beispiel das wachstumsfeindliche hochbürokratische Energieeffizienzgesetz (EnEfG).

Einzig ableitbare Konsequenz aus der verfahrenen Lage wäre ein Ausbaumoratorium der „Erneuerbaren“. Mit den vorgelegten Ergebnissen und folgenden kosmetischen Maßnahmen wird es nicht gelingen, Wirtschaftlichkeit herzustellen, Versorgungssicherheit zu erhalten und die deutsche Wirtschaft wieder international konkurrenzfähig zu machen.

Natürlich finden sich Kritiker, denen schon leichte Veränderungen zu viel sind. Greenpeace beklagt, dass die Klimaschäden nicht eingepreist würden. Wie die berechnet werden bei einem 1,6-prozentigen deutschen Emissionsanteil und dass Klima-Anpassungskosten ohnehin anfallen werden, interessiert grüne Ideologen nicht. Von deutschem Boden aus werden wir am globalen Klimawandel nichts ändern, wenn China im Jahr 2024 eine Rekordzahl an Kohlekraftwerken in Betrieb nahm und auch andere wachsende Länder ihre fossilen Kapazitäten ausbauen. Es gehört zur Ideologie von Greenpeace und regierungsbezahlter „Nichtregierungs“-Organisationen, trotzdem an der Forderung nach Klimakampf um jeden Preis festzuhalten und weiter die Schuldzuschreibung den Menschen hierzulande zu betreiben. Ziel ist, die Forderung nach „mehr Erneuerbaren“ permanent zu indoktrinieren und die Menschen dazu zu bringen, regierungsamtliche Zumutungen klaglos hinzunehmen.

Mitleid mit Politkern?

Dabei kann einem Katherina Reiche eigentlich leidtun. Mit ihrem Vorwissen aus Politik und Energiewirtschaft unterscheidet sie sich deutlich von ihren minderleistenden Vorgängern. Peter Altmaier war ein fachfremder Paladin Merkels, Habeck ein knallharter ideologisierter Philosoph, beide waren in Fragen der Wirtschaft weitgehend ahnungslos. Vorvorgänger Sigmar Gabriel nahm die Realitäten insofern wahr, dass er feststellte, dass wir hinsichtlich der Energiewende für die meisten Länder der Welt sowieso die Bekloppten seien.

Wenn Ministerin Reiche dürfte, würde sie mit Sicherheit deutliche Entscheidungen treffen. Allein der Versuch wäre das Ende der Koalition und würde von Kanzler Merz verhindert. Sie wäre dann auch ihr Amt los. Der Kanzler ohne Rückgrat würde umfallen, wenn die SPD-Fraktion auch nur den Mund zum Pfeifen spitzt.

Kritik ließ vom Koalitionspartner nicht lange auf sich warten. Mit diesem wird es keine zukunftsfähige Energiewende-Wende geben. Doktor Nina Scheer ist für die SPD Obfrau im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und will das Erbe ihres Vaters, dem Solarpapst Herrmann Scheer, erfüllt sehen. Forderungen nach Kürzungen im „Erneuerbaren“-Bereich wie auch eine Verlängerung von Laufzeiten der Kohlekraftwerke werden hier auf erbitterten Widerstand treffen.

Da es aber terminlich ausgeschlossen werden kann, dass im Jahr 2030 eine nennenswerte Zahl an neuen Gaskraftwerke läuft, müsste man schon heute über den Elefanten im Raum, das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG), reden und es zeitnah novellieren. Die SPD wird das verhindern, solange es geht und bis der Druck der Realitäten zu groß wird.

Egal, was Ministerin Reiche künftig an Handlungsspielraum bleibt, es wird nicht reichen. Sie wird obendrein die „Gas-Kathi“ sein, weil die Rotgrünen ein Feindbild brauchen, das man regelmäßig auf niedrigem Niveau angreifen kann. Eine Wende von der Wende wird es nicht geben.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier

 




Die Klimakonferenzen werden immer dekadenter

Das brasilianische Belém hat als Austragungsort der diesjährigen Klimakonferenz zu wenig Unterkünfte. Deshalb sind die Preise für Unterbringung ins Unermessliche gestiegen. Doch die Bettennot ist nur einer der Auswüchse der monströsen Weltrettungs-Anlässe.

Von Peter Panther

«Unsere Zimmer verfügen über erotische Stühle. Möchten Sie, dass wir diese entfernen?» Diese Frage bekommen die Klimakonferenz-Teilnehmer per E-Mail gestellt, die ihre Nächte in Belém im Liebeshotel «Love Lomas» verbringen werden. Ricardo Teixeira, Besitzer des Lokals, stellt seine 48 Zimmer im kommenden November für andere Zwecke als die üblichen bereit. Um seine Gäste nicht vor den Kopf zu stossen, unterzieht Teixeira die Räumlichkeiten einer «Ent-Erotisierungskampagne», wie im britischen «Guardian» zu lesen war: Stangen zum Pole Dance werden verdeckt, Matratzen ausgetauscht und kitschige Kunstwerke eingelagert.

Die Bettennot ist gross in Belém. Bis zu 50’000 Teilnehmer aus der ganzen Welt werden für die 30. Austragung der Uno-Klimakonferenz vom 10. bis 21. November erwartet. Doch die Stadt am Amazonas verfügt eigentlich nur über rund 18’000 Unterkünfte. Darum wird jetzt überall händeringend nach zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Neben Liebeshotels sind beispielsweise auch die Besitzer von abgelegenen Ferienhäuschen bereit, ihre Lokalitäten temporär umzufunktionieren.

Mehrere Tausend Franken für eine einzige Nacht 

Und nicht wenige Immobilienbesitzer wittern das grosse Geschäft. Jedenfalls sind die Preise für Zimmer während der COP 30 in schwindelerregende Höhen gestiegen. Zum Teil werden mehrere tausend Dollar verlangt – für eine einzige Nacht.

Doch es reicht dennoch hinten und vorne nicht. Noch immer haben zahlreiche Länder keine Unterbringung für Ihre Delegierten organisieren können. Entsprechend wächst der Unmut. So liess Krzysztof Bolesta, Leiter der polnischen Delegation verlauten: «Wir haben keine Unterkünfte. (…) Im Extremfall müssen wir gar nicht erscheinen.»

Bereits im Juli hielt die Uno wegen der fehlenden Betten in Belém eine Dringlichkeitssitzung ab. Es wurde dabei unter anderem gefordert, dass ärmere Staaten ihre Delegationen verkleinern sollten. Das stiess Richard Muyungi, Vorsitzender der African Group of Negotiators, sauer auf. «Wir sind nicht bereit, die Zahl [unserer Vertreter] zu kürzen», gab er bekannt. «Brasilien hat viele Optionen, um eine bessere COP auszurichten.»

In der Tat wurde von Brasilien gefordert, den Klimagipfel in eine andere Stadt zu verlegen, wenn es nicht rasch genug bezahlbare Unterkünfte gebe. Denn es dürfe nicht sein, dass ausgerechnet die ärmsten Länder, die angeblich am meisten unter dem Klimawandel leiden,wegen der hohen Zimmerpreise von der Konferenz ausgeschlossen würden.

«Schlafen Sie unter den Sternen – und es wird wunderbar sein»

Brasilien ging darauf nicht ein – ebenso wenig wir auf die Forderung, allen Delegierten die Hotelkosten während des Klimagipfels zu subventionieren. «Schlafen Sie unter den Sternen – und es wird wunderbar sein», lautete der lapidare Kommentar von Brasiliens Präsident Lula da Silva zur Bettennot. Die Watchdog-Organisation Climate Observatory warnte indes, der Gipfel könne zum «ausschliessendsten der Geschichte» werden.

Eine Massnahme gegen fehlende Unterkünfte hatte Brasilien schon im Juni angekündigt: Während der Konferenz sollen die beiden Kreuzfahrtschiffe «MSC Seaview» und «Coast Diadema» im Hafen von Belém liegen und Platz für etwa 6000 Teilnehmer bieten. Diese Massnahme wirkt besonders schräg – stehen Kreuzfahrtschiffe wegen ihres relativ hohen CO₂-Ausstosses doch ganz oben auf der Hassliste von Klimaschützern.

Zu reden gab in den letzten Monaten auch der Bau einer neuen Autobahn bei Belém. Die vierspurige Strasse führt quer durch den Regenwald – mit entsprechender Zerstörung von Natur. Brasilien stellte zwar in Abrede, dass die Strasse in Zusammenhang mit dem Klimagipfel stehe. Es scheint aber offensichtlich, dass dieser Neubau mit der Teilnehmerflut an der COP 30 zu tun hat.

Fast alle Konferenz-Teilnehmer reisen mit dem Flugzeug an

Das Problem ist grundsätzlicher Art: Die Klimakonferenzen der Uno haben sich zu einem monströs grossen Happening entwickelt. Jahr für Jahr pilgern Zehntausende von Staatschefs, Verhandlern, Aktivisten und Journalisten an einen anderen Ort irgendwo auf der Erde, um hier ihr Weltrettungsprojekt voranzubringen.

An der ersten Klimakonferenz 1995 in Berlin gab es erst einige Tausend Teilnehmer. 2015 in Paris waren dann erstmals über 30’000 dabei. Vor zwei Jahren in Dubai nahmen angeblich fast 100’000 Personen teil, während die Teilnehmerzahl letztes Jahr in Baku (Aserbaidschan) wieder auf etwa 50’000 zurückging. Auffällig dabei: Sonnige, warme Konferenz-Destinationen scheinen besonders beliebt zu sein.

Und fast alle diese Konferenz-Touristen reisen mit dem Flugzeug an. Belém etwa ist auf dem Landweg nur sehr schwer erreichbar. Viele Klimaschützer werden bei der Ankunft eine Reise um den halben Globus hinter sich haben – was insgesamt mit einem gigantisch hohen CO₂-Ausstoss einhergeht.

Manche besonders betuchten Teilnehmer benutzen für die Anreise gar ihr Privatflugzeug. Jedenfalls wurden an den Klimakonferenzen der letzten Jahre auf den umliegenden Flughäfen jeweils Hunderte von gelandeten Kleinflugzeugen registriert. Flüge mit dem Privatflugzeug verursachen pro Person besonders viele Klimagase.

So leicht lässt man sich einen Urlaub an der Sonne nicht madig machen

Es gibt keine Anzeichen, dass die mittlerweile 30-jährige Geschichte der Uno-Klimakonferenzen irgendeinen dämpfenden Effekt auf die globalen CO₂-Emissionen gehabt hätte. Doch von Misserfolgen lassen sich die Klimabewegten nicht abbringen. Unbeirrbar führen sie den Konferenz-Zirkus weiter. Ihre Veranstaltungen sind zwar längst zu einem höchst dekadenten Ereignis geworden. Doch so leicht lässt man sich einen zwölftägigen «Klimaurlaub» – am liebsten irgendwo an der wärmenden Sonne – nicht madig machen.