Gorleben- Offizielle vorläufige Sicherheitsanalyse ergibt: Gorleben ist geeignet

Frau Dr. Barbara Hendricks, die neue Ministerin des Bundesministeriums für Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit, sagte in der RHEINISCH POST vom 21.12.2013 „Wir beginnen jetzt nach strengen wissenschaftlichen Kriterien die Suche nach einem bestmöglichen Endlagerstandort … Für sie als überzeugte Christin sei es immer ‚gotteslästerlich‘ gewesen, dass Menschen dachten, sie könnten etwas für Millionen Jahre garantieren …“ . Die Existenz natürlicher Kernreaktoren und natürlicher Endlager (OKLO) (2*) ist ihr anscheinend nicht  bekannt.

Anlass

In einer gemeinsamen Erklärung von Bundesminister Röttgen und dem Präsidenten des BfS König wurde im November 2010 die Erstellung einer vorläufigen Sicherheitsanalyse für den Standort Gorleben (VSG) angekündigt: „Das Moratorium würde zum 1. Oktober 2010 wieder aufgehoben. Mit der Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten solle endlich Klarheit geschaffen werden … eine ergebnisoffene Erkundung muss die Eignung oder Nichteignung des Salzstocks Gorleben umfassend begründen. Sollte sich der Salzstock als ungeeignet erweisen, müssen wir neue Wege finden …“ Bei der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) wurde deshalb diese vorläufige Sicherheitsanalyse für Gorleben (SVG) in Auftrag gegeben, die alle bisherigen Untersuchungen analysieren und zusammenfassen soll (H. Fuchs; 2013) (3*). Der Ergebnisbericht der GRS zur „Vorläufige Sicherheitsanalyse für den Standort“ Gorleben (VSG) liegt inzwischen vor (GRS-290; 2012) (4*).

Hauptziele

Als die drei Hauptziele des Auftrags an die GRS werden genannt:
♦„Gestützt auf die Ergebnisse von Analysen zur Integrität der Salzstruktur Gorleben und einer radiologischen Konsequenzanalyse … sollte eine vorläufige Eignungsaussage zum Standort Gorleben  abgeleitet werden  …Dabei wäre nachvollziehbar darzulegen gewesen, ob … am Standort Gorleben wärme entwickelnde radioaktive Abfälle sicher eingelagert werden könnten, oder ob jetzt schon Fakten vorliegen, die gegen eine Eignung sprechen.
  „Da die sicherheitliche Beurteilung eines Endlagersystems nicht alleine auf der Basis der Standorteigenschaften erfolgen kann … sollten Endlagerkonzepte entwickelt werden, welche, soweit dies während der Laufzeit des Vorhabens VSG möglich ist, optimiert werden.
  „Weiterhin sollte der aus heutiger Sicht erforderliche FuE-Bedarf identifiziert und systematisch zusammengestellt werden.“
Erhellend ist jedoch die politische Wende, die allerdings an der fachlichen Aussage der vorläufigen Sicherheitsaussage nichts verändert: Zur Amtszeit von Herrn Minister Altmaier wurde auf Wunsch des BMU am 21.08.2012 im Rahmen eines Änderungsvertrages zu diesem Vorhaben vereinbart: „Auf eine dezidierte vorläufige Eignungsprognose für den Standort Gorleben zu verzichten“. Dies erklärt, dass die ursprünglichen Ziele im Endbericht nun im Konjunktiv geschrieben wurden. Die Wissenschaftler haben sich an diesen politischen Aufruf jedoch nur begrenzt gehalten.

Vorgehensweise

Die „Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben“ zeichnet sich dadurch aus, dass die seit Mitte der 1990er Jahre erarbeiteten Einzelergebnisse der Endlagerforschung bezüglich des lang zeitigen Einschlusses radioaktiver Abfälle in Salzstöcken und die bisherigen Erkundungsergebnisse zum Standort Gorleben für die durchzuführende Langzeitsicherheitsanalyse zusammengeführt wurden. Die Beteiligung vieler Wissenschaftseinrichtungen, die über Jahrzehnte langes Knowhow zu allen endlagerrelevanten Aspekten verfügen, und deren direkte interdisziplinäre Zusammenarbeit unter wissenschaftlicher Führung eines Steering Committee hat sich bewährt. Für eine interne Qualitätsprüfung war der Einbezug von Wissenschaftseinrichtungen wie z. B. Universitäten, die nicht in aktuelle Endlagerprojekte involviert sind und die daher prädestiniert waren, Methodik und Datenlagen im Vorhaben VSG kritisch zu hinterfragen.

Ergebnis

Es ist ein umfassender Bericht, der nicht nur die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen von Gorleben in fünfzehn einzelnen Arbeitspaketen zusammenführt und ausführlich bewertet, sondern auch eine Anzahl von Vorschlägen aufzeigt, welche Untersuchungen und Analysen noch durchzuführen sind, um eine endgültige Sicherheitsanalyse für eine Planfeststellung zu erstellen. K.O. -Kriterien zum Gesamtprojekt Gorleben sind weder in den fünfzehn Arbeitspaketen noch in dem Gesamtbericht zu finden. 
Der Bericht zeigt die Komplexität der Erstellung einer Langzeitsicherheitsanalyse eines Standortes für ein Endlager. Diese Komplexität macht es politischen und ideologischen Gegnern leicht, mit einfachen Sprüchen sachliche Argumente nicht zur Kenntnis zu nehmen und diese Sprüche in Parteien, Bürgerforen, Netzwerken etc. aber auch mit Hilfe der Presse zu verbreiten. Hier ist es die  Aufgabe der Wissenschaft, über die Wirklichkeit Klarheit zu schaffen. Denn wenn Gegner der Endlagerung die Aufmerksamkeit der Massen suchen, produzieren sie statt Aufklärung Schattenwahrheiten, die sich über Jahrzehnte wie Mehltau auf alle Sektoren von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft legt. Und dies führte zu nicht gerechtfertigten Vorurteilen, Massenbefindlichkeiten und gefühlten Risiken und festigen oder auch verstärken Befindlichkeiten – ein leider vermutlich nicht zu ändernder Grundmangel der Demokratie: „In einer Demokratie wird der gewählt, der sich dem Publikum angenehm macht. Das ist einer der schweren Geburtsfehler jeder Demokratie …“ Das hat schon Helmut Schmidt erkannt. 
Für zukünftig zu erwartende Schadensersatzforderungen sind der Bericht  „International Group Gorleben“ (2001) (5*) sowie die „Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben (VSG)“ der GRS wichtig, denn in beiden gibt es keine Hinweise zu den wissenschaftlichen sowie technischen Ergebnissen, die einer Eignungshöffigkeit von Gorleben widersprechen. Die Verzögerungen sind somit ausschließlich eine Folge der Politik. Die Furcht vor diesem Sachverhalt dürfte wohl der Grund für die schwammige Aussage von Bundesumweltministerin Dr. Hendricks sein (Zeit online, Newsticker, 10. April 2014): „… sie hält ein Ausscheiden des Salzstocks Gorleben aus der Suche nach einem Atommüll-Endlager für möglich. Sie könne es sich ’sehr gut vorstellen‘, dass Gorleben nach wissenschaftlichen Kriterien nicht weiter in Frage komme. Eine ‚politische Vorfestlegung‘ gegen Gorleben könne es aber nicht geben, betonte sie. Gorleben müsse genauso untersucht werden wie alle anderen denkbaren Standorte“.( ???)

Transparenz

Bei der Endlagerung geht es um Transparenz und Glaubwürdigkeit. Und um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, habe ich davon Abstand genommen, selbst eine zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse einzelner Arbeitspakete zu erstellen. Dies  würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Für interessierte Laien und möglicherweise auch für die Presse möchte ich die Wissenschaftler selbst sprechen lassen, indem ich die Ergebnisse (Fazite) zu ihren Arbeitspaketen mit Angabe der Seitenzahl im ANHANG aufliste. So kann der interessierte Leser schnell die Themen, die ihn besonders interessieren, identifizieren und die wissenschaftliche Begründung dazu anhand der Originaltexte schnell finden.  Die Auswahl der aufgeführten Arbeitspakete ist beliebig.

Zukunft

            Jede Berichterstattung über Gorleben, sei sie von Politikern, selbsternannten Fachleuten, Zeitgeist-Journalisten, NGOs, Bürgerforen, sogenannten „Gutmenschen“ und vielen mehr – siehe negativ-Beispiel „Hans Brakhagen (6*) – sollte sich in Zukunft an den nachvollziehbaren Ergebnissen der Wissenschaftler messen lassen. Damit würde sich die immer wieder gebetsmühlenartig geforderte Transparenz für die Bürger beträchtlich erhöhen.
Der Bericht zeigt aber auch, dass die Suche nach zwei zusätzlichen Standorten  für die Endlagerung von wärme entwickelnden radioaktiven Abfällen und deren Erkundung und Bewertung – man verpflichtet sich ja, den besten zu finden –  in nicht Salinaren Formationen bedeutend schwieriger sein wird als bei Gorleben (N. Deisenroth & R. Kokorsch, 2011, S.14ff ) (7*). Beispielhaft sind hier einige der bedeutendsten Nachteile zu nennen: Insbesondere bei Tongesteinen aber auch bei Graniten müssen wegen der geforderten niederen Inaktivierungstemperaturen der Endlagerbehälter bedeutend größere Erkundungs- und später Einlagerungsbereiche untersucht werden, um einen geforderten mineralischen und tektonischen Homogenbereich in der gewählten Gesteinsformation abzugrenzen (z.B. ca. 3 Quadratkilometer im Salz bzw. 10 bis 15 Quadratkilometer bei Ton und Granit). Denn von den physikalischen Eigenschaften der Tongesteine werden vor allem die Wärmeleitfähigkeit und die Temperaturbelastung sowie die Hohlraumstabilität als gering bis sehr gering eingestuft. Auch dürfen keine Erkenntnisse vorliegen, welche die Einhaltung der geowissenschaftlichen Mindestanforderungen zur Gebirgsdurchlässigkeit, Mächtigkeit und Ausdehnung des einschlusswirksamen Gebirgsbereiches für lange Zeiträume erscheinen lässt. Die Mächtigkeit der deutschen Tonsteinvorkommen erlaubt z.B. für Bohrlocheinlagerung nur Bohrlängen von max. 50 Metern. Die bergmännische Auffahrung und Unterhaltung der Einlagerungsräume im Tongestein, das Stahl- oder Betonausbau erfordert, ist deutlich aufwendiger als  im Steinsalz etc. etc.
Vom Umweltministerium wird gefordert :Wir beginnen jetzt nach strengen wissenschaftlichen Kriterien die Suche nach einem bestmöglichen Endlagerstandort ..“, Deshalb ist es notwendig, für den Vergleich zwischen dem heute bestehenden hohen Erkenntnisstand von Gorleben, für die zwei neuen Standorte zumindest den Erkenntnisstand zu erarbeiten, der heute bei Gorleben erreicht ist. Dies wird Jahrzehnte dauern, die Kosten werden sich auf zweistellige Milliardenbeträge belaufen, wenn es ohne Bürgerproteste abläuft. Sind Bürgerproteste wie beispielsweise bei dem Bau der Stromautobahn von Norden nach Süden als Folge der sogenannten Energiewende zu erwarten, wird alles noch viel teurer werden und das nur, weil in Deutschland Ideologie vor Vernunft und Wissen steht (H. Fuchs & R. Kamradek, 2013) (8*). Der finanzielle Aufwand für diesen Weg ist – ohne die mehrstelligen Milliarden Beträge für die Suche nach neuen Standorten auf der grünen Wiese – an den Kostenprognosen der Energiewende absehbar (F.A.Z vom 21. Februar): Stand 2004: 2,3 Milliarden Euro, Stand 2014: 23,6 Milliarden und das mit rasant steigendem Kohleverbrauch und beträchtlich weniger Landschaft- und Klimaschutz.
Erinnert die heutige Situation nicht an das Mittelalter, als der Naturwissenschaftler Nikolaus Kopernikus ohne Erfolg lebenslang gegen den Glauben der Kirche argumentierte, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums.
Die Finnen sind heute schon weiter (F.A.Z vom 22. April: „Bis zur nächsten Eiszeit“)! Sie haben begonnen, einen Standort für ein sicheres – nicht das sicherste – Endlager zu untersuchen.
(1*)       GRS-VSG Bericht: GRS 290
            GRS ist eine gemeinnützige technisch-wissenschaftliche Forschungs- und    Sachverständigenorganisation. Sie verfügt über interdisziplinäres Wissen,fortschrittliche Methoden         und qualifizierte Daten, um die Sicherheit technischer Anlagen zu bewerten und weiterzuentwickeln.          Sie gehört zu 46 % der          Bundesrepublik Deutschland und zu 46 % den Technischen Überwachungs- Vereinen (TÜV) und dem Germanischen Lloyd.            Jeweils 4 % der Anteile der GRS haben das Land Nordrhein-Westfalen und der Freistaat Bayern inne.
(2*)       OKLO: „Der natürliche Reaktor von Oklo“ G.Ries, SciLogs online, 2011,
(3*)       H.Fuchs, Gorleben, das Endlagersuchgesetz, NovoArgumente online,2013
(4*)       GRS-290 (PDF 10.07 MB) oder, ISBN 978-3-939355-66-3
(5*)       International Expert Group Gorleben, 2001: , „Repository Project Gorleben – Evaluation of the    Present Situation, online 31.07.2013.
(6*)       Hans Brakhage: www.hans-brakhage.de/belgaraths-turmzimmer/asse-gorleben-html
(7*)       N. Deisenroth & R. Kokorsch, „Vergleich der Salzstöcke Asse und Gorleben hinsichtlich ihrer           Eignung für die Endlagerung radioaktiver Abfälle“ in der Zeitschrift GEZÄHEKISTE, Heft 7,          Nr.1; 2011.
(8*)       H.Fuchs & R. Kamradek, „Die German Angst“, Bookshouse Verlag, 2013
Anhang zur Bewertung 
            Kapitel 5 Umsetzung des Sicherheits- und Nachweiskonzept im Vorhaben VSG S.77 bis S. 256
            Fazit S.103, M
            „Zusammenfassend ist festzustellen, dass keine grundsätzlichen Zweifel an der technischen Umsetzbarkeit der im Vorhaben entwickelten  Auffahrungs- und Einlagerungskonzepte bestehen …“ 
            Fazit S.110, M1
            „… dass die Maßnahme M1 bei der Auslegung der Grubengebäude auf konzeptioneller Basis umgesetzt wurde. Die Anzahl, Längen und Querschnitte der Einlagerungsstrecken bzw. Einlagerungsbohrlöchern ergeben sich aus der Anzahl der und den Abmessungen der Behälter … In zukünftigen Optimierungen können sicherheitstechnische Zielsetzungen von Bedeutung sein …“
            Fazit S.118, M10
            „… dass die geforderte Maßnahme M10 konzeptionell insgesamt umgesetzt und auch in der Realität betriebstechnisch mit heutiger Bergbautechnik umsetzbar ist .“ 
            Fazit S.126 M12, M15
            „… dass die Forderung, die sich aus den Maßnahmen M12 und M15 ableiten, im Vorhaben  VSG auf konzeptioneller Basis für den Fall der Strecken-und Bohrlochlagerung umgesetzt wurden …“ 
            Fazit S.131  M13 M14
            „… dass das Hauptsalz im Kernbereich des Salzstocks und damit auch in der Umgebung des Einlagerungsbereiches auf Grund der geologischen Entwicklungsgeschichte durch eine halokinetisch bedingte intensive Deformation und daraus resultierende Homogenisierung gekennzeichnet ist. Gleichzeitig weist es einen hohen Rekristallisationsgrad und die Abwesenheit von hydraulischen Klüften, Störungen oder makroskopischen Lösungsvorkommen auf …
„Die Erfüllung der mit der Maßnahme M2 verbundenen Anforderungen an die Eigenschaften der geologischen Barriere kann daher unter der grundlegenden Annahme im Vorhaben VSG, dass die im Erkundungsbereich 1 erzielten Erkundungsergebnisse auf nicht erkundete Hauptsalzpartien übertragen werden können, grundsätzlich als gegeben angesehen werden …“ 
            Fazit S.137, M13, M14
            „Die im Vorhaben VSG durchgeführte Endlagerplanung sieht den Einlagerungsbereich der Streckenlagerung auf der 870-m-Sohle vor. Auch das Prinzip der Bohrlochlagerung (Variante C) sieht das Niveau der Überfahrungsstrecken, von denen aus die Bohrlöcher beladen werden, auf einer Teufe von 870m vor. Durch die Endlagerplanung ist gewährleistet, dass große Mächtigkeiten der Salzbarriere zu den Seiten sowie nach oben zum Salzspiegel vorhanden sind …“
            Fazit S.138 M14
            „Für die nächste eine Million Jahre ist davon auszugehen, dass aufgrund der geringen verbliebenen Mengen mobilisierbaren Hauptsalzes im Bereich der Zechstein-Basis und unter dem Einfluss des rezenten Hauptspannungsfeldes keine erneute massive Salzeinwanderung in die Struktur mit entscheidenden Änderungen der geologischen Standortverhältnisse stattfinden …“
            Fazit S.170, M6, M7, M8, M16
            „… dass die Maßnahme M7 zwar durch das im Vorhaben VSG entwickelten Verschlusskonzept auf konzeptioneller Basis formal umgesetzt wurde und erfolgversprechend erscheint. Trotz umfangreicher Untersuchungen in der Vergangenheit fehlt jedoch noch ein fundiertes Prozessverständnis bezüglich der erreichbaren Endporosität und zur Geschwindigkeit der Salzgruskompaktion bei geringer Feuchtigkeitszugabe unter realen Endlagerbedingungen. Es gelten diesbezüglich die gleichen Vorbehalte, die im Zusammenhang mit der Umsetzbarkeit der Maßnahmen M6, M8, und M16 dargestellt wurden …“ 
            Fazit S. 229 Einschluss der Nuklide
            „Aufgrund der großräumigen Integrität der an das Endlagerbergwerk angrenzenden Bereiche der geologischen Barriere, der Integrität der Verschlussbauwerke über ihre Funktionsdauer sowie der Einschlusseigenschaften des kompaktierten Versatzes kann für den Standort ein einschlusswirksamer Gebirgsbereich in Lage und Grenze ausgewiesen werden …
            Kapitel 6  Zusammenfassung der Ergebnisse S. 257 bis S.312
            Kapitel 6.1 Grundlegende Annahmen  S. 257 „… Ein Großteil der im Vorhaben VSG erzielten Ergebnisse und die nachfolgenden Ausführungen stehen unter dem Vorbehalt, dass die Ergebnisse zukünftiger Erkundungs- bzw. Forschungsarbeiten bestätigen, dass die  nachfolgend aufgelisteten grundlegenden Annahmen zutreffen…“ 
            Kapitel 6.2 Umsetzung der Sicherheitsanforderungen des BMU im Vorhaben VSG 
            Kapitel 6.2.1 Anforderungen an die Endlagerauslegung
            Fazit S.267
            „… Zusammenfassend ist folgendes festzustellen: Die Sicherheitsanforderungen des BMU an die Endlagerauslegung können generell auf der für eine vorläufige Sicherheitsanalyse typischen konzeptuellen Ebene als erfüllt bzw. in Zukunft als erfüllbar angesehen werden. …“  
            Kapitel 6.2.2 Anforderungen an die Nachweisführung
            Fazit: S.288
            „Aus den im vorangegangenen dargelegten Gründen wird davon ausgegangen, dass die Anforderungen an die langzeitsicherheitsgerichteten Nachweise, soweit diese den dauerhaften Einschluss der aus den Abfällen stammenden Radionuklide betreffen, auf konzeptioneller Basis umgesetzt wurden …
             …. Die zusammenfassenden Aussagen am Ende des Kapitels 6.2.1 zum FuE-Bedarf bei den im Vorhaben VSG projektierten Verschlussprojekten und zum langfristigen Kompaktionsverhalten von Salzgrusversatz gelten hier gleichermaßen, ebenso wie die Einschränkungen zur Durchführung von Optimierungsmaßnahmen im Vorhaben VSG …“ 
            Kapitel 6.2.3 Anforderungen an Qualität, Dauerhaftigkeit und Robustheit des         Einschlussvermögens des einschlusswirksamen Gebirgsbereiches
            Fazit: S. 301
            „Zusammenfassend wird festgestellt, dass einer zukünftigen potenziellen Beeinträchtigung des Einschlussvermögens des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs durch natürliche Ereignisse und Prozesse planerisch Rechnung getragen wird. Gegen kurzfristige Ereignisse wie Erdbeben … wurden die Verschlussbauwerke ausgelegt.  Den Auswirkungen durch Subrosion, Erosion, Diapirismus sowie Klimaveränderungen wurde durch … eine ausreichende Teufenlage der Einlagerungsbereiche begegnet …“
            Fazit: S. 312
            „… Bezogen auf die Endlagerung von wärmenentwickelnden radioaktiven Abfälle können unter den in Kapitel 6.1 angeführten Vorbehalte sowohl die projektierten Endlagersystemen als auch die hiermit verbundenen Sicherheitsaussagen als robust angesehen werden. Für das Freisetzungsverhalten gasförmiger Radionuklide gilt dies vorbehaltlich der Modell- Prozess- und Datenungewissheiten nur, wenn Behälter unterstellt werden, die über etwa 500 Jahre gasdicht sind. … Die im Vorhaben VSG entwickelten Endlagerkonzepte werden einschließlich der Rückholungskonzepte als realisierbar angesehen…“ 
            Zusammenfassung der im Anhang der Synthese genannten geowissenschaftlichen         Standortbeschreibungen. Bericht zum Arbeitspakete 13 (S. 379 – 424).
            In diesen Anhang wird die Geologie im Zusammenhang mit der zukünftigen geologischen Entwicklungsgeschichte des Endlagers genau beschrieben. Ein Inhaltsverzeichnis zu diesem Anhang ist allerdings nicht zu finden. Deshalb ist für den interessierten Leser diese Themengliederung angeführt:
            A.1 : Schichtenfolge und Lagerungsverhältnisse im Deck- und Nebengebirge: A1.1: Prä-salinarer Untergrund; A1.2: Zechstein; A1.3: Trias bis Oberkreide; A1.4: Tertiär A1.5: Quartär;
            A.2 : Hydrogeologie:  A2.1 Hydrologischer Bau des Deckgebirges; A2.2: Das Süß-/ Salzwassersystem; A2.3: Grundwasserbewegung im Süßwasserkörper; A2.4: Grundwasserbewegung im Salzwasserkörper: 
            A.3 : Geologie des Salzstocks Gorleben:  A3.1: Entwicklungsgeschichte der Salzstruktur Gorleben-Rambo; A3.2: Hutgestein des Salzstocks Gorleben; A3.3: Salzspiegel; A3.4: Subrosion; A3.5: Stratigraphie und Lithologie; A3.6: Klüfte und Störungen im Salinargestein; A3.7: Lösungsvorkommen im Salinargestein; A3.8: Kohlenwasserstoff- und Gasvorkommen im Salinargestein; A3.9: 
            A.4 : Geologische Langzeitprognose: 4.1: Ableitung der zukünftigen Rahmenentwicklung; 4.2: Wahrscheinliche zukünftige geologische Entwicklung am Standort Gorleben; 4.3: Überregionale Entwicklungen; 4.4 Kaltzeitliche Entwicklungen; 4.5: Wenig wahrscheinliche oder auszuschließende Entwicklungen des geologischen Systems am Standort Gorleben. Literaturverzeichnis.
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Was sagte Hans Magnus Enzensberger noch vor kurzem: „Der Schlaf der Vernunft wird bis zu dem Tag anhalten, an dem die Mehrheit der Einwohner unseres Landes am eigenen Leib erfährt, was ihnen widerfahren ist. Vielleicht werden sie sich die Augen reiben und fragen, warum sie die Zeit, zu der Gegenwehr noch möglich gewesen wäre, verschlafen haben:“
Helmut Fuchs
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Der Autor ist auch – zusammen mit Rolf Kamradek – Autor des Politthriller „Die German Angst“ 
 
Näheres zu Dr. Helmut Fuchs finden durch googeln unter „helmut.fuchs.geologe“




Was das Schlachten einer Giraffe und ein Freihandelsabkommen gemeinsam haben

von Lorenz Teufel und Hans-Dieter Radecke
„Natur, rot an Zahn und Klaue.“ Die Zeile stammt von Alfred Lord Tennyson. Er spielt hier auf die unheilbare Hoffnung des Menschen an, „dass Gott Liebe wärʼ / Und Liebe das Gesetz, auf das die Schöpfung baue.“ Unheilbar ist sie nach Tennyson, weil seine Mitmenschen trotz gegenteiliger Erfahrungen daran festhielten, selbst dann „wenn die Natur auch, rot an Zahn und Klaue / Vor Raublust, dieses Credo niederschrie.“
Der Glaube an eine gütige Mutter Natur ist gerade heute wieder allgegenwärtig und trägt nicht selten die Züge religiöser Verblendung. Nachhaltig, gerecht und innovativ ist sie. Mit sanfter ruhiger Hand hält sie alles in der Balance, sorgt in einem perfekten Gleichgewichtssystem uneigennützig für alle ihre Geschöpfe und bringt dabei einen Gleichklang aus Schönheit, Harmonie und erhabener Perfektion hervor. Werden wir mit ihren blutigen Zähnen und Klauen konfrontiert, reagieren wir mit sentimentalem Unverständnis. „Der Sentimentale“, meinte einst Oscar Wilde, „ist einer, der in allen Dingen lächerlich hohe Werte sieht und von nichts den Marktpreis kennt.“
Häufig genug geht dieses naive Naturverständnis bereits so weit, dass Naturkatastrophen gar nicht mehr der Natur selbst zugeschrieben, sondern gänzlich „der Menschheit“ angelastet werden. Lawinen sind dann nur noch die zwangsläufige Folge von Naturraubbau; Stürme, Trockenheiten, Überschwemmungen und Erdbeben sind durch unseren verantwortungslosen CO2-Ausstoß verursacht; Tsunamis werden durch geheime militärische Experimente oder ganz allgemein durch die menschliche Hybris ausgelöst. Da ist es dann nur noch ein Roth-grünes Handumdrehen, und 16 000 japanische Tsunamitote mutieren zu Opfern eines Reaktorunfalls. Niemand hat diesen Naturkitsch besser und kürzer zum Ausdruck gebracht als Herbert Grönemeyer: „Die Erde ist freundlich / Warum wir eigentlich nicht?”
Als vor einigen Wochen in einem dänischen Zoo die Giraffe Marius öffentlich geschlachtet und danach an die Raubtiere verfüttert wurde, brach ein weltweiter Sturm der Entrüstung über die Verantwortlichen herein. Meinungsstarke aber geistesschwache Online-Petitionen wurden gestartet, der Zoodirektor bedroht. Die blutige Fratze der ach so gerechten Natur wollte niemand sehen. Über 90 Prozent aller jemals existierenden Arten hat die angeblich doch so nachhaltige „Mutter Natur“ ausgerottet.
Ähnliche Empörungsstürme brechen bezeichnenderweise los, wenn die Marktwirtschaft ihre von Freiheit verzerrte Fratze erhebt. „Eigentlich“ wird die Marktwirtschaft ja von der Mehrheit aller Deutschen geliebt und geschätzt. Quer durch alle Parteien wird sie hochgelobt und anerkannt. Selbst Stalin-Verehrerin Wagenknecht bekommt feuchte Augen, wenn sie uneigennützig ihre Vollendung fordert. Allerdings ist hier die Rede von einer ganz bestimmten Art von Marktwirtschaft. Sozial, gerecht, nachhaltig, innovativ und moralisch muss sie sein, Arbeitsplätze soll sie schaffen und sichern. Und statt bloß quantitativen Besitz für den Einzelnen, muss sie qualitativen und genfreien Wohlstand für jeden erzeugen. Alles Mögliche darf sie sein, nur allzu frei, das darf sie nicht sein. Denn dann wird sie zum „Morallehrer“.
Besonders deutlich wird die Abscheu gegen diese ungeliebte Seite des Marktes angesichts des bevorstehenden Freihandelsabkommens mit den USA und der Entscheidung des EU-Ministerrates, gentechnisch veränderten Mais NICHT zu verbieten. Da geht ein Gespenst um in Deutschland – das Gespenst des rücksichtslos selektierenden freien Marktes. Ein Massensterben europäischer Filmkulturen stehe uns bevor, warnen Subventionscineasten und Kulturnationalisten. Verordnungsschützer und Regelhüter sehen unkalkulierbare Risiken für unmündige Verbraucher und unsere unbefleckte Genflora voraus, fürchten gar um die letzten Biotope staatlicher Gouvernantenwillkür. Am Ende könne selbst die Wim-Wenders-Förderungsfauna in ernste Gefahr geraten. „Ihr habt nichts zu gewinnen als Freiheit“, schallt es aus allen Subventionspalästen – „aber unser Niveau zu verlieren.“
In seiner sentimentalen Einfalt gleicht dieses Wunschbild vom sozialen Markt auf verblüffende Weise dem romantischen Zerrbild von der Natur. Auch hier finden wir die selben geistlosen Versatzstücke einer romantischen heile-heile-Gänschen-Weltsicht. So wie auf der einen Seite der maßlos konsumierende Mensch für die Katastrophen in einer eigentlich gütigen Natur verantwortlich ist, so ist es in der eigentlich perfekten Welt der sozialen Markwirtschaft die böse Kapitalistin (Bänkerin, Hedgefondsmanagerin), die die heile Welt durch ihre unmäßige Gier in ein Armenhaus verwandelt. Analysiert man es zu Ende, dann gibt es natürlich keinen Zweifel, dass die Kapitalistinnen letztendlich auch für Naturkatastrophen und Artensterben verantwortlich sind. Wer sonst?
Als Charles Darwin vor mehr als 150 Jahren über seiner Evolutionstheorie brütete, sah er sich einem Problem gegenüber. Seine Theorie der natürlichen Selektion basierte auf einem radikalen Individualismus. Nach seiner Ansicht wirkte die Selektion nämlich nicht zum Wohl von Arten, sondern ausschließlich zum Wohl von Individuen und ihres Fortpflanzungserfolges. Damit stand sie im krassen Gegensatz zu den gottgefälligen Ideen seiner Zeitgenossen über eine gütige Schöpfung, die sich liebevoll um jede Spezies sorgt und kümmert. Wenn es aber so war, wie Darwin glaubte, wie konnte dann ein nur auf das Wohl des Einzelnen gerichteter Mechanismus zu so komplexen sozialen Strukturen und artübergreifenden Beziehungen führen, wie er sie überall in der Natur vorfand?
Die Lösung seines Problems fand er unter anderem in Adam Smiths Wirtschaftstheorie des „laissez-faire“. Durch geniale Ideenübertragung gelang es Darwin, die Perfektion und Stabilität der Naturprozesse aus seiner rein individualistischen Selektionstheorie heraus plausibel zu machen. Für den schottischen Philosophen Smith war klar, dass der Wettbewerb von Unternehmen (Arten), von denen jedes die Freiheit besitzt, nach dem eigenen Nutzen (Fortpflanzung) zu streben, dazu führen würde, dass weniger fähige Konkurrenten vom Markt gedrängt würden. Zwischen den jeweils Erfolgreichsten könnte sich ein Gleichgewicht bilden, wodurch eine geordnetes Wirtschafts- (Öko)system entstünde. Smith drückte es so aus: „Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse zu verfolgen, tatsächlich erfährt so aber indirekt auch das Gesamtwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung. Der einzelne wird hierbei von einer unsichtbaren Hand geleitet, um ein Ziel zu verfolgen, das er keineswegs intendiert hat.“
Heute werden weder Darwins Selektionstheorie noch Adams Wirtschaftstheorie von Wissenschaftlern als uneingeschränkt richtig erachtet. Beide Theorien haben Erweiterungen und Veränderungen (Populationsgenetik, Spieltheorie etc.) erfahren. Vielen von uns ist auch klar, dass „Natur“ und „Markt“ nur abstrakte Begriffshülsen sind, deren Inhalt und Bedeutung ganz wesentlich von den jeweils favorisierten menschlichen Norm- und Wertesystemen abhängen. Wer in der „Natur“ nur einen unschuldigen Hort des Heils sieht, den man mit allen Mitteln vor dem Zugriff des gierigen Menschen schützen muss, projiziert damit seine eigenen Wert- und Wahnvorstellungen ebenso nach außen, wie derjenige, der in ihr nur die Blaupause für seinen perversen Kampf gegen alles „Schwache“ und „Unvollkommene“ sieht.
Ein objektives Ding namens „Natur“ mit klar definierten Grenzen und Eigenschaften gibt es ebenso wenig, wie es „den Markt“ gibt. „Dem Markt“ vorzuwerfen, er bringe aus sich heraus keine Moral hervor und sei deshalb auf äußere Moralquellen angewiesen, ist deshalb in etwa so sinnvoll, wie „der Mathematik“ oder „der Zeit“ vorzuwerfen, sie seien lieblos. Selbstverständlich produzieren Drogen- oder Gemüsemärkte keine Moral, das tun aber Religionen, Ideologien oder Gebote auch nicht. Die einzige Moralquelle, die wir kennen, ist der Mensch, der seine Moralvorstellungen auf abstrakte Entitäten wie Götter oder Gebote projiziert. „Der Markt“ ist eine Abstraktion, er ist so gut oder schlecht oder frei, wie die Menschen, die ihn durch Regeln und Handlungen konstituieren.
Die Bilder und Vorstellungen, die wir uns vom Markt oder der Natur machen, sagen uns damit etwas über unsere Ideologien und Wertesysteme. Wer in der Natur nur ein armes und wehrloses Opfer des Menschen sieht, für den ist es ein Leichtes, daraus das Recht abzuleiten, soweit in das Leben eines jeden einzelnen Menschen einzugreifen, bis ihm jede Möglichkeit genommen ist, „die Natur“ zu schädigen. Und wer im „Kapitalismus“ nur ein ungerechtes amoralisches Raubtier mit blutigen Klauen sieht, für den ist es eine selbstverständliche Pflicht, „den Markt“ soweit in Fesseln zu legen, bis er nur noch Gleichheitsmoral nach Plan produziert und jedem Menschen die Freiheit genommen ist, „ungerechten“ Reichtum anzuhäufen.
Wer wie Jürgen Habermas „den Kapitalismus“ zähmen will, der muss sich darüber klar sein, dass es hier nicht darum geht, ein abstraktes Etwas zu bändigen. Hier geht es schlicht darum, Menschen durch staatliche Gewalt zu zähmen, sie am Handeln zu hindern und ihre Freiheit einzuschränken. Denn „der Kapitalismus“ stellt die Freiheit des Individuums ins Zentrum aller wirtschaftlichen Aktivitäten – und damit die Quintessenz der Aufklärung. „Der Markt“ mag ein abstraktes Konstrukt sein, aber seine konkreten Regeln betreffen uns alle real. Jede Regulierung des freien Austausches von Waren und Dienstleistungen ist ein konkreter Eingriff in unser Leben. Und dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob wir Anbieter oder Kunden sind, denn die meisten von uns sind beides. Wir kaufen Waren und Dienstleistungen und bieten unsere Talente und Arbeitszeit an. Das bedeutet nun nicht, dass „der Markt“ keine Regeln braucht, ganz im Gegenteil, ein Markt braucht Regeln, sonst ist er kein Markt, und „ungeregelter Kapitalismus“ ist ein Widerspruch in sich. Doch diese Regeln sollten den freien Austausch von Waren und Dienstleistungen sichern und ihn nicht durch staatliche Gewalt in ideologische Bahnen zwingen oder gar unmöglich machen. Moralische Marktfeindlichkeit mit dem Ziel der Schaffung einer „gerechten“ Gesellschaft führt überall hin, nur nicht zu einer „humaneren“ Welt.
Nach einer Emnid Umfrage fordern 83 Prozent aller Deutschen, dass sich die Bundeskanzlerin für noch strengere Klimaschutzziele einsetzen soll. DREIUNDACHZIG Prozent aller Deutschen wünschen sich also, der Staat solle sich noch mehr als er das ohnehin schon tut, in das Leben eines jeden Bürgers einmischen, um „das Klima“ zu retten, das nach fast übereinstimmender Meinung vom Menschen bedroht wird. Das Ganze trägt Züge eines religiösen Wahns. Im sogenannten Klimaschutz“ gehen die beiden beschriebenen Ideologien von „Markt“ und „Natur“ eine fast perfekte Symbiose ein. Wer glaubt, hier gehe es nur um die Verschärfung einiger Grenzwerte, der irrt sich gewaltig. Hier nimmt sich der Staat das Recht heraus, seinen Bürgern vorzuschreiben, was sie kaufen, was sie produzieren und was sie verkaufen müssen. Der grüne Umweltsenator in Bremen plant gar das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung „einzuschränken“, damit „Blockwarte“ ohne Gerichtsbeschluss überprüfen können, ob jemand mit Strom heizt. Um es klar zu sagen, wer so etwas tut, missbraucht das staatliche Gewaltmonopol und tritt die Freiheit seiner Bürger mit Füßen.
Hier wird Adams „unsichtbare Hand“ durch Ideologie ersetzt. „Der Markt“ soll durch Zwang in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, um festgelegte Vorgaben (für Elektroautos, Ökostrom, CO2-Ausstoß, Frauen und Löhne) zu erreichen. Kennzeichen eines freien Marktes hingegen ist es, dass jeder Akteur in Freiheit und eigener Verantwortung seine jeweiligen Interessen verfolgen kann. Das führt dann dazu, dass Marktentwicklungen zwar nicht vorhersehbar sind, aber durch das Wirken der Freiheit auf vielfache Weise das Gemeinwohl fördern. Erfolgreiche freie Unternehmer zeichnet es nämlich aus, dass sie etwas anbieten, was die Kunden wirklich haben wollen. Nur wer sich Gedanken darüber macht, was seine Mitmenschen brauchen, sich wünschen oder in Zukunft für ihr Glück und Wohlbefinden benötigen werden, wird am freien Markt erfolgreich sein. Denn im Gegensatz zur Staatsgewalt hat keine „Kapitalistin“ die Macht, ihre Kunden zum Kauf bestimmter Produkte (oder TV-Programme) zu zwingen. Sie muss den Kunden durch Qualität und Preis für sich gewinnen. Henry Ford, George Westinghouse und Walt Disney waren nicht erfolgreich, weil sie selbstlos zu Planerfüllungsgehilfen und Subventionsschmarotzern degenerierten, sondern weil sie aus Eigeninteresse ihren Mitmenschen gute und preiswerte Offerten machten. Mut zur Innovation, Kreativität und Risikobereitschaft sind die entscheidenden Merkmale eines produktiven Marktes – nicht Gesetze, die dem Bürger bestimmte Quoten, Produkte und Dienstleistungen aufzwingen.
Doch mit rationalen Argumenten und Erfahrungswerten ist hier, wie bei fast jeder religiösen Gemeinschaft, wenig bis nichts auszurichten. Wer davon überzeugt ist, uneigennützig und selbstlos zum Wohl der Menschheit und der Schöpfung zu handeln, dem ist mit Vernunft nicht beizukommen. So wie sich die Ideologen der sozialen Planwirtschaft nicht durch die Tatsache kurieren lassen, dass sämtliche derartigen Versuche zum Leid von Millionen Menschen jämmerlich gescheitert sind – jüngstes Beispiel ist Venezuela, wo eines der ölreichsten Länder in einem Sumpf aus Verbrechen und Korruption versinkt – so lassen sich die sogenannten Natur- und Klimaschützer weder durch das menschliche Leid, das durch die Palmölproduktion verursacht wird, noch durch die Tatsache zum nachdenken bringen, dass im eigennützigen freien Markt der USA Energiepreise und CO2-Ausstoß sinken, während sie in unserer selbstlosen Planwirtschaft munter steigen.
Selbstlos und uneigennützig fordert deshalb Wim Wenders, seine Subventionen nicht durch ein Freihandelsabkommen zu gefährden; selbstlos und uneigennützig verschandeln deshalb Wind- und Solarfirmen ganze Landstriche, ehe sie in Insolvenz gehen; selbstlos und uneigennützig muss die Kanzlerin deshalb um das diabolische amerikanische Frackinggas betteln. Wir jedoch, „wir sind nicht bereit, von irgendjemandem anzunehmen, dass es ihm an Selbstsucht mangelt.“ (Adam Smith) Und dennoch vertrauen wir darauf, dass der Mensch vernünftig ist, und Freiheit das Gesetz, auf das der Fortschritt baut, selbst dann, wenn der Gutmensch auch, rot an Faust und Fahne, vor Dummheit dieses Credo niederschreit.
Die Autoren sind Physiker und haben gemeinsam das Buch “Was zu zweifeln war. Die Lüge von der objektiven Wissenschaft” verfasst.
Zuerst veröffentlich auf ACHGUT hier 
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Mao lebt: Der große EE-Sprung nach vorn! Oder Spastik – die tödliche Erbkrankheit des EE-Stroms

An den „Großen Sprung nach vorn“ erinnert man sich in China noch heute mit Grauen. Es war der untaugliche Versuch fanatischer Ideologen, eine bäuerliche Nation innerhalb kürzester Zeit zu einer Industriegesellschaft umzukrempeln, mit „Volkshochöfen“ in den Dörfern sowie anderen technisch wie wirtschaftlich unsinnigen Maßnahmen. Den Ideologen, die dies durchzuziehen versuchten, war völlig egal, dass ein fast reines Agrarland mit einer mittelalterlich anmutenden Bauernkultur weder die technischen und logistischen noch die kulturellen Voraussetzungen hierfür bieten konnte. Das Resultat waren willkürliche Zwangsmaßnahmen, Missernten und unsägliches Elend. Letztlich endete alles in einer Katastrophe, die dem Land schwer schadete. China brauchte Jahre, um sich von diesem grausam missglückten Experiment zu erholen.
Ohne Speicherung keine Energiewende…
Die heute in Deutschland bei der Stromversorgung betriebene Energiepolitik erinnert in fataler Weise an diesen „Großen Sprung“, weil auch in diesem Fall aus ideologischen Gründen mit Macht ein lebenswichtiges System komplett umgekrempelt werden soll, ohne dass die grundlegenden Voraussetzungen für seine „Runderneuerung“ gegeben sind. Man will 80 % eines bestens funktionierenden Stromversorgungssystems (Bild 1) ersetzen, obwohl wesentliche technische Voraussetzungen hierfür nicht verfügbar sind.
 
Bild 1: Deutschland verfügte bisher über eines der weltweit stabilsten Stromversorgungssysteme
In erster Linie ist hier das Speicherproblem zu nennen. Unsere Stromversorgung wurde bisher von „klassischen“ Kraftwerken sichergestellt: Kohlekraftwerke, Kernkraftwerke, Gaskraftwerke und in geringerem Umfang auch Wasserkraftwerke. Alle diese Kraftwerkstypen sind dafür ausgelegt, den Strom zu exakt dem Zeitpunkt und in genau der Menge zu erzeugen, wie er benötigt wird. Im Gegensatz dazu liefern Windenergieanlagen und Solarpaneele ihren Strom nicht dann, wenn er gebraucht wird, sondern dann, wenn die Wetterlage es zulässt. Um Industrie und Bürger dennoch bedarfsgerecht mit Strom versorgen zu können, müsste man über große Speicher verfügen, in denen man den wetterbedingten Überschuss speichern könnte, um ihn bei Bedarf dann abrufen zu können.
 
Bild 2: Stromspeicherung mit Batterien bereitet schon im Kleinstmaßstab Probleme: Solargartenleuchten sind Schönwetter-Sommerkinder, im Winter sterben die Batterien

und das Speicherproblem ist unlösbar

Die zu speichernden Strommengen sind enorm, der künftige Bedarf dürfte eine Größenordnung von 1,5 bis 2 TWh für jeden Tag erreichen, an dem die „Erneuerbaren“ nicht liefern. Im Vergleich dazu beträgt die gesamte Pumpspeicherkapazität Deutschlands gerade einmal 0,04 TWh [DRRA]. Hinzu kommt, dass gerade im Winter, wenn die Solarproduktion über Monate hinweg nahezu bedeutungslos ist, manchmal wochenlange Flauten aufgrund der sogenannten Sibirienhochs auftreten. Wenn dann in Deutschland die Lichter nicht ausgehen sollen, müssten Speicher mit entsprechend hohen Kapazitäten einspringen. Es gibt jedoch zurzeit kein Speichersystem (Bild 2), das imstande wäre, diese Anforderungen zu erfüllen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung stellte im Zusammenhang mit der Energiewende bereits 2013 fest: „Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde von der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP die beschleunigte Energiewende ausgerufen. Dieses Großprojekt wird derzeit ohne ein schlüssiges Gesamtkonzept verfolgt“ [WIGU].
Auch Deutschlands Nachbarn können da nicht aushelfen. Die Kapazität der in ganz Europa vorhandenen Pumpspeicherwerke reicht nicht einmal ansatzweise für den künftig erforderlich werdenden Bedarf aus, und andere ins Feld geführte Alternativen wie Batterien, Druckluftspeicher, Wasserstoffproduktion oder die Erzeugung von Methan („Power-to-Gas“) haben so schlechte Wirkungsgrade bzw. so enorme Kosten, dass sie als Alternativen definitiv ausscheiden [DRRA]. Dies liegt an physikalischen Gesetzmäßigkeiten und kann auch durch noch soviel Forschung nicht behoben werden. Die häufig zu hörende Behauptung, man könne doch für die Zukunft entsprechende Entdeckungen nicht ausschließen, kommt meist von technischen Laien, während Naturwissenschaftler solche Aussagen in der Regel zusammen mit Laserschwert, Zeitsprüngen und Reisen in ferne Galaxien der Kategorie „Science Fiction/ Fantasy“ zurechnen.
 
Bild 3: Norwegens Bevölkerung zeigt bislang wenig Neigung, sich ihre wunderschönen Fjorde mit Staumauern zumörteln zu lassen

Konventionelle Kraftwerke bleiben unverzichtbar…

Da der zufallsbedingt auftretende Überschuss von Strom aus Wind- und Solarenergieanlagen nicht sinnvoll genutzt werden kann, müssen konventionelle Kraftwerke ständig in Bereitschaft gehalten werden, um die Netzversorgung trotz der schwankenden EE-Einspeisung stabil zu halten. Da zurzeit bereits rund 32000 MW Windkapazität und 35000 MW Solarkapazität am Netz sind, übersteigt ihr kumulierter Output an manchen Tagen bereits 40000 MW, während zu anderen Zeiten nur wenige 100 MW geliefert werden. Aufgrund des gesetzlichen Einspeisevorrangs der „Erneuerbaren“ müssen die konventionellen Kraftwerke die jeweilige Differenz zum Verbrauch in Höhe von bis zu 70000 – 80000 MW ausgleichen. Im Jahresdurchschnitt sichern diese konventionellen Kraftwerke zurzeit rund 75 % des Bedarfs. Doch aufgrund ihrer Funktionsweise haben sie damit bereits jetzt zunehmend Probleme, die mit dem fortschreitenden Ausbau der „Erneuerbaren“ ständig weiter zunehmen. Für ihren Einsatz sind nämlich technisch bedingte Grenzen zu beachten. Kohlekraftwerke kann man nicht einfach so wie ein Auto durch eine Umdrehung des Zündschlüssels starten und danach gleich Vollgas geben. Für einen Kaltstart brauchen sie etliche Stunden bis Tage. Je mehr sie durch den Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken an den Rand gedrängt werden, desto geringer wird deshalb auch ihre Möglichkeit, im Notfall schnell einzuspringen. Und ein Ausweichen auf reine Gasturbinenkraftwerke wäre aufgrund des schlechten Wirkungsgrads sowie des teuren Brennstoffs Erdgas nicht vertretbar. Erschwerend kommen die aktuellen Unwägbarkeiten bezüglich der Versorgungsmöglichkeiten mit Erdgas hinzu.
 
Bild 4: Konventionelle Kraftwerke – hier das Kraftwerk Gersteinwerk – liefern Strom dann, wenn er auch wirklich gebraucht wird (Foto: kohlekraftwerke.de)

und werden überfordert

Wie bereits erwähnt, lassen sich große Kraftwerke nicht so ohne weiteres einschalten und hochfahren. Das gilt insbesondere für Kohlekraftwerke mit ihren riesigen Dampfkesseln, deren Gesamtmasse oft 10000 Tonnen übersteigt. Für einen völligen Kaltstart brauchen große Kohlekraftwerke mindestens einen Tag, manchmal sogar noch länger. Selbst aus einem sogenannten „hot Standby“ heraus, d.h. mit bereits angewärmtem Kessel und auf Sparflamme laufender Feuerung, benötigen sie je nach Größe und Bauart rund 40 Minuten, bevor sie überhaupt nennenswerte Mengen Strom erzeugen können, und bis zum Erreichen der Nennleistung kann es mehr als zwei Stunden dauern, Bild 5. Auch die vielgelobten Gas- und Dampfkraftwerke (GuD) sind keine wirklichen Sprinter und brauchen mindestens 10-15 Minuten Anlaufzeit, und bis zum Erreichen ihrer vollen Leistung vergeht zwischen einer halben und einer vollen Stunde. Lediglich reine Gasturbinen sind imstande, innerhalb von ca. 5 Minuten auf volle Leistung zu kommen.

Bild 5: Anfahrverhalten konventioneller Kraftwerke (GT=Gasturbine, GuD=Gas und Dampf-Kombikraftwerk) (Grafik: [VDE])
Hinzu kommt, dass sich alle diese Kraftwerke nicht beliebig über den ganzen Leistungsbereich betreiben lassen. Unterhalb einer gewissen Mindestauslastung ist ihr Betrieb aus einer Reihe von Gründen nicht vertretbar, Bild 6. Hierzu zählen Verschlechterungen der Emissionswerte bzw. geringere Effektivität der DENOX-Katalysatoren, die Unterschreitung der Taupunkttemperatur im Rauchgas, was zu Korrosion führen könnte, sowie diverse weitere, nur dem Fachmann bekannte Faktoren. Die direkte Folge dieser Beschränkungen bedeutet, dass man größere Schwankungen der Stromerzeugung aus Wind und Sonne nur dann ausgleichen kann, wenn ausreichende Kapazitäten an konventionellen Kraftwerken mit einem Mindestmaß an Auslastung aktiv betrieben werden. In dem Moment, wo diese Kraftwerke aufgrund der Priorität für EE-Strom vom Netz genommen werden müssen, verlieren sie ihre Fähigkeit, bei Leistungsschwankungen von Wind oder Sonne schnell einzugreifen. Dann wird das Netz instabil.

Bild 6: Mindestauslastungsgrad konventioneller Kraftwerke in % der Nennlast (Grafik: [VDE])

Was bringt die Zukunft?

Angesichts dieses Widerspruchs stellt sich die Frage, wie dieses Nebeneinander von „erneuerbarer“ und konventioneller Stromerzeugung mit zunehmendem Ausbau der Wind- und Solarkapazitäten in Zukunft entwickeln wird. Grundlage für eine solche Betrachtung ist im vorliegenden Fall eine Projektion der voraussichtlichen Erzeugung aus Wind- und Solarkraftwerken in den Jahren 2025 (min 40 % EE-Anteil laut aktueller Planung der Bundesregierung) und 2050 (80 %). Um die Betrachtung realistisch zu gestalten, wurde die reale Produktion beider EE-Quellen für den Monat Dezember 2013 zugrunde gelegt. Hieraus wurde zunächst der Gradient, d.h. die Geschwindigkeit, mit der sich die Erzeugung ändert, berechnet, Bild 7. Diese Werte wurden entsprechend der gestiegenen Anteile für 2025 bzw. 2050 für jeweils einen fiktiven Dezember 2025 bzw. 2050 hochgerechnet.

Bild 7: Gradient der Erzeugung von Wind- und Solarstrom im Dezember 2013 bei viertelstündlicher Auflösung in MW/ h (Daten: EEX)
Die zugrundeliegenden Annahmen für die Gesamtproduktion sowie die Anteile einzelner Kraftwerksarten wurden bereits in einer früheren Veröffentlichung dargelegt [FRED]. Hieraus ergeben sich folgende Zahlen zur Produktion aus Windenergie und Fotovoltaik:
Jahr 2025:                                                                   TWh
Wind Onshore (erforderl. Kapazität 86660 MW, Nutzungsgrad 17,4 %)    132,1
Wind Offshore (erforderl. Kapazität 6500 MW, Nutzungsgrad 34,8 %)      19,9
Solar (erforderl. Kapazität 52000 MW, Nutzungsgrad 8,3 %)   37,8
Jahr 2050:                                                 TWh
Wind Onshore (erforderl. Kapazität 272500 MW, Nutzungsgrad 17,4 %)  415,4
Wind Offshore (erforderl. Kapazität 27500 MW, Nutzungsgrad 34,8 %)    83,8
Solar (erforderl. Kapazität 52000 MW, Nutzungsgrad 8,3 %)                    37,8

Gradienten des Wind- und Solarstroms im Dezember 2025

Mit den aus obigen Annahmen errechneten Faktoren wurden dann die realen Verläufe der Wind- und Solarstromproduktion unseres Beispielmonats Dezember 2013 für einen fiktiven Dezember 2025 hochgerechnet. Die entsprechende Kurve zeigt Bild 8. Der wilde Zickzackverlauf zeigt, in welchem Ausmaß die Stromerzeugung aus diesen „erneuerbaren“ Quellen erratisch nach oben wie auch nach unten schwankt, weshalb sich hierfür zunehmend auch der Begriff „Zappelstrom“ durchzusetzen beginnt. Die Extremwerte liegen für unseren Mustermonat Dezember 2025 bei +5643 bzw. -2970 MW. Dies bedeutet eine Differenz von 8600 MW, die permanent von konventionellen Kraftwerken ausgeglichen werden muss. Für diesen Fall kann man auch ausrechnen, welche konventionelle Mindest-Kraftwerksleistung allein zu diesem Zweck ständig am Netz gehalten werden muss. Für diese Abschätzung wurde angenommen, dass im Jahre 2025 alle Kernkraftwerke stillstehen und deren Anteile zu 2/3 von Braunkohlekraftwerken und zu 1/3 von Steinkohlekraftwerken übernommen wurden. Der konventionelle Brennstoffmix würde sich bei dieser Annahme aus 49,5 % Braunkohle, 34,4 % Steinkohle, 14,7 % Gas und 1,4 % Öl zusammensetzen. Ausgehend von diesen Annahmen lässt sich errechnen, dass unter optimalen Bedingungen mindestens 14000 MW konventioneller Kraftwerkskapazität mit einem durchschnittlichen Nutzungsgrad von rund 60 % allein schon deshalb in Produktion sein müssen, um die zu erwartenden Lastschwankungen des EE-Stroms sowohl nach unten als auch nach oben abfangen zu können. Das Problem dürfte sein, noch europäische Nachbarn zu finden, denen man den überschüssigen EE-Strom bei Starkwind und blauem Himmel ins Netz drücken könnte.

Bild 8: Verlauf des Gradienten der Erzeugung von EE-Strom aus Sonne und Wind für einen fiktiven Monat Dezember 2025

und im Jahr 2050

Noch dramatischer stellt sich die Lage dar, wenn man die gleichen Berechnungen für das Jahr 2050 mit einem angenommenen EE-Stromanteil von 80 % anstellt. Die entsprechenden Gradienten des Stroms aus Wind und Fotovoltaik zeigt Bild 9. Sie schwanken in der Spitze zwischen +17180 MW und -10240 MW, mithin eine Gesamtspanne von 27400 MW, für deren Ausgleich konventionelle Kraftwerke ununterbrochen unter Dampf stehen müssen. Analog zur oben aufgeführten Betrachtung für das Jahr 2025 ergibt sich daraus eine Reserve-Gesamtkapazität von stolzen 42000 MW, die aufgrund des erforderlichen durchschnittlichen Nutzungsgrades von rund 60 % im Schnitt 25200 MW elektrischer Leistung abgeben. Wo man diesen Strom zusammen mit der bei guten Wetterlagen zu erwartenden Flut an EE-Strom unterbringen möchte, mögen die Götter wissen, die Technik hat darauf keine Antwort.

Bild 9: Die Gradienten des Stroms aus Wind und Fotovoltaik für einen fiktiven Dezember 2050 schwanken zwischen 17180 MW und -10240 MW
Dass dieses „Gezappel“ für EE-Strom nicht nur bei der gewählten Darstellungsweise über einen vollen Monat, sondern auch bei geringerer zeitlicher Auflösung typisch ist, zeigt die Darstellung in Bild 10, das den Verlauf des EE-Gradienten für einen 24-Stunden-Zeitraum am fiktiven 23. Dezember 2050 darstellt. Hier ist zu erkennen, wie der Gradient vor allem gegen 22.00 Uhr in kürzester Zeit wild zwischen -8000 MW und +17000 MW hin- und herpendelt. Eine Vorstellung, die bei jedem Fachmann der Stromerzeugung Alpträume hervorrufen dürfte.

Bild10: Verlauf des Gradienten der Stromerzeugung aus Wind- und Solarkraftwerken am fiktiven 23.12.2050
Fred F. Mueller
Quellen:
[DRRA] http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/die-im-dunkeln-sieht-man-nicht-regelenergie-die-versteckten-zusatzkosten-des-eeg/
[EEX] http://www.transparency.eex.com/en/
[FRED] http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/die-im-dunkeln-sieht-man-nicht-regelenergie-die-versteckten-zusatzkosten-des-eeg/
[VDE] Brauner, Glaunsinger, John, Schwing, & Bofinger, Magin, Pyc, Schüler, Schulz, Seydel, Steinke. VDE-Studie: Erneuerbare Energie braucht flexible Kraftwerke – Szenarien bis 2020. 18.04.2012
[WIGU] Gegen eine rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik Jahresgutachten 2013/14 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Statistisches Bundesamt 65180 Wiesbaden November 2013




Energiewende wirkt – Eingeständnis Gabriel:“Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte.”

Erkenntnis Gabriel am 17.4.14 in Kassel:

“Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte.”

Mit dieser ebenso bemerkenswerten, wie richtigen Aussage zur Energiewende machte sich Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel bei seinem Auftritt in der Kasseler Solar Firma SMA Solar sicherlich keine Freunde. Nach Aussagen des Teilnehmers  Rainer Hahne in „lokalo 24 Nachrichten“, fiel dieser Satz, aber es fielen noch andere, ebenso richtige Sätze, die wir hier als wörtliche Zitate aus seiner Rede vom 17.4.14 in Kassel wiedergeben[1]: „Die Energiewende steht kurz vor dem Aus“

Update: Siegmar Gabriel feiert bei einem Vortrag am 5. März 2012 die „gesamten Erneuerbaren“ als deutsche Erfolgsgeschichte die mehr als „350.000 neue Jobs mit Zukunft“ „geschaffen“ hätte…mit Dank an Spürnase Reiner Hoffmann Solarkritiker der ersten Stunde jetzt im Exil. 

…..und weiter in seinem Vortrag sagte Gabriel:

“Die Wahrheit ist, dass die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht.”

“Die Wahrheit ist, dass wir auf allen Feldern die Komplexität der Energiewende unterschätzt haben.”

Den anwesenden Verantwortlichen der hessischen Photovoltaik-Firma SMA Solar und allen sonstigen EEG Gewinnlern fiel fast die Kinnlade  herunter, als sie dieses sehr späte, dafür unverblümtere Eingeständnis vernahmen.

Hier ein paar Ausschnitte aus der Hessenschau vom 17.4.14 – mit einigen aber kaum den wesentlichen Zitaten aus der denkwürdigen Rede des Bundeswirtschaftsministers. Mit Dank an Spürnase den Solarkritiker im Exil R. Hoffmann

Auch im nordhessischen lokalen Sender von SAT 1 werden diese Teile seiner Rede gebracht. Anschauen lohnt.

Der streitbare Diskutant im Sat1 Film in welchem über diese Tagung berichtet wird, der mit Gabriel über den Kohlepfennig diskutiert, heißt übrigens Stefan Grüger und  ist im Vorstand des Solarlobby Verein „Eurosolar Deutschland“. Er ist ein ehemaliger Spezi des verstorbenen Gründers von „Eurosolar“, des SPD Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer, der es fast zum hessischen Wirtschaftsminister gebracht hätte. Grüger hat es jetzt über die Landesliste der SPD in den hessischen Landtag geschafft. Dort wird er weiter im Sinne seiner Lobby wirken. Zu diesem Lobbyverein gehört oder gehörte übrigens auch die heutige Grünenvorsitzende Simone Peter.

Zu dieser ministeriellen Bankrotterklärung passt es, dass nun auch die Verbraucherzentrale für Kapitalanleger die Deutsche Bank vor weiteren Windkraftengagements warnt.

In einer Presserklärung heißt es dort:

Berlin. 30.03.2014 – Die Verbraucherzentrale für Kapitalanleger (VzfK) hat heute in einem offenen Brief an Jürgen Fitschen, den Vorstandssprecher der Deutsche Bank AG, vor Engagements im Bereich der Erneuerbaren Energien gewarnt. Insbesondere bat die VzfK um eine kritische Überprüfung der Kundenbeziehung zum kontroversen Projektentwickler juwi AG aus dem pfälzischen Wörrstadt.

Die VzfK argumentiert, dass nach den spektakulären Insolvenzen von Prokon, Windwärts, Windreich, Solar Millennium AG und vielen anderen dubiosen Renewable-Unternehmen weitere Schädigungen von Kapitalanlegern, aber auch Aktionären von Kreditinstituten, angesichts krasser Missstände im Bereich Renewables zu erwarten seien. Die VzfK bittet den Deutsche Bank-Vorstand daher, durch geeignete Portfoliomaßnahmen und Kreditentscheidungen sicherzustellen, dass der Schaden für die Deutsche Bank AG, ihre Aktionäre und Kunden minimiert wird. Insbesondere bittet man um eine kritische Prüfung des Kreditengagements bei der aufgrund eines Korruptionsskandales in Thüringen sowie umstrittener Windkraftprojekte insbesondere im Naturpark Hochtaunus in die Kritik geratenen Projektentwicklers juwi AG.

Unter Verweis auf den Sachverständigenrat der Bundesregierung geht die VzfK davon aus, dass das EEG-System kollabieren müsse und dass volkswirtschaftliche Verluste in mindestens dreistelliger Milliardenhöhe zu erwarten seien. Bereits heute ächzten Verbraucher und die deutsche Industrie unter einer im europäischen und internationalen Vergleich aberwitzig hohen Kostenbelastung…

Für uns und unsere Leser stellt sich damit umso dringender die Frage, wann endlich die Regierung Merkel mit ihrem hyperaktiven Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Gabriel nun die Wende von der Energiewende einleitet, nachdem die Erkenntnis ihrer praktischen Undurchführbarkeit offensichtlich nun auch die höchste Regierungsmitglieder erhellt hat.

Dort beginnt man wohl einzusehen, dass man zwar Politik gegen jede Vernunft, auch gegen die eigenen Landsleute machen kann, aber  niemals gegen geltende Naturgesetze, seien es physikalische oder ökonomische.

Oder wird diese dringend notwendige Wende von der Wende deshalb solange hinausgezögert, bis keine Bestrafung durch den Wähler – dank seiner Vergesslichkeit- oder durch entsprechende Wirtschaftsstrafkammern wegen vorsätzlichem Wuchers wg, Verjährung, zu erwarten ist?

Wir vermuten, dass es auch deshalb solange dauert, weil keiner der derzeit Verantwortlichen in Bund und Ländern in diesem Zusammenhang eine weiße Weste hat. Denn niemand von denen kann sagen: Wir wussten es nicht besser! Sie alle, von ganz wenigen -namentlich bekannten- Ausnahmen abgesehen, haben zusammen mit ihren Parteifreunden in Bund- und Länderparlamenten, inklusive der „Opposition“, fröhlich lachend, diesem verwerflichen und schädlichen Gesetzeswerken zugestimmt. Sie haben damit keine Möglichkeit gesichtswahrend herauszukommen.  Es müssen wohl neue Gesichter her, die diesen Albtraum für unser Land beenden könnten.

Ergänzung: Auf Klimaretter.info finden wir diesen passenden Grabgesang:

Nächster Solarpionier pleite

Das hessische Solarpionier-Unternehmen Wagner & Co. Solartechnik GmbH ist insolvent. Die hessische Firma hatte sich auf Solarstrom und -wärme spezialisiert und Solarthermie-Kollektoren hergestellt. 1979 von acht Studenten und Mitgliedern der Anti-Atom-Bewegung gegründet, hatte Wagner in seinen besten Zeiten 400 Mitarbeiter.


[1] http://www.1730live.de/sigmar-gabriel-nimmt-in-kassel-stellung-zur-energiewende/ Hier sind nur wenige Ausschnitte zu hören, aber die haben es auch in sich.




Strahlenschutzkommission will Sicherheitszonen um KKW erweitern – und fördert so nur die Strahlenangst der Deutschen

Was sagt die Strahlenschutzkommission?

Es wurden Rechnungen mit Freisetzungen von 3,1*1017Bq Jod-131 und 2,9*1016Bq Cs-137 gemacht, das sind etwa doppelt so große Werte als wie sie von Japan berichtet worden sind. Als berechnete Häufigkeit des Ereignisses wird mit 2,1*10-7 pro Jahr angegeben, das bedeutet, daß einmal in 5 Millionen Jahren mit dieser Freisetzung zu rechnen ist. Die Rechnungen wurden für die Wetterverhältnisse der Kernkraftwerke Unterweser, Grohnde und Philippsburg durchgeführt. Das Kriterium zur Evakuierung war 100mSv innerhalb von 7 Tagen bei angenommenem ungeschütztem Daueraufenthalt im Freien. Es wurde berechnet, bis zu welcher Entfernung vom KKW mit schwerwiegenden deterministischen Effekten zu rechnen ist, wenn bestimmte Schwellendosen überschritten werden. Bei den Schwellendosen handelt es sich um Werte, die bei 99% der exponierten Personen noch KEINE Effekte hervorrufen.

Die SSK kommt zu der Empfehlung, die Planungsgebiete rund um ein KKW für den Fall der schlimmsten Katastrophe (GAU, INES 7) zu erweitern, und zwar

·       die „Zentralzone“ mit den vorgesehenen Maßnahmen „Evakuierung“, „Einnahme von Jodtabletten“ und „Aufenthalt in Gebäuden“ von 2km auf ca. 5km. Die Maßnahmen sind vor einer absehbaren Freisetzung von Nukliden durchzuführen, eine Evakuierung soll nach 6 Stunden abgeschlossen sein.

·       die „Mittelzone“ soll auf 20km Entfernung ausgedehnt werden. Die Maßnahmen sind identisch mit denen der Zentralzone, jedoch bleibt zur Durchführung der Evakuierung 24 Stunden Zeit.

·       Die „Außenzone“ reicht bis 100km Entfernung. Dort sollen die Maßnahmen „Aufenthalt in Gebäuden“, Verteilung von Jodtabletten und Warnung vor dem Verzehr frischer Lebensmittel vorbereitet werden.

Was ist dazu zu sagen?

·       Die Freisetzungen in Japan stammen von den Kernschmelzen dreier Reaktoren, diese hatten zusammen eine elektrische Leistung von 2028MW. Die deutschen Vergleichsreaktoren haben jeder eine geringere Leistung um 1400WM. Obwohl also die deutschen Reaktoren im Vergleich zu denen in Japan kleiner sind, wurden höhere Freisetzungen als in Japan angenommen, es wurde von der SSK also ein schlimmeres Ereignis als in Japan angenommen. Ein Grund dazu wird nicht genannt.

·       Deutsche Reaktoren besitzen Filter, in denen eventuell austretende radioaktive Nuklide aufgefangen werden und abklingen können. Diese gab es in Fukushima nicht, nur deshalb gab es die Freisetzungen. Die hohen angenommen Freisetzungen kann es bei deutschen Reaktoren nur ohne Filter geben. Ist das möglich?

·       Im März 2011 konnte man aus den täglich veröffentlichten online-Berichten mit den Aufzeichnungen zur Ortsdosisleistung auf dem Kraftwerksgelände von Fukushima schließen, daß außerhalb des Kraftwerksgeländes kein Mensch einen gesundheitlichen Schaden durch Strahlung erleiden wird. Diese Schlußfolgerung wurde ein Jahr später bei den Vorträgen der Fachtagung [2] bestätigt.

·       UNSCEAR hat in seinem kürzlich veröffentlichten Bericht [3] vom 2.4.2014 festgestellt, daß auch in Zukunft keine gesundheitlichen Schäden durch Strahlen für Menschen (Krebs) in Japan zu erwarten sind.

·       Der Fukushima-Unfall wurde als INES 7-Ereignis eingestuft. Zur Definition von INES 7 heißt es: „Auswirkungen außerhalb der Anlage: Schwerste Freisetzung, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld, Gesundheitliche Spätschäden über große Gebiete, ggf. in mehr als einem Land.“ Folglich stehen die Einstufung als INES 7 und der Bericht von UNSCEAR im Widerspruch zueinander.
Dazu ist zu bemerken, daß die Reaktoren in Fukushima etliche Mängel hatten: zu kleines Containment, unzureichender Tsunamischutz, keine Wasserstoffrekombinatoren, keine Filterstrecken, und dennoch ist KEIN Mensch zu Schaden gekommen. Also trotz der Mängel kein Schaden, das kann als grandioser Erfolg der weltweit verfolgten Sicherheitsphilosophie im Reaktorbau angesehen werden.

Worin liegt die Gefährlichkeit bei der Kernenergie?

Bei der friedlichen Nutzung der Kernkraft gibt es eine Gefahr, die bei Nutzung der fossilen Energien nicht vorhanden ist, das ist die Strahlung. Diese Gefahr konnte man im Anfang (1953, „Atome für den Frieden“) noch nicht richtig einschätzen, weil die Wirkung der hochenergetischen Strahlung auf Lebewesen nur wenig erforscht war. Man hatte daher aus Vorsicht damals recht niedrige Grenzwerte für die erlaubte Exposition von Menschen angesetzt [4]. Diese Werte flossen in die Gesetzgebung ein und wurden in späteren Jahren immer nur herab gesetzt. Die Vorsicht hatte letztendlich zur Folge, dass es von 1945 bis 2007 weltweit nur ca. 147 Todesopfer durch Strahlung gegeben hat, dabei sind die Opfer des Tschernobyl-Unfalles und Unfälle durch Fehler im medizinischen Bereich eingeschlossen [3]. Es gibt Erläuterungen zu diesen Unfällen in [5]. Man kann festhalten:

Die friedliche Nutzung der Kernenergie war von Anfang an eine einzigartige Erfolgsgeschichte mit einer Sicherheit, wie sie in keinem anderen technischen Bereich erreicht worden ist.

Heute ist die Gesetzgebung zum Schutze vor Strahlung durch Radioaktivität sehr streng. Sie verlangt, jede noch so kleine Strahlendosis zu vermeiden. Der Grund für diese Vorgabe ist die Annahme, dass jede noch so kleine Strahlendosis unabhängig von der Zeit der Einwirkung schädlich sei (Konjunktiv!!!). Das ist die LNT-Hypothese (linear-no-threshold). Man weiß, dass diese Hypothese nicht die Realität beschreibt. Im Niedrigdosisbereich ist genau das Gegenteil der Fall, dort ist Strahlung der Gesundheit förderlich. Es gibt sehr viel Literatur darüber [6]. In der Fachzeitschrift „StrahlenschutzPRAXIS“ wird zuweilen über diese Dinge berichtet. Allerdings waren früher gesundheitsfördernde Effekte von Niedrigdosisstrahlung oft schwach, Zweifel kamen auf. Neuerdings gibt es mit dem Co-60-Ereignis von Taiwan [7] ein sehr deutliches Zeichen auf die Nützlichkeit von Strahlung an einem großen Kollektiv von Menschen. Es ist ein unfreiwilliger Großversuch mit Ganzkörper-Langzeitbestrahlung von Menschen mit harter gamma-Strahlung, wo die Krebsrate fast auf NULL sank. Daraus sollten Konsequenzen gezogen werden: Diese Effekte sollten von den internationalen und nationalen Strahlenschutzauthoritäten nicht mehr ignoriert, sondern in alle Überlegungen einbezogen werden.

Was nützt eine Evakuierung bei Unfällen?

Die Evakuierung in Japan hat Todesfälle zur Folge gehabt, das wird von der SSK berichtet: Entwurzelung der Evakuierten, Suff, Suizide sind die Folge. Es wurden an verschiedenen Stellen Zahlen um 1000 Opfer genannt, was plausibel erscheint. Ähnliches ist aus den weitreichenden Evakuierungen nach dem Tschernobyl-Unfall bekannt, die IAEA kritisierte 1991 die überzogenen Evakuierungsmaßnahmen und Lebensmittelrestriktionen. Allerdings hatte die ganze Welt nichts aus der IAEA-Kritik gelernt. Die Maßnahmen der Regierung in Japan sind noch weitgehender als diejenigen beim Tschernobyl-Unfall.

Durch die beim Strahlenschutz ignorierte nützliche Wirkung von Niedrigdosisstrahlung kommt ein weiterer Gesichtspunkt hinzu, denn durch die Evakuierungen hat man den Menschen eine nützliche Strahlendosis vorenthalten. Schon beim Tschernobyl-Unfall wurde eine um 15% bis 30% niedrigere Krebsrate unter den „emergency workers“ und 5 bis 17% weniger Krebs bei den Bewohnern der Gegend von Bryansk festgestellt [8], so daß bei NICHT-Evakuierung einige tausend bis vielleicht sogar 10 000 Menschen vor Krebs bewahrt worden wären. Ein ähnliches ist in Japan zu sagen, bei NICHT-Evakuierung wären viele Menschen vor Krebs bewahrt worden.

Was ist zu tun?

Die weltweit seit einem halben Jahrhundert gültige Strahlenschutzphilosophie sollte geändert werden. Das ist in der Fachwelt bekannt, aber es wird offenbar nicht darüber geredet. So fanden die Leser der Fachzeitschrift „StrahlenschutzPRAXIS“ dort 2006 in einem Bericht von Prof. Becker die Schlußfolgerung:

Aus diesen und Gründen wissenschaftlicher Korrektheit und intellektueller Redlichkeit ist ein baldiger Paradigmenwechsel im Strahlenschutz erforderlich.“

Prof. Becker erhielt für einen Aufsatz mit ähnlichem Inhalt in Nuclear Europe Worldscan 1998 in London den Preis der European Nuclear Society für die beste Publikation des Jahres 1998. Die Erkenntnisse vom Co-60-Ereignis von Taiwan waren darin noch NICHT eingeflossen, ein überaus wichtiger Grund für erforderliche Änderungen also noch nicht bekannt.

Die SSK hat die Erkenntnisse zu den nützlichen Effekten von Strahlung im Niedrigdosisbereich nicht beachtet. Evakuierungen könnten im engen Nahbereich eines Kernkraftwerkes nützlich sein, nicht jedoch im Fernbereich.

Alle Erkenntnisse, Meinungen, Gesetze werden von Menschen gemacht, und Menschen können irren. Die Geschichte hat dazu Beispiele parat. Die Strahlenschutz-Fachwelt sollte den Mut besitzen, zum Wohle der Menschen die Politik auf Irrtümer aufmerksam zu machen und auf Korrektur zu drängen.

Literatur

[1] http://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/2014/Planungsgebiete.pdf?__blob=publicationFile

[2] Fachsymposium „Strahlenschutz – Ein Jahr nach Fukushima“ des Deutsch-Schweizerischen Fachverbandes für Strahlenschutz e.V. (FS), 8. und 9.März 2012 in Mainz

[3] http://www.unscear.org/

[4] Paul Laufs, „Reaktorsicherheit für Leistungskernkraftwerke“, Springer-Vieweg 2013, Abschnitt 3.2.2. „Gefahrenpotenzial und Reaktorsicherheit“

[5] http://www.kernfragen.de/kernfragen/documentpool/strahlenexpo_03_2014.pdf

[6] http://www.energie-fakten.de/pdf/hormesis.pdf; Berichte in www.buerger-fuer-technik.de unter 5. Radioaktivität, Strahlung; ein exzellentes Buch ist kostenlos unter http://tinyurl.com/nlsm4wm zu finden

[7] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2477708/ , oder: http://www.eike-klima-energie.eu/climategate-anzeige/die-dosis-macht-das-gift-auch-bei-strahlung/

[8] Z. Jaworowski in http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2889503/

[9] StrahlenschutzPRAXIS 2/2006, Seite 44 bis 48; auch in www.buerger-fuer-technik.de mit der Überschrift „LNT or not LNT, that ist he question“