Fracking – kann die Politik noch sachbezogen handeln?

Worum geht es?

Da sowohl Erdöl als auch Erdgas leichter sind als das umgebende Formationswasser, haben diese Kohlenwasserstoffe das Bestreben, nach oben aus den Muttergesteinen auszuwandern, um dann letztlich an der Erdoberfläche in die Atmosphäre zu gelangen. Auf diesem Weg nach oben können sie in „Fallen“ geraten, beispielsweise domförmige (antiklinale) undurchlässige Schichten, unter denen sie sich dann dauerhaft anreichern.  Ausschließlich auf diesen „sekundären“  Lagerstätten beruhte bisher die Förderung von Kohlenwasserstoffen, weshalb diese Lagerstätten oder auch deren Nutzung heute „konventionell“ genannt wird. Da die Kohlenwasserstoffe in diese Lagerstätten hineingewandert sind, sich also in diesen Gesteinen bewegen können, kann man sie auch verhältnismäßig leicht gewinnen. Ist dies in Ausnahmefällen durch zwischenzeitliche Gesteinsveränderungen nicht mehr der Fall, spricht man oft von „tight gas“ Lagerstätten. Die angesprochenen Sekundärlagerstätten sind global nahezu erschöpft, die Reichweiten liegen für Öl bei einigen Jahrzehnten und bei Gas etwas länger. Die Menge der Kohlenwasserstoffe, die im Muttergestein verblieben sind, ist ungleich größer. Gelingt es, diese zu fördern, steigen die verfügbaren Vorräte und somit die Reichweiten drastisch an. Die Tatsache, dass noch Öl und Gas im Muttergestein ist, ist natürlich ein Hinweis darauf, dass es dort nicht ohne Anstrengung heraus zu bekommen ist.  Brauchbare Technologien sind heute jedoch verfügbar und werden seit Jahrzehnten, inzwischen auch millionenfach, angewendet. Einerseits müssen die Förderbohrungen über lange Strecken in der Kohle- oder Tonsteinschicht geführt werden (oft unpräzise horizontales Bohren genannt), andererseits muss erreicht werden, dass Öl oder Gas aus der Umgebung der Bohrung dieser zufließen kann. Es geht dabei um Entfernungen von einigen hundert Metern. Dies alles wird durch hydraulisch erzeugte (gefrackte) und künstlich offen gehaltene kleine Risse in der Umgebung der Bohrung erreicht. Im tight gas wird dies seit Jahrzehnten weltweit erfolgreich und ohne große Risiken praktiziert. Für unkonventionelle Lagerstätten hat dies in den USA einen Öl- und Gasboom ausgelöst und von dort aus einen weltweiten Technologieschub bewirkt, der nur aus politischen Gründen das eine oder andere Land noch nicht erreicht hat.

Und was sagt die Öffentlichkeit?

Jahrzehnte lang nahm die Öffentlichkeit von der neuen Technologie (eben diesem Fracking) keine Notiz, erfreute sich aber dennoch an niedrigen Energiekosten. Dann kam der Film „Gasland“, der mit spektakulären Falschbehauptungen und gefälschten Bildern – beispielhaft erwähnt das „brennende Wasser“ – nicht nur einen Oskar einheimste und zum wirtschaftlichen Riesenerfolg wurde, sondern geradezu eine Anti-Fracking-Volksbewegung begründete. Trockene Dementis amerikanischer Fachbehörden hatten gegen die „Kraft der Bilder“ keine Chance. In Deutschland, das ja ohnehin zu überzogener Angst neigt, war die Verbreitung der Angst vor Fracking besonders durchdringend. Populismus-Tendenzen taten ihr übriges. Medien fühlten sich ihren Lesern, Zuhörern und Zuschauern verpflichtet, die großen Naturschutzverbände handelten so, wie es ihre Mitglieder und Kleinsponsoren erwarteten, die großen Kirchen nutzten die Chance, zu zeigen, dass ihnen das Wohl der Gläubigen am Herzen liegt. Dann kamen in einer zweiten Welle die Bierbrauer, die Bauern, die Ärzte und viele andere dazu. Es wimmelte plötzlich bei den Veranstaltungen der Bürgerinitiativen von selbsternannten Frackingexperten.

Und die Politik?

Die Politik besann sich auf die Basisdemokratie als dem schöner klingenden Bruder des Populismus. Was die Mehrheit der (zuvor irregeleiteten) Wählerschaft denkt, muss umgesetzt werden. Die Lobbyarbeit der Verbände und Bürgerinitiativen tat ein übriges. Die Politik schwenkte ein, wollte sich aber zunächst noch ein „Wissenschaftsmäntelchen“ umhängen. Es wurden Gutachten und Studien in Auftrag gegeben (NRW und UBA 1 und 2). Die Wissenschaftler wurden sorgfältig so ausgesucht, dass sie von Fracking möglichst keine Ahnung hatten, zumindest aber noch nie etwas zum Thema veröffentlicht hatten. Dennoch entstanden überraschenderweise brauchbare Gutachten, die zum größten Leidwesen der Politik deren populistische Positionen nicht begründeten. Die Gutachten stuften Fracking nicht als Risikotechnologie ein, sondern bezeichneten es als „beherrschbar“. Freilich formulierten sie auch eine ganze Reihe von „Handlungsempfehlungen“, die einerseits die Beherrschbarkeit sicherstellen, andererseits aber die Zukunftstechnologie ermöglichen sollten. Die Politik stand nun vor einem Problem, da die unbedarfte Bevölkerung nach wie vor große Risiken im Fracking sieht, die Wissenschaft diese aber verneint. Auf wen wird die Politik hören?

Und was macht die Wissenschaft?

In vielen Fragen ist sich ja „die Wissenschaft“ uneins und es wäre vermessen, dies zu leugnen. Das war auch bei der Sicherheit der Atomkraftwerke so. Beim Fracking ist es aber grundsätzlich anders. Es gibt keinen seriösen Wissenschaftler, der im Fracking eine Risikotechnologie sieht (verglichen mit anderen Methoden der Energiebereitstellung). Die Wissenschaft versucht aktuell, dies der Politik, den Medien und der Bevölkerung zu verdeutlichen. Universitäten und Großforschungseinrichtungen haben sich gemeldet,  die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, auch die geologischen Landesämter sind sich einig. Ein Schulterschluss mit den Kompetenzzentren der europäischen Nachbarländer wurde hergestellt. Die Wissenschaft freut sich verständlicherweise nicht, wenn sie gegenüber den Laienmeinungen untergeht – sie wehrt sich aber entschieden dagegen, dass uminterpretiert und umgedeutet wird, was sie geschrieben hat. Die Politik sollte zumindest den Mumm haben, deutlich zu sagen, dass sie gegen die einheitliche Meinung der Wissenschaft handelt, wenn es denn unbedingt so sein muss.

Und wie geht es weiter?

Das Kind ist ja noch nicht in den Brunnen gefallen. Vielleicht entscheidet sich ja die Politik doch noch gegen den Technologiestillstand. Wir müssen abwarten, wie der Entwurf des  Fracking- oder Antifracking-Gesetzes aussehen wird. Die Politik sollte sich dann auch erinnern, dass es sich oft bewährt hat, Entscheidungen auf der Basis wissenschaftlich begründeter Argumente zu fällen: beispielsweise beim Heilen des Ozonlochs. Politiker hätten im übrigen ohne die Arbeit der Wissenschaft dieses Loch sicher nicht selbst bemerkt. Und sollte es mit dem Fracking erst 2021 (nach Ablauf des Moratoriums durch das geplante „Totregeln“) losgehen, ist das Gas sicher noch immer dort, wo es schon seit einigen Millionen Jahren auf uns wartet.

Prof. Dr. Horst Rüter ist Präsident von HarbourDome
und Mitglied der folgenden Organisationen:
 
  • Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG)
  • Geothermische Vereinigung – Bundesverband Geothermie (Vice-president)
  • International Geothermal Association (IGA), (Director)
  • European Geothermal Council (EGEC)
  • Geounion- Alfred Wegener Stiftung (Board Member)
  • European Association of Geoscientists and Engineers (EAGE)
  • Society of Geophysicists (SEG)
  • Australian Society of Geophysicists (ASEG)
  • Society of Professional Well Log Analysts
  • Deutsche Gesellschaft für Polarforschung
  • Indian Geophysical Union (IGU) Foreign Fellow

Mit Dank übernommen von der Website des Deutschen Arbeitgeberverbandes hier




Mietervertreibung für das Klima – Eine weitere Folge der Energiewende

Teil 1: Die gesetzlichen Instrumente

1.1 Die Energieeinsparverordnung EnEV

Die Verordnung und das Gesetz sollen den Verbrauch von vorwiegend fossilen Energieträgern für das Heizen privater und öffentlicher Gebäude vermindern und damit der geplanten Absenkung der CO2-Emissionen dienen. Die EnEV wurde 2002 erlassen (Lit.1). Zwischenzeitlich wurde sie mehrfach mit dem Ziel novelliert, zuletzt 2013, insbesondere die Forderungen an die Wärmedämmung und die Heizsysteme der Gebäude, weiter zu verschärfen .
Beide gesetzlichen Maßnahmen stehen deutlich seltener als das EEG im öffentlichen Fokus, obwohl die durch diese gesetzlichen Maßnahmen verursachten Kosten für die Haus- und Wohnungseigentümer und anschließend auch für die Mieter in die Milliarden gehen. Nach vielen negativen Erfahrungen, die insbesondere die nicht eingetroffenen Einsparungseffekte sowie auch negative Auswirkungen der Fassadendämmung betreffen, hat sich nun deutliche Kritik erhoben, die sich insbesondere in Fernsehberichten niederschlug.
„Wärmedämmung – der Wahnsinn geht weiter“ und „Wärmedämmung – die große Energiesparlüge“.
Das waren die Titel umfangreicher Berichte im NDR (Lit.2; 3) und im WDR (Lit.4; 19), die schonungslos die überwiegende Nutzlosigkeit der teuren Dämmungsmaßnahmen, aber auch die damit verbundenen Gefahren offenlegten. Die folgenden Ausführungen beruhen weitgehend auf diesen Berichten.

1.2 Das Erneuerbare- Energien-Wärme-Gesetz EEWärmeG

Zweck des am 01.01.2009 in Kraft getretenen EEWärmeG ist 1. der Klimaschutz, 2. die Schonung fossiler Ressourcen, 3. die Senkung von Energieimporten, 4. die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Wärme und Kälte aus „Erneuerbaren Energien“ EE und 5. bis 2020 den EE-Anteil am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte auf 14% zu erhöhen (Ist 2011: 10,2%). Es ist damit das zentrale regulatorische Instrument, um den Einsatz von EE im Gebäudesektor und weitere Maßnahmen voranzutreiben.
Die bei derartigen Zwangsmaßnahmen eintretenden Reaktionen der Betroffenen beklagte die Bundesregierung bereits 2012 in einem „Erfolgsbericht“ des BMU (40): „Es zeigten sich sogar rückläufige (!) Trends beim EE-Anteil an Sanierungsmaßnahmen.“ Offenbar versuchen die Bürger nicht nur mit der Verschiebung von eigentlich fälligen Erneuerungen ihrer Heizungsanlagen den Einbau teurer EE-Anlagen zu vermeiden; sie haben alte Anlagen repariert und sie zum Teil wiederum unauffällig durch funktionierende Anlagen ersetzt. Diese Zwangsmaßnahmen führen mit Sicherheit dazu, dass sich ein Schwarzmarkt für die Installation von Heizungsanlagen entwickelt, die keine EE-Anlagen einbeziehen, die aber sehr wohl aus modernen und effizienten konventionellen Anlagen – z.B. Brennwertkessel – bestehen können.
Bei Neuerrichtung von Gebäuden müssen die Eigentümer für die Erzeugung von Wärme und Kälte bestimmte Anteile an der gewählten „Erneuerbaren Energie“ nutzen (48 § 5, § 7). Die Mindestanteile sind u.a.: Für Solare Strahlung 15%; für feste Biomasse 50%; für Geothermie oder Umweltwärme 50%. Bei s.g. Ersatzmaßnahmen gilt ein Mindestanteil von 50% bei Nutzung von Abwärme oder KWK-Anlagen. Als Ersatzmaßnahmen kann z.B. auch die zusätzliche Einsparung von Energie durch besonders gute Wärmedämmung der Gebäudehülle angerechnet werden, wenn der jeweilige Höchstwert des Jahres-Primärenergiebedarfs nach der EnEV um mindestens 15% unterschritten wird. Fernwärme und Fernkälte gelten nur dann als Ersatzmaßnahme, wenn sie zu einem wesentlichen Anteil aus EE oder zu mindestens zu 50% aus der Nutzung von Abwärme oder von KWK-Anlagen oder aus einer Kombination der drei Varianten stammt.
Auch von E. Gawel et al (Lit.10) wird diese Entwicklung beklagt: „Kritisch bei einer anlassbezogenen Nutzungspflicht (Anm.: einer Modernisierung) im Bestand sind die möglichen Auswirkungen auf die Heizungs-Modernisierungs-Rate, soweit Investoren Sanierungen hinauszögern, um den gesetzlichen Geboten bei unzureichender Wirtschaftlichkeit zu entgehen“.
Die Öko-Bürokratie in den Berliner Ministerien wird diesen logischen Reaktionen der Betroffenen auf die gesetzlich vorgeschriebene Installation unwirtschaftlicher Anlagen sehr wahrscheinlich mit Verschärfungen begegnen. Das könnte vor allem einer Ausdehnung der EnEV und des EEWärmeG auf alle Bestandsgebäude bedeuten. Die wirksamste und wahrscheinlichste neue Zwangsmaßnahme wird vermutlich eine Modernisierungspflicht für alle Heizungsanlagen sein, die ein bestimmtes Alter erreicht haben, wobei dann EE-Anlagen eingesetzt werden müssen.
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) und die Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) haben sich bereits für eine „deutliche Verschärfung der Anforderungen an Neubauten“ ausgesprochen.
Der Bundesrat hat – wie auch die geea – die Bundesregierung aufgefordert, das Ordnungsrecht zur Energieeffizienz von Gebäuden zu vereinfachen, indem die EnEV und das EEWärmeG zusammengelegt werden. Das bildet dann auch die Gelegenheit, endlich alle Bestandsgebäude diesen Regelungen zu unterwerfen.
(Anm.: Die dena gehört zu 50% dem Staat, zu 26% der mehrheitlich bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Die geea wurde von der dena gegründet und versteht sich als „Plattform der Akteure (Anm.: Profiteure) in den Branchen Bauen und Energie“; sie wird von der dena koordiniert.)

Teil 2: Die Maßnahmen und ihre Bewertung

A) Die Rolle der Hersteller von Dämmstoffen ( Lit.5; 15; 16) )

Über 80% der Häuser, die eine Dämmung der Außenwände bekamen, wurden mit dem Dämmmaterial Polystyrol – bekannt als Styropor – verkleidet. Dieses Material kostet etwa die Hälfte der Mineralwolle, was ihre bevorzugte Verwendung erklärt. Dieser Markterfolg ist aber auch durch die massive Werbung der Polystyrol-Hersteller erreicht worden, die ganz außerordentliche Energieeinsparungen verkünden: So wirbt der Fachverband Wärme-Verbundsysteme WDV mit einer 50-prozentigen Einsparung durch die Fassadendämmung.
Der Leiter der Deutschen Energieagentur dena, Stephan Kohler, nannte sogar einen erreichbaren Einsparungswert von enormen 70%. Das habe eine Studie ergeben, an der sich auch Dämmstoffhersteller – z.B. die BASF – mit Fördermitteln beteiligt hätten. Die dena gehört allerdings zu 50% dem Staat, zu 26% der mehrheitlich bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Ob diese Abhängigkeit zu dieser extremen Aussage führte, die nicht einmal von den Materialherstellern benutzt wird, sei dahingestellt.
WDV-Verbandschef Wolfgang Setzler nannte im TV-Interview des WDR eine Amortisationszeit von 8 Jahren. Dann hätten die Einsparungen alle Dämmungs-Kosten ausgeglichen. In Abschnitt E.) „Bewertung durch Wissenschaftler“ findet man allerdings gänzlich andere Zahlen (s.u.).
Polystyrol ist offenbar brandgefährlich. Versetzt mit Flammschutzmitteln und oberflächlich geschützt durch eine Putzschicht gelten Wärmeverbundsysteme mit diesem Kunststoff als „schwer entflammbar“. Doch sie sind brennbar, wie das Ergebnis eines Brandversuchs für die 45-Minuten- NDR-Dokumentation „Wärmedämmung – Der Wahnsinn geht weiter“ (Lit.2) zeigte. Näheres unter Absatz C.) „Wärmedämmung und Brandgefahr“.

B.) Die Rolle der Energieberater ( Lit. 2; 17)

Zu dem Markterfolg trugen auch die Energieberater bei, die als unabhängige Fachleute auftreten, jedoch oft keine sind und dazu auch nicht frei von Eigeninteressen. Sie sollen eigentlich Hausbesitzern helfen, Geld zu sparen und die Umwelt zu schonen. Tatsächlich verdienen viele ihr Geld auch mit der Planung und Beaufsichtigung der von ihnen selbst empfohlenen Sanierungsmaßnahmen. Mit der Empfehlung einer Wärmedämmung können sie daher wesentlich mehr Geld verdienen als mit der bloßen Beratung.
Die Berater berechnen die Einsparmöglichkeiten einer Wärmedämmung gemäß der EnEV anhand des Wärmedurchgangskoeffizienten, des sog. U-Wertes. Jeder Dämmstoff hat einen durch Prüfungen ermittelten U-Wert. Je niedriger dieser U-Wert, desto wirksamer ist die Dämmung und damit die angeblich erzielbare Energieeinsparung – das ist das Bewertungsschema.
Aber diese schlichte Argumentationskette liefert keine realistischen Ergebnisse, kritisiert Architekt Konrad Fischer, ein bundesweit bekannter Kritiker der Wärmeverbundsysteme. Er bemängelt, dass die in der EnEV festgeschriebenen Berechnungsmethoden nicht alle wesentlichen Faktoren berücksichtigen. So spielt die Wärmedurchlässigkeit von Fenstern, Türen und Dach eine wichtige Rolle. Außerdem hätten die verschiedenen Materialien auch bei gleichem U-Wert verschiedene Energiespeicher-Eigenschaften, die für eine Entscheidung für oder gegen eine Wärmedämmung des Gebäudes sehr wichtig sei.
So heizt sich eine massive Backsteinfassade tagsüber langsam auf und speichert die Wärme lange. Abends gibt sie immer noch Wärme ab und spart Heizwärme. Die zumeist leichtgewichtigen Wärmeverbundsysteme – Extrembeispiel Styropor – erkalten in der Nacht rasch, weil ihre Speicherfähigkeit gering ist. Diese Eigenschaften bleiben bei den o.g. Berechnungen unberücksichtigt, obwohl sie von zentraler Bedeutung sind, sagt Konrad Fischer.
Er weist außerdem auf einen weiteren Fehler bei den Energieberatungen hin: Es wird oft ein zu hoher bisheriger Energieverbrauch angenommen. Das geht durch, weil die meisten Hausbesitzer diese Zahl nicht kennen. Mit dem U-Wert der empfohlenen Dämmung wird dann eine eindrucksvolle theoretische Energieersparnis berechnet, die den Hausbesitzer überzeugen soll.
Frank Essmann, selbst Energieberater, nennt einen weiteren Trick: „Man setzt die voraussichtliche jährliche Steigerung der Energiekosten sehr hoch an, dann hat sich die Sanierung auf dem Papier sehr schnell gelohnt. Oder man verzichtet darauf, alle Schwierigkeiten bei der Fassadenverkleidung aufzulisten – etwa komplizierte Ecken und Überhänge. Auch die Gerüstkosten werden häufig nicht eingerechnet und dann kann eine Sanierung, die vielleicht mit 60.000 € kalkuliert wurde, auf einmal 100.000 € teuer sein.“ Das liege auch daran, dass viele sogenannte Energieberater nur oberflächliche Wochenendkurse belegten, bemängelt Essmann. Die Software, mit denen sie das angebliche Energiesparpotenzial berechnen, werde zudem häufig von den Dämmstoffherstellern programmiert. (Lit.19). Wie man die für eine solche Tätigkeit erforderlichen Kenntnisse in der außerordentlich komplexen und anspruchsvollen Bauphysik in solchen Kursen erwerben kann, müsste der Bundesbauminister einmal erläutern.
Der Hauptfehler liege aber in den Vorgaben der Energie-Einsparverordnung, sagt Essmann. „Das was ich (auf Grund dieser Vorgaben) technisch ausrechne, ist der sogenannte Energiebedarf. Der kann von dem tatsächlichen Energieverbrauch des Gebäudes in den vergangenen Jahren deutlich abweichen.“ Verbraucht das Gebäude vor der Dämmung bereits viel weniger Energie als berechnet, dann sind auch die tatsächlich erzielbaren Einsparungen an Energie und an Energiekosten viel geringer. Entsprechend verlagert sich der Zeitpunkt, an dem die geringen Kosteneinsparungen die teure Dämmaktion bezahlt haben, in eine ferne Zukunft (siehe dazu unten die Bewertungen der Wissenschaftler).

C.) Wärmedämmung und Brandgefahr

Die Berichterstattung über Brände, an denen Polystyrol als Verkleidungs- oder Dämm-Material entscheidend beteiligt war, gefällt dem Herstellerverband WDV nicht. Die NDR-Redaktion empfand die Reaktion der Wärmedämm-Lobby auf ihre umfangreiche Dokumentation vom November 2012 (2) als „ungewöhnlich massiv“. Die gut vernetzte Branche hätte „mit den verschiedensten Mitteln versucht, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen: Ob über anwaltliche Schreiben, das gezielte Eingreifen in eine Hörerbefragung oder Kampagnen-Vorwürfe“. ( Lit.4 ).
Die Sendung vom November 2012 (2) stellte anschließend Augenzeugen der verschiedenen Brandereignisse mit ihren Berichten vor. Ein besonders tragischer Fall war der Brand auf dem Flughafen Düsseldorf im Jahre 1996, der 17 Menschen das Leben kostete. Der Experte Bernd Haarmann, damals Brandschutzexperte vor Ort, erklärte, dass 8 cm dicke Polystyrolplatten „in großem Maßstab in die Zwischendecke eingebaut“ waren und dass dieses Material sowohl „für die rasende Ausbreitung des Feuers als auch für den hoch toxischen Rauch verantwortlich war“. Die Opfer seien an diesen Rauchgasen erstickt.
Nur für öffentliche Gebäude, z.B. Krankenhäuser, gebe es eine Sonderbauverordnung in der Landesbauordnung NRW, die die Verwendung brennbaren Materials verbietet. Polystyrol darf deshalb dort nicht eingesetzt werden. Haarmann: „Normalerweise sollte es auch in Ein- und Zweifamilienhäusern verboten werden.“
Der WDR brachte ein weiteres Beispiel: Am 22.12.2012 gab es in einer Wohnung in Weißwasser einen Brand. Frank Wolsch von der Feuerwehr Weißwasser schilderte den Vorfall: Die Flammen hätten schnell auf die Fassade übergegriffen; das Feuer sei schnell nach oben gegangen; die Balkonverkleidung hätte gebrannt. Brennendes Material sei herabgetropft und habe einen „brennenden See“ gebildet. Es habe 9 Verletzte gegeben. Das Löschen einer derart wärmegedämmten Fassade sei sehr schwierig, weil sie durch den Unterbau hinterlüftet ist und damit eine Kaminwirkung für das Feuer vorliegt. Nach der Wirkung von Brandschutzriegeln befragt, erklärte er, dass die Flammen von außen über diese Barriere überspringen.
Im NDR-Beitrag „Wärmedämmung: Ignoranz der Brandgefahr“ ( Lit.13) wurde der Vorfall im Hamburger Schanzenviertel, der Ende November 2013 geschah, beschrieben: Zunächst habe eine Mülltonne gebrannt. Als die Feuerwehr nach wenigen Minuten eintraf, hatten sich die Flammen bereits bis in das Dachgeschoss des sechsstöckigen Altbaus gefressen. „Wir konnten das in dem Moment nicht fassen, wie so ein kleines Feuer so explosionsartig nach oben schnellen konnte“, sagte Brigitte Seibold, die hinter dem Gebäude wohnt. Wie ein Fahrstuhl hätten sich die Flammen in einem Schacht nach oben bewegt, berichtete eine weitere Anwohnerin. Schnell hatte sich das gesamte Gebäude mit giftigen Rauchgasen gefüllt, so dass die Treppe als Fluchtweg ausfiel. Neun Menschen wurden mit der Drehleiter gerettet. Die Einsatzleitung war ratlos: Wie konnte sich ein kleiner Mülltonnenbrand so rasant ausbreiten? Am nächsten Tag die Gewissheit: Der rückwärtige Lichtschacht war kurz zuvor mit Polystyrol gedämmt worden. Im NDR-Bericht wird weiter berichtet, dass „immer wieder wärmegedämmte Gebäude brennen“.
Weiter heißt es: „In Delmenhorst traf es 2011 gleich fünf Mehrfamilienhäuser, die komplett ausbrannten, weil Jugendliche zwei Verschläge angezündet hatten. 200 Menschen wurden obdachlos. Bekannt wurden bisher über 50 Brände von Fassadendämmungen aus Polystyrol, die genaue Zahl kennt niemand, denn eine offizielle Statistik gibt es nicht.“
„Nach einem Großbrand 2012 in Frankfurt – dort brannte die noch unverputzte Fassade eines größeren Gebäudes – äußerte sich der Chef der dortigen Feuerwehr und forderte, die Zulassung für Polystyrol als Dämmstoff zu überprüfen. Folgenlos. Zwar wurde das Material Thema bei der Bauministerkonferenz; geändert wurde nichts“. (Lit.13).
Aus dem NDR-Bericht: „Die Autoren der NDR-Dokumentation haben einen Brandversuch in der Materialprüfanstalt Braunschweig durchführen lassen. Ein Fachbetrieb hatte dort das Wärmedämmverbundsystem eines Markenherstellers aufgebaut. 20 Minuten hätte es der Einwirkung heftig lodernder Flammen standhalten müssen. Doch das System fing so schnell Feuer, dass der Versuch bereits nach acht Minuten außer Kontrolle geriet. Die Feuerwehr musste wegen der heftigen Flammen und extremer Rauchgasentwicklung unter Atemschutz umgehend löschen.
Entscheidend für die rasante Brandausbreitung könnte eine Abweichung im Prüfaufbau gewesen sein. Für den Versuch wurde bewusst auf den Einbau eines sog. Brandschutzstreifens aus nicht brennbarer Mineralwolle über dem simulierten Fenstersturz verzichtet. Der Verzicht spiegelt die Praxis wieder – bei der Wärmedämmung wird entweder ganz oder teilweise auf Brandschutzstreifen verzichtet. Das kann verheerende Folgen haben wie etwa im November 2011 in Delmenhorst (s.o.)….oder im Mai 2012 in Frankfurt… (s.o.)“.
Die oben erwähnten Brandriegel oder Brandschutzstreifen sind 10 – 20 cm breite Streifen aus nicht brennbarer Steinwolle, die in regelmäßigen Abständen im Gebäude verbaut werden können. Wie oben berichtet, werden sie keineswegs regelmäßig angebracht. Aber auch Ihr praktischer Nutzen ist bereits zweifelhaft geworden, denn im Hamburger Schanzenviertel – s.o. – gab es sie. Es half nichts.

D) Das Ignorieren der Bauphysik bringt den Schimmel

Wie im oben beschriebenen Fall droht allen Bewohnern durch Außendämmung sanierter Häuser die Schimmel-Gefahr. Man hat es mit der Bauphysik zu tun, die im Falle einer ungenügenden oder fehlenden Wasserdampf-Durchlässigkeit häufig zu Schäden durch Durchfeuchtung und Schimmel führt.
Wenn vor der Fassadendämmung neue Fenster eingebaut wurden, droht Schimmel an den Wänden, wenn sich die Bewohner jetzt nicht an einen strikten Lüftungsplan halten, warnt der Bauphysiker Essmann. „Bei alten Fenstern war das Lüftungsverhalten egal; die haben sich automatisch gelüftet. Bei neuen Fenstern müsste die Wohnung zwei- bis dreimal täglich komplett durchgelüftet werden. Das ist für viele, die berufstätig sind, kaum zu schaffen“. Weil moderne Fenster wesentlich besser dämmen als die Wände, schlägt sich die Raumfeuchtigkeit nicht mehr an den Scheiben nieder, sondern gerne in den Ecken.“
Wer das korrekte neue Lüftungsverhalten nicht leisten kann, müsste dann wohl die Thermostaten höher einstellen und die Wohnung stärker aufheizen. Energiesparen wäre das nicht. Oder eine Zwangsbelüftung des ganzen Hauses muss installiert werden – mit erheblichem Komfortverlust und zusätzlichen Mietkosten.
Wer dies vermeiden will und an einer Wärmedämmung interessiert ist, die einen geringeren Heizungsaufwand bei Erhalt eines angenehmen Raumklimas bewirkt, muss auf alte und jahrzehntelang erfolgreich angewandte Maßnahmen zurückgreifen: Dickere Wände, die mehr Masse für eine bessere Wärmespeicherung besitzen, dampfdurchlässig sind, das Eindringen der durch die Sonnenstrahlung erzeugten Wärme in die Außenwände erlauben und damit die Schwankungen der Außentemperatur besser ausgleichen. Wer hingegen allein auf den U-Wert schaut und ohne wandverstärkende Ziegel auskommen will, sollte das Material Steinwolle wählen und dessen Mehrkosten nicht scheuen.
Aber bevor überhaupt über die Außenwände und die Fassade als Gegenstand von Energiesparmaßnahmen nachgedacht wird, sollten die besseren Alternativen realisiert werden, die von den Bauphysikern empfohlen werden – siehe unten.

E.) Bewertung der Wärmedämmungsmaßnahmen durch Wissenschaftler

Prof. Jens Fehrenberg von der Hochschule Hildesheim hat sich viele Jahre mit dem Thema Wärmedämmung befasst. Seine grundsätzliche Warnung: „Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass mit einer Wärmedämmung Energie eingespart wird.“ (Lit.2). Die Dämmung verhindere nicht den Durchgang der Wärmeenergie, sondern verlangsame ihn nur.
Die Konsequenz einer Wärmedämmung für die Bewohner sei ein geändertes Verhalten: Es muss mehr gelüftet werden (s.o.). Unterlässt man das, erhöht sich der Energiebedarf sogar, weil feuchte Luft mit mehr Energie aufgeheizt werden muss.
Selbst der Geschäftsführer des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme, Wolfgang Setzler, sprach in der WDR-Sendung die Mahnung aus, „dass wir auch mit der Übertreibung der Einsparquoten aufhören müssen“.
Prof. Fehrenberg und die WDR-Expertin Sabine Brinkenstein halten die Bevorzugung der Wärmedämmung bei einer beabsichtigten Verringerung des Energiebedarfs für Gebäude für falsch. Die effizienteste, wirtschaftlichste Reihenfolge von Sanierungsmaßnahmen sei:
1.     Wärmedämmung des Dachs
2.     Dämmung der Kellerdecke
3.     Einbau einer hocheffizienten Heizungsanlage
4.     Modernisierung der Fenster
5.     Dämmung der Außenwände – die somit an letzter Stelle rangiert.
Sein oben angeführtes Rechenbeispiel von Bosfeld/Hannover beruht auf dieser Bewertung, die durch die Schilderungen der Betroffenen bekräftigt wird. Die Kosten aller dieser Maßnahmen zusammen sind enorm – siehe das oben beschriebene, geradezu irrwitzige Beispiel aus Berlin (Lit.6).
In der Studie von Prof. Simons, Forschungsinstitut empirica, Berlin, „Energetische Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern“ (Lit.7) wurden zur Beurteilung des energetischen Zustands der Gebäude in die Berechnungen die Heizungsanlage, Fenster, Außenwanddämmung, obere Geschossdecke/Dach und Fußboden/Kellerdecke einbezogen. Zusammengefasst kommt die Studie zum Ergebnis, dass eine energetische Sanierung im Regelfall unwirtschaftlich ist, da die eingesparten Energiekosten nicht die Kosten dieser Sanierung decken. Der mittlere Energieverbrauch von nicht wesentlich modernisierten Ein- und Zweifamilienhäusern beträgt 167 kWh/(m²a). Bei Energiekosten von 0,08 €/kWh belaufen sich die Energiekosten vor Sanierung auf 13,36 €/(m²a). Unterstellt, durch eine energetische Sanierung ließen sich tatsächlich 60 % der Energie einsparen – ein ambitioniertes Einsparziel, das in der Realität nur selten erreicht wird – so sinken die Energiekosten um 8,01 €/(m²a). Innerhalb von 15 Jahren summierten sich die eingesparten Energiekosten entsprechend auf 120 €/m² und damit bei Weitem nicht auf die Sanierungskosten, die bereits bei einfachen Fällen zwischen 300 und 500 €/m² liegen.
Auf einer Fachtagung zur Gebäudesanierung stellte Prof. Simons fest (8):
„Eine Sanierung trotz noch relativ gutem Zustand der Bauteile macht wenig Sinn“. Und weiter: „Besonders die Materialkosten der energetisch relevanten Bauprodukte sind in den Jahren 2000-2011 zwischen 10 und 50% angestiegen“.
Auch eine aktuelle Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW beleuchtete das Dilemma steigender Bauproduktpreise und deren Auswirkung auf die dadurch weiter sinkende Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierungs-Maßnahmen (Lit.11). Hierzu M. Kleemann, Jülich: „Neben der oftmals sehr knappen Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen mit Amortisationszeiten von über 25 Jahren ist auch das „Dilemma der mittleren Qualität“ ein Problem. Das Anforderungsniveau … wird nur zu 69% umgesetzt“.
Da die EnEV seit Jahren großräumig in allen Teilen des Landes angewendet werden muss, führt sie folglich zu einer extrem aufwendigen Umhüllung der Fassadenflächen, die zugleich die am wenigsten geeignete Maßnahme für eine Energieeinsparung darstellt.
Die Kosten, die die Vermieter ggf. auf die Mieter abwälzen können, sind erheblich, und werden bis zum Ende des Programms 2050 ca. 3 Billionen € allein durch die Fassadendämmung erreichen. Da die Dämmung oft mit einer ohnehin notwendigen Renovierung der Fassade einhergeht, werden die für die EnEV aufzuwendenden Beträge in der Regel weniger sichtbar. Kaum einer der Auftraggeber der Dämmmaßnahmen macht sich die Mühe diese Kosten herauszurechnen. So fehlt die Transparenz. In so gut wie in keinem Fall rechnen sich die Investitionen innerhalb der in der EnEV vorgegebenen Amortisationszeit von 10 Jahren.

Teil 3: Erfahrungen und Folgen für Hausbesitzer und Mieter

Die Berichte der beiden TV-Sender zeigen mehrere Beispiele für Wärmedämmaktionen in Siedlungen, die ohne merkliche Energieeinsparungen blieben, aber erhebliche Kosten verursachten. Während die Eigenheimbesitzer darauf hoffen, ihre Investitionen durch eine Heizkostenersparnis zu refinanzieren, können Vermieter die Kosten mit 11% pro Jahr 1:1 auf ihre Mieter umlegen. Deren Miete steigt beträchtlich; auf die versprochenen Einsparungen bei ihren Heizkosten warteten die präsentierten Mietparteien vergeblich.
Ein spektakulärer Fall ereignete sich im Stadtteil Bosfeld von Hannover, wo drei Häuser einer Siedlung mit Fassaden-Wärmedämmung saniert werden sollten. Man agierte allerdings vorsichtig und übertrug Prof. Jens Fehrenberg, Bauingenieur, Sachverständiger und Professor an der Hochschule Hildesheim, die Aufgabe, ein erstes gedämmtes Haus dieser Siedlung mit seinem neuen Energieverbrauch für eine Zeit zu überwachen und es mit den anderen zu vergleichen. Das Ergebnis mehrerer Jahre war eindeutig: Die Fassaden-Wärmedämmung hatte absolut nichts gebracht. Daraufhin unterblieb die Sanierung der übrigen Häuser.
Prof. Fehrenberg rechnete in dem WDR-Beitrag ein Beispiel vor:
Wenn die jährlichen Kosten für die Heizung 2.500,- € betragen, können über eine Fassadendämmung nur 400,- € eingespart werden. Hat diese Dämmung 20.000,- € gekostet, dann dauert es 50 Jahre, bis die Einsparungen diese Investition ausgeglichen haben – im günstigsten Fall seien das 35 Jahre.
Dieses Rechenbeispiel gilt jedoch nur für Haus- und Wohnungsbesitzer. Mieter hingegen, deren Miete durch die Umlage der Dämmungskosten deutlich erhöht wurde, zahlen ohne eine adäquate Verringerung ihrer Heizkosten vom ersten Monat an nur drauf – und dieser Verlust steigt unablässig weiter an. Dazu kommen die unten beschriebenen weiteren Nachteile.
Die energetische Gebäudesanierung wird zum Instrument der Mietervertreibung
Die Regierung hat soeben ihre „Mietpreisbremse“ verkündet, die 2015 in Kraft treten soll.
Bei Neuvermietungen soll die Miete nur maximal 10 Prozent höher werden dürfen.
Für die vielen Mieter, die gerade die Opfer der energetischen Sanierung ihres Miethauses geworden sind, muss diese Ankündigung wie Hohn klingen, denn vor den oft unerträglich hohen Mietsteigerungen, die ihnen anschließend abverlangt werden, schützt sie die Regierung nicht – im Gegenteil: Sie hat diese Möglichkeit selbst durch die oben beschriebenen Gesetze geschaffen und sie will, dass bis 2050 der Energieverbrauch aller Häuser um 80 Prozent sinken soll. Begründung: „Klimaschutz“. Die Hausbesitzer dürfen jährlich 11 Prozent dieser Kosten auf die Mieten aufschlagen.
Was das bedeutet, hat das Erste Fernsehen gerade am 22.September in seiner Dokumentation „Der Mietreport – Wenn Wohnen unbezahlbar wird“ gezeigt (Lit.6). Im krassesten der Fälle wurde einer vierköpfigen Berliner Familie, die in einem älteren Haus zu einer Miete von 645 Euro wohnt, nach einer umfassenden Energie-Sanierung eine Mieterhöhung von 2.282 Euro präsentiert – insgesamt also 2.927 Euro, was eine Mietsteigerung um das 4,5-fache bedeutet.
Die Liste der in diesem Falle durchgeführten „Klimaschutz“-Maßnahmen:
♦  Außenwanddämmung
  Isolierglasfenster
  Wohnraumbelüftungsanlage
  Dämmung Kellerdecke und oberste Geschoßdecke
  Warmwasserbereitungsanlage mit Solarvakuumanlage
  Zentrale Gasheizungsanlage
  und dazu die laufenden Kosten für die Heizung und die Zwangsbelüftung.
Hier wurde keine der technisch überhaupt möglichen Maßnahmen ausgelassen und dieser Fall ist somit ein eindrucksvolles Beispiel für eine sowohl Handwerksbetriebe und Industrieunternehmen als auch die Klimaschutz-Ideologen beglückende komplette Energiesanierung eines Gebäudes dienen – und kann damit im Grunde nur Angst und Schrecken verbreiten.
Die Zwangsbelüftung wurde offensichtlich deshalb installiert, um Schimmelbildung zu verhindern, weil das wegen der dampfundurchlässige Styroporpanzerung drohte – siehe unten.
Rechtsberater klärten die entsetzten Mieter darüber auf, dass alles rechtens und gültig sei. Wie dieser Fall ausgeht, kann man sich vorstellen: Diese Mieter werden wohl ausziehen müssen. Das wäre dann eine Vertreibung aus ihrer Wohnung durch eine angeblich dem Klimaschutz dienende Maßnahme. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das mindestens ein sehr erwünschter Nebeneffekt der totalen „Klimaschutzmaßnahme“ war.
Der zweite präsentierte Fall betraf eine Rentnerin aus Pankow, die in einem Mietshaus einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu 385 Euro Warmmiete wohnt. Auch sie hat eine Energie-Modernisierungsankündigung erhalten und muss danach 596 Euro zahlen. Das sind 50 Prozent ihrer Rente.
Professor Andreas Pfnür, der Leiter des Instituts für Immobilienwirtschaft und Baubetriebslehre der TU Darmstadt, erläuterte in dieser Sendung (6) das Ergebnis seiner Studie zu den Folgen dieser Entwicklung: Wenn das politische Energie-Einsparziel von 80 Prozent bestehen bleibt und die energetischen Sanierungsmaßnahmen wie bisher weitergeführt werden, würde die Hälfte aller Mieter am Ende zwischen 45 und 50 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Wohnung zahlen müssen. „Ich glaube, dass das in vielen Fällen nicht mehr funktionieren kann“, war sein Schlußwort.
Wie wir inzwischen von wissenschaftlichen Beratergremien der Regierung, vom Weltklimarat IPCC, von der EU-Kommission und von zahlreichen weiteren Fachleuten gesichert wissen, sind sämtliche „Klimaschutz“-Anstrengungen Deutschlands zur Verringerung der CO2-Emissionen wegen des EU-Zertifikatehandels völlig sinnlos. Die auf die EU bezogene Nettowirkung der deutschen Maßnahmen ist Null (Lit. 12). Dafür dürfen die Mieter ausgeplündert und auch aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Die Abschaffung dieser unsinnigen Gesetze wäre die wahre Mietpreisbremse.

Teil 4: Schlussfolgerungen

Solarwärme und Erdwärme– die einzigen sinnvollen regenerativen Energien in Deutschland für die Heizung – wurden vernachlässigt
Der Wärmesektor ist jedoch der einzige Bereich, in dem in Deutschland die Energie der Sonnenstrahlung – und zwar auch ihr beträchtlicher Rot- und Infrarotanteil – wirtschaftlich genutzt werden kann.
Ferner bietet auch die Nutzbarmachung der Umwelt- oder Erdwärme zu Heizungszwecken – z.B. mittels der Wärmepumpen-Technik – eine weitere sinnvolle Anwendung für die regenerativen Energien in Deutschland – dies auch insbesondere in Verbindung mit der Solarwärmenutzung.
Bei einer konsequenten Förderung der betreffenden Forschung und Entwicklung (F&E) mit Fokus auf eine Senkung ihrer Investitions- und Betriebskosten stellt dies eine große Chance für eine importunabhängige und kostengünstige Klimatisierung der Gebäude dar. Die Regierung hat jedoch die Chance versäumt, diese erprobten Techniken konsequent und verlässlich zu unterstützen ; statt dessen hat sie ausschließlich ungeeignete und teure Techniken wie Windkraft, Photovoltaik und Biomasseanbau mit Verstromung extrem auf Kosten der Stromverbraucher gefördert. Mit massiven Umweltschäden, Stromversorgungsproblemen und zu immensen Kosten.
Der Versuch auch im Gebäudebereich die „Erneuerbaren“ für Techniken zur Erzeugung von Wärme und Kälte zu erschließen, beruht abermals auf Zwang und bevorzugt wiederum die unwirtschaftlichen, aber politisch-ideologisch gewollten EE-Technologien.
Zusammenfassend ist festzustellen:
1.     Sämtliche Maßnahmen der Regierung zur Realisierung ihrer Energiewende sind fatalerweise nicht nur in Bezug auf das große Ziel „Klimaschutz“ vollkommen wirkungslos, sondern sogar mit massiven Schäden für die Bürger, die Wirtschaft und die Umwelt verbunden. Auch die Gesetze und Verordnungen zur Verringerung des Wärmebedarfs in Gebäuden fügen sich nahtlos in die lange Reihe laienhafter und unprofessioneller Maßnahmen ein, die sogar zum Teil im Konflikt mit der Physik stehen und daher die Bewertung „Pfusch“ verdienen. Sie genügen allerdings den Ansprüchen von Ideologen, die über die Energiepolitik den Menschen ihr spezielles Gesellschaftsbild aufzwingen wollen.
2.     Die Energie-Einspar-Verordnung EnEV ist ein sehr stark von Lobbyinteressen – hier insbesondere die Dämmstoffindustrie – geprägtes gesetzgeberisches Machwerk, das die am wenigsten geeigneten technischen Maßnahmen für eine Senkung des Wärmebedarfs von Häusern an die erste Stelle gesetzt hat. Sie führt zu einer riesigen Verschwendung von Geld und Material bei gleichzeitig geringem oder nicht vorhandenem Nutzen für die Umwelt und für die Bewohner, jedoch mit sehr großen Mietkostensteigerungen für die von der energetischen Sanierung betroffenen Bewohner.
3.     Der politische Vorwand, diese Maßnahmen dienten dem „Klimaschutz“ ist erwiesenermaßen falsch.
4.     Es deutet sich an, dass die Regierung mit der Energieeinspar-Verordnung eine für Mieter älterer Wohnhäuser katastrophale Entwicklung in Gang gesetzt hat, die sämtlichen Lippenbekenntnissen zu bezahlbarem Wohnraum und Mieterschutz Hohn spricht: Die energetischen Sanierungen, gegen deren Durchführung es keine Rechtsmittel gibt, ermöglichen es Immobilienspekulanten, in erworbenen Altbauten durch extrem aufwendige Maßnahmen äußerst hohe Kosten zu produzieren und anschließend mit deren gesetzlich ermöglichter Umlage von jährlich 11 Prozent ebenso extreme Mieterhöhungen zu erzwingen. Die erwünschte Folge ist die schnelle und vollständige Räumung des Hauses. Unkündbare Mietverträge nutzen nichts mehr, wenn sich die Mieten verdoppeln oder – wie im oben vorgestellten Beispiel – mehr als vervierfachen. Die Regierung hat also nicht das Geringste für den sogenannten Klimaschutz geleistet, aber der unbegrenzten Vertreibung gerade der Mieter mit geringem Einkommen aus ihren Wohnungen Tür und Tor geöffnet.

Literatur, Quellen

(1) Energie-Einsparverordnung EnEV, http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/
(2) NDR-Ratgeber-Verbraucher: „Wärmedämmung – Der Wahnsinn geht weiter“, mit 6 Themenartikeln und 2 Bildergalerien, 26.11.2012,
http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Waermedaemmung-Der-Wahnsinn-geht- weiter,waermedaemmung117.html
(3) NDR-Ratgeber Verbraucher: Nicolai Kwasniewski: „Die Folgen für Mieter und
Hausbesitzer“, 21.9.2011, http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung105.html
(4) NDR-Zapp: „Wärmedämm-Lobby: Erschwerte Berichterstattung“, 8.6.2014,http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Waermedaemm-Lobby-Erschwerte-Berichterstattung.daemmlobby100.html
(5) WDR: Könnes kämpft: „Wärmedämmung – die große Energielüge“, 2.12.2013,http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/koennes_kaempft/videokoenneskaempft114.html (über Google suchen)
(6) Das Erste: „Der Mietreport – Wenn Wohnen unbezahlbar wird“, 22.9.2014,
http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Der-Mietreport-
Wenn-Wohnen-unbezahlbar/DasErste/Video?documentId=23639250&bcastId=799280
(7) Harald Simons: „Energetische Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern“, empirica
Forschung und Beratung, Berlin, Okt. 2012
http://www.bausparkassen.de/fileadmin/user_upload/pdf_service/empirica_ Energetische_Sanierung.pdf
(8) „Klasse statt Masse? Die politischen Ziele der Gebäudesanierung in Deutschland“, Bericht
über eine Fachtagung im IÖR Dresden, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 63. Jg. (2013)
Heft 11, S. 117-118
(9) BMU: „Erfolgsbericht zum Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz“, Berlin, 2012
(10) E. Gawel et al: „EEWärmeG: Hindernisse und Potentiale für Biomethan im Wärmemarkt“,
Energiewirtschaftliche Tagesfragen 63. Jg (2013) Heft 11, S. 48-53
(11) KfW: „Ermittlung der Wachstumswirkungen der KfW-Programme zum energieeffizienten
Bauen und Sanieren“, Studie, Berlin 2013
(12) Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EEWärmeG,
http://www.gesetze-im-internet.de/eew_rmeg/
(13) NDR, Panorama 3: Güven Purtul: „Wärmedämmung: Ignoranz der Brandgefahr“, 10.12.2013,
www.ndr.de/nachrichten/hamburg/waermedaemmung205.html
(14) NDR, Panorama: Bastian Berbner, Christian Kossin, Güven Purtul: „Wärmedämmung:
Wie aus Häusern Brandfallen werden“, 5.7.2012,
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2012/waermedaemmung193.html
(15) NDR: „Dämmen oder nicht dämmen?“, 26.11.2012,
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung121_page-3.html
(16) NDR: „Gibt es Alternativen zur Polystyroldämmung?“, Interview mit Ing. Heike Böhmer,
26.11.2012, www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung199.html
(17) NDR, Florian Pretz: „Die Tricks der Energieberater“, 26.11.2012,
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung115.html
(18) NDR, Nicolai Kwasniewski: „Die Mär von der CO2-Einsparung“, 26.11.2012,
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung111.html
(19) NDR, Nicolai Kwasniewski: „Die Wärmedämm-Lüge“, 22.9.2011,
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/waermedaemmung107.html
Der Beitrag erschien zuerst bei Science Sceptical hier




Wie deutsche „Qualitätsmedien“ Ruf und Auflage ruinieren

1983: Der „stern“ muss zugeben, dass die angeblichen Hitler-Tagebücher gefälscht sind. Unter den Nachwirkungen des Presseskandals leidet die Illustrierte noch heute.
1986: Der Spiegel verkündet –  wieder einmal –  den nahen Weltuntergang. 28 Jahre später dreht die Welt sich immer noch. Aber die Auflage des Spiegel kennt nur einen Weg: Den nach unten.
Heute möchte man beim Spiegel an die reisserische Titelschichte aus dem Jahre 1986 wohl lieber nicht mehr erinnert werden.
23. September 2014, der Sommer ist vorbei, die CO2-Sekte veranstaltet in New York einen grossen Menschenauflauf.
Und im ARD-Morgenmagazin tut WDR-„Moderatorin“ Anne Gesthuysen das, was sie am besten kann. Mit betroffenen Gesichtsausdruck Menschen, die die gleiche Meinung wie sie haben, Stichworte zu geben.
Eine phantastische Chance für Martin Kaiser  (Martin Kaiser (@martinkaisergp) | Twitter ),

Kaiser: Klimagipfel kann wichtige Signale bringen | DasErste.de
vorgestellt als Mitglied von Greenpeace, die Sendezeit im durch Zwangsgebühren  finanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen für eine Werbeverkaufsveranstaltung des Öko-Konzerns zu benutzen.

Dafür wurde Herr Kaiser aus New York in die Sendung zugeschaltet,
Frau Gesthuysen wertete das Greenpeace-Mitglied (Fördermitglied ohne Stimmrecht oder eines der erlesenen „echten“ Mitglieder?) zunächst einmal als „Delegations-Mitglied“ zur UNO-Klimakonferenz auf, das klingt ja schliesslich seriös und fast amtlich.
Wenn drei Kegelbrüder abends einen trinken gehen, bilden sie ja auch eine Kneipen-Delegation. Möglicherweise ist einer sogar „Delegationsleiter“.
Einmal auf Sendung verbreitet der „Leiter Internationale Klima- und Waldpolitik“ bei Greenpeace dann seine wenig überraschenden Ansichten über Klimawandel, Treibhausgase und CO2.
Kritische Nachfragen der sich doch sonst immer besonders kritisch gebenden ARD-Dame? Fehlanzeige. Einmal mehr entpuppt sich der WDR als weitgehend recherchefreie Zone.
Man stelle sich vor, Frau Gesthuysen hätte Herrn Kaiser von Greenpeace gefragt, was eigentlich Klima sei? Ob es dann ähnliche peinlichen Antworten aus dem Hause Greenpeace gegeben hätte wie bei den denkwürdigen Interviewfragen, die Lord Monckton an die UMweltaktivisten richtete?

Video einer Straßenbefragung von Greenpeace Anhängern gegen eine Klimakonferenz von EIKE vom Dezember 2010 
Hier der Link Monckton vs Greenpeace
 
Da darf Springers WELT natürlich nicht fehlen. Wenn es ALLE machen, wollen wir auch dabei sein, scheint man sich dort zu denken. Und legt den Spiegel-Titel von 1986 neu auf.
Macht der Klimawandel London zum zweiten Venedig?
Der Artikel in der WELT zeigt, dass es bei angeblichen Qualitätsmedien selbst für einfachsten Google-Journalismus nicht mehr reicht.
Dabei hätte Frau Nina Trentmann eigentlich nur einmal „Climategate“ (1,54 Mio. Treffer bei Google) das in Verbindung mit „University of East Anglia“ (190.000 Treffer beri  Google) googeln müssen.
Muss mal wieder ein rabenschwarzer Tag für Springer-Chef Döpfner sein, dass so etwas immer wieder bei der WELT passiert.
Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen diesen Pleiten des angeblichen Qualitätsjournalismus und den Auflagenzahlen?




Klimaforscher, die neuen Weltuntergangspropheten und ihre Kirche und willige Gefolgschaft

Und hier kommt die Klimaforschung ins Spiel. Einige Klimawissenschaftler haben sich inzwischen von der seriösen Klimaforschung abgewandt und präsentieren der willigen Gefolgschaft ein Weltuntergangsszenario nach dem anderen. Eines noch schrecklicher als das andere. Und das nicht ganz uneigennützig, wie ich meine, sondern auch um ihre persönliche politische Agenda durchzusetzen und die eigene Karriere voranzubringen.
Jüngstes Beispiel ist ein Artikel von Stefan Rahmstorf in seinem Klimablog der KlimaLounge: “Westantarktis überschreitet den Kipppunkt”.

CO2 und Umweltangst: Video über einen physisch Kranken der sich für Umweltschäden voll verantwortlich fühlt
Dort verkündet er:

“Jetzt ist der Westantarktische Eisschild instabil geworden und hat seinen unaufhaltsamen Zerfall begonnen. Das wird den Meeresspiegel deutlich steigen lassen. Eine Zäsur der Menschheitsgeschichte. […] Damit sind mehrere Meter Meeresspiegelanstieg und der Untergang von Küstenstädten und ganzen Inselstaaten vorprogrammiert und praktisch unausweichlich geworden.”

Und die Medien und die treue Gefolgschaft greifen diese Botschaft willig auf und verkünden sie.

Video einer 3Sat-Sendung zur zur Kirche avancierten Klimaangst
Hans Joachim Schellnhuber, der Leiter vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Klimaberater der Kanzlerin,präsentierte im ZDF heute journal am 23.09.2014 Stefan Rahmstorfs Weltuntergangsszenario vom unaufhaltsamen Zerfall des Eisschildes der Westantarktis. Mehre Meter Meeresspiegelanstieg, der Untergang von Ganzen Küstenlinien und Völkerwanderungen seinen damit vorprogrammiert. Und die Schuld daran trägt natürlich die vom Menschen ausgelöste Klimaerwärmung! “Deutlicher kann die Natur nicht mehr zu uns sprechen!”, sagt Schellnhuber.
Ja früher, früher wären, wenn die Natur zu einem spricht, vielleicht noch die Leute in den weißen Kitteln gekommen. Heute ist das eine weltbewegende Botschaft.
Geht man dem Weltuntergangsszenario von Rahmtorf und Schellnhuber auf den Grund, so stellt man sehr schnell fest, dass es sich hierbei um eine maßlose Übertreibung handelt, die so kein anderer, außen stehender Glaziologe, oder Ozeanograph getätigt hat, oder sogar veröffentlicht hat. Eine derartige Aussage würde ein Peer-Review-Verfahren in einem seriösen Fachjournal nicht überstehen. Und auch eine Schuld des Menschen nicht nicht nachweisbar. Denn das Wasser, welches vermehrt vor der Antarktis durch eine verstärke Westwinddrift aufsteigt und das Schefeis der Westantarktis von unten antaut und zum Aufschwimmen und Abbrechen bringt ist altes Tiefenwasser, dessen Temperatur unterm Eis bei nur +1°C liegt. Dieses Wasser ist über 100 Jahre alt, hatte also vor über 100 Jahren zuletzt Kontakt mit der Atmosphäre gehabt. Die sogenannte Kleine Eiszeit war zu diesem Zeitpunkt gerade erst abgeklungen und der Mensch hatte erst angefangen vermehrt Treibhausgase zu produzieren.
Die Gläubigen kaufen die Botschaft von Rahmstorf und Schellnhuber aber bereitwillig ab. Zweifel sind nicht erlaubt und Abtrünnige werden angegangen und diskreditiert.

“Ich war am weltweiten Treffen der Geophysiker in diesem Winter in San Francisco. Al Gore sprach. Und seine Botschaft lautete: “Haben Sie den Mut, dem Konsens beizutreten, machen Sie das öffentlich, und nehmen Sie sich die Freiheit, Abtrünnige zu unterdrücken.” Das Publikum war begeistert.” (Richard Lindzen 2007)

Der halbwegs aufgeklärte Mensch sollte bei derartigen Weltuntergangs-Botschaften glauben, jetzt ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen und alle weiteren Rettungsmaßnamen für das Klima vergebens. Aber weit gefehlt. Es werden neue, noch erschreckendere Szenarien aus den Hut gezogen, die gerade noch verhindert werden können. Ja wenn, wenn der Mensch noch einschneidendere Gegenmaßnahmen trifft und für seine getätigten Sünden noch mehr Buße tut.
Anders Levermann, Kollege von Rahmstorf und Schellnhuber vom PIK verkündete am 24.09.2014 in den Potsdamer Neuste Nachrichten:

“Auch im Osten des Eiskontinents tut sich etwas. „Wir haben entdeckt, dass es auch dort eine ähnliche Situation gibt, die allerdings noch nicht gekippt ist“, erklärt der Klimaforscher. Das Abschmelzen eines Eisbeckens im Wilkes-Land könnte einen Meeresspiegelanstieg auslösen, der nach Einschätzung der Wissenschaftler ebenso stark das Gesicht unseres Planeten verändern würde wie der Prozess im Westen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre dann auch für Küstenstädte wie Tokio, Mumbai und Dublin ein erhebliches Risiko der Überflutung gegeben.
Die Wissenschaftler haben berechnet, dass ein Abschmelzen des relativ kleinen „Eiskorkens“, der ein Eisfeld an der ostantarktischen Küste derzeit zum Meer hin begrenzt, einen unaufhaltsamen Prozess auslösen würde. Große Eismassen würden dann für mehrere Jahrhunderte in den Ozean fließen und damit den Meeresspiegel weiter ansteigen lassen. Dadurch würden zu den drei Metern Anstieg des Meeresspiegels durch den Eisschild der Westantarktis noch einmal weitere drei bis vier Meter hinzukommen – zusammengenommen also bis zu sieben Meter.”

Spätestens hier sollten alle Alarmglocken leuten und zwar jene, die einem sagen, kann das wirklich alles angehen? Aber nichts da. Die Verkündungen der Weltuntergangspropheten werden von der treuen Anhängerschaft bis aufs Messers Schneide verteidigt, auch hier im Blog.
Aber es geht noch weiter. Stefan Rahmstorf hat am 06.09.2014 in climatestate eine Botschaft an die Menschen gerichtet, die den Klimawandel ernst nehmen:

Chris Machens: Hast du eine Nachricht für die Menschen die den Klimawandel ernst nehmen?
Stefan Rahmstorf: Darüber sprechen. In der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Die norwegische Sozialwissenschaftlerin Kari Norgaard hat schön herausgearbeitet, wie bewusst wir die Klimakrise aus unseren Alltagsdiskursen verdrängen.(3) Weil wir uns hilflos und mitschuldig fühlen oder auch nicht als Moralapostel und Spielverderber daherkommen wollen.
Trotzdem müssen wir Wege finden, darüber zu sprechen und auch in unserem Wirkungskreis das Thema positiv anzupacken. Aufs Rad umsteigen, Ökostrom beziehen, im Nahbereich Ferien machen usw., und dabei auch merken und weitersagen, dass dies nicht Verzicht bedeutet. Ein nachhaltiger Lebensstil mit Entschleunigung und weniger Konsum bringt auch Freude und Lebensqualität.

Es geht also um Jene, die sich hilflos und mitschuldig fühlen. Solche Schuldgedanken plagen aber nur die wirklich Gläubigen. Skepsis an den Weltuntergangsszenarien ist also gar nicht erst gefragt, oder vorgesehen und geduldet. Es gilt sich schuldig zu fühlen, oder eine solche Schuld zu vermitteln.
Und mal ehrlich, Radfahren, Ökostrom beziehen und Ferien in Nahbereich machen, sind nur Alibihandlungen, echter Klimaschutz sieht anders aus. Spätestes an diesem Punkt sollte jeder echte Klimaschützer merken, dass es hier nicht um dem Klimaschutz geht.
Währen ein Herr Rahmstorf, Schellnhuber und Levermann von ihren Botschaften überzeugt, würden sie sofort das Fliegen einstellen und sich selbst und ihren Familien ein Leben in CO2-Verzicht auferlegen. Das können aber dann doch lieber die anderen tun.
Viel besser ist es da doch, sich durch den Erwerb von CO2-Pins, wie sie Stefanie Rahmstorfs anbietet, Ablass von seinen CO2-Sünden zu erkaufen.
Offenbar sind sich die Weltuntergangspropheten auch nicht darüber bewusst, oder sie nehmen es billigend in Kauf, dass labile Menschen besonders anfällig für solche Weltuntergangs-Botschaften sind und das zu schweren psychischen Erkrankungen bis hin zum Suizid führen kann. Hier nur ein Beispiel dafür:
Die Weltuntergangspropheten verkünden statt dessen immer weitere und noch erschreckendere Schreckensszenarien.
Auf der AGU-Tagung in Dezember 2008 erklärte James Hansen gar einen venusartigen “Runaway Greenhouse Effect” für möglich. Ein sich verselbstständigender Treibhauseffekt, bei dem sich verschiedene Rückkopplungsmechanismen im Klimasystem soweit aufschaukeln, dass es zu weitaus höheren Temperaturen kommt, als bisher angenommen (Venus-Syndrom).
Ein weiteres Szenario sieht ein sich verselbstständigendes Abtauen des grönländischen Eisschildes und einen Meeresspiegelanstieg von mehreren Metern vor, wenn eine bestimmte Schwelle erst überschritten wird.
Auch über ein mögliches Versiegen des Nordatlantikstroms und einer damit einhergehende großen Abkühlung in Europa wird noch spekuliert, erneut von Stefan Rahmstorf.
Es gibt noch etliche solcher Kipppunkte, die einige Klimaforschung parat haben, um einen weiteren noch radikaleren Klimaschutz zu fordern und rechtfertigen.
Ich hätte da auch noch ein Szenario parat:
Aus Steven Hawkins Idee eines möglichen, mathematischen Modells machen einige Leute ein Weltuntergangsszenario. Genauer: aus dem Vorwort zu einem Buch, in dem Hawkins schrieb: “Das Higgs-Potential hat die beunruhigende Eigenschaft, bei Energien über 100 Milliarden Gigaelektronenvolt möglicherweise metastabil zu werden. Das könnte bedeuten, dass das Universum einen katastrophalen Vakuumzerfall erleben könnte, wobei eine Blase des echten Vakuums sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnt. Das könnte jederzeit geschehen und wir würden es nicht kommen sehen.”
In dem Sinne, frohes Spekulieren.

Anmerkung der Redaktion:

Siehe Zitat unten. Unser Leser Elmar Oberdörfer hat an den Verfasser, dem Prof. für (katholische) Moraltheologie Michael Rosenberg einen Brief dazu geschrieben. Sie finden ihn als pdf im Anhang

Artikel über Prof. Rosenberg

Spiritualität statt Naturwissenschaft: Theologische Analysen zum Klimadiskurs 
Angst als moderne Form der Gottesfurcht
Für Michael Rosenberg, Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität in Linz, ist der Klimadiskurs „mehr ein ethisch-spiritueller als ein naturwissenschaftlich-technischer Diskurs“. Das heißt, „es geht nicht primär um Klimadaten und deren Deutung, sondern um Weltanschauungen und Wertorientierungen“ (Gaia – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft, 2/2014). Deshalb befürwortet der erklärte Gegner „klimaskeptischer“ Positionen auch den apokalyptischen Duktus der Apologeten des Klimawandels: „Angst rüttelt wach, reine Vernunft schläfert ein. Klimaschützerische Positionen wollen aus diesem Grund gezielt und mit guten Gründen Angst wecken.“ Das gleiche gelte für die Sorge vor Radioaktivität und Ressourcenerschöpfung: Infolge all dieser Ängste entstehe jetzt unter den Menschen eine moderne Form der Gottesfurcht, welche nach alttestamentarischem Verständnis als Mutter der Weisheit gelte. Damit liegt nun erstmals das explizite Eingeständnis eines akademischen Theologen vor, daß der Glaube an den Klimawandel tatsächlich eine zutiefst religiöse Dimension hat. Zugleich erklären die Ausführungen Rosenbergs den bemerkenswerten Eifer der Deutschen Bischofskonferenz und des katholischen Hilfswerkes Misereor in Sachen „Klimaschutz und Energiewende“. (wk)

ÄHNLICHE BEITRÄGE (AUTOMATISCH GENERIERT):
♦  Rahmstorf in 3sat nano – Fehler ändern die Botschaft des IPCC-Berichts nicht
  Die Gletscher lügen nicht
  Das Klima-Kartell? Von Storch, Latif und Rahmstorf äußern sich zu Climategate
Der Beitrag wurde von Science Sceptical (hier) übernommen

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Kohle, Gas, Öl, Kernenergie? — Teil 2

Das Mengenproblem

Zumindest solange die Weltbevölkerung noch weiter wächst, wird der Energieverbrauch weiter steigen müssen. Er wird sogar überproportional steigen, da Wohlstand und Energieverbrauch untrennbar miteinander verknüpft sind. All das Geschwafel von “Energieeffizienz” ist nur ein anderes Wort für Wohlstandsverzicht und schlimmer noch, für eine neue Form des Kolonialismus. Woher nimmt z. B. ein “Gutmensch” in Deutschland das Recht, Milliarden von Menschen das Leben vor enthalten zu wollen, das er für sich selbst beansprucht? Das wird nicht funktionieren. Nicht nur China, läßt sich das nicht mehr gefallen.
Wenn aber der Energieeinsatz mit steigendem (weltweiten) Wohlstand immer weiter steigen muß, welche Energieträger kommen in Frage? Die additiven Energien Wind, Sonne etc. werden immer solche bleiben. Dies liegt an ihrer geringen Energiedichte und den daraus resultierenden Kosten und ihrer Zufälligkeit. Die fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas reichen zwar für (mindestens) Jahrhunderte, führen aber zu weiter steigenden Kosten. Will man z. B. noch größere Mengen Kohle umweltverträglich fördern, transportieren und verbrennen, explodieren die Stromerzeugungskosten weltweit. Dies ist aber nichts anderes als Wohlstandsverlust. Man kann nun mal jeden Dollar, Euro oder Renminbi nur einmal ausgeben!
Um es noch einmal deutlich zu sagen, das Problem ist nicht ein baldiges Versiegen der fossilen Energieträger, sondern die überproportional steigenden Kosten. Je mehr verbraucht werden, um so mehr steigt z. B. die Belastung der Umwelt. Dem kann aber nur durch einen immer weiter steigenden Kapitaleinsatz entgegen gewirkt werden. Ab einer gewissen Luftverschmutzung war einfach der Übergang vom einfachen Kohleofen auf die geregelte Zentralheizung, vom einfachen “VW-Käfer” auf den Motor mit Katalysator, vom “hohen Schornstein” auf die Rauchgaswäsche nötig… Jedes mal verbunden mit einem Sprung bei den Investitionskosten.

Der Übergang zur Kernspaltung

Bei jeder Kernspaltung – egal ob Uran, Thorium oder sonstige Aktinoide – wird eine unvergleichbar größere Energiemenge als bei der Verbrennung frei: Durch die Spaltung von einem einzigen Gramm Uran werden 22.800 kWh Energie erzeugt. Die gleiche Menge, wie bei der Verbrennung von drei Tonnen Steinkohle,13 barrel Öl oder rund 2200 Kubikmeter Erdgas.
Man kann gar nicht nicht oft genug auf dieses Verhältnis hinweisen. Auch jedem technischen Laien erschließt sich damit sofort der qualitative Sprung für den Umweltschutz. Jeder, der schon mal mit Kohle geheizt hat, weiß wieviel Asche 60 Zentner Kohle hinterlassen oder wie lange es dauert, bis 2000 Liter Heizöl durch den Schornstein gerauscht sind und welche Abgasfahne sie dabei hinterlassen haben. Wer nun gleich wieder an “Strahlengefahr” denkt, möge mal einen Augenblick nachdenken, wie viele Menschen wohl momentan in Atom-U-Booten in den Weltmeeren unterwegs sind. So schlimm kann die Sache wohl nicht sein, wenn man monatelang unmittelbar neben einem Reaktor arbeiten, schlafen und essen kann, ohne einen Schaden zu erleiden. Der größte Teil der “Atomstromverbraucher” wird in seinem ganzen Leben nie einem Reaktor so nahe kommen.

Die nahezu unerschöpflichen Uranvorräte

Allein in den Weltmeeren – also prinzipiell für alle frei zugänglich – sind über 4 Milliarden to Uran gelöst. Jedes Jahr werden etwa 32.000 to durch die Flüsse ins Meer getragen. Dies ist ein nahezu unerschöpflicher Vorrat, da es sich um einen Gleichgewichtszustand handelt: Kommt neues Uran hinzu, wird es irgendwo ausgefällt. Würde man Uran entnehmen, löst es sich wieder auf.
Bis man sich diesen kostspieligeren – weil in geringer Konzentration vorliegenden – Vorräten zuwenden muß, ist es noch sehr lange hin. Alle zwei Jahre erscheint von der OECD das sog. “Red book”, in dem die Uranvorräte nach ihren Förderkosten sortiert aufgelistet sind. Die Vorräte mit aktuell geringeren Förderkosten als 130 USD pro kg Uranmetall, werden mit 5.902.900 Tonnen angegeben. Allein dieser Vorrat reicht für 100 Jahre, wenn man von der weltweiten Förderung des Jahres 2013 ausgeht.

Der Uranverbrauch

Die Frage, wieviel Uran man fördern muß, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Sie hängt wesentlich von folgenden Faktoren ab:
·       Wieviel Kernkraftwerke sind in Betrieb,
·       welche Reaktortypen werden eingesetzt,
·       welche Anreicherungsverfahren zu welchen Betriebskosten und
·       wieviel wird wieder aufbereitet?
Im Jahre 2012 waren weltweit 437 kommerzielle Kernreaktoren mit 372 GWel in Betrieb, die rund 61.980 to Natururan nachgefragt haben. Die Frage wieviel Reaktoren in der Zukunft in Betrieb sind, ist schon weitaus schwieriger zu beantworten. Im “Red book” geht man von 400 bis 680 GWel im Jahre 2035 aus, für die man den Bedarf mit 72.000 bis 122.000 to Natururan jährlich abschätzt. Hier ist auch eine Menge Politik im Spiel: Wann fährt Japan wieder seine Reaktoren hoch, wie schnell geht der Ausbau in China voran, wie entwickelt sich die Weltkonjunktur?
Der Bedarf an Natururan hängt stark von den eingesetzten Reaktortypen ab. Eine selbsterhaltende Kettenreaktion kann man nur über 235-U einleiten. Dies ist aber nur zu 0,7211% im Natururan enthalten. Je nach Reaktortyp, Betriebszustand usw. ist ein weit höherer Anteil nötig. Bei Schwerwasserreaktoren kommt man fast mit Natururan aus, bei den überwiegenden Leichtwasserreaktoren mit Anreicherungen um 3 bis 4 %. Über die gesamte Flotte und Lebensdauer gemittelt, geht man von einem Verbrauch von rechnerisch 163 to Natururan für jedes GWel pro Kalenderjahr aus.

Das Geheimnis der Anreicherung

Diese Zahl ist aber durchaus nicht in Stein gemeißelt. Isotopentrennung ist ein aufwendiges Verfahren. Standardverfahren ist heute die Zentrifuge: Ein gasförmiger Uranstrom wird durch eine sehr schnell drehende Zentrifuge geleitet. Durch den – wenn auch sehr geringen – Dichteunterschied zwischen 235-U und 238-U wird die Konzentration von 235-U im Zentrum etwas höher. Um Konzentrationen, wie sie für Leichtwasserreaktoren benötigt werden, zu erhalten, muß man diesen Schritt viele male in Kaskaden wiederholen. So, wie sich in dem Produktstrom der Anteil von 235-U erhöht hat, hat er sich natürlich im “Abfallstrom” entsprechend verringert. Das “tails assay”, das ist das abgereicherte Uran, das die Anlage verläßt, hat heute üblicherweise einen Restgehalt von 0,25% 235-U. Leider steigt der Aufwand mit abnehmendem Restgehalt überproportional an. Verringert man die Abreicherung von 0,3% auf 0,25%, so sinkt der notwendige Einsatz an Natururan um 9,5%, aber der Aufwand steigt um 11%. Eine Anreicherungsanlage ist somit flexibel einsetzbar: Ist der aktuelle Preis für Natururan gering, wird weniger abgereichert; ist die Nachfrage nach Brennstoff gering, wie z. B. im Jahr nach Fukushima, kann auch die Abreicherung erhöht werden (ohnehin hohe Fixkosten der Anlage).
Hier tut sich eine weitere Quelle für Natururan auf. Inzwischen gibt es einen Berg von über 1,6 Millionen to abgereicherten Urans mit einem jährlichen Wachstum von etwa 60.000 to. Durch eine “Wiederanreicherung” könnte man fast 500.000 to “Natururan” erzeugen. Beispielsweise ergeben 1,6 Millionen to mit einem Restgehalt von 0,3% 235-U etwa 420.000 to künstlich hergestelltes “Natururan” und einen neuen “Abfallstrom” von 1.080.000 to tails assay mit 0,14% 235-U. Man sieht also, der Begriff “Abfall” ist in der Kerntechnik mit Vorsicht zu gebrauchen. Die Wieder-Anreicherung ist jedenfalls kein Gedankenspiel. In USA ist bereits ein Projekt (DOE und Bonneville Power Administration) angelaufen und es gibt eine Kooperation zwischen Frankreich und Rußland. Besonders vielversprechend erscheint auch die Planung einer Silex-Anlage (Laser Verfahren, entwickelt von GE und Hitachi) zu diesem Zweck auf dem Gelände der stillgelegten Paducah Gasdiffusion. Die Genehmigung ist vom DOE erteilt. Letztendlich wird – wie immer – der Preis für Natururan entscheidend sein.

Wann geht es mit der Wiederaufbereitung los?

Wenn ein Brennelement “abgebrannt” ist, ist das darin enthaltene Material noch lange nicht vollständig gespalten. Das Brennelement ist lediglich – aus einer Reihe von verschiedenen Gründen – nicht mehr für den Reaktorbetrieb geeignet. Ein anschauliches Maß ist der sogenannte Abbrand, angegeben in MWd/to Schwermetall. Typischer Wert für Leichtwasserreaktoren ist ein Abbrand von 50.000 bis 60.000 MWd/to. Da ziemlich genau ein Gramm Uran gespalten werden muß, um 24 Stunden lang eine Leistung von einem Megawatt zu erzeugen, kann man diese Angabe auch mit 50 bis 60 kg pro Tonne Uran übersetzen. Oder anders ausgedrückt, von jeder ursprünglich im Reaktor eingesetzten Tonne Uran sind noch 940 bis 950 kg Schwermetall übrig.
Hier setzt die Wiederaufbereitung an: In dem klassischen Purex-Verfahren löst man den Brennstoff in Salpetersäure auf und scheidet das enthaltene Uran und Plutonium in möglichst reiner Form ab. Alles andere ist bei diesem Verfahren Abfall, der in Deutschland in einem geologischen “Endlager” (z. B. Gorleben) für ewig eingelagert werden sollte. Interessanterweise wird während des Reaktorbetriebs nicht nur Uran gespalten, sondern auch kontinuierlich Plutonium erzeugt. Heutige Leichtwasserreaktoren haben einen Konversionsfaktor von etwa 0,6. Das bedeutet, bei der Spaltung von 10 Kernen werden gleichzeitig 6 Kerne Plutonium “erbrütet”. Da ein Reaktor nicht sonderlich zwischen Uran und Plutonium unterscheidet, hat das “abgebrannte Uran” immer noch einen etwas höheren Gehalt (rund 0,9%) an 235-U als Natururan. Könnte also sogar unmittelbar in mit schwerem Wasser moderierten Reaktoren eingesetzt werden (DUPIC-Konzept der Koreaner). Das rund eine Prozent des erbrüteten Plutonium kann man entweder sammeln für später zu bauende Reaktoren mit schnellem Neutronenspektrum oder zu sogenannten Mischoxid-Brennelementen (MOX-Brennelement) verarbeiten. Im Jahr 2012 wurden in Europa 10.334 kg Plutonium zu MOX-Brennelementen verarbeitet. Dies hat rund 897 to Natururan eingespart.
Man kann also grob sagen, durch 1 kg Plutonium lassen sich rund 90 kg Natururan einsparen. Setzt man den Preis für Natururan mit 100 USD (entspricht ungefähr dem derzeitigen Euratom-Preis) an, so ergibt diese einfache Abschätzung Kosten von höchstens 9.000 USD pro kg Plutonium bzw. 900 USD für eine Tonne abgebrannter Brennelemente. Dies ist – zugegebenermaßen mit einem dicken Daumen gerechnet – doch eine brauchbare Einschätzung der Situation. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis die Wiederaufbereitung in großem Stil wirtschaftlich wird.
Wegen der hohen Energiedichte sind die Lagerkosten in einem Trockenlager sehr gering. Außerdem hat “Atommüll” – im Gegensatz z. B. zu Quecksilber oder Asbest – die nette Eigenschaft, beständig “weniger gefährlich” zu werden. Die Strahlung ist aber der Kostentreiber beim Betrieb einer Wiederaufbereitungsanlage (Abschirmung, Arbeitsschutz, Zersetzung der Lösungsmittel etc.). Je länger die Brennelemente abgelagert sind, desto kostengünstiger wird die Wiederaufbereitung.

Erdgas- oder Kernkraftwerke?

Kraftwerke mit Gasturbinen und Abhitzekesseln erfordern die geringsten Investitionskosten. Sie sind deshalb der Liebling aller kurzfristigen Investoren. Ihre guten Wirkungsgrade in der Grundlast (!!) von fast 60% werden gern als Umweltschutz ausgegeben, sind jedoch wegen der hohen Erdgaspreise (in Deutschland) eher zwingend notwendig.
Auch hier, kann eine einfache Abschätzung weiterhelfen: Geht man von den 163 to Natururan pro GWael aus (siehe oben), die ein Leichtwasserreaktor “statistisch” verbraucht und einem Preis von 130 USD pro kg Natururan (siehe oben), so dürfte das Erdgas für das gleichwertige Kombikraftwerk nur 0,51 USD pro MMBtu kosten! Im letzten Jahr schwankte der Börsenpreis aber zwischen 3,38 und 6,48 USD/MMBtu. Dies ist die Antwort, warum sowohl in den USA, wie auch in den Vereinigten Emiraten Kernkraftwerke im Bau sind und Großbritannien wieder verstärkt auf Kernenergie setzt. Ganz nebenbei: Die Emirate haben 4 Blöcke mit je 1400 MWel für 20 Milliarden USD von Korea gekauft. Bisher ist von Kosten- oder Terminüberschreitungen nichts bekannt.

Vorläufiges Schlusswort

Das alles bezog sich ausdrücklich nicht auf Thorium, “Schnelle Brüter” etc., sondern auf das, was man auf den internationalen Märkten sofort kaufen könnte. Wenn man denn wollte: Frankreich hat es schon vor Jahrzehnten vorgemacht, wie man innerhalb einer Dekade, eine preiswerte und zukunftsträchtige Stromversorgung aufbauen kann. China scheint diesem Vorbild zu folgen.
Natürlich ist es schön, auf jedem Autosalon die Prototypen zu bestaunen. Man darf nur nicht vergessen, daß diese durch die Erträge des Autohändlers um die Ecke finanziert werden. Die ewige Forderung, mit dem Kauf eines Autos zu warten, bis die “besseren Modelle” auf dem Markt sind, macht einen notgedrungen zum Fußgänger.
Der Beitrag wurde übernommen von Nukeklaus hier