Stuss mit lustig: Torsten Albig erklärt die Energiewende

Albig beginnt seine Darlegung mit einer düsteren, fast schon enigmatischen Schelte:

„Es ist typisch deutsch, dass wir wegen eineinhalb Cent mehr für erneuerbare Energien das ganze Projekt in Frage stellen.“

Leider lässt er offen, worauf sich die „eineinhalb Cent“ beziehen. Jürgen Trittins Versprechen kann er nicht meinen, eine Familie müsste für Grünenergie den Gegenwert einer Kugel Eis im Monat bezahlen, also etwa einen Euro. Die Familieneisrechnung liegt heute bei 240 und nicht bei 12 Euro im Jahr. Vom Energiewendejahr 2011 bis 2015 stieg die EEG-Umlage von 3,53 auf 6,17 Cent pro Kilowattstunde, zu zahlen von allen Stromverbrauchern mit Ausnahme der energieintensiven Industrie. Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 zahlten die Verbraucher entweder direkt oder durch feste Verpflichtungen für die Zukunft mehr als 400 Milliarden Euro Subventionen für Windparks, Solardächer und Biogastanks. Zu welchem Endzweck, das macht Albig deutlich:

„Die deutsche Volkswirtschaft stemmt gerade eine heroische Aufgabe, nämlich aus Kernkraft und Kohle auszusteigen, ohne die Industriegesellschaft aufzugeben. Und wir zeigen, wie das geht.“

Aus Kernkraft und Kohle auszusteigen wäre in der Tat ein heroisches Unterfangen. Selbst im Energiewunderland Deutschland fließt nach wie vor 97 Prozent der Energie aus fossilen und nuklearen Quellen. Strom macht ungefähr 20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus. Aber selbst da stammten 2014 immer noch 43,2 Prozent der Elektrizität aus der Kohleverstromung und 15,8 Prozent aus Kernkraftwerken. Macht zusammen mit Gas immer noch gut 75 Prozent.

Ein paar Zeilen später wird deutlich, wie Albig die große Energietransformation kalkuliert – nämlich so ähnlich wie die eineinhalb Cent mehr:

„In Schleswig-Holstein haben in der Vergangenheit drei Atomkraftwerke jährlich knapp 30 Terrawattstunden Strom produziert. Rund 6000 Windwühlen werden bis 2020 die gleiche Menge Strom liefern. Grünen Strom, der weder unseren Planeten verstrahlt, noch das Klima kippen lässt!“

Abgesehen davon, dass die Atomkraftwerke im Norden und anderswo weder den Planeten verstrahlt haben noch das Klima – also die Wetterdaten der letzten 30 Jahre – umkippen konnten, abgesehen davon verwechselt Albig wie fast alle Politiker die installierte Leistung von Windparks mit der produzierten Strommenge. Das ist ungefähr so, als würde jemand von der Motorleistung eines BMW auf die technische Höchstgeschwindigkeit schließen und danach die Fahrzeit von Kiel nach Berlin berechnen. An sehr guten Küstenstandorten kommen Windräder auf etwa 4000 Volllaststunden. Das entspricht einer Jahresauslastung von 46 Prozent. Der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn überschlug einmal grob, welche Zahl an Windrädern mit drei Megawatt Leistung nötig wäre, um rein rechnerisch – das Problem der fehlenden Stromspeicher einmal ignoriert – so viel Strom zu liefern wie ein Atomkraftwerk. Das Ergebnis: 6 800 Rotoren müssten aufgestellt werden, um einen einzigen Kraftwerksblock mit einem Gigawatt Kapazität zu kompensieren.

Auch ein bisschen Kritik an der Energiewende bringt Albig an, damit sein Ökoenergielob nicht ganz so werblich ausfällt:
„Heute wissen wir, dass wir den erneuerbaren Energien auch mit weniger Geld zum Durchbruch verholfen hätten. Wir sollten die Fehler, die wir gemacht haben, nicht wiederholen; aber wir können sie leider auch nicht rückwirkend beseitigen.“

Ein paar Milliarden weniger hätten auch gereicht? Den subventionsfinanzierten Zweitporsche des Landverpächters hätte es bei näherer Betrachtung gar nicht gebraucht? Bei jeder kleiner Anpassung der Vergütungssätze in den letzten 15 Jahren stimmte die Grünstromlobby zuverlässig ein orchestriertes Wutgeheul an: Da wurde „die Energiewende abgewürgt“, ein paar Cent weniger Subventionen bedeuteten „Kürzungsorgien“, den Untergang des letzten Eisbären und selbstverständlich Verrat an unseren Kindern, von denen wir die Welt nur geleast haben. Und immer mittemang im Hungermarsch der Sonnen- und Windinvestoren: Politiker der Grünen und der SPD, fest untergehakt mit Greenpeace und Grünstromverbänden.

Nein, rückgängig machen kann Torsten Albig die große Umverteilung der Vergangenheit nicht. Tausendmal schade! Aber er könnte wenigsten jetzt für die Abschaffung der dreistesten Wohltaten für die Grünbarone werben. Warum müssen Stromkunden beispielsweise über die „Offshore-Haftungsumlage“ zwangsweise einspringen, wenn die Projekte auf hoher See nicht laufen wie geplant? In keiner anderen Branche gibt es eine derartige Gewinngarantie bei gleichzeitigem Ausschluss jedes wirtschaftlichen Risikos.  Ganz ähnlich läuft es für Windmüller an Land: Passt der Strom nicht mehr ins überlastete Netz (was durch den Albig und Genossen vorangetriebenen Ausbau immer öfter geschieht), dann muss die theoretisch lieferbare Energie trotzdem zum subventionierten Preis abgenommen und von allen Stromnutzern bezahlt werden. Dieser Phantomstrom nennt sich „Ausfallarbeit“. Für die Nichtenergie zahlten die Deutschen 2014 erstmals über 100 Millionen Euro.

In diesem Sommer fahren die konventionellen Kraftwerke zudem besonders hektisch nach unten, weil sie die Solarstromflut ins Netz lassen müssen, die Vorrang genießt – und sie müssen nach Sonnenuntergang ebenso schnell wieder hochgejagt werden. Nach Angaben der vier Netzbetreiber dürfte dieser so genannte Redispatch, der nur durch den grünen Zufallsstrom nötig wird, etwa eine Milliarde Euro kosten. Darüber, wenigstens die Verbraucher nicht mehr für den Phantomstrom aus Windmühlen abzukassieren und Grünstromproduzenten an den von ihnen verursachten Kosten zu beteiligen, verliert Albig kein Wort. Der „Spiegel“ fragt auch nicht nach.
Müssten Offshore-Windfirmen ihr Risiko selbst tragen, dürften Windmüller an Land nur produzierten Strom in Rechnung stellen und müssten sie sich an Folgekosten beteiligen, dann brächen allerdings massenhaft Kalkulationen zusammen – trotz EEG-Subventionen von gut 22 Milliarden Euro im Jahr.

Möglicherweise stellt Albig ja im Jahr 2020 fest: Hätte man auch günstiger haben können. Aber leider – im Nachhinein kann man nichts mehr ändern. Oder, um es mit Albig zu sagen: „Ja, wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man immer schlauer.“

*33/2015

Mehr über die Energiewende und ihre Kosten in:

Alexander Wendt „Der grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann“ 170 Seiten, E-Book 3,99 Euro, Taschenbuch 9,90 Euro,http://www.alexander-wendt.com

Übernommen von ACHGUT hier

Nachtrag der Redaktion:

Von T. Albig stammt auch der selbstbewusste Spruch eines SPD Granden, der zwar niemals in der Wirtschaft sein Geld verdienen musste, aber dafür umso lockerer anderen Leuten dafür die Leviten liest.

„Ein Windpark auf der Insel Fehmarn bringt Renditen, für die ich Herrn Ackermann von der Deutschen Bank wüst gescholten hätte“, sagt er dem SPIEGEL.

Selbstkritik? Fehlanzeige!




Langzeit-Temperaturmessungen: Besser im Boden als in Wetterhütten Das wahre Klimaarchiv steckt im Erdboden

Im Falle der Atmosphäre wird dies durch den Einfluss des Wassers in seinen verschiedenen Aggregatzuständen nochmals komplizierter. Bei festen Körpern ausreichender Größe lassen die Temperaturänderungen im Inneren dagegen eine ziemlich exakte Bilanzierung der Zu- und Abflüsse an thermischer Energie zu. Wenn es um klimatische Langfristtrends geht, sind Messungen der Temperatur im Boden daher aussagekräftiger als solche in der Luft.

Die Verhältnisse sind bei festen Körpern vergleichsweise einfach, weil hier der Transport von Materie nur eine untergeordnete Rolle spielt. Sie weisen meist ein streng geordnetes Kristallgitter auf, in dem die Atome bzw. Moleküle ortsfest an ihre Nachbarn gebunden sind. Diese Bindungen kann man sich wie Federn vorstellen, wodurch die einzelnen Gitterteilchen hin und her schwingen können, Bild 1. Je mehr Energie ihnen zugeführt wird, desto heftiger werden diese Schwingungen. Da sie mit ihren Nachbarn elastisch verbunden sind, geben sie diesen dabei auch einen Teil ihrer Energie weiter. Dieser Energietransfer erfolgt ständig und in alle Richtungen: Jedes Gitterteilchen gibt jedem seiner Nachbarn immer wieder einen Teil seiner Schwingungsenergie ab und erhält zeitlich versetzt von diesen auch wieder Energie zurück. Allerdings geben Gitterelemente, die ein hohes Maß an Schwingungsenergie aufweisen, im statistischen Mittel an ihre Nachbarn mehr Energie ab, als sie von diesen zurückerhalten. Deshalb hat Wärme in einem festen Körper die Tendenz, sich gleichmäßig in alle Richtungen auszubreiten bzw. zu verteilen. Sie „fließt“ von Bereichen hoher Temperatur weg und hin zu Bereichen mit niedrigerer Temperatur. Allerdings erfolgt die sogenannte Wärmediffusion im Unterschied zum Wärmetransport durch Konvektion, wie er in Flüssigkeiten und Gasen dominiert, ziemlich langsam.

Wichtig ist die Erkenntnis, dass Wärmetransportvorgänge – grob vereinfacht – mit dem Verhalten von Wasser vergleichbar sind, welches bekanntlich immer die Tendenz hat, nach unten zu fließen, und schließlich sogar im Boden versickert. Wärme fließt immer von Bereichen mit höherem Temperaturniveau in Richtung auf Bereiche mit niedrigerer Temperatur und nicht umgekehrt. Das zugrundeliegende Naturgesetz ist der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Er hat zahlreiche Ausprägungen, doch genügt es für unsere Betrachtungen festzuhalten, dass Wärme nicht von selbst von einem Körper niedriger Temperatur auf einen Körper höherer Temperatur übergehen wird.

 

Bild 1. Im Kristallgitter fester Körper sind die Gitterelemente mit ihren Nachbarn fest verbunden. Die Verbindungen sind elastisch wie Federn, so dass die Teilchen hin und her schwingen können (Grafik: Autor)

Die Wärmediffusion im Boden erfolgt äußerst langsam

Diese für feste Körper geltenden Zusammenhänge treffen in eingeschränkter Form auch für Konglomerate bzw. Haufwerke fester Körper wie z.B. wie Sand oder Erdreich zu. Die geringe Geschwindigkeit der Wärmeübertragung ist dabei für das Nachvollziehen von Wetter- und Klimavorgängen von Vorteil. Einen Eindruck von der Trägheit dieser Vorgänge vermittelt der Tagesgang der Temperaturprofile im Boden zwischen Oberfläche und 1 m Tiefe an einem typischen Sommertag, Bild 2.

Bild 2. Tagesgang der Temperaturprofile im Boden zwischen Oberfläche und 1 m Tiefe an einem typischen Sommertag [BAYE]

Das hier aufgeführte Beispiel ist typisch für die Verhältnisse bei einem mitteleuropäischen Kulturboden (unbewachsener sandiger Lehmboden) an einem weitgehend wolkenlosen Sommertag. Man erkennt deutlich, dass die Oberfläche am Tag stark aufgeheizt wird, die Wärme aber nur langsam tiefer eindringt. Nachts kühlt sich der Boden – ebenfalls von der Oberfläche ausgehend – wiederum sehr stark ab, bis sich der Zyklus mit dem nächsten Tag wiederholt. Die Eindringtiefe der Temperatur für einen Tageszyklus liegt je nach Bodenart bei lediglich etwa 10 bis 50 cm.

Wenn man sich die Darstellung in Bild 2 am Mittag bzw. um Mitternacht ansieht, so fällt vor allem die enorme Spanne von 35 K (Kelvin, entspricht °C) zwischen Minimal- und Maximaltemperaturen auf. Das ist mehr als doppelt so hoch wie die typischerweise von meteorologischen Stationen in 2 m Höhe gemessene Tagesdifferenz von etwa 15 K. Auf die Gründe hierfür wird zu einem späteren Zeitpunkt in einem weiteren Artikel, der sich mit der Strahlungsbilanz der Erdoberfläche beschäftigt, näher eingegangen.

Der Erdboden ist ein Langzeit-Temperaturarchiv

Die geringe Geschwindigkeit des Wärmetransports im Erdboden hat für die Klimawissenschaft den Vorteil, dass er einen zwar trägen, aber dafür getreuen Speicher für die mittel- bis längerfristige Entwicklung der Temperatur am jeweiligen Ort darstellt (mathematisch ausgedrückt funktioniert er wie ein Integrator). Mit zunehmender Tiefe hält er für Zeiträume von Tagen und Jahren bis zu Jahrhunderten getreu fest, wie viel Wärmeenergie er erhalten und wieder abgegeben hat 1). Dabei werden die kurzfristigen Schwankungen mit zunehmender Tiefe der Messstelle immer stärker herausgefiltert, Bild 3. In einer Tiefe von etwa 12-18 m ist nur noch der Jahreseinfluss feststellbar. Geht man noch tiefer, so kann man nach [PAUL] Schwankungen der Oberflächentemperatur auf Zeitskalen von hunderten bis tausenden von Jahren rekonstruieren (vergleichbar mit Klimaarchiven anderer Art z.B. in Eiskernen). Ab einer gewissen Tiefe beginnt sich dann die sich aus dem Inneren der Erde nach oben ausbreitende Wärme des Erdinneren bemerkbar zu machen und überlagert letztlich die von der Oberfläche ausgehenden Einflüsse.

Bild 3. Jahresgang der Temperatur in der Luft sowie im Erdboden im Jahre 2013. Bei 12 m ist faktisch nur noch der Gesamt-Jahreseinfluss zu erkennen (Daten: WIKI und PIK, Grafik: Autor)

An der in Bild 3 aufgetragenen Lufttemperatur ist außerdem zu erkennen, dass die Bodentemperatur weniger auf die Lufttemperatur reagiert als vielmehr auf die erhaltene und wieder abgegebene Menge an Strahlungsenergie. Zu erkennen ist dies an der Tatsache, dass der Boden in Tiefen bis zu 1 m im Sommer teils weit höhere mittlere Temperaturen aufweist als die Luft. Dies beweist, dass – statistisch gemittelt – nicht die Luft den Boden aufheizt, sondern umgekehrt der Boden mit der aus Sonnenstrahlung stammenden Wärme die Luft. Dies gilt sogar im Winter.

Der Boden verrät die wahren Klimaveränderungen

Eine weitere interessante Erkenntnis aus dem Verlauf der Bodentemperaturen ergibt sich dann, wenn man sie mit dem Langzeitverlauf der Lufttemperaturen über den verfügbaren Aufzeichnungszeitraum von 1898 bis 2014 vergleicht, Bild 4.

Bild 4. Vergleich des Verlaufs der Bodentemperaturen in 12 m Tiefe und der Lufttemperatur über den Zeitraum 1898 bis 2014 (Daten: WIKI und PIK, Grafik: Autor)

Beim Blick auf die Gleichungen des linearen Trends erkennt man, dass die Lufttemperaturen mit fast der doppelten Rate gestiegen sind wie die Temperaturen des Bodens. Natürlich wäre ein Vergleich über noch längere Zeiträume von großem Interesse, doch stehen dafür leider keine entsprechenden Zeitreihen zur Verfügung.

Beim Blick auf den Verlauf der Bodentemperaturen fällt auf, dass der Trend im Zeitraum zwischen 1898 und 1990 – bis auf einen massiven mehrjährigen Peak auf bis zu 10,5 °C in den 30er Jahren – nahezu ohne Anstieg verläuft. Erst ab 1990 ist eine deutliche Trendänderung nach oben festzustellen, doch wurde der Wert von 10,5 °C erst wieder im Jahr 2007 erreicht. Seither verharrt die 12-m-Bodentemperatur auf diesem hohen Niveau.

Betrachtet man den linearen Trend, so fällt auf, dass der Anstieg der 12-m-Bodentemperatur mit ca. 0,5 K/ Jahrhundert nur knapp halb so hoch liegt wie derjenige der Lufttemperatur mit ca. 0,9 K/ Jahrhundert.

Interessant ist jetzt natürlich die Frage, welche Einflüsse zum deutlichen Anstieg der Bodentemperaturen in den letzten beiden Jahrzehnten geführt haben, denn dies fällt weitgehend in jene Zeitperiode ab 1998, in welcher der von den meteorologischen Stationen weltweit ermittelte globale Anstieg der Temperaturen nahezu zum Stillstand gekommen ist. Die Lufttemperaturen in Deutschland zeigen für diesen Zeitraum allerdings einen deutlichen Trend nach oben.

Die Sonne führt Regie

Eine plausible Erklärung erhält man, wenn man den Verlauf der Temperaturentwicklung in 12 m Tiefe mit denjenigen ebenfalls in Bild 4 eingetragenen Mittelwerten der Sonnenscheindauer vergleicht. Die Ähnlichkeit beider Kurvenverläufe weist darauf hin, dass ihre Kopplung sehr eng sein dürfte. Der Anstieg der Temperaturen sowohl im Boden als auch in der Luft ist eindeutig mit einer Zunahme der Sonnenscheindauer von ca. 4,5 h/ d auf inzwischen 4,9 h/d verknüpft. Das entspricht einer Zunahme um fast 9 % innerhalb des Beobachtungszeitraums von 116 Jahren. Dass zusätzlich eingestrahlte Sonnenenergie auch eine Temperaturerhöhung zur Folge hat, bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung. Dass viele Klimawissenschaftler, statt diesen einfach nachzuweisenden und völlig plausiblen Zusammenhang näher zu erforschen, sich auf das Thema „Treibhausgas CO2“ gestürzt haben, ist angesichts der überragenden Bedeutung der Sonnenenergie für den Wärmehaushalt der Erde schwer nachzuvollziehen.

Wo bleiben Wolken und Regen?

Weiterer interessanter Aspekt dieser Auswertung ist, dass sie den gängigen Erklärungsansätzen der Vertreter des „menschengemachten katastrophalen Klimawandels“ (AGW, Anthropogenous Global Warming) nicht entspricht. Mit zunehmender mittlerer Temperatur der Meeresoberflächen und der Böden sind zwangsläufig eine höhere Wasserverdunstung und ein höherer Wassergehalt der – wärmer gewordenen – unteren Lufthülle verknüpft. Die logischerweise zu erwartenden Folgen wären eine verstärkte Wolkenbildung und damit eine geringere Sonneneinstrahlung. Stattdessen ist – zumindest für Deutschland – genau das Gegenteil zu beobachten, Bild 5.

Bild 5. Während die mittlere Sonnenscheindauer in Deutschland den letzten 116 Jahren deutlich zugenommen hat, sind die Niederschlagsmengen nahezu unverändert geblieben (Daten: PIK, Grafik: Autor)

Dies deutet darauf hin, dass die Verhältnisse wesentlich komplexer sind, als dies von den meisten AGW-Vertretern dargestellt wird. Möglicherweise wirken sich langfristige zyklische Schwankungen der Strömungsverhältnisse in der Atmosphäre so aus, dass sie die eigentlich zu erwartende erhöhte Wolkenbildung nebst entsprechender Verringerung der Sonneneinstrahlung völlig überlagern. Auch weist der Trend der letzten Jahre eine Stagnation der Niederschlagshöhen aus, was mit erhöhter Sonnenscheindauer nicht zusammenpasst. Aus diesen Fakten ergeben sich natürlich Fragen, die im Rahmen dieses bewusst kurz gehaltenen Aufsatzes jedoch nicht mehr behandelt werden können. Hierauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt zurückkommen.

Fred F. Mueller

Ich danke Hr. Dipl.-Met. Hans-Dieter Schmidt für Anregungen und fachliche Unterstützung

1)     Mathematisch lässt sich das Verhalten des Bodens als Integrator beschreiben. Es bildet sich darin eine sich nach unten fortpflanzende gedämpfte Wärmewelle. Deshalb ergeben sich auch mit zunehmender Tiefe Verschiebungen der Phasenlage des Temperaturgangs im Verhältnis zur Oberfläche. Bei 12 m Tiefe ist eine Verschiebung um rund 180 ° festzustellen, hier treten Minima und Maxima also im Gegentakt zum Jahreszeitverlauf am Boden auf. Das zeigt sich beispielsweise auch, wenn man die Korrelation der Werte für die Lufttemperaturen und diejenigen für die Bodentemperaturen ermittelt: Vollzieht man dies für die Werte aus identischen Jahren, so erhält man lediglich einen eher unbefriedigenden Korrelationskoeffizienten von 0,46. Berücksichtigt man jedoch einen Versatz von einem Jahr, so verbessert er sich auf 0,59.

Quellen

[BAYE] Bayer, A.: Modellierung der Temperaturentwicklung oberflächennaher Boden- und Gesteinsschichten arider Gebiete unter Berücksichtigung der solaren Einstrahlung und der Topographie. Diplomarbeit, im Studiengang Technische Geowissenschaften, Institut für Geophysik der Universität Stuttgart

[PAUL] Das Klimasystem und seine Modellierung (05-3103) – André Paul Atmosphärischer Strahlungstransport und Klima: Nachträge.

[PIK] http://www.pik-potsdam.de/services/klima-wetter-potsdam/klimazeitreihen/bodentemperatur

[WIKI] http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitreihe_der_Lufttemperatur_in_Deutschland




Die Norweger zeigen uns einen Vogel – Ganz schrecklich politisch unkorrekt

Sicher hängt Ihnen das Thema „Energiewende“ längst zum Hals heraus – Ihnen als Lesern dieser Web-Seite ganz bestimmt. Denn mit diesem Thema haben sich seit 2008 immerhin 54 Beiträge befasst und mit dem Thema Energiepolitik 96 Stück. Und sämtliche können Sie immer noch aufrufen. Aber tun Sie es lieber nicht. Lesen Sie stattdessen ein knackiges Interview. Hier ist alles wunderbar und leicht verständlich zusammengefasst, was man über die „Energiewende“, die zutreffender „Stromwende“ heißen muss, wissen sollte. Die Überschrift lautet: „Die Norweger zeigen uns einen Vogel“.

Unter Anwendung der vier Grundrechenarten …(1)

Befragt wird in dem Interview Dr. Kurt Gehlert aus Iserlohn. Der heute 75jährige ist Bergbaufachmann und Fracking-Experte und lehrte als Professor an der Fachhochschule Bielefeld. Seine Kernaussage findet sich am Schluss des Gesprächs und lautet: „Die Energiewende ist klar erkennbar unter den in Deutschland gegebenen Bedingungen als gescheitert zu betrachten, wenn man sie naturwissenschaftlich-technisch unter Anwendung der vier Grundrechenarten in die Zukunft projiziert.“  In dieser Offenheit, man könnte auch sagen: Brutalität, pflegen sich Wissenschaftler nur zu äußern, wenn sie emeritiert sind, sonst hätten sie Nachteile zu befürchten. Denn Aussagen dieser Art sind bei Politikern und Energiewende-Profiteuren höchst unerwünscht, also ganz schrecklich „politisch unkorrekt“. Ebenfalls selten geworden ist, dass Medien dergleichen veröffentlichen. Aber die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) hat es getan, zu finden in ihrer Online-Ausgabe vom 12. August. Geführt hat das Gespräch Thomas Reunert.

Am Ende ein desillusioniertes Volk

Gehlert äußert in dem Gespräch das, was viele andere Fachleute schon lange nicht anders und immer wieder so darstellen und mit Fakten belegen. Ich habe auf dieser Web-Seite ebenfalls immer wieder auf sie hingewiesen und sie zitiert. Am Ende des Gesprächs fragt der Journalist Thomas Reunert den emeritierten Professor nach dessen Zukunftsprognose für die Versorgung der Deutschen mit Strom. Gehlert antwortet: „Keine Kernkraftwerke mehr, aber ein Mix von modernen Braunkohle-, Steinkohle- und Gaskraftwerken. Fast alle Windräder und Biogasanlagen sind am Ende ihrer Lebensdauer und stillgelegt, Photovoltaikanlagen sind zwar abgeschrieben, liefern aber durch Alterung nur noch die Hälfte bis 70 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Es gibt keine EEG-Vergütung mehr und keinen Vorrang der Einspeisung. Die Politik konstatiert besorgt: Unsere Amtsvorgänger haben uns ein desillusioniertes Volk hinterlassen.“

Den Wortlaut des Gesprächs finden Sie hier.

Übernommen von K.P.Krauses Blog hier

(1) Dass auch die perfekte Anwendung der vier Grundrechenarten nicht vor Fehlern bewahrt, zeigt die folgende Überschlagsrechnung, die P. Würdig Reetz vorgenommen hat. Er bezieht sich dabei auf die Aussage von Dr. Gehlert im Interview, dass zur Speicherung einer Woche Dunkelflaute ..

Zitat aus dem Interview: 

„..Kapazitäten für 7 Tage = 10 080 Minuten, wenn wir eine einwöchige Flaute und fehlenden Sonnenschein nicht ausschließen können. Fazit: In Deutschland müssen rund 125 Mal so viele Speicherseen bis 2050 geschaffen werden, wie heute existieren. Diese Flächen und Volumen in topographisch machbaren Gebieten hätten und haben wir gar nicht. Damit es fassbar wird: 20 Kubikkilometer Wasser müssen 50 Meter Fallhöhe bekommen, um gegebenen Falls über Turbinen in den unteren See mit 20 Kubikkilometer Fassungsvermögen zu laufen. Zum Vergleich der Bodensee mit 48 Kubikkilometer Inhalt. Er müsste fast in der Mitte mit einer 125 Meter hohen Staumauer geteilt werden…Zitatende

dazu P. Würdig Reetz

Elektrische Leistung in Deutschland: 80 GW

(wird zwar etwas weniger angepeilt, aber der Bedarf kann auch steigen,… Ich gehe mal von dem Energiebedarf für eine Woche aus, dann ist man einigermaßen auf der sicheren Seite. Das sind:

80 GW * 24 h *7

= 13.440 GW h

=48.384.000 GW sec

gerundet 50 * 10 ^ 6 GW sec

= 50 * 10 ^ 6 * 10 ^ 9 W sec         (1 W sec = 1 J)

= 5 * 10 ^ 16  J

Das soll man speichern können, indem man ein Volumen von 20 km ^ 3 um die 50 m hoch hebt.

Das sind 20 * 10 ^ 12 kg

Gewicht 20 * 10 ^ 12 kp   (kilo-Pond)

1 J = 1 N * m

= 0,1 kp * m      (genauer: 1 kp = 9,81 N)

also, 1 kp * m = 10 J

Wenn man diese Masse 50 m hoch hebt ergibt sich eine potentielle Energie:

E-pot = 20 * 10 ^ 12 * kp * 50 m

= 10 ^ 15 kp*m

= 10 ^ 16 J

Um also die (elektrische) Energie für 1 Woche sicher zu haben, brauchen wir nicht einen dieser Seen von 20 km^3, sondern fünf.  Wie vorgeschlagen, den Bodensee mit einer 125m hohen Mauer dazwischen (eine Hälfte leer, alles andere auf der anderen Seite oben raufgepackt, so war das wohl gemeint),

Energiewende geschafft, hurrah !




Eklat am Rande des Lindauer Nobelpreisträger-Treffen: Fast die Hälfte aller Laureaten unterschreibt politisches Klimaalarm-Manifest nicht.

Nobelpreisträger Ivar Giaever warnte in einem Vortrag in Lindau sogar aktiv vor einer Klimapanikmache. Das gefiel Christian Endt vom Spiegel gar nicht gut und hetzte in einem emotionalen Artikel gegen den ehemaligen Spitzenforscher. Unter Hinweis auf Giaevers Altersgebrechlichkeit versucht er bereits im Enstieg des Artikels dessen Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Ein Unding:
Mühsam steigt Ivar Giaever die sieben Stufen auf die Bühne des Lindauer Stadttheaters empor. Er geht gebückt, setzt behutsam einen Fuß vor den anderen. Wie die meisten anderen Nobelpreisträger, die zur jährlichen Tagung an den Bodensee gereist sind, ist Giaever ein alter Mann.
Was würde Endt wohl über Steven Hawkins schreiben? Man möchte es lieber nicht wissen. Auch der restliche Text ist gespickt mit respektlosen Phrasen wie “krude Theorien”, “besorgte-Großvater-Miene”, “Als Chiaever [sic!] fertig ist, leert sich der Saal rasch”. Endt schafft es nicht einmal Giaevers Namen richtig zu schreiben, was wenig nobelpreisverdächtig ist. Dem Spiegel-Mann missfällt der Hinweis auf den Erwärmungshiatus seit 1998 und klammert sich an die neuesten Datenmanipulationen der NOAA (siehe “NOAA in Not: Erwärmungspause der letzten 15 Jahre lässt sich nicht so einfach wegtricksen“).
Joachim Müller-Jung von der FAZ wollte genauer wissen, was den Organisator der Unterschriftenaktion, Brian Schmidt, antreibt. Im Rahmen eines Interviews stellte er ihm einige sichtlich unbequeme Fragen:
Ein Australier als Kreuzritter für Forschung und Klimapolitik: Brian Schmidt, Physik-Nobelpreisträger, erzählt, wie es zur „Mainauer Deklaration“ der 36 Laureaten kam und wie mit abtrünnigen Wissenschaftlern umzugehen ist.
MÜLLER-JUNG: Sie stützen sich explizit auf die Publikationen des Weltklimarates IPCC, der in der Vergangenheit auch schon einige Male wegen Fehler und Fehleinschätzungen in die Kritik geraten war.  
Die Antwort von Schmidt fällt wie erwartet aus: Der IPCC ist nicht 100% fehlerfrei, wäre aber höchst glaubwürdig. Müller-Jung hakt nach:
MÜLLER-JUNG: Woher nehmen Sie nun die Sicherheit, dass die Sorgen des IPCC über die Erwärmung, Meeresspiegelanstieg und Ozeanversauerung ernst zu nehmen sind?
Ein guter Punkt. Die Erwärmungsprognosen schießen wegen der Erwärmungspause weit über das Ziel hinaus, der Meeresspiegel steigt laut Pegelmessungen um magere 2 mm pro Jahr an und auch in PunktoOzeanversauerung gab es in letzter Zeit viele entwarnende neue Resultate. Was sagt Brian Schmidt dazu? Er sagt, tja, alles ist komplex, ein System großer Komplexität, eine inakzeptable Entwicklung stünde bevor, uns drohe vielleicht die größte Krise der Menschheit. In seiner Antwort geht Schmidt mit keinem Wort auf die ihm gestellte Frage ein, versucht mit Phrasen die bedeutenden wissenschaftlichen Unsicherheiten wegzulabern. Ein hundertprozentiger Klimaaktivist, dieser Nobelpreis-Schmidt. Von der Sache selber scheint der hauptberufliche Astronom eher wenig Ahnung zu haben. Das bemerkt vermutlich auch Müller-Jung und spricht ihn direkt auf den Knackpunkt an:
MÜLLER-JUNG: Haben Sie das Papier mit Blick auf den Klimagipfel von Paris entworfen, ähnlich wie der Papst die Enzyklika?
SCHMIDT: Ja, denn dieses Jahr ist nun einmal das Jahr, in dem gehandelt werden muss.
Schellnhuber schreibt für den Papst, stellt damit eine mittelalterliche Dreieinigkeit von Obrigkeit (G7), Kirche (Umweltenzyklika) und Wissenschaft (IPCC) her. Und nun schreibt Schmidt für die Nobelpreisträger. Ehemalige Wissenschaftler auf aktivistischen Abwegen. Die letzte Frage war dann offenbar auch Müller-Jung etwas zu entblößend, schnell versucht er Schmidt eine Brücke zu bauen:
MÜLLER-JUNG: Für sie ist die Deklaration offenbar nicht nur ein politisches Dokument, sie sehen es auch als Teil einer Informationskampagne, wenn man Ihre Erklärungen dazu hört. Glauben Sie nicht, dass viele Menschen es schon regelrecht satt haben, davon zu hören?
SCHMIDT: Ich glaube, die Leute sind bereits informiert, aber sie werden schlecht und oft falsch über das Thema unterrichtet. Die meisten informieren sich heute über das Internet, und sie tun das meistens, um eigene Meinungen und Vorurteile bestätigt zu sehen. Es gibt leider sehr viele fragwürdige, widersprüchliche Informationen in diesem Netz. Die Akademien müssen da klar Stellung beziehen und für Klarheit sorgen. Viele Politiker, jedenfalls in meinem Land, verstecken sich immer noch hinter falschen Informationen.  […]
Schmidt hat Angst vor der Wahrheit. Die Print- und TV-/Radio-Medien sind in der Regel fest im Griff der IPCC-Alarmisten, das Internet hingegen lässt sich schlecht auf Linie halten. Also muss man abweichende Blogs diskreditieren, den Autoren schlechte Absichten unterstellen und die Argumentationen pauschal verdammen. Ich bin der IPCC, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Kurious das Ende des Interviews:
MÜLLER-JUNG: Es wäre nicht das erste Mal in der Wissenschaft, dass am Ende ein krasser Außenseiter recht behält.
SCHMIDT: Gut, wenn tatsächlich plötzlich eine Entdeckung gemacht wird, die beweist, dass die Klimaforschung falsch lag und der Klimawandel ausbleibt, dann passiert das halt. Dann bin ich der erste, der zugibt, dass wir falsch gelegen haben. Ich bin aber zu 99 Prozent sicher, dass das nicht passieren wird. […]




Atomkraft in Japan: Entschieden unentschieden

 

Die Japaner haben da wirklich ein Problem. Dort gehört es sich einfach nicht, andere Menschen zu belästigen. Muss z.B. eine Baufirma für ein Vorhaben den angrenzenden Fußweg sperren, so bekommt sie dafür, wenn es unumgänglich ist, eine Genehmigung. Das genügt aber nicht. Sie beschäftigt einen Mann, als Bauarbeiter verkleidet, muss man sagen. Der arbeitet nämlich nicht, sondern steht nur an der eigentlich eindeutigen Absperrung, um den ganzen Tag lang sich bei den Passanten für seine Firma zu entschuldigen und die Leute zu bitten, die andere Straßenseite zu benutzen.

So fragt der Kernkraftwerksbetreiber noch die Bürgermeister entfernter Dörfer, ob sie mit dem Wiederanfahren einverstanden sind, ohne dazu gesetzlich verpflichtet zu sein. So lästig das in diesem Fall ist, dient es doch als eine der Bremsen gegen Einwanderung. Man kann sich in Japan nicht vorstellen, dass sich Fremde in dieses komplizierte Höflichkeitssystem einfügen. So nehmen viele Gasthöfe keine Ausländer, aus berechtigter Sorge, dass sie sich dort nicht benehmen können. Meine Frau und ich wurden auch schon höflich aufgefordert, ein Restaurant zu verlassen, als wir uns gerade an einem der leeren Tische niedergelassen hatten.

Selbstbedienungsrestaurants, sonst die Rettung für sprachunkundige Ausländer, schreiben manchmal die Preise in den alten Zahlen, die sonst, z.B. in Zeitungen, gar nicht mehr verwendet werden. Ich kann diese Zahlen zwar lesen, berücksichtige aber die Botschaft: Ausländer unerwünscht. 

Allerdings gibt es genügend andere Möglichkeiten, und für ausländische Gäste macht man sogar alle Beschriftungen in S- und U-Bahnen heute in Englisch. Aber die Gäste gehen ja wieder, wie auch die iranischen Gastarbeiter, welche Japan ein paar Jahre lang hatte. 

Die Geburtenzahl in Japan ist niedriger als bei uns. Aber es ist ja nicht so wichtig, wie viele Menschen in einem Land leben, sondern was für welche.

Hannover, den 11.08.2015