Die Vorreiter und der Rest der Welt am 2. Januar 2018

World Nuclear-News berichtet:

Neuer Reaktor: Tianwan 3 beginnt mit der Einspeisung von Strom ins Netz Der Block 3 des Kernkraftwerks Tianwan in der chinesischen Provinz Jiangsu wurde am 30. Dezember ans Netz angeschlossen. Der russisch gelieferte WWER-1000 soll noch in diesem Jahr in den kommerziellen Betrieb gehen.

Neuer Reaktor: Rostov 4 Reaktor geht in Betrieb Russlands neuester Kernreaktor, Rostow 4, erreichte am 29. Dezember Kritikalität und minimale kontrollierte Leistung. Es ist Russlands 36. Reaktor in einer Flotte, die etwa 18% des Strombedarfs des Landes deckt.

Neuer Reaktor: Taishan 1 EPR im Zeitplan bei Inbetriebnahme-Tests Der Taishan 1 Europäische Druckwasser Reaktor (EPR) hat die heißen Funktionstests seiner Inbetriebnahme abgeschlossen und wird der erste EPR sein, der in Betrieb genommen wird, kündigte der Eigentümer China General Nuclear an der Börse in Hongkong an. Jedoch bedeutet „der erste zu sein“, dass einige Extratests angefordert wurden. Daher konnte Taishan 1 noch nicht Ende 2017 in Betrieb gehen, sagte die Firma.

Deutscher Reaktor endgültig abgeschaltet! Der Siedewasserreaktor Gundremmingen B in Süddeutschland wurde am 31. Dezember nach 33 Jahren Betrieb vom Netz genommen. Die Regierung hatte die Schließung der Anlage bis Ende letzten Jahres im Rahmen der Energiewende angeordnet. / Link zum Fundstück

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Helldeutschland macht dunkel

Deutschland trennt sich, scheinbar ohne Bedauern, von einem volkswirtschaftlichen Objekt im Wert von drei Milliarden Euro. Wie sagte die Oma: „Wir ham’s, wir könn’s“. Die „Ethikkommision“, bestehend aus schrulligen Bischöfen, wirren Politikwissenschaftlern und linken Soziologen hat’s der Kanzlerin empfohlen. Und die hat, unter dem Eindruck des Tsunami in Japan mit nachfolgender Kernschmelze in drei Fukushima-Reaktoren, das unumkehrbare Aus für alle deutsche AKW bis 2022 beschlossen. Wie weitsichtig. Wenn der nächste Tsunami Süddeutschland verheert, wird sie längst nicht mehr im Amt sein.

Japan hat hingegen gerade die Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme von zwei nachgerüsteten Reaktoren in Kashiwazaki Kariwa erteilt, fünf weitere Reaktoren sind dort im für ihren Restart Endspurt. Diese Japaner sind aber auch durch nichts zu erschrecken und ganz anders als die Deutschen. Mit der Willkommenskultur haben sie es nicht so. Bis in Deutschland der letzte Reaktor vom Netz geht, werden die Japaner 300 Flüchtlinge aufnehmen.

Der deutsche Atom-Ausstiegs-Beschluss war zwar nicht ganz verfassungskonform – aber dafür nachhaltig – zum Schaden der deutschen Steuerzahler und Stromkunden. Die Arbeit, die ein KKW von 1350 MW (Verfügbarkeit von 90%) leistet, entspricht ungefähr der Arbeit von 4.400 Windrädern (Verfügbarkeit von 20%), ein Windpark von der Fläche des Stadtstaates Bremens mit 320 Quadratkilometern.

Jetzt sind noch sieben große deutsche AKW am Netz und leisten eine Arbeit von 31.000 Windrädern – wenn Wind weht. Der Flächenbedarf für ihren Ersatz durch Windräder wäre so groß, wie zweimal das Saarland. Das wäre vielleicht noch machbar, würde aber der Energiewende nicht helfen. Denn es sind dummerweise immer noch keine industriellen Stromspeicher erfunden, wenn auch die Zujubelpresse immer wieder Gegenteiliges behauptet, hier, hierund hier. Daher muss künftig bei Flaute nun auch statt Gundremmingen B die böse Kohle die Last übernehmen. Wie jemand auf die Idee kommen kann, gleichzeitig mit den Kernkraftwerken auch noch die netzwichtigen Kohlekraftwerke abzuschalten, erschließt sich mir nicht – mit dem Mäntelchen der Nächstenliebe gesagt.

Gundremmingen B war einer der modernsten Siedewasserreaktoren der Welt. Das AKW produzierte kontinuierlich 1350 Megawatt Grundlast und gehörte zu den Stützpfeilern der Stromversorgung Süddeutschlands. Mal sehen, wieviel Stützpfeiler die Linken noch absägen können, bis ihnen das elektrische Dach auf den Kopf fällt. Es sind ja noch einige geplant.

Wie sagte doch die in „Margarineproduktion am Niederrhein“ promovierte Umweltministerin Barbara Hendricks anlässlich der Anschaltung von Gundremmingen? „Die Atomkraft ist ein technologischer Irrweg. Anders als von Skeptikern prophezeit, leidet Deutschland nicht unter einer Stromlücke. Wir haben im Gegenteil sogar gigantische Stromüberschüsse. Unsere Stromversorgung ist sicher.” Barbara Hendricks wird vielleicht mit diesem Satz, wie ihr berühmter Kollege Norbert Blüm, in die Annalen der berühmten deutschen Denkerinnen und Denker des 21.igsten Jahrhunderts eingehen.

Manfred Haferburg ist Autor des RomansWohn-Haft, der die spannende Geschichte eines von der Stasi verfolgten DDR-Kernkraftwerkers nachzeichnet. Mit einem Vorwort von Wolf Biermann.

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Energiewende: Abschaltparty in Gundremmingen – WENDE INS AUS

Am 31. Dezember 2017 gehen die Lichter aus. Es wird duster. Die Reaktorfahrer drücken die Knöpfe für die Abschaltung von Deutschlands größtem Kernkraftwerk. In Gundremmingen an der Donau wird der Block B des Kraftwerkes heruntergefahren und abgeschaltet. Für immer.

Eine Energiequelle wird zerstört

Morgens früh bereiten die Reaktortechniker die Abschaltung vor, fahren langsam die Leistung vollkommen herunter. Seit Sommer wurde die Leistung bereits abgesenkt. Die Steuerstäbe werden bei diesem Siedewasserreaktortyp von unten in das Reaktordruckgefäß eingefahren und unterbrechen den Neutronenfluß. Die Kernspaltung kommt zum Erliegen. Gegen Mittag wird dann die Turbine abgeschaltet. Ab 1. Januar ist nach 33 Jahren Schicht im Schacht.
Seit dem 16. März 1984 hat dieser Block sehr wirtschaftlich und sicher insgesamt 330 Milliarden kW-Stunden Strom produziert. Das entspricht dem Stromverbrauch Deutschlands in einem halben Jahr. Ohne Störfälle, zuverlässig, preisgünstig. Die Anlage mit 1.344 MW Leistung ist völlig in Ordnung und könnte noch lange Strom produzieren.
Zwei Monate lang werden die Brennelemente im Reaktor bleiben, danach transportieren die Fachleute sie in das Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerkes. Ein aufwendiger Prozess: Die Brennelemente strahlen noch stark und können nur unter einer schützenden Wasserschicht bewegt werden. Fünf Jahre lang soll das dauern, zwei bis drei Jahre lang werden die Fachkräfte Turbine und Generator abbauen. Sicherer wäre es, die Brennelemente „abzubrennen“, statt sie im Freien zu lagern. Aber Sicherheit ist kein Argument, wenn es um Energiewende geht.
In Gundremmingen steht auf dem Kraftwerksgelände noch der baugleiche Block C, der bis 31. Dezember 2021 weiterlaufen und zur Stromstabilität beitragen soll. Der 1966 im ersten kommerziell genutzten Kernkraftwerk in Deutschland in Betrieb genommene Block A wurde schon 1977 abgeschaltet und seit 1983 abgebaut.
Die Bundesregierung bejubelt ebenso wie Aktivisten bei der Gundremmingen-»Abschaltparty« in Durchhalteparolen den Rückbau Deutschlands zum Energie-Mangel-Land und schwindelt weiterhin: »Erneuerbare Energien decken heute schon knapp 33 Prozent des Bruttostrombedarfs ab.« Das allerdings nur im Jahresdurchschnitt. Im Winter, wenn die Sonne zu schwach scheint und kaum Wind weht, sind es nicht einmal 5 Prozent. Dann laufen herkömmliche Kraftwerke auf Hochtouren und Strom wird aus fossilen und atomaren Kraftwerken Frankreichs, Tschechiens und Österreichs importiert. Diese Importmenge nimmt jetzt um die zerstörte Leistung Grundremmingens zu – wenn die Nachbarn noch liefern können.

Der falsche Jubel einer Ministerin

Die derzeit geschäftsführende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bekundet, dass sie froh über das Abschalten von Gundremmingen B ist und drückt damit ungewollt auch ihre Zufriedenheit darüber aus, dass der Strom unzuverlässiger und wohlstandsgefährdend wird. »Ich bin um jedes AKW froh, das nicht mehr in Betrieb ist. Mit der Abkehr von dieser gefährlichen und nicht nachhaltigen Energieform haben wir den Grundstein für eine international wettbewerbsfähige Energiestruktur in Deutschland gelegt«. Schade nur, dass kein Land der Welt dem deutschen Plan folgt: Der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA zufolge sind 450 Reaktoren in Betrieb, weltweit befinden sich rund 60 neue Kernkraftwerke im Bau. In Belojarsk in Russland läuft bereits der Reaktor BN-800 im Leistungsbetrieb, der den »Müll« von Kernkraftwerken weiter zur Stromerzeugung nutzen kann. Denn der enthält noch 96 Prozent der ursprünglichen Energie, die sich aus technischen Gründen mit den alten Reaktoren nicht mehr ausnutzen ließ.
An der sozialen Demokratin geht vorbei, dass hierzulande der Strompreis explodiert, immer mehr Bürger ihren Strom nicht mehr bezahlen können und im Dunkeln leben müssen. 330.000 Bürgern wurde wegen unbezahlter Rechnungen der Strom abgedreht. Denn im Führerstand der Energiewende selbst ist es noch hell. Ein Drei-Personenhaushalt wird im Jahr mit rund 330 € Energiewende-Extrakosten belastet.

Stabiles Netz in Frage gestellt

Aber nicht nur um Geld geht es, auch um Sicherheit. Mit der Jahreswende geht eines der letzten großen Kraftwerke im Süden vom Netz. Solche Kraftwerke produzieren nicht nur günstig viel Energie, sondern sind auch für ein stabiles Netz zuständig. Dessen entscheidende Größe ist die Frequenz. Das gesamte westeuropäische Netz ist auf 50 Hertz ausgelegt. Alle, tatsächlich alle Stromerzeugungs-Komponenten von Portugal bis nach Polen müssen im Gleichtakt schwingen. Auf diesen Wert sind sämtliche Rechner, Fernseher und alle anderen elektronischen Geräte geeicht. Bereits eine geringe Verschiebung der Frequenz reicht aus, um das Netz zusammenbrechen zu lassen.
Stark schwankende Windgeneratoren mit stark schwankenden Leistungsabgaben zum Beispiel sind nicht in der Lage, die Stabilität im Netz aufrecht zu erhalten. Photovoltaik-Anlagen schon gleich gar nicht. Das können nur große Kraftwerke mit ihren rotierenden Massen in Turbinen und Generatoren, die Schwankungen im Netz ausgleichen. Nur damit ist es den Netzbetreibern noch einigermaßen möglich, ein stabiles Netz aufrechtzuerhalten. Deshalb werden auch in Deutschland zusätzliche fossile Kraftwerke finanziert – die aber nicht Kraftwerk heißen dürfen, sondern „Netzstabilitätsanlage“.
Doch auch sie geraten mit weiteren Abschaltungen immer mehr an ihre Grenzen. Folge: mehr Stromausfälle. 472 mal am Tag fällt heute in deutschen Netzen der Strom aus. Früher undenkbar. Dass der Strom wesentlich häufiger als früher ausfällt, haben mittlerweile auch ein paar kenntnisarme Köpfe im HR-Staatsfernsehen gemerkt (»Das hätte keiner gedacht!«) und anschaulich, nein, nicht kritisch gefragt, was bei der Energiewende nicht stimmt, sondern in einem Beitrag gezeigt, wie man sich auf einen Stromausfall vorbereitet.

Es lohnt ein Blick nach Energiewendevorbild Australien zum Beispiel. Ein schönes Experimentierfeld bietet sich dort freilich teilweise mit tödlichen Folgen. Wie fühlt sich eine totale Energiewende an? Denn die Australier sind schon ein Stück weiter. Stillegen von Kohlekraftwerken gehört auf dem Kontinent seit langem zum guten Ton. Abschaltparty hurra! Sie freuten sich wie die auch hierzulande nicht gerade hellen, umweltbewegten Kinder darüber, dass der Anteil sogenannter »erneuerbarer Energien« auf fast 50 Prozent anstieg. Mit hinaufgeschnellt sind die Preise für Strom. Allerdings sind auch in Australien die Elementarkenntnisse dramatisch gesunken. Verwundert nahmen daher die Australier eine Reihe dramatischer Netzzusammenbrüche 2016 mit weitreichenden Blackouts zur Kenntnis.
So hatten im Februar 2016 die Kraftwerker ihre konventionellen Kraftwerke weit heruntergefahren, weil viel Sonne und Wind angesagt waren. Als die sich nicht nach der Wetter-Vorhersage richteten, konnten die konventionellen Kraftwerke nicht so schnell hochgefahren werden, wie Leistung benötigt wurde. Folge: Netzzusammenbruch.
Bei einem heftigen Blackout starben sogar Embryos in einem Krankenhaus, dessen Notstromaggregate zusätzlich Probleme bereiteten. Wenns länger dunkel bleibt, haben Embryos und andere, die an Maschinen hängen, eben Pech gehabt.?
Die Australier empören sich mittlerweile über die unzuverlässige Stromversorgung und sind über nicht mehr funktionierende Mobiltelefone, Kühlschränke und Internetverbindungen erbost. Keine Klimaanlage in der großen Hitze ist schon heftig, wirtschaftlich schlimmer sind die Folgen der Produktionsausfälle der produzierenden Industrie (die gibt es dort noch).
Eilig klempnert die australische Regierung jetzt einen Notfallplan für neue Kraftwerke zusammen, mit denen sie ihre Energieversorgungs-Trümmer irgendwie flicken wollen. Schnell sollen neue Kraftwerke her; nur das dauert. Vorbild für Deutschland. Wenn wir Glück haben, kommt ein dramatischer Blackout schnell und bringt den Geistesgrößen hierzulande wieder ein paar Grundkenntnisse der Physik bei. Arbeit, Leistung – was ist das schon, ist doch alles gleich, oder? Vielleicht spricht dann der Grünen-Parteichef Özdemir nicht mehr von Gigabyte (die er von seinem iPhone gerade noch kennt), wenn er Gigawatt meint.
Der Nürnberger Trichter: Nicht mehr funktionierende mobile phones als Katalysator für die Wende von der Wende? Vielleicht gibts noch ein paar funktionstüchtige Kernkraftwerke, die man wieder hochfahren kann.
Andernfalls dürfen wir bald in Russland oder China um Energie bitten und betteln. Europäische Nachbarstaaten wie Frankreich und Tschechien sind in den Wintermonaten schon jetzt am Limit ihrer Lieferfähigkeit angelangt.
Grundremmingen, ein starkes Grundrauschen warnt. Wer kann es hören?




Trump wünscht sich „gute alte Erderwärmung“

Die Klimakatatsrophen-Industrie reagiert darauf so erwartbar wie ein Zigaretten-Automat in den man Geld  einwirft: Sie spukt die gewünschte  Packung lächerlicher Empörung aus. / Link zum Fundstück
Übernommen von ACHGUT hier




Fritz Vahrenholt: Energiewende wichtiger als der Schutz der Natur?

BaZ: Sie haben die deutsche Energiewende als «Desaster» bezeichnet. Wieso?
Fritz Vahrenholt: Zunächst einmal hat die deutsche Regierung nach dem Tsunami in Japan innerhalb eines Wochenendes entschieden, auf die Kernenergie zu verzichten, die bis dahin die Grundlast für die deutsche Industrie erzeugt hat. Die Regierung will seither diese gesicherte Energie durch schwankenden Strom aus Sonne und Wind ersetzen. Dass das nicht vernünftig ist, weiss eigentlich jeder.
Ich nicht. Erklären Sie es mir.
Wir haben 50 bis 100 Tage und manchmal ganze Wochen im Jahr mit Windstille und wenig Sonne. Dann produzieren diese weniger als zehn Prozent des Bedarfes. Und wenn der Wind bläst und die Sonne scheint, ist zu viel Strom im Netz, und da die Speicherkapazitäten fehlen, schalten wir Windkraftwerke ab. Wir haben ein sich zuspitzendes Problem – entweder zu viel oder zu wenig Strom.
Warum spitzt sich das Problem zu?
Weil mit jedem Zubau an solchem «Flatterstrom», durch jedes Windrad und jede Solarzelle, die Schwankungen erhöht werden.
Beginnen wir ganz vorne: Kernenergie hat doch keine Zukunft.
So hat es die Politik entschieden, obwohl es keine ernsthaften Beanstandungen und Befürchtungen hinsichtlich der deutschen Kernkraftwerke gab.
In der Schweiz ist vorgesehen, dass die Kernkraftwerke weiterlaufen, solange es die Sicherheit erlaubt.
Das ist klug. Damit gewinnen Sie Zeit, Zeit, bis sich vielleicht kostengünstige Speichertechnologien ergeben.
Und der strahlende Abfall?
Die Endlagerthematik ist völlig unabhängig davon zu lösen, ob die Kraftwerke 30, 40 oder 50 Jahre laufen. Nach Fukushima haben nur die Schweiz und Deutschland eine Energiewende beschlossen. Sogar in Japan setzt man wieder auf Kernkraft und Kohle. 2022 wird das letzte deutsche Kernkraftwerk abgestellt und es gibt dann keine gesicherte Versorgung mehr im Süden Deutschlands. Wir hängen zunehmend von den Naturkräften ab, wenn wir dann auch noch auf Kohle- und Gaskraftwerke verzichten wollen.
Wieso ist das schlecht?
Ich habe nichts gegen Wind- und Solarenergie, wenn sie denn wirtschaftlich ist und eine gesicherte Stromversorgung gewährleistet. Aber das funktioniert erst, wenn das Speicherproblem gelöst ist. Sie müssen die Naturkräfte zu einer zuverlässigen Versorgung machen können.
Es braucht einfach genügend Solar- und Windkraftwerke.
Nein, selbst wenn wir die Windkapazität verdreifachen, bleibt bei Flaute die Erzeugung nahe null. Für die Sonne gilt Ähnliches, insbesondere nachts. Windkraftanlagen erzeugen nur so viel Strom, als würden sie gerade einmal 90 Tage im Jahr mit voller Leistung laufen. Bei Fotovoltaik sind es 35 Volllasttage. Daraus erkennt man schon, dass es ohne Speicherung nicht gelingen kann, eine sichere Versorgung zu gewährleisten.
Warum ist das so wichtig?
Sie müssen sich immer vor Augen halten, was das bestehende System leistet. Immer wenn irgendwo ein Bedarf an Strom entsteht, muss in der gleichen Sekunde dieser Strom geliefert werden. Wenn an einem Winterabend die Flutlichtanlage des FC Basel angedreht wird, muss der zusätzliche Bedarf innert Sekunden bereitgestellt werden. Mit Sonnen- oder Windenergie können sie die Produktion nicht hochfahren.
Was bedeutet das?
Wenn tatsächlich die Sonne scheint oder der Wind weht, dann haben wir in Deutschland viel zu viel Strom. Wir verschenken den Überschussstrom, häufig zu negativen Strompreisen, ins Ausland. Wegen des Vorrangs der Erneuerbaren müssen zuerst die konventionell mit Gas oder Kohle betriebenen Kraftwerke runtergefahren werden, dann sogar Windkraftwerke, die dann aber trotzdem bezahlt werden, obwohl sie nichts produzieren. Das kostet mittlerweile eine Milliarde Euro pro Jahr, das ist doch absurd! Noch einmal: Neue Energieträger sind nur dann ein belastbarer Versorger, wenn wir das Speicherproblem gelöst haben.
Solche Technologien gibt es.
Ja, es gibt Möglichkeiten, beispielsweise Pumpspeicher, also Stauseen in den Bergen. Da pumpt man Wasser hoch und lässt es wieder ab, wenn der Strom benötigt wird. Bereits um eine viertägige Windflaute auszugleichen, müsste man den Bodensee (500 km², 100 m tief) auf ein hohes Niveau pumpen und wieder ablaufen lassen.
Wieso geht das nicht mit Batterien?
Das wird vielleicht irgendwann ­möglich sein. Dann hat auch die wechselhafte Wind- und Solar­energie eine Chance. Heute ist es viel zu teuer – gut und gerne 20 Eurocent pro ­Kilowattstunde – und die kommen zu den eigentlichen Stromkosten und Gebühren hinzu. Das kann sich nur noch der wohlhabende Privathaushalt leisten. Jede industrielle Nutzung von Strom können sie aus Kostengründen vergessen.
In der Schweiz haben wir viele Pumpspeicherwerke. Die haben sich jahrelang gut rentiert. Jetzt verdienen die nichts mehr.
Die Ursache hierfür ist die völlig aus den Fugen geratene Produktion von Wind- und Solarstrom in Deutschland. Dann wenn es windig ist, schieben wir den Überschuss unseren Nachbarn über die Grenze. Dieser Strom ist durch die Subventionen ja bereits bezahlt, wenn er entsteht, darum kostet er nichts oder hat sogar einen Negativpreis. Die Pumpspeicherwerke brauchen aber rund acht Eurocent, um wirtschaftlich zu überleben. Das ist ein grosses Dilemma für die Schweiz. Damit wird ihre heimische – fast CO?-freie – Stromproduktion plötzlich infrage gestellt.
Die Überschussproduktion gefährdet unsere Wasserkraft.
Wir haben in Deutschland 50 000 Megawatt Windkraft. Wenn alle produzieren, müssen sie zuerst Kohle- und Gaskraftwerke, dann aber auch noch Windkraftwerke selber abstellen, sonst droht ein Kollaps. Wenn das nicht reicht, schütten wir den Strom über die Grenze und zerstören damit die Energieversorgung unserer Nachbarländer. Diese Nachbarn müssen uns umgekehrt mit Strom aushelfen, wenn es keinen Wind gibt. Die Polen lassen sich das nun nicht mehr gefallen und haben an der Grenze Phasenschieber montiert, damit der deutsche Überschussstrom nicht mehr nach Polen kann. Die Tschechen werden das nachmachen.
Könnte das die Schweiz auch tun?
Ich kann mir vorstellen, dass diese Debatte in der Schweiz auch irgendwann beginnt und man sich fragt: «Müssen wir eigentlich die übermütige und nicht durchgerechnete Energiepolitik Deutschlands ausbaden?» Vermutlich gibt es Leute in der Schweiz, die diese Frage mit Nein beantworten würden. Da habe ich Verständnis dafür.
Dann müsste die Schweiz aber Selbstversorger sein, wozu es neue Gaskraftwerke braucht.
Wenn die Kernkraftwerke vom Netz genommen worden sind, müssen ­flexible Gaskraftwerke deren Funktion übernehmen. Die deutsche Energiewende hat aber wegen des Überschussstroms Gaskraftwerke unrentabel gemacht. Ein modernes Gaskraftwerk in Bayern wurde einen Tag nach der Inbetriebnahme abgestellt, weil es sich nicht lohnte.
Reden wir über Geld. Der Strom wird für die Konsumenten immer teurer, aber auf dem internationalen Markt ist er immer billiger. Woher kommt das?
Ganz einfach: Wind- und Solarstrom sind noch immer doppelt bis dreimal so teuer wie konventionell erzeugter Strom. Um das auszugleichen, werden die Mehrkosten durch eine Umlagegebühr bei den Kunden erhoben und an die Produzenten von Wind- und Solarenergie verteilt. Jeder Windmüller und Besitzer eines Solardaches bekommt eine feste Vergütung für seinen Strom, der ihm eine satte Rendite für 20 Jahre sicherstellt. Die Umlagegebühr verteuert den Strom für die Kunden. Der Strom aus Erneuerbaren wird also vorab bezahlt und kommt zum Preis von null ins Netz und verdrängt den konventionellen Strom vom Markt. Das senkt den Strompreis an der Börse. Beide Effekte zusammen führen zu einer Erhöhung für den privaten Kunden.
Früher hat man einfach die Kernkraftwerke subventioniert. Strom ist doch immer teuer gewesen.
In Deutschland waren die Kernkraftwerke nicht subventioniert und ich kann mir das für die Schweiz nicht vorstellen. Die Forschung und Entwicklung der Kernkraft ist zwar vom Staat gefördert worden, aber das ist doch nicht zu beanstanden.
Und die Risiken? Die mussten die Kernkraftwerke nicht vollständig versichern.
Das war eine von Politik und Gesellschaft getragene Entscheidung. Heute würde das anders entschieden. Aber die Frage stellt sich nicht, da neue Kernkraftwerke nicht wirtschaftlich betrieben werden können.
Ihre Alternative ist, die Kernkraftwerke möglichst lange laufen zu lassen und auf die Entwicklung von Speichertechnologien zu setzen.
Wenn wir wettbewerbsfähige Speichertechnologien haben, dann können wir mit schwankender Energie wie Sonne und Wind umgehen.
Es geht Ihnen also nur um die Reihenfolge?
Genau. Wir dürfen doch das Pferd nicht von hinten aufzäumen und zuerst die Wind- und Solarkraftwerke bauen, wenn wir wissen, dass diese nur eine sichere Stromversorgung bringen, wenn wir Speichertechnologien haben, die es noch zu entwickeln gilt. Alles andere erscheint mir nicht sonderlich klug.
Was bedeutet das für den Industrie­standort?
Es gibt schon heute ein Defizit an Stromversorgung in Bayern und Baden-Württemberg. Das kann man lösen, indem man Leitungen aus dem Norden dahin baut. Aber das dauert noch Jahre und wegen Widerstands gegen Freileitungen wird es sehr teuer. Die Schweiz hängt mit Deutschland zusammen. Bei Stromknappheit wirkt sich das auch in der Schweiz aus.
Gibt es keinen Widerstand aus der Industrie?
Aus der energieintensiven Industrie kommt kein Widerstand, weil diese von der Umlagegebühr befreit ist – wie auch in der Schweiz. Stahl, ­Chemie, Kupfer, Aluminium profitieren sogar von den tiefen Gross­handels­preisen. In Wirklichkeit ist das ­System aber insgesamt viel teurer. Die Privathaushalte und die Klein­unternehmen ­zahlen einfach die Zeche. Wir sehen mittlerweile, dass neue industrielle Investitionen eher unterbleiben. Man investiert nicht in einem Land, wo man nicht genau weiss, wie sich die Energiepreise ­entwickeln. Neben dem Preis spielt auch die Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle. Sie nimmt mit jedem neuen Wind­rad ab.
Welche Gefahren gehen von Wind­rädern aus?
Ich habe ja selber ein Windkraft­unternehmen im Jahre 2000 gegründet und gross gemacht und kenne die Technologie sehr gut. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, zu glauben, dass man derart schwankende Energie dazu verwenden könnte, ein Bahnnetz zu betreiben. Das müssen wir alle lernen. Windenergie bringt nicht nur Wohltaten. In Deutschland ist durchschnittlich alle 2,7 Kilometer ein Windkraftwerk geplant, obwohl wir schon heute wissen, dass Greif­vögel, Fledermäuse und andere gefährdete Arten deswegen verschwinden werden. Der Rotmilan ist gefährdet. Die 26 wichtigsten Sing­vogelarten sind auf dem Rückzug. Die Auswirkungen auf die Lebensräume von Pflanzen und Tieren sind enorm. Wenn ein Kernkraftwerk so viel Natur zerstört hätte, wie es die Windenergie macht, wäre es schon längst still­gelegt worden.
Warum sagen das die Naturschutz­organisationen nicht?
Der tiefere Kern ist folgender: Die politischen Grünen haben sich die Energiewende zum Programm gemacht, koste es, was es wolle. Sie waren in Wirklichkeit in Deutschland nie eine Naturschutzpartei, sondern eine antikapitalistische Partei, die sich gegen die Kernkraft und Industrie engagiert. Deswegen haben sie auch kein Herzblut, wenn es um Flora und Fauna geht. Es gibt natürlich Naturschutzorganisationen, die auf dieser grünen Parteilinie sind und andere, die tatsächlich Naturschutz machen. Ersteren ist die Energiewende wichtiger als der Schutz der Natur.
Aber es gibt Widerstand gegen Wind­räder.
Ja. Auf dem Land gibt es ein enormes, sehr bürgerliches Protestpotenzial. Das erinnert mich ironischerweise sehr an den Anfang der Anti-Kern­energie-Bewegung. Es ist heute so: Der Traum der städtischen Elite von einer angeblich sauberen Energie­versorgung wird auf dem Rücken der ländlichen Bevölkerung ausgetragen, die ihre Heimat verliert.
Wer gewinnt und wer verliert eigentlich finanziell?
Jene, die Subventionen für ein Solardach erhalten oder sich an Windkraftfonds beteiligen, gehören in der Regel nicht zur Unterschicht. Die Arbeitnehmer, die Sozialhilfeempfänger, die Mieter in Mehrfamilienhäusern, das sind diejenigen, die zur Kasse gebeten werden und die die auf zwanzig Jahre staatlich garantierten Renditen der Wohlhabenden ermöglichen.
Sie sehen zwei Möglichkeiten der weiteren Entwicklung: durchwursteln oder korrigieren.
Man wird irgendwann korrigieren müssen, spätestens nach den ersten Netzzusammenbrüchen. Je länger es dauert, umso grösser werden die Schwierigkeiten. Wenn wir in zehn Jahren eine fantastische Batterie haben, die fünf Eurocent pro Kilowattstunde kostet, dann wird sich die Sache vielleicht einrenken. Das ist aber Politik nach dem Prinzip Hoffnung. Ich würde darauf keine Wette eingehen und schon gar nicht als Politiker eine Nation darauf verpflichten.
 
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung, der wir an dieser Stelle für den Abdruck danken.