Der Irrweg der Dekarbonisierung: Warum der Kohleausstieg und die CO₂-Abgabe samt „Klimaschutzpolitik“ politisch wirkungslos und wirtschaftlich schädlich sind – und warum Kernenergie die Antwort ist

von Frank-Christian Hansel (AfD MdA Berlin) und Michael Limburg (Vizepräsident von EIKE)

Die deutsche Energie- und Klimapolitik wird seit Jahren von einem Dogma beherrscht: der vollständigen Dekarbonisierung der Wirtschaft, koste es, was es wolle. Der Kohleausstieg, der als Herzstück dieser Strategie gilt, wird dabei als moralisches Gebot und alternativloses Mittel im Kampf gegen den Klimawandel dargestellt. Doch ein genauerer Blick auf die Fakten entlarvt diese Politik als ineffektiv, teuer und in weiten Teilen von einer klima-apokalyptischen Ideologie getrieben, deren Nutzen für das globale Klima nicht nachweisbar ist. Statt wirksamen Klimaschutz zu erreichen, wird Deutschlands Energieversorgung geschwächt, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel gesetzt und der Wohlstand der Bürger gefährdet.

Gleichzeitig verkennt Deutschland eine entscheidende Technik, die weltweit eine Renaissance erlebt: die Kernenergie. Modernste Reaktortechnologien, darunter Small Modular Reactors (SMRs), bieten die Möglichkeit einer sauberen, sicheren und zuverlässigen Energieversorgung, die sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch klimafreundlich ist.

Ein teures Nullsummenspiel: Der Kohleausstieg ohne jeden Klimaeffekt

Aktuelle Daten und Antworten aus dem Bundeswirtschaftsministerium zeigen deutlich: Der Kohleausstieg in Deutschland verpufft in klimapolitischer Hinsicht komplett wirkungslos. Grund dafür ist nicht, dass die Bundesregierung es versäumt hat, die freiwerdenden Emissionszertifikate im EU-Emissionshandelssystem zu löschen. Sondern der Grund dafür ist, dass die Emissionen der EU, incl. Deutschlands keine Spur in der CO2 Konzentration hinterlassen, also nicht mal eine Delle in der Anstiegskurve, die ua. In Mauna Loa abrufbar ist, hinterlassen hat. Doch allein die Konzentration soll, folgt man dem IPCC, die sog. Gegenstrahlung erhöhen, die wiederum – wieder IPCC – für unser Klima, spontan verantwortlich sein soll. Das zeigte sich mehr als deutlich – bei dem Großexperiment während des Lockdown 2020- als 2,4 Gigatonnen weniger CO2 emittiert wurden als im Jahre davor und auch danach. Diese gewaltige Menge – welche der ökonomischen Stilllegung fast der gesamten EU entspricht, war komplett wirkungslos.

Doch trotzdem verbleiben diese Zertifikate, so wirkungslos und eminent schädlich sie sind, die eigentlich durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken vom Markt genommen werden sollten, weiterhin verfügbar und können nun einfach von anderen Unternehmen in Europa genutzt werden. Eine weiterere wahnwitzige Folge ist: Während Deutschland Milliarden für die Stilllegung von Kohlekraftwerken ausgibt, werden an anderer Stelle in Europa Emissionen in gleicher Höhe ausgestoßen. Dieser gesamte Prozess gleicht einem Nullsummenspiel, bei dem sich auch die globale CO₂-Bilanz nicht verbessert, selbst wenn die, wie oben beschrieben, keinerlei Wirkung hat.

Besonders drastisch fällt die Kritik von FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler aus: Er bezeichnet den Kohleausstieg als „energiepolitischen Irrweg“ und wirft der Bundesregierung vor, Milliarden an Steuergeldern für Entschädigungen verbrannt zu haben, ohne eine einzige zusätzliche Tonne CO₂ einzusparen. Eine solche Symbolpolitik mag moralisch inszeniert sein, doch sie bleibt nachweislich, auf das Klima bezogen, wirkungslos. Nun kann man unterstellen, dass der FDP Abgeordnete Köhler – ein studierter Philosoph – nicht so gut in der Klimawissenschaft zuhause ist, aber in seinem Kokon hat er recht. CO2 Einsparung, selbst unter Auflösung aller wirtschaftlichen Tätigkeiten – wie oben beschrieben- sind so oder so – völlig sinnlos. Sie katapultieren dieses Land nur zurück in die Armut des Mittelalters. Mehr nicht.

Milliardenschwere Symbolpolitik auf Kosten der Bürger

Die Zahlen sprechen für sich: Für den Kohleausstieg wurden allein 4,35 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds für Entschädigungszahlungen an Kraftwerksbetreiber bereitgestellt. Zusätzlich werden bis 2038 Strukturhilfen in Höhe von 40 Milliarden Euro an betroffene Braunkohle-Regionen gezahlt. Diese gigantischen Summen fließen in ein Vorhaben, das – mangels wirksamer Löschung der Emissionszertifikate – keine realen Emissionsreduktionen auf EU-Ebene nach sich zieht.

Stattdessen steigen die Strompreise in Deutschland weiter, da die Versorgungslücke, die durch abgeschaltete Kohlekraftwerke entsteht, teuer durch Gasimporte oder volatilen erneuerbaren Strom gefüllt werden muss. Diese Preissteigerungen treffen nicht nur Privathaushalte, sondern schwächen auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Stromintensive Unternehmen drohen ins Ausland abzuwandern, während die Bevölkerung mit höheren Energiekosten belastet wird.

Ein rationaler Ansatz hätte stattdessen darin bestehen können, diesen Weg endlich aufzugeben und wieder auf den Pfad von günstiger Energie mit Kern- oder Kohle, Öl und Gas zurückzukehren, wie es derzeit die USA unter Donald Trump vormachen und wie es alle anderen Länder, unabhängig von ihren Lippenbekenntnissen, auch machen. Doch ideologische Verbohrtheit steht einem pragmatischen Kurs im Weg.

Dekarbonisierung als Ausdruck einer klima-apokalyptischen Ideologie

Die deutsche Klimapolitik wird von einer Erzählung dominiert, die den Klimawandel als unmittelbar bevorstehende Apokalypse inszeniert. Diese Rhetorik erzeugt politischen und gesellschaftlichen Druck, radikale Maßnahmen wie die vollständige Dekarbonisierung der Wirtschaft um jeden Preis umzusetzen. Die Realität ist jedoch viel einfacher.

Deutschland trägt weniger als 2 % zu den globalen CO₂-Emissionen bei. Selbst eine vollständige Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft hätte – wie oben beschrieben – überhaupt keinen Einfluss auf den weltweiten Klimaverlauf. Weder so, noch so. Länder wie China, Indien und die USA bestimmen mit ihren merkwürdigen (Nicht-)Emissionsstrategien den globalen Trend. Dennoch verfolgt Deutschland einen Sonderweg, der mehr an eine moralische Selbstinszenierung erinnert als an eine rationale Politik.

Diese Ideologie blendet zudem aus, dass der Klimawandel zwar vielleicht eine Herausforderung darstellt, die nicht durch Anpassung behoben werden könnte aber erst dann wenn der Fall eintritt. Er ist nicht das existenzielle Weltuntergangsszenario, als das er von Klimaaktivisten dargestellt wird. Technischer Fortschritt, Anpassungsstrategien und eine globale Perspektive sind zielführender als blinder Aktionismus.

CO₂-Abgabe abschaffen – als Vorstufe zur Beendigung einer irrwitzigen „Klimaschutzpolitik“

Ein weiteres zentrales Instrument der aktuellen Klimapolitik, das ebenso wie gesamte „Klimarettungsspolitik“ – dringend abgeschafft gehört, ist die CO₂-Abgabe. Diese Abgabe verteuert Energie künstlich, belastet Haushalte mit steigenden Kosten für Strom, Wärme und Mobilität und stellt eine zusätzliche Belastung für Unternehmen dar. Auch hier bleibt die klimapolitische Wirkung fragwürdig: Wenn Emissionen im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems ohnehin gedeckelt sind, führt eine nationale CO₂-Abgabe lediglich zu einer Umverteilung der Kosten, und das nicht mal zu zusätzlichen Emissionsreduktionen.

Die Abschaffung der CO₂-Abgabe wäre daher ein erster sinnvoller Schritt, um den wirtschaftlichen Schaden der deutschen Klimapolitik erstmal zu begrenzen, bevor man sie Schritt für Schritt komplett abschafft. Statt auf zusätzliche Steuern und Abgaben zu setzen, sollte sich Deutschland auf marktwirtschaftliche Mechanismen konzentrieren.

Fazit: Zeit für einen Kurswechsel – Mit Kernenergie in die Zukunft

Der Kohleausstieg, wie er derzeit in Deutschland praktiziert wird, ist ein Beispiel für kostspielige Symbolpolitik, die keinen globalen Klimaeffekt hat. Milliarden Euro an Steuergeldern werden für Maßnahmen ausgegeben, deren Wirksamkeit nicht nachweisbar ist. Der Verzicht auf Kohle wird mit einer instabilen Energieversorgung, steigenden Strompreisen und sinkender industrieller Wettbewerbsfähigkeit bezahlt.

Die zugrunde liegende Dekarbonisierungsstrategie entpuppt sich als von klima-apokalyptischer Ideologie getrieben, die rationalen, marktwirtschaftlichen Lösungen im Weg steht. Es ist Zeit für einen fundamentalen Kurswechsel:

  1. Abschaffung der CO₂-Abgabe, um Wirtschaft und Bürger zu entlasten, als erster Schritt, die gesamte „Klimaschutzpolitk“ zu verwerfen.
  2. Stärkung marktwirtschaftlicher Mechanismen wie des EU-Emissionshandels.
  3. Abkehr von ideologisch motivierten Maßnahmen, die nur hohe Kosten verursachen, aber nichts am „Weltklima“ ändern können.

Revitalisierung der Kernenergie: Der entscheidende Hebel für Versorgungssicherheit und Klimaschutz

Ein echter Kurswechsel muss jedoch mehr umfassen: Deutschland muss die Kernenergie revitalisieren. Während hierzulande ideologische Vorbehalte weiterhin den Einsatz dieser sauberen, sicheren und zuverlässigen Energiequelle blockieren, zeichnet sich international längst ein neuer Trend ab.

Internationale Beispiele für die Renaissance der Kernenergie

  • USA: Die USA investieren massiv in die Entwicklung von Small Modular Reactors (SMRs). Unternehmen wie NuScale Power und TerraPower (mit Unterstützung von Bill Gates) arbeiten an Reaktoren, die kleiner, günstiger und schneller einsetzbar sind. Die US-Regierung sieht SMRs als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung des Energiesektors.
  • Kanada: Kanada verfolgt eine SMR-Roadmap, um bis 2030 die ersten SMRs in Betrieb zu nehmen. Diese sollen nicht nur Strom liefern, sondern auch abgelegene Regionen und Industriebetriebe zuverlässig versorgen.
  • Großbritannien: Das Vereinigte Königreich setzt mit dem Rolls-Royce SMR-Projekt auf den Bau von modularen Reaktoren, um bis 2050 klimaneutral zu werden und gleichzeitig die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern.
  • China: China baut derzeit sowohl konventionelle Kernkraftwerke als auch neue SMR-Modelle und sieht in der Kernenergie einen wesentlichen Bestandteil seiner Strategie zur Reduzierung der Kohlenutzung.
  • Osteuropa: Länder wie Polen, Rumänien und Tschechien planen ebenfalls SMR-Projekte, um ihre Energieversorgung zu dekarbonisieren, ohne dabei auf Kohle oder Gas angewiesen zu sein.

Small Modular Reactors (SMRs): Die Zukunft der Kernenergie

SMRs stehen für eine neue Generation von Kernreaktoren, die dezentral, modular und mobil-stationär einsetzbar sind. Sie unterscheiden sich in mehreren wesentlichen Punkten von traditionellen Großreaktoren:

  • Höchste Sicherheitsstandards: Viele SMR-Designs besitzen inhärente Sicherheitsmechanismen, die eine Kernschmelze physikalisch unmöglich machen.
  • Dezentrale Energieversorgung: SMRs können direkt an Industrieanlagen, entlegenen Regionen oder urbanen Zentren installiert werden, ohne große Stromübertragungsnetze zu benötigen.
  • Flexible Einsatzmöglichkeiten: Durch ihre kompakte Größe eignen sich SMRs für industrielle Wärmeversorgung, Wasserstoffproduktion und Entsalzung, was sie vielseitig einsetzbar macht.
  • Schnelle Bauzeiten und Skalierbarkeit: Im Vergleich zu Großkraftwerken können SMRs serienmäßig hergestellt und in kürzerer Zeit in Betrieb genommen werden.

Schlussfolgerung: Pragmatismus statt Ideologie – Mit Kernenergie zu Wohlstand und ohne „Klimaschutz“

Deutschland braucht keine teuren Alleingänge, sondern eine pragmatische, wirtschaftsfreundliche Klimapolitik, die Wohlstand, Versorgungssicherheit und technologischen Fortschritt miteinander in Einklang bringt. Dazu gehört:

  • Abschaffung der CO₂-Abgabe, um Verbraucher und Unternehmen zu entlasten als erster Schritt, die gesamte „Klimaschutzpolitk“ zu verwerfen.
  • Marktwirtschaftliche Mechanismen wie der EU-Emissionshandel statt planwirtschaftlicher Eingriffe.
  • Revitalisierung der Kernenergie – insbesondere durch den Einsatz von Small Modular Reactors (SMRs), die weltweit als Schlüsselelement einer nachhaltigen Energiezukunft anerkannt sind.

Deutschland darf den internationalen Anschluss nicht verlieren. Während andere Nationen auf Kernenergie der neuesten Generation setzen, um die Herausforderungen von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit gleichzeitig zu lösen, hält Deutschland an einer ideologisch motivierten Dekarbonisierungspolitik fest, die nutzlos und teuer und aber komplett wirkungslos bleibt.

Die Zeit ist reif für einen Kurswechsel, der nicht auf klima-apokalyptische Narrative, sondern auf Technik, Innovation und wirtschaftliche Vernunft setzt. Mit der Kernenergie – insbesondere durch den Einsatz moderner SMRs – kann Deutschland eine klimafreundliche, sichere und wettbewerbsfähige Energiezukunft gestalten. Je nach Preis und Kosten bleiben Öl, Gas und Kohle sinnvolle andere Energieträger.

 




Das will die Union: Wachstum und Klimaschutz vereinen!

Von Peter Würdig.

So heißt es zumindest in einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Wachstum und Klimaschutz vereinen – Konrad-Adenauer-Stiftung

Nun sagte Goethe schon „Wer Großes will muß sich zusammenraffen; In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister“. Nun war aber die gestellte Aufgabe, Wachstum und Klimaschutz zu vereinen, so groß, dass es den Autoren nicht gelungen ist, sich wirklich zusammenzuraffen, denn herausgekommen ist ein Schriftstück von 109 Seiten und immerhin auch noch 210 Quellenangaben. Ob nun Beschränkung gelungen ist, wie von Goethe empfohlen, oder doch eher Beschränktheit deutlich geworden ist, das müssen die Leser der Studie beurteilen.

Nach den aktuellen Umfragen liegt die Union (CDU/CSU) weit vor den Werten für die SPD, sie wird also wohl den Kanzler stellen, unklar ist nur, wie eine mögliche Koalition aussehen wird. Deswegen ist es also wichtig, sich mit den ideologischen Vorstellungen der Union zu einer möglichen Gestaltung der zukünftigen Politik im Bereich von Energie und Wirtschaft zu befassen. An dieser Stelle will ich nur auf einige Kernpunkte der Studie eingehen, eine ausführliche Darstellung meiner Kritik findet man im Internet:

Die KAS-Studie

Die Studie wurde in der Vorweihnachtszeit aufgestellt und da ist es ein beliebter Brauch, eine Wunschliste für kommende Gaben aufzustellen, die häufig mit der Realität des Möglichen wenig zu tun hat. Eine politischen Partei sollte sich allerdings konkret an den Realitäten im Lande orientieren statt, wie das bei Wahlkämpfen häufig vorkommt, ansprechende Visionen zu verkünden, von denen man weiß, dass diese nie und nimmer erfüllt werden können. Schon der Titel der Studie stellt ja einen frommen Wunsch dar, denn in der jetzigen Situation erleben wir ja, vorsichtig ausgedrückt, das Gegenteil von wirtschaftlichem Wachstum, und das auf Grund von Bemühungen, die den „Schutz des Klimas“ im Sinn haben oder das zumindest vorgeben.

Unter „Klimaschutz“ verstehen die Autoren, dass man in der Wirtschafts- und vor allem Energiepolitik die Verwertung von fossilen Rohstoffen einschränken oder ganz auf null reduzieren soll. Die Frage, ob das überhaupt Sinn macht, wird im ganzen Papier nicht gestellt. Die sog. „Klimaziele“ werden wie eine Mantra vor sich hergetragen, als wären sie göttlichen Ursprungs und nicht eine rein politische Entscheidung. In dem Zusammenhang muss man sich fragen, diese drei Autoren (und ihr Umfeld) sind doch mal zur Schule gegangen, und zum üblichen Lernstoff etwa des siebenten Schuljahres gehört die Photosynthese, mit dieser wird mit Hilfe des Sonnenlichts das in der Atmosphäre vorhandene CO2 in die Grundstoffe von Pflanzen verwandelt, und dieser Prozess ist die Voraussetzung für das Leben von Tieren und Menschen auf dieser Erde. Dann muss man sich doch zumindest die Frage stellen, wie hoch wäre eine optimale Konzentration von CO2, um die Welternährung sicher zu stellen. Bekannt ist ja, dass in früheren erdgeschichtlichen Zeiten die Konzentration von CO2 sehr viel höher war als heute, was Flora und Fauna damals gut getan hat. Nun haben wir heute nur einen bescheidenen Anstieg der Konzentration von CO2, und das hat zu einem Ergrünen der Erde geführt, Wüstengebiete sind spürbar zurückgedrängt. Da stellt sich die Frage, brauchen wir unbedingt mehr Wüstenflächen auf der Erde, oder sollten wir nicht über das Ergrünen doch eher glücklich sein ?

Wir erleben gerade eine weiter fortschreibende Deindustrialisierung Deutschland, dann kann man fragen, welche Vorschläge hat die KAS, um diese verheerende Entwicklung umzukehren und wieder wirtschaftliches Wachstum zu erreichen ? In der Studie heißt es dazu: „Für Deutschland bedeutet der Ausstieg aus der Atomkraft und der Kohleverstromung, dass eine möglichst kostengünstige Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien, (langfristig mit Wasserstoff betriebenen) Gaskraftwerken, Speichern und Flexibilitäten erreicht werden muss.“ Also, eine „möglichst kostengünstige Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien“ muss (!) erreicht werden, aber wie das tatsächlich erreicht werden kann, dazu fehlt in der Studie jeder konkrete Hinweis. Tatsächlich ist es ja bis jetzt so, dass die „ Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien“ Energie massiv verteuert hat, und da die grünen Parteien (also einschließlich CDU) eine Änderung der Strategie nicht erkennen lassen, ist eine weitere Verteuerung und damit die Fortsetzung der Deindustrialisierung zu erwarten.

Wie soll es denn nun wirklich gehen ? Dazu äußert die Studie: „Der Schlüssel für die Verbindung von Wachstum und Klimaschutz sind Innovationen und der technologische Fortschritt.“ Das ist zwar nicht ganz falsch, hat aber wieder den Charakter eines Wunschzettels. Welche Innovationen (Erfindungen) sollen das denn sein, die plötzlich vom Himmel fallen, rechtzeitig vor der nächsten Wahl ? Das ist also im Grunde nur das Eingeständnis, dass die Energiewende ohne eine neue gravierende Entdeckung nicht zu wirtschaftlichen Erfolg führen wird.

Die Hilflosigkeit der Studie zeigt sich auch in der Empfehlung: „Begrenzte staatliche Förderung zur Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung sowie der Versorgungssicherheit“. Wenn die wichtigen politischen Entscheidungen, also der Atom-Ausstieg und der Kohle-Ausstieg dazu geführt haben, dass das elektrische System unsicher geworden ist mit der Gefahr eines Blackouts und die Kosten auf ein Mehrfaches gestiegen sind, dann kann man nicht hoffen, diese Fehler durch große Mengen von Geld zuzuschütten, der Staat hat kein Geld, es sei denn, er nimmt es vorher oder später den Bürgern ab. An die Ursachen der Teuerung heranzugehen, dazu fehlt der KAS der Mut, stattdessen die Situation durch weiter steigende Subventionen zu retten ist hoffnungslos.

Die Autoren der Studie haben erkannt, dass es nachts dunkel ist und der Wind nur weht, wenn er will und nicht wenn er soll. Dazu heißt es dann: „Weltweit werden verschiedene Technologien komplementär zu den Erneuerbaren eingesetzt werden, um die Versorgungslücken zu füllen …“.

Mit dem „weltweiten“ Einsatz dieser Technologien ist es nicht weit her, auch nach über 20 Jahren einer üppigen Subventionierung gibt es in Deutschland nicht eine einzige Windkraftanlage oder eine PV-Anlage, die elektrische Leistung bedarfsgerecht zur Verfügung stellen kann. Man hat Versuche in drei verschiedenen Ländern gemacht, wenigstens eine kleine Insel mit erneuerbaren Energien zu versorgen, in Deutschland war das die Insel Pellworm, PI-News hat darüber berichtet: https://www.pi-news.net/2024/04/speichern-fuer-die-wende/ Alle diese Versuche wurden nach wenigen Jahren wegen der Kosten und wegen technischer Probleme wieder aufgegeben.

In einer Schlussbetrachtung muss man feststellen, dass die beiden Bereiche, die den Titel der Studie ausmachen, nämlich „Wachstum“ und „Klimaschutz“ sehr unterschiedlich gewichtet werden. Es werden viele Ideen aufgezeigt, wie man mit noch mehr Geld die Wirtschaft noch weiter „defossilieren“ kann, so etwas nennt man bekanntlich „Klimaschutz“, und ob diese Bemühungen uns auf Dauer besseres Wetter bringen werden und das diesen Preis wert ist, wird nicht betrachtet. Für das andere Ziel der Studie, Wachstum (der Wirtschaft), gibt es keine konkreten Angaben, es wird nur gesagt (wörtlich), dass eine „möglichst kostengünstige Stromversorgung … erreicht werden muss“. Was heißt hier „muss“ ? Man kann doch nicht im Ernst hoffen, dass durch stramme politische Vorgaben technologische Gegebenheiten und physikalische Gesetze aufgehoben werden können.

Die Autoren der Studie ahnen wohl auch selbst, dass die Vereinigung von Wachstum und Klimaschutz nicht gelingen wird und die Sache am Ende nicht gut ausgeht. So äußert man: „Eine schrumpfende Wirtschaft könnte die Finanzierung von Renten, der Gesundheitsversorgung und anderen Leistungen des Sozialstaats deutlich herausfordernder machen.“ Damit ist die Studie hier zumindest ehrlich, die politische Agenda der Union bedeutet also weitere Einschränkungen im Lebensstandard und deutliche Herausforderungen des Sozialstaats, und wer sich mit dieser Studie befasst hat, kann am Ende nicht sagen, dass er das nicht gewusst hat.

 




Namensänderung: Mein S-B-Modell wird jetzt zum „hemisphärischen Konvektionsmodell“

von Uli Weber

Mein hemisphärisches Stefan-Boltzmann-Modell ist kein Strahlungsmodell, sondern war von Anfang an ein Strahlungs­antriebsmodell; denn es wird von der Leistungsdifferenz zwischen der solaren Einstrahlung und der tatsächlichen individuellen Ortstemperatur angetrieben. Es wird also höchste Zeit, dieses Modell einmal am Stand seiner Weiterentwicklung über mehr als 50 EIKE-Artikel hinweg (mit Dank an Herrn Dipl.-Ing. Michael Limburg) zu betrachten. Der Anstoß für diese Betrachtung lieferte ein Artikel von Dr. Markus Ott, der zufällig passend zum 8. Jahrestag der EIKE-Erstveröffentlichung meines S-B-Ansatzes erschienen war. Nein, einen Link auf diesen Artikel gibt es hier nicht, denn ich werde Herrn Dr. Ott nicht sehenden Auges die üblichen pawlowschen Haßprediger auf den Hals hetzen – nicht nur mein Modell hat sich umfänglich weiterentwickelt, sondern auch die Zahl meiner ad-hominem-Kritiker. Mein erster Artikel über dieses Modell war am 23. Januar 2017 hier auf EIKE erschienen, und ein Herr Frank Endres hatte am selben Tag seherisch kommentiert, Zitat:

Jetzt fallen die Ökofanatiker über ihn her. Das – selbstverständlich selbstgebraute – Bier ist kalt gestellt, nur Chips bzw. Popcorn habe ich leider noch nicht besorgt. Zum ‚Klimaschutz‘ verzichte ich darauf, einkaufen zu gehen und warte hier auf die ersten Beschimpfungen und Zurechtweisungen der anerkannten ‚Elite-Wissenschaftler‘.“

Aber sei‘shaltwieshaltist – jedenfalls ist es eine völlig neue Sichtweise, wenn man einen fremden Artikel über ein Modell liest, das man über fast ein Jahrzehnt kontinuierlich weiterentwickelt hatte. Dieser hemisphärische S-B-Ansatz hatte zunächst einfach nur die terrestrische Temperaturgenese auf eine physikalisch korrekte S-B-Inversion für die Tagseite unserer Erde reduziert. Eine rechnerische Approximation mit einer flächengetreuen Durchschnittsbildung für das Stefan-Boltzmann-Temperaturäquivalent konnte später die sogenannte „gemessene globale Durchschnittstemperatur“ unserer Erde ohne den sogenannten „natürlichen atmosphärischen Treibhauseffekt“ erklären. In der weiteren Folge wurde dieser Ansatz schließlich zum S-B-Modell, das neben seiner fortlaufenden Weiterentwicklung auch an unterschiedlichen atmosphärischen und geografisch-jahreszeitlichen Phänomenen validiert worden war. In dem o.g. Ott-Artikel wird die ausdrückliche Unterscheidung zwischen dem rechnerischen Temperaturäquivalent aus der S-B-Inversion und der tatsächlichen gemessenen Ortstemperatur noch einmal ganz besonders hervor­gehoben. Es wird dort ebenfalls nochmals verdeutlicht, dass innerhalb dieses Modells bei der Erwärmung der Erdoberfläche durch den gleichzeitigen Abfluss von Energie in die globalen Zirkulationen bereits eine Art Mittelung stattfindet. Da sich mein Modell also sehr weit von der ursprünglich namensgebenden S-B-Inversion entfernt hat, ist die bisherige Benennung für einen interessierten Betrachter inzwischen eher fehlleitend geworden, weil sich das weiterentwickelte Modell eben nicht mehr allein auf diese Inversion reduzieren lässt – und schon gar nicht auf ein reines Strahlungsmodell.

Von daher werde ich künftig die Bezeichnung „hemisphärisches Konvektionsmodell“ verwenden.

Als hemisphärisches Konvektionsmodell stellt dieses Modell das Klimasystem unserer Erde vom makroskopischen Standpunkt der Klimadefinition als Durchschnitt von 30 Jahren Wetter dar. Daraus lassen sich dann wiederum die primären Wirkmechanismen der terrestrischen Temperaturgenese auf unserer realen Erde qualitativ ableiten. Am Ende ist dieses einfache hemisphärische Konvektionsmodell Modell dann in der Lage, den Unterschied von Tag und Nacht zu berücksichtigen, ein durchschnittliches jahreszeitliches Wetter zu erklären und analog zu den Beleuchtungs­klimazonen sogar ganz grob die geografischen Klimazonen nachzuempfinden. Im Prinzip handelt es sich also um ein hybrides Modell, das auf eine Kombination von Berechnungen (Tagseite) und der Existenz von terrestrischen Wärmespeichern (Nachtseite) aufbaut. Und weil nicht jeder monothematische Artikel sämtliche Aspekte dieses hemisphärischen Konvektionsmodells abdecken kann, seien nachfolgend noch einmal dessen wesentliche Eckpunkte zusammengefasst:

1. AUSSAGE: Die hemisphärische S-B-Inversion kann die sogenannte globale Durchschnitts­temperatur ohne den vorgeblichen „natürlichen atmosphärischen Treibhauseffekt“ erklären [Berechnungen, Grafiken und weitere Erklärungen].

BEWEIS: Die Berechnungen für die Tagseite unserer Erde beruhen auf dem S-B-Temperatur­äquivalent aus einer ortsgetreuen S-B-Inversion der hemisphärisch eingestrahlten spezifischen Strahlungsleistung der Sonne für die jeweiligen individuellen Ortslagen.

Abbildung 1 Links: Geometrie der solaren Einstrahlung im Äquinoktium

Mitte: Berechnungsschema für das S-B-Temperaturäquivalent in 1° Segmenten

Rechts: S-B-Temperaturäquivalent in Abhängigkeit vom Zenitwinkel der Sonne

Das flächennormierte Temperaturmittel aus dieser Approximation beträgt 14,03°C und wird durch eine Verdoppelung der G&T-Integrallösung bestätigt. Das berechnete S-B-Temperaturäquivalent wird jedoch nirgendwo auf der Erde erreicht. Vielmehr finden mit der morgendlichen Erwärmung der Oberfläche sofort auch Verdunstung und Konvektion statt, durch die wesentliche Mengen der örtlich eingestrahlten Energie in die globalen Zirkulationen übergehen und abgeführt werden. Nach dem 1. HS der Thermodynamit geht diese Energie aber nicht verloren, sondern wird lediglich von den Strömungen in Atmosphäre und Ozeanen aufgenommen und von diesen großflächig verteilt.

BEISPIEL: Jahreszeitlicher Abfluss und Zufluss von Energie auf einer konkreten Ortslage am Beispiel Potsdam [aus Anmerkungen zur Bestimmung der hemisphärischen solaren Einstrahlung auf „Mittelerde“]:

Wie weiter oben bereits ausgeführt wurde, wird das maximale S-B-Temperaturäquivalent auf unserer Erde aufgrund von Konvektion und Verdunstung in der Realität niemals erreicht; umgekehrt wird aber der nächtliche Temperaturabfall durch Kondensation und Advektion abgemildert. Letzteres gilt übrigens auch für das Strahlungsdefizit in mittleren und höheren Breiten der jeweiligen Winter­hemisphäre, dazu nachfolgend das Beispiel für Potsdam:

Abbildung 2: Konvektion und Advektion über das Jahr an einer konkreten Ortslage (Potsdam)

Links: Treppenkurve: Maximale monatliche Bodentemperatur in Potsdam

Blau gestrichelt: Maximales jahreszeitliches S-B-Temperaturäquivalent

Rechts: Differenz zwischen der maximalen monatliche Bodentemperatur in Potsdam und dem maximalen örtlichen S-B-Temperaturäquivalent

Rote Kurve: Trendlinie für die Differenz (schwarze Zackenkurve) zwischen maximaler monatlicher Bodentemperatur und dem maximalen örtlichen S-B-Temperatur­äquivalent in Potsdam

Rot schraffiert: Zufluss von Wärme im Winterhalbjahr

Blau schraffiert: Abfluss von Wärme im Sommerhalbjahr

Im Sommerhalbjahr fließt also Energie in die globalen Wärmespeicher und im Winterhalbjahr wird die Ortstemperatur durch einen Wärmezufluss aus diesen Wärmespeichern gestützt. Und deshalb müssen Atmosphäre und Ozeane als „globale Wärmespeicher“ zwingend in die Bestimmung einer „natürlichen Temperatur“ unserer Erde einbezogen werden.

2. AUSSAGE: Dieses Modell kann die Umkehrung der vektoriellen Strahlungsrichtung zwischen solarer HF-Einstrahlung und terrestrischer IR-Abstrahlung erklären [ausführlich dargestellt in Zeigt der Poynting-Vektor auf „Mittelerde“ oder auf die sogenannte „Abstrahlungshöhe“?].

BEWEIS: Die konventionelle Faktor4-Ableitung einer „natürlichen“ terrestrischen Temperatur aus der globalen IR-Abstrahlung unserer Erde kann die Umkehrung der vektoriellen Strahlungsrichtung zwischen solarer HF-Einstrahlung und terrestrischer IR-Abstrahlung nicht erklären und arbeitet mit einem unphysikalischen skalaren 24h-Durchschnittswert der solaren Einstrahlung. Beim hemisphärischen Modell beschränkt sich die Temperaturgenese jedoch auf die Tagseite der Erde, wo die Sonneneinstrahlung planparallel einfällt und mit dem Cosinus der geografischen Breite temperaturwirksam wird. Denn eine Veränderung der vektoriellen Strahlungsrichtung von HF auf IR kann nur über die zwischenzeitliche Erwärmung von Materie erfolgen:

Einstrahlung HF-solar => Erwärmung von Materie an der Oberfläche => Abstrahlung IR-terrestrisch

Die auf der Tagseite erwärmte Materie gelangt durch die kontinuierliche Erddrehung schließlich auf die Nachtseite, wo sie weiterhin die terrestrische IR-Strahlung senkrecht zur Erdoberfläche abstrahlt.

3. AUSSAGE: Das hemisphärische Konvektionsmodell kann die jahreszeitlichen Schwankungen der örtlichen solaren Einstrahlung abbilden [hier eine ausführliche Darstellung].

BEWEIS: Hier bei uns in Deutschland schwankt die solare LEISTUNG zwischen etwa 90% der Solarkonstanten am Sommerpunkt (21.06.) und etwa 30% am Winterpunkt (21.12.). An den Polen unserer Erde geht es noch extremer zu, dort schwankt die Sonnenscheindauer als Indikator für die solare ARBEIT (=Leistung x Zeit) zwischen 0 Stunden (Wintersonnenwende am Pol der Winterhemisphäre) und 24 Stunden (Sommersonnenwende am Pol der Sommerhemisphäre), was das hemisphärische Konvektionsmodell tatsächlich abzubilden vermag:

Abbildung 3: Das örtliche Maximum der breitenabhängigen temperaturwirksamen spezifischen Strahlungsleistung der Sonne für die gesamte Erde über ein volles Jahr von Herbstäquinoktium zu Herbstäquinoktium (Abszissenbeschriftung aus Sicht der Nordhalbkugel)

Spez. Strahlungsleistung: MAX (Si) @24h-Tag mit (Si = 1.367W/m² * (1-ALBEDO) * cos PHIi)
und (PHIi = örtlicher Zenitwinkel) – Farbdarstellung: 0 [W/m²] (schwarz) – 940 [W/m²] (rot)

Linke Skala: Grad geografische Breite (Süd = „-“)

Skala oben: Datum ab Herbstäquinoktium

Anmerkung: Ein vergleichbarer geografischer Verlauf ergibt sich für das daraus abgeleitete S-B-Temperaturäquivalent (SBT) zwischen (-273°C=schwarz) und (86°C=rot)

https://eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2020/03/fehler_06-640x355.png Das konventionelle Faktor4-THE-Modell vermag diese Schwankungen nicht abzubilden, im Gegenteil, es wirft grundsätzlich dieselbe „natürliche theoretische Globaltemperatur“ für alle Ortslagen auf unserer Erde aus, selbst für die Polkappen und die Wüstengebiete in niederen geografischen Breiten. Da aber das hemisphärische Konvektionsmodell den jahreszeitlichen solaren Zenitwinkel berücksichtigt, kann es sogar die Beleuchtungsklimazonen unserer Erde abbilden:

Abbildung 4: Tentative Gegenüberstellung der Beleuchtungsklimazonen mit dem Jahresverlauf der maximalen solaren Strahlungsleistung im Sommerhalbjahr (Südsommer linke Hälfte und Nordsommer rechte Hälfte)

Overlays rechts und links: Die Beleuchtungsklimazonen der Erde: von oben/unten zur Mitte: Polarzonen, Mittelbreiten, Tropenzone (Quelle: Wikipedia, Autor: Fährtenleser, Lizenz: GNU Free Documentation License)

Darunter farbgebend rot-gelb-schwarz: Das örtliche Maximum der breitenabhängigen temperaturwirksamen spezifischen Strahlungsleistung der Sonne für die gesamte Erde über ein volles Jahr von Herbstäquinoktium zu Herbstäquinoktium

4. AUSSAGE: Das hemisphärische Konvektionsmodell berücksichtigt den physikalischen Unterschied zwischen solarer Leistung und solarer Energie und vermag dadurch den grundsätzlichen Wechsel der Wetterlagen über den Verlauf der Jahreszeiten zu skizzieren [hier eine ausführliche Darstellung].

BEWEIS: Wenn wir uns die Nord- und Südhemisphäre unserer Erde einmal im Verlauf der Jahreszeiten vergegenwärtigen, dann besteht der wesentliche Unterschied zwischen vergleichbaren geografischen Ortslagen in jahreszeitlich erheblichen Gegensätzen der solaren LEISTUNG und der solaren ARBEIT. Die LEISTUNG ist über den solaren Zenitwinkel mit dem rechnerischen maximalen S-B-Temperaturäquivalent verknüpft, während die solare ARBEIT von der lichten Tageslänge (=Sonnenscheindauer) abhängig ist. So ist die solare LEISTUNG aufgrund des hohen Sonnenstandes in den Tropen stets am größten und generiert dort auch das höchste S-B-Temperaturäquivalent. Es ist aber weitgehend unbekannt, dass die solare ARBEIT (Energie=Leistung x Zeit) aufgrund der örtlichen Sonnenscheindauer am Pol der jeweiligen Sommerhemisphäre höher ist als in den Tropen:

Abbildung 5: Tentative räumliche und zeitliche Auswirkungen der hemisphärischen jahreszeitlichen solaren Einstrahlung (nicht flächengetreu)

Rot: Maximale solare ARBEIT auf der Polkappe der Sommerhemisphäre

Grün: Maximale solare LEISTUNG in Tropen und mittleren Breiten der Sommerhemisphäre

Blau: Minima von solarer ARBEIT und solarer LEISTUNG auf der Winterhemisphäre

Links: Sommer auf der Nordhemisphäre plus Tropen der Südhemisphäre

Rechts: Sommer auf der Südhemisphäre plus Tropen der Nordhemisphäre

Wir erkennen hier ganz deutlich, dass die Polarregion der jeweiligen Sommerhemisphäre einen solaren ENERGIE-Hotspot mit dem Maximum zur jeweiligen Sommersonnenwende darstellt. Dieser sommerliche solaren ENERGIE-Hotspot wechselt nun im halbjährlichen Rhythmus von der nördlichen zur südlichen Polarkalotte und zurück. Das bedeutet auch, dass auf den polaren Kalotten die jahreszeitlich höchsten Schwankungen des solaren Klimaantriebs auftreten. Und nicht nur das, denn gleichzeitig treten dort im jahreszeitlichen Verlauf die global stärksten Erwärmungen respektive Abkühlungen auf. Aus diesen Temperaturdifferenzen im Verhältnis zu den Tropen speist sich das Wetter, und von daher ist es kein Wunder, wenn interessierte klimareligiöse Kreise mit diesem regelmäßigen halbjährlichen Umklappen des polaren ENERGIE-Hotspots in einen Kältepol mediale Angst zu verbreiten suchen:

Abbildung 6: Vergleich zwischen der IPCC-Darstellung einer maximalen anthropogenen Klimaeinwirkung und der maximalen jahreszeitlichen Veränderung der Ortstemperatur

Links: Die IPCC-„Figure 1.SM.1 – Season of greatest warming“ aus dem Framing and Context Supplementary Material des IPCC Spezialberichts “Global Warming of 1.5°C” (SR1.5) mit der Jahreszeit der größten menschen-induzierten Erwärmung für den Zeitraum 2006-2015 gegenüber 1850-1900

Rechts: Vereinfachte Darstellung der jahreszeitlichen Veränderung der solaren Ortstemperatur

Polarkappen: violett= extrem – mittlere Breiten: grün=stark – Tropen: gelb=mäßig

Es ist in der IPCC-Grafik deutlich erkennbar, dass in der nördlichen Polarregion die größte anthropogene Veränderung im Zeitraum Dezember-Februar (ocker) sowie März-Mai (blau) stattfindet, während sich diese Veränderung in der südlichen Polarregion auf Juni-August (grün) sowie September-November (violett) beschränkt. Der maximale jahreszeitliche Anstieg der solaren Einstrahlung, und damit auch der Anstieg der Ortstemperatur, ereignet sich rein rechnerisch um die Äquinoktien, und zwar auf der Nordhalbkugel von Februar-April und auf der Südhalbkugel von August-Oktober. Es kommt hier also immerhin zu einer impliziten Übereinstimmung zwischen den beiden dargestellten Grafiken, weil in der linken IPCC-Grafik die maximale Veränderung jeweils in das Halbjahr zwischen Wintersonnenwende und Sommersonnen­wende fällt. Von daher beschleicht den Autor der sicherlich nicht völlig unbegründete Verdacht, das IPCC könnte seine Zeitfenster sehr zielführend ausgewählt haben. Denn ganz zufällig fällt der natürliche jahreszeitliche Anstieg der solaren Einstrahlung auf der Polkappe der Sommerhemisphäre mit der jahreszeitlich größten menschlich-induzierten IPCC-Erwärmung zusammen. Und was die Tropen sowie insbesondere die gemäßigten nördlichen und südlichen Breiten angeht, so pausen sich dort lediglich die spezifischen Veränderungen aus der halbjährlichen Verlagerung des polaren Hotspots durch, die man als Wetter zu bezeichnen pflegt.

5. AUSSAGE: Die Wärmespeicher von Ozeanen und Atmosphäre puffern im Wechsel von Tag und Nacht den nächtliche Energieverlust durch die IR-Abstrahlung der Erde auf ihrer Nachtseite ab, während sie im Tagesverlauf regelmäßig wieder aufgefüllt werden [hier eine ausführliche Darstellung].

BEWEIS: Wir sprechen hier von der realen Erde, wir leben nämlich in einem „eingeschwungenen“ System, in dem die Energiespeicher unserer Erde (im Wesentlichen die Ozeane) bereits voll aufgeladen sind, und zwar von Anbeginn ihrer Entstehung an. Die Ozeane sind in der Frühzeit der Erde entstanden, als die Erde sich langsam abkühlte und eine feste Oberfläche gebildet hatte. Die Meere hatten sich also zunächst aus Wasserdampf kondensiert und sind dann bis zu einem Gleichgewicht zwischen Abkühlung und zugeführter Sonnenenergie abgekühlt.

Sowohl die Temperatur auf der Tagseite der Erde als auch die Temperatur auf deren Nachseite setzen nun auf der Temperatur der globalen Wärmespeicher auf, die im Wesentlichen von der Durchschnittstemperatur der Ozeane (ca. 20°C) bestimmt wird. Wasser ist der hauptsächliche Träger dieser Energie, sei es in flüssiger Form in den Ozeanen oder gasförmig in der Atmosphäre. Die örtliche Nachttemperatur der kontinentalen Landflächen wird also letztendlich über die Umgebungstemperatur ziehender Tiefdruckgebiete oder lokaler Land- Seewind Systeme bestimmt und gehorcht damit der Umgebungsgleichung des Stefan-Boltzmann-Gesetzes. Je weiter nun eine Örtlichkeit vom Meer entfernt liegt und umso weniger Wasserdampf die örtliche Atmosphäre enthält, umso größer sind dort die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Die kontinentalen Wüstengebiete unserer Erde sind dafür ein ganz hervorragendes Beispiel. Seit jeher haben die Ozeane mit einem Zeitverzug von Jahrhunderten jede globale Klimaänderung „mitgemacht“ und gleichzeitig die jeweiligen individuellen Ortstemperaturen (oder meinetwegen auch eine sogenannte „globale Durchschnittstemperatur“) auf der Nachthemisphäre nach unten abgesichert:

Abbildung 7: Die Beziehung zwischen Temperatur und spezifischer Strahlungsleistung im Stefan-Boltzmann-Gesetz. In diesem Beispiel entspricht die Schwankung von +/- 10°C um eine Ortstemperatur von 15°C einer Veränderung der spezifischen solaren Strahlungsleistung um 108 W/m². Die dargestellte S-B- Beziehung kann selbstverständlich auch entsprechend auf andere Ortstemperaturen und deren Schwankungsbreite in der Abfolge von Tag und Nacht angewendet werden.

Anmerkung: Das maximale S-B-Temperaturäquivalent aus der solaren Einstrahlung beträgt unter Berücksichtigung der terrestrischen Albedo 85,7°C. Der zur Aufrechterhaltung der Ortstemperatur erforderliche solare Leistungsbereich ist ockerfarben ausgehalten, darunter liegt die gespeicherte Energie und darüber die verfügbare Energie für Konvektion und Verdunstung

Unsere Erde ist ein Wasserplanet, dessen Oberfläche zu zwei Dritteln mit Ozeanen bedeckt ist. Sowohl die Temperatur auf der Tagseite der Erde als auch die Temperatur auf deren Nachseite werden von der Temperatur der globalen Wärmespeicher getragen, die deutlich größer als 0 Kelvin ist. Diese Temperatur wird im Wesentlichen wiederum von der Durchschnittstemperatur der Ozeane (ca. 20°C) bestimmt und muss nicht erst durch die tägliche solare Einstrahlung erzeugt werden, denn sie ist in diesem „eingeschwungenen“ System ja bereits vorhanden. Der Wärmeinhalt der Ozeane beträgt mehr als 4,59*10^26 Joule oder 50.000 Tage Sonneneinstrahlung, und der dagegen völlig unbeträchtliche nächtliche Wärmeverlust kann am folgenden Tag leicht ersetzt werden. Die solare Einstrahlung muss unsere Erde also gar nicht jeden Morgen von 0 Kelvin an erwärmen, sondern lediglich den nächtlichen Abstrahlungsverlust ersetzen. Von daher bleibt nach der Erwärmung der Erdoberfläche jede Menge Energie übrig, um den nächtlichen Abstrahlungsverlust der globalen Wärmespeicher allein aus der hemisphärischen solaren Tageseinstrahlung zu ersetzen.

Am Ende ist es also einfach nur korrekt angewandte Physik, mit der ein ganz simples hemisphärisches Konvektionsmodell den Ist-Zustand auf unserer Erde sowie dessen jahreszeitliche Veränderungen qualitativ richtig darzustellen vermag. Viel ist dazu gar nicht notwendig, eine Winkelfunktion für den örtlichen solaren Zenitwinkel, die Solarkonstante und das Albedo auf unserer Erde sowie eine physikalisch korrekte Stefan-Boltzmann-Inversion für das rechnerische Ergebnis – fertig. Die hier abrufbare Vergleichsliste zwischen meinem hemisphärischen Konvektionsmodell (@2PiR^2) und dem konventionellen Faktor4-THE-Paradigma (@4PiR^2) mag die Unterschiede zwischen diesen beiden Modellen nochmals verdeutlichen.

 




Das irrste Ampel-Gesetz bleibt unbemerkt

Mit Lug und Trug brachten grüne Hardcore-Ideologen ein Gesetz durch, das Deutschland in den Abgrund führt. Offenbar entdeckten weder Union noch AfD die Zeitbombe. Es ist so eine Art Hunger-Gesetz.

von Robert v. Loewenstern

Stellen Sie sich ein Land vor, dessen Sportler im internationalen Vergleich weit vorne sind. Nennen wir es Lala-Land. Zuständig für sportliche Belange ist der Lala-Verband. Im LLV gibt es eine Abteilung für Ökotrophologie, also Ernährungswissenschaft. Die Lala-Ökos spielen eine wichtige Rolle im Verband, denn was man in Sportler vorne reinsteckt, entscheidet darüber, was hinten rauskommt. Im Idealfall Medaillen.

Unter den Lala-Ökos hat sich eine Denkschule durchgesetzt, deren Anhänger sich Antikaloristen nennen, kurz AntiKa. Getreu ihrem Leitmotiv „Weniger ist weniger“ entwickelt die AntiKa einen Trainingsplan mit stufenweiser Reduzierung der Nahrungsaufnahme. Ziel ist die Begrenzung auf die Hälfte der aktuellen Kalorienzufuhr. Zur Durchsetzung des Plans greift die AntiKa auf die Lehren zweier Management-Gurus zurück. Sie heißen Niccolò di Bernardo dei Machiavelli und Jean-Claude Juncker. Deren Kernsätze lauten „Der Zweck heiligt die Mittel“ und „Wenn es ernst wird, muss man lügen“.

Für die Präsentation im LLV-Vorstand wählt die AntiKa die Überschrift „Besser essen, schöner siegen“. Vorgestellt wird das Konzept als „Umsetzung von Richtlinien des Weltsportverbandes“. Der Vorstand verabschiedet den Plan. Er ist durch den „Kampf gegen Rechtshänder“ im LLV abgelenkt, die als diskriminierend und rassistisch identifiziert wurden. Die Kaloriengrenzen für Athleten bleiben auch nach einem Vorstandswechsel in Kraft.

Leben light

Nette Geschichte, denken Sie vielleicht, aber fern jeder Realität. So ein Nonsens wie der Lala-Hungerzwang fällt selbst den größten Spinnern nicht ein. Doch, tut es. Die deutschen Grünen trieben es noch schlimmer als die AntiKa in Lala-Land. Sie brachten ein Gesetz durch, das ganz Deutschland auf Dauerdiät setzt. In Zukunft dürfen wir nur noch rund halb so viel Energie einsetzen wie bisher – fürs Essen, Heizen, Waschen, Spielen, Arbeiten, Produzieren, Bauen, Transportieren, Reisen. Für alles. Leben light. Geplant, geprüft, gezwungen.

Das legislative Gesamtkunstwerk trägt den geschmeidigen Namen „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland“, kurz Energieeffizienzgesetz. Noch nie gehört? Nicht einen ARD-Brennpunkt, kein ZDF-spezial, keine Lanz-Sprechstunde zum Thema wahrgenommen? Keinen lautstarken Protest der Opposition? Nie einen Aufmacher bei Bild, Spiegel, FAZ, Zeit oder Welt gesehen? Kein Wunder. Das EnEfG kommt so unscheinbar daher, dass sich offenbar kaum jemand die Mühe machte, genauer hinzuschauen. Die wenigen namhaften Stimmen, die Alarm schlugen, wurden nicht gehört. Oder bewusst überhört.

Bevor wir uns dem feuchten Traum der Reduktionsapostel zuwenden, sei zunächst rekapituliert, wie es dazu kam. Den entscheidenden Move machte ein Grüppchen verschworener Grüner im Zuge des Streits um die Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke. Dabei wurde von „radikalen grünen Ideologen“ getrickst, getäuscht und gelogen. Wer mit den schmutzigen Details des finalen Atomausstiegs vertraut ist, mag gerne direkt zur Zwischenüberschrift „Geheime Zusatzvereinbarung“ scrollen.

Ergebnisgeschlossene Prüfung

Phase eins begann am 24. Februar 2022, als russische Truppen in die Ukraine einmarschierten, und dauerte nicht einmal zwei Wochen. Wirtschaftsminister Robert Habeck, erst seit kurzem im Amt, sah sich plötzlich „von Wirklichkeit umzingelt“, was für Grüne offenbar eine gleichermaßen überraschende wie schmerzhafte Erfahrung ist. Umgehend begann eine Diskussion über die Sicherheit deutscher Energieversorgung, die zu großen Teilen von russischem Billiggas abhing.

Habeck versprach eine „ergebnisoffene Prüfung“ zu einem möglichen Weiterbetrieb der drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke. Am 1. März schob er nach, dass es bei der Prüfung „keine Tabus“ geben werde. Weitere sechs Tage später war die tabulose Prüfung ergebnisgeschlossen. Am 7. März entschied das Ampelkabinett, einen AKW-Weiterbetrieb über den 31.12.2022 hinaus abzulehnen.

Nicht nur das Magazin Cicero wunderte sich, wie in „wenigen Tagen und ohne Befragung der anerkannten Fachleute eine sachkundige Prüfung“ stattfinden konnte. Die geforderte Akteneinsicht wurde lange verweigert. Erst nach zwei Jahren und einem Gerichtsurteil rückte das Ministerium entscheidende Unterlagen heraus. Nach deren Auswertung resümierte Cicero: „Die Expertise der mit Steuergeld bezahlten Fachleute im eigenen Ministerium spielte kaum eine Rolle. […] Wenn die Fachreferate beider Ministerien doch mal ihre Einschätzung mitteilen durften, wurde diese meist übergangen – oder gezielt verfälscht.“

Der Energie-Wendler

So hatten Beamte im House of Habeck ausdrücklich auf die vorteilhaften Effekte einer Laufzeitverlängerung hingewiesen: „Die Strompreise sinken, und der Netzbetrieb wird sicherer.“ Ohne Kernkraftwerke würden die Kosten der Netzstabilisierung sogar „stark ansteigen“. Doch auf der Leitungsebene, beim Energie-Wendler Patrick Graichen, verschwanden die positiven Einschätzungen auf wundersame Weise.

Das Umweltministerium unter Führung der Grünen Steffi Lemke war noch kreativer. Dort wirkte ein Abteilungsleiter namens Niehaus. Seine Fachbeamten hielten einen Weiterbetrieb der noch laufenden Atomkraftwerke „über mehrere Jahre“ für „mit der Aufrechterhaltung der nuklearen Sicherheit vereinbar“. Der Grüne Niehaus verkehrte die Aussage kurzerhand ins Gegenteil. Eine Laufzeitverlängerung sei „sicherheitstechnisch nicht vertretbar“.

Der Vorsitzende des eingesetzten Untersuchungsausschusses brachte das Vorgehen des grünen Atomfilzes auf den Punkt: „Es war ein großangelegtes Täuschungsmanöver.“ Wie viel die Minister Habeck und Lemke vom Pro-Atom-Urteil ihrer Fachbeamten wussten, ist unklar. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder belogen Habeck und Lemke die Öffentlichkeit, oder sie hatten keine Ahnung, was ihre Vertrauensleute anstellten. Beide Varianten wären Grund für ministerielle Rücktritte. Aber Rücktritt war früher, heute „trägt“ man nicht nur Verantwortung, man „übernimmt“ sie im Bedarfsfall, und damit hat es sich.

Habeck befürchtete „Edeka“

Phase zwei des finalen Atomausstiegs fand im Spätsommer 2022 statt. Die vermeintliche Killerseuche klang ab, dafür kündigte sich echtes Ungemach an. Russisches Billiggas gab es nicht mehr, die Preise für Strom und Wärme erreichten Rekordhöhen. Den Deutschen drohte ein kalter Winter, im schlimmsten Fall mit Brown- oder gar Blackouts.

Selbst strenggläubigen Grünisten wurde bei dem Gedanken unwohl, sich im frostigen Wohnzimmer mit Teelicht und Filzhandschuhen um die nadelnde Ökotanne zu versammeln und allein auf die Kraft der Körperwärme zu setzen. Anders grüne Funktionsträger. Für sie galt Dogma statt Pragma. Das Atom-Aus musste um jeden Preis durchgesetzt werden.

Robert Habeck hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Laufzeit verlängern und Krieg mit der Partei provozieren oder Kernkraft abschalten und frierende Wähler riskieren. In beiden Fällen konnte das schlimmste aller Übel eintreten, nämlich „Edeka“ – im mittleren Management das beliebte Kürzel für „Ende der Karriere“. Die Abschiebung auf einen ruhigen Versorgungsposten bei den Stadtwerken Flensburg mag Otto Normalverbrenner wie ein Lotto-Jackpot erscheinen, aber nicht jemandem, der davon träumt, als König von Deutschland die Welt zu retten.

Die Richtlinienkompetenz war ein Fake

In dieser misslichen Lage sprang der Kanzler ein. Per Richtlinienkompetenz ordnete Olaf Scholz im Oktober 2022 den AKW-Weiterbetrieb bis Mitte April 2023 an. Sicherheitstechnische Bedenken spielten plötzlich keine Rolle mehr – in den noch laufenden Kernkraftwerken hatte wohl eine Spontanheilung stattgefunden.

Die Ausübung der grundgesetzlich verankerten Richtlinienkompetenz war ein Fake. Schließlich ist sie dafür gedacht, einen widerborstigen Minister per Handlungsanweisung in die Spur zu bringen. Das fand hier nicht statt, wie Dokumente belegen, die der Welt vorliegen: „Demnach zog der Kanzler die Richtlinienkompetenz nicht gegen Habeck, sondern in Absprache mit ihm.“ Die drei Ampelmännchen Scholz, Habeck und Lindner waren sich einig: Die AKW sollten weiterlaufen, mindestens bis ins Frühjahr 2023, nach dem Willen der FDP noch viel länger.

Das angebliche Machtwort von Scholz war also keines. Es half dem Wirtschaftsminister aus der Patsche, der gegenüber seiner Partei behaupten konnte: Ich war’s nicht, der Kanzler ist schuld. Richtig spektakulär war die Enthüllung allerdings nicht, denn sie bestätigte nur eine naheliegende Vermutung. Die Welt hatte Scholz bereits im Oktober 2022 gefragt: „War das Machtwort in Wirklichkeit abgesprochen?“

Geheime Zusatzvereinbarung

Interessanter an der Welt-Veröffentlichung war eine andere Aufdeckung. Habeck und Scholz trafen bei ihrer Absprache an der FDP vorbei eine geheime Zusatzvereinbarung. Die Welt: „Eindeutig belegen die Dokumente, wie Scholz mit Habeck an einer Lösung arbeitete und den Frontmann der Liberalen in der Koalition, Christian Lindner, dabei gezielt umging.“ Der Staatssekretär gewordene Lobbyist Graichen gab seinem Minister per Mail „Verhandlungschips“ vor „als Gegenleistung für einen möglichen Streckbetrieb bei Emsland“. Der Verlängerung von zwei AKW hatten die Grünen bereits zugestimmt, beim dritten, Emsland, zierten sie sich noch.

Ob Olaf Scholz auf einen grünen Bluff hereinfiel, bleibt offen. Vielleicht erklärte Habeck einfach: „Ich brauch’ noch was, damit es aussieht, als hätten wir hart verhandelt.“ Jedenfalls lieferte der Kanzler „weitgehend, was die Grünen bestellt hatten“, wie Welt-Mann Robin Alexander schreibt. Einen Tag nach Graichens Mail verfügte Scholz mit der Richtlinienanweisung: „Parallel zu dieser Entscheidung werden die folgenden Weichenstellungen vorgenommen: Es wird ein ambitioniertes Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz vorgelegt.“

An dieser Stelle endet die lobenswerte Welt-Recherche. Was den Springer-Investigativen nicht auffiel, ist die Bedeutung des Habeck-Scholz-Gemauschels. Wahrscheinlich wusste nicht einmal der Kanzler selbst, was ihm eine grüne Kamarilla da untergejubelt hatte. Die Vermutung liegt nahe, denn „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz“ klingt so unschuldig wie Stromspartipps der AOK: „Füllen Sie den Wasserkocher nur mit der Wassermenge, die Sie wirklich brauchen“.

Bereits der Name ist eine Lüge

In Wahrheit war die Scholz-Zusage Grundlage für die Schaffung eines Monsters. Das Licht der Welt erblickte das „ambitionierte Gesetz“ ein Jahr später, im November 2023. Bereits der Name „Energieeffizienzgesetz“ ist eine Lüge. Es geht im Kern nicht um die Steigerung von Effizienz. Bessere Effizienz könnte heißen, dass beispielsweise mit gleichem Verbrauch mehr Wirkung erzielt wird. Das lässt das EnEfG nicht zu. Es setzt absolute Grenzen. Die Gesamtmenge der in Deutschland eingesetzten Energie muss sinken, Jahr für Jahr.

Die entscheidenden Sätze finden sich in Paragraf 4: „Ziel dieses Gesetzes ist es, den Endenergieverbrauch Deutschlands im Vergleich zum Jahr 2008 bis zum Jahr 2030 um mindestens 26,5 Prozent auf einen Endenergieverbrauch von 1.867 Terawattstunden zu senken.“ Für die Zeit danach ist vorgesehen, „den Endenergieverbrauch Deutschlands im Vergleich zum Jahr 2008 bis zum Jahr 2045 um 45 Prozent zu senken“.

Nun mag mancher einwenden, eine Begrenzung sei möglicherweise gar nicht so dramatisch, wir seien doch schon viel sparsamer beim Energieverbrauch geworden. Warum sollte sich das nicht fortsetzen lassen? Hier sind wir beim nächsten Trick der grünen Zauberkünstler. Die gewählte Bezugsgröße, der „Vergleich zum Jahr 2008“, suggeriert, dass in den vergangenen 16 Jahren bereits eine erhebliche Strecke auf dem Weg zum reduzierten Energieeinsatz schad- und klaglos zurückgelegt wurde. Das ist nicht der Fall.

Umweltbundesamt kann nicht rechnen

Aufklärung schafft eine Publikation des Umweltbundesamtes mit dem Titel „Zentrale Säule der Energiewende – Energieverbrauch und Energieeffizienz in Deutschland“. Auf Seite 4 behauptet das UBA: „Seit 2008 stieg die Endenergieproduktivität der Volkswirtschaft um 55,9 Prozent.“ Klingt gut, ist aber in mehrfacher Hinsicht falsch.

Erstens können die beamteten Umweltspezis nicht rechnen. Die „Endenergieproduktivität“ ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen der in Deutschland genutzten Energie und dem damit erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt. 2008 waren das 1.210 Euro pro Megawattstunde, wie die Grafik neben dem Text zeigt. In 2023, dem letzten aufgeführten Jahr, waren es 1.595 €/MWh. Selbst wer nur Grundrechenarten beherrscht, kann ermitteln, dass der Zuwachs zwischen den beiden Werten nicht 55,9 Prozent beträgt, sondern nur 31,8 Prozent.

Zweitens, selbst die 31,8 Prozent Effizienzsteigerung zwischen 2008 und 2023 sind noch deutlich übertrieben. Wie die UBA-Grafik zeigt, blieb der Jahresenergieverbrauch in Deutschland von Ende 2008 bis Ende 2019 nahezu konstant. 2008 waren es 2.591 Terawattstunden, 2019 waren es 2.514 TWh – eine Mini-Minderung in elf Jahren um insgesamt drei Prozent, im Schnitt pro Jahr nur 0,27 Prozent weniger Energieverbrauch.

Nicht Effizienz, sondern Verzicht

Gleichzeitig stieg in diesem Zeitraum das reale, also inflationsbereinigte BIP im Schnitt um rund ein Prozent pro Jahr. Dadurch erhöhte sich die Energieproduktivität von 1.210 €/MWh auf 1.431 €/MWh, ein Zuwachs von 18,3 Prozent in elf Jahren. Erst ab Anfang 2020 bis Ende 2023 sank der deutsche Endenergieverbrauch in nur vier Jahren um satte zehn Prozent. Dieses bemerkenswerte Minus geschah allerdings nicht durch plötzliche und wundersame Effizienzsteigerung bei der Energienutzung, wie das UBA nahelegt.

2020 erschien Corona auf der Weltbühne. Lockdowns und sonstige Restriktionen dimmten das private und wirtschaftliche Leben herunter. Ab 2022 taten Energiepreis-Explosion, allgemeine Inflation und Rezession ein Übriges. Hinzu kam die strukturelle Krise der deutschen Industrie. Von November 2017 bis Juni 2024 ging die Produktion im produzierenden Gewerbe um 15,3 Indexpunkte zurück.

Zur Energieeinsparung ab 2020 führte also nicht gesteigerte Effizienz, wie das UBA vorgaukelt, sondern Verzicht. Bürger und Wirtschaft verbrauchten weniger, weil sie zunächst nicht mehr durften und später nicht mehr konnten. Zusammengefasst: Die laut UBA angeblich 55,9 Prozent Effizienzsteigerung in 15 Jahren sind, wie gesagt, falsch errechnet. Aber selbst die korrigierten 31,8 Prozent sind bei näherer Betrachtung überzogen. Sie beruhen nicht auf Effizienzsteigerung, sondern auf Energieverzicht aufgrund multipler Krisen.

Für alles nur ein Drittel der Energie

Ich belämmere Sie ungern mit weiterem Zahlensalat, nur so viel: Angenommen, wir schaffen bis 2045 eine magere BIP-Steigerung wie zwischen 2008 und 2019, jährlich etwa ein Prozent. Dann müssten wir unsere Energieeffizienz gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 mehr als verdoppeln, um das EnEfG-Verbrauchsziel für 2045 zu erreichen. Sollte die deutsche Wirtschaft bis 2045 um halbwegs gesunde zwei Prozent im Jahr wachsen, müsste sich die Energieeffizienz sogar fast verdreifachen.

Anders gesagt: Ihre Heizung bräuchte 2045 nur noch gut ein Drittel des Gases bei gleicher Wärmeleistung wie 2019. Ihr Diesel gönnt sich nicht mehr 7 Liter pro 100 km, sondern nur noch 2,6 Liter. Ihr Urlaubsflieger könnte Sie mit derselben Kerosinmenge nicht einmal nach Mallorca und zurück bringen, sondern zweimal. Plus einmal Venedig und retour. So geht es in jedem Lebens- und Wirtschaftsbereich: Vom Herd bis zum Bagger, vom Staubsauger bis zur Stahlpresse, vom Frühstücksomelett bis zur Hühnerzucht – alles funktioniert mit der Hälfte oder nur einem guten Drittel der bisher eingesetzten Energie.

Der Fun Fact: Die grünen Redux-Fetischisten machen dabei keinen Unterschied zwischen guter und böser Energie. Egal, ob der Strom aus dem Windrad oder aus dem Kohlekraftwerk kommt, ob die Heizung mit Erdgas oder grünem Wasserstoff läuft – der Verbrauch muss dramatisch sinken.

Regierungsamtlich verordnete Dauerkrise

Sicher, in vielen Sektoren sind weitere Effizienzsteigerungen beim Energieverbrauch möglich und durch technischen Fortschritt zu erwarten. Aber eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung in allen Bereichen bis 2045 ist eine abwegige Vorstellung. Eine derartige Leistungsexplosion ist blanke Utopie, solange Elon Musk keinen Zaubertrank aus fernen Galaxien mitbringt.

Rein praktisch laufen die Vorgaben der grünen Clan- und Planwirtschaftler daher auf eine regierungsamtlich verordnete Dauerkrise hinaus. Was bleibt, ist Verzicht. Jedes Jahr ein bisschen weniger Energie, jedes Jahr ein bisschen mehr Verzicht. Das Energieeffizienzgesetz ist in Wahrheit legislativ zementierter Degrowth, eine industrielle und gesamtwirtschaftliche Schrumpfung mit allen Folgeeffekten: Wohlstandsverlust, Massenarbeitslosigkeit, Gesellschaftszerfall. Deutschland schafft sich ab.

Gut, ganz so weit wird es wohl nicht kommen. Egal wer regiert, irgendjemand wird beim Absturz ins grüne Paradies der Enthaltsamkeit irgendwann die Reißleine ziehen. Die Frage ist nur, wie viel Schaden bis zur Umkehr angerichtet ist. Aktuell verliert Deutschland Monat für Monat rund 10.000 Industriearbeitsplätze. Die kehren nicht wieder, selbst wenn die Politik eines Tages zur Besinnung kommt.

Grünes Paradies der Enthaltsamkeit

Wer glaubt, das EnEfG entfalte derzeit noch keine Wirkung, täuscht sich. Die praktische Umsetzung hat längst begonnen. Wie in solchen Fällen üblich, wurde Bürokratismus vom Feinsten installiert. Unternehmen müssen Meldefristen für Abwärme einhalten, Energieaudits durchführen, ein betriebliches Energiemanagement-System einrichten – viele schon bis Juli 2025. Bei Nichtbeachtung drohen Bußgelder bis zu 100.000 Euro. Beratungsfirmen bieten ihre Hilfe an, TÜV und IHK veranstalten Online-Seminare zum Thema.

So trägt das EnEfG bereits jetzt zur wirtschaftlichen Abwanderung bei. Unternehmer positionieren sich öffentlich ungern politisch. Sie entscheiden einfach. Wer zig Millionen in Maschinen oder ganze Fabriken investiert, tut das mit Blick auf einen Zeitrahmen von mindestens fünf bis zehn Jahren. Eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl spielen Vernunft und Verlässlichkeit staatlicher Rahmenbedingungen. Einem Staat, der Gaga-Gesetze aus dem Paralleluniversum verabschiedet, ist einiges zuzutrauen, nur keine Vernunft.

Das Energieeffizienzgesetz übertrifft alles, was sich die Grünen bisher auf klimapolitischem Gebiet geleistet haben. Dagegen ist „Habecks Heiz-Hammer“ Pillepalle. Trotzdem findet das EnEfG im öffentlichen Diskurs praktisch nicht statt. Nicht einmal im Wahlkampf griff die Opposition das Thema auf. Offenbar bemerkten weder Union noch AfD die grüne Zeitbombe.

„Extremistische Klimapolitik“

Auch in großen Medien wurde das Gesetz des Grauens nur in Ausnahmefällen gewürdigt. Im Dezember erklärten zwei Fachleute in einem Gastbeitrag bei Focus Online die „drastischen Folgen“ des „krassesten Klimagesetzes“. Die Experten nahmen kein Blatt vor den Mund. Man komme einer „gesetzlich unterlegten Zero- bzw. Degrowth-Politik und einer Energiemangelwirtschaft in Deutschland sehr nahe“. Deutschland habe wieder einmal „Goldplating“ betrieben, sei also weit über EU-Richtlinien hinausgegangen. Das EnEfG zeuge „von politischer Übergriffigkeit, Anmaßung von Wissen und Allmachtsphantasien“.

Bei Achgut.com wies zuletzt Fritz Vahrenholt auf das „Monstergesetz planwirtschaftlicher Prägung“ hin, das „Deutschland, wie wir es kennen, zerstören“ werde. Schon länger schlägt ein anderer ausgewiesener Experte Alarm. Der Ökonom Hans-Werner Sinn polterte letztes Jahr in einem Vortrag (online nicht mehr abrufbar): „Der Endenergieverbrauch soll von 2008 bis 2045 um 45 Prozent zurückgehen und zwar nicht nur der schmutzige Endenergieverbrauch, sondern jedweder Endenergieverbrauch. […] Da fragt man sich, was das denn soll. Das ist geradezu hirnrissig. Das ist ein Programm der Deindustrialisierung. […] Es ist kaum zu glauben, aber das ist die Gesetzeslage in Deutschland.“

Über die Gesamtheit des grün bestimmten Treibens urteilte der Ex-Chef des Ifo-Instituts noch schärfer: „Eine extremistische Klimapolitik hat sich dieses Landes bemächtigt und wird realisiert. Es ist ein Extremismus der Mitte, der hier zu beobachten ist. Das Land hat irgendwie seinen Verstand verloren bei der Vorgabe dieser Werte.“

Graichens Werk und Habecks Beitrag

Man kann es auch anders sagen: Mit ihrem Extremismus in Klima- und Energiefragen haben sich die Grünen endgültig aus der politischen Mitte verabschiedet. Klar, Politiker wie Robert Habeck, die auf Herausforderungen der Realität mit der vollen Härte des Geschwätzes reagieren, erscheinen in ihrer Unbedarftheit einigermaßen harmlos. Deshalb ist es verfehlt, den Wirtschaftsminister „Schwachkopf professional“ zu nennen. Professionalität ist Habeck beim besten Willen nicht zu unterstellen.

Es sind Hardcore-Ideologen im Hintergrund, die Wahn in Paragrafen gießen. Treuherzchen wie Habeck dienen den Strippenziehern nur als freundliche Fassade. Die wirklich Gefährlichen sind die Graichen und Niehaus und ihr weitverzweigtes Netzwerk. Im Dienst der „guten Sache“ kennen sie keine Skrupel. Wer sich mit den Weltenrettern an einen Tisch setzt, muss wissen, worauf er sich einlässt. Die Grünen spielen mit gezinkten Karten.

Wann die politische Konkurrenz aufwacht und wie es mit dem Energieeffizienzgesetz und anderem Klima-Irrwitz weitergeht, dürfen wir mit Spannung erwarten. Zum Ausgleich erzähle ich Ihnen das Ende der Geschichte aus Lala-Land:

Einige Zeit nach Einführung des Hunger-Programms ist der Lala-Spitzensport auf Kreisliga-Niveau abgerutscht. Zur Erforschung des unerklärlichen Phänomens beschließt der LLV-Vorstand, eine Expertenkommission einzusetzen. Die Auswahl der Fachleute soll nach rein wissenschaftlichen Kriterien erfolgen. Mit dieser Aufgabe wird eine neutrale, vertrauenswürdige Institution betraut. Sie heißt AntiKa.

 

Robert von Loewenstern ist Jurist und Unternehmer. Von 1991 bis 1993 war er TV-Korrespondent in Washington, zunächst für ProSieben, später für n-tv. Er lebt in Bonn und Berlin.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

 




Bundesnetzagentur ermittelt gegen eine Dunkelflaute

„Dunkelflaute“ hat wie „Blitzkrieg“ oder „Kindergarten“ den Weg in den englischen Sprachraum geschafft. In anderen Sprachen ist der Begriff überflüssig, weil Windstille bei Dunkelheit etwas mit Wetter, aber wenig mit Energieversorgung zu tun hat. Das ist im Energiewende-Wunderland anders und auf typisch deutsche Art können die Folgen ihres Eintretens zur Suche nach Schuldigen führen. 

von Frank Hennig

Diese Überschrift ist irreführend. Natürlich ermittelt niemand gegen eine Windstille bei Dunkelheit, aber zu den Folgen des Ereignisses schon. Hin und wieder erschweren die Mächte der Finsternis und des Wetters den durchschlagenden Erfolg der deutschnationalen Energiewende. Neben den drei bisherigen Dunkelflauten um den 6. November, den 12. Dezember und den 27. Dezember 2024 halten windschwache Zeiten im Januar und Februar 2025 an.

„Windkraftbetreiber schlittern in die Krise“, titelt finazmarktwelt.de am 2. Februar. Der Wettergott nimmt an der Rundumsubventionierung dieser Technologie eben nicht teil. Von Jahresbeginn bis Mitte Februar verringerte sich die Windstromproduktion um etwa 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen kann, einer oftmals versagenden Stromproduktion aus diesen Zufallsenergieanlagen eine Rolle bei der „nationalen Sicherheit“ oder des „öffentlichen Interesses“ zuzuschreiben, ist auf rationaler Grundlage nicht erklärbar. Es ist nur dann erklärbar, wenn man berücksichtigt, dass die Windlobby in Gestalt der Grünen in der bisherigen Regierung saß.

Parallel zu den Nichtwind- und Schwachwindzeiten reagierten die Preise im Großhandel. Am Spotmarkt wurden Spitzenwerte am 11. Dezember, 17 Uhr, von 1.158 Euro pro Megawattstunde (€/MWh) und am 12. Dezember um 9 Uhr von 990 €/MWh erreicht. Im Intraday-Handel (für den Folgetag) waren 936 €/MWh der Höchstwert. Das sind 93,6 Cent pro Kilowattstunde, etwa das Dreifache des Haushaltsstrompreises, allerdings noch vor Steuern, Abgaben und Netzentgelten. Erhebliche Importmengen in Richtung von 20 Gigawatt trieben überall in Europa die Preise, was zu bösen Kommentaren insbesondere aus Schweden und Norwegen führte, wo darüber sogar die Regierungskoalition zerbrach.

Es mag in der grün geführten Bundesnetzagentur (BNA) unvorstellbar sein, dass es trotz kluger und weiser Führung durch den Großen Robert zu solchen Verwerfungen kommen kann. Zeitgleich war eine größere Zahl deutscher konventioneller Kraftwerke nicht am Netz, was die Möglichkeit eröffnet, Schuldige zu suchen. Gern zum Ziel werden dann Großkonzerne, Kohlebarone und fossile Dinosaurier. Die Atommafia ließ sich schlecht heranziehen, sie war ja schon eliminiert und was die Fossilen betrifft, läuft deren Abschaltung auf gesetzlicher Basis weiter in der Überzeugung, dass wir sie künftig ohnehin nicht mehr brauchen würden.

Also kündigte der grüne BNA-Präsident Klaus Müller Untersuchungen an, ob Marktmanipulationen der Kraftwerksbetreiber die Ursache für die hohen Preise um den 12. Dezember gewesen sein könnten. Sie hätten durch das Zurückhalten von Kapazitäten den Preis womöglich weiter treiben wollen.

Acht Wochen später liegt noch kein Untersuchungsergebnis vor. Auf Presseanfrage antwortet die Behörde, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien, die öffentlich zugänglichen Daten enthielten „Unschärfen“.

Andere sind etwas fixer. Bereits zwei Tage nach dieser Dunkelflaute hatte Stefan Spiegelsberger von „Outdoor Chiemgau“, Energiejournalist und Risikoberater, die nicht verfügbaren Kraftwerke inklusive der Ursachen ermittelt. Sehenswert dazu sein Video, ab Minute 8 wird auch die nichtverfügbare Kraftwerksleistung von 14,27 Gigawatt erklärt.

Dazu kommt ein Strickfehler im System. Insgesamt durften etwa 13 Gigawatt Kraftwerksleistung aus der Kapazitäts- und Netzreserve und an „Besonderen netztechnischen Betriebsmitteln“ nicht eingesetzt werden, denn sie gelten als Notreserve und werden durch die Netzbetreiber nur eingesetzt, wenn Gefahr für die Sicherheit des Netzes besteht. Das war in den Dunkelflauten nicht der Fall. Ergebnis ist, dass diese Kraftwerke nicht am Markt teilnehmen durften, obwohl sie stark preissenkend gewirkt hätten.

Die hohe Zahl nichtverfügbarer Kraftwerke wird nicht sinken. Alle Kohlekraftwerke haben einen Stilllegungstermin, entsprechend sind die Instandhaltungsstrategien auf diesen Zeitpunkt ausgerichtet. Das heißt, die Reparaturen werden auf das Nötigste beschränkt, investiert wird nicht mehr und ein höheres Störungsrisiko wird in Kauf genommen. Im Vergleich zum Halter eines Autos: Würde eine Behörde die Stilllegung im übernächsten Jahr verfügen, ließe der den letzten Ölwechsel, die neuen Wischerblätter und den eigentlich nötigen Wechsel der Zündkerzen auch ausfallen.

Erzeugt man den Strom volatil, dann hat man zu wenig oder zu viel, jedenfalls keine bedarfsgerechten Lieferungen. Die Dunkelflauten treiben die Preise, beeinträchtigten aber (noch) nicht die Netzsicherheit. Eine ordentliche Hellbrise im kommenden Sommer kann sich durch die eingeschränkte Regelfähigkeit zu einem größeren und fulminanten Problem entwickeln. Der Präsident der BNA ist von dieser Sorge getrieben. Notfallmaßnahmen seien nicht auszuschließen, er befürchtet technischen und finanziellen Stress. Die Behörde bemühe sich, der Politik den Ernst der Lage zu vermitteln. Mehr Kritik an seinen grünen Genossen ist von ihm nicht zu hören.

Wir dürfen gespannt sein, wo man die Schuldigen nach Problemen mit den Mächten gleißenden Lichts suchen wird.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier